Lokale Nachrichten Oeffentliche Aufforderung. Das Finanzamt Heppenheim veröffentlicht in heutiger Nummer eine Bekanntmachung, in welcher auf die Verpflichtung zur Abgabe von Steuererklärungen für die Frühjahrsveranlagung 1931 ausdrücklich hingewieſen wird. Die hieſigen Steuerzahler wer⸗ den der Wichtigkeit halber auf dieſe Bekannt- machung beſonders aufmerkfam gemacht, um ſie vor Nachteilen zu bewahren. * Sänger-Einheit. das heutige Inſerat beachten. FT. V. gadenia Feudenheim ge miunt abermals den Mannſchaftskampf mit 3 Punkten Porſprung vor Turner⸗ bund Viernheim. Zum 3. und gleichzeitig letzten Male trafen ſich am verfloſſenen Samstag abend vor einem faſt vollbeſetzten Saal die Turner riegen von T. V. Badenia Feudenheim, T. V. 1847 Waldhof und T. B. Viernheim zur Durchführung eines Mannſchaftskampfes. Nachdem der 2. Vor- ſitzende, Herr H. Winkenbach, die auswärtigen Turner wie Gäſte ſowie die hieſigen Beſucher der Veranſtaltung aufs herzlichſte begrüßt hatte, begann der unter dem neutralen Kampfgericht vom Städte— gau Mannheim ſpannend erwartete Kampf. Mit 256 Punkten ſchied Feudenheim zum 3. Mal als ſiegende Mannſchaft aus dem ſo ſchön verlaufenen Treffen. Dicht auf den Ferſen der Sieger folgt Viernheim mit 253 Punkten. Waldhof dagegen kann nur auf 212 Punkte kommen. Leider konnte die hieſige Riege nicht komplett erſcheinen. Durch plötzliche Erkrankung zweier guter Turner mußte der Turnerbund mit Erſatz antreten. Wäre dies nicht der Fall geweſen, ſo hätten die Viernheimer diesmal mit Beſtimmtheit die erſte Stelle einge— nommen. Wir können unſerer Mannſchaft trotz alledem zu dieſem ehrenvollen Abſchneiden nur gra— tulieren. Eine beſondere Gratulation gilt jedoch unſerem geehrten Kämpen Hans Effler. Mit 50 Punkten konnte er als erſter Einzelſieger aus dem Kampf gehen. Zweiter wurde Seuferts-Feudenheim mit 48 Punkten u. 3. Matth. Träger⸗Viernheim mit 47 Punkten Spannend wechſelten die Uebungen an den verſchiedenen Geräten. Mit wunderſchönen Freiübungen und Reigen füllten die Turnerinnen die Pauſen aus. Nachdem ſich das Programm des Abends ſoweit abgewickelt hatte, ergriff Vorſtands⸗ mitglied K. Hoock noch das Wort zu einigen be— rechtigten Ausführungen über das Geräte- bezw. Mannſchaftsturnen. Anſchließend verbrachte man dann noch unter den Gäſten einige gemütliche Die Sänger wollen Stunden. Der hieſige Turnerbund kann mit Stolz auf dieſen Kampf zurückblicken und wünſchen wir ihm fernerhin auf dieſem Gebiete weitere Erfolge. „Gut Heil“. i em. Sport⸗ Berichte finden unter dieſer Rubrik Aufnahme, müſſen aber kürzeſt abgefaßt ſein. CPP èͤVb DK-Sport. Die erſte Fußballelf nimmt im Gau Mannheim an der Verbands ⸗Nachrunde außer Konkurrenz teil. Feudenheim 1.— Viernheim 1. 2:3. Seit kurzer Zeit ſchweben Verhandlungen mit der Gauleitung Mannheim die für den Anſchluß der Gruppe Viernheim bezw. der 1. Fußballelf an den Gau Mannheim erſtreben. Man rechnet bis zum Herbſt eine günſtige Lböſung dieſer Frage gefunden zu haben. In Verbindung mit dieſer Frage wurde die Frage der Beteiligung an der Nachrunde die am letzten Sonntag begonnen hat erörtert, um Viernheim aus der Spielnot bis zum Beginn der heſſ. Gau- und Kreisſpielen zu helfen. Ueberraſchenderweiſe konnte Viernheim am Sams- tag abend noch auf leichte Weiſe in die Terminliſte eingeſchoben werden, da Neckarſtadt ganz unerwar⸗ tet von den weiteren Gauſpielen zurückgetreten iſt. Viernheim trat an die Stelle von Neckarſtadt und trägt für dieſelben die Nachrunde außer Konkur— renz aus. Der erſte Gegner war Feudenheim, auf deſſen Platz, welches Spiel am letzten Sonn- ag zum Austrag kam. Viernheim konnte mit Er— ſatz einen knappen Sieg erringen. Das Spiel hinterließ in Mannheim einen guten Eindruck. Man bringt der heſſ. Mannſchaft große Sympathie entgegen. Nach dem ſonntäglichen Spiele ſieht die Tabelle wie folgt aus: Fußball⸗Gauklaſſe Waldhof 10 Spiele 45:9 Tore 1713 Neckarau 10„ 4814 17:3 Sandhofen 9„ 27:10 13:5 Oftrrsheim 9 24.33 11:9 Viernheim ag. 10 40:15 11:9 Hockenheim 9 12:16 7-11 Plankſtadt 9 15:23 711 Feudenheim 10 12:54 6:14 Eintracht rhein 13:50 5:13 Rot-Weiß 10 14:33 4:16 Am nächſten Sonntag kommt Plankſtadt nach Viernheim. Es ſiud mit dieſer Vereinbarung für das Sportpublikum von Viernheim genußreiche Verbangsſpiele zu erwarten, zu deſſen Beſuch wir heute ſchon einladen. Punkte Wochenplan der Di.: Dienstag: 8 Uhr Turnſtunde. b 9 Uhr Spielausſchußſitzung in der Harmonie. Mittwoch: Das Schülertr. fällt aus. Dafür können die Schülerſportler am Donnerstag die Turn- ſtunde beſuchen. 8-10 Uhr: Tr. für 1. und 2. Fußballmannſch. 1. und 2. Privat, Junioren und 1. Fußballjugend. Donnerstag: 5¼— 7 Uhr: Schülerturnſtunde. 8-10 Uhr: Training für 2. und 3. Fußball⸗ jug., die Handballmannſchaften u. die Fauſtballer. Freitag: 8 Uhr Turnſtunde. 9 Uhr Spielerverſammlung. Montag: 5¼—7 Uhr Schülerturnſtunde. 8 Uhr Uebungsſtunde für Pfeifer. 9 Uhr Uebungsſtunde für Trommler. Wald ſportplatz. Feudenheim auf dem Waldſportplaß 3:1 geſchlagen! Feudenheim hatte natürlich mal wieder im Voraus gewonnen, wie alle anderen Gegner. Sicher iſt es, daß ausgerechnet die Viernheimer ſtets hart zu kämpfen, weil die Konkurrenz eben gerade gegen dir Grünen in Hochform iſt. Es iſt für uns eine ganz beſondere Freude, endlich ein- mal berichten zu können, daß das Spiel der erſten Mannſchaft gegen Feudenheim in wirklich ſehr an⸗ ſtändiger, ſelten geſehener Weiſe ausgetragen wurde. Dafür ſtand aber auch ein ganz erſtklaſſiger Schieds- richter, Glöckner— V.f R. Pirmaſens über den Parteien, ein Mann, der die ſchwerſten Kämpfe in unübertrefflicher Weiſe geleitet hat. Der Sturm der Vereinigten zeigte endlich, daß er auch ſchießen kann. So muß es ſein. Aber nach der Pauſe ging natürlich die Einzeltaktik los. Die Folge war f nur ein Tor. Abgeben und im 16 m.-Raum ſchie⸗ ßen iſt Grundbedingung für Tore, es iſt doch egal wer ſie ſchießt. Die Läuferreihe war beſſer wie ſonſt. Der rechte Läufer hat ſich wieder auf ſeine frühere Glanzform beſonnen. Der Mittelläufer arbeitete auch beſſer, aber flacher in Zukunft. Die linke Seite war etwas ſchwächer wie ſonſt, ohne aber ſchlecht zu ſein. Die Verteidigung war nicht auf der ſonſtigen Höhe. Es gab öfters Fehlſchläge und Eckbälle gab es in Maſſe. Warum wird der Ball nicht vorher ins Aus geſchlagen? Weg mit dem Ball! Der Torwart war wie üblich, bei dem Tor war ihm die Ausſicht geſperrt. Die Entſchei⸗ dung fiel ſchon vor der Pauſe. Vallendor gab dem Feudenheimer zweimal das Nachſehen. Nach der Pauſe ſchoß H Schmidt den 3. Treffer, auf einen Eckball. Im übrigen hätte das Spiel höher ge⸗ wennen werden können. Kiß K. und Gebrüder Wochenplan der Sp.⸗Bgg. Dienstag und Donnerstag Nachm. Platztraining der 1. Mannſchaft. 8 Mittwoch abend 8 Uhr Spielausſchuß im Lokal, Zuſammenkunft der Jugend. Ferner werden diejenigen Spieler, die in der neuen Sonder⸗ mannſchaft ſpielen wollen, am Mittwoch Abend ins Lokal gebeten. Freitag nachm. Platztraining der unteren Mannſch. und Jugend. Freitag nachm. 5,37 Uhr OCG. Abfahrt der Spie ⸗ ler zum Sportarzt in Mannheim. PP ²·0 A Kb Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden CCC ͤ v Odenwaldklub(Ortsgruppe Viernheim). Am Mitt⸗ woch, den 21. ds. Mts. abends 8 ½ Uhr Klub⸗ abend im Lokal.— Am Sonntag, den 25. 1. 31 Wanderung: Rimbach, Tromm, Kochenbach, Hartenrod, Waldmichelbach. Näheres im Klubabend. Turugenoſſenſchaft. Heute abend 8 Uhr beginnen wieder die Turnſtunden im Lokal zum Goldenen Karpfen. Da in nächſter Zeit der Bezirksmeiſter im Geräteturnen ausgetragen wird, iſt es Pflicht, daß ein jeder Turner erſcheint. Der Turnwart. Sonntag, den 25. Januar 1931, nachmittags 2 Uhr, findet unſere diesjährige Generalverſamm- lung im Lokal„Zum Goldenen Karpfen“ ſtatt, mit der üblichen Tagesordnung. Anträge und Wünſche zur Generalverſammlung können bis Samstag, den 24. ds. Mts., bei dem Vorſ. Beckenbach abgegeben werden. Hierzu laden wir alle Mitglieder recht herzlich ein. Der Vorſtand. Sänger⸗Einheit. Dienstag und Mittwoch, jeweils abends 8 Uhr, Zuſammenkunft im Lokal. Jeder Sänger wolle zur Stelle ſein, ſowie auf Pünkt⸗ lichkeit Wert legen. Der Vorſtand. Vogelfutter Taubenfutter Geflügelfutter in allen Sorten für Jung- und Alttiere zu haben bei Pfenning hatten rieſiges Pech. Alois Walter Gemeindekaſſe. Morgen Mittwoch, ab 2 1931 abgegeben: Großes Losholz vom älteſten Ortsbürger bis Franz Dewald 5. geb. am 25. 4. 61 Kleines Losholz K. Scheit von Ad. Knapp 2., bis zum letzten Bezugsberechtigten und vom bis Gg. Grammig 2., geb. am 30. 3. 55 K. Knüppel von Nik. Dieter 1., geb. am 15 Knapp 4, geb. am 7. 2. 73 Ergänzungsholz von Jakob Burkert 2., geb. am 3. 10. 59 bis Ad. Ringhof 1., geb. am 5. 3. 62 Windfallholz von Joh Weidner 12., geb. am 21. 10. 93 bis Joh. Friedel 2., geb. am 11. 8. 94 Eichen Knüppel von Frz. Ad. Petry 1., geb. Friedrich Hanf 1., geb. am 2. 11. 94 Kiefern Stöcke von Joh. Peter Lantz 1., geb. am 24. 2. 88 Friedrich Hofmann 2., geb. am 16. 7. 89 Knüppel Reiſig von Leonh. Hoock 2., geb. am Jak. Koob 5., geb. am 15. 6. 68 Kiefern Wellen von Adam Roſchauer 1., geb. Georg Stumpf 1., geb. am 19. 2. 80 Eichen Wellen von Philipp Kamuff J., geb. am 12. 3. 05 bis bis Ad. Ludwig Haas 1., geb. am 16. 3. 05 Es wird ausdrücklich darauf hingewieſen, daß vormittags noch keine Ab— fuhrſcheine zu haben ſind. Uhr nachmittags wird an Rezeßholz für Auflage Mk. 21.— geb. am 29. 12. 80 älteſten Ortsbürger 12. 65 bis Mich. am 13. 7. 94 bis 25. 11. 64 bis am 17. 6. 68 bis ferrensonen nur 3.0 fn. Herreniteek nur.- fl. Sohlen genäht 50 Pfg. mehr. 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Die durch das Einkommen- ſteuergeſetz, Körperſchaftsſteuergeſetz und Umſatzſteuer— geſetz begründete Verpflichtung, eine Steuererklärung abzugeben, auch wenn ein Vordruck nicht überſandt iſt, bleibt unberührt; erforderlichenfalls haben die Pflichtigen Vordrucke vom Finanzamt anzufordern. Heppenheim, den 19. Januar 1931. Das Finanzamt. 1 Der Vorſtaͤnd. Schlafzimmer, neu, von uns zuſammengeſtellt, die einzelnen Teile paſſen je⸗ doch ſehr gut zuſammen, beſt. aus:! Kleiderſchrank, 2 Bettſtellen, 2 Nacht⸗ tiſchen, 1 ſchöne Waſchkom⸗ mode mit Spiegelaufſatz mit 2 Stühlen für Rm. 197.— zu verkaufen. Beſte Gelegenheit, ſich für wenig lsöGeld ein neues Schlafzim⸗ mer zu kaufen. Evtl. neh⸗ men wir Ihr altes Schlaf⸗ zimmer in Zahlung. Landes, Mannheim⸗Lindenhof, Bellenſtraße 2(Alte Oel⸗ fabrik). Durchgehend geöffnet. Der Rabatt- — TEL. 29, Auf meinen Hanllur-Ausberhauf 2 Zimmer u. Hüche per 1 Febr. 1931 zu vermieten. Von wem, ſagt die Exp. ds. 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Während aber im Lauſe der Entwicklung das Volk immer mehr an den Staat herangebracht wurde dadurch, daß man es im Zuge der konſtitutionellen und ſpäter dann der demokratiſchen Entwicklung an der Mitbeſtim— mung der Geſchicke des Staates ſelbſt beteiligte. ſehen wir uns jetzt einer anderen, um vieles grö— ßeren Kluft gegenüber, die ſich in der inneren Enutzweiung des Volkes und in der Kampfſtellung weiter Schichten gegen den Staat dokumentiert. Wenn wir das Reich erhalten wollen, müſſen wir dieſe Kluft schließen. Das war die Forde⸗ vung, die der hochbetagte Geheimrat Proſeſſor Dr. Kahl bei der in Gegenwart des Herrn Reichspraſidenten vollzogenen Reichsgründungs⸗ feier im Reichstag aufgeſtellt hat. Kaum ein anderer iſt mehr und beſſer dazu legitimiert, dieſe Forderung aufzuſtellen, denn Geheimrat Kahl iſt 185 einer der wenigen Ueberlebenden, die ſchon bei der Reichsgründungsjeier im Schloſſe zu Ver⸗ ffailles vor 60 Jahren zugegen waren, und ſein ganzes wiſſenſchaftliches, wie dann politiſches und parlamentariſches Arbeiten galt der Annähe— rung zwiſchen Volt und Staat und der Ueber⸗ windung der tiefen Gegenſätze, die das Volk zu einer inneren Einheit namentlich in den letzten Jahren nicht mehr aufkommen ließen. Man kann es verſtehen, wenn Proſeſſor Kahl auf ſeine eigenen Gewiſſensbedenken bei der Um- zwälzung der politiſchen Dinge hinwies, aber auch betonte, daß für ihn wie für alle diejenigen, wie es mit Volt und Vaterland gut meinen, die Arbeit am Staate und ſeinem Gedeihen oberſtes Geſetz ſein mußte und ſein muß. Wenn eine Perſönlichteit wie Profeſſor Kahl das Wort prägt: „Grundſätzlicher Kampf gegen„dieſen“ Staat, will ſagen gegen ſein bberſtes Grundgeſetz, leine Verfaſſung, kann und darf niemals WVöoltsparole ſein“, dann ſollte dieſe Meinung aus ſolchem Munde allen Parteien, allen Schichten der Bevölterung, aber auch vor allem den atademiſchen Bürgern, deren Haupt und Zierde Proſeſſor Kahl mit Recht genannt werden kann, eine Parobe ſein. undo wir alle ſollien es zu würdigen wiſſen, welche Bedeutung in dem Munde dieſes, von tieſſtem Gerechtigteusgefühl durchdrungenen Mannes, des Hüters des deutſchen Rechts, die Mahnung hat: „Mehr Vertrauen, mehr Geduld und mehr Dankbarkeit!“ „Das ſind in der Tat die Grundpfeiler, die den Staat zu tragen haben, und das ſind die Ele— mente, die das Volk mit dem Staate verbinden, um zu der rechten Einheit und Einigkeit zu kom- men. Trotz allen ſchweren Schickſalsſchlägen iſt die Einheit des deutſchen Volkes als wertvoll ſtes Gut uns erhalten geblieben. Dieſe Eiaheit zu feſtigen und für alle Zeiten zu ſichern dadurch, daß die Kluft zwiſchen Volk und Staat geſchloſſen wird, iſt das dringendſte Gebot der Not unſerer Tage. ö 5 . ö Konſtituierende Sitzung des Ständigen Internationalen Gerichtshofes wtb. Haag, 20. Jan. Heute vormittag fand im Großen Sitzungssaal des Haager Friedens⸗ palaſtes die erſte Sitzung des Ständigen In⸗ ternationalen Gerichtshofes in ſeiner neuen im September v. Is. in Genf vom Völkerbund beſchloſſenen Zuſammenſetzung ſtatt. Die Sit— zung, an der in Abweſenheit der chineſiſchen ſowie amerikaniſchen und cubaniſchen Mit⸗ glieder des Richterkollegiums 12 Richter, darun⸗ ter zum erſten Male das deutſche Mitglied, Prof. Schücking, teilnahmen, war nur von kur⸗ zer Dauer. Der Präſident des Gerichtshofes Adatſchi(Japan), der Vizepräſident Guerrero (Salvador) ſowie die übrigen neuen Mitglte⸗ der wurden feierlichſt vereidigt. Vorher hatte auf Aufforderung des Präſidenten der Gene⸗ ralſekretärs des Gerichtshofes, Hammorfklöld (Schweden) die Völkerbundsbeſchlüſſe verleſen, in denen die Zuſammenſetzung und Konſtitu— ierung des Gerichtshofes in ſeiner neuen Ge— ſtalt enthalten iſt. Wie verlautet, dürfte der erſte Streitfall, mit dem ſich der Gerichtshof zu befaſſen haben wird, wahrſcheinlich die deutſch⸗polniſche Mei⸗ nungsverſchiedenheit wegen der deutſchen Min⸗ derheitsſchulen in Oſt⸗Oberſchleſien betreffen. Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expebitionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Mittwoch, den 21. Januar 1931 48. Jahrgang Schreckliches Cawinenunglück an der Benediktenwand 9 Skifahrer verſchüttet— 7 Tote, 1 Schwerverletzter wtb. Benediktbeuern, 20. Jan.(Radio!) Heute nachmittag, kurz nach 3 Uhr, ereignete ſich an der Oſtſeite der Benediktenwand ein furchtbares Lawinenunglück. Ein Skikurs der wine überraſcht und neun Mann wurden in die Tieſe geriſſen. Durch die ſofort aufgenom⸗ menen Bergungsarbeiten konnte bis jetzt nur ein Mann bewußtlos geborgen werden. Die übrigen acht ſind noch verſchüttet und es kann kaum noch mit ihrer Rettung ge⸗ rechnet werden. Auf ſofortigem Alarm gingen von Beuedikt⸗ beuern, Bad Tölz Mannſchaften des Alpinen Rettungsdienſtes zur Hilfeleiſtung ab. Auch aus München iſt eine Rettungsexpedition im Kraftwagen an die Unglücksſtelle gefahren. wib. Benediktbeuern, 20. Jan. Zu dem La⸗ winenunglück an der Benediktenwand wird wei⸗ ter gemeldet; Gegen 19.30 Uhr traf die Benedikt⸗ beuerer Rettungskolonne, an der Mannſchaften der Sanitätskolonne des Gebirgsunfalldienſtes und des Sportvereins Benediktbeuern teilnah⸗ men, an der Unfallſtelle ein. Dex Anſtieg geſtal⸗ tete ſich wegen der außerordentlich ſtarken Ver⸗ eiſung aller Wege äußerſt ſchwierig. Die Ber— gungsarbeiten wurden ſofort mit allem Nachdruck aufgenommen. Die anderen Rettungsexpeditio— nen waren, ſoweit bisher bekannt, um 20 Uhr noch nicht an der Unglücksſtelle eingetroffen. Auch Einladung Ruß S die Namen der Verunglückten konnten noch nicht ermittelt werden. Das Lawinenunglück von Benediktbeuern. wtb Benediktbeuern, 20. Jan. Zu dem Lawi— nenunglück an der Bendikten-Wand erfahren wir folgende weitere Einzelheiten: Auf der der Landespolizei gehörenden Prob— ſten⸗Alm ſind zurzeit verſchiedene Mannſchaften der Landespolizei ſtationiert, die im dortigen Gebiet unter der Leitung eines eigenen Lehrers an einem Ski-Kurs teilnehmen. Heute nachmit⸗ tag gegen 3,15 Uhr übten die Kursteilnehmer am Steilhang zwiſchen dem Benedikten-Wand-Oſtgrat und den Achſelköpfen, als ſich plötzlich eine ge— waltige Lawine löſte und neun Mann mit ſich in die Tiefe riß. Der Heittenwirt der Landes polizei beobachtete mit einigen auf der Hütte verbliebenen Mannſchafte das Unglück und ſofort eilie ein Meldefahrer nach der 20 Minuten entfernten Tutzinger Hütte, um telefoniſch Hilie zu erbitten. Wegen der ſtark vereiſten Wege konn— ten die von Bad Tölz, Lenggries und Benedik beuern alarmierten Hilfsmannſchaften bis jetz (18 Uhr) noch nicht an die Unfallſtelle gelangen. Z. Zt. ſind nur drei bis vier Mann der Landes polizei mit den Bergungsarbeiten beſchäftigt konnten aber von den acht Verſchütteten bis jetzt noch niemand befreien. Die Arbeiten werden die ganze Nacht mit Hilfe von Scheinwerfern fortge— ſetzt. Der Kurs beſtand aus einem Offizier leutnant Remold) und 14 Mann. Am 21. Januar lands (Ober⸗ endgültig beſchloſſen Einladung an Danzig durch Polen verhindert Einladung Rußlands und der Türkei endgültig beſchloſſen. wtb. Genf, 20. Jan. Die Europakonferenz hat heute mittag den Vorſchlag des Ausſchuſſes die europäiſchen Nichmitgliedsſtaaten des Völ— kerbundes zu den Arbeiten der Europa-Kon⸗ ferenz über die Wirtſchaftsfragen einzuladen, angenommen. Der norwegiſche Miniſterpräſi— dent Mohwinckel erklärte kurz, er halte dieſe Einladung für verfrüht. Es wäre beſſer ge— weſen, wenn die Konferenz zu dem Memoran— dum der däniſchen Regierung, das konkrete Vorſchläge über Arbeitsmethoden enthält, Stellung genommen hätte und ſpäter eine Ein— ladung an Rußland und die Türkei ergangen wäre. Dieſem Vorbehalt, der von dem Präſi— dent der Konferenz, Briand, zur Kenntnis ge— nommen wurde, ſchloſſen ſich die Vertreter Bel— giens, Spaniens, Hollands, Schwedens, Jugo— ſlawiens und der Schweiz an. Kein Antrag auf Einladung Danzigs zur Europakonferenz. wib. Genf, 20. Jan. Bekanntlich hatte die Freie Stadt Danzig Polen erſucht, auf der Europa-Konferenz den Antrag zu ſtellen, daß; auch Danzig zu den künftigen Arbeiten des europäiſchen Studienkomitees eingeladen wer— de. Der polniſche Außenminiſter Zaleſki hat jedoch dem Wunſche Danzigs nicht entſprochen, was wiederum kennzeichnend dafür iſt, wie Polen, das bekanntlich die Aufgabe hat, die Freie Stadt Danzig diplomatiſch zu vertreten, dieſes Mandat ausführt. Dieſes Verhalten Po— lens iſt hier umſomehr aufgefallen, als die däniſche Regierung Islands, das gleichfalls an den Arbeiten der Europa-Konferenz teilnehmen will, ohne wei— teres entſprochen und einen entſprechenden An— trag beim Vorſitzenden der Konferenz, Briand, geſtellt hat, mit dem Erfolg, daß nunmehr Is land ebenſo wie Sowjetrußland und die Tür Island, das jetzt zu der Konferenz hinzugezo gen wird, 100 000 Einwohner hat und Luxem burg, das aufgrund ſeiner Mitgliedſchaft im Völkerbund bereits der Konferenz angehört, nur 200 000 Einwohner zählt, während Dan— zig, das durch das Verhalten Polens von der Konferenzarbeit ausgeſchloſſen wird, eine Be— völkerung von 406 000 Seelen hat. Schiebungen mit Naffeehaus⸗ Wechſeln Für 1,5 Millionen gefälſchte Wechſel enb Berlin, 20. Jan.(Eigene Meldung). Vor etwa vier Wochen beſchlagnahmte die Berliner Kriminalpolizei zwei gefälſchte Wechſel. Wie die Unterſuchung ergab, hatte eine Geſellſchaft von Wechſelſchwindlern ungefähr 90 gefälſchte Wech⸗ ſel, die auf den Namen großer weſtdeutſcher und rheiniſcher Firmen ausgeſtellt waren, in den Verkehr gebracht. Dieſe Wechſel waren auf insge⸗ ſamt ungefähr 1.5 Millionen Mark ausgeſtellt. Die beiden beſchlagnahmten Wechſel hatten Mit⸗ glieder der Fälſcher⸗Geſellſchaft bei zwei kleinen Bankgeſchäften untergebracht. Alle geſälſchten Wechſel ſcheinen in Kaffees in Umlauf gebracht worden zu ſein. Eine Bekanntgabe bieſer betwi⸗ geriſchen Handlungen war bisher nicht erfolgt, weil die Behörden fürchteten, daß dadurch die Ergreifung der Betrüger verhindert werden könnte. Nachdem jedoch die Angelegenheit nun⸗ mehr in die Oeffentlichkeit gelangt iſt, hat die Polizeni die wichtigſten Angaben zur Verbrei⸗ tung freigegeben. Die Unterſuchung geht weiter. einem ähnlichen Wunſche; wäre der Kurs nach einwöchiger Dauer zu Ende gegangen. Wie verlautet, iſt der bis jetzt Gebor— gene der Oberleutnant Remold. Bergung eines Schwerverletzten. wtb. Benediktbeuern, 20. Jan. Der Rettungskolonne gelang es nach angeſtrengter Arbeit gegen 10 Uhr abends einen der ver— ſchütteten Landespolizeibeamten ſchwer verletzt zu bergen. Von den übrigen ſieben konnte noch leine Spur gefunden werden. Die Bergungsarbeiten an der wand. Benediktbeuern, 21. Jan. Zum La⸗ winenunglück an der Benediktenwand erfährt der Landesdienſt des Süddeutſchen Korreſpon⸗ denzbüros noch: Erſt gegen 9.30 Uhr abends trafen geſtern die Rettungsexpeditionen aus Penzberg und Bad Tölz an der Stätte des Unglücks ein, während die Mannſchaften aus Lengrios und München noch unterwegs ſind. Die außergewöhnlich große Lawine war in einer Breite von 60 Metern 150 Meter nie⸗ dergegangen. Ihre Tiefe betrug 3 Meter. Zur Zeit ſind die Bergungsmannſchaften unter Lei⸗ tung des geretteten Oberleutnants Remold da⸗ mit beſchäftigt, durch die Schneemaſſen Gräben zu ziehen. Die Arbeiten werden durch die un⸗ günſtige Witterung— es regnet— erſchwert. a* Tagesnachrichten 15 Jahre Zuchthaus wegen Verrates militäriſcher Geheimniſſe. wtb. Leipzig, 20. Jan. Der Vierte Straf— ſenat des Reichsgerichts verurteilte heute den 26 Jahre alten früheren Obergefreiten der Reichswehr Friedrich Serpe aus Paderborn wegen fortgeſetzten Verrates militäriſcher Be— heimniſſes in Tateinheit mit fortgeſetztem ink- litäriſchem Diebſtahl zu 15 Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrenrechtsverluſt. Ferner wurde die Entfernung aus dem Heere ange— ordnet und die Zuläſſigkeit der Stellung unter Polizeiaufſicht ausgeſprochen. Das Gericht er— achtete den Angeklagten für voll überführt, Ge— genſtände und Nachrichten, die im Intereſſe der Landesverteidigung geheim zu halten waren, :. 52— 14 Ir rei or 0 3 habe kei eingeladen wird. Es ſei noch bemerkt, daß an Frankreich verraten zu haben. Tragödie eines Gelehrten Selbſtmord in den Räumen der Phyſikaliſch⸗ Techniſchen Reichsanſtalt. enb Berlin, 20. Jan.(Eigene Meldung). In der Phyſikaliſch-Techniſchen Reichsanſtalt wurde heute morgen der 30jährige Wiſſenſchaftler Dr. Rudolf Schingnitz, der in der Goerickeſtraße 27 wohnte, tot aufgefunden, Dr Schingnitz hat ſich mit Gas vergiftet. Dr. Schingnitz, der mit Unterſuchungen über Oele und Fette beſchäftigt war, hatte ſich vor Monaten eine Grippe zugezogen und ſich in den letzten acht Wochen zur Erholung in ſeiner Hei— mat in Süddeutſchland aufgehalten. Am Sams⸗— tag kehrte Dr. Schingnitz nach Berlin zurück und nahm geſtern ſeine Arbeiten wieder auf. Als alle anderen Kollegen die Arbeitsräume verlaſſen hatten, ging er in den Prüfraum und öffnete die Gashähne. Die Angeſtellten d. Phyſikaliſch-Tech⸗ niſchen Reichsanſtalt fanden Dr. Schingnitz heute früh tot auf. Aus Abſchiedsbriefen geht hervor, daß der hoffnungsvolle junge Forſcher wegen ſeiner Krankheit Selbſtmord verübt hat. . Schöne Worte über die Abrüſtung rü bl dem völkerbundsrat— Curtius legt den deutſchen eee e— Appen Henderſons und Grandi 0 8 weib Genf, 20. Jan. Der Völkerbundsrat begann heute vormittag ſeine Beratungen über die Einberufung der Abrüſtungskonfe⸗ renz. Der Pakt hat die Aufgabe, das Datum für dieſe Konferenz, die im Völkerbundspalt vorgeſehen und bisher immer wieder verſcho⸗ ben worden iſt feſtzuſetzen. Die heutige Sitzung begann mit dem Be⸗ richt des ſpaniſchen Geſandten in Paris Qui⸗ nones de Leon Dieſer Bericht enthält nuch keine Angaben über das Datum und den Ort der Konferenz. ſondern beſchränkt ſich auf eine kurze hiſtoriſche Darſtellung über die bisheri⸗ gen Arbeiten des Völkerbundes auf dem Ge⸗ biet der Abrüſtung und insbeſondere über die Ergebniſſe des Vorbereitenden Abrüſtungs⸗ ausſchuſſes. Curtius über den deutſchen Standpunkt in der Abrüſtungsfrage. wtb Genf, 20. Jan. Der deutſche Außenmini⸗ ſter Dr. Curtius nahm heute Gelegenheit, um angeſichts der Entſcheidung, die der Völkerbunds⸗ rat zu treffen hat, nochmals vor dem Forum des Rates die grundſätzliche Haltung Deutſchlands in der Abrüſtungsfrage und insbeſondere zu den Arbeiten des Völkerbundes auf dieſem Gebiete darzulegen. Er dankte dem Berichterſtatter und ſchloß ſich dem Appell an, den vorher der briti⸗ ſche Außenminiſter Henderſon an die Regierun⸗ gen gerichtet hatte. Dr. Curtius führte ſodann aus: „Wie wir in Deutſchland den Konventions- entwurf ſtets beurteilen, wiſſen Sie. Aber ſeit dem Zuſammentritt der vorbereitenden Abrü⸗ ſtungskommiſſion mußten wir mit jedem Jahre ümmer mehr erkennen, daß der Weg, den die Kommiſſion einſchlug. ſich ſtändig weiter von dem eigentlichen Ziele entfernte. Trotz all unſerer Einwände wurde der Konventionsentwurf hin— ſichtlich der Landabrüſtung Stück um Stück der⸗ jenigen weſentlichen Elemente beraubt, die zu einer wirklichen Abvüſtung gehören würden. Das Rüſtungsthema, das ſo entſtand. läuft ganz auf die Stabiliſierung des heutigen Rü⸗ ſtungsſtandes hinaus, zum Teil würde es ſo⸗ gar noch eine Erhöhung dieſes Rüſtungs⸗ ſtandes erlauben. Daher hat ſich ſchon im Frühjahr 1929 der deut— ſche Vertreter auf Weiſung der deutſchen Regie— rung klar von dem Programm der Mehrheit der KRommiſſion loslöſen müſſen. Die Kommiſſion iſt ſchließlich ſoweit gegangen, dieſen an ſich völlig ungenügenden Entwurf auch noch von vorherein zu verbinden mit einer erneuten Feſtlegung des uns vertragsmäßig auferlegten Entwaffnungs— ſtandes. So war es ſelbſtverſtändlich, daß wir das Ergebnis der Arbeiten der Vorbereitenden Ab— rüſtungskommiſſion ablehnten. Die kommende Konferenz wird nur dann annehmbare Reſultate zeitigen können, wenn ſie zunüchſt, ehe ſie an die Einſetzung von Zif⸗ fern geht, die jetzt vorgeſchlagene Methode durchgreifend revidiert. ö Sie wird ſich ferner den erſten Grundſatz des Völkerbundes, nämlich die Gleichberechtigung ſei⸗ ner Mitglieder, zu eigen machen müſſen und nicht Sicherheit gegen Unſicherheit ſtellen dürfen. Das hat ſchon mein Amtsvorgänger ausgeſpro— chen. Der Reichskanzler Hermann Müller hat 1928 in Genf ähnliches geſagt. Immer wieder hat die deutſche Regierung dieſen Grundſatz zu dem ihrigen gemacht, ſo im Sommer vorigen Jahres in ihrem Memorandum zur Paneuropafrage. Graf Bernſtorff hat noch vor ſechs Wochen für Deutſchland paritätiſche Sicherheit verlangt. Ich billige und unterſtreiche ſeine Ausführungen ganz. Würde der Völkerbund dieſen Grundſatz preisgeben, würde er an ſeiner Aufgabe verſa— zen, die darin beſteht, durch Abrüſtung allen ſei— nen Mitgliedern Sicherheit zu verſchaffen, ſo Varna. Roman von Max v. Weißenthurn. 4. Fortſetzung. „Das Kind muß rein toll geworden ſein! Ich weiß abſolut nicht, was es will! Es fiel mir in die Arme, als ich im Begriffe ſtand, auf einen Mann zu feuern, der, wenn ich nicht irre derjenige iſt, den wir ſuchen. Warum die Kleine mich daran hinderte weiß der Himmel, es hätte ein großes Unglück geben können!“ Wie zur Antwort auf die letzten Worte des Sprechers, ſchlang das Mädchen beide Arme um Gottfrieds Nacken. „Was in aller Welt tuſt du hier, Varna?“ forſchte der Major.„Was hatteſt du?“ Wa⸗ rum haſt du Kapitän Hulmes Arm ſo feſtge⸗ halten? Er hätte dich erſchießen können, ſtatt eines Eingeborenen!“ Sein Geſicht ſtreifte bei dieſen Worten zu⸗ fällig Ledward und der Ausdruck in deſſen Ge⸗ ſicht frappierte ihn. Der junge Mann war ſehr bleich; auffallender aber als ſeine Bläſſe war der Ausdruck nur mühſam unterdrückten Zornes und Haſſes, der, einer Wolke gleich auf ſeiner Stirn lagerte. 1 Und mit dem Blick eines angſtgeſcheuchten Vögelchens, welches das Netz fürchten lernte, das ſeine Flügel bereits ſtreiften, ſtieß Varna aus: „Es war kein Eingeborener, auf den er ſchießen wollte! Er lügt, wenn er das ſagt! Nur einer befand ſich in der Richtung, in der Ai!.* 15 0 2 7 d die] rie würde er ſeine Friedensaufgaben verfehlen, ſein eigenes Daſein erſchüttern und ſeine Exiſtenz⸗ berechtigung verlieren. Erfüllt er aber ſeine Ab⸗ rüſtungsverpflichtung, ſo werden wir die erſten ſein, das anzuerkennen. Niemanden kann mehr an Abrüſtung gelegen ſein, als dem deutſchen * 8 1 1 2 Volke. eee e e es l Die Reden Henderſons und Grandis im Völker⸗ bundsrat. ö wib Genf, 20. Jan. Der britiſche Außenmini⸗ ſter Henderſon ſprach in ſeiner heutigen Rede im Völkerbundsrat zunächſt der vorbereitenden Abrüſtungskommiſſion ſeinen Dank für ihre Ar⸗ beiten aus. Die Pflicht, abzurüſten, ſo fuhr er fort, ſei weder der Kommiſſion noch dem Rate, ſondern allein den Regierungen auferlegt. Wenn das Gebäude des Weltfriedens auf eine ſichere und dauerbafte Grundlage geſtellt werden ſolle, müſſe der Völkerbund die Völker zu einem küh⸗ nen Schritte auf dem Wege der Abrüſtung füh⸗ ren. Die Pflicht der Abrüſtung ergebe ſich ganz klar aus Artikel 8 des Völkerbundspaktes, dem Verſailler Vertrag. dem Vertrag von Locarno Der verſchwundene Reichtum 17 Milliarden Mark gehören dem Ausland Der Reichtum Deutſchlands vor dem Kriege kam beſonders darin zum Ausdruck. daß die halbe Welt unſer Schuldner war. Mit deut⸗ ſchem Geld wurden zum größten Teil die ſüd— amerikaniſchen Eiſenbahnen gebaut, der Balkan finanziert und das ewige Loch im ruſſiſchen Staatsſäckel, ſoweit dazu die Hilfe des ſranzöſi⸗ ſchen Rentners nicht ausreichte, zu ſtopfen ver— ſucht. Auf rund 20 Millionen Mark kann man, lt. „Tempo“ die Werte ſchätzen die Deutſchland in ausländiſchen Beſitztümern angelegt hatte. Heute iſt es umgekehrt, wir ſind vom Welt⸗ bankier zum Schuldner faſt aller übrigen Staa— ten geworden. Statt der großen Zinseingänge, wie ſie vor dem Krieg jährlich nach Deutſchland floſſen, haben jetzt wir beträchtliche Zinszah—⸗ lungen zu leiſten. Das Erſtaunliche an dieſer Entwicklung iſt, daß ſie ſich in dieſer Schärfe erſt in den letzten 6 Jahren durchgeſetzt hat. Noch kurz nach der Inflation, 1924, waren die deutſchen Anlagen im Ausland höher als die ausländiſchen Anlagen in Deutſchland. Nennenswerte Kreditſchulden im Ausland hat⸗ ten wir damals noch kaum. In der Inflation ſelbſt waren freilich Unſummen an Effektenbeſtän⸗ den und beſonders auch an deutſchen Grund⸗ ſtückswerten ins Ausland, das wegen d. Marken- entwertung billig einkaufen konnte, gewan⸗ dert. Aber nach dem Zahlenrauſch der Infla⸗ tion wurde der Kapitalmangel Deutſchlands in ſeiner ganzen Kraßheit deutlich und es ſetzte die Hochflut der Auslandskredite ein. Heute ſchulden wir dem Ausland rund 20,6 Milliarden Mark. Ueber die Hälfte davon ſind kurzfriſtige Ver— pflichtungen, hauptſächlich alſo Handelsſchulden. Dazu komunt aber noch der ausländiſche Beſitz an deutſchen Sachgütern, nämlich 4 Milliarden für Beteiligungen und Filialen und zwei Milliarden für Grundbeſitz. Insgeſamt gehören alſo dem Ausland für nahezu 27 Milliarden Mark deut⸗ ſche Werte. Glücklicherweiſe können wir aber auch eine Ge— genrxechnung aufmachen. Der deutſche Export— kaufmann hat ſchätzungsweiſe 5.3 Milliarden Mark kurzfriſtige Forderungen an ausländiſche und aus allen Reden, die ſeit 1920 in Genf gehal⸗ ten worden ſeien. Alle Nationen ſeien nicht nur rechtlich, ſondern auch moraliſch verpflichtet. Henderſon richtete ſeinen dringenden Appell an die Ratsmitglieder, in ihrem eigenen In⸗ tereſſe alles zu tun, damit die Abrüſtungskon⸗ ferenz zu einem Erfolg führe. N Nach Henderſon ſprach der italieniſche Außen⸗ miniſter Grandi, der u. a. erklärte, die grund⸗ ſätzliche Auffaſſung der italieniſchen Regierung itber die Frage der Abrüſtung entſpreche den Grundſätzen des Völkerbundes, dem Italien treu bleibe Was die Beziehungen zwiſchen Sicherheit und Abrüſtung angehe, ſo ſei die Sicherheit zwar ein Element, dem man bei Feſtſetzung des Ma⸗ es der Abrüſtung Rechnung tragen müſſe, aber 5 die Sicherheit ſei nicht eine Vorbedingung für die Abrüſtung. Der Rat habe die Pflicht, einen Termin für die Abrüſtungskonferenz feſtzuſetzen. Eine nochmalige Verſchiebung dürfe unter keinen Umſtänden er⸗ folgen. 10 * Kunden in Händen. Annähernd eine Milliarde Mark iſt noch in Form ausländiſcher feſtver⸗ zinslicher Wertpapiere in deutſchem Beſitz und etwa 3,6 Milliarden betragen deutſche Beteili⸗ gungen und unmittelbarer Beſitz im Ausland. Insgeſamt ſtellen ſich alſo die deutſchen Aus⸗ landsanlagen auf annähernd 10 Milliarden Mk. Der Saldo Deutſchlands in der internationalen Kapitalverflechtung beträgt ſomit rund 17 Milliarden Mark zugunſten des Aus⸗ landes. on unſeren Aus tungen ſind ſchätzungsweiſe nur etwa Mille den Mark zu verzinſen. Doch ſt die Zinslaſt für uns dadurch ungünſtige müſſen, als unſere Anlagen im Ausland Zinſen bringen. Infolgedeſſen beläuft ſich die jährkiche Zinslaſt auf 1 bis 12 Milliarden Mark. Das ſchwierigſte Kapitel iſt hierbei, wie erſt Reichsbankpräſident Luther kürzlich wieder be⸗ tonte, die kurzfriſtige deutſche Auslandsver⸗ ſchuldung, die bereits ein Saldo von 6 Milliar⸗ ben erreicht hat. Sie bedeutet, ſolange ſie nicht in irgendeiner Weiſe konſolidiert iſt, in kritiſchen Zeiten eine nicht zu überſchätzende Belaſtung unſerer ganzen Wirtſchaftsverhältniſſe. Vermiſchtes 300 000 Grippekranke in Madrid. wtb. Paris, 20. Jan. Nach einer Meldung des„Journal“ aus Madrid herrſcht in der Hauptſtadt Spaniens eine heftige Grippe⸗ Epidemie. Wenn auch der Charakter der Er⸗ krankung nicht beſonders gefährlich ſein ſoll, ſo ſeien doch die Krankenhäuſer überfüllt. Schätzungsweiſe ſollen in Madrid 300000 Per⸗ ſonen an Grippe erkrankt ſein, von denen 200 000 das Bett hüten. Poincares erſte Schritte nach der Krankheit wtb. Paris, 20. Jan. Poincare iſt geſtern nach ſeiner wochenlangen Krankheit zum er⸗ ſtenmal wieder aufgeſtanden u. hat eine kurze Zeit im Zimmer auf- und abgehen können. Unglücksfall bei Metz. wib. Paris, 20. Jan. Havas berichtet aus Metz, daß ein Transportzug des Eiſenbergwerks Kraemer bei Metz infolge falſcher Weichenſtel⸗ lung auf einen Arbeiterzug auffuhr. Drei Bergleute wurden getötet, etwa 10 verletzt. Amy Johnſon nach Köln geſtartet. wtb. Berlin, 20. Jan. Die Fliegerin Amy Johnſon iſt auf ihrem Rückflug nach London kurz nach 10 Uhr auf dem Flugplatz Tempel⸗ Welche Zinslaſt haben wir nun jährlich auf⸗ Schwabenſtreiche: hof nach Köln geſtartet. Das verhexte Bauernhaus Senſationelle Hexenaustreibung meiſter— Ein Stück Mittelalter Kürzlich erlebte das ſtille Gausbach im Murg⸗ tag eine Senſation. In einem Hauſe fand näm⸗ lich eine Hexen austreibung ſtatt. Und das ſoll wie folgt vor ſich gegangen ſein. Eine Frau glaubte, im Stall ſei alles verhext. Die Kühe und die anderen Viecher fraßen nicht mehr. ich ſonſt glaubte ſie, im Hauſe ſtimme etwas nicht. Kurzum: Hexen ſind im Haus und die müſſen hinaus. Der Mann lag im Krankenhaus. Ob die Frau dieſe Gelegenheit wahrgenommen hat, ihren Plan zur Durchführung zu bringen, weiß man nicht; auf alle Fälle trug ſich die betreffende Frau ſchon länger mit dem Gedanken, einen Hexen mei⸗ ſter kommen zu laſſen, der die Austreibung der Hexen vornimmt. Eines ſchönen Tages— kurz vor Neujahr— kam ein„Hexenmeiſter“ aus Schramberg im Schwa⸗ benland. Der„Kundige“ nahm zuerſt eine gründliche Hausſuchung vor, ſtellte die Diagnoſe und ging dann zu Werk. Von den Hohlziegeln bis hinunter in den Keller wurde das ganze Haus beſchworen. Der Hexenmeiſter hatte ſcheinbar ſchriftlich ſchon die für die Prodezur notwendi⸗ 1 een vornehmen. durch einen ſchwäbiſchen Hexen⸗ im 20. Jahrhundert gen Anweiſungen gegeben, denn an jedem Hauseck war eine Grube ausgehoben worden, die dazu beſtimmt war, die gefange⸗ nen gebannten Hexen aufzunehmen. Dieſe vier Löcher wurden auszementiert, und der Hexenmeiſter betonierte in ſedes Loch zwei Heringsbüchſen, die Gefangenenzellen der Hexen. Mit größter Vorſicht ſoll er zu Werke gegangen ſein. Auch Zuſchauer ſollen dageweſen ſein, aber der Hexenmeiſter wollte ſich nicht in die Karten, gucken laſſen. Nach ſtundenlanger„mühevoller“ Arbeit konnte zur Verbannung geſchritten wer⸗ den. Die Hexen wurden von dem Meiſter ge⸗ bannt und in die vier Bannlöcher verbracht. An⸗ ſcheinend war die alte Frau von nun an von der. Hexenpla ie befreit, denn, wie es im Dorfe heißt, ſollen Küne und die anderen Viecher wieder ra⸗ gelmäßig freſſen doch wohl deshalb, weil ſie wie⸗ der etwas bekommen. Man ſpricht davon, daß der Hexenmeiſter für jedes Loch 20 RM. ver⸗ langt habe Das ſind 80 RM., die er für ſeine „Arbeit“ erbalten hätte. Nun, um ſo einen Tag⸗ lohn kann ſo ein„Hexenmeiſter“ aus Schramberg ſchon eine Hexenaustreibung in Gausbach in wollte, war Gottfried,— ſein Vetter Gott— fried!“ 5. Kapitel. Die Stimme des Herzens. Ein Ausruf des Zornes entfuhr Ledwards Lippen, ein helles Auflachen Gottfrieds jedoch ließ ihn nicht zu Worte kommen. „Aber Mädchen“, rief dieſer, ſich über das Kind beugend,„wie kannſt du das nur ſagen! Ledward ſollte auf mich haben ſchießen wollen! Erſtens würde er das überhaupt nicht tun und dann fiel der Schuß auch nach einer ganz anderen Richtung, als in der ich mich be⸗ fand!“ „Ja, nach einer ganz anderen Richtung!“ beeilte ſich Ledward zu beſtätigen, während ſeine Augen von einem Geſicht zum anderen wanderten.„Das Kind hat ſich natürlich ge⸗ täuſcht nud ich weiß nicht, was ihm einfällt, derartiges zu behaupten! Ich ſah einen Einge⸗ borenen, der längs des Buſchwerks daherkroch; ich hatte ihm bereits zugerufen, ſtehen zu blei⸗ ben, ſonſt würde ich feuern. „Das haben Sie nicht getan!“ rief Varna, indem ſie dem Kapitän unerſchrocken entgegen⸗ trat.„Ich war ganz nahe und hätte es hören müſſen, wenn Sie auch nur ein Wort geſagt haben würden. Sie warteten vielmehr hier auf Ihr Opfer, gerade wie die Ghazaris es tun wenn ſie jemand erſchießen wollen; ich ver⸗ folgte jede Ihrer Bewegungen!“ „Das iſt aber doch zu arg!“ rief Ledward, mit dem Fuße aufſtampfend.„Das Kind bleibt bei ſeiner unſinnigen Beſchuldigung! Jetzt muß ich darauf beſtehen, daß es ſein einſieht und mir Abb e. Der Major war es, der ſich ins Mittel legte. Dem Kapitän eine wichtige Handbewe⸗ gung machend, ſagte er: „Machen Sie ſich nichts daraus. Ihr Ge⸗ wiſſen iſt rein, was kümmert Sie alſo, was die Kleine ſchwatzt! Es ſoll mich gar nicht wun⸗ dern, wen ſich bei ihr ein heftiger Fieberan⸗ fall einſtellt, denn ihre Nerven ſind offenbar überreizt.“ „Ja, komm Kleine,“ ſagte Gottfried, das Kind leicht auf ſeinen Arm ſchwingend,„du mußt jetzt ſchlafen und keinen weiteren Un⸗ ſinn mehr plaudern!“ Varna ließ alles ruhig mit ſich geſchehen. „Unſinn,— nennſt du das wirklich Anſinn, was ich ſagte?“ fragte ſie ihn aber, als er mit ihr davonſchritt.„Es iſt wirklich und wahrhaf⸗ tig Wahrheit, ich täuſchte mich nicht. Er ſah und beobachtete dich! Es war weit und breit kein anderer Menſch zu ſehen.“ „Aber Varna“, widerſprach ihr Gottfried, „weißt du denn auch, daß er mein Vetter iſt, der mir doch nichts Böſes wird zufffgen wol⸗ len?“ „Dein Vetter? Was ſagt das? Vielleicht wollte er dich berauben“, meinte Varna, als wäre dies das natürlichſte Vorgehen der Welt. „Unter den Ghazaris geſchah es häufig, daß, wenn einer haben wollte was der andere be⸗ ſaß, er ihn totſchlug und dann beraubte!“ „Wir ſind aber keine Ghazaris, meine kleine Varna, wir ſind Chriſten, die für ſolches Vor⸗ „Biſt du deſſen gewiß?“ forſchte Varna, die ſeine Worte beſſer verſtand, als er dachte. „Beſitzeſt du nichts, wonach er vielleicht Ver⸗ langen tragen könnte?“ „Nichts,— wenigſtens nicht“, fügte er leiſer wie für ſich hinzu,„ſo lange mein Bruder, der Graf von Saint Maure, lebt!“ „Nun, dann wartet er am Ende darauf, daß er ſtirbt!“ beharrte das Kind, das ſeine Worte aufgefangen hatte.„Ich weiß es ganz genau, wenn er dich heute hätte töten können, ſo hätte er es getan. Ich habe es in ſeinem Geſicht ge⸗ leſen, als er auf dich ſchießen wollte!“ „Varna,— du darfſt das nicht immer und immer wieder ſagen! Kapitän Ledward hat erklärt, daß es nicht ſo ſei, und ich bin über⸗ zeugt, daß auch niemand ſonſt deiner Geſchichte Glauben ſchenken wird!“ Seine Worte weckten des Kindes ganze Hef⸗ tigkeit.„Du glaubſt doch nicht, daß ich lügen könnte!“ rief es erregt.„Laß mich! Du ſollſt mich nicht mehr tragen, wenn du glaubſt, daß ich lügen könnte!“ 5 „Nein, das glaube ich nicht“, ſchüttelte Gott⸗ fried den Kopf,„aber ich halte es für nicht unmöglich, daß du dich täuſcheſt! Du darfſt deshalb gegen niemand mehr darüber ſprechen.“ Die Kleine ſenkte den Kopf.„Das will ich tun, wenn du es wünſcheſt. Nur Mrs. Leslie muß ich es ſagen. Ich habe ſie und dich und den Major ſo lieb, wie niemand ſonſt auf Erden!“ Und in aufwallendem kindlichen Gefühl um⸗ bſcheu empfinden würden. Ueber⸗ ch“, fügte er mit ein ſchlang ſie ihn mit ihren beiden Armen. 2 unſere Schulden erheblich höher verzinſt werden s Drei Kinder erſtickt. wib Saarbrücken, 21. Jan. Drei Kinder nes Bergmannsehepaares aus Dilsburg im zöllertal ſind geſtern abend während die Eltern gerwanbte beſuchten, bei einem Brande erſtickt. die Frau hatte das ſieben Jahre alte Mädchen und die 5 und 4 Jahre alten Jungen in dem eben der Küche liegenden Schlafzimmer zu Beit ebracht. Als die Eheleute nach vierſtündiger Ab⸗ geſenheit heimlehrten, fanden ſie die Wohnung icht verqualmt. Wahrſcheinlich haben am Küchen⸗ erd Topflappen Feuer gefangen. Wiederbele⸗ zungsverſuche hatten keinen Erfolg. Der Brand konnte von herbeieilenden Nachbarn in kurzer zeit gelöſcht werden. Plünderung eine Lebens mittelgeſchäftes in Oklahoma ⸗City. wib Oklahoma City, 21. Jan. Tauſend lebeitsloſe drangen in einen Kolonialwaren⸗ aden in der Nähe des Rathauſes im Zentrum er Stadt ein und rafften alle Lebensmittel an ich. Etwa 100 Polizeibeamte nahmen Maſſenver⸗ gaftungen vor und ſtellten die Ordnung wieder her. ö 1 Eröffnung des letzten Teiles der bayeriſchen gugſpitzbann witb. Garmiſch, 20. Jan. In Anweſenheit zahlreicher Ehrengäſte, unter ihnen des Verlehrs⸗ keferenten der bayeriſch. Staatsregierung. Mini⸗ ſterialrat Hellmann, Vertreter der Behörden und der Preſſe, wurde heute der letzte Teil der baye⸗ riſchen Zugſpitzbahn, die Seilbahn von dem 2650 Meter hoch gelegenen Schneeferner⸗Haus zu der zwiſchen dem Oſt⸗ und Weſtgipſel der Zugſpitze in faſt 3000 Mete Höhe gelegenen Bergſtation eröffnet. Mit der Inbetriebnahme der Seilbahn, die einen Höhenunterſchied von faſt 300 Meter bei einer Streckenlänge von 725 Meter in vier bis fünf Minuten Fahrzeit überwindet. wurde leichzeitig auch das neuerbaute Hotel Schnee⸗ ernerhaus eröffnet, das 80 Gäſte aufnehmen kann, während das alte Schneefernerhaus, das als Touriſtenhaus in den nächſten Wochen er⸗ öffnet werden wird, Raum ſür 115 Gäſte bieten wird. Die Gäſte des Eröſfnungsaktes hatten als erſte Gelegenheit, die Fahrt zum Gipfel mi— der Seilbahn anzutreten. Frankfurt a. M., 20. Jan. Die Kriminal- polizei arbeitet mit Hochdruck, um den Mord an dem Metzgermeiſter Kappes aufzuklären, Bisher iſt noch kein ſichtbarer Erfolg zu ver⸗ zeichnen. Die Ermittelungen ſind deshalb einigermaßen kompliziert, weil das Motiv zur Tat noch nicht einwandfrei geklärt iſt. Man neigt heute zu der Anſicht, daß ein Raubmord kaum in Frage kommt. Das Fehlen des Portemonnaies in den Taſchen des Toten iſt noch lange kein ſchlüſſiger Beweis für Raubmord. Kappes war wie von verſchiedenen Seiten behauptet wird ein leicht erregbarer Mann, der ſich leicht zum Jähzorn hinreißen ließ. Ein früherer Mieter Kappes, der kurze Zeit verdächtig ſchien, hal ſein Alibi einwandfrei nachgewieſen. Affekthandlung Mord ſein, und Die Tat kann wohl eine der auch ein vorbeda“nee zwar ein Racheakt. Ueber die Perſönlichkeit des ermordeten Kap pes erfährt man, daß Kappes in das Geſchäf einheiratete und ſomit Stiefvater der Kinde wurde, die ſeine Frau aus erſter Ehe mkt brachte. Er wird als eine wenig liebenswürdig— Natur geſchildert, der ſich im Geſchäft wenkg blicken ließ. Das Ladengeſchäft beſorgte di— Frau, die einen ausgezeichneten Leumund gen nießt. Kappes war ſparſam bis zum Geiz und ir lebte mit ſeinen Angehörigen ſehr ſchlecht Er ſoll ſowohl die Frau als auch die Töchter verſchiedentlich mißhandelt haben. In den letz⸗ ten Tagen geſtaltete ſich das Verhältnis zwi⸗ ſchen den Ehegatten, in der Hauptſache auf; grund der Gutmütigkeit der Frau, wieder er⸗ träglicher. Die Polizei vertritt jetzt die An⸗ ſicht, daß ein eigentlicher Raubmord ausſchel⸗ den muß. Sie verfolgt in anderer Richtung einige allerdings im Augenblick noch unklare Spuren. Der Kanarienvogel Skizze von Peter Backes. Der alte van den Hövel hatte ſich einen Ka⸗ narienvogel gekauft. Tief in der hinterſten Ecke ſeiner Kommode hatte er nach ſeinen wenigen Erſparniſſen gelangt, hatte ihnen einen Betrag entnommen, war in ein Vogelgeſchäft gegangen und erſtand einen zierlichen, dottergelben Kana⸗ rienvogel und einen ebenſo zierlichen Vogel⸗ bauer. Der Ladeninhaber packte den Bauer, da⸗ rin der Vogel ängſtlich her und hin hüpfte. ſorgſam in dickes Packpapier ein, ließ eine kleine Oeffnung im Papier frei, ſodaß ein ſilberner Lichlrahl in den Bauer hineinhuſchen konnte. Und der alte van den Hövel ging ſtolz und auf⸗ recht über die Straße, trug ſichtlich eine heimliche Freude zur Schau und ging ſo behutſam mit dem großen viereckigen Pakete um, als berge es irgendeine unbezahlbare Koſtbarkeit. Es war ein wundertiefer Frühlingsabend, als van den Hövel die vier engen, düſteren Treppen een onne zwängt urch den tieſen und v te bas Dachzimmer van den Seile in ö 2 Weeftel im Außenministerium beuoto legend Von links nach rechts: Reichsminiſter Treviranus, der als Nachfolger von Dr. Curtius ge— nannt wird. — Adolf Müller, Geſandter in Bern ſeit 1918, der gleichfalls als neuer Außenminiſter genannt wird.— Dr. Curtius, deſſen Rücktritt bevorſtehen ſoll. — ine feſtliche Stimmung, vergolbete die verolaß— ten Möbel und kleidete die zerſchliſſene Tapete in ein brokatenes Gewand. Van den Hövel ließ ſich zunächſt ſchwer und erſchöpft auf einen Seſ— ſel nieder, ehe er vorſichtig mit ſcheuen Fingern den Bauer vom Papier befreite. Dann aber zog er den Stuhl ganz nah an den Tiſch heran, da— rauf der Bauer ſtand und ſtarrte immerzu den Vogel an, der ihn mit blanken Perlaugen neu— gierig anſah und dann luſtig von Stäbchen zu Stäbchen hüpfte. Und als van den Hövel gar aus einer Tüte Vogelſamen in das eine Näpf— chen des Bauers ſchüttete und das Tierchen im— merzu ſeinen Kopf tief in den Napf hineinſteckte, um ein Körnchen nach dem andern zu verſpeiſen, wurde es dem Alten ordentlich warm ums Herz, und die Freude. die die ganze Zeit über ihm war, ſchwang wie das jubelnde Läuten einer Dorf— kirchenglocke in ihm. Nun hatte er doch ein Le— beweſen in ſeiner vereinſamten Stube, nun würde ſeine Stube immerzu von Liedern durch— klungen ſein. Doch da traf ihn am ſelben Abend noch die erſte kleine Enttäuſchung. Als das Tier— chen ſich ſatt gefreſſen, verkroch es ſich in die äußerſte Ecke des Bauers, puſtete ſich auf, ſteckte ſeinen Kopf zwiſchen die Flügel und van den Hövel ſah, wie der kleine gelbe Ball ſich in ſich ſelbſt in einem fort auf und nieder bewegte. Am Morgen aber, als die erſten Sonnenſtrah— len durch dis grauen Gardinen in die Stube hineingriffen, wurde van den Hövel durch ein fröhliches Trillern geweckt. Immer höher klet— terten die Strophen des Vogelliedes, reihten ſich aneinander auf wie koſtbare Perlen an ſilberner Schnur. Jäh richtete ſich der Alte in ſeinem Bette auf und erlebte zum erſten Male den Ge— ſang ſeines Vogels. Dann lag er noch lange in den Kiſſen und durchkoſtete das warme und be— glückende Gefühl, nicht allein zu ſein. Von dem Tage an wurde das Verhältnis zwiſchen van den Hövel und dem Vogel immer zutraulicher. Der Vogel piepte hell und unrichig, wenn der Alte zu Hut und Sto griff, um Yee aus zu gehen, und er borßses ihn freudig, wens er heimkehrte. Dann ſtellte ſich van den Hövel vor das Bauer, redete zu dem Tierchen wie zu einem Menſchen, verſicherte ihm, ſich zu beſſern und heute nicht mehr die Stube zu verlaſſen. Oft auch neckte er ihn, füllte den leer gewordenen Napf mit Körnern, ſodaß der Vogel erwartend nach dem Napf hinſchaute. Dann ſchob van den Hövel den Napf in den Bauer und wenn der Vogel ſeinen Schnabel hineinſtecken wollte, zog der Alte den Kopf eiligſt wieder heraus, ſodaß der Vogel laut piepſend ſchalt und auch mit leich— ten Schnabelſchlägen nach des Alten Finger zielte.„Du dummer Kerl, du gutes, dummes Kerlchen!“, lächelte dann van den Hövel und ließ ihm den gefüllten Napf. Eines Tages, als van den Hövel den ganzen Morgen durch den Stadtpark geſchlendert war und ſich ſo recht frei wie ein Junger gefühlt, öffnete er, als er heimkam, das Türchen des Bauers. Das kleine Tierchen ſchaute den Alten, indem es den Kopf verwundert her und hin bewegte, an, ſprang zur Tür hin, flog mit einemmal binaus und ſetzte ſich auf die oberſte 1 Kante des Kleiderſchrantes. Frog dann zun Tiſay gebliebene Brotkrume auf, ſodaß vergnügt in einer Ecke des Zimmers ſe be und ein Stück Zucker auf ſeine Hand zu locken, ward das Maß ſeiner Freude übervoll, Seitdem ge— ſtaltete ſich das Verhältnis zwiſchen ihm und dem Tiere noch inniger, der Vogel ſetzte ſich auf des Alten Schultern und trillerte ihm ſchillernde und gleißende Kadenzen ins Ohr. Die Morgen— ſpaziergänge des Alten aber wurden von nun an immer ſeltener, er beſchäftigte ſich immer mehr mit dem Vogel, und das Leben des Tier— chens füllte ſein eigenes vereinſamtes Leben mit Glück. Und dieſes Glück, das ſtill und zwiſchen einem alten wunderlichen und einem Kanarienvogel hoch oben in einer Dachſtube gezimmert ward, währte bereits zwei Jahre. Da bog ſich jenes Glück zum Leid um; denn mit einemmal hörte der Geſang des Vogels auf. Das Tier ſaß gedrückt und unbeweglich in einer Ecke des Bauers, ließ alle Leckerbiſſen un— berückſichtigt, flog nicht hinaus, wenn der Alte ihm die Tür des Bauers öffnete und ſchaute nicht einmal zu ihm hin, wenn er gute Worte zu ihm ſprach. So verging für van den Hövel eine ganze Woche in banger Angſt und Qual. Er war dem Verzweifeln nahe, rannte von Vogel— geſchäft zu Vogelgeſchäft, wandte dieſes und je— nes Mittel an— doch alles half nichts. Da langte er an einem Morgen wieder in die hinterſte Ecke ſeiner Kommode hinein und zog ein blankes Fünfmarkſtück heraus. Packte den Bauer mitſamt dem Vogel in dickes Packpapier ein, ließ eine kleine Oeffnung im Papier irei, ſodaß ein ſilberner Lichtſtrahl in das Bauer hin— einhuſchen konnte. Und der alte van den Hövel ging ſlill und gebückt über die Straße, ging ſchlürfenden Schrittes, als trüge er ein namen— loſes Leid. Klingelte, nachdem er durch viele Straßen geirrt, bei einem Tierarzt und trug ihm unbeholfen und mit ſtockender Stimme ſein An— liegen vor. Doch als der Tierarzt das Papier von dem Bauer entfernte, lag der Kananrien— vogel tot neben dem unterſten Stäbchen.. Von der Stunde an iſt der alte van den Hö— vel um eines Vogels willen ein Trinker und Bettler geworden. wunſchlos Boxkampf in Siam Alle Mittel außer Beißen erlaubt. Die Regeln, nach denen der Boxkampf in Siam vor ſich geht, unterſcheiden ſich grundſätz⸗ lich von denen in Europa gültigen. In Siam bei— ſpielsweiſe dürfen die Kämpfer alle Mittel des Kampfes anwenden, die ihnen dienlich erſchei— nen, ſofern ſie ſich nur nicht gegenſeitig beißen. Aber im Handgemenge dürſen ſie ſich nach Gut— dünken berumſchlagen; ſie dürfen ſich der Dau— 7 N Einer, der sclion 18 7, dabei ca: Der Veteran Fritz Abel aus Danzig, ein Teilnehmer der Kaiſerproklamation, wird von General Schleicher bei der Reichsgründungsſeier begrüßt. Unter den Ehrengäſten bei der offiziellen Reichsgründungsfeier ſich auch der Kriegsveteran Fritz Abel aus Danzig, der den Feldzug 187071 im Reichstag befand und die Kaiſerproklamation in Verſailles mitgemacht hatte. men, der Euvogen und der dinſe bedienen und mit geſenktem Kopf gegen den Gegner anrennen. Erſt 105 kurzem ſind die Handſchuhe im„Ring“ eingeführt. Dieſer„Ring“ gleicht dem in Europa üblichen. Die Gegner ſind nur mit einem Tri⸗ kothemd und einer Art Kiſſen bekleidet, das zum Schutz auf den Unterleib gebunden wird. Um den Kopf der Kämpfer ſchlingt ſich ein Strick, der als Amulett dem Träger den Sieg verſchaf⸗ fen ſoll. Dem gleichen Zweck dienen auch die ro⸗ ten oder grünen Bänder, mit denen beide Arme umwickelt ſind. Auch ſie gelten als Talismane, die vor einer Niederlage ſchützen ſollen. Die bei— den Schiedsrichter nehmen vor dem Kampf auf jeder Breitſeite des Ringes Auſſtellung, Papier und Bleiſtift in der Hand, während der Kampf⸗ ordner mit der Uhr in der Hand die eine Schmal⸗ ſeite des Ringes beſetzt. Auf der gegenüberlie⸗ genden ſteht ein erprobter alter Kämpe, der, falls ſich die Schiedsrichter nicht einigen können, als Sachverſtändiger entſcheidend eingreift. Nach einem kurzen Gebet ſtehen die Boxer auf und begeben ſich mit geſchloſſenen Augen nach den beiden eutgegengeſetzten Ecken des Ringes. Dann werden ſie vom Schiedsrichter einander vorge— ſtellt und der Kampf beginnt. hin, ſprang hüpfend über das geblümte Muſter des Tiſchtuches, pickte hier und dort eine übrig der Alte ſich beglückt dem freudigen Tollen des Vogels zuſah. Und als es ihm gar gelang, das Tierchen durch Sonderling Cokales Briefe, die nicht verweigert werden können. Bei Streitigkeiten im privaten und geſchäftlichen Verkehr iſt es oftmals erwünſcht, und wichtig, der Gegenſeite etwas mitzuteilen oder zuzuſen⸗ den. Die Ausführung dieſes Wunſches ſtößt aber ebenſo oft auf Schwierigkeiten, weil die An⸗ nahme der Sendung verweigert wird, obwohl ſie vielleicht vom Abſender als Einzelbrief geſandt worden war. Die Abſender ſind dann oft ver⸗ wundert und ratlos, wenn ſie ihre Sendung zu⸗ wüickerhalten. Auf Grund eines verweigerten und in die Hände des Abſenders zurückgelangten Einſchreibebriefes wird es zwar dem Abſender manchmal gelingen, vor Gericht den Beweis zu erbringen, daß der Einſchreibebrief am Tage der Annahmeverweigerung bei dem Empfänger vorgelegen hat. In vielen Fällen wird es aber vor Gericht genügen, wenn dieſer Nachweis er⸗ bracht wird. Allen dieſen Schwierigkeiten läßt ſich aus dem Wege gehen, wenn derartigen Brie— fen vom Abſender eine Zuſtellungsurkunde bei⸗ gefügt wird. Solche Briefe mit Zuſtellungsur⸗ kunde können von jedermann verſandt werden, nicht nur von Behörden, wie vielfach angenom— men wird. Sie können nach den beſtehenden Vorſchriften vom Empfänger nicht verweiger'd werden. Erhebt der Empfänger Einwände ge⸗ gen die Aushändigung, dann muß der Briefträ— ger den Brief am Ort der Zuſtellung zurücklaſ— ſen, er darf ihn wegen Annahmeverweigerung nicht der Poſt zurückbringen. Ueber die Zuſtel⸗ lung des Briefes erhält der Abſender eine Ur— kunde zugeſandt, aus der genau zu erſehen iſt an wen die Sendung ausgehändigt wurde, und was ſonſt mit ihr geſchah. Bei der gewöhnli— chen Zuſtellung— mit weißem Formblatt!— erhält auch der Briefempfänger eine beglaubigte Abſchrift der Urkunde, während bei der ſoge— nannten vereinfachten Zuſtellung— mit blauem Formblatt— nur der Tag der Aushändigung auf dem Briefe vermerkt wird. Die Koſten für einen Brief mit Zuſtellungsurkunde ſetzen ſich zuſammen aus der Zuſtellungsgebühr von 30 Rpfg., der Briefgebühr für den Brief und der Zuſtellungsgehühr für die Rückſendung der Ur— kunde, ſo daß ein ſolcher Brief im Ortsverkehr bis zu einem Gewicht von 20 Gramm 16 Rpfg. koſtet. Wertangabe, Einſchreibung, Eilzuſtellung, Nachnahme, der Vermerk„poſtlagernd“ ſowie die Verſendung ins Ausland ſind allerdings bei der— artigen Briefen nicht zuläſſig. Andererſeits kann aber verlangt werden, daß eine Erſatzzuſteünng 5. B. an die Ehefrau des Empfängers oder den Prokuriſten N. nicht erfolgen darf und daß in der Zuſtellungsurkunde die Zeit der Zuſteflung anzugeben iſt. Die Briefe mit Zuſtellungsur— kunde müſſen verſchloſſen ſein und müſſen ge— naue Abſender- und Empfänge cangaben tragen, eine Huſte Jungsurkunde— be: gewöhnlicher Zu— ſtellung auch die Abſchrift— iſt haltbar am Briefumſchlag zu befeſtigen. Au die gewünſchie Sonderbehandlung des Briefes ſind die Poſtbe amten durch den augenfälligen Vermerk„Hierbei ein Vordruck zur Zuſtellungsurkunde nebſt Ab— ſchrift“, oder„Hierbei ein Vordruck zur Zuſtel— lungsurkunde. Vereinfachte Zuſtellung“ auf der Vorderſeite des Briefumſchlages hinzuweiſen. Die Formblätter zu den Zuſtellungsurkunden koſten 1 Rpfg. das Stück u. werden an den Poſt— ſchaltern verkauft, wo auch noch weitere Aus— Künfte eingeholt werden können. Kus Nah und Fern Frankenthal, 19. Warenhausdieb.) Unter dringendem Verdacht, den bereits gemeldeten nächtlichen Diebſtahl im Warenhaus Tietz begangen zu haben, wurde der verheiratete Dekorateur u. Polſterer Emil Göbel von Worms feſtgenommen und in Un— Jan.(Feſtgenommener terſuchungshaft abgeführt. Bei der Gegen— überſtellung mit dem Wächter der Wach- und Schließgeſellſchaft wurde er von dieſem als der Dieb wiedererkannt. Frankenthal, 19. Jan.(1500 Zentner Stroh verbrannt.— Brandſtiftung?) Auf einem Acker des Gutsbeſitzers Berthold vom Ormsheimerhof brannte ein Strohhaufen mit 1500 Zentner Stroh vollſtändig nieder. Der durch Verſicherung gedeckte Schaden beträgt etwa 2000 Mark. Man vermutet Brandſtif— tung. Neuſtadt(Haardt), 20. Jan.(Motorrad⸗ unfall). Vor einigen Tagen fuhr der 21 Jahre alte Karl Chriſtmann aus Böhl mit ſeinem Motorrad in das dem Fuhrwerksbeſitzer Ruſt, aus Böhl gehörende Fuhrwerk. Dabei zog ſich Chriſtmann eine ſchwere Beinverletzung zu, dle ſeine Ueberführung ins Krankenhaus notwen⸗ dig machte. Sehr wahrſcheinlich wird das zer⸗ ſplitterte Bein amputiert werden müſſen.