Die kleinen Spar- I fur Kleider- u. Mantelstoffe, Weiss waren, ene besondere Mantel-Steffe Ein posten prima Mantelstoffe 2²⁰ in englischem Geschmack 140 em breite Ware. jetzt Mtr. 350 40 350 690 Mantel-Ottomane Einfarbige Wollstoffe nur gute reinwollene Qualität. in schönen Farben Mtr. 3.93, 295 reis Schlafdecken etc. 0 1 22 1 0 Spezialität sind von jeher unsere billigen Lagerposten. rr Licnt mit Waren, bei denen sich der Arbeits- lohn kaum rentiert, sondern mit hochwertigen Quaſſtaten treten wir an u. mit Preisen, wie Sie Sonst für billige Preislagen anlegen müssen. Ueberzeugen Sie sich bitte sofort, denn bei solchen Qualitäten zu solchen Preisen ist Weigzwaren Lagerposten aus einer ersten sudd. Fabrik, teils mit unbedeutenden Schönheitsfehlern, aber nur beste und allerbeste Qualitäten. Schw-ere Cretonne u. Linon 78 Edelmatken... Mtr. 90, Flatenweepelzcrolsce sten eue besten Geweben für verwöhnte Qualitätskäufer 48 Mtr. J. 33, 1.20, 1. 83,68, 58 Bettuch-Cretonne u. LInons ver.“? allererster Güte, 150 vorherr- 115 schend 160 m breit Mtr. 1.75, reitendamact Blumendamast Manendamast dra lr.. 75 bra für- 1. 20 J800r.. l. 95 fUr Herren, feine Meg-SfOffe Anzugqꝗſtoffe 150m breit.... Mfr. 11.80, 95 Manngeim, an den Planken rascher Absatz sicher! Bettuch-Biber Allererstes sudd. Fabrikat, fehlerlos, von hervorrag. Haltbarkeit, 140/10 om br. ue 240 4 75 geen 45 225 Abgepapte Biber-Bettücher eie, dieselbe Edelqualität wie am Stück, das Bettuch 1400220 u. 189/20 335 gros.... M. 4.35, 3.90, Kamelhaardecken tens m. Herriieher Blumenborden, Ausnahme- Preise: Kamelhaa farbige Decken Stück 11.90, 790 Kamelhaar und Wolle 9 Stück 29. 225⁰ Rein Kamelhaar ... Stück 32.50, 41=., 375⁰ Hermann Veben der Haupipost Danksagung. Zurückgekehrt vom Grabe unseres lieben Ver- storbenen sagen wir allen denen, die uns bei dem schweren und plötzlichen Verluste so trostreich zur Seite standen, unseren herzlichen Dank. Besonderen Dank dem Kath. Arbeiterverein, dem Kath. Kirchenchor, der Sänger-Einheit, den Altersge. nossen, der Tüncher-lnnung und dem Zentralverband der Arbeitsinvaliden für die ihm erwiesene letzte Ehre, sowie für die überaus viele Kranz- und Blumen- spende und den Stiftern von Seelenmessen. Viernheim, den 22. November 1930. Familie NMeudörfer. J!!!! ͤ eignen sich besonders für Kunststickereien. Lassen Sie sich unverbindlich die neuesten, auf der „Phönix“ Maschine hergestellten Arbeiten zeigen. Sülek- Unterricht, auch Neimunterricht jederzeit kostenlos. Reparaturen schnell und billig. deore Wunder 6. Wernanlermsb * Lorscher straße 44. p—j——— ů eee eee, Zum Austragen einer be— deutenden Versicherungszeit- schrift wird ein tüchtiger Aus träger umnunnumnmnnumuunnmnmnnnnmmmmmgaannmnnnunn gesucht. Kaution muß gestellt werden. Angebote unter W 105 an die Expedition ds. Bl. Weinnachls-Lor verbal! Enorme Extra Angebote in Herren-; Damen- und Kinder- Schirmen Stöcken und Stock- Jetzt: loi, Rabatt Besuche rechtzeitig erbeten Zurücklegung auf Wunsch Senürm- Schmitt. Manahelm gegr. 1868 nur 0 1, f — ——..—...—.—.—. Von der Reise zurückge- kehrt, bringe ich meiner werten Kundschaft zur gefl. Erinnerung, daß ich meine Schunmacherel deen wieder eröffnet habe. Um geneigten Zuspruch bittet Wiesenstraße 17—19 aacaaaanaamgamaamafumamgad S ονοοοονοꝰοο e 5 desc hütte Frönund. Central. Film Palast Samstag, Sonntag und Montag Das wunderbare Machkirchwein-Frogramm 1 Der neueste und herrlichste Tonfilm- Schlager der Saison. Ein 100 b iger Ton-, Sprech- und desangelum Ueberall stürmischer Aplaus, überall der größte Erfolg. Da morgen Sonntag mit einem überfüllten Hause zu rechnen ist, möge man nach Möglichkeit die heutige Vorstellung besuchen Kommen, sehen, hören, lachen und staunen. Im 2. Teil des Programms zeigt man Lon Chaney, der Meister der Künstler in Der Sohn der Taiga oder: Die Revolte von Mowokurzk Ein Film am Rande der Weltgeschichte von heute. Ein gran- dioser und ergreifender Abenteuerfilm. Eine Liebes-Episode aus dem russischen Bürgerkrieg in 7 wuchtigen Akten. Wahre Begebenheiten.— Außerdem zeigt man den aktuellen Film Dle„Zeppelin“- Landung in Mannheim. Als Einlage: Den Köstlichen Lustspiel: Schlager N Die Abenteuer elnes Sonntagsreiters. Ein Lachen von Anfang bis ans Ende.— Die schönsten und billigsten Nachkirchwein- Unterhaltungen finden Sie im Central Film-Palast. Trotz höherer Unkosten keine Preiserhöhung. Besuchen auch Sie den Cefſpa u. Sie werden staunen. Anf. an allen Tagen halb 8 Uhr. Ab 9 Uhr ist stets nochmals alles zu sehen. Sonntag Millan Grone Jugend- und Ainder-Vorslellusg. 1. Der Sehn der Taiga. 2. Zweimal Hochzeit, 3. Die Aben. teuer eines Sonntagsteiters. 4. Die Zeppelin- Landung in Mannheim. Alſe Kinder gehen wieder in den Cefipa. enheimer Anzeiger (lernheimer Tageblatt— Biernheimer Nachrichten) Viernh eimer N e täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 5 ei ins Haus gebr — Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeltige illuſtrierte acht. Gonntags latt„Sterne und Blame, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wanb⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 1525 recher 117.— Telegramme: unf Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt nkfurt a. M.— Schriftleitung, Dru Ar. 271 wtb. Berlin, 23. Nov. Der Sochwaſſer⸗ ſtand des Rheins hatte bei Köln um 18 Uhr 7.20 Meter erreicht, dabei ſteigt der Fluß ſtündlich noch um fünf Zentimeter. Weite Wie⸗ ſenflächen ſind überſchwemmt. Auch aus Bonn und Koblenz kommen Meldungen, daß infolge des Unwetters zahlreiche Schäden angerichtet wurden. Die Koblenzer Schiffbrücke hat den Betrieb eingeſtellt. Die Rhein⸗Moſel⸗Front iſt bald überſchwemmt, die Geſchäfte und Häuſer werden zum Teil von den Familien geräumt. Auch bei der Nahe rechnet man für heute mit einem Höchſtwaſſerſtand. Für den Rheinſchiff⸗ fahrtsverkehr iſt mit einer Sperrung des Be⸗ triebes für morgen zu rechnen. In Baden hat das Unwetter ebenfalls rieſige Schäden angerichtet. Von überall werden Zug⸗ ſtörungen und Unterbrechungen im Fernſprech⸗ und Telegraphenverkehr gemeldet. In dem Orte Schwabach, der bis in die ſpäten Nachmit⸗ tagsſtunden ohne Strom war, wurde eine Halle vom Sturm gehoben und auf die andere Seite geſchleudert. 8 Auch aus Bayern werden Sturm⸗ und Wet⸗ terſchäden gemeldet. Im Flughafen München⸗ Oberwieſenſeld wurde das Dach der Flughalle teilweiſe abgedeckt. Im Sendlinger Bahnhof ſtürzte ein Maſt der elektriſchen Fahrleitung um. In Nürnberg wurden Schornſteine von den Dächern geweht. Die Züge hatten auf dieſer Strecke bis zu 1½ Stunden Verſpätungen. Im Küſtengebiet der Nordſee wütet ſeit heute früh ein ſchwerer Nordweſtſturm, der bisweilen zu Orkanſtärle anwächſt. In der Schweiz legte der Sturm bei Solo⸗ thurn gegen 1000 Kubikmeter Hochwald nie⸗ der. In Baſel wurden als ſeltene Erſcheinung Kugelblitze bei einem Gewitter beobachtet. Auch die Seine und andere Flüſſe in Frank⸗ reich führen Hochwaſſer. Der geſamte Schiſfs⸗ vertehr war während des Unwetters lahmge⸗ legt. In Rouen ſind verſchiedene Motorboote geſunken. Von mehreren Schiffen fehlen Nach⸗ richten, ſodaß man den Verluſt von Menſchen⸗ leben befürchten muß. Vei Crembergen in Belgien barſt ein Deich in einer Breite von 80 Meter, doch hofft man, den Schaden bald wieder zu beſeitigen. Durch die Ueberſchwemmungen wurden zahlreiche La⸗ gerſchuppen auch in Antwerpen vernichtet. Münchener Funktürme. eingeſtürzt. München, 23. Nov. In München ſtürzten am frühen Morgen die beiden 85 Meter hohen Funttürme des Senders München⸗Stadelheim zuſammen, vielmehr ſie brachen in 25 Meter Höhe einfach ab und wurden in den Hof der Strafanſtalt Stadelheim geſchleudert, wo ſie einen Lagerſchuppen durchſchlugen. Verletzt wurde niemand. Der Deutſchen Stunde in Bayern gelang es gegen mittag, vermittels einer Notantenne den Senderdienſt in be⸗ ſchrünltem Umfange wieder aufzunehmen. Beide Funktürme waren erſt vor 14 Tagen ge⸗ prüft und überholt worden. Die Antenne des Brünner Senders vom Sturm zerſtört. wtb. Prag, 23. Nov. Der ſeit heute früh wütende heftige Sturm verurſachte im Eiſen⸗ bahnbetrieb große Störungen. In der Nähe von Beneſchau entgleiſte die Lokomotive eines Schnellzuges auf offener Strecke, da ſie auf eiſerne Maſte einer Starkſtromleitung, die vom Sturme umgelegt waren, auffuhr. Zahlreiche Jugverſpätungen entſtanden dadurch, daß die Gleiſe von umgeſtürzten Bäumen und Tele⸗ graphenſtangen befreit werden mußten. Durch den Sturm wurde auch die Antenne des Brün⸗ ner Rundfunkſenders herabgeriſſen, ſodaß die Sendung eingeſtellt werden mußte. ö u. Verlag : Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Zeitung D bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— W Die einſpaltige e koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., (Biernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden ber 1930 ———— Orkan über Europa Ueberall rieſige Schäden.— Münchener Funktürme eingeſtürzt.— Hochwaſſer des Rheins Sturmſchäden in Mannheim Mannheim, 23. Nov. Durch den in der ver⸗ gangenen Nacht zwiſchen 3 und 4 Uhr herrſchen⸗ den Sturm wurden in der Breitenſtraße an ver⸗ ſchiedenen Geſchäftshäuſern die Fenſterſcheiben eingedrückt. So das Schaufenſter des Schuhhau⸗ ſes Fritz, des Schuhhauſes Salamander, am Zigarettengeſchäft Koob. am Warenhaus Kan⸗ der und am Kaufhaus Whoolworth. Am Hauſe Draisſtraße 45 riß der heftige Sturm ein gro— ßes Stück der Giebelwand ein. Die Steinmaſ⸗ ſen ſtürzten auf ein großes angebautes klefne— res Wohnhaus, das wegen Einſturzgefahr vorübergehend geräumt werden mußte. In der Frieſenheimerſtraße wurde das Dach des Hau⸗ ſes 19 abgedeckt und zum Teil etwa 30 Meter weit fortgetragen. Die Trümmer fielen auf ein Schienengeleiſe, andere Teile auf ein angren⸗ zendes Wohnhaus und Fabrikgebäude. Der Lei⸗ tungsdraht einer Straßenbahnlinie wurde ab⸗ geriſſen, ſodaß er in geringer Höhe über der Straße hing. Ein die Radfahrer verfing ſich in den Draht und erlitt Verbrennungen im Geſicht. Die gefährliche Stelle wurde für den Verkehr geſperrt. In der Schwetzingerſtraße riß das Unwetter ein Re⸗ klameſchild ab, das im Fallen eine Schaufen⸗ ſterſcheibe einſchlug. Im Stadtteil Neckarau wurden die Dächer einer Wirtſchaft und einer 36 Meter langen Scheune vom Wind abgedeckt, Die polniſchen Straße paſſierender, Die Trümmer des Scheunendaches erſchlugen ein 1½ Zentner ſchweres Schwein. In Feu— denheim wurde neben verſchiedenen Garten⸗ zäunen ein Leitungsmaſt der Starkſtromleitung in der Neckarſtraße umgelegt. In der Neckar— ſtraße wurde ein Tabaklagerſchuppen umgeriſ⸗ ſen, ſodaß die Straße längere Zeit abgeſperrt werden mußte. Auch in den anderen Stadttel— len richtete der Sturm ſtellenweiſe beträcht— lichen Schaden an, im Käfertaler Wald wurde eine große Anzahl Bäume entwurzelt. Ein Fabritſchornſtein zuſammengebrochen. Edenkoben, 23. Nov. Der hier tobende nächt⸗ liche Gewitterſturm hatte um 4 Uhr morgens eine ſolche Stärke erreicht, daß der erſt im vori⸗ gen Jahre erbaute Schornſtein der Möbel- fabrik Niederhöſer Söhne plötzlich mit lautem Getöſe zuſammenſtürzte. Die ſtürzenden Teile des Kamins durchſchlugen die Decke eines Aus— ſtellungsraumes, wo einige Möbelſtücke zerſtört wurden. Der obere Schornſteinrand zertrüm⸗ merte außerdem die Zimmerwand eines angren— zenden Wohnhauſes, wo die Küche des Zimmer— meiſters Paulus vollſtändig verſchüttet wurde. Die Kücheneinrichtung iſt demoliert. Zum Glück war niemand in dem Hauſe anweſend. Von dem vorher 34 Meter hohen Kamin ſtehen nur noch etwa 20 Meter. 5 Senatswahlen Gegen die Deutſchen mit Stöcken und Knüppeln.— 6 Todesopfer des Wahlterrors witb Warſchau. 23. Nov. Wie die Polniſche Telegraphenagentur meldet. ſind die Wahlen zum Senat im ganzen Land vollſtändig ruhig verlaufen. Die Wahlbeteiligung war, wie ſtets bei Senatswahlen, ſchwächer als bei den Wah⸗ N len zum Sejm, wozu auch der heftige Sturm und Regen, von dem ganz Polen heimgeſucht wurde, beigetragen hat. Die Wahllokale wurden um 12 Uhr geſchloſſen. wib Kattowitz,. Nov. Während des Wahl⸗ ſonntags wurden deutſch⸗ſprechende Perſonen auf der Straße überfallen und mißhandelt. An einzelnen Orten kam es auch zu Zuſammenſtößen zwiſchen den Aufſtändiſchen und dem Selbſt⸗ ſchutz der polniſchen Oppoſition, dabei wurde in Gollaſchowitz ein Polizeibeamter erſchoſſen. In ländlichen Gemeinden wurden die deutſchen Ver⸗ trauensleute durch uniformierte Aufſtändiſche aus den Wahllokalen geworfen und ihre bevoll⸗ mächtigten Beſcheinigungen zerriſſen. In Kattowitz wurde feſtgeſtellt, daß höhere Eiſenbahnbeamte eine Kontrolle über die zur Wahl erſchienenen Eiſenbahnbeamten ausübten. Die Beamten mußten ihre Stimmzettel vorzei⸗ gen. Zahlreiche Drohbriefe der Wahlkommiſſion, die durch die Poſt portofrei befördert wurden, ſind an Angehörige der deutſchen Minderheit verſchickt worden. 3 rf: wtb. Kattowitz, 23. Nop. 23 e gen noch keine Wahlergebniſſe vor. die einen aus⸗ reichenden Ueberblick über die Wahlen zum Se⸗ nat und zum ſchleſiſchen Sejm geſtatten. Aus den vorhandenen Ergebniſſen aus Kattowitz und Königshütte iſt zu entnehmen, daß ſich die Ver⸗ ſchiedenheit der Wahlliſtennummern der Deut⸗ ſchen Wahlgemeinſchaft(Seim und Senat) ver⸗ hängnisvoll ausgewirkt hat. Die äußerſt zahl⸗ reichen Verwicklungen haben einen außerordent⸗ lichen Stimmenverluſt zur Folge. da die Zahl der ſalſchen Stimmſcheine bedeutend iſt. An Wahlübergrifſen ſind wiederum eine ganze Menge ſeſtzuſtellen. Zablreiche deutſche Ver⸗ trauensleute wurden wegen Kleinigkeiten aus den Wahllotalen entfernt. In Wilezek drangen heute in den erſten Nachmittagsſtunden 8 bis 10 uniformierte Auſſtändiſche in ſämtliche Wahl⸗ lokale ein, um die deutſchen Vertrauensleute zu entfernen. Wer das Wahnokal nicht freiwillig verlaſſen wollte, wurde mit Knüppeln und Stöcken be⸗ arbeitet. 1 Gegen 23 Uhr lie⸗ 90 Die Poliziſten ſtanden dabei, ohne dagegen ein⸗ zuſchreiten. Am Vormittag wurden ſämtliche 1 deutſchen Stimmzettelverteiler ebenfalls mißhan⸗ delt.— In Lipiny wurde ein Schützenmeiſter ſchon ſeit vier Tagen in den Abendſtunden be— läſtigt. Am Samstag unternahmen kurz vor Mitternacht etwa 80 bis 90 Aufſtändiſche einen Generalangriff gegen ſeine Wohnung. Nach— dem zunächſt die Fenſterläden mit Ziegelſteinen beworſen worden waren, wodurch 28 Scheiben in Trümmer gingen, und eine Abteilung ver⸗ ſuchte, in das Haus einzudringen, gab der Be⸗ drängte Schreckſchüſſe ab. Dies veranlaßte ſchließlich die Aufſtändiſchen, von ihrem Vorha⸗ ben abzuſehen. Sie gaben dann auf der Poli⸗ zeiwache an, daß ſie von dem Hütttenmeiſter be— ſchoſſen worden ſeien, als ſie ruhig ihres Weges an ſeinem Hauſe vorbeigekommen ſeien. Der Wahlterror in Oſtoberſchleſien. Bisher 6 Tote. wtb. Kattowitz, 24. Nov. Infolge der Ein— ſchüchterung der Bevölkerung auf dem Lande laufen diesmal die Wahlreſultate außerordent— lich ſchleppend ein. Aus den gegen 1.45 Uhr früh vorliegenden Wahlreſultaten ergibt ſich. daß die deutſchen Stimmen in der Wofjewodſchaft Schle— ſien lediglich durch die Verweigerung der Wahl— berechtigung infolge der Anzweifelung der polni- ſchen Staatsangehörigkeit bei tauſenden von An— gehörigen der deutſchen Minderheit und durch Verwechſelung der Stimmzettel bei den Senats— und Seimwahlen an Zahl eingebüßt haben. Es hätte ſich ſonſt nicht nur eine gute Behauptung der deutſchen Stimmen, ſondern zum Teil ſogar ein nicht zu unterſchätzendes Anwachſen ergeben. Ein auch nur annähernder Ueberblick läßt ſich aus den bisherigen ſpärlichen Ergebniſſen nicht gewinnen. Die Stimmabgabe, iſt wie gemeldet, von intereſſierter aufſtändiſcher Seite überall ſtark überwacht worden. Nach den bisher vor⸗ liegenden Meldungen ſind in der Nacht zum Sonntag und am Sonntag ſechs Tote als Opfer des Wahlterrors zu verzeichnen. Die Streichungen von Minderheitenangehörigen auf den Wahlliſten werden unter Zugrundelegung der von der polniſchen Preſſe gemachten Anga⸗ ben auf mindeſtens 15—20 000 geſchätzt. Daß der Wahlterror ſich diesmal noch viel ſchlimmer aus⸗ 47. Jahrgang gewirkt hat als bei den Wahlen am vergangenen Sonntag, erhellt aus dem bedeutſamen Rück⸗ gang der Stimmen überhaupt. Beſprechungen der Tabak⸗ händler beim Reichskanzler enb Berlin, 24. Nov.(Eigene Meldung.) Im Reichskanzler-Palais findet am Montag vor— mittag, wie der„Montagmorgen“ meldet, eine Konferenz über den Preisabban der geſamten Zigaretteninduſtrie ſtatt. Der Verein der Ber— liner Tabhakwarengroßbändler hat dem Blatte. zufolge den Antrag geſtellt. der Reichskanzler möge umgehend durch Verwaltungsvorſchriften eine Preisſenkung in der Zigaretteninduſtrie da— durch herbeiführen. daß die bisherigen Preis— ſchutzbeſtimmungen aufgehoben werden. Ob dieſe Schutzbeſtimmungen heute noch rechtsgültig ſind, ſei überhaupt zweifelhaft, da das Landge— richt 1 letzthin durch ein Urteil auf Grund der Kartellnotverorbnung ausdrücklich auch das N von Zigaretten für zuläſſig erklärt e. Graf Bethlen beim Reichskanzler wtb. Berlin, 23. Nov. Reichskanzler Dr. Brü⸗ ning gab geſtern abend im Reichskanzlerhaus zu Ehren des ungariſchen Miniſterpräſidenten Graf Bethlen und ſeiner Begleitung ein Eſſen, an dem neben den Reichsminiſtern und den Mit⸗ gliedern der ungariſchen Geſandtſchaft der Präſi⸗ dent des Reichstages. Vertreter des Reichsrates. führende Parlamentarier, Spitzen von Reichs⸗ und Staatsbehörden ſowie der Kirchen und An⸗ gehörige der unaariſchen Kolonie und ſührende Vertreter der Wirtſchaft, der Wiſſenſchaft und der Preſſe teilnahmen. Während des Feſtmahles, das in dem Kon— greßſaal von 1878 ſtattfand, hielt der Reichskanz— ler eine Anſprache. Miniſterpräſident Graf Bethlen führte in ſei— ner Antwort u, a. aus mit Bewunderung ver⸗ folge das ungariſche Volk den trotz aller Hinder⸗ niſſe ungebrochenen Mut, mit dem das Reich un⸗ ter der ſicheren und zielbewußten Führung für eine beſſere Zukunft kämpfe. 8 Hochbefriedigt werde die öffentliche Meinung Ungarns die Botſchaft des Reichskanzlers hören, daß es der Wunſch der deutſchen Regierung ſei. den auf gemeinſamen politiſchen und kulturellen Idealen aufgebauten Beziehungen auch auf dem Gebiet der Wirtſchaft ſtärkere Auswirkung zu verſchaffen. 5 Candung des Do& in Ca Coruno wtb. Coruna, 23. Nov.(Copyrigyt WTB.) Nach wundervollem zweieinhalbſtündigem Flug entlang romantiſcher wilder Küſte Spaniens 13.40 Uhr im Hafen von La Coruna, 300 Meter vom Kai entfernt glatt gelandet. Un⸗ beſchreiblicher Jubel. Alle Häuſer beflaggt. Kanonen gaben Ehrenſaluten. Sirenen heulen. Der Kai ſchwarz voll Menſchen.„Do X“ flog ſicher und ruhig wie gewöhnt. An Bord alles wohl. Torpedoboote begrüßen uns. Flug, Lan⸗ dung und Empfang waren ein Märchen. Wei⸗ terflug Liſſabon nicht vor übermorgen. Letzte Radiomeldungen Schneeſturm in den amerikaniſchen Südoſtſtaaten. wtb. Denver(Colorado), 24. Nov. In den Staaten Neu⸗Mexito, Colorado, Arizona, Cali⸗ fornien, Nevada, Texas und Oregon wüten Schneeſtürme von ungeheurer Heftigkeit. Nach den bisherigen Meldungen ſind 15 Perſonen ums Leben gekommen. Sieben werden noch ver⸗ mißt. In Californien wurden aus den Trüm⸗ mern eines während des Sturmes abgeſtürzten Flugzeugs drei Leichen geborgen. Der im Sü⸗ den des Staates mit beſonderer Heftigkeit wütende Sturm hat den geſamten Verkehr lahm⸗ gelegt, Fenſterſcheiben eingedrückt, zahlreiche Bäume entwurzelt. Vier Perſonen wurden ge⸗ tötet, zahlreiche verletzt. Aus Nah und Fern Darmſtadt, 22. Nov.(Einnahmen und Aus⸗ gaben Heſſens im Oktober 1930.) Die Einnah⸗ men und Ausgaben Heſſens ſind im Oktober 1930 etwas günſtiger als im Vormonat. Im ordentlichen Haushalt belaufen ſich die Einnay⸗ men auf insgeſamt 11085 Millionen RM. und öwar aus Steuern 8,518 Millionen RM., aus Volksbildung, Kunſt, Kultus und Wiſſenſchaft 0,104 Millionen RM., aus der übrigen Landes⸗ verwaltung 1,810 Millionen RM. Die Aus⸗ gaben betragen insgeſamt 9,568 Millionen RM. und zwar für Juſtizpflege 0,768 Mill. RM., für Volksbildung, Kunſt, Kultus und Wiſſen⸗ ſchaft 2,877 Mill. RM., für Wohnungsweſen 1,008 Mill. RM., für den Schuldendienſt 0,509 Mill. RM., für Ruhegehälter 1,375 Mill. RM, für Sonſtiges 3,031 Mill. RM. Es ergibt ſich alſo im Oktober ein Einnahmeüberſchuß von 1,517 Mill. RM., wodurch ſich das Geſamtdefizit der erſten ſieben Monate des Rechnungsjahres auf 14,148 Mill. RM. verringert. Im außer⸗ ordentlichen Haushalt dagegen ſtehen 0,153 Mill. RM. Einnhmen, 3,126 Mill. Ausgaben gegen⸗ über, und zwar für Wohnungsweſen 0,151 Mill. RM., für Sonſtiges 0,121 Mill. RM. und für die Staatsbetriebe und Unternehmungen 2,854 Mill. RM.(davon 2.841 Mill. RM. für Ankauf von Forſten auf Grund einer Eingabe⸗ bewilligung aus dem Jahre 1929). Der außer— ordentliche Etat verzeichnet nunmehr eine Min⸗ deſteinnahme für die erſten ſieben Monate des Rechnungsjahres von 3,249 Mill. RM. Darmſtadt, 22. Nov.(Verſtärkung der Darmſtädter Schloßwache.) Um bei den ſich mehrenden Zuſammenſtößen politiſcher Gegner im Zentrum Darmſtadts einen genügend ſtar— ken Polizeiſchutz bereit zu haben, wird voraus- ſichtlich ab 1. Dezember die Wache am Schloß am Marktplatz auf etwa 70 Mann verſtärkt, während drei andere Reviere in der Nähe noch als einfache Meldeſtellen mit wenigen Beamten weitergeführt werden. Friedberg, 22. Nov. Weitere Kürzung der Beamtengehälter in Heſſen? Bei einer Beſprechung auf Einladung der bhieſigen Stadtverwaltung und in Anweſenheit von Ver⸗ tretern der Innungen, Handwerk, Gewerbe uſw. itber die Preisſenkungen machte Kreisdirektor Landtagsabgeordneter Rechthieu die bemerkens— werte Mitteilung, daß die heſſiſche Regierung beabſichtige, die Beamtengehälter über die im Reich vorgeſehene Kürzung von ſechs Prozent hinaus um zehn und bei den höheren Beamten um 15 Prozent zu kürzen. Im übrigen wurde von dem Friedberger Bürgermeiſter feſtgeſtellt, daß die Ausſprache ein poſitives Ergebnis nicht gezeitigt habe, daß allerdings im Lauft des Jahres verſchiedene Gewerbe bereits Preisſen⸗ kungen vorgenommen hätten, mit weiteren Preisſenkungen aber nur nach erfolgter Senkung der Generalunkoſten(öffentlichen Laſten, Mieten uſw.) zu rechnen ſei. Mainz, 22. Nov. Der 1929er kommt auf den Markt. Ende dieſes Monats begin⸗ nen hier wieder die großen Weinverſteigerungen der rheinheſſiſchen Weingüter. Man iſt auf die erſten Ergebniſſe geſpannt, umſomehr, als der 1929er mit ſeiner vorzüglichen Qualität zum er⸗ ten Male in größere Mengen auf den offiziellen arkt kommt. Daneben aber kommen noch we⸗ ſentliche Beſtände von 1928 zum Angebot. All⸗ gemein darf man erwarten, daß die Qualität des 19 29ers trotz der reichen Ernte des Herbſtes 1930 ein Anziehen der Preiſe bedingen wird. Das Intereſſe für die Verſteigerungen iſt ſehr roß. 5 Lachen 21. Nov.( Motorradunfall.) Ge⸗ ſtern abend ſtieß auf der Straße zwiſchen Lachen—Speyerdorf an einer Kurve der hieſige Poſtangeſtellte Schwieder mit ſeinem Motorrad gegen ein Dannſtadter Fuhrwerk und erlitt ei⸗ nen komplizierten Bruch des linken Oberarms. Infolge des ſtürmiſchen Wetters konnte der Motorradfahrer das Fuhrwerk nicht rechtzeitig geben. weggeſchleudert wurde. Entenwach, 20. Nov. 10 gut abgelaufen. Geſtern nachmittag ereignete ſich beim Erzie⸗ hungsheim ein ſchwerer Verkehrsunfall. Der Bankbeamte Kuhr von Winnweiler fuhr mit ſeinem Motorrad auf ber Hauptſtraße, als plötz⸗ lich ein Kaiſerslauterner Lieferwagen in vollem Tempo und ohne Signal herausfuhr und ſo heftig auf das Motorrad ſtieß, daß es zer⸗ trümmert wurde, und der Motorradfahrer zehn bis zwölf Meter mit über die Bahngleiſe hin⸗ Kuhr fuhr mit einer leichten Verletzung davon. Trier, 21. Nov.(Vorſicht beim Aufſpringen auf die Straßenbahn.) Ein junger Mann aus Griesborn verſuchte nachts gegen 12.30 Uhr auf einen Zug der Straßenbahn, der ſich in voller Fahrt nach Saarlouis befand, aufzuſpringen. Der Unvorſichtige vermochte ſich, wie man an⸗ nimmt, auf dem Trittbrett nicht aufzurichten und ſtieß mit dem Körper nach außen hängend, mit dem Kopf gegen einen Maſt der elektriſchen Oberleitung. Der Schwerverletzte wurde ins Krankenhaus der Franziskanerinnen verbracht, wo er nach wenigen Stunden ſtarb. Neuſtadt a. d. Hdt., 22. Nov. Ergebnis⸗ loſe Güterverſteigerungen. Zwei im „Neuſtadter Hof“ anberaumte Güterverſteige⸗ rungen von J. Louis und Konrad Wiedemann Witwe mußten wieder eingeſtellt werden, da ſie infolge Geldmangels ergebnislos verliefen.— Auch ein Zeichen der Zeit! Landau, 22. Nov. Weinfälſcher ner⸗ haftet. Der Winzer Julius Jung aus Roth wurde wegen Verdachts der Weinfälſchung in Haft genommen. In ſeinem Keller wurden 10000 Liter Wein, deren Herkunft er nicht nachweiſen konnte, beſchlagnahmt. Im Braunkohlentagebau.— Zwei Arbeiter verſchüttet. Köln, 22. Nov. In dem der Horremer Bri⸗ kettfabrik GmbH. gehörenden Braunkohlentage— bau Fiſchbach bei Horrem a. Erft weſtlich Köln ereignete ſich am Freitag vormittag um 6,15 Uhr ein ſchweres Unglück. Ein Teil des ſüdlichen Kohlenſtoßes brach aus und wurde durch nach⸗ ſetzendes Deckgebirge in den Tagebau der Grube gedrückt. Zwei Bergleute, die gerade an der Un⸗ glücksſtelle arbeiteten, gerieten unter die zu⸗ ſammenbrechenden Maſſen. Sie konnten bisher noch nicht geborgen werden. Die abgeſtürzten Erdmaſſen werden auf etwa zwei Millionen Kubikmeter geſchätzt. Es handelt ſich um eine Strecke von 90 Metern, die abgeſtürzt iſt. Auf etwa 350 Meter iſt die Abraumbahn unterbro⸗ chen. Alles Material auf der Abſturzſtrecke wur⸗ de mit in die Tiefe geriſſen, ſo u.a. ein ſchwerer Grubenbagger. An einer Stelle ſind Tannenbäu⸗ me, die auf dem böchſten Gipfel des Abraumes ſtanden, 110 Meter tief 0 Abſturzdecke ragt ein mehr a N und 200 Meter breiter Kohlenſtoß gewieſen, ef apgeſturzt. n 60 Meter ho kompakten Maſſen hervor. Durch den Abſturz wurden zwei Pumpen der Grubenanlage verſchüttet, jedoch ſind weitere vier Pumpen in Betrieb, ſodaß eine Gefahr des Erſaufens der Grube nicht beſteht.— Die Ur⸗ ſache des Erdrutſches iſt noch nicht bekannt. Man vermutet aber, daß infolge des anhaltenden Regens die Tonſchicht unterſpült wurde. Es muß als ein großes Glück bezeichnet werden, daß zur Zeit des Unglücks nur die zwei ver⸗ ſchütteten Arbeiter an der Unglücksſtelle weilten. Zehn Mann, die ſich in der Nähe aufhielten, konnten ſich in letzter Minute in Sicherheit brin⸗ gen. An die Bergung der beiden Verſchütteten iſt vorläufig noch nicht zu denken. Das Bergamt hat ſofort eine Unterſuchung eingeleitet. Darmſtadt, 21. Nov.(Der heſſiſche Innen⸗ miniſter als Kläger.) Durch das Erweiterte Bezirksſchöffengericht wurde heute der National⸗ ſozialiſt und Stadtratsmitglied, der 27⸗jährige Kaufmann Abt zu 2 Wochen Gefängnis verur⸗ teilt. Er hatte in einer öffentlichen Verſamm⸗ lung am 7. Juni, in der der Reichstagsabgeord⸗ nete Dr. Feder ſprach, behauptet, das Miniſte⸗ rium des Innern habe die Polizeibeamten an⸗ Zuſammenſtöße in nationalſozialiſti⸗ ſchen Verſammlungen zu provozieren. Die Ver⸗ haftung erfolgte auf Grund der§ 185 und 186 des St. G. B. Das Gericht erblickte in der Un⸗ terſtellung, der Miniſter verleite ſeine Beamten zu ungeſetzlichen Handlungen, eine ſchwere Be⸗ leidigung, die mit Geldſtrafe nicht zu ahnden ſei. Der Staatsanwalt hatte vier Wochen beantragt. Den Wahrheitsbeweis konnte der Angeklagte nicht erbringen. Beweisanträge der Verteidi⸗ dung, die erſt während der Verhandlung geſtellt wurden, wurden, da ſie nicht mit der Prozeß⸗ materie im Zuſammenhang ſtanden, abgelehnt. Eine Aeußerung des Angeklagten, die das Ge⸗ richt angriff, er habe kein Vertrauen zu ihm, wurde mit einer Ordnungsſtrafe von 50 RM. belegt. Als der Verteidiger, Rechtsanwalt Schloi⸗ mann, das Urteil im Prozeß Amendt in ſein Plaidoyer hineinzog,— er nannte es ein Schrek⸗ kensurteil—. wurden ihm durch Landgerichts⸗ direktor Schmidt und Staatsanwalt Dr. Meuſe⸗ zahl ſcharfe Zurückweiſungen zuteil. Der Ver⸗ teidiger legte ſein Mandat daraufhin nieder und kündigte Berufung an. Dem Miniſter des In⸗ nern wurde Publikationsbefugnis in den Darm⸗ ſtäbter Blättern zugeſprochen. Der Angeklagte trägt die Koſten des Verfahrens. Darmſtadt, 22. Nov. Blinde und Taub⸗ ſtumme in Heſſen. Nach den Mitteilungen; des Landesſtatiſtiſchen Amtes befinden ſich in zer Taubſtummenanſtalt in Bensheim unter der Neue Nillalar 15 in Ananien? 5 Das geplante Direkto rium der Generale. Link 8: General Saro, Militärgouverneur von Madrid; Mitte: General Barrera, früherer Generalkapitän von Katalonien. Rechts: General Martinez Anido, Innen⸗ miniſter unter Primo de Rivera. in ſeinen verſchwommen in die Erſcheinung ö von ſieb Mädchen, in Friedb i ſieben Lehrern 24 Knaben un 20 N der Blindenanſtalt in Friedberg unter ſicht von 5 Lehrern 51 Kna Oppenheim, 22. Nov. Erfolgr e jag den. Die bis jetzt in Rheinheſſen durchge⸗ führten Treibjagden hatten alle ein ſehr gutes Ergebnis. Die Zahl der erlegten Haſen überſtieg in allen Fällen weſentlich das Jagdergebnis der letzten Jahre, In der Gemeinde Bechtolsheim wurden in einem zweitägigen Treiben üben tauſend Angehörige der Familie Lampe erlegt Immer größereschwierigkeiten für Verbrecher Ein neues Verfahren zur Feſtſtellung von Fingerabdrücken, das beſtimmt iſt, den Verbre⸗ chern ihr Handwerk weiter zu erſchweren, wurobe nach franzöſiſchen Blättern von Dr. Leung, dem Aſſiſtenten am Polizeilaboratorium zu Lyon, gemacht. Bei der Unterſuchung von Raub⸗ und Mordfällen hat man oft genug die Erfahrung machen müſſen, daß die von den Verbrechern an Mauern und Möbeln hinterlaſſenen Fingerab⸗ drücken photographiſch nicht aufgenommen wer⸗ den konnten. Man darf annehmen, daß die Schwierigkeit, ein befriedigend klares Bild der Fingerabdrücke auf der Platte zu erhalten, ſchon manchen Verbrecher der Beſtrafung ent⸗ zogen hat. Schlechte Belichtung oder das ge⸗ ringſte Verſehen bei der Einſtellung laſſen den photographiſchen Fingerabdruck ſo unklar und treten, daß das Bild in der Praxis ſich als wertlos erweiſt. Dr. Leung hat nun nach langen Verſuchen eine Flüſſigkeit gefunden, die, wenn ſie auf ſo gut wie unſichtbare Fingerabdrücke geſpritzt wird, erhärtet und damit eine vollſtändig klare und ſcharfe Gußſorm liefert. Iſt die Flüſſigkeit er⸗ ſtarrt, ſo kann dieſe Gußform mühelos von dem Gegenſtand abgelöſt und im Laboratorium zur mikroſkopiſchen oder photographiſchen Unter⸗ ſuchung benutzt werden. Verſuche, die mit dem neuen Verfahren in dem Polizeilaboratorium gemacht wurden, hatten ein durchaus befriedi⸗ gendes Ergebnis. 2000 blinde Paſſagiere— an Bord eines Ozeandampfers Die Vereinigten Staaten ſind um 2000 Schwal⸗ ben ärmer geworden. Die Segler der Lüfte, die der Heimat entführt wurden, ſind dieſer Tage wohlbehalten in Southampton eingetroſſen. nach⸗ dem ſie als unfreiwillige Paſſagiere an Bord des Dampfers„Olympic“ den Ozean überguert hat⸗ ten. Die Schwalben hatten ſich in Schwärmen auf den Maſten des Dampfers, der im Haſen von Newyork vor Anker lag, niedergelaſſen und pflegten von dort aus die anderen im Hafen lie⸗ genden Schiffe zu beſuchen. um ſich an dem Ge⸗ treide gütlich zu tun, das die Schiffe als Ladung an Bord nahmen. Bei Eintreten der Dunkelheit fanden ſie ſich dann wieder auſ den Maſten der „OBlympier ein, um der Ruye der pflegen. Als ſie im tiefen Schlaf lagen, hatte der Dampfer vom Kai losgemacht und war nach Europa in See gegangen. Alsdann die Sonne aufging und die Schwalben erwachten, ſahen ſie ſich ſtatt in der gewohnten Umgebung auf offenem Meer. Nach einigen Verſuchen, den Heimweg zu finden, und nach ſtundenlanger Unruhe beruhigten ſich dann die Schwalben wieder und entſchloſſen ſich, an Bord zu bleiben. Auf der Suche nach Schla' und Futtergelegenheit flogen ſie während dee Reiſe in den Salons und Kabinen des Schiffes herum. Erſt kurz vor der engliſchen Küſte tra⸗ fen ſie Anſtalten, ihre ſchwimmende Wohnung zu verlaſſen, und ſchlugen die Richtung nach dem Feſtland ein. Sie verweilten aber dort nur we⸗ nige Stunden. Augenſcheinlich behagte ihnen das engliſche Klima durchaus nicht, denn die Schwal⸗ ben erhoben ſich nach kurzer Orientierung in die Luft, um ein milderes Klima an der Küſte des Mittelmeeres aufzuſuchen. C... y d ũꝙ d d y Sehwbes fer Gerlinde Roman von Anny Wothe. (Nachdruck verboten.) (10. Fortſetzung.) „Papa iſt traurig? Bei mir lacht er immer. Mit mir ſpielt er immer Pferdchen und Eiſen— bahn, bei mir kriecht er auch immer, wenn wir „wildes Tier“ ſpielen, am Boden herum.— Nein, Schweſter, Papa iſt gar nicht traurig. Trud ſagt es auch.“ Die Diakoniſſin ſah plötzlich der Beſchließerin erſt verlegen fortſchielte un. Blick der Schweſter begegnete. „Ich brauche Sie augenblicklich nicht Trud“, bedeutete ſie mit ſtrenger Stimme der Diene— rin, die ihr mit verbiſſenem Geſicht trotzte. Auch hier alſo gab es eine feindliche Par⸗ tei, nicht nur für den Grafen, ſondern auch für ſie. a Die Trud nahm jetzt ſo energiſch das Tablett vom Tiſch, daß alle Taſſen gegenein⸗ anderklirrten, und verließ mit einem mah⸗ nenden„Weine man nicht, Klauschen“, dröh⸗ nenden Schrittes den Burghof. „Die Trud ſoll hier bleiben“, heulte der Junge auf,„ich will nicht allein bei dir ſein, ich will Papa und die Trud haben, ſie ſollen beide kommen“. Schweſter Gerlinde zwang mit einem Druck ihrer Hand das ſich wild aufbäumende, jäm⸗ merlich ſchluchzende Kind in den Stuhl zurück. „Unſer kleiner Jim in Afrika hätte ſich nie ſo unartig wie du benommen, Klaus, Er hätte ſtrengem Blick Heſicht, die zu⸗ ann bockig dem ſich geſchämt, und er war doch nur ein armſeli⸗ ger Negerbube.“ Klaus' Tränen verſiegten ſofort. Groß und feſt ſahen die Kinderaugen der Schweſter ins Geſicht. a „Und er hatte auch keine Mutter?“ „Nein, Klaus, und auch kein Vater, keinen gütigen, lieben Vater wie du. Er war ganz allein auf der Welt. Und hätten wir Schwe— ſtern uns ſeiner nicht angenommen, dann wä⸗ re er vielleicht verhungert!“ Eine Weile ſchwieg der kleine Kranke. Ab und zu jagte eine helle Röte über ſein Geſicht. „Ich fürchte mich, ſo ganz allein zu ſein, wie Jim“, flüſterte er dann. „Bete zu Gott, mein Junge, deinen Vater läßt.“ Unſicher irrten die großen, blauen Kinder⸗ augen zu der Schweſter auf. Die ſchmalen Lip⸗ pen zuckten ein paarmal ſchmerzlich, dann aber ſtahl ſich die zarte, ſchlanke Knabenhand halb ſcheu, halb zutraulich in die der Schweſter. „Klaus will ein braver Junge werden, wie Jim, Schweſter“, gelobte er dann feſt, das blaſſe Geſicht hebend.„Du darfſt aber nicht böſe ſein,“ ſchmeichelte er weiter. „Nein Klaus, gewiß nicht, aber du mußt auch deinen guten Vater nicht kränken. Ver⸗ ſprichſt du das?“ „Ich habe. Papa doch ſehr lieb“, gab der Kleine mit unterdrückter Stimme zurück. „Na, ſiehſt du, dann iſt ja alles gut! Nach⸗ her will ich dir auch eine ſchöne Geſchichte er⸗ zählen von einem tapferen, kleinen Jungen, den ich gekannt habe. Jetzt aber mußt du noch das Ei hier eſſen und dann bringe ich dich zu Dr. Nielſen. Haſt du auch fleißig gelernt?“ daß er dir Klaus nickte ernſthaft. „Viel, ach, furchtbar viel. Du mußt Wini⸗ fred fragen, die weiß alles.“ Die Schweſter biß ſich auf die Lippen. Das war der unheilvolle Einfluß, den der Graf angedeutet. Die ſchöne Schweſter war für den Jungen augenſcheinlich die höchſte Auto⸗ rität. Schwer und düſter türmten ſich nach allen Seiten Hinderniſſe. Würde ſie die Kraft, die Ausdauer und die Liebe haben, dieſe Hem⸗ mungen zu überwinden? Sie war wieder ſo mutlos geworden, ſeitdem ſie empfunden, daß auch die alte Dienerin ſich ſo feindlich zu ihr ſtellte. f Wenn ſich Schweſter Gerlinde auch ſagen mußte, d. Trud ſich ſchließl. nur aus Eiferſucht ſo ſtellte, weil ſie fürchtete die Liebe des Kin⸗ des urch den Einfluß der neuen Pflegerin zu verlieren, ſo warf die deutlich gezeigte Ab⸗ neigung der alten Frau doch einen Schatten auf ihren Weg. Die Diakoniſſin band ihrem kleinen Pfleg⸗ ling mechaniſch die Serviette ab, ihr Auge haftete aber da drüben an dem dunklen Tor, als müſſe von dort das Unheil drohen. Da flogen auch ſchon die ſchweren Eiſenflügel auf und zwei weißgekleidete Mädchengeſtalten eil⸗ ten lebhaft auf den Rollſtuhl des Knaben zu. Keine der jungen Komteſſen, die ihren Bruder zärtlich liebkoſten nahm die geringſte Notiz von der Anweſenheit der Diakoniſſin. Eine Weile ſchaute Schweſter Gerlinde mit halb geſchloſſenen Augen nachdenklich auf die kleine Gruppe. Als aber jetzt der junge Bruder an Winifreds Hals in Tränen aus⸗ brechend ſchluchzte:„Ach, Wini, Papa war ja ſo böſe. Und ich habe doch nur geſagt, was ich ſollte,“ da trat die zwiſchen die Geſchwiſter. „Ich muß ſehr bitten, Komteſſe,“ ſagte ſie nachdrücklich zu Winifred, deren Locken wie rote Schlangen in der Sonne ſchillerten,„Ih⸗ ren Bruder nicht unnütz aufzuregen. Ich habe die Verantwortung für den Kranken über⸗ nommen. Aber die Aufregungen, denen das Kind, wie ich ſehe, unaufhörlich ausgeſetzt iſt, ſind ihm ſchädlich. Die zarte Konſtitution des Kindes verträgt das nicht.“ Minifred tat ſehr von oben herab. „Ich habe Sie nicht um ihre Meinung ge⸗ fragt, Schweſter.“ „Das wäre auch hoöchſt überflüſſig, Kom⸗ teſſe, denn ich pflege meine Meinung nicht Unberufenen, ſelbſt wenn ich darum gefragt werde, zu unterbreiten. Wollen Sie, bitte, ein wenig zur Seite treten. Klaus muß fetzt ins Haus.“ 5 N Die gleiche Zornesfalte, die vorhin des Grafen Geſicht entſtellte, lohte jetzt über Winifreds Antlitz. Feſt umſchloſſen die zuk⸗ kenden Mädchenhände die Handgriffe des Rollſtuhles. „Was fällt Ihnen denn ein?“ kam es wut⸗ bebend von Winifreds Lippen.„Klaus iſt mein Bruder. Es bedarf wirklich nicht erſt 9 5 Erlaubnis, ob er hier bleiben ſoll oder n 5 „Sie ſind vollkommen im Irrtum, Kom⸗ teſſe. Im Krankenzimmer gebietet der Arzt und die Pflegerin, niemand ſonſt.“ Ich finde Sie empörend, Schweſter. Ich werde mich bei meinem Vater über Sie be⸗ klagen.“ 50 1 e 1 11 5. Pflegerin energiſch verſchleicht ſie, unendlich langſam. Ganz ohne je⸗ de 1 0 8 ent, 285 1 Obgleich niemand weiß, wo ber berüchtigte Al Capone zurzeit ſeine Zelte aufgeſchlagen hat, hat es der Vielgeſuchte ſertiggebracht, dem ameritka⸗ niſchen Publikum zur Kenntnis zu bringen, daß er die Abſicht habe, anſehnliche Gelder zur Ver⸗ fügung zu ſtellen und zur Unterhaltung der Ar⸗ beitsloſen im Winter beizutragen. Darüber hin⸗ aus hat er den Blättern mitgeteilt, daß er Volks⸗ küchen und 177 05 zu ſchafſen gedenke, in denen die Arbeitsloſen ausreichende Ernährung und bequeme Schlafgelegenheit finden werden. Das Bundesgericht machte übrigens in dieſen Tagen den verzweifelten Verſuch, über die Höhe der Einnahmen Capones Aufklärung zu ſchaffen. Es geſchah das im Rahmen eines Prozeſſes, in dem in Sachen eines gewiſſen Guzik verhandelt wurde, eines Unterführers des Capone, der an⸗ geklagt war, den Steuerfiskus durch falſche Er⸗ klärungen um 250 000 Dollars geſchädigt zu ha⸗ ben. Der Richter wunderte ſich, daß ein einfacher Untergebener Capones in knapp drei Jahren eine Million Dollars verdienen konnte, und er⸗ klärte:„Wenn Guzik als kleiner Leutnant ein derartig hohes Gehalt bezog, ſo drängt ſich die Frage auf, wie hoch dann wohl das Jahresein⸗ kommen des Generaliſſimus aller Streitträſte der Unterwelt von Chicago geweſen ſein mag!?“ Allzu optimiſtiſch erklärte er dann weiter:„Wir werden ja demnächſt Capone ſelbſt in dieſem Sgale ſehen und werden ihm dann präziſe Fragen über ſeine Einkünfte vorlegen können.“ Bezeichnend für die ganze Situation war d. unbändige Heiterkeit, die dieſe Worte des Richters bei den Anweſenden auslöſten. Inzwiſchen hat man erfahren, daß Capone einen großen Teil ſeiner Depots bei den Banken von Chicago abgehoben hat. Katzen als Rattenfreunde Es kommt nur auf die Erziehung an!— Die Erfahrung der erſten Lebenstage entſcheidend. Von Hauſe aus beſteht anſcheinend keine vom Inſtinkt eingegebene Feindſchaft zwiſchen Katzen und Ratten. Wenn die junge Katze die Jagd aufnimmt, ſo folgt ſie dabei nur dem Nachah⸗ mungstrieb, dem Beiſpiel der Mutter. Dies be⸗ weiſen Verſuche, von denen die amerikaniſche „Zeitſchrift für vergleichende Pſychologie berich⸗ tet.„Ein Kätzchen“, ſo heißt es dort,„kann zu einem kriegeriſchen Rattler erzogen werden, kann aber auch ſein ganzes Leben lang ein friedlicher Genoſſe des Rattenvolkes bleiben. Das hängt allein von den Erfahrungen ab, die ſich das Kätz⸗ chen in ſeinen frühen Lebenstagen erworben hat. Den Beweis dafür erbringt der chineſiſche Pſy⸗ chologe Sing Yang Kuo von der Univerſität Tſchekiang. Er hatte zu dieſem Zweck 59 junge Kätzchen in ſeinem Laboratorium untergebracht, um genau das Verhalten der einzelnen Kätzchen zu Ratten u. Mäuſen unter verſchiedenen Um⸗ ſtänden zu beobachten. Einige Kätzchen wurden in Iſolierkäfige gebracht, wobei man ſie ſorgfäl⸗ tig in Unkenntnis hielt, daß es ſo etwas wie eine Ratte überhaupt gebe. Anderen Kätzchen wur⸗ den unmittelbar nach der Geburt Ratten oder Mäuſe als Spielgefährten beigegeben. Wieder andere Katzenkinder durften bei der Mutter ver⸗ bleiben und konnten dabei ihre Jagdzüge verfol⸗ gen. Ueberdies wurden einige Kätzchen vollſtän⸗ dig zu Vegetariern erzogen, während andere zum Vergleich die übliche Katzendiät von Fleiſch und Fiſch nebſt Milch und Reis erhielten. Von 21 Kätzchen, die in der Umgebung der rattentöten— den Mütter aufwuchſen, töteten 85 Prozent eine Ratte, bevor ſie noch das Alter von vier Mona⸗ ten erreicht hatten. Dagegen töteten v. 21 Katzen, die in einer rattenfreien Umgebung gehalten wurden, nur 45 Prozent Ratten und auch das nur in ſpieleriſcher Abſicht. Dagegen vergriff ſich keines der Kätzchen, die mit Ratten zuſam⸗ men aufgewachſen waren, an einem ſeiner Spiel⸗ gefährten, und nur 3 von 18 Kätzchen töteten an⸗ dere Arten von Ratten. f Uebrigens zeigt ſich, wie die Experimente be⸗ ſtätigt haben, die vegetariſch erzogene Katze nicht weniger kühn bei der Ra enjagd. Aber keine dieſer vegetariſch erzogenen Katzen fraß von den Ratten, die ſie erlegt ha te. Nach drei oder vier Monaten ffleiſchloſer Diät verweigerten die ve⸗ getariſchen Katzen überhaupt die Fleiſchnahrung. Die Katze iſt von Natur beſtimmt, kleinere Tiere zu fangen. Aber ihre Entwicklung als Jäger vird durch die Verhältniſſe des Lebens beeinflußt. Die Erklärung, daß eine Katze aus Inſtinkt auf die Jagd gehe, iſt nach den Ausführungen des hineſiſchen Pſychologen ohne Weiteres von der band zu weiſen. Das ganze Verhalten der Katze der Ratte gegenüber iſt viel verwickelter und dif⸗ ſerenzierter, als die Pſychologen ahnen.„Un⸗ lere Beobachtungen beweiſen“, ſo teilt der chine; iſche Pſychologe mit,„daß man Katzen zum Rat⸗ teutöten erziehen kann, daß man ſie aber ebenſo⸗ ut dahin bringen kann, die Ratte zu lieben, di⸗ Ratte zu haſſen, ſie zu fürchten oder mit ihr zu ſpielen. Wenn uns in Zukunft präziſere Ar⸗ beitsmethoden zur Verfügung ſtehen, die uns nach dieſer Richtung weitere Ausblicke geſtatten. und wenn wir erſt tiefer in die Pſychologie des Verhaltens und des Naturells der Katze einge⸗ drungen ſind, werden wir auch imſtande ſein, haarſcharf vorauszuſagen, wie in einem gegebe⸗ nen Augenblick eine gegebene Katze auf eine ge⸗ gebene Ratte reagieren wird.“ ö Im Licht eines Warteſaals bei Nacht Von Robert Huber. Die Luft iſt dick und blau. Man könnte ſie in Würſel ſchneiden, ſorttragen und irgendwo auf⸗ ſchichten wie Briketts. Der Gedanke iſt dumm. ber in einem Warteſaal, in dem man eine ganze Nacht verbringen muß, können einem wirklich 5 in all den Stunden nur geſcheite Gedanken mmen. 1 „Die Luft iſt dick und blau, trotzdem der Ven⸗ tilator unausgeſetzt brummt. Unter der verräu⸗ cherten Decke mit den blinden Goldarabesken zwi⸗ ſchen den Meſſingluſtern, die zu müde ſind, um richtig wie Meſſing zu glänzen, hängt die Lange⸗ weile. An jedem Tiſch hockt ſie und aus den dunklen Niſchen gähnt ſie mich an. f ſchre mafteſaal mußt ſich die Zeit aus. Hier lb dieſes . ut ableugne 15 35 u 11 ache Das wunderbare Tonfilm-Programm kommt des großen Erfolges wegen heute nochmals zur Aufführung. Wollen Sie was Außergewöhnliches sehen und hören, so besuchen Sie noch heute den Cefipa. Sie werden bestimmt staunen. tung ersten Ranges. Es ist eine Film-Darbie- Noch nie werden Sie was Schöneres gehört und gesehen haben. Der weiteste Weg lohnt sich. Niemand versäume dieses Tonfilm- . ‚ 1 0 ohne daß es jemand nicht in Ordnung ſin⸗ bt. 5 Dem Kellner, der wie ein Schatten zwiſchen den Tiſchen einherſchleicht, fällt es gar nicht ein, die Tabletts mit Kaffeetaſſen und Waſſerflaſchen zu kleinen Jongleurkunſtſtückchen zu benützen wie es ſeine Kollegen tun. Er hat ein müdes Geſicht, müde Hände, müde Beine und ich glaube, er ſchläft ſogar auf einem Aug. Er iſt nicht ſonderlich freundlich, hat es garnicht eilig und hin und wie⸗ der legt er kleine Pauſen ein, in denen er ſich auf einen Stuhl im Halbdunkel des Speiſeſaals ſetzt. Wenn ihn das Klingelzeichen vom Büfett ruft, geht er hin. Aber nicht gleich und nicht ſchnell. Ich finde es übrigens ganz in Ordnung, 105 er das Tempo einſchlägt, das die Zeit an— gibt. Am Büfett ſteht eine verſchloſſene Frau. Die Regiſtrierkaſſe klingt dünn und langſam, wie eine verdorbene Spieluhr, wenn der Taſter ge— drückt und die Kurbel gedreht wird. Und der Bon mit dem Aufdruck fällt nie ordnungsgemäß heraus. Er bleibt immer in der Trommel ſtecken und muß herausgeangelt werden. Ueberall ſehlt Schwung und Tempo. Manchmal klingt wie fernes Echo ein Klirren und Dröhnen aus der Bahnhofshalle. Es er⸗ ſcheint ein Lichtſtreif auf der großen Milchglas⸗ tafel an der Wand. Ankunft und Abfahrt eines Zuges werden durch den Schlag einer verbor— genen Pauke angezeigt. Dann ſpringt der und jener auf, reibt ſich den Schlaf aus den Augen, greift etwas torkelnd nach ſeinem Koffer und ver— ſchwindet. Man hört von fernher Rufen, Türen ſchlagen und viele eilige Schritte treppauf und treppab. Es kommen ein paar Neue, ſetzen ſich W nach kurzem Kampf hat ſie die Lange⸗ weile. Der Kellner ſchlurft zwiſchen den Tiſchen um⸗ her. Für Leute, die nur warten wollen, hat er einen eiſigen, für ſolche, die den Kopf auf die nach gekreuzten Arme legen oder ſich gar auf die Bänke hinſtrecken, einen ſtrafenden Blick. Es ge⸗ hört bei aller Müdigkeit und Langeweile Mut dazu, ſich dem ſtrafenden Blick zu Trotz auszu— ſtrecken und zu ſchlaſen, Im übrigen ändert die Tatſache, daß ich mir ſchon dreimal Kafſee beſtellt habe, nichts an der gleichgültigen, förmlichen Art, mit der er mich bedient. Ich ſuche vergebens nach etwas Neuem rings— um. Alles kenne ich ſchon auswendig, kann es mir mit geſchloſſenen Augen haargenau vorſtel— len. Auch jeden Menſchen, der da ſitzt, werde ich Jahren wiedererkennen. Der gräulichen Aſchenbecher mit dem vompöſen Aufbau werde ich mich bei jeder Zigarette erinnern, das Muſter auf den Kaffeetaſſen, die geſchmackvollen Gold— arabesklen an den Wänden werden mich im Traum verfolgen. Und die dicke blaue Luft werde ich noch vierzehn Tage in meinen Kleidern her— umtragen. Auch Spiegel hängen an den Wänden. Aber ich habe in all den vielen Stunden niemand ge— ſehen, der auch nur einen kurzen Blick in einen dieſer Spiegel geworfen hätte. Nicht eine der vielen Frauen und Mädchen. Und das»iſt doch gewiß ſonderbar. Das Zifferblatt der großen elektriſchen Uhr grinſt höhniſch. Jeder ſchwarze Strich ſcheint ſich dem Zeiger böswillig entgegenzuſtemmen. Aber ſchließlich leuchtet doch der ſchmale Lichtſtreif auf, der die Abfahrt meines Zuges ankündigt. Und im Augenblick ſcheint mir die Pauke das ſchönſte aller Inſtrumente. Der Zug ſetzt ſich in Bewegung. Bevor ich einſchlafe, geht mir ein Gedanke durch den Kopf: Eine Sinfonie„Warteſaal“ wäre totenſicher eine langweilige Angelegenheit. Zuhörer, Mufiker, Dirigent, alles würde einſchlafen. Und über den erſten Satz käme auch der Komponiſt nicht hin— aus vor Gähnen und Müdigkeit. Die Geheimniſſe der Kartoffel Um die Verwertung der diesjährigen Ernte Die Verwertung der diesjährigen ungewöhnlich umfangreichen deutſchen Kartoffelernte bereitet dem Landwirt großſe Sorgen. während man im Durch— ſchnitt der letzten Jahre rund 57—58 Millionen Tonnen erntete, bringt der Kartoffelbau in dieſem Jahre einen Mehrertrag von 7,5 Millionen Tonnen, deſſen Unterbringung inſofern beſondere Schwierig⸗ keiten bereitet, als alle bisher vorhandenen Verwen- dungsmöglichkeiten nahezu reſtlos ausgeſchöpft wur⸗ den. Wenn man von der Normalernte 10 vom Bun— dert als Schwund und 14 vom Hundert als Pflanz gut für die nächſtjährige Saat rechnet, bleiben noch 76 vom Hundert der Ernte übrig. Der Speiſekartof⸗ kelabſatz beanſpruchte durchſchnittlich 50 vom Hun- dert der Jahresernte. Uach Abzug von 77 vom Hundert, die für kartoffelflockentrocknung, Spiritus brennereien und Stärkeerzeugung verwendet werden, befinden ſich immer noch 58,5 vom Hundert der Durchſchnittsernte in den Händen der Landwirtſchaft, die dieſe, da weitere rentable Verkaufsmöglichkeiten fehlen, im Futtertrog zur Schweinmaſt verwendet. Die Frage, wie die diesjährige große Ueberſchuß⸗— menge zu verwerten iſt, beſchäftigt nicht allein die Pandwirtſchaft, ſondern weite Kreiſe der Geſamt⸗ irtſchaft. Da der käartoffelbau die Grundlage der Ackerkultur vor allem im Oſten bildet, erſcheint eine Einſchränkung aus betriebswirtſchaftlichen und volks— und nationalwirtſchaftlichen Gründen nicht vertret— bar. Für den Abſatz einer Mehrernte muß alſo geſorgt werden, um auch die Kaufkraft der Land wirtſchaft als den wichtigſten Abnehmer auf dem Binnenmarkt wieder ſtärken zu können. Die mit der kartoffelverarbeitenden Induſtrie kürzlich abgeſchloſ⸗ ſenen Abkommen können bereits einen beachtenswer⸗ ken Teil der diesjährigen Mehrernte aufnehmen. Die Dandwirtſchaft fordert eine mindeſtens 10prozentige Beimiſchung von Spiritus zu Treibſtoffen. Für den Fall. daß dieſer Vorſchlag durchgeführt würde, könnte die Landwirtſchaft von weiteren 2% Millionen Ton- nen Kartoffeln befreit werden. Wenn man nun auch damit rechnen muß, daß die ungünſtigen Witterungs- einflüſſe während der Vegetations- und Erntezeit den Schwundanteil erheblich vergrößern(in Fach— kreiſen rechnet man mit mindeſtens 2 Millionen Ton- nen, ſodaß annähernd 6 Millionen Tonnen Verluſte eintreten) bleiben immer noch etwa 1 Million Ton- nen= 20 000 O00 Sentner übrig. Dieſer Ueberſchuß muß in Kochtopf und Futter- frog wandern. Bier ſind noch Verwendungsmöglich⸗ keiten vorhanden. Die Landwirtſchaft, in den weſt- lichen Teilen des Reiches, die für die Schweinemaſt bisher vorwiegend Auslandsmais und Auslands- gerſte herangezogen hat, wird von den mannigfalti- en Vorzügen einer Kiartoffelverfütterung überzeugt werden müſſen.„Landwirt verfüttere einheimiſche Kohlhydrate!“ Die Aufklärung durch Preſſe, Wiſſen— ſchaft und ſtaatliche Stellen hat bereits eine recht erfreuliche Breſche in vorgefaßte Meinungen ſchlagen können.. * Die deutſche Hausfrau will nach Kräften die Not der Landwirtſchaft lindern. Wenn dieſes Derſtänd— nis mit eigenen Vorteilen zuſammentrifft, kann man hoffen, daß auch im Haushalt mancher Kreiſe noch mancher Zentner Kartoffeln verbraucht werden kann. Es gilt, wieder die Geheimniſſe der Kartoffelkoch⸗ kunſt zu entdecken. Wer kennt heute noch die kräf⸗ tigen Kartoffelpuffer, die wohlſchmeckenden Kartof- felklöße oder den Genuß einer delikaten Kartoffel- ſuppe. Die Hausfrau tut ſich und der Landwirtſchaft einen Dienſt, wenn ſie überall nach Qualitäts- und Markenkartoffeln fragt. Die Güte verbürgt geringe Abfälle, größte Haltbarkeit und ſteigende Freude an einer vielſeitigen Kartoffelverwendung im eigenen Haushalt. Pandlenbilts Luxus · Naclit Vanderbilts Macht„Alva“ beim Stapellauf. Die für den amerikaniſchen Multimillionär Vanderbilt auf der Kieler werft erbaute Luxusyacht lief in Gegenwart des amerikaniſchen Marineattaches Germania⸗ in Kiel J. Das mit jedem Komfort ausge ſtattete Schiff iſt etwa 90 Meter lang. 15 (und wird von zwei Viertakt⸗Kru pp⸗Dieſel⸗Motoren mit 4200 Ps. getrieben. 1 Lokale Nachrichten Todesfall. Kurz vor Abſchluß unſerer heutigen Ausgabe erhalten wir die betrübende Mit⸗ teilung, daß der Lehrer in Ruhe, Herr Peter Joachim Kalt an den Folgen eines vor vier Tagen erlittenen Schlaganfalles heute Vor⸗ mittag /10 Uhr ſanft im Herrn entſchlafen iſt. Herr Lehrer Kalt war ein ſehr tüchtiger Schulmann, von gutem, offenem Charakter, ein Mitbürger edelſter Geſinnung. Seine Familie erleidet einen überaus ſchmerzlichen Verluſt, an dem alle Be⸗ wohner tiefbetrübten, aufrichtigen Anteil nehmen. R. I. F. Beerdigung. Heute Montag Mittag 4 Uhr findet die Beerdigung der Frau Anna Maria Lammer geb. Jäger, Blauehutſtraße 3, ſtatt. Ein mehrmonatiges, tückiſches Leiden, hat ſie in gotter⸗ gebener Geduld getragen. »Der Polizeibericht der letzten Woche meldet 1 Anzeige wegen Vergehen gegen die Rad⸗ fahrerverkehrsordnung. Weiter wurden 2 junge Burſcheu, im Alter von 14 und 16 Jahren, die in Ulm ihren Eltern durchgegangen waren, feſtgenmmen und wurden dieſelben von ihrem Vater hier abge⸗ holt. Ferner wurde 1 Fahrrad als gefunden ge⸗ meldet. Bitte. Geſtern wurde im Hochamt ein Damenſchirm irrtümlicherweiſe mitgenommen, der bei dem Glöckner, Herrn Hofmann, abgegeben werden kann. »Nachkirchweihe. Sie iſt vorüber, die Kirchweihe. Mit der geſtrigen Nachkirchweihe fand ſie ihren Abſchluß. Das Wetter am geſtrigen Tage war nach der vorausgegangenen Sturmnacht heiter und trocken. Auf dem Marktplatz war wiederum der übliche Trubel. Jung und Alt teilten ſich noch- mals in ihn. In den Konzert- und Tanzlokalen ging es luſtig zu. Hoffentlich war der Verdienſt auch ein entſprechender. Von auswärts waren noch einige Gäſte da, da unſere Kirchweihe eine von den letzten im Jahre iſt. Aber eines wäre noch zu betonen, daß man auch dieſes Jahr mit der Bewirtung bezüglich der Güte und des Preiſes ganz zufrieden war. Darum, auf Wiederſehen bei der nächſtjährigen Kirchweihe. Schweres Unwetter über Viernhein Die Nacht von Samstag auf Sonntag, den 23. November, werden unſere Ortseinwohner nicht ſo ſchnell vergeſſen. Ein Orkan von mächtiger Ge⸗ walt, begleitet von einem Gewitter, weckte ſie aus dem Schlaf. Es war um die Zeit zwiſchen ¼4 und 5 Uhr in der Frühe. Wer dieſes Ereignis verſchlafen, kam am beſten dabei weg. Jene aber, die das Unwetter wachrief, erfüllte es mit Angſt und Schrecken. Blitze zuckten, Donner rollten und ein Sturm von noch nie dageweſener und unheim⸗ licher Gewalt tobte, ſauſte und heulte durch die Straßen. Es ſchien, als ſei das Ende der Welt nahe. Einfach furchtbar war es. Die Häuſer ſchienen zu wanken. Den Turm unſerer alten, ehr⸗ würdigen Kirche hat der Orkan beſonders ſchwer heimgeſucht. Auf der rechten Seite, wo der Turm auf dem Mauerwerk ſich erhebt, wurde dieſer ſchwer beſchädigt. Nicht nur die Schieferbedachung, ſondern ſchwere Balken wurden herausgeriſſen, ſodaß heute eine große freigelegte Srelle am Turm ſichtbar iſt. Viele haben ſich das Unglück, das das alte ehr⸗ würdige Gotteshaus betroffen, über Sonntag ange⸗ ſehen. Soweit die herabſtürzenden Balken die Be⸗ dachung der Kirche getroffen, ſind auch daſelbſt ſchwere Schäden entſtanden. Auch in den übrigen Ortsteilen tragen die Dächer Spuren des verhee— renden Sturmes. Entwurzelte Bäume, umherliegende Baumäſte und umgelegte Zäune verrieten die Sturm⸗ nacht. Die elektriſche Lichtleitung war gleichfalls unterbrochen. Am Sonntagmorgen mußte man ſich mit Lampen und Kerzen behelfen. Da die Glocken der neuen Kirche elektriſchen Antrieb haben, konnte zur erſten und zweiten Meſſe nicht geläutet werden. Nachdem von 4 Monteuren die elektriſche Leitung wieder in Gang gebracht war, konnte zum Hochamt wieder geläutet werden. Auf den Landſtraßen mußten Bäume, die vom Sturm geknickt und über den Straßen lagen, beſeitigt werden. An einem Neuhausbau wurde eine ca. 12 Meter lange Mauer durch die Gewalt des Sturmes umgeworfen. Die Marktleute hatten große Not, um ihre Schau- und Verkaufsbuden vor dem Sturm zu retten. Teile der Einfriedigung des D. J. K.-Sportplatzes wurden umgelegt; auch auf dem Friedhof wurden Grabſteine umgeworfen. Auf zahlreichen Strecken der Eiſen⸗ bahnen lagen entwurzelte Bäume und Leitungs⸗ maſten, ſodaß der Zugverkehr ſtark behindert war. So hatte der Orkan überall böſe Folgen gehabt. Auch aus der Umgegend und beſonders aus Mann- heim werden ſchwere Sachſchäden gemeldet. Schau⸗ fenſter wurden dort eingedrückt uſw. Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Club der Geflügelzüchter 1926. Dienstag, den 25. 11. 30., abends 8 Uhr bei Kollege Michael Hook Zuſammenkunft des Vorſtandes und Aus⸗ ſtellungsleitung. In Abetracht der 3 wichtigen Punkte wie Ausſtellung, Verloſung und Vortrag, iſt dringendes Erſcheinen erwünſcht. Der Vorſitzende.