Lokale Nachrichten * Gemeinderatsſitzung morgen Mitt⸗ woch Abend 8 Uhr mit folgender Tagesordnung: Erweiterung des Rathauſes. Durchführung von Notſtandsarbeiten. Ausführung des Waldrezeßvertrages. Die Anſchaffung von Gasmeſſern. Abhaltung von Gerichtstagen in Viernheim. Beſetzung einer kath. Lehreriunenſtelle. Die Beitreibung von Gemeindeausſtänden(geh.) Sparkaſſengeſuche(geheim). * Frauen und Töchter! Frau M. B. Voges, Mannheim, veranſtaltet morgen Mittwoch im Freiſchütz dahier, einen kalten Platten- Kurſus. Den hieſigen Frauen und Töchtern iſt ſomit Gelegenheit geboten, auf bequeme Weiſe einen nützlichen und lehrreichen Kurſus mitzumachen. 18—20 neuzeitliche Zubereitungen und Zuſammen⸗ ſtellungen werden gelehrt. Die Vortragende gilt als tüchtige Haushaltlehrerin; ihre Kurſe erfreuen ſich allerorts größter Beliebtheit und guten Beſuches. Alles Nähere erſieht man aus dem heutigen Inſerat. * Wettſchreiben. Bei dem am Sonntag, den 3. Mai 1931 in Pfungſtadt ſtattgefundenen Wettſchreiben, das von dem hieſigen Stenographen⸗ verein verhältnismäßig gut beſchickt worden iſt, konnte der Großteil der Viernheimer Teilnehmer recht anſehnliche und beachtenswerte Erfolge erzielen. So kann Viernheim die Ehre für ſich in Anſpruch nehmen, durch Fräulein Helene Bugert, Lampert heimerſtraße die beſte Tagesleiſtung gezeigt zu haben, indem ſich Fräulein Bugert in der Abteilung 240 Silben einen erſten und Ehrenpreis errang. Wir gratulieren Fräulein Bugert zu dieſer Bravour⸗ Glanzleiſtung an dieſer Stelle nochmals herzlichſt. Weiterhin konnten ſich folgende Teilnehmer Preiſe erringen: Frl. Cäcilie Bugert in Abt. 180 Silben einen 1. Preis „ Friedel Englert, 180 1. Kätha Martin„ 180 Gretel Kühlwein, 140 Lena Helbig 140 Käthe Wieland„„ 120 Sofie Hofmann, 100 Herrn Albert Benz„ 100 „ Joſef Argus„ 60 2 de 0 e 81 Mit Rückſicht auf die überraſchend ſtarke Konkurrenz iſt das Reſultat als ein nur zufrieden⸗ ſtellendes zu bezeichnen, umſomehr als vorherrſchend in den höheren Silbenklaſſen geſchrieben wurde. Es iſt nun eine Ehrenpflicht der Aktivität des Vereins, ſich auch fernerhin ohne Unterbrechung einem regelmäßigen Training zu unterziehen, um auf dieſe Weiſe die Leiſtungsfähigkeit nicht nur aufrecht zu erhalten, ſondern auch noch zu ſteigern. Hierfür bieten die üblichen Trainings- bezw. Diktier⸗ Abende in der hieſigen Schillerſchule die beſtmög⸗ lichſte Gelegenheit. Die Beteiligungsziffer ſowohl alsauch das Ergebnis des Wettſchreibens zeigen er⸗ neut, daß die ſtenographiſche Sache auch in Viern⸗ heim feſten Fuß gefaßt hat und eben dabei iſt, immer mehr Boden zu gewinnen. Allen Preis- trägern ſei auf dieſem Wege herzlichſt gratuliert. Stift Heil! L. F. Amieitia Viernheim D. J. K. Viernheim 5:3 Eckballverhältnis 5:4. Am letzten Sonntag ſahen 2000 Zuſchauer auf dem D. J. K.⸗Sportplatze einen der ſchönſten Fußballkämpfe dieſer Saiſon. Der Kreisligameiſter „Sportvereinigung Amicitia“ trat zum fälligen Re⸗ tourſpiel gegen den D. J. K.⸗Kreismeiſter an. Beide Mannſchaften trafen ſich in ſtärkſter Aufſtellung. Dementſprechend war auch das Geſicht des Spieles. Die zahlreichen Anhänger der beiden Vereine durch- fieberten zwiſchen höchſter Erwartung und auf den Gefrierpunkt abſinkender Enttäuſchung jede Phaſe des ungemein wechſelreichen Spieles. Trotz ver⸗ paßter Torſchancen beiderſeits dürfte das Endergeb— nis dem Spielverlauf gerecht werden. Allerdings war die D. J. K.⸗Mannſchaft von der 25. Minute bis zur Halbzeit durch das Ausſcheiden ihres glän- zenden Torhüters geſchwächt. Das zeigen 3 Tor- erfolge des Kreisligameiſters, die in dieſer Periode fielen. Einzelleiſtungen von Spielern herauszuſchä⸗ len, hieße die anderen zurückſetzen, denn alle 22 Spieler gaben ihr Beſtes. Spielverlauf: Nachdem die Platzwahl getätigt war und der Schiri das Spiel frei gab, kommen vom Anſtoß weg die D. J. K.⸗Stürmer vor das gegnerische Tor Eine heikle Situation entſteht, doch die Verteidigung der Grünen iſt auf der Hut und klärt. Der Kampf wogt auf und ab, bald ſcheint ſich das Glück nach dieſer, bald nach jener Seite zu neigen. Doch zähl⸗ bare Erfolge bleiben noch verſagt. Bis dann in der 17. Minute Amieitias Halbrechter, im Anſchluß an einen gut getretenen Eckball, einköpfen kann. 1:0 für die Sportvereinigung. Die Anhänger jubeln. Aber das Verhängnis nahte raſch. Nach ſchönem Zuſammenſpiel ſchießt der Linksaußen der Blau⸗ Weißen den Ausgleich. Auch hier reicher Beifall von Freunden und Gönnern. In der 25. Minute muß der Torwart der Jugendkraftler infolge Ver⸗ letzung ausſcheiden. Bis zur Halbzeit fallen dann 3 Tore zu Gunſten' der Amicitia, davon 1 Eigen- tor. Halbzeit 4:1 für Amicitia. i Nach einer kurzen Pauſe beginnt das Spiel aufs Neue. Die D. J. K. iſt wieder vollzählig, was auch in der Ausgeglichenheit des Spieles zum Aus- druck kommt. Auf beiden Seiten wird alle Energie eingeſetzt, doch das Leder wandert von einer Hälfte in die andere, ohne im Netz zu landen. In der 53. Minute ein Tor für die Grünen, dann auf beiden Seiten keine Erfolge mehr bis 3 Minuten vor Schluß. Was niemand mehr für möglich hielt wurde Tatſache. Zweimal noch gelang es den Jugendkraftlern, durch den H.-R. und M.⸗St., er⸗ folgreich zu ſein. 5:3 für die Sportvereinigung Amicitia war das Torverhältnis, als der Schluß— pfiff die beiden Meiſter trennte. Ein Klaſſeſpiel und die Senſation Viernheims gehört damit der Vergangenheit an. Der Schiri, Herr Klippſtiel aus Feudenheim, leitete gerecht und war dem Spiel gewachſen. Wochenplan der Sp.⸗Vgg. Dienstag und Donnerstag 6 Uhr Platztraining der Liga mit Erſatzleuten. Mittwoch nachm. halb 6 Uhr Training der Jug.“ mannſchaften, ſowie Schüler in Fußball und Leichtathletik. 8 Uhr Spielausſchußſitzung im Lokal. Freitag nachm, halb 6 Uhr Training der unteren Mannſchaften. Sämtliche Trainings haben auf Grund ſport— ärztlicher Anweiſungen nur in Sport ſtattzufinden, andernfalls werden keine Bälle herausgegeben. Vorſchau für Sonntag, den 10 Mai auf dem Waldſportplatz. Mannheim⸗Lindenhof 08 1.— Amicitia 09 1. Wochenplan der DK.: Dienstag: 8 Uhr Turnſtunde. Mittwoch: Das Schülertraining fällt aus. ab 5 Uhr Training für die oberen Fußballmannſch. Donnerstag: 5— 7 Uhr: Schülerturnſtunde. ab 5 Uhr Training für die unteren Fußballmann⸗ ſchaften. Freitag: 7—8 Uhr Leichtathletiktraining. 8 Uhr Turnſtunde. 9 Uhr Spielerverſammlung. Montag: 5—7 Uhr Schülerturnſtunde. Ab 5 Uhr Handball- und Fauſtballtraining. 8 Uhr Pfeifer. 9 Uhr Trommler. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden G.-V.„Flora“. Heute Dienstag Abend 8 Uhr Singſtunde. Kein Sänger fehle. 1 Der Präſ. G.⸗V.„Sängerbund“. Dienstag Abend /9 Uhr Singſtunde. Um vollzähliges Erſcheinen bittet Der Vorſtand. Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia(Schützen⸗ abteilung). Die arbeitsloſen und dienſtfreien Mitglieder werden wiederholt gebeten, ſich zu Inſtandsſetzungsarbeiten täglich von halb 4 Uhr auf dem Schießſtand einzufinden. Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold. Die Trainings⸗ ſtunden der Schutzſportler ſind künftig jeweils Dienstags und Donnerstags ab 6 Uhr abends auf unſerem Platz feſtgelegt.— Freitag abend 9 Uhr Pflichtverſammlung im Lokal„Brechtel.“ — Betr. dem Aus marſch am kommenden Sonn- tag haben hierzu alle Kameraden, auch die Aelteren, zu erſcheinen. Alles Nähere über Ab- marſch, Ziel und Rückkehr in der Verſammlung. rauen u. Iöc CCC y Am Mittwoch, den 6. Mai, findet in Viernheim im Gasthaus zum Freischütz nachmittags 3 Uhr und abends 8 Uhr je ein Kater Platten-KHursus Statt. mitzumachen. ES kommen zur Vorführung: 18— 20 neuzeitliche Zubereitungen u. Zusammen- Stellungen von lee, Abend- u. Vorspeise-Plalten Das Hursgeld von 2 Mark ist so niedrig, daß es jedermann möglich ist, diesen lehrreichen Kursus FCE M. Bestens emplonien von Frauen u. Hausfrauen-Verelnen M. B. Voges. ter! in beſter Qualität eingetroffen Vigina-Saatmais 8 Bauern- erein. Heute Dienstag ab 8 Uhr 1a haus- gemachte Wurſt zu haben Frlgdrich-Eneristrase 17 ab 3 Uhr u. morgen Mietwoch früh Schlafzimmer. Von einem bedeutenden hieſigen Textilvertreter haben wir ſiven Kleiderſchrank in Zahlung genommen. Da Die unentgeltliche der Schrank außerordent⸗ einen ganz ſchweren maſ⸗ lich ſchwer iſt, haben wir Fügel-Anstall Friedrichstrasse 53. Stärke wäsche Kragen Hemden Manschetten Gardinen Leibwäsche Bettwäsche wird erstklassig ge- waschen u. gebügelt. 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B.L.“ die Begründung der überraſchenden Abſage Rumäniens, die Han⸗ delsvertragsverhandlungen mit Deutſchland wieder aufzunehmen, auf die vor einigen Ta⸗ gen nach Bukareſt eingelangte Antwort der Reichsregierung bezüglich des zollbegünſtigten Wetizenkontingents zurückgeführt. Danach habe die Reichsregierung für 50000 Waggons Wei⸗ zen im ganzen nur einen Zollnachlaß von 5 Mark gewährt, ſo daß der Reichsweizenzoll noch immer 100 Prozent des Weltmarktpreiſes für Weizen betragen würde. Dieſe Konzeſſion ſchien der rumäniſchen Re— gierung nicht groß genug, um die gewünſchten Zegenleiſtungen zugeſtehen zu können. Aus die— en und nicht außenpolitiſchen Gründen ſei die Abſage erfolgt. Zuchthausſtrafen im Pirmaſenſer Bombenprozeß wib. Zweibrücken, 5. Mai. Das Schöffen⸗ gericht Zweibrücken verurteilte in dem bekann⸗ ten Pirmaſenſer Bombenprozeß(siehe an an⸗ derer Stelle) den 30⸗jährigen Taglöhner Joh. Schwehm aus Kaiſerslautern zu einem Jahr ſechs Monaten Zuchthaus, den 21 Jahre alten Fabrikarbeiter Albert Renneis aus Pirmaſens zu einem Jahr drei Monaten Zuchthaus, den 20 Jahre alten Albert Nübel aus Kaiſerslau⸗ tern zu einem Jahr drei Monaten Zuchthaus, den 24 Jahre alten Fabrikarbeiter Hermann Renneis aus Pirmaſens zu einem Jahr Zucht⸗ baus und den 32 Jahre alten Fabrikarbeiter Julius Bopp aus Pirmaſens zu ſechs Monaten Gefängnis. Mit Ausnahme des letzten genann⸗ ten Bopp wurde für alle Verurteilten die Stel⸗ lung unter Polizeiauſſicht für berechtigt erklärt. Die Haftbeſehle bleiben aufrecht erhalten. Die Verurteilten, die ſaſt alle der KPD. angehören, hatten bekanntlich aus einem Weiher in der Umgebung von Pirmaſens Gra⸗ naten, die beim Rückzug 1918 von deutſchen Artillerietruppen in den Weiher verſenkt wur⸗ den, herausgeholt, die Geſchoſſe entladen und waren dann daran gegangen, aus dem gewon⸗ nenen Sprengſtoff Bomben herzuſtel⸗ len. Die Hauptbeteiligten an dieſer Affäre werden ſich demnüchſt vor dem Zwei⸗ brücker Schwurgericht zu verantworten haben. (Prozeßverkauf ſiehe Seite 4) neuer Weltrekord im Segelflug München— Tſchechoſlowakei. wtb. Frankfurt, a. M., 5. Mai. Der junge Frantſurter Pilot Grönhoff, der am Sonntag anläßlich der Einweihung des neuen Münchener Flugplatzes mit dem Segelflugzeug„Fafnir“ in München Segelflugvorführungen machte, unter⸗ nahm am Montag, durch das Wetter begünſtigt, einen Segelweitflug. Er ließ ſich von der Rhön⸗ Roſitten⸗Geſellſchaft bis ungefähr 500 Meter Höhe über die Stadt München ſchleppen und dort aushängen. Er erreichte über der Stadt faſt 1000 Meter Höhe und kreiſte 1½ Stunden über dem Weichbild. Als ein Gewitter aufzog, nutzte er deſſen Vorwind geſchickt zu einem großen Ueber⸗ landflug aus. Er erreichte gegen 5 Uhr Regens⸗ burg, ſchraubte ſich dann noch auf 1200 Meter in die Höhe und landete um 8.30 Uhr bei Kaaden in der Tſchechoflowakei am Rande des Erzgebir⸗ ges. Er hat damit einen neuen Weltrekord von 265 Km. aufgeſtellt und den alten, von dem Wie⸗ ner Kronfeld gehaltenen Rekord von 164 Km. um über 100 Km. verbeſſert. Bemerkenswert bei die⸗ ſer Leiſtung iſt, daß der Flug vollkommen auf ebener Strecke ausgeführt worden iſt, während Fronfeld ſeinerzeit immer am Gebirge entlang⸗ geflogen iſt, um die Aufwinde zu benützen. Es handelt ſich um eine Leiſtung, die wohl bisher einzig daſteht. 1 bei Wi . reiſe: Die einſpaltige Petit er ile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., l olung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzei gen i unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslande Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes We bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berü an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr n Mittwoch, den 6. Mai 1931 Die Vorbereitungen für den freiwilligen Arbeitsdienſt Beſprechung zwiſchen den intereſſierten Verbänden in der Reichskanzlei.— Miniſter Trevpiranus über die Kernprobleme.— Die beteiligten Orga niſationen ſtimmen dem Grundgedanten des frei willigen vdz Berlin, 5. Mai. In der Reichslanz⸗ lei fand am Dienstag eine Ausſprache zwiſchen den intereſſierten Verbänden über die Frage des freiwilligen Arbeitsdienſtes ſtait. Vertreten waren neben einer Reihe von Einzel— perſönlichkeiten und Gewerben u. a. der Kyff— häuſerbund, das Reichsbanner, der Stahlhelm, Eichenkreuz, der Reichsausſchuß deutſcher Ju— gendverbände, die Hilfsgemeinſchaft deutſcher Kriegerverbände, der Reichslandbund das Kura— torium für Arbeitsdienſt und der Volksbund fär Arbeitsdienſt. Den Vorſitz führte Reichsminiſter Trevi— ranus, der die Verhandlungen mit längeren Darlegungen darüber eröffnete, wie ſich aufgrund der vorbereitenden Beſprechungen zwiſchen den Reichsreſſorts und innerhalb der Brauns-Kom— miſſion nach ſeiner Anſicht ein freiwilliger Ar— beitsdienſt mit Unterſtützung des Reiches ver— wirklichen laſſe. Er betonte hierbei die Notwen— digkeit einer geſetzlichen Grundlage und die Mög' lichkeit, an beſtimmie beſtehende geſetzliche Ein— richtungen anzuknüpfen. Es beſtehe die Hoffnung von der Reichsanſtalt für Arbeitsloſenverſiche— Arbeitsdienſtes zu. rung einen Kopfbeitrag von etwa 2 RM für eine beſtimmte Friſt von ca. 20 Wochen zu erhalten. Der Miniſter ſtreifte auch die übrigen mit dem freiwilligen Arbeitsdienſt verbundenen Pro— bleme, darunter die Schwierigkeiten der Füh— rerfrage, die Zweckmäßigkeit, ſich vorwiegend auf kleinere Kreiſe zu beſchränken, und die Möglichkeiten der Kontrolle. Er betonte an— ſchließend, daß es an der Zeit ſei, mit einem Verſuch auf grö⸗ ßerer Baſis anzufangen. In der Debatte pflichteten alle be— teiligten Organiſationen mit gewiſ⸗ ſen Abweichungen den Grundgedanken des frei— willigen Arbeitsdienſtes zu. Die Beſprechungen ſollen fortgeſetzt werden. Die nächſte Sit— zung wird unter dem Vorſitz des Reichsarbeits⸗ miniſters Dr. Stegerwald ſtattfinden, ſo⸗ bald die Brauns-Kommiſſion ihr Gutachten über den Freiwilligen Arbeitsdienſt ausgear— beitet hat. Frage eines Moratoriums Amerika will die Kriegsſchulden nicht ſtreichen— Für Notwendig⸗ keit eines Sahlungsaufſchubs Derſtändnis witb. Washington, 5. Mai. Silas Strawn, der Worſitzende der amerikaniſchen Sektion der Internationalen Handelskammer, erklärte in einem Preſſeinterview, Amerika werde ſich nie zur Streichung der 11 Milliar⸗ den Dollar Krriegsſchulden bereit⸗ funden, denn der amerikaniſche Steuerzahler ſei jetzt ſchon ſchwer belaſtet. Eine andere Frage jei eine Ausdehnung der Zahlungsfriſten; dies ließe ſich erwägen. Es ſei jedoch Sache der Schuldnerſtaaten. hierfür überzeugende Argu— mente vorzubringen. Eine andere Frage ſei auch Deut ſch— lands Zablungsfähigkeit; jedermann ſehe ein, daß der Fall der Weltpreiſe Deutſch— lands Reparationslaſten beträchtlich erhöhe; wenn Deutſchrand ein Moratorſum erklä⸗ ren ſollte, ſo würde es dafür in der amerikani⸗ ichen Geſchäftswelt großes Verſtändnis fin— den. Ueber die Frage, inwieweit die internatto— nalen Schulden zur Weltkriſe beigetragen ha— ben, wollte Strawn ſich nicht äußern. Er er— klärte jedoch, er könne dem Standpunkt Dr. Dernhurgs, daß ſie die Weltkriſe verurſacht hät⸗ ten, nicht beiſtimmen. denn auch diejenigen Länder, welche den Vereinigten Staaten nichts ſchulden, iaten unter wirtſchaftlicher Depreſ— ſion. a—— Die geſtrigen Ausführungen des Vorſitzen⸗ dea der amerikaniſchen Sektion der Internatio⸗ nalen Handelskammer, Silas amerikaniſche Geſchäftswelt werde Verſtändnis ſehe, ein Moratorium zu beantragen, wer⸗ den laut„Journal of Commerce“ in Finanz⸗ kreiſen als eine Andeutung aufgefaßt, daß nach Anſicht Strawns die amerikaniſchen Bankiers in einem ſolchen Falle Deutſchlands kurzfriſtige Kredite nicht kündigen würden. Exploſion auf einer chineſiſchen Feſtung 10 Tote, acht Schwer⸗, über 50 Leichtver letzte.— Rieſiger Gebäudeſchaden. wtb. Kanton, 5. Mai. Auf der in der Nähe gelegenen Feſtung Vuchu ereignete ſich heute morgen auf ungeklärter Urſache eine Exploſion, durch die 10 Perſonen ge⸗ e tötet und acht wurden. Außerdem wurden über 50 Perſonen leich⸗ ter verletzt. Alle umliegenden Gebäude wurden zerſtört. ſchwer verletzt Gelingt die Brotpreisſenkung? Bäcker gewerbe wartet ab— Kegierung iſt optimiſtiſch Verlin, 5. Mai. Der Geſamtvorſtand des Zentialverbandes der Bäckermeiſter Deutſch⸗ lands iſt heute in Berlin zuſammengetreten, um ſich mit der Brotpreisfrage und mit dem Problem der Kartellgeſetzgebung im Zuſam⸗ menhang mit dieſer Angelegenheit zu befaſſen. Das Väckergewerbe wartet jetzt die weiteren Schritte des RNeichsernährungsminiſteriums zur Senkung der Mehlpreiſe ab. Von der Regierung wird, wie die„Frank⸗ furter Zeitung“ meldet, die Lage verhältnis⸗ mäßig optemiſtiſch beurteilt. Nach Aeuße⸗ rungen amtlicher Stellen iſt als beſtimmt anzu⸗ nehmen, daß noch heute die Vorausſetzungen mitgeteilt werden, auf Grund deren die Brot— preiſe wieder geſenkt werden tön⸗ nen. Die Regierung und vor allem die zu⸗ ſtändigen Miniſterien hätten, ſo wird verſichert, alles getan, um einen Brotpreis von 46 Pfen⸗ nigen zu ermöglichen. Die Bemühungen um die Senkung des Brotpreiſes. wib. Berlin, 6. Mai. Im Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft haben am 5. Mai Beſprechungen mit den Berliner Müh⸗ len ſtattgefunden über die Mittel und Wege, chtigt.— Für die Aufnahme t ubernommen werben 48. Jahrgang wie den Bäckern das Roggenmehl zu einem Preiſe angeboten werden kann, der es ihnen auch bei Würdigung aller Umſtände ermöglicht, den alten Brotpreis wieder herzuſtellen. Die Berliner Mühlen haben ſich grundſätzlich be— reiterklärt, bei Hergabe gewiſſer Mengen von Roggen aus den Beſtänden der Deutſchen Ge— treidehandels-Geſellſchaft das Mehl zu einem entſprechenden Preiſe zun liefern. Die letzten Einzelheiten werden vorausſichtlich im Laufe des 6. Mai feſtgeſetzt werden. An eine abſchlie— zende Beſprechung mit den Mühlen werden ſich die Verhandlungen mit den Berliner Bäckern wegen Senkung des Brotpreiſes unmittelbar anſchließen. Verordnung über Zollermäßigung ſür Weizen und Spelz. Berlin, 5. Mai. Durch eine am 6. Mai zur Veröffentlichung gelangende Verordnung wird der Zoll für Weizen und Spelz zur Herſtellung von Mehl oder Schrot für diejenigen Mühlen— betriebe, dir in dem Kalendervierteljahr April bis Juni 1930 ausländiſchen Weizen oder Spelz zu Mehl oder Schrot verarbeitet haben, in Höhe von 20 v. H. des geſamten, von ihnen in dieſer Zeit nachweislich zu Mehl oder Schrot gemahlenen inländiſchen und ausländiſchen Weizens und Spelzes auf 20 RM. je Doppel- zentner ermäßigt. Dieſe Regelung gilt zunächſt bis zum 15. Juni 1931 und iſt den geltenden Vorſchriften über den Vermahlungszwang für Inlandswet— zen angepaßt, ſodaß die derzeitige Vermah— lungsquote von 50 v. H. völlig unberührt bleibt und eine für die Landwirtſchaft nachteilige Wirkung auf dem deutſchen Markt ausgeſchloſ— ſen iſt. Die Mühlen werden gehalten werden, den ganzen Vorteil dieſer Zollvergütung von 50 RM. für die Tonne ausländiſchen Weizens den Verbrauchern dadurch zugute kommen zu laſ— ſen. daß eine entſprechende Senkung des Mehl— preiſes erfolgt. N Gefahr im Verzug! Hanſabund verlanat Sofortmaßnahmen der Strawn, die; Reichsregferung. enb Berlin, 5. Hanſabundes Präſidium des Handel und Indu— Mai. Das für Gewerbe, dafür haben, falls Deutſchland ſich gezwungen trie trat unter Vorſitz des Präſidenten Dr. Her— mann Fiſcher. M. d. R., in Berlin zu einer ein— gehenden Ausſprache über die wirtſchaftspoliti— ſche Geſamtlage zuſammen. Ueber das Ergebnis der Beſprechungen teilt der Hanſabund folgendes mit: Einſtimmig bekannte ſich das Präſidium zu der Notwendigkeit, den Kampf für die freie Marktwirtſchaft und gegen jeglichen Kollektivis— uus und Sozialismus mit größter Energie wei— ter zu führen, Hinſichtlich der nächſten Aufgaben der Reichregierung betonte das Hanſabund-Prä— ſidium einmütig. daß die Ueberwindung von Wirtſchaftsnor und Arbeitsloſigkeit nur dann gelingen könne, wenn auf dem Wege umfaſſenden öffentlichen Aufgabenabbaues, ſtrengſter Spar— ſamkeit ſowie der Auflockerung der die Erſtar— rung des deutſchen Wirtſchaftskörpers verurſa⸗ chenden Wirtſchaftsgeſetze die Geſtehungskoſten der deutſchen Wirtſchaft gemindert und die auf— bauenden Wirtſchaftskräfte zu freier Entwick— lungsfähigkeit zurückgeſäährt werden. Durch Wie⸗ derherſtellung der Rentabilität und Elaſtizität der Wirtſchaft ſind neue Arbeitsflächen zu ſchaſ⸗ fen und die Arbeitsloſenmaſſen wieder in den Wirtſchaftsapparat einzugliedern. Das Präſidiuu des Hanſabundes iſt ſich darüber einig, daß die Reichsregierung mit größter Beſchleunigung handeln muß. In der Vertagung des weiteren Regierungsprogramms auf den Monat Juni er⸗ blickt das Hanſabund-Präſidium eine beſondere Erſchwerung der wirtſchaftspolitiſchen Geſamt⸗ lage. Es fordert daher mit aller Eindringlichkeit ſofortige Bekanntmachung der weiteren Regie⸗ rungspläne, darüber hinaus aber vor allem ſo⸗ fortiges durchgreifendes Handeln der Reichsre⸗ gierung. e ed b Der japaniſche Pazifikflieger Numaſaki Japan), 5. Mai Der junge japani⸗ ſche Berlin Tokio⸗Flieger Sei ji Noſhihara iſt hier nach Zurücklegung einer Strecke von 600 Kilometern auf der erſten Etappe ſeines Paeifie⸗ Fluges angekommen Der lebende Tote Von Anton Geldner. Hill, der Großinduſtrielle und Millio⸗ när, war geſtorben. Die Zeitungen brachten ſpaltenlange Artikel, in denen die Verdienſte John Hills um die Allgemeinheit, um die Stadt und um die Geſamtwirtſchaft eingehend gewür⸗ digt wurden. In großer Aufmachung war auf der Seite der Zeitungen, die dem lokalen Teil gewidmet war, John Hills Bild zu ſehen. Dies Bild zeigte einen Mann mit wohlwollend lächelnden, beſcheidenem und auch— man möchte ſaſt ſagen— etwas ängſtlichem Geſicht, Mitte der ſechzig; einen Mann, wie man ſeinesgleichen ſo oft auf der Straße zu begegnen pflegt, ohne ihm beſondere Beachtung zu ſchenken. Es gab unzählige Zeitungsleſer, die nie von John Hill gehört hatten, nichts von ihin wußten und die jetzt ergriffen von ſeinem Leben laſen, das er durch zähe Arbeit aus der ärmlichen Unwichtig⸗ keit einer freudloſen Jugend zur bedeutſamen Größe und Beachtung werden ließ. Daß John Hill, der ſchwerreiche Induſtrielle und erfolg— reiche Fabrikant, in ſeinem Privatleben ein ein⸗ ſamer und verbitterter Menſch geweſen war, der unter der Tyrannei einer deſpotiſchen Gattin und widerſpenſtigen Tochter und unter dem Alles⸗beſſer-wiſſen⸗wollen und der ſchweigenden Verachtung eines arroganten Schwiegerſohnes ſehr gelitten hatte, wußte freilich niemand der braven Zeitungsleſer. Nicht einmal die findigen Reporter ahnten davon. Das Material zu ihren Artikeln hatte ihnen William Ellis, der Schwie⸗ gerſohn des Verſtorbenen, gegeben. Und aus dieſem Material ging unzweifelhaft hervor, daß John Hill eine ſtarke und kraftvolle, mit Energie geladene Perſönlichkeit geweſen war, die jeden Menſchen, der in ihre Nähe kam, in ihren Bann zwang. Die Leichenfeier war— wie bei der Bedeu— tung John Hills erwartet werden durfte— ein großes und ſehenswertes Ereignis. Die vomp— hafte und protzige Aufbahrung der Leiche war ſaſt ärmlich zu nennen gegen die feudale Inſze— nierung des Leichenzuges. Rieſige Kränze be— deckten in bunter Fülle eine lange Reihe von Wagen; endlos beinahe ſchien der Aufzug der Bekannten und Geſchäftsfreunde des Toten. Die Stadt hatte es nicht unterlaſſen, ihrem Ehren— bürger durch eine Vertretung ehrbarer Abge— ordneten das letzte Geleit zu geben. Sogar der Gouverneur des Staates ließ ſich, wie er es ſchon in dem Beileidsſchreiben an die Familie— das man in den Zeitungen leſen konnte— ver— ſprochen hatte, durch einen hohen Regierungs- beamten vertreten. Die Witwe des Verſtorbenen, die zum erſten Mal vielleicht in ihrem Leben ihrem Gemahl bei einem großen Ereignis die Hauptrolle über— laſſen mußte, ſah man würvevoll und gefaßt. Auſſälliger als der zurückgedämmte Schmerz um den verſtorbenen Gatten war ihre Toilette; ein raffiniert gearbeitetes Kleid erregte Aufmerk- ſamkeit und Neid der weiblichen Trauergäſte. Als der Sarg mit dem Leichnam John Hills tat Grabe verſenkt war, als der Prieſter, der, Prokuriſt der Firma und ein Vertreter der Stadtverwaltung in ergriffenen Worten John Hills Leben und Werk gewürdigt hatten, und dem Schmerze um den großen Verluſt, den die Familie, die Stadt und die geſamie Wirtſchaſt durch das Ableben dieſer energiſchen und kraft— vollen Perſönlichteit erleiden mußte. Ausdruck gegeben hatte, ſand die Trauerfeier ihren offi— ziellen Abſchluß. Frau Hill erlebte noch den Schmerz, nach dem Beileid, das eine Freundin ir ausdrückte, die Frage nach der Schneiderin ihrer Toiletien über ſich ergehen laſſen zu müſ— ſen. Nur ein ſonderbarer Wunſch des Verſtorbe— nen war Anlaß, daß ſofort nach dem Begräbnis John ſer Wunſch war ſo eigentümlich und abwegig, daß man ſeiner nicht einmal bei den nächſten Verwandten Erwähnung tat. Vor ſeinem Tode hatte John Hill nämlich beſtimmt— in einer energiſcheren Art, als er ſonſt Wünſche und Be⸗ ſtimmungen, die das private Leben betrafen, er⸗ füllt wiſſen wollte—, daß man ſich unmittelbar nach ſeiner Beerdigung im großen Salon des Hauſes zuſammenfinden ſollte, wo er ſelbſt ſein Teſtament bekannt geben werde. Man reſpek⸗ tierte dieſen myſtiſchen Wunſch des Toten mit einer nachſichtigen Leichtigkeit und ſtillſchwei⸗ genden Bereitſchaſt, der Pietät— nicht dem Verſtorbenen, der nie im Kreiſe der Familie Maßgebendes zu beſtimmen hatte— eine Kon⸗ zeſſion zu machen. Auch ein wenig unruhevolle Neugier war da, denn der Wunſch John Hills, ſo geheimnisvoll und unerklärlich und dunkel, ließ erregende Ueberraſchungen erwarten. Als die Gattin, die Tochter Mabel und ihr Mann, William Ellis, den großen Salon des Hauſes, in dem der Leichnam vorher aufgebahrt war, betraten, nahmen ſie mit Erſtaunen wahr, daß die eine Hinterwand, die eben noch ſchwarz drapiert geweſen war, nun von einem großen, weißen Tuch bedeckt wurde. Einige Schritte da⸗ vor waren drei Stühle aufgeſtellt und im Hin— tergrund ſtand ein umfangreicher, nie geſehener Apparat, der ſich auf Befragen als Projektions— apparat erwies. Der alter Diener des Verſtor— benen bat die Herrſchaften mit ergrifſener Stimme auf den Stühlen Platz zu nehmen, und zwar Frau Hill in der Mitte, Herr Ellis links davon und deſſen Frau Mabel rechts von ihrer Mutter. So habe Herr Hill das vor ſeinem Tode ausdrücklich gewünſcht. Natürlich war man über dies ganze Seltſame und Ungewöhnliche der Situation betroffen und erſtaunt, fragte ſich verwundert, was das alles bedeuten ſolle, ohne aber eine klare Antwort auf die Frage finden zu können. Wahrſcheinlich eine Filmvorſtellung, meinte William Ellis beruhigend und nachſich— tig lächelnd. Es erwies ſich, daß er recht behielt. Der Die⸗ ner führte einen jungen Herrn hinein, der ſich kurz als Filmoperateur vorſtellte und ſich ſchwei⸗ gend an dem Apparat zu ſchaffen machte. Dann wurde es dunkel; vom Projektionsapparat kam leiſes Surren, auf der Leinwand, die man ge⸗ ſpannt anſtarrte, erſchien John Hill. Obſchon man ja bereits ähnliches erwartet hatte, wirkte der Anblick Herrn Hills, desſelben, den man eben gerade mit großem Aufwande zu Grabe getragen hatte, verwirrend und beängſtigend. Man faßte ſich aber ſchnell, war geneigt, dieſe Extravaganz mit einiger Rührung als letzte und — ehrlich geſagt— und unverdiente Aufmerk- ſamkeit John Hills entgegenzunehmen. Herr Hill ſaß da in ſeinem wohlbekannten Arbeitszimmer vor dem Schreibtiſch und ord⸗ nete nachdenklich einige Papiere, legte eines vor ſich hin, ſtützte das Kinn auf die Hände und blickte ſeine Verwandten einige peinliche Minu⸗ ten ſchweigend an, als erwarte er, daß ſie ſich erſt beruhigen müßten. Dann begann er zu ſprechen. Seine Stimme ſchwang klar und deut⸗ lich durch den Raum, brach auch nicht ab, als ein halbunterdrückter Schrei Frau Hills erſchreckt dazwiſchenklang. Jetzt erſt begriff man mit Unruhe das ganze Erſtaunliche, Unbegreifliche des Vorgangs: John Hill, der ſonſt, wenn ihm ſeine Frau bei einer Rede ins Wort fiel, demütig oder verbiſſen ſchwieg, ſprach nunmehr immer ruhig und unbe⸗ irrt weiter. Ja, er betonte ſogar, daß es ſinnlos und lächerlich ſei, ihn unterbrechen zu wollen, denn keine Stimme, noch ſo laut und ſtreng, würde ihn erreichen und beeindrucken können. Immer habe er, ſo ſprach er da unbewegt und klar weiter, immer habe er ſchweigen müſſen, jetzt aber werde er ſprechen und das, was er rr FCC ſich die Familie allein nach Hauſe begab. Die⸗ ſagen werde, ſei von Geltung; was er beſtim⸗ men werde, von entſcheidender Bedeutung. John Hills Stimme wuchs und füllte den ganzen Raum unnachſichtig und hart. Da war nichts mehr von der ſtillen Reſignation, die ihn immer verſtummen ließ, wenn ihn ſeine Gattin eiſig und überlegen in einer Rede unterbrochen hatte. Hier ſprach er jetzt als Menſch, der ſi⸗ der Geltung ſeiner Worte durchaus bewußt iſt, wie einer, der lange auf dieſe entſcheidende Aus⸗ ſprache gewartet hatte und der nun ſeinen Un⸗ terdrückern einmal ordentlich Beſcheid gibt, ehe er die Tür hinter ſich zuſchlägt und Verwirrung und Erſtaunen zurückläßt. Alle Bitterkeit und Zurückſetzung, die man ihm, dem Emporkömm⸗ ling— deſſen Geld man zwar nahm und aus⸗ gab— zeigte, allen ihren Egoismus und ihre lächerliche Eitelkeit; die kalte und brutale Ueber⸗ heblichkeit der Tochter, die von der Mutter ge⸗ fördert wurde; die Widerſpenſtigkeit und das provozierende Benehmen eines ungewollten Schwiegerſohnes; alles das wußte er nun aufzu⸗ löſen und in Worte zu faſſen. Man konnte es dieſem John Hill da, der jetzt forſch und kräftig Abrechnung hielt, wirklich nicht anſehen, daß er lange Jahre hindurch die Selbſtherrlichkeit ſei⸗ ner Angehörigen ſchweigend erduldet hat, daß er es ſich hat gefallen laſſen, immer an ſeine ärm⸗ liche und von geſellſchaftlichen Formen unbe— ſchwerte Jugend erinnert zu werden. Jetzt war er die maßgebende Perſon. Jetzt ſprach er— und was er ſagte, hatte Gewicht. Man war entſetzt. Man nahm dieſe uner— hörte Wandlung John Hills mit erſtaunter Furcht und ohnmächtiger Erregung zur Kennt— nis. Ja, es war alles ſo eindringlich, daß man unbewußt Begräbnis und Tod John Hills ver— gaß und bereit war, zu glauben, er ſelbſt, der da harte und unerbittliche Worte ſagte, ſei nicht nur bildhaft, ſondern lebendig anweſend. Als John Hill in ſeiner Rede eine kurze Pauſe machte und aus den Papieren, die vor ihm lagen, mehrere Blätter herausſuchte, trat eine erwartungsvolle Stille ein. Nicht einmal die Gattin John Hills, die ſonſt keine Geſprächspau⸗ ſen vertragen konnte, wagte ein Wort zu ſagen. John Hill hielt dieſes Blatt einen Augenblick hoch in der Hand und ſah, als wollte er ſich ver⸗ gewiſſern, welchen Eindruck ſeine kühne Sprache gemacht hatte, die Angehörigen ſeiner Familie an. Es waren nur Sekunden, aber im höchſten Grade peinigende und qualvolle Sekunden. Dies Blatt, ſagte er dann weiter, ſei ſein Teſtament. Er wolle es freilich nicht vorleſen, denn das würde zu lange dauern. Uebrigens läge auch ein Duplikat bei Mr. Brown, dem Rechtsanwalt, der ihnen ja den genauen Text berichten werde. Er ſelbſt werde ihnen jetzt nur die weſentlichſten Beſtimmungen ſeines letzten, unumſtößlichen Willens bekanntgeben. Da ſei alſo zuerſt ſeine Gattin Ellinor. Ihr Anteil an ſeinem wirtſchaftlichen Aufſtieg ſei— bei Licht beſehen— gleich Null. Das ſei ja auch ſchließlich nicht notwendig bei einer Gattin. Da ſie es aber auch an jener menſchlichen Anteil⸗ nahme abſolut habe fehlen laſſen, die uater Gat⸗ ten zumeiſt üblich iſt, ſo ſähe er keine Veranlaſ⸗ ſung, ſie in ſeinem Teſtament beſonders zu be⸗ denken. Ein Betrag, der etwa ihren bisherigen Ausgaben für ihre Haarpflege entſpricht, als monatliche Rente, ſei das Aeußerſte, wozu er ſich habe entſchließen können. Hier ſprang Frau Ellinor Hill auf und wollte unbeherrſcht mit einer ihrer zürnenden und zündenden Reden beginnen. Sie wurde aber wenig ſanft und ſehr eilig von ihrem Schwie⸗ gerſohn und ihrer Tochter in den Stuhl zurück⸗ gedrückt. Denn dieſe wünſchten mit Recht gerade jetzt keine Störung der Rede John Hills, die auch ſie anging. Da ſprach John Hill auch ſchon von Mabel, ſeiner Tochter. Sie ſelbſt habe gewünſcht, ſagte er mit monotoner und leiernder Stimme, daß Markus Robſon Roman von Max von Weißenthurn. Arheberrecht durch Herold-Verl. Homburg-Saar. Reubearbeitet von E. Geyer. (29. Fortſetzung.) Inzwiſchen war der Graf von Cheveley mit Barbaras Verlobten nach dem Winter⸗ garten geeilt und blickte dort tief erſchüttert nieder auf das ſtarre Antlitz Walter Bryants, der ſelbſt im Tode noch ein ſchöner Mann ge— nannt werden durfte. Der Arzt konſtatierte, daß der Tod ſchon vor Stunden eingetreten daß er momentan und ſchmerzlos geweſen ſein mußte; es zeigte ſich nur eine kleine unbedeu— tende Wunde an der Schläfe, aus der nur ei⸗ nige Blutstropfen gequollen waren. Kein Kampf konnte ſtatrgefunden haben, der Raſen zeigte keine Fußſpuren, ſeine Kleidung war in tadelloſer Ordnung. Er trug einen leichten Geſellſchaftsanzug; im Knopfloch ſah man noch eine verwelkte Blume hängen. Seine Augen waren halb geſchloſſen, ein mattes Lä⸗ cheln umſpielte ſeine Lippen. Man hob den Leichnam empor und trug ihn nach dem nächſten Mirtſchaftsgebäude. Niemand überlegte, auf welche Weiſe der Tod eingetreten ſein könne. Man war noch kaum darüber ins Klare gekommen, daß dieſer Mann, der noch wenige Stunden früher in voller Kraft und Geſundheit in der Mitte al⸗ ler geweilt, jetzt kalt und leblos ſei. Lord Cheveley und Graf Keith kehrten nach dem Schloſſe zurück, um den anderen die entſetzliche Kunde mitzuteilen und nur die inzwiſchen erſchreckt herbeigeeilte Dienerſthaft blieb in Aeberreſte Walter Bryants! niedergelegt ⸗wa⸗ ren, bei dem Toten. Ein ſo furchtbares Ereignis hatte natür⸗ lich zu Folge, daß ſobald dasſelbe nur be⸗ kannt wurde, alle Gäſte fluchtartig das Schloß verließen. Ehe der Abend heranbrach, be— fanden ſich außer den Hausbewohnern nur noch wenige von des Grafen vertrauten Freunden auf Schloß Darlay, unter dieſen Kapitän Adam. Lady Roſe war in Barbaras Armen ohn⸗ mächtig zuſammengebrochen und hatte nach ihrem Zimmer gebracht werden müſſen, wo⸗ hin das junge Mädchen ihr folgte, das ſelbſt totenbleich, aber vollkommen ruhig und in der Lage was, ihrer Freundin Beiſtand zu leiſten. „Sind alle Gäſte fortgegangen?“ fragte Lady Roſe mit leiſer Stimme nach einer langen Pauſe. „Ich glaube ja, Liebſte.“ „Das wundert mich nicht; es iſt ſo entſetz— lich!“ Und ſchaudernd bedeckte ſie wieder ihr Ge⸗ ſicht mit beiden Händen. „Verſuche nicht daran zu denken,“ bat Bar⸗ bara, welche ſich durch den Zuſtand Lady Roſes lebhaft beunruhigt fühlte.„Soll ich Deinen Bruder herbeirufen? Laß mich klin⸗ geln!“ „Nein, ich vermag niemanden zu Bleibe nur du bei mir, Barbara.“ „Trachte dich ein wenig aufrecht zu halten“, bat Barbara ſanft,„es iſt hier dumpf im Zimmer, ſoll ich das Fenſter öffnen?“ Die Gräfin nickte. Die friſche Luft welche in das ſehen. Gemach drang, verlieh Barbara ſelbſt wieder einige dem kleinen Zimmer„in welchem die irdischen Kraft und ermöglichte es ihr, Lady Roſe er⸗ folgreicher beizuſtehen, als bisher. Die töd⸗ liche Bläſſe wich aus ihren Zügen, welche wie⸗ der eine natürlichere Färbung annahmen. Der Tag war trübe, der Himmel mit Wol— ken bedeckt. Während Barbara am Fenſter lehnte und hinaus ſah in die winterliche Land⸗ ſchaft, fragte ſie ſich, wohin man den Toten gebracht haben mochte. Plötzlich zuckte ſie zu⸗ ſammen. Man vernahm unten auf der Terraſſe, welche ſich längs dem Hauſe dahinzog, Schritte, das Auf- und Abgehen von Männern. Jetzt blieben dieſelben ſtehen. Stimmen wurden laut und Barbara vernahm deutlich die Worte: „Es iſt ganz unmöglich, an einen Selbſtmord zu glauben?“ Graf Cheveley hatte dieſe Frage mit ern⸗ ſter Stimme geſtellt. „Vollkommen unmöglich, Mylord müſſen das ſelbſt einſehen“, erwiderte ein Fremder,„wir haben es hier zweifellos mit einem Morde zu tun!“ Ein unterdrückter Schrei entrang ſich Bar⸗ baras Lippen; ſie beugte ſich haſtig vor um zu ſehen, wer zuletzt geſprochen hatte, doch in demſelben Augenblick ſank Lady Roſe, welche die Worte ebenfalls vernommen bewußtlos zu ihren Füßen nieder. 16. Kapitel. t Des Nachmittags fing es zu ſchneien an und wurde zeitig finſter. Als Barbara etwa um fünf Uhr Lady Roſes Zimmer verließ, brannten vielleicht ſeit zwei Stunden die Lam⸗ d e. pen und ebenſo lange hatte der Graf von Keith auch ſchoy auf ſeine Braut gewartet. keine inneren Beziehungen zwiſchen ihr und dem Vater beſtünden; ſie ſelbſt habe peinlichſt darauf geachtet, daß eine weite innere und äußere Di⸗ ſtanz immer gewahrt bleibe. Darum habe das Teſtament auch für ſie keine Zugeſtändniſſe wirtſchaftlicher Art. Uebrigens habe ſie ja auch einen Gatten, der in der Weiſe für ſie arbeiten könnte, wie er es ſelbſt für ſeine Frau ein hal⸗ bes Menſchenalter getan habe. William Ellis hatte nun zwei Frauen zu be⸗ ruhigen, die ſchluchzend heftige Anklagen und peinliche Beſchimpfungen gegen den Rabenvater ausſtießen. Auf ſeiner Stirn ſtanden Schweiß⸗ tropfen; er ahnte auch für ſich— wie die Dings nun lagen— nichts Gutes. 5 „Was nun Dich, Ellis“, John Hill wandte ſein Geſicht nach links, wo Ellis ſeinen Platz hatte,„was nun Dich betrifft, ſo hinterlaſſe ich Dir genau ſo viel, wie ich in Deinem Alter be⸗ ſeſſen habe. Ich habe hoch und kühn geſchätzt. Aber es bleiben doch nur 12 Dollar übrig. Du haſt damit dieſelben Möglichkeiten zum Auf⸗ ſtieg, die ich damals hatte. Was Du mir voraus haſt, um ein glücklicher Menſch zu werden, iſt das Wertvollſte, das ich Dir in meinem Teſta⸗ ment hinterlaſſen habe: die Erfahrung. Deine Frat Was John Hill über William Ellis Frau noch ſagte, ertrank in einem alles übertönenden Lärm. Seine Gattin und ſeine Tochter wurden nun nicht mehr durch Beruhigungsverſuche Williams gehemmt. In einem Schwall von häßlichen Worten ſchrieen ſie dem Mann, der da unbeirrt ſprechend vor ſeinem Schreibtiſch ſaß, ihren Haß und ihre Wut ins Geſicht. Dann geſchah etwas Fürchterliches: William Ellis, der offenbar nicht den Sinn der Worte ſofort erſaßt hatte, und der einige Minuten ſchweigend dageſeſſen hatte, fuhr plötzlich fauchend auf und ſchrie:„Ich werde Dein lächerliches Te⸗ ſtament anfechten, Du ſilziger Gauner.— Und jetzt Schluß. Ich will nichts mehr hören—“ er⸗ griff ſeinen Stuhl und warf ihn mit kräftigem Schwung mitten in John Hills Geſicht. Die Leinwand ſchwankte und zerriß. Von John Hill ſah man nichts mehr. Ernüchtert und erſchreckt ſchwieg alles und blickte ſtumm auf die Stelle. auf der noch vor wenigen Sekunden John Hill geſund und kraftvoll geſeſſen hatte. Und in dies ſchwere Schweigen hinein ſprach klar und höhniſch und ohne Erregung ſeine Stimme: „Eines nur bedauere ich, daß ich jetzt nicht Eure Geſichter ſehen kann.“ Er hätte geſehen, wie ſeine Gattin in Ohn⸗ macht fiel, ſeine Tochter Schreikrämpfe bekannt und wie der Filmoperateur von einem halbwahn⸗ ſinnigen Mann brutal durch die Tür nach drau⸗ zen geworfen wurde. ſmo. Aus dem Gorxheimer Tal, 4. Mai. Un⸗ fall. Der Arbeiter Peter Katzenmaier aus Wünſchmichelbach, der mit ſeinem Motorrad aus Weinheim von der Arbeit kommend, einem Fuhr⸗ werk ausweichen wollte überſah er einen im Wege liegenden Stein, der ihn zum Sturz brachte. Er zog ſich einen Bruch des Schlüſſelbeines zu. Das Motorrad iſt ſtark beſchädigt. ſmz. Hirſchhorn, 4. Mai. Schwerer Mo⸗ torradunfall. In der Dämmerung des Sonntagabend ereignete ſich wiederum ein ſchwe⸗ rer Motorradunfall, der der dritte in kurzer Zei! iſt. Während die zwei vorhergehenden tödlich verlieſen, wurde bei dem Zuſammenſtoß eines Motorradfahrers aus Neckarſteinach mit der Ehe⸗ frau des Steinhauers Adam Blum letztere ſchwer verletzt. Sie trug einen Schädelbruch davon und wurde, wie auch die Beifahrerin auf dem Sozi⸗ usſitz aus Eberbach, die vom Rade geſchleudert auf das harte Straßenpflaſter fiel, von der Sa⸗ nitätskolonne in bedenklichem Zuſtande ins Kran⸗ kenhaus verbracht. Der Motorradfahrer ſoll in ſehr ſcharfem Tempo durch die Hauptſtraße ge⸗ fahren ſein, wo ſich dann der Unfall kurz vor dem Torturm der Marktkirche ereignete. Als dieſelbe nun langſam auf ihn zugeſchrit⸗ ten kam, erhob er ſich und ſtreckte ihre beide Hände entgegen. Schweigend legte das Mädchen ihre ſchlanken Finger auf die ſeinen. „Endlich“, rief er aufatmend,„ich dachte ich würde Dich nimmer zu Geſicht bekommen, Geliebte!“ Er ſchlang den Arm um ſie und wollte ſie in eine Fenſterniſche ziehen, Barbara aber wich zurück. „Nicht dorthin, Eberhard“, bat ſie, an allen Gliedern zitternd,„nicht dorthin!“ Er ſah ſie überraſcht an. „Wollen wir denn in das Wohnzimmer hin⸗ abgehen?“ fragte er ſanft. Sie ließ es willen⸗ los geſchehen, daß er ſie die Treppe hinab⸗ führte. Im Wohnſalon hatte ein Körper der Dampfheizung ein angenehmes Warm geſchaf⸗ fen. Graf Keith führte Barbara nach einem Armſtuhl. auf welchen ſie erſchöpft niederſank. „Du bleibſt bei mir, nicht wahr?“ ſprach ſie, wie um Hilfe flehend.„Niemand bedarf Deiner jetzt mehr als ich!“ „Niemand bedarf meiner, Liebſte“, ſprach er, und wenn auch, wer vermöchte größeren An⸗ ſpruch an mich zu erheben als Du? Weißt Du übrigens, daß ich zwei volle Stunden auf Dich wartete?“ fügte er hinzu, indem er ihre eiſig kalten Hände zwiſchen die ſeinen nahm. „Wirklich? Das tut mir leid, doch ſelbſt wenn ich es gewußt hätte, würde ich nicht imſtande ſein, Roſe zu verlaſſen. Ich fürchte, ſie wird ernſtlich erkranken, wenn man es nicht ermöglicht, ſie ſehr bald von hier fort⸗ zubringen. Iſt Herr Sinclair noch hier?“ fragte ſie plötzlich. Fortſetzung folgt. Das Ende der Briefmarke? Vielleicht wird es gar nicht mehr ſo lange dauern und die letzte Briefmarke wird im Album eines Sammlers oder in einem Muſeum ver⸗ ſchwinden. Um den großen Kunden, die täglich Tauſende von Sendungen verſchicken, entgegen- zukommen und das Perſonal etwas zu ent⸗ laſten, hat die Reichspoſt vor einigen, Jahren ſo— genannte Brieſſtempelmaſchinen eingeführt und geſtattet, daß ſich große Firmen dieſe auch an⸗ ſchafſen. Die Brieſe werden der Reihe nach durch einen Schlitz in die Maſchine geworfen und erhalten automatiſch den Wertſtempel, die geit und Ortsangabe, Namen der Firma und eine fortlaufende Nummer. Die Poſt kontrol⸗ liert wöchentlich einmal und läßt ſich von Num⸗ mer zu Nummer den Geſamtbetrag bezahlen. Das Neueſte auf dieſem Gebiet iſt die Freima⸗ chungsmaſchine für Privatperſonen. Die erſte dieſer Art wurde ſoeben in einem Berliner Poſt⸗ amt aufgeſtellt und fand bereits lebhaſten Zu⸗ ſpruch. Wenn erſt von dieſenMaſchinen auf je⸗ dent Poſtamt und ſchließlich auch auf den Stra⸗ ßen eine genügende Anzahl aufgeſtellt iſt, kann man ſich vorſtellen, daß Briefmarken gänzlich überflüſſig werden und nur noch in den Alben der Sammler oder im Muſeum zu ſinden ſind. politik auf Spielkarten Ueber die neuen ruſſiſchen Spielkarten teilt die Wochenſchrift„Schönere Zukunft“ folgendes mit: Die neuen ruſſiſchen Spielkarten ſind ein Propagandamittel der Bolſchewiſten gegen die Religion. Dieſe Karten ſind Karikaturen von Prieſtern, Mönchen und Nonnen verſchiedener Konfeſſionen. Karokönig und Karodame ächten die jüdiſche Religion. Der Karokönig ißt ein Rabbiner. Er lieſt im Alten Teſtamente und nimmt mit rückwärts ausgeſtreckter Hand Geld von den Gläubigen entgegen. Die Karokönigin iſt eine fromme Jüdin beim Gebet. Treſfkönig und Treffdame höhnen die orthodoxe Kirche. Der König iſt ein ruſſiſcher Prieſter im Talar Mit einer knallroten Naſe über einem Vollbart ſteht er vor einem Tiſche mit Wein- und Schnaps. flaſchen. In einer Hand hält er ein Kreuz. Die Treſfdame iſt eine orthodoxe Nonne mit Kerze und Roſenkranz. Im Hintergrund vergnügen ſich ihre Schweſtern mit Liebhabern, Herzköͤnig und Herzdame ſchänden die römiſch⸗katheliſche Kirche. Der König, ein feiſter, vergnügt aus, ſehender katholiſcher Prieſter, ſteht in einen Raume, in deſſen Hintergrund drei ſeiner Amts brüder Bierſeidel leeren. Die Herzdame iſt dar— geſtellt in gleichen Karikaturen wie die Treff— dame. Die Piquen gelten dem Buddhismus. Der Piquekönig iſt ein Lamaprieſter mit Ge⸗ betsmühle und fratzenhafter Maske. Die Buben zeigen einen jungen Juden, den Talmud ſtudie— rend, und römiſch-katholiſche Seminariſten mit Mädchen. Die Aſſe ſollen zeigen, was die Sow— jets an Stelle der Religion ſetzen wollen. Das Karo-Aß zeigt eine Synagoge. Darunter ſteht: „Wie es war!“ Die zweite Hälſte zeigt ein Sow— jetkulturhaus, mit den Symbolen der Film— kamera, Geige und Flöte. Darunter ſteht:„Wie es ſein wird!“ Das„römiſch-katholiſche“ Aß trägt oben Galgen, Kanonen, Geißel, Schädel und Biſchofsmitra, unten einen Globus, Zeichen⸗ inſtrumente und chemiſche Requiſiten als Wahr⸗ zeichen der Wiſſenſchaft. Der Icker ſtellt Gott ſelbſt dar als fetten Kapitaliſten mit Zylinder und Stehkragen. Aus den Wolken dirigiert er au Fäden ſeine Marionetten: Prieſter, Rabbiner und Fakire. Angriffe auf den proteſtantiſchen und mohammedaniſchen Glauben ſehlen vollſtän— dig. 1 1 eee Bunte Seitung Sehſtörungen und ihre Urſachen. Wenn ſich ſo viele Menſchen beim Herab⸗ ſehen von einem erhöhten Standort eines Ge⸗ fühls des Schwindels nicht erwehren können, jo iſt der Grund dafür nicht etwa in der Furcht vor der Gefahr des Abſtürzens zu ſuchen. Das Schwindelgefühl iſt vielmehr darauf zurückzu⸗ führen, daß das Auge zwei Dinge in einem N L Brennpunkt zu vereinigen ſucht: Die darunter⸗ liegende Landſchaft und den Rand des Gelän⸗ ders oder des Mauerſimſes, an dem der Be ſchauer ſtehl. Die gleiche Sehſtörung iſt feſtzu⸗ ſtellen, wenn die Augen die Fähigkeit verloren haben, ſich aus irgendeinem Grunde, beiſpiels⸗ weiſe bei gewiſſen Vergiftungsfällen, auf einen Punkt zu konzentrieren. Auch hier ſtellt ſich Schwindel ein. Seltſamerweiſe haben aber viele Beobachter die Erfahrung gemacht, daß nur wenige Perſonen ſchwindlig werden, wenn ſie aus einem Flugzeug herunrerſehen, obgleich ſie ſich dabei in vie, größeren Höhen befinden, als vor irgendeinem Abgrund. Das Ausbleiben des Schwindelgefühls dürfte auf den Amſtand zurückzuführen ſein, daß das Auge des Fliegen— den nichts weiter ſieht als die unter ihm ve⸗ findliche Erde. Die Augen ruhen auf einem feſten Punkt und werden deshalb nicht aöge— lenkt. Wenn jedoch jemand aus dem Flugzeug in der Tiefe die Mauer eines Turmes, auf dem ein Menſch ſteht, erblickt oder den jäh abfallen⸗ den Weg, der von einem Berg ins Tal fühlt, o tritt jafort die Sehſtütung ein und dame auch der Schwindelanfall. Die deutſchen Briefmarken. Die erſte Briefmarke des erſchien zum 1. Januar 1872. Und in den nun— mehr 60 Jahren des Beſtehens des geeinten Reiches iſt die Zahl der ausgegebenen Poſtwert— zeichen auf 615 angeſchwollen. Sie zerfallen in 450 Briefmarken und 165 Dienſtmarken. Die erſten Marken haben als Schmuck das Reichs— wappen, den Reichsadler. Im ganzen wurde dieſes Wappen 49 mal verwandt. Die verwen⸗ deten Motive auf den Briefmarken laſſen ſich unter folgende Stichwörter zuſammenfſaſſen: 1) Wappen, 2) Sinnbilder, 3) Wertziſſern, 3 Land— ſchaftsbilder, Gebäude und Denkmäler, 5) Bild niſſe berühmter deutſcher Männer, 61 Marken warnen mit der Germania verſehen. Erdrücken wurde die Flut der Ziffernmarken in der Zei! der Inflation: innerhalb eines Jahres wurden nicht weniger als 65 Marken ausgegeben. deutſchen Reiches Bis zum Jahre 1924 hat es gedauert, bis man zum erſtenmal einen Deutſchen auf der Brieſmarke verherrlichte, und zwar den Gründer des Welt— poſtvereins, v. Stephan, Im November 1926 folgte die Serie mit den Bildniſſen von Goethe, Schiller, Friedrich 2, Kant, Beethoven, Leſſing, Leibniz, Bach und Dürer. Zum 80. Geburts⸗ tag des Reichspräſidenten v. Hind ꝛaburg er⸗ ſchienen im Jahre 1927 vier Wohltätigteitsmar— ken mit ſeinem Bilde. Dieſe Kopfſerie wurde 1929 abgelöſt von jener mit den Bildern von Ebert und Hindenburg. * 7 N Ein Wahrzeichen Roms eingeſtürzt. Ein Wahrzeichen der Ewigen Stadt, die mäch— tige Pinie an der Freitreppe des Kapitols, iſt dieſer Tage plötzlich zuſammengeſtürzt. Der aus dem 16. Jahrhundert ſtammende Baum ſtand als vielbeſtaunte Sehenswürdigkeit hinter der Mauer längs des Treppenaufgangs der Kirche dell Aracoeli. Bei der Freilegung des Kapitols hatte man darauf geachtet, die ehrwür— dige Pinie zu ſchonen, die nach der Freilegung in der Umgebung nur um ſo eindrucksvoller wirkte. Der Rieſenbaum ſtürzte mit gewaltigem Krachen um, riß im Sturz die Umzäunung des kleinen Haines zur Seite nieder und dann ſechs Meter der Baluſtrade der Umzäunung ſelbſt. Zum Glück blieb das Monument Cola di Rien⸗ zis ebenſo unverſehrt wie die Herme Carduccis, obwohl dieſe von einem ſtarken Aſt des nieder— ſtürzenden Baumes getroffen wurde. Als Opſer blieb allen eine Katze auf der Strecke. Strenge Maifeier in Spanien. Die junge ſpaniſche Republik hat Wert da— rauf gelegt, der Maiſeier, die zum erſtenmal in einem republikaniſchen Spanien begangen wor— den iſt, den Charakter eines Ruhetages zu ge⸗ ben, wie er ſtrenger nicht zu denken iſt. Der Tag war zum Nationalfeiertag erklärt und für das ganze Land angeordnet worden, daß jedermann an dieſem Tage„ſein Handwerkszeug ruhen laſ— ſen müſſe“. Alle Fabriken und Läden waren deshalb geſchloſſen, auch auf den Feldern ruht Das Kramen der Wünsellelrulengänger Wünſchelrutengänger werden in Friedrichs ſelde bei Berlin auf ihre Fühigkeiten geprüft. Der Internationale Verband der Wünſchel rutengänger hielt in Friedrichsfelde bei Berlin eine Priifung ab, an der Wünſchel rutengänger aus allen Teilen Deutſchlands teilnahmen. der Start zur 4000 km Fahrt auf der Opel radrennbahn in Rüſſelsheim. Unten links: Der Luxemburger Fratz, zweimaliger Sieger in Tour de France-Rennen, oben rechis im Kreis: Buſe, einer der ſtärkſten deutſchen Fahrer. Auf der Radrennbahn der Opelwerke in lange Internationale Deutſchland-Rundfahrt, und am 24. Mai wieder in Rüſſelsheim endet. Rüſſelsheim begann au Sonntag die 4000, km die in 16 Etappen durch ganz Deutſchland führt die landwirtſchaftliche Arbeit, der Straßenbahnen und Droſchken ſogar die Totengräber ließen an dieſem Tage die Arbeit ruhen. Die Gäſte der Hotels ſahen ſich auf kalte Küche angewieſen, da nichts gekocht werden durfte. Auch die großen Kaffeehäuſer hatten ihre Betriebe geſchloſſen. Daß die Zei— tungen nicht erſcheinen durſten, iſt ſelbſtwer⸗ ſtändlich, aber man hatte obendrein auch den ge— ſamten Nachrichtendienſt der Preſſe unterbun— den, und nur Telegramme durften beſtellt wer— den. Betrieb von war eingeſtellt. Luftphotographie im Dienſt der Technik Wie man in ſchwierigem Gelände eine Ueber— landleitung legt. In Ontaris, dem Staat, in dem ſich die größ— ten Waſſerkraftanlagen Kanadas befinden, iſt kürzlich ein Wunderwerk der Technik fertiggeiſtellt worden: eine 220000 Volt⸗Ueberlandleitung von den Pangon-Fällen nach der Stadt Toronto. Die Sache bekommt ein beſonderes Intereſſe, weil dort zum erſtenmal bei der Errichtung einer ſolchen Anlage die Luftphotographie ii großem Maß angewendet wurde. Die Leitung mußte auf 22 Meter hohen Maſten, bei einen Abſtand von 320 Meter von einem Maſt zum andern, über ſchwierigſtes Gelände geſührt wer— den. Dabei gingen die Ingenieure ſo vor: Dit lange Strecke von den Waſſerſällen bis zur Stadt wurde zuerſt einmal mit Hilfe der beſter Karten ungefähr feſtgelegt. Nach dieſem Plan wurde das Gebiet überflogen und dabei u oto, graphiſch aufgenommen. Zum Einzelſtudiun würde nach dieſen Aufnahmen eine genau Karte angefertigt und darauf die Standorte den Maſten eingezeichnet. Planung der Leitung Auf dieſe Art konnte die ohne zeitraubende und koſtſpielige Vermeſſungen an Ort und Stelle durchgeführt und die Auſſtellung der Maſten ſehr vereinfacht werden. Wiſſen Sie? Daß die Bevölkerung Italiens 42.87 Millio⸗ nen Menſchen zählt? Italien hat 20000 Fami⸗ lien mit mehr als zehn Kindern. Die Zahl der Geburten überſteigt die der Sterbefälle um 512012. Neapel ſteht mit faſt einer Million Einwohnern an erſter Stelle unter den Städten es Landes, dann folgt Mailand und an dritter Stelle erſt Rom mit 940000 Einwohnern. e Handel und Induſtrie Mannheimer Mai-Viehmarkt. Mannheim, 6. Mai. Zufuhr und Preiſe: 242 Ochſen 38—49, 152 Bullen 30—40, 261 Kühe 14—38, 370 Färſen 38—50; 938 Kälber 48—90, 38 Schafe 34—36, 3386 Schweine 34 45; 120 Wagenpferde 900—1500; 402 Arbeits⸗ pferde 7001800; 125 Schlachtpferde 40160; ſieben Ziegen 12—24 RM. Marktverlauf: Großvieh ruhig, langſam ge— räumt; Kälber mittel, ausverkauft; Schweine mittel, geräumt. Prämiierte Tiere aller Gat— tungen über Notiz, erſtklaſſige Wagen- und Arbeitspferde mittel, Pferde mittlerer Preis— lage geſucht, Schlachtpferde ruhig. Nachforſchungen nach dem flüchtigen Fabrikanten Jonas wtb. Hamburg, 6. Mai. Die im Zuſam⸗ menhang mit der Ermordung des Juſtizober— wachtmeiſters Gläſel von der hamburgiſchen Kriminalpolizei angeſtellten Ermittelungen er— gaben, daß Jonas, der flüchtige Unter— juchungsgefangene, in Malchow von zwei Män⸗ nern mit einem in Hamburg gemieteten Kraft— wagen abgeholt wurde. Von Malchow aus fuh— ren die Flüchtigen nach Bergedorf zurück, we der Kraftwegenführer entlohnt und ein an— deres Auto gemietet wurde, in welchem ſie ſo—⸗ fort die Fahrt in Richtung Hamburg fort⸗ ſetzten. In Schulau wurde der zweite Kraft— wagenführer entlohnt. Die Männer ginger darauf dem Waſſer zu und ſollen eine dor liegende Motoryacht mit Namen„Bubi“ be⸗ ſtiegen haben. Weitere diesbezügliche Nachfor ſchungen ſind im Gange. Man vermutet, daf es ſich be: den Helfern des Fabrikanten un deſſen Schwager, einen gewiſſen Kaſelitz, un! ſeinen Stieſſohn Joerß aus Itzehoe handelt. Gegen Artiſt Urban Todesſtrafe beantragt Der Mordprozeß gegen den Artiſten Urban. enb Berlin, 4. Mai. Die Zeugenvernehmung in der Nachmittagsſitzung brachte keine weſent— liche Ergänzung des Bildes, das der Angeklagte von den Vorgängen gegeben hat. Die Fragen des Verteidigers bewegten ſich vor allem in der Rich— tung, ob nicht die Möglichkeit beſtehe, daß in der Zeit zwiſchen dem tödlichen Schuß auf Schmoller und dem Erſcheinen der Kaſſiererin, die Schmol'“ ler am Boden liegend fand und dann das übrige Perſonal alarmierte, vielleicht ein Unbekannter iu das Büro gekommen ſei und die Gelegenheit benutzt habe, um die 890 RM. die in der Tages— kaſſe vermißt wurden, von dem Schreibtiſch zu nehmen. Verſchiedene Zeugen geben an, daß Ge— ſchäftsführer Schmoller faſt täglich von Freikar— tenbewerbern überlaufen worden ſei, aber dieſe Beſuche ſeien meiſt im Foyer des Theaters abge— fertigt worden. Allerdings ſei die Möglichkeit nicht ausgeſchloſſen, daß ebenſo wie Urban auch ein anderer Beſucher unbemerkt in das Büro von Schmoller gelangt ſei. Auf die Ladung eines Pſychoanalytikers zur N 14382 377 3 Bewertung des Geſtändniſſes von Urban verzich— tete der Verteidiger des Angeklagten. Lokaltermin im Mercedes-Kino. enb Berlin. 5. Mai. Die Richter des Schwur? gerichts 2, der Staatsanwalt, die Verteidiger und der wegen Ermordung des Geſchäftsführers Schmoller angeklagte Artiſt Urban trafen ſich heute auf der Bühne des Mercedes-Palaſtes, um den Mord an Ort und Stelle zu rekouſtru⸗ jeren. Urban führte das Gericht die Treppe hin— auf, die ins Theaterbüro führt. Das Mordzim⸗ mer war genau wie zurzeit der Tat eingerichtet. Schmollers Stelle nahm ein Angeſtellter ein, der die gleiche Größe wie der Ermordete hat. Urban zeigte, wie er nach dem Schließen der Tür nur einen Schritt ins Zimmer gegangen ſei und dann blindlings geſchoſſen habe. Ob Schmoller an dem Schreibtzſch in der hinteren Ecke geſeſſen oder geſtanden habe, wiſſe er nicht. Die gutachtlichen Folgerungen aus dem objektiven Befund zog der Sachverſtändige Ingenieur Schmuderer. Er er— klärte, daß Urbans Angaben aller Wahrſchein— lichkeit nach ſtimmen könnten, da die Richtung des Schußkanals an der Leiche ſowie die Pul— vereinſprengungen auf Wäſche und Körper auf einen Nahſchuß ſchließen laſſen. Auch der Fund der Patronenhülſe im hinterſten Winkel des Zimmers ſpreche dafär, daß Urban nicht weit vom Schreibtiſch entfernt ſtand und auf Schmol“ ler zielte. Der Angeklagte führte das Gericht den langen Weg hinter der Bühne vorbei auf die Straße. Weshalb er dieſen Umweg, auf dem er erkannt wurde, gemacht hat, konnte er nicht an— geben. Die Verhandlung wurde dann unterbro— chen. Sie ſoll um 1 Uhr im Gerichtsſaal ſortge— ſetzt werden. Staatsanwalt beantragt Todesſtrafe. witb Berlin, 5. Mai. In dem Prozeß gegen den Artiſten Karl Urban beantragte Staats⸗ anwaltſchaftsrat Ortmann die Todesſtrafe gegen den Angeklagten wegen Raubmordes. Das Ur⸗ teil wird erſt morgen gefällt.