5 i“ Der Faſinachtdienstag war vom Wetter begunſtigt. Den vielen großen und kleinen Narren und Narrinnen war daher die Straße ein beliebter Tummelplatz für ihre Maskerade und Um⸗ züge, deren es nicht wenige gab. Gleichſam als wollte man den Karneval feſthalten, wurden die letzien Stunden des Kehraus umſo intenſiver aus⸗ gekoſtet. Ueberall in den Tanzlokalen herrſchte Hochbetrieb und ein luſtiges Treiben, doch wehrte man ſich noch ſo ſehr, die Zeit verrann unerbittlich und betrübt und matt mußte auch der letzte auf ſeinem Heimweg ertennen, daß alles vergänglich. In den Lampions ſind die Kerzen erloſchen, Bänder Danksagung. Für die anläßlich unserer Vermählung in 80 reichem Maße dargebrachten Glückwünsche und Ge- schenke danken herzlichst Philipp Werle und Frau Llesa geb. Dewald. olbsranprhol!] Reiner hellgelber hieh- lebertran 0 b hält Schweine f V 8 N gesund und mästet Ltr. 1. 20 Rathaus-Dogerie Polsr oskong. 2 enlzlnalverband Schlafzimmer echt eiche, Erſcheint tägtieh mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mk frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Anzeigenpreiſe: Die 1 0 e en koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., att.— Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- bei Wiederholung abgeſtufter Ra nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- WW e 2 Viernheim. Am Sonntag, den 22. Februar, nachmittags 3 Uhr, findet im Gaſthaus zum grünen Laub unſere Generalverſammlung Tagesordnung: . Geſchäftsbericht. 2. Kaſſenbericht. 3. Bericht der Reviſoren. Entlaſtung des Vorſtandes“ und Wahl der ausſcheidenden Vorſtands⸗Mitglieder. ſtatt. 5. Berſchiedenes. Anträge und Wünſche zur Generalverſammlung müſſen bis zum 20. ds. Mts. beim Vorſitzenden, Ad Gutperle, Repsgaſſe abgegeben werden. Wegen Wichtigkeit der Sache bittet um zahlreiches Erſcheinen Der Vorſtand. DIN Der geehrten Einwohner- schaft geben wir hiermit bekannt, daß wir im Hause Rathausstraße 2 (Eingang Wasserstraße) Laben-Geschalt eröffnet haben. Zum Verkauf gelangen alle Artikel, die zu gnstrich und Maler- Zechen dienen. Redere Preiss Anerkannte dualltäten. Hochachtungsvoll Schlosser 8 Heck Freiwillige Feuerwehr. Am kommenden Freitag, den 20. Febr. 1931, N abends 8 Uhr findet in der Schiller— ſchule(Zeichenſaal) unſere 2. Aiigteder versammlung 5 verbunden mit Vortrag ſtatt. A Es wird gebeten, ſehr zahlreich an dieſem Vortrag teilzunehmen. Das Rommando. Hommaunfon ung Konlirmaffon weiße und farbige erer f in großer Auswahl, ſowie für Knaben fertige Anzüge cane um lussnümn Derelns pan dennen e. G. m. h. H. Aelteſte Bank am Platze Bauk und Sparkaſſe auf genoſſenſchaftlicher Grundlage Gegen 3000 Mitglieder Geſchäftsanzeile, Reſer den u. 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Herzer 0. F. Löhner/ Leher 6. Das Mädchen am Bodensee Walzerlled. Traugott Schütz und Karl WIIczynskl/ P. Mueller. 7. Wenm Du mal in Nawai bist Tango. WI Rosen und Kurt Schwabach/ Willy Rosen 8. Trink mit mir auf Du und Du(Stein Song) Marschlied Jos. Freudenthal/ E. A. Eenstad. 9. Senenk mir eine Tafel Schokolade fangolled. Fp. Schwarz und Roderich Lander. 10. Singen leis die Geigen. angollied. 11. Wir Kameraden der Berge Merschſied. f fim, Der Sohn der weißen Berge“. Willi Rosen u. Marcel Lon/ Gluseppe Becce 12. Der Soldat ist freu dtecffenge) a., d. Alllanz- Ton- 13. Warum bist Du 80 traurig? Lied/ Tango Mlittelarrest“ Charles Amberg/ Artur Gutimapn u. Nico Dostal 14. Am schönen Titicacasee Led /Foxtr. F. Rotter u. W. Jurmann 15. Die bessern àltern Herren sind richtig Foxtrot Charles Amberg u. Willy Rosen/ Fred Raymond d. WII Meise 16. Well ien Dich 30 lieb hab(Exact Ike you) Led und Slow-Fox. 17. Ein bischen Huder, ein bischen Schminke ſango Fpledr. SchWarz und WIly Rosen/ Or. Eberle und Will Meisel 18. Zuerst ain Schnäpschen(Tänzchen) Tango. Friedrich Schwarz und Jerry Wige/ Jerry Wiga 4 19. Wissen Sie, daß Ungarisch sehr schwer ist! Lied -A und Foxtrot. Charles Amberg, Frledr. Schwarz und Joe Hels. Beda/ Jimmy Me Hugh SO.- Fox Beda/ Juan ULlossas. Ua. d. ſtalla- Ton- fm„Orel Tage Tanz- Schla- 20. Das macht uns keiner nach Marsch und Lied. Her- ger menn Frey/ WIIl/ Rosen. 1 20 d. 2. Zt. belſebtest. Tonfilm- Operetten- u. Tanz- Schlager 20 fur Klavler mit vollständigen Texten] Ungekürzte Orylginal-AHusgab. I= Pracht-Ausstattung! Künstlerisch. Mehrfarbentitel Die früher erschienenen Bände seſen in empfehlende Erinnerung gebracht. Zu bezlehen durch lede Muslkallen-,instrumenten- und Buchhandlung oder durch den VERLAG ANTON J. SEN OAMIN, A.-G., LEIPZIG Gi, TAUBU NWEG 20. hängen wehmutig von Galerie und Pfeilern herab, das confetudedeckte Parkett iſt verödet, die Muſik⸗ klänge längſt verhallt. Carne vale! * Aſchermutwoch. Mit dem Aſchermitt⸗ woch har die vierzigiagige voröſterliche Faſtenzeit begonnen. Auf Lärm folgt Stille, auf Ausgelaſſen⸗ heit und Lebensgenuß Einkehr und Selbſtbetrach⸗ tung. Euthaltung von geräuchvollen Vergnügungen, Emfachheit und Beſcheidenheit der Lebensführung. Nun iſt die Zeit der Buße, der Vortrauer, der Verſenkung und Einkehr, der Beſinnung und Ver- innerlichung. Schwein verurſacht Fachſchaden. In der Metzgerei von Frau Bertſche in der Blaue⸗ hutſtraße hat ſich heute Vormittag ein bedauerlicher Vorfall zugetragen. Ein Metzgergeſelle wollte ein Schwein am Strick ins Schlachthaus bringen. Der Wann hatte dabei das Pech, auf dem ſchneeglatten Boden auszurutſchen. Infolgedeſſen wurde das Schwein wild und rannte davon. Dem Mann ſelbſt iſt weiter nichts paſſiert. Aber das Schwein hat Schaden geſtiftet. Es rannte durch die offen⸗ ſtehende Haustür durch den Hausflur und landete über den Metzgerladen durch das in Trümmer gehende Schaufenſter, alles mit ſich reißend, auß der Straße. Es iſt dies gewiß ein unglücklicher Vorfall; er zeigt aber, daß ſelbſt ein Schwein Schaden verurſachen kann. Zellſtoff legt ſtill. Eine Nachricht, die wohl auch fur uns Viernheimer nicht erfreulich iſt, geht bereits durch vieler Munde. Zellſtoff ſoll be⸗ reits am 15. März den Betrieb für einige Zeit ſtill legen. Etwa 1500 Arbeiter werden entlaſſen. Vom Arbeitsmarkt. In der letzten Woche haben ſich beim hieſigen Arbeitsamt ca. 150 Bauarbeiter erwerbslos gemeldet, die infolge der Kälte nicht arbeiten konnten. Wie wir nun erfahren ſiud dieſelben dieſe Woche, da das Wetter aufge⸗ gangen iſt, faſt alle wieder in Arbeit getreten. * Schnee. Vergangene Nachi fiel hier wie der Schnee. Heſſiſche Perſonalnachrichten. In den Ruhe⸗ ſtand verſetzt wurde: Am 6. Februar der Studiendirektor an der Realchule zu Groß-Gerau Dr. Wilhelm Lettermann auf ſein Nach⸗ ſuchen vom 1. April 1931 an. Auf Grund' des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbe— amten vom 2. Juli bzw. 19. Dezember 1923 in, der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 ten in den Ruheſtand: am 1. April: der Prä⸗ ent des Oberlandesgerichts zu Darmſtadt Dr. Ferdinand Stein, der Oberaſſiſtent beim Amts gericht Friedberg Friedrich Mohrhard, der Juſtizobewachtmeiſter beim Amtsgericht Darm⸗ ſtadt 2 Georg Appel; am 1. März: der Ober⸗ reallehrer am Realgymnaſium in Darmſtadt Bbilivv Schäfer. Karbidbeleuchtung für Krafträder. Nach dem internationalen Abkommen über Kraftfahrzeug⸗ verkehr vom Jahre 1926, das an 13. Dezember 1930 für Deutſchland in Kraft getreten iſt, müſ⸗ ſen Kraftfahrzeuge bei Dunkelheit mit Schein⸗ werfern verſehen ſein, die eine Beleuchtung der Fahrbahn bei einer Höchſtgeſchwindigkeit bis zu 30 ſtd.⸗km. auf mindeſtens 25 Meter vor dem Fahrzeug und bei höherer Geſchwindigkeit auf mindeſtens 100 Meter erlauben. Die deutſchen Beleuchtungsvorſchriften vom 15. Juli 1930 muß⸗ in dieſer internationalen Regelung angepa werden. Sowohl vor Erlaß dieſer Vorſchrifte! wir vor Abſchluß des internationalen Abkom⸗ nens hat das Reichsverkehrsminiſterium die in⸗ tereſſierten Wirtſchaftskreiſe gehört. Neuerdings haben ſich bei Durchführung dieſer Beſtimmun⸗ gen mit Rückſicht auf die Karbidbeleuchtung der Krafträder Schwierigkeiten ergeben. Deshalb iſt das Reichsverkehrsminiſterium mit den Landes⸗ regierungen in Verhandlungen eingetreten, um in Anbetracht der ſchwierigen Wirtſchaftslage für Deutſchland eine Milderung dieſer Vor⸗ ſchriften ſäär eine gewiſſe Uebergangszeit herbei⸗ zuführen. Vereins⸗Anzeiger. Mäunergeſang-Verein. Donnerstag Abend/ Uhr Singſtunde. Der Dirigent wünſcht reſtloſes Er— ſcheinen. Der Präſident. Reichsbauner Schwarz⸗Rot⸗Gold. Die Uebungs⸗ ſtunde der Schutzſportler am Mittwoch fällt aus. Freitag abend ab/ 8 Uhr Uebungsſtutzenſchießen. Samstag abend 8 Uhr Zuſammenkunft ſämtlicher Kameraden im Lokal(Brechtel). Das Erſcheinen eines jeden Kameraden iſt dringend notwendig. Daher„Alle Mann an Bord“. Die techn. Leitung. Odenwaldklub(Ortsgruppe Viernheim). Soun⸗ tag, den 22. Februar 3. Programm ⸗Wanderung Viernheim— Karlſtern— Mannheim⸗Garten⸗ ſtadt— Käfertal. Abmarſch an der Wohuung unſeres Mitgliedes Stockert,(Bismarkſtraße 70) pünktlich 1 Uhr. Zahlreiche Beteiligung erwartet Der Führer. Geſangverein„Flora“. Am Mittwoch, den 15. Febr., abends 8 Uhr, findet eine Generalverſamm⸗ lung im Storchen ſtatt. Dazu laden wir alle aktiven u. paſſiven Mitglieder freundlichſt ein. Dee Präſid t. kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim zernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rantfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann Vor ernſten Auseinanderſetzungen Was wird aus der Agrarvorlage?— Heute wieder Reichstag Berlin, 19. Febr. Eigentlich ſind ſie nichts Bevorſtehendes mehr, die innerpolitiſchen Aus⸗ einanderſetzungen nämlich, die das Agrar⸗ programm des Reichsernährungsminiſters heraufbeſchwö'ren wird und zum Teil ſchon gezeitigt hat. Das Reichskabinett iſt ſich in ſeiner Sitzung am Mittwoch über die Erledi⸗ gung dieſes Programms noch nicht ſchlüſſig ge⸗ worden, und in unterrichteten Kreiſen glaubt man, daß die Schwierigkeiten, auf die Schiele im Kabinett ſowohl als auch bei den die Re— gierung ſtützenden Parteien ſtoßen wird, fich feinesfall leicht ausräumen laſſen dürften. Der Kampf um das Agrarprogramm, bezw. die Widerſtände im Kabinett, die beſonders vom Reichswirtſchaftsminiſter ausgehen und wohl auch noch mehrere andere Miniſter in Fefolgſchaft haben, iſt der Oeffentlichkeit be— kannt. Der Reichstag. der am Donnerstag die Be— ratung des Verkehrsetats beginnt. wird ſich zu Beginn der nächſten Woche im Rahmen der Beratungen über den Haushalt des Reichs⸗ ernährungsminiſteriums mit dem Agrarhilfs⸗ Programm Schieles zu befaſſen haben. Bei dem entſchiedenen Widerſtand. den In⸗ duſtrie und Handel ſowie die Arbeitneh⸗ merorganiſationen den Schiele'ſchen Plänen entgegenſeken, erſcheint es allerdings mehr als fraglich, ob der Ernährungsminiſter jeine Abſichten auch nur in annähernd dem geplanten Umfange wird durchbringen können, insbeſondere ſoweit es ſich um ein⸗ jchneidende Aenderungen der ſeitherigen Handelsvertragspolitik der Reichsregierung handelt. Wenn man auch nach Möglichkeit in interfrak— tionellen Verhandlungen nach einem Ausgleich ſuchen wird, kann doch gerade bei der Wichtig⸗ keit all dieſer Probleme der Fall eintreten, daß bis zur vorgeſehenen Beratung im Reichstag eine Einigung innerhalb der Regierungsmehr⸗ heit nicht erzielt iſt. In parlamentariſchen Kreiſen glaubt man, daß die Deutſchnationalen um die Hilfsmaßnahmen für die Landwirt⸗ haft zu gefährden, an den fraglichen Reichs⸗ igsſitzungen wahrſcheinlich teilnehmen werden, mob ſich das Kabinett Brüning dazu ver⸗ ſtehen wird, die Vorlage mit„Wechſelnder Mehrheit“ durchzubringen, iſt reichlich unge— wiß. Man wird wohl kaum mit der Annahme fehlgehen, daß die Vorlage, die dem Reichstag zur Entſcheidung vorliegen wird, in vielen Punkten von dem Programm abweicht, das der Reichsernährungsminiſter jetzt ausgearbeitet hat. Denn ſchon die weiteren Beratungen des Reichskabinetts werden manches ändern, die Beſprechungen innerhalb der Mehrheitspar⸗ teien werden ein Uebriges tun, um den Pro⸗ teſten aus Induſtrie, Handel und Arbeitneh⸗ merſchaft in möglichem Rahmen Rechnung zu tragen. Die einzig offene Frage iſt dabei wohl nur die nach dem Ausmaß ſolcher Abſtriche. Rückkehr der Deutſchnationalen? odz. Berlin, 18. Febr. Der deutſchnationale Abg. Schulze⸗Staper hatte in einer Ver⸗ ammlung eine Aeußerung getan, die in der Oeffentlichteit vielſach ſo aufgefaßt worden it, als ob die deutſchnationale Reichstags⸗ ſtaktion die Abſicht hätte, an der morgigen Reichstagsſitzung wieder teilzunehmen. In die⸗ ſem Sinne kann ſich jedoch Abg. Schulze nicht geäußert haben. Ein Beſchluß über die Teil⸗ nahme an den Verhandlungen des Reichs⸗ tages iſt, wie das Nachrichtenbüro des VD. hört, von der deutſchnationalen Fraktion bis⸗ her noch nicht gefaßt worden. Seit dem Aus⸗ zug der Nationalen Oppoſition aus dem Sit⸗ zungsfale hat ſich die Fraktion jedoch an jedem Sitzungstage im Reichstage versammelt, um nach Prüfung der Tagesordnung zu eniſchei⸗ den, ob ſie an der Plenarſitzung teilnehmen will. Aus dieſem Grunde iſt auch für morgen mittag eine Fraktionsſitzung anberaumt, in der ſich die Deutſchnationalen darüber ſchlüſſig werden wollen, ob ſie die Beteiligung an der um 3 Uhr beginnenden Reichstagsſitzung für erforderlich halten. Auf der Tagesordnung dieſer Sitzung ſteht der Haushalt des Reichs⸗ verkehrsminiſteriums. In parlamentariſchen Kreiſen rechnet man nicht damit, daß die Deutſchnationalen dieſen Etat für wichtig ge⸗ nug halten, um ihre Abſtinenztaktik aufzu— geben. Die Löſung der Kabinetts⸗ kriſe in Spanien Rivera als Vertreter der Oppoſition im Kabinett. Paris, 19. Febr. iſt zum Marineminiſter ernannt worden. Seine Ernennung ſoll auf den Wunſch des Miniſterpräſidenten zurückzuführen ſein, im Kabinett einen Vertreter Sanchez Guer— ras zu haben. Dieſer iſt daher gefragt worden. ob er ſeine Genehmigung zur Ernennung Ri⸗ veras gebe. Sanchez Guerra hat darauf geant wortet, daß er ſie gern erteile. Der neue Wirt⸗ ſchaftsminiſter. Graf Bugallal, hat heute Nach⸗ mittag die Preſſevertreter empfangen und ihnen erklärt: Das neue Kabinett iſt das wahrhaft einzige. das gebildet werden konnte. Es wied nicht mehr ausgeſprochen konſervativen Charak⸗ Admiral Rivera Was wird auf Hütte Duisburg⸗ ter haben, da ihm der liberale Politiker Roma⸗ nones und der Demokrat Garcia Prieto angehö— ren. Der Außenminiſter Graf Romanones wird. nachdem er ſein Amt übernommen hat, wie üblich ein Zirkulartelegramm abſenden, in dem die Löſung der Kriſe mitgeteilt wird. In dem Telegramm will er die gewöhnliche kurze Mittei⸗ lung aber durch einen Bericht über Urſprung und Entwicklung der Kriſe bis zur Löſung er gänzen. Leichte Erholung der Peſeta nach der Kabinettsbildung. witb. Paris, 19. Febr. Nach einer Havasmel dung aus Madrid ſcheint die Löſung der Kabi⸗ nettskriſe einen günſtigen Einfluß auf die Börſe ausgeübt zu haben. Das engliſche Pfund, das geſtern 49 Peſeten wert war, notierte heute 48,15; auch die Kurſe der übrigen Papiere ſind allge— mein geſtiegen. Verſammlungsverbot in der Pfalz wib Speyer, 18. Febr. Die Regierung hat heute für die Zeit vom 21.— 28. Februar ds. Is. einſchließlich für das geſamte Gebiet der Pfaſz alle öffentlichen Verſammlungen der Kommu⸗ niſten und Erwerbsluſen unter freiem Himmel und in Sälen verboten. Darüber hinaus ſind auch alle übrigen Verſammlungen unter fre'em Himmel verboten, ausgenommen kirchliche Ver unſtaltungen und dergleichen. Meiderich? 3208 Arbeiter für den Vorſchlag Dr. Jarres'— Die Friſt um einen Tag verlängert witb. Duisburg⸗Hamborn, 18. Febr. Bis heute Abend 7 Uhr haben 3208 Arbeiter der Hütte Ruhrort-Meiderich auf das Schreiben des Oberbürgermeiſters Dr. Jarres geantwor— tet, und ſich bereit erklärt, zu den Bedingun⸗ gen der Werksleitung die Arbeit fortzuſetzen. Da verſchiedene Schreiben der Stadtverwal— tung wegen Wohnungsänderung zurückgenom— men ſind, hat die Stadt heute die Schreiben mit der berichtigten Wohnungsangabe an die Arbeiter nochmals geſandt und die A friſt um einen Tag verlängert, 0 morgen entſcheidet, ob die notwen menzahl erreicht iſt. Erſt wenn angehörige für den Vorſchlag Dr. Jarre— men, iſt die Fortführung geſichert 4400 Kampf der Arbeitsloſigkeit Brauns im Rundfunk über die Kufgaben der Gutachterkommiſſion enb Berlin, 18. Febr.(Eig. Meldung). Der frühere Miniſter Dr. Brauns hielt heute nach— mittag im Rundfunk einen Vortrag über die Aufgaben der von der Reichsregierung einge ſetzten Gutachterkommiſſion zur Beratung des Arbeitsloſenproblems. Dr. Brauns führte dabei im weſentlichen aus, daß es heute in Deutſchland rund fünf Millionen Arbeitsloſe gäbe, von de— nen gegenwärtig mehr als 4 Millionen, alſo mehr als ein Fünftel der geſamten Arbeitneh merſchaft, in den verſchiedenen Formen der Ar— beitsloſenhilſe unterſtützt würden. Die Reichs- regierung habe nunmehr einen neuen Verſuch gemacht, um die grundlegenden Fragen der Be— kämpfung der Arbeitsloſigkeit zu klären und ei— nen Gutachterausſchuß eingeſetzt, der dieſe Fra— gen prüfen ſolle. Dieſer Ausſchuß beſtehe aus einem kleinen überparteilichen Kreiſe von Män nern und Frauen, die nicht durch einen Inter— eſſenſtandpunkt gebunden ſeien und von aller parteipolitiſchen Auffaſſung unabhängig wären. Dr. Brauns ſchilderte dann, daß die Bildung der Kommiſſion in der Oeffentlichkeit eine un⸗ terſchiedliche Aufnahme gefunden und daß es nicht von Anriffen auf ſie gefehlt hätte. Da der Ausſchuß aber Wert darauf lege, in der Oeffent⸗ lichkeit richtig beurteilt zu werden, werde er die Oeffentlichkeit laufend über ſeine Arbeiten un⸗ C ö terrichten. Eine Geſantlöſung des Arb problems anzuſtreben, ſei nicht Au ö miſſion, vielmehr ſei beſtimmungsgemäß ihr Blick auf die konkreten und begrenzten Aufgaben deutſcher Arbeitsmarktpolitik und deutſcher Ar beitsloſenhilfe gerichtet. Deshalb ergäben ſich für ihre Arbeit in der Hauptſache zwei große Geſichtsvunkte, die ſich in die Fragen kleiden ließen: Läßt ſich in größerem Ausmaße als bisher zuſätzliche Ar beitsgelegenheit ſchaffen und welche Wege ſind hierfür gangbar? Und: iſt es notwendig, die drei Formen der Arbeitsloſenhilſe, die heute neben— einander beſtehen(Arbeitsloſenverſicherung, Kri— ſenunterſtäützung und öffentliche Fürſorge) mehr als bisher auſeinander abzuſtimmen und jede für ſich und im Verhältnis zueinander ſtärker dem veränderten Riſiko der Arbeitsloſigkeit anzu— paſſen? Die Kommiſfion verfügt nach den Aeußerun⸗ gen von Dr. Brauns über ausgezeichnete Sach⸗ kenner des Verſicherungsrechtes und der öfſent lichen Fürſorge, während ſie im übrigen abſicht⸗ lich ſo zuſammengeſetzt iſt, die Probleme von allen Seiten der Theorie und der Praxis und nicht vom einſeitigen Spezialiſtenſtandpunkt aus Beleuchtung erfahren. jedoch eine Gewähr nicht Ubernounnen werden FEE hrgang 75 Schlägerei im Berliner Rathaus Schießerei in der Jüdelſtraße. enb. Berlin. 19. Febr.(Eig. Meldung.) Ju der Sitzung der Bezirksverſammlung Mitte im Berliner Rathaus lam es geſtern abend zu Prü— geleien unter den Tribünenbeſuchern. Die Tri— büne mußte geräumt werden. Auch im Sitzungs— ſaale kam es zu ſcharſen Auseinanderſetzungen zwiſchen den feindlichen Parteien. In der Jüdelſtraße am Rathaus gab im Ver— laufe von Auseinanderſetzungen ein junger Na— tionalſozialiſt einen Schuß auf einen Reichsban nermann ab, durch den der Betreffende am linken Arm verletzt wurde. Der Schütze konnte ſeſtge— nommen werden. Eine Anſamnekung von eiwa 250 Perſonen wurde von der Polizei zerſtreut. Parzellierungen in Poſen und Pommerellen enb. Berlin, 18. Febr. Zu den Parzellierun— gen des Großgrundbeſitzes in Poſen und Pom— merellen erfahren wir von unterrichteter Seite. daß dieſe Parzellierungspläne aufgrund des polniſchen Agrarreformgeſetzes von 1925 erfol— gen, das für einen Zeitraum von zehn Jahren die Parzellierung von je 200 000 ha. vorſieht. Der in dieſen Tagen veröffentlichte Parzellie— rungsplan enthält das Teilprogramm für 1932. Der deutſche Grundbeſitz, der in Pommerellen 60 Prozent und in Poſen 40 Prozent beträgt, iſt an den bisherigen Parzellierungen in den Jahren 1926 bis 1930 in Pommerellen mit durch— ſchnittlich 84 Prozent und in Poſen mit 67 Prozent beteiligt. Zur Zeit ſchwebt wegen der Parzellierungen beim Völkerbundsrat eine Beſchwerde der deut— ſchen Minderheit vom Auguſt 1929. Dieſe Be⸗ ſchwerde wird von einem Dreierkomitee geprüft, in dem Perſien, England und Italien vertreten ſind. Tagesnachrichten Kopie des Remarque⸗Films in Holland entwendet und verbrannt. enb. Amſterdam, 18. Febr.(Eig. Meldg.) In der nahe der deutſchen Grenze liegenden tadt Enſchede drangen in der vergangenen Nach mehrere unbekannte Perſonen in das theater Alhambra ein, entwendeten im gsraum den Remarque mn Weſten nichts Neues“, der in dem Tl 1 Tagen vorgeführt wurde und hn hinter dem Theater in Brand. vollkommen vernichtet. Die * N es Filmtheaters hatte in den letz viederholt anonyme Drohbriefe er alten, in denen die ſofortige Einſtellung der Vorführung des Films gefordert wurde. Im Hinblick auf dieſe Drohungen hatte die Direk tion bereits vor mehreren Tagen ihre Abſicht er aufgegeben, in Extrazügen deutſche Filmbeſucher aus der Gegend von Dortmund nach Enſchede bringen zu laſſen. Ueberraſchender Polizeibeſuch in Werder. enb. Werder a. d. Havel, 18. Febr.(Eig. Meldung.) In der Nacht zum Mittwoch iſt plötzlich in Werder ein Kommando der Pots⸗ damer Schutzpolizei eingetroffen. Nach Aus⸗ diums ſoll es ſich um eine vorläufig unbefriſtete Abordnung der Polizeibeamten handeln, die Spannungen entgegentreten ſollen, die zwiſchen den Kom muniſten und Nationalſozialiſten in Werder entſtanden ſind. Die Schutzpolizei hat Patrouil⸗ len durch die Straßen geſchickt. Bürgermeiſter Dr. Dietzel ift zur Klärung der Angelegenheit nach Berlin gefahren. Beim Magiſtrat wird erklärt, daß man über die Entſendung der Po⸗ lizei aufs höchſte erſtaunt ſei. Es wird er⸗ klärt, daß in Werder nichts von Spannungen zwiſchen den extremen Parteien bekannt ſei. Es wird angenommen, daß die Entſendung der Potsdamer Schutzpolizei auf eine Anregung des Landrates Bohne zurückzuführen iſt. — — ———————— . ä 2 monarchiſtiſches Kabinett in Spanien Nunmehr Generalſtreik in Ausſicht warum auch Sanchez Guerra verzichtete— Generaloberſt der Kriegsmarine bildet monarchiſtiſche Konzentrationsregierung Admiral Aznar mit der Kabinettsbildung betraut. wtb. Madrid, 18. Febr. Der König hat den Generaloberſt der Kriegsmarine Admiral Aznar mit der Bildung des Kabinetts betraut. Aznar wurde heute vormittag 10 Uhr 30 Min. im Schloß empfangen. Es handelt ſich um die Bil⸗ dung einer monarchiſtiſchen Konzentra⸗ tionsregierung. e Das neue ſpaniſche Kabinett. Madrid, 18. Febr. Das von Admiral Aznar gebildete Kabinett ſetzt ſich folgendermaßen zu— ſammen: Miniſterpräſidium: Admiral Aznar partei.) Aeußeres: Graf Romanones Liberal) Juſtiz: Marquis Alhucemas(Demokrat) Krieg: General Berenguer(parteilos) Inneres: Marquis Hoyos(parteilos) Gou— verneur der Stadt Madrid Wirtſchaft. Graf Bugallal lkonſervativ) Arbeit: Herzeg von Maura lekonſervativ) Oeffentliche Arbeiten: La Cierva(ekonſ.) Finanzen: Bentola als Stellvertreter des erkrankten Catalanenführers Cambo. Die neue Regierung hat um Mittag dem König den Treueid geleiſtet. Admiral Aznar über das Programm der neuen ſpaniſchen Regierung. wtb. Madrid, 18. Febr. Admiral Aznar, der kränklich iſt, und der bereits angedeutet hat, daß er ſich auf dem Poſten des Miniſter⸗ präfidenten werde ſchonen müſſen, hat ſich auch über das Programm der von ihm zu bildenden Regierung ausgelaſſen. Darnach würden die —ů—ð—E—iP—— Stadtratswahlen wahrſcheinlich im März, die Generalratswahlen im Mai und die allgemei⸗ nen Wahlen für die Cortes im Juni ſtattfin⸗ den.— Der Admiral bezeichnete das ihm vor⸗ ſchwebende Programm als ſehr groß⸗ zügig. Es würde, wie er meinte, dem der Konſtitutionaliſten ähneln. Den verfaſſungsgebenden Cortes ſollen unbegrenzte Befugniſſe eingeräumt werden, ſodaß die Möglichkeit einer gänzlichen Aende⸗ rung der Verfaſſung beſtünde. Die hauptſächlichſten Verordnungen aus der Zeit der Militärdiktatur würden aufgehoben wer⸗ den, und auch das Provinzialſtatut und das Stadtratsſtatut würden teilweiſe erhebliche Aenderungen erfahren. Es heißt, daß das Kabinett nur eine Uebergangskombination darſtellt, die keine Lebensfähigkeit beſitzt und allge⸗ mein als die letzte Karte des Königs betrachtet wird. c Paris, 18. Febr. Wie das Mittagsblatt „Paris Nouvelle“ aus Madrid über Hendaye meldet, haben die Arbeiterorganiſationen in der vergangenen Nacht Verſammlungen abge— ten, um ſich mit der politiſchen Lage zu befaſ⸗ ſen. Es wurde beſchloſſen, für den Fall, daß ein monarchi⸗ ſtiſches Kabinett die Regierung übernehme, ſofort den Generalſtreik zu proklamieren. Die Arbeiterorganiſationen haben Anweiſung in dieſem Sinne erhalten und warten nur noch den Befehl zur Arbeitseinſtellung ab. Mellquiades Alvarez verläßt das königliche Palais nach ſeiner Un⸗ terredung mit König Alfons. — Varna. Noman von Max v. Weißenthurn. 29. Fortſetzung. Hinter einem Tiſch, auf dem mehrere Kar— ten, Zeitungen und Pläne lagen, unter letzte— ren ein ſolcher von Sandford und Umgebung, hatte die Fremde auf dem Sofa Platz genom— men. „Ah. Grange!“ rief ſie mit dem Ausdruck der Erinnerung, als gerade der Wirt vom Fenſter auf den Tiſch zutrat. Sie hatte die Sandford betreffende Karte aufgenommen und faſt auf den erſten Blick hatten ihre Au⸗ gen das bezeichnete Wort getroffen.„In Grange habe ich früher ſchon einmal gelebt. Wiſſen Sie, ob das Haus bewohnt iſt, Herr Hotelier?“ Sie brauchte das„Hotelier“ für den mehr als einfachen Wirt um dieſem zu ſchmeicheln und ihn für ſich einzunehmen,— ein Manö⸗ ver, das vollkommen Erfolg finden ſollte. „Behüte!“ erwiderte der Wirt.„Wer ſollte das alte Krähenneſt beziehen wollen? Denn etwas anderes als Krähen und Eulen niſten doch nicht in dem alten Kaſten, der ſeit Jahr und Tag kein heiles Fenſter, geſchweige einen bewohnbaren Raum mehr hat. Gnädige den⸗ ken doch nicht daran, dort wieder Wohnung zu nehmen? Dann wäre es freilich beſſer, den Gedanken von vornherein aufzugeben!“ „Ich habe Grange aus meinem Aufenthalt dort in der beſten Erinnerung“, bemerkte die Fremde mit Ueberlegenßbeit, die den Wirt faſt zuſamenſinken ließ.„Wenn das Haus auch jetzt in verwahrloſtem Zuſtand ſein mag, ſo hindert das doch ſicher nicht, daß man es wie⸗ Sanchez Guerra unterrichtet nach ſeiner Berufung zum Miniſterpräſidenten die Preſſevertreter über die Lage. Sanchez Guerra hat den Auftrag zur Regterungsbildung zurückgegeben. der inſtand ſetzen läßt. Sie wiſſen alſo mit aller Beſtimmtheit, daß es unbewohnt it“ „Ganz beſtimmt. Das heißt eine alte Ein⸗ hüterin, die die Obhut über das Anweſen hat, ſoll— wie ich hörte— noch dort wohnen. Wa— rum, weiß ich eigentlich ſelbſt nicht, denn ſie iſt halb taub und blind und meiner Anſicht nach könnte man das Haus davontragen, ohne daß ſie es merkt. Wenn ſie nur ihre Ruhe hat.“ Die Fremde beſtellte ſich eine Erfriſchung, und nachdem ſie mit dem Wirt noch dieſes und jenes hin- und hergeplaudert nud die Zeche mit reichem Trinkgeld bezahlt hatte, verließ ſie den Gaſthof zum Hai wieder, um mittels eines von dem Wirt eilig beorderten Gefährt nach Grange hinauszufahren. Wenige Tage ſpäter durchlief die kleine Ortſchaft das Gerücht, daß Grange, welches ſeit der Ermordung ſeines letzten Beſitzers leer ſtand, vermietet worden ſei und neu inſtand geſetzt werden ſolle Eine Woche lang herrſchte denn auch ein recht reges Leben auf dem alten Landſitz, auf dem bis zu einem be⸗ ſtimmten Termin alles fertig ſein ſollte. Dann zogen die Handwerker ab und das Zeim harrte ſeiner neuen Bewohner Auf der prächtigen Strandpromenade in Sandborough ſaß an dem nämlichen, gorer⸗ wähnten Tage mit Einbruch der Dämme ung eine an die Süvländeren erinnernde Frauen⸗ geſtalt und ſtarrte in die immer finſtorer wer⸗ dende Abendtandſchaft linaus. Jetzt kam ein Mann mit raſchem Schritt daher, es war Led⸗ ward Hulme. „Nun, wie ſtehen die Dinge?“ fragte er. Sie zurlle zufammen, ehe ſie erwiderte: „Ich fand das Haus frei und habe es ge⸗ mietet, Es iſt das Klägſte, was wir tun konn⸗ 1 Warum auch die Sanchez Guerra beſtimmt haben auf die Kabinettsbildung zu verzichten, macht der Sonderkorreſpondent des„Journal“ in Madrid folgende Angaben: 10 Sanchez Guerra habe den König aufgefor⸗ dert ein Dokument zu unterzeichnen, durch das er ſich verpflichtet hätte, Spanien wenigſtens für eine zeitlang zu verlaſſen, ſobald das Ka⸗ binett gebildet ſein würde. Der König habe geantwortet: Gut. Aber auch er wolle ſeine Vorſichtsmaßnahmen treffen. Er habe bei Uebernahme der Krone die Verpflichtung auf fich genommen, ſoweit das Menſchenmöglich ſei, die Ordnung und den inneren Frieden im Lande zu ſichern. Das ſei für ihn eine heilige Pflicht. Er frage alſo Sanchez Guerra, ob die⸗ ſer bereit ſei. im Austauſch gegen ſein Ver⸗ ſprechen ins Ausland zu reiſen, eine feier⸗ liche Verpflichtung zu übernehmen, daß die von Sanchez Guerra in Ausſicht genommene Miniſterkombination ohne irgendwelchen Kampf vom Lande angenommen und daß die Ruhe nicht geſtört werde. Sanchez Guerra habe darauf nur ernſt antworten können, daß es unmöglich ſei, eine derartige Garantie zu übernehmen. Darauf ſei die Unterredung zwi⸗ ſchen dem König und Sanchez Guerra ſehr kühl beendet geweſen. Schwere Bluttat in Röntgental Ein Toter, zwei Verletzte. enb. Berlin, 18. Febr.(Eigene Meldungl) In dem Reſtaurant„Edelweiß“ in Röntgen- tal, wo nur Nationalſozialiſten zu verkehren wtb. Paris, 18. Febr. Ueber die Gründe, pflegen, hat ſich Pflege geſte Vorgang abgeſpielt. geblich parteilos ſind, waren nac einem Lei⸗ chenbegängnis in dem genannten Lokal ein⸗ gekehrt. Sie nahmen in der Nähe des Fenſters Platz. Plötzlich fielen kurz hintereinander ſechs Schüſſe, von denen drei die Fenſterſcheibe zer⸗ trümmerten und die drei am Tiſche ſitzenden Männer traf. Einer der Getroſſenen, der Maler Paul Arlt erhielt einen tödlichen Kopf⸗ ſchuß. Dem Oberpoſtſchaffner Pohlmann drang eine Kugel in den Mund und verletzte ihn ſchwer. Der Oberpoſtſchaffner Hermann Schwiebke wurde am Arm verletzt. Die ſogleich herbeigerufenen Landjäger fanden beim Ab⸗ ſuchen des Tatortes ſechs Patronenhülſen, die aus einer Armeepiſtole Null 8 ſtammen, fer⸗ ner noch drei ſcharfe Patronen. Ein Zeuge gibt an, einen Mann, der die ſechs Schüſſe ab⸗ gegeben hat, geſehen zu haben. Brand eines deutſchen Dampfers wtb. Riga, 18. Febr. Auf dem Bremen⸗ Dampfer„Leander“ ereignete ſich geſtern abend gegenüber der nordländiſchen Küſte, unweit Domesnages, eine Benzinexploſion. In kurzer Zeit war das ganze Schiff in Flammen ge⸗ hüllt. Die 18⸗köpfige Beſatzung vermochte in zwei Booten eine Eisbarriere an der Küſte zu erreichen, wo Fiſcher Hilfe leiſteten. Zwei Motorboote, die ſogleich nach Ausbruch des Brandes zu dem einer Rieſenfackel gleichen⸗ den Dampfer zu gelangen verſuchten, konnten wegen des Eiſes nichts ausrichten. Zwei Schleppdampfer wollen verſuchen, das ausge⸗ brannte Schiff in den Hafen zu bringen. »Wenn auch in den Ländern der Repara⸗ tionsgläubiger ſchon ſeit Monaten und immer wieder die Erkenntnis vertreten wird, daß die Weltwirtſchaft die ſchwere Kriſe nur über⸗ winden und wieder geſunden kann, wenn eine Reviſion der Kriegsſchuldenfrage kommt, ſo dürfen wir noch nicht vergeſſen, daß dieſer Erkenntnis in der Praxis noch beträcht⸗ liche Hinderniſſe entgegenſtehen. Europa ſchaut hinüber nach Amerika. Was werden die Vereinigten Staaten in der Kriegs⸗ ſchuldenreviſion unternehmen? Auch dort die Erkenntnis, daß die Auswirkungen der welt⸗ wirtſchaftlichen Kriſe nur dann wieder zu ban⸗ nen ſind, wenn man den als Abnehmer eige- ner Produkte in Frage kommenden Ländern Zahlungsmöglichkeiten, alſo Kaufmöglichkeiten verſchafft. Eine ſolche Erkenntnis finden wir meiſt nur bei den führenden Perſönlichkeiten der amerikaniſchen Wirtſchaft. Dagegen iſt die Bewegung zugunſten einer Reviſion der Kriegsſchulden im Lande ſelbſt noch kaum zu erkennen. Vor allem deshalb. weil die ame— rikaniſche Regieruag zur Zeit gegen jede Schuldenreviſion ſick erklärt. Man ſagt, daß das amerkaniſche Volt vor einer Streichung oder Repiſion der Kriegsſchulden keine Vor— teile zu erwarten hätte, im Gegenteil, wenn die Schulden von Regierung zu Regierung geſtrichen würden, müßte das amerikaniſche Volk für den ausfallenden Betrag aufkom⸗ ten. In der Abgeſchiedenleit, in der es liegt. men. Wann kommt die Neviſion der Kriegsſchulden? Der Standpunkt Amerikas: Erſt Abrüſtung!— Frankreich der Störenfried Das iſt ein Grund von vielen, weshalb Amerika zur Zeit gegen eine Schuldenreviſion iſt. Ein weiterer noch wichtigerer Grund iſt aber darin zu erblicken, daß mit vollem Recht zwar Amerifa erklärt, es hätte gar keine Ja⸗ tereſſe daran, den europäiſchen Staaten die Zahlungsverpflichtungen zu erleichtern, ange⸗ ſichts der unſinnigen Rüſtungen, die dieſe be— treiben und die neue Kriegsgefahren heraus beſchwören. Man will ſeitens Amerikas, alſo wohl dag Ergebnis der Abrüſtungskonferenz van 1932 abwarten. Bringt es eine Befriedung der Geiſter, eine Herabſetzung der Nüſtungs⸗ ausgaben, dann wird Amerika geneigt ſein, auch Zugeſtändniſſe in der Reviſionsfrage zu machen. Dieſe Haltung Amerikas richtet ſich in erſter Linie gegen Frankreich. In den anderen Reparationsgläubiger⸗Ländern iſt man heute ſchon eher geneigt, die Frage der Abrüſtung im Sinne einer Befriedung Europas zu löſen. Nur Frankreich bleibt weiter bemüht, aufzu— rüſten. Wir brauchen uns nur an die vor kur⸗ zem veröffentlichten Zahlen über das franzö— ſiche Flottenbauprogramm für 1931 zu erin⸗ nern. Und ſo muß man wohl Amerika bei⸗ pflichten, wenn es erklärt, daß für die Ver⸗ einigten Staaten kein Intereſſe dafür beſtünde, daß Frankreich mit den Reparationsgeldern eine übertriebene und durch nichts gerecht⸗ jertigte Vettrüſtung betreihe wird kein Menſch ſie ſuchen, noch finden. Ich nonnte mich bei diefer Gelegenheit Frau Smith. Das Gleiche tat ich hier im Hote“, in deſſen Frendenbuch ich ſie und mich als Miß und Miſtreß Smith eintrug. Als ich es ihr mitteilte, ſchien ſie nur froh zu ſein, ſich hinter einem fremden Namen nerſtecken zu können.“ „Ja, die Verhältniſſe haben uns ungemein günſtig vorgearbeitet. Sie haben ſie ſozuſagen in unſere Hände geliefert. Wie aber ſteht es mit den für ſie einlaufenden Briefen?“ „Die bleiben auf der Poſt liegen, bis ſie abgeholt werden. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ich dieſe Aufgabe ſelbſt ausführe.“ „Dein immer ſchon ſehr anſchlägiger Kopf hat nichts von ſeinen guten Eigenſchaften ein⸗ gebüßt!“ ſprach er langſam.„Ich muß geſtehen du haſt jede nur denkbare Vorſicht gebraucht. Ich vermute, du bleibſt noch einige Tage im Hotel?“ „Ja, bis das Haus bewohnbar gemacht worden iſt. Dazu müſſen wir die Einrichtung von Faruleigh kommen laſſen. Es wird ſich etwas teuer ſtellen, doch verringern wir da⸗ mit die Aufmerkſamkeit, die ſich ſonſt auf uns lenken könnte, wenn wir Lieferanten in Sand⸗ borough damit beauftragen. Dieſe Ausgabe 10 1 trägt ihren Zins; ſie ſichert uns den Er⸗ folg!“ „Den Erfolg!— Oh, wenn er uns endlich würde! Dieſes neueſte Experiment wird, wie ich fürchte, meine ohnehin ſchmal genug be⸗ meſſene Kaſſe mehr als erſchöpfen!“ „Wozu haſt du denn einen reichen Vetter!“ ſpottete ſie.„Ein Wort von dir nur, denke ich, und ſeine Vörſe ſteht dir offen!“ 5 a 5 N aber dabei doch zweifellos, für „Ganz und gar nicht! Für das Mädchen, das er liebt, wird ihm— daran zweifle ich keinen Augenblick— keine Summe zu hoch ſein, wenn es ihr Wohlergehen gilt. Und du wirſt doch nicht behaupten wollen, daß wir etwas anderes im Auge haben, als ihr Wohl zu begründen!“ „Ihr Wohl— „Ja, warum denn nicht? Wollen wir ihr denn an Leib und Leben etwas anhaben? Iſt es nicht einzig zu ihrem Beſten, wen wir ſie von dem Mann trennen, dem ſie doch nie und nimmer angehören kann, weil er zu hoch über ihr ſteht, und kann irgendwer, kann ſie ſelbſt uns einen Vorwurf daraus machen, ſde vor Enttäuſchungen bewahren zu wollen?“ „Du haſt dir die Sache in der reizenſten Form zurechtgelegt und ich begebe mich jeden Widerſpruchs. Wenn dein Plan indes ſoweit gediehen iſt, dann haſt du wohl auch bereits die geeignete Perſon ins Auge gefaßt, die zur Bewachung unſerer lieben Schutzbefohlenen erforderlich iſt?“ Sie nickte.„Gewiß habe ich bereits daran gedacht und dazu jene Frau auserſehen, die in Paris in meinen Dienſten ſtand. Du erinnerſt dich ihrer wohl noch. Du konnteſt ſie nie lei⸗ den. Sie iſt ja freilich auch nicht von angeneh⸗ mem Aeußeren, aber ſie iſt treu und hin⸗ gebend und das iſt in dieſem Falle mehr als die Hauptſache. So fiel meine Wahl auf ſie und ſie hat mir bereits ihr Einverſtändnis mitgeteilt, zur Ausfüllung des Poſtens, für den ich ſie auserſehen habe, hierher zu kom⸗ men. Zelie iſt klug und geſchickt, ſie kann nä⸗ hen, kochen, Kranke verſorgen, kurzum alles.“ „Hoffentlich auch ſchweigen!“ Das Wunderkind Von Chriſtel Broehl⸗Delhaes. Die kostbare Meiſtergeige lag unberührt auf dem ſchin mernden Leib des Flügels. Wie ein müdgeflatterter Vogel lag ſie da und rührte ſich nicht und es ſah aus, als warte ſie ſehnlich, daß wieder die dünne, unendlich zarte Hand des klei⸗ nen Mädchens nach ihr griffe und ſie mit wei⸗ chen, müden Fingern halte. Aber das kleine Mädchen ſaß wider alles Ge⸗ bot in einer Ecke des ſaalhaſten, und mit großem Geſchmack eingerichteten Zimmers und ſchaute nur aus dunkelumringten Augen nach der. ſchmerzlich geliebten Gefährtin. Nein, nicht ſpie⸗ len, immer die langweiligen Tonleitern u. Fin⸗ gerübungen und immer dasſelbe und immer das gleiche: Ueben, Ueben, Ueben! „Du biſt ein Wunderkind!“ ſagte dann Mama und ſteckte ihr ein Pralinchen in den Mund. Und„Wunderkind—— Wunderkind——“ ſchrien die Zeitungen des In- und Auslandes. „Wunderkind“ gröhlte die Maſſe eines überfüll⸗ ten Konzertſaales in frenetiſchem Beifall. Für die kleine Eliſabeth waren dieſe Stunden der Schauſtellung des Umjubelns und Feierns eine einzige Marter. Stundenlang vorher mußte ſie noch üben. Dann kam der Friſeur und ondu— lierte eine Ewigkeit lang durch ihr Haar. Schnei— derinnen ſteckten das unbequeme. ganz lange Kleid, in dem Eliſabeth wie eine ſchöne Puppe ausſah, und in dem ſie auf dem Podium des Konzertſaales faszinierend wirken ſollte. Ach wie ſchrecklich das alles war——! Eliſabetl ſehnte ſich nach einer Puppe, einem Puppenwa gen, in den ſie die Puppe ein- und ausbette konnte, der ſie ein kleines. ſüßes Schlummerlied chen ſingen konnte, ſo eines, wie die Portierfra unten im Souterain ihrem Wiegenkinde jeder Abend vorſummte. Dann ſtand Eliſabeth ſehn ſüchtig am Fenſter, lauſchte hinab oder ſchaut ganz lange in den tiefblauen Himmel und dacht daran, daß hinter dieſer großen, klaren Fläch ihr kleines Brüderchen träumte. Eliſabeths Leben kannte nichts von der ſor— loſen Schönheit der wahren Kindheit. Im zar ten Alter ſchon von Ort zu Ort geſchleppt ge wöhnte ſie ſich an immer neue Geſichter. S: kannte keine Schulzeit. In jedem Ort, in den man ſich länger aufhielt, erhielt ſie eine Leh rerin; manchmal reiſte auch eine Erzieherin mi die man bald„Mademoiſelle“, bald„Miß“ un bald„Sennorita“ anreden mußte. Mama wa eine elegante Fran in ungloublichen Toiletten apa ein ernſter, wohlangezogener Mann, der den ganzen Tag Geſchäfte mit ihr machte. Und nun ſollte Eliſabeth wieder üben. Ji einigen Wochen mar das große Konzert in Mai land, auf dem ſie ihr Veſtes geben mußte. Di Eltern ſprachen bereits von den Voranzeige und den glänzenden Vorbeſprechungen der füh renden Zeitungen. Aber Eliſabeth übte nicht Die Einſamkeit ihres Daſeins drückte ihr ſaſt da Herz ab. Wenn man doch einmal etwas tur könnte, was man wollte, etwas Schönes un zan von innen heraus Erſtrebtes... Nich Nicht einmal der Gedanke an dieſe Möglichke belebte den matten Kinderblick. Es gab ja do nichts, niemals. Immer würde das ſo weiter gehen, daß man ſich geſittet benehmen mußte daß man keine Wünſche hatte. daß man eine leine, alte Frau war Eliſabeth ſchlich ſich aus Fenſter und ſchaut lach draußen. Die vornehme Straße des Be iner Weſtens war nur wenig belebt. Ein dün— ner Bindfadenregen rieſelte über die Linden und von dieſen auf das ſpiegelnde Pflaſter des Bür⸗ gerſteigs. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße ſtellte ſich ein alter Mann an eine Haus- wand. Aus zerlumptem Sack zog der Greis eine Geige und hob ſie mit ſonderbarer Zärtlichkeit an die Wange. Ein hoher, dünner Ton zirpte Eliſabeth horchte auf. Sie ſpürte ſofort, daß da von unvermögender Hand der Bogen eines alten Meiſterinſtrumentes geſpielt wurde. Leute ſchritten haſtig vorüber. Niemand achtete des Alten, der langſam, vollkommen durchnäßt, war⸗ tend und hungrig im Regen an der Hauswand ſtand. Da flammte jäh ein alter Kinderwunſch in Eliſabeth auf. Sie flog vom Fenſter ſort und öffnete leiſe die Tür. Angeſpannt und angſtvoll lauſchte ſie nach draußen. Wenn jemand ſie ſah, war es vorvei. Aber der Allgütige, der ihr hei— ßes Verlangen ſpürte, war nachſichtig: Eliſabeth gelangte ungeſehen auf die Straße. Der Alte ſtaunte nicht wenig, als das weiße Seidenbündel Eliſabeth über die Straße flog und geradewegs auf ihn zu. „Geben Sie mir mal Ihre Geige“, flehte der heftig atmende Mund. Widerſtrebend nahm er die Geige von der Wange und reichte ſie dem Kinde. „Was willſt du denn? Kannſt du denn über⸗ haupt ſpielen?“ knurrte er mißvergnügt.„Du willſt dir wohl einen Spaß machen mit mir?“ Aber Ellſabeth ſchüttekle den Kopf. Sie zitterte vor Seligkeit, als ſie die alte Zigeunergeige un— ter den Fingern ſpürte. So hatte ſie nie Triumph und Jubel empfunden auf einer Konzertbühne wie hier im rieſelnden Regen auf der unbeach— teten Allee, Nein, einmal keine Tonleitern und Uebungen ——— das Wiegenlied, das Wiegenlied, das die Portiersfrau ſang, in das man alle Süße hinein⸗ legen konnte, in dem die Sehnſucht des Kindes ſich ausweinen durfte:„Schlafe, ſchlafe, du ein!“ Der Alte ſtand abſeits und die bellen Tränen liefen ihm über die Wangen. Er war alt gewor⸗ den als Kind der Straße. Er hatte viele Unehr⸗ lichkeiten und Diebſtähle auf dem Gewiſſen und im Zuchthaus hatte er den frommen Kinderglau⸗ ben längſt vergeſſen. Nun war ihm, als lege ihm die Mutter die Hände zuſammen wie da⸗ mals, da er als helläugiges Kind unſchuldig in ſeinem Bettchen gelegen. „Schlafe, ſchlaſe, du ein!“ Niemand ging mehr vorüber. Ein Kreis von Menſchen hatte ſich um die kleine Spielerin gebil⸗ det und in den Hut des Alten floß reichlichſte Spende. Was tat es, daß der Regen rieſelte, herunterrieſelte auf Eliſabeths ungeſchütztes Köpſchen? Niemand bemerkte es, niemand ſpürte es mehr. Eine wunderbare Geige ſang und ſang——— Eliſabeth erwachte auch nicht aus ihrem Traum, als eine Hand ihr die Geige weg— riß, ſie fortzerrte, wieder hinüber auf die andere Straßenſeite, ins düſtere, vornehme Haus, als mählich einer erſtaunten Menge die Erkenntnis kam: „Das Wunderkind———1! Das war ja wirklich das Wunderkind!“ Manche meinten, ſelbſt Kinder haben ſchon ſolche Flauſen? Nur einer war da, der ſchüttelte den Kopf und flü⸗ ſterte:„Armes, armes Rind“, weil er allein die hungrige Seele des unterdrückten Kindes erkannt hatte. Mama war außer ſich. „Wie konnteſt du das tun? Im Regen! In den dünnen Sachen!“ Sie rang die Hände.„Du wirſt dich erkälte: haben, wirſt krank werden, du biſt ein ungeratenee Kind, das keine Dankbar keit für die Mühen ſeiner Eltern kennt———“ Weltrekord der„blinden“ Schreibmaſchinenkönigin Um den Ehrgeiz ihrer Stenotppiſtinnen an— zuſtacheln, hat die britiſche Admiralität kürzlich eine ungewöhnliche Vorführung veranſtaltet. Sämtliche weibliche Angeſtellte wurden in einen Rau „Sagal gerufen, wo die 28jahrige Eleonore Mit⸗ chell, die Inhaberin der„Weltmeiſterſchaft im Maſchinenſchreiben“, vor einer Schreibmaſchine Platz nahm. Man hatte der jungen Dame eine Maſchine zur Verfügung geſtellt, bei der die Typen der Taſtatur entfernt waren. Auf dieſer blinden Maſchine ſchrieb dann die Stenotypiſtin ein Diktat und erreichte eine Schnelligkeit von 900 Buchſtaben in der Minute. Um ihre Lei⸗ ſtungsfähigkeit ein zweites Mal auf die Probe zu ſtellen, erhielt ſie den Auftrag, einen Zei— tungsartikel abzuſchreiben und während des Schreibens gleichzeitig mit dem diktierenden Be— amten der Admiralität eine Unterhaltung in ſranzöſiſcher Sprache zu führen. Man unterhielt ſich ſehr anregend, Fragen und Antworten folg— ten mit unglaublicher Schnelligkeit. Die Muſik der klappernden Taſten begleitete die Unterhal— tung ſolange, bis ſich endlich der Beamte für beſiegt erklärte und eingeſtand, daß ſein Vokabel⸗ ſchatz der franzöſiſchen Sprache vollſtändig er— ſchöpft ſei. Die dritte Probe beſtand in einem Diktat, bei dem der Stenotypiſtin die Augen mit einem Taſchentuch verbunden wurden. Bei die— ſer Blindſchrift erreichte Fräulein Mitchell eine Schnelligkeit von 90 Worten in der Minute, ohne daß ſie ſich dabei des kleinſten Fehlers ſchuldig gemacht hätte. Wenn Bären zärtlich werden Frau Maud Loty in Paris iſt eine äußerſt ge— wiſſenhafte Schauſpielerin, die Wert darauf legt, auf der Bühne ſo realiſtiſch wie möglich zu ſein. Da ſie demnächſt in einem Stück auftritt, in dem ſie die Rolle einer Tierbändigerin ſpielt, erbat ſie von der Direktion des Pariſer Zoologiſchen Gartens die Erlaubnis, zu Studienzwecken die Käfige im Raubtierhaus betreten zu dürfen. Sie begann mit einem Beſuch des Löwenkäfigs. Der önig der Tiere empſing die Künſtlerin, die in ner Toilette aus weißer Seide erſchien. mit ausgeſuchter Höflichkeit. Er brüllte bei ihrem Anblick zwar laut auf, aber dieſes Brüllen klang cher und Reichsfinanzminiſter Für die Zigarrenhändler, die Lebens- und Genußmittelhändler, Gaſtwirte, d. h. für alle, die am Vertrieb von Tabakwaren beteiligt ſind, iſt es augenblicklich eine peinliche Auf— gabe, täglich auf die immer wiederkehrenden Beſchwerden der Kunden wegen des neun Stück Inhalts der Zigarettenpackungen Rede und Antwort ſtehen zu müſſen. Es zeigt ſich ſchon jetzt mit aller Deutlichkeit, daß es dem Anſehen der Regierung durchaus abträglich iſt, den Verſuch zugelaſſen zu haben, die durch die Steuererhöhung notwendig gewordene Verteuerung der Ware durch des Inhalts der Packungen zu verſchleiern Leider ſchließen viele Verbraucher daraus, daß dem Staate heute alles recht iſt, wenn ſeine materiellen Intereſſen dabei gewahrt bleiben. Solche Methoden ſtellen aber eine Vogel— Strauß-Politik dar, die abſichtlich überſieht, daß die übergroße Zahl der Verbraucher für den Rauchgenuß nur einen gewiſſen beſchränk— ten Teil des Einkommens anlegen kann und deshalb irgendwo eine Grenze ziehen muß. Handels- und Staatsmoral müſſen dieſe Not⸗ wendigkeit reſpektieren. Amſomehr muß es befremden, daß in der— ſelben Richtung ein neuer Schachzug gegen die Raucher geplant wird. Der Reichsfinanzmini— ſter hat auf Erſuchen einzelner Firmen des Pfeifentabakgewerbes, ohne hierbei den Ein— ſpruch der überwiegenden Mehrheit des Ge— werbes zu berückfichtigen, zunächſt als Ueber— gangsmaßnahme die Einführung von 40 Gr. und 80⸗Gramm⸗-Paketen neben den bisherigen 50⸗Gramm⸗ und 100⸗Gramm-Packungen beim Rauchtabak laut Verordnung vom 30. Jan. Verkleinerung; ds. Is. zugelaſſen. Es ſind hierbei dieſelben Gründe maßgebend geweſen, wie bei der Neunerwackung der Zigarette. Der Reichsmini— ſter behält ſich nach der bezeichne Verord— nung ausdrücklich vor, die Einführung dieſer verkleinerten Packungen beim Rauchtabak all— gemein durch Geſetz feſtzulegen. Einer ſolchen Maßnahme mißtraut der Verbraucher und lehnt ſie entſchieden ab, denn er befürchtet mit Recht, daß er bei kleineren Packungen weniger für ſein Geld erhält, als es bei den beſtehenden Verhältniſſen der Fall iſt Auch iſt kein Raucher ſo naiv, nicht zu merken, daß er trotz kleinerer Packungen die letzte Tabakſteuer- und Zollerhöhung ſchließlich doch bezahlen muß. Daß der Reichsfinanzminiſter nun beab— ſichtigt, gar auf geſetzlichem Wege dieſe nicht einwandfreie Methode zur Belebung des Konſums ein für alle mal zur Uebung zu machen, iſt unverſtändlich. Die kaufſchwachen Raucher können ſich damit um ſo weniger ein— verſtanden erklären, als mit Hilfe des Reichs— wirtſchaftsminiſteriums im Streite um den Preis- und Lohnabbau um Pfennige gekämpft wird, während hier durch eine unnötige Maß— nahme dem Verbraucher offenbar noch höhere Laſten auferlegt werden ſollen, als es auf Grund der Tabakſteuer-Geſetzgebung leider ſchon der Fall ſein muß. Die vom Reichswirt— ſchaftsminiſterium vertretene Anſicht, daß es Pflicht des Staates iſt, in erſter Linie Be— hüter der Handelsmoral zu ſein, ſchein dem— nach im Reichsfinanzminiſterium noch nicht auf fruchtbaren Boden gefallen zu ſein. — Jas ſeommt᷑ uns oftaniseſi uo Die Regierungsbildung in Spanien bat zuder komiſchen Zwangslage geführt, Regierungschef Sanchez Guerra Verhandlungen mit politiſchen Perſönlichkeiten daß der führen mußte, die ſeit Wochen im Gefängnis ſitzen. Der Rufer im Geſängnishof: Wäre nicht einer der Herr Gefangenen ſo freundlich, ein Miniſterium zu übernehmen? 0 NCC garnicht ungemütlich, ſondern eher wie ein Win⸗ kommensgruß. Er blieb ſtill in ſeiner Ecke, als ob er im Banne der anmutigen Künſtlerin ſland, und zeigte ſich ſo lieb und zutraulich, daß Frau Loty ihn am liebſten gehätſchelt hätte. Sie ver⸗ zichtete jedoch darauf und zog ſich zurück, zum offenſichtlichen Mißvergnügen des Löwen, der durch ſein Knurren bekundete. daß ihm der Ab⸗ ſchied zu Herzen ging. Dann wandte ſich die Schauſpielerin dem Bärenkäfig zu. Aber ſie hatte dieſen Raum kaum betreten, als ſich der Bär zu voller Höhe aufrichtete und die Frau in einer heftigen Umarmung zu Boden drückte. Sie wurde von dem Wärter gerettet und verließ den „aſig mit ein paar Kratzwunden und valig zer⸗ riſſenem Kleide. Der Direktor des Zoologiſchen Gartens, dem daran lag, den Ruf ſeiner 388 linge zu retten, erklärte der beſtürzten Künſt⸗ lerin:„Der Bär unterſcheidet ſich durchaus von dem Löwen in der Art, wie er ſeine Zuneigung ausdrückt. Er hatte ſich augenſcheinlich in Sie verliebt, und ſeine ſtürmiſche Umarmung iſt des⸗ halb nur als eine etwas wilde Liebeserklärung zu bewerten.“ Frau Loty quittierte mit einem verlegenen Lächeln über dieſes Kompliment und muſterte traurig ihre verdorbene Toilette. „Wäre Ihr Bär ſein Mann, ſo wäre ihn dieſe ſtürmiſche Lieb ung teuer zu ßehen gekom⸗ men“, bemerkte fi aigetlich. Sport⸗Inſerate Unter dieſer Rubrik erſcheinen die Pauſchal⸗ Inſerate der ſporttreibenden Vereine. Sportogg. Amicitia 09 E. V. Sonntag, den 22. Febr. 31 nachm. ½3 Uhr Sportklub 1910 Käfertal 1.— gegen Sp. gg. Amicitia 09 1. in Käfertal. Abfahrt der 1. M. 1,16 OCG. 3/1 Uhr 2. M. Abfahrt 12 Uhr OE. 11 Uhr 3. Mannſch. Abfahrt 10,16 OCch. Spiele der Jugend und Floramannſchaft werden am Samstag bekannt gegeben. Wir bitten unſere Anhänger und Mitglieder die Ligamannſchaft dem ſchweren Kampfe in Käfertal recht zahlreich begleiten zu wollen. Der Vorſtand. Deutſche Jugendkraft V'heim. Sonntag, 22. 2. 1931 nachmittags 3 Uhr Gauklaſſe-Fußball V'heim 1.— Oftersheim 1. Viernheim 2. Viernheim 1. Privat Feudenheim— Viernheim Jugend 2 Lorſch Jugend 3— Viernheim Jugend 3 Handball 2 Uhr Viernheim 1.— Unter ⸗Flockenbach 1 Viernheim 2.— Unter-⸗Flockenbach 2 21 Uhr Viernheim J.— Gerrnsheim die Spiele finden auf den Plätzen der erſt genannten Abteilungen ſtatt. Spielbeginn wird noch in der Verſammlung bekannt gegeben. Freitag abd. ¼9 Uhr Spieler Berſammlung und vorher Spielausſchußſitzung in der Har— monie. Es ladet freundlichſt ein Die Sportleitung. Turnerbund. 8 4 8 1 00 Sonntag, deu 22. Freundſchaftstreffen T.⸗Verein Ruchheim 1. Meiſterſchaftsanwärter Rhein-Limburggau Tod. Viernheim 1. Beginn 3 Uhr T. V. Ruchheim 2 Tbd. Viernheim 2. Beginn 2 Uhr Zu zahlreichem Beſuche Die Spielleitung. 1 0 elm Rot⸗Weiß Mannheim Herrusheim 1.— Februar 1931 großes ladet ein Turngenoſſenſchaft 1893 Sonntag, den 22. Febr. in Weinheim 9* * 0. 2* 1. Geräteriege um den Bezirksmeiſter an Pferd, Reck, Barren und Freiübungen. Abfahrt 12,43 Uhr OCE. Abtlg. Fußball 2 2 7 Verbandsſpiele Seckenheim 1. und 2. Elf. Jugend ſpielt in Mannheim auf der Sellweide. Anfang 9,30 Uhr. Ab— fahrt der 1. u. 2. Elf ½12 Uhr am weißen Roß per Auto. Abf der Jug. 8,05 Uhr. Freitag Abend Spielerverſammlung im Karpfen. Im Saal Hauptprobe der erſten Geräteriege für den Bezirksmeiſterkampf. Die Leitung. Donnerstag 8½ Uhr Vortragsabend im Ketteler⸗Sälchen, 80 92 wozu herzlichſt einladen Der Vorſtand.