— 2 2 Celpar heute Honig pochnas han Y Piel: G. G. m. b. H. Vierpheiner Kredſtpereit Ac et In Verhinderung des Vorſtandes fällt der Zahltag morgen Dienstag aus. Milch Ltr. 24% zu haben Diürüben Gemarkung Str i f rkung Straßenheim hat laufend abzugeben. Der Vorſtand. 25 Ar zu verkaufen Morgen Dienstag früh von ½9 bis 12 Uhr lade ich am Staatsbahnhof Thomasmehl aus. Ich bitte meine Kundſchaft, ſich ihren Bedarf an der Bahn abzuholen. Chr. Adler, zur Traube. Düngerhand lung. Von wem, ſagt der Verlag. Iahog Minhanba ben Heddesheimerſtr. 3. beginnt Montag, den 5. januar 1931 u. werden sämtliche Waren zu bedeutend herabgesetzten Preisen verkauft. 2 ſchöne zur Zucht ge— eignete faaerschweine (ſprungreif) ſowie zwei ſtarke Bekanntmachung. Betr.: Erhebung einer Bierſteuer in der Gemeinde Viernheim. Nachdem das Kreisamt Heppenheim gemäß Art. Eine 4 3 des Heſſ. Ausführungsgeſetzes zu den Verordnun⸗ 0 gen des Reichspräſidenten vom 26. Juli und 1. zu verkaufen Dezember 1930 die Gemeindebierſteuer mit Wir⸗ e kung vom 1. ds. Mts. ab eingeführt hat, empfehlen Friedrichstr. 57. wir den Beteiligten die Beachtung der Beſtimmun⸗ Versäume niemand diese günstige Gelegenheit zum Einkauf. —— ds. Mts. bei uns zur Einficht offen liegt. 9 K 151 S 7 195 5 Nach§ 1 dieſer Ordnung unterliegt der örtliche Verbrauch von Bier, das entweder in dem Gemar⸗ In einer am 3. Januar im„Freischütz“ getagten Sitzung der eingeführt wird, einer Steuer nach folgenden Sätzen: Milchproduzenten- Vertreter des Bauern- und Jungbauern-Vereins, sowie sämtlichen hiesigen Milchhändlern wurden nachstehende Milchpreise unterschriftlich festgelegt: Def Abholung durch gen Hänbler Hel Abeterung durch den Produzenten 23„ Verkaussgreis ab Haus Verkaufspreis ref aus uurch Händler u. Produzenten Vi.. Dor Vorstand des Bauern- und dungbauernvereins Nepar aur Un Fiir die Milchhändler: Martin Alter. NB. Wir bitten unsere Landwirte, diese Preise einzuhalten und un verantwortliche Preistreibungen zu vermeiden. Nach einer Erklärung des Milchhandlers Herrn Stephan Schüssler können bei diesem noch täglich 100 Lt. Ueberschußmilch abgeliefert* b werden. Eine Nachahmung anderer Händler wäre Wilden ee Nikolaus Effler. wert, um somit die Einfuhr zu beschränken. gen der Bierſteuerordnung, welche letztere bis 16. fuel Ausderha kungsbezirk hergeſtellt oder in den Gemarkungsbezirk S800 0080880008 Achtung! Achtung! Preisahschlag! ODie niedrigsten Preise am Platze in der Ludwigstrasse 21. Bel sauberer Ausführung und Verarbeitung von la. Eichenloh- Grubengerhung-Rernleder empfehle ich: Herrensonlen nur 3.10. Damensonlen nur 2.30 Mk. Herrenneek nur 1.-P fk. Damenfleck nur 60-80 Pig. Sohlen genäht 50 Pig. mehr. Schuhfärben für Damen nur 1.- für Herren gur 1.50 ſusardam dmpfonſe fl fon duft für w a na be 8000808006 Bei Einfachbier 2.50 RM. „ Schankbier 3.75 „ Vollbier 5.— „ Starkbier 7.50 22 Pio. für je 1 Hektoliter. Viernheim, den 3. Januar 1931. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. 90„ an Fahrrädern und Rähmaschinen werden prompt, reell und billig ausgeführt 8 Berufskleidung für den SD 4118 Kleid aus Tweed oderglattem Wollstoff.HellePikeegarnitur. Erford. Gröſte II: Etwas, 3OmStoff 100 cm breit. Bazar⸗Schnitt in den Gröſſen II und III (Oberweite 96, 102 cm). Preis 1 Mark —ůͤ e S — D Sb 4045 Zum Glockenrock aus Kammgarn oder Tweed die Kasak aus ſersey. Neuartig die Raglanär⸗ mel und die Formblende mit Knopfpatte, Erf. Gr. I: Etwa 1,50 m ammgarn 300m br., I, 40mſersey 140 em breit. Bazar⸗Schnitt Gröſle J. II(Oberw. 90,96 em). Preis Mark SD 4041 Kleid in einfacher Schnitt- form aus weed oderglattem Woll⸗ stoff. Schräger ScilufamLeibchen. 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Stärke haben, auch ſchwere Zeitläufe zu ertra— Wir brauchen in unſerer Notzeit ſtern, der Dreikönigeſtern als Führer. Wir brau⸗ chen ihn in der hohen Politik. Es iſt eigenartig und betrübend, daß man die Politik nicht mehr nach den Gottesſtern orientieren will. Wie phra⸗ ſenhaft, wie hohl klingen oft die Parolen, welche die Staatsmänner im Völkerbund oder anderswo in die Welt hinausrufen. n (iernheimer Tageblatt 2 Viernheimer Nachrichten) Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan 1 Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertatze.— Bezugspreis monatl. 150 k. frei 1155 Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das le illuſtrierte owie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Feane M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäſtsſtelle Rathausſtr. Nr. 4 Zum Dreikönigsfeſt Die hl. drei Könige können und müſſen wir gerade in unſerer Zeit freudig begrüßen. Wir brauchen Könige, d. h. ch riſtlich eingeſtellte Männer mit königlichen Eigenſchaften, mit könig⸗ lichem Weitblick. Wir brauchen auch die Gaben der hl. drei Könige: das Gold des hl. Kaſpar. Deutſchland iſt gold⸗, iſt geldarm. Dieſe Geld⸗ armut hat ſich namentlich verſtärkt ſeit den letz⸗ ten politiſchen Wirren, den Septemberwahlen und ihrer Auswirkung. Wie wird alles anders? Das war immer die bange Frage. In ſchweren Zeiten haben leider die Peſſimiſten faſt immer die Majorität. So ſahen wir, wie die immer ſo beklagte und ſcharf geſtaltete Kapitalwirtſchaft zunahm. Mißtrauen im Julande erweckt gewiß kein Vertrauen im Auslande. Die Anleihen ſtock— ten und auch die Privatgelder wurden nur zö— gernd und vielfach unter erſchwerten Bedingun- gen gegeben. Es verſchärften ſich die Kriſen im Wirtſchaftsleben. Hoffen wir, daß die Stabilität der Regierung bald wieder volles Vertrauen ins Inland und in das Ausland hineinbringt und damit die Grund— lage ſchafft für eine ruhige volkswirtſchaftliche Entwicklung. Dann komemnt auch wieder Dreikö⸗ nigen⸗Gold. Wir brauchen den Weihrauch des hl. Mel⸗ chior. Haben wir nicht wieder den Weihrauch der Heidenzeit? Weihrauch für den Götzendienſt des Unglaubens und des Freidenkertums, Weihrauch für die Sittenloſigkeit, Weihrauch für Ungebun⸗ denheit nuſſes. und die Zügelloſigkeit des Lebensge⸗ Da müſſen wir ſchon chriſtliche Weihrauch⸗ wolken himmelan ſteigen laſſen, welche den Weih⸗ rauch des Unglaubens überwölken und über— duften. „Dem Kind ſie brachten alle drei, Gold, Weihrauch, Myrrhen nach der Reih' Gott nimm von uns als Opfergut Herz, Leib und Seel. Gut, Ehr und Blut.“ Die Myrrhe des hl Balthaſar iſt das Wir müſſen Mut und Kraft und gen, zu überwinden. Im Weltgeſchehen rechnen ſich die glücklichen Zeiten nach Jahren, die Zei⸗ ten der Prüfung nach Jahrzehnten. So iſt es auch vielfach in Leben des Einzelmenſchen. Der Stern war groß und hell ſein Glanz. Vielfach haben die Menſchen nach den Sternen geſchaut, um daraus Glück oder Unglick heraus— zuleſen. Dieſe Aſtronomie war eine trügeriſche Wiſſenſchaft. Sie ſuchte in und über dem Stern nicht Gott den Herrn. „O Gott, erleucht vom Himmel ſern Die ganze Welt mit dieſem Stern.“ den Gottes⸗ Der Dreikönigeſtern in der inneren Politik! Dieſer allein kann uns führen in den Irrungen und Wirrniſſen der Politik bens. Und und des Parteile⸗ wir müſſen es der Vorſehung danken, daß ſie uns Männer gab, wie einen Kanzler Brüning einen Prälaten Kaas, welche die Politik wieder einmal nach dem Drei⸗ königeſtern orientieren. Die Aſtronomie iſt die Wiſſenſchaft der Femen. Aber auch in ihren Femen wirken ſich mit mathe⸗ matiſcher Genauigkeit die Geſetze aus, welche den Himmelskörpern ihre Bahnen beſtimmen. Wir haben niemals bie Furcht, daß ſie aneinander⸗ prallen und zerſchellen. Aber gibt es nicht auch im Menſchengeſchehen Kräfte, die miteinander und nebeneinander ar⸗ beiten und ſich entwickeln, und die nur gedeihlich wirken können, wenn ſie eingeſtellt ſind auf das Geſetz der Harmonie der Gotteskräfte. Drum bruuchen wir Könige, Führer, welche in der ho⸗ hen Politik und nicht weniger in der Wirt⸗ e den Dreikönigenſtern führen laſſen. Die Politiker Brüning und Kaas haben tatſäch⸗ lich auf den weiten Gefilden der Politik die Leuchtfeuer chriſtlicher Einſtellung auflohen laſ⸗ ſen. Sie werden geſehen, je länger ſie leuchten, umſomehr werden ſie auch erwärmen. wieder Verſtändnis und ſpäter Liebe erwecken zu den Grundſätzen einer chriſtlichen Politik, die allein den Frieden bringen kann, welchen die Engel W verkündet habe W F e ee Wir brauchen dieſe Welterleuchtung nicht zu— letzt auch in der Wirtſchaftspolitik. Darin führt ebenfalls der Kampf aller gegen alle zum Ruin der nationalen Wirtſchaft, wie der Weltwirtſchaft, Kooperative Wirtſchaft hat Profeſſor Deſſauer als Leitparole ausgegeben: Eine Politik des Zuſammenwirkens, des gegenſeitigen Verſtändniſſes des chriſtli⸗ chen Ausgleiches. Dieſes Ziel muß uns der 5 Dreikönigenſtern zeigen. Dienstag, den 6. Jan (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plahhvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Uar Dieſes Ziel müſſen wir zu erreichen ſuche Arbeit, in Vertrauen, in Opferſinn. „Gott nimm von uns als Opfergut Herz, Leib und Seel, Gut, Ehr und Blut.“ Der Dreikönigenſtern darf für uns kein Wan— delſtern ſein, der ſich nur an wenigen Tagen des Jahres zeigt. Er muß für uns ein Fixſtern ſein und bei uns bleiben. „Durch dieſen Stern führ' Gottes Hand Zum Glück das Volk, das Vaterland!“ Sum Dreikönigsfeſt(6. Januar) 7 7 „Die Anbetung der hl. drei Könige“. (Von Albrecht Dürer.) —— Abflauen der Streikbewegung im Ruhrgebiet Nur noch faſt belangloſe Teilſtreiks— der Kohlenverſorgung Nur noch 9073 Bergarbeiter im Streik. wib. Eſſen, 5 Jan. Nach den Ermitt⸗ lungen des Bergbauvereins ſind im geſamten Ruhrbezirk zur heutigen Frühſchicht nur noch 9073 Bergleute nicht eingefahren, gegen 15 834 in der Frühſchicht am Samstag. Mit über 50 Prozent ſind heute noch folgende Zechen am Ausſtand beteiligt. Diergardt III 69.9(78,7: Prozent Samstag), Neumühl 81,81(75,79%), Niederrheiniſche Bergwerks A.⸗G. 5657(68.06 %), Friedrich Thyſſen 3⸗8 61.07(67 22 9), Friedrich Thyſſen 4⸗8 72,84(84,68%), Beecker⸗ werth 56,43(87,27%), Weſtfalen 65,90 40,11%. Die Lage im linksrheiniſchen Bezirk. wib. Moers, 5. Jan. Die Streiklage im Moer⸗ ſer Bezirk hat ſich heute vormittag weſentlich gebeſſert da auf ſäntlichen Schachtanlagen durch die örtliche Polizei und durch ſtarke Ab⸗ teilungen auswärtiger Beamter ſär ausreichen— den Schutz der Arbeitswilligen geſorgt war. Die Zahl der eingefahrenen Bergleute iſt dadurch ganz beſonders geſtiegen. Anſammlungen von Streikenden und Beläſtigungen der Arbeitswilli⸗ gen ſind kaum noch zu verzeichnen. Am ſchlimm⸗ ſten ſieht es noch auf der Zeche Niederrhein in Neunkirchen aus, wo nur ein Drittel der Beleg⸗ ſchaft zur Frühſchicht eingefahren iſt. Auf der Zeche Friedrich⸗Heinrich in Lintfort, der bishe⸗ rigen Hochburg des kommuniſtiſchen Terrors, ſind 60„/ eingefahren, auf den Schachtanlagen der Gewerkſchaft Diergardt-Meviſſen 75%, auf den Schächten des Bergwerks Rhein⸗Preußen hat faſt die geſamte Belegſchaft die Arbeit wieder auf⸗ genommen. Ruhige Lage im Dortmunder Bezirk. witb. Dortmund, 5. Jan. Der heutige Tag iſt im hieſigen Bezirk bisher, von ganz belangloſen Zwiſchenfällen abgeſehen, ruhig verlaufen. Die Belegſchaften ſind auf den Zechen vollzählig an⸗ gefahren. Im Hammerbezirk ſtreiken auf den Zechen de Wendel und Weſtfſalen einige hundert Keine Schwierigkeiten in Bergleute. Auf de Wendel ſind von 1573 nur 1130 Bergleute angefahren, 443 befinden ſich im Streik. Auf der Zeche Weſtfalen in Ahlen ſind von 780 Mann nur 271 angefahren. Keine Schwierigkeiten in der Kohlen⸗ verſorgung. Berlin, 5. Jan. Aus dem Ruhrkohlenrevier wird der Börſenzeitung geſchrieben: Der plötzlich, wenn auch nicht ganz unerwar— tet ausgebrochene Teilſtreik im Ruhrkohlenbezirk, von den nach Lage der Dinge anzunehmen iſt, daß er ſchon in den nächſten Tagen beendet ſein wird, hat Befürchtungen nach einer Störung in der Kohlenverſorgung hervorgerufen. Dieſe Be— fürchtung iſt ſowohl, was den inländiſchen Be— darf als auch die Verſorgung der ausländiſchen Verbraucher anbetrifft, durchaus unbe— gründet. Selbſt dann. wenn ſich der Teilausſtand noch einige Zeit hinziehen ſollte, beſtehen keine Gefahren für eine Stockung in der Verſorgung. Der Ausſtand, deſſen Bedeutung ſchon dadurch ſtark herabgemindert wird, daß er in eine Zeit der tiefſten Depreſſion auf den deutſchen Kohlen⸗ märkten hineinfällt, hat keine Ausſichten auf ein Uebergreifen auf das ganze Revier, wenigſtens ſolange nicht, als ſich noch Verbandlungsmöglich⸗ keiten zwiſchen Zechen und Bergarbeiterorgani⸗ ſationen eröffnen. Trotz des Ausfalles in der Förderung als Folge der partiellen Ausſtände reicht das ge⸗ förderte Material aus, um den Bedarf zu be⸗ friedigen, ſodaß auf die Veſtände bisher ſo gut wie nicht zurückgegriffen zu werden brauchte. Auch die den Zechen unmittelbar angeſchloſſenen Hüttenwerke haben in ihren Betrieben bisher keine Störungen zu verzeichnen, da die Kraft⸗ verſorgung von nicht vom Streik berührten Ze⸗ chen her erfolgen konnte. 48. Jahrgang e Die Beſprechungen beginnen wib. Dortmund, 5. Jan. Die unverbind⸗ lichen Parteibeſprechungen im Ruhrbergbau vor dem Schlichter Profeſſor Dr. Brahn, denen der Reichsarbeitsminiſter Dr. Stegerwald bei⸗ wohnt, haben begonnen und dauern zur Zeit noch an. Da ein Abſchluß der Beſprechungen heute nicht zu erwarten iſt, ſollen dieſe morgen fortgeführt werden. Zechenbeſitzer fordern mindeſtens 8⸗prozentigen Lohnabbau. enb. Berlin, 5. Jan.(Eigene Meldung.) Der Börſen-Curier berichtet aus Eſſen, daß in Zechenbeſitzerkreiſen erneut bekundet wird, eine Einigung auf der Baſis einer Lohnherab— ſetzung unter 8 Prozent ſei ausgeſchloſſen. Wenn der Schlichter einen Schiedsſpruch mit geringerer Lohnherabſetzung fällen würde und das Reichsarbeitsminiſterium ihn ſpäter ver— bindlich erklärte, würden die Zechenbeſitzer ihre Zuſtimmung nicht geben können. Taiſun auf den Philippinen 82 Opfer? wtb. Mauila, 6. Jan. Im Herzen der Phi⸗ lippinen wütete ein ſchwerer Taifun, dem mindeſtens 82 Perſonen zum Opfer gefallen ſein ſollen. Etwa 50 Menſchen werden ver⸗ mißt. Die auf der Philippineninſel Leyte an⸗ gerichteten Schäden werden auf eine halbe Million Dollar geſchätzt, die Schäden auf der Inſel Lebu auf eine Viertelmillion Viele Fiſcherboßte ſind geſunken. Die Mel⸗ gen über das Unglück erleiden große Verzöge⸗ rungen, da durch den Taifun ſowohl die tele⸗ graphiſchen wie Eiſenbahnverbindungen unter⸗ brochen worden ſind. +. 20 Dollar. Senkung der Düngemittelfrachten bei der Reichsbahn wtb Berlin, 5. Jan. Die Reichsbahnverwal- tung teilt mit: Zur Unterſtützung der Preisſenkungsbeſtre— bungen der Regierung wird die Deutſche Reichs- bahn ab 1. Februar 1931 eine Ermäßigung der Frachten für Düngemittel zum Düngen im Deut— ſchen Reich, ſoweit die Ausnahmetarife 4b, 11 u. lm in Frage kommen, eintreten laſſen. Die Frachtermäßigung beträgt ien allgemeinen 8 v. H. Für die Kalkdüngemittel konnte jedoch nur eine 5prozentige Frachtermäßigung zugeſtanden werden, da die derzeitigen Frachten bereits ſehr, niebrig ſind,ſodaß ſchon jetzt zum Teil die Selbſt- koſten der Eiſenbahn nicht gedeckt werden können. Die Frachtkoſten werden ſich ſomit für eine Tonne ermäßigen: Für Stickſtoff, Superphosphat und Chileſal⸗ peter bei einer Transportlänge von 25 km um 61 Pfg., für Thomasmehl bei 500 km um 84 Pfg. ftir Kaliſalze bis zu einem Höchſtgehalt von 42 v. H., reinem Kali bei 25 km um 45 Pfg., für ge⸗ brannten Kalk bei 100 Kilometer um 14 Pfg. Giftige Gaſe auf Grube Anna 2 Vier Bergleute gasvergiftet aufgefunden. wtb. Aachen, 5. Jan. Auf der Grube Anna 2, auf der vor einigen Monaten die furchtbare Kataſtrophe ſich ereignet hat, wurden in der Nacht zum Samstag vier Bergleute mit Gas⸗ vergiftung aufgefunden, doch beſteht keine Lebensgefahr. Ueber die Urſache des Unfalls wird mitgeteilt: Der Eduard⸗Schacht war ſeit dem großen Unglück überdeckt. Man hatte nun am Freitag die Decke weggenommen, wodurch eine Aenderung in der Wetterführung einge⸗ treten war. Der Schacht, der die Bewetterung bisher vom Wilhelm⸗Schacht aus erhalten hatte, bezog nunmehr auch Friſchluft durch den Eduard⸗Schacht. Es entſtand ein ſogenannter Sack in der Mitte der Strecke, in der ſich die Abgaſe der Benzollokomotiven anſammelten. wird 1031 ein Jahr der Reviſion? * Neujahrsbotſchaften und ⸗Wünſche können trotz der diplomatiſchen Glätte ihrer Formulie⸗ rungen oftmals wertvolle Ausblicke bieten jür die politiſche Geſtaltung der Zukunft. In dieſem Jahre fanden wir nahezu überall die Feſtſtel⸗ lung, daß die augenblickliche Wirtſchaftsnot und die finanzielle Miſere, von denen die ganze Welt betroffen iſt, niemals beſeitigt werden können, wenn man nicht den Grundurſachen nachgeht, nur im eigenen Staate verſucht, eine Beſſerung her⸗ beizuführen, ohne an die Geſamtheit der Staaten und ihrer wirtſchaftlichen und finanziellen Zu⸗ ſammenhänge zu denken. Wir regiſtrieren mit Genugtuung dieſe Er⸗ keuntnis, die immer weitere Kreiſe zieht. Wir wollen hoffen, daß man auch von dieſer Erkennt⸗ nis heraus zur Tat ſchreitet. Es iſt nicht viel, wenn nur der Reviſionsge⸗ danke in den Neujahrsanſprachen Anklang und von den Wirtſchafts⸗ und Finanzpoliti⸗ kern verſchiedener Staaten öffentlich diskutiert wurde. Aber es iſt doch ein vielverſprechender Anfang, der gerade uns Deutſche veranlaſſen muß. in der nächſten Zeit noch ſtärter das Re⸗ viſionsproblem zu erörtern. Wir wiſſen, daß auf Verheißungen und Verſpre⸗ chungen nicht viel Wert zu legen iſt. Darum müſſen wir von Zeit Nachdruck die Vertreter und Förderer des Revi⸗ ſionsgedankens an ihre weitere Pflicht erinnern, und auch bei den amtlichen Stellen in allen Staaten dafür zu ſorgen, daß ſie endlich ihre Widerſtände aufgeben und ſich bereiterklären zu einer Teilnahme an einer gemeinſamen Geſun⸗ dungs und Aufbauaktion. die im Intereſſe der geſamten Weltwirtſchaft liegt. Was wir aber niemals vergeſſen dürfen, iſt jene unbedingte Vorausſetzung für jede von uns zu erhofſende Reviſion, daß wir erſt im eige— nen Vaterlande jene Sanierung durchführen und jene Ordnung zu ſchafſen haben, welche die Grundlagen bilden für unſere berechtigten For⸗ derungen auf eine Reviſion und die allein die Sicherheiten für einen Erfolg bieten. Auch in der Frage der Reviſion müſſen wir endlich zu einem einigen Volkswillen und Volkswollen kommen, die Zerwürfniſſe im Volksleben beſei⸗ tigen, uns in einer großen Aufbaufront ſammeln, die den Vertragspartnern die Achtung abzwingt und uns hoffen läßt, zum Endziel zu gelangen. Schon das alte Jahr hat die Richtigkeit einer ſolchen Politik erwieſen. Wenn wir noch nicht zu greifbaren Erfolgen gelangten, dann war es in der Hauptſache darauf zurückzuführen, daß wir uns noch nicht als jenes Volk zuſammen— fanden. das große Stunden erkennt und zu han— deln verſteht. Darum hoffen wir, daß das neue Jahr dieſes geſunde nationale Erwachen fördert, das ſich aber frei weiß von parteiiſchen oder Intereſ⸗ ſenteneinflüſſen, das wirklich nur ein großes vaterländiſches Ziel vor Augen hat, das Ziel der Befreiung nach innen und nach außen, das wir durch eine Reviſion der beſtehenden Verträge zu erreichen hoffen. Der Reichskanzler in Cauenburg wib. Lauenburg(Pommern), 5. Jan. Der Reichskanzler iſt auf ſeiner Fahrt in die deut⸗ ſchen Oſtgebiete heute früh hier eingetroffen und wurde am Bahnhof vom Oberpräſidenten der Provinz Pommern, v. Halfern, dem Präſi⸗ denten des Landesfinanzamtes Stettin, Ueber— ſchaer, dem Kommandeur des 2. Lehrkreiſes, Schniewindt, und anderen Vertretern der Prov. Pommern begrüßt. Der Reichskanzler begab ſich darauf in das Landesratsamt des Kreiſes Lauen— hurg. wo Oberpräſident v. Halfern in einer kur— zen Anſprache einen Ueberblick über die Laze der Provinz Pommern gab und anſchließend Landrat Kreßmann die ſchwierigen Verhäliniſſe des Kreiſes Lauenburg und des pommerſchen Grenzgebiets überhaupt darlegte. Die ötlage wurde durch mehrere Vorträge über einzelne Ge— biete des pommerſchen Wirtſchaftslebens ertäu— 9e 99 8 1 zu Zeit mit beſonderem Die tungsverhandlungen zu wilden Streiks Streikende Arbeitergruppen im rheiniſch⸗weſtfäliſchen Induſtriegebiet. Ankündigung einer Fprozentigen Lohnſenkung im Ruhrrevier hat ſchon vor den Schlich⸗ geführt, deren Ausgangspunkt die kommuniſtiſche Gewerk⸗ ſchaftsorganiſation iſt.. Es kam zu ſchweren Zu ſammenſtößen zwiſchen Polizei und Streikenden. Keine unnötige Beunruhigung enb Berlin, 5. Jan.(Eigene Meldung.) Im Gegenſatz zu alarmierenden Nachrichten und Ueberſchriften in der Preſſe über die Lage im Ruhrgebiet wird von unterrichteter preußiſcher Seite daauf hingewieſen, daß es ſich bei dem kom⸗ muniſtiſchen Streik nur um eine verhältnismäßig geringfügige Bewegung handelt, die im weſent⸗ lichen nur im nördlichen Ruhrgebiet Erfolg ge— habt hat. In den äbrigen Gebieten herrſcht überall Ruhe und Arbeitswilligkeit. Auch in dem nördlichen Gebiet hat die Streikbewegung heute erheblich nachgelaſſen. Der Geſamtdurchſchnitt der Streikenden wird von den örtlichen Behör⸗ den, die die Lage als durchaus nicht bedrohlich geſehen, auf höchſtens 9 Proz. der Belegſchaften beziffert. Ueberall iſt es der Polizei gelungen, die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Zu größeren Zuſammenſtößen iſt es nirgends gekommen. Zwiſchenfälle, die lediglich lokaler Natur waren, konnten von der Polizei beigelegt werden, ohne daß Verſtärkungen von außerhalb zugezogen zu werden brauchten. Wenn bei dieſen Zwiſchenfäl⸗ len Opfer zu beklagen ſind. ſo darf nach Anſicht unterrichteter Kreiſe auch daraus nicht auf eine größere Bewegung geſchloſſen werden. Zuſammenbruch des Streiks im Bezirk Recklinghauſen. wib. Recklinghauſen 5. Jan. Die Streiklage im Präſidialbezirk hat ſich heute früh erheblich gebeſſert, ſodaß der Streik als zuſammengebro⸗ chen bezeichnet werden kann. Auf den in dieſem Bezirk liegenden 54 Zechen mit 91000 Bergleu⸗ ten arbeiteten ſämtliche Belegſchaften. In Buer iſt der Streik ebenfalls abgeflaut. Sabotageakt auf der Zeche Pluto in Wanne ⸗Eickel. wib. Eſſen, 5. Jan. Auf der Zeche Pluto in Wanne⸗Eickel ſind geſtern drei Förderwagen in den Schacht geſtürzt worden. Geſtern wurden auf der Steinhalde der Zeche einige Geſtalten mit geſchwärzten Geſichtern beobachtet, die allem Anſchein nach die Tat ausgeführt haben. Durch den Abſturz der Wagen iſt die Förderung auf beiden Schächten der Zeche unterbrochen, da es ſich bei dem durch den Sabotageakt betroffenen Schacht um die Förderanlage für beide Schächte handelt. Soweit ſich bis jetzt überſehen läßt, wird die Belegſchaft bis zum Freitag mit der Arbeit ausſetzen müſſen. CCC ³⁰ A d Bombenfund in einem Reſtaurant wib. Paris, 5 Jan. Vorgeſtern wurde unweit eines bekannten Reſtaurants in dem Champs Elyſee in dem augenblicklich Renovierungsarbei⸗ ten ſtattſinden, eine Bombe aufgefunden, die explodierte. Die Sache an ſich hatte keine große Bedeutung, denn der Sachſchaden iſt außeror⸗ dentlich gering und beträgt nur einige Tauſend Francs. Aber es ſcheint nach dem„Echo de Pa⸗ ris“, daß die Polizei, die nach dem oder den Tätern ſucht, hinter dieſen Bombenanſchlag ein verfehltes politiſches Attentat vermutet. Be⸗ kanntlich wurden vor einigen Tagen in Paris zwei italieniſche Antifaſchiſten zu Gefängnisſtra⸗ fen verurteilt, die vor längerer Zeit feſtgenom⸗ men worden waren, als ſie auf dem Champs de Mars mit in ihrem Beſitz befindlichen Granaten angetroffen wurden. Das Attentat im Champs Elyſee könnte, ſo heißt es in dem Blatt. ein Proteſt gegen die Verurteilung dieſer beiden An⸗ tifaſchiſten ſein. Es ſcheint, daß die Bombe in dem Reſtaurant der Champs Elyſee dort eigent⸗ lich nicht habe explodieren ſollen und die Nähe des Palais des Präſidenten der Republik wird bei den Nachſorſchungen nicht unberückſicht ge⸗ laſſen werden dürfen. Man glaubt, daß der Tä⸗ ter die Bombe aus irgendwelchen Gründen nicht habe dorthin transportieren können. wohin er ſie bringen ſollte, ſondern ſie unweit des Reſtau⸗ Tants einfach weggeworfen Babe Zur Meuterei unter den 0 Schwarzen⸗Meer⸗Flotten wib. Paris, 5. Jan. Nach einer Depeſche der Korreſpondenz Sud⸗Eſt aus Athen, berichten Reiſende über die Meuterei. die kürzlich unter den Schwarzen⸗Meer⸗Flotten der Sowjets aus⸗ brach, daß der Auſſtand an Bord des Kreuzers Profintern“ entſtanden ſei, der am 16. Dezem⸗ ber 1930 auf Sebaſtopol auslief. Als bei ſeiner Rückkehr zwei Beamte der Tſcheka einen anti⸗ revolutionärer Popaganda beſchulbiaten Deck⸗ offizier verhaften wollten. widerſetzte ſich die ge⸗ ſamte Beſatzung des Schiffes dieſem Vorhaben. Es kam zu einem Konflikt zwiſchen den Offizie⸗ ren, die die Aufgabe der Tſcheka erleichtern woll⸗ ten und den Matroſen. Auf funktelegraphiſchem Wege wurden ein Kreuzer, ein Torpedobbot⸗Zer⸗ ſtörer, zwei Unterſeeboote aufgeboten, um die meuternden Matroſen des„Profintern“ zu über⸗ wältigen. Bevor ſie ſich ergaben, machten dieſe die Maſchinen des Schiffes unbrauchbar. Die geſamte Beſatzung wurde feſtgenommen und 22 Matroſen wurden vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Zahlreiche andere Mitglieder der Beſatzung wurden zu langen Gefängnisſtra⸗ fen verurteilt. enb. Karlsruhe, 5. Jan.(Eigene Meldung! Auf einem parlamentariſchen Bierabend dei Deutſchen Volkspartei in Pforzheim ergriff, wie die„B. 3.“ am Mittag meldet, Reichs außenminiſter Dr. Curtius das Wort, wobe! er, nachdem er zunächſt auf die Notwendigkeit des Sanierungsprogramms für Finanz und Wirtſchaft hingewieſen hatte, u. a. ausführte: Ich bin auch nach Baden gekommen, um mir für den ſchweren Gang nach Genf das Ver⸗ trauen meiner nächſten Parteifreunde zu ſichern, nachdem es mir gelungen iſt, in Oſtpreußen und Oberſchleſien Vertrauen zu erwerben. Ich kann Ihnen nicht verſprechen, daß wir in Genf, in entſcheidenden Fragen große außenpolitiſche Erfolge erzielen können, ich kann Ihnen aber wohl verſprechen, daß ich mich für Deutſchland und Deutſchlands Ehre einſetzen werde. Ich hoffe, den Widerhall der ganzen Nation für das zu finden, was ich in Genf zu erklären habe. Er wolle, fuhr Dr. Curtius fort, keinen denn dazu läge keine“ ſeien in ein neues Jahr von einer Schwere eingetreten wie wir 4 ſie 1918 und 1923 nicht erlebt haben. Niemand! könne bis jetzt einen Ausweg aus der Wirt⸗ entſcheidende außen⸗ politiſche Erfolge in Ausſicht ſtellen. Doch ſei es unſere Pflicht, nicht zu verzweifeln.— Der Optimismus predigen; Veranlaſſung vor. Wir ſchaftskriſe zeigen und Miniſter ſchloß mit einem Appell an das Ver⸗ antwortungsbewußtſein und die Veranwortlich⸗“ keit ſeiner Partei und des ganzen Volkes. Deutſcher Flug Berlin— wtb. Berlin, 5. Jan. Geſtern früh Silbernen Sportfliegerabzeichen Flugplatz Staaken aus zu einem Fluge Weſtafrika. Der Flug geht ſchaftlichen Expedition des und Profeſſor Struck⸗Dresden mit ihrem Flugzeug zu Inſeln zur Verfügung zu ſtehen. Die deutſche Weſſafrita⸗Fliegerin in Böblingen gelandet. wib. Böblingen, 5. Jan. Die Weſtafrika⸗Flie⸗ gerin Elli Beinhorn hat die erſte Etappe des Fluges zurückgelegt und iſt Sonntag mittag vier Uhr auf dem hieſigen Flugplatz glatt gelandet. „Do X“, am 20. Januar wieder ſtartbereit? wtb. Paris, 5. Jan. Nach einer Meldung des „Newyork Herald“ ſoll das deutſche Flugſchiff „Do. X“ nach Ausbeſſerung der Brandſchäden an den Tragflächen, nunmehr am 20. Januar Zieder ſtartbereit ſein Schweskey Gerlinde Roman von Anny Wothe. (Nachdruck verboten.) (47. Fortſetzung.) „Ich bin todmüde“, ſagte ſie, leicht hinter dem feinen Spitzentaſchentuch gähnend. Dirck erhob ſich gleichfalls und bot ihr zu⸗ vorkommend den Arm, was ſie jedoch überſah. Gemeſſen ging ſie vor ihm her aus dem Speiſe⸗ ſaal. Müde ſtieg ſie an ſeiner Seite die Trep⸗ pe hinan. In dem eleganten Salon, der die beiden Schlafzimmer trennte, blieb ſie einen Augen⸗ blick ganz erſchrocken vor dem Spiegel ſtehen. 1 War ſie das wirklich ſelber? Ein ganz fremdes, geiſterhaft bleiches Geſicht ſah ihr daraus entgegen. Dirck nahm ihr galant den golddurchwirk⸗ ten Schleier ab, den ſie über einer veilchenfar⸗ benen Voile⸗Nobe trug. Behutſam breitete er das feine Gewebe über eine Stuhllehne, dann ſagte er auf den Schreibtiſch deutend: „Wenn du erlaubſt gebe ich gleich an Papa noch ein Telegramm auf, das unſere glücklithe Ankunft meldet. Haſt du irgend etwas hinzu⸗ zufügen?“ Winifred ſah ihren Mann ſpöttiſch an. „Nein, gewiß nicht! Ich meine, die Depeſche iſt ſehr überflüſſig.“ „Geſtatte, daß ich das anders beurteile. Mir ſcheint, ich kenne deinen Vater beſſer als du. Im übrigen erwarte ich von dir, daß du ehe wir an Bord gehen, wenigſtens n, einde Püfblarte nach Hauſe ſchreibſt“, 7 2 Jetzt lachte Winifred hell auf. „Meine Korreſpondenz, beſter Dirck, beſor⸗ ge ich, wie es mir beliebt, ohne deinen Rat. Gute Nacht.“ „Gute Nacht“, nickte Dirck— er war gerade dabei die Depeſche aufzuſetzen,„ſchlafe wohl.“ Als ſie ſchon in der Tür ſtand, ſprang er erſt auf und machte ihr eine förmliche Verbeu⸗ gung, und wie zornig ihre Augen ihn anfun⸗ kelten, er lächelte ganz befriedigt vor ſich hin. Winifred knallte die Türe zu und drehte ſehr hörbar den Schlüſſel herum. Einen Augenblick ſtand ſie in ihrem Zim⸗ mer lauſchend. Nichts regte ſich im Salon. Dirck ſchien noch immer zu ſchreiben. „Wahrſcheinlich an Schweſter Gerlinde“,— zuckte es da plötzlich durch Winifreds Gedanken. Jetzt hörte ſie die Klingel gehen. Ein Boy trat ins Zimmer, zu dem Dirk einige Worte ſprach. Er händigte ihm augenſcheinlich die De⸗ peſche und ſonſtige Schreibereien ein. Die junge Frau ſtand noch immer im Zimmer und lauſchte. Der Boy war gegangen. Alles blieb ſtill. Ob Dirck auch das Zimmer verlaſſen hatte? Langſam begann ſie ſich zu entkleiden, ganz leiſe, mit angehaltenem Atem. And dann lag ſie endlich in dem rieſigen Bett und ſtarrte angſtvoll nach der Tür. Sie wagte nicht, das elektriſche Licht anzudrehen. mitten Eine faſt wahnſinnige Angſt packte ſie plötzlich. Da war ſie nun mit dem fremden Mann hier ganz allein in dem fremden Stadt, ihm auf Gnade und Ungnade ausgeliefert! Unendlich verlaſſen kam ſie ſich mit einemmal vor. Und plötzlich ſah ſie im Geiſte ihr Vaterhaus, die niebe, alte graue Burg, die ſie ſo ſchnöde ver⸗ laſſen, und ein heißes, unbezwingbares Heim⸗ verlangen quoll in ihr empor. Sie ſtopfte ſich die Decke in den Mund, um nicht laut aufzuſchreien. Jetzt— jetzt nahten ſich zögernde Schritte der Tür. Ihr Herzſchlag ſetzte aus. Dirck würde doch nicht die Frechheit haben, ſich an ihrer Tür be⸗ merkbar zu machen? Und obwohl ſie ganz genau wußte, daß ſie die Tür feſt verſchloſſen hatte, hielt ſie in töd⸗ licher Angſt den Blick auf die Tür geheftet. And dann, als ſich nichts Furchterregendes ereignete, dachte ſie an die Geſchwiſter, an Schweſter Gerlinde, an die Großmama, ja ſelbſt an den Vater, und ein ſchluchzender Laut brach von ihren Lippen. 1 „Schläfſt du noch nicht?“ fragte Dircks Stim⸗ me gleichmütig durch die Tür.„Mach doch die Augen zu! Morgen mußt du früher heraus, Kleine!“ Und dann ſchritt er durch den Salon jetzt erſt ſeinem Schlafzimmer zu und pfiff vor ſich hin:„Ja, die Männer ſind alle Verbrecher.“ Winifred glaubte ſein leiſes Lachen zu ver⸗ nehmen, als er die Tür zu ſeinem Zimmer ſchloß. a Da floſſen ihre Tränen in Strömen. „Hätte ich doch die Borſumburg nie verlaſ⸗ ſen!“ Das war ihr einziger Gedanke. Endlich aber weinte ſie ſich doch in den Schlaf. Dirck von Söderborg aber fand keinen Schlummer. Den Kopf in beide Hände geſtützt grübelte er vor ſich hin. Das ſorgloſe Spottlä⸗ cheln war völlig aus ſeinem Antlitz geſchwun⸗ den. 5 0 Als der Morgen graute, trat er ans Fen⸗ 1 ſter. Hamburg lag im Nebel. Noch war die Rie⸗ ihrem mächtigen Verkehr und N ſenſtadt mit Schiffsgetriebe nicht erwacht. Wie ein undurchk⸗ dringlicher Schleier lag es über Straßen und Plätzen, undurchdringlich wie ſeine und Winis Zukunft. Und er preßte die Lippen feſt aufeinander, 19 und in ſeinen braunen Augen brannte eine düſtere Glut. Beide Fäuſte gegen die Bruſt. krampfend, ſtieß er hervor: „Ich will ſie lehren, die kleine Wilde, daß es kein größeres Glück als die Liebe gibt.“ Am nächſten Morgen trug ein ſtolzes, wei⸗ N ßes Schiff das junge Paar von dannen, den blauen Süden zu. * Ein dämmeriges Grau hing über dem Wat⸗ tenmeer, ein lichtloſer, trüber Spätnovember⸗ tag, der das Herz ſchwer und die Gedanken müde macht. Amſonſt hatte Schweſter Gerlinde bisher nach einem Sonnenblick ausgeſchaut. Auch ihr kleiner Patient litt unter dem trüb⸗ ſeligen Wetter und wohl auch unter der Tren⸗ nung von Winifred. Nach der Teeſtunde ging Schweſter Gerlin⸗ de, wie ſie es oft tat, in die Bibliothek. Ihr bangte vor der Unterredung mit dem Grafen Hark, ſie wußte ſelber nicht, warum. Sie hatte den Grafen heute morgen nur ganz flüchtig bei Klaus geſehen. Es war ihr aufgefallen, daß das braune Geſicht des Grafen ganz fahl erſchien, mit ee glanzlo⸗ ſen Augen, und daß ſeine Mienen noch ernſter und finſterer dreinſchauten als gewöhnlich. 55 Weſtafrikha ſtartete Fräulein Elly Beinhorn, die erſt kürzlich mit dem ausgezeichnet wurde, mit ihrem 40 PS.⸗Klemm⸗Flugzeug vom nach über Südfrankreich und Spanien nach Marokko, von dort an der Küſte entlang über Caſablanca, Port Etienne 1 und Dakar nach Biſſao in Portugieſiſch-Guinea. 13 Dort trifft Fräulein Beinhorn mit der wiſſen. Forſchers Bernatzik zuſammen, um Forſchungsflügen ins Innere des Kontinents und nach den Biſſagos⸗ 1 Sie gedenkt. etwa vier bis fünf Monate in Afrika zu bleiben.“ Wünſche egten, Schweſter.“ ſeſucht den Vortragsturſus der Landwirt⸗ ſchaftskammer vom 6.—8. Januar 1931 in Darm⸗ ft Infolge der drückenden wirtſchaftlichen Lage hat der Landwirt vielfach das Intereſſe an Vorträgen und Verſammlungen verloren. Das iſt im gegenwärtigen Zeitpunkt begreiflich, denn dem Einzelnen kann, wenn er ſtark verſchuldet oder ſonſtwie ſein Betrieb wirtſchaftlich zurückge⸗ gangen iſt, durch Vorträge und Belehrungen oft nicht mehr geholfen werden. Andererſeits wurde auf dem Gebiet des Vortragsweſens verſchiedent⸗ lich des Guten zu viel getan, insbeſondere in den Zeiten, als man in der Steigerung der Roh⸗ erträge das einzige Mittel zur Hebung der Ren⸗ tabilität der Landwirtſchaft ſah. Die Zeit hat gelehrt, daß heute leichter erzeugt als verkauft iſt und Höchſterträge nichts beſagen, wenn die erzielten Preiſe nur wenig oder überhaupt nicht über dem Friedensſtand liegen.— Was nun die Vorträge auf dem Vortragstkurſus der Landw. Kammer anlangen, die die Jahre ſtets gut be⸗ ſucht waren, ſo ſind dieſelben auf die ſchwierig⸗ ſten Fragen eingeſtellt, welche in den kommenden Monaten und Jahren gelöſt werden müſſen. Im Vordergrund ſteht die Abſatzgeſtaltung und die Frage der richtigen betriebswirtſchaftlichen Ein⸗ ſtellung zu den veränderten Abſatzverhältniſſen. Hierüber werden am 7. Januar 1931 2 Referen⸗ ten eingehend ſprechen. Tags zuvor wird über die Bedeutung und zuküntige Entwicklung des Hackfruchtbaues geſprochen werden, ſowie über die zweckmäßigſte Fütterung im bäuerlichen Be— trieb. Am 3. Tag, dem 8. Januar, werden Vor⸗ tragende zu Wort kommen, welche ſich mit der Rindviehzucht und mit der Milchpreisſrage be— ſaſſen, welch letztere vornehmlich im Frankfur⸗ ter Wirtſchaftsgebiet und in den heſſ. Provinzen eine große Rolle ſpielt.— Auch an den Nach⸗ mittagen ſind innerhalb der Veranſtaltungen der landw. Vereine und Organiſationen eine Reihe von beachtenswerten Vorträgen angeſetzt, ſodaß der Beſuch des Vortragskurſus allen Landwirten nur empfohlen werden kann Deutſches Wandern 1931. Ein Text⸗ und VBild⸗Abreißkalender von außerordentlicher Reich⸗ haltigkeit, Schönheit und— Billigkeit, denn er koſtet nur 2 Markl! 64 doppelſeitige Kunſtblät⸗ ler in farbigem Kupfertiefdruck, vielfarbiges Ti⸗ telbild. Herausgeber und Verlag Reichsverband für deutſche Jugendherbergen, Hilchenbach in Weſtfalen. Zu beziehen durch jede Buchhandlung und vom Gau Südheſſen, Darmſtadt, Schließ⸗ ſach 200. Das Flugzeug„Do x“ wird ſeinen Amerika— flug vorausſichtlich in der 2. Januarhälfte antre— ten. Für dieſen Flug können noch gewöhnliche Briefſendungen— Poſtkarten und Briefe(Ein⸗ zelgewicht bis 20 Gr.)— aufgelieſert werden. Die Geſamtgebühr beträgt 6 Mark für einen Brief und 4 Mark für eine Poſtkarte. Die Sendungen müſſen den Vermerk„Mit Flugſchiff Do X nach Amerika“ tragen und ſind in freigemachtem Um⸗ ſchlag(innerdeutſche Gebühr) bis zum 14. Ja⸗ nuar an das Poſtamt in Friedrichshafen(Boden⸗ ſee) einzuſenden. „ Zubiläum. Am 6. Juni 1931 feiert die D. J. K. Viernheim das Silber jubiläum der früheren Sportabteilung der Mar. Jünglings⸗ ſodalität, jetzt D. J. K. Wir machen die titl. Vereine darauf aufmerkſam, zwecks Feſtlegung von Feſtlich⸗ keiten von dieſem Tag Notiz zu nehmen. Meinheim ohne gier. Das Wein⸗ heimer Gaſtwirtegewerbe führt gegen die neue Bier- ſteuer einen erbitterten Kampf. In einer gemein⸗ ſamen Verſammlung mit den Flaſchenbierhändlern wurde beſchloſſen, von morgen Mittwoch ab kein Bier mehr auszuſchenken. Ansſtellung. Die Deutſche Landwirt- ſchaftsausſtellung in Jahre 1932 findet in Mann- heim ſtatt. 5 Volkstrauertag. Am Sonntag, den 1. März findet der Deutſche Volkstrauertag ſtatt. „Stillegung. Die Gießerei der Daimler- Benzwerke in Mannheim ſoll ſtillgelegt werden. * Konkurſe. Im Dezember 1930 wurden wieder 850 neue Konkurſe gemeldet. Brotloſe Tabakarbeiter. Wie hier, ſind auch an anderen Orten des Tabakgewerbes viele Tabakarbeiter und Arbeiterinnen brotlos. Im Be⸗ zirk Baden ſind es allein 20000 Perſonen. . v Sport⸗Berichte finden unter dieſer Rubrik Aufnahme, müſſen aber kürzeſt abgefaßt ſein. eee ebe DI K⸗Sport. Fußball — Waldhof 1. 1:2 A-Klaſſe Lorſch 2.— Viernheim 2. 0 1 B-Klaſſe Heppenheim 2.— Viernheim jun. 2: 2 Handball Ladenburg 1.— Viernheim 1. 2:1 1 Jug.— 7 277 Waldhofs knapper Sieg! Auf fremden Gelände erfocht Waldhof dieſen Sieg, den ſie ſich in der erſten Halbzeit verdient haben, verdient hätte aber Viernheim in der 2. Halbzeit zum allermindeſten den Ausgleich. Es war ein Spiel verteilter Halbzeiten für beide Par- teien. Mit einem vorzüglichen Flachpaßſpiel und blendender Ballbehandlung konnten die Städter in der erſten Hälfte durch Halter und Brilleneier den Sieg an fich reißen. In derſelben Weiſe hat Viernheim in der 2. Hälfte bis kurz vor Schluß dauernd gedrängt. Die Chancen waren groß, aber nur ein einziger Volltreffer des M. St. Stumpf wurde auf eine Flanke des R. A. Kiß verwandelt. Der Ausgleich und auch der Sieg lag in der Luf . Handball. Ein überraſchendes Ergebnis brachte die Hand— ballelf aus Ladenburg gegen den vorjähr. Südd. Meiſter. Es will ſchon etwas heißen. Halbzeit 0˙0 Schluß 1:2. Man ſieht, es geht hier wieder mit Rieſenſchritten vorwärts. Wochenplan der Di.: Dienstag: 8 Uhr Turnſtunde. Mittwoch: 2—4 Uhr Hallentraining f. d. Schüler. 7-8 ¼ Uhr: Training für die 1. Fußball- jugend und 2. Privat und Junioren. 0— 10 Uhr: 1. und 2. Fußballm. 1. Priv. Viernheim 1.(Ecken 7: 7) 15 Donnerstag: 5—7 Uhr: Schülerturnſtunde. 1—8¼ Uhr: Training für 2. und 3. Fuß- ball- und 2. Handballjugend. 9 10 Uhr: 1. und 2. Handballm., 1. Hand⸗ balljugend, Fauſtballer. N Freitag: 8 Uhr Turuſtunde. Montag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde. Alle Uebungen finden in der Sporthalle ſtatt. Es darf nur iu Sportkleidung und Turnſchuhen geübt werden. Die Uebuugsſtunden beginnen pünkt⸗ lich und enden pünktlich.— Am Montag abend, am Dienstag und Freitag nachm. bleibt die Sport⸗ halle der Sportabteilung der Marian. Jungfrauen⸗ Kongregation zur Benutzung überlaſſen. Germania Friedrichsfeld 16:0 geſchlagen. Die ſchwarzweißen Germanen mußten in ſämt⸗ lichen Spielen die Ueberlegenheit der Sportvereinig⸗ ungsſpieler anerkennen. Die Liga hatte einen ſchweren Strauß mit den Gäſten auszufechten. Erſt dem Schlußpfiff gaben ſie ſich geſchlagen. Die Hintermannſch. war erſt nervös, doch fand ſie bald die alte Sicherheit wieder. Die Läuferreihe war in Schwung. Manchmal etwas zu hart. Der Sturm kombinierte ſich zu Tode. Allerdings hätte er mehr Tore erzielen können, wenn er einigermaßen Glück gehabt hätte, was nun einmal zum Fußball gehört. Schüſſe müſſen fallen, wenn die 16m⸗Linie erreicht iſt. Da die Phönixleute in Edingen glatt verloren haben, wird die Meiſterſchaftsfrage neu aufgewickelt. Jetzt heißt es mit Volldampf hinter Phönix ſetzen. Die 2. M. lieferte wieder einmal ſeit langer Zeit ein Prachtſpiel und gewann 6:0, die 3. Mannſchaft machte es aber noch beſſer und fertigte ihren Gegner haushoch überlegen und flach kombinierend 9:0 ab. Am Samstag Abend findet in Weinheim ein Jugend- Unterhaltungsabend des Gaues Mannheim mit ver- ſchiedenen Aufführungen ſtatt. Diejenigen Jugend⸗ ſpieler und ſonſtige Mitglieder, die ſich beteiligen wollen, werden gebeten ſich Mittwoch Abend im Lokal einfinden zu wollen. Wochenplan der Sp.⸗Vgg. Dienstag und Donnerstag: Platztraining um 3 Uhr, für 1. M. Sämtliche Spieler und auch die Er— ſatzleute im Sport haben zu erſcheinen. Mittwoch: Abend 8 Uhr Vorſtand- und Verwalt— ungsausſchuß. Mittwoch: Zuſammenkunft der Jugend. Freitag nachm. 3 Uhr: Platztraining der unteren Neuol ution in Janama 958 2. 25 Präſident Aroſemenaa, der von den Revolutionären in Haft genommen wurde. 4 e e eee ee. 4 15 0 . Dr. Ricardo Alfaro, bisheriger Geſandter in Waſhington, iſt von den Revolutionären zum neuen Präſidenten auserſehen. Schwester Gerlinde Roman von Anny Wothe. (Nachdruck verboten.) (48. Fortſetzung.) Schweſter Gerlinde ſaß nun in der Biblio⸗ thek an einem kleinen Tiſchchen am Fenſter und ſchaute in den ſtillen Herbſtnachmittag hin⸗ aus. Das aufgeſchlagene Buch vor ihr hatte ſie längſt aus der Hand gelegt. Ihr Blick hing an dem grauen Gewök am Horizont, durch welches eben ſiegend die Sonne brach. Wie geblendet ſchloß die Diakoniſſin die Augen. Als ſie die Lider wieder hob, ſah ſie voll Schreck Graf Hark dicht vor ſich ſtehen. Sie hatte ſein Eintreten in den großen Bibliothekſaal mit den dunklen Säulen und den ernſten Bücherreihen gar nicht bemerkt. „Verzeihen Sie, Schweſter“, nahm Graf Hark das Wort, einen der tiefen, weichen Le⸗ derſeſſel heranziehend und Gerlinde gegenüber Platz nehmend,„daß ich Sie erſchrecke. Sie Saxen ſo verſunken, daß Sie mich gar nicht be⸗ merkten. Iſt es ſehr unbeſcheiden zu fragen, was Ihre Gedanken beſchäftigte?“ Ein ſonniges Lächeln flog um den roten Mund der Diakoniſſin. „Sie werden mich gewiß auslachen, Herr Graf, aber ich dachte: Wenn jetzt die Sonne durch das ſchwarze Gewölk bricht, ſo geht mir ein lieber Wunſch in Erfüllung.“ „Na, und ſie iſt gekommen, die Siegerin? ich dachte gar nicht, daß Sie irgendwelche viele! was ich Ihnen ſchon am „Für Ihre eigene Perſon? Wirklich?“ „Auch für mich und natürlich auch für ande— re“, und ſchalkhaft fügte ſie hinzu:„Es ſcheint ſo, als wollte man uns, die wir die Schweſtern— haube tragen, jedes eigene Glück, jedes eigene Wünſchen abſprechen?“ „Ja, unwillkürlich hat man immer einer Schweſter gegenüber das Gefühl, als dürfte die— ſe tröſtliche Helferin nur für andere da ſein. Aber— ich kann mir ſelber auch kaum denken, was Sie ſich wünſchen könnten, da Ihr Beruf es ja eigentlich ausſchließt, daß Sie den natür— lichen Lebenszweck des Weibes, Gattin und Mutter zu ſein, erfüllen.“ Ein leiſes Rot kam und ging in dem Antlitz der Schweſter. „Vielleicht können wir ſo mehr nützen als in dem engen Kreiſe des eigenen Hauſes“, gab ſie kurz zurück, indem ſie das vor ſich liegende Buch zuklappte. Graf Hark nahm das Buch zur Hand, Ib— ſens„Peer Gynt.“ Wie ſeltſam— ſein Lieblingsbuch. Das er mit Frau Inge geleſen. Er vlätterte flüchtig darin herum, ſagte er, ohne den Blick zu erheben: „Es iſt mir ſo vieles durch die Seele gegan⸗ gen, Schweſter, was ich Ihnen ſagen wollte, ſagen mußte, wie ich meinte, und nun weiß ich nicht recht, wie ich beginnen ſoll.“ „Vielleicht iſt die Stunde nicht recht ge⸗ wählt, und wir verſchieben Ihre Mitteilungen auf ſpäter“, entgegnete Gerlinde kühl, indem ſie aufſtand. Er drückte ſie haſtig wieder auf ihren Stuhl zurück. „Nein, Schweſter, Sie ſollen endlich hören, erſten Tage ihres dann Hierſeins hätte ſagen müſſen— wozu ich zu Mannſchaften. Nichtmitglieder iſt der Zutritt ſtrengſtens unterſagt. FVVVVCCCCCCCCFCCCCCCCCCCTTTTTTTTTTTbTTbTTbe Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden CCC Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, ehem. Kriegs⸗ teilnehmer u. Kriegerhinterbliebenen, Ortsgruppe Viernheim. Mittwoch, den 7. Januar, abends 9 Uhr, im Gaſthaus zum Stern(bei Kamerad Ehrhard Vorſtandsſitzung. Um vollzähiiges Er- ſcheinen aller Vorſtandsmitglieder bittet Der Vorſitzende. Klub der Geflügelzüchter 1926. Unſeren Mit⸗ gliedern zur Kenntnis, daß die diesjährige Ge- neral⸗Verſammlung am Sonntag, den 18. Januar, nachm. 1 Uhr, ſtattfindet. Etwaige Anträge hier- zu ſind bis dahin an unſeren Schriftführer Nik: Adler, Bismarckſtraße 12, zu richten. Es wird gebeten, ſich dieſen Sonntag Nachmittag frei zu halten und reſtlos zu erſcheinen, weil die Tages⸗ ordnung ſehr reichhaltig und wichtig iſt. D. V. Am nächſten Dienstag Abend 8 Uhr Vorſtands⸗ ſitzuug mit Ausſtellungsleitung, bei Mitgl. Peter Knapp zur Eintracht, Alexanderſtraße. Der Vorſitzende. Turnerbnud. Heute abend 8 Uhr vollzählige Turn- ſtunde. In Anbetracht des bevorſtehenden Mann⸗ ſchaftskampfes mögen ſich ſämtliche Muſterriegen⸗ turner pünktl. und vollzählig einfinden. Der Turnwart. Bekanntmachung. Betr.: Verpachtung von Allmendgrundſtücken. Am Donnerstag, den 8. Januar 1931, vorm. 11 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke verſteigert: Unterbruchweide 1. Gew. Nr. 32 N 14„ „ 4.„„ 15 5 10. 12 Oberlück 13. Gew. Nr. 49 9.„„ 34 Gew. Nr. 41 „ 5. 7 1 17 Oberlück 11. Gew. Nr. 45. Oberbruchweide 9. Gew. Nr. Schloth 118. Am neuen Sand. Am neuen Sand. Allmenfeld 2. Gew. Nr. 42 1 Erlen 2. Betr.: Abgabe von Losholz in 1931. Die Holzliſte für 1931 liegt während 3 Tagen und zwar am 7., 8. und 9. Januar 1931 auf unſerem Büro zur Einſicht der Intereſſenten und Entgegennahme etwaiger Einwendungen offen. Viernheim, den 6. Januar. 1931 Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim: Lamberth. Tumult in einem Berliner Jugendheim. enb. Berlin, 5. Jan.(Eigene Meldung!) In dem Jugendheim Willdenow-Straße 5 am Wedding kam es heute nachmittag zu ſchweren Ausſchreitungen. Von den etwa 80 anweſenden Jugendlichen beteiligten ſich 50 an einem Tu— mult, der von einigen Rädelsführern inszeniert war. Sie zertrümmerten Einrichtungsgegen— ſtände und ſchütteten das warme Eſſen auf den Fußboden. Der Leiter des Heims rief ſchleu— nigſt die Polizei herbei, doch waren die Täter bereits geflüchtet, als die Beamten eintrafen,. feige war.“ Erwartungsvoll ſah Gerlinde in das ernſte Geſicht des Grafen.“ „Sie wiſſen“, begann er,„welch grauſame Anklage Winifred gegen mich erhoben hat, und wie mich dieſe Anklage darniederwarf, als hät— te ich einen Schwertſtreich empfangen.— Die Anklage iſt wahr. Ich bin der Mörder der Mut- ter meiner Kinder.“ Schweſter Gerlinde fuhr in die Höhe, um gleich darauf wieder in den Seſſel zurückzuſin— ken.— „Das iſt ja gar nicht möglich“, auf.— „Ich danke Ihnen für Ihre gute Meinung, Schweſter“, ſpöttelte der Graf, und doch zitterte eine tiefe Bewegung in ſeiner Stimme „Wollen Sie meine Beichte hören? Außer Dirck Söderborg, meiner Mutter und den Bod— derſens kennt niemand die tragiſche Geſchichte meines Lebens.“ Die Diakoniſſin beugte leiſe das Haupt. Die rote Novemberſonne lag jetzt mit ihrem war— men Schein auf der weißen Schweſternhaube und verklärte mit ſtillem Glanze das junge Geſicht. Wie ein Heiligenbild auf Goldgrund ge⸗ malt, erſchien dem Grafen die rührende, junge Geſtalt in der Fenſterniſche. „Ich war noch ſehr jung, als ich Janna von Rechenberg, meine ſpätere Gattin, kennen lern⸗ te. Es war ſozuſagen eine Liebe auf den erſten Blick, die uns verband, ſchon wenige Monate nach unſerer erſten Begegnung wurde Janna mein Weib. Sie war ſehr ſchön, meine Frau. Winifred gleicht ihr auffallend, wenn ihr auch das Leuchtende, Strahlende ſehlt, das Janna ſtöhnte ſie einen ſo unwiderſtehlichen Zauber verlieh. Wohin Janna kam, erregte ſie Aufſehen, und ich muß leider zugeſtehen— auch Begeh⸗ ren. Ich war daher froh, als ich mir endlich mein junges Glück auf die Borſumburg retten konnte. Eine wunderſam ſelige Zeit brach für uns beide hier an. Sie ſelber ſchien auch nichts an— deres zu wollen, als hier ſtill unſerer Liebe zu leben. Aber es kam anders. Noch ehe Winifred geboren wurde, beſtand Janna darauf. dos Winter mit mir nach Berlin zu gehen. Ich to ihr ſchließlich den Gefallen, und wir verlebten einen glänzenden Winter in der Berliner Hof geſellſchaft. Janna wurde gefeiert wie eine Kö— nigin, und ein ganzer Schwarm von Gäſten hatte ſich hier, bald nachdem wir zurückkehrten, auf der Borſumburg einquartiert. Ich ließ Janna gewähren, weil es ihr Freu— de machte und Zerſtreuung bot. Als dann die Zeit von Winifreds Geburt heranrückte und es ſtiller auf der Burg wurde, bemerkte ich, daß Janna immer in ſich gekehrter und freudloſer wurde.. Ich ſchob das alles auf ihren Zuſtand und ſuchte ſo viel wie möglich zu tröſten und zu unterhalten Jauchzend begrüßten Janna und ich Wini⸗ freds Geburt Ueberall lachte die Sonne in der grauen Burg, und wir ſchwelgten im Eltern⸗ glück. Winifred aber war kaum einige Wochen alt, da nahm Janna wieder das alte Leben auf. Feſt reihte ſich an Feſt auf der Borſumburg, u. als Sölve geboren wurde, erklärte mir Janna: Sie hätte jetzt genug von der Kinderzucht, ſie wollte ihr junges Leben endlich mal ungehemm genießen. (Fortſetzung folgt.)