CC Die Uehrſeite der Medaille Notwendige Seſtſtellungen zum Ruſſengeſchäſt — Größte Vorſicht iſt geboten! Von unſerem wirtſchaftspolitiſchen Mitarbeiter: Um von vornherein die erforderliche ſachliche Einſtellung zu ermöglichen, betonen wir mit al⸗ lem Nachdruck, daß auch wir für die deutſche Wirtſchaft ſelbſt nichts ſehnlicher erwarten und erhoffen, als eine Belebung unſerer handels— politiſchen Beziehungen mit allen Ländern. Es iſt unleugbare Tatſache, daß wir in unſerer Wirtſchaft nicht geſunden, daß wir vor allem unſeren Reparationsverpflichtungen nicht nach— kommen können, wenn wir nicht in größtem Maße unſeren Export zu fördern vermögen. Weil wir das erſtreben, fühlen wir uns aber dennoch verpflichtet, gerade das Rußlandgeſchäft rein ſachlich zu prüfen. Zumal nach der„ge— ſchäftlichen“ Seite des Problems. Wir verweiſen dabei auf das zwiſchen Rußland u. Amerika getütigte Geſchäft, das ganz andere Beſtimmungen enthält. Rußland muß bei der Beſtellung der Waren oder Induſtrieerzeugniſſe ein Drittel ſofort in bar bezahlen, ein Drittel bei Lieferung der Ware und nur über das letzte Drittel wird von Fall zu Fall eine Kreditfriſt von hüchſtens zwei Jahren gewährt. Weiter verlangt Rußland uns gegenüber als Lieferant nicht nur Barzahlung der gelieferten Waren, ſondern weiter eine Bevorſchuſſung ſei— ner Lieferungen. Bei dem Rußlandgeſchüft aber tritt Sow⸗ jetrußland als Kunde auf, und in dieſer Eigenſchaft fordert es Zahlungsfriſten ſtellt Bedingungen, wie wir ſie bei keinem Handelsverkehe mit anderen Ländern finden. Es werden Kreditfriſten verlangt auf durch⸗ ſchnittlich 29 Monate, Friſten, die in der Praxis niemals einem deutſchen Kunden gewährt wär— den. Es iſt alles auf Riſiko eingeſtellt. Denn wer vermag vorauszuſagen, wie ſich die ruſſiſchen politiſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe in den nächſten zweieinhalb Jahren entwickeln wer— den. Wer vermag ſich auch für die deutſche Wirt— ſchaft auf irgendeine Friſt feſtzulegen. Gehen wir zur reinen Geſchäftspraxis über, betrachten wir den normalen Geſchäftsverkehr, dann erklärt uns jeder deutſche Kaufmann oder Unternehmer, daß, wer ſolche Kreditfriſten fordert, beſtimmt ein ſogenannter fauler Kunde iſt. Wir nehmen zwar an, daß die von uns jetzt aufgeſtelletn Argumente auch bei den deutſchen Induſtriellen bei ihrem Beſuche in Rußland und bei Abſchluß des Geſchäftes eine Rolle ſpielten. Denn es wurde mitgeteilt, daß die Reiſe auch dem Zwecke diente ſich über die Wirt— ſchafts- und die politiſche Lage Rußlands an Ort und Stelle ein genaues Bild zu machen. Das muß auch geſchehen ſein, ſonſt würden die Induſtriellen nicht in der Uebernahme einer Ausfallgarantie für die Ruſſenkredite in Höhe von 70 Prozent durch Reich und Länder eine Vorausſetzung des Rußlandsgeſchäfts anſehen. Nun laſſen wir demgegenüber den deutſchen Unternehmer auch aus der Praxis heraus ſpre— chen. Viele Stimmen ſind ſchon laut geworden, die erklären, daß unter ſolchen Bedingun- gen, wie ſie von Rußland geſtellt wurden, viel beſſert und ſichere Abſatzmöglichkeiten in anderen Ländern geſchaffen werden könnten. In man ſagt weiter, daß, wenn Reich und Län⸗ der für die eigene Induſtrie ſolche Garantien leiſten würden, dieſe Tatſache ſchon allein genä— gen müßte, um der heimiſchen Induſtrie zu hel— fen und die eigene Produktion zu ſördern. Auf der anderen Seite hören wir die Befür⸗ wörter des Rußlandsgeſchäftes ſagen, daß der große Umfang des ruſſiſchen Bedarfs ausſchlag⸗ gebend ſein müſſe, daß ja außerdem der ruſſiſche Staat die, ſchulduexiſche. Haftung für, die Bezah⸗ lung der deutſchen Lieferungen übernehme. Da⸗ hinter ſetzen wir ein großes Fragezeichen. Bis jetzt iſt der Fünfjahresplan Stalins ein Verſuchsobjekt, keineswags eine durch⸗ geführte Tatſache. Wir wiſſen auch noch nichts über die politiſche Entwicklung in Rußland. Alſo haben wir es mit einem zweifelhaften Ga— ranten zu tun, und es muß ſtarke Ueberlegung gefordert werden, ob die deutſche Wirtſchaft, ob Reich und Länder ſich mit einem ſolchen Garan— ten in größere, ſowohl Gewinne als Verluſte in ſich bergende Geſchäfte eintreten können. Was bietet uns denn Rußland an? Es erklärt ſich bereit, 20 Prozent des Lieferungs— wertes in Wechſeln als Anzahlung zu leiſten. Das iſt überhaupt kein Zugeſtändnis, wenn wir daneben das außerordentlich lange Zahlungsziel betrachten. Wir können uns des Gedankens auch nicht erwehren, daß den Ruſſen ein ſchlauer Schachzug geglückt iſt. indem ſie ſich von Deutſch— land bedeutende Kreditfriſten zuſichern ließen, dagegen nur ſchwache Zugeſtändniſſe machten, um ſo in die Lage zu kommen, ihren Verpflichtun⸗ gen anderen Ländern gegenüber in der Zwi⸗ ſchenzeit nachzukommen, weil dieſe Länder— wir verweiſen auf Amerika— Rußland gegen⸗ über keine Langmut und kein Entgegenkommen zeigen wollen. Schließlich eine weitere Gefahr, auf die wir im Hinblick auf die Kabinettsberatungen über das Ruſſengeſchäft beſonders hinweiſen wollen. Wir ſprechen von Möglichkeiten. Eine ſolche Möglichkeit könnte es ſein, daß die Ruſſengeſchäfte eines Tages ſtocken. Dann hätten Reich und Länder, alſo die Steuerzahler, die Verluſte in Höhe der Ausfallbürgſchaft von 70 Prozent zu lra⸗ gen, der Lieferant ſelbſt müßte nach Ab⸗ zug der 20prozentigen Wechſelanzahlung auch noch einen Betrag von 10 Prozent der Lieferung auf ſich nehmen. Daneben ſehen wir in der langen Friſt des Lie⸗ ferungsabkommens eine Erſchwerung der Lage der an ihm beteiligten Induſtrien. ſchon allein durch die wirtſchaftliche und politiſche Unſicher⸗ heit Rußlands. Wir ſehen aber auch eine Erſchwerung für den Kapitalmarkt, der die langfriſtige Finan⸗ zierung des Ruſſengeſchäfts übernimmt. Größte Summen werden auf lange Zeit gebunden. Sie fehlen uns vielleicht ſehr bald an anderen Stel⸗ len, an denen wir ſie nutzbringender anbringen könnten. Das Ganze iſt vielleicht auch dazu an⸗ getan, unſer Kreditanſehen im In- und Aus⸗ lande zu gefährden. Das ſind rein wirtſchaftliche Erwägungen, denen wir politiſche Erörterungen nicht beifügen wollen. Wir erkläven: wir wagen ein großes Spiel, größte Vorſicht iſt am Platze, ſorgfältig— ſte Nachprüfung tut not. Was will die„Prager Preſſe“? Ein beleidigender Angriff auf die deutſche Juſtiz enb. Prag, 18. März. Die„Prager Preſſe“ veröffentlicht heute an leitender Stelle An— griffe von ungewöhnlicher Heftigkeit auf die deutſche Juſtiz. In dem von dem Redaktionsmitglied Paul Eisner ſtammenden Artikel wird nach Be— ſchimpfungen des früheren Kaiſers und ſeiner „mittelbaren Erben“ die Rechtſprechung der deutſchen Gerichte in politiſchen Prozeſſen ſeit der Ermordung Erzbergers und Rathenaus mit derart groben Ausdrücken charakteriſiert, daß das Ehrgefühl jedes Deutſchen, ganz gleich— gültig, welche Stellung er zu dem behandeln— den Thema einnimmt, ihre wörtliche Wieder— gabe verbietet. Nur ein Satz ſei zitiert, um die Tonart zu kennzeichnen, in der hier geſchrieben wird; er ſagt über die deutſchen Gerichte: „Dieſe Tribunale, deren Gebahrung ſeit Erz— berger und Rathenau eine einzige Schandtat iſt und ein Fauſtſchlag ins Geſicht der ganzen Welt, müßten ſchleunigſt geſäubert werden, denn wer da killt, iſt Juſtitia ſelbſt, die politi⸗ ſierte Megäre.“ Die Bewertung des Aufſatzes des Herrn P. Eisner könnte dem Urteil ſeiner zufälligen Le— ſer überlaſſen bleiben, wenn er nicht abge⸗ druckt wäre in dem offtziöſen Organ des tſche⸗ choſlowakiſchen Außenminiſteriums und alſo in einem Blatt und an einer Stelle erſchiene, die ein Inſtrument von Bedeutung in den Be— ziehungen zwiſchen Deutſchland und der Tſche— choſlowakei iſt. Es iſt im Augenblick nur zu ſagen, daß der Artikel, von ſeiner Tonart nicht zu ſprechen, eine unzuläſſige Einmiſchung in eine durchaus innerdeutſche Frage iſt. Es iſt weiter vorläufig darauf hinzuweiſen, daß die Publikation in dieſem Blatte umſomehr über— raſchen muß, als gerade die„Prager Preſſe“ in der letzten Zeit eine ſcharfe Kampagne ge— gen jede Kritik tſchechoſlowakiſcher Verhältniſſe durch die Prager Vertreter reichsdeutſcher Blätter geführt hat. Es iſt endlich daran zu er⸗ innern, daß der Vertreter der„Leipziger Neue⸗ ſten Nachrichten“ in Prag wegen ſeiner Aus⸗ führungen über tſchechoſlowakiſche Angelegen— heiten dieſer Tage aus Prag ausgewieſen wor— den iſt. Vermiſchtes Die Vermißten der„Viting“. wib St. Johns, 18. März. Die Zahl der Ver— mißten von dem durch Feuer vernichteten Rob— benfänger„Viking“ ſcheint geringer zu ſein, als man nach den urſprünglichen Meldungen glaub— te annehmen zu können. Von der Geſamtzahl von 142 Perſonen, die die Beſatzung des Schif⸗ fes bildete, werden nach einer amtlichen Schät⸗ zung der Behörden heute früh nur noch 18 ver— mißt. Man hofft, daß noch weitere Nachzügler über das Treibeis auf Horſe Island eintreffen können. Der Dampfer„Beothie“ hat in einer Entfernung von 10 Seemeilen 5 Perſonen auf einer Eisſcholle treibend und weitere 5 in einem kleinen Boot geſichtet. Der Dampfer kann aber erſt bei Tagesanbruch irgendwelche Hilfs- maßnahmen zur Rettung dieſer 10 unternehmen, Auch ärztliche Hilſe und Lebensmirtel für die Ueberlebenden auf Horſe Island können erſt bei Sonnenaufgang gelandet werden. Der Bergrutſch in Frankreich. witb Paris, 18. März. Wie Havas aus Cham⸗ bery meldet, iſt die Lage in dem durch Abgleiten der Erd⸗ und Schlamm-Maſſen bedrohten Ge— biet ungefähr die gleiche geblieben, Man hört unter der Erde ein dumpfes Rollen, das anzeigt, daß in der Tiefe Waſſer abläuft. Zwei italieniſche Mörder verhaftet. witb Paris, 18. März. Die franzöſiſche Poli⸗ zei hat geſtern zwei Italiener als mutmaßliche Mörder des Italieners Lorenzo Laſſagne in Ver— ſailles ſeſtgenommen. Es handelt ſich um zwei am 14. März aus Antwerpen zugereiſte Italie⸗ ner, und zwar den 40 Jahre alten Valentino Balbaſſare aus Trieſt und den 28 Jahre alten Alfred Olivero aus Neapel. Das Opfer, Laſſagne ſoll in Wirklichkeit Guiſeppe Spinelli heißen und am 8. Juni 1900 in Genug geboren ſein. Cs handelt ſich unn einen 1929 ohne Paß lag Frankreich eingereiſten Antifaſchiſten, der al 26. November 1930 aus Frankreich ausgewieſen wurde. Der eine der Attentäter, Valentino Bal⸗ baſſare ſoll in die Mordaffäre von Sartrouville verwickelt und am 28. Juni 1930 ausgewieſen worden ſein. Die beiden verhafteten Italiener ollen erklärt haben, daß einer ihrer Landsleute, er ſich den Namen Trieſte beigelegt hatte, das Attentat gegen Laſſagne begangen habe. Ermordung zweier Miſſionarinnen in China. wib Peking, 18. März. Aus Junnanfu(Pro⸗ vinz Junnan) wird gemeldet, daß zwei amerika⸗ niſche Miſſionarinnen, deren Namen noch unbe⸗ kannt ſind, ermordet worden ſind. 1 Franzen gegen diſſidentiſche Lehrer Nachdem Miniſter Franzen vor einigen Wochen 26 Diſſidenten⸗Lehrern die Kündigung zugeſtellt hatte, iſt jetzt von ihm noch 17 diſſi⸗ dentiſchen Hilfslehrern zum 31. März 1931 gekündigt worden. Miniſter Franzen zerreißt mit dieſer Abbaumaßnahme die Lehrerkollegien der weltlichen Schulen vollſtändig. An einer weltlichen Schule, an der bisher 30 Lehr⸗ kräfte beſchäftigt wurden, ſind 18 entlaſſen penſioniert oder verſetzt worden. Die Zuſam⸗ menarbeit in den Kollegien wird ſich für das kommende Jahr bei weſentlich geſteigerter Klaſſenfrequenz außerordentlich ſchwierig ge— ſtalten. Abſchluß der Arbeiten der Genfer Wirtſchaſts konferenz witb. Genf, 18. März. Die Wirtſchaftskonfe⸗ renz des Völkerbundes hat heute Vormittag ihre Arbeiten abgeſchloſſen mit der Annahme eines Protokolls, worin feſtgeſtellt wird, daß die Genfer Handelskonvention nicht in Kraft geſetzt werden konnte, und daß die Konferenz ſich auch über die Möglichkeit einer ſpäteren Inkraftſetzung nicht einigen konnte. Der deut— ſche Vertreter erklärte unter Zuſtimmung des Präſidenten, daß dieſes Protokoll nur von In⸗ tereſſe ſei für diejenigen Staaten, die bereits die Ratifikationsurkunde hinterlegt hätten. Eröffnung der mitteleuropäiſchen Wirtſchaftstagung in Wien. witb. Wien, 18. März. Unter dem Vorſitz des Präſidenten des mitteleuropäiſchen Wirt⸗ ſchaftstages, Tilgner, trat heute hier die 6. mitteleuropäiſche Wirtſchaftstagung im großen Saal der Kammer für Handel, Gewerbe und Induſtrie zuſammen. An der Tagung nahmen 200 Delegierte aller mitteleuropäiſchen Staa⸗ ten teil. Außerdem erſchienen Bundespräſident Miklas, Bundeskanzler Ender und faſt alle Mitglieder der Regierung nebſt vielen Staats⸗ beamten, der deutſche Geſandte, Graf Lerchen— feld und zahlreiche Vertreter des diplomatiſchen Korps. Elli Beinhorn auf dem Rückfluge von Afrika enb. Berlin, 18. März. Die Afrikafliegerin Elly Beinhorn iſt nach Beendigung der wiſ⸗ ſenſchaftlichen Expedition Ende voriger Woche mit ihrem Klemm-Flugzeug von Biſſao nach Cayenne in franzöſiſch Senegal geſtartet. Sie bewältigte die über 600 Kilometer lange Strecke, die zum großen Teil über Urwälder führte, in knapp 5 Stunden. Am Montag ſetzte ſie ihren Flug nach Bammako fort, wo ſie am Nachmittag eintraf. Elly Beinhorn befindet ſich damit bereits über 1000 Kilometer im Innern Afrikas. Sie wird vorausſichtlich im Lauf des Mittwoch Timbuktu am Nigger erreichen, von wo ſie dann den Flug über die Sahara an⸗ treten wird. Varna. Non — 622. Fortsetzung.) Unter der Einwirkung dieſes Gedankeſis, ver⸗ bunden mit einer fieberhaften Angſt vor Ent— deckung, die ſich ihrer ſeit Ledwards Anblick bemächtigt hatte, konnte es geſchehen, daß ſie dem Zuge, anſtatt in nächſter Nähe von Wen⸗ dower, neun engliſche Meilen von demſelben entfernt, entſtieg und in dem kleinen Dorfe, in welchem ſie ſich befand, war auch keinerlei Fahrgelegenheit aufzutreiben. „Das beſte, was Sie tun können, iſt, daß Sie zu Fuß gehen“, verſicherte ihr der Wirt, bei welchem ſie einen Imbiß zu ſich genommen. Davon aber wollte die Wirtin nichts wiſſen, welche erklärte, wer den Weg nicht genau kenne, dürfe allein nicht zu Fuß ſo weit gehen, der Milchkarren fahre nach der nächſten Kreis⸗ ſtadt, den möge die junge Dame benutzen. Von der Stadt aus ſei das Schloß dann bald er⸗ reicht.„ 3 Ledtward Hulmie hatte währenddeſſen, voll⸗ kommen unbeſorgt Schloß Wendower erreicht. Hier angelangt, verdroß es ihn, zu entdecken, daß ſowohl Chriſtine, als auch Magda Leslie zu den Gäſten des Herzogs zählten und er fragte ſich verwundert, wie das kommen mochte. Freilich wußte er nicht, daß der Herzog, der ſich inzwiſchen über Vaenas Herkunft vollſtändig orientiert hatte, eine große Dankesſchuld gegen die Leslies abtragen zu müſſen glaubte und ſich veranlaßt ſah, ihre Intereſſen auf jede nur denkbare Weiſe zu fördern. Er ſuchte bereits nach einer paſſenden Stellung für Gilbert, ſollte, Chriſtine näher zu treten und in den Augen ihrer Mutter kein gar zu unwillkomme— ner Bewerber mehr zu ſein. Der Herzog hatte Beatrice jedoch das Verſprechen abgenommen, Chriſtine von den Ausſichten, welche er für Gil⸗ bert hegte, einſtweilen noch kein Wort zu ſagen, um keine vielleicht vergebliche Hoffnung in ihr zu erwecken. Die Suche nach Varna aber hatte er den geſchickteſten Detektiven Englands über⸗ tragen, bis jetzt, freilich ohne das geringſte Reſultat, ſo daß der Herzog ſchon fürchtete, das Mädchen ſei tot oder irgendwo ſo gut ver- borgen, daß jede Spur von ihr unentdeckbar bleiben würde. Gottfried war in der Tat zurückgekehrt; Ledward hatte damit die Wahrheit gesprochen. Unerwartet von allen war er plötzlich in Langley erſchienen und Chriſtines Anweſen⸗ heit auf Schloß Wendower führte ihn dort⸗ hin, denn die Kunde, die er von der Schweſter erhalten, hatte ihn einzig nach England zu⸗ rückgeführt. So war es gekommen, daß der Herzog ihn ſowohl, wie Ledward zu der Jagd eingeladen hatte,— ein Bitte, die er, ohne unhöflich zu erſcheinen, nicht ablehnen konnte. Und ſo geſchah es, daß er faſt zugleich mit Ledward auf dem Schloſſe eintraf, um zu der auf den folgenden Tag feſtgeſetzten Jagd auf dem Platze zu ſein. n Während Gottfried bedrückt und ſchwer⸗ mütig erſchien, war Ledward ganz Lebhaftig⸗ keit und aufgeräumter Stimmung. Gegen den Vetter eine faſt brüderliche Intimität dokumen⸗ tierend, ging er Chriſtine gegenüber gar ſo weit, zu fragen, ob ſie noch keine weitere Nachricht von Fräulein Leslie erhalten habe. „Wieſo? Wo iſt ſie?“ „Das weiß ich nicht“, ſagte Chriſtine, durch⸗ aus nicht geneigt dem Vetter, welchem ſie ſtets mißtraut hatte, mehr mitzuteilen. Er kam zu keiner weiteren Frage; auf ſil— bernem Präſentierteller brachte ein Diener ein Telegramm. „Für mich?“ fragte Kapitän Hulme per⸗ wundert.„Von wem kann das ſein? Entſchul⸗ dige mich einen Augenblick, Chriſtine.“ Er erwartete die böſe Kunde, welche das unſcheinbare Plättchen enthielt, ſo wenig, daß er ſich kaum zur Seite wandte, während er es öffnete. „Was iſt dir, Ledward?“ forſchte Chriſtine gleich darauf verwundert, denn der Kapitän war ſehr bleich geworden und ſeine Hände zit⸗ terten. ee Nichts, nichts,— nur eine unerwartete Mit⸗ teilung!“„„ „Nichts Schlimmes, wie ich hoffen will?“ „O, nein, das Fehlſchlagen einer Spelula⸗ tion, das iſt alles!“ ee Hätte Chriſtine die Botſchaͤft leſen kön⸗ nen, welche er erhalten und die die Wyrte enthielt:„ e „M. verſchwunden, aber auf der Spür, wirke, bis ich wieder telegraphiere.“ Das Telegramm trug keine Unterſchrift, für Ledward bedurfte es einer ſolchen nicht. Die Kunde ſagte ihm mehr als genug. Aber durch nichts durfte er ſich verraten und noch weniger von dem Ziele abweichen, das er er⸗ reichen mußte, mochte es koſten, was es wollte. e 1 e Die Jagdgeſellſchaft machte ſich zeitig auf eg, Ledward hatte kei deitere Bat⸗ . „Todeslchrei⸗ 0 dieſem Schweigen günſtige Schliſſſe ziehen dürfen; trotzdem befand er ſich in übelſtezz Laune, zu deren Verbeſſerung eine eigen liche Reſerviertheit Gottfrieds nicht zen biz trug. Die alte Abneigung gegen Ledwärd, machte ſich heute ſtärker denn je bei ihm gebs tend. „Es iſt gerade, als ob ich Varnas Gefühle gegen ihn plötzlich auch in mich aufgenommen hätte“, ſagte ſich der junge Mann,„Es iſt ein Etwas an ihm, das Mißtrauen erweckt. Was iſt es nur?“ 3 e Eine eigentümliche Stimmung brachte die Selbſtfrage über ihn: Nicht dadurch, daß ſie ihn an Varna erinnerte; er mußte ja immer und allzeit ihrer gedenken. Im Wachen weilten ſeine Gedanken bei der Geliebten, und im Trau— me durchmaß ſeine Seele Weltenweiten in der Sehnſucht nach ihr, der jeder Schlag ſeines Herzens zu eigen war. So ſtand er dem, was um ihn her gleichſam entrückt, als plötzlich, ihn jäh zur Wirklich⸗ keit weckend, ein Schatten dicht neben ihm auf⸗ tauchte, während gleichzeitig ein Schuß und ein Schrei ihm ins Ohr gellten,— ein halberſtickter 3 38. Kapitel. Ein ſchwerer Verdacht. Das Ganze hatte ſich mit ſolcher Blitzes ſchnelle vollzogen, daß weder den Nächſts ſtehenden, noch überhaupt einem an der Jag Teilnehmenden Zeit blieb, die Situation zu erfaſſen und zu begreifen, was geſchehen war. : Jortſehung folgt. a .* 3 Letzte Radiomeldungen Zuſammenſtoß zwiſchen Polizei und Kommuniſten. wib. Düſſeldorf, 19. März. Bei einer Kundgebung von Kommuniſten und Erwerbs⸗ loſen kam es in der Nähe des Volksgartens zu einem Zuſammenſloß zwiſchen den Demon⸗ ſtranten und der Polizei. Hierbei fielen auch einige Schüſſe. Zwei Polizeibeamte und fünf Demonſtranten wurden verletzt. Einer der Demogſtranten iſt ſeinen Verletzungen er⸗ legen. Einer der beiden Polizeibeamten iſt ſchwer verletzt. Revolte in einem amerikaniſchen Gefängnis. wtb. Joliet(Illinois), 19. März. In der Strafanſtalt des benachbarten Ortes State⸗ ville ſind ernſte Unruhen ausgebrochen. Die Anſtalt ſteht in Flammen, und innerhalb der Gefängnismauern wird geſchoſſen. Erdrutſch bei Bern. wib. Bern, 19. März. Bei der Gemeinde Rueſchegg(etwa 20 Kilometer ſüdlich von Vern) gerieten geſtern ungefähr 40 Ha. Wald⸗ und Wieſenland ins Nutſchen. Große Wald⸗ ſtücke befinden ſich unter ſtüändigem Krachen in Wewegung. Einſge Hütten mußten geräumt werden. U Großer Lagerhausbrand in Stuttgart wib. Stuttgart, 18. März. In den frühen Abendſtunden brach heute in einem großen, aus Holz erbauten Lagerhausſchuppen der Spe— ditionsfirma Mannheimer, Lagerhausgeſell— ſchaft GmbH., in Stuttgart, ein Brand aus. Das Feuer fand in den dort liegenden Waren— gütern, vor allem in Altpapier, Dachpappe, Farben, Wolle, Autooel, reichliche Nahrung und griff auch auf einen zweiten großen Holz— ſchuppen über. Zur Hilfeleiſtung waren in kürzeſter Zeit ſämtliche Stuttgarter Feuerweh— ren erſchienen, die mit zahlreichen Strahl— rohren die Feuersbrunſt bekämpften. Explodie— rende Oelfäſſer, die zum Teil 50 Meter hoch in die Luft geſchleudert wurden, brachten die Feuerwehrleute in große Gefahr. Beide Schuppen ſind mit ſämtlichen Vorräten voll— kommen niedergebrannt. Der Schaden, der nur zum Teil durch Verſicherung gedeckt iſt, wird auf 170000 RM. geſchätzt. Als Brandurſache kommt nur Brandſtiftung in Frage. Polizeiminiſterkonferenz gegen religiöſe Verhetzung und Radikalismus wib. Berlin, 18. März. Die heute unter dem Vorſitz des Reichsinnenminiſters Dr. Wirth tagende Konferenz der Polizeiminiſter der größeren Länder beſchäftigte ſich mit der innen— politiſchen Lage unter beſonderer Verückſichti— gung der antireligiöſen Verhezung und der politiſchen radikalen Strömungen. Die ſehr eingehende Ausſprache ergab die völlige Ueber— einſtimmung in der Auffaſſung, daß es not⸗ wendig ſei, der ſtändig wachſenden Verhetzung und Ausſchreitung in politiſcher und kulturel— ler Hinſicht mit allen zur Verfügung ſtehenden Mitteln entgegen zu treten. Die feſtgeſtellte einmütige Auffaſſung der Länderminiſter wird bie Grundlage einer alsbaldigen Ausſprache * des Reſchsinnenminiſters beim Herrn Reichs— kanzler haben. Lokales Heſſ. Perſonalnachrichten.(Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen). Erledigt ſind: Die Stelle einer evangeliſchen techniſchen Lehrerin an der Volksſchule im Bezirk Bad Wimpfen, Kr, Heppenheim. Geſuche von Anwärterinnen, die noch nicht im Schuldienſt verwendet ſind oder von ſolchen, die ihre 5 Anwärterdienſtjahre noch nicht zurückgelegt haben, ſind zwecklos. * Standesamt und Ortsgericht entgültig beſetzt. Durch die Initiative des Herrn Bürgermeiſters iſt es gelungen die beiden Stellen für das Standesamt und Ortsgericht nun- mehr endlich für die Gemeinde einzuſparen. Durch nunmehrige Beſtätigung durch das Amtsgericht Lampertheim wurde Herr Bürgermeiſter Lam berth zum Standesbeamten und Herr Verwaltungs⸗-Inſp. Alter zum Ortsgerichtsvorſteher ernannt und heute vormittag vereidigt. . Kundgebung zur Handwerker⸗ woche. Wie im Inſeratenteil erſichtlich, ſteht auch der Ortsgewerbeverein und die Innungen im Zeichen der Handwerkswoche. Es wäre gewiß zu wünſchen, wenn alles ſich an der Feier am Sonntag mittag; beteiligen würde. Hieſige und auswärtige Redner verbürgen für einige gemütliche Stunden. *. A. V. Heute Vortragsabend mit Kintereſſantem, zeitgemäßem Thema. Da von dem Beſuch der heutigen Verſammlung die Feſtlegung unſerer weiteren Vortragsabende abhängig iſt, wird nochmals um zahlreiches Erſcheinen gebeten. »Der Storch iſt da! Mit dem wieder- kehrenden Frühling iſt auch der Storch, der alte liebe Hausfreund, in ſein Neſt in der Reps— gaſſe zurückgekehrt, freudig begrüßt von Jung und Alt. Iſt uns doch ſeine Ankunft ein beweiskräf— tiges Zeichen, daß der Frühling ſeine Herrſchaft angetreten hat. »Der gußballilub Olympia Worms auf dem Waldſportplatz. Kaum ſind die ſchweren Meiſterſchaftskämpfe vorbei, ſo eröffnen die Grünen die Privatfaiſon mit dem Treffen geg. den gern in Viernheim geſehenen F. V. Olympia Worms. Die Rothoſen haben ſchon immer in Vieruheim imponiert, ſind ſie doch eine ſchnelle und harte Maunſchaft, die einen reinen Erfolgs— fußball ſpielt und die ſchon jahrelange zur Spitzen- gruppe des Südheſſen⸗Kreiſes zählen. Die Gäſte aus der Nibelungenſtadt werden an die Grünen ſchon große Anforderungen ſtellen, wenn ſie ſiegen wollen. Der Alt- und Neu⸗Meiſter wird ſich in ſtärkſter Aufſtellung repräſentieren. Das Spiel be— ginnt erſt um 4 Uhr. Vereins⸗ Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u.Singſtunden Klub der„Geflügelzüchter“. Heute Donnerstag Abend 8 Uhr wichtige Mitgliederverſammlung, betreffs Einteilung zum Sommertagszug. Männergeſang⸗Verein. Donnerstag Abend 8 Uhr Singſtunde für 2. Tenor und 2. Baß. Um 29 alle Stimmen. Der Präfident. G.⸗V.„Sängerbund“. Freitag Abend halb 9 Uhr Singſtunde. Es wird um Hollzähkigen Sing⸗ ſtundenbeſuch, beſonders dringend um das Er— ſcheinen der ſäumigen Sänger gebeten. Der 1. Vorſitzende. G.-V.„Flora“. Freitag Abend 7 Uhr Singſtunde für 1. Tenor und 1. Baß, um halb 9 Uhr 2. Tenor und 2. Baß. Kein Sänger darf fehlen. Der Präſident. Sport⸗Inſerate Unter dleſer Rubrik erſcheinen die Pauſchal⸗ Inſerate der ſporttreibenden Vereine. Sportogg. Amicitia 09 E. V. Sonntag, den 22. März 1931 nachm. 4 Uhr Privatſaiſon-Eröffnungsſpiel F. V. Olympia Worms 1. gegen Sport⸗Vgg. Amicitia 09 1. Vorher halb 3 Uhr Floram. gegen Gartenſtadt Pr. 1,15 Uhr Jugendm. gegen Seckenheim. Unſere Mitglieder und Anhänger ſind frdl. eingeladen. NB. Mannſchaftsbilder ſind im Lokal zu 35 Pfg. erhältlich. Sonntag, den 29. März nachm. 2 Uhr General ver- ſammlhung im Vereinshaus. Anträge ſind bis 25. ds. Mts. bei dem 1. Vorſ. Herrn M. Hoock, Friedrichſtraße 27 ſchrift— lich mit ausführlicher Begründung einzureichen. Der Vorſtand. Deutſche Jugendkraft V'heim. Sonntag, 22. 1931 Fußball-Gauklaſſe in Hockenheim 3 Uhr . 91 2 Hockenheim 1.— V'heim 1. Abfahrt 12,16 OCG) A.⸗Klaſſe 3 Uhr Viernheim 2 Lorſch 2. Mannſch. 3 Uhr Worms 1.— Viernheim 1. Privat 1,30 Uhr Viernheim junioren Hambach 1,30 Uhr Bärſtadt J. Viernheim J. 3 3,30 Uhr Viernheim Sch.— Rot-Weiß Sch. Die Spiele finden auf den Plätzen der erſt— genannten Vereine ſtatt. Freitag abend in der Harmonie Spieler- verſammlung. Zum Beſuche ladet froͤl. ein Die Sportleitung. Die zwei einzigen Schlangen⸗ farmen der Welt Die umfangreichſte aller beſtehenden Schlangen— farmen, das Butantan-Inſtitut bei Sao Paulo in Braſilien, iſt in letzter Zeit vollſtändig reor— zaniſiert und erweitert worden. Das Inſtitut wird jährlich von Tauſenden beſucht. Im In— nern der Auſtalt befinden ſich mehrere von Mau— ern umgebene Parks, in denen ſich die Schlangen einer gewiſſen Freiheit erfreuen. Die Mauern ſind zwar nur meterhoch, ſind aber in konkaver Form aufgeführt, um ein Entweichen der In— ſaſſen zu verhüten. Bei ungünſtiger Witterung find zum Schutze der Schlangen Unterkunfts— räume vorgeſehen, ebenſo wie Teiche und Bäche, wo ſich die Schlangen an heißen Sommertagen Kühlung verſchaffen können. Die Regierung vo Braſilien hat in Dr. von Klobuſitszly einen euro— päiſchen Chemiker von Ruf verpflichtet, um eln neues Laboratorium für Forſchungszwecke ein— zurichten und das bei Schlangenbiſſen verwandte Serum herzuſtellen. Zu dieſem Zweck wurde ein beſonderer Pavillon gebaut. Wie der Direktor des Inſtituts, Dr. Afranio do Amaral, mitteilt, ſollen auch Kliniken eingerichtet werden, in denen von Schlangen gebiſſene Patienten koſtenlos be— handelt werden. Das Inſtitut erhielt im Ver— laufe des vorigen Jahres über 17000 Schlangen. Das Butantan-Inſtitut und das dem gleichen Zweck dienende braſilianiſche Forſchungsinſtitut in Nietheroy bei Rio de Janeiro ſind, wie ver— lautet, die beiden einzigen wirklichen Schlangen— farmen in der Welt. 1 Hus nah und Fern Kuſel, 18. März. Selbſtmord. Der 50 Jahre alte Weberei⸗Leiter der Zöllnerſchen Fa⸗ brit, Jakob Simon, wurde geſtern im Kuſelbach bei Diedelkopf als Leiche gefunden. Was den all⸗ gemein beliebten, gewiſſenhaften Mann in den Tod getrieben hat, iſt noch nicht aufgeklärt. Haßloch, 17. März. Herzſchlag beim Kegelſpiel. Der 67 Jahre alte Metzgermei⸗ ſter Karl Köbel aus Durlach(Baden) erlitt während der Teilnahme an den Gaubezirks⸗ wettkämpfen auf der Kegelbahn der„Germania“ einen Schlaganfall, der zum ſofortigen Tode führte. Lambrecht, 17. März. 100 000 Mark Defi⸗ zit. Der kataſtrophale Niedergang der hieſigen Tuchinduſtrie mit ſeither fortdauernd vergrößer— ter Erwerbsloſigkeit hat auf die finanzielle Lage Stadt einen ſchweren Rückſchlag ausgeübt. die Jahresrechnung 1929-30 ſchließt bei Einnah⸗ 5 2.46 RM, mit einer Mehrausgabe NR. ab. Der Zuſchuß zum Orts— tung im Rechnungsjahre 1929 Im laufenden Rechnungsjahr dus Dreifache betragen, ſodaß horausſichtlich mit einer ) RM. abſchließen wird. onbruch In das Anweſen des Bäc Franz Weißenmeyer rangen durch? iebe ein und entnah— maus dem Kaſſenſchrank mehrere Wertgegen— Von den Schifferſtadt, 17. e ſow: ſow von Aufnahme von erp ektion Speyer die Nachricht, daß im Speyer im ganzen zehn An— aufgenommen werden. Geſuche ſind bis Ende April an die Poſtämter zu richten, in deren Bezirk die Bewerber wohnen. Dieſe Poſtämter werden auch über die Aufnahmebedingungen uſw. Auskunft erteilen Frankenthal, 18. März. Sich ſelbſt ver— brannt. Geſtern mittag gegeg 5,30 Uhr hat die 90 Jahre alte ledige Juliane Meininger von hier, Rheinſtraße 30, vermutlich in einem Anfall geiſtiger Umnachtung ihr Bett mit Benzin über— goſſen und dann entzündet in der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen. Nachbarsleute wurden auf das Feuer aufmerkſam, und es gelang ihnen, nach Einſchlagen der Türe die Frau aus den Flammen zu holen. Mit ſchweren Brandverlet— zungen wurde ſie in das ſtädtiſche Krankenhaus eingeliefert, wo ſie in der letzten Nacht ſtarb Frankenthal, 17. März. Ermittelter Pi⸗ ſtolenſchütze. Der Mann, der anläßlich der letzten Mitgliederverſammlung des Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten, vor deſſen Lokal, Wirt ſchaft zun Rheintor am Kanal, mehrere ſcharfe Piſtolenſchüſſe abgefeuert hatte, wurde in der Perſon des Tagners Ludwig Deutſch von hier ermittelt und feſtgenommen. Bad Ems. 18. März. Ein einäugiges Ferkel. Im Taunusdorf Kehlbach befand ſich unter einem Wurf von zwölf Ferkeln eines, das nur ein Auge, und zwar mitten auf der Stirn hatte. Das Auge dieſes Zyklopen hat die Größe eines Kalbsauges. Gelnhauſen, 18. März.(Mit dem Auto verunglückt.— Der Wagen ausgeplündert.) In der Nacht zum Montag verunglückte in ei⸗ ner Kurve der Straße Wächtersbach—Gelnhau⸗ ſen ein mit 7 Perſonen beſetztes Auto aus Frankfurt a. M.⸗Höchſt. Der Wagen ſtürzte um und begrub ſämtliche Inſaſſen unter ſich. Zwei von ihnen wurden mit ſchweren Verletzungen ins Krankenhaus Gelnhauſen geſchafft. Als der Wagen am nächſten Morgen abgeſchleppt wer⸗ den ſollte, waren alle montierbaren Teile ein⸗ ſchließlich der Sitzung und Bereifung geſtohlen worden. Ein ideales Theater⸗ publikum Vorſchußlorbeeren für einen Künſtler, der aus⸗ geſungen iſt.— Der kunſtverſtändige Logenſchließer. Der Neſtor der ruſſiſchen Kompoſition, Alexan⸗ der Glaſunow, weilt zurzeit in Deutſchland. Glaſunow war der Freund Muſſorgſkys und Borodins. Unter anderem hat er die Ouver— türe zu der heute in Deutſchland mit ſo großem Erfolg geſpielten Oper„Fürſt Igor“ nach dem Tode Borodins aus dem Gedächtnis nachkomvo— niert. Glaſunow, eine lebende Chronit des alten Rußland, weiß manche bezeichnende Geſchichte zu erzählen, wie dieſe: Wir können uns heute von der Begeiſterungs— ſähigkeit des ruſſiſchen Theaterpublikums gar keine Vorſtellung mehr machen. In den acht— ziger Jahren war der Bariton Koklow ein Abgott der Petersburger und Moskauer. Er batte eine blendende Bühnenerſcheinung und eine wunder⸗ voll weiche Stimme. Wenn er in einer Over erſt im zweiten Akt aufzutreten halte, wurde er be⸗ reits nach dem erſten Akt mindeſtens dreimal vor den Vorhang geruſen. Als Koklow die Stimme verlor, wurde er von dem Publikum in beſonders ſchonender Weiſe behandelt. In der Oper„Dämon“ von Rubinſtein halte er das für einen Bariton ſehr ſchwer erreichbare hohe G zu ſingen. Ehe noch die für ihn ſo gefährliche Stelle der Partie kam, brach das ganze Theater in einen ſrenetiſchen Applaus aus, um den mangelnden Ton zu überklatſchen. Auf dieſe Art konnte nie— mand bemerken, daß Koklow das hohe G gar nicht ſang. Nach Beendigung ſeiner Opernlauf⸗ bahn wurde der Sänger Adelsmarſchall in einem mittelruſſiſchen Gouvernement. Eine andere Geſchichte: Das Meiſterwerk Muſ⸗ äußerſt zuverläſſig. raſtys,„Boris Godunow“, gehört heute zum 7 8 Op 1 le b . 440 5 ganze 1 5 1 Welt. Bei der Uraufführug in Petersburg fiel das Werk kläglich durch. Es wurde daun ver— ſuchsweiſe in der Großen Oper zu Moskau ge— ſpielt, nach der zweiten Aufführung aber vom Spielplan abgeſetzt. Die Vorzüge der Oper, die von der ganzen Kritik und vom Publikum abge— lehnt wurde, verſtand einzig und allein— ein fünfundſiebzigjähriger Schließer. Sein Name ver— dient es, der Nachwelt überliefert zu werden. Er hieß Poſchkewſki, hatte ein ſehr ſeines Kunſt— verſtändnis und ſtets ſeine eigene Meinung. Poſchkewſki ſagte nach der Premiere des„Boris“: „Wie dumm doch das Publikum heute iſt! In vierzig Jahren wird die ganze Welt dieſes Mei— ſterwerk bewundern.“ Der Intendant, dem man dieſe Aeußerung hinterbrachte, erklärte:„Der Alte iſt verrückt und muß ſo bald wie möglich penſioniert werden!“ So ein KAuto Von Cäeilie Altenſtein. Als Fußgänger haſſe ich die raſenden Autos. Sie kümmern ſich meiſtens nicht um die Verkehrs— ordnung, verderben die friſche Luſt, gefährden das Leben der Menſchen und Tiere. Wie alle frohen Wandersleute, die Gottes Natur mit hellen Augen und dankbarem Herzen genießen, beneide ich jene Herrſchaften, die im gepolſterten Wagen ruhend durch die Welt jagen. Was küm— mert mich ſo ein Auto——— Einmal wurde ich von einem großmütigen Autobeſitzer zu einer längeren Fahrt eingeladen. Da er zugleich Chaufſeur, Arzt und Abſtinenzler iſt, vertraute ich ihm mein Leben an. Anfangs war es mir ein wenig ungemütlich, im ſchuellſten Tempo auf ſchienenloſen Wegen zu fahren. Dann aber beruhigte ich mich. Mein Führer ſchien Wie unvorſichtig ben hmer agegen die Radfahre N Auch mehrere Fuß gänger handelten gegen die Verkehrsordnung. Und gar die ſtarrſinnigen Lenker der Pſerdefuhr⸗ werke gefährdeten den Betrieb der belebten Landſtraße. Eigentlich dürſte unſer Auto ruhig ein flotteres Tempo einſchlagen. Leicht und froh klopfte mein Herz, mutig blitzten die Augen, ſtolz hob ſich die Naſe.„Schneller, ſchneller,“ bat ich begeiſtert. Der Wunſch erfüllte ſich. Bäunie. Häuſer, Kirchtürme glitten vorüber. Menſchen und Tiere machten haſtig die Bahn für uns frei Ob der Führer alle Verkehrsregeln beſolgle, kümmerte mich nicht. Ob für uns oder die Schnecken am Wege eine Lebensgefahr beſtand, war gleichgültig. Vorwärts, vorwärts, helau hurra! Ja, ſo ein Auto— Glücklich verlief die Fahrt. Nach einiger Zeit nahm mich der gutherzige Wagenbeſitzer wieder mit auf die Reiſe. Die Wiederholung hatte nicht mehr den Reiz der Neuheit. Aber auch zwei ſol— gende Fahrten waren noch recht angenehm. Frei— lich beglückten auch reizvolle Wanderungen in der engeren Heimat. Da aber meldete ſich ein ſchmerzhaftes Fußleiden. Kein Heilmittel nutzte. ö Lähmend wirkte die Angſt, einmal nicht mehr gehen zu können. Troſtlos iſt die Zukunſt, wenn die Füße ihren Dienſt verſagen. Ach, der mit— leidige Autobeſitzer würde mich oft auf ſeinen Fahrten mitnehmen. So oft wie möglich könnte ich das Glück genießen, im gepolſterten Wagen ruhend in die Welt zu ſehen. Nein, nein, das wäre kein Glück! Auf eigenen Füßen muß ich ſtehen, mühevoll aber fröhlich durch Wälder und Auen wandern. Ich haſſe die Abhängigkeit von der raſenden Maſchine. Ich beneide keinen Auto⸗ beſitzer. Durch eigene Kraft will ich die Wege meines Lebens zurücklegen. Der Himmel ver⸗ hüte, daß ich auf einen fahrenden Rüheſeſſel an⸗ gewieſen wäre. Welche Qual brächte ſo ein Auto——— a F Wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt. ol Heppenheim, 18. März. Am 14. De. zember 1930 hatte der ledige Bnuhilfsarbeiter Martin Stump von Heppenheim in einer Wert⸗ ſchaft Güſte beleidigt und im Flur des Lokals einen Maurer mit der Fauſt ſo in den Leib ge⸗ ſchlagen, daß dieſem ein Darm platzte und er trotz ſofortiger Operation au den Folgen einer Bauch⸗ fellentzündung ſtarb. Stump ſtand auf der Trin⸗ kerliſte und neigte unter dem Genuß von Alko⸗ hol zu Gewalttätigkeiten. Er hatte ſich nun we⸗ gen Kürperverletzung mit Todesfolge vor dem Darmſtädter Schwurgericht zu verantworten. Da der mediziniſche Sachverſtändige die Möglichkeit eines krankhaften Rauſchzuſtandes verneinte. wurde gegen den Angeklagten auf ein Jahr drei Monate Gefängnis erkannt unter Anrechnung vun zwei Monaten Unterſuchungshaft. Das Ge⸗ richt billigte ihm mildernde Umſtände zu, die der Staatsanwalt, der drei Jahre Gefüngnis bean⸗ tragt hatte, verſagt wiſſen wollte. Der Vertei⸗ diger hob hervor, daß auch der Angeklagte ge— hänſelt worden war. Weinzeitung Weinverſteigerung. Wachenheim, 17. März. Im eigenen Anweſen verſteigerte heute die Winzergenoſſenſchaft Wa⸗ chenheim, Mitglied des Verbandes deutſcher Naturweinverſteigerer, 20 Stück, 7 Halbſtück, 3 Viertelſtück 1990er und 8 Halbſtück, 4 Viertelſtück 1929er Weißweine, die zu guten Preiſen vom Handel abgenommen wurden. Der Verkauf war ſehr raſch und in kärzeſter Zeit beendet, doch blieben 5 Nummern ohne Zuſchlag, da ſie nicht die feſtgelegte Taxe erreichten. Für 100 Liter wurden in RM. bezahlt: 1930er von 660, 700, 750, 800, 870, 900, 970, 1230, 1500; 1929er von 1460, 1610, 1720, 1730, 1800, 1820, 1900, 2180, 2820, 1 5 . e 8 1