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Bis 6 Uhr hatten ſich auf der Tribüne die Gegner des Außenminiſters in immer neuen Vorſtößen und Angriffen abgelöſt. Nach einer kurzen Sitzungspauſe kam endlich Briand ſelbſt zu Wort. Er ſei es nicht geweſen, führte er aus, der dieſe Stunde für die Auseinanderſetzung gewählt habe. Was für ihn zur Diskuſſion ſtehe, ſei ein— zig und allein der Verſuch Deutſchlands und Oeſterreichs zur Verwirklichung des Anſchluſſes, der in ganz Frankreich, im Parlament, in der öffentlichen Meinung und bei ihm ſelbſt begreif— liche Erregung und Beunruhigung ausgelöſt habe. Die Frage des Anſchluſſes habe bereits von ihrer Schärje viel verloren. Das Ereignis ſei ernſt und bedauerlich. Gerade er glaube, den deutſchen Staatsmäunern gegenüber ſtets ſo ge— handelt zu haben, daß dieſe ihm Geſten dieſer Art hätten erſparen dürſen. Die Methode, die Deutſchland und Oeſterreich gewählt hätten, habe nicht nur in Franteich allein Bitterkeit hervor— geruſen und dem Mißtrauen gegen Deutſchland neue Nahrung gegeben; ſie ſei ein ſchwerer pſy— chologiſcher Fehler geweſen. Aber gerade in die— ſem Augenblick gelte es, die Nerven nicht zu ver— lieren. Der weiteren Entwicklung ſehe Frant— reich mit Ruhe entgegen, denn zur Schlichtung ſolcher Konflitte, gebe es heute in Genf ein in— ternattonales Tribunal, deſſen Spruch ſich keine Macht leichtfertig entziehen werde. Der Quay d'Orſay habe einen konſtruktiven Plan zur Ueberwindung der wirtſchaftlichen Schwierigkeiten in Europa ausgearbeitet. Er werde in Genf zur Diskuſſion geſtellt werden. Wenn es nicht gelingen ſollte, ſich im Völker— bundsrat auf eine gemeinſame Linie zu einigen, dann ſei der Internationale Schiedsgerichtshof zur Entſcheidung da. Deutſchland und Oeſter— reich vertreten den Standpunkt, daß es ihr gutes Recht ſei, ſich wirtſchaftlich zuſammenzuſchließen. Er, Briand, beſtreite es und es ſpreche ſcherlich nicht zu Gunſten des deutſchen Standpunktes, daß Berlin und Wien, ſtatt mit den intereſſier— ten Ländern darüber in Verhandlungen einzu— treten, verſucht hätten, dieſe vor eine vollendete Tatſache zu ſtellen. Frankreich habe ſich bereits im Jahre 1921 bereit erklärt, Oeſterreich zu Hilſe zu kommen. Frankreich werde dieſe Aktion in wenigen Tagen in Genf wieder aufnehmen und er, Briand, perſönlich könne hoffen, daß der Nachfolger Streſemanns von deſſen europäiſchem Idealismus etwas geerbt und in der Zwiſchen⸗ zeit eingeſehen habe, daß die Politit der Ge— waltſtreiche heute nicht mehr am Platze ſei. Vertrauens tagesordnung der Regierungsparteien für ie „tb Paris, 9. Mai. Die Vertreter der haupt— ſächlichſten Parteien 525 Regierungsmehrheit, darunter auch der Vorſitzende des Zollausſchuſſes Abg. Fougere, einer der Hauptinterpellanten haben ſich auf folgende Tagesordnung geeinigt, die im Laufe der Nachtſitzung angenommen wurde: „Die Kammer beteuert ihre Zuſtimmung zu einer Politik internationaler Verſtündigung und einer weitgehenden layalen Zufammen⸗ arbeit der Völker Europas; ſie verurteilt formell den Plan der deu) ſch⸗öſterreichiſchen Zollunion, der in Widerſpruch zu dieſer Po⸗ litik und zu den Verträgen ſtehen würde. Die Kammer billigt daher die Erklärungen der Regierung und ſpricht ihr das Vertrauen aus und geht zur Tagesordnung über.“ Präſident Briand? Paris, 8. Mai. Von radikalſozialiſti⸗ ſcher Seite iſt eine bedeutſame Initiative er⸗ griffen worden, um die Linke auf die Perſon Briands als Präſidentſchaftskandidaten zu ei⸗ nigen. Die radikalſoziale Kammergruppe hat heute nachmittag mit großer Mehrheit be⸗ ſchloſſen, an die anderen Linksgruppen der [Kammer und an die Linke des Senats mit dem Vorſchlag heranzutreten, einen gemeinſamen Schritt bei Briand zu unternehmen, um ihm die Kandidatur nahezulegen. Wie das Rochwaſſer im Neckartal wütet mehrere Badeanſtalten in Heidelberg zerſtört— Candſtraße bei Hirſchhorn ſtürzt in den Neckar Heidelberg, 8. Mai. Die Auswirkung des Hochwaſſers, das morgens noch ſo harmlos aus— ſah, geſtaltete ſich im Laufe des Tages in man⸗ cherlei Hinſicht kataſtrophal. Der Neckar ſtieg tagsüber immer ſtärker und überſchwemmte nachmittags zahlreiche kleine Gaſſen der Altſtadt. ſoweit ſie nahe am Neckar liegen, und des Stadt⸗ teils Neuenheimn. Das Waſſer drang in die Kel— ler und die Parterrewohnungen, ſodaß viele Häuſer mit Hilfe der Feuerwehr geräumt wer— den mußten. Am Nachmittag war um 3 mon'ſche Bootsverleihanſtalt. Uhr zuerſt die Si⸗ die ſich zwiſchen den beiden Brücken befand, zerſtört und abgetrie— ö ben worden. Bald darauf brach auch die Veran— kerung der Mangeldorf'ſchen Bootsverl leihanſtalt in der Nähe der Stadthalle. Auch dieſe Anſtalt wurde zerſtört. Polizei und Feuerwehr hatten ſchon den ganzen Tag über ihr Hauptaugenmerk auf die Erhaltung der großen Bootz'ſchen Bade— anſtalt gerichtet, die ſeit kurzen wieder in der Nähe der Stadthalle verankert worden war. Um 6,30 Uhr riß ſie ſich unter lautem Splittern und Krachen los. Das auf großen Hohlkörpern ſchwimmende Bad, deſſen Umbau vor zwei Jahren al⸗ lein 80 000 RM geroſtet hatte, drehte ſich im Wirbel des Hochwaſſers herum und ſtieß einige Minuten ſpäter unter dem Rufen und Schreien tauſender von Menſchen, die an den Neckarufern ſtanden, gegen die Friedrichsbrücke. Die Badcanſtalt zerbarſt in viele Teile und wenn auch zahlreiche Stücke abgetrieben wurden, blie— ben doch ſo große Teile mit rieſigen Eiſenſtücken, Trägern, Schwimmern, Holzaufbauten, mit al— len Einrichtungen vor den Pfeilern hängen. Sie bilden bei dem raſenden Hochwaſſer, das auch abends noch nicht abgenommen hatte, ein großes Hindernis und natürlich eine Gefahr für die Brücke. Eine halbe Stunde nach dieſem Unglück Bitler beſchwört erneut riß ſich auch das große ſtädtiſche los, das ſich einige hundert Meter unterhalb der Bootz'ſchen Badeanſtalt beſand. Große Stücke dieſer Badeanſtalt, die nicht unter den Walzen des Wieblinger Stauwehres hindurchkamen, blie— ben dort hängen. Auch ſie bilden natürlich eine Gefahr für das Stauwehr und müſſen wahrſcheinlich ebenfalls durch Sprengungen be— ſeitigt werden. Es beſtand aus einem Damen- und Herren— ſchwimmbad und war eine Stiftung eines Hei— delberger Bürgers. Dieſes Bad beſtand in der Hauptſache aus Eiſenſchwimmern mit Holzauf— lage und einigen hölzernen Aufbauten. Die ab— getriebenen Teile dürften einen Wert von 20000 bis 30 000 Mark haben. Aus dem Neckartal wird berichtet, daß dicht oberhalb von Hirſchhorn die Landſtraße auf eine Strecke von 20 bis 30 Metern in den Neckar geſtürzt iſt. Die Straße iſt daher geſperrt worden. In Hirſch— horn, Neckarſteinach und anderen Orten ſtehen die tieferliegenden Straßen ebenfalls unter Waſ— ſer. Man fährt dort mit Booten in den Stra— ßen. Die Ufer ſind größtenteils auch auf den ſreien Neckarſtraßen überſchwemmt, ſodaß z. B. in der Nähe von Heidelberg die blühenden Obſt— bäume oft noch mit den Zweigen im Waſſer ſtehen. In den Baugruben der beiden Neckar kanal⸗Stufen Hirſchhorn und Rockenau iſt großer Schaden durch Fortſchwemmen der geſamten Einrichtung entſtanden. Den ganzen Tag über ſah man auch Trümmer und Baumſtämme den Neckar hinabtreiben Das diesjährige Hochwaſſer des Neckars iſt weit höher als in den letzten Jahren und iſt nicht weſentlich unter dem kataſtrophalen Hochwaſſer vom Dezember 1919 geblieben. In Hirſchhorn N z. B. ſtand das Waſſer heute abend nur 60 Ztm. unter dem damaligen Pegelſtand. ſeine Freibad Legalität Als Seuge wegen des Ueberfalls im Tanzpalaſt„Eden“— Der Parteichef über die Sti, Rollkommandos od. Notwehrorganiſationen cub. Berlin, 8. Mai. Das Schwurgericht 3 in Moabit hatte heute einen ganz großen Tag. Aus der an und für ſich nicht bedeu— tungsvollen Verhandlung gegen den national— ſozialiſtiſchen Hausdiener Stief, den Kaufmann Berlich, den Maurer Liebſcher und den Me— chaniker Weſemann, die angeklagt ſind, den Ueberfall auf die kommuniſtiſchen Sportleute im Tanzpalaſt Eden verübt zu haben, wobei drei Angehörige der KPD. durch Schüſſe ver— letzt wurden, hat ſich ein großer politiſcher Prozeß entwickelt. Zu der heutigen Verhandlung waren Adolf Hitler und Stennes als Zeugen geladen. Das Gericht hatte für dieſe heutige Verhandlung außergewöhnliche Maßnahmen getroffen. Punkt 9 Uhr erſchien das Gericht im Saal. Bevor die Verhandlung eröffnet wurde, erklärte der Vorſitzende:„Ich mache darauf aufmerkſam, daß ich jede Demonſtration zu unterlaſſen bitte. Beſonders im Zuhörerraum eee eee dürfen keinerlei Kundgebungen veranſtaltet werden. Das Gericht würde ſonſt rückſichtslos eingreifen.“ Dann wurden die Zeugen aufgerufen. In dem Augenblick, als Hitler den Saal betrat, ſprangen die Angeklagten von ihrem Sitz hoch und grüßten unter Heilrufen den Vorſitzenden ihrer Partei mit dem Faſchi⸗ ſtengruß. Hitler dankte, wie ſchon im Reichswehrprozeß in Leipzig lediglich durch Kopfnicken. Der Vor— ſitzende, der in große Erregung geraten war, ſchlug mit der Hand auf den Tiſch und wiederholte erregt ſein Verbot. Dann wurde als erſter Zeuge Adolf Hitler vernommen, der ſich zu den Behauptungen, daß der Sturm 33, dem die Angeklagten an⸗ gehören, ein ſogenanntes Rollkommando ge⸗ weſen ſei, daß die Tat, die hier zur Verhand⸗ lung ſteht, vorher geplant war mit dem Ziel. Fur die ee r nicht übernommen werden Menſchen vorſätzlich zu töten, und daß dieſer Plan ihm vorher zu Ohren gekommen und von ihm gebilligt worden ſei, wie folgt äu— gerte: „Ich halte es für ausgeſchloſſen. daß in Berlin ein Sturm mit ſoſchen Aufgaben be— traut werden könnte oder aus ſich ſelbſt ſolche Aufgaben vornehmen würde. Die SA. in der nationalſozialiſtiſchen Par⸗ tei kennt überhaupt keine Rollkommandos. Die Partei hat die SA. nicht geſchaſſen, um gegen politiſche Gegner mit Gift oder Galle vorzugehen. Die SA. hat vielmehr die große Aufgabe, die Partei gegen Angriffe von links zu ſchützen, ſowie propagandiſtiſch zu wirken durch das Auftreten großer diſziplinierter Maſſen. Die SA. war die Organiſation, die zum er⸗ ſten Mal das Recht der Straßenpropaganda auch für ſich in Anſpruch nahm gegenüber der Anſicht der Linksparteien, daß nur ſie das Recht auf die Straße hätten. Die Bildung eines Rollkommandos bei einer Sturmabteilung oder in der Berliner SA. halte ich für unmöglich. Es iſt auch nicht wahr, daß ich einmal zugegeben habe, daß ſolche Rollkommandos beſtehen. Ich habe die nationalſozialiſtiſche Be⸗ wegung als legal bezeichnet. Ich habe die Weimarer Verfaſſung nicht gemacht und ich billige ſie auch nicht. Aber jeder Ver⸗ ſuch, unter Amgehung der Verfaſſung die Staatsverhältniſſe zu ändern, müßte ſchei⸗ tern. Ich würde es nicht über mich bringen, meine Anhänger als Opfer vor die Maſchi⸗ nengewehre zu bringen bei den Kämpfen, die unbedingt folgen müßten, wenn nicht auf legalem Wege eine Aenderung der gegebenen Staatsverhältniſſe erfolgt. Wir ſtehen auf dem Boden der Geſetze und es iſt uns gelungen, damit eine Milltonen⸗ Organiſation zu ſchaffen. Das, was Hauptmann Stennes nach ſeinem Konflikt mit der Partei organiſierte, waren Trupps von 100—120 Mann, alſo eine gänz⸗ lich belangloſe Angelegenheit für den allge⸗ meinen Schickſalskampf. Unſere Partei hat nahezu eine halbe Million Mitglieder, wäh⸗ rend Stennes es nur zu ein Paar erbärmlichen Rollkommandos gebracht hat, nachdem er von uns gegangen iſt. Der Name Rollkommando ſtammt von der Front. Rollkommandos waren Gruppen von 10—12 Mann, die den Befehl hatten, feindliche Gräben aufzurollen. Das war eine heroiſche Auf— gabe, die man den Rollkommandos geſtellt hat, denn. ſte mußten gegen den viel ſtärkeren Feind vorgehen. Der Name Rollkommando blieb auch nach dem Kriege für kleine und kleinſte Organi⸗ ſationen, aber dieſe Organiſationen in der Par— tei haben nichts zu tun mit der Beſei⸗ tigung von Menſchen. Es iſt ſehr ſchwer, in der Not und im Kampf zu ſagen, wo die Grenze zwiſchen Notwehr und Angriff liegt. We nn dieſe Leute jeden Abend durch ungeheu— ren Terror angegriffen werden, jeden Tag von en„Mördern aufgelauert werden——!(Der Vorſitzende unterbricht: Ich bitte, ſolche Aus⸗ ſagen zu unterlaſſen). Hitler fährt fort: Dann kann man allerdings begreifen, daß es einmal zu ungewöhnlichen Auseinanderſetzungen kommt. Wir haben niemals die Parole ausgegeben: „Schlagt den Gegner tot.“ Das ſtammt nicht von uns. Aber unſere Gegner haben nach dieſer Parole hundertfach gehandelt. Man kann dieſe Menſchen— Hitler deutet dabei auf die Angeklagten— nicht verantwortlich machen, wenn ein Einzelner den Terror mit ſolchen Mitteln beantwortet hätte. Wir haben das abgelehnt. Wir hätten wohl die Kräfte dazu, es zu tun und ſie unſeren Gegnern gegenäber zu ſtellen. Aber das hätte ein ungeheures Unglück in das deutſche Volk gebracht. 5 Nachdem Hitler ſeine Zeugenausſagen in zu— ſammenhängender Rebe gemacht hatte, wird er von dem Vertreter der Nebenklage Dr. Litten, in ein ſcharfes Kreuzverhör genommen. Dabei erklärte Hiller unter anderem:„Es iſt ſelbſtverſtändlich die Aufgabe der SA. Notwehr⸗ handlungen zu begehen. Ich kann natürlich nicht alles wiſſen. Ich bin nicht bis ins letzte orien- tiert. Ich muß mich in dieſer Beziehung auf meine Unterführer verlaſſen können. Aber mei⸗ ner Meinung nach ſind die von mir ergangenen Anordnungen und Befehle befolgt worden.“