Generalverſammlung der Mar. Jünglings⸗Sodalität. Ein intereſſauter Bericht. ſie noch einen Verluſtpunkt weniger wie Viernheim. Wer wird den Phönixleuten dieſen Punkt abnehmen? Käfertal, Weinheim, 46er oder der 1913er Mann⸗ heim? Die Chancen ſind für Viernheim gering! Am vergangenen Dienstag hielt der hieſige Jüngliiigsverein ſeine diesjährige Generalverſamm⸗ lung ab. Der Präfekt Herr Karl Zöller begrüßte eingangs die zahlreich erſchienenen Mitglieder und ſtellte ihnen den neuen Präſes, Hochw. Herr Kaplan Weil vor. Der H. H. Präſes wurde hierauf ſtürmiſch begrüßt, ein Zeichen, daß er ſich in den wenigen Tagen ſeines Hierſeins ſchon die Gunſt der Jugend, beſonders der D. J. Keler erworben hat. Der Präfekt gab im weiteren Verlauf ſeiner Begrüßungsanſprache der Hoffnung Ausdruck, daß der Viernheimer Verein unter der neuen Leitung ſich ſo entwickeln möge wie es bei dem Bruderver— ein Worms der Fall war. Weiter forderte er die Mitglieder auf, den neuen Präſes und Vorſtand dadurch zu unterſtützen, daß ſie die künftigen Ver⸗ ſammlungen recht zahlreich befuchen. Hierauf er griff Herr Kaplan Weil das Wort zu einer kurzen Die Reſultate. Edingen— Viernheim 1 Altrip— Phönix Mannheim l 09 Weinheim— Heddesheim ö Käfertal— Friedrichsfeld i Ty. 46 Mannheim— 1913 Mannheim 53:0 Feudenheim— Neckarhauſen 1 311 Tabelle: Vereine Sp. gew. un. verl. Tore Viernheim 20 14 50:13 Phönix M'heim 18 12 46:23 Altrip 19 39:25 Heddesheim 20 32:23 Friedrichsfeld 20 58:36 Feudenheim 20 40:33 Käfertal 19 37 41 Neckarhauſen 19 26:47 Manngeim, an den Pianken, neben der Hauplpost Neueste frühiahrsftoffe Frühiahrs-Mantelstofte, schöne, mod.] Feine engl. Mantel- u. Complet-Stofte, Musterungen, solide Gualitäten, 3 50 reine Wolle, 140 em breit 9 90 140 em breit, Mtr. 4.35, 4.—, 9. Meter 10.80, 9.80, 9.00,. 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Er dankte dem Präfekten für ſeine ſchönen Begrüßungsworte und forderte ebenfalls reſtloſe Mitarbeit eines jeden einzelnen Mitgliedes. Beſonderen Appell richtete er an die Vorſtandsmit⸗ glieder, indem er dieſen bedeutete, daß der Vor- ſtand die Seele des Vereins ſei und daß nur ein ſchaffensfroher Vorſtand die Weiterentwicklung und Aufſtieg eines Vereins bedingen könne. Im An- ſchluß gab Herr Präſes dann ſeine große Reorgani- ſationspläne bekannt. Dieſen zufolge ſoll Viern⸗ heim in 5 Bezirke eingeteilt werden.(Herr Kaplan Weil begründete dieſe Einteilung in der Größe und Unüberſichtlichkeit des Vereins, da ja der J. V. 475 und die D. J. K. 673 und die Pfadfinder 73 Mitglieder umfaßt.) Jedem Bezirk ſteht ein ſoge⸗ nannter Bezirksleiter vor und ihm zur Seite ſtehen wieder zwei Mitarbeiter. Durch eine ſolche Ein— teilung glaubt Herr Präſes, daß eine engere Füh— lungnahme mit jedem einzelnen Mitgliede möglich ſei und daß dadurch wieder neues Leben in den Verein komme. Auch ſollen die kirchlichen Ver— ſammlungen Sonntags morgens nach der Frühmeſſe gehalten werden. Generalkommunion findet jetzt für die Unterabteilung alle 4 Wochen und für die Oberabteilung alle 8 Wochen ſtatt. Großer Bei— fall wurde dem Herrn Präſes für ſeine Ausfüh— rungen geſpendet, woran man merkte, daß die Mit- glieder mit Intereſſe gefolgt waren.— Hierauf ergriff der Schriftführer Herr Heinrich Münkel das Wort zu ſeinem Jahresbericht. Er ſtreifte in kurzen Zügen die Geſchehniſſe des vergangenen Jahres, ſprach dem früheren Präſes und jetzigen H. H. Pfarrer Hohenadel den Dank des Vereins aus und ſchloß mit den Mahnworten: Mitglieder ſeid Männer der Tat, Soldaten Chriſti, Kreuz- ritter unter dem Zeichen des Kreuzes und nehmt als Parole die Worte tapfer und treu. Ja ſeid tapfer in der Verteidigung unſerer hl. Religion und haltet Treue der Fahne, der ihr fie einſt ge— ſchworen habt.— Der Kaſſenbericht konnte eben⸗ falls erfreuen, denn er wies trotz der ſchlechten Zeit einen guten Abſchluß auf. Als Kaſſenprüfer wurden beſtimmt die Herren A. Sax und Hans Helbig.— Nachdem dem alten Vorſtand Ent- laſtung erteilt war, ſchritt man zur Neuwahl. Wiedergewählt wurde: Der Präfekt u. der Schrift- führer. Den jetzt ſeparaten Kaſſepoſten verwaltet künftig Herr Lehrer Schmuck. Zu Beiſitzern und Bezirksleitern wurden 10 Jungmänner gewählt. Der engere Vorſtand ſetzt ſich nun wie folgt zu— ſammen: 1. dem Präſes, 2. dem Präfekten, 3. dem Schriftführer, 4. dem Leiter der Muſikabteilung, 5. dem Feldmeiſter der Pfadpſinder und 6. dem Leiter der D.J K. Die zu faſſenden Beſchlüſſe werden von dieſen durchgeſprochen und dann dem Geſamtvorſtand zur Beratung vorgelegt. Auch hier erregte d. Organiſationsgeiſt d. H. Präſes Bewunderer. — Als den Mitgliedern das Ergebnis der Wahl mitgeteilt worden war, gab Herr Kaplan Weil das Jahresprogramm für 1931 bekannt. So ſoll im April das Schauſpiel„Unter der Jakobiner— mütze“ nochmals aufgeführt werden und am 3. Mai begeht der Verein ſein Titularfeſt. Das Feſt des 25jährigen Beſtehens der Sportabteilung der So- dalität wird am 7. Juni feſtlich gefeiert. Wie all- jährlich, ſo ſoll auch dieſes Jahr wieder im Herbſt ein großes Theaterſtück zur Aufführung gelangen. — Zum Schluß ſprach der Präfekt den Mitglie- dern nochmals den Dank für ihr Erſcheinen aus, ermahnte ſie nun an dem großen Werk mitzuarbei⸗— ten, zum Wohl des Vereins und zum Wohle un— ſerer hl. Religion. Mit dem Liede„Wann wir ſchreiten Seit an Seit“, war die anregend verlau- fene Verſammlung beendet. Sport und Spiel. Kreis Unterbaden. Die„Grünen“ ſind in großer Fahrt. Das gefürchtete Spiel in Edingen wurde mit ſpieleriſcher Ueberlegenheit mit 5:2 Toren gewonnen. Die Grünen führten einen wahrhaft prächtigen Kampf vor. Wenn die Kombinationsmaſchine ſchon immer ſo gelaufen wäre, dann würde der Meiſter bereits Viernheim heißen. Ob es jetzt noch glücken wird iſt noch ſehr fraglich. Da Phönix in Altrip remis ſpielte, haben Edingen 19 47:62 Weinheim 18 36:45 TV. 46 M'heim 19 24:42 1913 M'heim 19 20:65 D. J. K. Sport. Erwartungsgemäß ſchlug die Di. ihren Gegner aus Mannheim mit dem Bonbenreſultat von 9:1. T. C.⸗Sport Die T.⸗G⸗Mannen gewannen auch das geſtrige Verbandsſpiel gegen Mannheim-Lindenhof mit dem Reſultat von 5:1. Turner- Handball. Der Turnerbund hatte geſtern in einem Freund— ſchaftsſpiele den T. V Heppenheim zu Gaſt und beſiegte dieſen in ſchönem Spiele 74. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Chriſtl. Gewerkſchaftskartell. Berufsverband chriſtl. Fabrik- und Transportarbeiter. Am kommenden Mittwoch, den 4. März, abends 8 Uhr, findet im Gaſthaus zum„Löwen“ eine wichtige Ver⸗ ſammlung ſtatt. Referentin Reichsjugendleiterin Frl. Sahlberg, Berlin. In Aubetracht deſſen bitten wir um vollzähliges Erſcheinen aller. Auch die ganze Jugend der anderen Berufsverbände und ganz beſonders die Kolleginnen des Tabak⸗ gewerbes ſind hierzu herzlichſt eingeladen. Lieder- bücher mitbringen. Der Vorſtand. lte Zeitungen 1 und Tapezieren empfiehlt Mernheimer Unzeiger reine Wolle, 140 em breit für den flotten Sport- Kamelhaarstoffe ung Ie 15 915 90 Meter 11.80, 7.90, 5 weed Georgette, das moderne Stoff- Gewebe, reine Wolle, doppeltbreit Mtr. 4.75, Kleider- Tweed-Flocké, für flotte kleider und 390 be e, 295 Iweed für das flotte Sportkleid, reine Tweed, mit neuartigen K.seiden— Wolle, große Auswahl, prima Qualitäten,.. Mtr. 2.78, 2.50, Effekten, in schönen Farben, „„ tr. 1.88, 1.38, 1. 5 3 Waschstoffe, Wollmousseline, Wasch- i Grolle Neueingänge selde. 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Mannheim, am den N Mtr. 16.50, 13.80 11.— 6,96, 7.25, 5.90 Firma einen Auftrag zugstölfenl. Bedingung aber war, daß die englische Firma mit eingewebt werde. Her Auftrag wurde daraufhin abgelehnt. Vielleicht findet die Firma andete Wege ihr„echt Eagllaches Tuch“ in eee Pioanken, neben der Haupipos! L Ein Vergnügen U ddddd ist's, mit der seuen, verbesserten Frledel- Waschmaschine 11 2 Waschen— In eiche und pitschpine.— Gesetzl. geschützt. Dich rä ben Visitkarten zu verkaufen in reicher Auswahl zu billigen Preisen fertigt A. Munderle ee Luiſenſtr. 38. Hernnelmer Anxgiger. Unſere Methode der Bruch⸗ Heilung nach längſt anerkannten, aber allgemein immer noch ſtark vernachläſſigten Grundſätzen, hat gute Heilerfolge aufzuweiſen, wo andere Heilmittel verſagten. Patente im Ine und Auslande. Referenzen, Auskunft pp. brief⸗ lich koſtenlos gegen doppeltes Rückporto. Unſer Vertrauensarzt gibt Ihnen genaueſte Auweiſung und Hilfeleiſtung in ſeiner Sprechſtunde: 5 Weinheim: Donnerstag, 5. März vorm. 9—1 Uhr, Gaſthaus Karlsberg. „Hermes, Aerztliches Inſtitut für orthopädiſche J Bruchbehandlung Gmb.., Namhburg, Esplanade 6. Bekanntmachung Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Dienstag, den 3. März 1931, vorm. 11 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke verſteigert: Oberlück 4. Gew. Nr. 24 Oberlück 8. Gew. Nr. 42 Kl. Neuer Garten Nr. 11 Kleine Striethen Nr. 42 Kleinbruchfeld 1. Gew. Nr. 39 Großbruchfeld 1. Gew Nr. 3 Allmen Nr. 44 Allmen Nr 139 Allmenfeld 1 Gew. Nr. 32 Dreiruthen Nr 90 Mittlere lange Theilung Nr. 5 Krottenwieſe(Wieſe) Nr. 53 Oberbruchweide 7. Gew. Nr. 8 Kl. Neuenacker im Gr. Bruchfeld Nr. 104 Schloth Nr. 84. Schloth Nr. 141 Oberlück 9. Gew. Nr. 34 Erlen 2. Gew. Nr. 41 Erlen 5. Gew. Nr 17 Oberbruchweide 9. Gew. Nr. 8 Unterbruchweide 14. Gew. Nr. 22 Unterbruchweide 4. Gew. Nr. 15 Unterbruchweide 1. Gew. Nr. 32 Unterbruchweide 10. Gew. Nr. 12 Oberlück 13. Gew. Nr. 49 Kl. Neuenacker im Gr. Bruchfeld Nr. 23 Allmenfeld 2. Gew. Nr. 42 Großbruchfeld 1. Gew. Nr. 27 Viernheim, den 27. Februar 1931. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Betr.: Lamberth Central⸗Film⸗Palaſt. u e 1 Nochmals das große Tenfilmereignis! Das erſte und einzige enny Porten Ton- Dazu das übrige Programm. Liebling aller Filmfreunde fprechen und ſin en hören. men r Ae mand verſäume die Veulige und letzte Vo Aung. iſt das ſchönſte was je ein Tonfilm Duingen kann. Auch Sie müſſen rwerbsloſe zahlen Werktag 8 . es⸗ Anzeige. Geſtern nachmittag um ¼ 4 Uhr ver⸗ ſchied nach kurzem, ſchweren Leiden unſer lieber, unvergeßlicher Vater, Großvater, Urgroßvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, Herr Georg Trapp wohlvorbereitet durch den Empfang der hl. Sterbeſakramente im Alter von 83 Jahren. Viernheim, den 2. März 1931. Re trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet morgen Diens⸗ tag, nachmittags um 4 Uhr, vom Trauer⸗ hauſe, Rathausſtr. 106 aus, ſtatt. 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Kurz vor ſeiner Ab⸗ reiſe nach Wien hat Reichsminiſter des Aus⸗ wärtigen, Dr. Curtius, dem hieſigen Vertre— ter der amtlichen Nachrichtenſtelle in Wien u. a. folgende Aeußerungen zur Verfügung geſtellt: In dem Augenblick, wo ich öſterreichiſchen Bo⸗ den betrete, drängt es mich, den Oeſterreichern und beſonders auch den Wienern, meine beſten Grüße zu entbieten. Mein Beſuch, wenn er auch formell ein Staatsbeſuch iſt, iſt nicht eigentlich als ein politiſcher Akt zu bewerten, ſondern viel⸗ mehr als der Ausdruck der engen Freundſchaſt, die das deutſche Volk im Reiche dem deutſchen Volle in Oeſterreich entgegenbringt. In den bevorſtehenden Verhandlungen haben wir bei der gleichgerichteten Politik Oeſterreichs und des Deutſchen Reiches nicht etwa Gegenſätze zu beſeitigen oder Gegeumeinungen zu bekehren. Sie gelten vielmehr vor allem der gemeinſamen Sorge, wie die unermeßliche Not, die gerade auf unſerem Volke laſtet, am wirkſainſten zu be⸗ kämpfen iſt. Ich hoffe zuverſichtlich, daß die Be— ſprechungen in Wien geeignet ſein werden, den Boden für eine noch fruchtbarere Zuſammenar— beit unſerer Länder als bisher und für ein ver⸗ trauensvolles Zuſammenwirken aller derjenigen Staaten zu bereiten, die dazu gewillt ſind. Es liegt auf der Hand, daß ich mit den öſter⸗ reichiſchen Staatsmännern während meines Be⸗ ſuches außer den wirtſchaftlichen Fragen auch die uns gemeinſam angehenden politiſchen Fra⸗ gen beſprechen werde. Bei der grundſätzlichen Parallelität der politiſchen Ziele Oeſterreichs und Deutſchlands bin ich mir ſchon im voraus deſſen bewußt, daß unſere Stellungnahme zu den großen Problemen der Politit völlig über⸗ einſtimmen wird; denn Oeſterreich und Deutſch⸗ land wollen beide nur dem deutſchen Volke und der Menſchheit einen gerechten Frieden ſichern. Soziales Kurzarbeilsablommen für die chemiſche Induſtrie Mitteldeutſchlands. wib. Halle(Saale), 2. März. In freier Ver⸗ einbarung zwiſchen Arbeitgebern und Arbeit⸗ nehmern wurde am Samstag ein Kurzarbeits⸗ abkommen für Angeſtellte für die chemiſche In⸗ duſtrie Mitteldeutſchlands(Sektion vb, umſaſ⸗ ſend die Gebiete Provinz Sachſen, Anhalt, Thü⸗ ringen) mit Geltung bis 30. September getrof⸗ ſen. Die Kündigungsfriſt für Einführung von Kurzarbeit mit Gehaltskürzung beträgt vier Wochen, und zwar zum Monatserſten. Das neue Abkommen iſt bereits mit dem 1. März in Kraft getreten. Die Merſeburger Leuna-Werke haben aufgrund einer neuen Vereinbarung die Kurz⸗ arbeit für Angeſtellte in Form einer wöchent⸗ lichen Feierſchicht unter entſprechender Gehalts- kürzung eingeführt. Ruto fährt in eine Gruppe Schulkinder wtöb. Aachen, 2. März. Ein von einer 22. jährigen Dame geſteuerter Perſonenkraftwagen fuhr heute in der Mittagsſtunde auf den Bür⸗ gerſteig und in eine Gruppe Schulkinder hin⸗ ein, die gerade an einem Metzgerladen vor⸗ überging. Hierbei wurden vier Kinder zum Teil ſchwer verletzt. Das Schaufenſter des La⸗ dens wurde zertrümmert. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt. eee, ee Dementi der Giftgasmeldungen wib. Brüſſel, 2. März. Die Belgiſche Tele⸗ graphenagentur erklärt, daß nach Mitteilungen aus zuverläſſiger Quelle die am 28. Februar von der Libre Belgique gebrachte Nachricht über das Auftreten von Giftgaſen in den Ge⸗ meinden Tilleur und Soleſſin jeder Begrün⸗ kaung entbehrt. eſtimmt vorgeſchrlebenen Tagen kann jedoch eine Sewälr nicht übernommen werden Dienstag, den 3. März 1931 Schwierige Verhandlungen über den Wehretat Um den Panzerkreuzer B— Gemeinſamer KHusſchuß der Deutſchnationalen und Nationalſozialiſten odz. Berlin, 2. März. Im Reichstag fanden am Montag nachmittag Verhandlun⸗ gen mit den Sozialdemokraten über die Be⸗ handlung des Wehretats ſtatt. Reichskanzler Dr. Brüning empfing zu dieſem Zweck die Abgg. Wels, Dr. Breitſcheid, Müller⸗Fran⸗ ken und Aufhäuſer. Wie das VPdz.⸗Büro hört, führten die Beſprechungen noch nicht zu einer Klärung. Am Dienstag werden weitere Verhandlun⸗ gen folgen. Die für Montag abend anbe⸗ raumte Fraktionsſitzung der Sozialdemo⸗ kraten iſt deshalb auf Dienstag abend ver⸗ tagt worden. enb Berlin, 2. März. Im Reichstag ſieht man in dem Verlauf der heutigen Beſprechung, in der es dem Kanzler noch nicht möglich war, die Stellungnahme der Sozialdemokraten zu klä⸗ ren, eine Erſchwerung der parlamentariſchen Situation. Es handelt ſich dabei vor allem um die Rate für das Panzerſchiff B. In der vori⸗ gen Woche hatte man auf Grund früherer Be⸗ ſprechungen in Regierungskreiſen noch den Ein⸗ druck, daß auch der Wehretat keine weſentlichen Schwierigkeiten mehr machen würde. Dieſe Auf⸗ faſſung wurde auch durch den einen„Vorwärts“⸗ Artikel des Reichstagsabgeordneten Dittmann beſtärkt, der unumwunden erklärt hatte, daß die Sozialdemokratie ihre Hauptaufgabe in der Ver— teid'gung des Staates gegen den Nationalſozia⸗ lismus ſehe und ſich von dieſer großen Linie ihrer Politik nicht durch den Streit um Einzel⸗ heiten abbringen laſſen werde. Nun hat ſich die Stimmung der Fraktion unter dem erſten Eindruck der braunſchweigiſchen Reichspräſident Wahlen offenbar geändert, da die Hauptgewin— ner nicht die Nationalſozialiſten, ſondern die Kommuniſten ſind. In ſozialdemokratiſchen Krei— ſen glaubt man wohl, daß dieſe Situation bei der weiteren Taktik berückſichtigt werden muß. Aus der Tatſache, daß die Beſprechungen mor gen weitergehen, ſchließt man in unterrichteten Kre'ſen, daß man doch an eine Verſtändigung glaubt. Sie liegt nach Anſicht unterrichteter Kreiſe vielleicht auf dem Gebiete gewiſſer Ge genleiſtungen auf ſozialem Gebiete. Auch die Annahme des ſozialdemokratiſchen Gefr erfleiſch⸗ antrages, mit der auch in der Vollſitzung des Reichstags allgemein gerechnet wird, könnte die Lage erleichtern helfen. Dagegen wird in Kreiſen der Regierungsparteien jetzt unter keinen Umſtänden mehr damit ge⸗ rechnet, daß die Rechtsoppoſition in den Reichstag zurückkehrt. Zu der Mitteilung der beiden Parteien über ihre geſtrige gemeinſame Sitzung verlautet üb— rigens noch, daß ein Ausſchuß geb'ldet wurde der die Aufgabe hat, das taktiſche Zuſammen— gehen beider Parteien für die Zukunft zu ſichern. Daraus ſchließt man im Reichstag, daß die Deutſchnationalen ſich von der Möglichkeit einer Zuſammenarbeit mit der Regierung noch weiter entfernt haben, ſodaß auf der anderen Seite die Notwendigkeit einer Verſtändigung mit der Soizaldemokratie noch zwingender her— vortritt. Die Verhandlungen werden freilich als recht ſchwierig beurteilt. Weder der Reichswehr— miniſter noch der Kanzler iſt zu einer Strei— chung der Schiffsrate bereit, und wenn es ge— lingt, mit den ſozialdemokratiſchen Führern zu einer Berſtändigung zu kommen, ſo bleibt ſchließ⸗ lich immer noch die Frage ofſen, ob ſie ſich in ihrer Fraktion durchzuſetzen vermögen. auch Preußenpräſident? Verfaſſungsantrag der D. U. P.— Endlich Heraufſetzung des Wahlalters? Die Deutſche Volkspartei hat im Reichstage J ſinngemäße Anwendung der Vorſchriften der Ar⸗ den, wie gemeldet, von Dingeldey bereits in Ausſicht geſtellten Geſetzentwurf zur Abände⸗ rung der Reichsverfaſſung eingebracht. Darnach ſoll das Wahlalter von 20 auf 25 Jahre herauf⸗ geſetzt werden. Der Artikel 24 ſoll folgende Faſ⸗ ſung erhalten: „Der Reichstag wird vom Reichspräſidenten berufen und geſchloſſen. Die Berufung muß alljährlich, und zwar ſpäteſtens auf den erſten Mittwoch des November, nach dem Sitz der Reichsregierung erfolgen.“ Folgender Artikel 51 a ſoll eingeſchaltet wer⸗ den:„Der Reichspräſident iſt zugleich Oberhaupt des Landes Preußen. Ihm ſtehen in preußiſchen Angelegenheiten die Rechte zu, die ſich durch tikel 24, 25, 44, 46, 49, 53, 55, 70, 72 bis 44 auf das Land Preußen ergeben. Das Nähere regelt ein breußiſches Landesgeſetz. Kommt ein ſol⸗ ches Landesgeſetz nicht innerhalb dreier Monate nach dem Inkrafttreten dieſes Artikels zuſtande, ſo erfolgt die Regelung durch Reichsgeſetz.“ Es handelt ſich hierbei um die ſinngemäße Uebertragung aller Befugniſſe, die dem Reichs⸗ bräſtdenten im Reiche zuſtehen, auf Preußen, alſo um die Berufung des preußiſchen Landta⸗ ges, ſeine Schließung und Auflöſung, das Er⸗ nennungsrecht für die preußiſchen Beamten, das Begnadigungsrecht, die Berufung des preußi— ſchen Kabinets, die Ausfertigung der preußiſchen Geſetze und den Volksentſcheid. Reichstagsausſprache über die Innenpolitik Um Remarque⸗Film und Geſetz gegen den Waffenmißbrauch odz. Berlin, 2. März. Reichstagspräſident Löbe eröffnet die heutige Reichstagsſitzung um 3 Uhr. Auf der Tagesordnung ſteht die zweite Beratung des Haushaltes des Reichs⸗ innenminiſteriums in Verbindung mit der erſten Beratung des Geſetzes gegen den Waf⸗ fenmißbrauch. Nach dieſem Geſetz, das in derſelben Weiſe wie das Republikſchutzgeſetz befriſtet iſt, wird nicht nur das Mitführen von Schußwaffen, ſondern auch von Hieb⸗, Stoß⸗ und Stichwaffen beſtraft, beſonders ſchwer, wenn dieſe Waffen bei politiſchen Kundgebungen mitgeführt wer— den. Die Kommuniſten haben ſofortige Auf⸗ hebung des Republikſchutzgeſetzes, des Demon⸗ ſtrationsverbotes für Berlin und des Geſetzes zur Bewahrung der Jugend vor Schund⸗ und Schmutzſchriften beantragt. Abg. Dr. Schreiber(3.): Wir leben nicht nur in einer Wirtſchaftskriſe, ſondern in einer Kriſe der Staatsgeſinnung und des Staatsgefühls. Unſer Volk kann weder an einer bolſchewiſtiſchen Revolution, noch an einer na⸗ tionalſozialiſtiſchen Inſurrektion geſunden. Wir brauchen eine Einheitsfront der Verant⸗ wortungsbewußten für lange Zeit. Eine ſchnel— lere und ſtrengere Ahndung der gegen die Staatsautorität gerichteten gewalttätigen An— griffe muß verlangt werden. Der Redner ver— langt unter großer Unruhe der Kommuniſten eine energiſche Abwehr der ruſſiſchen kulturbol— ſchewiſtiſchen Propaganda gegen die Religion. An die Erneuerung des Rapallo-Vertrages könne nur gedacht werden, wenn dieſe Propa⸗ ganda aufhört. Die Weimarer Verfaſſung könne in Einzelheiten reformiert werden, um eine größere Stabilität der von einem verantwor- tungsbewußten Reichstag geſtützten Regie— rungsgewalt zu erreichen. Abg. Schreck(S.) verlangt eine größere Aktivität in den Beſtrebungen der Reichsreform mit dem Ziele eine Groß-Deutſchlands. Der Redner wendet ſich auch gegen das Verbot des Remarque-Filmes„Im Weſten nichts Neues“. Es ſcheine faſt, als ſei in dieſem Falle die Kammer der Filmoberprüfſtelle nach politiſchen Geſichtspunkten zuſammengeſetzt worden. Mit dieſem Verbot wurde eine Verbeugung gemacht vor nationalſozialiſtiſchen Straßendemonſtran— ten. Wir wollen, daß die Jugend ſieht, was ein Krieg wirklich bedeutet. Abg. von Kardorff(DWP.) bezeichnete es als den größten Schwindel, wenn die Na— tionalſozialiſten und Deutſchnationale ihren Auszug damit begründen, daß ſie mundtot ge— macht worden ſeien. Er verlieſt dann zahlreiche unparlamentariſche und beleidigende Ausdrücke aus der letzten Reichstagsrede des national⸗ ſozialiſtiſchen Abg. Frank 2, um zu beweiſen, daß die Nationalſozialiſten von Präſident Löbe mit weiteſtgehender Nachſicht behandelt worden ſind. Wir bedauern, daß durch das Erfordernis der Zweidrittelmehrheit faſt jeder Fortſchritt in der Weimarer Verfaſſung ver— baut iſt. Wir halten eine Verfaſſungsreform für dringend notwendig. Wir wollen, daß der Reichspräſident gleichzeitig preußiſcher Staats— präſident und, daß das Wahlalter heraufgeſetzt wird. Schließlich iſt auch die Ruhe und Ord— nung auf der S-raße mehr wert, als die Frage, ob dieſer oder iener Film gezeigt wird. Abg. Petzold(WP.) bedauert die Kür⸗ zungen im Haushalt des Innenminiſteriums, von denen beſonders die Arbeiten wiſſenſchaft⸗ licher Art betroffen werden. Er betont, daß er am Remarque-Film nichts gefunden hat, was das Verbot verlangt. Ein neuntes Schul⸗ jahr erſcheint uns nicht erwünſcht. Eine Wahl⸗ reform iſt unannehmbar, wenn ſie nicht auch die Erhöhung des Wahlalters bringt. Auf die „Techniſche Nothilfe“ kann angeſichts der Kämpfe in der Arbeiterſchaft immer noch nicht verzichtet werden. Abg. Dr. Mumm(Chr.⸗Sozial) verlangte, daß im Innenminiſterium der Staatsgedanke lebendig bleibe. Erſte Aufgabe des Staates ſei ſeinen Gliedern Schutz gegen Gewalttätigkeit und Ungerechtigkeit zu geben. Abg. Dr. Külb(Stp.) fordert, daß die Staatsautorität ſich gegenüber der zunehmen— den Raditaliſierung der Politik durchſetzt, eben— ſo die Autorität des Parlaments gegen Sa— botageverſuche. Zu einer Reichsreform gehört auch eine Wahlreform, bei der die Einzelper— ſönlichkeit wieder zur Geltung kommt und bei der durch kleinere Wahlkreiſe eine perſönliche Vertrauensbeziehung zwiſchen Abgeordneten und Wählern wieder möglich wird. Auf dem Gebiete der Kulturpolitik muß dafür geſorgt werden, daß die deutſchen Kulturgüter in mög— lichſt weite Volksſchichten gelangen. f Um 7 Uhr wird die Weiter beratung auf Dienstag(3 Uhr) vertagt. Mlarſtellung tut not! Die Rußlandfahrt deutſcher Induſtrieführer * Das führende Organ der ruſſiſchen In⸗ duſtrie, der„Sa Induſtrialiſaziju“, bringt ei⸗ nen längeren Artikel über die Bedentung des Beſuches deutſcher Induſtrieführer in Moskau. Schon vor ihnen haben engliſche und amerika— niſche Wirtſchaftsführer der Einladung Stalins Folge gelelſtet und Rußland beſucht. Für ſie, ebenſo wie für die deutſchen Induſtrieführer, iſt die Sammlung praktiſcher Erfahrungen über die Auswirkungen des Fünf-Jahresplanes überaus wertvoll, wie auch die Beſichtigung der nach dieſem Plan fertiggeſtellten neueſten Induſtrieanlagen. Nach dem„Sa Induſtrialiſaziju“ erſtrebt die ruſſiſche Regierung mit dem Fünf-Jahresplan keine Einſchränkung der induſtr. Einfuhr. Der Plan ſchließe im Gegenteil erhebl. Bedürfniſſe an ausländiſchen Erzeugniſſen in ſich. Deutſch— land könnte zur Deckung dieſer Bedürfniſſe in erheblich ſtärkerem Maße als bisher herangezo⸗ gen werden, vielleicht ſogar über die im Fünf- Jahresplan aufgeſtellte Schlüſſelzahl hinaus. Nun wiſſen wir allerdings, daß in deutſchen Juduſtriekreiſen ſich die Anſchauung über die wirtſchaftliche Situation Rußlands vielfach ge— ändert hat, daß die deutſche Induſtrie überwie⸗ gend der Auffaſſung iſt. daß Rußland den Fünf⸗ Jahresplan durchhalten wird, daß es nicht ſcheitern wird. Dabei iſt es gleichgültig, für den Anfang wenigſtens, ob dieſer Induſtrie— al ſierungsplan 60, oder 100-prozentig erfüllt wird. Was unſeren Export nach Rußland anbe— langt, ſo brachte das Jahr 1930 eine erfreuliche Entwicklung. Da Koſumartikel nach Rußland nicht einzuführen ſind, kommen in der Haupt— ſache Maſchinen in Frage und hier wurde der Export von 209 auf 262 Millionen Mark ge— ſteigert. Das ruſſiſche Induſtrieorgan ſagt da— zu, daß Deutſchland im Vorjahr für 200 Rubel Millionen Beſtellungen aus Rußland erhalten habe, daß das aber nur ein Anfang ſei, denn ſchon 1931 könnte erheblich höhere Ziffern bringen. Das wären für unſere geſamte Wirtſchaft erfreuliche Ausblicke. Und doch haben wir ein Aber dazuzuſetzen. Wir finden keinerlei Mitteilungen in dem ruſſiſchen Induſtrieorgan über die Bedin⸗ gungen, welche an dieſe Zuſagen oder an unſere Angebote ſicher geknüpft werden ſollen. Man weß jetzt nur, daß ruſſiſcherſeits der Wunſch beſteht, langfriſtige Vereinbarungen zu treffen. Man ſpricht von gewiſſen Vorbedin— gungen, auch von einer zu ſichernden Perſpek— tive, in Bezug auf die Einſtellung der deutſchen Induſtriellen. Was bedeuten dieſe flüchtigen Hinweiſe? Vielleicht bringen uns die bevorſtehenden direkten Unterhaltungen der deutſchen In⸗ duſtrieführer mit den ruſſiſchen Regierungs— kreiſen die notwendige Klarſlellung auch über das Für und Wider. Wir geben zu, daß wir ſolche Beſprechungen zum Ausbau der deutſch-ruſſiſchen Wirtſchafts⸗ beziehungen nur begrüßen können und erwar— ten aber, daß jene politiſchen bolſchewiſtiſchen völlig ausgeſchaltet bleiben. Wirtſcheaft iſt hier die Loſung, nicht Bol⸗ ſchewismus. Beſtrafte Schwarzhörer. Wegen der Errich- tung und des Betriebs nicht genehmigter Funk— anlagen ſind in den Monaten Oktober bis De— zember 1930 in Deutſchland insgeſamt 258 Per— onen rechtskräftig verurteilt worden gegenüber 185 Perſonen im gleichen Zeitraum des Vor⸗ jahres und 221 Perſonen im Vierteljahr Juli⸗ September 1930. Zum Teil iſt auf recht em- pfindliche Geldſtrafen erkannt worden. Unter den Verurteilten befinden ſich acht Perſonen, de weben Meißeſie oder Mitöteyſchaft hoſtyroft Kuliſſengedanken worden ſind.— Im Kalenderjahr 1930 ſind im ganzen 944 Perſonen wegen Schwarzhörens verurteilt worden. Kronprinz Humbert in Karols Spuren? Mailand, 1. März. Das große Tages⸗ geſpräch in Pariſer, Brüſſeler und römiſchen Diplomatenkreiſen bildet das angebliche Zer⸗ würfnis zwiſchen dem italieniſchen Thronfolger Humbert und ſeiner ihm erſt vor einem Jahre angetrauten Gattin, der belgiſchen Prinzeſſin Maria Joſe. Der Kronprinz habe vor kurzem Rom in unbekannter Richtung mit einer Dame verlaſſen, mit der er bereits ſeit Monaten Beziehungen unterhalte und er⸗ klärt, niemals wieder die eheliche Gemeinſchaft mit ſeiner Frau aufzunehmen. Am belgiſchen Hof und im Quirinal wird an eine Auf⸗ löſung der Ehe gedacht, während Muſſolini ſich gegen die Maßnahme erkläre. Ermittlungs verfahren gegen Seldte und Düſterberg enb. Halle, 2. März. Der Generalſtaats⸗ anwalt in Berlin hat— wie ſoeben bekannt wird— g en die Bundesführer des Stahl⸗ helms Seldte und Düſterberg aufgrund des Paragraph 5, Abſ. 1 des Republikſchutzgeſetzes in Verbindung mit Paragraph 20 des Reichs⸗ preſſegeſetzes wegen des Aufrufes in der Stahlhelmzeitung Nr. 2 ein Ermittlungsver⸗ fahren eingeleitet. Der am 18. Januar er⸗ ſchienene Aufruf war die Einladung zum Volksbegehren. Das revolutionäre Süòamerika Regierungswechſel in Peru— Verhandlungen mit den Aufſtändiſchen witb. Newyork, 2. März. Wie Aſſocia⸗ ted Preß aus Lima(Peru) meldet, wurde Ricardo Leonciv Elias, der Vorſitzende des Oberſten Gerichtshofes, geſtern abend von der neuen Junta⸗Regierung zum proviſo⸗ riſchen Präſidenten gewählt. Sein abge⸗ dankter Vorgänger Cerro war gerade ein halbes Jahr im Amt. wtb. Newyork, 2. März. Die hier vorliegen— Meldungen aus der peruaniſchen Hauptſtadt Lima zeigen übereinſtimmend das, daß der geſtrige Regierungswechſel in Peru auf das Eingreifen der Flotte zurückzuführen iſt, die einen Bürgerkrieg unter allen Umſtänden ver— meiden wollte. Die Führer der Flotte hatten ſich durch Augenſchein davon überzeugt, daß die Erhebung im Süden wie im Norden des Landes weit größeren Umfang angenommen hatte, als offiziell zugegeben wurde, daß alſo umfaſſende militäriſche Operationen nötig ge— weſen wären, um die Erhebung niederzuſchla— gen. Die Führer der Marine bezweifelten, daß die Regierung Cerro hierzu die erforderlichen Machtmittel beſäße, und es erſchien gleicher— weiſe zweifelhaft, ob die Aufſtändiſchen mili— täriſch genug ſtark waren, um die Hauptſtadt Lima zu erobern, wenn auch eine wirtſchaftliche Iſolierung Limas durchaus im Bereich der Möglichkeit lag. Geſtern nachmittag fand in Lima unter dem Vorſitz des Biſchofs von Are— quina eine-Konferenz ſtatt, an der Vertreter aller politiſchen Kreiſe teilnahmen und in der die politiſche Lage eingehend erörtert wurde. Nach der Beſprechung kündigte Cerro an, daß er zurücktrete. Die neue Junta, die von dem inzwiſchen zum proviſoriſchen Präſidenten ge— wählten früheren Mitglied des Oberſten Bun- desgerichtes, Ricardo Leoncio Elias, geführt und von den Befehlshabern des Heeres und der Marine unterſtützt wird, trat ſofort in Ver— handlungen mit den Aufſtändiſchen ein, um eine Verſtändigung zu erreichen. Vermiſchtes Ein Meter Neuſchnee im Allgäu. wtb. Kempten, 2. März. Seit geſtern ſchneit es im Tal und in den Bergen mit kurzen Un⸗ terbrechungen. Die Neuſchneedecke beträgt im Tal bereits bis zu einem halben Meter. Von den Höhenlagen werden ein bis anderthalb Meier Neuſchnee gemeldet. Die ſtaatlichen Kraftpoſtlinien haben den Vetrieb wieder ein⸗ ballen endttan. Varna Noman von Max v. Weißenthurn. (38. Fortſetzung). 30. Kapitel. Denunziert. Als Chriſtine den Brief Varnas empfan⸗ gen hatte, war gerade ihre Familie im Salon zugegen. Sie hatte deshalb Mühe, ihre Ueber— raſchung zu unterdrücken, umſomehr als Led⸗ ward, der für einige Tage zu Beſuch auf das Schloß gekommen war, ſich in ihrer Nähe be— fand. Sie konnte es jedoch nicht verhindern, daß ihr in der erſten Beſtürzung der Ausruf: „Von Varna!“ entfuhr. Blick unwillkürlich ein ſeltſamer Ausdurck in Ledwards Zügen, er war blaß geworden und ſeine Stirn hatte ſich gefurcht. Es lag ein ſo feindſeliger, gehäſſiger Ausdruck in ſeinem Ge⸗ ſicht, daß Chriſtine erſchrack und auf die Frage der Mutter ausweichend antwortete:„Es iſt der Brief einer Freundin, den ich erhalten habe, Mama.“ Namen genannt!“ „Es wurde ihrer in dem Briefe erwähnt.“ „Vielleicht war der Brief von Fräulein Leslie ſelbſt?“ miſchte ſich Ledward in das Geſpräch, und obwohl er die Frage in harm⸗ loſem Tone ſtellte, empfand Chriſtine doch un⸗ willkürlich, daß nur ein ganz beſonderes In⸗ tereſſe ihm dieſe Worte eingeben konnte. Groß ſah ſie ihn an und entgegnete:„Wenn dem ſo wäre, ſo wüßte ich immer noch nicht, wes⸗ halb ich den Inhalt dieſes Schreibens einem 01*. 97 jeden zum Beſten geben ſollte!— Vermutlich 5 1 doit von ih Und. dem Ach. A dee gültigem Tone an ihre Mutter ide Frage, ob ſie den Ponnywagen für den Nachmittag benu⸗ tzen könne. „Wenn du es wünſcheſt, gewiß. Blanche und ich ſtatten heute Beſuche ab und brauchen ihn nicht.“ Sobald jedoch Chriſtine das Zimmer wer— laſſen hatte wandte ſich Ledward ſeiner Tante zu. „Offenbar will ſie heute die Le lies be— ſuchen!“ „Wie kommſt du auf dieſen Gedanken, Led⸗ ward?“ Er lächelte verlegen.„Ihr Eingeſtändnis, daß der Brief von Varna ſelbſt ſei, war doch deutlich genug. Was liegt da näher, als daß ſie den Leslies den Inhalt desſelben mittei— len will? Umſo mehr, da ſie mit den Geſchwi⸗ ſtern, zumal mit dem älteſten Bruder, einem hübſchen jungen Menſchen, ſehr gut bekannt zu ſein ſcheint.“ „Welch törichter Einfall! Ich glaube, Chri— ſtine hat überhaupt kaum je im Leben mit ihm geſprochen!“ „Nicht nur geſprochen, ſondern ſie iſt ſogar ſchon wiederholt mit ihm ſpazieren gegangen, wie ich aus ſicherer Quelle weiß. Wenn du allo keine Vorliebe für Entführungsaffären und dergleichen haſt, ſo wäre es ſicherlich an⸗ gezeigt, ſich um Thriſtines Tun nud Laſſen einigermaßen zu bekümmern.“ „Meine Tochter wird ſich pie auf dieſe Weiſe erniedrigen!“ erwiderte die Gräfin kalt, trotzdem aber verſäumte ſie nicht, die Erlaub⸗ nis in Bezug auf den Ponywagen rückgi gig zu machen, und darauf zu beſtehen, daß das junge Mädchen ſie bei den beabſichtigten Be⸗ Chriſtine m ch fügen f Dank des Prinzen Carl von Schweden an den Reichspräſidenten von Hindenburg. wtb. Berlin, 2. März. Prinz Carl von Schweden hat dem Herren Neichspräüdenten in herzlichen Worten ſeinen Dank für die ihm zum 70. Geburtstage übermittelten Glück— wünſche zum Ausdruck gebracht. Polniſcher Minenſacher im Hafen von dingen geſunken. witb. Danzig, 2. März Infolge des ſchwe— ren Schneeſturmes, der hier in den letzten bei— den Tagen herrſchte, iſt im Hafen von Gdingen der polniſche Minenſucher„Mewa“, der nach dem Kriege bei der Aufteilung der deutſchen Flotte Polen zugeteilt worden war, und ſich im Hafen in Reparatur befand, geſunken. Men⸗ ſchen ſind dabei nicht zu Schaden gekommen. Das Schiff, das an einer flachen Stelle liegt, ſoll gehoben werden, Maſſenerkrankungen an Speiſeeis in Budapeſt. wtb. Budapeſt, 2. März. In der vorletzten Nacht hatten die Budapeſter Rettungsmann⸗ ſchaften und Privatärzte aus verſchiedenen Gegenden der Stadt viele Erkrankungen unter Vergiftungsſymptomen gemeldet. Die Rer⸗ tungsgeſellſchaft hatte binnen kurzem 17 Per⸗ ſonen ins Krankenhaus gebracht. Einige der Erkrankten wurden nach der erſten Hilfeleiſtung in ihre Wohnungen entlaſſen. Die Polizei hat feſtgeſtellt, daß die Erkrankungen auf den Ge⸗ nuß von Fruchteis, das die Erkrankten in einem Warenhaus verzehrt hatten, zurückzuführen ſei. Bootsunglück auf der Donau wib. Bukareſt, 23. Febr. Bei der Gemeinde Duna⸗Vecze kenterte in der Mitte der Donau infolge des ſchweren Sturmes ein Ruderboot, in dem vier junge Leute jaßen. Drei Inſaſſen ertranken. 5 5 Wachſende Beteiligung an deutſchen Sprach⸗ kurſen in Amerika. weib. Philadelphia, 2. März. Die ſtaatliche Hochſchule von Pennſylvanien gibt bekannt, daß ſich ein Achtel aller immatrikulierten Stu⸗ denten an den deutſchen Sprachkurſen betei⸗ ligt, weil ſie die Kenntnis der deutſchen Surache für ein wiſſenſchaftliches Studium fü ward es war, der ihr dies Hindernis in den Weg gelegt hatte. „So war es gekommen, daß ſie erſt kurz vor Tiſch ein paar freie Augenblicke benutzen konnte, um nach Stillwater zu gehen und Varnas Brief ihren Angehörigen zu zeigen. Daß ſie Gilbert zufällig begegnete, machte es natürlich möglich, früher nach Langley zu⸗ rückzukehren, als ſie zuvor gedacht. Trotzdem war die Speiſeſtunde ſchon vorüber, als ſie das Schloß erreichte, bei deſſen Betreten ſie die Mitteilung erhielt, daß die Mutter ſie im Salon erwarte. „Wo biſt du während der Eſſenszeit gewe⸗ ſen?“ fragte die Gräfin in ſtrengem Tone, Ledwards Gegenwart gar nicht beachtend. „Ich habe einen Spaziergang unternom⸗ men. Es war ſo herrlich draußen, und ich fühlte mich zum Eſſen nicht disponiert!“ „Hatteſt du Kopfweh?“ wandte Blanche ein. „Nein, aber nach der Langeweile der Be— ſuche, zu denen ihr mich gezwungen habt, ge⸗ lüſtete mich nach einer Abwechflung.“ „Ich erſuche dich angelegentlich, derlei Spa⸗ ziergänge künftighin nicht mehr zu unterneh⸗ men“ ſurach die Mutter mit an ihr nicht ge⸗ rade häufigem, hochfahrenden Tone.„Abge⸗ ſehen von allem anderen, iſt es höchſt unpaſ⸗ ſend, ſich zur Speiſezeit vom Hauſe zu entfer⸗ nen.“ „Wenn man nicht irgend eine Vereinbar⸗ ung getroffen hat, die man einzuhalten ver⸗ pflichtet iſt,“ wandte Ledward ſpöttiſch ein. „Biſt du allein ſpazieren gegangen, Chri⸗ ſtine?“ forſchte die Mutter weiter. traf ich Herrn Leslie und ging ein paa t dra y, wegen minderte nicht die Entrüſtung der Gräfin. Baldwins Sohn verläßt die 5 Arbeiterp arten: 55 Oliver Baldwin,, 3 der Sohn des früheren konſervativen Premier⸗ miniſters, der dem Parlament als Abgeordneter der Arbeiterpartei angehörte, iſt jetzt aus der Ar⸗ beiterpartei ausgetreten, weil die Regierung nichts zur Hebung der Wirtſchafts- und Arbeits⸗ not unternehme. unentbehrlich halten. Die Zahl der Teilneh⸗ mer an den deutſchen Kurſen iſt von 182 im Jahre 1923 auf 600 in dieſem Jahre geſtiegen. 160 Todesopfer des Wirbelſturms an den Fidſchi⸗Inſeln. wib. Suva, 2. März. Wie amtlich gemeldet wird, ſind durch den letzten Wirbelſturm 160 Perſonen ums Leben gekommen, darunter vier Europäer. Zahlreiche Perſonen werden noch vermißt. N Schweres Bootsunglück in Chile. 12 Militärmuſiker ertrunken. witb. Santiago de Chile, 1. März. Im Zu⸗ ſammenhang mit dem Beſuch des Prinzen von Wales ereignete ſich geſtern abend ein ſchwe⸗ res Unglück. 12 Militärmuſiker, die bei einem zu Ehren des Prinzen gegebenen Abendeſſen aufgeſpielt hatten, ſind bei ihrer Rückkehr nach ihrer Garniſon während der Ueberfahrt über einen See ertrunken. Ihr Boot war von einem anderen Fahrzeug gerammt und zum Kentern gebracht worden.— Sieben andere Inſaſſen des Bootes konnten gerettet werden, Sechs Tunnelarbeiter von einer Lawine verſchüttet. witb. Domodoſſola, 2. März. Im Formezza⸗ Tal iſt vom Baſſedino-Berg eine gewaltige Lawine niedergegangen, die ſechs bei einem Tunnelbau beſchäftigte Arbeiter verſchüttete. Einzelheiten fehlen noch, da die Telefonver⸗ bindungen unterbrochen ſind. Holländiſcher Fiſchdampfer an der ſchottiſchen Küſte geſunken. 2. März. Von Noſehearty an der ſchottiſchen Küſte aus wurde geſtern bei ſchwerem Sturm ein kieloben treibender Dampfer beobachtet. Man befürchtet, daß die Beſatzung, die aus 12—16 Mann beſtanden haben dürfte, ertrunken iſt. Die Leiche eines Seemannes wurde ans Ufer geſpült, ferner ein Rettungsboot und ein kleines Beiboot, aus deren Aufſchriften geſchloſſen wird, daß es ſich wtb. London, ür um einen. Jiichdampier. gus. Lmuiden gandelt. war, ſah, daß bei den letzten Worten ein un⸗ verkennbarer Ausdruck der Trauer in ihre Züge trat. Blanche kam mit der Frage, Fräulein Leslie denn jetzt ſei, dem Gang ſei⸗ ner Gedanken zuvor. „Sie unterrſchtet noch immer in der Schule und lebt mit ihren Brüdern“, verſetzte Chri⸗ ſtine, die Frage abſichtlich mißverſtehend. „Aber ihre ſogenannte Adoptivſchweſter, von dieſer ſpreche ſch! Wo hält die ſich auf?“ „Das kann ich dir nicht ſagen“, erwiderte Chriſtine,— eine Antwort, die Ledward tief Atem ſchöpfen ließ. i Chriſtine entging das nicht, ebenſowenig daß Ledward während des ganzen Abends ſehr beunruhigt ausſah und mehr als einmal ver⸗ ſuchte, das Geſpräch auf Varna zu bringen. Es kam ihr dies ſeltſam vor und ſie beſchloß, ihrem Bruder Gottfried genaue Mitteilung von allem zu machen, was ſich zugetragen habe, hoffend, daß die Kunde, die ſie ihm ſandte, ihn von ſeinen Reiſen zurückbringen werde. Die Gräfin von Saint Maure hatte ihrer Tochter Chriſtine vor den anderen keine weſ⸗ teren Vorwürfe machen wollen über ihren ein⸗ geſtandenen Spaziergang mit Gilbert Lestie. Am folgenden Morgen aber beſchied ſie das Mädchen zu ſich und ſtellte mit ihm ein ſchar⸗ fes Verhör an. Da Chriſtine eine Feindin von jeder Verſtellung oder Heuchelei war, er⸗ fuhr die Gräfin ſehr bald alles, was ſie wiſ⸗ ſen wollte. Das junge Mädchen geſtand ohne Zögern, daß ſie an Gilbert geſchrieben habe und öfter mit ihm zuſammengetroffen ſei, freilich nur um Varnas willen. Aber da 9 Die Kommunalwahlen in Braunſchweig wih Braunſchweig, 2. März. Von den 19 hraunſchweigiſchen Landſtädten haben eine nati⸗ onalſozlaliſtiſche Mehrheit erhalten 9 Städte, und zwar Bad Harzburg, Blankenburg, Ganders— heim, Helmſtedt, Holzminden, Königslutter Schöppenſtedt, Seeſen und Wolfenbüttel. In Stadtoldendorf iſt das Verhältnis gleich zu gleich. In Schöningen ſtehen ſieben Bürgerliche, acht Sozialdemokraten und Kommuniſten gegemiber, und in Eſchershauſen und Haſſelfelde iſt has Verhältnis fünf Linke zu vier Rechten. Von den ſechs Kreistagen haben drei eine Kürgerliche Mehrheit erhalten, und zwar Braunſchbpefg, Helmſtedt und Wolfenbüttel, eine Linksmeh cht ergibt ſich in den Kreistagen von Blankenburg, Gandersheim und Holzminden. Die Wahlbetei— ligung im Galizen betrug etwa 81 Prozent ge⸗ gen 89,29 Prozent bei den Landtagswahlen im September v. J. Die Verteilung der Mandate. wtb Braunſchweig, 2. März. Die geſtrigen Kommunalwahlen haben für die Stadtverord— netenverſammlungen der Städte und die Kreis— tage der ſechs Verwaltungsbezirke infolge der Entwicklung der letzten drei Jahre— die letzten Kommunalwahlen waren im Februar 1928— beträchtliche Verſchiebungen in den Mandaten gebracht. Die Stadtverordnetenverſammlungen Einſchließlich der Hauptſtadt zählen 208 Sitze. Davon entfallen auf die Nat'onalſozialiſten 47 Sitze, vorher 2, außerdem ſind 6„Stahlhelm⸗ mandate“ vorhanden. Auf die verſchiedenen Liſten bürgerlichen Gepräges Einheitsliſte, Mittel- ſtand, Beamte, Landbund uſw.) entfallen 62 Sitze voher 105, auf die Sozialdemokraten 72, vorher 9, auf die Kommun'ſten 21, vorher 4. Die Na— tionalſozialiſten gewannen ſomit 45 Mandate, wozu noch die ſechs Stahlhelmmandate gerech— net werden dürfen. Die Kommuniſten gewanne 17 Sitze, die bürgerlichen Liſten verloren 41 Sitze und gewannen einen Sitz, die Sozialdemo⸗ kraten verloren 23 Sitze und gewannen einen Sitz. Schließlich gingen noch drei demokratiſche Mandate verloren. Zur Berufswahl Vorausſetzungen für Eintritt in handwerkliche Lehrſtellen und den Abſchluß von gewerblichen Lehrverträgen. Da wohl auch in dieſem Frühjahr wiederum viele junge Menſchen, die zu Oſtern die Schule verlaſſen, in eine handwerkliche Lehre ein— treten, iſt es angebracht, wie bereits in den früheren Jahren geſchehen, erneut darauf hin— zuweiſen, daß die Durchführung eines ord— nungsmäßigen Lehrverhältniſſes, das mit einer erfolgreichen Geſellenprüfung abgeſchloſſen wer— den ſoll, an beſtimmte durch die Erfahrung als notwendig beſtätigte geſetzliche Vorſchriften ge— knüpft iſt. Es liegt gerade im Intereſſe der Eltern von Lehrlingen und von Lehrmädchen ſich zu vergewiſſern, ob bei dem für ſie in Frage kommenden Lehrherrn dieſe geſetzlichen Vorausſetzungen erfüllt ſind.— Um Anklar— heiten und ſpätere Differenzen zu vermeiden, mögen darum dieſe Vorſchriften hier kurz ſkiz— ziert werden: Um einen in der Handwerkslehre notwen— digen Lehrvertrag abzuſchließen, iſt eine Reihe von Vorſchriften unbedingt zu beachten. Nicht jeder Handwerker darf Lehrlinge anleiten. Be— rechtigt ſind nur diejenigen Perſonen, die das 24. Lebensjahr zurückgelegt und eine Meiſter⸗ prüfung in ihrem Gewerbe beſtanden haben. Nach den Uebergangsbeſtimmungen der No— e e eee 7 7 velle zur Gewerbeordnung vom 30. Mat 1909 it allerdings auch eine Reihe älterer Hano⸗ werker ohne Ablegung der Meiſterprüfung zur Anleitung von Lehrlingen befugt. Voraus⸗ etzung für ſie iſt, daß ſie am 1. Oktober 1908 mindeſtens 20 Jahre alt waren und entweder ihr Handwerk ſeit mindeſtens 10 Jahren per— ſönlich ſelbſtändig oder als Werkmeiſter be— trieben, oder nach zurückgelegtem 24. Lebens⸗ jahre mindeſtens 5 Jahre ſelbſtändig ihr Ge— werbe betrieben und eine mindeſtens zweijäh— rige Lehrzeit zurückgelegt haben. Auf Antrag iſt ihnen durch das Kreisamt, in Gemeinden mit Städteordnung durch die Bürgermeiſterei, die generelle Anleitungsbefug— nis, ſoweit nicht ſchon früher geſchehen, zu er— vilen. Lehrlinge, die bei nicht anleitungsberechtig— in Lehrmeiſtern eintreten, ſetzen ſich der Ge— ahr aus, niemals zu einer Geſellenprüfung zu— elaſſen zu werden und können darum nicht als jelernte Facharbeiter angeſehen werden. Ein veiteres weſentliches Erfordernis zur Aner— zennung eines Lehrverhältniſſes iſt der ſchrift⸗ liche Abſchluß eines Lehrvertrages, der bin— nen vier Wochen nach Eintritt in drei Exem— plaren auszufertigen, dort wo Innungen be— ſtehen in 4 Exemplaren, wovon eines an die Handwerkskammer ⸗Nebenſtelle, oder bei In— nungen, die Lehrlingsſtammrollen führen, an dieſe zu ſenden iſt. Dieſe Verträge müſſen bei Vermeidung einer beſonderen Einſchreibege— bühr, ſpäteſtens innerhalb dreier Monate nach beginn des ordnungsmäßigen Lehrverhältniſſes eingereicht werden. Unklarheiten herrſchen oft auch über die Dauer der Lehrzeit. Für die einzelnen Gewerbe iſt eine beſtimmte Lehr— dauer feſtgeſetzt worden. Abweichungen hier— von, ſei es die Vereinbarung einer längeren oder kürzeren Lehrzeit, ſind unzuläſſig und machen den Lehrvertrag nichtig, Da nur ſolche Lehrlinge bis zu 12 Monaten vor Beendigung ihrer Lehrzeit von den Bei 1 U trügen zur Erwerbsloſenverſtcherung befreit ſind, für die der Lehrherr unter Vorlage des ſchriftlichen Lehrvertrages die Befreiung von dieſen Beiträgen bei der zuſtändigen Orts⸗ krankenkaſſe oder Innungskrankenkaſſe bean⸗ tragt, ſei auf dieſe Vorſchrift zwecks Be⸗ freiung, von überflüſſigen Laſten gleichfalls hingewieſen.. Von vielen Eltern werden leider nur zu wenig dieſe Vorſchriften ſowie auch die ſon— ſtigen in dem Lehrvertrag enthaltenen Beſtim— mungen beobachtet, deren ſtrikte Durchführung ſowohl im Intereſſe des Lehrherrn wie auch des Lehrlings ſelbſt liegen. Eiſenmangel verurſacht Geiſtes⸗ krankheiten Schon vor einiger Zeit hatten nach einer alten Idee von Jules Verne Aerzte verſucht, ſtumpf— ſinnige, leilnahmsloſe Geiſteskranke dadurch an— zuregen, daß man ſie in einem ſehr ſauerſtoſfroi chen Gemiſch von Kohlenſäure und Sauerſtoff atmen ließ. Dabei ergaben ſich überraſchende Beſſerungen. Nun beſchreibt Dr. W. Freeman in Waſhington weitere Verſuche, die bezweckten, den gleichen Erfolg auf andere Weiſe zu erzie— len. Er ſelbſt verſuchte in luftdicht verſchließ baren Kammern die Wirkung erniedrigten und erhöhten Luftdrucks. Bei jenem wurde er bald durch den Sauerſtoffmangel müde und arbeits— unfähig, bei dieſem angeregt, munter und geiſtig rege. Die Tatſache, daß ſich Geiſteskranke ſo ver halten, als ob ſie unter Sauerſtoffmangel litten, läßt ſich ſo erklären, daß ihre Gehirnzellen wahr— ſcheinlich nicht imſtande ſind den durch das Blut zugeleiteten Sauerſtoff aufzunehmen und die Schlaclen zu verbrennen. Mikroſkopiſche und chemiſche Verſuche haben bewieſen, daß die Ge— hirnzellen mancher Geiſteskranken ſehr arm an dem für die Sauerſtoffübertragung unentbehr— lichen Eiſen ſind. Iſt es doch gerade auch die verderbliche Wirkung der Blauſäure, daß ſie Eiſen in einer für chemiſche Umſe tzungen nicht brauchbaren Form bindet. Reform der Arbeitsloſenfürſorge Finanzuot der Städte und Wohlſahrtslaſten. Der Deutſche Städtetag hat der Reichs regie— rung und dem Reichstag einen Geſetzentwurf vorgelegt, der die Vereinigung von Kriſenfür— ſorge und Wohlſahrtserwerbsloſenfürſorge vor— ſieht. Es iſt anzunehmen, daß ſich d. Sozialpoli— tiſche Ausſchuß des Reichstags ſchon bald mit dieſem Entwurf beſchäftigen wird. Der Städtetag vertritt die Anſicht, daß an— geſichts der kataſtrophalen Finanzlage der Ge— meinden die bisherige Praxis in dex Arbeits— loſenfürſorge nicht mehr aufrechtzuerhalten iſt Er weiſt darauf hin, daß Reich und Länder wohl in der Lage ſein werden, in dem nächſten Jahre ſich in ihren Etats weſentlich von der Arbeits— loſenſürſorge zu entlaſten, daß aber dagegen der Etat für Wohlfahrtserwerbsloſenfürſorge in den Gemeinden eine nicht mehr zu ertragende Stei— gerung erfahren wird, weil die Gemeinden die— jenigen Arbeitsloſen zu betreuen haben, die aus der Arbeitsloſenverſicherung und der Kriſenfür— ſorge herausgekommen ſind. Die Etats aller Gemeinden zeigen größte Sparſamkeit, es wur— den Abſtriche in einem Ausmaße vorgenommen, daß hier eine Grenze geſteckt werden muß. Es wird darauf hingewieſen, daß auch für Zwecke, eigentlich unaufſchiebbar ſind, Koſtenherab— etzungen vorgenommen wurden, die auf eine 50prozentige Erſparnis hinauslaufen, wie beim Straßenbau, der Straßenreinigung, ſogar auf kulturellem und ſozialem Gebiet. Und doch iſt es dieſen Gemeinden nicht möglich, ihren Etat auf eine geſunde Baſis zu ſtellen, weil d. Koſten eee für die Erwerbsloſenfürſorge ſchon heute das Doppelte der Vorſchätzungen erreicht haben und ſich noch immer ſteigern werden. 25 Das veranlaßt den Städtetag zu ſeinem be— ſtimmten Vorſchlag, aus der Dreiteilung der Erwerbsloſenfürſorge, alſo Arbeitsloſenverſiche— rung, Kriſenſürſorge, Wohlfahr fürſorge, eine Zweiteilung z Kriſenfürſorge ſoll mit der loſenſürſorge verbunden werden, die Kriſenfürſorge an d'e Wohlfal Gemeinden übertragen wird, finanziellen Leiſtungen von ſelbſt vorgenommen werden, während die Ar beitsämter ſelbſtverſtändlich weiter mitwirken ſollen und müſſen bei der Prüfung der Frage, a., ob der Arbeitſuchende arbeitsfäh ö nicht. Wohlfal 11 indem auch ſodaß den Ge Das jetzige Nebeneinanderarbeiten Arbeitsamt und Wohlfſahrtsamt hat ſich als un— tragbar erwieſen, den Gemeinden muß die Mög— lichkeit gegeben werden, einen eigenen ſozialen Apparat aufzuziehen, unter eigener Verautwor— tung die Richtſätze für die Wohlfahrtserwerbs— loſenfürſorge aufzuſtellen. Weiter wird gefordert, daß das Gemeinden größere ſinanzielle macht, ſonſt ſind dieſe im kommend mehr in der Lage, ihren ſozialen nen nachzukommen, da einerſeits ſparungen durch Abſtriche am Eta ſind, andererſeits meinden durch Reich den unmöglich Steuererhöhungen den Ge die Notverordnungen verboten N ee eee e Schweine ruhig, Veberſtand. iſt odes Bad⸗Homburg, 2. März.(Ein neunjähriger Lebensretter.) Freitag nachmittag ſpielten am Forellenteich bei Dornholzhauſen einige Knaben im Alter von fünf bis zehn Jahren. Mag es nun beim Spiel oder mag es auch aus Bosheit geſchehen ſein, ein zehnjähriger Junge aus Oberſtedten ſtieß einen Fünfjährigen aus Dornholzhauſen ins Waſſer. Der Junge ging ſofort unter. Ein Junge aus Dornholzhauſen, erſt neun Jahre alt, hatte die Geiſtesgegen— wart, unter eigener Lebensgefahr, ſich nur an einer ſchwankenden Planke feſthaltend, ſei— nen Spielkameraden aus dem Waſſer zu fiſchen. Der Verunglückte hatte inzwiſchen das Bewußt— ſein verloren und wurde von ſeinem Retter nach Hauſe gebracht. Mannheim, 1. März.(Verbrüht) Das zwei Jahre alte Kind eines hieſigen Kaufmannes fiel in der elterlichen Wohnung in einen mit heißem Waſſer gefüllten Waſchtopf und ver— brühte am ganzen Körper. Das Kind wurde ins Krankenhaus gebracht. Es beſteht Lebens— gefahr. Handel und Induſtrie Mannheimer Produktenbericht. Mannheim, 2. März. Es wurden notiert Weizen inl. 29,75—31,25; ausl. 36,75—38 Roggen inl. 19,50—20; Hafer inl. 16,25—17,25 Braugerſte 21,50—23,50, Futtergerſte 19—20 Weizenmehl 44,25; ſüdd. Weizenauszugsmeh 48,25; ſüdd. Weizenbrotmehl 30,25; Roggen mehl 28—29; feine Kleie 1010,25; Bier treber mit Sack 10— 10,25; Raps und Lein ſaat geſtrichen.— 8 Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 2. März. 152 Ochſen 40—50; Es wurden notiert: 145 Bullen 35—43; 286 frühe 16—42, 338 Färſen 40—51; 727 Kälber 19. 8. ag Sale, a 12-64, 30 Schafe 36-40; 3354 Schweine 40 vier Ziegen 12—24. Marktverlauf: 5 e Großvieh ſchleppend, tand; Kälber ruhig, langſam Ueber⸗ geräumt; Bꝛetoclz legt den Fꝛaktiono- voss ix niede Bückermeiſter Drewitz hat erklärt, daß er den Fraktionsvorſitz Wirtſchaſtspartei niederlegen werde. Im Weſten manch' Neues Zwölf Jahre nach dem Krieg im Weſten (Verdun uſm.). Von Frank Raimond. Schon von Trier gehen regelmäßig Autofahr— ten nach Verdun. Der Beſuch der Schlachtfelder hat ſich zu einem regelrechten Zweig der Frem deninduſtrie ausgebildet. Die Kampſſtätten ſind zu einer Art Nationalpark geworden, die unter dem Schutz der Nation ſlehen.— Vor der Einfahrt ins Land berührt es uns Deutſche eigen, tümlich, daß die Grenzkontrolle auf unſerem Boden in Kehl ſtattſindet und franzöſiſch— Grenzgendarmen uns verbieten, auf dem Bahn— hof über eine gewiſſe Grenze zu gehen. Ju Straßburg begrüßen uns ſo viele deutſche Laute und Leute, daß wir uns kaum in einei ſranzöſiſchen Stadt wähnen. Nur kommen dem Fremden die welten Straßen und Plätze noch viel weiter und menſchenleerer vor. Das un beſchreiblich ſchöne Münſter bildet nach wie vor das Ziel hauptſächlich deutſcher Wanderer. Den nicht wenigen deutſchen Zeitungen treten die deutſchen Blätter in Metz zur Seite.— In Naney erinnert eigentlich nur die bompöſe Inſchrift im Rathaus an die Unbilden, die die Stadt durch Fernbeſchießung erlitten hat.— Dit richtigen Spuren, die die Tatzen des Krieges ge, zeichnet, treten in S. Mihiel in Geſtalt völlig neuer Viertel und Häuſer uns in die Augen Wo das Rot neuer Ziegeldächer, das Weißbraune neuer Wände aus der friedlichen Landſchaf, glänzt, kann man ſicher ſein, daß wir hier alte Kampfſtätten vor uns haben. Bei Verdun und weiterhin bei Reims hält dieſer Eindruck an. Run wo das nationalhiſtoriſche Moment zu ſehr über wiegt, wie im Dorf Fleury bei Fort Douan⸗— mont, ſind die Stätten des Grauens ſo geblie— ben, wie ſie den Krieg uns hintesaaſſen hat. Neu Bahnhöfe, neue Schienen unge Bahnwege gleite— 1 an uns vorüber. Hübſche Gartenanlagen empfan⸗ gen uns: Verdun. Faſt einen Kilometer iſt der Bahnhof von der eigentlichen Stadt ent— fernt. In dieſem Teil der Stadt hatte der Krieg ſo ziemlich alles zerſtört. Schöner denn vorher und hygieniſcher iſt ein neues Viertel hier ent— ſtanden. Die veraltete Vaubanſche Feſtungsum— gürtung iſt hier wie in Paris aufgegeben wor— den. Unendlich wirkſam in ſeiner Wucht und Einfachheit hält ein ehernes Soldatenſtandbild hoch über der Stadt die Wacht über Stadt und Land, das feſtungsgepanzert weiter wacht über die Einfallpforten des Landes. Wie bei Toul, wie bei Metz ſind die neuen Doppelforts nicht auf ſichtbarer Bergeshöh angelegt, ſonde rn tief in Tälern und ebenen Gebreiten. Goldene Bü— cher halten in dem heiligen Raum unter dem Denkmal des„Soldaten von Verdun“ die Namen der Opfer feſt, die die Belagerung gekoſtet hat. Zwei erbeutete Longrohre ſtehen mahnend daneben. Ein kreiſendes Blinkfeuer ſtreift in gewiſſen Abſtänden den Schattenriß des einſamen Soldatenpoſtens in Hochverdun. Es kommt vom Leuchtturm der halle von Douaumont. In packender Architektur wölbt und baut ſich dort ein Rieſenhaus über tauſenden von Gebeinen unbekannter Soldaten auf. Man trägt ſie aus den 54 Abſchnitten herbei, in die die Schlachtfel— der eingeteilt ſind. Eine geweihte Kirche beher— bergt unzählige flammende Kerzen, die zu Ehren der hier Beigeſetzten brennen. Ueber 10000 weiße Franzoſenkreuze und Mohammedanerſteine ſtehen draußen auf dem Ehrenfriedhof und ſpre— chen ihre ergreifende Sprache. Die Geländeübun⸗ gen der franzöſiſchen Aktiven aber— unmittel— bar am Friedhof— kümmern ſich nicht darum. Sie treiben das Handwerk des grauſigen Krieges ruhig weiter. Douaumont und Vaurx ſind ſo gelaſſen, wie ſie der Krieg gemacht hat. Es ſind Zeugniſſe und Denkmäler des Krieges. Die Führung geſchieht durch aktive Soldaten, die bei Gebein⸗ unendlich ihren Erklärungen ruhig und ſachtich bleiben. Zurzeit ſind Deutſche der größte Tel der Beſu— cher. Deutſche Inſchriften erinnern uns an die Monate deutſcher Beſatzung in Für den Mitkämpfer ſtellt ſich ein beiden Forts. großes Beden— ken ein, wenn er in der Umgebung von Douan— mont den Graben der Bajonette ſieht Zwei Kompagnien Infanterie ſollen hier mit aufgepflanztem Seitengewehr den deutſchen An— griff ſtehend erwartet haben, als ſie im Trom melfeuer ſo plötzlich verſchüttet wurden f h nicht mal ihre Gewehre im Tode Haud Wer den Schlachtentod ke ſo was einfach nicht für wahr halten. Wir ſchreiben dieſes Denkmal, eine Stiftung von Amerikanern, franzöſiſchem N aufs Konto und fahren weiter geht über das ganze rieſige Gebiet öſtlich und weſtlich der Maas und wird in ſieben bis acht Stunden für 50 Franken(acht Mark) erledigt. Die Autobuſſe fahren ſicher.—„Todesgefahr! Schlachtfeld! Nationaleigentum!“ ſo lauten die Warnungsſchilder am Eingang der Felder. Die gütige Natur hat ſie mit dem Halbwuchs von 12 Jahren bedeckt und mit niedrigem Strauchwerl und üppigem Gras das Gewirr der Gräben be— hängt, die im Krieg im kahlen Gelände ſich hin— zogen. Gräben und Unterſtände ſind größten— teils eingeſtürzt und kaum noch in kleinſten Tei— len gangbar. Die Arbeit dort iſt heute noch ſo gefährlich, daß Schwarze als Erdarbeiter tätig ſind und aufräumen. Die häuſigen Denkmäler zeichnen ſich durch Einfachheit und eindruüucks— volle Geſtaltung aus. Bloß die Denkmäler der Amerikaner heben ſich davon in nicht vornehmer Protzigkeit ab. So baut man zurzeit an einem unglaublich prunkvollen Erinnerungsmal an die amerikaniſche Einnahme von Montfaucon. Es zieht ſich den Hang hinauf bis auf die Höhe des hochgelegenen Dorfs. Die außerordentlich feſten Beobachtungsſtände des Exkronprinzen und ſei⸗ nes Armeeſtabes hat man ſogar erneut feſter ge⸗ Hand ließen. alionalſtolz 9 dio Nahr Denn die Fahrt sacht zum ewigen Gedächtuls. Andere Prund' denkmäler ſtehen im Argonnerwald(Varen nes), deſſen Beſuch ſich anſchließt. Hier erregt der tadellos erhaltene Unterſtand des bayeriſchen Erkronprinzen mitten im dicht verfilzten Unter— hol; des urwaldähnlichen Waldes unſer Intereſſe. (Schluß folgt.) Die älteſte Ruine der Neuen Welt Von Guaqui an der Grenze Bolivias führt e dreiſtündige Eiſenbahnfahrt nach der Lan— zuptſtt La Pa; über ein Gelände, das wahrſcheinlich früher das Bett eines Binnenſees war. Die anſcheinend unbegrenzte weite Fläche wird nur von den glitzernden, 6000 Meter hohen Gipfelſpitzen des Illimani, Hugiana Potoſi und Sorata unterbrochen, Rieſen in der Bergkette der Anden, neben denen die kleineren, die Ebene um— ſäumenden Berge zu krüppelhaften Zwergen zu ſammenſchrumpfen. Die Eiſenbahn führt an der Stelle der aus Steinblöcken auſgetürmten Stadt Tiahuangeu vorüber, der geheimnisvollen und wahrſcheinlich älteſten aller Ruinen der Neuen Welt. Die Stadt war bereits ein Trümmerhau— fen, als die Inkas dort erſchienen. Niemand weiß über Alter und Urſprung der gewaltigen Baureſte halbwegs zuverläſſige Angaben zu ma chen. Noch iſt vieles da, das von der früheren Macht und Größe der Stadt zeugt, aber die pie— tätloſe Hand des modernen Forſchritts hat leider auch vieles zerſtört, das uns Aufſchlüſſe von un— ſchätzbarem Wert über das Geheimnis der ver— ſchwundenen Raſſe hätte geben können, die vor den Inkas dort lebte. Das Eiſenbahngeleis führt quer durch das Herz der Ruinenſtadt; leider ha— ben die Erbauer der Linie nichts weiter gefun— den, als daß dieſe mächtigen Steinblöcke ein vor zügliches Material zur Befeſtigung des Eiſen⸗ bahndammes bildeten. Dadurch ſind Schätze von unberechenbarem Wert für immer verloren ge— gangen. ——