Lokale Nachrichten Ein elektriſcher Schlag Wer hätte nicht ſchon gelegentlich einen be⸗ kommen? Solch' ein kleiner elektriſcher Schlag iſt ja„harmlos“, nicht wahr? Im Augenbick etwas unangenehm, aber der Schreck iſt größer, als die ganze Sache wert iſt. Erſt ſchimpft man einen Moment, dann lacht man und in ein paar Minuten iſt die Lappalie vergeſſen!— So geht's doch in der Regel?— Aber da hört oder lieſt man plötzlich von ei— ner Frau, die wurde in der Badewanne tot auf- gefunden; eine elektriſche Tiſchlampe in der Hand, eine andere hat aus dem Bad ſteigend die elettriſche Heizſonne berührt und war ſofort tot. Ein Monteur hat, mit den Knien gegen die Röhren der Zentralheizung geſtemmt, an der Lichtleitung gearbeitet und einen lebensgeſähr— lichen Schlag erhalten; ein Dienſtmädchen ver— unglückte tödlich, als ſie den Staubſauger bedie— nend die Gasleitung anfaßte! Alles Unglücks— fälle mit Todesfolge, verurſacht durch den„harm— loſen“ Strom unſerer Lichtleitung, wie ſie in Hunderttauſenden von Wohnungen, Wirtſchaſts— und Betriebsräumne liegt! Iſt der gebräuchliche elektriſche Strom denn ſo gefährlich? Dazu ſei prinzipiell bemerkt: Der elektriſafe Strom in unſeren gebräuchlichen Hausleitungen iſt abſolut ungefährlich, wenn— und das iſt der ſpringende Punkt!— wenn die Juſtallation vor— ſchriftsmäßig erfolgt iſt und alle Leitungen, Steckboſen, Lampen und Haushaltsgeräte in ta— delloſer Ordnung ſind. Vorbedingung für jeden elektriſchen Unfall iſt die Berührung nicht iſo— lierter, ſtromführender Drähte oder Metallteile. Das iſt im Haushalt, im Büro, in der üblichen Werkſtatt oder Arbeitsſtelle aber nur möglich, wenn etwas nicht in Ordnung iſt. Daher erſte Warnung: Laß jede elektriſche Anlage vom Fachmann anbringen; Zweite Warnung: Be handle jedes elektriſche Gerät mit peinlicher Sorgfalt! Denn jeber wackelige Kontakt, jede ausgefaſerte Leitungsſchnur. jede nicht ſeſt in der Faſſung ſitzende Glühbirne, vor allem jede Be— ſchädigung auch an den Handgrifſen von elek— triſchen Bügeleiſen. Staubſaugern, Heizlampen uſw. kann dir gefährlich werden, unter Umſtän⸗ den den Tod bringen!— Dritte Warnung: Baſtel alſo nicht ſelbſt an defekten elektriſchen Leitungen und Geräten. Weiter muß man wiſſen, daß nicht der Strom als ſolcher geſährlich iſt, ſondern die Intenſitär mit der er durch den Körper hindurchgeht. Bin ich gut„iſoliert“, ſo merke ich door nicht oder ſaum, daß der Strom in mich hineinfährt. Denn uus meinem„iſolierten“ Körper kann er ja nicht heraus. Solche„Iſolierung“ wird erzielt, indem man z. B. Gummiſchuhe anzieht. Aber auch ſchon, wenn man auf Teppichen oder auf trocke⸗ nem Holzfußboden ſteht, iſt nan ganz gut iſo⸗ liert. Daher laufen die meiſten„elettriſchen Schläge“ in Wohnungen noch ganz glimpflich ab. Schon übler unb gefährlicher iſt es, wenn der Untergrund feucht iſt. Darum ſind ja in Badezimmern, Waſchliichen u. dgl. alle elektri⸗ ſchen Kontakte, Steckdoſen uſw. offiziell verboten. Selbſt ſtarkes Schwitzen an Händen und Füßen macht die Haut und den Körper ſchon leitungs— fähiger, daher jeden Schlag auch aus der ge⸗ wöhnlichen Lichtleitung viel intenſiver und ge⸗ fährlicher.— Die hauptſächliche Gefahr iſt al die gleichzeitige Berührung einer metalliſche. Leitung. die bis zum Erdboden hinab reicht. Man weiß heutzutage vom Radio, was es be⸗ deutet, eine Leitung zu„erden“. Wer ein Waſ⸗ ſerleitungsrohr oder den Hahn, die Badewanne berührt, wer mit der Zentralheizung, dem Gas⸗ rohrnetz u. A. auch mit dem Radioapparat in direkter Berührung ſteht und dabei gleichzeitig durch eine nicht genügend iſolierte elektriſche Leitung Strom erhält, der iſt eben„geerdet“ und der Strom raſt mit ungeſchwächter Gewalt durch ihn hindurch zur Erde hinab. Dabei kann durch das oft auftretende ſogenannte„Herzflim— nern“ der Tod herbeigeführt werden. Darum vierte Warnung: Stets trockene Hände, trockener Untergrund, wenn man mit elektriſchem Gerät hantiert! Fünfte Warnung: Nie gleichzeitig metalliſche Gegenſtände berüh⸗ ren!— Bei Beräckſichtigung dieſer fünf Winke kann man völlig beruhigt ſein, denn dann iſt der elektriſche Strom der üblichen Hausleitungen ungefährlich! Dr. C. Thomalla. Bunte Seitung Der„Gorilla“— größer als Al Capone. Guiſeppe Maſſeria, der bei den Italienern in Amerila unter dem Namen„Der Gorilla mit der ſchwarzen Hand“ bekannt, wurde dieſer Tage erſchoſſen und wird, wie dies unter ſeinesglei— chen üblich, in einem ſilbernen Sarge beerdigt werden. Dieſer berüchtigte Gangſter wurde von vielen Leuten höher eingeſchätzt als der große Al Capone; jedenfalls war er eindrucksvollſte und düſterſte Perſönlichkeit der Newvorker Un⸗ terwelt und galt als der Kopf der„Racketeers“. Als Vrrtreter Capones in den Oſtſtaaten hatte er ein großes Vermögen erworben. Als er am ſpäten Abend im Hinterzimmer einer Kneipe auf Coney Island Karten ſpielte, betraten zwei ele— und Maſſeria ſank mit ſeinem Pique⸗As, der Totenkarte, die er noch in der verkrampften Hand hielt, tor zu Boden. Zwei Leute ſeiner Bande, die mit ihm ſpielten, als der tödliche Schuß fiel, fuhren ſoſort mit dem Mörder in einem Auto davon. Man fand den Wagen ein paar Meilen von Coney Island entſernt verlaſſen. Er glich einem Arſenal von Gewehren, Masken, Tränen⸗ bomben und Revolvern. „Mlarianiſche Zünglings⸗Sodalität. Auf vielſeitigen Wunſch gelangt am kommenden Sonntag das Schauſpiel„Unter der Jakobinermütze“ nochmals zur Aufführung. Dieſes Stück, das die franzöſiſche Revolution in ergreifenden Seenen ſchil⸗ dert, kann allen Theaterfreunden nur empfohlen werden, zumal der Eintrittspreis ſehr niedrig iſt. Schulkinder werden Karten zum Verkauf anbieten, ſodaß jedes in den Beſitz einer ſolchen gelangen kann. Näheres ſiehe im Inſeratenteil. * Geſchäfts⸗ Eröffnung. Wie aus dem Inſeratenteil der vorliegenden Zeitung zu erſehen iſt, hat Herr Sattler- und Tapeziermeiſter Fritz Bläß, im Hauſe ſeiner Eltern, Holzſtraße 40, ein Sattler-, Tapezier- und Polſtergeſchäft eröffnet und hält ſich der geſchätzten Einwohnerſchaft beſtens empfohlen. —— Aulo⸗ un? Motorrad⸗Club Viernheim. Orientierungsfahrt durch den Speſſart. Der hieſige Club beteiligte ſich am letzten Sonntag an der von dem Auto- und Motorrad— Club Neu-Iſenburg veranſtalteten Orientierungs- fahrt durch den Speſſart. Dieſe Veranſtaltung ent— ſprach dem Charakter einer Geſellſchaftsfahrt, die aber infolge ihrer Eigenart erhebliche Anſprüche an ſportliches und geiſtiges Können der Teilnehmer ſtellte. Die über 400 km lange Strecke, ſowie das Orientierungsfeld war begrenzt im Weſten, Süden, Oſten durch den Main, im Norden durch die Luftlinie Hanau, Schöllkrippen, Lohr a. M. In dem Orientierungsfeld lagen 4 bekannte und 3 unbekannte zu ſuchende Kontrollen. Von den ſämtlichen Clubs der Landesgruppe Heſſen, Heſſen— Naſſau konnte die Viernheimer Staffel ordnungs- mäßig mit 7 Kontrollſtellen beſcheinigt durchs Ziel gehen und erhielt den Clubpreis für effektive Meiſt⸗ beteiligung. Außerdem evrangen ſich die Mitglieder gante junge Leute den Raum. Ein Schuß krachte,] Joſt, Mateki, Rudershauſen, Roos und Schmttt die beſonders angefertigte Chatelaine mit vergoldetem Anhänger.. Dem Viernheimer Club zu dieſem ſchönen Sieg unſere beſten Glückwünſche. Wochenplan der DK.: Dienstag: 8 Uhr Turnſtunde. 9 Uhr Spielausſchußſitzung in der Harmonie. Mittwoch: 2—4 Uhr Schülertraining. ab 5 Uhr Training für die oberen Fußballmannſch. 2—5 Uhr Training für Fußballer. Donnerstag: 5—7 Uhr: Schülerturnſtunde. ab 5 Uhr Training für die unteren Mannſchaften. 9 Uhr Zuſammenkunft der 1930 und 31 aus der Schule Entlaſſenen im Freiſchütz. Freitag: ab 5 Uhr Leichtathletiktraining. Montag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde. Training für Handballer und Fauftballer. 8 Uhr Pfeifer. 9 Uhr Trommler. Vereins⸗ Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder u. Generalverſammlungen u.Singſtunden G.⸗V.„Sängertreue“. 8 Uhr Singſtunde. Sänger zu erſcheinen. Donnerstag Abend um Es iſt Pflicht eines jeden Der Präſident. Gemeindekaſſe. Die Wohlfahrtsunterſtützungen werden dies- mal ausnahmsweiſe am Donnerstag Vormittag aus- bezahlt. Nachmittags bleibt die Kaſſe wegen Ab- ſchlußarbeiten geſchloſſen. Winkenbach. Mehr— Mehr Anzeigen Kunden Graue Federn Halbweinhe Federn.... per Pfund 4.90, 3.90 Weine Federn 39—2—ꝶ-— per Pſund 5.90 Weine Halbdaunen Feine weille Daunen. Kapok, la Qualitat... per Pfund 1.60 Hermenn fuchs, Ha ... per Plund 1.95, 0.95 .. per Pfund 7.75 . per Pfd. 16.80 Kiss enbezüge, gebogt Sek 1.5, 1.10 Kissenhalbleinen solide Qual., Meter- 95,—75 Biber-Bettücher gute Qualitäten, Stück 2.75 Biber-Bettücher., südd. 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Martin, Geſchäftsſtelle Nathausſtr. Mittwoch, den Vor der Entſcheidung er Zeitung Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit bei Wieberkolung abgeſtufter Rabatt.— Biernheimer finzeiger (Siernheimer Bürger-Ztg.— Bternh. Volksblatt) ile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoneen⸗ Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes e bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berück cnc— Fur die Aufnahme an eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kamm 29. April 1931 Wird das Brotgetreide verbilligt?—Wahrſcheinlich Kontingent zu ermäßigtem Zollſatz- Butterzoll noch nicht feſtgeſetzt Die Agrarberatungen des Reichs kabinetts enb. Berlin, 28. April. Das Reichskabinett iſt heute nachmittag um 4.30 Uhr zuſammen⸗ getreten, um die Beratung der Agrar⸗ zölle fortzuſetzen. In politiſchen Kreiſen nimmt man nicht an, daß der umſtrittenſte Punkt dieſes Problems, die Erhöhung des But— terzolles, noch vor der Genfer Ratsſitzung er— ledigt wird. Im Zuſammenhang mit dieſen Fragen gewinnt der Brotpreis wachſende Bedeutung, da die Sozialdemokratie Wert dar— auf legt, daß die Beſtimmung des Geſetzes über die Zolländerungen vom 28. März angewandt wird, wonach eine Erhöhung des Brotpreiſes über den Durchſchnittspreis der letzten ſechs Monate hinaus nicht vorgenommen werden darf. In ſozialdemokratiſchen Kreiſen erwartet man die Herabſetzung der Brotgetreide⸗ zölle. Dem wird auch Dr. Breitſcheid in ſeiner mor⸗ gigen Beſprechung mit dem Reichskanzler Ausdruck geben. Wenn von verſchiedenen Sei— ten behauptet wird, daß die Sozialdemokraten die Abſicht haben, den Reichstag auf Mitte oder Ende Mai einzuberufen, ſo iſt dem⸗ gegenüber feſtzuſtellen, daß keineswegs ein derartiger Entſchluß vorliegt. Die Haltung der Sozialdemokraten wird vielmehr von den Auskünften beſtimmt werden, die der Kanzler ihnen vor allem über den Brotpreis und über die ſozial⸗ politiſchen Fragen geben wird. Erſt wenn ſich ein Ueberblick über die beabſich— tigten Maßnahmen der Regierung bildet, wird der Frakttonsvorſtand ſeine Entſcheidung treſf⸗ jen. Es liegt natürlich auf der Hand, daß man die Haltung der Sozialdemokratie in politiſchen Kreiſen aufmerkſam verfolgt. Morgen empfängt der Kanzler auch noch den Führer der Landvolkpartei, Dr. Görike. * Ueber den Verlauf der wurde folgende amtliche gegeben: Kabinettsſitzung Verlautbarung her— tb. Verlin, 28. April. Das Reichskabinett n in ſeiner heutigen Sitzung unter dem des Reichkaͤnzlers und in Anweſenhett zes Reichsbankpräſidenten den Bericht über die Ergebniſſe der geſtrigen Verhandlungen zwiſchen den beteiligten Miniſterien entgegen die im Reichsminiſterium für Ernährung und Lalldwirtſchaft ſtattgefunden haben. Darauf wurde die geſamte agrarpolitiſche Lage eingehend durchgeſprochen. Die Entſcheidung des Reichskabinetts ſteht unmittelbar bevor. N Ergebnis der Kabinettsſitzung enb. Berlin, 28. April. Wie wir erfahren, werden die Beratungen über die zollpolitiſchen Maßnahmen zunächſt in der Form weiterge— führt, daß am Mittwoch Abend eine Beſpre⸗ chung zwiſchen dem Reichskanzler, dem Reichs⸗ arbeits-, dem Reichsernährungs⸗- und dem Reichsaußenminiſter ſtattfindet. In dieſer Aus⸗ prache wird beſonders die Frage des Schweine⸗ u. Fleiſchzolles noch einmal behandelt werden. Die letzte Entſcheidung über die ganze Fra⸗ ge dürfte deshalb von einer Kabinettsſitzung zu erwarten ſein, die vorausſichtlich am Don⸗ nerstag ſtattfindet. Im Ganzen ſcheint nach dem Verlauf der heutigen Beratungen der Stand der Dinge ungefähr folgendermaßen auszuſehen: Wie zu erwarten war, wird die Erhöhung des Butterzolles zunächſt zurückgeſtellt n werden, da dieſes Problem noch eine Reihe weiterer Verhandlungen notwendig macht. Es iſt kaum anzunehmen, daß noch in dieſem oder im nächſten Monat eine Entſcheidung in dieſer Frage fällt. Die endgiltige Entſchel⸗ dung über Speck⸗, Schmalz⸗ und die Hülſen⸗ fruchtzölle, dürfte auch erſt am Donnerstag fallen. Man hat aber den Eindruck, daß ſich auf dieſen Gebieten verhältnismäßig leicht eine auch die Landwirtſchaft zufriedenſtellende Lö— ſung finden läßt. Eine beſondere Rolle hat in den letzten Be— ſprechungen auch die Frage des Brotpreiſes ö geſpielt. Das Kabinett dürfte einer Löſung nahegekommen ſein, die das Brotgetreide ver⸗ billigt, und zwar ſpricht man in unterrichteten Kreiſen von einem Einfuhrkontingent zu einer ermäßigten Zoll ſatz, das wahrſcheinlich über beſtimmte Häſen geleitet wird. Wie dieſe Löſung im Einzelnen ausſieht, läßt ſich im Augenblick noch nicht mit Be⸗ ſtimmtheit ſagen. Sicher iſt aber, daß durch die vom Kabi⸗ nett geplanten Maßnahmen der Brotpreis wieder auf den alten niedrigen Stand zurückgeführt wird, ohne daß das ſoge⸗ nannte„Konſumbrot“ kommt. Allerdings iſt eine freiwillige Beimengung von 15 Prozent reinem Kortoffelmehl in Ausſicht genommen, die den Wert des Brotes nach An⸗ ſicht maßgeblicher Kreiſe nicht vermindert. Ver⸗ gleichsweiſe iſt intereſſant, daß in Holland ein 20prozentiger Beimengungszwang beſteht. Ein weiterer Ausgleich zugunſten der Inte— reſſen der Verbraucher, die durch die zu erwar— tenden Zollerhöhungen belaſtet werden können, Deutſchland kann iſt auch von gewiſſen Verhandlungen mit den Zentralſtellen der Bäcker- und Fleiſcherinnun— gen zu erwarten, die die Reichsregierung ein Brauch, daß Geſchäfte die ihre Waren billiger gen vorgeſehen iſt, in eine Ordnungsſtrafe ge— nungen unlauteren Wettbewerb Kreiſen der Reichsregierung ſteht man aber auf dem Standpunkt, daß das freie Spiel der Kräfte nicht auf dieſe Weiſe behindert werden darf. Man wird deshalb den Innungen nahe— legen, die bisherige Uebung aufzugeben. Dieſe Verhandlungen dürften zweifellos Erfolg ha— ben, weil ſonſt anzunehmen iſt daß die freiwil— lige Vereinbarung durch geſetzlichen Zwang er— ſetzt wird. treiben. In Im Ganzen geſehen, hat man in unterrich— teten Kreiſen den Eindruck, daß die Situation, die ſich infolge der Gegenſätze in der Zollfrage verhältnismäßig zugeſpitzt hatte, durch die heu— tige Kabinettsſitzung weſentlich entſpannt wor— den iſt. Man rechnet damit, daß die morgige Abendbeſprechung dieſe Entwicklung weiter för⸗ dern wird. In dieſem Sinne iſt offenbar auch der letzte Satz der amtlichen Mitteilung zu ver— ſtehen. der die Entſcheidung des Kabinetts als dicht bevorſtehend bezeichnet. Die Nationalſozialiſten gegen Nindenburg enb. Berlin, 28. April. Die nationalſozia liſtiſche Reichstagsfrattion hat— wie die Blät ter berichten— auf ihrer Sitzung in München eine Entſchließung geſaßt, in der ſie gegen die aufgrund der Notverordnung National noch einen ſolchen gegen Winter nicht überleben Arbeitsloſenproblem muß radikal gelöſt werden Eine Rede Dietrichs. enb. Hamburg, 28. April. In einer Ver⸗ ſammlung der Deutſchen Staatspartei ſprach heute Abend Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich über die ſchwebenden politiſchen Fragen. Wir gehen— führte der Miniſter aus— einem Sommer wichtiger Ereigniſſe und Entſcheidun⸗ gen entgegen. Die Frage, ob ein Ende unſerer Finanzſorgen abzuſehen iſt, läßt ſich leider nicht bejahen. Einkommen- und Lohnſteuer⸗ aufkommen ſind nicht zu überſehen, ebenſowenig die Entwicklung der Zölle und der umſtrittenen Tabakſteuererhöhung, die nicht zuletzt aus re⸗ parationspolitiſchen Gründen durchgeführt werden mußte. Weniger die Durchführung des Etats an ſich, als die 420 Millionen-Schul⸗ dentilgung iſt das Problem des Tages, wenn auch beide eng miteinander verbunden ſind. Als Kernpunkt des ſommerlichen Arbeitspro— gramms bezeichnete er die Beſchäftigung mit dem Problem der Arbeitsloſigkeit. Feſtſtehe ſeines Erachtens, daß Deutſchland einen zweiten Winter mit fünf Millionen Arbeitsloſen nicht erleben könne, und da dränge ſich die Frage auf, ob die Aufgabe überhaupt auf dem Wege einer Verſicherung zu löſen ſei, deren Fehler und Mißſtände niemand leugnen könne. Der Miniſter ſtreifte zum Schluß die Maßnah— men zur Förderung der Kapitalbildung, deren Erfolg freilich ebenſo wie alle Bemühungen zu einer Entlaſtung zuletzt immer wieder von der Neparationsfrage abhängig ſei. Verſteckte Sklaverei in den franzöſiſchen Kolonien * Seltſame pläne des franzöſiſchen Kolonialminiſters— Aſiaten für Neger Paris, 28. April. Der Kolonialminiſter Rey⸗ naud beabſichtigt, lt.„N. B. L.“, in der franzö⸗ ſiſchen Kolonialpolitit einige intereſſante be— völkerungspolitiſche Experimente zu unterneh— men Es handelt ſich dabei wie er in einem In⸗ terview erklärt, um nichts Geringeres, als um eine Umpflanzung aſiatiſcher Ar⸗ beitskräfte nach Zentralafrika u. Guayana. Schon heute hat man es unternommen, einige hundert indochineſiſche Kulis in den neuen Baumwollplantagen am Nigger anzuſiedeln. Der Verſuch ſei über Erwarten gut gelungen. Die Arbeitsleiſtung der Gelben ſei viel beſſer als die der eingeborenen Neger. In der nächſten Zeit werde man verſuchen, indochineſiſche Sträflinge in Guayana anzu⸗ ſiedeln. Sollte auch dieſer Ve ꝛſuch erfolgreich ſein, dann werde man die„Politik des Gleich— gewichts“ in größerem Maßſtabe fortſetzen. Die Rolle Frankreichs als Kolonialmacht ſei doch heute gerade die, eine beſondere Vertei- lung der Arbeitskräfte in ſeinen Kolonien vor⸗ zunehmen. zuleiten beabſichtigt. Bisher beſteht nämlich der verkaufen, als in den innungsmäßigen Bindun- nommen werden, weil ſie nach Anſicht der In- jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 48. Jahrgang ſozialiſten erhebt. getroffenen Maßnahmen Einſpruch Am Schluß der Entſchließung wird an den Reichspräſidenten die Aufforderung gerich— tet,„die Grundrechte der Verfaſſung gegen die über die Brotgetreidezölle Geſetzesbrüche der parlamentariſchen Mehrheits— koalition zu verteidigen“ oder, falls er dies nicht könne, zurückzutreten. Die„Germania“ übt ſchärfſte Kritik an die— ſer Stellungnahme der Nationalſozialiſten und weiſt die Angrifjie gegen den Reichspräſidenten entſchieden zurück. Das Urteil des Volkes über dieſen Ungeiſt werde einmal ſcharf und deutlich 0 geſprochen werden. Die„Deutſche Allgemeine Zeitung“ wenn irgend etwas dazu beitragen könne, den Nationalſozialiſten zahlloſe Sympathien zu ver— ſcherzen und ihren Gegnern ein willkommenes Stichwort zu liefern, dann ſei es der Kampf gegen Hindenburg und die Form, in der man dieſen Kampf führen zu können glaube. ſchreibt, Weitere Zunahme der Wohl fahrtserwerbsloſen in den deutſchen Candkreiſen enb Berlin, 28. April. In den deutſchen Land—⸗ kreiſen wurden nach einer Statiſtik des Deutſchen Landtreistages am 31. März 1931 347000 lau⸗ fend unterſtützte Wohlfahrtserwerbsloſe feſtge— ſtellt. Gegenüber dem Stande vom 28. Februar 1931(342 000) bedeutet dies eine Steigerung um 5000 oder 1,5 Prozent. Demnach hat im Gegen- ſatz zur Arbeitsloſenverſicherung und Kriſenfür— ſorge, die im März eine Entlaſtung erfahren haben, die finanzielle Belaſtung der Landkreiſe durch die Wohlfahrtserwerbsloſenfärſorge ſich weiter erhöht Eine Erklärung des Stahlhelms zum Dolnksentſcheid enb. Berlin, 28. April. Nach einer Mittet— lung des Bundesamts des Stahlhelm entſpre— chen die Preßmeldungen, daß es dem Stahl— helm nicht möglich ſei, den für das Volksbe— gehren und den Volksentſcheid erforderlichen Geldbetrag aufzubringen, nicht den Tatſachen. Die Koſten für das Volksbegehren ſeien be— zahlt. Der für den Volksentſcheid nötige Be— trag liege bereit. Die Bundesleitung des Stahlhelm habe auch keine der beteiligten Par— — Tr teten um Tragung eines Koſtenanteils gebeten. Aufhebung des Uniformverbots in Baden Karlsruhe, 28. April. Amtlich wird bekannt- gegeben: Nachdem eine weitere Beruhigung im öffentlichen Leben eingetreten iſt, hat der Mi— niſter des Innern das Verbot, ſich in Ani— form an öffentlichen Umzugen zu beteiligen, aufgehoben und den Polizeibehörden es über— laſſen, aufgrund der Beſtimmungen der Not— verordnung des Reichspräſidenten vom 28. 3. 1931 im Einzelfalle für Umzüge und Kundge— bungen auf offentlichen Straßen und Platzen die Anordnungen zu treffen, die ſie für geboten erachten. Oeffentliche Umzüge und Verſamm— lungen können demnach von den einzelnen Polizeibehörden unter den Vorausſetzungen dieſer Verordnung verboten, eingeſchränkt und auch unter der Bedingung geſtattet werden, daß Angehörige politiſcher Verbände und Or⸗ ganiſationen nicht in einheitlicher Kleidung (Partei-Uniformen, Bundestracht) ſich hieran beteiligen. Das für das Land im ganzen aus— geſprochene Uniformverbot iſt damit in Fort⸗ fall gekommen. Ein Erdbeben Frankjurt, 28. April. Am Montag um 17.56 Uhr regiſtrierten die Inſtrumente der Reinach⸗ ſchen Erdbebenwarte auf dem Kleinen Feld— berg ein ſtarkes Erdbeben in etwa 3400 Kilo⸗ meter Entfernung. Der zweite Einſatz erfolgte um 18.01 Uhr. Die größte Bewegung zeigte ſich um 18.11 Uhr. Das Erdbeben dürfte in Aſien geweſen ſein, da aus Sofia gleichzeitig Erd— bebenbeobachtungen aus 2000 Kilometer öſtli— cher Entfernung gemeldet wurden. Heidelberg, 28. April. Ein ziemlich heftiges Erdbeben wurde geſtern abend vom Seismo— graph der Königſtuhlſternwarte regiſtriert. Der erſte Einſatz erfolgte 17.56,37 Uhr, die langen Wellen kamen 18.07 Uhr. Die Herdentfernung beträgt etwa 3000 Kilometer. Der Arbeitsausſchuß Deutſcher Verbände Zehn Jahre Kampf gegen Verſailles und Schuldlüge Am 30. April ds. Is. ſind zehn Jahre ver⸗ floſſen, ſeitdem der Arbeitsausſchuß Deutſcher Verbände in Berlin gegründet wurde. Zweck⸗ beſtimmung und Zielſetzung ſeiner Gründung waren der Kampf gegen das Verſailler Zwangs⸗ diktat und die Schuldlüge. Die deutſche Volks⸗ bewegung ſollte einheitlich zuſammengefaßt und nach klaren Richtlinien in überparteilichen Bah— nen durch alle Gaue des Reichs, durch alle Schichten des Volkes gelenkt werden. Dieſem hohen vaterländiſchen Ziel diente zehnjährige unabläſſige Aufklärungsarbeit in Wort und Schrift, ſtets geleitet von dem ſtark⸗ mutigen Beſtreben, der unabweisbaren Reviſion des Verſailler Diktats den Weg zu bereiten und den Scheinfrieden, das größte Hindernis für die Befriedung Europas und die Verſtändigung der Kulturnationen, umzuwandeln in einen wahren Frieden der Gerechtigkeit und des Ausgleichs der Völkerintereſſen. Die Durchführung des Arbeitsprogramms richtete ſich auf gründliche und tieſſchürfende Verarbeitung aller mit dieſen Problemen, insbe⸗ ſondere mit der verhängnisvollen Auswirkung des Verſailler Diktates zuſammenhängenden Fragen: Kriegsſchuldlüge. Völkerrechtsverletzun— gen im Weltkriege, Kolonialſchuldlüge. Alle dieſe im Brennpunkt der öffentlichen Er örterungen ſtehenden Themata, die im In⸗ und Auslande zum Gegenſtand ausgiebiger Ausein⸗ anderſetzungen in Preſſe und Literatur, in Ver⸗ ſammlungen und parlamentariſchen Kundgebun⸗ gen gemacht wurden, fanden in den reichhalti⸗ gen Veröffentlichungen und Aufklärungsarbei⸗ ten des Arbeitsausſchuſſes Deutſcher Verbände ebenſo eingehende wie anerkennenswerte Be— handlung. Das Gleiche gilt von der alle Volksſchichten bewegenden und das deutſche Zukunftsſchickſal treffenden Reparationsreform. Auch die Abrü⸗ ſtung, die koloniale Erneuerung und die ſonſti⸗ gen bedeutſamen Probleme der Außenpolitik wurben unter überſichtlicher Darſtellung des je— weiligen Standes der Entwicklung in den Kreis der Erörterungen gerückt. Großzügige Propa⸗ ganda wurde in den Dienſt der nationalen Auf⸗ klärungsarbeit geſtellt. Zuſammenfaſſende Werke größeren Umjangs wurden herausgebracht, ſo das bedeutungsreiche Geſchichtswerk„Zehn Jahre Verſailles“. Kleinere Einzelſchriften, in einer Auflage von ungefähr zwei Millionen, wurden größtenteils koſtenlos verbreitet und auch in Krankenhäuſern. Wartezimmern ufw. aufgelegt. Flugblätter in Maſſenauflagen fanden allſeitige Verbreitung und dienten vorzüglich dem Aufklä⸗ rungszweck. Als ſich am 28. Juni 1929 zum zehnten Male der Tag jährte, an dem zur Erhaltung der äu⸗ ßerſt bedrohten Reichseinheit. zur Errettung des deutſchen Volkes vor den entſetzlichen Ge⸗ fahren der Anarchie und des Bolſchewismus, des Bürgerkrieges und des feindlichen Eiwnar⸗ ſches das furchtbare Gewiſſensopfer der in der Kulturgeſchichte aller Zeiten und Völker beiſpiel⸗ loſen Erpreſſung der Unterzeichnung des Ver⸗ ſailler Dittats gebracht werden mußte, da be⸗ währte ſich wiederum in vorbildlicher Weiſe das ſchaffensfreudige und tatkräftige Aufklärungs⸗ wirken des Arbeitsausſchuſſes, ſeine raſtloſe Propagandaarbeit und ſein nicht hoch genug zu ſchätzender vaterländiſcher Appell an alle Kreiſe des deutſchen Volkes aber auch an das Gerechtig⸗ keitsgefühl des Auslandes. So wurde in einer Million Exemplaren die treffliche Schrift des Arbeiterdichters Karl Bröger„Verſailles“ mit leicht verſtändlicher Wiedergabe der weſent⸗ lichen Vorſchriften des Verſailler Diktats an die Schulkinder verteilt. So wurde auch das von dem Geſandten Dr. Stiev verfaßte Werk„Deutſch⸗ land und Europa 18901914“ in rund 70000 Exemplaren jeder deutſchen Schule für die Leh⸗ rerbibliothek koſtenlos übermittelt Nicht gerin⸗ gere Verbreitung fand das Taſchenbuch zur FE ͤ ²˙¹ö Kriegsſchuldfrage„Anklage und Widerlegung“, herausgegeben von dem mit gediegener Sach⸗ kunde und unermüdlicher Schaffenskraft wirken⸗ den Dr. Hans Draeger, der ſich als geſchäfts⸗ führender Leiter des Arbeitsausſchuſſes Deut⸗ ſcher Verbände ebenſo bewährt hat, wie ſein aus reicher Lebenserfahrung ſchöpfender Präſident Dr. Schnee. Die bevorſtehende Verbandstagung in Dres⸗ den, die unter dem Geſamtthema„Die Reviſon des Verſailler Diktats“ die rechtlichen und politik ſchen Möglichkeiten und Vorausſetzungen zur Ueberwindung des Diktats behandeln wird, gibt zugleich Gelegenheit. mit einem Rückblick auf ein Dezennium erfolgreichen Wirkens den Ausblick zu verbinden auf den in der Folgezeit durch ſorgſame Vorarbeiten zu bewältigenden Aufklä⸗ rungsdienſt. Dazu wänſchen wir ihm aus vater⸗ ländiſchem Herzensgrund beſten Erfolg! Vermiſchtes Mißhandlung eines Journaliſten in einer nationalſozialiſtiſchen Verſammlung. enb Köln, 28. April. Der nationalſozialiſtiſche Reichstagsabgeoröbnete Dr. Ley, der⸗geſtern abend hier nach einer verbüßten Gefängnisſtraſe in ei⸗ ner nationalſozialiſtiſchen Verſammlung über Kampfziele der Partei ſprach, erging ſich im Laufe ſeiner Rede in ſcharfen Anriffen gegen die bürgerliche, insbeſondere die Zentrumspreſſe, wobei er eine Reihe von Ausfällen gegen einen in der Verſammlung anweſenden Berichterſtat⸗ ter eines Zentrumsblattes richtete, ohne jedoch deſſen Namen zu nennen. Am Schluß der Ver⸗ ſammlung umringten einige Nationalſozialiſten den Journaliſten, verhinderten ihn, den Saal zu verlaſſen ſchlugen auf ihn ein, traten ihn und warfen ihn ſchließlich von der Rednertribüne herunter. Nur durch das Eingreifen der Polizei wurden weitere Ausſchreitungen verhindert. Begebung von 150 Millionen Schatzanweiſungen der Deutſchen Reichspoſt. wtb Berlin, 28. April. Ein unter Leitung der Reichsbank ſtehendes Konſortium wird demnächſt 150 Millionen Reichsmark ſechsprozentige Schatz⸗ Werkſpionage auch in Röln Anzeichen, die zu denken geben Köln, 28. April. Der Unterſuchungs⸗ richter beim Landgericht Frankenthal hat in dem Verfahren wegen Werksſpionage, über welche in der letzten Woche mehrfach berichtet wurde, umfangreiches Material zutage gefördert. Der Agent des Hauptes der Spionageangelegenheit, Steffens, der die ganze Sache in Süddeutſchland geleitet hatte, ein gewiſſer Dienſtbach, hat auf Grund dieſes Materials ein Geſtändnis ab⸗ gelegt. Dabei wurde dann auch ein Kölner Ingenieur genannt, der bei einem großen rechtsrheiniſchen Werk beſchäftigt war. Die⸗ ſer Ingenieur iſt ebenfalls verhaftet wor⸗ den. * Hierzu meldet die„Neue Pfälz. Landesztg.“: Nach Mitteilung eines der leitenden Herren des Kölner Unternehmens war der Ingenieur keinesfalls irgendwie an leitender Stelle be⸗ ſchäftigt. Er hat nach Angabe des Werkes eini⸗ ge Bogen mit Zeichnungen herausgegeben. Aus dieſem Grunde iſt das Werk nicht irgendwie geſchädigt. Der Mann wurde dann vor etwa drei Wochen, als ſein Vergehen bekannt wur⸗ de, ſofort entlaſſen. Bald darauf iſt er von der Kriminalpolizei verhaftet worden. Wie wir weiter hören, ſoll der Kölner Tech⸗ niker mit Steffens in unmittelbarer Verbin⸗ dung geſtanden haben. Es ſcheint, daß die bet ihm gefundene Korreſpondenz wichtige Finger⸗ zeige für die Ausdehnung der ganzen Angele⸗ genheit ergeben hat. Das Material war zwar ſchon bei der Verhaftung des Kölner Technikers beſchlagnahmt worden, konnte aber offenbar erſt in den letzten Tagen ſo weit geſichtet wer⸗ den, daß eine Auswertung möglich war. Wenn alſo auch unmittelbare Schädigung des Kölner Werkes glücklicherweiſe nicht einge⸗ treten iſt, ſo muß doch die Tatſache, daß Die kommuniſtiſchen Umtriebe auf dem Gebiet der Werksſpionage ſich auch in Köln bereits aus⸗ gewirkt haben, als ſehr bedenklich bezeichnet werden. Im übrigen ſollen gewiſſe Anzeichen darauf hindeuten, daß die Spionage auch in einem großen chemiſchen Werk in der Nähe pon Köln ſich ausgewirkt hat. Exploſionskataſtrophe in Magdeburg Großfeuer und Exploſion in Sacharin⸗Sabrik— Acht Todesopfer wtb Magdeburg, 28. April. Heute morgen ereignete ſich aus noch nicht geklärter Urſache bei der Sacharin⸗Fabrik Fahlberg, Liſt u. Co. in Magdeburg⸗Oſt eine ſchwere Ex⸗ ploſion, die ein Großfeuer zur Folge hatte. Nach den bisherigen Ermittlungen ſollen neun Arbeiter ſofort getötet und neun ſchwer ver⸗ letzt worden ſein. Die Schwerverletzten wur⸗ den ins Sudenburger Krankenhaus eingelie⸗ fert. An ihrem Aufkommen wird gezweifelt. Nähere Einzelheiten fehlen noch. witb Magdeburg, 28. April. Bei dem bereits gemeldeten Exploſionsunglück in der Sacharin⸗ Jabrit handelt es ſich um eine Exploſion in der ee Abteilung zur Herſtellung von Giftpatronen für die Vertilgung von Feldmäuſen. Die Zahl der Toten beträgt acht und zwar handelt es ſich um einen Arbeiter und ſieben Arbeiterinnen. Schwer verletzt wurden zwei, leichter verletzt drei Per⸗ ſonen. Unter den Leichtverletzten befindet ſich auch der Meiſter der Abteilung. Im erſten Au⸗ genblick der Kataſtrophe befürchtete man eine größere Ausdehnung. Schreckensſzenen ſpielten ſich an der Unglücksſtelle ab. Die Gefahr eines eventuellen Weitergreifens des entſtandenen Feuers ſcheint indeſſen beſeitigt zu ſein. Die Feuerwehr iſt mit Aufräumungsarbeiten beſchäf⸗ tigt. Die Urſache der Exploſion iſt noch nicht ge⸗ klärt. Nach den bisherigen Ermittlungen glaubt nan, daß ſich die Urſache überhaupt nicht mehr feſtſtellen läßt. anweiſungen der Deutſchen eic Oktober 1933 zum Kurſe von Zeichnun 6 Prozent zur auflegen. Die Poſtſchatzanweiſungen ſind reichsmündelſicher und lombardfähig; ſie ſing mit halbjährigen Zinsſcheinen, fällig am 1. April und 1. Oktober ausgeſtattet, deren er⸗ ſter m 1. Oktober dieſes Jahres fällig wird. Der zur Ausgabe gelangende Betrag dient in Höhe von 100 Millionen zur Einlöſung der am 15. Juni und 15. Juli dieſes Jahres fällig werden⸗ den unverzinslichen Reichs⸗Poſtſchatzanweiſun⸗ gen. Darüber hinaus ſind die der Poſt zuflie⸗ ßenden Mittel zum Ausbau ihrer Anlagen be⸗ ſtimmt. Die Feierlichkeiten heim Stapellauf des Panzer⸗ ſchiffes„A“. wib Berlin, 28. April. Das Panzerſchiff„A“, das am 19. Mai in Kiel vom Stapel läuft, wird wie vom Reichswehrminiſterium mitgeteilt wird vom Reichspräſidenten getauft werden. 0 Dr. Goebbels in Moabit. enb Berlin. 28. April. Der Reichstagsabge⸗ ordnete Dr. Goebbels, der, wie bereits berichtet, geſtern in München feſtgenommen wurde. iſt, heute früh in das Moabiter Unterſuchungsge⸗ fängnis eingeliefert worden. Es handelt ſich bei dieſer Feſtnahme nicht um einen Haftbefehl, ſon⸗ dern um eine Zwangsvorführung, zu der der Reichstag ſeine Genehmigung erteilt hatte. Geldſammlung in Frankreich für deutſche Arbeitsloſenkinder. wib Paris, 28. April. Das franzöſiſche Akti⸗ ons⸗Komitee für den Frieden erläßt im„Oeuvre“ den Aufruf zur Zeichnung von Summen, die es 300 deutſchen Arbeitsloſenkindern ermöglichen ſollen, in Frankreich untergebracht zu werden. Die erſte Zeichnung hat bereits wie„Oeuvre“ bekanntgibt, den Betrag von 22000 Frances er⸗ geben. (Die Einladungen Oeſterreichs und der Tſchechoſlowakei zur Genfer Ratstagung. witb Genf, W. April. Vom Völkerbundsſekre⸗ tariat wird jetzt offiziell beſtätigt, daß Ende der vergangenen Woche, wie von uns kurz vorher angekündigt, Einladungen an die öſterreichiſche und tſchechoſlowakiſche Regierung ergangen ſind. in denen die beiden Regierungen darauf auf⸗ merkſam gemacht werden, daß das deutſch⸗öſter⸗ reichiſche Protokoll über die Zollangleichung auf der Tagesordnung der Ratstagung im Mai ſteht und daß aus dieſem Grunde ihre Anweſenheit in Genf erwünſcht ſei damit Vertreter der bei⸗ den Regierungen auf Beſchluß des Rates an den Verhandlungen über den betreffenden Punkt der Tagesordnung teilnehmen könnten. Dieſelbe Einladung iſt auch an die belgiſche Regierung gerichtet worden, weil Belgien nachträglich dem Anleihevrotokoll vom Jahre 1922, das bei den Erörterungen im Rat eine Rolle ſpielen wird, beigetreten iſt. Miniſter bekommen ihre Penſionen entzogen Beſchlüſſe der ſpaniſchen Regierung. wib. Paris, 28. April. Die ſpaniſche Regie⸗ rung hat geſtern einen Kabinettsrat abgehalten, in deſſen Verlauf— wie Havas aus Madrid berichtet— ein Dekret bewilligt wurde, das alle Miniſter. die während der Zeit vom 30. Septem⸗ ber 1923 bis 14. April 1931 im Amte waren, ihrer Penſionsbezüge für verluſtig erklärt. Die Regierung iſt der Anſicht, daß die Ernennung dieſer Miniſter unrechtsmüßig erfolgt ſei. Im Kabinettsrat wurde Miguel de Unamuano einſtimmig zum Präſidenten des Oberſten Rates für den öffentlichen Unterricht ernannt. Be⸗ ſtimmt wurde ferner, daß als Geſchworene für Schwurgerichtsprozeſſe künftighin auch Frauen in Frage kommen. Die neue ſpaniſche Flagge. witb. Paris, 28. April. Die neue ſpaniſche Flagge iſt durch Regierungsdekret nunmehr end⸗ gültig feſtgelegt worden. Sie führt in horizon⸗ talen Streifen die Farben rot⸗gelb⸗violett und trägt in der Mitte als republikaniſches Embleme den ſpaniſchen Schild mit einer Mauerkrone, ähnlich wie ſie auf den republikaniſchen Mün⸗ zen der Jahre 1869 und 1870 zu ſehen ſind. Markus Robſon Roman von Max von Weißenthurn. Urheberrecht durch Herold-Verl. Homburg-Saar. Neubearbeitet von E. Geyer. 233. Fortſetzung. „Stella Orme war eines Abends im Begriff, ihre Wohnung zu betreten, als eine Frau auf ſie zuwankte. In ihrer Ohnmacht beſaß ſie aber doch noch ſo viel Geiſtesgegenwart ihren Arm ſchützend um das Kind zu legen, welches ſie trug. Raſch die Tür öffnend, kniete Stella Orme nieder und bettete den Kopf der Be— wußtloſen in ihren Schoß. Stella Orme hatte ihre Schweſter wieder gefunden!“ „Woher wiſſen Sie all das?“ ſorſchte ſie mit gepreßter Stimme. „Woher?“ wiederholte er.„Ich gehörte der— ſelben Schauſpielertruppe an, bei welcher Stella Orme ſich befand. und ich war ihr Nach— folger in der Wohnung, in welcher ihre Schwe— ſter Barbara geſtorben iſt.“ „Geſtorben!?“ „Ja, an einem kalten Abend trug man ſie ins Haus und nahm das Kind aus ihren Ar⸗ men. Als man dasſelbe den Armen der Mut⸗ ter entnahm, ſchien ihr ein Funken von Be— wußtſein zurückzukehren; ſie fragte nach ihrem Kinde; als ſie dasſelbe in den Armen der Schweſter ſah, lächelte ſie befriedigt. Die Mut⸗ ter trug keinen Trauring an der Hand. Sie war eine ſchmählich Betrogene. Ihr Kind war namenlos und konnte nur Anſprüche an die Mutter erheben.“ „Es iſt nicht wahr, es kann nicht wahr ſein!“ ſtöhnte Barbara händeringend. l — „Es iſt nur zu wahr!“ entgegenete Walter Bryant.„Barbara Orme ſtarb und hinterließ ihr Kind der Obſorge ihrer Schweſter, deren weiches Herz, des eigenen Knaben beraubt, ſich ganz dem kleinen Mädchen zuwandte. Sie hat⸗ te der Sterbenden verſprochen, das Kind als ihr eigenes zu erziehen. Ich ſah das Mädchen, als es nech klein war, ein holdſeliges Weſen, welches die Freude und den Troſt der beraub— ten Mutter ausmachte; dann ſah ich ſie wieder als heranwachſendes Mädchen und endlich in der Blüte gereifter Weiblichkeit, als die aner⸗ kannte Erbin einer alten, hochangeſehenen Fa⸗ milie, als die künftige Gemahlin eines der ſtolzeſten Grafen des Reiches.“ Sie hatte die Hände auf die Bruſt gepreßt; alles in ihr war Aufregung und Empörung. „Ich glaube Ihnen nicht!“ vermochte ſie kaum die Worte hervorzubringen.„Womit wollen Sie das Geſagte beweiſen?“ „Mit dem ſtärkſten aller Beweiſe“, gab er mit faſzinierendem Blick zurück,„mit dem Beweis der Wahrheit! Wenn Sie mir keinen Glauben ſchenken, ſo fragen Sie doch Markus Robſon—“ „Nein, nein, er kann, er kann nichts davon wiſſen! rief ſie ſchmerzbebenden Tones. „Er weiß alles!“ entgegnete Water Bryant mit furchtbarem Spott.„Gehen Sie zu ihm und er mag Ihnen ſagen, ob ich wahr oder falſch geſprochen habe!“ „Ich werde ihn fragen!“ hart. „Ganz wie Sie wünſchen“, verſetzte Walter Bryant, über ihre Ruhe nicht wenig ſtutzig. Er iſt gegenwärtig in Leeds. Wenn Sie i telegraphieren, ſo können Sie ihn heute 1 2 entgegnete ſie ſehen. Ich vermute, es iſt Ihnen nicht lieb, ihm zu ſchreiben?“ Sie traten hinter einem Kunſtgebüſch her— vor. Die große Vorhalle des Schloſſes ſtand of⸗ fen. Leicht das Haupt neigend, ſchritt Barbara davon. Walter Bryant beobachtete ſie, während ſie langſam die breite Treppe emporſtieg, das Haupt ſtolz erhoben, den Blick hoheitsvoll und ruhig, die Lippen farblos, aber unerſchütterli⸗ the Entſchloſſenheit ausdrückend. „Sie iſt tapfer“, flüſterte er vor ſich hin, „aber doch nicht tapfer genug für das, was ihr bevorſteht!“ Er ſah ſie nicht, als ſie in ihrem Zimmer verzweifelnd zuſammenbrach. Namenloſes Entſetzen erfüllte ſie; ihr Atem kam und ging raſch und unregelmäßig. Ihr Herz ſehnte ſich nach Markus Robſons Gegen⸗ wart, nach ſeinem Rate, nach ſeiner Verſiche⸗ rung, daß das Entſetzliche unwahr ſei; aber auf welche Weiſe ſollte ſie zu ihm gelangen?— Nach dem Frühſtück fand eine Probe ſtatt, ſo fehlerhaft und lärmend, wie dergleichen Proben gewöhnlich abzugehen pflegen. Barbara gab ſich in einer Art von Ver⸗ zweiflung ganz ihrer Rolle hin; ſie trachtete, hinreichendes Intereſſe an derſelben zu finden, um wenigſtens für den Moment die Szene des Morgen zu vergeſſen. i Sie ſtand zwiſchen den Kuliſſen und war⸗ tete auf das Stichwort, um auf die Bühne zu treten, als ihr ein Telegramm gebracht wurde. Es trug keine Unterſchrift und der Inhalt lautete: a „Ich werde im Hotel Royal zu Arlington ſein zwiſchen drei und fünf Uhr. Hoff 08 N ſagt es Dir zu, dort mit mir zuſammenzu— treffen“. Als ſie ihre Augen in ſtummer Verwunde⸗ rung emporſchlug, begegnete ſie dem Blicke Bryant's, welcher unverwandt auf ihr ruhte. „Ich telegraphierte“, ſprach er halblaut,„ich dachte es würde für Sie ſchwer möglich ſein, es unbegchte: zu tun.“ „Aber——“ ſtammelte ſie. „Pie Sie es ermöglichen können, fortzu— kommen? Nichts leichter, als das! Schützen Sie Müdigkeit vor und ziehen Sie ſich in Ihr Zim⸗ mer zurück, es kann nichts Auffälliges darin liegen. Ich werde heute nachmittag in Arling⸗ ton zu tun haben und Lady Roſe um einen Wagen bitten, den ich ſelbſt lenke. Sie können ſich meiner Führung getroſt anvertrauen. Ah,. ſo war es vortrefflich geſagt, Fräulein Her⸗ rick!“ wandte er ſich plötzlich Blanche zu, denn ihm entging nicht, daß dieſe ſie ſcharf deobach⸗ tete.„Wenn die männlichen Darſteller nur halb ſo talentiert wären, wie weiblichen, ſo bliebe mir nichts zu wünſchen übrig.“ 13. Kapitel. wahr, daß Hatton bin? „Es iſt Ihnen doch nicht zu kalt?“ forſchte Walter Bryant, indem er wahrnahm, daß das Mädchen an ſeiner Seite erbebte, während ſie dem Städchen Arlington zufuhren. „O, nein!“ antwortete Barbara raſch, aber ſie zog den Pelz dennoch feſter um die Schul⸗ tern, vielleicht weniger zum Schutze gegen die Kälte, als vielmehr jeder Berührung mit ihrem Nachbar vorzubeugen. a Iſt es ich keine dern und Straßen. Der Hagel hat an der Baum⸗ Gericht die Angeklagten megen Diebſtahlsver⸗ ſuchs Weidmann zu 5 Jahren 8 Monaten Ge⸗ fängnis, Kullmann und Herpich zu je 2 Jahren Prozeß gegen 6 fachen Mörder Aachener Bergmann tötete Frau und 5 Kinder. wib. Aachen, 28. April. Vor dem Schwur⸗ gericht Aachen hatte ſich heute der Bergmann Schimanſki zu verantworten, der in der Nacht zum 3. April 1930 ſeine Frau und 5 ſeiner Kin⸗ ber tötete. Der Mordverſuch an ſeinem ſechſten Kinde und ein Selbſtmordverſuch ſchlugen fehl. Bei den meiſten Fragen beſchränkte der Ange⸗ klagte ſich darauf, zu erklären, er wiſſe nicht wie er zu der Tat gekommen ſei. Durch die Zeugenvernehmung verſuchte das Gericht, feſt⸗ zuſtellen, ob der Angeklagte erſt alle ſechs Per⸗ ſonen mit dem Hammer erſchlagen habe und dann mit bem Raſiermeſſer ein zwites Mal von einem Opfer zum anderen gegangen ſei, oder ob er knit Hammer und Meſſer nur einmal die Runde gemacht habe. Die Ausſagen der Zeugen und der Sachverſtändigen ſprechen für die erſt— Annahme. Ein Zeuge ſagte aus. Schimanſk habe ihm erklärt, daß er ſich nach der Benut zung des Hammers niedergeſetzt und erſt wie. der erhoben und zum Meſſer gegriffen habe als er ſah, daß ſich die Frau noch bewegte. Der erſte mediziniſche Sachverſtändige hält den An geklagten für einen nüchternen und beſcheidene Menſchen, der die furchtbare Tat nur in höcht gradiger Störung des Bewußtſeins, die unter äußeren Einwirkungen entſtand, begangen ha— ben könne. Außerdem ſei der Angeklagte erblich belaſtet.— Die beiden anderen Sachverſtändi⸗ gen, die den Angeklagten in der Heilanſtalt be— obachtet haben, bejahen deſſen Verantwortlichkeit für die Tat, billigen ihm aber ebenfalls Affekt⸗ ſpannungen zu, die jedoch nicht ſo hochgradig geweſen ſeien, daß ſie die freie Willensbeſtim— mung hätten ausſchließen können. Die Verhandlung wurde alsdann auf Mitt— woch vertagt. Großfeuer in Pirmaſens Pirmaſens, 28. April. Heute morgen gegen vier Uhr brach vermutlich infolge Kurzſchluß in der Wohnung des Rechtsanwalts Müller in der Schützenſtraße ein Brand aus. Das Feuer griff ſehr raſch um ſich und zerſtörte die geſamten Wohnungs- und Büro⸗ räume reſtlos. Das geſamte Mobiliar, alle Einrichtungsgegenſtände, Akten, Bücher uſw. ſind vollkommen zerſtört. Darauf griffen die Flammen auf eine Woh- nung im zweiten Stockwerk über, die ebenfalls faſt vollkommen aus brannte. Es konnte nichts mehr gerettet werden. Eine Wohnung im dritten Stock hat durch Waſſer erheblichen Schaden erlit⸗ ten. Dort ſchlief eine Mutter mit zwei Kindern, denen der Weg über das mit Rauch und Flammen angefüllte Treppen- haus verſperrt war. Sie kletterte mit ihrem älteſten Kind aus dem Fenſter einige Meter die Dachrinne entlang, bis ſie die Leiter der Feuerwehr erreichen konnte. Dort nahm man ihr das Kind ab. Sie ging denſelben Weg wie⸗ der zurück, das Jüngſte zu holen, das ſie eben⸗ falls auf ſchwindelndem Pfade über die Dach⸗ rinne die Leiter herab auf die Straße brachte. Alle drei ſind unverſehrt geblieben. Die Flammen ergriffen auch das Dachge⸗ ſchoß, das ebenfalls vollkommen ausgebrannt iſt. Dort befand ſich das Laboratorium eines Zahnarztes, der im Nebengebäude wohnt. Auch dieſes iſt mit allen Apparaten und Vorräten ein Raub der Flammen geworden. Der Schaden iſt ſehr beträchtlich, dem Vernehmen nach jedoch größtenteils durch Verſicherung gedeckt. Weinzeitung Deutſcher Typenwein. Neue Wege des Weinabſatzes. Koblenz, 27. April. Am Samstag beſuchten Vertreter der Staats- und Gemeindebehörden ſowie der Preſſe den Zentralkeller der„Deut⸗ ſchen Lager⸗Keller und Typenweingenoſſenſchaft“, die im Sommer v. Is. gegründet wurde und eine Vereinigung der dem Rheiniſch⸗Trieriſchen Ge⸗ noſſenſchaftsverband Raiſſeiſen e. V. in Koblenz angeſchloſſenen Winzergenoſſenſchaften iſt. Die Aufgabe des neuen Unternehmens iſt die treu händeriſche Lagerung von Weinen der Winze. genoſſenſchaften ſowie die Herſtellung und der Vertrieb von Typenwein. Unter Typenwein iſt ein für das betreffende Weinbaugebiet charak— teriſtiſcher angenehmer Tiſchwein zu verſtehen, der ſtändig und unabhängig vom Jahrgang un verändert nachgelieſert werden kann. Der Wein wird nach jeder Stadt Deutſchlands geliefert und iſt im Kleinverkauf in ganz Deutſchland zun Preiſe von 1.50 Mark die Flaſche zu haber Auch mit den Gaſtwirten ſoll ein feſter Aus ſchankpreis verabredet werden, der für gan Deutſchland zu gelten hat und der 2,50 Mart j Flaſche betragen ſoll. Die Ideen des neuen Ab— ſatzweges ſind, kurz gekennzeichnet, folgende: 1. Für den Konſumenten die Vermittelung eines überall gleichbleibenden Getränkes zu an— nehmbaren Preiſen; 2. Für den Handel Ausſchaltung des Riſikos am Weingeſchäſt, das durch die heutige Sorten— unzahl veranlaßt wird; 4. 3. Für den Winzer Erzielung beſſerer Preiſe für ſeine Produkte als bisher, ohne den Konſu— mentenpreis zu erhöhen. 5 Die Delatyp will alſo das Vertrauen zum deutſchen Wein, namentlich in den großen Kon— ſumentengebieten. wieder wecken und an die Stelle der unzähligen Weinbezeichnungen den Namen der winzergenoſſenſchaftlichen Organiſa— tionen ſetzen, die dem Konſumenten für die Güte und Preiswürdigkeit des Weines bürgt. Weiter hofft ſie, dem deutſchen Wein, insbeſondere aber dem Moſel-, Rhein- und Nahe-Wein, neue Lieb— haber in ganz Deutſchland zuzuführen. Bunte Seitung Hollywood, eine Rauſchgifthöhle. Eine Reihe von angeſehenen Aerzten, die in der Filmkolonie Hollywood ihre Praxis aus— üben, iſt in eine Unterſuchung verwickelt wor— den, die ſich auf die Anſchuldigung ſtützt, nach der die Aerzte große Mengen von Rauſchgiften in die Häuſer der Filmſterne eingeſchmuggelt haben ſollen. Die Unterſuchung iſt die Folge der Entdeckung eines Rauſchgiftſyndikats, das Gifte im Werte von einer halben Million Dollars in ſtändigem Depot hielt, und dem eine Anzahl Aerzte angehört. Der Rauſchgifthandel beſitzt in dem Quartier der auf Nervenaufpeitſchung angewieſenen Größen von Hollywood ein ergie⸗ biges und dankbares Abſatzgebiet. Beſucher der amerikaniſchen Filmmetropole wiſſen von nächt— lichen Orgien zu berichten, bei denen Opium, Heroin und Kokain die ſtimulierenden Mittel bildeten. Nicht alle Tragödien Hollywoods, die auf den Genuß von Narkotika zurückzuführen ſind, gelangen ans Licht der Oeffeytlichkeit. Je— denfalls aber ſtanden Alma Rubens, die angeb— lich an Lungenentzündung ſtarb, und Capt. Tay⸗ lor, der ſich eine Kugel in den Kopf jagte, erwie⸗ ſenermaßen in Verbindung mit Rauſchgift⸗ ſchmugglern der Filmſtadt, während Wallace Reid bei dem Verſuch, ſich durch rigoroſe Maß⸗ nahme von dem verhängnisvollen Laſter zu be⸗ freien, ſeinen Tod fand. ö e f Strafgefangener i. V. Der Arbeiter Z. in Czerſt im Beichſelkorri— dor war vor einiger Zeit zu zwei Tagen Ge— ſängnis verurteilt worden. Erſatzweiſe ſollte er zehn Zloty Strafe zahlen. Er übergab nun ſei— nem Schwager dieſe zehn Zloty mit dem Auſ— trag, ſie bei der Gerichtskaſſe einzuzahlen. So— weit war alſo alles in Ordnung. Der liebe Schwager aber hatte, als er ſich mit dem ihm anvertrauten Geld auf dem Wege zur Kaſſe befand, plötzlich einen unheim— lichen Durſt. Da man einen ſchönen„Brand“ nach Möglichkeit löſchen ſoll und dieſe Möglich— keit in Form der zehn„Straf“-Zloty gegeben war, fand der Schwager den Weg ins Wirtshaus. Leider auch die zehn Zloty. Der Arbeiter Z, dem der durſtige Schwager reuevolle Beichte ab— gelegt hatte, verſpürte die mindeſte Luſt, zehn endrein noch die zwei Tage abzubrummen. Da der Schwager aber ebenfalls nicht im Beſitze einer ſolchen Summe war, ließ er ſich für Z einſperren. Die Geſchichte kam ſpäter heraus und verſtändlicherweiſe nicht Zloty einzubüßen und der durſtige Schwager mußte mit 14 Tagen Ge— fängnis dran glauben, während das Gerich- u Arbeiter Z. freiſprach Schmuggel im„Panzerauto“. In letzter Zeit führte ein gepanzerter Kraft— wagen verwegene Schmuggelfahrten über die belgiſche Grenze bei Aachen aus. Als der Wa— gen jetzt in der Nähe von Schmidthof durchzu— brechen verſuchte, gelang es einem Zollbeamten mit Hilfe eines Motorradfahrers, der ſich ſofort zur Verfügung ſtellte, dem Wagen den Weg zu verlegen. Die Schüſſe, die der Beamte in voller Fahrt vom Motorrad auf den Wagen abgab, blieben infolge der Panzerung wirkungslos. Es gelang ihm dann aber, einen der Reiſen durch zuſchießen. Hierdurch und durch die Hinderniſſe, die andere Beamten dem Wagen entgegenwarfen, geriet der Fahrer arg in Bedrängnis. In raſen— der Fahrt fuhr er in einer Kurve gegen einen Felſen. Der Wagen ſchlug um u. ging in Trüm⸗ mer. Der verwegene Schmuggler, ein langgeſuch— ter Beruſsſchmuggler aus Brand, wurde nur leicht verletzt aus den Trümmern gezogen. Die wertvolle Ladung des Wagens beſtand aus 23 Zentnern Kaffee, einem halben Zentner Schoko— lade, einem Zentner Paſtillen und 1500 Ziga— rillos Heizbare Anzüge. Für Perſonen, die ungewöhnlich kalte Regio— nen aufſuchen müſſen, etwa für Piloten, gibt es jetzt Anzüge, die durch elektriſche Trockenbatte— rien geheizt werden. Die Heizkörper ſind an der Stellen untergebracht, in deren Nähe ſich wich— tige, leicht einfrierende Körperteile befinden. D. J. K.⸗ Sport. Viernheim 1.— Neckarſtadt⸗Weſt 1. 4:0(1:0) [Ecken 4:10. Allen Wünſchen und Erwartungen hat dieſes vorſtehende Spiel entſprochen. Nur die unbeſtändige Witterung beeinträchtigte es ganz gewaltig. Eine 15 Minuten andauernde Unterbrechung mußte während der 1. Hälfte vorgenommen werden. Auch der ſtark toſende Wind war für beide Teile ein erheblicher Zerſtörer der beſtgemeinten Angriffe. Trotz allem geſtaltete ſich die Spielweiſe der Gäſte von Anfang an bedeutend wertvoller, wie V. In den erſten 20 Minuten fand ſich V. Sturm über⸗ haupt nicht zuſammen und enttäuſchte. Der Gäſteſturm dagegen leiſtete Vorbildliches und die Außenſtehenden waren von deſſen Spielweiſe ſehr begeiſtert. Was aber immer wieder hervorgehoben werden muß iſt das geſchickte Zerſtörungsſpiel der eifrigen V. Hinter⸗ mannſchaft. Die ganze Laſt ruhte auf ihr. Ein ſicheres Blus hätte N. beſtimmt erlangt, wenn die nicht ſehr auf der Hut geweſen wären. Auch B. im Tor war ein guter und würdiger Erſatz. Die in kurzen Zeitabſtänden von N. erzielten 7 Ecken erübrigen jedes weitere Komentar. Erſt nach der Unterbrechung bekam das Spiel ein ganz anderes Bild. Was man von V. Sturm ſehnlichſt erhoffte, machte ſich dienſtbar. Man glaubte jetzt nicht mehr an einen Sieg zu Gunſten der Gäſte. V. Mittel- ſtürmer verwandelte einen prächtig geſchoſſenen Strafſtoß zum Führungstor kurz vor Halbzeit. Ein völliges Zuſammenklappen ſchlich ſich dann in der 2. Hälfte bei N. ein. Das genaue Gegenteil von dem was man in der 1. Halbzeit ſach erfüllte ſich. N. verlegte ſich vollkommen auf unnötiges Proteſtieren und kritiſierte in unſport— licher Art faſt jede Entſcheidung des Schiedsrichters. Kleine Fehler laſſen ſich bei Fällen von Entſcheid⸗ ungen nicht immer unterbinden und ein Beſchwerde— recht von Seiten der Spieler findet keinen Anklang während dem Spiele. V. Sturm ließ ſich hierdurch ungeſtört und nützte dieſe Gelegenheit geſchickt aus. Ein ſchöner Durchbruch und V. wurde durch den L.-A. wiederum erfolgreich. 2:0. N. drängt dann kurze Zeit, aber aus einem Erfolg wurde nichts. Ein fein getretener Eckball wurde vom H. L. blitz⸗ ſchnell eingeköpft. 3:0. Wenige Minnten darauf konnte der H.-R. den Torreigen mit 4:0 abſchkießen. Bis zum Schluſſe ausgegliſchen, jedoch beiderſeits nicht ſehr gefährlich.— Die 2. Mannſchaft er- rang einen Bombenſieg von 10.1 über die gleiche Neckarſtadts.— Die 2. Handballjugend weilte an- läßlich des Jugendſportwerbetages in Weinheim u. ſpielte gegen Weinheims Jug. 3:3. Als Anerkenn- ung für dieſe ſchöne Leiſtung wurde ihr ein Bild zuerkannt. D. Sportogg. Amicitia 09 V. E. Sonntag, den 3. Mai 1931 in Weinheim D. F. B.⸗Jugendtag an dem ſich ſämtliche Jugendliche, auch Schüler im Sport zu be⸗ teiligen haben. Abfahrt 12,40 Uhr Staats- bahn im Sport. Zwecks Aufſtellung findet heute abend 6 Uhr auf dem Platze eine Zuſammenkunft aller Jugendlichen ſtatt. Bei ſchlechtem Wetter findet die Verſammlung am Freitag abend halb 8 Uhr im Vereins- haus ſtatt.— Sonntag vorm. halb 11 Uhr Waldſportplatz Viernheim 3.—Neckarſtadt 2. Der Vorſtand. NB. Die für heute Abend anberaumte Spielaus- ſchußſitzung fällt aus. Tagesnachrichten Konſul Fauget überſtürzt abgereiſt. enb. Königsberg, 28. April. Der fran⸗ zöſiſche Konſul in Königsberg, Pierre Fauget, der an dem Zwiſchenfall bei der Artilleriekaferne beteiligt war, iſt. einer Blüttermeldung zufolge, überſtürzt von Königsberg abgereiſt, da er zur ſofortigen Berichterſtattung nach Paris berufen morden iſt. „Schweres Unwetter an der Bergſtraße und im 1955 Ried. ſit Ueber das Ried und die Bergſtraße ging geſtern ein ſchweres Unwetter nieder, das ſich in wolkenbruchartigen Regen und ſtarken Hagel⸗ ſchlägen austobte. An der Bergſtraße lag der Hagel ſtellenweiſe zwei Zentimeter dick auf Fel⸗ blüte der Bergſtraße ſchweren Schaden angerich tet.— In Geinsheim wurde ein ſtarker Kaſta⸗ nienbaum von der Kraft des Sturmes abge⸗ Prochen. J K ol Heppenheim, 27. April.(Tödlicher Motorradunfall.) Einem Arbeiter platzte in der Vorſtadt der Reifen des Vorderrades am Mo⸗ lorrad, als er auf dem Heimwege war. Der Wionn wurde über die Maſchine derart an die Mauer geſchlendert, daß er tot liegen blieb. Frankfurt, 28. April.(Die Näuber aus der Vöcklinſtraße verurteilt.) Der Naub⸗ berfall in der Böcklinſtraße, über den wir be⸗ reits berichteten, fand geſtern ſeine Sühne. Nach inem großen Zeugenaufgebot verurteilte das 7 Monaten Gefängnis. Die beiden mitange⸗ kunft von Volk und Reich, agten Mädchen wurden Mai „Ver Mai iſt gekommen, die Bäume ſchlaget aus..“ So ſingen jetzt bald wieder allerorten die Kinder, und auch der Erwachſene möchte manchmal laut und freudig mmitſingen, wenn ihn nicht die eventuellen Zuhörer genierten, denn „man“ ſingt doch keine„Kinderlieder“. Man ſummt ſie höchſtens ganz, ganz leiſe mit, man koſtet die Freude über den endlich zur Herrſchaft gelangenden Frühling innerlich, für ſich allein. Und gerade in dieſem Jahre verdiente es doch der Frühling, daß man ſich etwas vernehmlicher über ihn freue. Iſt er doch in der Jetztzeit faſt noch das einzige, was Anlaß zu ſolcher Gemüts— bewegung geben könnte. Die Natur hat den Winter überwunden, den Menſchen iſt dies noch nicht gelungen. Die er— ſchreckenden Arbeitsloſenziffern, die Deutſchland in den Wintermonaten erreichte, haben ſich bis⸗ her kaum in merklichem Maße geſenkt, Lohnkär⸗ zungen und Gehaltsſenkungen greifen hart in die Geldverhältniſſe des Einzelnen. Frühling iſt jetzt überall. Die Bäume ſtehen in ſaftigem Grün, Feld und Wieſe ſind längſt, iber die„erſten Verſuche“ hinaus, alles lockt den Menſchen hinaus ins Freie. Wer möchte dieſer Lockung nicht nach beſten Kräften folgen? Aber gar zu vielen geſellt ſich auf Schritt und Tritt ein Begleiter und Weggenoſſe zu, der umſo aus⸗ dauernder wird, je weniger er erwünſcht iſtt Die Sorge! Die Sorge Vieler um ihre eigene Gegenwart, die Sorge der anderen um die Zu⸗ die Sorge, die wia ein graues, dichtes Spinnennetz alle Frühlings⸗ hoffnung überſchattet und verdüſtert. Und doch ſollte man dieſe Sorge, ſo berechtig! und begründet ſie an ſich auch iſt, nicht über⸗ mächtig werden laſſen. Wenn auch himmelſtür⸗ mender Frühlingsſturm ſich von ſelbſt aus⸗ ſchließt, ein Fünkchen Frühlingshoffen wenig⸗ ſtens ſollte man ſich aus der Troſtloſigkeit boch noch retten und bewahren. Einmal muß doch auch nach dem ſchlimmſten Winter auch den Menſchen wieder der Frühling kommen! C mäuſe, die von 5 Wüſtenſand leben Die Libyſche Wüſte iſt ſo ausgedehnt, daß man 700 Kilometer reiſen kann, ohne auch nur die Spur einer Vegetation zu erblicken. Trotzdem finden ſich dort Scharen von Spitzmäuſen und Fliegen. Im Rahmen eines Vortrages in der Londoner Königlichen Geographiſchen Geſellſchaft berichiete Major Bagnold kürzlich über zwei Er kundungsfahrten, die er im Auto zur Feſtſtel— lung einer fahrbaren durch das Sand— meer gemacht hat, Der Bezirk gehört zu denen, mit denen Forſchungsreiſende nur wenig in Be— rührung gekommen ſind, ſeit ſich vor 57 Jahren Gerhard Rohlſs auf ſeinem Wege nach Siwa in die Sanddünen verirrte, die in parallelen Reihen faſt 100 Meter hoch anſteigen. Seitdem haben waiſan Bay und Roſita Forbes den weſtlichen Teil der Wüſte überquert, und Prinz Kemal el Din und Dr. Ball ſind den beiden ſpäter gefolgt. Bagnold trat ſeine Erkundungsfahrt von Kairo Straße ius an, um die Lage der Sandmauern nördlich don Ain Dalla ſeſtzuſtellen. Er benutzte dazu drei leichte Kraftwagen, mit denen er indeſſen nur äußerſt ſchwer vorwärts kam, da die Wagen im weichen Sand wiederholt ſtecken blieben. Im Verlaufe der Reiſe ſahen ſich die Forſcher durch das Erſcheinen von Fliegenſchwärmen in einem Lande überraſcht, das ſo öde und unfruchtbar iſt, daß man auf Hunderte von Meilen auch nicht den Schatten einer Pflanze, geſchweige denn ein Lebeweſen zu entdecken vermag. Trotzdem fan— den ſie bei ihrem nächſten Lagerplatz Scharen von Spitzmäuſen, die luſtig herumlieſen, und die offenbar nichts anderes als Nahrung hatten als den Wüſtenſand. Der nächſtgelegene Waſſerlauf befand ſich an die 200 Kilometer entfernt. Es war deshalb rätſelhaft, wie der kreisrunde, neun Meter breite Granitfelſen, den man befremd⸗ licherweiſe dort fand, an die Stelle gekommen ſein mochte. Ueberraſchend war auch die Ent⸗ deckung der Wagenſpuren der beiden Kraftwa⸗ 1 gen, mit denen Dr. Ball 1917 die Wüſte durch quert hatte, und deren Spuren nach dreizehn Jahren noch deutlich ſichtbar waren. Die alten Fahrſtraßen ſind im übrigen vollſtändig verſchüt— tet, und von der Tieſe des Dünenſandes aus iſt nicht die Spur eines Weges zu entdecken. Die Forſcher mußten zu Fuß die Sandklippen erklet— tern, um einen alten Kamelpfad, der dort ver— lief, aufzufinden. Er iſt für Automobile gut zu befahren, ohne daß es beſonderer Vorrichtungen bedürſte. Auf dieſen Klippen ſind ungezählte Kamele zu Grunde gegangen, deren Knochen über die Sandfelſen verſtreut ſind. Am 15. Novem— ber traf die Expedition wieder in Kairo ein, nachdem ſie in 34 Tagen rund 5000 Kilometer zurückgelegt hatte. Täglich wurden im Durch— ſchnitt 165 Kilometer zurückgelegt. vermiſchtes Vom litz erſchlagen. wtb. Zülkenhagen(Kreis Neuſtettin), 29. Aprin. Auf dem Heimwege von der Arbeit ſuch— ten der Ofenzetzer Richard Hermann und der Dachdecker Wieſe ous Zülkenhagen bei einem Gewitter unter einem Baum Schutz. Ein Blitz⸗ ſtrag! ſuhr in den Baum und zur Erde nieder. Hermann wurde auf der Stelle getötet, ſein Begleiter Wieſe ſchwer verletzt. Güterzugunfall auf der Strecke Paris— Cherbourg. wtb. Paris, 28. April. Auf der Strecke Paris— Cherbourg am Eingang des Bahn— hofs von Mesnil-Mauger hat ſich ein Unfall ereignet, der beträchtlichen Sachſchaden ver⸗ urſachte. Von einem 52 Waggons langen Güter- zug war auf anſteigender Strecke hinter dem alten Wagen die Kuppelung geriſſen, und die freigewordenen Wagen kamen abwärts ins Rollen, bis ſie am Eingang des genannten Bahnhofs mit einem haltenden Perſonenzug zuſammenſtießen. 8