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Baureis und Kind. * 65 0 Der Geſang-Verein Sängertreue“ N veranſtaltet in den Fehekar-Tagen eine ganz beſondere Werhzskätigkeit. Jeder Neuhinzutretende, güterlei ob aktiv oder paſſib, iſt in dieſein Monat von dem Aufnahmebeitraß befreit. Darum, wer Mitglied wepden will, laſſe ſich dieſe Vor⸗ teile nichtzſentgehen und entſchließe ſich ſofort t iſt die Gelegenheit für ihn übergz günſtig. Der Vorſtand. Anmeldungen können bei den Mitgliedern und im Schützenhof beim Lokalwirt ge— altacht werden. Alte Zeitungen Ein guterhaltener Keſſe billig zu verkaufen. Von wem, ſagt der Verlag. Nele an, Daadg una gal. Prima weiße Kernſeife garantiert rein 200 gr. Stück nur 18% 3 St. 500 1 großes ſtarkes Putztuch jetzt 60% Prima Schmierſeife Pfd. nur 30%, Reißſtärke feinſte Qualität/ Pfd. 15%, ferner: Bodenbeize-Bohnerwachs⸗Otton⸗ Fußbodengl.⸗Moppolitur-Aluminiumputz. 50% Rabatt 59/0 Madhon Otto Wächter billig zu verkaufen Waſſerſtraße 31. 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Volksblatt) ile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., e nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- ßere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden eee Dienstag, den 3. Februar 1931 48. Jahr Die Reform der Geſchäftsordnung des Reichstags eine Vertrauensanträge mehr— Verſchärſte Disziplin— Beſchränkung der Ausgabenerhöhung enb. Berlin, 2. Febr.(Eigene Meldung.) In der geſtrigen Besprechung über eine Re— form der Geſchäftsordnung des Reichstages die der Reichskanzler im Beiſein des Reichs— tagspräſidenten Löbe und des Vizepräſiden— ten Eſſer mit den Führern der hinter der Re— gierung ſtehenden Parteien führte, hat man ſich. wie die Voſſiſche Zeitung berichtet, zu— nächſt auf vier Punkte geeinmgt: 1. Die Behandlung von Vertrauens⸗ und Mißtrauensanträgen wird grundſätzlich geün⸗ dert durch die Feſtſtellung, daß eine amtierende Regierung ohne Weiteres das Vertrauen des Parlaments beſitzt, wenn es ihr nicht ausdrück⸗ lich entzogen wird. Die grundlegende Aende⸗ rung kommt dadurch zum Ausdruck, daß künftig die Entziehung des Vertrauens ausgeſprochen werden ſoll. Außerdem wird beſtimmt, daß alle Anträge, die ſich auf die Perſon eines Miniſters oder des Kanzlers beziehen, nur in der Vollverſammlung des Reichstages zu⸗ läſſig ſind. 2. Eine Verſchärfung der Diſziplinarmaß⸗ nahmen ſoll dadurch eintreten, daß man in den Paragraph 90 der Geſchäftsordnung eine Beſtimmung einfügt, wonach ein Redner, dem das Wort entzogen iſt. in der gleichen Sitzung nicht noch einmal ſprechen kann. 3. Vorlagen, die ſich mit Finanzfragen beſchäftigen— ſowohl Regierungsvorlagen wie auch Intiativanträge der Parteien— gehen in Zukunft ſofort an den zuſtändigen Ausſchuß. Soweit Anträge aus dem Parlament neue Ausgaben vorſehen, können ſie nur bei Zu— ſtimmung der Regierung angenommen werden, und ſie ſind nur zuläſſig, wenn ſie gleichzeitig eine Deckungsporlage enthalten. Dabei kann über einen Antrag auf Erhöhung der Aus⸗ gaben und über den Deckungsvorſchlag nur ge— meinſam, nicht getrennt, abgeſtimmt werden. Als Deckung im Sinne dieſer Beſtimmung gilt es nicht, wenn in einem Antrag die Einnah⸗ men aus einer beſtimmten Steuerquelle einfach höher geſchätzt werden, als die Negterungsvor⸗ lage vorſieht. Ob es ſich um eine Finanzvorlage handelt oder nicht, entſcheidet der Reichstags⸗ präſident. 54 Die Zuläſſiakeit von Internellationen, alſo Anfragen über beſtimmte Tatbeſtände, werden künftig davon abhängig gemacht, daß ſie nur Tatſachen, die der Klärung bedürfen, enthalten. nicht aber Kritik und Angriffe auf die Regierung. Anparlamentariſche Aeuße— rungen in Interpellationen ſind unzuläſſig, und der Reichstagspräſident hat in einem ſol— chen Falle das Recht. die ganze Interpellation zurückzuweiſen, wobei der Aelteſtenrat als Reviſionsinſtanz gilt. Zu dieſen vier Vereinbarungen müſſen nun⸗ mehr die einzelnen Reichstagsfraktionen Stel— lung nehmen. Wenn ſie den Vorſchlägen zu⸗ ſtimmen, wird zunächſt der Aelteſtenrat, dann der Geſchäftsordnungsausſchuß ſich damit zu beſchäftigen haben. Für Reichstagsauflöſung Die nationalſozialiſtiſche Reichstagsfraftion hat im Reichstag einen Antrag eingehracht, der den Reichspräſidenten erſucht, den Reichstag ge⸗ mäß Artikel 25 der Reichsverfaſſung ſofort auf⸗ zulöſon. Schwerer politiſcher Zuſammenſtoß beben Lupied. 2, Febr.(Cig m a e a 4. g. Meldung.) Zu e wuſemenſtößen zwiſchen Reichsbanner⸗ Organifatls Ortsbewohnern, die rechtsgerichteten von antlicher Seigebören, kam es, wie erſt jetzt tag Abend 55 Seite mitgeteilt wird, am Sams⸗ bach. Di N dem nahegelegenen Dorſe Mels⸗ Mann so ie Reichsbannerleute in Stärke von 140 Lied 1 ihrem Marſche durch das Dorf Sti er, die bei den Ortsbewohnern eine gereizte immung erzeugten und zu Gegenrufen Anlaß gaben. Dabei kam es zu einem Zuſammenſtoß mit einem ortsanſäſſigen jungen Mann, der ſich im elterlichen Hofe gegen die dort eindringenden Reichsbannerleute verteidigte und ſchließlich eine Leiter gegen die Andrängenden warf. Sein ihm zu Hilfe kommender Bruder ſchleuderte in höch⸗ ſter Bedrängnis t eine Wurſmaſchine in die Reihen der Angreifer. Als auch die Mutter der jungen Leute von den Reichsbannerangehörigen bedrängt wurde und um Hilfe rief, kamen von allen Sei— ten die Bewohner des Dorfes den Angegriffenen zu Hilſe, ſodaß die Reichsbannerleute abzogen— Auf Seiten des Reichsbanners gab es einen Schwerverletzten und drei Leichtverletzte. Die Un— terſuchung iſt noch nicht abgeſchloſſen. Cetzte Radiomeldungen 27 Todesopfer bei Wahlzuſammenſtößen in Columbien. wtb. Newyork. 3. Jan. Wie der Aſſociated Preß aus Bogota(Columbien) gemeldet wird, ſind bei Zuſammenſtößen aus Anlaß der ge⸗ gen Kongreßwahlen mindeſtens 27 Perſonen getötet und 21 verletzt worden. Soziales Schiedsſpruch für das Buchdruckgewerbe. wtb. Berlin, 2. Febr. Im Buchdruckgewerbe iſt ein Schiedsſpruch gefällt worden, der den tariflichen Spitzenlohn bis zum 30. Auguſt auf 55 Mark feſtlegt. Schiedsſpruch für die Mannheimer Ange⸗ ſtellten. * enb. Mannheim, 3. Febr. Die Schlichtungs⸗ ſtelle für den Mannheimer Generaltarif hat geſtern ihren Schiedsſpruch dahin gefällt, daß die bisherigen Gehälter ab 1. Februar um 5% geßüärzt werden mit Ausnahme der Gehälter bis zu 100 Mark und der ſozialen Zulagen. die in bisheriger Höhe beſtehen bleiben. Die Par teien haben ſich bis zum 9. Februar zu entſchei— den. Der Bahnpolizeidienſt der Reichsbahn Aufgaben des„Bahnſchutzes“ und ſeine Entſtehung cub. Berlin, 2. Febr.(Eig. Meldung.) Von einzelnen Blättern wurden in den letzten Tagen Angriffe gegen den Bahnpolizeidienſt der Deut— ſchen Reichs bahn-Geſellſchaft gerichtet. Demgegenüber dürfte es von Wert ſein, fol— gende Darlegungen zu beachten: Die Deutſche Reichsbahn hat ein Streckennetz von 54000 Km. Sie muß nicht nur ihre Anlagen und Vorratsſtoffe betreuen, ſondern auch die Reiſenden und die ihr anvertrauten Güter ſicher beförden. Entſprechend ſeiner doppelten Aufgabe zerfällt der Sicherheitsdienſt der Reichsbahn in zwei Teile: 1. Der Streifdienſt, beſtehend aus rund 1600 Mann, die ſtändig mit dem Bahnpolizeidienſt, der Diebſtahlsbekämpfung und der Feſtſtellung triebs⸗ und verkehrsdienſtlicher Unregelmäßigkei— ten beauftragt ſind. Er arbeitet im engſten Ein— vernehmen mit der öffentlichen Polizei. Sämt liche Bahnfrevel konnten rechtzeitig entdeckt, oder es konnte wenigſtens der Schaden verhindert wer den. 2. Der freiwillige Bahnſchutzdienſt, der eben falls aus Bahnpolizeibeamten beſtehend, nötigen— 1 falls den Streifdienſt unterſtützt oder im Falle ernſterer Gefahren vom Generaldirektor der Reichsbahnen im Benehmen mit dem Reichsver kehrsminiſter, dem Reichsinnenminiſter und den Länderſtellen einberufen wird. Dieſer„Bahnſchutz“ hat ſich 1921 gebildet auf— grund eines Aufrufes des anläßlich der mitteldeutſchen Unruhen, in denen zahlreiche Eingriſſe in den Eiſenbahndienſt und Attentate auf Eiſenbahnen. Kunſtbauten uſw. vorkamen, die den Verluſt von Menſchenleben und großen Sachſchaden mit ſich brachten. Jeder freiwillige Bahnſchutzbedienſtete durch Unterſchrift verpflichtet, den Schutz Rei ebietes„in 2 der Verfaſſt durchzuführen. Politi rebungen Bahnpolizeidienſt ausdrücklich ausgeſchloſſe gendwelche Verbindung mit Wehr- oder andere Verbänden wird nicht geduldet Bahnſce gen finden in län Reichsbahn hat Uebungen mit geren Zwiſchenräumen Die angeordnet, daß die förderung von W Munition nur noch durch eigene Bedienſtete vor genommen werden darf. Erich Benzinger— Cuiſe Neumann in der Beurteilung des Gutachters enb. Berlin, 2. Febr. Auch heute früh ſtan⸗ den ſchon in früher Morgenſtunde ungeachtet der Kälte große Scharen in der Turmſtraße vor dem Kriminalgerichtsgebäude und harrten auf die Oeffnung des Portals zum Zuhörer— raum des Schwurgerichtsſaales, in dem die Ver— handlung des Mordprozeſſes Ulbrich ſtattfindet. Landgerichtsdirektor Dr. Schmidt eröffnete die Verhandlung erſt nach 10.15 Uhr. Der Verteidi— ger, Rechtsanwalt Dr. Mendel, erklärte, daß er die Anträge wegen der Mißhandlung von Stolpe und Benzinger bei ihrer Verhaftung nicht zu⸗ rücknehmen könne. Der Vorſitzende erwiderte darauf, daß die Vernehmung der Polizeibeamten für Dienstag früh angeordnet ſei. Sodann wurde zur Entgegennahme der Gutachten geſchritten. Gerichtsarzt Sanitätsrat Dr. Friedr. Leppmann begann mit Erich Benzinger. Er iſt 21 Jahre alt, der Sohn eines Eiſenbahn⸗ arbeiters. Der Vater ſoll ein kränklicher Mann ſein. Der Angeklagte iſt in der Schule ſchwach von Begriff geweſen und iſt in eine Hilfsſchule gekommen. Sein Lehrherr bezeichnete ihn als einen gut erzogenen, arbeitsfreudigen und lie⸗ benswürdigen Jungen, dem niemand eine ſolche! Tat zugetraut hätte. Benzinger iſt ſehr höflich und hat in ſeinem Benehmen das, was man eine gute Kinderſtube nennt. Er iſt nicht be— müht, ſeine Tat als nicht ſo ſchlimm darzuſtel— len. Wenn man ihn fragt, wofür er ſeine Tat halte, antwortet er„Mord“. Sein Benehmen bei der Tat ſcheint nicht ſehr tapfer geweſen zu ſein, aber er hat ſich beteiligt und iſt ſich deſſen bewußt geworden. Seine Zurechnungsfähigkeit irn Sinne der Strafgeſetze muß daher bejaht werden. Es iſt jedoch fraglich, ob er die vom Geſetzgeber vorausgeſetzte Fähigkeit hatte, wäh— rend der Tat ſeine Urteilskraft anzuſpannen, alſo zur Ueberlegung fähig war. Die Entſchei— dung darüber wird Sache des Gerichtes ſein. Nach der ganzen Beſchaffenheit Benzingers iſt es undenkbar daß er das geiſtige Haupt und der Anreger der Tat geweſen iſt. Darauf ſprach Sanitätsrat Dr. Leppmann über das Weſen der Angeklagten Luiſe Neumann. Ihr Perſönlichkeitsbild ſei weitaus nicht ſo leicht zu entwerfen wie das von Benzinger, weil ihre Anſätze zu einer Charakterbildung auffallend un! deutlich und gering ſeien. Ihre Familienverhält— Reichsverkehrminiſters niſſe waren ſehr ungünſtig. Bei ihrer Verneh— mung ſei die Tatſache aufgefallen, daß ſie nicht zweimal die gleiche Ausſage gemacht habe. Eine Intelligenzprüfung ſei äußerſt ſchlecht ausgefal— len. In Bezug auf Schlagfertigkeit und Mut— terwitz mache die Angeklagte durchaus keinen ſchwachſinnigen Eindruck, aber es ſei ihr un— möglich, ſich zu konzentrieren. Ohne daß ſich die Situation geändert hätte, müſſe ſie lachen, pre— chen, weinen oder gelangweilt ſchweigen. Ovp— gleich ſie ſich öfter abfällig über Ulbrich geäußert hatte, hatte ſie doch niemals behauptet, daß der Haß ein Motiw ihrer Tat geweſen ſei. Alles ſei von ihr zu erwarten oder auch garnichts. Aber von einem Ausſchluß der freien Wil⸗ lensbeſtimmung im Sinne des§ 51 oder von der Unfähigkeit für Einſicht ihrer Handlungen im Sinne des Jugendgeſetzes könne keine Rede ſein. Obwohl ſie enorm viel Mängel der En wicklung aufweiſe, ſo ſei doch ihre Entwicklung nicht voll⸗ kommen ausgeblieben. Denn, daß ſie imſtande ſei, andere konſequent zu überreden, müßte man als höchſt unwahrſcheinlich bezeichnen. Es liege ſehr nahe, daß ſie die Fähigkeit zur Ueberlegung im Sinne des Mord⸗ paragraphen nicht befitze. An dieſes Gutachten ſchloß ſich noch eine Reihe von Fragen aller Prozeßbeteiligten äber die Auslegung der einzelnen Beurteilungen. Tagesnachrichten Der 20⸗prozentige Lohnabbau auf der Hütte Ruhrort⸗Meiderich abgelehnt. wtb. Duisburg⸗ Hamborn, 2. Febr. Die Metallarbeiter-Gewerkſchaften haben in ihrer geſtrigen Mitgliederverſammlung beſchloſſen, die 20, ige Lohnherabſetzung für die Beleg— ſchaft der Hütte Ruhrort-Meiderich abzuleh— nen. Sie ſtehen auf dem Standpunkt, daß der Vorſchlag, wonach die Erwerbsloſenfür— ſorge die 20% übernehmen ſoll, der einzige iſt, der zum Erfolge führen kann. Heute fin— det die Vertrauensmännerkonferenz ſtatt, die jedoch wahrſcheinlich zu demſelben Beſchluß kommen wird. Polniſche Beſchwerde in Verlin. enb. Berlin, 2.(Eigene Meldung.) e polniſche Regierung hat wie das„B. T meldet, in Berlin eine Beſchwerdenote wegen der Ueberfliegung polniſchen Gebietes durch [den deutſchen Zivilflieger Gruſe laſſen Febr. 44 4252 on überreichen ent auf der Grünen Woche. 2. Febr. Reichspräſident von g ſtattete heute vormittag der Grünen Woche ſeinen Beſuch ab. Er wurde dort von dem Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft, Dr. h. c. Schiele, empfangen und begrüßt. Politiſche Schlägerei. Zwei Schwer- und vier Leichtverletzte. witb. Backnang, 2. Febr. Am Sonntag un— ternahmen 40 Stuttgarter Nationalſozialiſten eine Ausfahrt im Laſtkraftwagen. Als ſie abends durch die Schillerſtraße in Backnang fuhren, entſtand vor einer Wirtſchaft, in der ſich eine Anzahl Kommuniſten aufhielt, unter gegenſeitigen Anrempelungen eine verhäng— nisvolle Schlägerei, bei der von kommuniſti— ſcher Seite auf Nationalſozialiſten geſchoſſen wurde. Zwei von ihnen wurden ſchwer, ein dritter leichter verletzt. Auf kommuniſtiſcher Seite ſind vier Mann leicht verletzt worden. Der Polizei gelang es ſchließlich, die Käm— pfenden zu trennen und die Ruhe wieder her— zuſtellen. Beſetzung des Bistums Aachen. wtb. Berlin, 2. Febr. Die Apoſtoliſche Nuntiatur teilt mit, daß der Papſt den Dom— probſt von Köln Dr. Joſeph Vogt zum Bi— ſchof von Aachen ernannt hat. Die Ernen⸗ nung erfolgte gemäß des Konkordats, d. h. nach der Wahl von ſeiten des Domkapitels von Aachen von drei vom Heiligen Stuhl vor- geſchlagenen Kandidaten. FF Die Abſage des Candbundes an Brüning Vier Forderungen des Grafen Kalckreuth 10. Reichslandbund⸗Tag. enb. Berlin, 2. Febr. Der 10. Reichsland⸗ bundtag wurde heute mittag im Zirkus Buſch eröffnet. Es ſprachen die Präſidenten des Bun⸗ des Landwirt und Bürgermeiſter Lind, Mitglied des Reichstages, Graf Kalckreuth und Bauern- hofbeſitzer Bethge. Das Hauptreferat hielt Graf Kalckreuth. In ſämtlichen drei Reden kam eine entſchiedene Stellungnahme gegen die Regierung Brüning in ſchürfſter Form zum Ausdruck. Es wurde auch mit beſonderer Betonung an die Kampftage der Caprivi⸗Zeit erinnert. In agrar⸗ politiſcher Hinſicht wurde der Regierung zum Vorwurf gemacht, daß ſie zum Teil nicht alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, zum Teil die ergriffenen Maßnahmen nicht in dem Maße durchgedrückt habe, wie es notwendig ſei, um der Landwirtſchaft wirkſam zu helfen. Hinſichtlich der Zollpolitik wurde ihr zum Vorwurf ge— macht, daß ſie ſich von den Einflüſſen der am Export intereſſierten Induſtrie in allen Han⸗ delsvertragsfragen nicht freimachen könne. In volitiſcher Beziehung wird ſcharfe Kritik daran geübt, daß die Regierung Brüning es nach den Worten des Grafen Kalckreuth nicht verſtanden habe, nach den Wahlen vom 14. September die „ſtark auflodernde nationale Bewegung in ihrem nationalen Willen und ihrer Opferfreudigkeit für das Vaterland zu erfaſſen, um in ihr eine Stütze für notwendige. aber zwangsläufige und populäre Geſundungsmaßnahmen zu ſuchen.“ Als Aufgaben. die ſofort der Löſung entgegen⸗ geführt werden müßten, bezeichnete Graf Kalckreuth: 1. Rettung der Landwirtſchaft vor dem völ— ligen Erliegen. Mit Löſung dieſer Aufgabe werde auch die heutige vordringlich erſcheinende Aufgabe, Wiedereinſchaltung der fünf Millio⸗ nen Arbeitsloſen in den Produktionsprozeß, am mneiſten gefördert werden. 2. Befreiung der deutſchen Wirtſchaft von den Feſſeln des Poungplanes. 3. Abbau der die Hälfte des Arbeitsverdien⸗ ſbes des deutſchen Volkes aufzehrenden Ausga⸗ ben der öffentlichen Hand. 4. Umſtellung der geſamten ſozialen Fürſorge aus ihrer heutigen Form, in der ſie nicht nur einen Anreiz, ſondern geradezu in vielen Fäl- len einen Zwang der Arbeitsenthaltung bedeute. Beton wurde, daß der Reichslandbund nach wie vor außerhalb der politiſchen Parteien ſtehe. Beſonders beachtet dürften folgende Sätze im Schluß des Kalckreuth'ſchen Referats werden: „Heute darf die neue Aufgabe der produkti— ven Umſtellung und der ſyſtematiſchen Abſatz⸗ regelung nur dann mit voller Kraft von der Landwirtſchaft aufgenommen werden, wenn ihr die geforderten Sicherheiten geboten ſind Bis dahin aber heißt es äußerſte Zurückhaltung wah⸗ ren und unter Zurückſtellung aller nicht unbe⸗ dingt erforderlichen Aufgaben nur die eine Auf⸗ gabe zu ſehen, den Betrieb in den nächſten Mo⸗ naten nicht zum Erliegen kommen zu laſſen. Deshalb wird auch jeder Landwirt. der ſeine Kreditmöglichkeiten erſchöpft ſieht, und das dürfte heute die große Maſſe der Land⸗ wirte des Oſtens ſein, ſich, ehe er ſich der letzten Barmittel durch Steuerzahlung be⸗ raubt, die Frage vorlegen müſſen: Kannſt Du dann auch noch die zur Fortführung neee Aufforderung zum Steuerſtreik Deiner Wirtſchaft notwendigen Barmittel bis zur neuen Ernte ſicherſtellen? Wenn nicht, dann iſt es Pflicht jedes Landwirts im Rahmen der geſetzlich zuläſſigen Mittel alle Hebel anzuſetzen, um nicht durch Steuerzahlung ſich der Möglichkeiten der Erhaltung ſeines Betriebes zu begeben.“ Die Verſammlung faßte zum Schluß folgende Entſchließung:„Die Geſamtheit der am 1. Febr. 1931 zu Berlin verſammelten Vertreter der Provinzial⸗ und Freilandbünde erklären, daß ſie geſchloſſen hinter der Führung des Reichs⸗ landbundes ſtehen und erwarten, daß die Ge⸗ ſamtheit des Reichslandbundes einmütig die Maßnahmen befolgtt deren Durchführung be⸗ ſchloſſen ſind. Nur der Einſatz jedes Einzelnen 1 für den Kampf des Ganzen den Er⸗ fo 4 In der Pfalz, da möcht ich ewig ſein! Was eine kleine Stadt ſich alles leiſtet In der„Kaufmänniſchen Praxis“, einer Bundesſchrift des D. H. V. finden wir unter der Ueberſchrifſt„In der Pfalz, da möcht ich ewig ſein“ folgende Betrachtung, die wir unſeren Leſern nicht vorenthalten möchten: In der Pfalz, da möcht ich ewig ſein! Das Städtchen Frankenthal zählt knapp 25 000 Einwohner, aber es liegt in der ſchönen Pfalz. Selbſtverſtändlich gibt es dort auch Kaufmanns⸗ gehilſen. Sind es Buchhalter oder Verkäufer. wie die meiſten, ſo verdienen ſie, wenn es gut geht, ihre 1000 bis 2800 Mark im Jahr. Viele verdienen weniger, wenige mehr. Von dieſem beſcheidenen Einkommen aber bezahlen ſie treu und brav ihre Steuern, u. a. auch, damit das Städtchen Frankenthal folgende Gehälter an ſeine Beamten und Angeſtellten bezahlen kann(Rech⸗ nungsjahr 1930): 1 Schulhausmeiſter (außerdem Pauſchale 1066 Schulhausmeiſter(innen) zuſam. 11 632.44 1 (außerdem Pauſchale 4839 /) Amtsbote(aushilfsweiſe) Vollſtreckungsoberſekretäre Fürſorgeoberſekretär Kanzleioberſekretäre Stadtſekretäre Buchhalter Kaſſenboten Amtsbote Verwaltungsaſſiſtentinnen Lehrlinge Straßenwärter Stadtſekretär Zählerkontrolleur Magazinverwalter 6 390.40% Lehrling 1437.80% Stadtoberſekretär im Krankenh. 5085.— A4 Werkführer 5 044.80% Das ſind nur ein paar Stichproben. Insgeſamt beſchäftigt die Stadt etwa 170 Beamte. Ange⸗ ſtelle und Arbeiter. An der Spitze ſtehen 2 Bür⸗ germeiſter, die zuſammen 31689.60 J erhalten. dieſe Oberhäupter ſind offenbar ganz beſonders ängſtlich auf den perſönlichen Schutz der Einwoh⸗ ner bedacht. Für ihn wird nämlich eine Polizei unterhalten, die ſich— bei 25000 Einwohnern!— aus folgenden 35 Beamten mit den danebenſtehen⸗ den Gehältern zuſammengeſetzt: 1 Polizeioberinſpektor 6020.— 44 905 (dazu 150.—% Kleidergeld) 6 Polizeioberkommiſſare 34 050.— J, 5(dazu 750.—/ Kleidergeld) 3 Kriminaloberkommiſſ. 17 038.80%¼ (dazu 450.—/ Kleidergeld) 10 Polizeihauptwachtm. 40 768.80%¼/¼ (dazu 1500.—, Kleidergeld) 8 Polizeioberwachtmſtr. 27 290.40% (dazu 1200.—/ Kleidergeld) 1 Feldwachtmeiſter 4 593.60% 1 Pol. u. Gemeindediener 1438.20/ (dazu 75.—% Kleidergeld) (60 J Pauſchale f. Reinigung.) 18 036.— 4 0 3 480.— 8 6 896.10% 17 524.80 5 223.— 9 976.20% 10 794.30% 4560.— 4 7 855.20/ 4 828.80 29 312.10% 3 158.96% 3042.60% 4 666.80% 3596.40% = eee 5 Fluraufſeher Das Durchſchnittsgehalt des deutſchen Kauf⸗ mannsgehilfen belief ſich nach unſerer Erhebung auf 258,61 J, das aber von 100 000 der 160 000 Befragten nicht erreicht wird. Das Einkommen Der Rampf um die eines Fluraufſehers in e e aber beträgt 300.60 l, das eines aushilfsweiſe beſchaſtigt Amtsboten 574,70. So ſiehts in Frank aus. Wie mag es in anderen Gemeinden aus⸗ ſehen?. 10 Verletzte bei einer politiſchen Schlägerei. wib Nürnberg, 2. Febr. In einer Verſamm⸗ lung der ſozialdemokratiſchen Partei in Feucht ſollte geſtern Pfarrer Kleinſchmidt von Eiſen⸗ berg über das Thema:„Faſchismus. Chriſten⸗ tum und Sozialdemokratie“ ſprechen. Trotz⸗ dem den Nationalſozialiſten der Zutritt zum Verſammlungslokal verboten war., ſammelten ſich etwa 200 Nationalſozialiſten an, um an der Verſammlung teilzunehmen. Es kam zu einer ſchweren Schlägerei mit 300 Mitglie⸗ dern der ſozialdemokratiſchen Partei, in deren Verlauf ſieben Sozialdemokraten und drei Nationalſozialiſten Kopfwunden davon tru⸗ gen. Vier Verletzte wurden in das Nürnber⸗ ger Krankenhaus eingeliefert. Die Streiten⸗ den wurden durch die Gendarmerie getrennt und der Ort ſpäter durch eine aus Nürnbeg herbeigerufene Hundertſchaft der Landespoli⸗ zei geräumt. Die Verſammlung konnte nicht ſtattfinden. 300 Millionen Eine parlamentariſch intereſſante Woche enb. Berlin, 2. Febr.(Eigene Meldung.) Wie wir erfahren, findet der urſprünglich für heute vorgeſehene Beſuch des Führers der DVP. beim Reichskanzler nicht ſtat. Dafur iſt für den morgigen Dienstag eine Beſpre⸗ chung vereinbart worden, an der auch de“ Fi⸗ nanzreferent der DVP. Dr. Cremer, teil⸗ nimmt. in Anſpruch nehmen. daß ein ernſthafter Veryuch gemacht werden ſoll. zu einer Einigung über die Forderung auf Etatsabſtriche zu gelangen. Zweifellos wird der Kanzler den Vertretern der DVP. die Frage vorlegen, wie ſie ſich die Einſparun⸗ gen im einzelnen denken. In Kreiſen der DVP. wird darauf hingewieſen daß darüber ſchon in den bisherigen Beſprechungen ge⸗ wiſſe Anhaltspunkte gegeben worden ſeien, daß es aber nach ihrer Anſicht Aufgabe der 0 Regierung iſt. die erforderlichen Maßnahmen gang dieſer Verganolungen zu treffen, um den Etat auszubalanzieren. Die Stimmung bei der DP. iſt ziemlich g U 4 DVP. ihren Standpunkt entſchieden. Es wird erklärt, daß die Fraktion unter leinen Umſtänden auf ihre Forderung verzichten kann. Sie müſſe un⸗ bedingt verlangen, daß im Laufe dieſer Woche eine Klärung der Finanzlage ein⸗ tritt. Dieſe Konferenz wird langere Zeit Gegen Ende der Woche wird der Etat des Man kann annehmen, Reichsfinanzminiſteriums zur kommen. Behandlung Bei dieſer Gelegenheit wird die mit aller Schärfe herausarbeiten, wenn es nicht inzwiſchen gelungen ſein ſollte, eine Einigung herbeizu⸗ führen. In politiſchen Kreiſen ſieht man den Verhandlungen dieſer Woche mit geſpanntem Intereſſe entgegen, da von ihnen die Frage abhängt, ob der Etat parlamentariſch erledigt werden kann oder durch Notverordnung in Kraft geſetzt werden muz, und da der Aus⸗ ſchließ lich auch für das Verhältnis der DVP. zum Kabinett Brüning beſtimmend ſein wird. Der Prozeß Tauſend Weitere Sachverſtändige ſagen aus wtb. München, 2. Febr. Im Tauſend⸗ Prozeß wurde heute zu Beginn der dritten Verhandlungswoche die Vernehmung weiterer Sachverſtändiger fortgeſetzt. Zunächſt wurde Gerichtsarzt Dr. Framm gehört. der ſich den Gutachten des Profeſſors Dr. Boſtröm-⸗Mün⸗ chen anſchließt, wonach eine geiſtige Krank⸗ heit bei Tauſend nicht vorliege und der Ange⸗ klagte für ſeine Taten verantwortlich ſei. Als erſter techniſcher Sachverſtändiger wurde ſodann Prof. Röntgen von der Techniſchen Hochſchule Aachen vernommen, der einleitend einen Ueberblick über die Entwicklung ſeiner Beziehungen zu Tauſend gab. Auf die ihm formulierten Fragen bekundete der Sachver⸗ ſtändige, daß die erzielten geringen Erfolge nichts Außergewöhnliches ſeien und auf ge⸗ wöhnliche Art und Weiſe hätten erreicht wer⸗ den können. Eine Umwandlung von Mate⸗ rialien durch das Tauſend'ſche Verfahren kom⸗ me auf keinen Fall in Frage; vazu ſei die Energie, die Tauſend zur Verfügung hatte, viel zu gering geweſen. Der Sachverſtändige betonte ſchließlich, daß das Gold nur abſicht⸗ lich während des Schmelzprozeſſes hinzugetan worden ſein könne; eine andere Möglichkeit gebe es überhaupt nicht. Varna. Roman von Max v. Weißenthurn. (15. Fortſetzung.) „Sie haben mich geſehen?“ rief die Frau mit einem unangenehmen Lachen.„Und Sie können ſich mein Dorthinkommen nicht er⸗— klären? Laſſen Sie es ſich genügen, wenn ich Ihnen ſage, daß ich meine triftigen Gründe dazu habe!— Sie ſelbſt aber,— Sie ſelbſt— erinnern Sie ſich gar nicht an mein Geſicht? Kennen Sie mich nicht, Varna Leslie? Ich weiß von Ihnen und dürfte es in Ihrem In— tereſſe liegen, Freundſchaft mit mir zu ſchlie⸗ ßen,— dafür zu ſorgen, daß wir Freun— dinnen werden, anſtatt erbitterte Fein— dinnen!“ Starr vor Ucberraſchung ſtand Varna. „Ich kenne Sie nicht“, ſtammelte ſie ver— wirrt. „Das ſoll heißen, daß Sie ſich meiner nicht entſinnen? Sie bringen mich mit den Tagen Ihrer Kindheit in keinerlei Verbindung?“ Unwillkürlich ſchrie Varna auf. „Wer ſind Sie? Was wiſſen Sie über meine Herkunft? Ich will es Ihnen mein Leben lang danken, wenn Sie mir ſagen kön⸗ nen„wer ich bin!“ Ueber das Geſicht der Frau breitete es ſich wie Spott. „Sie fordern viel!“ antwortete ſie.„Ich habe nicht ausgeſprochen, daß ich ſo viel weiß, wie Sie begehren. Trotzdem kann ich Ihnen vielleicht Einzelheiten mitteilen. Mein Wollen dazu hängt von der Bereitwilligkeit ab, die Sie dem Zweck gegenüber an den Tag legen, den ich verfolge.“ „Und dieſer Zweck beſteht worin?“ „Ich begehre meine Rechte; ich will das erlangen, wofür ich alles aufs Spiel ſetzte, wofür ich mich ſelbſt, meine Seele opferte!“ Varna ſtarrte die Fremde ſprachlos an; was ſie in ihren Augen las, bewegte ſie ſelt⸗ ſam. „Was ich von Ihnen fordere, iſt ſehr wenig“, fuhr jene fort.„Es werden heute abend zwei Männer in dem Hauſe ſein, in dem Sie weilen, über deren Tun ich genau un⸗ terrichtet ſein möchte! Ich rede von dem Schloßherrn und ſeinem Vetter!“ „Der Herr des Schloſſes befindet ſich im Ausland, ſoviel ich weiß“, verſetzte Varna kühl. „Er kehrt noch heute nach Schloß Langley zurück!“ widerſprach Frau Herryot ihr leb— haft. „Wenn das war iſt, ſo wiſſen Sie mehr als ich, die ich doch im Schloſſe lebe, und bedürfen der Spionendienſte nicht, die Sie von mir for⸗ dern und die ich am letzten Ihnen leiſten wür⸗ de. Laſſen Sie ſich dieſe meine Antwort ein⸗ für allemal genügen. Ich habe Eile, ins Schloß zu kommen.— Guten Abend, Frau Herryot!“ 13. Kapitel. 1 Ein Wiederfinden. Varna konnte, nachdem ſie die ihr über alle Maßen unſymphatiſche Frau verlaſſen hatte, nur das eine Verlangen, ſo ſchnell wie nur möglich das Schloß zu erreichen. So zögerte ſie nicht, als ſie an einen Seitenweg kam, der, nur von den Schloßbewohnern benutzt, ſie ra⸗ ſcher an ihr Ziel führte, denſelben einzuſchla⸗ gen, und haſtigen Schrittes eilte ſie dahin, als ſie plötzlich ſtrauchelte und zu Boden geſtürzt wäre, wenn nicht in demſelben Moment zwei Arme, die ſich nach ihr ausſtreckten, ſie daran gehindert hätten. „Das war abgepaßt, wie in einem Komö⸗ dienſpiel!“ tönte eine lachende Stimme an ihr Ohr. Ah, meine Gnädige, ſie verzeihen dieſe Begrüßung. Ich freue mich, daß ich Ihnen ſo unerwartet zu Hilfe kommen konnte. Ich hoffe, Sie haben ſich nicht verletzt. Dieſer Pfad iſt nicht leicht zu gehen für jemand der ſich hier nicht ſo gut auskennt wie ich!“ Die Stimme und die Ausſprache verrieten den Mann von Bildung, und Verna fragte ſich, wer er ſein könnte. „Ich danke ſehr, ich bin nicht verletzt“, ſprach ſie, ſich mühſam aufrichtend.„Meinen Fuß habe ich wohl ein klein wenig vertreten, aber es iſt nicht von Belang. Meine Pakete aber, du lie⸗ ber Himmel, wo ſind ſie hingeraten?“ „Hatten ſie viele?“ fragte der Fremde. „Nur zwei und eine kleine Handtaſche“, antwortete ſie, am Boden danach ſuchend. „Warten Sie— ich werde Licht machen!“ In der nächſten Minute beleuchtet ein auf⸗ flammender Schein grell Varnas Geſicht. Zu⸗ gleich brach ſich ein Ruf der Ueberraſchung von des Fremden Lippen. Zum zweitenmal wurde Licht gemacht und jetzt war es das Antlitz des Mannes, das klar und deutlich aus der ihn umgebenden Finſternis hervortrat. „Gottfried!“ entfuhr es Varna im ſelben Moment.„Sie— Sie ſind es! Und Sie evin⸗ nern ſich meiner? Sie erinnern ſich der kleinen Varna, die Sie und Major Leslie aus dem feindlichen Inderlager befreiten?“ Ein lauter Freudenruf war ſeine erſte Ant⸗ wort, während er mit förmlicher Heftigkeit beide Hände des jungen Mädchens erfaßte. „Varna, Sie?“ entfuhr es ſeinen Lippen, „welch guter Geiſt läßt mich denn gleich am erſten Tage, den ich nach langer Abweſenheit in der Heimat verbringe gerade Sie hier treffen?“ Nachdem ſich die erſte Freude über das un⸗ erwartet Wiederſehen bei beiden etwas gelegt hatte, erzählte Varna dem erſtaunt Zuhören⸗ den ihr bisheriges Schickſal, wie ſie nach dem Tode ihrer Pflegeeltern nach England gekom⸗ men und es angeſichts ihrer wenig Lage als ein Glück betrachtet habe, daß die Gräfin Saint Maure ſie als Geſellſchafterin engagierte. „Sie ſind den ganzen Tag über um die Gräfin?“ erkundigte ſich der junge Graf. Varna ſchüttelte den Kopf. „Nein, ich erſcheine erſt des Abends im Sa⸗ lon.“— „Und warum nicht bei Tiſch?“ „Sie vergeſſen, daß ich nur die bezahlte Geſellſchafterin der Gräfin bin; ich ſpeiſe nicht mit der Familie.“ „Nicht mit der Familie!“ wiederholte er. „Ich begreife nicht, was meiner Mutter ein⸗ fällt!“ „Ihrer Mutter?“ Die Beſtürzung in ihrer Frage ließ ſich nicht verkennen. eee „Nun, ja, natürlich, meiner Mutter!— Aber, o, Sie wiſſen wohl gar nicht, wer ich bin! Sie haben mich nur als Gottfried Hulme gekannt! Der bin ich freilich auch noch, aber nebenbei ſehen Sie mich mit einem Titel bela⸗ ſtet, den ich bei unſerer erſten Begegnung in Indien damals noch nicht trug.“ Ihre Augen hatten ſich förmlich erweitert; ſie ſtarrte ihn groß an. „Sie ſind doch nicht der Graf von Saint Maure?““(Fortſetzung folgt.) roſigen Bunte Zeitung 6 Seehund gegen U⸗Boot. In Deutſchland iſt die Tatſache kaum bekannt geworden, daß man in den letzten Kriegsjahren — während des verſchärſten U⸗Bootkrieges— in England Seelöwen zur Auffindung getauchter U⸗Boote abrichten wollte. Auf einem See in Wa⸗ les wurde auch 1917— in aller Heimlichkeit ver⸗ ſteht ſich— eine Dreſſurſchule errichtet, die die notwendigen Experimente vornahm. Man band den Seelöwen, deren Neugier bekannt iſt, eine Schnur um den Leib, an deren anderem Ende ſich eine Boje befand. Die Rechnung war ſo: Das getauchte U-Boot verurſacht Motorengeräuſch, der Seelöwe ſchwimmt auf das Geräuſch zu und die Boje zeigt den Weg. Alſo hat man das U⸗Boot. Ueber praktiſche Erfolge iſt nichts be⸗ kannt. ö Das Glück verklagt. Es gibt Leute mit merkwürdige Anſichten. Und weiter gibt es Leute, die der Juſtiz manch⸗ mal Unmögliches zumuten. So hat jetzt in Wien eine Hausbeſorgerin eine Klage erhoben, die von vornherein dazu verurteilt war, keinen Erfolg zu haben. Die gute Frau zeigte einen Losverkäu— fer wegen Betrugs an. Und zwar ſei der Betrug ſo vor ſich gegangen: Der Verkäuſer bot ihr Loſe zum Kaufe an und erklärte auf ihre Bemerkung, ſie möchte noch einmal ſo ein Glück(Haupttreffer) machen, das könne ſie, wenn ſie ein Los oder gar mehrere beſitze, viel eher, als wenn ſie nicht Lot⸗ terie ſpiele. Die Frau kaufte gleich vier Loſe und wartete.. ſich. Vor Gericht erklärte ſie dann treuherzig, wenn der Haupttreffer doch noch kommen würde, wolle ſie dem beklagten Losverkäufer„nix nach⸗ trag'n“. Natürlich war der Richter„unzuſtändig“. Er konnte der Frau nur wünſchen, daß der Haupt⸗ treſſer doch noch lomme. Im übrigen aber. nichts zu machen! Auto auf Schienen. In einem engliſchen Blatt leſen wir von einer f Erfindung, die. wenn ſie in der Praxis die in ſie geſetzten Hoffnungen auch nur teilweiſe erfüllt, revolutionierend auf den Eiſenbahnbetrieb wir— ken dürfte. Dem Blatt zufolge hat ein Englän- der eine Maſchine konſtruiert, die ſowohl auf den Schienen der ſeitherigen Bahnlinien als auch auf der Landſtraße fahren kann. Die Schienenräder ſeien denen der ſeitherigen Eiſenbahnwagen ähn⸗ lich, der neue Wagen habe aber noch vier andere Räder, die während der Schienenfſahrt hochklapp— bar ſeien. Man könne nun den Wagen, wenn er von der Schiene auf die Straße überführt werden ſoll, binnen kurzer Zeit in einen Laſtwagen um⸗ wandeln, indem einfach das Erſatzrädergeſtell heruntergeklapypt werde. Dieſe Räder haben ge— wöhnlich Autopneus. Die Zuſtellung der Güter könnte, immer dem engliſchen Blatt zufolge, ohne Umladung vom Ausgangsbahnhof direkt zu dem Empfänger gebracht werden. Allerdings iſt die Neukonſtruktion— wie an— gedeutet— in der Praxis noch nicht erprobt. Die Wünſchelrute Von Zeit zu Zeit begegnet einem in der Zei, tung eine Meldung, daß irgendwo auf unſeren Erdball ein Mann oder eine Frau mit Hilfe eine! Wünſchelrute Schätze geſunden habe. Keine Gold ſammlung eines längſt verſchollenen Könias freilich, ſondern der Neuzeit angepaßt Oelfelder. Goldadern, vielleicht auch nur dringend benötigte Waſſerquellen uſw., jedenfalls aber Schätze, nach denen die Geologen vergeblich geſucht haben ſol⸗ len. Erſt kürzlich wurde wieder gemeldet, daß eine junge Italienerin, ein gewiſſes Fräulein Char⸗ lotte Mataloni, 22 Jahre alt, eine ſeit Jahrtau— ſenden unter Erdmaſſen begrabene Stadt der Etrusker, das alte Capena, entdeckt habe. Dieſe Geſchichte war, allerdings können wir uns für ihre Wahrheit nicht verbürgen, etwa ſo: In der Nähe des Ortes Leprignano fanden Bauern ver⸗ ſchiedentlich beim Pflügen alte Tonſcherben, Va⸗ ſen und andere Gefäße. Eine Kommiſſion von Gelehrten unterſuchte die Funde und kam alten Berichten zufolge auf den Glauben, daß etwa in dieſer Gegend die oben genannte etruskiſche Stadt gelegen haben müſſe. Eifrig forſchte man, alle neuzeitlichen Hilfsmittel des Archäologen wurden angewandt, vergebens. Einige Tonſcherben wur⸗ den zwar gefunden, aber das war auch alles. Auf einmal meldete ſich bei der Kommiſſion Frl. Mataloni. Sie erklärte, mit Hilſe der Wün⸗ ſchelrute in der Lge zu ſein, das Gewünſchte auf⸗ zufinden. Zwar glaubten die Gelehrten nicht an einen poſitiven Erfolg, aber man wollte nichts unverſucht laſſen, um der Erde ihr koſtbares Ge⸗ heimnis zu entreißen. Der Verſuch wurde alſo gemacht. Frl. Mataloni nahm die Wünſchelrute, einen gegabelten Haſelnußzweig, in die Hand und beſchritt das fragliche Gebiet. Ueberall da, wo die Rute ſtärter pendelte, wurden Holzpfähle in den Boden eingerammt, bis nach zwei Stun⸗ den etwa die Holzpflöcke ein großes Fünfeck bil⸗ deten. Innerhalb dieſes Fünfecks ſollte die Stadt Capena gelegen haben. Aber Frl. Mataloni konnte noch mehr. Sie nahm einen Knochen u. ein Bronceſtück aus ihrer Handtaſche, legte ſie auf den Handteller und hielt die Rute feſt in der Hand. So aina ſie den auf den Haupttrefſer. Als der nicht kommen wollte, lief ſie zum Kadi und beſchwerte Die Hunsrücker Heimweberei ein weißer Rabe „Niedersohren(Hunsrück), 1. Febr. Die Huns⸗ rücker Heimweberei, eine Beſchäſtigung, die ſrüher einer großen Anzahl Hunsrücker ganz lohnende Beſchäftigung gab, dann aber nach dem Kriege ſtark zurückging und erſt durch energiſche Maßnah⸗ men führender Perſönlichteiten in einigen Teilen des Hunsrücks wieder zu einer regelrechten Er⸗ werbsquelle auflebte, iſt mit Aufträgen geradezu überhäuſt. Da, wo die Weberzunft genoſſen⸗ ſchaftlich organiſiert iſt, bildet ſie ſchon einige Jahre einen lohnenden Erwerb ganzer Orte. Aber auch die Alleinweber haben ſehr viel zu tun. Trotzdem erſreulicherweiſe die Zahl der jungen Leute, die ſich dieſer Beſchäftigung zu— wenden, immer größer wird, ſind die Aufträge nicht alle auszuführen. Der Tod des Tſingtau⸗Sliegers Zum Abſturz Gunther Pplüſchows Der tragiſche Tod des deutſchen Fliegers Günther Plüſchow und ſeines Kameraden Dreb— low hat, wie der K. V. aus Buenos Aires ge— meldet wird, in ganz Argentinien die tiefſte und aufrichtigſte Teilnahme hervorgerufen. Die Blät⸗ ter bringen ausführliche Schilderungen der phan⸗ taſtiſchen Laufbahn Plüſchows und erianern insbeſondere an ſeine Erfolge während der Be— lagerung von Tſingtau, wo er der einzige Flie— ger war und vor dem Fall der Feſtung Befehl bekam, ſich über die japaniſchen Linien hinweg in Sicherheit zu bringen. Es gelang ihm, ſich nach Deutſchland durchzuſchlagen. Unterwegs war er zwar in engliſche Gefangenſchaft gekom— men, jedoch aus dieſer wieder euflohen. Er wurde dann Kommandant einer Marineflugſta— tion im Oſten. Das Unglück, das ſich bereits am Mittwoch zugetragen hatte, aber erſt jetzt bekannt wurde, da in dieſer Gegend Patagoniens weder Tele- graphen⸗ noch Telephonlinien beſtehen, paſſierte bei einem Erkundungsfluge. Es iſt bereits eine Expedition abgeſandt worden, um die Leichen und die Trümmer nach der nächſtgelegenen Stadt Rio Gallegos zu bringen, die aber immer hin noch faſt vierhundert Kilometer von der Unfallſtelle entfernt iſt. Der Apparat befand ſich in etwa 600 Meter Höhe über dem Rica⸗See, als das Flugzeug, wie Hirten, die Augenzeuge des Unglücks waren, berichten, plötzlich zu ſchwanken anfing und offenbar der Führung nicht mehr gehorchte. Beide Flieger ſprangen nacheinander mit Fallſchirmen ab. Dieſe öffneten ſich jedoch nicht mehr, und beide Flieger ſtürzten auf das Ufer des Sees, wo ſie mit zerſchmetterten Glie— dern liegen blieben. Sie rnüſſen auf der Stelle tot geweſen ſein. Das Flugzeug, der bekannte „Silberkondor“, mit dem Plüſchow bereits vor einem Jahre ſeine Flüge über den Bergen von Feuerland unternommen hatte, ſtürzte in den See. Raum innerhalb des Fünfecks ab und erklärte, daß überall da, wo ihre Wünſchelrute Ausſchläge gezeigt habe, entweder Skelette oder größere Broncegegenſtände in der Erde verborgen ſein müßten. Die Nachgrabungen ſollen nun die An— gaben der Wünſchelrutengängerin vollauf beſtä— tigt haben. Zahlreiche Gräber etruskiſcher Solda— ten, viele Broncemünzen in den Särgen ſeien ge— funden worden, und die Inſchriften dieſer Mün— zen hätten ausgewieſen, daß es ſich tatſächlich um die vermutete Stadt Capena handele. Soweit die römiſche Meldung. Was iſt nun eigentlich die Wünſchelrute? Im Mittelalter ver— ſuchte man mit ihrer Hilfe, vergrabene Schätze und Erze aufzuſinden, um die letzte Jahrhundert— wende kam ſie wieder auf. Ihre Anhänger be— haupten nun, daß auf Grund gewiſſer elektriſcher Einwirkungen die Wünſchelrute, die aus beſtimm— ten Holzarten oder auch aus Metall ſein kann, bei den Wünſchelrutengängern, beſonders em— pfindlichen Menſchen, beſtimmt' reflektoriſche Wir⸗ kungen auslöſe, die durch die geſuchten Dinge— Salzlager, Waſſeradern, Erzlager uſw.— verur— ſacht ſeien. Sie verweiſen auf Erfolge dieſer Methode des Rutengehens, die unter wiſſenſchaft— licher Kontrolle erzielt worden ſeien. Eine ge— naue Erklärung des Phänomens aber hat die Wiſſenſchaft bisher noch nicht gefunden. Chicago! Chicago iſt eine bedauernswerte Stadt. Als eine der größten Siedlungen der Welt ſollte ſie füglich auch mit an der Spitze der reichen Städte rangieren, aber. An dieſem Monatsſchluß kann dieſe graße Stadt nicht einmal ihre Beam; ten bezahlen. In Chicago geht das Geld ſcheinbar ganz merk— würdige Wege. Induſtrie und Handel blühen, die Bewohner ſind, ſo ſollte man annehmen, durchaus in der Lage, die fälligen Steuern zu zahlen, und ſie tun dies wohl auch. Millionen können in Chicago für einen Boxkampf aufge- bracht werden, Abermillionen werden in Alkohol „gemacht“, die Stadt aber profitiert von all die- ſem Reichtum aber anſcheinend nichts. Es erhebt ſich die Frage, ob Chicago nicht vielleicht ſo viel 2 Geld für die Bekämpfung des Verbrechertums— das ja bekanntlich in Chicago wie ſonſt nirgends für andere Dinge nicht mehr viel übrig bleibt, oder ob die ö Wege, die die ſtädtiſchen Einnahmen gehen, tat- ſächlich ſo verworren und undurchſichtig ſind, daß man ihr Endziel nicht mehr erkennen kann. Ir-⸗ blüht— aufwenden muß, daß ihr gendeinen Grund muß dieſe ſich nun ſchon wie— derholende Zahlungsunfähigkeit haben, welchen aber Chicago iſt eine bedauernswerte Stadt! Richter Cynch Immer wieder kommen von jenſeits des gro— ßen Teiches Nachrichten, daß die Volkswut in un⸗ bezühmbarem Anſturm Gefängniſſe geſprengt und Gefangene befreit hat,„befreit“ allerdings nur, um ſie ſicherem Tode zuzuführen. Erſt jetzt wieder hat die Menge in Shaſer (Nord⸗Dakota) dem ordentlichen Richter vorge⸗ griffen. Ein junger Mann hatte eine mehr⸗ köpfige Familie ermordet und ſtand vor Gericht. Ehe aber noch das Urteil gefällt war, ſtürmte die Bevölkerung den Gerichtsſaal, ſeſſelte den Sche⸗ rif, der ſeines Amtes walten wollte, und führte in großem Zuge den„erbeuteten“ Gefangenen, den Mörder, durch die Straßen der Stadt. Ohne Richterſpruch und ohne viel Umſtände wurde der der Volkswut Verſallene ſchließlich aufgeknüpft. Fälle von Lynchjuſtiz kommen ja nun zwar hie und da auch in Europa noch vor, aber es iſt äußerſt ſelten, daß ein Gefangener, wenn er ſich erſt einmal in den Händen der Behörde befindet, von der Menge befreit werden kann. In Amerika viel mehr als bei uns können ſich die Vertreter der Staatsordnung, überwiegend natürlich in den weſtlichen Provinzen, wo ihnen nicht die entſpre⸗ chende bewaffnete Macht zur Verfügung ſteht, der allgemeinen Pſychoſe entziehen, und dem ge— feſſelten Scherif von Shafer dürfte es nicht un— angenehm geweſen ſein, daß man ſich auch an ihm ſelbſt vergriffen hat. Denn der Verantwortung iſt er damit nach beiden Richtungen enthoben und hindern hätte er die wütende Maſſe doch wohl kaum können. Mord aus Rache Lauterecken, 2. Febr. In der Gemar⸗ kung Jeckenbach wurde Samstag vormittag ab⸗ ſeits der Straße, die nach Grumbach führt der 67 Jahre alte Feldhüter und Gemeindediener Gravius aus Ilgesheim mit zertrümmertem Schädel tot aufgefunden. Als der Tat dringend verdächtig wurde im Verlaufe der Ermittelungen ein 20jühriger Mann namens Müller verhaftet. Er hat nach anfänglichem Leugnen geſtanden. Seine Familie war mit dem Getöteten verfein⸗ det und Gravius ſollte in einem bevorſtehenden Prozeß gegen die Familie Müller als unange⸗ nehmer Zeuge auftreten. roßer Silber⸗ und Gemäldediebſtahl Bilder im Werte von 45000 Mk. geſtohlen. Frankfurt a. M., 1. Febr. In der Nacht auf Freitag wurde von unbekannten Tätern in die unmittelbar am Main gelegene Villa des Gene— raldirektors Dr. Caſpar im Stadtteil Sindlin⸗ gen eingebrochen. Neben erheblichen Mengen von Silberbeſtecken im Werte von mehreren Tauſend Mark wurden mehrere echte Original-Oelgemäl— de geſtohlen. Darunter befinden ſich ein Teniers „Die Verſuchung des hl. Antonius“, Wert 15 000 Mk., ein Original-Spitzweg„Wachtpoſten mit Strickſtrumpf“, Wert 15000 Mk., zwei Original Profeſſor Kronberger„Rauchender alter Bauer“ und„Alte Bauesfrau“, Wert zuſammen 5000 M., ein Original Bertzick„Damenbildnis“, Wert 7000 Mk., ein Original-Oelgemälde auf Holz„Sep— pel“, Wert 2500 Mk. Sämtliche Gemälde ſind aus den Rahmen herausgeſchnitten. Die Täter ſind geſtört worden, ſodaß weitere werwolle Oel— i gemälde nicht mehr geſtohlen werden konnten. Aus Nah und Fern Neuſtadt a. d. Hdt., 1. Febr.(Wegen Unter⸗ ſchlagung verurteilt.) Das Schöffengericht ver— urteilte den früheren Leiter des Neuſtadter Ar⸗ beitsamtes, Schmitt, wegen Amtsunterſchlagun- gen zu fünf Monaten Gefängnis. Im Frühjahr 1930 fand eine unerwartete Kaſſenreviſion ſtatt, bei der ein Fehlbetrag von mehreren hundert Mark feſtgeſtellt wurde. Der Angeklagte machte zunächſt widerſprechende Ausſagen über den Ver⸗ bleib der fehlenden Summe, brachte aber zwei Tage ſpäter das Geld, das er zu Hauſe aufbe⸗ wahrt haben wollte, wieder zum Amt. Er wurde daraufhin ſofort ſeines Poſtens enthoben. Der Verurteilte hat Berufung eingelegt. Haßloch, 1. Febr. Leichtſin nige Schre⸗ ö ßerei. Ein Junge ſchoß dieſer Tage mit einem Luftgewehr aus einem Fenſter eines Hauſes in der Bahnhofſtraße und traf dabei einen zufällig vorübergehenden jungen Mann in den Kopf. Die Berwundung wurde zunächſt nicht als gefährli angeſehen, doch mußte jetzt der Verletzte 1115 Neu, ſtadter Krankenhaus verbracht werden. Speyer, 1. Febr. Beſchlagnahme von Schmuggelware. Bei einem bekannten Schmuggler von hier wurden bei einer Durch⸗ ſuchung unverſteuerter Tabak, Zigaretten und Zigarettenpapier vorgefunden und beſchlagnahmt. Gegen den Schmuggler wird durch Strafanzeige vorgegangen. Kandel, 1. Febr.(Beim Holzfällen verun— glückt.) Ein Unglücksfall ereignete ſich bei den Holzſällungsarbeiten im Gemeindewald. Der Holzhauer Heinrich Jung aus Oberkandel war mit anderen Holzſällern mit dem Abſchneiden des Gipfels einer vom Sturm umgeriſſenen Kie⸗ fer beſchäftigt. Als Jung den Gipfel vollſtändig mit der Axt abhieb, ſchnellte plötzlich das Stamm— ende der etwas geſpannten Kiefer zurück und traf hierbei mit Wucht Jungs linkes Bein, wo— bei ein doppelter Knochenbruch hervorgeruſen wurde. Der Verunglückte wurde ins Bezirks— krankenhaus verbracht. Pirmaſens, 2. Febr.(„Friedliche Hausbe— wohner“) Geſtern abend entſtand zwiſchen Hausbewohnern in der Von der Tannſtraße, und zwar den Fabrikarbeitern Kreß und Salzmann, Mietſtreitigkeiten, die in Tätlichkeiten ausarteten. Man benutzte beiderſeits verſchiedene gefährliche Werkzeuge. Die beiden Gegner brachten ſich der— art ſchwere Verletzungen bei, daß Kreß in be— denklichem Zuſtande ins Krankenhaus gebracht werden mußte, während Salzmann zu Hauſe in ärztlicher Behandlung iſt. Ihm wurde u. a. die Naſe geſpalten. St. Ingbert, 1. Febr.(Tödlicher Straßen— Anfall eines Greiſes.)“ Auf tragiſche Weiſe ums Leben gekommen iſt der hieſige 71 Jahre alte frühere Bäckermeiſter Michael Haas. Als er abends aus dem Krankenhaus heimging, wollte er in der Joſefſtraße in der Nähe der Synagoge die Straße überqueren. Da es regnete, hjelt er ſeinen Regenſchirm über ſich, dadurch ſcheint er einen herankommenden Perſonenwagen nicht bemerkt zu haben und wurde von dieſem ange— fahren und auf die Straße geworfen. Das Auto uhr weiter, ohne daß jemand die Nummer hätte ſeſtſtellen können. Paſſanten fanden dann den al— zen Mann in bewußtloſem Zuſtand auf der Straße liegend und ſorgten für ſeine Ueberbrin— zung ins Krankenhaus. Dort wurde eine ſchwere Schädelverletzung feſtgeſtellt, an deren Folgen der Mann andern Tages geſtorben iſt. Mannheim 2. Febr.(Selbſtmorde) Am Samstag früh wurde die 28 Jahre alte Ehefrau eines Arbeiters durch ihren Ehemann mit zwer Schußwunden in der linken Bruſtſeite aufgefun— den und mittels Sanitätsauto in das ſtädtiſche Krankenhaus verbacht, woſelbſt die Frau alsbald zeſtorben iſt. Die ſofort aufgenommenen Evmitt— zungen erbrachten keinen Beweis dafür, daß ein Verbrechen dritter vorliegt. Als Urſache zürfte krankhafter Zuſtand angenommen werden. — In der Nacht zum Sonntag hat ſich in Fried— eichsfeld ein 25 Jahre alter, lediger Maurer im iterlichen Anweſn erhängt. Een zurückgewieſener ebesantrag ſoll die Urſache der Tat ſein. Frankenthal, 2. Febr.(Schwerer Verkehrs, unfall.) Auf der Frankenthaler Landſtraße über⸗ ſchlug ſich am Sonntag vormittag infolge der Näſſe das Auto des Jockgrimer Kaufmannes Franz Löwemuth und rannte gegen einen Baum. Dabei wurde der auf dem Rade daher fahrende Arbeiter Johann Gleich aus Oggersheim er⸗ faßt und auf die Straße geſchleudert. Er trug einen Schädelbruch und eine ſchwere Gehirn⸗ erſchütterung davon. Der Autolenker wurde durch Glasſplitter verletzt. Beide wurden dem Frankenthaler Krankenhaus zugeführt. Bei Gleich beſteht Lebensgefahr. Oggersheim, 1. Febr.(In der Legion zu Tode gemartert.) In der Fremdenlegion ge⸗ ſtorben iſt der von hier ſtammende 22jährige Jak. Wißmann. Wie aus einem Bericht, der hierher gelangte, zu erſehen iſt, war Wißmann, der im [September 1930 in die ſpaniſche Fremdenlegion eintrat, flüchtig gegangen und wurde dann buch— ſtäblich zu Tode gemartert. Spritſchwindel aufgedeckt enb. Düſſeldorf, 2. Febr. Der hieſigen Krimi⸗ nalpolizei iſt es gelungen, umfangreiche Betrü— gereien mit unverzolltem Sprit aufzudecken. Der Schriftſteller Ernſt Leuchtmar v. Reichenau gründete 1930 eine Sprithandelsfirma. Er er— hielt vom Hauptzollamt in Düſſeldorf die Ge— nehmigung zur Haltung eines ſogenannten Eigenlagers, d. h. eines unter Zollverſchluß ſte— henden Lagers. Mitte Dezember gelang es nun dem Hauptzollamt, einige gefälſchte Zollpapiere von Reichenau feſtzuſtellen. Als Beamte des Hauptzollamtes in der Likörfabrik erſchienen, hatte Reichenau bereits das Weite geſucht. Nach— forſchungen ergaben, daß Reichenau mehrere tauſend Liter unverſteuerten Branntwein bezo— gen hat. Das Geſchäft dürfte ſehr einträglich ge— weſen ſein, da jedes Liter Branntwein mit 4 M. Pätte verſteuert werden müſſen. Gegen Reichenau t Haftbefehl erlaſſen worden. Handel und Induſtrie Mannheimer Produktenbericht. Mannheim, 2. Febr. Weizen inl. 28.252950, ausländ. 36—36.50, Roggen inl. 1818.75, Hafer inl. 15.75—16.50, Braugerſte inl. 21.75—23.75, Futtergerſte 19.25—20.25, Weizenmehl Spezial 0 43.00, ſüdd. Weizenauszugsmehl 47, ſüdd. Wei⸗ zenbrotmehl 29. Roggenmehl 60—70prozentige Ausmahlung 26.50—28.75, feine Kleie 9.7510, Biertreber mit Sack 10.25—10.75. Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 2. Febr. Zufuhr und Preiſe: 143 Ochſen 40—52, 129 Bullen 36—44, 281 Kühe 16—42, 335 Färſen 40—53, 624 Kälber 12868, 12 Schafe 38—42, 2967 Schweine 41—55, 6 Zie⸗ gen 12—25 Mk.— Marktverlauf: Großvieh mittel geräumt, Kälber und Schweine mittel, geräumt.