Fus der partei Eine Rede Dr. Wirths vor ber Breslauer Zentrumspartei. wit. Breslau, 28. Febr. Die Zentrumspartei zevanſtaltete geſtern in Breslau eine gut beſuchte Kunbgebung. Der Verſammlungsleiter wies in ſeinen Begrüßungsworten darauf hin, daß an⸗ zeſichts der verantwortungsloſen Auſputſchung der Maſſen und der Demagogie der Radikalen das Zentrum von der Defenſive zur Offenſive übergehen werde. Dann hielt Reichsinnenminiſter Dr. Wirth „alt lebhaftem Beifall begrüßt, eine Rede. Er leunzeichnete die ſchwierige Lage Deutſchlands, betonte aber, daß auch andere Länder mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hätten, daß 3. B. das engliſche Budget einen Fehlbetrag von einer Milliarde Goldmark aufweiſe. Unſere finanzielle Lage ſei ſchwer, aber nicht ſo, daß heute von einer neuen Kataſtrophe geſprochen werden könne. Der Miniſter kritiſterte ſcharf den Auszug der Rechten aus dem Reichstage, die ſich damit der Mitarbeit und der Verantwortung entziehe. Das Zentrum habe in allen Kämpfen niemals die Sorge um den Staat aus den Augen gelaſ⸗ ſen. In der Oſtfrage ſei die Grenze für die mögliche Hilfe gegeben durch die finanzielle Lei⸗ ſtungsfähigkeit. Es ſei aber gelungen, weitere Kreiſe Schleſiens. darunter auch Breslau, in das Geſetz einzubeziehen. Bei der Hilfe für die Landwirtſchaft müßten die Intereſſen von Pro— duzenten und Konſumenten ausgeglichen wer— den. Man könne auch nicht die geſamte Handels— politik in Frage ſtellen. Ein Vergleich etwa der Getreidepreiſe in Deutſchland und auf dem Weltmarkt zeige, was bereits für die Landwirt⸗ ſchaft getan worden ſei. Dr. Wirth wies auf die Welle des Radikalismus hin, die durch das Vn gehe. Der Kapitalismus in ſeiner heutigen Form ſei Gegenſtand der Kriſe. Aber angeſichts der augenblicklichen Probleme — Arbeitsloſigkeit uſw.— ſei nicht zu wählen zwiſchen Kommunismus und liberalem Individualismus, ſondern es gelte, praktiſch Hand anzulegen, um dem Volk das Leben zu ſichern. i Mit Schlagworten ſei unſerer Lage nicht beizu⸗ kommen. Die ſeit dem 14. September Deutſch⸗ land entzogenen 2 Milliarden Auslandsgelder würden nicht unter der Deviſe„Brechung der Zinsknechtſchaft“ zurückkehren, ſondern nur bei einer vernünftigen Wirtſchaftspolitik. Vertrauen zu der Arbeit der Regierung ſei notwendig. Das Erbe einer neuen Kataſtrophe würde nicht der Nationalismus, ſondern der Kommunismus antreten. Daher hatten gerade die burgerlichen Kreiſe allen Anlaß, der Regierung wohlwollend gegenüber zu ſtehen. Das große Erbe. das wir übernommen haben, ſei die deutſche Einheit, das große nationale Ziel die Freiheit des deutſchen Vaterlandes. Nur aus einer kräftigen ſtaatlichen Autorität, einer Willensbildung aus dem Volk heraus könne die Kraft zur Ueberwindung der Rot kommen. Die Verſammlung beſchloß ſodann, an den Reichskanzler Dr. Brüning ein Telegramm zu richten, in dem ihn das Vertrauen zu ſeiner Politik ausgeſprochen wird. Entſchließung des Reichs beamtenbeirates der Zentrumspartei. cnb. Frankfurt a. M., 23. Febr. Am Sonntag Kun in Frankfurt a. M. die diesjährige Ta⸗ ung des Reichsbeamtenbeirates der Deutſchen Zentrumspartei ſtatt, zu der viele Delegierte zus allen Teilen Deutſchlands und zahlreiche Ehrengäſte aus Frankfurt und Umgebung er— Ubienen waren. Der Vormittag wurde ausge⸗ füllt von Reſeraten; ſo ſprach der ſtellvertre⸗ tende Vorſitzende des Zentrums, Reichstagsab— zeordneter Joos über die politiſche und wirt— ſchaftliche Kriſis. Nachmettags fand eine Diskuſſion ſtatt. aus ber folgende Entſchließungen hervorgingen: 1. Der Reichsbeamtenbeirat ſieht in ben Maßnahmen der Reichsregierung das ernſte Bemühen die ſchwere Wirtſchafts⸗ und Fi⸗ mnzkriſis zu behandeln, um dadurch die Wirt⸗ el zur Geſundung, die Arbeitsloſen in rot und die öffentlichen Haushalte in Ord⸗ nung zu bringen. Der Reichsbeamtenbeirat egrüßt dieſe Maßnahmen und wird ſie mit iller Kraft unterſtützen. In Reichskanzler Dr. Brüning ſehen die Zentrumsbeamten dat Vorbild eines ſich für die Allgemeinheit auf⸗ zpfernden Staatsdieners. Sie verſprechen ihm kreueſte Mitarbeit. 2. Die Zentrumspartei hat immer die Auf⸗ faſſung vertreten, daß die Aufgaben der verheirateten Frau in erſter Linie in der Ehe und Familie liegen. Dieſen Grundſatz wendet ſie auch auf die verheiratete Be⸗ amtin an. Ueberdies erfordert die gegen⸗ wärtige Notzeit aber auch beſondere Maß⸗ nahmen.— Der RBW.(Reichsbeamtenbei⸗ rut) erſucht daher die Zentrumsfraktionen des Reichs⸗ und des Landtages, unge⸗ jäumt Maßnahmen zu treffen, die die Frage der verheirateten Beamtin im Sinne der früheren Beſtimmungen der Perſonal⸗ abbaunerordnung als Zwiſchenlöſung bis zur Neubeſchaffung des allgemeinen Veam⸗ kenkrechte regen. Wochenplan der T. F. Turnſparte: Turnſtunde Dienstag u. Freitag abend 8 Uhr. Turnerinnen: Turnſtunde Donnerstag abend. Handballer: Training Mittwoch und Freitag. Fußballer: Training Dienstag und Donnerstag unter Leitung von Haas Andr. Leichtathl.: Hallentr. Dienstag u. Freitag abend ⸗ Trommler und Pfeifer: Uebungsſtunde jeden Don. nerstag abend bei Stabführer Fettel. Mandolinenabteilung: e e jeden Mitt⸗ woch abend bei Genoſſe Mich. Winkenbach. tigung im gungsbehörde uſw. lieferung Cokales Jahresbeſcheinigungen für Met ec Kriegerhinterbliebene, Ruhegehaltsempfänger un Hinterbliebene. Wie alljährlich haben die 1 5 fänger von Verſorgungsgebührniſſen eine Jahres beſcheinigung bei Zahlung der April⸗Rente Ende März 1931 beim zuſtändigen Poſtamt abzugeben. Hierbei iſt im eigenen Intereſſe der Rentenemp⸗ fänger folgendes zu beachten: 1) Die Beſcheini⸗ gung iſt grundſätzlich nach dem 1. März 1931 aus⸗ zufüllen. 2) Genaue Angaben der Rufnamen und Geburtsdaten der Kinder. 3) Genaue An⸗ gabe des Wohnſitzes. 4) Frauenzulageempfän⸗ er(Schwerlkriegsbeſchädigte) Angabe, ob Ehe⸗ frau lebt. 5) Pfleger oder Vormünder haben perſönlich zu unterſchreiben. 6) Bei Beſchäf⸗ öffentlichen Dienſt iſt die Beſchäfti⸗ und die Höhe des Einkom⸗ mens(brutto) anzugeben. 7) Bei Elternpaaren müſſen beide Teile unterſchreiben. Unvoll⸗ ſtändig abgelieferte Jahresbeſcheinigungen haben Zahlungsverzögerung zur Folge, Nichtab⸗ Zahlungseinſtellung. Die Beglaubi⸗ gung der Jahresbeſcheinigungen durch die Be⸗ hörden iſt dieſen Stellen dadurch zu erleichtern, daß die Empfänger oder die geſetzlichen Vertre⸗ ter(Pfleger oder Vormund) perſönlich erſchei⸗ nen. Beſtallungsurkunden über Pfleg⸗ oder Vormundſchaften ſind mitzubringen. Maſſenchöre für das 11. Deutſche Sänger⸗ bundesfeſt. Die Maſſenchöre, die der Heſſiſche Sängerbund bei ſeiner Sängerkundgebung auf dem Römerberg anläßlich des 11 Deutſchen Sän⸗ gerbundesfeſtes in Frankfurt a. M. zun Vortrag bringt, wurden am Samstag meitag in der Bundesgeſchäftsſtelle angeliefert. Mit der Ausgabe an die Gaue wird ſofort begonnen. Mit Rück⸗ ſicht auf die enorme Anzahl der Notenblätter, die nach Stimmen getrennt verpackt werden müſſen, wird die reſtloſe Zuteilung immerhin einige Tage dauern. D' Zuſendung iſt jedoch bis zum Ende des Monats erledigt. Die Vereine erhalten die Maſſenchöre durch ihren Gau. Der dritte Chor„Das Mägdelein und der Reiter! iſt von den Vereinen birekt bein Verlag von Karl Eb— lin in Mainz anzufordern. Gottesdienst. Ordnung. Donnerstag 78 Uhr beſt. E.⸗A. für Ludwig und Eva Hoock, Kinder von Adam Hoock 4., beiderſeitige Großeltern und Angehörige. Jünglings-Sodalität und D. J. K. Wir verweiſen an dieſer Stelle nochmals auf unſere heute Abend im Freiſchütz ſtattfindende General- verſammlung. Es iſt Ehrenpflicht eines jeden Sodalen und D. J Kllers, dieſe Verſammlung zu beſuchen. Ganz beſonders bitten wtr die älteren Mitglieder um ihr Erſcheinen. Seid pünktlich! »Nezeſſholhabgabee. Morgen wird wieder Bürgerholz abgegeben. Siehe heutige Bekannt- machung. * Erneute Bierpreiserhöhung. Wie aus dem Inſeratenteil erſichtlich, ſind die hieſigen Wirte gezwungen, infolge der Bierſteuer, die Bier- preiſe erneut zu erhöhen. Die diesmalige Erhöhung iſt darauf zurückzuführen, daß anſtatt 3.75 Mark jetzt 5.— Mk. bezw. anſtatt 5.— Mk. jetzt 7.80 Mark pro Hektoliter Bier-Steuer erhoben wird. Wir bitten unſere werte Kundſchaft, hiervon Kennt⸗ nis zu nehmen. 8 0 der Muſik. Wie im Anzeigenteil erſichtlich, hat der Turnerbund mit dem Muſikhaus„Hanf“ hier eine Vereinbarung getroffen, wonach den Ver⸗ einsmitgliedern und deren Angehörige eine äußerſt günſtige Gelegenheit gegeben iſt, das Mandolin⸗ oder Gitarrſpiel in kürzeſter Zeit zu erlernen. Das Muſikhaus„Hanf“, das über erſtklaſſige Lehrkräfte verfügt, garantiert bei allen einigermaßen muſika⸗ liſch Veranlagten für ſchnelles und gründliches Er⸗ lernen. Das Honorar iſt derart niedrig bemeſſen, daß es auch den finanziell ſchlecht geſtellten Inter⸗ effenten möglich iſt, die ſtimmungsvolle Muſik zu erlernen, oder auch ſeine Kinder erlernen zu laſſen. Sport⸗ Berichte finden unter dieſer Rubrik Aufnahme, müſſen aber kürzeſt abgefaßt ſein. Die Sportvereinigung in Käfertal erfolgreich! Der Sportklub wird glatt 3:0 überfahren! 2. M. 3:2, 3. M. 278. Wie vorauszuſehen war, landeten die Grünen in Käfertal einen ſicheren Sieg, der ohne Zweifel war, auch als man mit 0:0 in die Pauſe ging. Käfertal iſt nicht mehr der ſtarke Gegner von früher, der Mannſchaft fehlt noch vieles, von dem Eifer abgeſehen. Auch die Grünen waren nicht in beſonders guter Form, ſie reichte aber immerhin, um die Blauweißen abzufertigen. Das Schlußtrio arbeitete einwandfrei. Die Läufer machten ſich ſelbſt das Leben zu ſchwer, anſtatt mehr Taktik anzuwenden. Der Sturm ſtürmte wieder einige Zeit auf eigene Rechnung und ließ das fließende Spiel ſtark ſehlen. Wie bereits angeführt, endete die erſte Hälfte 0:0, bald fiel das Führungstor durch einen Abprallball, das 2. durch den Links- außen und das 3. durch einen Weitſchuß des Mittelläufers. Der Schiedsrichter war ſehr mäßig, pfiff auf Zuruf. Im übrigen war die Mannſchaft von zahlreichem Anhang begleitet. Wie wird es am Sonntag in Edingen werden? Es iſt ohne Zweifel das härteſte Spiel der Grünen. Wochenplan der Sp.⸗Bgg. Dienstag und Donnerstag: Platztr. der Liga. Mittwoch nachm.: Platztraining der Schüler unter Vallendor. Mittwoch abends 8 Uhr: Spielausſchuß, Jugend- verſammlung. Freitag nachm: Platztr. der unt. Mannſchaften. Sonntag, den 1. März: Verbandsligaſpiel mit 2 Mannſchaften. Beginn der Verbandsſpiele der Jugend. Sonntag, den 15. März: Generalverſammlung im Vereinshaus. Beginn 1 Uhr. NB. Sämtliche Jugend- und Schülerſpieler haben die in ihrem Beſitze befindliche Trikots bis Frei- tag abend gewaſchen im Lokal abzuliefern. Auch Turnerbund als Förderer die älteren Trikots. D. J. K.⸗Sport. Fußball. f Viernheim 1— Oftersheim 1 6:0. Oftersheim wählt und ſpielt eigentümlicher⸗ weiſe zunächſt gegen den Wind. Die Mannſchaft hat in den erſten 45 Minuten ſehr wenig zu be⸗ ſtellen, denn man ſpielt faſt immer auf ein Tor und das machte das Treffen wenig intereſſant. Es war ein Spiel der vielen Ecken und verhältnis⸗ mäßig wenigen Tore. Immer wieder lagen die Viernheimer in Angriff, aber was erzielt wurde, waren meiſt Ecken, die nur in den allerwenigſten Fällen zu Tore wurden. Trotz all dieſer Ueber⸗ legenheit hatte dennoch Oftersheim die erſte große Chance in Geſtalt eines Elfmeters, aber der Ball prallte an den Pfoſten. Bis zur Pauſe iſt dann Viernheim durch einen Schuß ſeines Rechtsaußen im Anſchluß an einen Eckball erfolgreich und ein weiteres Tor fiel durch Kopfball des Mittell äufers. Ein Elfmeter nach dem Wechſel bringt die Erhö⸗ hung auf 3:0, ein viertes Tor im Nachſchuß er⸗ zielt, entſchied endlich das Spiel klar für Viern⸗ heim. Oftersheim, das jetzt mit dem Wind im Rücken ſpielte, vermag vorübergehend hervorzutreten, fiel aber gegen Schluß des Spieles vollſtändig aus⸗ einander. Der Viernheimer Rechtsaußen ſchloß einen Durchbruch mit dem 5. Tore ab, aus ſehr ſchöner Kombination reifte der 6. Erfolg. Der Sieger hatte am Ende das Spiel völlig in der Hand, dasſelbe war dadurch weniger intereſſant. Handball: Viernheim 1— Unter Flockenbach 1 2 1. Sonſtige Reſultate: Gauklaſſe Neckarau— Hockenheim 2:2. Waldhof— Plankſtadt 8:1. Sand- hoſen— Rotweiß 2:0. Gintracht Feudenheim 4:4. Wochenplan der DK.: Dienstag: 9 Uhr Generalverſammlung der Jüng⸗ lingsſodalität. 8 Uhr wichtige Spielausſchußſitzung i. Freiſchütz Die Turnſtunde fällt aus. Mittwoch: 2— 4 Uhr Schülertraining. 8— 10 Uhr Training für die oberen Fuß⸗ und Handballmannſchaften. Donnerstag: 5¼— 7 Uhr: Schülerturnſtunde. 7—9 Uhr Training für die Jugendmannſchaften Freitag 8 Uhr Turnſtunde. halb 9 Uhr Spielerverſammlung. Montag: 5 ¼— 7 Uhr Schülerturnſtunde. 8 Uhr Pfeifer. 9 Uhr Trommler. Vereins Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Krieger⸗ n. Soldatenverein„Teutonia“ Schützen⸗ abteilung. Mittwoch, den 25. Februar, abends 8 Uhr, Uebung der Spielleute. Ab ½9 Uhr Uebungsſtunde für Jungſchützen. Sport mit⸗ bringen. Der Vorſtand. Verein der Hundefreunde(Ortsgruppe S.⸗V.) Morgen Mittwoch Abend ½9 Uhr Verſamm⸗ lung im Ochſeu betr. Interne Schau in Wein⸗ heim. Der Vorſitzende. Gemeindekaſſe. Morgen Mittwoch Nachmittag wird an Rezeßholz für 1931 weiter ab⸗ gegeben: Großes Losholz von Martin, Adam 7, geb. am 16. 11. 61 RM. bis Frank, Ferd. 1., geb. am 27. 1. 67 21 Kleines Losholz K. Scheit von Hoock, Gg. 10., geb. am 24. 6. 55 bis Beyer, Jak. 1., geb am 10. 12. 65 3 K. Knüppel v. Mandel Joh. Gg 1., geb. am 4. 5. 73 bis Gallei, Joh. 3., geb. am 8. 4. 74 3 Eichen Knüppel von Pfenning, Joh. Valt. 1., geb. am 23. 12. 94 bis Knapp, Gg. 17., geb. am 28. 11. 97 von Kühlwein, Joh. Gg. 1., geb. am 12. 12. 89 bis Effler, Gg. 2., geb. am 5. 5. 91 von Wedel, Edm. 1., geb am 13. 12. 82 bis Helbig, Phil. 5, geb. am 29. 12. 82 R. Anüppel Reiſig von Schmitt, Peter 7., geb. am 22. 8. 81 bis Babylon, Adam 4., geb. am 1. 2. 83 Kiefern Wellen von Helfrich, Nik. 4., geb. am 27. 2. 83 bis Lublin, David 1., geb. am 12. 2. 86 1.50 von Haas, Konr. Jak 2., geb. am 24. 3. 05 bis Beyer, Joſ. Aloys 1., geb. am 24. 5. 06 1.50 Kiefern Slöcke Buchen Stöcke Eichen Wellen Viernheim, den 24. Febr. 1931 empfehle ich Auflage sche Fish don. emol 12. Hügelſtraße. Telefon 56. mich in Nutotransporzen Ab Mitwoch Mabiau u. Scheltische 3 Pfd. 1 Mk. Gleichzeitig eupfehle ich jeder Art bei billigſter und reeller Bedienung. Pianos Kauf u. Miete Winkenbach. Wirte ⸗ Vereinigung Viernheim. Bieraufſchlag! Infolge Einführung der Bierſtener, lt. Not ⸗ verordnung des Kreisamtes, für die Gemeinde Viernheim ſind wir gezwungen den Bierpreis ab morgen Mittwoch wie folgt feſtzuſetzen: Vollbier/ 28 Pig. Starkbier /1⸗0 2 Pig. 1 Stein Vollbier 70 Pig. 1 Stein Starkbier 78 Pig. 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Intereſſenten wollen ſich bis ſpäteſtens nächſten gonntag an das Muſik⸗ haus„Hanf, wenden, woſelbſt nähere Aus⸗ kunft erteilt wird. N diesjährige General- lich wie dringend eingeladen. Der Vorſtand. ar. dungunpssodanat Uernneim Heute Dienstag, den 24. ds. Mts., abends punkt 8 ½ Uhr findet im Saale des„Freiſchütz“ unſere Versammlung ſtatt. Alle Mitglieder und Ehren⸗ mitglieder ſind hierzu ebenſo herz⸗ Helderssole zur Kommunion und Konfirmation in reicher Auswahl zu ganz bedeutend herabgesetzten Preisen empfiehlt Rob. Steiert Manufaktur- u. 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Volksblatt) eile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäͤftsſte e u. von ſämtlichen Knnoneen⸗Expeditionen Deutſchlands. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plaßvorſchriften bei Anzeigen werden nach Moglichkeit berück chtigt.— Für die Aufnahme an bestimt vorgeſchrlebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Mittwoch, den 25. Februar 1931 Programmerklärung des Reichsernährungsminiſters Ein Kompromiß— Der Weg zur Rettung der Candwirtſchaſt?— Große Agrardebatte im Reichstag odz. Berlin, 24. Febr. Neichstagspräſident Löbe eröffnet die Reichstagsſitzung um 3 Uhr. Die Deutſchnationalen und Nationalſozialiſten ſind auch der heutigen Sitzung ferngeblieben. Auf der Tagesordnung ſteht zunächſt der Einſpruch der nationalſozialiſtiſchen Abgeord— neten Brückner, Heines, Koch⸗Oſtpreußen und Petter gegen ihre Ausweiſung aus einer frü⸗ heren Sitzung. Der Einſpruch wird ohne Debatte einſtim⸗ mig zurückgewieſen. Abg. Ulbricht(K.) verlangt die ſofortige Beratung eines kommuniſtiſchen Autrages auf Aufhebung des Demonſtrationsverbotes für Berlin. Der ſoſortigen Beratung dieſes Antrages wird wiberſprochen. Die Novelle zum Geſetz über die Errichtung der Deutſchen Rentenbankkreditanſtalt wird ohne Debatte endgültig angenommen. Der Verſorgungsetat wird bewilligt, ebenſo der Etat des Rechnungshofes und des Reichs⸗ ſparkommiſſars. Ein kommuniſtiſcher Antrag, die Ruhege⸗ hälter für 28 253 Offiziere der alten Wehr⸗ macht im Betrage von 112,65 Millionen Mk. zu ſtreichen, ferner Ehrenzulagen für Inhaber militäriſcher Orden und Ehrenzeichen in Höhe von 390 000 Mk. ebenfalls zu ſtreichen und die fur Renten aller Art ausgelſetzten Beträge dementſprechend zu erhöhen, wurde abgelehnt. Zur erſten Beratung kommt dann der kom⸗ muniſtiſche Antrag auf Beſteuerung der Ver⸗ mögen, Dividenden, Aufſichtsratstantiemen und Einkommen über 50 000 Mk. Die Verweiſung an den Steuer⸗ zusſchuß wird unter Lärm der Kommuni⸗ 1 ſten beſchloſſen. Nunmehr wird die Beratung des Haushaltes für Ernährung und Landwirtſchaft fortgeſetzt. Als Ernährungsminiſter Schiele das Wort nimmt, rufen die Kommunisten„Unter⸗ ernährungsminiſter, abtreten!“ Präſident bVobe erſucht wiederholt um Ruhe und weiſt, Als ſich die Nufe erneuern, die kommuniſtiſchen Abgg. Maddalena und Grube aus dem Sit⸗ zungsſaal, den Abg. Grube auf drei Sitzungs⸗ iage, weil et auch nach der Ausweiſung den Ruf wiederholt hat. Reichsernährungsminiſter Schiele gibt zunächſt eine ſtaatspolitiſche Begründung der Agrarpolitik. Die Agrarpolitit der Reichs⸗ regterung erſchöpfe ſich nicht in einzelnen Hilfs⸗ maßnahmen für dieſen oder jenen Zweig der 94 Landwirtschaft, ſte ſtelle vielmehr ein Syſtem organisch mit einander verbundener Maßnah⸗ men dar, das im Rahmen der Wirtſchafts⸗, Finanz⸗, Sozial⸗ und Außenpolt⸗ tit alle Möglichkeiten zur ſchnellen und hau⸗ ernden Bindung der Agrarkriſe auszuſchöpfen beſtrebt ſei. Mit der Hilſe für die Landwirlſchaft gehe die Belebung des Binnenmarktes Hand in Hand. Je beſſer der Binnenmarkt gefeſtigt u. ausgebaut ſei, umſo ſtärker würden wir im in⸗ ternationglen Wettbewerbskampf daſtehen. Ver Miniſter erklärt, daß Deutſchland in den letzten 15 Jahren Raubbau an ſeiner edeiſten Subſtanz 5 getrieben habe. Die Aufrecherhaltung einer lebensfähigen Landwirtſchaft ſei ſeit über einem Jahrzehnt mit dem notwendigen Nachdruck betrieben worden. Nicht nur in der Finanz⸗ und Soztal⸗ politik, ſondern auch in der Agrarpolitik müſſe mit der Vergangenheit aufgeräumt werden. Der Miniſter geht dann auf das neue Agrarprogramm der Reichs⸗ regierung ein. Er habe bereits in vorigem Jahre dle allgemeinen Parole der Einſchränkung des Roggenanbaues ausgegeben. Das vorläufige Ergebnis ſei er⸗ freulich. Deshalb ſei im erſten Kapitel im Pro⸗ gramm der Reichsregierung als Ziel der Reichsbeſtellungsplan vorgeſehen, die weitere Einſchränkung des Roggen⸗ und Haferanbaues und die Verwendung der frei gewordenen Flächen zur Ausdeh⸗ nung des Weizen⸗, Gerſte⸗, Futter⸗ u. Hülſen⸗ fruchtanbaues, ſowie die Ausdehnung ber Grünlandwirtſchaft. Die Reichsregierung iſt gewillt, beſonders in der Uebergangszeit der Landwirtſchaft den Weg zu fruchtbarer Selbſthilfearbeit nach Möglichkeit zu ebnen. Hierzu gehören in erſter Linie die Durchfüh⸗ rung des Standardgeſetzes, der Zuſammen⸗ ſchluß der Zuckerinduſtrie, die Durchführungs⸗ beſtimmungen zum Milchgeſetz. Zur Beendi⸗ gung des Rationaliſierungswerkes der Genoſſenſchaften wird die Reichs⸗ regierung die erforderlichen weiteren Mittel bereit ſtellen. Beſondere Mittel ſind vorgeſehen zur Förderung der Kartoffeltrocknung und zur ſtärkeren Anſpannung des Brenn⸗ rechtes. Auch auf dem Gebiete der Zucker⸗ wirtſchaſ“ werden mit Hilfe des Reiches neue Wege gegangen werden, um die über⸗ ſchüßigen Zuckermengen auf möglichſt rationel⸗ lem Wege der Verfütterung in den Futterbe⸗ darfsgebieten zugängig zu machen. Für die Milchwirtſchaft ſind weitere Maßnahmen zur Förderung des Abſatzes vorgeſehen. Das dritte Kapitel des Agrarprogramms behandelt die Frage der Beeinfluſſung des Ver⸗ brauches. Vorübergehend wird in Notfäl⸗ len vor gewiſſen Zwangsmaßnahmen nicht zu⸗ rückgeſchreckt werden können. So ſollen beſon⸗ ders für Kaſein, Flachs und Cichorie Erleich⸗ terungen für den Abſatz der Inlandsproduktion geſchaffen werden. Zur Förderung des Abſatzes der Erzeugniſſe der heimiſchen Forſtwirtſchaft wird ſichergeſtellt werden, daß bei allen Bau⸗ ten mit öffentlichen Mitteln nur heimiſches Holz verwendet werden darf. Die Reichsregie⸗ rung beabſichtigt, auch den Fragenkomplex des Brotgeſetzes nochmal einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Das bisher für den Getreidebau gehandhabte Prinzip des Ermäch⸗ tigungszollſyſtems hat ſich voll bewährt, ſo daß die Regierung ſeine Beibehaltung beſchloſſen hat. Die Reichsregierung hat deshalb beſchlor⸗ ſen vom Reichstag für das geſamte Zollgebiet freie Hand zu erbitten. Eine ſolche generelle Ermächtigung wird dem Reichskabinett natüꝛ⸗ lich vor allem auch die Möglichkeit geben, auf den Gebieten der bäuerlichen Veredelungswirt⸗ ſchaft des Leguminoſenbaues und der Forſt⸗ wirtſchaft einzugreifen, um Kataſtrophen abzu⸗ wenden. Ferner hat die Regierung die Ver— längerung der Ermächtigung des Einfuhrſchein⸗ ſyſtems für Holz beſchloſſen Endlich befaßt ſich das Agrarprogramm noch mit Maßnahmen zur Die Ermächtigung für die Regierung Entſcheidung über Butter⸗ und Näſezölle vertagt enb. Berlin, 24. Febr. Der Reichstag hat die heutigen Erklärungen des Reichsernährungsmi⸗ niſters Schiele mit dem Intereſſe aufgenommen, das ſich ſchon daraus ergibt, daß die agrarpollti⸗ ſchen Probleme augenblicklich im Mittelpunkt der geſamten Innenpolitik ſtehen. Das Kernſtück der Rede war natürlich die Forderung nach einer generellen Ermächtigung, in deren Rahmen auch die notwendigen zollpolitiſchen Maßnahmen für die Landwirtſchaft durchgeführt werden ſollen. Wie wir erfahren, dürfte der Entwurf des Er⸗ mächtigungsgeſetzes dem Reichsrat ſchon in den nächſten Tagen zugehen. Es wird vorausſicht⸗ lich nur aus zwei Paragraphen beſtehen und außer den zollpolitiſchen Ermächtigungen auch noch ſolche handels⸗ Art enthalten. Praktiſch bedeutet das Ermächtigungsgeſetz, daß die Entſcheidung über die Butter⸗ und Käſezölle, über die geſtern im Kabinett eine Einigung nicht zu erzielen war, auf ſpäter vertagt iſt. Es herrſcht der Eindruck vor, daß die Verabſchie⸗ dung des Wehr⸗, des Ernährungs⸗ und des So⸗ zialetats kaum noch ernſtlichen Schwierigkeiten begegnen wird. Dies ſind die kritiſchen Etats. Sind ſie geſichert, ſo dürfte auch die Verabſchie⸗ 90905 des Geſamthaushalts glatt vonſtatten gehen. und wirtſchaftspolitiſcher Die Beiſetzungsfeierlichkeiten in Eſch weiler Oeffentliche Sammlung für die Opfer wtb. Eſchweiler, 24. Febr. In der großen Ichwarzdrapierten Schützenhalle fand heute Vormittag die Trauerfeier für die 32 Opfer der Eſchweiler Bergwerkskataſtrophe ſtatt. Die Feier begann mit einem Choral. Dann betrat der Generaldirektor Weſtermann die Tribüne. Er gab namens des Eſchweiler Bergwerksver⸗ eins das Verſprechen ab, alles Menſchenmög⸗ liche zu tun, um von den Hinterbliebenen die ſchwerſte Not abzuwenden. Nachdem dann Vertreter der Gewerkſchaften u. des Betriebs⸗ rates den Toten letzte Grüße nachgerufen hat⸗ ten, ſprach Miniſterialdirektor Dr. Grieſer vom Reichsarbeitsminiſterium im Namen des Reichspräſidenten und der Reichsregierung den Angehörigen die wärmſte Anteilnahme aus. Zum Schluß hielten noch Weihbiſchof Dr. Strä⸗ ter für die katholiſche Kirche und Konſiſtotial⸗ rat Schröder im Namen des rheiniſchen Kon⸗ ſiſtoriums Anſprachen. Dann wurden die Särge auf zehn große Wagen geladen, und unter un⸗ heurer Beteiligung der Bevölkerung ſetzte ſich der Trauerzug, an dem die geſamte Geiſtlichkeit die Schulen und Vereine teilnahmen, zum Friedhof in Bewegung. Oeffentliche Sammlung für die Eſchweiler Opfer. wib. Berlin, 24. Febr. Im Einvernehmen mit den zuſtändigen Behörden nimmt die Reichsgeſchäftsſtelle der Deutſchen Nothilfe, Berlin W. 8, Wilhelmſtraße 62, Geldspenden für die Hinterbliebenen und Verletzten des Eſchweiler Grubenunglücks entgegen. Die Ueberweiſung von Spenden wird erbeten auf das Poſtſcheckkonto„Deutſche Nothilfe“, Ber⸗ lin Nr. 156000 oder auf das Konto„Deutſche Nothilfe“, Sonderkonto Eſchweiler Reſerve. bei der Zentrale der Deutſchen Bank und Dis⸗ kontogeſellſchaft in Berlin. Spenden können ferner auf das Konto Nr. 6 000 bei der Kreis⸗ hpatkaſſe Agchen eingezahlt werden. ee 48. Jahrgang Ueberwindung der ſaiſonmäßigen Ee⸗ fahren die ſich aus dem Zuſammendrängen des Angebotes in der Zeit unmittelbar nach der Ernte ergeben. Zur Frage der Zinslaften will die Reichsregierung zuſammen mit dern Verband der deutſchen landwirtſchaftlichen Ge⸗ noſſenſchaften und mit einem zur Nachprüfung der Zinsſpanne eingeſetzten Ausſchuß ſofort die Verhandlungen einleiten. Der Miniſter erklärt, Agrarpolitik ſei heute in erſter Linie ein Gebot ſtaatspolitiſcher Ver— antwortlichkeit gegenüber der Zukunft des Vol— kes. Deshalb werde die Reichsregierung auch unbeirrt von falſch verſtandenen Konſumenten— wünſchen und parteipolitiſch überſpitztem Agrarradikalismus entſchloſſen in ſachlicher Ar— beit dasjenige tun, was zum Wiederaufbau der deutſchen Wirtſchaft und Landwirtſchaft notwendig iſt. Der Miniſter widerſpricht dem Vorwurf, daß die Agrarpolitik die Lebenshal— tung in unnötiger Weiſe verteuere. Die Land— wirtſchaft ſei in der Preisſenkung allen ande— ren Wirtſchaftszweigen weit voraus. Der Mi— niſter betont, die Landwirtſchaft verlange nur, daß auch in der Handelspolitik der zwangsläu⸗ figen und naturgegebenen Solidarität von Induſtrie und Landwirtſchaft Rechnung ge— tragen werde. Die Miniſterrede findet am Schluß den Bei— fall der Mittelparteien Abgeordnete des Land⸗ bundes und Bayeriſchen Bauernbundes beglück— wünſchen den Miniſter. Abg. Tempel(S.): Wir ſtimmen mit dem Miniſter nicht voll überein in ſeiner Ein⸗ ſchätzung der wirtſchaftlichen Geſamtſtruktur. Aber wir wiſſen, daß die Landwirtſchaft einer der weſentlichen Sektoren der Wirtſchaft iſt, und daß jede Einſchränkung dieſes Sektors ſich vergiftend und zerſetzend auswirken muß, auch auf das Ganze der Wirtſchaft. Darum iſt die Sozialdemokratie bereit zur poſitiven Förde— rung der Agrarwirtſchaft in wohlverſtandenem Intereſſe der Arbeiterſchaft. Zugunſten der Landwirtſchaft iſt die Verbraucherſchaft heute mit Zöllen doppelt ſo ſtark belaſtet wie ror dem Kriege. Die Steuerleiſtung der Landwirt⸗ ſchaft wird immer geringer. Nicht einverſtan⸗ den ſind wir mit den Plänen des Ernährungs⸗ miniſteriums, die unſeren Außenhandel in Ge— ſahr bringen und uns ſchließlich in einen au— zerordentlich gefährlichen Welthandelskrieg hineintreiben können. Wir müſſen auch bei den Agrarprodukten dahin kommen: Deutſche Ware — beſte Ware. Der Weg zwiſchen Erzeuger u. Verbraucher muß abgekürzt werden. Ich bin zu der Erklärung ermächtigt: Wenn landwirt⸗ ſchaftliche Organiſationen ſich bereit erklären, Butter in gleicher Qualität und gleicher Auf⸗ machung ſtändig in großen Mengen unſeren Genoſſenſchaften anzubieten, dann wird dieſe Butter abgenommen, denn auch unſere Genoſ— ſenſchaften ziehen ſelbſtverſtändlich deutſche Ware und deutſche Butter der Auslandsware vor.(Beifall.) Wir haben mit größter Energie in der Arbeiterſchaft die Erkenntnis verbreitet, daß ſie ſich mit der deutſchen Landwirtſchaft verbunden fühlen muß. Abg. Blum-Crefeld(Z.): Es darf neben der Not des Oſtens nicht die Weſtnot vergeſſen werden, die furchtbare Notlage, in der ſich in den weſtlichen Grenzgebieten Bauernwirtſchaft und Gartenbau befinden. Während die deut⸗ ſchen Agrar- und Gartenbauprodukte ſchwer verkäuflich ſind, ſehen wir in den Auslagen der Feinkoſtgeſchäfte die Kapitalflucht durch die Küche. Die geiſtige Erweckung des Bauern— ſtandes muß durch Ausbau der Bauernſchulen geſchehen. Abg. Dr. Schlitenbauer(BWP.) ſor⸗ dert, daß auch die bayeriſche Oſtgrenze in dte Oſthilfe einbezogen werden müſſe. Er begrüßt das neue Agrarprogramm. Inzwiſchen iſt von den Kommuniſten ein Mißtrauensantrag gegen den Ernäh⸗ rungsminiſter Schiele eingegangen. Abg. Meyer⸗ Hannover(D. Hann.) ſtimmt allen Maßnahmen zur Rettung des deutſchen Oſtens zu und fordert vor allem eine kräftige Siedlungspolitik. Gegen 7 Uhr wird die Fortſetzung der Aus⸗ ſprache auf Mittwoch 3 Uhr vertagt. K 5 r rr ⁰ r. 1 JJ ³˙Üꝛ A ⁵ðĩ2— 22 AAA r ä —.— ccc ä— ̃——— 2 — —.. ———— 5 ——————— Schraube ohne Ende Steuern einſt und jetzt Kein halbwegs kultiviertes Volk hat jemals ohne Steuern auskommen können. Und wenn heut mancher leichthin die„gute alte Zeit“ zu⸗ rückwünſcht, weil ihm die Laſt unſerer Steuern unerträglich dünkt, ſo dürfte er ſich wundern, wenn er in den haupt- und halbamtlichen Ver⸗ ordnungen aus jenen Tagen finden könnte, auf welch mannigfache Weiſe man damals Steuern zu erheben verſtand. So zog vor zweihundertfünfzig Jahren der preußiſche Staat die Steuerſchraube recht ſpür⸗ bar an, um die großen Summen für Hofhal⸗ tung, Gehälter, zur Errichtung öffentlicher Bau⸗ ten und zu ſonſtigen Zwecken zu erhalten. Bald nach dem Regierungsantritt Friedrichs 1., der damals noch Kurfürſt war, wurde beſtimmt, daß jeder Beamte den Zehnten ſeiner Beſol⸗ dung als Steuer herzugeben habe. 1691 wurde die Generalkopf— ſteuer eingeführt, von der niemand befreit wer— den konnte; ſie iſt gewiſſermaßen die Vorläufe⸗ rin der heute in manchen größeren deutſchen Städten erhobenen Bürgerſteuer. Der Bauer zahlte damals zwölf bis achtzehn Groſchen, der Taglöhner und ſelbſt die Hütebuben mußten mnindeſtens vier Groſchen erlegen. Friedrich gab dem Volk ein gutes Beiſpiel, indem er als Kur— fürſt zweitauſend und ſeine Gemahlin tauſend, nach der 1701 erfolgten Königskrönung jedoch viertauſend und zweitauſend Taler in den Staatsſteuerſäckel legte. Um die Koſten der Krö— nungsſeierlichkeietn zu beſtreiten, wurde bis zum Ende des Jahres 1701 die Krönungsſteuer erho- hen. Berlin ſchien damals wie heute unter be— ſonderem Geldmangel zu leiden, denn man rich⸗ tete dort eine Karoſſenſteuer eta, da die Fahr— zeuge laut Magiſtratsverordnung„das Plaſter der Reſidenz abnutzten.“ Nabirlich kannte man früher auch ſchon für einzelne Gaue geltende Son derabgaben. So erhob der Kölner Erzbiſchof Max Heinrich, dem auch das Bistum Lüttich unterſtand, eine Glasſcheibenſteuer, die ſich bis in unſere Zeti in Belgien erhalten hat. Unter die kommu nalen Abgaben fiel der„Hofzins“ für Feldmar— ken, der„Gartenzins“ ſür Obſt⸗, Gemüſe⸗ und Weingärten; die Kaufleute mußten für ih— ren Markthallenſtand und die Fleiſcher für ihre Scharren Standgeld entrichten. Zu der Gewer— beſteuer kamen noch Brücken- und Schiffahrts— zölle, Lagergebühren für Stapelplätze und Zoll— häuſer und der„Abſchoß“ von der Hinterlaſſen— ſchaft derer, die fortgegangen oder in ein an— deres„Gericht“ übergingen. Noch un 1850 war das„Zuzugsgeld“ ſo hoch daß ſich maucher einen Umzug nur ſelten und erſt nach reiflicher Ueber— legung leiſten konnte. Die Luxusſteuer war damals ebenfalls ſchon bekannt, die in allen möglichen und un⸗ möglichen Variationen exiſtierte und natürlich fehr angefeindet wurde, zumal ſie in geldknappen Zeiten nicht ſelten oft auf unentbehrliche Ge— genſtände ſich erſtreckte. Beſonders auf die zum Anzuge gehörige Perücke hatte man es abgeſe— hen. Für die zum größten Teil aus Frankreich kommenden Allongeperücken mußte der vierte Teil des Preiſes, für die in Deutſchland gear— beiteten nur der ſechzehnte Teil als Steuer be— zahlt werden, Die Frauen mußten fär die hohen entſtellenden Fontangen(Hauben) einen ganzen Taler entrichten; neben dieſer einmaligen An— ſchaffungsſteuer wurde alljährlich noch eine Ab⸗ gabe für Tragerlaubnis gefordert. Nach der Er— höhung der Perückenſteuer durch Friedrich 1. mußten auch die Geiſtlichen Lehrer und Studen— ten, die bisher davon befreit waren, dieſe Steuer zahlen. Um dieſe Zeit wurde in England der Beſitz eines noch ſo beſcheidenen Bartwuchſes als „unverdienter Wertzuwachs“ angeſehen und des⸗ halb beſteuert. Unter der Regierung der Köni— gin Eliſabeth war„jeder Bart von vierzehn Tagen an“ einer Steuer von drei Schillingen unterworfen. Peter der Große verſteuerte 1705 die Mäyrte doy ruſſiſchen Edelleute mit hundert Rubel, 0 8 Erſt Katharina 2. hob 1767 dieſe Steuer auf. i 1755 An unſere heutige Getränkeſteuer er⸗ innert die damalige ſogenannte Bierakziſe, die nachher auch auf Wein ausgedehnt wurde. Da dieſe Akziſen zu unangenehmen Zwiſtigkeiten führten und ſkandalöſe Jolgeerſcheinungen zei⸗ tigten, wurden ſie ſchließlich abgeſchafft. Auch unſere Ledigenſteuer war unſeren Vor⸗ fahren ſchon bekannt; ſo mußte„jede unverehe⸗ lichte Weibsperſon“ von ihrem zwanzigſten Le⸗ bensjahre bis zur Hochzeit oder, wenn ſie nicht heiratete, bis zum vierzigſten Lebensjahre jähr⸗ lich einen Taler opfern. In Koburg iſt einmal eine Junggeſellenſteuer erhoben worden, die erſt vor ſiebzig Jahren abgeſchafft wurde. Daß der Steuerfiskus von einſt auch Humor hatte, bezeugt die„Zungenſteuer“; danach hatten vor vielen Jahrzehaten die in Mecklen⸗ wis Selbſtmordverſuch eines enb. Berlin, 24. Febr. Im Palais des Reichspräſidenten verſuchte heute Por⸗ mittag gegen 11 Uhr ein Mann ſich mit einer Parabellum⸗Piſtole zu erſchießen. Er konnte von einem Kriminalbeamten an der Tat gehindert und ſeſtgenommen werden. Anſcheinend handelt es ſich um einen Geiſtesgeſtörten. enb. Berlin, 24. Febr. Zu dem Zwiſchen⸗ fall im Reichspräſidentenpalais erfahren um noch: Der Eindringling, ein gewiſſer Alois Broll, der 1902 in Oberſchleſien geboren und am 23. Februar ds. Is. aus Kreuzburg in Oberſchleſien nach Berlin zugereiſt iſt, iſt nicht durch das Hauptportal in das Palais gelaugt, ſondern durch einen Seitengang in der linken Ecke des Ehrenhofes. Von dort gelangte er durch einen kleinen Raum in das Meldezim⸗ mer, in dem ſich ein Pförtner und ein Krimi⸗ nalbeamter befinden. Broll wandte ſich an den Kriminalbeamten und bat um Unterſtützung. Auf deſſen Zureden, er möge ein ſchriftliches Geſuch ſtellen, erklärte Boll, er habe nur noch zwei Stunden zu leben. Der Kriminalbeamte bemühte ſich Broll zu beruhigen. Plötzlich langte dieſer jedoch eine Parabellum⸗-Piſtole aus der Taſche. Der Beamte, der darauf vor⸗ bereitet war, packte Broll am Arm und entrſß ihm die Piſtole, die mit nur einem Schuß ge⸗ laden war. Der Feſtgenommene, der ſofort der Polizei übergeben wurde, erklärte, die Kugel ſei für ihn beſtimmt geweſen. Von unterrich⸗ teter Seite wird darauf hingewieſen, daß das fragliche Meldezimmer nicht unmittelbar an das Arbeitszimmer des Reichspräſidenten an⸗ grenzt. Von dem Meldezimmer führt zunächſt ein Gang zu der Vorhalle der Zimmer der Referenten, und erſt an dieſe ſchließt ſich die Doppeltür zum Arbeitszimmer des Präſiden⸗ ten an. Kein Beſucher darf von dem Melde⸗ zimmer aus die übrigen Räume ohne Beglei⸗ tung eines Beamten betreten. Der Täter nicht geiſteskrank. enb. Berlin, 24. Febr. Der heute mittag im Büro des Reichspräſidenten feſtgenommene Handlungsgehilfe Alois Broll iſt im Laufe L 225 eee die des Volkes dagegen nur mit einer burg im Landtag ſitze 1 auf bie Zunge ſedes in ihrem chlat teten Rindes,„damit der Herr auf dem La tag gehörig für die Seinen ſprechen könne.“ Daß die ſteuerbedürftigen Fürſten nicht nur darüber nachdachten. woher, ſondern auch, wo⸗ bin die Steuern kämen, zeigt folgende köſtliche Epiſode: Auguſt der Starke fragte einſt bei Tiſch ſeinen geiſtvollen und kühnen Hofnarren Kyau, wie es wohl zugehe, daß die vielen von ihm aus⸗ geſchriebenen Steuern ſo geringen Ertrag hät⸗ ten. Wortlos nahm Kyau aus einem Weinküh⸗ ler ein Stück Eis und reichte es dem Nachbarn mit der Bitte, es weiter zu geben, bis es zum Herrſcher gelange. So wanderte das Eis rund⸗ herum um die lange Tafel durch die Hände der hohen Beamten und Würdenträger, die am Ban⸗ kett teilnahmen, dann hielt Auguſt der Starke nur ein winziges Stücklein Eis in der Hand. Kyau ſagte:„Da ſehen Eure Mafeſtät, wie Steuern zu Waſſer werben.“ Dieſer kluge Hofnarr ſoll auch geſagt haben, wenn Archimedes das Prinzip der„endloſen Schraube“ nicht ſchon erfunden hätte, würde der Steuerfiskus dieſe ihm ſo nötige Erfindung ſicher nachgeholt haben. H. St. chenfall im Reichspräſidenten⸗Palais angeblichen Geſuchſtellers des Nachmittags dem zuſtändigen Kreisärzt zu⸗ geführt und nach ärztlicher Anterſuchung als nicht geiſteskrank erachtet worden. Broll wurde deshalb der Abteilung Ja im Polizeipräſtdium zugeführt. Vermiſchtes Lawinenunglück. wib. Zermatt, 24. Febr. Am Monte Roa ſind drei deutſche Touriſten von einer Lawine erfaßt worden. Einer von ihnen konnte nur noch als Leiche geborgen werden. Das Opfer des Lawinenunglücks am Monte Roſa. wtb. Zermatt, 24. Febr. Das Opfer des La⸗ winenunglücks am Monte Roſa iſt ein Baron Konrad von Tſchamer, deſſen Wohnſitz noch nicht bekannt iſt. Eine Rettungskolonne iſt heute früh nach der Unglücksſtelle abgegangen. Die Leiche wird heute abend nach Zermatt ge⸗ bracht werden, von wo ſie nach Deutſchland überführt wird, ſobald der Verkehr mit dem Rhonetal wieder hergeſtellt iſt. Spende des Reichspräſidenten für die Opfer von Eſchweiler. wib. Berlin, 24. Febr. Der Reichspräſident hat als Hilfe für die Opfer der Eſchweiler Grubenkataſtrophe aus ſeinem Dispoſttions⸗ fond einen Betrag von 10 000 Mk. bewilligt und dem Regierungspräſidenten in Aachen zur Verfügung geſtellt. Der nationaliſtiſche Kongreß erteilt Gandhi eine Generalvollmacht. wib Neu Delhi, 24. Febr. Der Vollzugsaus⸗ ſchuß des nationaliſtiſchen Kongreſſes nahm eine Entſchließung an, in der Gandhi uneingeſchränk⸗ te Vollmacht erhält, eine Abmachung mit dem nächſtens zu ſich zu rufen, um die kürzlich aufge⸗ nommenen Beſprechungen fortzuſetzen. Zuſammenſtöße in Stuttgart. wib. Stuttgart, 24. Febr. Als die National⸗ ſozialiſten geſtern abend nach einer Verſamm⸗ lung i Vizekönig zu treffen. Dieſer beabſichtigt, Gandhi der Stadthalle am Stöckachplatz mar⸗ an. rhiel einen Streiſſchuß am Kopf, eln olige. meiſter einen Bauchſchuß, der ihn ſchwer ver⸗ letzte wib. Stuttgart, 24. Febr. Geſtern abend demonſtrierten die Kommuniſten auf dem Marktplatz gegen die wegen Abtreibung er⸗ folgte Verhaftung des Arztes Dr. Wolf und der Aerztin Frau Dr. Jakobowitz⸗Kienle Ms ſie vor das Landgericht zogen, griff die Polizal ein und zerſtreute die Demonſtranten unter Anwendung des Gummiknüppels. Der frühere Gronherzog von Oldenburg geſtorben. wib Oldenburg, 24. Febr. Der frühere Groß⸗ herzog von Oldenburg, Friedrich Auguſt, iſt heute früh geſtorben. Der Großherzog, der ant 16. November 1852 geboren war, kam am 19. Juni 1900 zur Regierung. Während der Revolution verzichtete er freiwillig auf ſeinen Thron und lebte dann meiſt auf dem Schloß Raſtede. In der Nachkriegszeit verſuchte er, ſich auch an dem Wirtſchaftsleben Oldenburgs zu beteiligen. Die Revolution in Peru greift weiter um ſich. wib. Santiago de Chile, 24. Febr. Ueber Arequipa wird gemeldet, daß die Revolution in Peru auch auf die Provinzen Puno und Cuzzo übergegriffen habe. Reichsregierung für Ratiſizie⸗ rung des Polenvertrages enb Berlin, 24. Febr. Wie wir erfahren, hat ſich das Reichskabinett in ſeiner geſtrigen Abendſitzung auch mit dem poluiſchen Handels⸗ vertrag und der Genfer Vereinbarung beſchäf⸗ tigt, in der feſtgelegt wird, daß die beteiligten europäiſchen Staaten auf Zollerhöhungen ver⸗ zichten, wenn nicht„dringende Umſtände“ oder die innere Geſetzgebung der Staaten Ausnah- men erforderlich machen. Nach den geſtrigen Be— ratungen des Reichskabinetts iſt nummehr damit zu rechnen, daß der Reichstag über die Ratifi⸗ zierung beider Abkommen noch während ſeiner gegenwärtigen Sitzungsperiode beſchließen wird. pietätloſe Ausſchreitungen auf dem Eſchweiler Friedhof Aufreizende Grabreden bei der Beſtattung der Opfer von Grube„Neſerve“.— Friedhof muß polizeilich geräumt werden. Eſchweiler, 24. Febr. Unter großer Peteili⸗ gung wurden heute auf dem Eſchweiler Fried⸗ hof die Todesopfer der Kataſtrophe auf der Grube„Eſchweiler Reſerve“ beigeſetzt. Leider iſt dieſe Feier von unliebſamen Zwiſchenfällen nicht verſchont geblieben. Einem kommuniſti⸗ ſchen Redner der herausfordernde Ausführuun⸗ gen machte, mußte von der Polizei das Wort entzogen werden. Er wurde des Friedhofes verwieſen. Nach ihm ſprach an den Gräbern der Opfer ein zweiter kommuniſtiſcher Rehmer in ähnlich herausfordernder Weiſe. Auch de⸗ ſem wurde das Weiterſprechen von Polizef⸗ beamten unterſagt. Da die Menge mit Pfeiſen und Pfui⸗Rufen zu einer Gegenkundgebung ſchritt, wurde der Friedhof von der Polizei ge⸗ räumt. Die Kommuniſten marſchierten hierauf unter Vorantragung einer roten Fahne zum Marktplatze in Nothberg, wo ſie eine Kundge⸗ bung veranſtalteten. Nach kurzer Zeit löſte ſich dann die Menge auf. Varna. Roman von Max von Weißenthurn. 33. Fortſetzung. „Wie geht es Ihnen, liebes Kind? Er⸗ regen Sie ſich nicht, Sie ſind ſehr krank ge⸗ weſen, aber hoffentlich werden Sie ſich bald gänzlich erholt haben!“ „Ich war krank?— Ich habe einzig das Gefühl, als ob ich lange Zeit hindurch geſchla⸗ fen hätte—“ „Das haben Sie auch. ſehr lange geſchlafen.“ „Und wo— wo bin ich?— Wenn ich krank, ſehr krank geweſen bin, wie Sie ſagen, warum bin ich dann nicht zu Hauſe, ſon⸗ dern in einer mir völlig fremden Umgebung?“ „Sie befinden ſich hier, weil Sie, gerade als wir Sandborough verlaſſen wollten, ganz plötz⸗ lich erkrankten, liebes Kind.“ „Wir ſind alſo in Sandborough?“ „Nein!“ „Wo denn aber?“ „An einem Ort, an dem Sie bald voll⸗ ſtändig geneſen ſein werden, wenn nicht Sie ſelbft es verhindern, indem Sie durch nutz⸗ loſe Aufregung alle unſere Mühe zuſchanden machen. Sie mögen davon überzeugt ſein, daß Sie hier ausgezeichnet aufgehoben ſind. Denken Sie vorläufig gar nichts, ſondern verſuchen Sie nur, zu ſchlafen, bis Sie völlig geneſen ſein werden. Hier iſt die Medizin, die ich Ihnen eben bringen wollte. Nehmen Sie dieſe und ſchlafen Sie!“ Der Ton der Stimme war kälter und ſchär⸗ fer, als ihn 2 2 von Frau Herryot — Sie haben ſehr, ſetzte und ihr den Trank einflößte. Es blieb ihr auch kaum Zeit zum Nachdenken; bald verfiel ſie aufs neue in einen ruhigen, gleichmäßigen Schlaf, aus dem ſie erſt am Morgen erwachte. Sie hörte Fenſterläden öffnen und Vorhänge zurückſchieben; halb die Lider hebend, ſah ſie eine Geſtalt ſich im Zimmer hin und her be⸗ wegen, wie auch, daß der Raum, in dem ſie ſich befand, ein einziges Fenſter hatte, das klein und vergittert war und vor dem ein großer Baum ſtehen mußte, der die Strahlen der Sonne abhielt, die draußen hell ſchien. Augenblicke hindurch konnte Varna ſich nicht hinreichend faſſen, um ſprechen zu kön⸗ nen. Als aber ein Tiſch ziemlich in die Nähe ihres Lagers geſchoben wurde, und man ein Frühſtücksbrett darauf ſtellte, öffnete ſie die Augen und ſah ein rotwangiges Mädchen von etwa fünfzehn oder ſechzehn Jahren in ein⸗ fachem Bauernanzug vor ſich ſtehen und ſie neugierig muſtern. „Ich brachte Ihnen Ihr Frühſtück, Fräu⸗ lein,“ redete das Mädchen ſie an.„Sie möch⸗ ten aufſtehen, ſoll ich Ihnen ſagen uv ſtücken.“ ee „Wer ſind Sie!“ „Ich bin Suſanne Ingleby Sie zu bedienen und acht zu geben, daß Sie keine Torheiten machen.“ „Daß ich keine Torheiten mache?— Ich weiß wirklich nicht, was Sie damit ſagen wol⸗ len und werde Ihre Herrin darnach fragen. Verlaſſen Sie mich jetzt. Ich werde klingeln, wenn ich Ihrer bedarf, natürlich vorausgeſetzt, daß eine Glocke da iſt.“ f „Es iſt keine Glocke da, und es iſt keine nötig; denn die gnädige Fra „Daß ich mir nicht wehe tue?— Wo iſt denn Ihre Herrin?“ 3 „Sie befindet ſich im Erdgeſchoß!“ „So ſagen Sie der Dame, welche ſich im Erdgeſchoß befindet, daß ſie ſich herauf bemü⸗ hen möchte, da ich mit ihr zu reden habe.“ Varna wartete, aber eine Ewigkeit dünkte ihr die Zeit, die verſtrich, ohne daß jemand erſchienen wäre. Sie erhob ſich endlich und ſchritt auf die Tür zu, um ſich ſelbſt ins Erd⸗ geſchoß zu begeben, da Suſanne Ingleby ſich ihres Auftrages allem Anſchein nach nicht ent⸗ ledigt hatte. Zu ihrer maßloſen Ueber⸗ raſchung aber fand ſie die Tür verſchloſſen und ſo heftig ſie auch an derſelben niemand ſchien ſie zu hören. „Eingeſchloſſen!— O, mein Gott, was iſt das? Was bedeutet das und wo bin ich?“ Zitternd ſchlich ſie ſich nach ihrem Lager zurück, auf das ſie in halber Betäubung niederſank. Wie lange Zeit vergangen war, ſie wußte es nicht, bis ſie endlich hörte, wie ein Schlüſſel im Schloſſe gedreht wurde, und gleich darauf Frau Herryot an ihr Lager kam und mit ſüß⸗ lichem Tonfall der Stimme ſie fragte, wie ſie ſich heute befinde. „Ganz wohl, ich danke.— Aber ich möchte wiſſen, was ſich zugetragen hat.“ „Was ſich zugetragen hat, liebes Kind? Nichts anderes, als daß Sie krank waren.“ „Und warum war ich krank? Haben Sie mir zufälligerweiſe wohl do chütteten, da Ver- En 15 ihr ſtarr wie das Schickſal,— rüttelte, die verkehrte Taſſe Kaffee gegeben, in die Sie jenes Pulver das Sie für ein unſchuldi N Kerkermeiſterin! Es wollte Varna ſcheinen, als ob Frau Herryots Geſicht ſich bei ihrer Frage merklich umdüſtere, aber mit vollkommener Faſſung jedenfalls erwiderte dieſe: „Mein liebes Kind, ich weiß, daß Sie krank waren und es noch ſind. So will ich Ihnen Ihre Worte nicht zur Laſt legen. Selbſt der Doktor war ratlos.“ „Der Doktor? Welcher Doktor?“ „Nun, der Arzt, der ſte behandelte, als Sie im wildeſten Fieber raſten. Aber Sie wiſſen es ja gar nicht, könne es ja auch nicht wiſſen, wie ſehr wir um Ihr Leben bangten!l“ Varna fühlte ſich faſt ohnmächtig, etwas zu erwidern; ſie hatte allerdings ein unklare Empfinden, daß lange Zeit vergangen ſein müſſe, ſeit ſie mit Frau Herryot und jener widerwärtigen Franzöfin im Wagen gefahren war, aber wie lange das her war, davon hatte ſie keine Ahnung. Mit leiſer Stimme ſichtlich niedergeſchlagen, fragte ſie, welcher Tag des Monats es ſei. 0 „Heute haben wir den neunzehnten Mai.“ „Den neunzehnten Mai! Das ſind ja drei Wochen, ſeit wir in Sandborough waren!“ „Drei Wochen, ja. Sie, mein liebes Kind, ahnten indes nichts von dem Fluge der Zeitz die nur zu raſch dahinfließt und die auch mi jetzt daran erinnert, daß ich häusliche Ber- pflichtungen habe. Sie verzeihen mir, wenn ich Sie auf kurze Zeit verlaſſen muß.“ „Aber Sie versperren die Tür nicht?“ „O, nein, gewiß nicht J. 1 „Ich lehre in wen!⸗ Bunte Zeitung Wiſſen Sie 2 daß jeder Deutſche über 18 Jahren durch⸗ ſchnittlich elf Mal jährlich ins Kino geht, dage⸗ gen aber nur ein Mal ins Theater, und daß es dementſprechend in Deutſchland rund 5000 Licht⸗ ſpleltheater aber nur 400 Theaterbühnen gibt? Atemprobe für angehende Flieger. Das Anhalten des Atems für mindeſtens 69 Sekunden iſt nach den Prüfungsvorſchriſten für den Eintritt in das engliſche Fliegerkorps der eniſcheidende Nachweis der körperlichen Brauch⸗ barkeit des Bewerbers. Wenn ein Prüfling ein mangelhaftes Aimungsſyſtem hat, wenn ſein Herz ungeeignet iſt, das Blut richtig zirtulieren zu laſſen, oder wenn das Blut ſelbſt eine falſche chemiſche Zuſammenſetzung auſweiſt, ſodaß es ſeine Aufgabe im Organismus nur unzureichend erfüllen kann, halten. Die Prüfung ſoll ferner das Verhalten des Nervenſyſtems beim Flug in großen Höhen erweiſen. Eins der erſten Sympiome des Sauer— ſtoffmangels iſt beim Höhenflug das Verſagen eines Urteilsvermögens. Wenn ein Kandidat ſeinen Atem nur kurze Zeit anzuhalten und für die Wiederaufnahme der Atmungstätigkeit nur eine ſinnloſe oder unzutreffende Erklärung zu geben vermag, ſo iſt die Annahme gerechtfertigt, daß auch die Stabiltät von Gehirn und Nerven licht genügt. Sechs Lehrer und... neun Schüler! Aus Beelitz bei Potsdam wird ein Schulkurko— fun berichtet, das wohl in Deuiſchland kaun loch ſeinesgleichen ſinden dürfte. Die dortige Mittelſchule wird von neun Schülern beſucht, die don ſechs(61!) Lehrern unterrichtet werden. Eine Abberufung der Lehrer iſt leider nicht mög- ich, da ſie nach ihren Verträgen ſich nur als Mik⸗ ſelſchul- und nicht als Volksſchullehrer beſchäf⸗ igen zu laſſen brauchen. Natürlich ſucht man bieſem unhaltbaren Zuſtand möglichſt raſch ein Ende zu machen und eine Stadtverordneten Kommiſſion ſoll zur Regierung geſchickt werden, um die entſprechenden Maßnahmen zu veran— laſſen. Die Frage iſt nur die, wieſo es überhaupt zu dieſen Zuſtänden hat kommen können. Das „Beſte“ wäre vielleicht, drei Schüler anderswo einzuſchulen, damit von den reſtlichen ſechs we— nigſtens jeder ſeinen eigenen Lehrer hat. vom menſchlichen Körper Der menſchliche Körper iſt nicht nur dem „Laien“, dem Nichtmediziner, zuweilen ein rät⸗ ſelhaftes Ding. Auch„ſtudierten“ Leuten gibt er oft ganz beachtliche Nüſſe zu knacken, obwohl er wie wenig andere Dinge bis in ſeine letzten Einzelheiten durchforſcht— er forſcht— iſt. So iſt beiſpielsweiſe eindeutig und ſicher feſtgeſtellt, daß die menſchliche Hautoberfläche, wenn man ſie ausbreiten würde, eineinhalb Quadratmeter ausmachte. Selbſtverſtändlich gilt dieſes Maß für einen ausgewachſenen normalen Menſchen, denn daß ein kleines Kind weniger Hautoberflächen hat als ein Zweimetermann wie beiſpielsweiſe der Boxrieſe Carnera iſt ganz klar. Der menſchliche Körper aber, deſſen Oberfläche ſo wenig groß iſt, ſetzt ſich aber aus einer ſolchen Zahl einzelner Zellen zuſammen, daß zu ihrer Berechnung aſtronomiſche oder„Inflations“⸗ Ziſſern herangezogen werden müſſen. Er ent⸗ hält nämlich nach neueren Feſtſtellungen viele Billionen Einzelzellen. Da eine Billion bekannt⸗ lich eine Million Millionen oder 1000 Milliarden iſt, kann man verſuchen, ſich die vielen Billionen irgendwie vorzuſtellen. Zum Schluß noch ſei mitgeteilt, daß ein rotes Blutkörperchen nur 9,0008 Gramm wiegt, ein Gewicht, das man ſich ebenſowenig wie die Zahl der Zellen irgendwie vlaſtiſen vorſtellen kann. Großwohnungen vor 400 ö Jahren Zur Zeit der Entdeckung Kubas Spanier ſaſſen an Siboneyes. durch die der kubaniſchen Küſte die Sie lebten hauptſächlich vom Fiſch⸗ fang, daneben pflanzten ſie etwas Mais, Baum“ wolle, Bananen und Ananas und hielten ſich auch Haustiere. faſſung, waren in drei Klaſſen eingeteilt und wurden von Häuptlingen beherrſcht, die abſolute Gewalt hatten, ohne ſie zu mißbrauchen. Das Eigentum war, wie bei vielen„primitiven“ Völ⸗ kern, gemeinſchaftlich. Die Arbeit oblag in erſter Linie den jungen Leuten, die Alten führten ein verhältnismäßig angenehmes Leben. Die Häupt⸗ linge hatten ſtändig ihre Medizinmänner zur Seite; ſie benutzten den Aberglauben ihrer Un⸗ tertanen als praktiſches Regierungsmittel, wo⸗ nach ſie ſelbſt ſehr aufgeklärt geweſen ſein muß⸗ ten. Der Tabak ſpielte eine ſehr große Rolle— was auf Kuba weiter nicht verwunderlich iſt— und zwar nicht nur als Rauſchgift, ſondern auch als Medizin und als unentbehrlicher Begleiter bel allen Feierlichteiten. Das Merkwürdigſte an dieſem Volk war die Art zu wohnen. Die Sibo⸗ neyes hatten richtige„Großwohnungen“. Ihre Siedlungen beſtanden aus nicht mehr als ſechs bis zehn großen Häuſern, in denen 300 und mehr Menſchen hauſten; in guter Eintracht, wie berich- tet wird. Die Berührung mit den Europäern wurde auch den Siboneyes verhüngnisvoll. Nach dauernden Auswanderungen und vielen Revol⸗ zen verſchwanden ihre letzten Reſte um die Mitte Man will dort mit der alten, aus dem Fernen Oſten übernommenen Seldenraupenzucht ſo wird der Betreffende außer⸗ ſtande ſein, den Atem 69 Sekunden lang anzu⸗ Sie hatten eine eigentümliche Ver⸗ Brot vom Maulbeerbaum In Zeiten der Not ſpinnt man Selde.— Das Wiederaufleben der Seibenraupenzucht in Deutſchlanb. 12 Die Stadt Lauenburg in Pommern, bie, wie alle deutſchen Städte, ſehr unter ihren ſinanziel⸗ len Laſten zu leiden hat, hat einen Ausweg ge⸗ funden, um wenigſtens einen Teil ihrer Er⸗ werbsloſen nutzbringend beſchäftigen zu können, Sie läßt ein Stiick Gemeindeboden urbar ma⸗ chen, um 900 Maulbeerbäume anzupflanzen. einen neuen Verſuch machen. Die Stadtväter von Lau— enburg treten damit in die Fußſtapfen Friedrichs bes Großen, der eigentlich der Vater des deut⸗ ſchen Seidenbaues genannt werden kann. War er es doch, der im Intereſſe der wirtſchaftlichen Geſundung ſeines durch viele Kriege in Mitlei⸗ denſchaft gezogenen Staates Geld und Land in für die damalige Zeit rieſigen Ausmaßen dem Anbau von Maulbeerbäumen freigab. Unter Zuſicherung hoher Prämien erreichte er es, daß 5000 Morgen in Preußen der Zucht der Seiden— raupe zugänglich gemacht wurden. Seine Reſi— denzſtadt Potsdam und ihre Umgebung beſaßen in jener Zeit an 20 000 hochſtämmige Maulbeer— bäume. Dazu kamen noch unzählige Maulbeer— hecken, die man auf Kirchhöfen und Straßen- ecken antraf. Friedrichs Plantageninſpektor Ca— tena und ſeine beiden Kommiſſare, Flüchtlinge aus dem Seidenbauland Frankreich, mußten tagaus, tagein Schullehrer und Veteranen des Siebenjährigen Krieges in der Behandlung der Seidenraupe unterrichten und beraten. Es kam auch einmal eine Zeit, wo Preußens Seidenbe— darf im e genen Lande eingedeckt werden konnte. Das will viel heißen, denn bei Militär und Zi⸗ vil war damals das Seidenkleid ſehr in der Mor de. Im vorigen Jahrhundert kam die Seiden— raupenzucht allmählich zum Erliegen. Schmarot— zerpilz und Schimmelpilz taten ihr Werk. Erſt als ſich im Weltkrieg die Notwendigkeit ergab, auf möglichſt vielen Gebieten von ausländiſcher Einfuhr unabhängig zu werden, kam es zur Wiedergeburt der Seiden raupenzucht in Deutſch— land. Vor allem wurde der Gedanke propagiert, die Seidenraupenzucht als Nebenerwerb für länbliche Siedler, Kleinbauern und Kriegsinva— liden einzuführen. Große Anſchaffungen ſind hier ja nicht notwendig. Das Haupterfordernis. Mich Deinen Bahnenluffos flit Kathrein e r. Ons iſt geſander- unſ bas kioſtet (erfrrulicheriueiſeſ) ienige- dals die Malte. it, vis tall ein Stud Lano zur anpflantzung der Maulbeerſträucher und einen heizbaren Raum zur Raupenzucht beſitzt. Die Betriebs- mittel für den Seidenbau, der nur die Monate Juni bis Mitte September ausfüllt, ſind auch nicht allzu koſtſpielig. Für 60 Pfennige bekommt man ungefähr tauſend Raupeneier, die nicht mehr als ein Gramm Gewicht ausmachen, porto— frei ins Haus geſchickt. Eine mittlere Zucht iſt ſchon bei 20 000 bis 30000 Raupen möglich. Für ſie muß man min— beſtens tauſend Maulbeerſträucher anpflanzen; ſie koſten als einjahrige Sämlinge keine 50 Mk. und erfordern nur ein Drittel Morgen Land. Ein Strauch von ſechs Jahren gibt 40 Raupen Nahrung, tauſend Sträucher können alſo 40 000 Raupen dienen. Dieſe Raupenmenge ergibt ein Trockenkokongewicht von etwa 21 Kilogramm. 12 bis 16 Mark werden für das Kilo Kokons im Handel bezahlt, ſo daß dieſer Nevenerwerb in awel Monaten eine Einnahme von 300 Mark er⸗ geben kann. Unſer Klima und unſer Boden ge⸗ nügen dem e Maulbeerbaum, der ſelbſt auf Sandboben gedeiht, vollkommen. Bei der Seiden raupenzucht braucht es freilich Ge⸗ dulb; die Depiſe heißt:„Mit Geduld und Zeit wird“ Maulbeerblatt zum Seidenkleid.“ In Möllersfelde bei Berlin befindet ſich eine Seiben rauperei, eine Zuchſttation des Gemein— nützigen Verbandes für Seidenbau. Dieſes Mu— ſtei einer Seidenraupenzucht beſteht aus einem gerumigen Saal und einer Anzahl von Neben— räumen, in denen an 40000 Seidenraupen friſch⸗ knabbern. Die Tierchen wurhen als Eier bezogen. Schon nach dreitägiger Hauswärme entſchlüpſen die Rau⸗ pen. Ihre ganze Lebensarbeit beſteht jetzt darin, gepflückten Maulbeerblättern daß ſie einen„Bärenappetit“ entwickeln und kräftig darauf losfreſſen. In etwa einem Monat, in dem ſie ſich viermal gehäutet haben, erreichen; ſie das Dreißigfache ihrer einſtigen Größe und das Achthundertfache ihres urſprünglichen Ge— wichts. In einem Winkel verkrochen, flechten ſie ein ſpinnwebfeines Netz um ſich. In drei Tagen haben ſie die vom Züchter erſehnten Seidenko— kons hergeſtellt, Mit heißem Dampf werden die Larven in den Kokons einige Tage ſpäter getö— tet. Dies geſchieht bei 70 Grad Wärme. Aus jedem Kokon werden 800 bis 1000 Meter ab— baſpelbarer Seidenfaden gewonnen. Dieſer glän— zende, äußerſt feſte Faden iſt ein aus Stoff, der nach dem Austreten aus den zwei unter dem Raupenmund gelegenen Oeffnungen ſofort an der Luft erhärtet. Aus dieſem Stoff iſt auch der Kokon eniſtanden, in dem ſich die Raupe verpuppt Die Puppen im Kokon werden deshalb getötet, weil der Schmetterling beim Auskriechen den Kokonfaden zerreißen würde. In dieſen Tagen, da die Einrichtung des Hohenzollernſchloſſes Glienicke und mit ihr wertvolle Reliquien Friedrichs des Großen unter den Hammer kommen, darf daran erinnert wer— den, daß vor etwas über hundert Jahren in dem Glienicker Schloß eine Seidenbauanſtalt unter— gebracht war. Kragenknöpfe Wer kennt ihn nicht, den langwierigen unk zuweilen verzweiflungsvollen Kampf gegen di Tücken gerade dieſes Objekts? Wer hat ſich nich ſchon mit ſeinem' Kragenknopf herumgeſtritten gerade in Augenblicken, in denen Minuten mil Geld aufzuwiegen geweſen wären, wer hat nich ſchon hartnäckig und in verbiſſener Wut gerad den Kragenknopf geſucht, den er verloren hatte während im Schubfach griffbereit mehrere neue lagen?— * Durch all dies hat ſich um den Kragenknopf eine gewiſſe Gloriole gebildet, er iſt für viele das Sinnbild erſolgloſen Kampfes, vergeblichen Su— chens geworden. Denn der Kragenknopf hat die Gewohnheit, ausgerechnet dann, wenn er ſehr dringend benötigt wird, nicht da zu ſein. Und dann läßt er ſich trotz eifrigſten Suchens ſolange Termin verſtrichen iſt. Nach Möglichkeit liegt das heimtückiſche Ding— na- nicht finden, bis de türlich wenn es zu ſpät iſt— unangenehm ſpöt⸗ tiſch blinkend direkt vor dem Sucher auf dem Waſchtiſch, und zwar mitten darauf. anderer Fall: Der Kragenknopf iſt Mühe endlich ſo plaziert, daß er ſeiner Beſtim— mung, den Kragen zu halten, dienen kann. Mit man das Werk vollenden, Kragen und Knopf zu feſter Gemein- einem erlöſten Auſſeufzen will ſchaft verbinden, da geht der Knopf Aus unerſindlichen Gründen immer Zeitpunkt. Und die ganze Quälerei kann von vorne losgehen. Man ſollte den oropagiere Schillerkragen zum Zmoking — 825 5 . 1— Das Auto König Zogus, mit dem er ſich zu einer Opernvorſtellung begeben wollte. Kum Altenlat auß den Nönig uon Albanien in Wien Die verhafteten Attentäter 11 Ndok Gjeloſhi(oben) und 18 Aziz Cami(unten). Auf den König von Albanien Achmed Zogu, der ſich in ärztlicher Behandlung befand, wurde ein Attentat verübt, das jedoch mißglückte. Ein Begleiter des Königs wurde ge⸗ tötet, ein anderer ſchwer verletzt. Die Attentäter, Anhänger von Zogus Gegner Fan Noli, 2 den Spinn⸗ drüſen der Seidenraupe abgeſonderter flüſſiger anhaltende Druckanſtieg iſt vielmehr auf Oder ein nach vieler entzwei. gerade in dem Augenblick, in dem man am allerletzten da— ran gedacht härte, immer auch zum unpaſſendſten und ein Nationalſozialiſt von gen Tag an. Parteibüro der Nationalſozialiſten zu ſtürmen. Die Polizei mußte wiederholt Nachmittag wurden leicht verletzt. Gegen 4 Uhr nachmittags kam es gu einer Schlägerei auf der Straſſe, wobei von den Demonſtranten geſchoſſen wurde. Eine Per⸗ ſieben Perſonen %%ͤÜͤñ ⅛ œàũUi...] ⅛ 55 ꝛ ůÄaA— vr Ü Cawinen bedrohen alle Hochalpenpäſſe 55...—— Partie am Matterhorn bei Zermatt, das rings von allem Verkehr abgeſchnitten iſt, da faſt ſämtliche Hochalpenpäſſe inſolge Lawinen und Lawinengeſahr geſperrt ſind. Der Papagei bringt es an den Tag Ju einem öſtlichen Vorort Newyorks wohnte der Matroſe Nitkos mit ſeiner Frau und einem Papagei, den er von einer ſeiner Reiſen mitge⸗ bracht hatte. Der bunte Vogel zeigte bald ſeine Fähigkeiten und ſeine erſtaunliche Geſchicklichkeit im Nachſprechen von Worten, die man ihm vor⸗ ſagte. Seine Gelehrſamkeit und ſein Sprach— talent machten ihn in der ganzen Nachbarſchaft bekannt. Es genügte, daß man dem Papagei ein Wort vorſprach und ein paar Mal wiederholte, um den Vogel zu befähigen, das Wort deutlich nachzuſprechen und es ſeinem Wortſchatz auf im mer einzuverleiben. Kürzlich wurden die Nach— barn nachts durch die Stimme des Papageis, die aus der Wohnung des Nitkos erklang, aus den Schlafe geſchreckt. Der Vogel ſchrie mit dem gan— zen Auſgebot ſeiner Kraft:„Papa, tu es nicht, tu es nicht!“ Erſchreckt eilten ein paar Nachbarn die Treppe hinauf und pochten an die Tür des M Da drinnen alles ſtill blieb, ſchlugen Natroſen. ſie ſchließlich die Tür ein. Ein ſchreckliches Schau⸗ ſpiel bot ſich ihren Augen. Die Frau des Nitkos lag mit durchſchnittener Kehle tot am Boden. Von dem Matroſen ſelbſt war nichts zu ſehen, aber die Worte des Papageis ließen keinen Zwei⸗ fel, daß der Mann der Mörder war. Nitkos wurde am nächſten Morgen aufgegriffen und verhaftet, leugnete zunächſt, mußte ſich aber ſchließlich zu einem Geſtändnis bequemen. Wetterlage Wetterbericht. Ueber Mitteleuropa hat ſich der Druckanſtieg fortgeſetzt, obwohl eine weitere Zufuhr kalter Luftmaſſen ſeit geſtern fehlt. Der Vor⸗ gänge in größeren Höhen der Atmoſphäre zu— rückzuführen. Er hat bereits zur Ausbildung eines kräftigen Hochdruckrückens über Deutſchland geführt, ſodaß wir zunächſt mit ruhigem und im ganzen trockenen Wetter rechnen dürſen Bei vielfach geringer Bewölkung kommt namentlich in den Mittagsſtunden die Einſtrahlung Geltung u. bewirkt verhältnismäßig hohe Tem— peraturen, während nachts noch leichter Froſt ſich einſtellt. Ueber Weſtengland hat allerdings durch bas Vordringen feuchter Subtropikluft raſch Barometerfall mit ſchneller Wetterver— ſchlechterung eingeſetzt, doch werden dieſe Vor— gänge zunächſt nordoſtwärts wandern und höch— ſtens die Küſtengegenden beeinfluſſen. Wolkig bis aufheiternd trocken, mittags recht mild, nachts noch Froſt, ſchwache, wech— ſelnde Winde. leichter Letzte Radiomeldungen Schwere polttiſche Zuſammenſtöße wtb. Böttingen, 25. Febr. Nachdem bereits am 23. Februar ein Stahlhelmangehöriger Linksradikalen überfallen und ſchwer verletzt worden waren, dauerten die Unruhen auch den ganzen geſtri⸗ Linksradikale verſuchten das mit dem Gumi⸗ knüppel einſchreiten. Am Vormittag und ant je ein Nationalſozialiſt ſon erlitt ſchwere Verletzungen; eine von den Nationalſozialiſten in einen Saal einberufene Verſammlung verlief ruhig, jedoch wurden im Anſchluß hieran abmarſchierende National⸗ ſozialiſten von Demonſtranten beſchoſſen. Bei der ſich entwickelnden Schlägerei murden einige Demonſtranten leicht und zwei Nattonalſoziali⸗ ſten ſchwer verletzt. Als in ſpäter Nachtſtunde die Polizei auf der Geismarer⸗Landſtraße einen etwa 150 Mann ſtarker Demonſtrantenzug auflöſen wollte, wurde ſie ebenfalls beſchoſſen. Die Polizei räumte die Gegend von den De⸗ monſtranten, die einige Leichtverletzte mit ſich führten. An beiden Tagen wurden insgeſamt ſchwer verletzt. G 1 rr // c v 8 ä — — 8 — —— —— 322222 ⁵ðV% —————— —