8 Lokale Nachrichten Vie geerdigung des ſo plötzlich dahin⸗ geſchiedenen Kaufmanns Herrn Jakov Hook fand geſtern Nachmittag unter gewaltiger Anteil⸗ nahme der geſamten hieſigen Bevölkerung ſtatt. Ein jeder wollte ſein Mitgefühl und Teilnahme an dieſem herben Verluſte bekunden. Der Entſchlafene, der im beſten Mannesalter dem Kreiſe ſeiner Fa⸗ milie entriſſen wurde, erfreute fich allgemeiner Hoch⸗ achtung und Wertſchätzung Seine Klubgenoſſen vom Odenwaldklub, ſeine Geſinnungsfreunde vom Kath. Kaufm. Verein und ſeine Schulkameraden erwieſen ihm die letzte Ehre. R l. P. * Volkstrauertag und evangeliſche Kirche Am Sonntag Reminiszere— den 31. März— wird an manchem Orte ein Votkstrauer⸗ tag zum Gedächtnis der Kriegsgefangenen begangen. Die evgl. Kirche nimmt an der Ehrung unſerer Gefallenen ganz befonderen Anteil. Sie hat dies u.a. dadurch begründet, daß ſie für den Totenſonn⸗ tag alljährlich beſondere Gedenkfeiern anordnete. Auch für den Sonntag Reminiszere veranſtaltet ſie beſondere kirchliche Feiern dann, wenn durch orts- polizeiliche Anordnungen— für den Sonntag ſelbſt, ſowie den Vorabend— jede Tanz- oder ſonſtige Zuſtbarkeit, die dem Charakter des Tages wider- ſprechen würden, verboten werden. Die allgemeine Anordnung kirchlicher Feiern für den Volkstrauer- tag iſt ihr jedoch leider ſolange unmöglich, als nicht durch reichs oder landesgeſetzlichen Schutz dieſer Tag allgemein eingeführt und allgemein vor Mißbrauch geſchützt iſt. „Die Erbſünde des Herru Gucken bach,“ Luſtſpiel in 3 Akten von Richard Blaſius wird am Sonntag, den 8. März 1931, abends 8 Uhr im Kaiſerhofſaale von der Operetten-⸗ und und Theatergeſellſchaft zur Aufführung gelangen. Wer ſich ſo richtig nach Herzensluſt auslachen will, der beſuche dieſen luſtigen, humorvollen Abend. Eintritt 50 Pfg. Karten ſind im Vorverkauf von heute ab zu haben bei Friſeur Gg. Lang, Filiale Lang, Kaiſerhof, ſowie bei den Mitgliedern. Alſo auf am Sonntag, den 8. März 1931, in den Kaiſerhof, alles bekommt Lachkrämpfe, alles lacht Tränen. * Auszahlung der Militärverfar⸗ gungsgebührniſſe, Juvaliden-, Mufall⸗, uſm. Renten. Die Militärverſorgungsgebühr⸗ niſſe für den Monat März werden bereits am Donnerstag, den 26. Februar, die Invaliden-, Un- fall⸗ uſw. Renten am Samstag, den 28. Februar, Vormittags bei dem Poſtamt ausbezahlt. Auskunft über den dentſchen Feidenban, lohnende Seidenraupenzucht u. Maul- beerkultur ſowie über alles Wiſſenswerte erteilt allen Intereſſenten gern koſtenlos Herr Otto Beck, Berater für den deutſchen Seidenbau, Weinböhla (Bez. Dresden), Schließfach 22. Anfragen jedoch bittet er Rückporto beifügen zu wollen. Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vörſtands⸗ Mit⸗ glieder ⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden SEF Reichsbauner Schwarz⸗Rot⸗Gold. Heute Mitt⸗ ſportler. Alles muß erſcheinen.— Freitag Abend ab halb Uhr Uebungsſchießen.— Sams⸗ tag Abend Treffpunkt der Kameraden im Lokal „Brechtel“. Sämtliche Sporttrikos müſſen ab⸗ geliefert werden und bitten die Kameraden der Anweiſung nachkommen zu wollen. Die techn. Leitung. Männergeſang⸗Verein. Donnerstag Abend 8 Uhr Singſtunde für 1. Tenor und 1. Baß. Um ½¼9 alle Stimmen. Der Präſident. Chriſtliches Gewerkſchaftskartell. Donnerstag, den 26. Februar, abends ½8 Uhr, findet im „Löwen“ unſere 5. Verſammlung ſämtlicher Be⸗ rufsgruppen ſtatt. Referent Arbeiterſekretär Hack, Frankfurt. Wir bitten in Anbetracht der Zeit um vollzähliges Erſcheinen. Der Vorſtand. NB. Möchte ganz beſonders unſere weibl. Mit⸗ glieder des Kartells aufmerkſam machen, daß am 4. März Frl. Fahlberg-Berlin in Viernheim ſpricht. Näheres folgt. Müller. Reiſevereinigung der Brieftaubenzüchter. Sonntag, den 1. März, nachm. 2 Uhr, findet im Saftladen unſere diesjährige Frühiahrsverſammlung ſtatt. Vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Wünſche und Anträge ſind beim Vorſitzenden bis Sonntag einzureichen. Krieger⸗ u. Soldatenverein„Teutonia“ Schützen abteilung. Mittwoch, den 25. Februar, abends 8 Uhr, Uebung der Spielleute. Ab/ 9 Uhr Uebungsſtunde für Jungſchützen. Sport mit⸗ bringen. Der Vorſtand. Verein der Hundefreunde(Ortsgruppe S.-V.) Heute Mittwoch Abend ½9 Uhr Verſamm⸗ lung im Ochſeu betr. Interne Schau in Wein- heim. Der Vorſitzende. Bekanntmachung. Als gefunden wurde ein Herrenfahrrad gemeldet. Biernheim, den 25. Februar 1931. Heſſ. Polizeiamt: Ludwig. Warnung. Warne hierdurch jedermann meinen beiden Kindern Anna u. Karl Buſalt weder etwas zu leihen noch zu borgen, da ich für nichts aufkomme. Raſpar Buſalt I., Wieſenſtraße 7 woch abend halb 8 Uhr Uebungsſtunde der Schutz ⸗ Heſſiſcher Candtag „Finanzausſchuſt des Heſſiſchen Landtags. Darmſtadt, 24. Febr. Im Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtages wurde heute beim Kapitel Landesſteuern von der Regierung mitgeteilt, daß für den Wohnungsbau in Heſſen im Jahre 1931 nur 5 Millionen Mark verfügbar ſind, alſo nur die Hälfte von 1930. Sie ſind auf Grund der Notverordnung des Reichspräſidenten vom 1. 12. 1930 in Zukunft durch eine einheitliche Landes⸗ ſtelle unabhängig von dem örtlichen Aufkommen zur Deckung des dringenden Bedarfs zu vertei⸗ len. Neuwohnungen ſollen zur Unterbringung minderbemittelter und bedürftiger Volksſchichten errichtet werden, mit einer Wohnfläche von 32/45 am. zu einem Mietpreis von 20—40 Mark. Die verfügbaren fünf Millionen werden vollſtändig für Verzinſung und Tilgung der auſgenomme⸗ nen Anleihen aufgebraucht, weshalb für 1930 nur der Betrag der Rückflüſſe und der Aufkom⸗ meuszinſen aus den ſeither gewährten Baudar⸗ lehen mit rund 1,5 Millionen zur Verfügung ſteht. Nach Abzug der Beträge für Inſtand⸗ ſetzungsdarlehen und guſatzdarlehen verbleibt zur Verwendung noch eine Million, die für Bau⸗ darlehen an den Bauherrn oder für Zinszu⸗ ſchüſſe verfügbar ſind. Die Darlehen und Zu⸗ ſchüſſe ſind ſo zu bemeſſen, daß möglichſt die be⸗ ſtimmungsgemäß feſtgeſtellte Zahl von Wohnun⸗ gen unter Einhaltung der beſtimmten Mietshöhe erſtellt wird. In Heſſen dürfen die Geſamther⸗ ſtellungskoſten je Wohnung 7500 Mark nicht überſteigen. Zur Erſtellung tragbarer Mieten iſt alsdann ein Baudarlehen erſorderlich von 3300 Mark je Wohnung. Unter dieſer Vorausſetzung könnten 300 Woh⸗ nungen mit Baudarlehen beliehen werden. die Frage, ob Zinszuſchſſe oder Baudarlehen ge⸗ währt werden, ſehr ſchwierig iſt. Von ſozialde⸗ mokratiſcher Seite wird die Regierung erſucht, ſich mit den maßgebenden Stellen des Reiches in Verbindung zu ſetzen, um billiges Geld für den Baumarkt zu ſchaffen, weil die Lage auf dem Baumarkt geradezu kataſtrophal zu werden drohe. Die Beleihungsgrenze bei erſtſtelligen Hwothe⸗ ken könnte weſentlich höher gezogen werden. Wenu Geld zu 6 Prozent zu haber wäre, würde die Bautätigkeit ohne Zweifel einſetzen. Auf die Ausführungen des Landbundes, daß vor allem verſucht werden müſſe, bei den Banken und Sparkaſſen den Zinsfuß zu ſenken, den dieſe Kreditinſtitute nehmen und daß ferner die Bau⸗ arbeiterlöhne geſenkt werden müßten, daß der gegenwärtige Bauarbeitertarif nicht mehr auf⸗ recht zu erhalten ſei, berichtete Miniſter Korell, ſeine Verhandlungen mit Banken und Sparkaſ⸗ ſen in Heſſen allein verſprechen wenig Erfolg, wenn nicht auch die naſſanuiſchen Geldinſtitute ihren Zinsfuß ſenkten. Eine Aenderung des Bauarbeitertarifes könne nur von zentraler Stelle— von Berlin aus— erſolgen. Die Lohn⸗ ſenkung aber habe zur Vorausſetzung die Sen⸗ kung der wichkiaſten Lebensmittelpreiſe, bei de⸗ nen die Spanne zwiſchen Produzenten⸗ und Konſumentenpreis immer noch viel zu hoch wäre. Auf eine Anfrage des Landbundes warum in Heſſen die Realſteuern nur um 6 Millionen geſenkt nd. Vom Landbund wird darauf hingewieſen, daß g 0 N N ſte„ daß dnung nur die Hälfte des im ve ihre 1 für den Wohnungsbau beſtimmten Betr ur Steuerſenkung verwendet werden müſfe; ſei geſchehen. Die Grundſteuer ſei dem entſpre⸗. chend um 6 die Gewerbeſteuer um 12 Prozent geſenkt worden. Eine entſprechende Verordnung über die Senkung dieſer Steuern bei den Ge⸗ meinden werde in den nächſten Tagen ergehen. Die Regierung teilte dann noch mit, daß die 809 ber rückſtändigen Steuerpoſten wie die öhe der Rickſtände in den letzten Jahren ſtark abgenommen haben. Die Höherbeſteuerung bei der Sondergebäudeſteuer ſei nach den bisherigen Erfahrungen nicht unbeträchtlich, und es müſſe der Regierung Ermächtigung gegeben werden, jetzt ſchon eintretende Härten zu beſeitigen. Zwei Landbundanträge, wonach Räume fur Gewerbebetriebe keine beſondere Steuerpflicht begründen, wenn im übrigen der Beſitz nach dem Sondergebäudeſteuergeſetz ſteuerfrei ſei und fer⸗ ner, daß hypothekaliſche Belaſtungen, die vor 1919 zum Zwecke der Gutsübertragung eingetra⸗ gen waren, nicht als Belaſtung im Sinne des Artikels 7 Abſ. 8 des Sondergebäudeſteuerge⸗ ſetzes zu gelten haben, ſalls die Anſchlagſumme voll zur Ablöſung konmen muß, werden, nach⸗ dem die Regierung erklärt hat, daß ſie bisher ſchon in dieſem Sinne verfahre, angenommen. Eine Reihe kommuniſtiſcher Anträge wird ein⸗ ſtimmig abgelehnt. Angenommen wird ferner ein Landbundantrag, der die Regierung erſucht, dafür zu ſorgen, daß ab 1. Apil 1932 die Ein⸗ heitsbewertung zu Grunde gelegt wird. Die Annahme erfolgte mit acht gegen fünf Stimmen. Ein Zentrumsantrag, die zur Verbilligung von Lageplänen und Meßbriefen eingeſetzte Summe von 60 000 Mark auf ben wirklich notwendigen Betrag zu kürzen, wird einſtimmig angenom⸗ men. Danach wird das Kapitel Landesſteuern mit neun gegen zwei Stimmen bei zwei Stimm⸗ enthaltungen genehmigt. Einſtimmig wird das Kapitel 12 Lotterie gutgeheißen. Die Debatte wendet ſich darauf dem Kapitel 15 Ruhegehalte zu, über das noch nicht abge⸗ ſtimmt wurde. Soziales Verbindlich erklärter Schiedsſpruch. Frankfurt a. M., 24. Febr. Der Schlichter für Heſſen und Heſſen⸗Naſſau hat den Schieds⸗ ſpruch vom 5. Febr. über das Lohnabkommen in der Metallinduſtrie für Heſſen⸗Naſſau, Heſ⸗ den und angrenzende Gebiete für verbindlich erklärt. Die Verhandlungen in der Rheinſchiffahrt geſcheitert. wtb. Eſſen, 24. Febr. Die Verhandlungen, die zwischen den Arbeitnehmern und Arbeit⸗ gebervertretern der Rheinſchiffahrt über die Neuregelung des Lohn⸗ und Rahmentarifs ge⸗ führt wurden, mußten ohne Ergebnis abge⸗ brochen werden. i Danksagung. Allen, die so innigen Anteil nahmen an dem Leide, das uns Gottes heil. Vorsehung geschickt, sagen wir herzlichen Dank. Besonderen Dank sagen wir der Hochwürdigen Geistlichkeit, den Ehrwürdigen Barmherzigen Schwestern, den Stiftern von heiligen Messen, den Spendern von Kränzen und Blumen, den Altersgenossen, dem Kath. Kaufm. Verein und dem Odenwald— Club. In tiefer Trauer: falle Hook ung Angenörige. Famie miakenbaen ung Angenbrige. . Jahresbericht. Vortrag. Verſchiedenes. Kah. Mamnerwereil. Sonntag, den 1. März, nachm. 3¼ Uhr findet im Freiſchütg(Kettelerſälchen) unſere diesjähige Generalverſemmlung ſtatt. Tagesordnung: Rechnungsablage. Wahl des Vorſtandes. Wir laden unſere Mitglieder höflichſt ein und bitten um vollzähliges Erſcheinen. 5 Schlafzimmer gebraucht, welches wir aus guter Zollbeamten ⸗Familie in Zahlung genommen haben, bieten wir Ihnen komplett zum Preiſe von Mk. 165.— gegen bar an. Das Zimmer beſteht aus einem ſehr ſchönen, großen Spiegel⸗ ſchrank, 2 Bettſtellen mit Röſten, die auch ſehr gut erhalten ſind, 2 Nachttiſche, 1 Waſchkommode mit Spiegelaufſatz u. 2 Stühlen. 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Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 150 Mt. kalender.— Annahme von Abonnements dag ei ins Haus ge en: wöchentl. das 10 8505 illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, 1. 50 ich einen Fahrplan in der Geſchüftsſtelle u. beim Zeitungsträger ſowie einen Wand- Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim F e ee n Agrardebatte im Reichstag Schickſalsverbundenheit der Berufsſtände odz. Berlin, 25. Febr. Präſident Löbe eröffnet die Sitzung um 3 Uhr. Vor Eintritt in die Tagesordnung fordert Abg. Schröter⸗ Merſeburg(Komm.) unter Hinweis auf die Blutopfer die ſofortige Beratung eines An⸗ trages auf Zurückziehung des gegen Berliner Demonſtrationen eingeſetzten Polizeiaufgebots auf Aufhebung des Demonſtrationsverbots und Amtsenthebung des Berliner Polizei präſidenten. Der ſofortigen Beratung des Antrages wird widerſprochen. Die zweite Beratung des Haushaltes des Reichsernährungsminiſtertums wird fort⸗ geſetzt. Die Deutſchnationalen und Nationalſozialiſten fehlen auch heute. Abg. Renken(Chr.⸗Soz. Volksd.) betont die enge Schickſalsverbundenheit von Bauern⸗ ſchaft und Arbeiterſchaft. Der Chriſtl.⸗Soziale Volksdienſt ſtelle ſich bewußt auf die Seite des Ernährungsminiſters. Die Landwirtſchaft könne mit Recht verlangen, daß ihr die Ren⸗ tabilität gewährleiſtet und daß in Deutſchland Nationalwirtſchaft getrieben wird. Dieſes be⸗ rechtigte Verlangen dürfe nicht durchkreuzt werden. Die Chriſtlich⸗Sozialen ſeien mit dem Agrarprogranm der Regierung einverſtanden. Sie hätten nur den Wunſch, daß die Miniſter Schiele und Treviranus ſich im Kabinett kräf⸗ tig durchſetzen. Abg. Freybe(WP.) weiſt auf die Ver⸗ ſchärfung der Weltagrarkriſe hin. Ohne ge⸗ ſunde Zollpolitik werden wir nicht auskommen. Zu einer geſunden Agrarpolitik gehört vor allem Aufhebung der Zwiſchenzölle, ſowie der Bindung für Fette im Vertrag mit Schweden und die Erhöhung der Fettzölle. Wenn die Behörden beim Abbau nicht ſelbſt mit gutem Beiſpiel vorangehen, haben ſie auch kein Recht, vom Zwiſchenhandel Preisabbau zu for⸗ dern. Wirklicher Abbau iſt nur bei gleichzei⸗ tiger Senkung der Steuern und Abgaben mög⸗ lich. Abg. Dr. Fehr(BBB̃d.) wendet ſich gegen die Ausführungen des Geheimrates Duitsberg⸗ Köln, der ſich nicht gerade freundlich nit der Landwirtſchaft beſchäftigt habe. An wirklichen Subventionen für die Landwirtſchaft kommen jährlich nur 36 Millionen heraus und dieſe Summe bleibt weit zurück hinter den Subven⸗ onen, die der Wirtſchaft und den ſozialen Einrichtungen der Arbeiterſchaft zufließen. Der Landwirtſchaft ſelbſt wäre es viel lieber, wenn ſie durch Wiederherſtellung ihrer Ren⸗ tabilität in der Lage wäre, auf ſolche Sub⸗ pentionen zu verzichten. Das in den letzten Jahren von der Regierung verfolgte Syſtem der Agrarpolitik hat trotz aller gehäſſigen Angriffe der äußerſten Rechten viel Segen für die Landwirtſchaft geſtiftet, vor allem Lurch das, was damit verhindert worden iſt. Wie deutſche Landwirtſchaft, beſonders die ſüdd. ſieht in Miniſter Schiele ihren Vertrauens Mann, Abg. Hoernle(K.) nennt den Mink⸗ ber den Ernährungsminiſter der Hungerrepu⸗ Rik.— Bizepräſident von Kardorff rügt die⸗ ſen Ausdruck. Abg. Meyer zu Belm(DV.): Die Deutſche Volkspartei ſteht den Beſtrebungen des Miniſters wohlwollend gegenüber und iſt durchaus für eine Berückſichtigung der bäuer⸗ lichen Intereſſen. Sie verlangt aber einen gerechten Ausgleich der Intereſſen der einzel⸗ nen Verufsſtände und behält ſich ihre end⸗ . Entſcheidung vor, bis die Vorlagen r Regierung vorliegen. Abg. Hillebrandt Staatspartei) tritt für bäuerlichen Wirtſchaft ein. Abg. Dobbert(S) betont, daß die Ar⸗ beiterſchaft ſtets Verſtändnis für die Nöte det Landwirtſchaft aufgebracht habe. Was das Landvolt aber in ſeinen Anträgen verlange, (Hoſpitant der die Intereſſen der grenze an Radikalismus. Wenn man von Landvolknot ſpricht, darf man auch die Land⸗ arbeiter nicht vergeſſen, die ganz unzureichend bezahlt werden. Abg. Beck⸗Oppeln(Z.): Die Erfolge der nzeiger eitung bei Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) eile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annonten⸗Expeditionen Beutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Anzei 1 75 Die einſpaltige 5 291 an beſtimmt vorgeſch Donnerstag, den 26. Februar 1931 Regierungspolitik der letzten Jahre für die Landwirtſchaft können trotz aller gehäſſigen Angriffe nicht geleugnet werden. Das Abſatz⸗ problem kann erſt gelöſt werden, wenn die Landwirte eine gewiſſe Standardiſierung in ihrer Produktion herbeiführen. Gegen 8.30 Uhr wird die Weiter⸗ beratung auf Donnersta g(12 Uhr) vertagt. Der„Weltarbeitsloſentag“ 4 Tote in Leipzig Plünderungen in Berlin— Zuſammenſtöße im Saargebiet— Sonſt verhältnismäßig ruhiger Verlauf witb Berlin, 25. Febr. Die für den heutigen Tag angetändigte große Aktion der kommuniſti⸗ ſchen Partei hat im Laufe des Vormittags zu einigen Zuſammenrottungen in verſchiedenen Stadtteilen Berlins geführt, die aber von der Polizei— teilweiſe unter Anwendung des Gum⸗ iknüppels geſprengt werden konnten. So kam es z. B. vor und in den Arbetisnachweiſen in der Gormannſtraße und in der Rückerſtraße zu Anſammlungen. An der Ecke der Flora⸗ und Berlinerſtraße in Pankow wurden ein Polizei⸗ offizier und ein Wachtmeiſter beim Einſchreiten gegen eine 20köpfige Menge angegriffen, konnten ſich aber die Angreifer mit dem Gummiknüppel vom Leibe halten. Auch in Neukölln in der Ber— linerſtraße bildete ſich ein Zug von etwa 100 Perſonen, die Hoch- und Niederrufe ausbrach⸗ 10 aber beim Erſcheinen der Polizei davon⸗ efen. In der Gormannſtraße kam es zwiſchen 11,30 und 12 Uhr mittags zu erneuten Zuſammenrot⸗ tungen. Zahlreiche Perſonen, die ſich in den Räu⸗ men des Arbeitsnachweiſes befanden, bewarfen aus den Fenſtern die unten Ordnung ſchafſen⸗ den Polizeibeamten mit Biergläſern und Stüh⸗ len und gaben auch einige Schüſſe ab, durch die aber Beamte nicht verletzt wurden. Die Polizei ging darauf energiſch gegen die Ruheſtörer vor, räumte die 4 a deg Arbeitsnachweiſes und gab ſchließlich eine Anzahl Schreckſchüſſe ab. Der Sachſchaden iſt erheblich. Die Demonſtranten flüchteten in die anliegenden engen Straßen. kehrten aber, ſobald die Polizei zurückging, im⸗ mer wieder zum Arbeitsnachweis zurück, ſodaß die Straße mehrſach geräumt werden mußte. In den Nachmittagsſtunden kam es in den verſchiedenen Stadtgebieten ebenfalls wieder zu— teilweiſe blutigen— Zuſcmmenſtö⸗ ßen und Ausſchreitungen. Arbeitsloſe verſuchen Lebens⸗ mittelgeſchäſte zu plündern enb Berlin, 25. Febr.(Eigene Meldung). Bei den bereits gemeldeten Erwerbsloſendemonſtra⸗ tionen iſt die Häufigkeit auffallend, mit der ver⸗ ſucht wurde, Lebensmittelgeſchäfte zu plündern. So liegen Meldungen von vier Fällen aus ver⸗ ſchiedenen Gegenden vor, die ſich faſt alle zur gleichen Zeit ereignet haben. In der Linden⸗ Rheinickendorſer⸗, Invaliden⸗ und Müllerſtraße drangen unbekannte Burſchen in die Geſchäfte ein und raubten ausliegende Wurſtwaren von den Ladentiſchen.. Weitere Ausſchreitungen Erwerbsloſer in Berlin. wib. Berlin, 25. Febr. Wie in den Vor⸗ mittags- und Mittagsſtunden, ſo iſt es auch am Nachmittag den Kommuniſten gelungen, eine Anzahl von Arbeitsloſen trotz des Demon⸗ ſtrationsverbotes auf die Straße zu treiben. Die Züge, die ſich an verſchiedenen Stellen der Stadt, ſo in Weißenſee, im Norden und Oſten der Stadt bildeten, waren meiſtens außeror— dentlich ſchwach und wurden durch Polizei⸗ beamte unter Anwendung des Gummiknüppels aufgelöſt. Mehrmals wurden die Beamten hierbei tätlich angegriffen. Die Hauptſchreier wurden ſiſtiert. Im Oſten der Stadt kam es am Nachmittag zur Plünderung zweier Le⸗ bensmittelgeſchäfte. Gegen Abend mußte in der Leipziger Straße nahe am Potsdamer Platz ein Demonſtrationszug von etwa 80 Er⸗ werbsloſen von der Polizei aufgelöſt werden. Zugleich kamen aus verſchiedenen Teilen des Weſtens Meldungen, daß größere oder klei⸗ nere Trupps ſich auf dem Anmarſch in dieſe Bezirke befänden. Die Polizei hat die notwen⸗ digen Vorkehrungen getroffen. Auch im Saargebiet ſchwere Zuſammenſtüße. Saarbrücken, 25. Febr. Anläßlich des für heute von den Kommuniſten propagierten„Weltar⸗ beitsloſentages“ kam es auch in Saarbrücken zu Unruhen, die von der Polizei und den Landſä⸗ gern nur mit Mühe unterdrückt werden konnten. Tauſende von Erwerbsloſen verſuchten zu⸗ nächſt, ſich auf dem Beethovenplatz zu einem De⸗ monſtrationszuge zu verſammeln, wurden jedoch von Polizei und Landjägern verdrängt und in die angrenzenden Straßen gepreßt, die ſie teils johlend und ſchreiend durchzogen, während an⸗ dere kleinere Trupps immer wieder einen Zug zu formieren ſuchten. was immer wieder von der Polizei und den Landjägern verhindert wurde. Dabei kam es wiederholt zu Zuſammenſtößen, wobei die Polizei den Gummiknüppel zur An⸗ wendung brachte. Viele Erwerbsloſe erlitten da⸗ bei Verletzungen, die zum Teil ſchwerer Natur ſind. Auch einer der von den Demonſtranten aufgebotenen Arbeiter-Sanitäter, die ſich ſelbſt aktiv an den Unruhen beteiligten, befindet ſich unter den Verletzten. Zahlreiche Perſonen wur⸗ den verhaftet. Die Erregung der Menge machte ſich wiederholt in ſchweren Beſchimpfungen der Polizei Luft, die teilweiſe arg bedrängt wurde und an vielen Stellen gleichzeitig einzugreifen gezwungen war. Größeren Umfang nahmen die Unru⸗ hen in Neunkirchen an. Dort rotteten ſich ebenfalls mehrere tauſend Erwerbsloſe zuſam⸗ aten, um einen Demonſtrationszug zu veranſtal⸗ ten. Dabei wurden Sprechchöre gebildet, Als Polizei und Landjäger einſchritten. wurde an mehreren Stellen von den Arbeitsloſen das Pflaſter aufgeriſſen und die Beamten mit Stei⸗ nen beworfen. Darauf zogen Schutzmannſchaft und Landjäger blank und trieben die Menge auseinander. Auch hier wurden mehrere Demon⸗ ſtranten verletzt, aber auch viele Beamten. Zahl⸗ reiche Perſonen wurden auch hier verhaftet. Drei Tote in Leipzig. wib Leipzig, 25. Febr. Im Auſchluß an eine von den Kommuniſten einberufene Ver⸗ ſammlung wurde in Leipzig⸗Volkmarsborf ver⸗ ſucht trotz bes Verbots einen Zug zu bilden. Ein Kommando Schuß polizei, das bagegen einſchrei⸗ ten ſollte, wurde von den Kommuniſten ange⸗ grifen und mit Steinen, Brikets und ähnlichem beworfen. Auch ſollen aus den Reihen ber An⸗ greifer Schüſſe gefallen ſein, ſo daß die Beamten ſelbſt zur Schußwaffe greifen mußten. Die genaue Zahl ber Toten und Verletzten ſteht noch nicht feſt. Doch ſollen, wie vom Polizeipräſidium er⸗ klärt wird, brei Perfonen getätet und acht verwundet worden ſein. Eine genaue Schilderung der Vor⸗ fälle läßt ſich erſt geben, wenn bie Ruhe wieder hergeſtellt iſt. n W ** n n 3 wib. Leipzig, 26. Febr. Zu den bereits ge⸗ meldeten ſchweren Ausſchreitungen in Leipzig iſt noch ergänzend mitzuteilen: Als ſich einem De⸗ monſtrationszug von etwa 2000 Perſonen ein Polizeikommando entgegenſtellte, wurde es mit Steinen beworfen und beſchoſſen. Hierbei wur⸗ den ſechs Polizeibeamte durch Steinwürfe mehr oder weniger ſchwer verletzt; während ein Beam⸗ ter einen Streifſchuß am Schenkel erhielt und bei einem anderen Beamten das Geſchoß am Koppelſchloß abprallte. Darauf machten die Be⸗ amten von der Schußwaffe. Gebrauch. Hierbei wurde einer der Angreiſer getötet. Acht weitere wurden vorwiegend ſchwer verletzt. Zwei dieſer Schwerverletzten ſind nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus geſtorben. Unter den Schwer verletzten befindet ſich auch ein zwölfjähriger Knabe, der einen Steckſchuß in die Schläfe er⸗ hielt, als er in einer Haustür ſtehend, den Aus ſchreitungen zuſah. vorſchriften bei Anzeigen werden nach Moglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme riebenen Tagen karm doch eine Sewäl ranicht übernommen werden bade tf 2 48. Jahrgang Ein viertes Todesopfer in Leipzig. wtb. Leipzig, 26. Febr. Im Laufe des Abends iſt im Krankenhaus St. Jakob der Hilfsarbeiter Hans Hertel an einer ſchweren Kopfverletzung geſtorben. Hertel, der ſich an den Deuonſtratio— nen beteiligt hatte, iſt ſomit das vierte Todes- opfer der geſtrigen Ausſchreitungen. Mehrere der Schwerverletzten ſchweben noch in Lebensge— fahr Ausſchreitungen in München. wib. München, 25. Febr. Trotz des Verbots, Verſammlungen und Demonſtrationen abzuhal— ten, veranſtalteten die Erwerbsloſen in den Abendſtunden mehrere Demonſtrationszüge von größerer Stärke. Die Polizei griff ſofort an den betreffenden Stellen ein. Die Demonſtranten bewarfen die Schutzleute mit Steinen und Eiſen— ſtücken, ſodaß die Polizei blank ziehen mußte, um Ordnung zu ſchafſen. Zwei Perſonen wurden ſeſtgenommen. Se e Kleine Straßentumulte in Mannheim. Mannheim, 25. Febr. Der Kommuniſtiſche Erwerbsloſenausſchuß hatte für Mittwoch Nach⸗ mittag nach vier Uhr im Saale des Alten Mann— heimer Rathauſes eine Verſammlung einberufen, auf der vor Beginn und nach Schluß es zu leich— teren Zuſammenſtößen mit der Polizei kam, die einige Male mit dem Gummiknüppel vorgehen mußte. Die Erwerbsloſen hatten Sprechchöre ge— bildet und gegen halb 6 Uhr kam es an der Ecke H 1, bei dem Bettwäſchegeſchäft Liebhold zu einem Gedränge, bei dem eine Fenſterſcheibe eingedrückt wurde. Die Polizei mußte einige Feſtnahmen vornehmen, beſonders wegen unbefugten Waffen⸗ tragens. Verhaſtung 5 zweier Röntgenthaler Mörder wtb. Berlin, 26. Febr. Die Ermittelungen der politiſchen Polizei haben jetzt zur Aufklä⸗ rung des Anſchlages auf das Lokal„Edelweiß“ in Röntgenthal am 17. Februar geführt, bei dem eine Perſon durch Schüſſe tödlich, eine weitere Perſon ſchwer und eine dritte Perſon leicht verletzt worden waren. Bei den Tätern handelt es ſich um den Arbeiter Rudolf Schie— mann aus Berlin, 18 Jahre alt, Kurt Kuh⸗ nert aus Berlin, 17 Jahre alt, Willi Rettig, 19 Jahre alt und Alfred Schulz, 17 Jahre alt: die letzten beiden ſtammen aus Röntgenthal. Rettig und Schulz konnten heute ergriffen werden und haben über die Beteiligung an der Tat ein Geſtändnis abgelegt. Mehrere Verletzte in Köln. witb. Köln, 26. Febr. Die Polizei ſah ſich geſtern in den Abendſtunden gezwungen, ge⸗ gen Demonſtrationszüge von Erwerbsloſen, die ſich im Zentrum der Stadt gebildet hatten, mit dem Gummiknüppel einzuſchreiten. Von den Demonſtranten wurde mit Steinen gewor⸗ fen, wobei mehrere unbeteiligte Paſſanten zum Opfer fielen. Ein Poliziſt wurde leicht verletzt. Mehrere Perſonen wurden verhaftet. Keine größeren Ausſchreitungen im Ruhrgebiet. wtb. Eſſen, 26. Febr. Im Ruhrgebiet iſt es geſtern zu größeren Ausſchreitungen nicht gekommen. In Bochum und Caſtrop-Rauxel mußten Erwerbsloſenzüge unter Anwendung des Gummiknüppels aufgelöſt werden. Der Welterwerbsloſentag im Ausland wih. Berlin, 26. Febr. Nach den bis Mit⸗ ternacht aus dem Ausland vorliegenden Mel⸗ dungen hat der Welterwerbsloſentag nirgends zu größeren Zwiſchenfällen geführt. Es kam in Dänemark, Schweden, Frankreich, Spanien und der Tſchechoſlowakei vielfach zu Demon⸗ ſtrationen, die jedoch, wo ſie die öffentliche Ordnung zu ſtören drohten, von det Polizei aufgelöſt werden konnten. Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtages. Darmſtadt, 25. Febr. Im Finanzausſchuß des Landtags entſpann ſich bei Kapitel Ruhegehalt uſw. eine längere Ausſprache über die finanzielle Auswirkung der Altersgrenze auf den Penſions⸗ etat. Die Deutſche Volkspartei ſieht die Haupt⸗ urſache dafür in der Vermehrung der Beamten⸗ zahl. Von demokratiſcher Seite wird demgegen⸗ über darauf hingewieſen, daß der heſſiſche Beam⸗ tenkörper gerade in den Jahren nach 1900, alſo noch im alten Staat, erheblich vermebrt wurde und daß dieſe Jahrgänge jetzt allmählich in das Penſionsalter einrückten. Eine Einſchränkung: des Penſtonsetats könne dadurch erreicht werden, daß die Regierung künftig nicht mehr Beamte in den letzten Jahren vor der Penſionierung be— fördere. Landbund und Volksrechtpartei traten für Erhöhung der Altersgrenze ein. Der Vertreter des Zentrums betonte, daß augenblicklich, wo große Teile der Jugend arbeitslos ſeien, auch auf dieſe Rückſicht genommen werden müſſe. Ohne das Altersgrenzengeſetz wäre es nicht mög— lich geweſen, die Stellenzahl, wie es in den letz— ten Jahren geſchehen ſei, erheblich zu vermindern. Der Regierungsvertreter weiſt nach, daß die Steigerung des Aufwandes für die Ruhegehalte ſich zum größten Teil durch die Steigerung der Zahl der Ruhegehaltsempfänger erkläre. Bei Herauſſetzung der Altersgrenze um drei Jahre würde die Einſparung der Penſionen im erſten Jahre 150 000, im zweiten 300 000 und nach dem dritten Jahre jährlich 400 000 Mark betragen. Der ſozialdemokratiſche Antrag auf Aufhebung der ſtaatlichen Krankenkaſſe wird mit acht gegen fünf Stimmen abgelehnt. Das Kapitel wird mit 81000 Mark in Einnahmen und 18,263 000 Mark in Ausgaben mit neun gegen zwei Stimmen an⸗ genommen.— Das Kapitel Landtag wird bis zur zweiten Leſung zurückgeſtellt. Beim Kapitel Miniſterium der Finanzen verlangt der Landbund die Streichung von 37 Miniſterialſtellen. Finanzminiſter Kirnberger weiſt darauf hin, daß die Beamtenſchaft des Finanzminiſteriums ſtart überlaſtet ſei, daß aber trotzdem die Abſicht beſtehe, im Einvernehmen mit den übrigen Mi⸗ niſtern Einſparungen auch in den Miniſterien vorzunehmen. Die Zahl der Mitglieder der Bauabteilung habe ſich 1930 gegenüber 1914 trotz entſtandener Mehrarbeit nicht verändert, obwohl beiſpielsweiſe die Anzahl der verwalteten Ge— bäude von 3600 im Jahre 1914 auf 4600 im Jahre 1930 und die Zahl der verwalteten Dienſt⸗ und Mietwohnungen von 1000 im Jahre 1914 auf über 2000 im Jahre 1930 geſtiegen ſei. Im Be— reich der Forſtverwaltung ſeien bereits erheb— liche Einſparungen vorgenommen worden. Der Vertreter der DVP. ſtimmte im weſentlichen den Ausführungen des Finanzminiſters bei und hält den Landbundantrag für undurchführbar.— Die Debatte wird morgen fortgeſetzt. Lokale Nachrichten » HZerichtigung. Der in der Bekannt- machung über Receßholzabgabe genaunte Gal lei Johann 3. iſt nicht 1874 ſondern 1877 ge- boren. * Mie wird das Wetter im März? Schafflers Wettervorherſage ſchreibt: Zu Beginn des Monates nicht ungünſtig. Aber bald tritt ein Umſchwung ein zu veränderlichem unfreundlichem Wetter, mit Regen, Tauſchnee und heftigen Winden. Um den 10. wieder beſſer, trockener, mittags jedoch meiſt mild. Mitte des Monates Tauſchuee, Regen, Wind. Knapp vor dem aſtronomiſchen Frühlings— beginn wärmer, Frühlingswetter, aber nicht von E 18 anger Dauer. Sch on um de Heſſiſcher Candtag Verſchlechterung. Die letzten Mon raturrückgang, unfreundlich. 9 Erwerbsloſen⸗DJemonſtration. Die Erwerbsloſen haben geſtern in der ganzen Welt Demonſtrationen abgehalten. Soweit die Berichte vorliegen, nahmen dieſe auch mancherorts einen blutigen Verlauf. Demonſtrationen aufgerufen worden. Etwa 50 Perſonen zogen in geſchloſſenem Zuge unter Vor⸗ antritt eines Trommlerkorps zum Marktplatz. Hier wurden vor größerer Menge Reden gehalten. Die bekannten Forderungen der Erwerbsloſen wurden geſtellt und fanden ein lautes Echo bei den Maſſen. Der nun angetretene Propaganda-Umzug, mit etwa 150 Teilnehmer, worunter viele Jugendliche, trug an der Spitze eine rote Fahne. Auf einigen Tafeln waren die Forderungen zu leſen:„Wir verlangen ausreichende Unterſtützung“, wir wollen„Arbeit und Brot“. Am Abend fand dann zum Abſchluß im Central⸗Theater eine ſehr ſtark beſuchte Ver- ſammlung ſtatt. Auch hier wurden Reden gehalten, die ſehr ſtarken Beifall auslöſten. Es wurden Zettel verteilt, die zum Beitritt in die„Rote Gewerkſchafts⸗Oppoſition“ einluden. Die Ver⸗ ſammlung ging ruhig auseinander. Es wäre nur dringend zu wünſchen, daß die maßgebenden Fak⸗ toren ſich endlich zuſammenfinden würden, um das Volk vor dem ſo drohenden Chaos zu retten. Ein Weg hierzu wäre Abbau der unerhörten Steuer- leiſtungen, die heute jede Regſamkeit zu erſticken drohen. Die Produktionswirtſchaft muß gehoben werden, denn nur ſo kommt die Verbilligung und größerer Abſatz, was dann die Wiederbeſchäftigung der Erwerbsloſen zur Folge hat. Eine vom Staat enterbte Wirtſchaft kann nur Unheil bringen, wie es tatſächlich in Wirklichkeit heute der Fall iſt. * Geſchäftliches. Das Warenhaus Kander, Mannheim, veranſtaltet von morgen ab wieder ſeine bekannten Serien-Tage. Die heutige Beilage in dieſer Zeitung zeigt wieder verlockende Preiſe, die wirkliche Vorteile bieten. 8 Preisabbau. Die hieſige Schuhmacher⸗ Innung. hat die Preiſe um 10 Proz. abgebaut. Filmſchau Weſtfront 1918. Das gemwaltigſte Tonfilmwerk. Heute Donnerstag nochmals im Centralfilmpalaſt. Heute 1. Platz 50 Pfg. Vier von der Infantris, vier Kameraden, einer für alle, alle für einen. Das Ethos des Krieges ſchwingt ſich auf. Vor uns die Stachel— drahtlandſchaft mit den ſchlammigen Schützengräben und Unterſtänden und der vielen Granatdrichter, Geräuſche der platzenden Granaten und die toſende Tankſchlacht. Zu Hauſe die Schlange wartender Frauen vor einem Lebensmittelladen u. ſ. w. An der Front erſte Linie Tod und Verderben in jeder Sekunde, vom Feind mit Granaten betrommelt, auch kommts von der eigenen Artillerie. Depri— mierende Stimmung, höchſtes Grauen! Und als das Donnern der unzähligen Geſchütze ſchweigt, dringen die Schreie der Verwundeten aus dem Niemandsland in die Gräben. Und dann wieder Lichteres, Muſik und Tingel-Tangel in der Ruhe⸗ ſtellung, da wird wieder viel gelacht. So gleitet es bis zum Schluß über, noch einmal brauſt mör— deriſcher Kampf auf, die Stellung wird gehalten: der Ausklang iſt ein Feldlazarett, eine Stätte höch— ſten Grauens. In dieſem Tonfilm gibt es unbe— ſchönigt bis zur grauſigen Wahrheit den Krieg zu ſehen und zu hören, die Erinnerung an den Krieg um jeden Preis feſtzuhalten. Schon iſt eine Gene— ration ins Alter der Reife gerückt, die jene Jahre nicht mehr aus eigener Erfahrung kennt. Sie muß ſehen, immer wieder ſehen, was ſie nicht ſel— ber geſehen hat. Er muß der Welt gezeigt wer— Am hieſigen Ort war auch zu daher auf die große Maſſe. H 5. zum Gedenke Central-Film⸗Palaſt. .- W- Filmpalaſt. Heute Donnerstag ein Rieſentonwerk für 50 Pfg. Wieder zeigt man ein Standarttonwerk aller⸗ erſten Ranges. Wir wollen Viernheim für wenig Geld unſere größten Tonfilme bieten, u. vertrauen So zeigt man heute für 50 Pfg. den Millionentonfilm„Zwei Welten“ der eine Rekordbeſucherzahl aufweiſen wird Im 2. Teil ſtartet Amerikas größter Humoriſt Monty Banks„Der Wüſtling“, alles lacht Tränen. Für heute Donnerstag heißt es wieder, alles beſucht die Attraktionstonſchau im U. T. P. für 50 Pfg. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Männergeſang⸗Verein. Donnerstag Abend 8 Uhr Singſtunde für 1. Tenor und 1. Baß. Um 19 alle Stimmen. Der Präſident. Süuger⸗Einheit. Heute Abend /9 Uhr findet im Prinz⸗Friedrich eine kombinierte Sitzung der Gau⸗ Vereine ſtatt, wozu die Herren Vorſtandsmit⸗ glieder herzl. eingeladen ſind Der 1. Vorätzende, G.⸗V.„Flora“. Freitag Abend 7 Uhr Singſtunde für Bäſſe, 8 Uhr für Tenöre. Die Mitglieder, die ſich bereit erklärt haben, wieder zu ſingen, ſind dazu freundlichſt eingeladen. Der Präſident. Chriſtliches Gewerkſchaftskartell. Donnerstag, den 26. Februar, abends ¼8 Uhr, findet im „Löwen“ unſere 5 Verſammlung ſämtlicher Be— rufsgruppen ſtatt. Referent Arbeiterſekretär Hack, Frankfurt. Wir bitten in Anbetracht der Zeit um vollzähliges Erſcheinen. Der Vorſtand. NB. Möchte ganz beſonders unſere weibl. Mit⸗ glieder des Kartells aufmerkſam machen, daß am 4. März Frl. Fahlberg-Berlin in Viernheim ſpricht. Näheres folgt. Müller. Reiſevereinigung der Brieftaubenzüchter. Sonntag, den 1. März, nachm. 2 Uhr, findet im Saftladen unſere diesjährige Frühjahrsverſammlung ſtatt Vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Wünſche und Anträge ſind beim Vorſitzenden bis Sonntag einzureichen. Klub der„Geflügelzüchter“. Laut Verſamm-⸗ lungsbeſchluß wird der Brutapparat am 16 März wieder in Betrieb genommen. Alle, welche Bruteier einlegen wollen, ſoen dies beim 2. Vorſitzenden, Steinſtraße 22, melden. Je- doch wird gebeten, die Anmeldungen alsbald zu machen. Der Vorſtand. G.⸗V.„Sängerbund“. Freitag Abend Singſtunde. Um vollzähliges Erſcheinen wird dringend gebeten. Der Vorſtand. Geſaug⸗Verein„Sängertreue“. Sonntag vorm. um 10 Uhr Singſtunde. Es iſt Pflicht eines jeden Sängers pünktlich und vollzählig zu Er— ſcheinen. Der Vorſtand. „Turnerbund“. Samstag, den 28. Febr. abends halb 9 Uhr findet im Freiſchütz unſere dies- jährige„Generalverſammlung“ ſtatt. Tagesord— nung wird bei Eröffnung bekannt gegeben. Wir laden der Herrn Ehrenmitglieder, Mitglieder Turnerinnen Turnur und Sportler höflichſt ein und bitten um vollzähliges Erſcheinen. D. V. Turngenoſſenſchaft 1893 Handball Sonntag, 1. März anf unſerem Platze Freundſchaftsſpiel gegen Weinheim 1. Mannſchaft 3 Uhr 2. Mannſchaft 2 Uhr Freitag abend Spielerverſammlung im Lokal. 1 unter dieſer Rubrit Lerſcheinen d Inſerate der ſporttreibenden Vereine Sonntag, den 1. März in Gdingen ½3 Uhr Wichtiges Verbandsſpiel gegen Sp. Bgg. Formna Edingen 1. Abfahrt mit der OEG. punkt 12 Uhr. Vor⸗ her 2. M. um 1 Uhr, Abfahrt per Aut⸗ um 11 Uhr ab Lokal. Unſere Mitglieder und Anhänger bitten wir die Ligamannſchaft zu dieſem ſchwerſten Kampfe zahlreich be⸗ gleiten zu wollen. Die Spiele der unteren M. werden am Samstag bekannt gegeben. Der Vorſtand. NB. Gleichzeitig laden wir unſere Mitglie- der zu dem am 15. März im Vereinshaus nachm. 2 Uhr ſtattfindenden Generalverſamm⸗ lug höfl. ein. Die Tagesordnung iſt von größter Wichtigkeit. Deutſche Jugendkraft V'heim. Sonntag, den 1. März 1931 nachm. 3 Uhr Fußball⸗Gauklaſſe 5 2 2 V' heim 1. Eintracht Mhm. 1. ½3 Uhr Bensheim 1.— Viernheim 1. Pr. Abfahrt 11,43 Uhr OE. 1 Uhr Bensheim 2.— Viernheim jr. Abfahrt 9,43 Uhr Oéck. 4 Uhr Bensheim J.— Abfahrt 1 43 Uhr Oé. 3 Uhr Viernheim 1. J.— Lorſch 1. J. Spielfeld 2 4 Uhr Vhm. J. 3— Kirſchhauſen(Pl. 2) 2 Uhr Viernheim Sch.— Waldhof Schüler Handball In Viernheim 2 Uhr! Mernheim 1.— Gernsheim!. 1 Uhr Viernheim 2.— Herrnsheim 1. Freitag abend in der„Harmonie“ Spieler- Verſammlung. Zum Beſuche ladet frdl. ein Die Sportleitung. Viernheim J. 2 Letzte Radiomeldungen Uebertritt einer kommuniſtiſchen Gruppe zur SPD. enb. Berlin, 26. Febr. Wie der„Vorwärts“ berichtet, hat eine geſchloſſene Gruppe von 36 früheren Kommuniſten, die ſich nach dem Aus⸗ ſchluß aus der KPD. als unabhängige kommu⸗ niſtiſche Partei ſelbſtändig organiſiert hatten, um Aufnahme in die ſozialdemokratiſche Par⸗ tei gebeten. Der Bezirksvorſtand von Berlin hat dieſem Antrage ſtattgegeben. Unter den 30 früheren Kommuniſten befinden ſich die Landtagsabgeordneten Raddatz und Obendieck, die Stadträte Letz und Licke, ſowie die Stadt⸗ verordneten Hilmer und Frieda Roſenthal. Schiele an Kalckreuth. enb. Berlin, 26. Febr. Reichsernährungs⸗ miniſter Schiele hat ſich in einem Schreiben an den Porſitzenden des Reichslandbundes, Graf Kalckreuth, gewandt und ihn dringend erſucht, ſeinen Einfluß aufzubieten, daß die parlamen⸗ tariſchen Vertreter der Intereſſen des Neichs⸗ landbundes wieder im Reichstag erſcheinen, um die Annahme des der heimiſchen Landwirtſchaft ſchädlichen Antrages der Sozialdemokratie auf ein Gefrierfleiſch⸗Kontingent von 50 000 Ton⸗ nen zu verhindern. Der Ton des Briefes iſt dem Börſen⸗Curier zufolge ſehr entſchieden gehalten. Varna. Roman von Max v. Weißenthurn. „ Fortſetzung. Sie machte ihr Wort war. ler Flüſſigkeit zurück. „Sie fühlen ſich ſchwach, nein Kind! Neh⸗ men Sie dieſe Arznei, die Ihnen ſicher gut tun wird.“ Und Varna, über die wirklich das Gefühl einer vollſtändigen Entnervung gekommen war, nahm wortlos die„Arznei“ und war froh, als ſie bemerkte, daß Frau Herryot das Zimmer nicht ſogleich verließ. Ein Empfinden wohltätiger Ruhe kam über ſie. Sie ahnte nicht, daß ſie ein ſtarkes Narkotikum zu ſich ge⸗ nommen hatte, demzufolge ſie bald in einen bleiernen Schlaf verfiel. Frau Herryot ließ die Vorhänge herab und entfernte ſich aus dem Gemach, die Tür hinter ſich abſchließend. Sie hatte wieder die Gewißheit, daß Varna für Stunden verſorgt ſei und ſie ohne Sorge in dem ihrer harrenden Wagen nah Sand— borough fahren könnte. Es war dies gerade an dem Tage, an dem ſie auf dem Bahnhof mit Magda Leslie zuſammengetroffen war und behauptet hatte, von Varnas Tun und Laſſen nichts zu wiſſen. Die Datumangabe, die ſie Varna gegenüber gemacht, ſollte das Mädchen über die Dauer ihrer Krankheit irre⸗ leiten, denn in Wirklichkeit war ſie gar nicht krank geweſen, ſondern hatte nur infolge eines ſtarken Narkotikums, das ihr Frau Her⸗ ryot im Kaffee beigebracht hatte, einige Stun⸗ den feſt geſchlafen. Nach wenigen Minuten kehrte ſie mit einem Glaſe voll dunk— 28. Kapitel. Ein grauſamer Schachzug. WMährend der nächſten Tage wußte Varna wenig von dem, was um ſie her vorging. Sie befand ſich in einem Zuſtand der Betäubung, der, wie ſie ſelbſt annahm, von der langen Krankheit herrührte, an die ſie Frau Herryot glauben gemacht hatte, während doch einzig die Mittel, die dieſe ihr in ſtarken Portionen beibrachte, dieſes Reſultat zu Tage förderten. Aber Varnas Jugendkraft ſollte ſich ſtärker erweiſen, als die Waffen, mit denen ihre Feindin ihren elenden Kampf führte. Das Narkotikum verſagte mehr und mehr ſeine Wirkung und ſobald fie ihre Widerſtands⸗ fähigkeit nur zurückkehren fühlte, verweigerte Varna ſchließlich, den gewehnten Trunk, nach dem ſie ſtets ſo ſchläfrig wurde, zu ſich zu nehmen, und zwar tak ſie dies mit einer Ent⸗ ſchiebenheit, daß Frau Herryot ſich klugerweiſe fügen mußte. Sie erhob auch keine Einrede dagegen, als Varna die Abſicht äußerte, am andern Tage zum erſtenmale wieder aufſtehen zu wollen. Zelie, die. wie Frau Herryot dem jungen Mädchen erklärte, einzig zu ihrer Pflege hier geblieben ſei, half ihr bei der Toilette. Sie war ſehr geſchickt und flink, aber in ihren Augen lag etwas, dus Varna veranlaßte zu denken, daß die ungelenke Suſanne Ingleby ihr zur perſön⸗ lichen Bedienung lieber geweſen wre als dieſe Franzöſin. Sie tröſtete ſich indes der Ueber⸗ zeugung, daß ſie ja bald imſtande ſein werde, jede Hilfe zu entbehren. und um ſo niederdrückender überraſchte ſie die Entdeckung, wie ſchüwach ſie ſei und wie unfähig ſte ſich fühlte, ſich im Zimmer hin und her zu bewegen. „Möchte das gnädige Fräulein ſich ins Wohn⸗ zimmer begeben, während ich das Schlafgemach e 777700 ſßà0d000bCCPPTCTCTCTTbTPTPTGTCTGTGTCbGTGTbTVTPTVTGTGTbTTTCTCTGTCTͤTbTCTGTbTbTbTbTbTbTbTbTbbTbTb ordne?“ entriß bie dienſtßefliſſene Helfershelferin ihrer Feindin ſie ihren trüben Betrachtungen. 5 Boi dieſen Worten öffnete ſie eine Seiten⸗ tür, die in ein zweites Gemach führte, deſſen Fenſter die Ausſicht auf die See boten. „Ach, ich bin alſo doch in der Nähe von Sandborough“, ſagte ſich das junge Mädchen. „Wie ſonderbar, daß Magda nicht da iſt! Sie muß mich doch vermißt haben und wiſſen, daß ich krank bin.— O, daß mir doch der Gedanke nicht früher kam.— Aber hatte ich denn über⸗ haupt Gedanken, außer dem einen, daß ich mich grenzenlos elend fühlte? Jetzt aber muß ich Gewißheit haben.“ Und ſie ſchritt wieder auf die Tür zum Nebenzimmer zu, um Zelie zu ſagen, daß ſie Frau Herryot ſprechen müſſe. „Sie iſt gar nicht hier!“ „Nicht hier? Wollen Sie damit ſagen, daß ſie ganz fort ſei?“ „Ganz— nein, das behaupte ich nicht; jetzt aber iſt ſie jedenfalls nicht hier und ich allein habe die Ehre, das gnädige Fräulein zu bedle⸗ nen. Ich hoffe, Mademoiſelle werden mir meine Stellung als Krankenpflegerin nicht allzuſehr erſchweren.“ „Ich brauche keine Krankenpflegerin mehr. Ich bin vollkommen geſund! Wenn ich denn nicht mit Frau Herryot ſprechen kann, ſo brin⸗ gen Sie mir Schreibmaterial, damit ſch ſchrei⸗ ben kann!“ „O, gewiß, wenn das gnädige Fräulein ſich auf dieſe Weiſe die Zeit vertreiben will, ſo bin ich gewiß die Letzte, Mademoiſelle, daran zu hindern!“ Sobald ihr die Schreibrequiſiten gebracht waren, ſetzte ſich Varna nieder, und begann einen Brief an Magda, der nicht frei von Vor⸗ würfen war. An Schluſſe des Briefes bat fle die Schweſter, ſobald als möglich zu ihr zu kommen. Mit einem Seufzer machte ſie ſich daran, den Brief an Magda zu verſchließen, als ihr im letzten Moment noch einfiel, daß ſie ihr keine Adreſſe angegeben hatte. Sie fragte da⸗ rauf Zelie nach dem Namen des Ortes und des Hauſes. Aber dieſe erklärte ihr unter Achſelzucken, daß ſie vollkommen unfähig ſei, ſich die ſchweren engliſchen Namen zu merken. Das gnädige Fräulein müſſe alſo ſchon warten bis Frau Herryot nach Hauſe komme. So ſchrieb Varna denn eine Nachſchrift un⸗ ter den Brief:„Frau Herryot iſt fort und es bieten ſich mir infolgedeſſen Schwierigkeiten, dir meine richtige Adreſſe anzugeben, weil nie⸗ mand weiß, wie das Haus, in dem ich mich befinde heißt. Ich kann dir deshalb nur ſagen, daß es ein roter Ziegelban iſt, der ſehr ein⸗ ſam zu liegen ſcheint und von dem ſich die Fernſicht nach der See bietet. Wenn ich dir das nächſtemal ſchreibe, kann ich dir hoffentlich eine genaue Adreſſe angeben.“ Als Zelie ihr den Tee brachte, fragte ſie dieſe, ob der Brief noch heute zur Voſt bellr⸗ dert werden könne und erhielt, wie ſo ziem⸗ lich auf jede ihrer Fragen, eine beruhigende Zuſage. „Sind Sie auch ganz gewiß, daß er richtig aufgegeben wird?“ „Ich werde ihn ſelbſt aufgeben, wenn das gnädige Fräulein es wünſcht“, erwiderte gelie gleichmütig und ſie tat es auch, obwohl ig ganz anderer Weiſe als Varna es vermuket hatte, denn ſie ſandte das Schreiben einfach zu Frau Herryot in Sandborongh. —: Vortſetzung folgt. 2 Sporkogg. Amſeltſa 09 C. B. 2 will nicht verſäumen, Ihnen Mitteilun, machen, d 0 f dem Gebrauch Ihrer Zahnpaſte 100 ont h 905 Teile, weiße Zähne beſitze, ſondern auch den bel mir ſonſt üblichen ndgeruch verloren e, Ich werde Ihr Ghlorodont aus beſte empfehlen.“ gez. E.(G., Mainz. Jahre 10 4,0 Perl mit 25 echt Thlorodont „Verlangen Sie aber e t und 1 80 Sie N Erſatz baſr zurlick. ee eee Hus Nah und Fern Nußbach i. O., 24. Febr. Großfeuer. In der Nacht auf Sonntag brach auf noch Antler Weiſe in dem Anweſen des Maurers Roberk Dech Großfeuer aus, dem Wohnhaus und Scheu⸗ ne zum Opfer fielen. Das anliegende Wohnhaus des Schmiede meiſters H. Gaß konnte nur mit größter Mühe gerettet werden, hat aber unter der Hitze gelitten. Der Dech entſtandene Brand⸗ ſchaden ſoll durch Verſicherung gedeckt ſein. Ungſtein, 24. Febr. Wein verſteige⸗ rung. Bei ber heutigen Weinverſteigerung der Winzergenoſſenſchaft, Mitglied des Verbandes deutſcher Naturweinverſteigerer fanden die qua— litativ ſchönen Weine aus den Lagen der Gemar⸗ kung Ungſtein ſehr gute Bewertung. Das An⸗ gebot hatte keinen ſtarken Beſuch zu verzeichnen, verfügte aber über einen lebhaften Gang der Verſteigerung. Ausgeboten wurden ſechs Doppel⸗ ſtick, 21 Stück 1930er, zwei Halbſtück und drei Viertelſtück 1929er Weißweine. 5 940, 990, 1010; 1929er 1500, 1710, 2240, 2340, 2370 Rat. g Burrweiler, 24. Febr. Die be im Gottes⸗ haus. Die St. Annakapelle und die dazu ge— hörige Wirtſchaftshütte wurde am Sonntag von Dieben heimgeſucht, die die Opferſtöcke der Ka— pelle aufbrachen u. daraus einen größeren Gelb— betrag entwendeten, auch Wein wurde geſtohlen. Die Rohlinge erbrachen ferner den Tabernakel und beſchäbigten ihn. Maxdorf, 24. Febr. Ueberfahre tödlich verletzt. de Der hier wohnhafte Hein⸗ ſchleiſt. Den erlittenen ſchweren Kopfverletzun⸗ en iſt er am Montag abend im Ludwigshaſener Krankenhaus erlegen. 5 Moers. 25. Febr. Eine Holzwaren fabrik niebergebrannt. In der Holzwa⸗ renfabrik Fritz Bartmann entſtand geſtern früh ein Feuer, das mit raſender Geſchwindigkeit auf das ganze Anweſen übergriff. Die geſamte Moer⸗ ſer Feuerwehr konnte ſich nur darauf beſchrän⸗ ken, die umliegenden Gebäude, unter anderem einen Lagerraum der Elektrizitätsgeſellſchaft, wo große Oelbeſtänge lagerten, unter Waſſer zu hal⸗ ten. Von der Holzwarenfabrik konnte nichts ge⸗ rettet werden. Sie brannte bis auf die Grund⸗ mauern nieder. Alle wertvollen Maſchinen und die großen Holzbeſtände fielen den Flammen zum Opfer. Auch die Wohnräume der Familie Bartmann ſind zum Teil eingeäſchert worden Pirmaſens, 24. Febr. Beteng an der Wohlfahrtsunterſtützung. Der 55jäh⸗ rige verheiratete Fabrikarbeiter Friedrich Schäfer erhielt wegen Betrugs einen Strafbefehl, gegen den er Einſpruch erhob. Die Sache ſtand ſchon einmal zur Verhandlung, mußte aber wegen neuer Erhebungen auf unbeſtimmte Zeit ausge⸗ ſetzt werden. Schäfer hat vom Wohlfahrtsamt Unterſtützung bezogen, auf deren Höhe er keinen Anſpruch hatte, weil er Nebenverdienſt hatte u. ſeine im Familienſtand lebenden Söhne in loh⸗ nender Beſchäftigung ſtanden. Durch ſein Ver⸗ halten hatte er das Wohlfahrtsamt um rund 220 Mark geſchädigt. Wegen eines fortgeſetzten Ver⸗ gehens des Betrugs wude er nun zu ſſeben Wo⸗ chen Gefängnis verurteilt. Bunte Seitung Sichtbare Töne. Ein amerikaniſcher Radioforſcher hat einen Apparat konſtruiert, der die Töne der Inſtru— mentalmuſik u. der menſchlichen Stimme in Far— ben verwandelt und ſichtbar wiedergibt. Der Spieler oder Sänger ſteht vor dem Apparat, der eine komplizierte Anordnung von Radio und elektriſchen Verbindungen zeigt, während gleich⸗ zeltig auf der Mattſcheibe eines mit dem Appa⸗ rat verbundenen Kaſtens die Farben erſcheinen, welche den klingenden Tönen entſprechen. Was von den japaniſchen Soldaten verlangt wird. Im Verlauf der diesjährigen Wintermanöver erlitten etwa 700 Mann der 88. japaniſchen In⸗ fanterlebrigade ſchwere Froſtſchäden. Es wurde zwar keiner der Betroffenen dienſtuntauglich, och nehmen einige Zeitungen Anlaß, auf die rigoroſen Anforderungen hinzuweiſen, die an den japaniſchen Soldaten geſtellt werden. Dieſe Win- termanöver oder, wie man ſie in Japan nennt, dieſe„Schneemärſche“ finden alljährlich zur Zeit der größten Kälte ſtatt und ſollen die Wider⸗ ſtandsfähigleit der Truppen gegen die Strapazen eines Winterfeldzuges erproben. Es iſt ſchon oft vorgekommen, daß die Maunſchaſten unter den Anſtrengungen dieſer Wintermärſche vollſtändig zuſammenbrachen. In einem beſonders tragiſchen Fall, der ſich bor etwa 20 Jahren ereignete, ver⸗ lor eine aus 400 Mann beſtehende Abteilung 300 Offiziere und Manuſchaften, die im Schneeſturm umkamen. Der Bataillonskommandeur, der zu den wenigen Ueberlebenden gehörte, beging da⸗ mals Harakiri, um durch den freiwilligen Opfer tod den Verluſt ſeiner Leute zu ſühnen. Bluter Von Dr.. Hermann. Dach. Zu den merkwürdigſten unter den bexerbbaren Krankheiten gehört die ſogenannte Bluterkrantheit oder Hämophilie. Während ſie in Nord und Mitteldeutſchland nur in verein⸗ zelten Fällen bekaunt iſt, finden ſich in Süd⸗ eee Zurückgezogen wurbe ein Stück 1930er. Bezahlt wurden für die ö 1000 Liter 1930er von 640, 670, 740, 780, 830 900, f 8 N weiterzuvererben, rich Adam wurde vom Auto eines Mannheimer 3 Ingenieurs überfahren und eine Strecke mitge⸗ ren Blutungen, die entweder nach leichten Verletzungen, manchmal ſogar nach winzigen Nadelſtichen, auftreten oder auch ohne 14 5 kußeren Anlaß beginnen. Namentlich die letzte orm— durch Naſen⸗ Magen⸗ und Darmbluten ae— iſt ſchwer durch Behandlung zu einfluſſen und meiſt unheilbar. Beſonders ein⸗ gehende Studien, die man der Hämophilie wid⸗ mete, führten zu dem Ergebnis, daß dleſe elgen⸗ artigen Erſcheinungen auf krankhaften Verän⸗ derungen der Blutgerinnung beruhen. Es iſt ja bekannt, daß bei geſunden Menſchen, die ſich verletzten, Wundblutungen nach kürzerer oder längerer Zeit zum Stillſtand kommen. Nach An⸗ legen eines leichten Druckverbandes an der nöti⸗ gen Stelle gerinnt das aus der Wunde hervor— quellende Blut zu einer klebrigen, gallertartigen Maſſe, und die Blutung iſt damit beendet. Der ziterhin ſich bildende Wundſchorf wird zur ſchützenden Decke, unter der die Verletzung heilen und vernarben kann. Anders verlaufen die Vor⸗ gänge bei den Blutern. Schon die winzigſte Ver⸗ letzung genügt, einen unſtillbaren Fluß nicht ge⸗ rinnenden Blutes hervorzurufen, der ohne ärzt— lichen Eingriff laugſam zur Verblutung und da⸗ mit zum Tode führen kann. Dieſen Kranken iſt äußerlich ſonſt nicht das geringſte anzumerken und ihr Leiden wird erſt offenbar, wenn ſie blu— tend in die Kliniken oder zum Arzt kommen, Das Abnorme ihres Blutes beſteht darin, daß in ſeiner Beſchaffenheit wichtige Stoffe fehlen. b beſteht jn der Neigung zu unſtil⸗ bvelche bei einer Verletzung oder bei Blutungen die ohne äußere Veranlaſſung auftreten, die notwendige Gerinnung anregen oder erzeugen. Die Hämophilie tritt ſchon in den erſten Wo— chen nach der Geburt auf. Leichte Stöße können ſogar innerliche Blutergüſſe hervorrufen und zu langem Krankenlager führen. Merkwürdiger noch als das Weſen der Lämon vererbbaren philie iſt es, daß ſie ausgeſprochen Charakter verrät. leiden und zugrunde gehen, während die weib— lichen ſelbſt nicht davon betroffen werden, wohl aber die Krankheit weiter vererben. Daraus erſchließen ſich ernſthafte Probleme, die auch ſchon i Weil Töchter dichteriſch verwertet worden ſind. ſolcher Bluterfamilien dazu veranlagt ſind, die von ihren Eltern erworbene Krankheitsanlage 0 ſollte ihnen die Ehe verboten ſein. Denn wenn ſie ſelbſt auch ſcheinbar geſund ſind, ſo kommen durch ſie doch wieder Kinder zur Welt, von denen die einen vlelleicht an ihrem Leiden zugrunde gehen, die anderen es aber wie— der auf ihre Söhne vererben. Solche Bluterfamilien ſind vereinzelet bekannt, und ihr Stammbaum iſt viele Generationen hindurch geprüft und aufgezeichnet worden. Der am beſten zu verfolgende Stammbaum iſt der einer Bluterfamilie M. Hier ſtammen aus erſter Ehe ſechs Kinder, darunter vier Söhne und zwei Töchter; von den vier Söhnen waren drei Blu- Aus den Ehen der weiblichen Reihe gingen neun und zwölf Kinder ter, von den Töchtern keine. hervor: unter acht Mädchen dieſer Nachkommen— —— b Meiſt ſind es männliche Mit⸗ glieder einer Familie, die an der Bluterkraukheit Erſt in der nächſten Geſchlechterſolge werden die männlichen Glieder überſprungen, und nur einen bavon trifft die vererbte Anlage. Töchtern aus bekannten Bluterfamilien dürfte nicht geſtattet werden, zu heiraten. Für die Be⸗ handlung der Hämophllſe ſind aber auch Mittel geſunden worden, die das Blut zum Gerinnen bringen. So wurden durch Einſpritzung mit Gelatine und Kalziumgelatine oder don Pep⸗ tonlöſung manche Erfolge erzielt. Das Wich⸗ tigſte bei der Behandlung ſolcher Kranker iſt es jedenfalls, daß ſie ſchnell in die richtigen Hände kommen; nur dann beſteht für dieſes eigenartige Leiden die Ausſicht auf Hilfe. f Erinnerung Von Albert Kreiß. Rieſiges Meer. ſchimmernde Fläche. 3 Tiefgrüne Streifen, blauer Hauch der Ferne. Ein ſilbrig Geflimmer. Kaum ein Schiff. Nur ſchwarze, rauchende Boote. Verlaſſenheit, einſame Wache. der Feind?— Kälte und Näſſe und Arbeit und Eiſen und geheime Gefahr. ſonſt. Wache iſt lang. Die Augen ſind Befehle ſchneiden durch das Sprachrohr.— Groß liegt das Meer und wartet. Die Inſeln, Küſten, Wachen. Es geſchieht nichts. chen. Oede, Verlaſſenheit. Graue, voller Nur Befehle. Nur Wa— Gefängniſſe. Nur der Blick geht in die Weite. Der Wind ſingt im Getäue. vom Toben der Maſchine. Das Deck zittert Einſame Wachen und Sehnſucht. Kein Hartſein. Gefahr, Unglück— locken und ſind wie er— löſende Bilder. Doch ſtieg noch immer Trauer wie ſtille, langſame, dunkle Flut. Und wilde Gedanken.— Schwebend wiegen ſich Möven. Farben des ſinkenden Tages durchgluten das weite Waſſer.— Hart und dunkel wird die Kimmung pfeift. Eine Briſe. Toſen und plötzliches Jiſchen. Glutäugig ſchluchzt das Meer das öd; Und das Boot fliegt wie Spreu. iſt die Fahrt. Näſſe und Kälte, ˖ Drohung, Teufelei der Tiefen. käme.— Er kam und dann nur Wachen und Hartſein. wilde Gedanken und Ereignis. Keine Tat. Nur: Lang noch das Blut fühl: de: Tag err und Fehnen Bie Jauider Agiarkonferenx lagt Eröffnungsſitzung unter dem Vorſitz des franzöſiſchen Außenminiſters Briand(hinten Ykitte). In Paris wurde die internationale Agrarkon ferenz eröffnet, an der Vertreter von 24 Län— dern teilnehmen. Die Konferenz will die Vor fragen zur Regelung der Agrarkriſe Ländern regeln. „„ Was iſt ein Kind unter neun in allen r Jahren wert? menſchenleben in einem Rechtsſtreit In einer heſſiſchen Kleinſtadt fuhr im vergangenen Jahre ein von einer Dame ge— ſteuerter Wagen in eine Schar ſpielender Kinder, wobei ein neunjähriges Kind ſo ſchwere Verletzungen erlitt, daß es daran im Krankenhaus ſtarb. Da Fahrläſſigkeit der Wagenführerin vorlag, nahm ſich die Verſiche— rung ſogleich um den Fall an. Der Vertreter der betroffenen Verſicherungsgeſellſchaft ver— handelte, während das ſchwerverletzte Mädchen noch im Krankenhaus lag, mit dem Vater be— ziehungsweiſe deſſen Rechtsbeiſtand und bot als Entſchädigungsſumme etliche hundert Mark. „Für unſere Verſicherungsgeſellſchaften“, ſo erklärte der geſchäftstüchtige Vertreter dem Vater,„iſt es am beſten, wenn Kinder unter neun Jahren gleich totgefahren werden, dann brauchen wir nichts weiter als die Leichenkoſten zu tragen“, Nach dem Tode des Kindes machte die Verſicherung darauf aufmerkſam, daß die Verſicherungsbeſtimmungen für Eltern getöte— ter Kinder ſehr hart ſeien. Für Kinder unter neun Jahren würden allgemein nur Arzt- und Leichenkoſten vergütet, und auch dieſe nur „ſtandesgemäß“.„Standesgemäß“ legte die Verſicherung ſo aus, daß die Koſten für das Kind eines dem Mittelſtand angehörenden Mannes 2000 Mark, höchſtens 3000 Mark, für das Kind eines Kommerzienrats 10—12 000 Mark, für das Kind eines Arbeiters nur 1000 Mark betrügen. Im vorliegenden Falle hatten die Eltern des Kindes nahezu 4000 Mark für das Mädchen aufgewendet. Die Verſiche⸗ rung wollte jedoch bis allerhöchſtens 9 0⁰⁰ Mark geben. Da eine Einigung nicht erzielt werden konnte, iſt die Entſcheidung des zu⸗ ſtändigen Landgerichts in Darmſtadt angeru⸗ fen worden. a W. inan Betr.: Verſteigerung von alten Straßenbäumen. Freitag, den 27. ds. Mts. vormittags 11 Uhr werden auf dem Rathauſe(Sitzungsſaal) 8 Stück Akazienſtämme von der Schillerſchule an die Meiſtbietenden verſteigert. Betr.: Verſteigerung von Brennholz. Am Samstag, den 28 ds. Mts, vormittags 11 Uhr werden im Sitzungsſaale des Rathauſes ca. 150 Rm. Brennholz an die Meiſtbietenden verſteigert. Viernheim, den 26. Februar 1931. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Freitag, den 27. Februar 1931, vorm. Lamberth 11 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke verſteigert: Oberlück 4. Gew. Nr. 24 Wann kommt berlück 8. Gew. Nr. 42 Schweiß. fe;; 8 Kleine Striethen Nr. 42 Das Eiſen iſt ſtumm und grauſam. Dien müde. Die Allmen Nr. 44 Allmen Nr. 139 ä Allmenfeld 1. Geſchütze. Und Mittlere lange Theilung Nr. 5 Kl. Neuer Garten Nr. 11 Kleinbruchfeld 1. Gew. Nr. 39 Großbruchfeld 1. Gew. Nr. 3 Gew. Nr. 32 Dreiruthen Nr. 90 Krottenwieſe(Wieſe) Nr. 53 e e Oberbruchweide 7. Gew. Nr. 8 9 1 Sgr. d Hölle, Die Booto N N f 1 eer iſt Sarg und Holle. Die Boote ſind Kl. Neuenacker im Gr. Bruchfeld Nr. Schloth Nr. 141 Unterbruchweide 1. Gew. Nr. 32 Unterbruchweide 10. Gew. Nr. 12 Oberlück 13. Gew. Nr. 49 Unterbruchweide 4. Gew. Nr. 1 5 Anterbruchweide 14. Gew. Nr. 22 Oberlück 9. Gew. Nr. 34 Grlen 2. Gew. Nr. 41 Erlen 5. Gew. Nr. 17 Oberbruchweide 9. Gew. Nr. 8 [Kl. Neuenacker im Gr. Bruchfeld Nr. 23 Allmenfeld 2. Gew. Nr. 42 Viernheim, den 25. Februar 1931. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Wohnungsbau u. Heizungs⸗ frage. Ueberſpannte Anſprüche an die Wohnung und ihre Einrichtung haben mit der geringen Kaufkraft breiteſter Volksſchichten und bei dem Mangel an Kapital zu dem unhaltbaren Zuſtande geführt, daß Tauſende von Neubauwohnungen heute leer ſtehen, weil die Mieten unerſchwinglich ſind. Beſchränkungen im Raum und Ausſchaltung verteuernder Nebenein— richtungen ſind künftig erforderlich. Die zwangs— läufige Jolge davon iſt die Rückkehr zum Einzelofen und Herd, die in den letzten Jahren, ſelbſt in Kleinwohnungen, immer mehr zurückgetreten ſind. Gerade die hohen Betriebskoſten für Sammelheizung und ausſchließ⸗ liche Verwendung von Gas in der Küche über— ſtiegen aber oft die Mittel der Mieter. Die Rück- kehr zum Ofen u. Herd für feſte Breunſtoffe bedeutet keinesweg einen kulturellen Rückſchritt. In ihren neuzeitlichen Ausführungen entſprechen die Oefen und Herde allen Anforderungen, die in bezug auf äußere Form und Hygiene geſtellt werden können. Ihre Bedienung erfordert nur ganz geringe Mühe, zumal wenn als Brennſtoff das Braunkohlen— brikett verwandt wird, das ſauber und bequem in der Handhabung iſt, ſchnell anbrennt und, ohne Schlacken zu hinterlaſſen, eine intenſive und anhal- tende Wärme ſpendet. Die Aufbewahrung des Brennſtoffs in Form der leicht ſtapelbaren Briketts macht nicht die geringſten Schwierigkeiten und ihre Benutzung iſt ohne Schmutz möglich. Die kleine Mehrarbeit wird voll aufgewogen durch abſolute Billigkeit gegenüber jedem anderen Brennſtoff und ſonſtige Vorteile, die ſein Ge- brauch bietet. Während z. B. der Gasherd in der Küche eine beſondere Wärmequelle für die Behei- zung des Raumes in der kalten Jahreszeit erfor- dert, kocht, brät, backt der Brikettherd, bereitet ferner warmes Waſſer zum Spülen u. Waſchen erwärmt die Küche— alles zu gleicher Zeit und ohne wei— teren Brennſtoffaufwand. Auch im Badezimmer iſt der mit Braunkohleu⸗ briketts beheizte Ofen im Vorteil; denn er iſt zu gleich Badbereiter und Wärmeſpender für den Raum, was gerade hier zur Verhütung von Er— kältungen von großer Wichtigkeit iſt. Und reicht der verfügbare Raum für einen Zylinderofen und Wanne nicht aus, iſt etwa nur ein Duſchraum vorgeſehen, dann kann man einen nur wenig Platz beanſpruchenden, mit Briketts geheizten Wandbade⸗ ofen, der dem mit Gas beheizten Durchlauferhitzer ähnlich iſt, anbringen, der Warmwaſſerbereiter iſt und zugleich den Raum erwärmt. In wirtſchaftlicher Hinſicht kaun die Ueher⸗ legenheit der Einzelfeuerungen nicht weggelengnel werden. Unlöslich verbunden aber ſind ſie mit dem Problem, Kleinwohnungen zu erſchwinglichen Preiſen zu bauen und die laufenden Unkoſten der häuslichen Wärmeverſorgung ſo niedrig wie möglich zu halten. 933 F 9——— —