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Zur Feier der Eröffnung werden turnerlsche Darbietungen erfolgen. Außer den Mitgliedern und Schutzmitgliedern der DJK. sind die Vorstände der kath Vereine, die Mit- glieder der Sportabteilung der Mar. Jungfr.-Kongre- gation, sowie die am Bau der Sporthalle beteiligten Handwerker zur Eröffnungsfeier herzlich eingeladen. Der Platzverwaltungsausschuß. 1 SSS re Hätchen Keller sagen wir unseren herzlichen Dank. Viernheim, den 17. Dezember 1930. Die trauernden Hinterbnebenen. Wannk ERzAMAHIING ER Die Schwester der „Wahren Geschichfen“ Soeben erschien ein neues Heft! Preis 30 Pfennig. Zu beziehen durch: Ab heute großer Ausverkaul in Sal Haul in Spielwaren! 8 Füpben ler gulgs. kisenbannen, dau- Masten. Ffieger un noeh Usles andere. 5% Rabatt 5% Rabatt Valt. Winkenhach Weinheimer straße. Johanna Nempi Friedrichstr. 53 Flüpgwäsche jeglicher Art wird tadellos dewaschen u. gebügelt Annahmestellen: Joh. Stumpf, Goethestraße Gg. 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Es iſt aber Demagogie, wenn auch andere Parteien für dieſe Anträge ſtimm— ten, ohne daß ſie ſich darüber ausſprechen, wie dieſe Ausgaben gedeckt werden ſollen. Der bekannte Kapitän Ehrhardt, der ſich im rechtsradikalen Lager ſehr zut auskennt, ſtellt nun in der„Berliner Börſenzeitung“ Nr. 579 vom 11. Dez. 1930 feſt, daß die Theorie und Praxis der Nationalſoziali⸗ ſtiſchen Partei ſich in ſtändigem Gegenſatz zur politiſchen Wirklichkeit beſän⸗ den. Es heißt da u. a.: „Der Parteifeihrer Adolf Hitler hielt dbieſen Tagen vor Hamburger Wiriſchafts⸗ zührern einen Vortrag über ſeine Ziele. Die Preſſeorgane Hitlers verkündeten davon, daß das Grundthema des Vortrags lautete: „Erſt die Macht, dann Arbeit und Aufbau!“ Wenn hinter dieſer ſelbſtbewußten Forde⸗ rung mehr ſteckt als eine Phraſe kann man damit einverſtanden ſein. Wie jedoch ſieht vie politiſche Wirklichkeit dieſez national⸗ ſozialiſtiſchen Macht⸗ und Aufbauwillens aus? Als der Haushaltsausſchuß des Reichs⸗ tags den kommuniſtiſchen Agitationsantrag auf eine Winterbeihilfe für die Erwerbs⸗ loſen behandelte, unterſtützte die national⸗ ſozialiſtiſche Fraktion dieſen Antrag mit allem Nachdruck. Die ſachliche Entgegnung des Finanzminiſters Dietrich, daß zur Aus⸗ führung dieſes Antrags 345 Millionen Mk. erforderlich wären, für die jede Deckung fehle, beantwortete der nationalſozialiſtiſche Sprecher Reinhard— neben Gottfried Fe— der einer der„Wirtſchaftsſachverſtändigen“ — mit der Erklärung, daß die Deckungs⸗ frage ſeine Fraktion überhaußt nichts ange he. Das iſt übelſte. auf primitivſte Maſſenwirkung berechnete De⸗ magogie, von der allerdings die wenigſten Wähler etwas erfahren dürften.“ Dasſelbe Spiel wiederholte ſich am Sonn⸗— abend im Reichstag ſeitens der Nationalſoziali— ſten, als ſie noch einmal den genannten kommu— niſtiſchen Antrag unterſtützten. Aber Ehrhardt geht noch weiter, Er kennzeich— net auch die Zwieſpältigkeit der Nationalſoziali⸗ ſten folgendermaßen: „Der nationalſozialiſtiſche Antiſemitismus fußt vornehmlich auf Raſſetheo rien. In. der Agitation, beſonders in den Großſtädten, verſchmäht der Nationalſozialismus jenes wenſchliche Treibholz nicht, das, gemeſſen an der Lehre Günthers, raſſiſch minderwer⸗ tig iſt. Es iſt gefährlich, in einem Atem „Herrenmoral“ zu predigen, wie dies Hitler tut und den Werbegrundſatz aufzuſtellen: „Wenn wir ſittliche Forderungen erhoffen, bleiben uns die Maſſen weg!“ Schließlich kennzeichnet Ehrhard noch die Art, wie die Nationalſozialiſten die Volksmaſſen ge⸗ gen das„verfaulte Bürgertum“ aufhetzen und ſagt: „Wenn der Nationalſozialismus auf Par⸗ teitagen, Maſſenverſammlungen, Aufmär⸗ ſchen und ſo weiter unter ſich iſt, bietet er den Anblick größter Geſchloſſenheit. Wo er jedoch abſeits der leicht in Wallung zu bringenden Gemütsbewegungen, auf die un⸗ erbittlich harten Realitäten der politiſchen Wirklichkeit ſtößt, wir er unſicher und kommt in einen unäberbrückbaren N z wiſchen nationalſo zialiſtiſchem Führer⸗Willen und ſozialiſtiſchen Maſſenboffnun⸗ gen.“ treffen den auf den Ko i rnſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Biern eim.— Poſtöchecktkonto Nr. 21677 Amt Feanffurt a. M.— Schrifkleitung, Druck u. Verlag: 95 b. Markin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Donnerstag, den er 2 Zeitung Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit bei Wie 1 95055 abgeſtufter Rabatt.— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme (Siernheimer Bürger⸗ Ztg.— Viernh. Volksblatt) ile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Beutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann 18. Dezember 1930 Die Beratungen des Reichskabineits Amtliche Feier des Reichsgründungstages— Graf Bernſtorff berichtet— Die Reichskanzlei zieht um enb. Berlin, 17. Dez.(Radio.) Das Reichs— kabinett hat ſich heute nachmittag u. a. mit der Frage beſchäftigt, wie am 18. Januar 1931 die 60jährige Wiederkehr der Reichsgründung gefeiert werden ſoll. Wie wir hören iſt eine amtliche Feier geplant, die etwa denſelben Charakter trägt wie die üblichen Verfaſſungsfeiern am 11. Auguſt. Urſprünglich war der Gedanke erwogen worden, die Miniſterpräſidenten der Länder nach Berlin einzuladen; mit Rückſicht auf die Koſten hat man davon Abſtand genommen. Die Haupt⸗ feier wird im Reichstage ſtattfinden, und zwar wahrſcheinlich unter Teilnahme des Reichspräſidenten. Mit der Preisfrage für Marken⸗ artikel hat ſich das Kabinett heute noch nicht beſchäftigt, dagegen hat Graf Bernſtorff in einer Miniſterbeſprechung über die Abrü⸗ ſtungsverhandlungen berichtet. Die Be ſprechung galt naturgemäß der Vorbereitung der morgigen Sitzung des Auswärtigen Aus— ſchuſſes. Vor Weihnachten wird nun am Freitag noch eine Kabinettsſitzung ſtattfinden. Es wird nicht nur die letzte dieſes Jahres ſein, ſondern auch die letzte in dem alten Gebäude der Reichs⸗ kanzlei. Zwiſchen Weihnachten und Neujahr wird der Erweiterungsbau bezogen werden, der nun fertiggeſtellt iſt. Beſprechung Dr. Brünings mit Abg. Dingelden Der Parteiführer der Deutſchen Volkspartei, Abg. Dingeldey, iſt am Mittwoch auf ſeinen eigenen Wunſch vom Reichskanzler Dr. Brüning empfangen worden. In der längeren Unter— redung wies Abg. Dingeldey insbeſondere auf den von der Reichstagsfraktion der Deutſchen Volkspartei geſtellten Antrag hin, in dem be— kanntlich weitere Erſparniſſe im Reichshaushalt für 1931 gefordert werden. Dieſer Antrag ſei aufgrund ſorgfältiger Erwägungen äber die ge⸗; ſamte finanz- und aufgeſtellt worden und drücke den beſtimmten Wunſch der DVP. aus, unter allen Umſtänden den neuen Reichshaushaltsplan vor jeder Gefahr zu bewahren. Die DVP. ſehe die innen- und außenpolitiſchen Schulden einer durch Konjunk— turſchwankungen eintretenden Gefährdung des Reichshaushalts als ſo ſchwerwiegend an, daß ſie unbedingt auf der rechtzeitigen geſetzlichen Sicherſtellung der von ihr beantragten Einſpa— rung beſtehen müßte. Die Beſprechung iſt nicht endgüllig abge⸗ ſchloſſen, vielmehr ſind noch für die Zeit nach Neujahr weitere Beſprechungen über dieſe und die ſchwebenden Fragen der Geſamtpolitik vor— geſehen. Schweres Eiſenbahnunglück in Spanien Bisher 10 Tote und 18 Verletzte wib Leon, 18. Dez. Unweit des Bahnhofes von Santibanez iſt ein Perſonenzug mit einem Güterzug zufammengeſtoßen; mehrere Wagen wurden ineinandergeſchoben. Soweit bis jetzt feſtgeſtellt wurde ſind zehn Perſonen getötet und 18 verletzt worden, davon 6 ſchwer. Man be⸗ fürchtet. daß ſich noch weitere Tote unter den Trümmern befinden. Ruhe in Madrid wiederaufnahme des ſpaniſchen Telegrammverkehrs wtb. Paris, 18. Dez. Nach einer Meldung des Sonderberichterſtatters der Zeitung„La France de Bordeaux“ aus Hendaye wollen aus Madrid angekommene Reiſende erklärt haben, daß in der Hauptſtadt völlige Ruhe herrſche und der Straßenverkehr normal ſei. An den Hauptplätzen der Stadt ſtänden Mili⸗ tärpoſten. In Santander dauere der Streik an. Die am Montag in Madrid verfügte allge⸗ meine Mobiliſierung ſoll 320000 Mann um⸗ faßt haben. Nach den Unruhezentren in der Provinz ſeien Truppen abgeſandt worden mit dem Befehl, die Ruhe um jeden Preis auf⸗ recht zu erhalten. Die ſpaniſche Regierung ſoll die Auslieferung des ſpaniſchen Fliegermajors Franco beantragt haben mit der Begründung, er habe Militärflugzeuge entwendet und mit dieſen fremdes Gebiet, nämlich Portugal, über⸗ flogen. Wie Havas aus Madrid berichtet, hat dort eine Beſprechung ſpaniſcher Führer ſtattgefun⸗ den. Nach dieſer Beſprechung wurde den Jour⸗ naliſten mitgeteilt, daß die betreffenden Per⸗ ſönlichteiten hinſichtlich der politiſchen Lage in Spanien übereinſtimmend der Anſicht ſeien, daß es angeſichts der gegenwärtigen Vorkomm⸗ niſſe nicht mehr möglich ſei, ohne Einberufung der Kammer die gegenwärtige ſchwlerige poli— tiſche Lage zu löſen. * ** Paris, 18. Dez. Wie Havas aus Madrid berichtet, ſind die telegraphiſchen Fernverbin⸗ dungen in ganz Spanien wieder aufgenommen worden. Nach einer Meldung des Berichterſtatters der Zeitung„La Franco de Bordeaux“ aus San Sebaſtian iſt dort der Straßenbahnver— kehr wieder aufgenommen worden; allerdings würden alle Wagen noch von der Polizei über⸗ wacht u. Patrouillen durchzögen die Straßen. Nach der gleichen Quelle wollen Reiſende berichtet haben— eine Beſtätigung dafür liegt freilich nicht vor daß in Valencia drei höhere Offiziere von den Streikenden getötet worden ſeien und daß in Saragoſſa zehn Gen⸗ darmen von den Aufſtändiſchen erſchoſſen wor— den ſeien. meuterei in der ſpaniſchen Marine? wib. Paris, 17. Dez.„Newyork Herald“ mel⸗ det aus Gibraltar, daß in der ſpaniſchen Ma⸗ rine eine Meuterei ausgebrochen ſein ſoll. Man behaupte, daß die Marine die revolutionäre Be⸗ wegung unterſtütze. Private aus Madrid erhal⸗ tene Nachrichten dementierten dieſe Gerüchte nicht. Es werde feſtgeſtellt, daß mehrere Flot⸗ teneinheiten in Cadiz und Valencia zu dem Revolutionären übergegangen ſeien. wirtſchaftspolitiſche Frage; Möglichkeit beräckſichtigt.— Für die Aufnahme jeboch eine Gewähr nicht übernommen werden 4e. Jahrgang Beamtenbund und Notverordnung enb. Berlin, 17. Dez.(Eigene Meldung.) Der Geſamtvorſtand des Deutſchen Beamtenbundes hat in ſeiner heutigen Sitzung zu der durch den Erlaß der Notverodnung vom 1. Dezember 1930 geſchaffenen Lage Stellung genommen. Grund— ſätzlich wendet ſich der Geſamtvorſtand des DBB. in Uebereinſtimmung mit der Stellungnahme des 7. Bundestages erneut mit aller Entſchie— denheit gegen die Finanzpolitik der Reichsregie— rung, die Finanzunöte des Reiches, der Länder und Gemeinden in erheblichem Maße einſeitig durch Kürzung der Beamtengehälter zu beheben. Unter Berufung auf Art. 134 der Reichsverfaſ— ſung fordert der Geſamtvorſtand eine Steuer— und Finanzpolitik, durch die alle Staatsbürger ohne Unterſchied im Verhältnis ihrer Mittel zu allen öffentlichen Laſten herangezogen würden.: Beſonders ſei zu beanſtanden, daß die in der Notverordnung getroffene Regelung die durch— aus gebotene Rückſichtnahme auf die geringſtbe⸗ ſoldeten Beamtenſchichten vermiſſen laſſe. Die als Ausgleich der Gehaltskürzung in Ausſicht geſtellte Preisſenkung habe bisher keine praktiſche Bedeutung erlangt. Die Preisgeſtal⸗ tung gerade von Gegenſtänden des täglichen Be— darfs habe ſich zugunſten der Verbraucher nur unmerklich geändert. Gehaltskürzung ab 1. Febuar 1931 bedeute daher eine bedeutende Verſchlechterung der Lebenshaltung der Beamten. Der Geſamtvorſtand beauftragt den geſchäfts— führenden Vorſtand, alles zu tun, um die Rechts⸗ lage zu klären und den Reichstag zu veranlaſſen, die Gehaltskürzung durch Staffelung ſozialer zu geſtalten. Daneben ſei der Preisbildung beſon— dere Aufmerkſamkeit zu widmen. Die Blutige Zuſammenſtöße in Neuſtadt Neuſtadt a. d. H., 18. Dez. Geſtern abend kam es in der hieſigen Turnhalle gelegentlich einer ſozialdemokratiſchen Verſammlung zu einer ſchweren Schlägerei zwiſchen zumeiſt aus⸗ wärtigen Nationalſozialiſten und ſozialdemo⸗ kratiſchen Verſammlungsteilnehmern. Ein Na⸗ tionalſozialiſt, der angeblich einen Revolver⸗ ſchuß abgefeuert hatte, wurde ſo zugerichtet, daß er mit lebensgefährlichen Verletzungen darniederliegt. Zahlreiche Anhänger beider politiſcher Richtungen erlitten mehr oder we⸗ niger ſchwere Verletzungen, zumeiſt durch Schläge auf den Kopf. Stuhlbeine, Prügel und Meſſer ſpielten eine weſentliche Rolle, die im 1 Saal anweſende Polizei war völlig machtlos. verſchärſte Waffenbeſtimmungen enb. Berlin, 18. Dez.(Eigene Meldung!) Der Reichsminiſter des Innern hat, der Voſſ. Zeitung zufolge, dem Reichsrat den Entwurf eines Geſetzes gegen Waffenmißbraurch vorge⸗ legt. Die entſcheidenden Beſtimmungen lau⸗ ten u. a.: Wer außerhalb ſeiner Wohnung, ſeiner Ge⸗ ſchäftsräume oder ſeines befriedeten Beſitztums eine Waffe führt, die ihrer Natur nach dazu beſtimmt iſt, durch Hieb, Stoß oder Stich Ver⸗ letzungen beizubringen(Sieb⸗ oder Stoßwaf⸗ fen), wird mit Gefängnis bis zu einem Jahr, wenn mildernde Umſtände vorliegen, mit Geld⸗ ſtrafe beſtraft. Wer gemeinſam mit anderen zu politiſchen Zwecken an öffentlichen Orten erſcheint und da. bei bewaffnet iſt, wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten beſtraft. Soziales Schiedsſpruch für das deutſche Buchdruckgewerbe wib. Berlin, 17. Dez. Im Lohnſtreit des deut⸗ ſchen Buchdruckgewerbes hat heute das zuſtändige tarifliche Zentralſchlichtungsamt einen Schieds⸗ ſpruch gefällt, der den beſtehenden Lohntarif bis zum 13. Februar 1931 mit der Maßgabe ver⸗ längert, daß zur Fortſetzung der Beratungen und zur Fällung eines weiteren Schiedsſpruches die Schlichterkammer am 2. Februar 1931 von neuem zuſammentritt. Pilſudſki⸗Terror „Wenn der Marſchall 3 Interpellation wegen der Vorgänge befiehlt 05 Breſt Litowſk n wib. Warſchau, 17. Dez. Wenige Minuten vor Schluß der heutigen Nachtſitzung des Seims wurde von den Abgeordneten der Zentro— Linken Partei eine Interpellation eingebracht, in der die furchtbare Behandlung der im Mi⸗ litärgefängnis von Breſt Litowſk eingekerker⸗ ten oppoſitionellen Politiker geſchildert wird. Die Interpellation betont, daß die oppoſitio⸗ nellen Führer, die ohne Gerichtsbefehl auf Verfügung des Innenminiſters General Sklad⸗ kowſki verhaftet worden ſind, in geſchloſſenem Wagen in unbekannter Richtung verſchleppt wurden. Auf der Fahrt wurden ſie beſchimpft und bedroht. Der ſozialiſtiſche Führer Dr. Liebermann wurde auf dem Wege nach Breſt von dem begleitenden Poliziſten ſolange ge— ſchlagen, bis er das Bewußtſein verlor. Etwas ſpäter blieb das Auto in einem Walde ſtehen und Liebermann wurde mit Kolbenſtößen in den Wald getrieben. Im Walde ſchlug ihn ein Polizeikommiſſar zweimal ins Geſicht, ſo⸗ daß er zu Boden ſtürzte. Liebermann wurde dann entkleidet und nochmals derart geſchlagen, daß er über 20 blutige Wunden davontrug. Gleichzeitig rief man ihn zu:„Du haſt es gewagt, Deine Stimme gegen den Herrn Marſchall zu er⸗ heben!“ Im Gefängnis wurden die Gefangenen von wachhabenden Offizieren und Gendarmen mit den gemeinſten Schimpfworten belegt. Man hielt ſie zu den ſchwerſten Arbeiten an. Lieber— mann, Profeſſor Prager und der ehemalige Miniſterpräſident Witos mußten mit Lappen oder mit einem kurzen kleinen Beſen, alle ſaſt mit bloßen Händen, Aborte reinigen und Fuß— böden ſcheuern. Dr. Liebermann erhielt bei dieſer Arbeit einen Herzanfall. Wenn die Abgeordneten die Gefängnisord— nung irgendwie verletzten, ſperrte man ſie in finſtere Zellen ein, in denen nicht einmal Kübel für die natürlichen Bedürfniſſe ſtanden. Das Lager beſtand aus einer Bettſtelle ohne Strohſack mit voneinander abſtehenden Holz— leiſten. Als Nahrung erhielten die Gefangenen nur etwas Brot und warmes Salzwaſſer. Der Abg. Popiel wurde eines Nachts auf Befehl eines Hauntmanns in einen dunklen Naum geſyerrt. Als er die Schwelle über⸗ ſchritt, wurde er von zwei Gendarmen auf einen Tiſch geworfen. Dann legte man ihn in ein naſſes Tuch auf den Rücken und ver⸗ ſetzte ihm mit eiſernen Stäben 30 Hiebe. Popiel verlor dabei die Beſinnung. Nach der Mißhandlung ſperrte man Popiel einige Tage in den Keller ein. Ebenſo wie Pa— piel wurden auch noch Korfanty und der Bauernabgeordnete Baginſki verprügelt. An— dere Abgeordnete wiederum wurden barbariſch ins Geſicht geſchlagen, wie beiſpielsweiſe der Ukrainer Kohut. Mährend des Prügelns wurde ſtets der Motor des Waſſerwerks in Bewegung ge⸗ ſetzt, um durch ſein Geräuſch die Schreie der mißhandelten Opfer zu übertönen. Der Gefängniskommandant Oberſt Bier— nacki erklärte Dr. Liebermann, daß das Schick— ſal der Gefangenen vom Befehl Marſchall Pilſudſkis abhänge. Ein anderer Offizier fügte hinzu: 5 „Wenn der Marſchall befiehlt, die Gefange⸗ und wenn er befiehlt ſie zu verſtümmeln, ſo würden ſie verſtümmelt werden.“ Weiter beſtätigt die Interpellation die ſchon vom polniſchen Richterſpruch gemeldeten Schein⸗ Hinrichtungen. Die Unterzeichneten wtb. Newyork, 17. Dez. Der Bundesbezirks⸗ richter Clark in Newark(New Jerſey) hat eine Entſcheidung gefällt, wonach die 18. Ver⸗ faſſungsergänzung, die das Alkoholverbot ent⸗ hält, ungültig ſei. In der Begründung zu die⸗ ſer Entſcheidung, die größtes Aufſehen erregt, Fremdling, kommſt nach Berlin du, ſo ſuche die Taxe dir aus, die dir gewährt den höchſten Rabatt, ein lockendes Friſchei! Das iſt heute das Tagesgeſpräch in Berlin. Wer als Fremder die großen Bahnhöfe Berlins verläßt, den ihm ge— wohnten Kraftdroſchken zuſtrebt, iſt baff er— ſtaunt. Die Fenſter, die eigentlich dem Fahr⸗ gaſt Gelegenheit geben ſollten, das Berliner Straßenbild, vielleicht auch die Geſchäftsreklame kennen zu lernen, ſind mit ſeltſamen Ziffern, um nicht zu ſagen Rätſeln, bemalt. Was ſoll das? a Zwiſchen den Berliner Kraftdroſchken⸗ geſellſchaften iſt ein Rabattkampf aus⸗ gebrochen und hat in die Verkehrsver⸗ hältniſſe eine neue Note gebracht. Früher ſchimpfte man, wenn man ahnungslos eine Kraftbroſchke beſtieg ſchon während der Fahrt beim Leſen des kleinen Plakates: Auf jeden Fahrpreis wird ein Zuſchlag von 20 Pfg. Alkoholverbot in Amerika verfaſſungswiorig? Entſcheidung, die größtes Aufſehen erregt Zeichen der Zeit Ein intereſſanter Tarifkampf 7 N — fragen zum Schluß, was der Miniſterpräſident zu tun beabſichtige, um die Schuldigen der verdienten Strafe zuzuführen. Die Interpellation erregt natürlich unge⸗ heures Aufſehen, wird aber nur in einem Teil der heutigen Morgenpreſſe veröffentlicht. Die nationaldemokratiſche Gazeta Wars⸗ zawſka“ bezeichnet den Regierungsblock als moraliſch mitſchuldig, weil er in der geſtrigen Sejmſitzung, gegen die Dringlichkeit der An⸗ träge geſtimmt habe, die eine Aufklärung der Vorgänge von Breſt Litowſk herbeiführen ſoll⸗ ten. heißt es, eine Ergänzung zur Verfaſſung könne nur von einem verfaſſungsmäßig einberufenen Konvent, aber nicht von den geſetzgebenden Körperſchaften der einzelnen Staaten ratifi⸗ ziert werden. Richter Clark beruft ſich dabei auf etwa 100 Autoritäten. erhoben. Damit iſt es nun nichts mehr. Dieſer Zuſchlag von 20 Pfg. iſt vollkommen aufgehoben worden. An ſeine Stelle trat ein Wettrennen geradezu um den billigſten Fahrpreis. Da beginnt nun das Rätſelraten. Man muß verſuchen, ſich durch das Gewirr zurecht zu finden. Die der Kraft⸗AG. angehörenden Auto⸗ droſchken gewähren auf den von der Taxuhr an⸗ gezeigten Preis einen Rabatt von 5 Proz. in Bons. Bei einem Geſamtwert von 20.— Mk. geben die von der Arbeitsgemeinſchaft der Berl. Kraftdroſchbenverbände 10 Prozent Rabatt ſo⸗ fort in bar. Der Verband der Kraftdroſchken⸗ heſitzer will nur 5 Prozent Rabatt geben. Das Publikum, wenigſtens das Berliner Publikum fand ſich aber ſchnell durch. Es las die Bemnahlungen der Fenſter:„20 Pfg. und 10 Proz. in bar“—„20 Pfg. Rabatt und 5 Proz. pro Fahrt“. Dann ſuchte es ſich die Taxen aus, die am billigſten fahren. Das wiederum merk⸗ Revolutionstage in Spanien Abmarſch der republikaniſchen Truppen Die Revolutionswelle, die ganz Spanien er werden konnte, nahm ihren Anfang mit der E nen zu töten. ſo würden de nel merden. lich der Pyrenäen, Hier wurde die Regierung en es Aufſtandes wurden erſchoſſen. Das erſte Originalbild: von der Artilleriekaſerne in Jaca. faßt hat und bisher noch nicht ganz unterdrückt rhebung einer Artillerieabteilung in Jaca ſüd⸗ allerdings ſehr ſchnell wieder Herr der Lage. die Curtius' neue Preiſe fahren und geben nun, wie eben ange⸗ zeigt, noch 10 Proz. außer dem Abſchlag von 20 Pfg., andere wieder geben unter Verzicht auf 20 Pfg. Aufſchlag ſogar einen Rabatt von 5 bis 15 Proz., je nach Taxe 1, 2 oder 3. Kein Wun⸗ der, daß private Kraftdroſchkenbeſitzer gleich an ihre Scheiben 25—50 Proz. Rabatt anmalten. Und einer ſchoß den Vogel ab. d Er verſprach jedem Fahrgaſt außer den 10 Prozent Rabatt noch ein friſches Trinkei. Vielleicht hat er Beziehung zu irgend einer Ge⸗ flügelfarm. Es kann ſein, daß morgen einer heiße Würſtchen und Brötchen dazugibt, ein andever unter Umſtänden ſogar einen Bon für ein Mittageſſen. Vielleicht dürfen wir das gewiſſen kom⸗ munalen Behörden empfehlen bei der Tarifgeſtaltung für Gas, Waſſer, Elek⸗ triſch und der Verkehrsmittel. Wir ſind mit einer Herabſetzung der Tarife zu⸗ frieden und verzichten gern auf alle Sonderzugaben Vermiſchtes Revolutionäre Erhebung in Guatemala. wtb. Newyork, 17. Dez. Aſſoclated Preß meldet aus Mexiko: Aus Guatemala ſind Funkmeldungen eingetroffen, denen zufolge dort geſtern eine bewaffnete Erhebung aus⸗ gebrochen iſt. In den Straßen der Stadt iſt es zu Feuergefechten gekommen. ten die Kraftdroſchtenbeſitzer, Reben der* Italieniſcher Geſchwaderflug nach Braſilien. wtb. Orbetello, 17. Dez. Zwölf Waſſerflug⸗ zeuge ſind heute früh 7.45 Uhr unter dem Be⸗ fehl des Luftfahrtminiſters Balbo zum Fluge nach Braſilien aufgeſtiegen. Das Ziel des erſten Flugabſchnitts iſt die ſpaniſche Hafen⸗ ſtadt Cartagina. Das Befinden Poincarès wtb. Paris, 17. Dez. Heute vormittag wurde über das Befinden Poincares folgender Krankheitsbericht ausgegeben: Das Befinden des Präſidenten, der am Samstag einen Bla⸗ ſenkrampf hatte, zeigte heute vormittag Zeichen der Beſſerung, die einen günſtigen Verlauf zu erhoffen geſtatten. Temperatur und Puls nor⸗ mal. Gezeichnet iſt der Krankheitsbericht von Poincares Hausarzt Dr. Boidin und Profeſſor Guillain, die vormittags beide den Kranken unterſucht hatten. Orientierung Berlin, 17. Dez. Die Reiſe des Außenmini⸗ ſters nach Oſtpreußen und daran anſchließend nach Oberſchleſien hat größere Bedeutung, als es den Anſchein hat. Schon aus den Reden, die der Miniſter gehalten hat, läßt ſich erkennen, die deutſche Außenpolitik einen ſchärferen Ton anſchlagen will. Curtius folgt damit der For⸗ derung der Reichstagsmehrheit, die ihm bef der außenpolitiſchen Debatte ſeine Zurückhal⸗ tung und ſein Verſagen vorwerfen wollte. Künftig will er aktiv ſein und beſonders, was die Oſtfragen anlangt, mit allem Nach⸗ druck die deutſchen Rechte wahren, die ja vor dem Völkerbund in wenigen Wochen zu verteidigen ſind. Die Reiſe in die Grenzgebiete iſt mit dem Ziele vorgenommen worden, daß Curtius aus der Abſtimmung der betroffenen Bevölkerung ſich ſelbſt ein richtiges Bild zu machen in der Lage iſt, um deſto nachdrücklicher das Recht Deutſchlands zu verfechten. 3 7772 D Schwesler Gerlinde Roman von Anny Wothe. (Nachdruck verboten.) (31. Fortſetzung.) ö Ein Erſchrecken kam über Winifred. Mit ängſtlichen Augen ſah ſie in Schweſter Gerlin— des Geſicht. Das hatte ſie nun einen Moment wirklich vergeſſen. Sie hatte nur das Beſtreben ge— habt, die Schweſter zu verletzen, und etwas über ihre Beziehungen zu Söderborg zu er— fahren. Sie war nahe daran, Schweſter Ger— linde zu ſagen:„Das Schickſal hat mich zu der Verlobung mit dem Manne, der Dir vielleicht teuer iſt, gezwungen“, aber ſie biß die Zähne feſt zuſammen und legte die langen Wimpern verſchleiernd über die Augen. Schweſter Gerlinde entging nicht der Kampf in dem jungen Geſicht. Einen Augenblick zö⸗ gerte ſie, dann aber trat ſie auf Winifred zu und ſagte, mit ſanftem Druck die fieberheißen Hände des jungen Mädchens mit ihren kühlen linden Händen umſchließend: „Sie müſſen lernen, Komteſſe, wieder froh zu werden und nicht überall das Schlimmſte zu ſuchen. Ein gütiges Geſchick hat Ihnen in der Stunde der Not einen Mann zugeführt, der vor allen anderen geſchaffen iſt, Sie vor den Stürmen des Lebens zu ſchützen. Laſſen Sie mich die erſte ſein, die Ihnen Glück wünſcht, ſo recht von Herzen Glück für das neue Leben, in das Sie von morgen an tre⸗ ten.“— Winifred hatte die Augen geſchloſſen. Mit ſchwer atmender Bruſt lag ſie da. Am liebſten hütte ſie laut geſchrien: 7 „Es iſt ja alles nicht wahr! Nur Schein iſt alles. Er liebt mich nicht, wie ich ihn liebe, und ich nehme nur an, um hier fortzukommen.“ Aber Winifred brachte kein Wort heraus. Nur eine ſchwere Träne löſte ſich von ihrer Wimper und floß ihr langſam die Wange ent⸗ lang. Schweſter Gerlinde aber trocknete mit ſanf⸗ ter Hand das bittere Naß, daß über das junge Geſicht floß, und zog ihr liebevoll die Decke zurecht. „Sie müſſen jetzt ſchlafen, Komteſſe“, mahn⸗ te ſie, mit weichen Händen über die weiße Stirn ſtreichend. f „Ich kann ja nicht, Schweſter, ſtöhnte Wi⸗ nifred auf,„keine Nacht kann ich ſchlafen. So quält mich das Entſetzliche, das mich fort⸗ trieb.“ „Still, ſtill“, flüſterte die Schweſter, lieb⸗ reich die Hand über die brennenden Augen Winifreds deckend.„Sie müſſen jetzt ruhen.“ Und mit leiſer, ſüßer Stimme hub Schwe⸗ ſter Gerlinde an zu ſingen— wie ſie es oft bei Klaus tat, wenn er nicht ſchlafen konnte— ein altes, halbvergeſſenes Lied aus der Kin⸗ derzeit: „Suſe Muſekättjen, Leep aver den Saal; Aver de Deel Und de Treppen hendal. Suſe Muſekättjen Heſt du man eenen Schoh? Suſe Muſekättjen Wo wullt Du na to?“ Winifred hatte die weißen Hände über der Bruſt gefaltet. Mit einem ſtillen, verklärten Lächeln lag ſie da, wie im Traum nachſinnend, Fals lauſche ſie verlorenem 1 Und Schweſter Gerlinde ſang: „Suſe Muſekättjen Leep aver den Damm, Un harr man eenen Strumphäſeken; Un eenen Schoh! Suſe Muſekättjen Wo wullt Du na to?“ Und nun hob Winifred mit einem unbe⸗ ſchreiblichen Ausdruck die gefalteten Hände zu der Singenden auf, die ſich in ihrer weißen Schweſterhaube liebevoll über ſie neigte und nur noch leiſe, ganz leiſe, zu ihr hernieder⸗ ſummte, als wiege ſie ein unruhiges Kind in den Schlaf: „Suſe Muſekättjen, Wo wullt Du denn hen? Achter dem Barge Na'n Bruthuſe hen! Dar flachtet ſein Swin Und dar drinket ſe Win, Da willt wie Katten Recht luſtig mal ſin.“ Und dann brach ein Tränenſtrom aus Wi⸗ nifreds Augen und beide Arme um den Hals der Diakoniſſin ſchlingend, ſchluchzte ſie auf: „Mutters Lied, Schweſter! Ach, wie oft hat ſie es uns Kindern geſungen. Und dann nie⸗ mand mehr— niemand!“ Im Nebenzimmer aber hatte ſich Sölve in ihrem Bett aufgerichtet und lauſchte in die Nacht hinaus. Lächelnd ſchüttelte ſie dann den Blondkopf und legte ſich wieder in die Kiſſen zurück. „War es mir doch,“ flüſterte ſie ſchon halb die doch ſchon ſo lange tot: Wie man doch ſo dumm träumen kann.“ An der Bruſt Schweſter Gerlindes da wein⸗ te die junge Braut die erſten lindernden Tränen, die ihr zum erſten Mal das Weh von der wunden Seele löſten. Als der Morgen tagte und der Sturm noch immer ſein wildes Lied über die Borſumburg und über die Meereswellen pfiff, ſchlief Wini⸗ fred, noch Tänen auf den Wangen, ſüß und feſt. Schweſter Gerlinde aber ſaß, die Hände ge⸗ faltet, an dem Lager der jungen Braut und wachte mit bebender Seele, wie ſie die ganze Nacht gewacht hatte. Als es hell wurde, war die rotblühende wieder im Schlaf,„als ſinge unſer Mütterlein, ö Heide braun und der Sturm hatte die letzten Herbſtroſen geknickt. Schaurig zog der rauhe Sturmgeſelle über die Heide, und dunkle Ne⸗ bel braunten über den ſchwarzen Wellen⸗ bergen. Aber Schweſter Gerlindes Herz war voll Sonne. Der erſte Sieg, der erſte wirkliche Sieg über ein armes, kleines zuckendes Menſchen⸗ herz, das ſich nach Liebe ſehnte und doch ſo ein⸗ ſam war. Und wie eine Mutter ihr krankes Kind, ſo deckte Schweſter Gerlinde zartſorgend die Komteſſe zu und ihre Hände ſchmiegten ſich einen Augenblick betend um das rotlockige Haupt der Schläferin. a Dann ging Schweſter Gerlinde, um nach ihrem kleinen Patienten Klaus zu ſehen. Winifreb aber flüſterte mit einem glückli⸗ chen Lächeln um den roten Mund im Traum immer wieder vor ſich hin: i „Suſe Muſekättjen 5 wullt Du Aus Nah und Fern Frankfurt a. M., 17. Dez.(Sühne für einen Raubüberfall.) Am 22. November wurde auf den Kaſſenboten der Polytechniſchen Geſellſchaft auf der Mörfelder Landſtraße kurz nach 11 Uhr vormittags ein Raubüberfall unternommen. Der 27lährige Arbeiter Karl Wien, der er⸗ werbslos war, hatte den Boten, der Spartaſ⸗ ſengelder einkaſſierte, beobachtet und verfolgt. Auf der Treppe im Hauſe Nr. 94 warf er dem Boten Pfefſer in die Augen und bemühte ſich, die Ledertaſche des Boten zu ergreifen und zu fliehen. Der Ueberfallene ſchrie um Hilfe, und der Täter wurde verfolgt, wobei er auf bie Verfolger einen Schuß abgab, der jedoch fehl⸗ ging. Wien wurde ſeſtgenommen. Die Verhand⸗ lung gegen ihn vor dem Großen Schöffengericht ergab, daß er ein Jahr arbeitslos war, daß ſeine pekuniären und familiären Verhältniſſe nicht die beſten waren, ſodaß der Vertreter der Anklage auf mildernde Umſtände plädierte und wegen ſchweren Raubs und Zuwiderhandlung gegen das Schußwaffengeſetz zwei Jahre ſieben Monate Gefängnis beantragte. Das Gericht er- kannte auf 15 Monate Gefängnis und eine Wo⸗ che Haft, indem es den rechtlichen Geſichtspunk⸗ ten, die der Staatsanwalt geltend gemacht hatie, folgte. Der noch unbeſtrafte Angeklagte wurde nicht aus der Haft entlaſſen. Regensburg, 17. Dez.(Ein Mörder freige- ſprochen.) Im Dezember vergangenen Jahres hatte der ledige Bindermeiſter Gewald im Hauſe ſeiner Mutter in Steinweg bei einen Streit den Maurer Meier von Steinweg er— ſchoſſen. Durch Urteil des Schwurgerichts Re— gensburg vom 9. April 1930 wurde Gewald des⸗ wegen zu einer Zuchthausſtrafe von 6 Jahren verurteilt. Während der Strafhaft in Strau— bing tauchten Zweifel an der Zurechnungsfähig⸗ keit des Gewald auf. Die Wiederaufnahme des Verfahrens wurde deshalb für zuläſſig er— klärt. Mit Urteil der Strafkammer Regensburg vom 13. November wurde Gewald freigeſpro— chen, da ihm nach ärztlichem Gutachten für ſeine Straftat der 8 51 des Strafgeſetzbuches zuzubil⸗ ligen war. Vor kurzen wurde vom Verwal⸗ tungs⸗ und Polizeiſenat in geheimer Sitzung beſchloſſen, daß Gewald in der Heil- u. Pflege⸗ anſtalt Regensburg zu verwahren ſei. Herborn 17. Dez.(Sühne für niederträchtige Schlingenſtellerei) Ein Brüderpaar aus Gunte- rod(Kreis Biedenkopf), von Beruf Bergleute, ging der Wilddieberei nach und brachte inner— halb kurzer Zeit 25 Rehe zur Strecke. Meiſt fiel das Wild der Schlingenſtellerei zum Opfer und fand dann einen elenden Tod. Einer Anzahl Rehe war durch den Schlingendraht das Geäſe zerriſſen worden, ſodaß ein langſamer Hunger— tod die Folge war. Nunmehr ſtanden die beiden Jagdfrevler vor Gericht, das den Anſtifter, den Bergmann Adolf Jung, zu einem Jahr Ge— fängnis und Stellung unter Polizeiaufſicht ver— urteilte. Sein Bruder Fritz Jung erhielt wegen Beihilfe acht Wochen Gefängnis. In Anbetracht der Niederträchtigkeit der Tat verſagte das Ge— richt mildernde Umſtände und lehnte auch Be— währungsfriſt ab. Dillenburg, 17. Dez.(Eine Stationskaſſe ge— raubt.) Während der Hilfsbeamte der Fahrkar— tenausgabe in Sechshelden ſich auf dem Bahn— ſteig befand, raubte ein dreiſter Einbrecher die Wechſelkaſſe mit dem Betrag von etwa 51 Mk. Die Nachforſchungen der Bahnpolizei und der Landjägerei ergaben nach den im Schnee feſtge— ſtellten Spuren, daß der Täter die Kaſſette im Walde weggeworfen hatte. Im Laufe des Tages wurde zur Feſtnahme eines Arbeitsloſen ge— ſchritten, auf den ſich der Perdacht der Täter⸗ ſchaft gelenkt hat Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Klub der„Gemütlichen“ 1915. Donnerstag, den 18. Dez. abend ¼58 Uhr Theaterprobe an⸗ ſchließend Vorſtandsſitzung im Lokal. D. V. Turngenoſſenſchaft 1893. Donnerstag Abend 9 Uhr Turnſtunde für alle Turnerinnen. Sprungſeile ſind mitzubringen. Vollzähliges Er⸗ ſcheinen erwartet Der Vorſtand. G.⸗V.„Liederkranz“. Donnerstag abend 8 Uhr Singſtunde. In Anbetracht der bevorſtehenden Weihnachtsveranſtaltung iſt das Erſcheinen aller Sänger dringend erſorderlich. Der Vorſtand. Männergeſang⸗Verein. Uhr Singſtunde. Mitſpieler. Donnerstag abend ½9 7 Uhr Geſangprobe für die Vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Präſtdent. Verein für Sport- und Körperpflege 1896. Uebungsſtunden: Montag u. Freitag: Jiu⸗Jitſu, Dienstag: Boxen, Mittwoch u. Freitag: Stemmen und Ringen Der Vorſitzende. Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, ehm. Kriegs⸗ leilnehmer und Kriegshinterbliebenen, Ortsgruppe Viernheim. Samstag, den 20. Dezember l. J. abends halb 9 Uhr im Gaſthaus zum Eichbaum Mitgliederverſammlung. Tagesordnung: 1. Be⸗ kanntgabe wichtiger Veränderungen im R. V. G. durch die Notverordnung, 2. Weihnachtsfeier, 3. Verſchiedenes. Vollzähligen Beſuch erwartet. Der Vorſtand. Die Herrn Vorſtandsmitglieder werden gebeten zu eine Vorſtandsſitzung halb Stunde vorher zu erſcheinen. Der Vorſitzende. Geſang⸗Verein„Süngertrene“. Sonntag, den 21. . Dez., vorm. 10 Uhr Singſtunde. 2. Tenor u. 1. Baß eine Stunde früher. Darf kein 1 8 ſeine diesjährige Weihnachtsfeier. Cokales Geſchäftsſchluß am Heiligen Abend Am 11. Dezember 1930 hat der Reichstag ein Initiativgeſetz beſchloſſen, durch welches das im Vorjahre erlaſſene Geſetz über den Laden— ſchluß am 24. Dezember Abänderungen und Ergänzungen erfährt. Während nach dem gel- tenden Geſetz die offenen Verkaufsſtellen am Heiligenabend im allgemeinen nur bis 5 Uhr nachmittags geöffnet ſein dürfen, aber für Lebensmittel, Genußmittel und Blumen— geſchäfte der Ladenſchluß erſt um 6 Uhr zu er— folgen braucht, ſoll dieſe Ausnahme künftig nur für Blumengeſchäfte gelten und der 5-Uhr⸗ Schluß auch auf Apotheken ausgedehnt wer— den, die keinen Nachtdienſt haben. Außerdem wird ausdrücklich verboten, nach dem Geſchäfts⸗ ſchluß Arbeitnehmer länger als eine halbe Stunde zu beſchäftigen, und zwar werden während dieſer Zeit nur das Zuendebedienen der Kundſchaft und Aufräumungsacbeften zugelaſſen. Sodann führt das Geſetz einen Geſchäftsſchluß auch der Gaſtſtätten ein, dle am Heiligabend um 7 Uhr nachmittags ge⸗ ſchloſſen werden ſollen, wobei die Landes— behörden Ausnahmen für die Beherbergung und Verpflegung nicht ortsanſäſſiger Perſonen zulaſſen können. Am Donnerstag wird der Reichsrat darüber zu beſchließen haben, ob er gegenüber dieſem vom Reichstag beſchloſſenen Geſetze von ſeinem Einſpruchsrecht Gebrauch machen will. Auch wenn er dies nicht tut, wird das Geſetz in dieſem Jahre noch nicht wirkſam werden, da eine Vorſchrift über das ofortige Inkrafttreten des Geſetzes fehlt. Ohne eine ſolche Vorſchrift aber tritt ein Reichsgeſetz erſt mit dem 14. Tage nach dem Tage der Aus— gabe des Reichsgeſetzblattes in Kraft, im vor— liegenden Falle alſo erſt nach Weihnachten. Daher bewendet es in dieſem Jahre bei den Vorſchriften des vorjährigen Geſetzes: Allgemeiner Ladenſchluß um 5 Uhr, Laden- ſchluß der Lebens⸗, Genußmittel⸗ und Blumengeſchäſte um 6 Uhr, keine reichs⸗ geſetzliche Beſchränkung der Gaſt⸗ und Schankwirtſchaften. Die zuſtändigen Reichsminiſterien haben je— doch den Landesregierungen nahegelegt, ge— gebenenfalls von der Möglichkeit einer frühe— ren Feſtſetzung der Polizeiſtunde auf Grund des Gaſtſtättengeſetzes Gebrauch zu machen. (Ob, wie an anderer Stelle gemeloet, eine Inkraftſetzung des neuen Geſetzes durch die Landesregierung in Betracht kommt, bleibt ab— zuwarten. Die Red.) 2 Sterbefall. Herr Nik. Helbig 7, Rat⸗ hausſtraße, iſt, 63 Jahre alt, ſchnell und uner— wartet geſtorben. Eine Grippeerkrankung hat ihn vor 8 Tagen aufs Bett geworfen, der der beliebte und achtbare Mitbürger zum Opfer wurde. Zahl⸗ reichen Vereinen gehörte der Verſtorbene als treues Mitglied an. Der Geſangverein„Sängerbund“ beſonders verliert mit Herrn Helbig ſeinen ver— dienten Ehrenpräſidenten. Er ruhe in Frieden! “Ein gombenerfolg. So urteilt die Berliner Preſſe über den Schwank„Stöpſel“, der am 2. Weihnachtsfeiertag im Karpfen durch den Volkschor zur Aufführung kommt. Für Viernheim wird es ſeit Jahren der größte Lacherfolg ſein. Eintrittskarten a 80 Pfg. bei Georg Umhauer, Tivoli; Mich. Müller, Neuhäuſerſtr. 10; Karl Martin, Bertholdus Pfenning⸗Straße 15; Jakob Wiegand, Hansſtr. 4; Matth. Mandel Friedrichſtr. 10 und im Lokal z. Karpfen. Telephoniſche Be— ſtellung unter Nr. 166. Weihnachtsfeier des Turnerbun⸗ des. Sonntag, den 21. Dez. 1930 veranſtaltet der hiefige Turnerbund im Saale des„Freiſchütz“ Ein beſonders reichhaltiges Programm wird lediglich von den Kleinſten Jahn's beſtritten. Bereiten wir darum am kommenden Sonntag nachmittag halb 4 Uhr unſeren Kleinſten durch einen regen Beſuch der Feier die erſte Weihnachtsfreude! Jedermann iſt hierzu freundl. und herzl. eingeladeu. folgt nach!) „Es jauchzen die Leute— und ſie jauchzen mit Recht, weil es tatſächlich urkomiſch iſt. Es gab ſtürmiſchen Beifall. Hunderte ſolcher Zitate liegen über den Schwank„Stöpſel“ vor. Beſuchen Sie am zweiten Weihnachtsfeiertag die Aufführung im Karpfen. Sie bereiten ſich und ihren Angehörigen eine angenehme Weihnachts- freude. Flotte Aufführung. Herrliche Bühnen⸗ dekoration. Eintrittskarten a 80 Pfg. in den be⸗ kannten Vorverkaufsſtellen. — Filmſchau (bbb M. T. Filmpalaſt. Heute Donnerstag und morgen Freitag zwei ganz große 50 Pfg. Volksabende. Der U. T. P. zeigt Donnerstag und Frei⸗ tag für 50 Pfennig ein ganz gewaltiges Drei⸗ Schlager⸗-Bombenprogramm. Endlich mal wieder eine Lachkanone. Monty Banks, der König des Humors in„Heiraten und nicht verzweifeln“ ein Großluſtſpiel in 9 grandiös ſpannenden Akten. Im zweiten Teil der Cowboykönig Harry Carrey in ſeinem ſenſationellen Wildweſtſchlager„Achtung Falſchmünzer.“ Echte Wildweſtromantik wie ſie jeder Kinofreund liebt. Zum Schluß die originelle Groteske„Das Geſchäft blüht“; hier wird alles in frohe Stimmung gebracht. Alſo Filmfreund, Du ſiehſt für 50 Pfg. ein erſtklaſſiges Prachtpro⸗ gramm in 18 Akten. Darum beſinne Dich nicht lange und gehe heute in den U. T. P. Das bil— ligſte Vergnügen, die ſchönſte Unterhaltung, das bie tet Dir der U. T. Filmpalaſt. Es ladet ein der U. T. P. (Näheres finden unter dieſer Rubrik Aufnahme, müſſen aber kürzeſt abgefaßt ſein. Sport⸗Berichte Halbzeit bei der Sportvereinigung Amiritia 09. Es geht am nächſten Sonntag mit dem Ver— bandsſpiel in Mannheim auf dem Phönix⸗Sportplatz dem Ende der erſten Runde zu. Aus dieſem An- laß ſei erlaubt, die vergangenen Spiele nochmals Revue paſſierern zu laſſen und daraus das not— wendige Fazit zu folgern. Wie war es alſo! Beim erſten Spiel ging es gut an, denn Neckarhauſen wurde hoch beſiegt, aber ſchon in Friedrichsfeld kam die erſte Niederlage und man merkte an dieſem Reſultat: eine gute Hintermann⸗ ſchaft, aber ein ſchußſchwacher Sturm, denn ſonſt müßten Tore fallen, wo die Verteidigung nur ein Minustor zuläßt und damit zwei Punkte vergeben wurden. An den auswärtigen Refultaten gemeſſen wie in Feudenheim, Heddesheim und Altrip könnte man faſt meinen, die Viernheimer Mannſchaft wäre eine ausgeſprochene Heim-Mannſchaft, die auf dem eigenen Gelände nur gewinnt und auswärts keine Punkte holen kann. Wie könnte es ſonſt vorkommen, daß in vier auswärtigen Spielen ſechs ganze Punkte ſtehen, alſo: dieſe zwei Tore haben die Ver— einigung ſechs Punkte gekoſtet: Wenn man dage— gen die Heim⸗Reſultate gegen die 1913er, Wein⸗ heim, Käfertal und die 486er in Vergleich zieht, kommt man unwillkürlich zu dem Schluß: bei auswärtigen Spielen ſpielt der ganze Sturm unbe— dingt nicht mit der nötigen Energie und einem großen Willen zum Sieg! Die Leiſtungen in Feudenheim, Heddesheim und erſt recht in Altrip haben bei weitem nicht befriedigt und der Sturm machte in verſchiedenen Spielphaſen eine unmögliche Figur durch Unentſchloſſenheit und Nichtausnützen der gebotenen Chancen. Der eine Spieler wartet auf den andern, ob der ſchließlich den Mut findet, um aufs Tor zu ſchießen, während daheim aus allen Lagen geſchoſſen wird. Sehr oft hat auch der Eifer gefehlt und die Uneigennützigkeit, die vor al— lem bei den Stürmern vorhanden ſein muß: wer am günſtigſten ſteht, der ſchießt das Tor und nicht der, der ein Tor auch einmal gern ſchießen möchte! Es iſt ſehr ſchön, wenn ein Spieler auch dribbeln kann, aber: nur um einen Gegner und nicht um zwei— drei und dann ſich den Ball abholen laſſen! Ein geſunder Torſchuß iſt was wert, anſtatt zu Die noblen Paſſionen des Gberſteuerſekretärs Gemildertes Urteil Frankfurt a. M., 17. Dez. Vor der Großen Strafkammer wurde gegen den Oberſteuerſekre⸗ tär Heinrich Maaß vom Finanzamt Weſt u. den Steueraſſiſtenten Schulz verhandelt. Maaß hatte bei der Finanzkaſſe u. a. Poſtbarſcheks zweier Induſtriefirmen abgefangen und für ſich einge⸗ löſt und die Veruntreuungen durch Umbuchun⸗ gen gedeckt. Es iſt ſeinerzeit ein Fehlbetrag von 77000 Mark errechnet worden, der durch die Machenſchaften des Angeklagten entſtand, aber ganz läßt ſich der Betrag nicht fixieren. Maaß halte noble Paſſionen: er hatte eine Jagd, fuhr im eigenen Auto und hatte ſich von unterſchlagenen Geldern ein eigenes Haus bauen laſſen. Schulz, ber im gleichen Amt wirkte und ſich in finanziellen Schwierigkeiten befand, hat, um Maaß zu helfen— es erwuchſen daraus guch für ihn Vorteile— Unredlichkeiten im Amte begangen. Das Schöffengericht hatte Maaß wegen Amtsverbrechens zu 3 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverluſt, Schulz zu 5 Mon Gefängnis verurteilt. Auf die Be⸗ rufung des Angeklagten änderte die Erſte Strafkammer das Urteil hinſichtlich des Straf⸗ maßes im Hinblick auf, daß die Geſetze für Verbrechen im Amt ehr ſtrenge Strafen an ſich ſchon vorſehen. Maaß wurde zu zwei Jah⸗ ren Zuchthaus und 5 Jahren Fhrverluſt, Schulz wegen einfacher Urkundenfälſchung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. abgegeben werden, dagegen aber nur zwei Minustore eee pee Af verſuchen, zwiſchen mehreren Verteidigern ſich durch⸗ zuſpielen: wenn man den weißen Strich am Straf⸗ raum ſieht, muß ein Schuß unverhofft in die Maſchen geſetzt werden! Nach den abſolvierten zehn Verbandsſpielen dürften keine fünf Verluſt⸗ punkte vorhanden ſein. Dieſe wären durch ein Sieg gegen den Favoriten Phönix ſehr gut auszu⸗ gleichen! Bei dieſem Spiel geht es um die Würde des Meiſters und die Mannheimer werden jubeln, wenn ſie einen Vorſprung von 7 Punkte heraus- geholt hätten! Es wäre für die Viernheimer Sportgemeinde das ſchönſte Weihnachtsgeſchenk: ein Sieg über den alten Rivalen Phönix! Kämpft da⸗ rum mit aller Energie! Viernheim muß gewinnen! FCC ã ĩͤâbb ĩͤ i Sport⸗Inſerate Unter dieſer Rubrik erſcheinen die Pauſchal⸗ Inſerate der ſporttreibenden Vereine., Sportvereinigung Amicitia Sonntag, den 21. Dezember 1930 nachm. halb 3 Uhr in Mannheim auf dem Phönix- Platz: Groß kampf um die Führung! Phönix M'heim- Amieitia! Abfahrt 1 Uhr per Eilzug O. E. G. Die Spiele der unteren Mannſchaften werden am Samstag bekannt gegeben. Floramannſchaft in Viernheim halb 10 Uhr gegen M. F. C. 8 Mannheim Privat. Wir bitten unſere Anhänger unſere Ligamannſchaft zu den ſchweren Kampf in recht zahlreicher Weiſe zu begleiten. Der Vorſtand. NB. Morgen Freitag abend 8 Uhr: Spiel- ausſchuß im Lokal. Amtlicher Teil Bekanntmachung. Betr.: Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. Nach§ 105 der Gewerbeordnung in der Faſſung von Art. 1 der Verordnung der Reichs- regierung vom 5. Februar 1919, dürfen Gehilfen Lehrlinge und Arbeiter an Sonn- und Feiertagen nicht beſchäftigt werden. Nach§ 41a der Gewerbe— ordnung darf deshalb an dieſen Tagen in offenen Verkaufsſtellen ein Gewerbebetrieb nicht ſtattfinden. Hiervon ſind für Viernheim folgende Ausnah- men zugelaſſen: 1. Bäcker, Konditoren und Metzger dürfen, an allen Sonn- und Feiertagen mit Ausnahme der erſten Weihnachts-, Oſter- und Pfingſtfeiertage von 7—9 Uhr die Läden offen halten und ver— kaufen. Außerdem dürfen Metzger in dem Sommer- halbjahr und zwar in der Zeit vom 1. April bis 30. September an Sonntagen von 19 bis 20 Uhr ihre Läden offen halten und verkaufen. 2. Friſeure und Barbiere dürfen an allen Sonn- u. Feiertagen mit Ausnahme der zweiten Weihnachts-, Oſter- und Pfingſtfeiertage ihre Läden bis 12 Uhr offen halten und darin arbeiten. Ein Verkauf von Waren darf in dieſer Zeit nicht ſtatt— finden. 3. An den letzten 3 Sonntagen vor Weih— nachten, ſowie an Kirchweihſonntagen dürfen alle Verkaufsſtellen von 11 bis 18 Uhr für den ge— ſchäftlichen Verkehr geöffnet ſein. Weitere Ausnahmen ſind hier nicht zugelaſſen. Viernheim, den 18. Dezember 1930. Heſſ. Polizeiamt: Ludwig. Bekanntmachung. Verſteigerung von zuchtuntaugl. Faſelvieh. Am Freitag, den 19. Dez. 1930, vorm. 11 Uhr wird auf dem Rathauſe dahier 1 Faſel- ochſe und 1 Ziegenbock an die Meiſtbietenden öf— fentlich verſteigert. Viernheim, den 17. Dezember 1930. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Betr. 5 Gebetzeiten der jüd. Gemeinde 20. Dez. Mickez 30. Kislew. Sabbat⸗Anfang 4,30 Uhr 9 Morgen 8,30 Uhr 5 Nachm. 3,30 Uhr 75 Abend 520%„ Wochentag⸗Abend 6,30„ „ Morgen 7,00„ Vereinsbank Weinheim e. G. m. b. H. Aelteſte Bank am Platze Bank und Sparkaſſe auf genoſſenſchaftlicher Grundlage Gegen 3000 Mitglieder Geſchäftsantelle, Reſerven u. Haftſummen Goldmark 3000 000.— Beſorgang aller bankgeſchäftlichen Angelegenheiten