Wetter Sonntag, den 18. Januar groß. Sportabend im Gasthaus zum„Goldenen Karpfen“. Mitwirkung aller angeschlossenen Vereine. Abwecnstungsrelches Programm. Aue Vortünrungen. Zu dieser Veranstaltung werden die Mitglieder des Sport- und Kulturkartells, sowie Freunde und Gönner unseres Vereins aufs herzlichste eingeladen. Eintritt 30 Pfg. Bierausschank. Der Vorstand. R iern Giernheimer Tageblatt Viernheimer Nachrichten) gu nd renhog rſteigerung. Dienstag, den 20. Januar 1931 von 9 Uhr vormittags ab werden im Saale des Gaſthauſes „Rheingold“ zu Lampertheim die Fichten, Derb⸗ und Reisſtangen in den Abteilungen Heide 8, 9, 10, 12, 14, 21, ſowie der Brennholzanfall in den Abt. Heide 2 und 12 und das Dürr- und Bind⸗ fallholz der Abteilungen Untere Wildbahn 1, 2, 4, 5, d 7, 8, 9, 10, ii, i 18,%, 5 Obere Wildbahn 10, 11, 12, 13, 14, 18, 21, 23, 24, 25, 27, 29, 30 und zwar Fichten Derbſtangen, fm.: 1. Kl. 1.80, 2. Kl. 2.10, 3. Kl. 7.05, Fichten Reisſtangen, fm.: 4. Kl. 3.46, 5. Kl. 3.43 6. Kl. 1.65, 7. Kl. 0.62, 8. Kl. 0.08. Scheiter, rm: Buche 16, Eiche 43, Kiefer 122(teils rund), Knüppel, rm: Buche 18, Eiche 53, Kiefer 323, Reisknüppel, rm: Eiche 2, Kiefer 71, Stöcke, rm: Kiefer 21, ſowie 45 rm. Stangen in Langſchicht- haufen aus Abt. Obere Wildbahn 23.— Unterſtrichene Nummern kommen nicht zum füſpvaalggnp- Add Anggap agg unggg- Gh Aad gg ungagg p gg Aug agg Ausgebot. Rückſtändige Schuldner von Domanial- I. Fümpalaste Anſchließend an Mannheim palasttheater bringen wir ab heute und folgende cage. Der große Htlantke-Sprechfilm. Seht! Tebenswahr! Ein Hilferuf! Der Armen! Ein monumentalwerk, das alle angeht! Ein Standartwerk, das alle sehen müssen! Ein hilferuk für die Rerm⸗ sten, die heute noch gezwungen sind, Kinder in die Welt zu setzen, für die kein Raum, kein Dach, kein Brot, kurz nichts vorhanden ist als Elend. 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Schriftleitung, Drucku. Verlag: 90h. Marlin Geſchäftsſtelle Rathausſtr. an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) 180 eee eee Freitag, den 16. Jan 18 „F Ar. 13 e A ag ang 48. Jahrgang GVANR AL Akte u Akte. Ein Schandfleck aus der heutigen zeit, der Arbeitslosigkeit, dem Massen- elend junger mädchen. mütter, Uäter, an. Achtung 2ter Schlager: in 7 Akten. seht Euch ein Tatsachenwerk Das Großlustspie!l— Menschenfresser Iter Schlager: die Luftkiste 2 Akte. Ater Schlager: Wie verkaufe ich ein Kino 2 Akte. Alles lacht Tränen. An allen Tagen Anf. 7 Uhr. Sonntags o Uhr, ab 9 Uhr nochmals. Ende 12 Uhr. Des all zugroßen Andranges bitten wir die ersten Corst. zu besuchen. Besucht das Welttonwerk Cyan kali, das Tagesgespräch in Deutschland. Achtung! Für Jugendliche unter is Jahren ist der Zutritt polizeilich streng verboten. 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Die es voraus, in der man ſich eptembertagung des Aus⸗ ſchuſſes war völlig ergebnislos. Wichtiger für uns iſt die Verhandlung über die Deutſchenmißhand⸗ 5 lungen in Polen, bei der der engliſche Außenminiſter Henderſon den Vorſitz führen wird. 1 0 1 1 1 Vortemaue Angebole! feinste Back- und Bratöle Liter früher 92 J, jetzt nur 754 MHonserven- Abschlag! Junge Schnittbohnen 2 6 Doſe bisher 70 jetzt 509 Karotten geſchn. 2 7 Doſe 483 Spinat„ 60 Gemüſe⸗Erbſen„ 604 Junge Erbſen m. Karotten?„ 70 Gemüſe⸗Allerlei„ 75 3 Brechbohnen, Wachtelbohnen, Tomaten⸗ pürree, Delikateßbohnen Apfelmus 2 f Doſe 65% Reineclauden 2 7„ 1.10 Aprikoſen, Pfirſiſche, Ananas, Heidel⸗ beeren, Stachelbeeren. Ein guter Rat! 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Als erſte nannte er die Kultur⸗ kriſis des Wortes. Wir haben keine Macht des Wortes und des Geiſtes mehr. heute iſt das entgeiſtigende Schlagwort die Senſa⸗ tionskoſt für die Maſſen. Die Wiſſenſchaft wagt nicht mehr in die Praxis einzugreiſen. Entweder ſinnloſer Irrationalismus oder kraſſer, öder Ma⸗ terialismus ſind die Folgen. Die anderen Kri- ſen bauen ſich daauf auf. Die Kriſe des Parlamentarismus. Man will Ordnung ſchaffen und kennt nicht ihren geiſtigen Gehalt. Man treibt Realpolitik anſtatt Moralpolitik. Die griſis beruht hauptſächlich auf der Selbſtſucht der Parteien. Der Haß iſt heute der zuſammen⸗ haltende Faktor der Politik, nicht die Liebe. Die Wirtſchaftstriſis wurzelt tief in dem Glauben an eine eigengeſetzliche Wirtſchaft als Schickſal. Wir müſſen wieder lernen, unſere Macht über dieſes„Schickſal“ zu gebrauchen. Wir ha⸗ ben eine Welt ohne Willen, der doch zu einer planmäßigen Wirtſchaft notwendig iſt. Eine weitere Kriſis iſt die der Körperkultur, die ſich in dem durch Geltungstrieb hervorgerufenen Re- kordwahnſinn offenbart. Für einen Aufbun brauchen wir Leute, die nicht durch Schlagwortſertigkeit, ſondern durch umfaſſende Bi dung und objektive Kritik aus⸗ gezeichnet ſind, und„Zivilkourage“ beſitzen, durch verantwortungsvolle Vernunftpolitik an den heutigen ſtaatspolitiſchen Aufgaben mitzu⸗ wirlen. Das zweite Referat hielt H. Prof. Dr. Schna⸗ bel⸗ Karlsruhe, über„Der Rechtsſtaat und ſeine heutigen Gegner“. Der Abend des erſten Tages brachte einen Empfang im Unionhaus, Würzburg, zu dem die führenden katholiſchen Männer Würzburgs, an ihrer Spitze der Hochwſt. Herr Biſchof Dr. Eh⸗ renfried erſchienen waren. Der Hochwſt. Herr Biſchof drückte ſeine Freude über dieſen Fort⸗ ſchritt der kath. Jugendakademiker aus und be⸗ lonte, daß die Zukunft des Katholizismus von der Politik abhänge. Er gab dem Görxesring ein Geleitwort mit auf den Weg. Er ſolle pfle⸗ gen: Die Liebe zur Kirche, zum Vaterland, zur großen politiſchen Tradition und zur katholiſchen Einheit. Der zweite Tag begann mit dem Referat des Herrn Dr. Kogon⸗Wien über„Die ſtaalspolitiſchen Strömungen der Gegenwart in Oeſterreich“. Der Red⸗ ner gab ein ausführliches Bild über den Auſtro⸗ marxismus, die Chriſtl. Soziale Bewegung, die Heimwehr und den Nationalſozialismus. Es folgte das Reſerat des Herrn Dr. Ber⸗ ning Berlin über„Die Entwicklung und geiſtige Grundlage des Natio⸗ nalſozialismus“. Der Redner ſchildert zu⸗ erſt die geſchichtliche Entwicklung und gehi dann genauer auf die Gründe für den Erfolg der NSP D. ein. Zunächſt iſt er aus den Kataſtro⸗ phen in und nach dem Weltkrieg zu erklären. Dann aber auch aus der Unzufriedenheit, ent⸗ ſtanden aus der Notlage des Mittelſtandes, der Sorge für die Zukunft und dem daraus ſich er⸗ gebenden Peſſimismus. Die abſtrakte Politik der alten Akademiker trieb viele der Jungen nun in die Arme des Faſchismus. Wenn auch unſere heutige Verfaſſung Mängel haben mag, ſo iſt das noch kein Grund, ſie zu verwerfen. Sie wurde nach beſtem Willen und Können ausge⸗ arbeiter, Näher geht der Redner nun auf die geiſtige Grundlage ein. den Einfluß Fichtes und Hegels auf die Entſtehung zeigt er klar. Fichte, durch die übermäßige Verherrlichung Deutſchlands, Hegel durch„das werdende Sein“ und die organiſchen Entwicklungsſtuſen. Er zeigt, daß der Faſchismus Schopenhauer verkennt, denn ſeine Lehre endet in einer Mitleidstheorie, die dem Voluntarismus der nationalen Macht⸗ e fremd Auch Sorrelli, Cpamber⸗ in, Ch. Morat uſw. werden eingehend beſpro⸗ chen, ſowie die Probleme vom Mythos des Blu⸗ tes, der germaniſchen Raſſenausleſe, des abſolu⸗ ten V iſtes u. a. m. Der Redner geht am bruch des Popocatepetl erklärt. waren über mehrere hundert Meilen fühlbar. Schluß auf die Religionsfrage ein, und zeigt, daß wir Katholiken ſie unbedingt ablehnen müſſen. Ein Glauben kann nur durch einen beſ⸗ ſeren Glauben überwunden werden, nicht durch Polemik. Die Fortſetzung am 3. Tage gab H. Dr. Kühr⸗Berlin in ſeinem Referat über„Die Ziele des Nationalſozialismus“. In ſeiner wundervoll vorgetragenen Rede gab H. Dr. Kühr eine Beſprechung der Ziele des Natio⸗ nalſozialismus vom katholiſchen Standpunkt, wie ſie treffender kaum zu erfaſſen iſt. Außen⸗ politiſch verurteilt er die Gewalt, die Idee des Heldentodes:„Wir ſind bereit, für das Vater⸗ land zu ſterben, aber nicht, für dieſes Sterben Die Etatausſprache im Ausſchuf Dietrich fordert D. D. P. Berlin, 15. Jan. 1931. Am Donnerstag vormittag ſetzte der Haus— haltsausſchuß des Reichstages die Ausſprache über den Haushaltsplan für 1931 und über die Erklärung fort, die der Reichsfinanzmini⸗ ſter geſtern im Ausſchuß abgegeben hat. Für die Deutſche Volkspartei begründete Abg. Cremer die Forderung auf Einſparung weiterer 300 Millionen RM. im Haushalt und erklärte, die Erfüllung dieſer Forderung ſei für die weite⸗ re Haltung ſeiner Partei entſcheidend. Dr. Cremer betonte, ein ſo ſchweres Vorhaben wie die Reviſion der Reparationsverpflichtungen mache es notwendig, daß die phyſiologiſchen und materiellen Vorausſetzungen erfüllt wür⸗ den, nämlich die Ordnung der Reichsfinan⸗ zen und die Behebung der Wirtſchafts⸗ und Arbeitsmarktkriſe. Wenn man Verminderung der öffentlichen Laſten anſtrebe, könne man Propaganda zu machen.“ mehr vom ethiſchen Geſichtspunkt geſehen wer den. Die Einheitsſchule führt dazu, keine Rück⸗ ſicht auf Konſeſſionen zu nehmen. Die indivi⸗ dualiſtiſche und organiziſtiſche Theorie iſt zu ver— werſer Wir ſind nur gleich in den Zielen und Mitteln zum Endzweck(Vereinigung in Gott) ſonſt ſind wir verſchieden. Ebenſo nimmt der Redner Stellung zu allen anderen Fragen, und betont am Schluß unſere Liebes⸗ und Caritas⸗ pflicht, die nach wie vor an erſter Stelle ſtehen muß. Darauf hält H. Dr. Reinermann⸗- Köln das zuſammenfaſſende Schlußreferat, das aber über ſeine eigentliche Aufgabe hinaus viel Neues Die Raſſenfrage ſollte; g ö 1 1 orte ſand der Redner über dee Würde unſe Religion, die nicht, wie man oft behauptet, vaterlandslos iſt, ſondern ge rade den Grundſtock für die richtige Einſtellung zum Staat. zum Vaterland bildet. Dann erin nert u er daran, über all den Sorgen unſerer Zeit das Gebet nicht zu vergeſſen.— Auch die Aus— ſprachen nach jedem Reſerat brachten ſehr viel Intereſſantes. Herr Referendar Köln dankte dem zun letzten Reſera: chienen Hochwſt. Herrn Biſchof. ſowie ſämtlichen Unweſenden für ihr Erſcheinen und ſchloß die Tagung. Hans Schmitt. ſtud. phil. 2. auf, anzudeuten, wo die verlangten 300 Millio eingeſpart werden könnten— Gegen den falſchen Peſſimismus an der Finanzgebarung der Länder und Ge⸗ meinden nicht vorbeigehen. Es müſſe beſremdend wirken, daß zur Zeit der Beamtengehaltskürzung viele Gemeinde⸗ beamte, insbeſondere Bürgermeiſter, Ge⸗ hälter bezögen, die weitaus höher als die höchſter Beamter ſeien. Die Sozialverſicherung müſſe auf verſicherungs— techniſche Grundlagen geſtellt werden. Der Reichsfinanzminiſter habe, ſo ſchloß Dr. Cre⸗ mer, die Pflicht, den Weg weiterer energiſcher Ausgabenkürzungen zu beſchreiten. Abg. Dr. Köhler(3) ſprach der Finanzverwaltung ſeine Anerken— nung für die Abwicklung des ſo ungeheuer ſchwierigen Etats 1930 aus. Im neuen Etat ſei materiell manches Begrüßenswerte geleiſtet worden, er ſcheine aber durchaus nicht ein „Arme⸗Leute⸗Etat“ zu ſein. Steuererhöhungen dürften nicht mehr vorgenommen werden, Das Ende eines millionen⸗Erbſchaftsſchwindels Staatsanwaltſchaſt Darmſtadt bereitet Anklage gegen die Hauptſchuldigen vor Darmſtadt, 15. Jan. Staatsanwaltſchaft und Gerichte haben ſich ſchon wiederholt mit Verfahren beſchäftigt, die im Zuſammenhang mit der ſagenhaften Becker⸗Millionenerbſchaft ſtanden. Nunmehr iſt, wie wir erfahren, die Staatsanwaltſchaft Darmſtadt im Benehmen mit der Heſſiſchen Landespolizei gegenwärtig damit beſchäftigt, jene Perſonen ausfindig zu machen und zur ſtrafrechtlichen Verantwor⸗ tung zu ziehen, die mit dem Erbſchaftsſchwin⸗ del Geſchäfte gemacht haben. Es ſind bereits bei verſchiedenen in Betracht kommenden Per⸗ ſonen Briefe und ſonſtige Schriftſtücke beſchlag⸗ nahmt worden, aus denen hervorgeht, daß Leute aus allen Schichten auf dieſen Schwin⸗ del maſſenweiſe hereingefallen find. Vielfach haben ſelbſt Angehörige der ſogen. intellektuel⸗ len Kreiſe den Erbſchaftsſchwindlern, die dle Sache ganz primitiv aufzogen, Beträge von 100, 150 RM. und mehr geopfert, damit ihre „Anſprüche“ vertreten würden. Aber auch zahlreiche arme Menſchen haben vielfach ihre letzten Spargelder hingegeben. Wenn auch viele auf dieſe Weiſe Geſchädigte zum Schaden nicht auch noch den Spott haben wollten und den Verluſt ſtill verſchmerzten, ſo iſt es im Intereſſe der ſtrafrechtlichen Verfolgung der Schwindler doch zu begrüßen, daß verſchiedene Perſonen den Mut zu einer Anzeige bei der Staatsanwaltſchaft gefunden haben. Die Staatsanwaltſchaft Darmſtoadt iſt gegenwärtig dabei, das beſchlagnahmte Material zu ſichten und die Anklage gegen die Hauptſchuldigen vorzubereiten. So verſtändlich es iſt, daß ſich alle auf den plumpen Schwindel Hereingefal⸗ lenen ſcheuen, dies zuzugeſtehen, ſo wäre es doch wünſchenswert, daß alle Perſonen, denen in dieſer Sache Gelder abgenommen wurden, davon der Staatsanwaltſchaft Mitteilung ma⸗ chen, damit der Erbſchaftsſchwindel in ſeinem ganzen Umfange aufgedeckt werden kann. Das Erdbeben in Mexiko Oaxaca ein Trümmerhaufen— Sahlreiche Tote und Verletzte witb. Newyork, 15. Jan. Die Zahl der Ver⸗ letzten bei dem geſtrigen Erdbeben in Mexiko hat ſich in der Stadt Mexiko nach einer heuti⸗ gen Frühmeldung der Aſſociated Preß um wei⸗ tere 21 erhöht. Etwa 50 Häuſer ſind einge⸗ ſtürzt viele Automobile durch herabfallendes Mauerwerk ſtark beſchädigt. Das in der geſtrigen Meldung erwähnte gelbe Licht, das zur Zeit des Bebens am Him⸗ mel beobachtet wurde, wird durch einen Aus⸗ Die Erdſtöße wib. Newyork, 16. Jan. Nach einer Meldung der Aſſociated Preß aus Mexiko hat das geſtrige Erdbeben am ſchwerſten die Stadt Oaxaca heim— geſucht. der Militärkommandant von Oaxaca, General Perez, berichtete dem Präſidenten Rubio, daß mindeſtens 25 Perſonen getötet oder ver⸗ letzt worden ſeien und ſtündlich aus den Trüm⸗ mern neue Opfer geborgen würden. Die Stadt ſei ein einziger Trümmerhaufen; der Sachſcha⸗ den ſei noch nicht im entfernteſten zu überſehen. Das Beben, das um 10 Uhr abends begann und drei Minuten dauerte, hatte unter der Einwoh⸗ nerſchaft eine ungeheure Panik zur Folge, Die Bevöltexrung lagert jetzt im Freien. Eine Hilfs⸗ aktion iſt eingeleitet. ebenſowenig wie weitere Abſtriche von den Beamtengehältern. Die Gemeinden müßten ihre Beſoldungspolitik der des Reiches an⸗ paſſen. Der ſozialdemokratiſche Redner Dr. Hilferding ſchätzte das vorausſichtliche Defizit des Jahres 1931 auf rund 1200 Millionen RM. Hiervon müßten Länder und Gemeinden etwa einen Ausfall von 400 Millionen RM., die Knapp⸗ ſchaften einen ſolchen von 125 Millionen RM. tragen. Eine weitere Steigerung der Arbeits— loſigkeit würde die ſchwerſten Auswirkungen auf die Gemeinden im Gefolge haben. Nach Meinung ſeiner Partei ſeien an Heer und Marine noch Abſtriche möglich. Das Reich werde niemals finanziell geſun— den, erklärte 88 Abg. Dr. Schlittenbauer(BVP.) wenn es weiter den Finanzvormund der Länder und Gemeinden ſpielen wolle. Man müſſe das Zuſchlagsrecht zur Einkommenſteuer den Gemeinden wiedergeben, den Ländern eine Standard⸗Steuer zur eigenen Verwaltung. Darauf nahm erneut der Reichsfinanzmini ſter das Wort. Er verwies auf die Etatf l des reichen Nordamerita, wo trotz Heranziehung der Reparationszahlungen ein Defizit entſtanden ſei. Auch England und Italien hätten Schwierigkeiten. Man dürfe daher die Ver hältniſſe in Deutſchland nicht allzu ſchwarzſichtig betrachten, denn dadurch werde eine der wahren finanziellen Lage gar nicht entſprechende Stim— mung erzeugt. Auch der Miniſter wandte ſich gegen die zu hohen Gehälter der höheren Gemeindebegm⸗ ten, wie auch gegen die der leitenden Perſün— lichtleiten der Induſtrie. Dr. Dietrich forderte den volkswirtſchaftlichen Abg. Dr. Cremer auf, wenigſtens anzudeuten, wo die verlangten 300 Millionen eingeſpart wer⸗ den könnten. Zur Preisſenkungsaktion erklärte der Miniſter, mit behördlichen Eingriffen in die Preisgeſtaltung müſſe Schluß gemacht werden, da ſonſt eine Wirtſchaftserholung unmöglich ſei. Die Frage der Arbeitsbeſchaffung werde zur⸗ zeit von dem zuſtändigen Miniſter Stegerwald eingehend geprüft, dem Reichstag könne zu ge⸗ gebener Zeit darüber berichtet werden. Ueber die Sanierungsmaßnahmen für die Knappſchaft werde beim Etat des Arbeitsminiſteriums zu ſprechen ſein. Vor dem Hugenbergſchen Projekt einer 15prozentigen Reparationsabgabe warnte der Miniſter. Sparzwang ſei nicht durchführbar, da er als Zwangsanleihe wirke und die Spar— luſt einſchränke. Abg. Erſing(3) proteſtierte ſcharf gegen die Aufmachung der geſtrigen Dietrich-Rede in der Preſſe, beſonders die Darſtellung, als ob wir ein neues Defizit von einer Milliarde hätten, wäh⸗ rend durch die Entwicklung zu den bisher ſchon genannten 900 Millionen möglicherweiſe noch 100 Millionen dazukommen. Die Regierung müſſe ſich ein Einſchreiten gegen ſolche unwahre und ſenſationelle Berichterſtattung wohl überlegen. Weiter müſſe die Regierung geeignete Schritte unternehmen, um in der Oeffentlichkeit Klarheit über die Koſtenaufbände in der öffentlichen Verwaltung von Reich, Ländern und Gemeinden zu ſchaffen. Von intereſſierten Seiten würden häufig Berichte ausgegeben, die unwahr ſeien. Wenn ſich die Markeninduſtrie einer Preisſen⸗ kung widerſetze, ſolle die Regierung allgemein die Preisbindungen aufheben. Der Ausſchuß vertagte hierauf die Verhand⸗ kung auf Freitag. Dlche Streichung der Kriegsſchulden? * Die Frage der Reduzierung oder Streichung ber Kriegsſchulden wird in den Kreiſen der ame⸗ rikaniſchen Hochfinanz immer mehr erörtert. Man ſieht darin die einzige praktiſche Möglichkeit der eigenen Wirtſchaft einen Antrieb zu geben 115 daneben beſonders die Weltdepreſſion zu be⸗ enden. Es war vor allem der Präſident der Chaſe National, Wiggins, deſſen weitgehenden Vorſchlä— ge beſonders in Newyorker Bankkreiſen zuſtim— mend kommentiert wurden. Allerdings gibt es auch dort noch Finanzkreiſe, die an die Stelle ei⸗ ner endgültigen Herabſetzung vorläufig nur ein Moratorium ſetzen wollen. Aber Wiggin ſelbſt erklärte in ſeinem Jahresbericht, daß es für Ame rika„ein gutes Geſchäft“ bedeuten würde, eine Ermäßigung der interalliierten Schulden in die Wege zu leiten. Er wies nachdrücklichſt darauf hin, daß das Ausland nicht Dollar zur Beglei— chung ſeiner Schulden in Amerika habe und gleichzeitig amerikaniſche Waren kaufen könne. Der Frage einer Reduzierung der internationa— len Schulden komme mithin eine Bedeutung zu, die weit über die in Dollar ausdrückbare Höhe der Schulden hinausreicht. Während Wiggin alſo offen ſeine Anſicht be⸗ kennt, ſind andere führende amerikaniſche Ban⸗ kiers zwar von den wirtſchaftlichen Vorteilen ei⸗ ner Schuldenermäßigung überzeugt. bringen es jedoch nicht über ſich, dieſer Ueberzeugung offen Ausdruck zu geben da ſie den Vorwurf der ame⸗ rikaniſchen Politik befürchten, als dächten ſie mehr an das Wohl Europas als an das der Vereinig— ten Staaten. Nun muß doch darauf hingewieſen werden, daß ſchon lange zurück Mellon erklärte, für die Vereinigten Staaten ſei ein wirtſchaft⸗ lich geſundes Europa von größerem Werte, als jede Eintreibung von Schulden. In der Diskuſſion ſtehen ſich, wie auch in ver— ſchiedenen anderen Ländern, immer wieder Po⸗ litiker und Wirtſchaftler einander gegenüber. Vorläufig ſind die Politiker noch die Stärkeren. Sie finden auch eine teilweiſe Unterſtützung bei amerikaniſchen Bankiers die in der Herabſetzung der Schulden eine Unbilligkeit gegen die Inhaber der amerikaniſchen Bundesanleihen ſehen wollen, weil deren Amortiſation zu einem großen Teile auf den Schuldenzahlungen beruhe. Sie erklä⸗ ren, daß die Alliierten ihre Schulden voll beglei⸗ chen müßten wie andere internationale Schulden. Die amerikaniſche Regierung ſchweigt ſich in den entſcheidenden Punkten der Kriegsſchulden— frage aus, will vor allem nicht für eine Neurege⸗ lung die Initiative übernehmen und erklärt in voller Verkennung der Wirklichkeit, daß eine Schuldenermäßiung auf die Wirtſchaftslage von nur geringem Einfluß ſei. Doch auch hier wird die Zeit mit ihrer Entwicklung die Neuregelung der Kriegsſchuldenfrage erzwingen, denn ſchließ⸗ lich iſt in der Geſamtpolitik von heute das Wirt⸗ ſchaftliche das Primäre. Austritt Coloſſers aus der Wirtſchafts partei Die drei ſüchſiſchen Wahlkreiſe brechen die Be⸗ ziehungen zur Reichspartei ab. Berlin, 14. Jan. Die Verſuche ſächſiſcher Wahl⸗ kreisorganiſationen der Wirtſchaftspartei und des Abgeordneten Ladendorff, den Austritt des Ab⸗ geordneten Coloſſer aus der Partei zu ver⸗ hindern, ſind geſcheitert. Abg. Coloſſer hat nun⸗ mehr, wie das Nachrichtenbüro des VD. erfährt, ſeinen Austritt aus der Partei in einem Schrei⸗ ben an das für Donnerstag einberufene Partei⸗ ſchiedsgericht erklärt. Das Schreiben lautet: „Ich habe ihre Einladung zur Sitzung des „Köpfungsausſchuſſes“ erhalten. Da ich noch Reinlichkeitsgefühl beſitze, ſo ſcheide ich hiermit aus der Partei aus. Mir gemigt die Tatſache, daß ein Prüfungsausſchuß nach mehrmonatiger Gelegenheit zur Arbeit, wenn auch angeſichts der Ermittlungen in noch ſo ſchonender Form feſt⸗ reer geſtellt hat, daß meine nur zum Teil bekanntge⸗ wordenen Behauptungen im Weſentlichen währ ſind und daß infolgedeſſen nach Anſicht des Prü⸗ fungsausſchuſſes Drewitz wird verſchwinden müſſen. An einer weiteren Unterhaltung habe ich umſoweniger Intereſſe, als bereits obſektivere Stellen die frei von politiſcher Vertuſchungsar⸗ beit ſind, mit den Dingen beſchäftigten.“ Abg. Coloſſer will nach ſeinem Ausſcheiden aus der Wirtſchaftspartei ſein Reichstagsmandat weiter ausüben, zunächſt als Fraktionsloſer. Vom Parteivorſitzenden der Wirtſchaftspartei, dem Ab⸗ geordneten Drewitz, wird dem Nachrichtenbüro des V/. erklärt, er habe bereits Strafantrag gegen Abg. Coloſſer und den Sohn des bisheri⸗ gen Parteigeſchäftsführers Dannenberg geſtellt, weil er in ihnen die Verbreiter der ihn beleidi⸗ genden Behauptungen erblicke. * Dresden. 15. Jan. Die drei ſächſiſchen Wahl⸗ kreiſe der Wirtſchaftspartei haben auf einer Ta⸗ gung am 11. Januar in Dresden unter Hinweis darauf, daß die öffentliche Erörterung des bedau⸗ erlichen Führerſtreits für die Partei untragbare Formen angenommen habe, vom Parteivorſitzen⸗ den Drewitz den freiwilligen Rücktritt verlangt. Drewitz hat dies abgelehnt. Die drei ſächſiſchen Wahlkreiſe brechen nun⸗ mehr, wie von der Geſchäftsſtelle des Wahlkrei⸗ ſes Oſtſachſen der Partei mitgeteilt wird, in vollkommener Einmütigkeit die Beziehungen zur Reichsparteileitung ab. Die deutſche Delegation in Genf eingetroffen wib Genf, 15. Jan. Die deutſche Delegation mit Außenminiſter Dr. Curtius, Miniſterial⸗ direktor Gaus, Geheimrat Freiherr von Weiz⸗ ſäcker und Geheimrat von Kaufmann iſt um 12 Uhr in Genf eingetroffen. Am Bahnhof hatten ſich zur Begrüßung der deutſche Geſandte in Bern Dr. Müller. Generalkonſul Dr. Völckers. Verkreter der Preſſe, ſchaft und Mitglieder ber deutſchen Kolonie e Mit der deutſchen Delegation traf auch r deutſche Untergeneralſekretär beim Völker⸗ bund Dufour Feronce, der Genf für einige Tage verlaſſen hat, hier wieder ein. 5 Petition des Deutſchen Volksbundes auf der Genfer Tagesordnung. wib Genf, 15. Jan. Das Völkerbundsſekreta⸗ N riat teilte heute offiziell mit, daß die Petition des Deutſchen Volksbundes ebenſo wie die Noten der deutſchen Regierung über die Terrorakte in Polniſch⸗Oberſchleſien auf die Tagesordnung der Ratstagung geſetzt worden ſeien. Da die Petition ſo heißt es in der Mitteilung des Sekretariats, denſelben Gegenſtand behandelt, wie die deutſchen Noten, habe der Generalſekretär ſie für dringlich erklärt. Die Petition ſei demge näß ſämtlichen Mitgliedern des Rates übermittelt worden. Briand nach Genf abgereiſt. wib Paris, 15. Jan. Der franzöſiſche Außen⸗ miniſter Briand hat heute vormittag 11,10 Uhr franzöſiſcher Zeit Paris verlaſſen, um ſich nach Genf zu begeben. Er iſt begleitet von dem Direk⸗ tor für politiſche Angelegenheiten am Quai d' Orſay, Leger und Maſſigli. der am Quai d' Orſay die Völkerbundsangelegenheiten bearbei⸗ tet. Mit dem gleichen Zuge iſt der engliſche Au⸗ zenminiſter Henderſon nach Genf abgereiſt. Vermiſchtes Die Bluttat auf dem Danziger Eiſenbahnbau⸗ amt.— Der Verwundete geſtorben. wib Danzig, 15. Jan. Der 46 Jahre alte pol⸗ niſche Bürohilfsarbeiter Styrbicki iſt den ſchwe⸗ ren Verletzungen, die ihm der Arbeiter Gengerſki beigebracht hat, erlegen. Aus der Vernehmung Gengerskis geht hervor, daß ſich dieſer am 13. d. M. dem Tage der Tat, wegen ſeines Lohnes zu Styrbicki begab. Er erhielt die Auskunft, daß die Beträge noch nicht ausgerechnet ſeien. Als er Diktaturgerüchte in Spanien Reaktion gegenüber den revolutionären Umtrieben wtb. Paris, 15. Jan. Havas berichtet aus Hendaye, aus Madrid verlaute, während des geſtrigen Tages ſei der dort das Gerücht in Umlauf geweſen, man wolle verſuchen ein neues Ausnahmeregime ähnlich der Diktatur des Pri⸗ mo de Rivera einführen, um der revolutionä⸗ ren Propaganda ein Ende zu bereiten. Meh⸗ rere Perſönlichkeiten der ſpaniſchen Ariſtokra⸗ tie hätten einen bekannten General, der ſich in Marokko ausgezeichnet habe, um ſeine Hilfe gebeten. Dieſer habe jedoch unter Bezug auf die militäriſche Disziplin abgelehnt. Dieſe Gerüchte, ſo heißt es in der Meldung weiter, ſchienen durch einen Artikel der Zei⸗ tung„Informacionens“ nicht beſtätigt zu wer⸗ den, die gewöhnlich über die Wünſche und über die Sorgen der Regierung gut unterrichtet ſei. In der Zeitung werde nämlich erklärt, infolge einer natürlichen Reaktion gegen die Gerüchte über revolutionäre Unruhen, an die man nicht mehr glaube, werde jetzt gewiſſen anderen Ge⸗ rüchten Glauben geſchenkt, die von einer Wie⸗ dereinführung der Diktatur ſprechen. Nach der Zeitung„Informationens“ habe die Regle⸗ rung jedoch andere Sorgen Der Artikel ſchließt mit einer Kritik an den Meinungsverſchieden⸗ e die bezüglich der Wahlen aufgetreten eien. Rohrbach contra Dornier Um die Motorenanwendung des enb. Ravensburg, 15. Jan. Vor der Zivil⸗ kammer des Landgerichts in Ravensburg fin⸗ det heute die Verhandlung über den von der Firma Rohrbach, Metallflugzeugbau G. m. b. H. Berlin, bezw. der holländiſchen Geſellſchaft des Dr Rohrbach eingebrachten Antrag gegen die Firma Dornier bezw. Herrn Dr. Dornier we⸗ gen Patentverletzung ſtatt. Bekanntlich behauptet die Firma Rohrbach, daß die Motorenanordnung bei dem in Alten⸗— rhein hergeſtellten Flugſchiff des Typs Do. X und des in Friedrichshafen gebauten Flugboo⸗ tes des Typs Do. S., das zu Gunſten der Fa. Rohrbach Metallflugzeug Gem. b.. Berlin, ein⸗ getragene. im Frühjahr dieſes Jahres auf die Typs Do X holländiſche Geſellſchaft des Dr. Rohrbach über— tragene D. R. P. 392864 verletze. Die Firma Dornier ſteht auf dem Standpunkt, daß dle Motorenanordnungen an dieſen beiden Typen aus verſchiedenen Gründen das von der Fa. Rohrbach angegebene Patent nicht verletzten, daß ihr jedoch ein Vorbenutzungsrecht auf Ver⸗ wendung dieſes Patents zuſtehe. Dr. Dornier teilt mit, daß er während ſei⸗ ner über 20 Jahre auf dem Gebiete der Luft⸗ fahrt ausgeübten Tätigkeit noch niemals ein Patent verletzt habe. Er ſehe deshalb dem Ausgang des von Rohrbach eingeleiteten Ve⸗ fahrens in aller Ruhe entgegen. 15 Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich hielt, wie gemeldet, im Haushaltsausſchuß des Reichstags eine große Rede, in der er die Kaſſen⸗ lage des Deutſchen Reichs darlegte. Dietrich be⸗ ziſſerte das Geſamtdefizit des Reiches mit rund einer Milliarde Mark, das Anwachſen der unge⸗ ö deckten Schuld mit 110 Millionen. barauf hinwies, daß er heirate und daher das Geld dringend brauche, ſoll Styrbickt ihn abge⸗ wieſen haben. Es kam zu einem Wortwechſel Styrbicki ſoll nach der Behauptung Gengerskis dabei die Aeußerung getan haben:„Euch deutſche Hunde werden wir ſchon kriegen!“ Da habe ihn, ſo ſagt Gengerski, eine derartige Wut gepackt, daß er zum Meſſer griff und zuſtach. Selbſtmordverſuch im Kaſſeler Polizeipräſidium. wtb Kaſſel, 15. Jan. Der berächtigte Autodieb Schwerdtner wurde heute morgen von der hie⸗ ſigen Kriminalpolizei in ſeiner Wohnung verhaf⸗ tet und im Polizeipräſidium wegen verſchiedener Autodiebſtähle vernommen. Man brachte ihn dann in das photographiſche Atelier des Polizei⸗ präſidiums, wo er die Gelegenheit benutzte, ſich rücklings durch ein offenſtehendes Fenſter vier Stockwerke tief auf die Straße zu ſtürzen. Ob⸗ wohl es den Beamten gelang, ihn am Mantel zu ergreifen konnte der Sturz nicht verhindert wer⸗ den, da der Mantel entzwei riß, Mit ſchweren inneren Verletzungen und einem komplizierten Schädelbruch wurde Schwerdtner ins Kranken⸗ haus eingeliefert. Der Fall Tetzner. Regensburg, 15. Jan. Die Anklageſchrift gegen den Kaufmann Erich Tetzner iſt endgültig fertig⸗ geſtellt. Wie nicht anders zu erwarten war, lau⸗ tet die Anklage auf Mord und Verſicherungsbe⸗ trugsverſuch. Die Ehefrau Tetzners wird formal der Mordbegünſtigung angeklagt, wenn ihre Tat auch geſetzlich einer Beihilfe zum Morde gleich⸗ kommt, weil die Begünſtigung ſchon vor der Tat des Ehemannes feſtſtellbar iſt. Desgleichen hat ſich Frau Tetzner der Beihilfe zum Verſicherungs⸗ betrug ſchuldig gemacht. Die Verteidigung der Frau Tetzner liegt bekanntlich in den Händen des Rechtsanwalts Strauß⸗München, während außerdem ein Pflichtverteidiger geſtoſlt werdean muß. Zehn Jahre Zucht haus wegen Dotſchlags Trier, 15. Jan. Das hieſige Schwurgericht verurteilte geſtern den Arbeiter Peter Kickert aus Bettingen(Kreis Bitburg) zu zehn Jahren Zuchthaus, weil er am 24. September v. J. in einer dortigen Wirtſchoft den Arbeiter Wilhelm Heß durch vier Meſſerſtiche getötet hatte. Beide waren nach einer Zecherei aus anſcheinend dunk⸗ len Motiven in Streit geraten. Der Angeklagte Rieß während der Verhandlung durchblicken, daß 2 Varna. Roman von Max v. Weißenthurn. 1. Kapitel. Anter den Ghazaris. „Ergebt Euch!“ In den Lichtkreis, der ſich aus der Finſter⸗ nis ringsumher ſcharf abzeichnete, war eine hohe kräftige Geſtalt getreten, und für Sekun⸗ den übte deren Erſcheinen aus dem Dunkel der Nacht eine ſolch nachhaltige Wirkung auf die in der Runde lagernden braunſchwarzen Ge⸗ ſellen aus, daß dieſe wie gelähmt in ihrer Stellung verharrten, ehe ſie, die dem wilden indiſchen Gebirgsſtamm der Ghazaris angehör⸗ ten, mit gellendem Kampfſchrei aufſprangen und wie auf Kommando ihre Waffen auf den küh⸗ nen Sprecher richteten. Denn auf einen Blick hatten ſie in dem Sprecher ihren gefürchtetſten Verfolger, den Major Leslie, erkannt. Mit der Geſchwindigkeit eines Blitzes hatte der Häuptling, welcher in der Tat der erſte ſeines Stammes war, ſein Gewehr ergriffen und einen Schuß auf den Major abgegeben. Aber gleichzeitig fiel ein zweiter Schuß, der die eben noch erhobenen Arme des Ghazari⸗ führers ſchlaff niederſinken ließ, während das geradezu ohrenbetäubende Geſchrei des heran⸗ ſtürmenden Gefolges des Majors die durch die Kampfunfähigkeit ihres Häuptlings des An⸗ führers beraubten Ghazaris ſich dieſen zuwen⸗ den ließ. Major Leslie aber war nur wie durch ein Wunder gerettet worden. Die Kugel hätte ihn infeblbar getroffen. wenn nicht eben noch im letzten Moment ein weißbartiger alter Inder, ſein treueſter Diener, ſich ſchützend vor ſeinen Herrn geſtellt und ſo die todbringende Kugel aufgefangen hätte. Mit einem Weherufe beugte ſich ein braun⸗ gebrannter Jüngling, kaum dem Knabenalter entwachſen, über den zu Boden Sinkenden, um dann, als er auch noch zwei brechende Augen zudrücken konnte, ſich mit voller Geiſtesgegen⸗ wart haſtig wieder aufzurichten und dem Major zur Seite zu eilen, welcher, der ihm drohen⸗ den Todesgefahr entronnen, mit verdoppeltem Mut ſich eben an die Spitze ſeiner Leute den Räubern an fremdem Leben und Beſitz ent⸗ gegenwarf, die mit raſender Verwegenheit kämpften. In dieſem Augenblick geſchah etwas Uner⸗ wartetes. Von den Angreifern abgewandt, den Ghaza⸗ ris gerade gegenüber, erhob ſich an einem Plateau das Frauenzelt. Mit einem Ruck wurden die Felle, die das⸗ ſelbe umſchloſſen, plötzlich geteilt und in der Oeffnung zeigte ſich die Geſtalt eines alten Weibes, das eine der Fackeln, die das Lager erhellten, ergriff und dieſe mit lebhaften Ge⸗ bärden über ihrem Kopf ſchwang. Wie auf Kommando ſtockte der Kampf und wichen die Ghazaris zurück. Wie entwaffnet konzentrierte ſich ihr Blick einzig und allein auf die Szenerie im Frauenzelt. Ueberraſcht wandten auch Major Leslie und ſein junger Freund, Gottfried Hulme, ihren Blick dorthin und gleichſam gebannt wie die Inder ſtanden auch ſie. Die Fackel der Alten beleuchtete grell das Innere des Zeltes, in deſſen Mitte auf den Kamelfellen die Weiber des Stammes ſchreck⸗ erſtarrt tauerten. In ihrem Kreiſe aber ſtand erhobenen Hauptes und leuchtenden Blickes die Geſtalt eines Kindes,— eines Mädchens von etwa acht bis neun Jahren. Und auf ſie ſtarr⸗ ten die ſonſt ſo zügelloſen Räuber wie auf eine Wundererſcheinung. Sowohl Leslie als auch Gottfried waren nicht wenig überraſcht, zu ſehen, daß das Kind eine Weiße war und auch nicht eine Spur von Aehnlichkeit mit den Eingeborenen hatte, in deren Geſellſchaft es lebte. Die teutoniſche Raſſe verleugnete ſich nicht, weder in dem blonden Haargelock, noch in den vergißmein⸗ nichtblauen Augen; ſie mußte eine Furopderin ſein. Aber auf welche Weiſe war ſie dann zu dieſem wilden Stamme Nordindiens gekommen. der ſie offenbar als ein mit übernatürlicher Macht ausgeſtattetes Weſen anſah? Sie trug ein weites weißes Gewand und um den Hals eine ſchwere goldene Kette; an den Armen und Fußgelenken hatte ſie ebenfalls gol⸗ dene Spangen, in dem üppigen Haar einen prächtigen Blumenkranz. Sie ſtreckte die rechte Hand aus und ſprach mit lauter Stimme nur einige Worte in einem Dialekt, den Leslie nicht verſtand. Der Effekt aber trat augenblicklich zutage. Selbſt die Unverwundeten warfen hre Waffen von ſich und ergaben ſich auf Gnade oder Ungnade. Sofort erteilte Leslie die nötigen Befehle, die Leute dingfeſt zu machen. die jetzt zornige Blicke nach der kleinen weißen Geſtalt hinüber⸗ warfen. Dann begab er ſich geradewegs nach dem Zelt, das für ihn ein Rätſel in ſich barg, welches zu löſen ihm jetzt Lebensaufgabe dünkte. Bei ſeiner Felle jäh vor ſeinen Auge Annäherung ſchloſſen ſich die einen Augen. In d chen Moment faſt hörte Leslie lautes klägliches Schreien aus zartem Kindermund, und haſtig vorwärts eilend, kam er eben noch zu rechter Zeit, um eine grauſame Gewalttat zu verhin⸗ dern. g Die Weiber, die ihm den Eintritt verwoß⸗ ren wollten, einfach beiſeite ſchleudernd, über⸗ raſchte er das alte Weib mit gezücktem Dolch über das Kind gebeugt. Nur eine Sekunde noch und es wäre zu ſpät geweſen. Mit ner⸗ diger Fauſt hielt er den Stoß zurück und ent⸗ riß der Megäre ihr Opfer, das angſtgeſcheucht in den Schutz der Fremden flüchtete, denn Gottfried war ſeinem älteren Freunde gefolgt und liebevoll umſchlang ſein Arm das kleine Mädchen. ee Der Major richtete in hindoſtaniſcher Sprache einige freundliche Worte an das Kind; es überraschte ihn aber nicht weniger, als dieſes ihm fließend in ſeiner eigenen Sprache ant⸗ wortete. 5 „Sind Sie gekommen, um mich zu befreien?“ fragte es, inſtinktiv fühlend, daß dieſe Weißen ihre Freunde ſeien. „Du biſt eine Engländerin?“ fragte Leslie, ſich über das Kind beugend. 5 „Ich glaube es; ich lebe aber ſchon lange unter den Ghazaris!“ „Wie lange? Und wie kamſt du zu ihnen?“ fragten die beide Männer in einem Atem, aber das Kind ſchüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht“, ſagte es,„ich war lange krank, und als ich genas, befand ich mich unter ihnen; weiter kann ich nichts ſagen!“ „Und wie heißt du?“ „Varna!“ 5 4 Fortſehung folgt e Nachrichten Renner Roman. Wir beginnen heute mit dem Abdruck eines neuen Romans und zwar „Varna“ von Max v. Weißenthurn. Der Roman iſt ſehr ſpannend und wird unſeren geſchätzten Leſern viel Freude bereiten. * Sänger Einheit. Unſere Lokalitäten ſind am Samstag anderweit belegt u. auch einige Mitglieder durch die Veranſtaltung des T.⸗B. ver⸗ hindert, ſodaß die Chorprobe für diesmal am Sonn⸗ tag früh gegen/ 11 Uhr im Freiſchütz ſtattfindet. Sportabend. Am Sonntag, den 18. Januar, abends 8 Uhr, hält der Verein im Karp⸗ ſenſaale einen reichhaltigen Sportabend ab. Es gibt dies einen ausgebauten Abend, an dem der Volkschor, die Radſportler, die Samariterkolonne, ſowie Turngenoſſenſchaft mit ihren verſchiedenen Sparten, aktiv teilnchmen. Dieſer Abend iſt der Auftakt im neuen Jahre und wird allerhand neue Leiſtungen bringen. Da der Eintritt 30 Pfg. und Bier zum Ausſchank kommt, iſt ein volles Haus zu erwarten. Wenn noch die Fußballer mit einem Sieg, die nötige Stimmung mitbringen, gibt es mal wieder ein Abend, der nur in der Turnge⸗ noſſenſchaft verlebt werden kann. Der Verein bit⸗ tet deshalb um frühzeitiges Erſcheinen, damit früh⸗ zeitig begonnen werden kann. Auch iſt es dem Andrang wegen, denn alle wollen wieder einen billigen Sportabend miterleben. Sonntag Abend, Kartellmitglieder, Freunde und Gönner, auf in den Karpfen. Filmſchau Central⸗Filmpalaſt. Ein Mahuruf aller Eltern der Welt:„Schützet Eure Töchter.“ Einen ſenſationellen Sittenfilm unter Mitwir- kung der internationalen Sittenpolizei Amerikas zeigt man ab Heute im Cefipa. Dieſer Film zeigt ein Sittendrama in erſchütternder Weiſe, eine Sit⸗ tenfäulnis der heutigen Jugend. Man kennzeichnet hier eine Leichtgläubigkeit und Leichtſinnigkeit der modernen Tochter. Mütter und Töchter beſucht heute Abend den Cefipa und beachtet den Mahnruf „Schützet Eure Töchter“. Im 2. Teil zeigt man den 2. Stuart Webbs⸗Detektiv⸗Großfilm„Masken.“ Wer den 1. Stuart Webbs⸗Film vor einigen Wochen geſehen hat, wird auch dieſen Detektivfilm beſtimmt anſehen Im 3. Teil zeigt man eine Lachkanone 1. Ranges„Der Glücksjäger“. köſtlicher Luſtſpiel⸗Schlager zum totlachen. Alles beſucht heute den Cefipa. Heute 1. Platz 50 Pfg. Niemand verſäume dieſe erſtklaſſige Darbietung. Sport⸗ Berichte finden unter dieſer Rubrik Aufnahme, müſſen aber kürzeſt abgefaßt ſein. Die Fendenheimer Raſenſpieler kommen. Schon von jeher waren die Kämpfe gegen die Feudenheimer die erbittertſten und die intereſſanteſten. Die ſchwarzen Feudenheimer ſind dieſes Mal mit ganz beſonderer Energie geladen, weil ſie über den Punkteraub höchſt erboſt ſind und wollen mit aller Beſtimmtheit die Punkte mit nach Feudenheim nehmen. Nun iſt aber den Viernheimern in der Zwiſchenzeit eine neue Chauce um die Meiſterſchaft gegeben worden, da der Start der Phönixleute in der Rückrunde keinesfalls erſtklaſſig iſt. Es darf daher für die Viernheimer aber auch nicht einen Punkteverluſt geben und dann ſprechen ſie mit um die Meiſterſchaft. Jeder, der in Feudenheim war, wird ſich des Vorſpieles, das 0:0 ausging, noch lebhaft erinnern. Die grünen Stürmer müſſen am Sonntag zeigen, daß ſie ſchießen können und ge⸗ ſchoſſen muß werden aus jeder Lage. Sie dürfen ſich in Viernheim nicht einem 0:0 zufrieden geben. Auf alle Fälle wird es ein Kampf geben, der der ſchärfſte in Unterbaden iſt. Sport⸗Inſerate Unter dieſer Rubrik erſcheinen die Pauſchal⸗ Inſerate der ſporttreibenden Vereine. Sportogg. Amicitia 09 E. V. Sonntag, den 18. Januar 1931 Waldſport⸗ platz: Großes Ligaverbandsſpiel V. f. T. u. R. Jeudenheim 1. gegen Sportvogg. Amieitia 09 1. Beginn halb 3 Uhr; vorher unt. Mannſch. 3. Mannſch. 11 Uhr und 2. Mannſch. halb 1 Uhr. Jugendſpiele werden am Freitag Abend im Lokal bekanntgegeben. Unſeren ſämtlichen Spielern wird bekanntge— geben, ſich im Laufe der nächſten Woche beim Sportarzt koſtenlos unterſuchen zu laſſen. Diejenigen, die ſich hierfür intereſſieren wer⸗ den am Freitag Abend 8 Uhr in das Lokal gebeten. Am Freitag Abend 8 Uhr Spiel- ausſchuß im Lokal. Die Sportleitung. Deutſche Jugendkraft V'heim. Heute abend halb 9 Uhr in der„Harmonie“ wichtige Spleler- Versammlung. Betr: Paßfrage für 1931 Sämtlichen M. wird das Erſcheinen aus obigem Grunde zur Pflicht gemacht. Jeder Spieler der bis zum 1. 2. 1931 nicht im Beſitze der neuen Paßmarke iſt, ſcheidet von dieſem Zeitpunkte ab als aktiver Spieler aus. Die Sportl. Turnerbund. Heute Abeud halb 9 Uhr Zuſammenkunft der 1. Mannſchaft im Lokal. Sonntag, den 18. Januar 1931, Gau⸗Rückſpiel gegen Hockenheim in Hockenheim Abfahrt wird im Lokal bekannt gegeben. Die Spielleitung. W r Turngenoſſenſchaft 1893 Abteilung Fußball: Sonntag, den 18. 1. Erſtes Verbandsſpiel gegen Friedrichsfeld Anfang halb 3 Uhr. 1 Uhr und 12 Uhr. Vorher untere Mannſchaften. Zu dieſen Spielen ladet ein. Der Vorſtand. Freitag abend Spielerverſammlung im w. Roß. Bekanntmachung. Betr.: Verpachtung von Allmendgrundſtücken. Am Samstag, den 17. Januar 1931, vorm. 11 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke verſteigert: Unterbruchweide 1. Gew. Nr. 32 14% 29 1 4,„„ 10 10.„ 1 Gew. Nr. 49 „ 9. 84 Erlen 2. Gew. Nr. 41 „5 5. 7 17 Oberbruchweide 9. Gew. Nr. Oberlück 11. Gew. Nr. 45. Schloth 118. Allmenfeld 2. Gew. Nr. 42 Schloth Nr. 78, Schloth Nr. 4 Oberlück 10. Gew. Nr. 7 Oberlück 11. Gew. Nr. 43 Alter Garten 2. Gew. Nr. 37 Kl. Striethen Nr. 23 Klein⸗Bruchfeld 2. Gew. Nr. 19 Kleiner Neuenacker im Kleinbruchfeld Nr. 72 Großbruchfeld 1. Gew. Nr. 81 Allmenfeld 1. Gew. Nr. 57 Rothfeld 2. Gew. Nr. 55 Vierruthen Nr. 106 Große Lange Theilung Nr. 12 Mittlere Lange Theilung Nr. 84 Krottenwieſe(Acker) Nr. 36 Oberbruchweide 7. Gew. Nr. 27 Viernheim, den 14. Januar 1931. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Oberlück 13. Vereins- Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Freitag abend 8 Uhr Der Vorſtand. Freitag, Abend 7 Uhr Sing- 8 Uhr für Tenöre. Der Vorſtand. Verein der Hundefreunde. Der Verein der Hunde⸗ freunde und die Ortsgruppe für Deutſche Schäfer⸗ hunde halten am Freitag, den 16. Januar abends 8 Uhr in Vereinslokal eine Vorſtandsſitzung ab. Tagesordnung wird im Lokal bekanntgegeben. Dain dieſer Sitzung beiderſeitige wichtige Angelegen- heiten beſprochen werden müſſen, wird vollzäh— liges Erſcheinen der Vorſtandsmitglieder erwartet Der Vorſtand. G.⸗V.„Sängerbund.“ Singſtunde. G.⸗V.⸗„Flora“. ſtunde für Bäſſe. MAGG! pROD UNE R een Radfahrer⸗Verein„Eintracht“. Sonntag, den 18. Januar mittags 3 Uhr im Gaſthaus zum „Neuen Bahnhof“ bei Mitglied Mich. Falter- mann Vorſtandsſitzung. Die Vorſtandsmitglieder werden mit dem Erſuchen um vollzähliges Er⸗ ſcheinen, freundlichſt eingeladen. D. Vorſitzende. Chriſtl. Fabrikarbeiterverband. Sonntag, den 18. Januar, uachm. 1 Uhr findet im Gaſthaus zum„halben Mond“ eine dringende Vorſtands- ſitzung ſtatt. Hierbei hat auch der Jugendvor- ſtand zu erſcheinen. Der Wichtigkeit wegen, bitte ich um pünktliches und reſtloſes Erſcheinen. Müller. Chriſtl. Metallarbeiterverband, Ortsgr. Viernheim Sonntag, den 18. Januar, nachmittags ½2 Uhr halten wir im Gaſthaus zum Löwen unſere dies⸗ jährige Generalverſammlung ab. Es zählt zur Ehrenpflicht aller Mitglieder, ſich einzufinden. Der Vorſtand Sänger ⸗ Einheit. Sonntag, ¾11 Uhr vorm Singſtunde im Lokal. Aus beſondereu Gründen wird erwartet, daß der Chor um dieſe Zeit reſt los probebereit iſt. Der Vorſtand. Verein für Sport- und Körperpflege 1896. Unſere Uebungsſtunden finden wie folgt ſtatt: Mittwoch und Samstag: Ringen, Stemmen und Boxen; Montag und Freitag: Jiu Jitſu; Diens⸗ tag Turnerinen.— Ringermannſchaft beteiligt ſich am nächſten Sonntag. den 18. Januar zur Returrunde im Ringen in Lampertheim. Abfahrt. 2 Uhr ab Staatsbahnhof. D. Uebungsleiter. Klub der Geflügelzüchter 1926. Unſeren Mit- gliedern zur Kenntnis, daß die diesjährige Ge⸗ neral-Verſammlung am Sonntag, den 18. Jan. nachm. 1 Uhr im Lokal zum Stern ſtattfindet. Etwaige Anträge hierzu ſind bis dahin an unſeren Schriftführer Nikl. Adler, Bismarckſtraße 12, zu richien. Der Vorſitzende. Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, ehem. Kriegs⸗ teilnehmer und Kriegerhinterbliebenen, Ortsgr. Viernheim. Sonntag, den 18. Januar l. Js., nachmittags 3 Uhr, im Karpfen(Ebertſälchen) Generalverſammlung. Tagesordnung: 1. Jahres⸗ bericht, 2. Kaſſenbericht, 3. Entlaſtung und Neu- wahl des Vorſtandes, 4. Verſchiedenes. Voll⸗ zähliges und pünktliches Erſcheinen aller Mit- glieder erwartet Der Vorſtand. Die Fußboden- Farbe OTTO 8 Schwesker Gerlinde Roman von Anny Wothe. (Nachdruck verboten.) 63. Fortſetzung. Blieb Winifred einmal zu Hauſe, dann glänzte Dirck Söderborg ſicherlich durch Abwe⸗ ſenheit. Bald war er auf Jagd, bald auf Fiſch⸗ fang. Er fuhr auch ab und zu nach Hamburg und erzählte dann immer Winifred, daß er mit Freunden im„Atlantic“ geſpeiſt. Dann fügte er wohl des öfteren hinzu: „Weißt du noch, gerade wie an unſerem Hochzeitstage.“ Daran mochte ſie gar nicht denken. Und doch empfand ſie etwas Sehnſucht nach der großen Welt. Eigentlich war es doch wunder— hübſch geweſen, ſo mit Dirck durch die Welt zu fliegen. So ſicher, ſo geborgen war ſie ſich vorgekommen. Und was er nicht alles wußte und kannte! Eine völlig neue Welt hatte er ihr erſchloſſen. Länder und Meere, von denen ſie vordem kaum einen Begriff gehabt; und non allem wußte er ſo blendend zu erzählen, daß ſie eigentlich hätte ſtundenlang zuhören mögen. Ihr Trotz wehrte ſich nur dagegen. Wie hübſch war das geweſen, als ſie ſo Seite an Seite mit ihm durch Palermo gebum⸗ melt war und er ſie in den Dom geführt, wo ſie ſich erſchauernd vor Andacht ſo feſt in ſei⸗ nem Arm geſchmiegt und Dirck ihr ſo zärtlich in die Augen geblickt hatte, daß ſie ganz rot geworden war. Freilich— es hatte auch recht unangenehme Momente gegeben, beiſpielsweiſe dazumal, als ihr Dirck eröffnete, daß ſie ihr erkennt man von weitem schon ö am prächtigen Glanz! e e ganzes Reiſegeld verſpielt und nun feſtſäßen. Wie hatte ſie ſich da geſchämt. Warum hatte er ihr denn das Geld ſo unbedacht ausgehän— digt! Er hätte doch wiſſen müſſen, wenn ſie Halt machen mußte. Mit den abenteuerlichſten Plänen, wie ſie, ohne an den Vater zu depeſchieren, Geld auf— bringen könnten, war ſie ihm gekommen. Bis er ſchließlich hell auflachte: „Wie, ein paar verbummelte Studenten, die ihr Geld verjuxt haben und nun nach dem Vater ſchreien, ſitzen wir beide hier auf dem Trockenen. Aber grämen wollen wir uns nicht weiter, Winifred. Bis Gibraltar kommen wir ſchon noch, und da finden wir neue Hilfstrup— pen.“ Sie hätte ihn am liebſten umarmt, daß er die Sache, die ſie ſo tragiſch nahm, ſo liebens— würdig wieder einrenkte. So gute Freunde waren ſie ſchon unter— wegs geworden, und hier war alles ſo anders. Dirck machte nicht mal einen Verſuch, ſie zu gewinnen. Na, genützt hätte es ihm ja auch nichts. Sie hätte ihm gewiß ſchön heimgeleuch— tet. Aber es kränkte doch ihre Eitelkeit, daß ſie ihm ſo wenig begehrenswert erſchien. Heute, wo die Frühlingsſonne ſo golden hernieder lachte und neues Leben aus allen Knoſpen lockte, war er nun auch wieder fort. Winifred wußte nicht wohin. Aufs Meer, in die Stadt, oder vielleicht gar verreiſt? Sie hätte weinen mögen vor Wut. Ganz ſtrahlend hatte er ihr„Adieu“ geſagt. „Ich komme wahrſcheinlich erſt zum Abend heim, meinte er, ſchon im Fortgehen. Und da er nicht ſagte, wohin er ging, hatte ſie auch nicht gefragt. Aber nun quälte es ſie doch. Dafür wollte ſie ſich an ihm rächen, empfi ſollte ſich ganz gewiß um ſie ängſtigen. Sie wollte übers Watt nach Hallig Hooge. Es war Ebbe. Vor dem Abend war die Flut nicht zu erwarten. Winifred wechſelte ſchnell ihre Kleider. Energiſch ſtülpte ſie den Süd— weſter auf die roten Locken und band ihn mit einem Schleier feſt. Den fußfreien Lodenrock ſchürzte ſie hoch auf. Auch ihren kleinen Ruck⸗ ſack nahm ſie mit. Darin konnte ſie bequem Schuhe und Strümpfe bergen, wenn ſie über das Watt lief. Das Wattenlaufen war Neues. Sie hatte es oft und mit Leidenſchaft geübt. Aber ſie wußte, Dirck ſah es nicht gern, weil es ihm gefährlich ſchien. Und ſie freute ſich ſchon, wie er ſich ängſtigen würde, wenn ſie ein bißchen länger ausblieb. Sie ſagte kurz dem Mädchen, daß ſie nach Hallig Hooge übers Watt ginge, und dann machte ſie ſich ſchleunigſt auf den Weg. Am Strande zog ſie Schuhe und Strümpfe aus, kürzte den Rock bis an die Knie, und dann ging es luſtig hinein in Priel und Bai. Mit ihrem kräftigen Stock fiſchte ſie ſogar in den Rinnen und Löchern nach Krabben. Merkwür⸗— dig, nicht einer von den armen Schlickläufern war heute zu ſehen, und die hätten doch heute gewiß reiche Beute eingeheimſt. Die grünen Wälle der Marſch leuchteten in der Sonne, und auch auf Vorland und Watten lag es wie flüſſiges Gold. Wie würden die auf Hallig Hooge ſich freu— en, wenn ſie ſo unvermutet hereinſchneite. Und Winifred lief munter drauflos durch Schlick und Sand, über den weit ſich dehnen⸗ den, trügeriſchen Grund, ſprang hier und da über ein Loch oder eine ſchmale Rinne und N ee mpfindlich rächen. Er* Erkenntlich: Blaue Packung 30 Pfg. Verkauf. r 7 5 eee r langte frohlaunig und hungrig gerade zum Mittageſſen auf Hallig Hooge und bei den Paſtorsleuten an, die ſie freudig leillkommen hießen. Dirck Söderborg war früher heimgekkihrt, als er gedacht. Eine quälende Anruhe hatte ihn nach Hauſe getrieben. Zu ſeinem Befrem— den hörte er von dem Mädchen, daß Winifred ſich nach Hallig Hooge aufgemacht hätte. An ſich war das nun nichts beſonderes. Er wußle eigentlich ſelber nicht, weshalb ihn dieſer, wie er meinte, heimliche Streich ſeiner Frau ſo erregte. Immer wieder ſtand er am Fenſer und blickte forſchend über das graue Watt. Wie mit einem Netz von Silberfäden durchwebt, er— ſchien die endloſe Fläche. Dirck von Söderborg ſpähte immer unge— duldiger in die Ferne. Schließlich holte er ſein Fernrohr herbei und ſuchte damit die Rich— tung nach Hallig Hooge ab. Aber ſo ange⸗ ſtrengt er auch Ausſchau hielt, nichts war von Winifred zu entdecken. Und doch mußte ſie un— terwegs ſein, wenn ſie noch vor der ſteigenden Flut zu Haus ſein wollte. „Vielleicht wartet ſie auch erſt Hooge die Flut ab und fährt dann mit dem Segelboot des Paſtors über“, überlegte er. Der Himmel war wolkenlos blau und hei— ter, und die Sonne ſtand ſchon tief. Jetzt ſchwamm ſie wie ein roter Rieſenball am Ho⸗ rizont. Ein feiner, blaſſer Schimmer zog jetzt über das Watt. Wie eigentümlich, der zarte Nebel lag nur auf Vorland und Watten. Hal⸗ lig Hooge erſchien ganz klar im Licht. Wo kam denn der Nebel her? auf Hallig (Fortſetzung folgt.)