1 N 5 Aus Deutschlanus schwerer Zeit 1812/18 1 Mit Cari de Vogt u. Grete Reinwald 1 klingt das groß. deutsch. Filmwerk e ellen. Fim. Pala ab Heute u. folgende Tage Zeigt man Harry Liedtke l 70 100% Ton-, Snrech- und desangs tum 4. Schwelne 1 J. u. älter EOF, SEO EG Die Presse schreibt: Stürmischer Lacherfolg. Der große Beifall ist durchaus zu verstehen. Eine Berl. Zeitung schreibt: Das ist ein Tonfilm! Mein Gott haben die Leute gelacht, gebrüllt, sich gewunden u. gebärdet wie sorg- lose Kinder.— Hauptdarsteller: Harry Liedtke— Elga Brink— Ossi Oswalda u. Paul Heidemann. Im 2. Teil d. Programms zeigt man Den herrlichsten Rheinfilm Stolzenfels am Rhein Das alte herrliche Rheinlied durch- 0 Mädchen bleibe mein Dies Herz gehört nur dein Aſt der Friede da, dann bleib ich ja Zu Stolzenfels am Nhein. Ein entzückender Lustspiel- Schlager Die Glücksjäger ist die gröhte Lachkanone, die je da war.— Und wieder ist ein Besuch des Cefi pa das schönste u. billigste Vergnügen. Anfang halb 8 Uhr, ab 9 Uhr stets nochmals alles zu sehen. Jollntag münag groge qugeng- Und Rinder- Vorstenung 1. Stuart Webbs Detektiv Mesken 2. Stolzenfels am Rhein 3. Die Glücksjäger. geheurer Schnelligkeit um ſich griff, ſodaß in tur⸗ Zur gage der deutſchen Schweinehaltung. Die Schweinezählung vom 1. Dezember 1930 hatte nach den amtlichen Feſtſtellungen folgendes Ergebnis: ö Altersklaſſen 1. Dezb. 2. Dezb. Zu⸗(plus 1930 1929 bezw. Ab⸗ nahme(=) Dezb. 160 gegen Dezb. 192 in Millionen Stück v. Hunder 1. Ferkel unter 8 Wochen 5,44 4.42 6. 28/7 2. Jungſchweine(8 Wo⸗ chen bis/ J. alt 10,00 „Schweine ½—1 J. alt 5,47 a) Schlachtſchweine 4,73 b) Zuchtſauen 0.67 c) Zuchteber 0,07 2.45 8.69 4,60 3.88 0,60 0.06 2.93 089 1000 1.50 1,18 0.06 0,05—+ 24.0 a) Schlachtſchweine b) Zuchtſauen c) Zuchteber Geſamtbeſtand an Schweinen 1771 + 17.8 1.16 ++ 12,9 23,36 19,94 Zuchtſauen insgeſamt 2,17 1,84 Davon trächtig 1.31 Der Schweinebeſtand hat auch nach dieſer Zäh⸗ lung wiederum eine erhebliche Steigerung(+ 17 Prozent) gegenüber dem Vorjahre erfahren. Auf Grund eingehender Prüfung kommt der Sach- verſtändigenausſchuß zu folgender Beurteilung der Lage: In den Wintermonaten wird das Angebot am Schweinemarkt weiter⸗ hin allmählich zunehmen. Dementſprechend dürften die Preiſe weiter ſinken. den Frühjahrs⸗ und Som mermo⸗ naten wird ſich die Marktlage zunehmend verſchlechtern. Auch im zweiten Halbjahr wird das Angebot noch hoch und die Preiſe werden daher niedrig ſein, wenn auch eine vorübergehende(ſaiſonmäßige) Beſſerung der Preiſe in den Herbſtmonaten nicht ausge⸗ ſchloſſen iſt. Es muß ſomit im ganzen Jahre 1931 vor⸗ ausſichtlich mit einem hohen Angebot und niedrigen Preiſen gerechnet werden. Dazu kommt noch der unberechenbare Einfluß der Kaufkraft. Daraus ergeben ſich folgende Richtlinien für die Schweinehalter: Bunte Se Harold Lloyds Privat⸗Deauville. 5 Wieviel hat man in Ane t ue den Wunderpaläſten der Filmgrößen Hollywoods gehört, mit ihren Schwimmbaſſins, Sportplätzen und Parkanlagen. Eine Ausnahme, ſo erfuhr man, mache nur Greta Garbo, die noch heute nur eine möblierte Wohnung beſitze, da ſie ſehr ge⸗ ſchäftstüchtig und nicht gewillt ſei, ſich dauernd in Kalifornien niederzulaſſen, wie ſie ſich ſa über⸗ haupt abſeits von der Künſtlerkolonje halte und es vorziehe, ein Leben zu führen, das einer Ein⸗ ſiedlerin Ehre machen würde. Umſo größeren Aufwand treiben ihre Kollegen und Kolleginnen, wovon das Schloß des bekannten Filmkomikers Harold Lloyd Zeugnis ablegt, das neuerdings von Grund auf renoviert und um neue Sehens⸗ würdigkeiten bereichert wurde. Haus und Gar⸗ ten verblüffen durch Schönheit u. Dekorationen. Der Park enthält nicht nur ein Schwimmbaſſin, ſondern noch eine genaue Wiedergabe des Stran⸗ des von Deauville im Kleinen. Selbſtverſtänd⸗ lich iſt auch ein Golfplatz vorhanden. Das In⸗ nere des Hauſes Harold Lloyd iſt in verſchieden⸗ ſten Stilarten eingerichtet. Da gibt es ein alt⸗ ſranzöſiſches, ein altengliſches Zimmer aus dem Mittelalter, venezianiſche Gemächer, Rokokoſa⸗ lons, Bauernſtuben uſw. An Sonntagen veran⸗ ſtaltet der Hausherr Abendempfänge, die nach alter kaliforniſcher Sitte im Freien ſtattfinden. Unweit des Hauſes befindet ſich im Garten ein Kochherd, auf dem allerlei Fleiſch und Geflüge gebraten wird. Jeder Eingeladene kann ſich nach eigener Wahl das Gewünſchte ausſuchen. Zu dieſen Abendempfängen bei Harold Lloyd ver⸗ ſammeln ſich über hundertfünſzig Perſonen, de⸗ ren Abfütterung nicht wenig koſtet; aber der Gaſt⸗ geber hat es ja dazu. Eine Sehenswürdigkeit iſt auch das Haus der Marion Davis; ein richtiges Schloß aus Marmor, mit einem prachtvollen Garten, einem Teich zum Schwimmen, einer Hängebrücke. Im Innern iſt das Palais vieſer Filmdiva aufs Koſtbarſte eingerichtet. Ter Pa⸗ laſt hat leinen Namen; er bedarf deſſen auch nicht. Wer nach Hollywood kommt, braucht nicht lange zu ſuchen; er fragt einfach, wo das Palais iſt, „das eine Million Dollars gekoſtet hat“, dann weiß jeder Beſcheid. Coleen Moore iſt zwar ge⸗ bürtige Irin; aber ihr Haus iſt im altſpaniſchen Stil gebaut; es liegt in einem Blumenmeer mit grünen Inſeln. Der Ehemann darf die Brieſe ſeiner Frau leſen. Nach einem in Bordeaux ergangenen Urteil is ein Ehegatte berechtigt, die an ſeine Frau gerich⸗ teien Briefe zu öffnen und zu leſen. Das Gerich' ſtützte ſich dabei auf ſolgenden Geſetzesparagra— Die Gefahren einer Preiskataſtrophe können nur gemildert werden, wenn die Umſtelluna auf das leichte Fleiſchſchwein in noch viel größerem Umfange als bisher er⸗ folgt. Wer in den nächſten Monaten Ferkel zur Maſt ankaufen will, bedenke. daß die ſchlachtreifen Schweine in einer Zeit ſehr niedriger Preiſe zum Verkauf gelangen werden. Größte Vorſicht iſt deshalb den Betrieben anzuraten, die ihre Maſt mit gekauften Ferkeln und gekauften Futtermitteln betreiben; ſie müſ⸗ ſen bedenken, daß viele Schweinehalter durch die beſonders hohen Vorräte anderweitig nicht ver— wertbarer Futtermittel gezwungen ſind, ihre Schweineproduktion ohne Rückſicht auf die zu er⸗ wartenden niedrigen Preiſe auf der gegenwär— tigen Höhe zu halten, unter Umſtänden ſogar noch auszudehnen. Angeſichts des hohen Sauen⸗ beſtandes hat auch der Hüchter, der jetzt Sauen decken läßt, beim Abſatz der Ferkel mit niedrigen Preiſen zu rechnen. In den Gegenden, in denen die Maſt mit wirtſchaftseigenen Futtermitteln betrieben wird, ſollten die Züchter auch bedenken, daß die Ferkel aus den jetzt gedeckten Sauen für die Vertiigung der Kartoffel- und Roggenüberſchüſſe aus der Ernte 1930 zu ſpät kommen. Wie aber die Rog⸗ gen- und Kartoſſelpreiſe nach der nächſten Ernte ſein werden, kann noch niemand wiſſen. J Wetterlage „Wetterbericht. Mit den Froöͤſten, die geſtern früh bei nochmals aufgeklartem Himmel in Deuiſchland beobachtet wurden, hat die Froſt⸗ wetterlage zunächſt ein Ende gefunden. Eine mildere Weſtſtrömung hat ſich jetzt in breiter Front über Weſt⸗, Mittel⸗ und Nordeuropa aus- gebildet. In ihr wandern Luftmaſſen von bald höherer, bald niederer Temperatur, die zur Aus— bildung kleiner Teilſtörungen führen, im gan⸗ zen aber durchweg mildes Welter bringen. Vom Vordringen der kälteren Luſt kommt es unter Barometeranſtieg zu vorübergehenden Nuſheite⸗ rungen des Wetters, denen dann die nächſte Warmluſtteelle unter neuem Barometerfall und oft verbeiteten Landregen raſch ſolgt. Dieſer ſchnelle Wechſel gibt der geſamten Weſtwetterlage einen ſehr unbeſtändigen Charakter.— Beswölet bis beheckt, bei lebhaften Winden aus Südweſt utid(meiſt üner. Grad Celſius), zeilweiſe Miederſchläge, auch im Gebirge als Negenfstke Fortdauer des unbeſtändigen Wetters. ſeiner Frau zu überwachen.“ 0 0 zu erwarten war, hat dieſes Urteil in der Oef⸗ phen:„Als Oberhaupt der Familie und kraft der (Autorität, die ihm das Geſetz im Hauſe über⸗ trägt, hat der Gatte das Recht, den Briefwechſel Wie nicht anders fentlichkeit einen heſtige Meinungsaustauſch aus⸗ gelöſt. Das Geſetz wahrt zwar ausdrücklich das Briefgeheimnis und beſtimmt, daß der Brief das perſönliche Eigentum des Empfängers iſt, nach den franzöſiſchen Kommentaren zum Bürger lichen Geſetzbuch bildet aber die Ehe inſofern ein Ausnahme von der Regel, als es das Recht und die Pflicht eines Gatten iſt, ſeine Ehre zu ver⸗ teidigen und alle Intrigen, die geeignet ſind, ſeine Ehre zu verletzen, zu überwachen und, wenn möglich, zu verhindern. Das Geſetz geht dabei von der Anſchauung aus, daß der Ehemann der Schützer der ganzen Familie iſt, an deren Spitze er ſteht, und daß er deshalb das Recht hat, alle die Maßnahmen zu ergreifen, die er für geeignet hält, die Ehre der Familienmitglieder zu ſchützen. Deſſen ungeachtet hat er aber nicht das Recht, einen an ſeine Gattin gerichteten Brief ohne deren Kenntnis an ſich zu nehmen. Sein Recht beſchränkt ſich darauf, den Brief zu öffnen und in Gegenwart der Frau zu leſen. Der Punkt, gegen den ſich die Angriffe der Verteidiger des unbedingten Briefgeheimniſſes ganz beſonders richten, iſt die ſinnwidrige Anwendung des Ge⸗ ſetzes, das die Frau des Rechtes beraubt, nun auch die an ihren Gatten gerichteten Briefe zu öffnen. Es beſteht aber kein Geſetz, das der Frau verbietet, die Taſchen ihres Mannes zu durch⸗ ſuchen. Geſundheit und Arbeitsalter. Nach dem neueſten Bericht des Geſundheits— amtes der Vereinigten Staaten ſind die älteren Induſtrieangeſtellten viel geſünder als die übrige amerikaniſche Bevölkerung. Sie ſind nicht nur geſünder als die jüngeren Angeſtellten, die viel leichter zu Krankheiten neigen, ſondern auch ge⸗ ſünder als die Männer und Frauen gleichen Al⸗ lers, die ir anderer Berufen tätig ſind. Man kann die Induſtrieangeſtellten in Bezug auf Ge⸗ ſundheit und Konſtitution überhaupt als den ge— ſündeſten Teil der berufstätigen Amerikaner be⸗ trachten. Im Vergleich mit den männlichen An⸗ geſtellten zeigt ſich, daß die weiblichen genau ſo häufig, dagegen aber faſt immer nur für furze Zeit arbeitsunfähig ſind. Maſſenerkrankung Ungeheuerliches Anwachſen er Ernſteſte Befürchtungen— Schule Koblenz 16. Jan. Die Volksſchule in Kit⸗ tig mußte am Mittwoch behürdlicherweiſe geſchloſ⸗ ſen werden. In einer Klaſſe brach unter den Kindern plötzlich eine Krankheit aus, die mit un⸗ zer Zeit 31 Kinder vom Schulbeſuch wegen Krankheit diſpenſiert werden mußten. Da die in einer Schule noch unergründeten Krankheit behördlich geſchloſſen ſchnelle Ausbreitung der Krankheſt, eren Ur⸗ ſache bis zur Stunde noch nicht geklärt iſt, zu den ernſteſten Befürchtungen Anlaß gibt, zurde der Kreisarzt in Koblenz gebeten, am drt die nüti⸗ gen Unterſuchungen anzuſtellen. Auf Grund der Unterſuchungen wurde die S hule einſtweilen ge⸗ ſchloffen. Heute 5 Blãtter der katholiſchen Gemeinde B' 2. Sonntag nach Erſcheinung, 7/7 Uhr hl. Meſſe. i 8 Uhr hl. Meſſe mit Predigt. 3/10 Uhr Hochamt mit Predigt. 11 Uhr Kindermeſſe in der neuen Kirche. 1 Uhr Kindergottesdienſt in der neuen Kirche. 2 Uhr Andacht, darauf Verſammlung des chriftl. Müttervereins. 4 Uhr Verſammlung der Jungfrauen-Kongregation. In der neuen Kirche an Werktagen: Montag: ½¼8 Uhr 2., 8 Uhr 3. S.⸗A. für Nik. Helbig 1. Dieustag: ½8 Uhr beſt. Amt für Kath. Englert geb. Neuhäuſer, beſt. vom 3. Orden. 3/8 Uhr beſt. Amt für Joh. Jakob Helbig, Ehefrau A. M. geb. Binninger und Georg Kirchner, Ehefrau Cäcilia geb. Kempf und bei⸗ derſeitige Anverwandte. Mittwoch: /8 Uhr 2., ¾8 Uhr 3. S.-A. für Suſanna Gärtner geb. Bergmann. Donnerstag: ¼8 Uhr 2., ¾8 Uhr 3. S.⸗A. für Kath. Martin geb. Adler. Freitag: ¼8 Uhr 2., ¾8 Uhr 3. S.⸗A. für Jakob Burkert. ¼8 Uhr geſt. hl. Meſſe für Joſef Martin, A. M. Grünewald. Adam Wunder und Nikol. Neuhöuſer. Samstag: ¼8 Uhr 2., ¾8 Uhr 3. S.⸗A. für Phil. Lang 2. 8 Uhr geſt. hl. Meſſe für Nik. Winkenbach und Joh Nik. Kalt. Am Montag und Mittwoch iſt bei den Engl, Fräulein, am Dienstag und Donnerstag bei den Barmh. Schweſtern um 7 Uhr hl. Meſſe. Am nächſten Sonntag iſt gemeinſchaftl. heil. Kommunion der Jünglings.Sodalität. Zugleich ge⸗ meinſchaftl. hl. Kommunion für die Schüler von Herrn Lehrer Schmuck, Frl. Hofmann und Eckert. Am nächſten Sonntag iſt Kollekte für die Erziehung einheimiſchen Klerus in den Heidenmiſſionen. Kirchliche Anzeigen der Evang. Gemeinde Viernheim Sonntag, den 18. Jan. 1931. 2. S. u. Epiphanias. Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Vorm. 11 Uhr: Sitzung des Kirchenvorſtandes und der Kirchengemeindevertretung. Nachm. 3¼ Uhr: Mädchenbund. Abends 8 Uhr: Jugendverein. Donnerstag, den 22. Januar 1931. Abends 8 Uhr: Turnſtunde. Untererhebſtelle. An die bereits fällig geweſene Abgabe der 3. Abteilung der Voranmeldungen und Zahlung der Umſatz⸗ und Einkommenſteuer für das 4. Vj. 1930 wird er⸗ innert und erſuchen wir dieſes an den Zahltagen dieſer Woche zu erledigen. Kirchner. Mur noch diese Woche dauert mein Inventur⸗ Uusverkauf Versäumen Sie nicht, hren Bedarf in Anzug- und Kleiderstoffen Damen-Mäntel und Herren- Paletots— Aussteuerartikel bei mir zu decken. Sie Sparen viel Geld! Rob. Steiert Weinheimerstraße 62. Manufaktur- u. Modewaren, Wäsche und Aussteuer, Damen- und Herren- Konfektion. Zu Beginn eines neuen Geschäftsjahres empfehle: Reschälts-Zücher n allen Ausführungen. Kommissionsbücher, Lieferscheinbücher, Priefordner, Schnellhefter, Locher, Mitteilungen, Quittungen, Wechsel, Rechnungsformulare lose und in Flefte, Rechnungsformulare für staatliche Arbeiten, Lehrverträge, Kohlepapiere, Farbbänder f. Schreibmaschinen in allen Breiten J. Schweikart Papierhandlung.“ ä jernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernh eimer W täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. prei a 1,50 Mk. 97 ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeftige illuſtrierte latt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- Sonntags — Bezugspreis monatl. kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 17 1 515 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt ran furk a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Zeitung Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige 2. (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) eile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 48. Jahrgang Reichsgründungsfeier in Berlin Der Seiertag Deutſchlands— Geheimrat Kahl und Reichskanzler Brüning als Feſtredner wb Berlin 18. Jan. Aus Anlaß der 60. Wie⸗ derkehr des Tages der Reichsgründung fanden heute in Groſi-Berlin zahlreiche Feiern ſtatt, ver⸗ anſtaltet von der Reichsregierung, den vier Hoch⸗ ſchulen und zahlreichen Verbänden und Verei⸗ nen. Die Gebäude der Reichs⸗, Staats⸗ und ſtäd⸗ 1 6 0 Behörden und die Kirchen hatten Flaggen⸗ ſchmuck angelegt. ebenſo auch viele Privathäuſer. Die Denkmäler Kaiſer Wilhelms 1., Bismarcks. Molttes und Roons waren mit Lorbeerkränzen geſchmückt. Glockengeläute und ein Gottesdienſt im Dom, an dem Reichspräſibent von Hindenburg in Begleitung von Staatsſekretär Dr. Meißner und ſeinem Adjutanten. Oberſtleutnant von Hin⸗ deuburg, Mitglieder der Reichs⸗ und Staats⸗ regierung, der Parlamente und viele Offiziere des Heeres und der Marine teilnahmen, leiteten den feſtlichen Tag ein. Dem Reichspräſidenten wurden bei ſeiner Ankunft und wieder bei der Abfahrt vor dem Dom lebhafte Huldigungen dar⸗ gebracht. In der St. Hedwigs⸗Bafilika wohnte der Gedenkfeier als Vertreter des e e Staatsſekretär Dr. Pünder Den Höhepunkt des heutigen Feſttages bildete die Feier, die die Reichsregierung im Reichstag veranſtaltele. Der große Sitzungsſaal des Acichs⸗ tags war feſtlich geſchückt. Ueber dem Präſiden⸗ tenſitz war wieder der große Reichsadler ange⸗ bracht. darunter die Worte„Einigkeit und Necht und Freiheit“. Zu beiden Seiten des Präſiden⸗ tenplatzes zwei große Fahnen, links tie ſchwarz⸗ rot⸗goldene Flagge des Reiches, rechte die Reichskriegsflagge mit der ſchwarz⸗rot⸗goldenen Göſch und dem Eiſernen Kreuz in der Mitte des Fahnentuches. vor dem Präſidentenſitz auf einem Hintergrund von weißem Flieder die Ko⸗ A e en e e loſſalbüſte des Fürſten Bismarck in Bronze, rechts, links und hinter den Regiecungsbänken und den Saalwänden entlang die ruhmrer chen Fahnen des alten Heeres Ne zum Teil ſchon in dem Kriege vor 60 Jahren mitgeführt waren, getragen von Reichswehrſoldaren ber Tra⸗ ditionsbataillone unter dem Kommando von zwei Offizieren. Von der Reichsregierung nahmen mit dem Kanzler die Reichs miniſter Dietrich, Dr. Schätzel. Schiele, Dr. Stegerwald, Treviranus an der Feier teil. Von der perußtſchen Regie⸗ rung waren erſchienen die Migiſter Severing, Dr. Grimme und Höpker⸗Aſcholf, die ſtimmfüh⸗ renden Bevollmächtigten der Länder waren voll⸗ zählig erſchienen. Außerdem ſah man die Chefs der Heeresleitung und der Marineeitung. Die auswärtigen Miſſionen waren nicht geladen, ba es ſich um eine rein nationale Feier handelte. Der Saal war bis auf den letzten Plaß ge⸗ füllt. Die Reichstagspartejen batten, mit Aus⸗ hane der Nationalſozialiſten und Kommuniſten Vertreter entſandt. Unter den Eingeladenen be⸗ fanden ſichſieben Kriegsveteronen aus dem Feldzug von 1870⸗71, darunter vier, die n der Kaiſerprokamation im Spiegel- aal des Schloſſes zu Verſailles am 18 Januar 1871 teilgenommen hatten. Pünktlich zur feſtgeſetzten Stunde, um 11.15 Uhr, erſchien der Reichspräſident, ehr⸗ furchtsvoll von den Verſammelten durch Erheben don den Sitzen begrüßt. Der Reichspräſident trug Sie Großkreuz des Eiſernen Kreuzes und den Stern dazu. Er wurde begleitet von dem Reichs⸗ tagspräſidenten Löbe, de 5 Gröner und dem Reichsinnenminiſter Wirth. Nach einem muſikaliſchen Vortrag ergriff Geheimrat Dr. Wilhelm Kahl das Wort zur Feſtrede. Er begann mit einer Schilderung der Kaiſer⸗ proklamation zu Verſailles, die er ſelbſt mit⸗ etlebt hatte. Was durch zwei Menſchenalter das deutſche Volk in nationalen Dingen geträumt, gedichtet, gehandelt, worum es geſtritten und litten hatte, war erfüllt. Seit jenem Tage ien 60 Jahre vergangen. Ein Weltbeben habe e europälſche Staatenordnung erſchüttert, das eich in den 1 5 geriſſen und ſeine Gren⸗ n eingedrückt. Aus der Quelle einer Lüge ſeien 19 unerträgli Laſten aufgebunden. Die ichsgründungsfeier ſolle daher keine Jubel⸗ ier werden, ſondern Feierſtunden tiefen Ern⸗ und heiligen Entſchluſſes, eine Atempauſe belt dem Werdegang deutſcher Einheit und Frei⸗ * 1 5—— Einen dringenden Appell, erklärte Dr. Kahl. möchte er noch an drei ſeeliſche Kräfte richten: dem Reichswehrminiſter Zum erſten: mehr Vertrauen. Zum zwei⸗ ten: mehr Geduld. Zum dritten doch etwas mehr Dankbarkeit: gegenüber dem Vater des Vaterlandes, und die Staatsmänner, die an erſter und ſchwerſter Stelle die Verantwortung tragen, ſeien ſie lebend oder tot. Der Redner gedachte in dieſem Zuſammen hang der Freiheitsglocken und Freiheitsſeuer am Rhein.„Nicht Kritik, das ſei noch zu wenig, ſon⸗ dern Dankbarkeit für den Anfang und felſen⸗ feſten Glauben an das Ende, an den Sieg der Gerechtigkeit.“ Nachdem das Orcheſter von der Beethovenſchen c⸗Moll⸗Sinfonie den vierten Satz vorgetragen hatte, hielt Reichskanzler Dr. Brüning eine Anſpraͤche, in der er u. a ſagte: 60 Jahre ſind heute vergangen, ſeitdem das Reich gegründet und ein Ring um die Stämme Deutſchlands geſchlungen wurde. Stunden ſchwe⸗ ren Unglücks waren dem Reich beſchieden und Schatten des Leides und tiefer Trauer haben ſich auf unſer Volk geſenkt. Aber das vor 60 Jahren geſchmiedete Band eint uns noch heute. Das Gut der Reichseinheit iſt gerettet. Die Erinnerung an jenen Höhepunkt deutſcher Geſchichte wird uns die innere Kraft geben, un⸗ erſchrocken und a auf dem Wege des deutſchen Wiederaufſtiegs fortzuſchreiten, auf dem uns das Oberhaupt des deutſchen Staates vorangeht. Ihn, unſeren hochverehrten Herrn Reichspräſidenten, als Zeugen der Reichsgrün⸗ dung heute unter uns zu ſehen, gibt dieſer Feier⸗ ſtunde eine beſondere Weihe. Wir werden in dem Glauben an eine beſſere deutſche Zukunft nicht verſagen und alles daran ſetzen, dem Feierlichen der Proklamation von 1871 entſprechend, auch unſererſeits auf dem Ge⸗ biete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Ge— ſinnung Mehrer des Deutſchen Reiches an den Gütern und Gaben des Friedens zu ſein. Nach der Feſtanſprache richtete der Reichspräſident von ſeinem Platz aus etwa folgende Worte an die Feſtverſammlung: i i Heute vor 60 Jahren zählte ich zu denen, die dem erſten Kaiſer des wiedererſtandenen Deutſchen Reiches zujubelten. Seitdem haben wir vieles verloren, was uns lieb und teuer war und unſeren alten Soldatenher— zen auch weiter unvergeſſen bleiben wird. Eins aber iſt uns geblieben: das Vaterland. Ihm wollen wir in ſeiner Not über alles Parteiweſen hinweg in ſelbſtloſer Liebe und Treue dienen und ſolches Gelübde in dieſer Weiheſtunde durch den Ruf bekräftigen: Deutſchland Hurra!“ Nachdem der dreifache Hurraruf verhallt war, wurde das Deulſchlandlied geſungen. Der große Zapfenſtreich mit dem Niederländiſchen Dankge⸗ bet bildete den einorucksvollen Abſchluß der Weiheſtunde. Unter den Klängen des Armee— Marſches„Preußens Gloria“ erfolgte der Aus— zug der Fahnen. 5 Dem Reichspräſidenten wurden, als er den Reichstag verließ, auf der Straße lebhafte Hul— digungen dargebracht. In Genf Genf, 18. Jan. Im Hauſe des hieſigen deutſchen Generalkonſuls Dr. Völckers fand eine ſchlichte Feier des 60. Jahrestages der Gründung des Deutſchen Reiches ſtatt. Außenminiſter Dr. Curtius hielt eine Rede, die auf dem Motto:„Einheit und Freiheit“ aufgebaut war. Dr. Curtius forderte Ehr— furcht vor der Vergangenheit, Willen zur Ge— genwart und Glauben an die Zukunft. Das wichtigſte ſei, daß das deutſche Volk das Ge⸗ fühl für die Volksgemeinſchaft nicht verliere, denn nur dann werde es möglich ſein, alle Kräfte für die Erringung nationaler Freiheit anzuſpannen. Die Seiern im Reich witb. Berlin, 18. Jan. Auch im Reich wur— de der Gedenktag der Reichsgründung allent— halben feſtlich begangen. In München veran⸗ ſtaltete die bayeriſche Staatsregierung im Feſtſaal des Odeon eine Feier, an der die bayeriſche Regierung in ihrer Geſamtheit, ferner viele Landtagsabgeordnete, zahlreiche Vertreter der Reichs-, Landes⸗ und Gemeinde⸗ behörden, des diplomatiſchen Korps, der Reichswehr, der Münchener Hochſchulen und der Wirtſchaft teilnahmen. Prof. Alexander von Müller hielt die Feſtrede. Miniſterpräſi⸗ dent Dr. Held brachte in einer kurzen Schluß⸗ anſprache ein Hoch auf den Reichspräſidenten und das deutſche Vaterland aus. Auf dem Königsplatz fand ſpäter eine Parade der in München garniſonierten Trup⸗ pen des Wehrkreiſes 8 ſtatt. Die bayeriſchen vaterländiſchen Verbände veranſtalteten eine Reichsgründungsfeier im Zirkus Krone. In den übrigen Landeshauptſtädten fan— den ähnliche Feiern ſtatt. Auch im Ausland wurde heute überall dort, wo das Deutſchtum ſtark vertreten iſt, des Reichsgründungstages gedacht. In Paris fand in der evangeliſchen Kirche ein Feſtgottesdienfſt ſtatt, dem der deutſche Botſchafter von Hoeſch beiwohnte. In Athen veranſtaltete der deutſche Ge— ſandte Dr. von Kardorff einen Empfang für die deutſche Kolonie. In einer Anſprache wur⸗ de der Geſandte der Bedeutung des Tages gerecht. Neues aus Genf Unſchlüſſigkeit der Europakonferenz gegenüber Nußland und der Türkei. witb. Genf, 18. Jan. Die Europäiſche Kon⸗ ferenz hat am Samstagnachmittag ihre nicht⸗ Bayern geht an den Staatsgerichtshof B. b. P. fordert Klageerhebung Bayerns wegen Eingriff in Lebens⸗ rechte der Cänder wtb. München, 18. Jan. Der Landes⸗ ausſchuß der Bayeriſchen Volkspartei hat heu⸗ te unter Teilnahme des Miniſterpräſidenten Dr. Held und der der Partei angehörenden Kabinettsmitglieder ſowie zahlreicher Dele⸗ gierter aus allen Landesteilen eine Sitzung abgehalten, über deren Ergebnis u. a. mitge⸗ teilt wird: Der Landesausſchuß der B. V. P. betrachtet die Aufnahme des ſogenannten Steuervereinheitlichungsgeſetzes in die Not⸗ verordnung vom 1. Dezember 1930 als einen ſchweren mit den Grundſätzen der Reichsver⸗ faſſung in Widerspruch ſtehenden Eingriff in die Lebensrechte der Länder. Der Landesaus⸗ ſchuß weiß, daß damit ein entſcheivender Ab⸗ ſchnitt in dem Kampf um die Erhaltung der Selbſtändigkeit der Länder begonnen hat. Er iſt deshalb der Ueberzeugung, daß alle recht⸗ lichen und auch die letzten politiſchen Mittel von Seiten der Partei eingeſetzt werden müſ⸗ ſen. Die Klage vor dem Staatsgerichtshof des Deutſchen Reiches iſt ſofort zu erheben. Ihr hat die Anwendung der letzten politiſchen Mittel zu folgen, wenn nicht in angemeſſener Friſt die Reichsregierung ein befriedigendes Ergebnis ſchafft. Wie der Landesdienſt des Süddeutſchen Koreſpondenzbüros hierzu erfährt, wird dieſe Klage beim Staatsgerichtshof des Reiches in den nächſten Tagen durch die bayeriſche Staatsregierung erfolgen. öffentlichen Verhandlungen über die Hinzu— ziehung Rußlands und der Türkei vorläufig abgeſchloſſen. Die Verſammlung hat eine Kommiſſion eingeſetzt, die den Auftrag bekommen hat, der Konferenz unter Berückſichtigung der verſchie⸗ denen Anregungen einen praktiſchen Vorſchlag zu machen. Dieſer Kommiſſion gehören an: Dr. Curtius, Henderſon, Briand, Grandi, Ti- tulescu und Motta. Veber dieſen Vorſchlag dürfte dann die Konferenz in einer der näch⸗ ſten Sitzungen ihrer jetzigen Tagung entſchel— den. Zuſammenfaſſend iſt feſtzuſtellen, daß die Verſammlung in ihrer Mehrheit ſich bis jetzt nicht hat entſchließen können, einen Beſchluß über die ſofortige Hinzuziehung Rußlands und der Türkei zu faſſen. Unterredung Dr. Curtius mit Briand. wtb. Genf, 18. Jan. Reichsaußenminiſter Dr. Curtius hatte heute nachmittag eine Un— terredung mit dem franzöſiſchen Außenminiſter Briand. Die Unterhaltung der beiden Mini— ſter dauerte ungefähr eine Stunde und hatte die auf der Tagesordnung des Völkerbunds— rates ſtehenden Fragen zum Gegenſtand. Die Genfer Beſprechungen. nb. Genf, 18. Jan. Heute fand außer der bereits gemeldeten Unterredung zwiſchen Briand und Dr. Curtius noch eine Reihe von politiſchen Beſprechungen ſtatt. Briand emp— fing nicht weniger als fünf Außenminiſter, nämlich Beneſch(Tſchechoſlowakei), Procopo (Finnland), Herzog von Alba(Spanien), Sy⸗ manns(Belgien) und Dr. Curtius. Von fran⸗ zöſiſcher Seite wird zu dieſen Empfängen mit⸗ geteilt, daß Briand den weiteren Verlauf der Europakonferenz und die Erledigung der auf der Ratstagung zur Behandlung kommenden großen politiſchen Fragen optimiſtiſch beur⸗ teilt. Einladung der öſterreichiſchen Regierung an Dr. Brüning und Dr. Curtius. wib Genf, 18. Jan. Der öſterreichiſche Vize— kanzler und Bundesminiſter für Auswärtige An— gelegenheiten Dr. Schober hat den deutſchen Reichsaußenminiſter beſucht. Er überbrachte für Reichskanzler Dr. Brüning und Reichs außenmi⸗ niſter Dr. Curtius eine Einladung der öſterrei— chiſchen Regierung, Wien einen Beſuch abzuſtat⸗ ten. Der Reichsaußenminiſter nahm dieſe Einla— dung nach Verſtändigung mit den Kanzler dan⸗ kend an. Der Beſuch wird im Lauſe bes Februar ſtattfinden. 100 Fiſcher auf einer Eisſcholle abgetrieben wib. Roſitten, 18. Jan. Etwa 100 Fiſcher aus Roſitten und Phillkoppen begaben ſich am Freitag mit 40 Schlitten auf das Haffeis zum Fiſchen. Der plötzlich aufgetretene Weſtſturm zertrümmerte in kurzer Zeit die Eisfläche, ſodaß ein Riß von etwa 600 bis 700 Meter entſtand. Plötzlich ſahen ſich die Schiffer auf einer großen Scholle abgetrieben. Zwei Fiſcher konnten noch gerettet werden, die anderen trieben ab. Am Samstag gegen 17 Uhr wurden ſie in der Gegend von Nidden an Land getrieben und konnten ſämtlich gerettet werden. Sie haben zahlreiche Netze und ſonſtige Fiſchfanggeräte ſowie einen Teil der gefangenen Fiſche verloren. Zahlreiche weitere Opfer des mexikaniſchen Erdbebens wib. Newyork, 18. Jan. In der mexikani⸗ ſchen Bundeshauptſtadt ſind aus dem Staate Oaxaca weitere Berichte über das Erdbeben ein⸗ gegangen, das Oaxaca am Mittwoch heimgeſucht hat. Hiernach haben in der Stadt Zimatlan 51 Perſonen bei dem Erdbeben ihr Leben eingebüßt. Nach einer Meldung der Aſſocigted Preß ſind in dem Dorfe Quelapova etwa 50 Kilometer weſt⸗ lich von der gleichnamigen Hauptſtadt des Staa⸗ tes Oaxaca, 30 Perſonen ums Leben gekommen. In dem Dorſe Huixtepec, etwa 30 Kilometer ſüd⸗ lich von Oaxaca, ſollen durch Einſturz einer alten Kirche 50 Perſonen, die ſich in der Kirche befan⸗ den, getötet worden ſein, 20 Perſonen ſtarben an den Folgen der Verletzungen, die ſie beim Einſturz ds Gotteshauſes erlitten hatten. ——— e Gerichtszeitung Tragiſches Ende eines Wurſtmarktausfluges. Frankenthal, 17. Jan. Vor dem Großen Schöf⸗ ſengericht wurde in einer den ganzen Tag an⸗ dauernden en ein ſchwerer Fall von ſahrläſſiger Tötung abgeurteilt, der ſich am Wurſtmnarktſonntag auf der Staatsſtraße Dürk— heim— Maxdorf ereignete. Der 26 Jahre alte Geſchäftsführer Willy Knobling von Speyer war am 14. September 1930 mit dem Gaſtwirt Adolf Zinſer von Speyer in ſeinem Opelauto auf den Wurſtmarkt gefahren. Am anderen Morgen gegen vier Uhr fuhren ſie wieder von dort zurück und zahmen im Auto eine Hausangeſtellte von Lud— wigshafen tmit, die ſie auf dem Wurſtmarkt ge— troffen hatten, Auf der Maxdorfer Straße ſtieß dann der Angeklagte mit dem vor ihm fahrenden 52 Jahre alten Former Eberhahn aus Oppau zuſammen, der dadurch vom Rade geſchleudert wurde und einen ſchweren Schädelbruch erlitt. an deren Folgen er gleich darauf ſtarb. Das Fahrrad Eberhahns war zwiſchen Vorderrad und Kühler des Auto eingeklemmt. Der Angeklagte führt zu ſeiner Verteidigung an, er ſei einem ihm entgegenkommenden Auto ausgewichen und habe dadurch den Radfahrer angeſahren. Der Staatsanwalt beantragte gegen den Angeklagten eine Gefängnisſtrfe von zehn Monaten, während der Verteidiger auf Freiſpruch plädierte. In den ſpäten Nachmittagsſtunden verkündete das Ge— richt das Urteil, wonach der Angeklagte wegen eines Vergehens der erſchwerten fahrläſſigen Tö— tung zu einer Gefängnisſtrafe von fünf Mona— ten verurteilt wird unter Anrechnung von acht Tagen Unterſuchungshaft. Der Antrag des Ver— teidigers auf bedingte Begnadigung wurde ab— gewieſen. Der Angeklagte nahm das Urteil wei— nend entgegen. Aus Nah und Fern Pirmaſens, 17. Jan. Der ungetreue Radiomann. Vor dem hieſigen Schöffenge⸗ richt ſtand der ledige 21jährige Kaufmann Arthur Hochreither wegen Untreue und Unterſchlagung. Er war Filialleiter einer Kaiſerslauterner Radio⸗ irma, in deren Auftrag und Rechnung er die Apparate verkaufen ſollte, unter Eigentumsvor— behalt der Lieferfirma. So verkaufte, bzw. ver⸗ tauſchte er drei Apparate im Werte von über 1200 RM. gegen Schuhe u. a., ohne den Erlös abzufähren, den er für ſich verwendete. Er war geſtändig in zwei Fällen; in einem Falle ſollte der Erlös aus dem Verkauf ihm ſeir Proviſion u. Auslagen gehören, was aber nicht ſtimmt. We— gon eines fortgeſetzten Vergehens der erſchwerten Untreue und Unterſchlagung wurde H. z 9 Mo— naten Gefängnis verurteilt und Haftfortdauer angeordnet. Schwegenheim, 16. Jan. Nächtliche Ein⸗ hrüch e. In der Nacht auf Mittwoch wurde hier in mehreren Kellern eingebrochen und Lebens— mittel(Wein, Käſe, Eingemachtes uſw.) geſtohlen Frankenthal, 17. Jan. Ueberliſteter Nachtwächter. Heute früh gegen 5,30 Uhr als ein Wächter der Wach- ung Schließgeſellſchaft das Warenhaus Tietz kontrollierte, trat ihm im Seitengang ein unbekannter Mann mit einem großen Handkoffer entgegen. Der Unbekannte er— klärte dem Wächter, daß er Angeſtellter der Fa. ſei, worauf ihn dieſer ungeſtört paſſieren ließ. Nachträglich wurde feſtgeſtellt, daß der Fremde eine große Menge Waren entwendet und in dem ebenfalls geſtohlenen Koffer untergebracht hatte. In der Eile ließ der Dieb den Koffer ſtehen und entkam unerkannt. übz. Bürſtadt, 16. Jan. Verkehrsunfall. Lis ein von Worms kommender Laſtwagen mit Anhänger zu kurz in eine Kurve fuhr, begegnete ihm aus entgegengeſetzter Richtung kommend ein Perſonenwagen. Trotzdem beide Fahrzeuge ſtark abbremſten, war ein Zuſammenprall nicht zu verhindern. Glücklicherweiſe blieben die Fahr- zeugführer von dem Unfall verſchont. Laſtkraft⸗ wagen und Perſonenwagen letzterer jedoch ſtark beſchädigt, konnten wieder ihre Fahrt fortſetzen. Kaffei, I.. Fan. Ver Kaſſerer Auto. dieb ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. Der verhaftete Autodieb, der ſich aus einen Fenſter des 4. Stockwerkes des Polizeiprä, ſidiums in ſelbſtmörderiſcher Abſicht auf die Straße ſtürzte, iſt mehrere Stunden nach ſeiner Einlieferung ins Krankenhaus geſtorben. Eſſenheim, 17. Jan. Selbſtmord. Der 55. jährige Landwirt Heinrich Wolf 6. hat ſich im Anweſen ſeines Bruders, erhängt. Der Mann trug ſich ſchon längere Zeit mit Selbſtmordabſich⸗ ten. Rehborn(Glan), 16. Jan. Schadenfeuer Im Anweſen von Auguſt Conrad brach aus un⸗ bekannter Urſache Feuer aus, dem das Hinter⸗ haus mit einem angebauten Schuppen zum Oy ſer fiel, Das Vieh konnte gerettet werden. Ein Feuerwehrmann, der bei den Löſcharbeiten Ver⸗ letzungen erlitt, mußte ärztliche Hilfe in An⸗ ſpruch nehmen. Frankfurt, 17. Jan. Drei Banken um je 13000 Mark geſchädigt. Vor einem Be⸗ trüger muß gewarnt werden, der geſtern mit ge⸗ fälſchten Avisſchreiben je eine Bank in Frank⸗ furt, Wiesbaden und Koblenz um den Betrag von je 12—13 000 Mark geſchädigt hat. Er nannte ſich Leon Bernard und wies einen franzöſiſchen Paß vor. Der Betrüger, der in einem gemieteten Auto abreiſte, hatte noch einen Begleiter, der ſich Strenkholt nannte Der angebliche Bernard iſt etwa 40 Jahre alt 1,70 in groß, korpulent und hat volles Geſich Die Maſſenerkrankung in der Hettiger Schule Bis jetzt 66 Kinder erkrankt— Darm⸗ und mägengrippe? Koblenz, 16. Jan. Zu der Meldung über Maſſenerkrankungen von Schulkindern in Rettig kann ergänzend mitgeteilt werden, daß die Zahl der erkrankten Kinder weſentlich höher iſt, als bisher bekannt wurde. Bis zur Stunde ſind 63 Kinder von der plötzlich aufgetretenen Krankheit befallen worden. Dle— ſe große Zahl ſtellt den dritten Teil ſämtlicher Schulkinder der Gemeinde Kettig dar. Ein poſitives Ergebnis, um welche be⸗ ſtimmte Krankheit es ſich handelt, konnte bis heute noch nicht feſtgeſtellt werden. Von ärztlicher Seite wird jedoch mit ziemlicher Magen in Mitleidenſchaft Sicherheit angenommen, daß es ſich weder um eine Typhuserkrankung, noch um eine Er⸗ krankung des Nervenſyſtems(Kinderlähmung) handeln kann. Nach dem Gutachten des Kreis⸗ arztes handelt es ſich mit größter Wahrſchein⸗ lichkeit um eine Grippeerſcheinung, die bei den Kindern vorzugsweiſe Darm und zieht. Sämtliche erkrankten Kinder befinden ſich bei ihren Fa⸗ milien zu Hauſe, wo für die notwendige Iſo⸗ lierung Sorge getragen iſt. Nach Mitteilung der Kreisbehörde liegt ein Grund zu ernſt⸗ licher Beſorgnis nicht mehr vor. Neues Erdbeben in Südmexiko 20 Todesopfer a Mexiko, 17. Jan. Seit dem großen Erd⸗ beben, das Mexiko vorgeſtern heimſuchte, wur⸗ den in den am 15. Januar in Südmexiko be⸗ treffenden Gegenden 14 Erdſtöße wahrgenom⸗ men. Nach Meldungen aus Oaxaca wurden in dem ſüdlich von dieſer Stadt gelegenen Miſuatlan 20 Perſonen getötet. Die Europatagung in Genf Um die Hinzuziehung Rußlands und der Türkei wtb Genf 17. Jan. Die europäiſche Konferenz hat ſich heute morgen in einer nichtöffentlichen Sitzung mit der Frage der Hinzuziehung eng lands und der Türkei beſchäftigt. Ueber den Ver— lauf der Sitzung verlautet, daß als erſter Dis— kuſſionsredner der deutſche Außenminiſter Dr. Curtius die Auffaſſung vertrat, daß die beiden Staaten als gleichberechtigte Mitglieder zu den weiteren Arbeiten der Konferenz eingeladen werden ſollen. Wie weiter verlautet, ſoll der Vertreter Ru— mäniens, der rumäniſche Botſchafter in London, Titulescu, formale Einwendungen gegen eine di⸗ rekte Einladung an die beiden Staaten geltend gemacht haben. Der Vertreter Norwegens mahnte, man ſolle die Frage auf eine ſpätere Sit⸗ zung während der jetzigen Tagung zuräckſtellen. Die Ausſprache über den deutſchen Antrag. wtb Genf, 17. Jan. Die nichtöffentliche Sitzung der europäiſchen Konferenz wurde um 1 Uhr un⸗ terbrochen. In der Diskuſſion ſprach ſich der eng⸗ liſche Außenminiſter Henderſon grundſätzlich für den deutſchen Antrag auf direkte Heranzie⸗ hung der europäiſchen Nichtmitgliedſtaaten des Völkerbundes aus und erklärte, es ſei notwendig, die Fragen jetzt ſchon zu regeln, ehe das Studien⸗ komitee für die europäiſche Einigung in die prak⸗ tiſche Arbeit trete. Allerdings müſſe man ſich dann auch überlegen, ob und in welcher Foyn die außereuropäiſchen Nichtmitgliedſtaaten(Ver⸗ einigte Staaten von Amerika) zu den Arbeiten hinzugezogen werden ſollen. Er ſprach ſich dage⸗ gen aus, Rußland und die Türkei nur für be⸗ ſondere Spezialfragen einzuladen und meinte, die Beteiligung müſſe vielmehr generell erfolgen. In der heutigen Sitzung ſprachen noch au- ßerdem die Vertreter Rumäniens, Griechenlands und. Jugoſlawiens, die ziemlich übereinſtimmend erklärten, die Frage ſei noch nicht ſpruchreif. Der däniſche Außenminiſter Munch meinte, die Kon⸗ ferenz ſolle ſich zunächſt, ehe ſie über bieſe Frage eine Entſcheidung trefſe, mit den künftigen Ar⸗ beitsmethoden befaſſen. Dr. Curtius bei Henderſon. wtb Genf, 17. Jan. Außenminiſter Dr. Cur⸗ tius hat heute vormittag dem engliſchen Außen⸗ miniſter Henderſon einen Beſuch abgeſtattet. Bei dieſer Gelegenheit hat der deutſche Außen⸗ miniſter Herrn Henderſon ſeinen Dank dafür ausgeſprochen daß er ſich bereit erklärt hat, an⸗ ſtelle des deutſchen Rats mitgliedes bet der bevor⸗ ſtehenden Ratstagung den Vorſitz zu über⸗ nehmen. Der franzöſiſche Außenminiſter Briand hat die 27 bei der Konferenz vertretenen europäi⸗ ſchen Miniſter zu einem Frühſtück im Anſchluß an die heutige Vormittagsſitzung eingeladen. Varna. Roman von Max von Weißenthurn. 2. Fortſetzung. 3. Kapitel. „Ich bringe das Glück!“ Das Leslie'ſche Ehepaar beſaß drei Kinder, von denen der Sohn, Gilbert, zu ſeiner Aus⸗ bildung in England weilte, während ſeine jüngeren Geſchwiſter, Magda und Jack, im Elternhauſe lebten. Speziell von dieſen wurde Varna mit lautem Jubel begrüßt, während in der Gattin des Majors der Anblick des kleinen Mädchens die wehmütige Erinnerung an ihr eigenes jüngſtes Kind, das ſie im zarteſten Alter durch den Tod verloren hatte, weckte. Mit doppelter Liebe ſchloß ſie unter dieſem Eindruck die Eltern- und Heimatloſe in ihre Arme und gelobte ſich ſelbſt, der armen Waiſe eine treue Mutter zu ſein. Nachdem die erſte Ueberraſchung ſich gelegt hatte, richtete ſie Fragen an das Kind, um über deſſen Herkunft Aufſchluß zu erhalten. Die Erinnerungen Varnas beſchränkten ſich aber einzig auf unklare Einzelheiten; ſie er⸗ innerte ſich dunkel an einen Ort mit vielen Straßen und Häuſern, aber an kein ſpezielles Haus; nur ſoviel ſchien klar, daß ſie an große, palaſtartige Räume gewohnt geweſen ſein mußte. Sie ſprach von einem Herrn, den ſie Papa genannt, der auf einem großen, ſchwar⸗ zen Pferde geritten; ſie wußte auch von einer Dame zu erzählen, zu der ſie„Mami“ ſagte; daß ſie ferner eine zeitlang auf einem großen Schiff geweſen, das im Waſſer geſchwommen, woraus ſich ſchließen ließ, daß ſie zur See nach Indi k ſei; [Perſonen und Städten waren ihrem Gedächt⸗ nis offenbar völlig entſchwunden. Sie wußte nicht einmal mehr, wie ſie von ihren Freunden getrennt worden war. Ihr Erinnerungsver— mögen war merklich ein ſchwaches, und Frau Leslie neigte zu der Anſicht, daß man dem Kinde entweder betäubende Mittel eingegeben, um dieſe Wirkung zu erzielen, oder daß dieſes eine ſchwere Krankheit durchgemacht haben müſſe, um die Erinnerung an die Vergangen— heit auszulöſchen. Daß ſie über ein Jahr bei dem indiſchen Volksſtamm gelebt, ſchien feſtzuſtehen; wie ſie aber zu dieſem gekommen und warum dieſer es als ein Glück angeſehen, das Kind bei ſich zu haben, vermochte niemand zu ergründen. Einer der Männer, wahrſcheinlich der, welcher die Schuld daran trug, daß ſie bei den Indern weilte, trug dafür Sorge, mit ihr energiſch zu ſprechen. Vermutlich hätte er auch erzählen können, wie ſie unter die Ghazaris gelangte, wenn er nicht als einer der erſten bei dem Kampf gefallen wäre. „Die ſchwarzen Männer ſind ſehr gut zu mir geweſen“, ſprach das Kind,„ſie brachten mir Blumen, Felle und Früchte und ließen mich keine harte Arbeit verrichten, denn ſie ſag⸗ ten, ich wäre eine Prinzeſſin und ſolle die Königin des Stammes werden!“ „Weißt du denn, warum die Inder gut ge— gen dich waren?“ „Gewiß! Sie ſagten, daß ich ihnen Glück bringe!“ Und nach der goldenen Kette, die ſie um den Hals trug, greifend, fügte ſie leiſe hinzu:„Wenn Sie es niemand ſagen wollen, will ich es Ihnen zeigen, weshalb ich Glück bringen muß!“ dal zun ne der goldenen Kette hing. Es war dies ein flacher, viereckiger Stein, in den etwas ein⸗ graviert war. Anfangs glaubte Frau Leslie, orientaliſche Schriftzeichen vor ſich zu haben; aber bald entpuppte ſich die Deviſe auf dem Stein als eine höchſt einfache. Ueber zwei in⸗ einandergefügten Hände ſtanden die Worte: „bonne fortune“. Die Gattin des Majors fragte ſich eben noch, ob das Kind dieſe Worte wohl verſtehe, als Varna ihr zuvorkam. „Können Sie es leſen?— Ich habe es be⸗ reits zuhauſe getragen; ich glaube, dieſer Stein iſt ſeit vielen hundert Jahren in unſerer Familie. Papa ſagte, er bedeute Glück!“ Frau Leslie fing an zu begreifen, daß dieſer Schmuckgegenſtand, der an ſich vollkommen wertlos ſein mochte, für die Erforſchung der Herkunft des Kindes eine bedeutſame Rolle ſpielen konnte; zweifellos hatten auch die beiden Worten die Inder beeinflußt, an ihr Glück zu glauben, ſo lange dieſes Kind in ihrer Mitte weile. Mit erhöhtem Intereſſe lauſchte ſie dem Ge⸗ plauder des Kindes, das ihr erzählte, daß ſie die Frau des Häuptlings der Ghazaris habe werden ſollen, und daß man dazu bereits ein großes Feſt gefeiert habe. Wenn ſie alſo Major Leslie nicht befreit hätte, hätte ſie wohl für immer bei den Indern bleiben müſſen. Sobald ſich die Gelegenheit dazu bot, erzählte Frau Leslie ihrem Gatten alles, was ſie von der kleinen Varna hatte erfahren können; er intereſſierte ſich ebenſo lebhaft für das Kind wie ſie, und hoffte gleich ihr, daß die Gravie⸗ rung auf dem Stein n dazu be⸗ a · 2. Geheimnisvolle Krankheit RMuoſenheim, 16. Jan. In Pfafſenbichel nahe Söllhuben ſind zwei Knaben im Alter von zun 6 Jahren dieſer Tage plötzlich erkrankt und noch am gleichen Abend geſtorben. Auch der Vater der beiden Kinder iſt unter den gleichen Symptomen erkrankt. In einem Nachbardorfe iſt ein 15jähri⸗ ges Mädchen ſchwer erkrankt ung auch hier wie in den tödlich verlauſenen Fällen weiß man nicht, um welche Krankheit es ſich handeln konnte. Die Leiche des älteren Knaben ſoll ſeziert werden, wodurch die Aerzte eine Kenntnis der Art diefer Krankheit zu erhalten hoffen. In der Bevölke⸗ rung des betreffenden Gebietes iſt begreiflicher⸗ weiſe die Erregung ſehr ſtark, da man befürchtet, daß die tückiſche Krankheit weiter an Ausdeh⸗ nung gewinnen könne. Man neigt zu der An⸗ nahme, daß es ſich um eine Art ſchwerer Grippe handelt. mütter ſind Krieger Ihr Ehrenplatz im Himmel der alten Mexikaner . Das Mexiko, das die ſpaniſchen Eroberer vor— fanden, war ein Kulturgebilde von au chener Eigenart, die Summe verſchjedener ſich übereinandertürmender und einander wechſelſei— tig beeinfluſſender Kulturſchichten. Es hätte den Spaniern unverſtändlich bleiben müſſen, auch wenn ſie aus edleren Motiven und mit edleren Zuknnftsabſichten ins Land gekommen wäre. „Die Konquiſtadoren erblickten“, ſo lieſt man in dem von Dr. H. G. Bonte bearbeiteten„Buch der Könige von Tezeuco“, erſchienen bei F. A. Brock— haus in Leipzig, mit Erſtaunen kunſthandwerk— liche Arbeiten von entzückender Feinheit wie di Moſaikarbeiten aus Türkis und heute in ſolche! Vollendung nicht mehr herſtellbare Federarbei— ten, fürſtliche Hoſhaltungen mit einem durchdach— ten Zeremoniell, danehen aber einen Götzendienſt von erſchreckender Dämonie und bis ins maß— loſe geſteigerte Menſchenopſer. Zu deren Erklärung muß man ſich die An— ſchauung der Mexikaner vom Tode vergegenwär— tigen. Es gab nach ihrer Auffaſſung drei Orte, an die die Seele eines Verſtorbenen gelangen konnte. Das eigentliche Totenland war Mietlau, tief im Innern der Erde; zu ihm kamen alle, die an einer Krankheit den„Strohtod“ geſtorben waren. Der zweite Ort war Tlalocan, das Land des Regengottes, wo ſich alle verſammelten, die durch Ertrinken oder an einer anſteckenden Krankheit zugrunde gegangen waren. Der dritte Ort endlich war das Haus der Sonne; er war den in der Schlacht gefallenen Kriegern und den Frauen vorbehalten, die im Kindbett geſtorben waren, und die man bezeichnenderweiſe den Krie— gern gleichſtellfe. Hier im Himmel, wo die toten Krieger die Sonne begrüßten und ſie unter lau— tem Schall zum Zenith geleiteten, befanden ſich auch die Leute, die den Göttern geopfert worden varen und ſich nach mexikaniſcher Auffaſſung in den Gott ſelbſt verwandelt hatten; ja dieſe Ge— opferten ſchufen erſt die Vorbedingungen für das Beſtehen der Sonne, die im Gegenſatz zu der bibliſchen Schöpfungsordnung nach den Menſchen geſchafſen war,„damit Leute da wären, deren Herz und Blut man haben könne, damit dis Sonne zu eſſen bekomme“. Die Bewohner des Hauſes der Sonne ſind die einzigen, die in Ge⸗ ſtalt von Solibris und Schmetterlingen wieder zur Erde herabkommen; es iſt leicht zu ermeſſen, welchen Einfluß ſolche Vorſtellungen auf die Le— bensgeſtaltung von Menſchen haben mußten, die an und für ſich ſchon in großer Naturnähe leb— ten und am geſtirnten Himmel ihre Götter leib, haſtig vor Augen zu haben meinten. Sgeſpro— Nerd Wund die beiden Vettern Ledward und Gottfried ſich endlich allein ſahen, es ſchon ſehr ſpät ge⸗ worden war. Dieſe Gelegenheit zu einem intimen Zwie— geſpräch war aber gerade diejenige, welche Ledward herbeigeſehnt hatte; er wollte einige Fragen an den Vetter ſtellen, und dies ließ ſich am leichteſten bewerkſtelligen, während Gott⸗ fried gleichgültig auf dem Diwan lag, mit den Blicken die Rauchwolken ſeiner Zigarette ver⸗ folgend. Ledward hatte die Lampe ſo geſtellt; daß ihr Licht voll auf Gottfrieds Geſicht fiel; er ſelbſt aber ſtand im Schatten und befaßte ſich emſig mit einer Zigarette, die er langsam zwiſchen den Fingern hin und her drehte. „Wann kehrſt du nach England zurück?“ forſchte er nach längerer Pauſe. „Weiß nicht! Ich will jedenfalls zuerſt noch einige große Jagden mitmachen!“ „Dazu kann ich dir behilflich ſein. Ich habe von einem mir befreundeten Rajah die Aufforderung bekommen, mich an großen Tigerjagden zu beteiligen; er führt die Sache in bedeutendem Stile aus und ich kann mit⸗ bringen, wen ich will; das dürfte dir be⸗ hagen!“ „Ich danke! Wenn ich nichts anderes vor⸗ habe, werde ich gern daran teilnehmen.“ 120 Ledwards Augen leuchtete es faſt tückiſch auf. „Ah, du denkſt wohl an die Möglichkeit, nach England zurückberufen zu werden?“ „Nach England zurückberufen werden?“ wiederholte Gottfried mit hochgezogenen Brauen.„Ich verſtehe dich nicht! Warum ſollte ich das erwarten?“ a 8 UR Sitzende Lebensweiſe, Herzgröße und Blutdruck Um feſtzuſtellen, bis zu welchem Grade an⸗ dauerndes gebeugtes Sitzen die Tätigkeit des Herzens beeinflußt, führte ein ruſſiſcher Arzt, Dr. Podkaminsky, kürzlich in Charkow einge⸗ hende Unterſuchungen aus. Da hauptſächlich der Beruf der Schneiderin die gebeugte Sitzſtellung erfordert, wurden nur Berufsſchneiderinnen und zum Vergleich auch Laſtträger unterſucht. Hier- bei ergab ſich, daß die Mittelgröße des Herz- durchmeſſers der Schneiderinen faſt durchweg mit jener der Laſtträger, alſo der Schwerarbeiter, übereinſtimmte; in vielen Fällen überſtieg die Herzgröße der Schneiderinnen ſogar die der Laſtträger, und im Zuſammenhang damit war bei den Schneiderinnen auch ein erhöhter Blut⸗ druck feſtzuſtellen. Infolge der gebeugten Sitz⸗ ſtellung und des dadurch bedingten Druckes auf den Unterleib kommt es alſo bei Menſchen, die burch ihren Beruf zu dauerndem Sitzen gezwun⸗ gen ſind, tatſächlich ſowohl zu einer Vergröße⸗ rung des Herzens als auch zu geſteigertem Blut— druck. Der Parlamentarier in Cöwenkäfſig Um zu beweiſen, daß bei der Dreſſur wilder Tiere brutale Zwangsmethoden überflüſſig ſind, betrat dieſer Tage der Abgeordnete J. S Clarke den Raubtierkäfig einer Menagerie in Glasgow. Die Demonſtration des Abgeordneten, der ſich ſrüher ſelbſt als Tierbändiger betätigt hatte, galk einem im Unterhaus eingebrachten Geſetzentwurſ, der die Dreſſurtätigkeit der Tierbändiger im Sinne des Tierſchutzgeſetzes weſentlich einſchrän— ken will. Nach der Anſicht Clarkes iſt der Text dieſes Entwurfs ſo unklar gehalten, daß, wenn der Entwurf Geſetz würde, die Vorführung wil⸗ der Tiere überhaupt unmöglich wäre, was dazu führen müßte, Hunderte von Perſonen, die heute in Menagerien, in Zirkuſſen und auf der Bühne auftreten, um ihr Brot zu bringen. Mit ſeiner Demonſtration wollte Clarke den zu der Vorſtel⸗ lung eingeladenen Parlamentskollegen zeigen, daß der Dreſſeur mit Ruhe und Feſtigkeit viel mehr erreicht als durch grauſame Zwangsmit⸗ tel, die deshalb auch in der Praxis des Tierbän⸗ digers nicht mehr angewandt werden. Unbewaff⸗ net betrat Clarke mit dem Beſitzer der Menagerie den Käfig, in dem ſich zwei Löwen, zwei Tiger und vier Leoparden befanden, und blieb dort zehn Minuten inmitten der Beſtien, die wohl fauchend und zähnefletſchend um den mutigen Volksvertreter herumſchlichen, ſich aber hüteten, ihm näher auf den Leib zu rücken. Die Vorfüh⸗ rung wurde dann wiederholt, nachdem alle Hilfs— mittel und Requiſiten, wie ſie die Dreſſeure ver— wenden, aus dem Käſig entfernt worden waren, ſodaß ſich die Tiere in voller Freiheit bewegen konnten. Clarke glaubt mit dieſem Bravourſtück die Kollegen überzeugt zu haben, daß ihre An⸗ chauungen über die brutalen Methoden der ierbändiger auf falſchen Vorausſetzungen be— ruhen, und daß der Enewurf entſprechend geän— dert werden wird. Berge und Tunnel zu verkaufen! Mormonen wollen den Berg des Moſes erſtehen. Salomos Tempel auf dem Nebo.— Merkwür⸗ dige Angebote. Liebhaber von Raritäten haben Gelegenheit, drei Dinge käuflich zu erwerben, wie ſie nicht alle Tage angeboten werden; einen Vulkan, einen bibliſchen Berg und einen unterirdiſchen Tun⸗ nel. Der feuerſpeiende Berg, der zu verkaufen war und noch immer zu haben iſt, da ſich bisher lein Käufer gefunden hat, befindet ſich in Hon— duras in Fc Dieſer Vulkan, der ſeit 1866 erloſchen iſt, iſt 2200 Meter hoch. Die Abhänge des Berges ſind mit tropiſchen Wäldern bedeckt, in denen Jaguare und Schlangen hau— ſon. Eine geologiſche Kommiſſion entdeckte in den Abhängen reiche Schweſellager, die auch Käu⸗ ſer anlocken ſollten. Die Regſerung von Hon⸗ duras bot den Vulkan 1 Preiſe von 10 000 Dollars aus. Doch bis jetzt hat ſich noch kein Liebhaber gefunden. Beim zweiten Kaufangebot handelt es ſich um den Berg Nebo, von dem aus Moſes das gelobte Land erblickte. Der Berg Nebo birgt keine Schätze. Doch ſeine Beſitzer, Beduinenſcheichs, brauchen Geld und haben einem franzöſiſchen Orden den Berg für 150 000 Franes angeboten. Den Mönchen iſt dieſer Preis jedoch zu hoch. Gegenwärtig hält ſich in Paläſtina eine Delegation amerikaniſcher Mor— monen auf, die wegen des Ankaufs des Berges verhandelt. Die Mormonen beabſichtigen, auf dem Nebo eine genaue Nachbildung des Tempels Salomons zu errichten. Das letzte Verkaufsange— bot, das bisher noch keinen Anklang gefunden hat, iſt ein unterirdiſcher Tunnel von 3 Meter Durchmeſſer im Mittelpunkt von London. In den Jahren 1886-1890 war dieſer Tunnel im Be⸗ trieb der Untergrundbahn für den Verkehr unter der Themſe. Doch mußte der Verkehr wegen der Gefahr der Verſandung eingeſtellt werden. Der Bau dieſer Untergrundbahnſtrecke hat ſeinerzeit der Londoner Baugeſellſchaft Millionen gekoſtet. die jetzt zufrieden wäre, wenn nur ſie einen Teil dieſer Summen wieder erhielte. In den Mittei— lungen von der bevorſtehenden Auktion weiſt die Geſellſchaft darauf hin, daß der Tunnel entweder als eine unterirdiſche Garage dienen oder zur Anlage von Champignonzüchtereien ausgenutzt werden könnte. Doch trotz dieſen verlockenden Perſpektiven hat ſich bisher noch kein Intereſſent gemeldet. Schwerer Autounfall Darmſtadt, 17. Jan. Geſtern mittag fuhr ein holländiſcher Perſonenkraftwagen, der von dem Chauffeur Hendrik Martinus Knippers gelenkt wurde, auf der Heidelberger Straße, von Eberſtadt kommend; aus Richtung Darm— ſtadt kam ein Laſtkraftwagen der Firma Jak. Karcher, der auf der Heimfahrt nach Karls— ruhe begriffen war. Als der Führer des hol— ländiſchen Perſonenkraftwagens den Laſtzug bemerkte, ſtoppte er ſeinen Wagen ab. Auf der durch den Schnee glatten Heidelbergerſtraße kam der holländiſche Wagen ins Schleudern und fuhr auf den Vorderteil des Laſtzuges auf. Der holländiſche Wagen wurde umgewor— fen und der Beſitzer Lambert von Roßen aus Rotterdam aus dem Wagen geſchleudert. Er kam mit leichten Verletzungen davon Der Führer des Wagens jedoch kam unter den Wagen zu liegen. Der Benzintank explod'ekte, der Wagen geriet en Flammen und der Wa— genlenker mußte mit ſchweren Vecletzungen und Vrandwunden nach dem Stadtkranken— haus überführt werden. Die Verletzungen ſind lebensgefährlich. Großer Goldklumpen in Auſtralien gefunden London, 17. Jan. Der 17jährige Sohn eines Goldgräbers in Larkinville fand, wie aus Perſh(Weſtauſtralien) gemeldet wird, einen Goldklumpen, der 15334 Unzen ſchwer iſt und einen Wert von rund 6000 Pfund Sterling hat Es iſt dies der größte Goldklum— pen, der jemals in Weſtauſtralien gefunden worden iſt. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 390 Stück Verkauft: 266 Stück Milchſchweine das Stück 12— 15 Mk. Läufer das Stück von 18—30 Mk. Marktverlauf: mäßig. 1 N 2 Sehwdesler Geplinde Noman von Anny Wothe. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) „Sie haben mich prompt abgewieſen“, fuhr der Graf bitter fort.„Sie haben mir gezeigt, wie vermeſſen es von mir iſt, daß ich Sie be— gehre, daß ich das Recht auf das Glück verwirkt habe, um Sie zu werben. Ich muß mich natür⸗ lich fügen, wenn Sie mir nicht angehören wol⸗ len. Aber heute, wo wir uns zum letzten Mal gegenüberſtehen, da will ich nochmals fragen: Können Sie es mit Ihrem ſo nachdrücklich be⸗ tonten Pflichtgefühl in Einklang bringen, daß Klaus vielleicht zugrunde geht, wenn Sie ihn verlaſſen? Ich habe heute eingehend mit Ber⸗ ting geſprochen. Er verhehlte mir nicht, daß nur die ſorgſamſte Pflege, die alleraufmerkſamſte Behandlung zur vollſtändigen Geneſung füh⸗ ren wird. Wollen Sie Ihr Werk ſelber wieder vernichten? Können Sie das Kind preisgeben, weil der Vater ihnen Zumutungen ſtellte, die Sie nicht hören wollen oder— wie Sie meinen— nicht hören durften?“ Quälen Sie mich nicht ſo“, bebte es von Gerlindes Lippen, und ſie verdoppelte ihren Schritt, ſo daß Hark kaum ihr zur Seite blei⸗ ben konnte. Schweſter Gerline“, bat Hark weich, indem er ſtehen blieb u. bittend die Hand der Schwe⸗ Fer ergriff.„Sagen Sie mir die Wahrheit: Würden Sie die Borſumburg und Klaus ver⸗ laſſen, wenn mein WMünſchen ihnen nicht ent⸗ gegengetreten wäre?“ „Nein, Herr Graf, ich wäre geblieben, we⸗ bis bei Klaus kein Rückfall mehr zu 10 . 8 8 Lokale Nachrichten * Gottbegnadetes Alter. Unſer Mit⸗ bürger Herr Michael Mandel, der zur Zeit bei Herrn Delp in Hüttenfeld beſchäftigt iſt, kann in noch ſeltener, körperlicher und geiſtiger Friſche am 21. Januar ſeinen 78. Geburtstag feiern. Dem greiſen Mitbürger unſere herzlichſten Glückwünſche! »Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Diebſtahl, 1 wegen Hauſieren ohne Gewerbeſchein und 1 wegen Nichtanbringung eines Firmenſchildes. Vom Sonntag. Naßkalt und ungemütlich, ſo war die Witte— rung des geſtrigen Sonntages. Wenig verlockend ſich ins Freie hinaus zu wagen. Ueberhaupt iſt der wärmende Ofen im traulichen Heim wieder ein guter Bekannter, ein lieber Freund geworden. Am Nachmittag ſetzte ein kalter Regen ein, der glück— licherweiſe von kurzer Dauer war.— Die amt— lichen Gebäude trugen aus Anlaß des 60. Jahres- tages der Reichsgründung Flaggenſchmuck. 60 Jahre ſind es her, ſeit es dem„Eiſernen Kanzler“ Fürſt Bismarck gelungen iſt, ein einiges Deutſches Reich zu ſchmieden. Freuen wir uns, daß ſich dieſes bis heute noch erhalten hat.— Auf den Waldſportplatz waren mehrere hundert Perſonen, die ſich ihre Sonntagsfreude, ein raſſiges Fußballſpiel anzuſehen, trotz Wetter und Wind nicht nehmen ließen. Geſtern kamen ſie beſtimmt auf ihre Rechnung.— Der Sportabend der Turngenoſſenſchaft, der geſtern im Karpfen ſtattfand, war ſehr gut beſucht. Alle Sparten des Arbeiter-Sport⸗ und Kulturkartells traten auf den Plan und trugen nach Kräften zum guten Ge— lingen des Abends bei.— Im„Tannhäuſer“ war Schlachtfeſt, und viele taten ſich an Wellfleiſch, Würſten etc. gütlich.— In verſchiedenen Lokalen herrſchte Tanzbetrieb— Die beiden Kinos hatten dieſe Woche ausnahmsweis gute Programme. Der Beſuch war auch recht gut. Erwerbsloſenſtatiſtik in Viernheim vom 15. Januar 1931. In unſerer Gemeinde ſind zur Zeit 820 männliche und 400 weibliche Perſonen erwerbslos und erhalten ihre Unterſtützung durch das Arbeits- amt. 400 Perſonen ſind ausgeſteuert und fallen der Wohlfahrtspflege anheim, das heißt, ſie werden von der Gemeinde unterſtützt. Unter den 400 weiblichen Arbeitsloſen befinden ſich ca 300 Tabak— arbeiterinnen, die mit/ ihres ſeitherigen Ver⸗ dienſtes unterſtützt werden. Die Auszahlung der Tabakunterſtützung erfolgt vorausſichtlich am näch— ſten Samstag. Ca. 80 männliche Erwerbsloſe (Bauarbeiter) ſind in den letzten Tagen infolge der Kälte hinzugekommen; dieſelben werden, ſobald das Wetter beſſer geworden iſt, ſofort wieder in Arbeit treten können. Es werden zur Zeit über 1600 unterſtützte Erwerbsloſe gezählt Die Ledigen, die keinerlei Unterſtützung bekommen, ſind in dieſer Zahl nicht enthalten. Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Verein für Sport- und Körperpflege 1896. Unſere Uebungsſtunden finden wie folgt ſtatt: Mittwoch und Samstag: Ringen, Stemmen und B 25. re r „Und wenn ich bereit bin, ſofern Sie blei— ben, Schweſter Gerlinde, als die Pflegerin von Klaus bleiben, die Borſumburg zu verlaſſen — würden Sie auch dann gehen?“ „Auch dann, Herr Graf. Ich könnte doch nicht zugeben, daß Sie meinetwegen Ihr ge— liebtes Kind verlaſſen.“ „Und wenn ich bliebe, Gerlinde, und Ih— nen geloben würde, niemals wieder auf mei— nen Wunſch zurück zu kommen— würden Sie auch dann auf Ihrem Entſchluß beharren?“ Purpurglut überflog das holde Antlitz der Schweſter. „Auch dann“, kam es leiſe von ihren Lip— pen, während ſie ſtehenblieb und weithin über das Watt ſah, das in ſchwerer Dünung jetzt vor ihnen lag.„Ich könnte es nicht ertragen“, kam es faſt unhörbar von ihren Lippen. Da jauchzte der Graf hell auf. „Du liebſt mich“, jubelte er,„ich wußte es ja, Gerlinde, du liebſt mich.“ Und ehe ſie es hindern konnte, hatte er ſie feſt in ſeine Arme und an ſein Herz gezogen, und ſein heißer Mund ſuchte den ihren. Sie wollte ſich ihm entwinden, aber vor ſei— nem zwingenden Blick barg ſie ſchluchzend ihr Haupt an ſeiner Bruſt. „Sage noch, daß du mich und den Jungen im Stich laſſen willſt“, ſchmeichelte er, ſich tief zu ihr herabbeugend,„ſage noch, daß du dein Werk, mich zu entſühnen und den Jungen dem Leben wiederzugeben, nicht vollenden willſt? Iſt es weniger, als wenn du da draußen im Dienſte der Menſchheit das Deine tuſt? Ich liebte dich vom erſten Augenblick an, da du als Lichtſpenderin in mein armes, graues Leben trateſt. Und nun halte ich dich, Gerlinde, für meines Lebens Fahrt, möge ſie nun kurz oder lang bemeſſen ſein. Folgſt du mir?“ 8 blickend, zurück.„Du haſt recht, Hark. Mein Werk hier iſt noch nicht vollendet. Aber ſelbſt, wenn ihr mich nicht brauchen würdet, ich kann ja gar nicht fort von euch, denn ich liebe dich, ich liebe dich!“ Da riß er ſie wieder ungeſtüm an ſein Herz, aber er küßte ihre friſchen Lippen, die ſie ihm bot, in heiliger Andacht. „Mein geliebtes Weib.“ Die Schweſternhaube war Gerlinde von Haupte geſunken. Frei und ſtolz in der Fülle ihrer dunklen Haarpracht ſtand ſie im Früh— lingslicht und ſah mit leuchtenden Augen in die Ferne. „Es dünt das Meer“, ſagte ſie, auf eine lange Welle deutend, die auf den Strand lief. „Wie ein Herzſchlag iſt's, der aus der Tiefe quillt.“ Er hielt ſie feſt an ſeiner Bruſt. „Wie ſchön biſt du, Gerlinde“, ſagte er, die dunkle Pracht ihres Haares mit den Augen umfaſſend. „O weh, meine arme Haube“, ſeufzte ſie mit halb wehem, halb glücklichem Lächeln, „nun biſt auch du dahin.“ 32 Hark ſchaute ihr tief in die Augen. „Wir wollen ſie heilig halten, deine Haube, Gerlinde, und ſie für Kind und Kindeskinder aufheben als Zeichen, daß das höchſte Glück des Weibes im Wirken liegt. Und dieſes Wir⸗ ken für andere, Gerlinde, das ſollſt du auch nicht aufgeben. Spende es ſoviel wie du magſt, den Deinen und überall, wo es not tut, und ich will dir beiſtehen mit meiner ganzen Kraft.“ „Du Guter“, kam es zaghaft und doch innig von Gerlindes Lippen, und daun ſagte ſte, ſtehen 2 Boxen; Montag und Freitag: Jiu Jitſu; Diens⸗ tag Turnerinen. D. Uebungsleiter. Odeuwaldklub(Ortsgruppe Viernheim). Am Mitt⸗ woch, den 21. ds. Mts. abends 8 ½ Uhr Klub⸗ abend im Lokal.— Am Sonntag, den 25. 1. 31 Wanderung: Rimbach, Tromm, Kochenbach, Hartenrod, Waldmichelbach. Näheres im Klubabend. f Sport und Spiel. Kreis Untorbaden. In prächtigem Spiele holten fich geſtern die „Grünen“ gegen die tapfer kämpfenden Feudenheimer mit 3:1 Toren die Punkte. Infolge ſchlechten Wetters mußten wiederum zwei Spiele ansfallen und zwar Phönix— 1913 und Weinheim— 1846 M, heim. Wir hoffen jedoch, daß ſich ſolch unerquickliche und unſportliche Vorfälle wie es bei dem Spiel der 2. Mannſchaft war, nicht mehr wiederholen und em- pfehlen dem Spielausſchuß in Anbetracht des An- ſehens des Sportes und insbeſondere des Vereins hier rückſichtslos einzugreifen. Die Reſultate: Viernheim Feudenheim Heddesheim— Friedrichsfeld Käfertal— Altrip Edingen— Neckarhauſen Tabelle: Vereine Sp. gew. un. Phönix M' heim 12 Viernheim 14 Heddesheim 14 Altrip 14 Käfertal 13 Feudenheim 14 Friedrichsfeld 14 Weinheim 0 Neckarhauſen Edingen TV. 46 M'heim 1913 M'heim O n n — Filmſchau Central-Filmpalaſt. Harry Liedtke„Der keuſche Joſef“,„Stolzen⸗ fels am Rhein“,„Die Glücksjäger.“ heute nochmals im Cefipa. 1. Platz 50 Pfennig. Der vielen Nachfrage wegen auf heute verlängert. Benützen auch Sie die letzte Gelegenheit und ver⸗ ſäumen Sie nicht das großartige Tonfilmprogramm. Die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen finden Sie ſtets im Cefipa. Ein Beſuch überzeugt. Wer. ment Mserler l. Kundan und Areun vorhiert! „Ich folge dir“, gab ſie, ſelig zu ihm auf— bleibend und ſelig die Hände faltend: Hörſt du „Die Oſterglocken läuten, Hark ſie?“ Aus Meerestiefen ſchwebten ſie herauf, wie die Glocken der verſunkenen Stadt, gie nur einmal allen Glücklichen klingen. Auch meine Seele iſt neu erſtanden, auch mir iſt herrlich ein neues Oſtern aufgewacht, ſeitdem ich dich gefunden, meine Herlinde.“ Im Silberlicht funkelte das Meer. Alle Frühlingsknoſpen drängten dem glü— henden Sommer entgegen, als Graf Hark die ſo heiß erſehnte Braut in ſeine alte, graue Burg führte, die ganz blau von Veilchen um— blüht war. Die Kinder mit der Großmama frohlockten dem Paar ſtrahlend vom Söller entgegen. Da hob Gerlinde ihre Schweſternhaube und ließ ſie wie eine Siegesfahne grüßend über ihrem Haupte wehen. Und die Frühlingsnacht ſenkte ſich über die Borſumburg, und das Meer rauſchte ſeine ewigen Lieder. Und ganz fern, da hob ſich im Mondlicht, ſilberſchimmernd wie ein Gruß aus Märchenland, Hallig Hooge empor. Und wer in der Oſternacht ein ſolches Zau— bereiland erſchaut, zu dem kommt das Glück, heißt es in einer alten frieſiſchen Sage. Schweſter Gerlinde hat die Wahrheit dieſes alten Märchens in einem reich geſegneten Le— ben für die Ihren, im Wohltun für andere er probt. Das alte Wappen der Borſumer— zwei gekreuzte Schwerter— aber zeigte ſeit Ger⸗ lindes Hochzeitstag noch eine weiße Haube über dem blanken Schild mit dem Wahlſpruch: „Schafft Freude.“ —:j Ende.——