Lokale Nachrichten Vom Sonntag. Der geſtrige Sonntag ſtand ganz im Zeichen des Prinzen Karneval. Am Samstag Abend fan- den neben zahlreichen Kappen⸗Abende vier große Maskenbälle ſtatt und zwar der Männergeſangver⸗ ein ſeinen Maskenball im„Engel“, die Sänger⸗ Einheit den ihren im„Freiſchütz“, der G.⸗V.„Lie⸗ derkranz“ gaſtierte im„Alexander“ und die Turn- genoſſenſchaft feierte Faſtnacht im„Karpfenſaale.“ Wie wir erfahren haben, erfreuten ſich alle Bälle eines ſehr guten Beſuches. Die Stimmung ging in hohen Wogen. Die Alltagsnöten und Sorgen wurden für einige Stunden vergeſſen. Narrheit iſt Trumpf. Auch geſtern Abend war überall reger Betrieb. Das Straßenbild am Nachmittag war vecht bunt. Ueberall ſah man kleine und auch große Narren die ihre Poſſen trieben. Nur noch heute Montag und morgen Dienstag, dann iſt auch das wieder herum, dann iſt es aus mit der tollen Herrſchaft eines närriſchen Prinzen. * Todesfall. Anſer achtbarer Mitbürger Herr Adam Kirchner 2. iſt im nahezu vollendeten 82. Lebensjahre geſtorben. Die Beerdigung findet morgen Dienstag ſtatt.(Siehe Anzeige.) »Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 2 wegen Verſtoß gegen das Kraftfahrzeuggeſetz, 2 wegen Körperverletzung, 2 wegen Unterſchlagung und 2 wegen Diebſtahl. » Wieder Schneefall. Die letzte Nacht brachte uns wieder leichten Schneefall. Die Natur prangt im weißen Kleid. “Auf zum letzten Appell. Heute und morgen ſchwingt Prinz Karneval nochmals ſein Zepter. In zahlreichen Lokalen wird er nochmals ſeine Narretei loslaſſen. Hin zu Prinz Karneval heißt deshalb die Parole.(Siehe auch Anzeigen⸗ teil). Generalverſammlung des Geſang⸗ vereins„Fängerbund.“ Die am vorletzten Samstag ſtattgefundene Generalverſammlung im Vereinslokal zur Germania erfreute ſich eines guten Beſuches. Der Geſchäftsbericht, der Kaſſenbericht ſowie die Statiſtik über den Mitgliederbeſtand ſielen zur vollen Zufriedenheit der Verſammlung aus. Aus der vorgenommenen Neuwahl eines 2. Vor⸗ ſitzenden ging Herr Adam Faltermann hervor. Sonſt wurde dem 1. Vorſitzenden Herrn Peter Müller ſowie dem geſamten übrigen Vorſtand durch ihre reſtloſe Wiederwahl das Vertrauen geſchenkt. Auf ſeine Fortſchritte in geſanglicher Hinſicht darf der Verein unter der Leitung ſeines einheimiſchen Dirigenten Herrn Lamborth berechtigt ſtolz ſein. Mit der flotten Abwicklung der geſamten Tages- ordnung nahm die Generalverſammlung einen an⸗ genehmen Verlauf. * Schweinezählung. Am 2. März l. Is. findet im ganzen Reiche eine Zählung der Schweine ſtatt. * Maskenball der Fänger⸗Einheit. Wenn trotz der ſchlechten Verhältniſſe der am Sams- tag ſtattgefundenen Maskenball der Sänger⸗Einheit ſich eines überaus zahlreichen Beſuches erfreute, ſo iſt das immerhin ein Zeichen ſeiner großen Belieb⸗ heit. Es war auch richtiger Rummel! Schon der Einzug des Prinz Karneval auf ſeinem Krokodil mit Gefolge und der zahlreichen Masken erzeugte eine richtige Narrenſtimmung. Und als gar Prinz Karneval in ſeiner markanten Narrenanſprache ſein Viertes Reich proklamierte, in dem man von Steuerzettel und dergleichen Unbill verſchont ſein ſoll, da brach der Boden durch und ſelbſt die ſonſt ſo Ernſten wurden von einem Albdruck befreit und ſtürzten ſich in das bunte Maskentreiben. Nicht minder trug auch die ausgezeichnet und flott ſpielende Kapelle Rein dazu bei, dieſe Stimmung dis in die frühen Morgenſtunden zu erhalten. Als nun. gegen 12 Uhr die Demaskierung ausgerufen wurde, gab es manche angenehme und auch unangenehme Ueber raſchung und manchem Ehemann ſoll das Gewiſſen dabei geſchlagen haben, aber das bringt der Faſching ſo mit ſich. Wenn auch der ohnedies geſchwächte Geldbeutel eine gewiſſe Leere auſwies, ſo trennte man ſich doch in dem Gedanken, durch einige genuß— reiche, die Alltagsſorgen vergeſſende Stunden im frohen Kreiſe der Sänger-Einheit dafür entſchädigt zu ſein. Hhfeimatſehnen. Wenn Du fort in fremden Landen Weit entfernt der Heimat biſt. Fühlſt Du recht das Heimatſehnen; Es wird Dir klar, was Heimat iſt. Haſt Du draußen auch gefunden Treue Freunde in großer Zahl. Iſt das Glück Dir hold geweſen Zur Heimat zieht es Dich einmal. Selbſt den Bettler, den Ruheloſen; Der unſtet zog von Ort zu Ort. Der längſt verlor den Heimatboden Etwas zieht ihn zur Heimat fort. Laſſet uns die Heimat lieben Uns iſt ſie ja erhalten noch! Mag ſie kargen, mag ſie geben, Unf're Heimat bleibt ſie doch. 5 A. Träger. Kreis Unterbaden. In ganz raſſigem Spiele holten ſich die „Grünen“ geſtern in Weinheim die Punkte. Die Reſultate. 09 Weinheim— Viernheim Heddesheim— Phönix Mannheim Edingen— Käfertal 1913 Mannheim— Altrip Friedrichsfeld— Feudenheim Tabelle: Vereine Sp. gew. Hverl. Tore P. Viernheim 18 12 8 42:11 27 Phönix M'heim 16 11 42:20 25 Heddesheim 18 10 30:21 21 Friedrichsfeld 18 48:29 20 Altrip 17 32:22 20 Käfertal 17 33 33 19 Feudenheim 18 35:30 19 Neckarhauſen 17 23:43 14 Edingen 17 44:56 14 Weinheim 16 35:40 13 TV. 46 M'heim 17 19:37 10 1913 M'heim 17 19:60 4 — 0 O O —— 8 OO Y A III. A xerpill SeNae rer „180 de EN Arlene re ugraz a Der erfolgreiche Revne⸗ Operetten-Tonſilm⸗ Schlager im Ceſipa Der großen Nachfrage wegen zeigt man heute Montag nochmals den neueſten Schlager⸗Tonfilm „Nur Du“. Sie hören 6 der neuſten Schlager und ſehen wie Sie alle entſtanden ſind. Allen Be⸗ ſuchern hat das dieswöchige Tonfilmprogramm ſehr gut gefallen, daher dieſe Nachfrage. Kommen auch Sie heute zur Abſchiedsvorſtellung, ſowas iſt nicht alle Tage zu hören und zu ſehen. Heute 1. Platz 50 Pfg. Für heute beſtimmt das ſchönſte und billigſte Vergnügen. Ein Beſuch überzeugt. Amtlicher Teil Bekanntmachung. Betr.: Abſchaffung von Faſelvieh. Mittwoch, den 18. Februar, Vorm. 11 Uhr werden auf dem Rathauſe hier 3 zuchtuntaugliche Eber und 1 Balle öffentlich an die Meiſtbietenden verſteigert. Viernheim, den 16. Februar 1931. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim: Lamberth. Anzeigen ſind Kundenbringer! fl. Tafelöl Ltr. 1 Mk. Obst- u. Gemüse- Konserven änßerſt billig 5 Prozent Rabatt. Jakob Winkenhach, VLorſcherſtraße 10. Tel. 83. Feinſte Weizermehle Pfund 24, 26, und 28 Pfg. Pfd. 42, 50, 60, 70 und 1.— Pfd. 65, 70 und 90 Pfg Tafel-Oele Ltr. 60, 90 und 1.10 Reine Backble 70 und 90 Pfg. Cocosfett in Tafeln Pfd. 40, 50, 60, 70 u. 85 Pfg. Reue Hülſenfrüchte Pfd. 30, 40 u. 50 Pfg. Miſchobſt Pfund 40, 50, 60 und 75 Pfg. Dörrzwetſchen Pfd 50, 60 und 70 Pfg. Eiernudeln u. Maccaroni Pfd. 45, 50 u. 60 Pfg. Vollreis Pfd. 25 Pfg. Haferflocken PfdD 20 Pfg. Malzkaffee loſe Pfd. 30, Miſchkaffee/ Pfd 45 Pfg. Bohnenkaffee/ Pfd. 55, 70, 80, 90 und 1.— 5 Prozent Rabatt Alois Walter. Margarine Schmalz Central-Film- Palast. 1. Der herrliche deutſche Revue Operetten Tonfilm⸗Schlager Der großen Nachfrage wegen, heute nochmals das große Tonfilmſchlager Programm „Aar Du“ 2. Mein Leben Ar das beine Noch heute Montag iſt das gewaltige Tonfilm Programm zu ſehen. Heute wird kein Filmfreund fehlen. Heute nur 1. Platz 50 Togo und Dinky als Kochkünſtler 2 7 ä—— —— Onkel, Herrn daun Hir nach langem, mit großer Geduld ertragenen Leiden und nach öfterem Empfang der hig. Sterbesakramente, im nahezu vollendeten 82. Lebensjahre, zu sich in die ewige Heimat abzurufen. Viernheim, Bensheim, Bamberg, den 15. Februar 1931. Fämilie Hirenner ung Roos. Die Beerdigung findet am Dienstag, den 17. Febr., nachmittags ½4 Uhr, vom Krankenhaus aus, statt. Todes- Anzeige. Gott, dem Allmächtigen, dem Gebieter über Leben und Tod, hat es gefallen, heute morgen/ 7 Uhr unsern lieben Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und 55 Elwas Gutes für Haare u. Haarboden iſt Dr. Erfle's echtes Breune ſſel⸗Geiſt Mk. 1,65 2,40 Hathaus-Drogerie P. Moskopp Wer etwas zu kaufen etwas zu verkaufen eine Stelle ſucht eine Stelle z. vergebe hat etwas zu mieten ſucht etwas zu vermieten hat der inſeriert a. erfolgreichſten im Anzeiger — —— — —— ——— . Pianos Kauf u. Miete Jpfegel a Sohn Ludwigshafen a. Rh. Kaser- Wilh. Str. 7. T b— 7 fertigt ſchnellſtens und Egllopltsene Rrample auer le A biigſt die Buchdruckerei Leidenden gebe ick aus dieſes Blattes. Interesse gern bekannt, Lesen Sie die interessante Heitschiri, WAHRE OETEKTIV Jetzt doppeſter Umfang Jeden Monat ein Heft zum Preise von 50 fg. 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Tagesnachrichten Aufmarſch des Berliner Reichsbanners am 22. Februar. enb. Berlin, 17. Febr.(Eigene Meldung.) Anläßlich der Bundesgründungsfeier des Reichs⸗ banners am 22. Februar iſt es der Leitung des Bundes, dem Berliner Tageblatt zufolge, ge⸗ lungen, mit dem Berliner Polizeipräſidium Vereinbarungen zu treffen, nach denen das Reichsbanner in geſchloſſenen Zügen zum Luſt⸗ garten marſchieren darf. Dem dort ſtattfinden⸗ den Appell der Schutzformationen des Reichs⸗ banners wird ſich dann ein Vorbeimarſch an dem Bundespräſidenten Hörſing anſchließen. Bei der zwei Tage vorher ſtattfindenden Feier im Sport— palaſt wird Kultusminiſter Dr. Grimme die Feſt— anſprache halten. Berliner Reiſe des bayeriſchen Miniſter⸗ präſidenten. weib. München, 16. Febr. Miniſterpräſident Dr. Held hat ſich heute abend nach Berlin begeben, um u. a mit der Reichsregierung erneut wegen der Bereitſtellung von Reichsmitteln für den baveriſchen Often perſönlich ins Einvernehmen zu treten. Der Stlarek⸗Prozeß ſoll auf jeden Fall durchgeführt werden. enb Berlin, 16. Febr.(Eig. Meldung.) Zu der Be9auptung einer Berliner Zeitung, wonach infolge ſchwerer Erkrankung des Hauptangeklag⸗ ten Mar Sklarek der ganze Sklaxek⸗Prozez in Frage geſtellt ſei. wird von zuſtändiger Stelle mitgeteilt. daß jene Behauptung den Tatſachen icht entſpricht. Es iſt zwar richtig, daß Mar Stlaret infolge eines langjährigen Nierenleidens l Zt. aus der Haft entlaſſen worden war und daß er auch jetzt noch nach Anſicht der Aerzte un⸗ ter den Einwirkungen dieſes Leidens ſteht. Trotz⸗ dem wird der große Sklarek⸗Prozeß unter allen Umſtänden verhandelt werden Sollte der Fall eintreten, daß Max Sklarek verhandlungs unfähig würde, ſo müßte das Verfahren gegen ihn von deen der übrigen 13 Angeklagten abgetrennt wer⸗ den. Svinhuſvud zum Präſidenten von Finnland ſlewählt. g wib. Helſingfors, 16. Febr. Bei den Präſident— ſchaſtswahlen iſt Spinhuſvud im dritten Wahl⸗ gang mit 151 von insgeſamt 300 Wahlmänner⸗ immen zum Präſidenten gewählt worden. Für Siahlberg wurden 149 Stimmen abgegeben. (Swinhuſvud iſt mit den Stimmen dex Nationa⸗ (len Sammlungspartei, der Schwediſchen Partei owie der Landbündler der Rechten und des erg zum Neichspräſidenten gewählt wor— en. Bei der erſten Abſtimmung erhielten Tau— ner 90, Svinhufvud 88. skallio 64 und Stahlberg 25 Stimmen. Beim zweiten Wahlgang entfielen guf Stahlberg 149, Svinhufvud 98 und Kallio 8 Stimmen. Die Wahlen gingen in voller Ruhe wor ſich. Einbruch bei einem amerikaniſchen Geſandten in Wien. witb. Wien, 16. Febr. Einbrecher ſuchten in der vergangenen Nacht die Villa des ame⸗ ktkauiſchen Geſandten Baker⸗Stockton im Vil⸗ lenort Döbling heim. Die vierjährige Tochter des Gesandten erwachte infolge eines verdäch— tigen Geräuſches und machte ihrem Vater hier⸗ non vorſichtig Mitteilung. Als der Gesandte den Einbrechern mit einem Revolver entgegen⸗ weten wollte, waren dieſe unter Mitnahme eines Photographenapparates bereits geflüch⸗ tet. Die Polizei verhaftete heute einen vorbe⸗ ſtraften Dieb, der des Einbruchs verdächtig ſcheint. 0 Eine Geiſtestrante im Büro des Reichs⸗ prüſidenten. enb. Berlin, 16. Febr.(Eig. Meldung.) Heute am ſeuhen Nachmittag erſchien die 30 Jahre alte Erna Olſchewſti aus Birkenwerder im Büro des Reichspräſidenten, um eine Beſchwerde vorzu⸗ bringen, wobei ſie wirre Reden führte. Da es ſich anſcheinend um eine gemeingeſährliche Gei⸗ ſteskranke handelt, wurde ſie auf Anordnung dess Kreisarztes nach der Anſtalt Herzberge ge— bracht. Nach Unterſchlagung von 100 000 Mark geflüchtet. witb. Frankfurt a. M., 17. Febr. Ein Kauf⸗ mann namens Karl Wilhelm Becker, der neben einer angeſehenen hieſigen Firma auch als sverwalter tätig war, iſt nach Un⸗ terſchlagung einer großen Summe— man ſprſcht von 100 000 Mart geflüchtet. (Viernheimer Bürger⸗-Ztg. Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wi en abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 48. Jahrgang — 2 Die Bemühungen um die Kabinetts⸗ bildung in Spanien Sanchez Guerra beſucht die Sanchez Guerras Bemühungen um die Kabi⸗ nettsbildung. witb. Madrid, 16. Febr. Als Sanchez Guerra um 3,30 Uhr ſein Haus verlies, er⸗ klärte er Zeitungsvertretern, er begebe ſich in das Gefängnis, um die politiſchen Gefangenen zu besuchen. Seiner Meinung nach müßten Re⸗ publikaner und Sozialiſten in die Regierung aufgenommen werden. Er habe den Auftrag des Königs nicht abgelehnt, weil er der Auf⸗ faſſung ſei, daß ein vollkommen konſtitutio⸗ naliſtiſches Programm verwirklicht werden müſſe. Nur ſo könne man der äußerſt ſchwie⸗ rigen Lage Herr werden, in der ſich das Land gegenwärtig befinde. Er rechne auf die Unter⸗ ſtützung aller Konſtitutionaliſten und hoffe, ein Kabinett bilden zu können, in dem alle Schat⸗ tierungen der öffentlichen Meinung, darunter auch die Sozialiſten, vertreten ſein werden, obwohl dies ſchwierig ſei. Vorzeitige Rückkehr der Königin von Spanien nach Madrid. wtb. Paris, 16. Febr. Die Königin von Spanien iſt, von London kommend, heute Nachmittag in Paris eingetroffen und fetzt heute Abend ihre Reiſe nach Madrid fort. Ein konſtitutionaliſtiſches Kabinett in Spanien? wib. Paris, 16. Febr. Nach einer Meldung der„Information“ aus Madrid iſt man dort in politiſchen Kreiſen der Meinung, daß das Rabinett Sanchez Guerra ausſchließlich aus Vertretern der konſtitutiongliſtiſchen Richtung ohne Beteiligung der Demokraten und Libe— ralen gebildet werden wird. Die Anſicht der volitiſchen Gefangenen in Spanien. witb. Paris, 16. Febr. Der im Madrider Gefängnis ſitzende Alcala Zamora hat nach einer Meldung aus Madrid die Meinung der politiſchen Gefangenen in einer Art offiziöſer Note zur Kenntnis gebracht. In dieſer Note heißt es, daß der Rahmen, in dem das neue Miniſterium gebildet werde, als die erſte Etappe des Sieges zu betrachten ſei, den der Dezemberaufſtand angebahnt habe. Die Repu⸗ politiſchen Gefangenen— Um die blikaner und die Sozialiſten würden unauf⸗ löslich verbunden bleiben, aber nicht in die Regierung eintreten. Sie würden außerhalb der Regierung für den weiteren Sieg der Revolu⸗ tion handeln. Das wahrſcheinliche ſpaniſche Regierungs⸗ programm. 1 witb. Paris, 17. Febr. Wie aus Madrid gemeldet wird, wird das Programm der neuen Regierung wahrſcheinlich folgende Punkte ent⸗ halten, die in einem Brief Burgos Mazos an eine z. Zt. im Auslande weilende politiſche Perſönlichkeit aufgeſtellt ſind: Die verfaſſungsgebenden Cortes ſollen drei Monate nach dem Antritt der neuen Regierung einberufen werden, nachdem erſt die Gemeinde⸗ und Provinzregierungen gewählt ſind. Solange die Cortes nicht die für notwendig erachteten Probleme gelöſt haben, ſoll der König die Cor— tes nicht vertagen noch auf eigene Initiative das Miniſterium umbilden können. Aber der Gang der politiſchen Maſchine verlangt das Beſtehen einer tatſächlichen Oberſten Macht. um gewiſſe Beſtimmungen zr ſanktionieren. Dieſe Oberſte Macht ſoll unter gewiſſen Ein— ſchränkungen dem König übertragen werden. Sanchez Guerra und Alvarez ſollen ſich in ihrer letzten Unterhaltung über dieſe Punkte geeinigt haben. Eine Vertagung der Cortes oder eine Umbildung des Miniſteriums ſoll während der Tagung der Cortes deren Präſi— denten überlaſſen bleiben Falls dieſer verhin— dert iſt, ſoll der Vizepräfident deſſen Funktio⸗ nen übernehmen. Reichsbetrieb darf National⸗ ſozialiſten entlaſſen enb. Berlin. 17. Febr.(Eig. Meldung.) Vor dem Landesarbeitsgericht Osnabrück wurde ge⸗ ſtern, der Voſſ. Zeitung zufolge, ein Prozeß ve handelt, in dem die grundſätzliche Frage f rollt worden war. ob Nationalſozialift ihrer Parteizugehörigkeit aus Heeresbetrieben entlaſſen werden können Ein Elektriker der Reichsmarinewerft in Wilhelmshaven war aus dieſem Grunde entlaſſen worden as Arbeits⸗ gericht Wilhelmshaven gab der Klage des Ent— laſſenen gegen die Werft unter Hinweis auf 8 118 der Reichsverfaſſung ſtatt. weil danach jeder Deutſche das Recht zur freien Meinunasäuße— rung habe. Das Gericht ging ferner von der Schwere Schiffskataſtrophe in China 100 Perſonen ertrunken wib. Newyork, 16. Febr. Aſſociated Preß meldet aus Kanton, daß ein mit 500 Perſonen beſetzter Dampfer auf einen Felſen im Pearl River aufgelaufen und geſunken iſt. Von den verheerende Paſſagieren, die ſoeben das chineſiſche Neu⸗ jahr gefeiert hatten, ſollen etwa 100 ertrunken ſein. Nähere Nachrichten fehlen noch. Schneeſtürme Eiſenbahnzug ſeit drei Tagen im Schnee feſtgehalten Wtb. Paris, 76. Febr. Wie aus Tou⸗ louſe gemeldet wird, ſteckt auf der Strecke Tou⸗ luuſe⸗Puigeorda zwiſchen Porte und Porta ſchon ſeit Samstag ein Zug im Schnee feſt. 42 Reiſende mußten in Porte Zuflucht ſuchen. Der Budapeſter Verkehr nach dem Süden durch die Schneeſtürme unterbrochen. Wtb Budapeſt. 16. Febr. Nach einer Mittei⸗ lung der Donau⸗Save⸗Adria⸗Bahn ſind durch die Schneeſtäune die Bahnlinien der Geſellſchaft vollkommen eingeſchneit, ſodaß vom Budapeſter Bahnhof keine Perſonenzüge abfahren und auch keine dort einlaufen. Zur Freilegung der Strek⸗ ken werden Hilfszüge mit Arbeitern an die be⸗ treffenden Stellen entſandt, die aber infolge der noch immer tobenden Schneeſtürme mit der Arbeit nur langſam und mühevoll vorwärtskom⸗ nen. Die Freimachungsarbeiten werden auch dadurch ſehr erſchwert, daß die Telephonverbin⸗ dungen vielfach unterbrochen ſind. Vorläufig iſt es noch ganz unbeſtimmt, wann der Verkehr wieder aufgenommen werden kann. Beteiligung der Sozüialiſten Auffaſſung aus. daß die NS APD. eine legale Partei ſei.— Das Landesarbeitsgericht Osna⸗ brück hob auf die Berufung der Werft hin das erſtinſtanzliche Urteil auf und wies die Klage des entlaſſenen Nationalſozialiſten ab. Das Urteil wurde wegen ſeiner grundſätzlichen Bedeutung für reviſionsfähig erklärt.— Die Begründung des Urteils führt aus, daß der Art. 118 der Reichsverfaſſung nicht in die Rechte und Pflich⸗ ten eines Arbeitsverhältniſſes eingreife; viel⸗ mehr ſei dies im Betriebsrätegeſetz genau feſt gelegt. Dieſes laſſe bei Tendenzbetrieben die Entlaſſung wegen politiſcher Betätigung zu. Die Reichsmarinewerft habe unbedingt dieſen Cha rakter, denn ſie ſtelle einen Teil der Exekutivge⸗ walt des Staates vor. Die Entlaſſung ſei alſo berechtigt geweſen. Die Vorfinanzierung des Reichs⸗ bahnvorzugsaktiengeſchäſtes wtb. Berlin. 16. Febr. Die Verhandlungen über die Veräußerung der Forderungen, die das Reich an die Reichsverſicherungsanſtalt für An⸗ geſtellte aus dem Verkauf von Reichsbahnvor⸗ zugsaktien hat. ſind, wie gemeldet. abgeſchloſſen. Hiernach erhält das Reich den Gegenwert von 18 der zwiſchen ihm und der Reichsverſicherungs⸗ anſtalt für Angeſtellte vereinbarten Monatsraten in einem Geſamtbetrage von rund 119.5 Millio⸗ nen Mark auf der Grundlage eines Diskontes von 6½ Prozent noch vor Abſchſuß des Rech⸗ nungsjahres 1930 ausgezahlt, ſodaß die im Haus⸗ halt für das Rechnungsahr 1930 als Einnahme aus dem Verkauf von Reichbahnvorzugsaftien veranſchlagte Summe von 300 Millionen Mark damit erreicht iſt. An der Transaktion ſind folgende Banken be— teiligt: Lee Higginſon u. Co., Banque de Paris et des Pays Bas. Schweizeriſche Kreditanſtalt. Schweizeriſcher Bankverein, N Sons, Baring Brothers u. Co. Lt u. Co., J. H Schroeder u. Co., Co., Amſterdam, Nederlandſche Han ſchappij N. V., Skandinaviſka Kreditaktie Soziales Kündigungen in Ruhrbergwerken. wib. Eſſen, 16. Febr. Infolge ſchwierigkeiten haben eine Anzahl Bergl ternehmuangen es für nötig befunden Stillegungskommiſſar Entlaſſungen beitern in größerem Umfange zu beantragen. So wollen die Bergwerks-Geſellſch 1„Hi bernia“ in Herne auf ihren Schächten„Schlä gel und Eiſen 1—2“ in Herne und„General Blumenthal“ in Recklinghaufſen im Ganzen 450 Arbeiter, die Rheiniſchen Stahlwerke Aßß. in Eſſer auf ihren Zechen„Fröhliche Morgen— ſonne“ und„Zentrum 1—3“ zuſammen 590 Arbeiter und Angeſtellte, die Bergbaugruppe Hamborn der Vereinigten Stahlwerke auf den 1 Schachtanlagen 4, 8, 3-7, Weſtende und Zen— tralkokerei Weſtende 16—1700 Arbeiter ent⸗ laſſen. Die Rheiniſchen Stahlwerke AG. in Eſſen nehmen an, daß über ihren Antrag hin— aus in der nächſten Zeit noch weitere Kündi⸗ gungen ausgeſprochen werden müſſen. ee Cetzte Radiomeldungen Dr. Jarres bemüht ſich um die Verhütung der Stillegung von Ruhrort⸗Meiderich⸗Zeche. wtb. Duisburg, 17. Febr. In der Ange⸗ legenheit der Stillegung der Zeche Nuhrort⸗ Meiderich hat Oberbürgermeiſter Dr. Jarres an alle Werksangehörigen, die am 1. Mai 1930 im Dienſt der Hütte ſtanden, ein Schreiben ge⸗ richtet, in dem er bittet, auf einer beigefügten Karte zu erklären, ob der Adreſſat bereit ſei, bis Mittwoch, den 18. ds. Mis., den Werksvor⸗ ſchlag anzunehmen. Das Schreiben ſchließt: „Wenn ſich 4400 Arbeiter bereit erklären, hofſe ich beſtimmt, daß das Werk im Betrieb bleibt.“ — ̃——— . ⁵˙——..——. ä—— Völker in Waffen Cord Ceeil: Deutſchland hat ein juriſtiſches Recht auf Abrüſtung * Zwölf Jahre ſind ſeit Kriegsende vergan⸗ gen, ſechs Mal hat der vorbereitende Abrüſtungs⸗ ausſchuß des Völkerbundes getagt, in Wort und Schriſt wurde diskutiert und geplant— und doch iſt das Abrüſtungsproblem, dieſe Schickſalsfrage Europas, heute noch einer Löſung ſehr fern. Das Ringen um allgemeine Rüſtungsbeſchränkung geht weiter; binnen Jahresfriſt, auf der Abrüſtungs⸗ konferenz. ſoll es in ſein entſcheidendes Stadium treten. Bis zu einer wirklichen Abrüſtung iſt jedoch— wie ein Blick auf den Rüſtungsſtand der Nationen zu Anfang dieſes Jahres beweiſt— ein ſehr weiter Weg. Noch ſtarren die Völker Europas in Waffen! * Die finanziellen Aufwendungen für die Landrüſtung ſind geradezu gewaltig. Eine ganze Reihe von europäiſchen Staaten gibt mehr als ein Fünſtel des geſamten Staatshaus⸗ halts allein für Heereszwecke aus. Polen(31 Pro⸗ zent) und Frankreich(27 Prozent) ſind als ocſte zu nennen; auch Spanien. Portugal, Rumänien, Jugoflavien, ja ſelbſt ſo kleine Länder wie Li⸗ tauen und Lettland gehören in dieſe Gruppe. Ueberaus groß ſind ferner die Unterſchiede in der Heeresſtärke. Von Sowjet⸗Rußland abge⸗ ſehen, das außerhalb des Völkerbundes ſteht und mit ſeinen 154 Einwohnern die größte Armee beſitzt(Friedensſtärke 1.2. Kriegsſtärke 6,0 Mil⸗ lionen), marſchiert Frankreich unbeſtritten an erſter Stelle. Es hält bei einem Bevölkerungs— ſtande von 41 Millionen Einwohnern nicht we⸗ niger als 656000 Mann ſtändig in Waffen. Das etwas größere italieniſche Volk verfügt über ein Friedensheer von 388000 Mann. Um aus der Fülle des Materials noch einige Beiſpiele aus unſerer nächſten Nachbarſchaft herauszugreifen: Belgien(8 Millionen Einwohner) hält ſich ein Friedensheer von 66000 Mann, die Tſchechoſlo⸗ wakei(14,6 Millionen Einwohner) ein ſolches von 14 000 Mann, Polen(30,5 Millionen Ein⸗ wohner) eines von 299 000 Mann. Inmitten dieſer ſtart bewaffneten Länder liegt Deutſchland. »das Herz Europas, in ſtrategiſch beſonders un— günſtiger Lage. Seine Einwohnerzahl iſt ſo groß wie die Frankreichs, Belgiens und der Tſchechoſlowakei zuſammengenommen. Seine Reichswehr von 100 000 Mann erreicht demge⸗ genüber zahlenmäßig noch nicht einmal ein Achtel der Friedensheere dieſer drei Länder. Die rie⸗ ſige Kluft zeigt ſich aber erſt in ganzer Ausdeh— nung, wenn man auch die vorausſichtlichen Kriegsſtärken berückſichtigt. und zwar Frankreichs mit 4,5, Belgien mit 0.6. Polens mit 3.2 und die der Tſchechoſlowakei mit 1.3 Millio⸗ nen Mann. Etwa jeder neunte Franzoſe, jeder neunte Pole. jeder elfte Tſchechoflowake, jeder dreizehnte Belgier würde im Kriege Soldat ſein. Deutſchland hingegen wäre zu ſeiner Verteidi— gung auch im Ernſtfalle nur auf 100 000 Mann angewieſen. * Noch kraſſer ſind die Unterſchiede in der Ausrüſtung der Heere. In der Mehrzahl der Länder hat man alle tech— niſchen Fortſchritte für die Stärtung der Hee⸗ reskraft nutzbar gemacht, die techniſchen Kampf⸗ mittel gewaltig vermehrt. Deutſchland jedoch ſteht weit., unverhältnismäßig weit zurück. Nicht nur hinter anderen Großmächten, auch hinter kleineren Völkern. Einige Beiſpiele: unſere Verteidigungmittel beſchränken ſich auf zwei⸗ undzwanzig ſchwere Geſchütze; Belgien hat deren 274, Frankreich 1200(ohne Beſtände der Feſtungen), Polen 414, die Tſchechoflowakei 412. Wir haben keine Kampſwagen, keine Militär⸗ flugzeuge Das kleine Belgien beſitzt demgegen⸗ über 65 Tanks und 234 Flugzeuge. Frankreich verfügt ſogar über 1800 moderne Tanks(ohne älteres Material) und im Kriegsſalle über nicht zeuge. Solche Beiſpiele ließen ſich beliebig ver⸗ mehren. Bei der Ausrüſtung mit Maſchinenge⸗ wehren, leichten Geſchützen, Reſervematerial und im Feſtungsbau— überall die gleiche, abgrund⸗ tiefe Unterlegenheit Deutſchlands. ö Ein auf die Dauer unerträgliches, unhaltbares Syſtem! * In der politiſchen Kommiſſion des Weltver— bandes der Völkerbundsligen in Brüſſel ſand eine Debatte ſtatt, deren Höhepunkt die Ausführungen des deutſchen Delegierten von Rheinbaben und des engliſchen Delegationsführers Lord Robert Cecil bildeten. Lord Robert Cecil führte aus, daß die Ab⸗ rüſtung mit einem ſtarken poſitiven Erſo ge enden müſſe, da ſonſt der Völterbund ernſt⸗ haft gefährdet wäre. Für die deutſche Delegation wies Staatsſekretär a. D. von Aheinbaben darauf hin, daß die in Genf vorgeſchlagene Konvention für Deutſch⸗ land unannehmbar ſei. Für die deutſche Unter⸗ ſchriſt unter eine internationale Abrüſtungskon⸗ vention müßten folgende Vorausſetzungen erfüllt ſein: Streichung des Art. 53 der Genſer Konven— tion, grundſätzliche Gleichberechtigung hinſichtlich der Rüſtungen, ſchließlich eine entſcheidende Her⸗ abſetzung der Landſtreitkräfte. Dieſes Pro⸗ gramm dürſe aber nicht als iſolierte Ausnahme, ſondern als Teil einer großzügigen Anſtrengung zur Liquidation des Weltkrieges verwirklicht werden. Nur eine freiwillige Unterſchriſt Deutſch⸗ lands läme in Frage. Lord Robert Cecil fügte in der Debatte hinzu, daß Deutſchland nicht nur ein mora⸗ liſches, ſondern auch ein juriſtiſches Recht auf internationale Abrüſtung habe. Der belgiſche Völkerbundsjuriſt Rollin erkannte die von v. Rheinbaben entwickelten Grundſätze an und ſtellte die Zuſtimmung der belgiſchen Delegation in Ausſicht. Der vom franzöſiſchen Delegierten Henneſſy vertretene entgegengeſetzte Standpunkt fand in der Verſammlung keinen Widerhall. Dr engliſche Vorſchlag wurde an— genommen. Die ſpaniſche Kriſe wtb. London, 16. Febr. Die Königin von Spanien iſt heute vormittag nach Madrid ab— gereiſt. Santiago Alba lehnt die Kabinettsbildung ab. wtb. Paris, 16. Febr. Santiago Alba teilt mit. daß er das Angebot des Königs von Sys nien, ein neues Kabinett zu bilden, abgelehnt habe. Er habe dem König gegenüber nochmals Bezug auf ſeine Erklärung genommen, in der er für die Bildung der neuen Regierung die Parteien von Sanchez Guerra und Melquwa⸗ des Alvarez vorgeſchlagen habe. Er, Alba, wünſche ſich außerhalb der neuen Regierung zu halten. * Sanchez Guerra mit der Kabinettsbildung beauftragt. witb. Madrid, 16. Febr. Der König hat Sanchez Guerra mit der Bildung des Kabi⸗ netts beauftragt. * enb. Berlin, 16. Febr.(Eig. Meldung.) Die Verhandlungen des Reiches mit dem unter Führung von Lee Higginſon u. Co. ſtehenden ausländiſchen Bankenkonſortium über die Be⸗ vorſchußung der Reichsbahnvorzugsaktien haben heute zum Abſchluß des Kredites von 32 Mil⸗ lionen Dollar geführt. Tagesnachrichten Abg. Dingeldey beim Reichskanzler. enb. Berlin, 16. Febr.(Eigene Meldung!) Wie wir erfahren, empfing der Kanzler heute vormittag den Führer der Deutſchen Volks⸗ partei, Abg. Dingeldey, zu einer längeren Ausſprache, in der alle aktuellen Tagesfragen erörtert wurden. Dabei dürfte es ſich auch um den Vertrag der preußiſchen Staatsregierung mit der evangeliſchen Kirche gehandelt haben. — Wie in politiſchen Kreiſen verlautet, hat dieſe Frage in den letzten Tagen eine erheb— liche Zuſpitzung erfahren, da Preußen bisher nicht zu einer Schutzbeſtimmung zu bewegen war. Schenkervertrag und Reichsverkehrsminiſter. enb. Berlin, 16. Febr.(Eigene Meldungl) Zu der Angelegenheit des Speditionsvertrages mit der Firma Schenker u. Co. erfahren wir aus Kreiſen des Reichsverkehrsminiſteriums, daß dem Verwaltungsrat der Reichsbahn über den Vertrag keine Vorlage gemacht worden iſt, ſodaß der Reichsverkehrsminiſter, dem alle Vorlagen des Verwaltungsrates zugehen, auch auf dieſem Wege keine Kenntnis von dem Ver— trage erhalten konnte. Eſterhazus Tochter erſcheint mit der Hundepeitſche. wtb. Paris, 16. Febr. Wie der„Petit Pari⸗ ſien“ berichtet, erſchien geſtern abend in dem Bäro des Theaters, das das Stück„Die Affäre Dreyfuß“ von Jaques Richepin, das nach ſeiner Verſion und Tendenz mit dem deutſchen Stück von Hans Rehfiſch und Wilhelm Hertzog kaum noch etwas zu tun hat, aufführt, die Tochter des Majors Eſterhazy und verlangte bei Riche⸗ pim, dem Direktor des Theaters vorgelaſſen zu werden. Als ſie vorgelaſſen wurde, erklärte ſie dieſem„Sie verletzen das Andenken meines weniger als 2500 Militärflugzeuge. Polen über ö ſie mit einer Hundepeitſche die ſie unter ihrem Vaters dadurch, daß Sie die Affäre Dreyfuß Mit dieſen Worten wollte Noman von Max von Weißenthurn. 27. Fortſetzung. „Ich bin mit allem einverſtanden, wenn ich nur fortkomme“, entgegnete Varna,, denn ich kann und darf ihn nicht wiederſehen, denn ich haſſe, weil er mir jedes Vertrauen zu mir ſelbſt geraubt hat. Darum, wenn Sie einen Plan wiſſen, wie ich von hier fortkommen kann, ſeien Sie barmherzig und teilen Sie ihn mir mit, denn ich kann, ich kann hier nicht bleiben!“ Tränen traten ihr in die Augen and ſie wandte ſich ab, damit Frau Herryot ihre tiefe Bewegung nicht ſähe. Mit der, wenn ſie wollte, ihr eigenen Sanft— mut ſagte Frau Herryot endlich: „Nur denn, ſo hören Sie! Ich habe eine Schweſter, die zwei kleine Kinder hat, für dieſe ſucht ſie eine Erzieherin, oder vielmehr ein Weſen, das die Kinder ſpazieren führt und ihnen Geſchichten erzählt und ſoweiter. Wenn Sie eine Zeit lang dieſen Platz bei meiner Schweſter ausfüllen wollten, ſo bin ich über⸗ Sie um zeugt, daß dieſe entzückt ſein würde, ſich zu haben.“ „Wo wohnt ihre Schweſter?“ „In Sandford, einem hübſchen, Welt abgeſchloſſene Exiſtenz führt!“ „Ich denke, das würde mir gerade zuſagen“, zatgegnete Varna.„Nur ſort von her! und spurlos für alle zu verſchwinden, das iſt nach dieſem Geſchehen mein einziger Wunſch!“ „Dann dürfte Ihnen der Aufenthalt bei mehr als jeder meiner Schweſter allerdings kleinen Badeort an der Küſte, wo ſie eine von aller andere zusagen“, noch überlegend.„Wenn es wirklich Ihr Wille iſt, zu ihr zu gehen, ſo will ich Sie gern hin⸗ bringen. Ich hatte doch die Abſicht, auf kurze Zeit nach Sandborough zu gehen, in deſſen Nähe Sandford liegt. Oder ziehen Sie es vielleicht vor, mich für einige Wochen nach Sandborouah zu begleiten? Auch dazu bin ich gern bereit!“ „O, nein, nein“, wehrte Varna ab.„In Sandborough könnte ich nicht unerkannt blei⸗ ben; in Sandford kann ich es. Ich bin voll⸗ kommen bereit, mit Ihnen zu Ihrer Schweſter zu gehen!“ „Und Ihre Angehörigen, ihnen ſagen?“ „Sie brauchen nicht alles zu wiſſen, ſie mö⸗ gen glauben, daß Sie mich auf einige Zeit an die See mitnehmen wollen—“ Hätte doch das Lächeln der Intrigantin Varna gewarnt! „O, wenn Sie wüßten, wie ſehr ich um Sie beſorgt bin, und wie mich Ihr Vertrauen be⸗ glückt!“ ſprach ſie, das junge Mädchen in die Arme ſchließend.„Ich bin zu allem bereit, um Sie dieſer peinlichen Situation zu ent⸗ reißen. Sagen Sie denn alſo Ihrer Schweſter, daß ich Sie aufgefordert habe, einige Zeit mit mir an der See zu verbringen, und treffen Sie für die übermorgige Abreiſe die erforderlichen Anſtalten, wenn Sie wirklich dazu gewillt ſind!“ „Es gibt für mich kein anderes Heil als in der Flucht! Tun Sie deshalb alle Schritte, die erforderlich ſind, ich werde nicht mehr ſchwankend werden. Im Gegenteil, ich werde Ihnen ewig, ewig Dank wiſſen, daß Sie mich was wollen Sie ertetteten.— vor ihm und vor mir ſelbſt!“ i bracht. erklarte Frau Herryot, wie Mantel verſteckt mit ſich führte, Richepin ſchla— gen. Die Peitſche wurde ihr jedoch von der Frau des Theaterdirektors aus der Hand ge— nommen. Fräulein Eſterhazy wurde aus dem Büro gewieſen, das ſie unter Drohungen ver— ließ. Sie zerriß vor dem Theater zwei Plakate, die die Aufführung des Stückes„Die Affäre Dreyfuß“ ankündigten. Auch geſtern veranſtalteten die Camelots du roi Kundgebungen, während den Nachmittags- vorſtellungen. Elf von ihnen wurden aus dem Theater verwieſen und unter Feſtſtellung ihrer Perſonalien nach dem Polizeikommiſſariat ge— Fünftagewoche in der Berliner mMetallinduſtrie enb. Berlin, 16. Febr.(Eigene Meldung!) Wie die„B. Z. am Mittag“ mitteilt, iſt heute das Abkommen in Kraft geſetzt worden, das zwiſchen den Gewerkſchaften und dem Verband Berliner Metallinduſtrieller abgeſchloſſen wurde zu dem Zweck, einen weiteren Abbau von Angeſtellten und Arbeitern zu verhindern. Die Durchführung des Abkommens bedeutet für die Arbeiter die Einführung der Fünf⸗ tagewoche, für die Angeſtellten ſpäteren Ar⸗ beitsbeginn und früheren Arbeitsſchluß. Reichskredit perfekt Bevorſchuſſung der Reichsbahnvorzugsaktien in Höhe von 32 Millionen Dollar Verkehrsſtörung in Ungarn durch Schnee⸗ verwehungen. wtb. Budapeſt, 16. Febr. Die Schneeſtürme haben auf einigen ungariſchen Bahnlinien große Verkehrsſtörungen verurſacht. Mehrere Züge ſchneiten ein und konnten erſt nach lan⸗ gem Bemühen wieder freigemacht werden. Der Verkehr wird jedoch mit Ausnahme von drei Lokalbahnſtrecken auf allen Linien aufrecht erhalten. Mit der Freilegung der Strecken ſind verſtärkte Arbeiterkolonnen beſchäftigt. Auch in Budapeſt ſetzte in den frühen Morgenſtun⸗ den ein ſtärkeres Schneetreiben ein, das ge⸗ genwärtig noch andauert. Die Duisburger Kaufmannſchaft und die Schließung der Hütte Ruhrort⸗Meiderich. enb. Duisburg, 16. Febr.(Eigene Meldung.) Unter Führung des Geſchäftsführers des Duis⸗ burg⸗ Hamborner Einzelhandelsverbandes, Dr. Roller, begibt ſich morgen früh eine Kommiſ⸗ ſion nach Berlin, um dort mit dem Reichs⸗ kanzler Dr. Brüning, Reichsminanzminiſter Dietrich und Reichsarbeitsminiſter Stegerwald wegen der durch die Schließung der Hütte Rohr⸗ ort⸗Meiderich eintretenden wirtſchaftlichen Schädigung der Duisburg⸗Hamborner Kauf⸗ mannſchaft Rücksprache zu nehmen. Von der Kommiſſion werden Steuererleichterungen, ein Zweimillionenkredit uſw. vorgeſchlagen. Haftbefehl wegen der Unterſchlagungen beim Arbeitsamt Berlin⸗Oſt. wtb. Berlin. 16. Febr. Die wegen Ver⸗ untreuung beim Arbeitsamt Berlin⸗Oſt an⸗ geſchuldigten Angeſtellten Wilhelm Bertram, Albrecht Opp, Herbert Jung, Rudolf Regin⸗ bogin und Bruno Götze wurden heute dem Vernehmungsrichter beim Polizeipräſidium vorgeführt. Gegen ſämtliche Vorgeführten wurde Haftbefehl wegen des Verdachts der ſchweren Urkundenfälſchung, des Betruges und der AUnterſchlagung erlaſſen. Tödlicher Unfall eines Artiſten. wib. Berlin, 16. Febr. In dem Reſtau⸗ rant Hirſchgarten in der Friedrichshagener Straße 14 wurden geſtern Abend im Ver— laufe einer Variete-Vorſtellung auch artiſtiſche Darbietungen geboten. Als der 46⸗jährige Ar⸗ tiſt Artur Arndt aus Berlin bereits ſich herab⸗ ließ, ſtürzte er— allem Anſchein nach infolge eines Ohnmachtsanfalles— aus einer Höhe von mehreren Metern auf die Bühne herab. Er trug ſo ſchwere Verletzungen davon, daß man ihn ſofort nach dem Krankenhaus Cöpenick bringen mußte. Hier iſt er trotz aller ärztlichen Bemühungen heute vormittag geſtorben. r 23. Kapftel. Ge t r; e n n t. Sie ſchritten nebeneinander über die wohl⸗ gepflegten Waldungen zwiſchen Stillwater und Langley dahin, die beiden jungen Menſchen⸗ kinder, die für einander wie geſchaffen ſchie⸗ nen und keine anderen waren als Chriſtine Hulme und Gilbert Leslie. Sie waren in eifrigem Geſpräch begriffen und dieſes drehte ſich natürlich um Varna. „Ich verſtehe es nicht“, ſprach das junge Mädchen eben,„was ſie veranlaſſen konnte, Gottfried überhaupt abzuweiſen und oben⸗ drein in einer ſolchen Form, wie ſie es getan hat. Es iſt mir ein vollkommenes Rätſel, da doch alles bereits darauf hinzudeuten ſchien. daß beide einander liebten!“— „Vielleicht kam Varna zur rechten Zeit noch die Erinnerung, daß ſie nur ein armes Fin⸗ delkind iſt und infolgedeſſen eine unüberbrück⸗ bare Kluft ſich zwiſchen ihr und dem Grafen von Saint Maure dehnt“, erwiderte Gilbert ſinnend. „Ein Vorur zeil, dem ſie nie und nimmer ihr eigen⸗s und ſein Lebensglück opfern durfte!“ „So würden Sie anders gehandelt haben?“ „Anders ja,— ganz anders. Dem Manne, den ich liebe, würde ich jedes Opfer bringen, gleichviel, worin es beſtände. Doch— o, da iſt ſchon der Park, und Sie wollen mich ver⸗ laſſen? Sie begleiten mich nicht nach Langley?“ „Ich muß bedauern, daß meine bemeſſene Zeit es mir nicht geſtattet. Die Pflicht ruft mich auf meinen Platz, den ich in der Bank einnehme.“ „In der Bank!“ ſprach ſie mit komiſchem Entſetzen ihm nach.„Puh. wie geſchäftsmä⸗ zig das klingt Warum nur quälen Sie ſich auf ſolche Weiſe? Wenn ich ein Mann wäre, ſo würde ich nach Auſtralien oder ſonſt wohin gehen, um mir ein Vermögen zu erwerben!“ „Das würde auch ich vielleicht tun, wenn mich keine Bande an die Heimat feſſelten!“ gab er, lächelnd über ihren Eifer, zurück.„Sie dürfen indes nicht die Sorge für meine Ge⸗ ſchwiſter vergeſſen!“ „Ah! Sonſt alſo gibt es nichts, was Sie in England zurückhält?“ fragte ſie, neckiſch zu ihm emporblickend. „Nichts, ſobald Sie wünſchen, daß ich gehen ſoll!“ Dunkel ſchoß es ihr in die Wangen unter ſei⸗ nen Worten, und wer mochte wiſſen, wie ihre Erwiderung gelautet haben würde, wenn nicht eine Unterbrechung dazwiſchen gekommen wäre. „Guten Morgen, Komteſſe! Ich habe nicht erwartet, Ihnen hier zu begegnen!“ Ein junger Mann in grauem Anzug 10 der Sprecher. „Wirklich nicht?“ erwiderte Chriſtine Kühl. „Ich wüßte keinen Grund, weshalb dieſe Be⸗ gegnung eine Unmöglichkeit hätte ſein ſollen. Erlauben Sie, daß ich Ihnen Herrn Leslie vorſtelle. Baron Jaſpar Gray.“ Die beiden jungen Männer grüßten ſich förmlich. Dann verbeugte ſich Gilbert zeremo⸗ niös wie zum Abſchied vor Chriſtine. „Müſſen Sie wirklich ſchon gehen, Herr Leslie? Wollen Sie nicht mit zu uns kommen? Alle werden ſich ſicher deſſen freuen. Ich habe Mama oftmals erzählen gehört, wie innig be⸗ freundet Ihr Vater mit dem meinen war!“ —˙: Fortſetzung folgt.:— Brauwerden— eine Folge von Vitaminhunger? Neuere Forſchungen ſollen die Annahme recht⸗ ſertigen, daß das frühzeitige Ergrauen der Haare durch einen Mangel an Vitaminen verurſacht werde, wie es ja auch bei der ſogenannten eng⸗ liſchen Krankheit der Fall iſt. Hierüber verbrei⸗ tet ſich ein Bericht, den Profeſſor Gabriel Bert— rand der Pariſer Akademie der Wiſſenſchaften erſtattet hat. Bei Verſuchen, die zu verſchiede⸗ nen Zwecken vorgenommen wurden, wurden ge⸗ wöhnliche ſchwarze und dunkelgraue Ratten einer Diät unterzogen, die alle Vitamine enthielt, die für die Lebenshaltung notwendig ſind; nur wur— den dieſe Vitamine aus gereinigter oder künſt⸗ licher Nahrung ſtatt aus natürlicher, wie Grün— futter und Getreidekörner, gewonnen. Zur nicht geringen Ueberraſchung der Forſcher zeigte ſich, daß der ſchwarze Pelz der Tiere allmählich eine ſilbergraue Farbe annahm. Da die Verſuchstiere nach Ausweis der vorgenommenen Blutproben vollſtändig geſund waren, handelte es ſich nicht etwa um eine Krankheitserſcheinung. Man fand vielmehr, daß die Urſache des plötzlichen Grau— werdens auf die zu ſtark gereinigte Nahrung zu— rückgeführt werden mußte. Bei der Bereitung des Stärkemehls für die Ratten waren beiſpiels— weiſe alle gelegentlichen Unreinlichkeiten entfernt worden, und man hatte dem gereinigten Stärke— mehl die erforderlichen Vitamine nachträglich künſtlich beigefügt. Wenn dies Verfahren ge— ändert, und das Naturöl des Getreides der Rat— lendiät wieder zugeführt wurde, ſchwand auch das Ergrauen u. das Haar der Tiere erlangte ſeine frühere ſchwarze Farbe wieder. * Ideenmangel Ideen ſind die Trümpfe im menſchlichen Le— ben. Wer nie eine Idee hat, oder aber jeine Ideen nicht für das Leben auszuwerten ver— mag, ſei es aus inneren, ſei es aus außeren Gründen, der iſt wie eine Karte ohne Trümpfe. Sein Leben wird eintönig hinſchteichen, er wird kein gutes und kein ſchlechtes Andenken hinterlaſſen, er iſt eine Null. Denn Ideen ent— ſcheiden. Wie oft hat ein Menſch durch eine gute Idee, er braucht deshalb noch ange kein Erfinder zu ſein, durch eine gute Idee den Grundſtein zu großem Glück gelegt, wie oft iſt an einem Wendepunkt eine Idee das Ent— ſcheidende, das den Ausſchlag gibt zum Guten oder Böſen. Ideen haben, eigene Sedanken haben, das iſt es, was das Leben zum Leben macht, was den Ausſchlag gibt, daß der Menſch ſich Menſch fühlen kann. Ideen zu haben iſt eines der wenigen Dinge, von denen es ein Zuviel nicht gibt Viel Geld kann dem Menſchen über werden. viel Glück vielleicht ebenſo, nicht aber Ideen Denn ſie ſind ihrer Natur nach immer etwa Neues, etwas Anderes. Es iſt da, ſei es auch nur in den eigenen Gedan ken. Vielleicht gibt es Menſchen ahne Ideen überhaupt nicht, vielleicht iſt die Funktion de— ſelbſtändigen Denkens an ſich ſchon das, was man unter der Grundidee verſtehen kann vielleicht iſt das Gefühl, keine Idee zu haben für ſich ſelbſt ſchon eine— wer weiß es? Die abſolut richtige Antwort zu finden das wäre eine Idee! Einfachheit! Das iſt es. was uns not tut, einem Jeden von uns: Einfachheit. Das einfache Wort und die einfache Geſte, die einfache Handlung und das einfache Denken. das, was wir ſind und was uns die Gegenwart abverlangt: Ein arm gewordenes Volk, das ſich wieder herauſarbeiten muß in jene Sphäre, in das nicht ruhen und nicht raſten darf, bis es die Freiheit, die Freiheit Aber dieſe Freiheit heißt innere Freiheit, und ſie dul— ö det keinen zwieſachen Dienſt: ſie erlaubt nicht, der das Behagen wohnt. ſeines Handelns wieder gefund. hat. daß uns das Wort einfach vom Munde dringt, aber unſer Tun und Gehabe ſich in üppige Breite und unſparſam ſtreckt, daß wir von Not reden ſind, daß wir uns volksbewußt gebärden und Jahr für Jahr Milliarden nicht Zweiheit von Wort und Tat. Denn dieſes ſiſt Bildung, daß der Menſch in ſich, außen und innen. Eines iſt, daß er hier zum Einfachen Ja ſſagt und dort in der Tat ein Nein gibt, daß er e und ohne Dank ſich dem Gebote der Stunde fügt. Heute wiſſen wir, daß Dieſes und nur Dieſes es iſt, was wir Bildung heißen dür⸗ 1 und nicht das Gelernte und nicht das Wiſſen. eute wiſſen wir es, denn alle Bildungsträger, 10 es ein Einzelner oder ein Verband, erweiſen ſund lehren es uns ſo.„Gebildete Menſchen fund die auf Bildung Anderex arbeiten, bringen ſhr Leben ohne Gerzuſch zu.“ A. Hertz⸗München. Deutſchland ehrt ſeine 0 Dichter Ein Land kann ſeine berühmten Söhne in auz veſchledener Weiſe ehren. Nehmen wir die Geſſtesgrößen heraus, die Dichter. die großen Abwechllung, mach ihrer Ankunft Daß wir uns beſinnen auf deutſcher Mark für Ware des Behagens außer Landes ſchicken. Ein- fachheit duldet nicht zwiefachen Dienſt, duldet Künſtler überhaupt, oder die großen Gelehrten, Vielleicht häuft man ſchon zu ihren Lebzeiten der Ehrungen Fülle auf ſie, vielleicht leben und ſter⸗ ben ſie unbeachtet und wenig gekannt, und erſt ſpätere Epochen holen die ſchuldige Dankespflicht nach. Immer aber wird eine Nation auch nach außen hin dokumentieren wollen, daß ſie geiſtige Größe zu würdigen verſteht. Sie ehrt in ihren Großen nicht am letzten ſich ſelbſt. Geburts- und Todestage dieſer Auserwähl⸗ ten nun bieten, wie im Kleinen bei jedem Men— ſchen, den gegebenen Anlaß. ſolche Verehrung ſinnfällig zum Ausdruck zu bringen. Deutſchland nennt man mit Recht das Land der Dichter und Denker, und wenn auch das Werk des Lebenden zuweilen heftig umſtritten ſein mochte. die Nachwelt erkennt es in ſeiner abſoluten Bedeutung an. Da iſt der Dichter Heinrich Heine. Noch heute, 75 Jahre nach ſei— nem Tode, hat er ebenſo ſcharſe Gegner wie glühend begeiſterte Freunde, aber auch die Geg— ner werden kaum ſeinen Wert zu leugnen ver— mögen. Und wenig denkende Menſchen wird es wohl geben, die es für unbegründet oder unbe— rechtigt halten, daß ſeines Todestages in beſon⸗ derer Weiſe gedacht wird. Die' Stadt Düſſel⸗ dorf, die Geburtsſtadt des Dichters, erfüllt im beſonderen die ſchuldige Dankespflicht. Am 17. Februar wird ſie die Gedenktafel am Geburts— haus des Dichters ſchmücken und am Grabe in Paris einen Kranz niederlegen laſſen. Im Hei— nezimmer der Stad und Landesbibliothek Düſ— ſeldorf werden die letzten Beſtände der ehema ligen Bücherei Heines ſeine Bildniſſe und Hand— ſchriften, Manuſkripte und Fragmente ſeiner Dichtungen ſowie wertvolle Erſtdrucke, Luxus⸗ und ſonſtige ſeltene Ausgaben ſeiner Werke ver— wahrt. Hier befindet ſich auch die Totenmaske Heines, Briefe an ſeine Mutter, ſein Teſtament und eine von Schmiedin geſchaffene Marmor— büſte. Dir erleſenſten Stücke dieſer Sammlungen ſollen jetzt, am Todestag Heines, zu einer klei— nen Schau vereinigt werden. Heine-Abende wer— den veranſtaltet. und auch in anderen deutſchen Städten werden ſich die Anhänger und Freunde des Dichters zuſammenfinden. Am 15. Februar, dem 150. Todestag Gotthold Ephr. Leſſings, wird der vom Reichspräſidenten v. Hindenburg anläßlich des Goethe-Leſſing— Jahres 1929 geſtiftete Leſſing-Preis zum erſten Mal verliehen werden. Die Uebergabe des Preiſes, der für die beſte Arbeit über Leſſings Weltanſchauung beſtimmt iſt, erfolgt mit einer großen Feier im Braunſchweigiſchen Landesthea— ter. Gleichzeitig werden eine Anzahl von Leſſing— Werken den beſten Schülern der Braunſchweiger Schulen und dem Verein für das Deutſchtum im Ausland zur Weiterleitung an deutſche Aus— landsſchulen überreicht werden. Denn am beſten ehrt man Dichter, man ſie durch ihre Werke wirken läßt. indem Elf Jahre Kerker wegen unerwiderter Cebe Der oberſte Gerichtshof in Bombay hat ſoeben die auf 15000 Pfund Sterling Schadenerſatz lautende Klage einer Inderin gegen den vielge⸗ nannten früheren Maharadſcha von Indore ab— gewieſen. Wie die in Bombay geborene Klä— gerin ausführt, war ſie mit ihrer Tochter kurz in Indore verhaftet und in einer Feſtung interniert worden. Dieſe Ge— walttat führt ſie darauf zurück, daß ſie die Lie— besanträge des Maharadſcha zurückgewieſen ha— be. Sie blieb mit der Tochter elf Jahre lang in dem Feſtungsturm gefangen und wurde erſt auf Intervention der britiſchen Regierung ve— freit. Der Mahardſcha wurde ſpäter, wie er⸗ innerlich, im Zuſammenhang mit der Skandal⸗ afſäre um die Tänzerin Mumtaz Begum zur Abdankung gezwungen. Der Richter begrün— dete die Abweiſung der Klage damit, daß In— dore ein ſouveräner Staat, un der Wille ſeines Souveräns oberſtes Geſetz ſei. Seine Anord— nungen und Handlungen unterlägen deshalb, auch wenn ſie ungeſetzlich ſeien, nicht der briti— ſchen Jurisdiktion. Ein Schadenerſatzanſpruch könnte infolgedeſſen nur bei dem betreffenden Vaſallenſtaat gemacht werden. Angeſichts der Stellung der indiſchen Herrſcher iſt gerabe heu— te dieſe Gerichtsentſcheidung von beſonderer Aktualität. Der frühere Maharadſcha hat ſich übrigens im Jahre 1928 mit der Amerikanerin Nancy Miller verheiratet und lebt auf der Be— ſitzung, die er in Frankreich käuflich erworben hat. Bunte Seitung Die Entführung auf den Friedhof Ein kriegsbeſchädigter Handel Chicago namens George Wittbord lich das beſonders zog. Er wurde von ind aus ſeinem Hauſe rde kürz— Opfer eines Racheaktes, unter brulalen B Nl rſcheinungen voll— nen Friedhof geſchleppt Grabdenkmals er eine volle Stunde lang gefeſſelt e Banditen aus mitanſehen, wi rohe Bahre neuſchlugen Grab aushoben. Dann wurde er in den Sarg gelegt, der Deckel goſchl hineingelaſſ Grundwaſſer Grab entſernten. Leute, die ihr Weg an dem Grab vorbeifül den Sorg und hörten ein leiſes Wi muchten Lärm und riefen Poliziſten herbei, di Wittbrod befreiten. Er hatt inen ſtarken Neruvenchok erlitten, und es bedunte längerer ehe er ſich erholt hatte. mmern. e 2 Millionen-Opfer der Erdbeben. Die großen Erdbeben der letzten Jahrhunderte haben ſo zahlreiche Opfer an Menſchenleben ge— fordert, daß dagegen manche großen Kriege— der Weltkrieg muß natürlich mit ſeinen rieſigen Zahlen aus bieſem Zuſanmenhang ausgelaſſen werden— verblaſſen. Fachleute haben ausgerech— net, daß während der letzten vierhundert Jahre insgeſamt nicht weniger als 13 Millionen Men— ſchen Erdbeben zum Opfer gefallen ſind. Um nur die bekannteſten Erdbebenkataſtrophen zu nennen: 1556 forderte ein Erdbeben in China 800 000 Menſchen, 1703 ſtarben bei einem Beben in Japan nicht weniger als 200 000. Noch ver— ſchiedentlich wurden ſpäter die Hunderitauſend überſchritten, ſo erſt wieder bei der Kataſtrophe in Japan. die 1923 u. a. auch Tokio ſo fürchter lich heimſuchte. 140000 Menſchen waren damals die Opfer. Die Kataſtrophe in und bei Meſſina koſtete 1908 rund 85000 Menſchen das Leben 1920 forderte in China ein Erdbeben 180 006 Menſchenopfer. Präriebrand— durch Flugzeugpropeller gelöſcht. Der Flugplatz der amerikaniſchen Armeeflie— gerſchule von March Field in Kalifornien wurde kürzlich von einem Präriefeuer ſchwer bedroht, das ſich, vom Winde begünſtigt, dem Flugplatz näherte. Im kritiſchen Augenblick kam glück⸗ licherweiſe ein Fluglehrer auf den Gedanken, den Flammen mit Hilfe der— Propeller den Weg zu verlegen. Niemand konnte ſagen. ob die Die Neielis iuelii oneist Bediuftige e Mittagsſpeiſung aus der Gulaſchkanone in Berlin. In Zuſammenarbeit mit Behörden regelmäßig die Aermſten der Berliner Bevölkerung. An und Wohlfahrtsſtellen ſpeiſt die Reichswehr den Ausgabeſtellen drängt ſich Jung und Alt, um ein warmes Mtittagbrot aus der Schöpfkelle des bedienenden Reichs— wehrſoldaten in Empfang zu nehmen. Roggenmehl 182.50; Sommergerſte auf Wohnhäuſer. 22 J8ch möchte Ihnen mitteilen, daß wir ſchon Über 18 Falte die Zahnpaſte Chlorodont benutzen. Noch nie hat ſie uns enttäuſcht! Wir hatten immer meiße Zähne und einen angenehmeſt Weſchmac an Munde, um⸗ zomehr, da wir ſchon längere Zeit das Chorodont⸗ Mundwaſſer benutzen. Auch benutz die ganze Familie nur Chlorodont⸗Zahnbürſten“. gez. C. Chuboba, Fr. Verſuchen Sie es zunüchſt mit einer Tube Chlorodont⸗ Zahnpaſte zu 54 Pf., Mundwaſſer Flaſche 1 Marl, Zahnbürste 1 Mk. Verlangen Sie aber echt Chlorodont und weiſen Sie jeden Erſatz dafür zurück. VI A Flugzeu ampf gegen das ſich heranwar⸗ zende Flammenmeer Sieger bleiben würden. Das Feuer ſand in dem ausgedörrten Wieſen— gras und in den Weizenſeldern reiche Nahrung und näherte ſich mit beängſtigender Schnelligkeit der Stelle, wo die Maſchinen parkten. Als das Uebergreifen des Feuers auf den Flugplatz un⸗ vermeidlich ſchien, unterbrach der Fluglehrer ſei⸗ nen Kurſus, um den Verſuch zu machen, durch den von den Propellern erzeugten Wind das Feuer auf ſeinen Herd zu beſchränken. Er zog die Flugzeuge hervor, kurbelte die Motore an, die, mit voller Kraft arbeitend, den Propellern die höchſte Umdrehungsgeſchwindigkeit gaben. Da⸗ durch wurde eine ſo ſtarke Luftbewegung erzeugt, daß das Feuer, das nur noch ſechs Meter ent ſerut war, zum Stehen gebracht wurde. Da ſieh auch der Wind drehte, ſo gelang es in kurzer Zeit, die Flammen vollſtändig zu erſticken. „Klaſſenunterſchiede“ bei unſeren Großvätern. Der verſtorbene engliſche Seifenkönig Vis⸗ cout Leverhulme erzählte mit Vorliebe eine Ge⸗ ſchichte, die zeigen ſollte, daß man nie zu früh über Ungerechtigkeit ſchimpfen darf. Zu jener Zeit, als in Europa und Amerika die erſten Ei⸗ ſenbahnen fuhren und man in Auſtralien der— gleichen neue Errungenſchaften noch kaum dem Namen nach kannte, beſuchte ein Weltreiſender auch dieſen jüngſten Erdteil. Er kaufte ſich eine Fahrkarte erſter Klaſſe für die Poſtkutſche, in der Erwartung, für ſein teures Geld einen be— ſonders guten Platz zu bekommen. Zu ſeinem Erſtaunen mußte er aber feſtſtellen, daß die Fahrgäſte der erſten, der zweiten und der drit— ten Klaſſe ganz ohne Unterſchied nebeneinander ſaſſen wie es ihnen beliebte. Während er, em⸗ pörr über die Ungerechtigkeit, überlegte, ob er ſich beſchweren und einen Teil des bezahlten Geldes zurückverlangen ſollte, hielt der Wagen plötzlich am Fuß eines ziemlich ſteil anſteigenden Berges. Der Schaffner ſtieg aus und rief mit lauter Stimme:„Die Paſſagiere der erſten Klaſſe bleiben ſitzen! Die Paſſagiere der zwei⸗ ten Klaſſe ſteigen aus und gehen nebenher! Die Paſſagiere der dritten Klaſſe ſteigen aus und ſchieben den Wagen!“ Da dankte der Reiſende deinem Schöpfer, daß er ihn erſter Klaſſe fahre ieß. Handel und Induſtrie Mannheimer Produktenbörſe. Mannheim, 16. Febr. Es wurden notiert: Injandsweizen 28.25—29.25; Auslandsweizen 36.50— 38; Inlandsroggen 1818,50: Inlands⸗ hafer 15.75 16,50; Braugerſte inl. 21,75— 23,75; Futtergerſte 19,25 20,25; ſüdd. Wei⸗ zenmehl Spezial Null 11,75; ſüdd. Weizenaus⸗ zugsmehl 47; ſüdd. Weizenbrotmehl 29; ſüdd. 26.50 28.50; feine Weizenkleie 10,25; Biertreber 10,50 und Leiniagt ge⸗ ſtrichen. Maunheimer Großviehmarkt. Mannheim, 16. Febr. Es wurden notiert: 163 Ochſen 40—52, 108 Bullen 36-44; 283 Kühe 16—42; 388 Färſen 40—53; 678 Kälber 42—67; 50 Schafe 38—42; 3567 Schweine 40— 55, 3 Ziegen 12—25 Mark.— Marktverlauf: Großvieh ruhig, Ueberſtand; Kälber ruhtg, langſam geräumt und Schweine mittel. Frankfurter Getreidebericht. Frankfurt a. M., notiert: 6. Febr. C 282,50—283.5 210 212.50: Mais—: Meizenmehl 42, oggenmehl 26 onkleie 990— a. 186 Nan don„he u 10,00, Roggenkleie 9,50. Tender ſehr ruhig Weizen 157,50— 162.50: 42908. 9 13,25; 2 ploſion in Fuſchun. vfb öindon, 16. Febr.„Time“ meldet aus Peking: ihrend die ſüdmandſchuriſche Eiſen— bahngeſellſchaft in Abrede ſtellt, daß bei dor kürzlich erfolgten Exploſion im Fuſchun-Bezivk Menſchenverluſte zu beklagen waren, bleiben die chineſiſchen Preſſemeldungen aus Mukden weiter der Meinung, daß mehr als 3000 chine— ſiſche Bergleute und 30-40 japanische Oberſtei— ger in den Flammen umgekommen ſeien, als die Direktion die Schließung des Schachts an— ordnete, um die Ausbreitung des Feuers zu ver⸗ hindern. Ein Telegramm aus Nanking beſagt, daß das Innenminiſterium die Behörden von Mukden um Entſendung von Beamten zur Unterſuchung der Opfer erſucht hat. Millionenſchaden der Erdbebenkataſtrohe in Haſtings und Napier. wib. London, 16. Febr. Einer Meldung des „Daily Telegraph“ aus Wellington zufolge, ha⸗ ben Architekten und Baumeiſter auf einer Kon ferenz den an den Gebäuden in Haſtings und Napier angerichteten Schaden auf 10 Millionen Pfund Sterling geſchätzt. Davon entfallen neun Millionen auf Geſchäſtshäuſer und eine Million Waren, Mobiliar uſw. ſind nicht eingerechnet.