* Gemeinderatsſitzung. Heute Diens⸗ tag Abend um 8 Uhr findet im Sitzungsſaale des Rathauſes eine Gemeinderatsſitzung mit intereſſanter Tagesordnung ſtatt. Gegen die Schnakenplage. Ein Vortrag im„Engel“. Geſtern Nachmittag um 4 Uhr fand im Gaſt— haus zum„Engel“ ein Vortrag über Schnakenbe— kämpfung ſtatt, wozu die Gemeindevertretung die Lehrerſchaft, die Preſſe, die Forſtverwaltung, das Feldſchutzperſonal und ſonſtige Intereſſenten einge— laden hatte. Herr Bürgermeiſter Lamberth be— grüßte die ſtattliche Zahl der Anweſenden, die durch ihr Erſcheinen ihr Intereſſe an der Vernichtung der Schnakenplage bekundet hätten und übergab dem Referenten, Herrn Oberſtudiendirektor Beiſinger aus Heppenheim das Wort zu ſeinem Vortrag. Der Herr Redner verbreitete ſich zuerſt im allgemeinen über die Schnakenplage, ihre Entſtehung und Aus— wirkung und ihre wirkſame Bekämpfung. Er gab an Hand ſeiner praktiſchen Erfahrungen in Heppen— heim wichtige Fingerzeichen und zeigte den Weg, wie eine tatſächliche Vernichtung der Schnaken mit ihrer Brut ausgeführt werden kann. Wir unter- ſcheiden in Deutſchland ca. 20 Arten von Schnaken, von welchen für uns die wichtigſten die Haus-, Wieſen⸗ und Waldſchnaken ſind. In einer Gemar— lung kann man nicht mit Hunderttauſenden oder Millionen, nein, da muß man mit Milliarden und Billionen dieſer Plagegeiſter vechnen, die Menſch und Tier das Leben im Hochſommer und Herbſt zur Hölle machen können. Zur Entwicklung brauchen die Schnaken das Waſſer, deswegen ſind die geeig— netſten Brutplätze Waſſerlachen, die Tränken, hohle Baumſtämme, Waſſergräben, auf den Wieſen in den Tümpeln nach der Bewäſſerung, im Wald die Wild— tränken, im Haus die Gießfäſſer, alte Kannen, in denen ſich Regenwaſſer angeſammelt hat, in immer feuchten Dachrinnen, kurzum überall dort, wo län— gere Zeit ſtehendes Waſſer iſt. Um ihre Vernich— jung zu bewerkſtelligen, liegt es hauptſächlich daran, die Hauptbrutſtätten zu ermitteln, das auch durch eine zu bildende Kommiſſion ausgeführt werden ſoll. Sodann ſoll auch darauf geſehen werden, daß in den Wohnhäuſern und Gärten der Vernichtungs⸗ feldzug beginnt, der ohne große Ausgaben mit etwas gutem Willen der Einwohnerſchaft erfolgreich durch⸗ geführt werden kann. Es ſind alle Tümpel mit Erde auszufüllen, das Waſſer in den Gießfäſſern alle 10 Tage zu erneuern uſw. Die Aufklärungsarbeit wird zu Beginn des Schnakenfeld zuges Mitte April beginnen. Es ſteht auch zu erwarten, daß die ſtaatl. Autorität hier eingreifen wird, zumal die Bekämpfungsmaßnahmen in unſerer ganzen Um- gegend ergriffen werden. So lächerlich dieſe Schna⸗ kenbekämpfung auch ausſieht, ſo viel ungläubiges Kopfſchütteln dieſer Feldzug auch erwecken wird, es iſt möglich, wenn alles mithilft, der Schnaken Herr zu werden, im Intereſſe der geplagten Menſchheit und auch der leidenden Tiere. Herr Bürgermeiſter dankte dem Redner für ſeinen lehrreichen Vortrag. Es iſt beabſichtigt, in den nächſten Wochen einen Ausſchuß(Schnakenver⸗ tilgungskommiſſion) zu berufen, die über die erſten Kampfmaßnahmen zu beraten hat. Krieg den Schnaken! Mord und Tod dem leidigen Ungeziefer. Hoffen wir, daß es gelingt, dieſe läſtigen Plage— geiſter zu vernichten. Waldſportplatz. Olympia Worms kein Gegner für die Sp.⸗Vergg. Die Grünen ſiegen 6:0! Die Wormſer, die in ihrem Kreiſe an 2. Stelle ſtehen, konnten trotz ihrem Eifer den Grünen nichts gleichwertiges entgegenſetzen, obwohl das Spiel im großen ganzen ein offenes war. Die Tore fielen in beiden Halbzeiten in regelmäßigen Abſtänden. Die Wormſer hatten ihre beſten Kräfte in dem rechten Verteidiger und dem alten vorzüg— lichen rechten Läufer. Die Umſtellung der Grünen in der Läuferreihe hat ſich einſtweilen bewährt, doch ſoll man den Tag nicht vor dem Abend loben. Im Sturm klappte es zeitweiſe ganz ausgezeichnet. Für die Hintermannſchaft ſpricht das„zu Null.“ Am kommenden Sonntag findet die General— verſammlung im Vereinshaus ſtatt und iſt der Be— ginn auf 2 Uhr feſtgeſetzt. Alle Mitglieder der Sportvereinigung, ob aktiv oder paſſiv, ſind höfl. eingeladen. Evtl. Anträge ſind ſchriftlich bis 25. ds. Mts. bei dem 1. Vocſitzenden mit ausführlicher Begründung einzureichen. i Wochenplan der Sp.⸗Bgg. Dienstag und Donnerstag: Platztr. der Liga, Mittwoch nachm. 2 Uhr: Schülertraining. Freitag Platztraining der Jug, u. unteren Mannſch. Freitag abends 8 Uhr: Spielausſchuß, Zuſammen⸗ kunft des Vorſtandes. Sonntag, den 29. März nachm. 2 Uhr im Vereins⸗ haus ordentliche Generalverſammlung. DI K.⸗Sport Fußball⸗Ganklaſſe. Hockenheim— Viernheim 21. Weiterer Rückfall des Heſſen⸗Meiſters. Hierüber ſchreibt das Neue Mannheimer Volksblatt: Viernheim trat zu dieſem Spiele in ſtärkſter Aufſtellung an, der Platzverein hatte eine Umſtellung vorgenommen, die von bemerkenswertem Erfolg begleitet war. Wenn ſie auch eine Nieder- lage hinnehmen mußten, gefielen doch die Gäſte außerordentlich gut, ſie rechtfertigten ihren Ruf in techniſcher und taktiſcher Hinſicht vollkommen. Die Mannſchaft ſpielte ein ganz großes Spiel und hin⸗ terließ in Hockenheim den von ihr gewohnten, vor— züglichen Eindruck. Hockenheim legte gegen dieſen Gegner einen rieſigen Eifer an den Tag, hielt das Spiel offen und gewann glücklich. In der 6. Mi- nute ſchoß Viernheim ſein erſtes und einziges Tor, das Hockenheim durch ſeiuen Mittelſtürmer in der 22. Minute ausgleicht. Bis zur Pauſe verteiltes Spiel. Auf beiden Seiten wurden Torgelegenheiten ausgekaſſen. Vor Wiederbeginn benutzt der Platz- verein die Gelegenheit, ſeinen verdienſtvollen Spieler Weibel für ſein 100. Spiel zu ehren. Die zweite Halbzeit brachte Viernheim zunächſt in Front, Hocken— heim war jedoch ſelten angriffsfreudig und erkämpft ſich Mitte der 2. Halbzeit durch ſeinen Rechtsaußen das viel umjubelte Siegestor. Gegen Schluß drängt Viernheim und ſucht mit Macht wenigſtens den Ausgleich zu erzielen. Hockenheim leitete ebenfalls erfolgverſprechende Angriffe ein, aber beide Tor— hüter waren nicht mehr zu ſchlagen. Weitere Reſultate: Viernheim 2.— Lorſch 1. 1:6. Viernheim Jun.— Hambach 1. 5:1. Viern⸗— heim Schüler 1.— Rot-Weiß Schüler 1. 113. N Tabelle— Gauklaſſe Kurpfalz 17 Spiele Tore 85:22 Waldhof 16 88:17 Sandhofen 16 47730 Hockenheim 16 41:29 Viernheim 17 70:81 Oftersheim 14 33150 Plankſtadt 15 16:47 Eintracht 16 32:94 Feudenheim 16 24:90 Rots⸗Wesnß;;; Wochenplan der Di.: Dienstag: 8 Uhr Turnſtunde. Mittwoch: 2—4 Uhr Schülertraining. 8—1 Uhr Hallentraining. Donnerstag: 5¼—7 Uhr: Schülerturnſtunde. 8 Uhr Jugendverſammlung in der Sporthalle. Freitag: 8 Uhr Turnſtunde. halb 9 Uhr Spielerverſammlung. Montag: 5¼—7 Uhr Schülerturnſtunde. 8 Uhr Pfeifer. Punkte 30 7 28 9 Uhr Trommler. Ischias, Hexenschull, Gllederreigen, Neuralgie f N 5 U 1 l, Hervenschmerzen], Glen! Gern teile ich kostenlos ein einfaches Mittel mit, das mir und zahlreichen Patienten in kurzer Zeit half. Ueber 4000 Dankschreiben.(Ich verkaufe nichts.) Krankenschwester Mart. Heber, Wiesbaden m 220. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Mittwoch Abend halb 9 Uhr Vorſtandsſitzung bei Kamerad Kempf(Eichbaum). In Anbetracht der wichtigen Tagesordnung bitte ich die Herren Vorſtandsmit— glieder, pünktlich und vollzählig erſcheinen zu wollen. Der Vorſitzende. Duamen-Ichunne Mode- Spangenschuhe braun oder zweffarbig 2 40⁰ 690 Spangenschuhe oder Pumps 89⁰ Lack oder mod. Farbenkombinat iss Marke Patos in vielen aparten Modellen Opanken, der Modeschuh Damenschuhe, entzückende Mod. Lack. Wildleder. o. Chevreaux 12.50. NMerren- Schung Herren-Halbbschuhe, in mod. 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Wir laden zu dieſer Beſprechung, die von der Landwirt⸗ ſchaftskammer Darmſtadt veranlaßt iſt, alle Inter- eſſenten unſerer Gemeinde ein. Viernheim, den 24. März 1931. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Solafische riſch eingetroffen von 15 Pfg. an Mikl. Effler neben Rathaus. Wochenplan der T. G. Turnſparte: Turnſtunde Dienstag u. Freitag abend 8 Uhr. Turnerinnen: Turnſtunde Donnerstag abend. Handballer: Training Mittwoch und Freitag. Fußballer: Training Dienstag und Donnerstag unter Leitung von Haas Andr. Leichtathl.: Hallentr. Dienstag u. Freitag abend⸗ Trommler und Pfeifer: Uebungsſtunde jeden Don. nerstag abend bei Stabführer Fettel. Mandolinenabteilung: Uebungsſtunde jeden Mitt⸗ woch abend bei Genoſſe Mich. Winkenbach. Die Führung. Achlaßimmer. Wir haben aus teilw. ueuen und gebrauchten Stücken ein Schlafzimmer zuſam⸗ mengeſtellt und ſind in der Lage, Ihnen dasſelbe für RM. 90.— anzubieten. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plaßvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Faſt alle Haushalte angenommen Wichtige Abſtimmungen im Reichstag— Sparermächtigungsantrag eingebracht Berlin, 24. März. Bei Eröffnung der heutigen Reichstagsſitzung um 12 Uhr teilte Präſident Löbe mit, vom ärztlichen Ehren⸗ gericht ſei ein Antrag eingegangen, ein Ver⸗ jahren gegen den Abg. Dr. Moſes(S.) zuzu⸗ laſſen. Dieſer Antrag wurde dem Geſchäfts⸗ ordnungsausſchuß überwieſen. Auf der Tagesordnung ſteht die dritte Beratung des Etats für 1931. Von allen Parteien mit Ausnahme der Kom⸗ muniſten, des Landvolkes und der Volkskon⸗ ſervativen wurde der Sparermächtigungsan⸗ trag eingebracht, der die Regierung ermächtigt, Ausgaben bis zur Geſamthöhe der Mehraus⸗ gaben oder Minde reinnahmen abzuſetzen. Reichsfinanzminiſter Dietrich ſtellte das Einverſtändnis der Regierung mit dieſem An⸗ trag feſt und wies ausdrücklich darauf hin, daß ſich die Ermächtigung nicht auf Etats⸗ anſätze erſtrecke, die auf geſetzlich oder ver⸗ traglich feſtgelegten Anſpruchen beruhten. Zu den Bedenken der Vertreter des Weſtens, daß die im außerordentlichen Haushalt eingeſetz⸗ ten 10 Millionen RM. für die Weſthilfe des⸗ halb vielleicht nicht zur Verfügung ſtehen konnten, weil der Verkauf der reichseigenen Grundſtücke möglicherweiſe nicht erfolgen kön⸗ ne, erklärte der Miniſter, daß mit dem Ver⸗ kauf dieſer Grundſtücke wahrſcheinlich doch zu rechnen ſei. Bei der dritten Leſung des Haushaltes des Auswärtigen Amts gab Abg. Breitſcherd (S) folgende Erklärung ab: Ich halte es nicht für angebracht, in eine ſachliche Beratung des mit Oeſterreich abge⸗ ſchloſſenen Wirtſchaftsabkommens einzutreten. Wir wollen auch nicht erörtern, ob der Schritt gegenüber den anderen Mächten diplomatiſch in der richtigen Weiſe vorbereitet worden iſt. Ich glaube, daß wir gegenüber dem Auslande jeſtſtellen können, daß weder der deutſchen noch der öſterreichiſchen Regierung der Vor⸗ wurf zu machen iſt, ſie hätten ſich vertrags⸗ mäßig übernommenen Verpflichtungen ent⸗ zogen oder ihnen zuwidergehandelt.(Beifall.) Wir hoffen, daß die internationalen Ausein⸗ anderſetzungen zu einer tatſächlichen Zuſam⸗ menarbeit aller europäiſchen Staaten führen. Aber meiner Anſicht nach wäre eine frühere Unterrichrung der deutſchen Volksvertretung doch wohl am Platze geweſen.(Lebhafte Zu⸗ ſtimmung.) Warum hat die Regierung nicht den Auswärtigen Ausſchuß des Reichstages unterrichtet? Er iſt doch nicht dazu da, daß er immer vor vollendete Tatſachen geſtellt wird! (Sehr wahr!) Meine Bitte an den Außen⸗ miniſter geht dahin, in Zukunft in ähnlichen Fällen etwas mehr Rückſicht auf die berechtig⸗ ten Ansprüche der deutſchen Volksvertretung zu nehmen.(Lebhafte Zuſtimmung in allen Par⸗ teien.) Die Etats des Auswärtigen Amtes und des Innen miniſter tums werden bewilligt. Zum letzteren wird eine Entſchließung ange— nommen, in der die Länderregierungen er⸗ ſucht werden, die Verpflichtung zur Einſtellung von Verſorgungsämtern durchzuführen. Der Haushalt des Arbeitsminiſteriums wird nach kurzer Deliatte ebenfalls bewil⸗ ligt. Ohne Ausſprache wurden bewilligt der Haus⸗ halt des Reichstages, des Reichspraſidenten, der Reichskanzlei, des Ernährungsmtiniſte⸗ rlums, des Reichsjuſtizminiſteriums und des Reichswehrminiſtertums. Die Abſtimmungen ſchifferſatzbauten woch zurückgeſtellt. Der Haushalt des Verkehrsmmiſteriums wird bewilligt, ebenſo der Verſorgungsetat und der Haushalt der Reichsſchuld. über die Panzer⸗ werden auf Mitt⸗ Mit anderen Abſtimmungen wird auf mor⸗ gen auch die Abſtimmung über einen Miß⸗ trauensantrag zurückgeſtellt, der von den Kom⸗ muniſten eingebracht iſt. Ohne Ausſprache wird dann das Geſetz über den Waffen mißbrauch in zwei⸗ ter Beratung angenommen. Die dritte Beratung wird wegen Behinderung eines Redners auf morgen zurückgeſtellt. Der Schiffsſicherheitsvertrag von 1929 wird in zweiter und dritter Beratung ohne Debatte genehmigt. Zu der Frage des Schenker-Vertrages bean⸗ tragt der Verkehrsausſchuß eine Entſchließung, in der die Regierung aufgefordert wird, wegen dieſes Vertrages ſofort das Reichsbahngericht anzurufen.. Abg. Dr. Windſchuh Staatsp.) bedauerte die Haltung des Verkehrsminiſters, die im Falle des Schenkervertrages problematiſch ſei. Man habe offenbar den Kopf in den Sand ſtecken wol⸗ len. Der Miniſter ſollte Initiative beweiſen zu⸗ gunſten der Rationaliſierung des Speditions⸗ gewerbes, aber in Zuſammenarbeit mit dieſem Gewerbe, mit der Wirtſchaft und dem Kraft⸗ fahrzeuggewerbe. Abg. Schumann⸗Franken(Soz) erklärte, die Zuſtände im Spediteurgewerbe ſeien aller⸗ dings ſehr reformbedürftig, aber die Reichsbahn⸗ verwaltung hätte die Ordnung auf anderen We⸗ gen weit beſſer herſtellen können als durch den Abſchluß des Schenker-Vertrages. Abg. Mollath beantragte ſofortige Ein⸗ leitung von Verhandlungen mit der Reichsbahn zur Aufhebung des Schenker-Vertrages und Um⸗ wandlung in einen Vertrag mit den Organiſa⸗ tionen des Speditionsgewerbes. Reichsverkehrsminiſter v. Guerard: Es ſind Zweifel geäußert worden an meiner Erklä⸗ rung vom 19. Februar. Ich ſtelle nochmals feſt, daß ich vor der Mitteilung durch den Abg. Mollath von dem Schenker⸗Vertrag keine Kenntnis hatte (Hört! hörtl). Bei der Bedeutung dieſes Ver⸗ trages habe ich ſelbſtverſtändlich mit der Reichs⸗ bahnverwaltung darüber verhandelt, und heute beſchäftigt ſich der Verwaltungsrat der Reichs⸗ bahn mit dem Vertrag. Sobald dieſe vertraul. Verhandlungen erledigt ſind, wird die Reichs⸗ regierung dazu Stellung nehmen und ihre Stel⸗ lungnahme der Oeffentlichkeit mitteilen. Ich ſtehe nach wie vor auf dem ſchon aun 19. Februar von mir vertretenen Standpunkt, daß der Vertrag der Zuſtimmung bedarf, um gelten zu können. Das iſt auch die Meinung des ganzen Reichs⸗ kabinetts. Dem Antrag Mollath kann ich zuſtim⸗ men. Abg. Ra uſch⸗München(Bayr. VPpt.) ſtimmt dem Antrag Mollath zu. Präſident Löbe ſtellt zu rück. Es folgt die die Abſtimmungen zweite Bevatung des Oſthilfegeſetzes und der damit verbundenen Vorlagen zur Förderung der landwirtſchaftlichen Siedlung und zur Abwicklung der Aufbringungsumlage und zur Neugeſtaltung der Bank für deutſche Induſtrieobligationen. Miniſter Treborranus führte aus: Die Oſthilfe habe die doppelte Aufgabe, den in ihrer wirtſchaftlichen Lebensfähigkeit bedroh⸗ ten Gebieten neue Lebenskraft zur Wieder⸗ aufnahme ihrer geſtörten Wirtſchaftsbeziehun⸗ gen zuzuführen, und ferner, die Landwirt- ſchaft nach Möglichkeit vor den Gefahren zu bewahren, die veränderte Abſatzbedingungen und Rückgang aller landwirtſchaftlicher Preiſe bei ſteigenden Laſten ohne umfaſſende Hilfe bringen würden. Es ſei beabſichtigt, den jetzi— gen Geltungsbereich der Hilfsmaßnahmen mög— lichſt umfangreich auszudehnen. Zur land— wirtſchaftlichen Entſchuldung erklärt der Mi— niſter, die Regierung habe die zahlreichen Pläne zur wirkſamen Hilfe durch allgemeine Laſtenſenkung eingehend geprüft, ſie aber ver⸗ werfen müſſen, da die ſehr großen Mittel von etwa 321 Millionen Mark bei 3 Prozent Gutſchrift des Einheitswertes aus der Reichs— kaſſe dafür nicht zu beſchaffen ſeien. Die Re⸗ gierung habe deshalb an der Kredithilfe durch Darlehen mit planmäßiger Entſchuldung feſt⸗ gehalten. Der Miniſter betont die Einſchaltung der landwirtſchaftlichen Selbſtverwaltung bei der Prüfung der Entſchuldungsanträge und erläu— tert die ausgegebenen Richtlinien. Abg. Hoernle(K) erklärt, die eigentliche Urſache der wirtſchaftlichen Notlage im Oſten ſei die ſchlechte Bezahlung der Arbeiterſchaft und die verfehlte Politik der Regierung. Das vor⸗ liegende Geſetz helfe nur den Großgrundbeſitzern. Abg. Stelling(S) erklärt, man hätte nicht nur der Landwirtſchaft, ſondern der ganzen Wirtſchaft des Oſtens helſen ſollen. Die Land⸗ wirtſchaft müſſe endlich an die Verpflichtung erinnert werden, die eigene Kraft zur Rettung aus der Kriſe aufzuwenden. Die Sozialdemo— kratie verlange, daß auch dem Klein- und Mit⸗ telbeſitz geholfen wird und daß bei der Durch— führung der Oſthilfe eine ſcharfe Prüfung der Einzelfälle vorgenommen wird. Unter den heu— tigen Verhältniſſen werde die Sozialdemokratie trotz allen Bedenken dem Geſetz zuſtimmen. Abg. Hönneckes(3.) ſchildert die be— ſondere Notlage der Landwirtſchaft und des Gewerbes im iſolierten Oſtpreußen. Die Sen— kung der Reallaſten werde von der oſtpreußi⸗ ſchen Landwirtſchaft außerordentlich dankbar empfunden, aber die ſozialen Laſten ſeien un— erträglich hoch. Abg. Pfleger(BWP.) ſpricht die Er- wartung aus, daß die Regierung von der ihr im Oſthilfegeſetz gegebenen Ermächtigung ſo Militäraufſtand in Cima 40 Todesopfer— Die Regierung Herr der Cage Kriegszuſtand über Lima verhängt. wtb. Lima, 25. März. Hier iſt eine Meuterei des 5. Infanterieregimentes aus⸗ gebrochen, welche auf die Unzufriedenheit eines Teiles der Armee und der Bevölke⸗ rung mit der neuen Regierung zurückzufüh⸗ ren iſt. Ueber Lima iſt geſtern nachmittag der Kriegszuſtand verhängt worden. Die Niederſchlagung der Meutorei in Lima. 40 Tote. wib. Lima, 25. März. Ueber die Meutereien des 5. Infanterieregiments werden noch fol⸗ gende Einzelheiten bekannt: Die Rebellion dauerte im ganzen vier Stun⸗ den. Es meuterten indeſſen nur drei Kompag⸗ nien. Die Mannſchaften ſetzten zunäüchſt ihre Offiziere gefangen, die ſich gerade beim Abend⸗ meſſen befanden. Darauf verſuchten ſie geſchloſ— ſen unter Führung zweier Sergeanten den Re— gierungspalaſt anzugreifen, wurden jedoch von Regierungstruppen unter perſönlicher Führung des Kriegsminiſters Jiminez zum Rückzug in die Santa Catalina⸗Kaſerne gezwungen, wo ſie mit Geſchützfeuer beſchoſſen wurden. Die Kaſerne wurde zum Teil zerſtört. 40 Meuterer fanden dabei den Tod. Der Reſt ergab ſich und wird vor ein Kriegsgericht geſtellt werden. Die Urſache des Aufſtandes iſt noch nicht einwandfrei geklärt. Von einigen Seiten wird angegeben, die Soldaten hätten keine Löhnung erhalten. Von anderer Seite wird darauf hin⸗ gewieſen, daß das Regiment möglicherweiſe von kommuniſtiſcher Seite aufgehetzt worden ſei, da im Beſitz einiger Soldaten kommuniſti⸗ ſche Flugblätter gefunden worden ſeien. 88 48. Jahrgang n Gebrauch macht, daß es der ſozialen Gerechtig— zeit entſpricht. Reichsminiſter Treviranus beſchäftigt ſich mit dem ſog. Entſchuldungsplan der deutſch— nationalen Fraktion. Abg. Freybe(WP.) tritt für die Be— rückſichtigung des Stettiner Wirtſchaftsgebietes ein. Die Wirtſchaftspartei- ſtimme dem Oſt— hilfegeſetz zu. Abg. Schütz(K) vermißt in der Mini— ſterrede eine Würdigung der furchtbaren Not— lage der Kleinbauern, Arbeiter und Erwerbs— loſen in Oſtpreußen. Abg. Hillebrand(Hoſpitant der Staatspartei) macht der äußerſten Rechten den Vorwurf, daß ſie durch ihr Verhalten das Zu— ſtandekommen der Oſthilfe im vorigen Jahr vereitelt und dadurch den Untergang vieler landwirtſchaftlicher Exiſtenzen verſchuldet habe. Am 7,15 Uhr wird die Weiterberatung auf Mittwoch(12 Uhr) vertagt. Auf der Tagesordnung ſteht außer den heute zurück— geſtellten Abſtimmungen auch die zweite Be— ratung des Geſetzes über Zolländerungen. 4 E Die Arbeitsmarktlage im Reich wtb. Berlin, 24. März. Infolge der ungün⸗ ſtigen Witterung in der erſten Märzhälfte iſt, nach dem Bericht der Reichsanſtalt, in dieſer Pe— riode auf dem Arbeismarkt eine gewiſſe Stag aa— tion eingetreten. Es iſt jedoch nicht zu verken⸗ nen, daß Anzeichen einer— vorläufig noch ſchwa— chen— belebenden wirtſchaſtlichen Tätigkeit auch weiter bemerkbar ſind. Am 15. März waren von den bei den Arbeitsämtern eingetragenen Arx— beitsſuchenden rund 4980 000 als arbeitslos an⸗ zuſehen. Am 15. März wurden von der Arbeits— loſenverſicherung rund 2526000 gegen 2589 000 Ende Februar Hauptunterſtützungsempfänger be— treut. Die Belaſtung der Kriſenfürſorge iſt er— wartungsgemäß weiter geſtiegen, und zwar von rund 908 000 Ende Februar auf rund 949 000 Hauptunterſtützungsempfänger Mitte März. Nach der vorläufigen Zählung für Ende Februar wa— ren von den zu dieſem Zeitpunkt gezählten Ar— beitsloſen 52,1 Prozent Hauptunterſtützungs— empfänger in der Arbeitsloſenverſicherung, 18,3 Prozent in der Kriſenfürſorge, während unge— fähr ebenſoviele als Wohlfahrtsarbeitsloſe von der gemeindlichen Fürſorge laufend unterſtützt wurden. Tagesnachrichten Unterredung Briands mit Henderſon über das deutſch⸗öſterreiiziſche Zollabtommen. witb. Paris, 25. März. Außenminiſter Briand hatte geſtern abend nach Schluß der zweiten Sitzung des Organiſationskomitees der Europä— iſchen Föderation in ſeinem Kabinett eine kurze Unterredung mit dem britiſchen Staatsſekretär des Aeußern Henderſon über die deutſch-öſterrei— chiſchen Wirtſchaſtsvereinbarungen. Dieſe Be— ſprechung ſoll heute vormittag ſortgeſetzt werden. Die Agentur Havas behauptet, daß den Ge— genſtand dieſer zweiten Beſprechung die Frage der Möglichkeit eines eventuellen gemeinſamen Vorgehens gegen„die praktiſche Verwirklichung des zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich abge— ſchloſſenen grundſätzlichen Abkommens“ bilden werde. Verhandlungen über die Löhne der Reichs— arbeiter. Regierung ſordert 10 Prozent Lohnabbau. enb. Berlin, 25. März. Die in der letzten Woche abgebrochenen Lohnverhandlungen für die Reichsarbeiter ſind geſtern wieder aufgenommen worden. Dem zu keinem habe jetzt langt. Die Organiſationen hätten im Verlauf der Verhandlungen der Regierung einen Gegenvor ſchlag gemacht, die Arbeitszeit allgemein auf 48 Stunden feſtzuſetzen, was ohne weiteres einen Lohnabbau von mindeſtens 6 Prozent bedeuten würde. Nach längeren Verhandlungen erklärten die Regierungsvertreter, einen weiteren Vorſchlag nicht machen zu können. Die Angelegenheit müſſe nunmehr das Kabinett beſchäftigen. „Vorwärts“ zufolge haben ſie wiederum Ergebnis geführt. Die Regierung einen 10prozentigen Lohnabbau ver FF ˙ ˙—.]ꝗ³iummĩÄB;7?! T.—⅝3— Zollunion In⸗ und ausländiſche Bedenken— Hinderniſſe nicht zu erwarten * Endlich iſt ſie da, die von allen Deutſchen im Reich und an der Donau ſo ſehnlichſt ge⸗ wünſchte wirtſchaftspolitiſche Einigung zwi⸗ ſchen Deutſchland und dem ſtamm⸗ und kultur⸗ verwandten Oeſterreich! Wenn auch alle Ein⸗ zelheiten noch nicht bekannt ſind, ſo kann doch bereits jetzt nicht mehr daran gezweifelt wer⸗ den, daß dieſe Zollunion die Vorbedingungen ſchafft für eine weitgehende wirtſchaftliche und im Zuſammenhang damit natürlich auch politiſche und kulturelle Angleichung der bei⸗ den Nachbar- und Bruderländer. Daß der Unions⸗Vertrag von vornherein allen intereſ⸗ ſierten Staaten die Möglichkeit einräumt, ſich auf Antrag dieſer wirtſchaftlichen Ueberein⸗ kunft zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich anzuſchließen, erhöht nur ſeinen Wert und iſt geeignet, ihn über den Rahmen eines rei⸗ nen Regional⸗Abkommens hinauszuſtellen. Die Einſtellung des Auslandes gegenüber dieſem deutſch⸗öſterreichiſchen Akt wirtſchaftspolitiſcher Klugheit iſt, wie ja auch aus den Kommentaren der Weltpreſſe erſicht⸗ lich iſt, ſehr uneinheitlich. Da, wo politiſche Ueberlegungen eine ſekundäre Rolle ſpielen, wo man den Vertrag in erſter Linie als das wertet, was er ſein will und iſt, findet man volle Anerkennung einmal für ſeine rein wirtſchaſtliche Tendenz, zum anderen aber auch im Hinblick auf ſeine richtungweiſende Be⸗ deutung für die zollpolitiſche Zukunft Euro— pas. Man verkennt dabei keineswegs, daß der eigenen, alſo außerhalb der Zollunion ſtehenden Induſtrie und ſonſtigen Exportwirt— ſchaft die Konkurrenz in den vertragſchließen⸗ den Staaten künftig weſentlich erſchwert ſein wird, ohne daß man aber dieſe Selbſtverſtänd— lichkeit zum inneren oder äußeren Anlaß nähme, politiſche Bedenken gegen den Zoll— vertrag laut werden zu laſſen. Anders iſt dies dagegen in den Staaten, die gewohnt ſind, öſterreichiſch-deutſche Fragen ausſchließlich oder wenigſtens in allererſter Linie durch die po— litiſche Brille zu betrachten. Die franzöſiſche und vornehmlich auch die tſchechiſche Preſſe beginnen jetzt erſt, einige Tage nach Bekanntwerden der Tatſache des Vertragsabſchluſſes, ſich von ihrem ſchein⸗ bar einer Panikſtimmung entſprungenen Zeter und Mordio⸗Geſchrei zu erholen und die Dinge nüchterner zu betrachten. Dr. Vavrecka, der tſchechiſche Geſandte in Wien, legte im Namen ſeiner Regierung Proteſt gegen das deutſch⸗öſterreichiſche Zollabkommen bei der öſterreichiſchen Regierung ein Roman von Max v. Weißenthurn. 57. Fortſetzung. Mit einem halben Schrei prallte Ledward zurück.„So iſt Varna die Tochter des Herzogs von Wendower? O, warum ſagteſt du mir das nicht früher, vor Jahren ſchon? Es wäre vielleicht alles, alles ſo ganz anders gekom— men. Jetzt iſt es zu ſpät, fuhr er ſchweratmend fort,„zu ſpät auch dafür! Alles, was wir ta⸗ ten, um unſer Ziel zu erreichen und dabei jene beiden, die uns dabei im Wege ſtanden, zu trennen, hatte einzig den Erfolg, ihnen 6 Glück zu ſichern, das uns nun auf immer ent⸗ rückt iſt. Laſſen wir deshalb vergangen ſein, was vergangen iſt! Ich verlaſſe dich, um nie zu dir zurückzukehren, um dich nie wieder zu ſehen! Nur ſo kann es mir gelingen, des Ge— ſchehenen Herr zu werden. Ich gehe übers Weltmeer. Kehre du nach Indien zurück. Je weitere Fernen uns trennen, deſto beſſer. Wir haben nichts mehr miteinander gemein. Es war ein Irrtum, gar zu ſpät ſehe ich es ein, daß wir jemals unſere Schickſale aneinander ketteten. Löſen wir den Knoten, den ein un⸗ ſeliges Verhängnis zu unſerem Verderben ge⸗ ſchlungen hat. Möchte es dir gelingen, alles, was uns einte, endgültig zu vergeſſen. Lebe⸗ wohl,— möchten wir uns niemals wiederbe⸗ gegnen.“ Er wollte ſi“ raſch der Tür zuwenden; aber er kam nicht dazu; ehe er es recht wußte, wtr ſie auf ihn zu und vor ihm niedergeſtürzt, hatte ſie ſeine Knie umklammert mit ihren beiden Armen. „Ledward! Ledward!“— Einem gellenden Die Wiener Vertreter Frankreichs, der Tſchechei und auch Italiens haben bereits in⸗ terveniert, doch dürften auch künftige Inter⸗ ventionen dieſer oder befreundeter Länder kaum einen anderen Erfolg haben als eine Beſtätigung der von Schober bereits erteilten Auskunft, daß nämlich der Abſchluß der Zoll⸗ union zwiſchen Oeſterreich und Deutſchland in keiner Weiſe gegen irgend einen beſtehenden politiſchen oder wirtſchaftlichen Verträge ver⸗ tößt. g 6 auch in Deutſchland felbſt ſind Bedenken gegen mögliche Auswirkungen der Zollunion laut geworden, und zwar hat der Reichslandbund ſich in dieſer Richtung geäußert. Der agrariſchen Befürchtung, daß durch den Vertrag zollpolitiſch ein Loch in unſerer Grenze entſtehe, durch das ausländiſche Waren über den Umweg Oeſterreich die deut⸗ ſche Zollgeſetzgebung umgehen könnten, werden wohl hinfällig angeſichts der Richtlinien, die ſoeben in Berlin bekannt gegeben worden ſind, und denen zufolge die Zölle Deu t ſch⸗ lands und Oeſterreichs dem Aus⸗ land gegenüber die gleichen ſein werden. Eines weiteren Zuſatzes bedarf dieſe Beſtimmung wohl kaum, ſodaß die Zuſtim⸗ mung zur deutſch⸗öſterreichiſchen Zollunion kaum noch Einſchränkungen irgendwelcher Art unterliegen dürfte. Wenigſtens in Deutſchland und Oeſterreich nicht. Stimmen des KHuslandes Die polniſche Preſſe zur Wirtſchaftseinigung. witb. Warſchau, 24. März. Zu den deutſch⸗ öſterreichiſchen Handels- und Zollvereinbarun⸗ gen bemerkt der im Regierungslager ſtehende „Kurjer Poranny“, daß ſich Polen irgend einem Proteſt nicht anſchließen werde. Polen fühle ſich nicht ermächtigt, irgend einen Druck auf Oeſterreich auszuüben, mit dem es die Hoffnung habe, auch dann noch loyale Be⸗ ziehungen zu unterhalten, wenn es zum Deut⸗ ſchen Reiche gehören ſollte. Prag, 24, März. Der Zentralrat der Kaufmannſchaft veranſtaltete geſtern abend ein Bankett, auf dem auch Handelsminiſter Matuchek das Wort ergriff. Dem Prager „Tagblatt“ zufolge erklärte er, was die öſter⸗ reichiſch⸗deutſchen Vereinbarungen betreffe, ſo müſſe er ſich vor der Hand auf die be⸗ kannte Tatſache ſtützen. Die tſchechoſlowakiſche Regierung könne ſich nicht äußern und keine Stellung nehmen, ſolange die Anſicht der Großmächte nicht bekannt ſei. In Bewertung der Richtlinien kam der Miniſter zu dem Schluß, die deutſch⸗öſterreichiſchen Verein⸗ barungen bewieſen, daß die wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſtärker ſeien als die Politik. Wir müſſen, ſo ſchloß er, daraus die Lehre ziehen, daß auch wir neue Wege betreten müſſen. Anſere Verträge mit Jugoſlawten und Rumänien werden ſich ſicherlich derart geſtalten laſſen, daß wir auch mit dieſen bei⸗ den Staaten über Vorzugszölle und Kontin⸗ gente zu einer Verſtändigung kommen. Wir müſſen uns in erſter Reihe an unſere näch⸗ ſten Freunde halten, und aus der politiſchen Kleinen Entente wird dann die wirtſchaftliche Kleine Entente entſtehen. Es muß mit der Notwendigkeit ver Kontingenten und mit der daraus folgenden Notwendigkeit der Schaffung von Exportorganiſationen gerechnet werden. Die engliſchen Finanzblätter zur deutſch⸗öſterreichiſchen Einigung. witb. London, 24. März. Die beiden gro⸗ ßen Finanzblätter„Financiel News“ und Financial Times“ bekunden volles Verſtänd⸗ nis für den Plan, beſonders„Financial News“ die nachdrücklich erklären, aus wirtſchaftlichen Gründen ſej die von den Friedensverträgen vorgeſehene Iſolierung Oſterreichs ſelbſtmör⸗ deriſch. Von einer Verletzung der Friedens⸗ verträge oder des Protokolls von 1922 könne keine Rede ſein. Jeder vernünftige Menſch habe die Fflicht, im Namen der Gerechtigkeit und des geſunden Menſchenverſtandes gegen dieſen Perſuch Einſpruch zu erheben, der etwa unternommen werden könnte, wegen des Schreckgeſpenſtes des Anſchluſſes die aus not⸗ wendigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen er⸗ forderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Um die Verſicherung zum Mörder Angeklagtenvernehmung im Saffran⸗Prozeß Bartenſtein, 23. März. Nach Verleſung der Anklageſchrift wird der Angeklagte Saffran vernommen. Er iſt 1900 in Schippenheil geboren, Sein Vater, ein Getreidehändler, trug wegen ſei⸗ ner vornehmen Allüren den Spitznamen„König von Oſtpreußen“. Saffran hat in Lyk das Leh⸗ rerſeminar beſucht und nach beſtandenem Exa⸗ men auch eine Lehrerſtellung erhalten, die er aber ſpäter wieder verlor. Dann ging er zur kaufmänniſchen Ausbildung nach Berlin und übernahm ſodann das Möbelgeſchäft ſeines Schwiegervaters. Da er umſichtig und fleißig war, gelang es ihm„den Geſchäftsumfang weſentlich zu ſteigern. Später, als das Geſchäft ſchlechter ging, täuſchte er ſeinen Schwiegervater darüber, geriet aber in Schulden. Da er auf normalem Wege keine Kredite mehr erhielt, beging er die verſchiedenartigſten Schwindeleien. Dieſe Beträ⸗ gereien ſetzte Saffran mehrere Jahre hindurch fort. Zuletzt plante er ernſthaft, wie er ſagt, einen Selbſtmord und erhöhte zuvor ſeine bis— herige Lebensverſicherung, um die Zukunft des Geſchäfts zu ſichern Er habe ſich von einem Zug überfahren laſſen wollen. Aber die Kontoriſtin Auguſtin, die er ins Vertrauen zog, ſei auf den Gedanken dgekommen, daß man ſich eine Leiche beſorgen könnte, um Saffrans Tod vorzutäuſchen. Inzwiſchen zog man auch den Handlungsgehilfen Kipnik zu Rate, der vorſchlug:„Wenn es auf dieſe Weiſe nicht geht, müſſen wir auch ſo einen nehmen“, womit er meinte, daß man jemand ums Leben bringen ſollte. Nach vielen Irrfahrten in die Provinz und nach mehrfachen vergeblichen Verſuchen, einen Menſchen ums Leben zu bringen, wollte Saff⸗ ran ſelbſt Hand an ſich legen. Am Abend des 12. September fuhren Saffran und Kipnik im Auto in die Lötzener Gegend. Jeder hatte eine Piole mitgenommen und einen Teppich, in den ſie die Leiche einpacken wollten. Die Auguſtin, die bei der Erörterung des Planes ohnmächtig geworden war, nahm an der Fahrt nicht teil. Unterwegs begegneten die beiden einem Radfahrer. Saffran rief Kipnik zu:„Ich kann es nicht tun!“ Die Erinnerung an die Mordnacht überwäl⸗ d in lautes Im weis auf f ſage e Saffran dann, daß Kipnik ihn aufgeforder aus dem Wagen zu ſteigen. Er fuhr dan 0 N bis drei Kilometer die Chauſſee hinunter. Als er zurückkam, ſagte Kipnik:„Ich habe einen im Graben!“ Vorſitzender: Warum haben Sie denn dieſe Darſtellung nicht von Anfang an gegeben? Saffran: Ich dachte durch mein Schweigen Kip⸗ nik noch retten zu können. Am anderen Morgen ſah die Auguſtin Saffran fragend an und er nickte wortlos. Nun wurde die Leiche zunächſt in den Möbelſpeicher der Firma Platz gebracht. In der Nacht erſt konnte daran gedacht werden, die Leiche in das Geſchäftskontor zu bringen. Die Auguſtin batte inzwiſchen die notwendige Menge Benzol beſorgt, die zur Anlegung des Brandes erforderlich war. N Der Angeklagte Saffran erzählt dann wei⸗ ter, wie man die Leiche mit ſeiner Uhr und ſeinem Siegelring ausgeſtattet und die Parterreräume ſeines Geſchäfts mit 50 Liter Benzol begoſſen habe. ö Wie man dann Feuer legte, will er nicht mehr wiſſen, Er habe nur geſehen, daß Kipnik drau⸗ ßen eine Zigarette rauchte, die er wohl durch ein offenes Fenſter geworfen habe, wodurch die Ex⸗ ploſion und der Brand entſtanden ſei. Auf die Frage, wie ſie ihr Opfer umgebracht hätten, antwortete Saffran: Kipnik ſagte mir: durch zwei oder drei Schüſſe ins Herz. Kippnick ſchildert ſodann die Mordtat. Wir fuhren durch die Provinz über Sensburg nach Lötzen. Wir ſtießen dann auf den Mel⸗ ker Dahl. Saffran ſagte:„Der wird paſſen“. Es iſt auch unſer letzter Tag. Wir müſſen heute Schluß machen. Ich fuhr mit dem Auto weiter und kehrte erſt nach einer längeren Strecke um. Anterdeſſen hat Saffran die Tat begangen. Wie es im einzelnen war, kann ich nicht mehr ſagen. Ich habe die Tat nicht be⸗ gangen. Ich habe leichtſinnigerweiſe Saffran verſprochen, zu ſagen, daß ich der Täter ge⸗ weſen ſei. Das iſt jedoch nicht wahr. Wenn ich den Mord begangen hätte, würde ich es auch ſagen. Ich hätte das Geſtändnis nicht ge⸗ macht, wenn meine Mutter mir nicht zugeredet hätte. Saffran hat dann in Berlin geleſen, daß ich geſchwiegen habe, und wie er feſt⸗ genommen wurde, hat er als erſter das Ge⸗ ſtändnis abgelegt. Hätte ich zuerſt geſtanden, dann wäre die Sache ſo richtig geweſen, wie ich ſie dargeſtellt hätte. Kein neues Milliardendeſizit des Reiches enb. Berlin, 24. März. Ein Berliner Vormittagsblatt berichtet in ſenſationeller Auf⸗ machung, Reichskanzler Dr. Brüning habe bei den Verhandlungen mit den Regierungs⸗ parteien dieſer Tage zum erſtenmale eindeu⸗ tige Erklärungen darüber abgegeben, wie die Kaſſenlage des Reiches ſich in den nächſten Monaten geſtalten werde. Er habe nicht mehr und nicht weniger erklärt, als daß das Reich ſich in den nächſten Monaten einem Defizit von mehr als einer Milliarde Mark gegen⸗ über ſehe, für das Deckungsmöglichkeiten vor⸗ läufig nicht vorhanden ſeien. Aus dieſer Dar⸗ ſtellung kann der Eindruck entſtehen, als handle es ſich um ein neues Milliarden⸗ defizit. Von unterrichteter Seite wird uns aber erklärt, daß davon nicht im Geringſten die Rede ſein kann. Die Finanzlage des Reiches hat ſich gegenüber den letzten Mik⸗ teilungen des Reichsfinanzminiſters nicht ge⸗ ändert. In unterrichteten und verantwort⸗ lichen Kreiſen bedauert man ſehr, daß durch ſolche falſchen Darſtellungen, wie ſie in dem Berliner Blatt erſchienen ſind, neue Beun⸗ ruhigung geſchaffen werden bann, die voll⸗ kommen unbegründet iſt. Schrei gleich entrangen ſich die Worte ihr. „Verlaß mich nicht, o, verlaß mich nicht! Ich kann nicht leben, nicht leben ohne dich!“ Herzzerreißend klang ihr flehender Ruf, alle Wirkung verfehlte derſelbe auf ihn. Mit einer rauhen, faſt rohen Bewegung ſie zurück⸗ ſtoßend, verließ er den Raum, wo ſie gleich— ſam gebrochen liegen blieb.—— Als ſie endlich— Stunden waren ver⸗ gangen— ſich aufraffte und klingelte, ward ihr die Mitteilung, daß der Herr Kapitän das Hotel bereits verlaſſen und ſich an Bord des Dampfers nach Newyork begeben habe. Dieſe Kunde brach ihr die letzte Willenskraft. Sie wußte nicht, wie der Tag zu Ende, wie die nächſte Nacht verging. Sie ward ſich duch kaum inne, wie die nächſtfolgenden Tage ver— ſtrichen. Am dritten Tage nach der Szene mit Leward erſt war es, als ſie im Speiſeſaal des Hotels nach der Abendzeitung griff, um, ohne eine be⸗ ſtimmte Abſicht, ihren Blick über die neueſten Ereigniſſe gleiten zu laſſen. Aber kaum hatte ſie es getan, als ein erſtickter Schrei ſich ihrem Munde entrang. während ihre Augen gleichzeitig förmlich verglaſt auf eine Stelle in der Zeitung ſtarrten und ihre Hände zu zittern begannen, ſo daß ſie kaum die Worte zu leſen imſtande war, die ihr von dem Papier entgegengrinſten wie ebenſoviele Geſichter,— die Geſichter hohlachen⸗ der Dämonen. „Leward— tot!“ entrang es ſich ihr, als ſie den Bericht vom Untergang des Amerikadamp⸗ fers„Veſtris“ zum zweitenmal geleſen hatte. Hier ſtand ſein Name, der Name ihres Gatten, auf der Liſte der Verunglückten!— Ohnmächtig fiel ſie auf ihren Stuhl zurück. 41. Kapitel. Die Liebenden. Auf Schloß Wendower hatte das Glück ſeinen Einzug gehalten. Die Tochter. die lange ſchon als tot betrauerte Tochter, ſie war dem Herzog wiedergegeben! Gottes Engel, die mit den Schuldloſen ſind, waren auch mit ihr geweſen all die Leidensjahre her, bis endlich Vater und Tochter ſich wiederfanden. Der Herzog war trotz der glücklichen Zeit die für ihn angebrochen war, da jetzt im trauten Kreiſe ſeiner Liebenden, Beatrices und Varna, Stunden glücklichſten Fa— milienlebens erfahren durfte, nicht untätig ge⸗ blieben. Alle Hebel hatte er in Bewegung geſetzt, der Schuldigen an all den Leiden ſeiner Varna habhaft zu werden. Aber umſonſt, Grange ſtand verlaſſen, wie zuvor, ehe Frau Herryot es zum Gefängnis für Varna auserſah und nicht die leiſeſte Spur deutete auf den Verbleib der Haupt- ſchuldigen, ſowie ihre Helfershelfer. Es war, als ob ſie von der Erde verſchwunden ſeien.— Chriſtine, die den Herzog mit Gattin und Tochter gerne in ihrem Glück allein ließ, hatte wieder einmal ſo ihre eignen Gedanken. Ihr Ziel war: die Aussöhnung der Liebenden. Reſolut, wie ſie in allem vorgehen zu pflegte, entſchloß ſie ſich zu einem Radikalſchritt. Sie erzählte Gott fried alles Geſchehene. Sie ſagte ihm, daß Varna nur ihn geliebt habe von je her und daß ſie ein- zig ihn lieben werden, ſo lange ſie lebe. Mit gefurchter Stirn hörte Gottfried ihr zu. Ihm tönten noch, als ob er ſie eben erſt gehört, Varnas Worten in den Ohren, mit denen ſie ihm geſagt. daß ſie nimmer die Seine werden könne. Chriſtine ſah ſich einem unvorhergeſehenen Widerſtand gegenüber und erkannte nur zu bald, daß ſie ihre Taktik ändern müſſe. Schnell hatte ſie ſich einen neuen Plan zurecht gelegt. Mit keinem Wort mehr berührte ſie das Thema. Nur Offenheit konnte hier am Platze und von Erfolg ſein. und ſo zauderte ſie keine Minute, demgemäß zu handeln. Sie ſagte Beatrice alles und dieſe ihrerſeits, durch Varnas Erzählung bereits von deren Liebe für Gottfried überzeugt, offenbarte ihrem Gatten, die volle Wahrheit. „Varna liebt Gottfried“, ſprach ſie mit Ueber- Zeugung„und Gottfried, kein Zweſfel darg beſteht in mir, liebt Varng mehr denn ſein eige⸗ nes Leben. Ein unſeliges Verhängnis einzig trennte beide. Die niedrigſte Bosheit ſtreute ihre Saat und riß zwei Herzen voneinander, deren Beſtimmung füreinander doch unleugbar iſt. Das aber dürfen wir nicht zulaſſen.— ſchon um Varnas willen nicht. Wirſt du es mir ſchlecht anrechnen, wenn ich in dieſem Falle eine kleine Liſt für das einzige Auskunftsmittel erkläre?“ Der Herzog legte ſeinen Arm um ſie; mit einem Ausdruck der ihr ſagen mußte, daß nichts, aber auch gar nicht, was ſie tun würde, je ſeinen Tadel finden könnte, ſah er ihr in die Augen. „Furchtbar ſchlecht“, antwortete er ihr,„ge⸗ radezu todeswürdig ſchlecht! Gleich bekennſt du mir, was deine ſchwarze Seele wieder ein⸗ mal ausgeheckt hat!“ Sie verſtand den Widerſpruch zwiſchen ſei⸗ ner wahren Geſinnung und ſeinen Worten nur zu wohl und lächelnd erwiderte ſie: „Du mußt den jungen Grafen zu dir bit⸗ ten, aber nicht du darfſt ihn dann empfangen, ſondern Varna muß es tun!“ „Varna!“ wiederholte er wie zuvor,„Und dann?“ „Ja, dann wird ſich alles von ſelbſt finden!“ ſchlang ſie ihre Arme um ſeinen Hals, und er küßte ſie mit einer Innigkeit wie noch nicht zu⸗ vor Eines Tages erhielt Gottfried ein äußerſt liebenswürdig gehaltenes Billet des Herzogs von Wendower.„Mein lieber junger Freund“, ſchrieb der Edelmann ihm,„ich möchte Sie in einer wichtigen Angelegenheit ſprechen. Würde Ihre Zeit es Ihnen ermöglichen, morgens zu mir herüberzukommen? Ich erwarte Sie zu jeder Stunde und werde Ihnen für Ihre Beſuch herzlich dankbar ſein!“ 8 Kulturgruppen Ein Beitrag zur Auswanderernot 5 Von Dr. R. Mai. Zeiten großer Not tragen es in ſich, die Auswanberungsneigung ſtark zu beleben. Der Auswanderungstrieb iſt umſo ſtärker, je größer die Raumnot ſchon in normalen Zeiten iſt. Uns Deutſche trifft dieſe Wahrheit ſchwer. Mußten wir doch in den vielen Kriſenzeiten in immer erneuten Flutwellen Ströme unſerer beſten Menſchen in die Fremde abgeben. Erfahrungs⸗ gemäß ſind es nämlich gerade die Tüchtigſten, die den gewiß feſten Entſchluß zum Verlaſſen der Heimat aufbringen. Die Auswanderung iſt an ſich kein Ideal. Da aber unſere Raumnöte und Wirtſchaftsnöte eine Auswanderung erzwingen, ſollten wir wenigſtens dafür ſorgen, daß das wertvolle Kapital, das uns abwandert, draußen beſtmöglich angelegt wird. Leider haben wir dieſer Frage in der Ver⸗ gangenheit zu wenig Beachtung zugemeſſen. Nicht der Deutſche iſt ausgewandert mit ſeinen Hei⸗ matgefühl, ſeiner Familien- u. Dorfgebunden⸗ heit, mit ſeiner kulturellen Geſamtatmoſphäre, ſondern der Einzelmenſch in ſeiner Einmaligkeit Einſamkeit, in ſeiner Bildungsbeſeſſenheit, die aus dem deutſchen Kulturgut das perſönlich Mitzliche herausſchneidet und damit die Kultur⸗ einheit für den Einzelnen und rückwirkend für das Ganze zerſtört. Dadurch erſcheint unſere Auswanderung vielfach zerſplittert, zerfaſert. Ueber den ganzen Erdball ſind die deut⸗ ſchen Einzel menſchen zerſtreut und es iſt unendlich ſchwer ſie zu einem einheitlichen kulturellen Willen und Wirken zuſammen⸗ zubringen. Denn in ihrer Vereinzelung ſchutzlos dem frem⸗ den Volkstum preisgegeben, verlieren ſie gar zu leicht in kurzer Zeit das Bewußtſein ihrer deut⸗ ſchen Kulturzugehörigkeit und gehen im Wirts⸗ volke unter. Das Wort vom Deutſchen als „Kulturdünger“ der Welt hat ſeine Wahrheit. Wir ſehen unſer Blut verſtrömen, ohne daß es 111 wirkt, was an beſonderen Kräften in ihm ſteckt. Es iſt nicht ſo. daß es garnicht möglich wäre, den Deutſchen in einer geſchloſſenen Kultur⸗ gruppe zu verpflanzen. Beiſpiele dieſer Art der Siedlung gebt es genug; es ſei hingewieſen auf das Wolgagebiet, den Banat, die ſchwäbiſchen Dörfer Ungarns oder gar auf die geſchloſſenen deutſchen Gruppen in Südamerika. Das iſt ſo⸗ wohl dem Wirtslande wie auch der Gaſtgruppe zunutze gekommen. Welchen Vorteil bietet es doch dem Wirtsſtaat, wenn er das kulturelle Nehmen und Geben, das eine Grundvorausſet⸗ zung für den eigenen kulturellen Fortſchritt und vor allem auch für die Teilnahme an der Menſchheitskultur iſt. im eigenen Land, im eige⸗ nen Staat vollziehen kann. Muß nicht der Aus⸗ tauſch viel intimer und deshalb fruchtbarer ſein? Und gewinnt nicht die eigene Kultur an Bedeu⸗ tung, wenn ſie von der Gaſtgruppe in der ver⸗ ſtändlichſten Sprache und Tonart dem Herkunfts⸗ land vermittelt wird? Um dieſen kulturellen Austauſch geht es uns. Unſere Auswanderer ſollen unſere Kultur in alle Welt hinaustragen und uns andererſeits ſoviel wie möglich von den fremden Kulturen zu vückführen, auf daß ſie uns anregen und vor⸗ wärtsbringen. Da das nur durch Auswanderung geſchloſſener Kulturgruppen möglich iſt, muß ſich unſere Auswanderungspolitik auf dieſes Ziel einſtellen. Das iſt es auch, was der neulich ein⸗ gebrachte Antrag von Profeſſor Dr. Schreiber im Haushaltsausſchuß anläßlich der Beratung des Innenetats ausdrückte und bezweckte, der die Reichsregierung erſuchte,auf die Auswanderungs⸗ bewegung ſo einzuwirken, daß ſie nach einheit⸗ lichen Geſichtspunkten geregelt und gelenkt werde und daß auf dem Gebiete der Fürſorge für deut⸗ ſche Auswanderer im Ausland dem Reichstag Richtlinien vorgelegt werden, und ein anderer, der die Reichsregierung erſucht. daß die Reichs⸗ ſtelle für das Auswanderungsweſen für die (Zwecke dentſcher Auswanderung eln Verzeichnis landwirtſchaftlicher Lehrſtellen im Ausland für deutſche Einwanderer bereithält. Unſere Auswanderungspolitik nuß aus der Zielloſigkeit und Wahlloſigkeit herauskommen. Sie ſcheint uns heute nur erſt ein Sammelbecken für alle Fragen, die die Auswanderung betref— fen, hat aber noch wenig von jener geſtaltenden und formenden Kraft, die ſie recht eigentlich zur Politik macht, d. h. zu dem, was ſie ſein ſoll. Wir könnten uns an der italieniſchen und japaniſchen Auswanderungspolitik ein Beiſpiel nehmen. ſchon in der Heimat zu Gruppen zuſammen und führen ſie in geſchloſſenen Kulturkreis hinaus. Sollten wir nicht in ähnl. Weiſe Kulturgrup⸗ pen bilden können? Um dieſe für ihre Aufga⸗ ben zu befähigen, Kulturgüter hinüber und her⸗ über zu ſein, müſſen ihnen freilich tüchtige Leh⸗ EL alter Erfahrung den Kulturkern Auswanderergruppen bilden. Wir müſſen jedenfalls auf neue Mittel in unſerer Auswanderungspolit'k ſinnen, turgruppen, wie ſie vor dem Kriege die Ver— gen des Weltkrieges und die Einwandererbe⸗ ſchränkungen wichtiger Zielländer in weitem Umfang verwehrt iſt. Nicht länger Gewehr bei Fuß ſtehen, ſondern aktive Auswanderungspoli⸗ tik nach einheitlichen Geſichtspunkten treiben bevor es am Ende zu ſpät iſt.. Der erſte Schritt zum Paneuropa? Curtius im„Matin“ über die Bedeutung der deutſch⸗ öſterreichiſchen Zollunion wtb Paris, 23. März. Der„Matin“ veröffent— licht eine Erklärung des Reichsaußenminiſters Dr. Curtius zu der öſterreichiſch⸗deutſchen Einigung in der Zoll- und Wirtſchaftsfrage. Dr. Curtius erinnert daran, wie der holländi⸗ ſche Delegierte, der ehemalige Miniſterpräſident Coliin, in ſeinem Bericht an den Völkerbund von den verſchiedenen mißgläckten Verſuchen ge⸗ ſprochen habe, die ſeit 1927 unternommen wor— den ſeien, um die europäiſche Wirtſchaftsvereini— gung herbeizuführen. Schober als öſterreichi— ſcher Kanzler habe bei der letzten Verſammlung des Völkerbundes im September 1930 den weit⸗ gehenden von Briand ausgearbeiteten Plan einer europäiſchen Un on beſprochen und erklärt, daß er auf ſo verſchie— dene Arten durchgeführt werden könne. Der Ver— ſuch, alle oder nahezu alle Länder Europas zu einer einheitlichen Aktion zuſammenzuſchließen, werde erſt nach langen und ſchwierigen Bemü— hungen gelingen können, weil die in den ver— ſchiedenen Ländern Europas beſtehenden politi— ſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe zu ſehr von einander abwichen. Das Ziel, das alle verfolgten nämlich die Einigung aller Länder Europas, werde leichter erreicht werden, wenn man regio⸗ nale Abkommen abſchließe und Intereſſen— ſphären ſchaffe, die ſich leichter in die all⸗ gemeine paneuropäiſche Organiſation ein⸗ fügen ließen. ö Deutſchland und Oeſtereich hätten ſich verpflich— tet, dieſen Weg als eine erſte praktiſche Hand— lung zu beſchreiten. Vom Standpunkt der Arbei— ten des Europaausſchuſſes ſei beſonders bedeut— ſam, daß die beiden Regierungen geneigt ſeien, ihre Aktion auf eine breitere Baſis zu ſtellen und mit anderen Ländern über ein ähnliches Abkommen zu verhandeln. Dadurch würden die deutſche und die öſterreichiſche Regierung— und er, Curtius, wünſche das beſonders lebhaft— zu einer Verwirklichung der Grundidee der verei— nigten Staaten von Europa beitragen, die nicht 1 die wirtſchaftliche Verſtändigung. ſondern ad die Konſolidierung des Friedens in Europa und in der Welt zum Ziele hätten. Zollunion und Verträge Vollkommen klare Rechtslage— Ruhige Aufnahme des Auslandsechos in Berlin enb Berlin, 23. März. Wie in diplomatiſchen Kreiſen verlautet, geht die am Samstag einge— leitete diplomatiſche Füählungnahme über das deutſch⸗öſterreichiſche Abkommen weiter. Reichs⸗ außenminiſter Dr. Curtius empfängt heute auch die Botſchafter Frankreichs, Englands und Ita⸗ liens, um ſie über den Stand der Dinge per⸗ ſönlich zu unterrichten. Es handelt ſich dabei nicht um eine Demarche der Botſchafter, viel⸗ mehr hat der Reichsaußenminiſter die Diploma⸗ ten bereits in der vorigen Woche zu dieſer Be⸗ ſprechung eingeladen. In unterrichteten Kreiſen wird betont, daß auch in Wien von Frankreich Italien und der Tſchechoſlowakei keineswegs ein formeller Proteſt erhoben worden iſt, ſondern daß nur Sondierungen erfolgt ſind, bei denen die Diplomaten auf Zeitungs meldungen aus der vorigen Woche Bezug nahmen. Sie hätten auch keinen kollektiven Schritt unternommen, ſondern ſeien einzeln empfangen worden. Im Uebrigen wird das Auslandsecho des deutſch⸗öſterreichiſchen Abkommens in Berliner politiſchen Kreiſen durchaus ruhig aufgenommen da man es ja vorausgeſehen hatte. Gegenüber Aeußerungen, daß Berlin und Wien das Aus— land durch eine vollendete Tatſache überraſcht hätten, wird darauf hingewieſen, daß die Unter⸗ richtung doch ſchon erfolgt iſt, als nur die Richt⸗ linien feſtgelegt waren, und zwar ſchon zwei Tage, ehe die Kabinette in Berlin und Wien zu einem Ergebnis gekommen waren. Es ſei ab— ſichtlich vermieden worden, vorher ſchon den ei⸗ gentlichen Zollunionsvertrag abzuſchließen. Mehr Entgegenkommen habe das Ausland doch wohl kaum erwarten dürfen. Die Einwendungen gegen das Abkommen ſtützen ſich bekanntlich im weſentlichen auf das Genfer Protokoll von 1922, in dem Oeſterreich ſich verpflichtet hat, gemäß Art. 88 des Vertrages von St. Germain ſeine Unabhängigkeit aufrecht zu erhalten. Dieſe Verpflichtung läßt Oeſterreich aber ausdrücklich ſeine Freiheit inbezug auf Zoll⸗ tarife Handelsabkommen und in allen ſein Wirt⸗ ſchaftsſyſtem betreffenden Angelegenheiten. Vor⸗ ausgeſetzt wird dabei, daß einem einzelnen Staat nicht„ein Sonderſyſtem der ausſchließlichen Vorteile“ gewährt werde. Nun iſt die Zollunion in allen Handelsverträgen aber immer als eine Ausnahme behandelt worden, über die dem betr. Staat das ausſchließliche Verfügungsrecht zu— ſteht. Eine ſolche Klauſel ſteht lediglich im deutſch⸗franzöſiſchen Handelsvertrag, der bereits abgeſchloſſen wurde, ehe die europäiſche Zolluni— onsfrage akut wurde. Nach dem internationalen Recht hat das Fehlen dieſer Klauſel aber keine Bedeutung, weil eine Zollunion nie gegen die Meiſtbegäünſtigung verſtößt. rer und Geiſtliche beigegeben werden, die nach geſchloſſener nachdem uns die automatiſche Bildung von Kul⸗ wandtenauswanderung darſtellte, durch die Fol— 88 an 5 neuer Miniſterpräſident Dr. Sunila, der Führer der finniſchen Landwirtſchaftspar⸗ tei, hat das neue Kabinett gebildet, in dem alle büugerlichen Parteien vertreten ſind. Da außerdem Oeſterreich ſeine Selbſtändig⸗ keit abſolut behält. können juriſtiſche, fich⸗ haltige Einwendungen von dieſer Seite her nicht erhoben werden. Die Lage iſt vor den Abſchluß des Ahtommens natürlich beſonders im Hinblick auf das Genfer Protokoll von den zuſtändigen deutſchen und öſterreichiſchen Stellen genau geprüft worben, und gerade deshalb läßt ſich ſeſtſtellen, daß die rechtliche Poſition Deutſchlands und Ceſterreichs ſehr ſtark iſt. Auch Einwände im Hinblick auf die Garantie der Völkerbundsanleihe, die Oeſter⸗ reich im Jahre 1922 gewährt worden iſt, ſind nicht durchdringend, denn die öſterreichiſchen Zolleinnahmen werden ſich durch die Union nicht vermindern, ſondern unter allen Umſtänden er— höhen. Soziales Reichsbahn beantragt Verbindlichkeits⸗ erklärung des Schiedsſpruchs. Berlin, 23. März. Wie wir aus Kreiſen der Reichsbahnhauptverwaltung erfahren, wird die Reichsbahn die Verbindlichkeitserklärung des am 19. ds. Mts. gefällten Schiedsſpruchs, deſ⸗ ſen Erklärungsfriſt heute Mittag abläuft, be⸗ antragen. Will Tetzner nachträglich berichten? Regensburg, 23. März. Die„Volkswacht“ meldet: Am Freitag bat der zum Tode verurteilte Tetzner ſeinen ehemaligen Unterſuchungsrichter, Landgerichtsrat Schmitt, ſprechen zu dürfen. Man hält es nicht für ausgeſchloſſen, daß Tetzner, der zu Landgerichtsrat Schmitt während der langen Dauer der Unterſuchung ſtarkes Zutrauen hatte auf ſein erſtes Geſtändnis im Prinzip zurückgrei⸗ fen und dann über die Art des Mordes eine ein; gehendere Detailſchilderung geben wird als an den erſten Tagen der Vorunterſuchung. Am Freitag fanden ſich Hunderte von Men⸗ ſchen im Hofe des Juſtizpalaſtes ein, um das vollkommen ausgebrannte Tetznerſche Auto zu beſichtigen. Am Freitag früh erhielt Landge⸗ richtsdirektor Engert aus Berlin einen anonymen Brief, der einen Zehnmarkſchein enthielt; in dem beiliegenden Schreiben wurde die Bitte ausge— ſprochen, man möge den Betrag dem armen Ort— ner geben, der ja ſo viel durch Tetzner habe lei⸗ den müſſen. den Effekt ſeiner Aus Naturwiſſenſchaſt und Technil Licht treibt einen elettriſchen Motor,.— Der Forſcher unter einer Laſt von 10 Tonnen Waſſer.— Die„Brennſtoffpaſte“. Erſt jetzt wird in der Oeffentlichkeit eine Ent⸗ deckung bekannt, deren Tragweite ſich heute noch gar nicht abſehen läßt. Ihre erſte Veröffent⸗ lichung auf dem deutſchen Phyſikertag in Kö⸗ nigsberg im September des vorigen Jahres fand wenig Echo, da damals die Reichstagswahlen im Vordergrund des Intereſſes ſtanden. Es handelt ſich um eine neue Photozelle, welche Doktor Bruno Lange vom Kaiſer⸗Wilhelm⸗Inſtitut für Silikatforſchung in Berlin entwickelt hat. Dieſe Photozelle geſtattet es— ohne Hilſſtrom und ohne Verſtärker— Licht in nutzbare elektviſche Ströme umzuwandeln. Urſprünglich beſtand die von Lange erfundene Zelle aus einer Kupfer⸗ platte, die mit einer Schicht von Kupferoxydul überzogen war. Darüber war dann noch eine deinne lichtdurchläſſige Metallſchicht angeordnet. Sobald dieſer Apparat vom Sonnenlicht getrof⸗ ſen wird, und zwar nicht nur von Sonnenſtrah⸗ len, ſondern auch von zerſtreutem Tageslicht, ſetzt er dieſes Licht um in elektriſchen Strom. In⸗ zwiſchen iſt es Lange gelungen, neue Metallegie⸗ rungen zu finden, durch deren Anwendung er Photozelle verfünfzigfachen konnte. An ſich ſind uns Photozellen, welche Lichtſchwankungen in Schwankungen des elektri⸗ ſchen Stroms umwandeln, nicht mehr unbekannt; denn nach Entdeckung der Photozellen konnte man überhaupt erſt z. B. an die Löſung des Feruſehproblems und des Bildſendens heran— gehen. Das überraſchend Neue an der Lange— ſchen Entdeckung liegt darin, daß es ihm gelun— gen iſt, mit ſeiner Photozelle kleine elektriſche Birnen zum Leuchten zu bringen, ja ſogar einen kleinen Motor zu treiben. Selbſt das Tageslicht unſerer Wintermonate reicht hin, um den Motor dauernd im Laufen zu halten. Ganz abgeſehen von der ohne weiteres einleuchtenden gewaltigen Bedeutung, die dieſe neue Photozelle auf dem Gebiet des Tonfilms, der Fernſehtechnik bekom⸗ men wird, eröffnen ſich hier Möglichkeiten der direkten Umwandlung des Sonnenlichts in elek— triſche Kraft, Möglichkeiten, die vielleicht einmal zu einer vollkommenen Umgeſtaltung unſerer ganzen Energiewirtſchaft führen, wenn es ge— lingt, auf dem von Lange gebahnten Weg weiter vorzudringen. * In„The Review of Reviews“ veröffentlicht der amerikaniſche Zoologe William Beebe ſeine Erlebniſſe in einer Stahlkugel 345 Meter unter dem Meeresſpiegel. Er hatte ſich von Otis Bar⸗ ton eine große Stahlkugel mit Schmelzquarz⸗ fenſtern bauen laſſen, mit Sauerſtoſftanks, Tele⸗ phon, elektriſchem Licht, kurz mit allen Einrich⸗ tungen, die notwendig ſind, um in einer ſolchen Taucherkugel große Tieſen aufzuſuchen. Bei der ungeheuren Waſſerlaſt, welche z. B. in der größ⸗ ten Tieſe von 435 Metern rund 10 Tonnen aus⸗ macht, iſt es nicht verwunderlich, daß die Tür dieſer Kugel allein 400 Pfund wiegt und mit Schrauben und Bolzen verriegelt werden muß. Beebe ſchildert ſehr anſchaulich die Phantaſtik der Lebensformen in dieſer bisher noch von kei— nem Menſchen erreichten Meerestieſe. So ſah er in der Tiefe von 180 Metern lange Reihen von Salpen,— Tieren, die in Kolonien zuſammen leben— langſam dahinziehen. Und überall leuch— teten Funken auf, ſo groß wie eine Münze, und erloſchen plötzlich wieder, ohne daß er eine Deu⸗ tung für dieſes Leuchten finden konnte. Und im mer wieder war dieſes Feuerwerk blaßgrün oder ſilbern geſärbt. Plötzlich zogen daun wieder Fiſche an ſeinem Beobachtungsfenſter vorbei, die alle ſenkrecht im Waſſer auf ihren Schwänzen ſtanden, Tiere, die uns bis heute vollkommen unbekannt geblieben ſind. Märchenhaft und un— wirklich trieben bindfadenartige Geiſtererſchei— nungen durch das Waſſer, um plötzlich in wilder Flucht vorwärts zu ſchießen. So hat Beebe als erſter Wunder der Tiefſee geſchaut, jene ſeltſamen Weſen, die ſich ihrer Umgebung angepaßt haben, Fackelträger, leuchtende Tieſſeeſiſche mit vielen Lichtern, die„wie geſchliffene Diamanten facet⸗ tiert ſind“. Dieſe Schilderungen ſind ſpannen⸗ der als ein Aberteurerroman; ſie ſind das packen⸗ de Erlebnis neuer Lebensformen, neuer Gehelm⸗ niſſe, neuer Rätſel, ſind ein kleiner Schritt wei⸗ ter in unerforſchtes Gebiet. Zuletzt noch eine intereſſante Erfindung aus dem Reiche der Chemie, welche die N. G. Farben letzt auf den Markt gebracht hat. Sie hat auf ſynthetiſchem Wege einen Kohlenwaſſerſtoff her— geſtellt, der als Brennſtoff für Feuerzeuge Ver⸗ wendung findet. Daran iſt an ſich gewiß nichts Erſchütterndes, aber dieſer neue Brennſtoff „Bonalin“ hat ganz beſondere Eigenſchaften. Bei ſeiner Herſtellung iſt Bonalin flüſſig. Wird er aber dann in Tuben gefüllt, wie wir ſie tauſend— fach für die Aufbewahrung unſerer Hautereme und Zahnpaſta benutzen, ſo erſtarrt er auf Grund eines beſonderen chemiſchen Verfahrens ſofort zu einer paſtenartigen Maſſe. Damit iſt eine ſehr bequeme Handhabung und eine ſichere Auf— bewahrung dieſer„Brennſtoffpaſte“ gegeben, die man jetzt bequem in der Taſche mitführen kann aue Auslauf- oder Exploſionsgefahr. Aber wie tegt man nun die Paſte in ſein Benzinfeuer⸗ zeug hinein? Es iſt ein eigenartig Ding mit dieſem Bonalin: Eben iſt es noch ſeſt in der Tube und beim Auspreſſen verwandelt es ſich ſofort in eine klare, waſſerhelle Flüſſigkeit, die mühelos auf die Watte des Feuerzeugs zu tropfen iſt. Dabei zündet es unbedingt zuver⸗ läſſig, verbrennt ohne Rußbildung, hat keinen unangenehmen Geruch, und verdunſtet im Ge⸗ genſatz zu Benzin nur ſehr langſam. Dieſe Tuben mit„Brennſtoffpaſte“ ſind wirklich ein intereſſantes Beiſpiel für die Möglichkeiten der modernen ſyntheniſchen Chemie. Hade. Verkauf⸗, Tauſch⸗, Miet-, und Perſonalgeſuche, was es auch ſei! 0 Kleine Anzeigen beſorgen alles: N 4