n — Lokale Nachrichten * Holzverſteigerung. Morgen Dienstag Vorm. um 11 Uhr werden auf dem Rathaus ca. 50 Rm. gepfändetes kief. Brennholz verſteigert. Einen Baum umgefahren hat geſtern nachm. ein Mannheimer Kraftdroſchkenführer der mit ſeinem, mit 4 Perſonen beſetzten Auto gen Weinheim fuhr. In der Weinheimerſtraße, am Garten Bläß, kam der Wagen wohl infolge Vor— ſagen der Bremſe in's Schleudern, rannte einen der dort ſtehenden Bäume um. Der Wagen fiel zur Seite und war ſchwer beſchädigt. Die Inſaſſen kamen mit dem Schrecken davon. Einſteigediebſtahl. In einem hieſigen Geſchäftshaus wurde ein Einſteigediebſtahl verübt, wobei dem Dieb 90 Mk. Bargeld in die Hände gefallen ſind. Der Täter iſt durch ein Fenſter ein⸗ geſtiegen und hat vom Tiſch, auf welchem 160 Mk. lagen, 90 Mk. weggenommen. Die Kriminalpolizei iſt mit der Aufklärung dieſes Diebſtahls, das ſchon der 4. im gleichen Hauſe ſein ſoll, beſchäftigt. »Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Einſteigedieb— ſtahl, 2 wegen Vergehen gegen die Straßen- und Verkehrsordnung und 2 wegen Verſtoß gegen das Kraftfahrzeuggeſetz. Nealſchulſchlußprüfung für Ertra⸗ neer. Vom 12. bis 19. März wurde an der Realſchule M'heim-Feudenheim die Realſchulſchluß— prüfung für Extraneer abgehalten. Unter den 21 für beſtanden erklärten Prüflingen befanden ſich 16 Schüler der Höheren Privatlehranſtalt Inſtitut Sigmund am Schloß, denen ſomit die Reife für Oberſekunda zuerkannt werden konnte. Damit hatte das Inſtitut Sigmund bei den ſtaat— lichen Abſchlußprüfungen im März ein- ſchließlich der 13 Inſtitutsſchüler, die ſich ſämtlich erfolgreich der realgymnaſialen und der Oberreal— Reifeprüfung unterzogen, 29 Prüfungserfolge zu verzeichnen. Der Sommmertag in Viernheim. Nach all den ſchönen Tagen der letzen Woche hatte man mit einem ſchönen Sonntage gerechnet. Doch wurden leider alle Wünſche zu Waſſer. Schon am Samstag nachmittag hatte ſich der Him— mel mit einer dichten Wolkenwand überzogen, die uns vom Samstag bis in die ſpäten Vormittags ſtunden des Sonntags einen leichten, aber durch⸗ dringenden Landregen brachte. Ueberall glaubte man, daß der geplante Sommertagszug ausfallen würde. Doch gleich am Nachmittag hörte es auf zu regnen und, wenn auch mit etwas Verſpätung, es wurde der Sommertagszug in der Mannheimer Straße zuſammengeſtellt um mit Jubel, bunten Stecken und Singſang dem Winter Valet zu ſagen und den Frühling willkommen zu heißen. Voran einige Reiter, denen 4 Fanfarenbläſer folgten, die das Erſcheinen des Zuges verkündeten. Nun folgte die Vereinigte Feuerwehrkapelle, die durch auswär⸗ tige Muſiker verſtärkt, ſich in zwei Kapellen geteilt hatten und ſo den Zug begleiteten. Der Früh— ling war durch zwei prächtige Blumenwagen, ein Frühlingsreigen der Arbeiter-Radfahrer verkörpert. Ein Oſterhaſe, ja ſogar ein lebender Storch wurde im Zuge mitgeführt. Der Sommer war durch zwei ſinnvolle Erntewagen dargeſtellt, auf dem einen ſah man das Luftſchiff„Graf Zeppelin“, das Herr Gärtnergehilfe Adam Weiß gebaut hatte. Das Hexenhäuschen mit einer alten verwitterten Be⸗ wohnerin gefiel ſehr gut. Der Herbſt wurde durch ein Weinfaß und der Winter durch zwei Schneemänner dargeſtellt. Zwiſchen all dieſen Gruppen und Grüppchen bewegte ſich die krohe Kinderſchar, luſtig ihr Strieh, Strah, Stroh ſingend. Am Rathaus wurde der Zug von Herrn Bürger- meiſter Lamberth begrüßt, u. in kurzer Anſprache die Wiederkehr des Frühlings gefeiert. Unter den Klängen der Muſikkapelle wurde der eine Schnee— mann, als Zeichen der Vernichtung des Winters, abgebraunt.— Die Mitglieder der Freiwilligen Sanitätskolonne und des Arbeiter-Samariterbundes begleiteten als Ordnungsmannſchaft den Zug. Wie wir erfahren haben, ſind ca 1200 Bretzeln an die Jugend zur Verteilung gelangt. Den Veranſtaltern, die in uneigennütziger Weiſe den Kindern dieſes ſchöne Feſt bereiteten, gilt unſer wärmſter Dank. Kundgebung de Viernheimer Handwerks. Als Abſchluß der Reichs-Handwerks-Werbe— Woche fand geſtern nachm. um 4 Uhr eine Kund— gebung des hieſigen Ortsgewerbevereins und der Innungen ſtatt. Der Zweck der Kundgebung war. nach außenhin zu zeigen, daß das Handwerk noch lebt, aber einen bitteren Exiſtenzkampf führt, um zu werben für den Handwerkerſtand. Leider war der Beſuch nicht zufriedenſtellend. Die Handwerker ſelbſt waren nicht alle erſchienen und aus den Kun— denkreiſen waren nur ſehr wenige anweſend. Es N iſt dies umſo bedauerlicher, da die beiden gebote⸗ nen Referate außerordentlich lehrreich waren.— Die Kundgebung wurde eröffnet durch den herrlich geſungenen Chor„Am Rheine“ durch die Sänger— ſchar des Männergeſangvereins. Hierauf begrüßte der Vorſitzende des Ortsgewerbevereins Herr Schmiedemeiſter Jean Wunderle die Erſchiene⸗ nen und ſprach ein herzliches Willkomm im Namen des Handwerks aus. Ueberall erklingt der Ruf: Handwerk tut Not; fördert das Handwerk! Nach kurzen Einleitungsſätzen übergab Herr Wunderle das Wort an Herrn Dr. Kollbach von der Hand⸗— werkskammer Darmſtadt. Herr Dr. Kollbach. Mit dem heutigen Tage findet die Hand— werker-Werbewoche ihren Abſchluß, die als 1. große Kundgebung des Handwerks im Reich begangen worden iſt. Notzeiten ſind es, die wir durchleben und gerade das Handwerk hat unter dieſer allge- meinen Not und den wirtſchaftlichen Schwierigkeiten beſonders zu leiden. Die wirtſchaftlichen Schwie- rigkeiten findet man beſonders durch die Mech. Großbetriebe, Entwicklung des laufenden Bandes, Induſtraliſierung uſw. die ganzen Handwerksſtän⸗ den den Untergang bereitet haben. Die wirtſchaft⸗ liche Bedeutung des Handwerks drückt ſich in den Zahlen aus, daß 8 Millionen Menſchen im Hand— werk ſelbſt ihren Unterhalt ſuchen u. 3 Millionen Handwerker in der Induſtrie ihr Brot verdienen. Handwerk in Not, bedeutet Volksnot. Jedes Volk iſt dem Untergang geweiht, das ſeinen gewerblichen Mittelſtand zugrunde gehen läßt. Handwerksarbeit iſt Qualitätsarbeit! Kaufen Sie deshalb am Platze, damit die Fortexiſtenz des Handwerks ge— geben iſt. Der Redner ſtreifte dann die kulturelle Bedeutung des Handwerks und kam auf die ſozia— len Einrichtungen zu ſprechen, die im allgemeinen das Verantwortungsbewußtſein ſchwächen. Dieſes iſt jedoch beim Handwerk nicht der Fall, da es einzig und allein, in guten und ſchlechten Tagen. auf ſich ſelbſt geſtellt iſt. Jeder iſt ſeines Glückes Schmied. Nun folgte noch ein Apell gegen das Pfuſchertum und die Submiſſionen, in denen ſich das Handwerk ſelbſt zerfleiſcht. Wir ſind nicht Gegner des Preisabbaues, nein, wir begrüßen ihn ſogar, aber zuerſt muß er bei den Rohprodukten ein— ſetzen. Nicht der Peſſimismus darf unſer Herz er— füllen, wir müſſen glauben an eine beſſere Zukunft, glauben an uns ſelbſt. Treten wir ein für die Volksgemeinſchaft und Einigkeit. Reichen wir dem Bruder die Hand, damit wir werden ein einig Volk von Brüdern! Handwerk tut not! Fördert das deutſche Handwerk! Reicher Beifall lohnte den Herrn Redner für ſeine trefflichen Ausführungen. Herr Wunderle 5 kleidete ſeinen Dank in Worten und wünſcht, daß die Ausführungen auf fruchtbaren Boden gefallen ſind. Nun ſpricht a Herr Lehrer Joſt zum Thema„Handwerk und Kultur“. Herr Lehrer Joſt verbreitete ſich in intereſſanten Ausführungen über die kulturelle Entwicklung des Handwerker⸗ ſtandes von der Urzeit bis zum heutigen Tage. Die größten, ja faſt alle Kunſtſchätze, hat das Hand⸗ werk hervorgebracht. Der herrſchende Expreſſionis⸗ mus iſt zu verurteilen, der alle Ornamente und Verzierungen verſchwinden ließ zum Schaden des Handwerks. Die maſchinellen Neuerungen haben ganze Handwerke verſchwinden laſſen und andere zu Handlungen und Reparateuren gemacht. Herr Lehrer Joſt ſchloß ſeinen prächtig aufgebauten Vor⸗ trag mit den Dichterworten: Ehre deutſches Volk Deinen Handwerksſtand Als das deutſche Handwerk blühte Blühte auch das deutſche Land. Reicher Beifall und herzliche Dankesworte des Vorſitzenden wurden auch Herrn Joſt zuteil. Herr Bürgermeiſter Lamberth bedauert den ſchlechten Beſuch der Kundgebung und übermittelt dem Handwerk die Grüße der Gemeinde. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Tagung dazu führe, daß die verſchiedenen Mißſtimmungen in⸗ und außerhalb des Handwerks verſchwinden. Das Handwerk hat Anſpruch auf Hilfe, darum fordere er dazu auf, das Handwerk durch den Kauf am Platze und Erteilung von Aufträgen zu unter- ſtützen. Der Vorſitzende dankte auch dem Herrn Bür— germeiſter für ſeine herzlichen Worte und ließ in einer kurzen Ausſprache die Herren Schuhmacher- meiſter Cornel Diehl, Gemeinderat Schloſſer und Herr Polizei-Wachtmeiſter Weidner mit ihren Wünſchen und Wollen zu Worte kommen, die für den Handwerkerſtand gut gemeint waren. Nach einer kurzen belehrenden Anſprache des Vorſitzenden Herrn Wunderle folgte das Schlußwort des Refe- renten Herrn Dr. Kollbach, womit die Kundgebung beendigt war Hoffen und wünſchen wir, daß die Werbewoche dem Handwerk eine Verbeſſerung ſeiner mißlichen Lage bringt. Einige Muſikvorträge durch einen aufgeſtellten Lautſprecher hielt die Verſammelten in gemütlicher Eintracht noch einige Zeit beiſammen. Central-Eilm-Palaſt. Heute Montag nochmals das wunderbare Tonfilmwerk. Ein Tonfilm-Schlager 1. Ranges. Dazu das übrige ſenſativnelle Programm. Erwerbsloſe zahlen Werktags 1. Platz 509 „Eine Freundin so goldig wie Du“„Die Dame mit dem Tigerfel!“ Charlje Chaplin als Urmensch. Alle Filmfreude beſuchen noch heute Abend den Cefipa. Anny Ondra muß man geſehen haben. Ein Beſuch lohnt ſich. in Worms am Markt Peferstraße 7 in Mannheim Marktecke(1) G2(vor H 2) Micdersenensfeler ehem. 7, zone ken. Ind rtebslurmalunen Reſ. 222, Landwehr⸗Reg. 93, 94, Inf.⸗Reg. 186, 358, 390, 625, Musketen 1 u. 2, Armierung 108, 116, 134. Erſtes Treffen in der alten Garniſon Kameraden! Meldet Euch jetzt ſchon beim Kame— raden A, Reith, Mainz, Obere Zahlbacherſtraße 68, an. Der Ausschuß. findet am 30, und 31. Mai ſowie l. Juni 1931 1 Todes-Anzeige. Am Samstag Nacht um ½12 Uhr verschied nach kurzem, schweren Leiden, unsere liebe, Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante, ba fräulein Maria Fetsch tn. Franz Lambperin Ecke Lorscher- u. Luisenstr. fnnmnnmnnnnnndnnnnnnnndnnnndaannnnnnnnnnnananmdndnnnnnnnnne Gardinen aller Art werden tadellos gewaschen und gespannt bei größtmöglicher Schonung. Damolwascherel Tüelweig“ Annahmestellen: Viernheim frall Els. 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Mts,, nachmittags 4 Uhr, findet im Gaſthaus zum Goldenen Engel ein Vortrag in obiger Angelegenheit durch Herrn Oberſtudiendirektor Beiſinger in Heppenheim ſtatt, wozu wir die Gemeindevertretung, die Lehrerſchaft ſowie alle diejenigen, die an der Bekaͤmpfung dieſer Plagegeiſter ein erhebliches Intereſſe haben und uns im Kampf gegen dieſelben unterſtützen wollen, er⸗ gebenſt einladen. Wir rechnen auf eine zahlreiche Beteiligung. Viernheim, den 20. März 1931. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Kleesaaten: Wasch.. Dogel-Anstal! Johanna NHempf Friedrichstrasse 58, Stärke wäsche Kragen Hemden Manschetten Gardinen Leibwäsche Bettwäsche wird erstklassig ge waschen u. gebügelt. Annahmestelle: Gogthestrasse 18. Huf Wunsch wir ae Wäsche abge⸗ holt u. wieder ſus Haus gebracht. Samenfachgeschäft Erstes und ältestes am Platze. Alle lhre Sämereien kaufen Sie streng reell nur im Samenfachgeschäft Empfehle: Alle Sorten Gartensämerelen u. Blumensamen in nur hochkeimfähiger, reiner Züchterware. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Beutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann Die Steuerabſtimmungen Reichstag Erhöhung der Aufſichtsratsſteuer von 10 auf 20 Prozent— 10% iger Zuſchlag bei Einkommen über 20 000 Mk.— Verbotene Filme können vorgeführt werden Kommuniſtiſcher Mißtrauensantrag gegen Finanzminiſter Dietrich abgelehnt. odz. Berlin, 23. März. Die heutige Reichs- tagsſitzung hatte ſich mit einer Fülle von An— trägen und Vorlagen zu beſchäftigen, die in mehr oder minder engem Zuſammenhang mit der zweiten Etatsberatung ſtehen. Als letzten Ausklang des Streites über das Remarquefilm— Verbot ſtand zur dritten Beratung die ſoztal— demokratiſche Novelle zum Lichtſpielgeſetz, die beſagt, daß auch verbotene Filme auf Verlan— gen eines geſchloſſenen Perſonenkreiſes zur Vorführung vor dieſem Perſonenkreis oder unter besonderen Vorführungsbeſchränkungen zugelaſſen werden müſſen. Man kann dabei von einer Lex Remarque ſprechen, denn den Antragſtellern iſt es in der Hauptſache darum zu tun, daß der Remarquefilm in geſchloſſenen Veranſtaltungen republikaniſcher oder paztſiſti— ſcher Vereinigungen gezeigt werden kann. Mit Ausnahme der Vertreter der Kommuniſten u. der Staatspartei warnten die Redner aller übrigen Parteien vor einer ſolchen Novelle, weil dadurch die Grundlagen der Filmzenſur aufgehoben würden. Das Zenkruut ſtellte einen Aenderungsantrag, der die Muß vorſchrift des Entwurfs in eine Kann vorſchrift ändern, alſo ſagen will, daß die Vorführung zwar zu— gelaſſen werden kann, aber nicht zugelaſſen werden muß. Dieſen Teil des Zentrumsan— trages, der auch von der Staatspartei unter- ſtützt wurde, verhalfen die Sozialdemokraten durch Stimmenthaltung zur Annahme. Mit dieſer Aenderung wurde der Entwurf endgül— tig angenommen, nachdem verſchiedene andere Aenderungsanträge abgelehnt worden waren. Der kommuniſtiſche Mißtrauensantrag gegen Reichsfinanzminiſter Dietrich wur⸗ de mit 246 gegen 59 kommuniſtiſche Stimmen bei 35 Stimmenthaltungen von Wirtſchaftspartei und Landvolk abgelehnt. Dann wird in namentlicher Abſtimmung der kommuniſtiſche Antrag auf Erhebung der ſogenannten„Millionärſteuer“ mit 279 gegen 61 kommuniſtiſche Stimmen abge⸗ lehnt. Der von den Sozialdemokraten be⸗ antragte und vom Ausſchuß angenommene Geſetzentwurf über die Erhöhung der Auf⸗ ſichtsratsſteuer von 10 auf 20 Prozent wird in zweiter und dritter Beratung mit den Stimmen der Sozialdemokraten, Kommu⸗ niſten, der Chriſtlich⸗Sozialen und eines Teils des Zentrums und der Bayeriſchen Volkspartei angenommen. Angenommen wird auch in zweiter und dritter Beratung der ſozialdemokratiſche An⸗ trag auf einen 10prozentigen Einkommen⸗ ſteuerzuſchlag bei Einkommen über 20 000 Mark. Mit Unterſtützung der Sozialdemokraten wurde eine kommuniſtiſche Entſchließung angenom— men, die die Offenlegung der Steuerliſten ver— langt, ebenſo eine weitere kommuniſtiſche Ent— ſchließung, wonach zur Senkung der Neubau— mieten für alle nach dem 1. April 1924 erſtell⸗ ten Wohnbauten eine Befreiung von der Grundſteuer ab 1. April 1931 und zur Senkung der alten Mieten auf den Stand der Friedens⸗ mieten eine Senkung der Hauszinsſteuer um 20 Prozent eintreten ſoll. Angenommen wur⸗ den weiter eine Novelle zum Fleiſchbeſchauge⸗ ſetz, die Verlängerung der Pachtſchutzordnung bis 1932 und eine Novelle zum Geſetz über die privaten Verſicherungsunternehmungen, die die Bauſparkaſſen einbezieht und eine Verſchärfung der Verſicherungsaufſicht bringt. Der Reichstag beſchäftigte ſich dann mit Anträgen der Juſtizbehörden auf Genehmi⸗ gung zur Strafverfolgung von Abgeordneten. Es handelt ſich dabei um nicht weniger als 75 Fälle. Der größte Teil davon wurde ohne Ausſchußbe ratung genehmigt, darunter auch der Antrag des Generalſtaatsanwalts auf Geneh⸗ migung zur Strafverfolgung des Abg. Dre⸗ witz(WP.) wegen Betruges, Unterſchlagung und Untreue. Abg. Drewitz hatte ſelbſt um ſo— fortige Genehmigung gebeten, weil er dieses für ihn überraſchend gekommene Vecſahren ſchnell geklärt ſehen wolle. Genehmigt wurde auch die Vollſtreckung einer Freiheitsſtraſe von drei Monaten Gefängnis gegen den nattonal— ſozialiſtiſchen Abg. Münchmayer und die Vorführung des nationalſozialiſtiſchen Abge— ordneten Dr. Goebbels und andere Vertreter ſeiner Fraktion. Die Anträge auf Genehmigung von Haftbefehlen wurden dem Geſchäftsord— nungsausſchuß überwieſen. Im Namen dieſes Ausſchuſſes erklärte Abg. v. Kardorff(DV. P.), der der Reichstag habe heute zum letzten Male darauf verzichtet, die Strafverfolgung wegen Beleidigung des Reichstages zuzulaſſen. In Zukunft werde er rückſichtslos gegen die— jenigen vorgehen, die die deutſche Volksver— tretung ſchmähen. Am Dienstag beginnt die Sitzung um 12 Uhr mittags. Auf der Tagesordnung ſtehen die letzten Reſte der Abſtimmungen zur zweiten Beratung des Etats und außerdem die zweite Beratung des Oſthilfegeſetzes. Veto des Neichsrates Verhandlungen des Kanzlers. Reichskanzler Dr. Brüning bemühte ſich am Montag abend, durch Verhandlungen mit den Führern der Reichstagsfraktionen, die noch ſchwebenden politiſchen Streitfragen zu löſen. Beſondere Bedeutung kam einem Empfang der Führer der DVP. und der Konſervativen beim Reichskanzler zu, bei dem namentlich die Frage erörtert wurde, was nach Annahme der ſozial— demokratiſchen Steueranträge im Reichstag geſchehen ſoll. Man rechnet in unterrichteten Kreiſen damit, daß wiederum der Reichsrat mit dem Fragenkomplex befaßt werden dürfte. Man glaubt, daß die Regierung den Reichsrat zur Einlegung ſeines Vetos zu bewegen ſuchen wird. Regierungsmitglieder verhandelten dann noch bis in die ſpäten Abendſtunden mit den Sachverſtändigen der Parteien über die Zoll— vorlage, die die Regierung ermächtigen soll, von ſich aus Zölle herauf- und herunterzu— ſetzen. Sparkompromiß gefunden Annahme des odz. Berlin, 23. März. Der Anteraus⸗ ſchuß des Haushaltsausſchuſſes beriet am Mon⸗ tagabend über die von der Deutſchen Volks⸗ partei beantragte Sparermächtigung für die Regelung des Haushaltsgeſetzes. Schließlich gelang es, eine Formulierung zu finden, die, wie das Nachrichtenbüro des Voz. hört, auch die Zuſtimmung der Sozialdemokraten fand. Danach wird nicht die Reichsregierung allge⸗ mein, wie es die Deutſche Volkspartei verlangt hatte, ſondern nur die gegenwärtige Regierung Brüning ermächtigt, falls ſich gegenüber dem Die Richtlinien zum Etats geſichert Haushaltsvoranſchlag im Laufe des Etatsjah⸗ res Mehrausgaben oder Mindereinnahmen er⸗ geben, entſprechende Einſparungen auf der Ausgabenſeite vorzunehmen. Die Aenderung gegenüber dem urſprünglichen Antrag beſteht alſo nur in der Beſchränkung der Ermächti⸗ gung auf die jetzige Reichsregierung. Damit iſt die Annahme des Geſamtetats im Reichstag mit einer großen Mehrheit, zu der u. A. ſo⸗ vohl Sozialdemokraten wie Deutſche Volks⸗ partei gehören, geſichert. Sollabkommen Bedenken des Reichslandbundes Berlin, 23. März. Die Richtlinien, die die deutſche und öſterreichiſche Regierung für den Vertrag über die Angleichung der Zoll— und handelspolitiſchen Verhältniſſe ihrer Lände feſt⸗ gelegt haben, ſind heute abend veröffentlicht wor— den. Die Richtlinien ſind in einem Protokoll enthalten. Das Abkommen der beiden Regierun— gen über die Annahme dieſes Protokolls iſt in der Weiſe getätigt worden, daß ſich die beiden Außenminiſter wechſelſeitig von den überein- ſtimmenden Beſchlüſſen der Kabinette in Berlin und Wien benachrichtigt haben. i Das Protokoll beſagt, daß im Verfolg der Beſprechungen, die Anſang März 1931 in Wien ſtattgefunden haben, die deutſche und die öſter— reichiſche Regierung vereinbart haben, alsbald in Verhandlungen äber einen Vertrag zur An⸗ gleichung der zoll- und handelspolitiſchen Ver— hältniſſe ihrer Länder aufgrund u. im Rahmen der Richtlinien einzutreten, die im weſentlichen nachſtehend wiedergegeben ſind:. Unter voller Aufrechterhaltung der Unabhän— gigteit der beiden Staaten und unter voller Achtung der von ihnen dritten Staaten gegen— über übernommenen Verpflichtungen ſoll der Vertrag dazu dienen, den Anfang mit einer Neu⸗ ordnung der europäiſchen Wirtſchaftsverhältniſſe auf dem Wege regionaler Vereinbarungen zu machen. Jusbeſondere werden beide Teile ſich in dem Vertrage verbindlich dazu bereit erklären, auch nit jedem anderen Lande, auf deſſen Wunſch in Verhandlungen über eine gleichartige Regelung einzutreten. Deutſchland und Oeſterreich werden ein Zoll⸗ geſetz und einen Zolltarif vereinbaren, die über⸗ einſtimmend in beiden Zollgebieten mit dem Vertrage und für deſſen Dauer in Kraft zu ſetzen ſind. Aenderungen können während der Dauer des Vertrages nur aufgrund einer Vereinbarung der beiden Teile vorgenommen werden. Im Warenverkehr zwiſchen den beiden Ländern ſollen keine Einfuhr und Aus⸗ uhrzölle erhoben werden. Die beiden Regierungen werden ſich in dem Vertrage darüber verſtändigen, ob und für wel— che beſtimmten einzelnen Warenkategorien und für welche Zeit Zwiſchenzölle ſich als erforderlich erweiſen. Die Zölle werden im deutſchen Zollgebiet von der deutſchen Zollverwaltung im öſterreichiſchen Zollgebiet von der öſterreichiſchen Zollverwal— tung erhoben.. Der Ertrag der vereinnahmten Zölle wird zwiſchen den beiden Ländern nach einem Vertei— lungsſchlüſſel verrechnet. Einfuhr⸗ Ausfuhr⸗ und Durchfuhrverbote ſollen zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich nicht beſtehen. Ausnahmen, die ſich als erforderlich er— weiſen könnten, ſollten mit möglichſter Genauig— keit aufgeführt werden. Die beiden Regierungen werden anſtelle des Tierſeuchenübereinkommens zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich vom 12. Juli 1924 ſo ſchnell als möglich eine neue Vereinbarung treffen. Jede der beiden Regierungen ſoll auch nach dem Inkrafttreten des Vertrages grundſätzlich das Recht behalten, für ſich mit dritten Staaten Handelsverträge abzuſchließen. Bei ſolchen Verhandlungen werden die deut⸗ ſche und die öſterreichiſche Regierung darauf Be⸗ dacht nehmen, daß nicht die Intereſſen des ande⸗ ren Teiles in Widerſpruch mit dem jeweiligen jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 572 48. Jahrgang Zweck des abzuſchließenden Vertrages verletzt werden. Soweit es angebracht und möglich erſcheint, werden beide Regierungen Verhandlungen über den Abſchluß von Handelsverträgen mit dritten Staaten gemeinſam führen. Auch in dieſemn Falle werden jedoch Deutſchland und Oeſterreich jedes für ſich einen beſonderen Hanbelsvertrag unter— zeichnen und ratifizieren Reichslandbund und öſterreichiſch deutſches Zollabkommen. Graf v. Kalkreuth an den Reichskanzler. enb Berlin, 23. März. Der Präſident des Reichslandbundes, Graf v. Kalkreuth, hat heute an den Reichskanzler ein Schreiben gerichtet, in dem es u. a. heißt, daß der Landbund das Ab— kommen an ſich begrüße, daß es ihm aber ſehr be denklich erſcheine, mit jeder europäiſchen Regie rung Verhandlungen über gleichartige Regional verträge aufzunehmen. So müſſe man von vorn— herein dagegen Einſpruch erheben, daß derartige Verträge mit Staaten geſchloſſen werden, in de— nen deutſche Minderheiten unter adminiſtrativen Maßnahmen zu leiden haben. Die meiſten der hier wohl in Betracht kommenden anderen euro— päiſchen Staaten bedeuteten für die heimiſche Landwirtſchaft eine ungleich höhere Konkurrenz gefahr als dies bei Deutſch-Oeſterreich der Fall ſei. Der bolſchewiſtiſche Ceutnant Ein Beitrag zur politiſchen Pſychologie unſerer heutigen Jugend. Der Uebertritt des Leutnants Scherin— ger mit den anderen damals im Leipziger Pro— zeß eine Rolle ſpielenden Reichswehroffizieren zur Kommuniſtiſchen Partei iſt keine alltägliche Angelegenheit. Er iſt vielmehr ein außerordentlich einprägſames Dokument zur Illu ſtrierung der politiſchen Pſychologie unſerer heu— tigen Jugend Dieſe Jugend iſt radikal geſtimmt, ob links oder rechts, das macht dabei gar nicht viel aus. Der bisher kechtsraditale nationalſoztaliſt. Leut nant ſpringt mit einem Satz zum Linksradikalis— mus über, weil er nichts unterwegs findet, was ihm Halt bieten kann. Der Radikalismus iſt nun einmal ihm in Fleiſch und Blut übergegan— gen, er gibt ſich garnicht erſt viel Mühe, über das, was zwiſchen rechts und links liegt, ſich Auf— klärung zu verſchafſen. Für ihn iſt Radikalis mus eben Radikalismus. Dieſer ehemalige nationalſozialiſtiſche, jetzt bolſchewiſtiſche Leutnant Scheringer iſt ein Typ unter vielen. Daß unſere Jugend ſchwärmt, iſt ihr gutes Recht. Es iſt auch unendlich viel Edel— mut, Anſtand und Sauberkeitsgefühl, Wille zum Arbeiten und zum Beſſermachen in dieſer Ju— gend von heute, aber ihr Fehler iſt, daß ſie glaubt, irgendwie radikal ſein zu müſſen, irgend— wie das bekämpfen zu müſſen, was die Aelteren oder die Alten für richtig halten. Das hängt auch zuſammen mit dem Niedergang der Auto— rität Wenn man aber die Jugend, die von dem „Neuen“ ſchwärmt, fragt, wie ſie ſich das Neue eigentlich vorſtellt und wie dieſes Neue denn be— ſchaſſen ſein muß, dann verſagt ſie, und nur noch das Gefühl ſpricht! Es ſoll eben„anders“ ſein, es muß eben„anders“ werden, wie man das aber macht, wie man das geſtaltet, wie man beſ— ſere und ſchönere Verhältniſſe ſchaffen kann, das weiß niemand. Das einzige, was man dann ausſprechen hört, iſt dies: ich glaube, daß es dann beſſer wird! Aber dieſes Dann kann man wiederum nicht erklären. Die Jugend von den Irrwegen des Radikalis— mus wieder zurückzuführen, das iſt die Haupt— aufgabe derjenigen, die entweder zu wenig bisher für die Jugend getan haben oder aber zuviel des Guten, wie ſie es auffaßten, für die Jugend unternahmen, indem man ſie viel zu ſtark für die Geſtaltung der Gegenwart und Zukunft um— warb, nicht freilich um ihrer eigenen Inte⸗ reſſen willen, ſondern um Hilfskräfte zu haben, um Intereſſen anderer erreichen zu helfen. Der Fall Scheringer iſt ein Warnungsſignal für alle, die es wirklich gut nicht nur mit der Ju⸗ gend, ſondern mit dem ganzen Volk meinen. Denn wie ſich hier die Entwicklung im Kleinen zeigt, ſo würde es, wenn die Dinge ſo wei⸗ ter gehen, auch im Großen gehen: der eine Ra⸗ dikalismus wandert zum andern, und was da⸗ zwiſchen iſt, wird zermürbt. Hus Nah und Sern Köln, 23. März.(Eröffnung der Kölner Frühjahrsmeſſe.) Am Sonntagvormittag wurde die Kölner Frühjahrsmeſſe 1931 eröffnet. Von einer beſonderen Eröffnungsfeier hatte man mit Rückſicht auf die Zeitverhältniſſe Abſtand genommen. Ein beſcheidenes Frühſtück gab dem Oberbürgermeiſter von Köln, Dr. Adenauer, Gelegenheit, die zu der Eröffnung geladenen Gäſte, insbeſondere diejenigen aus dem Aus— lande zu begrüßen und dem Wunſch Ausdruck zu geben, daß auch die Kölner Meſſe die Hoff— nung auf eine Beſſerung der Wirtſchaftslage ſtärken möge. Frankfurt, 23. März.(Vom Auto überfah— ren und getötet.) Am Samstag abend wurde der 60 Jahre alte Privatlehrer Albert Diener an den Taunusanlagen von einem Auto über— fahren und ſo ſchwer verletzt, daß er nach der Einlieferung ins Krankenhaus ſtarb. Die Schuld an dem Unfall ſoll den Getöteten ſelbſt treffen. Erbach i. O., 23. März.(Beigeordneten— wahl.) Bei der geſtrigen Beigeordnetenwahl wurde nach ſcharfem Kampf der Parteien der Kandidat der bürgerlichen Richtung, Elfen— beinſchnitzer Ph. Lenz, mit Unterſtützung der Nationalſozialiſten mit 841 Stimmen gewählt. Der Kandidat der Sozialdemokraten, Gaſtwirt Heinrich Stock, erhielt 649 Stimmen, der kom— muniſtiſche Kandidat Kiefer 170 Stimmen. Lenz iſt mit einer abſoluten Stimmenmehrheit von 6 Stimmen zum Beigeordneten gewählt. Augsburg, 22. März. Piccard wird wie— der erwartet. Wie die„Neue Augsburger Zeitung“ meldet, wird Piccard um die Oſterzeit nach Augsburg kommen und neuerdings einen Start in die Stratoſphäre verſuchen, vorausge— ſetzt, daß das Wetter günſtig iſt. Kaiſerslautern, 22. März. Schlacht vieb-⸗ markt? Wie die„Pfälziſche Preſſe“ berichtet, wird von der hieſigen Metzgerinnung die Schrſ— fung eines Schlachtviehmarktes in Kaiſers— lautern angeregt. Die Rentabilität ei— nes Schlachtviehmarktes in Kaiſers— lautern ſtehe außer Frage, denn der Schlachtvieh— markt würde eine günſtige Rückwirkung für die einheimiſche Landwirtſchaft haben. Hauenſtein, 23. März.(Selbſtmord.) Der in den 50er Jahren ſtehende verheiratete Händler Ph. Jak. Hafner hat ſich in einem Anfall von Schwermut erhängt. Mimbach(Saarpf.), 23. März.(Schwerer Anfall eines Kindes.) Das ſechsjährige Söhn— chen des Landwirts Carby hing ſich am Sams— tag an einen Wagen und ſprang, als dieſer am elterlichen Hauſe ankam, ab. Dabei lief das Lind direkt in ein vorbeifahrendes Motorrad, wurde weggeſchleudett und erlitt einen ſchwe— ren Schädelbruch. An ſeinem Aufkommen wird gezweifelt. Unglücksfall auf dem Nordpol-Unterſeeboot„Nautilus“ witb. Newyork, 23. März. Bei der erſten Seefahrt des Unterſeebootes„Nautilus“, mit dem Wilkins den Nordpol zu erreichen hofft, hat ſich ein Unglücksfall ereignet. Als der „Nautilus“ nach der Reede von Brooklyn un— terwegs war, wo er am Dienstag von Jean Jules Verne, einem Enkel des bekannten fran— zöſiſchen Schriftſtellers, getauft werden ſoll, wurde ein Steuermannsmaat von einer Welle über Bord geſpült und ertrank. Das U-Boot traf in Brooklyn mit der Flagge auf Halb— maſt ein. Bad Orb, 23. März.(Großfeuer in Mernes) Vermutlich durch ein leichtſinnig weggeworſe⸗ nes Streichholz brach in Mernes(Kreis Geln⸗ hauſen) ein Großfeuer aus, dem zwei Scheu⸗ nen mit Erntevorräten zum Opfer fielen. Ob⸗ wohl der Brand ſofort bemerkt wurde und zwei Feuerwehren raſch zur Stelle waren, gelang es nicht, noch etwas zu retten. Die großen Heu⸗ und Strohvorräte, ſowie der herrſchende Wind begünſtigten den Brand dermaßen, daß alle Hilfe zwecklos war. Der Schaden iſt ſehr be⸗ trächtlich und nur teilweiſe durch Verſicherung gedeckt. Kempten, 23. März.(Zuchthaus für einen Opferſtockmarder.) Das Amtsgericht Kempten verurteilte den ledigen 26 Jahre alten Schloſ— ſer Georg Spiegel wegen eines fortgeſetzten Verbrechens des ſchweren Diebſtahls zu einer Zuchthausſtrafe von einem Jahre und ſechs Monaten. Spiegel wurde überführt, wieder— holt aus dem Opferſtock der Marienkirche in Kottern Geld entwendet zu haben. Er ſelbſt ſchätzt den Betrag auf 14—18 Mk. Wieviel Geld Spiegel geſtohlen hat, konnte ihm nicht nachgewieſen werden. Mannheim, 23. März.(Zwei Selbſtmorde.) Am Samstagmittag iſt eine 72 Jahre alte Ehe— frau aus der Schwetzingerſtadt unterhalb der Rheinbrücke in den Neckar geſprungen und da⸗ bei ertrunken. Die Leiche konnte alsbald ge— borgen werden. Die Tat ſoll auf Schwermut zurückzuführen ſein.— In der Neckarſtadt hat ſich am Samstagmittag eine 60 Jahre alte Ehe— frau in der Küche ihrer Wohnung mittels Leuchtgas vergiftet. Nach hinterlaſſenen Ab— ſchiedsbriefen iſt die Tat aus Gemütskrankheit begangen. Mannheim, 22. März. Realſchulſchluß⸗ prüfung für Extraneer. Vom 12. bis 19. März wurde an der Realſchule Mannheim— Feudenheim die Realſchulſchlußprüfung für Ee⸗ traneer abgehalten. Unter den 21 für beſtanden erklärten Prüflingen befanden ſich 16 Schüler der Höheren Privatlehranſtalt Inſtitut Sigmund am Schloß, denen ſomit die Reife für Oberſekunda zuerkannt werden konnte. Damit hatte das Ju-! ſtitut Sigmund bei den ſtaatlichen Abſchlußprü⸗ ſungen im März einſchließlich der 13 Inſtituts⸗ ſchüler, die ſich ſämtlich erfolgreich der realgym⸗ naſialen und der Oberreal⸗Reifeprüfung unter⸗ zogen, 29 Prüfungserfolge zu verzeichnen. Ludwigshaſen, 22. März. Zum Rhein⸗ brücken bau. Der zweite Senkkaſten für die neue Rheinbrücke iſt ſeit Samstag vollkommen abgeſenkt, ſodaß jetzt die beiden Widerlager rechts und links des Rheins feſtliegen. Frankenthal, 22. März. Tagung der pfälz. Arbeiterbildungs vereine. Un⸗ ter Beteiligung aller pfälziſchen Arbeiterbil⸗ dungsvereine fand hier der 32. Verbandstag des Verbandes der pfälziſchen Arbeiterbildungsver⸗ eine ſtatt. Den Auftakt bildete ein am Samstag abend in der Jahn⸗Turnhalle abgehaltener Be⸗ grüßungs⸗ und Vortragsabend. Der Verbands- tag ſelbſt ſand am Sonntag vormittag 9 Uhr im oberen Saale der Wirtſchaft„Zur Ax“ ſtatt. Als Tagungsort für den nächſten Verbandstag 1932 wurde Frieſenheim beſtimmt. Schifſerſtadt, 22. März. Feſtnahme von Wilddieben. Die Gendarmerie Schifſerſtadt verhaftete zwei Erwerbsloſe, die anfangs der 20er Jahre ſtehen, wegen Wilddieberei und lie— ferte ſie in das Amtsgerichtsgeſängnis Speyer ein. Sie ſollen die Wilddiebereien ſchon lange und in erheblichem Umfange betrieben haben. Die Sache ſcheint weitere Kreiſe zu ziehen. Speyer, 22. März. Die Rhein häuſer Fähre wieder in Betrieb. Die Rhein- häuſer Fähre iſt wieder in Betrieb genommen worden. Waſſerſtandsnachrichten Waſſerſtand des Rheines: Waldshut 338(+ 41), Baſel 162(——), Schuſterinſel 221(+ 21), Kehl 345( 11), Maxau 533(4 31), Caub 449( 38), Mannheim 310(. 30), Köln 304( 9). Waſſerſtand des Neckars: Jagſtfeld—, Mannheim 462(+ 34). ö Jar. Wood biielit Jegꝛabes Aotoꝛboot. Weltꝛe roc — 4 Gar Wood(Porträt unten links) in ſeinem Rennboot„Miß America 9“. Der amerikaniſche Motorbootfahrer Gar Wood ſtellte bei Miami mit 162,76 Kilometern pro Stunde einen neuen Schnelligkeitsweltre kord auf. Damit verbeſſerte er Segraves Welt⸗ rekord, bei dem dieſer den Tod fand. um mehr als 5 Kilometer. Varna. Noman von Max v. Weißenthurn. (30. Fortſetzung.) Sie mußte erwartet haben, was er ihr ſagte; dennoch lähmten ſeine Worte ihre letzte Kraft. „So iſt denn alles vorbei, vorbei für immer durch deine Schuld, durch deinen Mangel an Energie im Moment der Entſcheidung!“ „Durch meine Schuld“. wiederholte er biſſig. „Wieſo? Ich würde meine Arbeit ausgerichtet haben, wenn nicht du mir das Hindernis, in den Weg geſandt hätteſt. indem du das Mädchen ſo ſchlecht bewachteſt, daß es entkommen und gerade rechtzeitig in Wendower eintreffen konnte. um alles zu verderben! Hätteſt du deinen Anteil an dieſer Arbeit richtig ausgeführt, ſo würde Varna längſt in ſicherem Gewahrſam ſein und wir beide könnten in dieſer ſelben Stunde bereits in Lang⸗ ley herrſchen!“ „Ich habe meine Arbeit nach beſtem Wiſſen ausgerichtet,“ entgegnete ſie ihm leiſe. Ich habe alles getan, was in meiner Macht ſtand. Ich habe eine Komödie geſpielt, die ihresglei⸗ chen ſuchen mag. Wenn dennoch alles fehl⸗ ſchlug, ſo waren höhere Mächte im Spiel, welche die Ereigniſſe anders lenkten, als wie wir es planten. Wenn du nicht ungerecht ſein willſt, ſo mußt du mir das Zeugnis geben, daß ich tat, was ich nur vermochte. Mein einziger Fehler beſteht darin, daß ich in meiner Liebe für dich mich auf andere verließ, und ſo dem Mädchen, das ich ſicher bewacht glaubte, die Flucht ermöglicht wurde. Kann aber dafür mich ein wirklicher Vorwurf treffen? Was ge⸗ ſchehen iſt, war einzig ein unſeliges Verhäng⸗ nis!“ „Ein unſeliges Verhängnis oder nicht, je⸗ denfalls iſt damit unſer Spiel zu Ende. Saint Maure hat Verdacht geſchöpft, das Mädchen aber kann jeden Augenblick eine ganz eigene verhängnisvolle Geſchichte erzählen. Das ein⸗ zige, was uns zu tun erübrigt, beſteht darin, ſo raſch wie nur möglich das Weite zu ſuchen.“ „Wohin wollen wir gehen?“ „Ich habe mir meine Ueberfahrt nach Newyork ſchon geſichert, und— du—— du magſt tun, was dir beliebt!“ f In ihrem Geſicht malte ſich Beſtürzung. „Was mir beliebt? Du weißt nur zu gut, daß ich einzig das tue, was auch du willſt! Ich bin bereit, dich nach Newyork zu begleiten; vielleicht geht es uns in der neuen Welt beſſer als in der Alten!“ „Kann ſein, wir wollen es aber gar nicht auf den Verſuch ankommen laſſen,“ erwiderte Ledward kalt. „Was willſt du damit ſagen?“ Schrei entrangen ſich die Morte ihr. „Damit will ich ſagen, daß ich deiner müde bin. Du hätteſt beſſer daran getan, in Paris zu bleiben, wie ich es dir vorgeſchrieben hatte. Ich ſah voraus, daß du mir hier nur im Wege ſein würdeſt, auszuführen, was ich mir vor⸗ genommen hatte. Ich ſagte es dir auch ganz offen, als wir uns in Stillwater zum erſten⸗ mal wiederſahen. Du hingegen bliebſt bei deiner Behauptung, daß du mir helfen könn⸗ teſt, daß du deinen eigenen Plan habeſt und daß ich ohne deinen Beiſtand nicht ans Ziel kommen könne. So ließ ich dich gewähren! Und was war das Reſultat? Daß du uns bei⸗ de zu Grunde gerichtet haſt! Von nun an werde ich meinen Weg allein gehen.“ Wie ein getötet. Beim Verlaſſen des Kindergartens wurde ein vierjhriges Kind namens Pirrung bon einem ſaarländiſchen Auto überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß es ſtarb. Landau, 23. März.(Meſſerſtecherei bei ei⸗ nem Zechgelage.) Bei einem Alkoholgelage ge⸗ rieten auf dem Bahnhofsplatz umherſtehende Keſſelflicker in Streit. Dabei kam es zu Tätlich⸗ keiten, bei denen auch das Meſſer Verwendung fand. Einer der Beteiligten erhielt von einer Frau mehrere Stiche. Die polizeiliche Unter⸗ ſuchung iſt eingeleitet. Landau, 23. März.(Die Segelfliegerei be⸗ ginnt.) Die Landauer Ortsgruppe des Bayeri⸗ ſchen Luftfahrtvereins hat am Sonntag den Segelflugſport wieder aufgenommen und mit mehreren Maſchinen auf dem Ebenweg geübt. Die Ortsgruppe verfügt über drei Maſchinen und hat gegenwärtig eine zweiſitzige Hochlei⸗ ſtungsmaſchine im Bau. Rundfunk⸗ Programm Südweſtdeutſche Gruppe. Frankfurt— Kaſſel Mittwoch, 25. März. 6.45 Uhr: Morgengymnaſtik; 7.15: Frühkon⸗ zert; 10.20: Strafſache gegen Schwarzer wegen Brandſtiftung(eine Schöffengerichtsverhandlung); 11.50 Wirtſchaftsmeldungen, 12.00 Schallplat⸗ tenkonzert; 12.40: Nachrichten; 13.05: Schallplat⸗ tenkonzert; 14,00 Nachrichtendienſt; 14,10 Schall“ platten; 15.05: Wirtſchaftsmeldungen; 15.20: Ju⸗ gendſtunde; 16.20: Wirtſchaftsmeldungen; 16.30: Nachmittagskonzert; 18.00: Wirtſchaftsmeldungen; 18.15: Filmautor— der große Unbekannte; 18.45: Eſperantounterricht; 19.10: Wirtſchaftsmeldungen; 19.15: Kartellnotverordnung, Preisbindungs- u. Preisſenkungsfragen; 19.45: Vortragsſtunde Fritz Müller-Partenkirchen; 20.15: Geſangskonzert: 21.15: Das Gaſtmahl von Franz Blei; 21.45: Hugo⸗Herrmann-Abend; 22.30: Tagesnachrichten; 22.50: Schlagerſtunde. Süddeulſche Gruppe. Mühlacker. Mittwoch, 25. März. 6.45 Uhr: Morgengymnaſtik; 10.00: Schallplat⸗ tenkonzert; 11.45: Funkwerbungskonzerte; 12.05: Fortſetzung; 12.20: Promenadenkonzert; 13.00: „Am Weltplatz für Schmuck“, ein Beſuch in Pforzheim: 1430: Wetterbericht, Nachrichtendienſt; 15.30: Kinderſtunde; 16.30: Nachmittagskonzert: 18.15: Vortrag: Braſilien, Sitten; 18.45: Eſpe⸗ rautokurs; 19.15: Vortrag: Kartellnotverordnung, Preisbindung- und Preisſenkungsfragen; 19.45: Vortragsſtunde: Fritz Müller, Partenkirchen; 21.15:„Das Gaſtmahl“, von Franz Blei; 21.45: Hugo-Herrmann-Abend; 22.30: Nachrichtendienſt; 22.50: Schlagerſtunde. München. Mittwoch, 25. März. 6.45 Uhr: Morgengymnaſtik; 10.50: tendienſt; 1130: Werbeſtunde der Deutſchen Reichspoſtreklame; 1230: Unterhaltungsmuſik; 14.00: Nachrichtendienſt; 15.15: Schulentlaſſungs⸗ ſeier; 15.45: Maria de las Nieves, Eine Geſchichte aus den Bayeriſchen Bergen von Franz Haushal⸗ ter; 16.25: Kinderſtunde; 17.05: Viertelſtunde der Allerkleinſten; 17.20: Unterhaltungskonzert; 18.30: Poſtfunk, Vortrag; 1845: Geld und Kapital: 19.05: Für die Frau; 19.25: Das neue Wohn- u. Mietrecht; 19.45: Ein Abend bei Paul Lincke; 21.45: Hauptſchriftleiter Fritz Büchner wird vom Funkrepocter beſucht; Anſchl.: Konzertmuſik; 22.20: Nachrichtendienſt. Nachrich⸗ Ihre Augen glühten unheimlich. du damit ſagen, daß du die Abſicht haſt, mich nicht mit dir nach Amerika zu nehmen?“ „Ja, das will ich damit ſagen, das und nichts anderes! Wir trennen uns in dieſer Stunde für immer!!“ „Das— das ſagſt du mir! Ich habe allzeit treu zu dir geſtanden,— du weißt es! Auch dieſes einemal verließ ich dich nicht. Ohne mein Zutun iſt geſchehen was geſchah, und du — du willſt mich von dir ſtoßen!“ „Anglücklicherweiſe war dieſes einemal der wichtigſte Moment in meinem Leben! Dich trifft die volle Schuld an dem Mißglücken un⸗ ſeres Planes! So habe ich alle Urſache, mei⸗ nen Weg durchs Leben fortan für mich zu ge— hen! Unſere Wege trennen ſich heute auf im⸗ merdar.“ „Das— das iſt wirklich und wahrhaftig dein Ernſt? ächzte Claire, indes ihre Rechte nach der Lehne des Stuhles, von dem ſie ſich erhoben hatte, taſtete.„Du kannſt in der Tat daran denken, mich zu verlaſſen und du fragſt gar nicht danach, was aus mir werden ſoll?“ Ihr ſchmerzzeriſſener Ton ließ ihn völlig kalt, Hatte je eine wärmere Regung für dieſe Frau in ihm gelebt, ſo war der letzte Funke davon erloſchen. Was er gegenwärtig für ſie fühlte, war dem Haß vergleichbar, dem herz⸗ loſeſten Haß. „Was aus dir werden ſoll,“ entgegnete er eſſig,„wirſt du ſelbſt am beſten wiſſen. Ich ſage mich in jeder Beziehung von dir los! Ich habe kaum genug für mich ſelbſt, aber kein überflüſſiges Geld für das Weib, welches mich zu Grunde gerichtet hat!“ f „Willſt „Du willſt mich hier allein und mittellos zurücklaſſen, jeder Gefahr preisgegeben, ſo⸗ bald Varna Leslie ihre Geſchichte erzählt?“ fuhr ſie verzweifelt fort. „Ich tue einzig, was mir der Trieb der Selbſterhaltung gebietet. Unſer Spiel iſt zu Ende. Darum verlaſſe ich den Schauplatz un ſeres Fiaskos. Tue dasſelbe. Nichts hindert dich daran. Du haſt Juwelen in Menge; ver⸗ kaufe ſie und verſchwinde wie ich!“ „Die Juwelen beſitze ich nicht mehr,“ ſtieß ſie heiſer hervor.„Ich mußte ſie verkaufen, um Zelies Schweigen zu erkaufen.“ „Weshalb? Mochte ſie reden, was ſie woll⸗ te, Das Mädchen einmal frei, ſchützt uns ohne⸗ hin nichts mehr vor Verrat!“ „Das Mädchen lag, wie du mir telegra⸗ phierteſt, in wildem Fieber; wer konnte wiſſen ob ſie dem nicht erlag!“ Ein Achſelzucken war ſeine Antwort. Plötz⸗ lich aber ſchien ihm ein jäher Gedanke zu kom⸗ men. „Du haſt mir noch immer nicht geſagt, wel⸗ cher Herkunft das Mädchen in Wirklichkeit iſt. Weißt du vielleicht etwas darüber?“ „Mehr als von deiner und meiner Her⸗ kunft,“ verſetzte ſie,„denn ich ſelbſt hielt das Mädchen als kleines Kind auf meinen Armen. Ich ſagte dir, daß ich in Indien als Er⸗ſeherin im Hauſe des engliſchen Gouverneurs ange⸗ ſtellt war. Nun wohl, dieſe Engländer Var⸗ nas Eltern waren keine anderen als der Her⸗ zog von Wendower und ſeine Gemahlin!“ Jortſetzung folgt.— Hütſchenhauſen, 22. Mürz! Vom Auto Gallenleiden und ihre Bekämpfung Von unſerem ärztlichen Mitarbeiter. Von einem gewiſſen Alter an hat mindeſtens leder zehute Menſch Gallenſteine. Aber deshalb braucht ſich niemand zu beunruhigen, denn dieſe Steine in der Gallenblaſe machen ſich überhaupt nicht bemerkbar; ſie führen alſo weder zu den gefürchteten Koliken noch zu den ſehr gefährlichen Entzündungen der Gallenwege und der Gallen⸗ blaſe. Erſt wenn ſich beſtimmte Beſchwerden ein⸗ ſtellen, iſt es nowendig, ſich mit den Steinen zu beſchäſtigen, die manchmal klein wie Stecknadel⸗ köpfe, manchmal größer als Taubeneier, oft ein— zeln und oft zu Hunderten in der Gallenblaſe liegen. Die Gelbſucht, alſo die gelbe Färbung der Haut und brauner Urin, deuten mit Sicher⸗ heit darauf hin, daß die Galle nicht in Ordnung iſt. Sie entſteht, wenn der Gallenſaft, der ſtän⸗ dig von der Leber abgeſondert wird, aus der Gallenblaſe nicht mehr in den Magen fließt, ſon— dern ins Blut übertritt und durch den ganzen Körper geführt wird. Dieſer Gallenſaft iſt eigent— lich dazu beſtimmt, die in der Nahrung enthal— tenen Fette zu verdauen. Schon ein harmloſer Magenkatarrh kann genügen, durch irgendeine Schwellung die Kanäle zu verſchließen, durch die der Gallenſaft ſeiner Beſtimmung zugeführt wird. Dann entſteht eine Gelbſucht, die nach einigen Wochen vorübergeht. Aber auch Gallen— ine, die ſich in die Gallenwege legen, oder un— angenehme Geſchwülſte rufen ſolche Stauungen hervor und fhren zu einer Entzündung. ſich dabei ſchwer ſagen, ob erſt die Gallenſteine oder die Staunugserſcheinungen oder die Ent— zündungen vorhanden waren. Alle dieſe Er— krankungen fördern ſich gegenſeitig. Iſt ein Gallenleiden feſtgeſtellt, ſo ſind ganz verſchiedene Arten der Behandlung möglich, über deren Zweckmäßigkeit nur der Arzt entſcheiden kann. Treten raſch hintereinander ſchwere Koli— ken auf, oder macht ſich eine eitrige Entzündung bemerkbar, ſo wird operiert werden müſſen. Tem— peraturſteigerung deutet ſtets auf eitrige Prozeſſe hin. Es beſteht dann die Gefah, daß die Gallen— blaſe durchbrochen wird und ſich ihr eitriger In— halt in die Bauchhöhle ergießt. Dadurch wird das Leben außerordentlich bedroht; ebenſowenig wie bei der eitrigen Blinddarmentzündung iſt alſo bei der eitrigen Entzündung der Gallen— blaſe Zei zu verlieren. Die rechtzeitige Opera— tion glückt in den weitaus meiſten Fällen und befreit häufig dauernd von dem Gallenleiden. Beſſer als jeder operative Eingriff iſt es natür— lich, durch vorbeugende Behandlung eine Ver— ſchlimmerung zu vermeiden, die dann nur noch vom Chirurgen kuriert werden kann. Nun iſt die Bildung von Gallenſteinen ganz überhaupt nicht zu vermeiden. Doch kann man durch ent— ſprechende Diät verhindern, daß dieſe Steine Entzündungen hervorrufen. Gewöhnlich werden Fett und fettes Fleiſch, alkoholiſche Getränke, ſtarker Nikotingenuß verboten. Möglichſt ſoll man auch vermeiden, innere Organe, alſo Leber, Nieren, Hirn und Lungen zu genießen. Minde— ſtens ſo wichtig iſt es jedoch ſür Menſchen, die zu Gallenleiden neigen, ſich vor Aufregungen zu ſchützen. Es iſt erwieſen, daß die Galle auf ſee— liſche Erſchütterungen heftig reagiert. Nicht in allen Fällen ſind Kuren in Heilbädern anzura— ten. Dieſe Kuren beſtehen in der Hauptſache in der gallentreibenden Wirkung beſtimmter Mine— ralwäſſer; durch ſtärkere Abſonderung von Gal— lenſaft ſollen dabei die Steine aus den Gallen— wegen und der Gallenblaſe herausgeſchwemmt und durch den Darm abgeführt werden. Das iſt aber nur bei ſehr kleinen Steinen zweckmäßig, während es gefährlich iſt, Steine von der Größe eines Taubeneies durch ſtarke Gallenabſonderung in Bewegung zu ſetzen und nun die dünnen Kanäle zu verſperren. Als volkstümliche Mittel, die auch von Aerzten oft empfohlen werden, gelten Rettichſaft und Kuren mit Olivenöl; beide Mittel dienen ebenfalls der Heraustreibung klei— ner Steine, Es läßt Ein faſt unglaublicher Schwindel Braut und Schwiegervater am Gängelband geführt Darmſtadt, 23. März. Bei einem biederen Schuhmachermeiſter an der heſſiſch-bayeriſchen Grenze ſprach ein erwerbsloſer Schuhmacher, der 24jährige Johann Hack aus Steinbach (Rheinpfalz) vor. Nachdem der Mann zunftge— mäß verpflegt war, fing er an zu erzählen. Er ſei nicht ſo arm, wie er ausſehe, ſondern Erbe ſeiner ſchweizeriſchen Adoptivmutter, ei— ner Frau Geheimrat Regine Frangel, die ſehr reich ſei. Aus gewiſſen Gründen könne er aber das Erbe noch nicht antreten. Er ſuche daher eine Braut, auf die er ſeine Anſprüche über— ſchreiben könne. Durch einen Brief der Adop— tipvmutter, den er aber ſelbſt geſchrieben hatte, machte er den Leuten glaubhaft, daß die Zu— künftige bei dem Schweizer Konſulat in Frank— furt a. M. ſofort den Betrag von 85 000 Fres. abheben könne. Bei der Hochzeit ſolle die Braut weitere 80 000 Franken, aber letztmalig, er— halten. Dieſe ſchöne Geſchichte veranlaßte den Schuh— machermeiſter, den reiſenden Kollegen auch ſer— nerhin mit Unterkunft, Unterſtützung in Klei— dung und Geld zu betreuen. Es fand ſich auch bald die 21jährige Tochter eines ehrbaren Bür— gers, die bereit war, als Braut die„ſchwere“ Erbſchaft anzutreten. Ganz raſch war aus dem reiſenden Schuhmachergeſellen mit den von ſei— nen Gaſtgebern geliehenen Kleidern und Schu— hen ein feiner Bräutigam geworden. Von den ihm bereitwilligſt teilweiſe von oritter Hand zugewendeten Geldern wurden mehrere Rei— ſen zu dem Schweizer Konſulat in Frankfurt und den dortigen Gerichten unternommen, um angeblich die nötigen Schritte zur Erlangung der Erbſchaft zu unternehmen. Die Sache war ſchon ſoweit gediehen, daß unter Heranziehung eines Sachverſtändigen Verhandlungen wegen Ankauf eines Hauſes ſamt Schuhgeſchäft in einer benachbarten Stadt geführt wurden und zur Inventuraufnahme geſchritten wurde. Faſt zwei Monate verſtand es Hack, ſowohl die Braut als auch die ſonſt an ihm intereſſier— ten Perſonen inſofern zu täuſchen, als er ſtets wieder eine andere Ausrede fand. Bald war die Sache beim Konſulat noch nicht ſo weit ge— diehen, bald war die Adoptivmutter auf dem Wege nach Deutſchland uſw. Man war mittlerweile doch etwas miß— trauiſch geworden. Um ſich nun über den Stand der Sache zu informieren, wurden bald die Geldgeber, bald die Braut mit auf die Reiſe geſchickt. Sie mußten aber auf der Straße war— ten, während Hack im Konſulat oder Gericht in Frankfurt verſchwand. Für die zu wartende Adoptivmutter wurde eine beſtens ausgerüſtete Wohnung gemietet. Nun war der Tag gekom— men, an dem die Adoptivmutter eintreffen ſoll— te. Mit der Braut war Hack an den Bahnhof geeilt. Allein der Herr Konſulat, der der Adop— tivmutter entgegengefahren war, mußte die Mitteilung machen, daß die Frau von der Reiſe ermüdet die Fahrt unterwegs unterbrochen ha— be, aber ſie laſſe der im Warteſaal ſitzenden Braut durch den Herrn Konſul als erſten Gruß einen ſchönen Blumenſtrauß überreichen. Nun fuhr man nach Darmſtadt, um die Adoptiv— mutter endgültig in Empfang zu nehmen Statt der Adoptivmutter erſchien aber hier die Erbe und Bräutigam in ſein Gaſthaus zurück— kehrte, wo die Braut wieder einmal— verge— bens— auf Adoptivmutter oder Geld wartete. in dem die Adoptivmutter den N* Braut aufforderte, dem Johann noch bei ihrer Ankunft ſofort doppelt und dreifach zurückzahlen werde. Nun war das Spiel aus. Standesamt marſchierte Hack in Haft, nachdem ihn der Gaſtgeber wieder in ſeinen Urzuſtand der wieder abnahm. anderwärts ähnliche Betrügereien verübt hat. Geſchädigte werden daher gebeten, die dem len. Aeꝛmann Alüller auß dem Jolenbelt Hermann Müller⸗Franken auf dem Totenbett im Berliner Krankenhaus. Polizei, und zwar in dem Augenblick, als der Er hatte wieder ſchnell einen Brief geſchrieben, Vater der einmal! eine größere Summe Geldes zu geben, die ſie Statt auf das verwandelt hatte und ihm die geliehenen Klei- Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß Hack auch Landeskriminalpolizeiamt Darmſtadt mitzutet⸗ Sport und Spiel. Sport der Turngenoſſeuſchaft 1893. Die T. G. Mannſchaft gewinnt den Gerätekampf gegen Frankenthal mit 679— 677 Punkte. Im leidlich beſetzten Karpfenſaal ging am ver- gangenen Sonntag der ſeit langem, mit Spannung erwartete Kampf gegen Frankenthal vonſtatten. Mit ganzen 2 Punkten Vorſprung konnte die T. G. Riege den gefürchteten Gegner aus der Pfalz bezwingen. Unter großer Spannung verfolgte das erſchienene Publikum den hartnäckigen Kampf, deſſen Ausgang bis zum Schluß völlig offen war. Nur dem guten Abſchneiden der Viernheimer am Reck iſt es zuzu— ſchreiben, daß das Reſultat am Schluß zu ihren Gunſten lautete. Das Können beider Mannſchaften ſtand auf wirklich hoher Stufe, obwohl einige Turner nicht in ihrer beſten Form antreten konnten. Die beſten Einzelleiſtungen erzielten: Karl Hohenadel, Viernheim 109 Punkte Franz Herbert„ 108 1 Friedel Eiſenſtein, Frankenthal 107 Frankenthal 106 Jakob Helblig, Viernheim 102 Handel und Induſtrie Amtl. Frankfurter Getreidebericht vom 23. März. Weizen 297,50, Roggen 205—210, Sommer gerſte 230, Hafer, inl. 185—187.50, Weizen mehl ſüdd. 43—44.50, niederrhein. 42.75—44,25 Roggenmehl 28.50—29.50, Weizenkleie 11.00— 11.25, Roggenkleie 12.50.— Tendenz: ruhig. Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 23. März. Zufuhr und Preiſe 144 Ochſen 40—49. 149 Bullen 32—42, 284 Kühe 14-40, 334 Färſen 38—50, 872 Kälbe! 46—72, 31 Schafe 34—38, 3125 Schweine 40— 50, 94 Arbeitspferde 800—1800, 64 Schlacht pferde 40150, 6 Ziegen 12—24.— Marktver— lauf: Großvieh ſchleppend, Ueberſtand; Kälbe! ruhig, langſam geräumt; Schweine ruhig langſam geräumt. Mannheimer Produktenbericht. Mannheim, 23. März. Inl. Weizen 30.15— 31.25, ausl. 36.50—38.50, inl. Roggen 21.00, inl. Hafer 18—19. inl. Braugerſte 22.75—24 Futtergerſte 21—22, ſüdd. Weizenmehl Spez Null 44.50, ſüdd. Weizenauszugsmehl 48.50 ſüdd. Weizenbrotmehl 30.50, ſüdd. Roggenmeh! 29.50-31.50, feine Weizenkleie 11, Biertreben 10.50-10.75. Wetterbericht. Nach dem Durchzug einer tärkeren Teilſtörung, die uns unter Zufuhr naritimer Luft Regenfälle brachte, iſt der Luft— druck von Nordweſt und Südoſt her wieder an— geſtiegen. Demgemäß können von Südweſten her nur kleinere Störungen nordoſtwärts ge— langen, ſo daß unſere Witterung vorerſt keinen ausgeſprochenen Charakter annehmen und Zei— ten der Beſſerung mit kurzen Schlechtwetter— perioden abwechſeln dürften.— Stellenweiſe Frühnebel, ſonſt wolkig bis aufheiternd, ſpäter vorübergehend Zunahme der Niederſchlagsnei— gung, Temperaturen wenig geändert, in Rich— tung wechſelnde Winde. Bunte Seitung Wie Jaures freite. Die Witwe des berühmten ſozialiſtiſchen Füh⸗ rers, die ſoeben in Paris geſtorben iſt, hatte in den letzten Jahren ein' darückgezogenes Leben geführt. Seit dem Tode ihres Sohnes, des Un— teroffiziers Jaures, der, ein Jahr nach der Er— mordung ſeines Vaters, bei einem Bajonettan⸗— griff gefallen war, lebte ſie nur ihren ſchmerz— lichen Erinnerungen. Frau Jaures war als Mädchen eine berühmte Schönheit. Damals war Jaures Profeſſor in Toulouſe. Er hatte ſie um ihre Hand gebeten und einen Korb bekommen. Aber er ließ ſich nicht irre machen, verſuchte ſein Glück zum zweitenmal und wurde abermals ab— gewieſen, obwohl das junge Mädchen von ſeiner Anhänglichkeit nicht ungerührt geblieben war. Ihre Eltern gaben jedoch erſt nach, als Profeſſor FJaures zum Abgeordneten gewählt worden war. Lange Zeit bildete Frau Jaures eine Zierde der Salons der Linken. Als man die Ueberreſte ihres Gatten ins Pantheon überführte, wollte ſie dieſer Zeremonie nicht beiwohnen. Ihre Be⸗ ſcheidenheit verbot es ihr. Erſt ſpäter begab ſie ſich allein an das Grab ihres Mannes, um zu beten. 100 Jahre Korſett. Dem Stadtrat von Bar⸗le⸗Due, der Haupt⸗ ſtadt des franzöſiſchen Departements Meuſe, iſt der Antrag zugegangen, den bevorſtehenden 100. Geburtstag des Korſetts in einer Form zu be⸗ gehen, wie ſie der Weltbedeutung dieſes lokalen Ereigniſſes würdig ſei. Wurde doch im Jahre 1832 in der alten lothringiſchen Herzogsſtadt ein ſeiner Erfindung gegründet, Verfahren zur fabrikmäßigen Herſtellung des Korſetts erſunden, das das Schwache ſtützen, das aus der Form Geratene aufs rechte Maß zu— rückſühren und die zu große Fülle bändigen ſollte. Ein Bürger der Stadt namens Jean Werly hatte in Var-le-Due eine Fabrik zur Ausnützung die der Stadt zu großem Wohlſtand verhalf. Wer weiß, ob nicht das Korſett anläßlich ſeines Jubiläums eine Wiedergeburt erfährt, denn es gibt Sachverſtän— dige, die erklären, daß die Bekehrung zu den langen Kleidern notwendigerweiſe wieder das Korſett in Ehren bringen werde. Das Menü⸗Archiv im Quay d' Orſay. In den Archiven des Quay d'Orſay wird eine Sammlung hiſtoriſcher Menüs aus dem vorigen Jahrhundert aufbewahrt. Dieſe Sammlung iſt ſoeben um eine Kurioſität bereichert worden. Das Menü wurde anläßlich einer Wette zuſammenge— ſtellt: ein ruſſiſcher Fürſt hatte ſich erboten, die Speiſefolge fünfmal hintereinander zu vertilgen. Das Menü ſah folgendermaßen aus: Steinbutte mit Erevettenſauce, Rehziemer, Poularde, Lamm⸗ braten mit Spargellöpfen, Schnepfen, Römiſcher Punſch und Nachſpeiſe. Der Ruſſe, der die einem normalen Magen ungeheuerlich erſcheinende Ver— pflichtung übernommen hatte, ſtand ſeinen Mann und gewann die Wette. Von der Kraſt der Einbildung Es ſoll da natürlich nicht von jener Einbil⸗ dung die Rede ſein, die den Menſchen zur pein⸗ lichen Angelegenheit herabwürdigt; in den Augen B der anderen natürlich, die ihrer Veranlagung oder geſellſchaftlichen Stellung nach unter ſolcher Einbildung leiden oder ſich über ſie amüſieren können. Gemeint iſt natürlich jene Suggeſtivkraft, die Menſchen zu Leiſtungen befähigen kann, die ſie ſelbſt und ihre Bekannten ſich oder ihnen im ganzen Leben nie zugetraut haben würden. Wahrſcheinlich allerdings iſt jene andere Einbil— dung, die man ſo ſchön deutſch„Afſektierthelt“ nennen kann, nur ein ſchlechterer Teil der rich tigen, da die von ihr Beſallenen in der Regel nichts von ihr merken, ſich ihrer auch kaum be wußt werden. Wohlgemerkt in den harmloſeren Fällen. 1 Coue hat aus der anderen wieder, der„beſ— ſeren“ Einbildung, eine Heilmethode entwickelt, viele wenden ſie heute aun, um ſich den Glauben an eine beſſere Zukunft, an eine Steuerſenkung vielleicht oder eine Gehaltserhöhung zu ſugge— rieren. Dieſe Menſchen ſind— wer will da nicht zuſtimmen— um ihre Einbildungskraft zu benei— den; die Bedauernswerten aber, denen ſie nicht zu Gebote ſteht.... man nennt ſie zuweilen Realpolitiker, aber das kann auf keinen Fall im— mer ſtimmen. Wohl dem, der„eingebildet“ ſein kann. Er vermag ſich durch manches Lebenstal zur näch— ſten Höhe zu ſuggerieren, oder auch nicht, aber dann merkt er es nicht, denn er ſuggeriert ſich einfach auf die Höhe. Immer frei nach dem zu— weilen ſo arg mißverſtandenen Coue: „Es geht uns von Tag zu Tag beſſer! Und beſſer! Und noch beſſer!“... Bis es vielleicht garnicht mehr geht! Haha. Kupfer macht Auſtern ſeßhaft 0 Nach Unterſuchungen des ſtaatlichen Büros für Fiſcherei in den Vereinigten Staaten wer— den junge Auſtern erſt ſeßhaft, wenn ſie ge— ringe Spuren von Kupfer in ſich aufnehmen, wozu ein Teil Kupfer in 50 Millionen Teilen Waſſer genügt. Die aus dem Ei kommende Larve bewegt ſich etwa zwei Wochen lang durch lange Fäden, Geißeln genannt, im Meer um— her. Gelingt es ihr dann nicht, genügend Kup— fer aufzunehmen, dann bleibt der Wander— trieb beſtehen, ſie treibt weiter umher, altert raſch und ſtirbt bald. Bei Kupferaufnahme läßt ſie ſich auf den Boden nieder, kriecht ein Weilchen umher und klebt ſich dann mit einem aus dem Körper abgeſchiedenen Klebſtoff auf den Felſen feſt. Die Ur⸗Rieſenſchildkröte gefunden Kürzlich gelang es dem in Indien reiſenden Dinoſaurierforſcher Brown, die Reſte einer vor— geſchichtlichen Rieſenſchildkröte aufzufinden, die wahrſcheinlich die Urform darſtellt, aus der ſich die ſpäteren Schildkröten entwickelt haben. Die wohlerhaltene Schale dieſes Rieſentieres iſt 210 em. lang, 90 em. hoch. Lebend dürfte die Rieſenſchildkröte ungefähr 2000 Pfund ſchwer geweſen ſein, alſo ſiebenmal ſchwerer als die größten, der jetzt auf der Erde lebenden Rieſenſchildkröten. a