7 Lokale Nachrichten Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 3 wegen Vergehen gegen die Straßen- und Verkehrsordnung; 2 wegen Ruheſtörung; 1 wegen Ueberſchreitung der Polizei- ſtunde; 1 wegen Körperverletzung und 3 wegen Diebſtahl und zwar 1 Hühnerdiebſtahl und 2 Fahrrad- diebſtähle. Feſtgenommen. In der ellektriſchen Straßenbahn benahm ſich ein Mann auf der Fahrt nach Weinheim in ſchamloſer Weiſe gegen Frauen und Kinder. Er wurde von der Gendarmerie in Weinheim feſtgenommen und in das Mannheimer Amtsgericht in Unterſuchungshaft abgeliefert. Der Verhaftete iſt ein älterer, verheirateter Reiſender aus Norddeutſchland, zurzeit wohnhaft in Mannheim. »Der große Mutterfilm nochmals heute im Ceſtpa. Heute Montag zur 3. und letzten Aufführung des ergreifenden und rührenden Mutterfilms iſt noch ein großer Beſuch zu erwarten. Zeigt man doch das harte und verzweifelte Leben einer armen Mutter in einem Viertel der Berliner Altſtadt und ihre Erlöſung. Es iſt ein ſtarkes und lehrreiches Filmwerk das alle jungen Leute über 18 Jahren ſich anſehen ſollten. Je ärmer eine Mutter iſt jemehr bedarf ſie der Freude und wer noch eine Mutter hat der ſehe ſich dieſen Film an. Das übrige Programm iſt auch ganz ausgezeichnet, ſodaß ſich ein Beſuch lohnt. Erwerbsloſe 1. Pl. 40% Der rote Wolf oder die Wilderer von Felſeneck. Wie ſchon vorige Woche er— wähnt gelangt am kommenden Sonntag, den 17. Mai 1931 abends 8 Uhr im Kaiſerhof dieſes romantiſche Schauſpiel in 5 Akten von Otto Schneider zur Aufführung. Es verſäume niemand ſich recht- zeitig Karten zu nehmen. Der Eintritt beträgt 50 Pfg. Vorverkauf: Friſeur Georg Lang, Filiale, Michael Froſchauer, Kaiſerhof und bei den Mitgliedern. Prächtiger Maiſonntag. Ein prächtiger herrlicher Sonnentag war uns geſtern beſchieden. Den ganzen Tag über erfreute uns lachender Sonnenſchein, in deſſen warmen Strahlen man ſich gerne erging. Der 2. Maien— ſonntag iſt ſeit ſieben Jahren, auch in Deutſchland dem lieben Mütterchen gewidmet, es ſoll ein Ehren— tag der Mutter ſein der Muttertag. Man ſoll die Mutter ehren, ihr danken, daß ſie uns von Kind auf umſorgt und geflegt hat, danken für all das, was wir ihr ja nie gutmachen können. Die prächtig blühendenden Kinder Floras ſind ja am beſten geeignet, der Mutter unſere Liebe und Ver— ehrung kund zu tun, denn die Liebe und die Freund- ſchaft die ſchenkt Blumen. So wurden geſtern den Müttern Blumen und kleine Geſchenke, Beweiſe der Liebe und des Dankes überbracht. Viele wander— ien auch hinaus zum Friedhof, wo das Mütterlein den ewigen Schlaf ſchlummerte, um das Grab zu ſchmücken, um Zwieſprache mit dem Mutterherzen zu halten. Es iſt eine ſchöne, ſchöne Einrichtung, der Muttertag.— Der Gauliedertag des Weſchnitzgaues fand geſtern in unſeren Mauern ſtatt. Vormittags um 9 Uhr fand im Freiſchütz das Kritikſingen ſtatt, welches Beweis wurde, daß beſonders die Vereine von der Bergſtraße und dem Odenwald ihr Können in den letzten Jahren um 100% verbeſſerten. Die Chorvorträge der hieſigen Geſang⸗Vereine leuchteten doch hervor. Am Nach— mittag um 3 Uhr fand ein kurzer Umzug durch die Rathaus⸗ und Waſſerſtraße ſtatt, der im Feſt⸗ platz in dem Goetheſchulhof endete. Hier fand die Begrüßungsanſprache durch einen Vertreter des Heſſ. Sängerbundes ſtatt, worauf unter der Stab- führung des Gauchormeiſters, Herrn Georg Hook, hier, der Maſſenchor prächtig wiedergegeben wurde. Nun folgte in bunter Abwechslung Muſik⸗ und Liedervorträge die die frohe Sängerſchar zu gemüt⸗ lichen, vom deutſchen Sängergeiſt getragenen Stunden zuſammengeſellten.— Die Bezirks ſternfahrt des Arbeiter Rad- und Kraftfahrevbundes Solidarität Bezirk 1 fand geſtern mit dem Ziel, Feſtplatz am Ochſenbrunnen in Viernheim ſtatt. Am ½12 Uhr geſtern Vormittag durchzog ein ſtattlicher Zug von über 400 Radfahrer mit Muſikkapellen unſeren Ort, die von Wallſtadt kommend, einen Werbezug veranſtalteten, der am Ochſenbrunnen in Viernheim endete. Um 2 Uhr nachm. trafen ca. 70 Motor- radfahrer ein, die ſich in Lützelſachſen trafen und dann nach Viernheim fuhren. So entwickelte ſich ſchon am frühen nachmittag am Ochſenbrunnen ein feſtliches Treiben. 3 Muſikkapellen einzelner Rad— fahrervereine(Schalmeikapellen) ſorgten durch Muſik— ſtücke und der Volkschor durch Liedervorträge für Unterhaltung. Die Turnerinnen- und Turnerriege der Turngenoſſenſchaft führten Turn- u. Freiübungen vor und ſonſtige Spiele für die Jugend brachte bunte Abwechslung in das Programm. Allen Teil- nehmern wird dieſes Feſt noch lange in Erinnerung bleiben.— Auf den Sportplätzen fanden Raſen⸗ ſpiele ſtatt, wo die Sportsfreunde auf ihre Rechnung kamen.— In verſchiedenen Tanzlokalen waren Tanzbeluſtigungen bei welchen die Tanzfreudigen eifrig das Tanzbein ſchwangen. iel Sport u. Spie Waldſportplatz. Am Samstag Abend hatten die Grünen den neugebackenen A-Meiſter S. C. Neckarſtadt zu Gaſt, der 3:0 geſchlagen wurde. Das geſtrige Spiel gegen 08 Lindenhof, Be— zirksliga, endete 1:1 unentſchieden. In der letzten Minute konnte Lindenhof erſt den Ausgleich erzielen. Turner-Bandball. Zum vorletzten Spiele um die Jahnplakette mußte der Turnerbund geſtern gegen Neulußheim antreten und konnte nach 2maliger Verlängerung von je 10 Minuten den Sieg mit 211 für ſich entſcheiden. Hierdurch wird Viernheim im Endſpiel vertreten ſein. T-G⸗Sport. Die 1. Elf der Turngenoſſenſchaft mußte ſich geſtern in Rheinau die bombige Niederlage von 7:1 gefallen laſſen. Um den Aufſtieg zur Bezirksliga! Das 1. Spiel fand geſtern in Sandhauſen gegen 04 Ludwigshafen ſtatt und endigte mit einem glücklichen Sieg von 1:0 für Sandhauſen. Am kommenden Sonntag müſſen die„Grünen“ gegen 04 Ludwigshafen in Ludwigshafen antreten.— Auf dem Verbandstag in Stuttgart wurde das Spiel- ſyſtem geändert und zwar wurde die 10er Liga gegründet, ſodaß nun von den 3 Kreismeiſtern die erſten zwei glatt aufſteigen, während der 3. mit dem Tabellenletzten der Bezirksliga, das iſt Kirch— heim um den Aufſtieg kämpfen muß. Für die fol- genden Jahre ſteigen dann immer 2 Bezirksliga— vereine ab und 2 Kreismeiſter auf. S fS,UAʃ 115 7 SCH EI Steer beg 2 1 Die Nordeinfahrt des Tunnels. Unten links: Karte der Simplon⸗Strecke Vor 25 Jahren, am 14 Mai 1906, verkehrte der eß f Tunnel, der 20 Kilometer lang unter dem Simp lonpaß hindurchführt und die (Schweiz) und Domodoſſola(Italien) verbindet Gerichtszeitung Das hatte er nicht erwartet.— Berufungs⸗ inſtanz erhöht die Strafe für einen kommuniſtiſchen Rowdy. Worms, 8. Mai. Wegen Nötigung, Kör— perverletzung und Bedrohung erhielt vor eini— ger Zeit vor dem Wormſer Einzelrichter der Kommuniſt Georg Zäuner von hier fünf Wo— chen Gefängnis. Der Angeklagte hatte bekannt— lich in den Tagen vor der Reichstagswahl in Gemeinſchaft mit anderen Kommuniſten einem Arbeiter, der Wahlflugblätter für die Zen— trumspartei verteilte, dieſe Flugblätter ent— riſſen und ihn mißhandelt. Am nächſten Tage ſtieß er ſchwerſte Drohungen gegen den Miß— handelten aus, wenn er ſich unterſtünde, die Sache zur Anzeige zu bringen. Zäuner, ein 18 Jahre alter, ſchon öfters wegen Gewalt— tätigkeiten vorbeſtrafter Burſche, legte gegen das damals ergangene Urteil Berufung ein. Die Mainzer Strafkammer als Berufungs— inſtanz erhöhte nun die Strafe auf drei Monate Gefängnis und hob in der Urteilsbegründung hervor, daß bei der letztzeitigen Häufung der politiſchen Terrorakte in Worms nur exemplariſche Beſtrafung ſol— cher Gewalttaten am Platze ſei. Rundfunk⸗Programm Fraukfurt— Kaſſel Südweſtdeulſche Gruppe. Dienstag, den 12. Mai 1931. 5,55 Uhr: Wettermeldung, anſchl.: Morgen⸗ gymnaſtik; 730: Konzert des Kurorcheſters; 11,50 Schallplattenkonzert; 15,20: Hausfrauennachmit— tag; 16,30: Marſchmuſik: 17.00: Wiener Meiſter⸗ erſte Expreßzug durch den Simplon— Orte Brig Schrammeln; 18,15: Die moderne Kulturkirche in Japan; 18.45: öniegründungen der ev. luther. Kirche; 19,15. Geiſtige Grundlagen un— ſerer Wirtſchaft; 19,45: Eine halbe Stunde Jack Hilton; 20.15:„Die Italienerin in Algier“; 22,00: Nachrichtendienſt! 22,15: Der Schrei aus der Tieſe. Süddeutſche Gruppe. Mühlacker. Dienstag, den 12. Mai 1931. 5,55 Uhr: Zeitangabe, Wetterbericht; 10,00: Schallplattenkonzert; 12,20: Schaplattenkonzert; 1330: Wetterbericht, Nachrichtendienſt; Anſchl. bis 14,15: Smetana(Schallplattenkonzert); 15,45 Frauenſtunde; 16,15: Marſchmuſi; 17,00: Wie⸗ ner Meiſterſchrammeln; 18,15: Vortrag; 18,45: Manferd Griſebach: Koloniegründungen der ev. luther. Kirche; 19,15: Geiſtige Grundlagen un— ſerer Wirtſchaft; 19,45: Eine halbe Stunde Jack Hilton; 20.15:„Die Italienerin in Algier“; 22,00: Nachrichten dienſt! 22,15: Der Schrei aus der Tiefe. München. Dienstag, 12. Mai. 12,30 Uhr: Mittagskonzert; 15,05: Hausfrau; 16,25: Klavierkonzert; polniſche Meereszugang; 1720: Veſperkonzert;: 18,30: Bayeriſche Induſtriefragen; 18,45: Hör⸗ bericht; Heimat. 19,05: Winke für Kraftfahrer; 19,30: Eine luſtige weiß-blaue Stunde; 20,15: Konzert des Bayreuther Bundes; 21,45: Aus deutſcher Liebeslyrik; 22,20: Nachrichtendienſt. Stunde der 16,55: Der Bekanntmachung. Betreffend: Impfung gegen Schweinerotlauf. Mit der Vornahme der Impfung gegen Schweinerotlauf wird dieſe Woche begonnen. Anmeldungen find an Herrn Veterinärarzt Seigel dahier zu richten. Viernheim, den 11. Mai 1931. Heſſ. Polizeiamt: Ludwig. Anläßlich des geſtrigen deutſchen Muttertages zeigt man heute Montag nochmals den gewaltigen Mutterfilm, dazu das übrige Rieſenprogramm— 1. Mutter Krauſen's Fahrt ins Glück 2. Oſſi hat die Hoſen an Alle Filmfreunde beſuchen noch heute den Cetipa. Niemand laſſe ſich dieſes Programm entgehen Erwerbsloſe 1. Platz 40 Pfg. Krankenbehandlung durch Hombpopame Biochemie, Natur- und Kräuterhellvpertahren. Der verehrl. Einwohnerschaft von Viernheim zur geflg. Kenntnis, das ich dort regelmäßig Donnerstags Hausbesuche abstatte. Erwünschte Besuche bitte mir mittels Karte rechtzeitig aufzugeben. Maturheilkundiger O. Stark Tel. 44416 Mannheim Tullastr. 14. Ein 2 5 zu verkaufen. Johann Adler 9. Repsgaſſe 10. Für ddas ganze leben eines Menschen ist es von grundlegender Bedeutung, We er im ersten Kindesalter gebettet wird. 7 Möbelhaus Weinheimerstfger 43 KINDERWAGEN und KLAPPWAGEN sind nach dem maßgeblichen Urteil von Millionen Müttern für die gesunde Entwieklung eines Kindes das zweckmäßigste Gefährt. vor dem Ankauf minderwertiger Nachahmungen, die Sie nur enttäuschen. 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Nach einer weiteren Behandlung von 2 Monaten war ich von meinem Leiden befreit und könnte wieder meinem Beruf nachgehen. Ich ſpreche hiermit Herrn Schäfer meinen herzlichen Dank aus und kann allen der⸗ artigen Leidensgenoſſen eine derartige Kur aufs beſte empfehlen. Mannheim, den 18. September 1929. G. N., Lange⸗Rötterſtraße. Nähere Auskunft erteilt: Dir. 900 Schäfer, Mannheim N 3, 3, ichtheil⸗Inſtitut„Electron“. Sprechzeit von 9 bis 20 Uhr abends Sonntags von halb 10 bis 11 Uhr. Wer nent Inseriert, Münden ind renn vertert 1 ns Haus gebra W 1 85 mit 4 f der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. ei 4K 1 t.— 1 wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Gonntags latt„Sterne und Blumen“, halbjähr ich einen Fahrplan ſowie einen Wand- — Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle. u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Eat 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rt a. M.— Schriſtleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nr. 110 Die Lage in Madrid. wib. Madrid, 11. Mai. Die Nacht zum Mon⸗ lag iſt ruhig verlaufen. Die Volksmenge hatte noch in der Nacht einige Auiodafees mit großen Mengen von Exemplaren der Zeitung„ABC“ und„El Debale“ veranſtaltet. Der General— kapitän von Madrib, General Queipo de Llano, einer der Meuterer des Flugplatzes„Zu den vier Winden“, verbrachte einen Teil der Nacht im Innemwminiſterium bei Beſprechungen. Als er das Innenminiſterium ſpät in der Nacht: verließ, bereitete ihm die Volksmenge eine Ova— tion und trug ihn im Triumph auf den Schut⸗ tern. General Queipo de Llano hielt eine An— ſprache und ſuchte die Menge zur Ruhe zu er— mahnen. Heute früh haben die Autodroſchken den Ver— kehr noch nicht wieder aufgenommen. Auch ſind Straßenbahnen nur in beſchränkter Anzahl an⸗ terwegs. Die ſozialiſtiſche Partei und die ozia— liſtiſchen Gewerkſchaften verteilen Aufrufe, in denen zur Ruhe gemahnt wird und ordern zur Weiterarbeit auf. Ein großer Teil der Bauar— beiter iſt jedoch in den Streit getreten. Heute früh verſuchten einige Manifeſtauten, die Je— ſuiten-Kirche in der Straße Gran Via ip Brand zu ſtecken. nachdem ſie vorher einige Behätter mit Benzin ausgegoſſen hatten. Die Polizei konnte jedoch das Vorhaben hindern. Nach an— deren Meldungen iſt die In brandſetzung voll gelungen. Zahlreiche Geſchäkte haben heute ihre eiſernen Läden vor den Schaufen— ſtern nicht geöffnet. Um die Mittagszeit legte der Mob an das Karmeliterkloſter auf der Plaza de Espagna Feuer an. Das Kloſter ſteht in hellen Flammen. Die Volksmenge zog dann nach der Hauptniederlaſſung der Jeſunen, um auch ſie in Brand zu ſetzen. Belagerungszuſtand in Madrid. witb. Madrid, 11. Mai. Die Regierung hat den Belagerungszuſtand verhängt. Die Tumulte in Madrid. witb Paris, 11. Mai. Obwohl eine offizielle ſpaniſche Erklärung die Vorgänge in Madrid als möglichſt harmlos hinzuſtellen ſucht und die Haltung der Bevölkerung lediglich als Proteſt gegen eine Provokation der Monarchiſten be— zeichnet, lauten die aus Madrid eintreffenden Nachrichten außerordentlich ernſt. Die Wut der Bevölkerung namentlich gegen den Beſitz von Ordens-Geſellſchaften hat dahin geffihrt, daß auch das Karmeliter⸗Kloſter und die Jeſu⸗ iten⸗Univerſität für ſchöne Künſte in Brand geſteckt worden ſind. Zwiſchen der Menge und der Polizei kam es aus dieſem Anlaß zu einem heftigen Zuſam⸗ menſtoß, bei dem auf beiden Seiten geſchoſſen wurde. Die Zahl der Verletzten ſteht noch nicht feſt. Die Regierung hat nicht nur über Madrid den Krregszuſtand verhängt, ſondern auch die Verhaftung ſäemtlicher Monarchiſten, die für die geſtrigen Vorfälle verantwortlich gemacht werden, angeordnet. Sämtliche Börſengeſchäfte in ganz Spanien ſind auf Anweiſung der Re— gierung eingeſtellt worden. Madrid gleicht einem Heereslager. Ueberall patrouilliert Polizei und Militär zu Fuß und zu Pferde. Bei der Regierung iſt eine ſechsköpfige Arbeiterabordnung erſchienen, die u. a. die Auflöſung der Gendarmerie verlangt und gegen das Vorgehen des Innenminiſters proteſtiert hat. Verſchiedene Zeitungen haben polizeilichen Schutz erbitten müſſen. Die Regie⸗ rung betont in einem Kommunique, daß ſie ent⸗ ſchloſſen ſei, jede weitere Störung der Ordnung durch rechtsgerichtete Elemente energiſch zu un⸗ terdrücken. Zehn Klöſter in Madrid in Brand geſteckt tb. Paris, 11. Mai Wie Havas berichtet, teilt das ſpaniſche Innenminiſterium mit, daß im Verlaufe der Ausſchreitungen der letzten Tage zehn Klöſter in Madrid in Brand geſteckt wurden. Die Polizei ſei aber Herr der Lage und der Verkehr beginne heute in den ſpäten Nachmittagsſtunden wieder zu funktionieren. Anzeigenpreiſe: Die e eee 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Ra hhmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expebitionen eutſchlanbs u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes U riften bei Anzei erden * 1 5505 ften neigen w 2 8 beril eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen Dienstag, den 12. Mai 1931 Kirchen⸗ und Ulöſterſturm in Madrid Schwere Tumulte— Madrid gleicht einem Heerlager Sehn Klöſter in Brand geſteckt Neue Maßnahmen der ſpaniſchen Regierung. wtb. Paris, 11. Maj. Wie Havas aus Ma drid berichtet. hat die Regierung auf Grund von Vorſtellungen der ſozialiſtiſchen Partei und des Allgemeinen Arbeiterverbandes eine Reihe ſtrenger Maßnahmen beſchloſſen, darunter die ſofortige Wiederverhaftung des Generals Be— renguer und ſeine Aburteilung durch das Oberſte Zivilgericht wegen Fälſchung, ferner Beſtrafung aller derer, die die Straffreiheit des Generals Berenguer begünſtigt haben, Gefangenſetzung ſämtlicher Monarchiſten, die Zwiſchenfälle her— vorriefen. Schließung der monarchiſtiſchen Klubs, deren Liſte veröfſentlicht werden wird, ſofortiger Prozeß gegen diejenigen, die für die unter der Diktatur begangenen Ausſchreitungen wortlich ſind, Armee, verant- Verminderung der Vorrechte der Auflöſung und Beſeitigung des Ober— ſten Kriegs- und Marinerats. Die Zenſur für ſämtliche für das Ausland beſtimmte Preſſetelegramme iſt, wie Havas aus Madrid meldet, wiederhergeſtellt worden. Auch aus der Provinz werden Angriffe ge gen Klöſter gemeldet. 9 In Cordoba und in Se— villa hat die Menge verſucht, mehrere Klöſter in Brand zu ſtecken. Deutſchland und Oeſterreich bleiben feſt Curtius berichtet im Kabinett. wib. Berlin, 11. Mai. In der heutigen Sitzung des Reichskabinetts wurde unter dem Vorſitz des Reichskanzlers und in Anweſenheit des Reichsbankpräſidenten die bevorſtehende Briand nimmt Präſidentſchaftskandidatur an Doumer bleibt wtb. Paris, 11. Mai. Wie Havas be⸗ richtet, hat Außenminiſter Briand dem Drängen ſeiner politiſchen Freunde nach⸗ gegeben und ſich bereiterklärt, für die Prä⸗ ſidentſchaftswahlen zu kandidieren. wib. Paris, 11. Mai. Abgeordneter Thom— ſon hat, wie Havas berichtet, als er ſich heute mit anderen Freunden Briands bei dieſem be— fand, dargelegt, daß es ſich für Briand ohne jede parteipoljtiſche und perſönliche Erwägung darum handele, eine nationalen Akt zu erfül⸗ len. Die Frage der Kandidatur Briands habe ſeit einigen Tagen wegen der Angriffe gegen ihn ein ganz anderes Geſicht bekommen. Die Angriffe gegen jeine Perſon hätten wenig zu beſagen, aber do ſie ſich auch gegen die Politik, die er vertrete, richteten, und dieſe Politik die— jenige Frankreichs ſeit ſechs Jahren und eine Friedenspolitik ſei, handle es ſich heute um dieſe Politik. Die Präſidentſchaftswahl werde Gegenkandidat alſo die Bedeutung haben, daß dieſe Politik 0 die von der Vertretung der Nation gewünſchte ſei. Briand habe geantwortet, daß die von der Delegation ſeiner Kandidatur gegebene Inter— pretierung es ihm nicht geſtatte, ſich dem an ihn ergangenen Ruf zu entziehen, und daß er es infolgedeſſen für ſeine Pflicht erachte, ſei— nen Freunden zur Verfügung zu ſtehen. Senatspräſident Doumer hält ſeine Kandidatur aufrecht. wtb. Paris, 11. Mai. Der Schritt bei Se— natspräſident Doumer, von ſeiner Kandidatur gegen diejenige Briands abzuſtehen, iſt bereits erfolgt. Er wurde von der geſamten Delegation die ſich heute zu Briand begben hatte, unter— nommen. Senatspräſident Doumer hat es ab— gelehnt, auf ſeine Kandidatur zu verzichten, und erklärt, daß er ſie trotz der Kandidatur Briands aufrechterhalte. Dreierabkommen Oeſter reich⸗Ungarn⸗Italien Anfang des Wirtſchaftsaufbaus Europas Wien, 11. Mai. Deutſch-Oeſterreich ſteht im Begriff, ein regionales Wirtſchaftsabkommen mit Ungarn und Italien abzuſchließen. Es handelt ſich um ein Dreie rabkommen. In ſeinen Vertragsverhandlungen mit Un— garn hatte Oeſterreich einen neuen Weg be— treten. Jeder der beiden Staaten ſoll— lt. „N. B. L.“— mit einem nach oben begrenzten Ausfuhrkontingent durch bare Zuſchüſſe eine Exportverbilligung gewinnen, auch wenn ein Exportkredit für die betreffende Lieferung nicht aufgenommen wird. Der Zuſchuß geht auf Ko— ſten des anderen Staates, was durch Verrech— nung in einem Clearing zum Ausdruck kommt. In ſeiner Wirkung bedeutet dieſes Syſtem ſoviel wie beiderſeitige Vorzugszollverhand⸗ lung, doch nehmen die Regierungen an, daß ſich die Präferenz auf dieſe Art dem Anſpruch nächſt⸗ begünſtigter Staaten entzieht. Im Verhält- nis Oeſterreichs mit Ungarn wird der Clea⸗ ringverkehr einen Saldo zu Laſten Oeſterreichs ergeben, weil das ungariſche Kontingent in Geſtalt der öſterreichiſch-ungari⸗ ſchen Handelsbilanz größer iſt als das öſter⸗ reichiſche; dasſelbe wird aber von vornherein nach oben begrenzt. Zu einem Dreierabkom⸗ men wird dieſer Vertrag dadurch, daß einer⸗ ſeits Ungarn mit Italien einen gleichen Ver⸗ trag abſchließt, der zuſammen mit den Oeſter— reichern die Ungarn vorerſt für ein Jahr von der Sorge um ihre Getreideverwertung faſt ganz befreit; andererſeits aber wird auch Oeſterreich mit Italien ein derartiges Kontingentabkommen treffen, das einen Saldo zu Laſten Italiens ergeben wird und zwar in ungefähr der gleichen Höhe, wie er aus dem ungariſchen Vertrag zu Laſten Oeſterreichs ent— ſteht. Auch politiſch iſt der Vorgang von großer Bedeutung. „Gerade rechtzeitig für Genf wird Oeſterreich durch die Tat beweiſen, daß es den beiden deut— ſchen Staaten durchaus ernſt iſt mit ihrer Ab— ſicht, ihre Mitarbeit für die wirtſchaftliche Ra— tionaliſierung Europas mit ihrer Zollunion nicht abzuſchließen, ſondern zu begin⸗ nen. Es ſei— man erinnere ſich bloß der jüngſten, durch tſchechiſchen und franzöſiſchen Druck bewirkten Handelsvertragspolitik Rumä⸗ niens gegen Deutſchland— nicht die Schuld der deutſchen Staaten, daß die Einbeziehung der Zollunion in einen breiteren Rahmen ein⸗ ſeitig in der Richtung des italieniſchen Macht⸗ konzerns einſetzt, aber es mag darin eine natürliche Warnung für Paris und Prag lie⸗ gen, welche Entwicklung ihr bloßer Negativis⸗ mus erzwingen könnte. chtigt.— Fur die Aufnahme eme Gewähr nicht übernommen werden 48. Jahrgang Tagung des Europa-Ausſchuſſes und des Völ— kerbundsrates in Genf beſprochen. Der Reichs— miniſters des Auswärtigen gab eine eingehende Ueberſicht über die zur Verhandlung ſtehenden Fragen, an die ſich eine Erörterung anſchloß. 1 Berlin, 11. Mai. Schon nach der heutigen kurzen Debatte des Reichskabinetts, die an einen Vortrag des Reichsaußenminiſters Dr. Curtius anknüpfte, ſteht abſolut feſt, daß die deutſch— Delegation unter allen Umſtänden an der Zoll union feſthalten wird Auch die Wiener Regierung ſteht ünbedingr nachdem ſich gezeigt hat, daß die Chriſtlichſoziale Partei un— ter Seipel die Zollunionpolitik ebenſo wie die Großdeutſche Partei vertritt. Es trifft aller— dings zu, daß in manchen öſterreichiſchen Indu— ſtriekreiſen Befürchtungen über die Wirkung der Zollunion entſtanden ſind, aber es handelt ſich' dabei eigentlich nur um die ſehr gering ent wickelte chemiſche Induſtrie, einzelne Zweige des ſeſt hinter dem Zolluntonvertrag, Maſchinenbaues und die Kleineiſeninduſtrie, im ganzen genommen alſo um die am wenigſten wichtigen Zweige der öſterreichiſchen Wirtſchaft, deren Bedenken außerdem noch ausgeräumt ſein werden, ſobald durch die fortſchreitenden Ver— handlungen eine Form für die Zuſammenarbeit der einzelnen deutſchen und der entſprechenden öſterreichiſchen Induſtriezweige geſunden iſt. Tagesnachrichten Dr. Goebbels zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. enb. Berlin, 11. Mai. Die Große kammer des Landgerichtes 2 Reichstagsabgeordneten Dr. Goebbels wegen Beleidigung des Polizewizepräſidenten Dr. Weiß, zu zwei Monaten Gefängnis. Die Ver— urteilung erfolgte in fünf Fällen, während in einem Falle auf Freiſprechung erkannt wurde. Straf⸗ verurteilte den Flugzeugunglück bei Paris. Zwei Tote. wtb. Paris, 11. Mai. Ueber dem Flugplatz Villacpublay bei Paris ſtießen heute vormittag zwei Jagdflugzeuge in 150 Meter Höhe zuſam— men und ſtürzten brennend ab. Die Inſaſſen ein Oberſt und ein Unteroffizier ſanden den Tod. Cetzte Radiomeldungen Exploſion in einem kanadiſchen Kohlenbergwerk. Fünf Tote, zehn Verletzte. witb. Ottawa, 12. Mai. In einem Kohlen⸗ bergwerk in River Hebert(Neu-Schottland) creignete ſich eine Exploſion, durch die fünf Perſonen getötet und etwa zehn verletzt wur⸗ den. Erdbeben in Süditalien. witb. Rom, 12. Mai. In dem ſüditalieniſchen Gebiet„das von dem Erdbeben im Juli v. Is. heimgeſucht wurde, ſind Montag und geſtern wiederholt Erdſtöße verſpürt worden. In Aqui⸗ lonia wurde geſtern Vormittag ein ſtarkes Erd⸗ beben regiſtriert, das auch in Avellino verſpürt wurde. In Melfi wiederholten ſich die Beben dreimal. Mehrere Häuſer wurden beſchädigt. Die Bevölkerung wurde in größte Panik ver⸗ ſetzt. Die Kathedrale mußte wegen Einſturzge⸗ fahr geſchloſſen werden. Die Sawjetregierung wird in Genf vertreten ſein. wib. Genf, 12. Mai. Die Sowjetregierung hat dem Generalſekretär des Völkerbundes tele⸗ graphiſch mitgeteilt, daß ihre Delegation am 16. Mai zur Teilnahme an den Wirtſchaftsar⸗ beiten des Europaausſchuſſes in Genf eintreffen wird. Reviſionsgerüchte weltgewiſſen muß weiter geſchärſt werden * Obwohl die deutſche Reichsregierung ſich beſonders wegen der bevorſtehenden Genfer Ta⸗ gung noch in keiner Weiſe darüber entſchieden hat, wann und wie ein Schritt in der Repara⸗ tionsfrage erfolgen kann oder ſoll, mehren ſich die Reviſionsgerüchte. Sie treten in England wie in Amerika auf, erhalten ſich hartnäckig. Man muß ſchon annehmen, daß damit ein ganz beſtimmter Zweck verfolgt wird, nämlich der, das Reichskabinett aus der unbedingt erforderlichen Zurückhaltung einer zu frühen Bekanntgabe ſei⸗ ner Pläne und Abſichten herauszubringen. Man konſtruiert deshalb Kombinationen und Gerüchte und hofft, daß die Reichsregierung dazu Stel⸗ lung nehmen wird. Dieſe Hoffnungen gehen fehl. Es iſt auch nicht ſo, wie die engliſche Arbeiter⸗Zeitung„Daily Herald“ ſchreibt, daß nämlich innerhalb des Reichskabinetts die Auffaſſungen über die Re⸗ parationsfrage geſpalten ſeien. daß im Auswär⸗ tigen Amte und im Reichsfinanzminiſterium ſich ſtarke Widerſprüche zeigen. Die Reichsregierung verfolgt vielmehr auch in der Reparationsfrage ein ſehr klares Ziel, hat einen feſten Kurs, der von dem geſamten Kabinett gutgeheißen wird. Wenn die geſamtpolitiſche Lage ſich ſoweit ge⸗ klärt haben wird, daß die Reichsregierung mit der erforderlichen Ausſicht auf einen Erfolg ihre Schritte in der Aufrollung der Reparations⸗ frage vor den Forum der Weltöffentlichkeit un⸗ ternehmen kann, dann erſt werden wir von den beabſichtigten Plänen des Kabinetts in Kenntnis geſetzt werden können. Vor Abſchluß der Genſer Tagungen und vor dem Beſuch des Kanzlers und des Au⸗ ßenminiſters in Chequers wird die Reichs⸗ regierung keine Aktionen einleiten Das eine gute haben die Erörterungen der Re— parationsfrage in der ausländiſchen Preſſe be— ſtimmt. daß nämlich die Diskuſſion nicht mehr verſtummen wird, daß immer mehr die Erkennt- nis von der Notwendigkeit einer neuen Löſung des Reparationsproblems in der Welt wächſt. So hat der Mitarbeiter des„Sunday Expreß“ Lord Caſtleroſe ſeine Reiſeeindrücke durch Deutſchland geſchildert und erklärt. daß nach ſei“ ner Anſicht das Deutſche Reich in naher Zukunft die Einſtellung der Reparationszahlungen ankün⸗ digen müſſe, weil Induſtrie und Finanz zu ſehr unter den Reparationsleiſtungen litten. Auch auf der internationalen Handelskammertagung in Waſhington ſpielte das Schuldenproblem. noch mehr das Problem der Schuldenreviſion ait die erſte Rolle. Präſident Hoover war der erſte, der zu dieſem Problem Stellung nahm. Allerdings mehr in Verbindung mit der Abrüſt ungs⸗ frage. Er gab in ſeiner Rede unmißverſtänd— lich zu verſtehen, daß man ſich ſolange die Be— mühungen um eine Schuldenherabſetzung erſpa⸗ ren könne, ſolange nicht die europäiſchen Völker ihre unproduktiven Rüſtungsausgaben in weit- gehendem Maße einſchränken und mit dem Wett rüſten aufhörten. Darauf iſt es wohl auch zurückzuführen, daß jetzt von Bemühungen der engliſchen Delegation geſprochen wird, um die Formulierung eines Beſchlußentwurfs fertigzuſtellen. wonach die in⸗ ternationale Handelskammer eine Studienkom— niſſion zur Reviſion des Problems„unwirt⸗ ſchaftliche“ Schulden einſetzen ſoll. Außerdem hat die Internationale Handelskammerkonferenz wie gemeldet, eine Entſchließung über Kriegsſchul⸗ den und Abrüſtung angenommen, weil in beiden Fragen nur dann eine Regelung gefunden wer— den kann, wenn ſie miteinander verbunden be— hanbelt würden. Zuſammentritt des Kriegsverhütungskomitees wtb. Genf, 11. Mai. Heute iſt ein auf Wunſch der letzten Völkerbundsverſammlung eingeſetztes Komitee zuſammengetreten, das die Aufgabe hat, die Frage eines allgemeinen Abkommens„zwecks Verſtärkung der Mittel aur Krieasverhütung“ weiter zu fördern. Der Plan geht auf Vorſchläge der deutſchen Regie⸗ rung aus dem Jahre 1928 zurück. Das heute puſammengetretene Komitee, dem deutſcherſeits Geſandter Göppert, Geheimrat Frohwein und drei militäriſche Sachverſtändige franzöſiſcherſeits Maſſigli und engliſcherſeits Lord Cecil angehören, und deſſen Vorſitz Poli⸗ tis(Griechenland) führt, wird über ſeine Ar⸗ beiten einen Bericht an die nächſte Nölkerbunds⸗ verſammlung einreichen.. Der Vertrag Preußens mit dem evangeliſchen Kirchen Heute vormittag unterzeichnet. enb. Berlin, 11. Mai. Wie wir erfahren, it der Vertrag des Freiſtaates Preußen mit den evangeliſchen Landeskirchen heute vormit⸗ tag 11 Uhr unterzeichnet worden. Das preußi⸗ ſche Sigatsminiſterium hat den Miniſterpräſi⸗ denten, den Finanz- und Kultusminiſter zur „Das Sollprotokoll nur eine wirtſchaftliche Frage“ Die Juriſten des Foreign Office zur Zollunion Paris, 11. Mai. Veber die offizielle Stel⸗ lungnahme Englands zum deutſch⸗öſterreichiſchen Problem ſchreibt der Londoner Berichterſtatter des„Echo de Paris“: Die Juriſten des Foreign Office, die von der Regierung um ihre Anſicht befragt worden ſeien, hätten einen Bericht eingereicht, aus dem ſich ergebe, daß man unmöglich feſtſtellen könne, ob der deutſch⸗öſterreichiſche Plan eine Verletzung des Finanzprotokolls von 1922 darſtelle, das Oeſterreich verpflichte, ſeine wirt⸗ ſchaftliche Unabhängigkeit zu wahren. Eine Entſcheidung hierüber, ſo bemerkten die Juriſten, würde vielmehr den Wirtſchaft⸗ lern zuſtehen. Dieſe jedoch erklärten es für unwahrſcheinlich, daß der Völkerbundsrat das Gutachten des Haager Gerichtshofes noch einholen werde, der nichts Eiligeres zu tun haben würde, als ſich für unzuſtändig zu erklären. Man erwarte zur Löſung der Schwierigkeiten viel eher eine „freundſchaftliche Zuſammenkunft“ von Dr. Curtius und Dr. Schober mit Briand, Hender⸗ ſon und Grandi. Zweifellos werde Deutſchland Bedingungen, und zwar ſcharfe Bedingungen ſtellen, wenn es einwillige, ſeinen Plan etwas zu zügeln, Bedingungen, wie Reviſion des Poungplanes, Streichung eines beträchtlichen Teils der deutſchen Schulden, wichtige Konzeſ⸗ ſionen für die Abrüſtungskonferenz. Prozeß gegen Autobandit Reiners wegen Totſchlags und qualifizierten Raubes vor dem Schwurge⸗ richt zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt enb. Düſſeldorf, 11. Mai. Vor dem hieſigen Schwurgericht begann heute der Prozeß gegen den Autobanditen Walther Reiners wegen Mordes an dem Kriminalbeamten Philipp und wegen qualifizierten Raubes an dem Kaſſenboten der Regierungshauptkaſſe in Düſ— ſeldorf. Am Samstag, den 11. Oktober brachten Reiners und der Chauffeur Koll zu einer Ga— rage in der Ackerſtraße in Düſſeldorf einen Lancia⸗-Wagen zur Reparatur. den ſie am Montag, den 13. Oktober wieder abholen wollten. Da den Angeſtellten der Garage ver— ſchiedene verdächtige Momente aufgefallen wa— ren, wie das ſeltene Vorkommen eines Lan— cia⸗Wagens im Rheinland ſowie eigenartige Einrichtungen bei den Erkennungszeichen, wurde die Polizei benachrichtigt. Zwei zur Garage geſchickte Polizeibeamte ſtellten feſt, daß es ſich um einen in Berlin geſtohlenen Wagen handelte. Als Reiners und Koll in der Garage erſchienen und von dem Polizeiaſſiſten— ten Philipp zur Rede geſtellt wurden, feuerte Koll aus der Manteltaſche heraus einen Schuß ab, der Philipp in den Schenkel traf. Der Be— amte fiel zu Boden, das Geſicht zur Erde ge⸗ dreht, und Reiners jagte ihm noch zwei Schüſſe in den Hinterkopf, durch die er getötet wurde. Zwiſchen dem anderen Beamten und den bei— den Autobanditen entſpann ſich eine Schießerei in deren Verlauf Koll erſchoſſen wurde. Reiners konnte entkommen. Er wurde einen Monat ſpä— ter in Köln verhaftet. Im Laufe der Vor— unterſuchung geſtand Reiners, daß er mit dem erſchoſſenen Koll und den Erwerbsloſen Arne⸗ mann und Flink die Raubüberfälle auf einen Kaſſenboten bei der Reichsbank in Köln und auf die Reichsſparkaſſe in Porz begangen habe. Dieſe Fälle wurden bereits vom Kölner Schöf— ſengericht abgeurteilt. Weiter räumte Rei⸗ ners ein, auch den Ueberfall auf den Hilfs⸗ kaſſenboten Gautier der Regierungshauptkaſſe in Düſſeldorf am 8. Mai 1930 verübt zu haben. Reiners hat ſich alſo heute wegen Mordes und qualifizierten Raubes zu verantworten. We⸗ gen des letzteren Verbrechens ſind ferner noch Arnemann und Flink angeklagt. Staatsanwalt beantragt Todesſtrafe. wtb. Düſſeldorf, 11. Mai. walt beantragte im Prozeß Reiners gegen Reiners wegen Mordes die Todesſtrafe und dauernde Aberkennung der bürgerlichen Ehren— rechte, ſowie Stellung unter Polizeiaufſicht, wegen Mordverſuches acht Jahre Zuchthaus und wegen des qualifizierten Raubes weitere acht Jahre Zuchthaus. Zuſammengerechnet bean⸗ tragt er gegen Reiners 12 Jahre Zuchthaus, gegen Arnemann 10 Jahre Zuchthaus und ge— gen Flink vier Jahre Zuchthaus. Nach langer Beratung verkündete das Ge⸗ richt folgendes Der Staatsan⸗ Arteil: Neiners wird wegen Totſchlages zu lebenslänglichem Zuchthaus, wegen Totſchlagsverſuches und Raubes zu ach Jahren Zuchthaus bei Ab⸗ erkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit verurteilt. Arnemann erhält wegen Naubes 10 Jahre Zuchthaus, Flink wegen des gleichen Deliktes fünf Jahre Zuchthaus. Beiden werden die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren aberkannt. ſchweren Markus Robſon Noman von Max von Weißenthurn. Urheberrecht durch Herold-Verl. Homburg-Saar. Neubearbeitet von E. Geyer. 34. Fortſetzung. „Bis jetzt iſt wohl ſo viel wie gar nichts entdeckt worden?“ hob er nach einer Aeinen Pauſe von neuem an. „Sehr wenig“, verſetzte Lord Keith.„Ba⸗ ron Anatole Bryant weilt im Auslande, ſein älteſter Sohn aber wird morgen bei der Ver⸗ handlung zugegen ſein; man weiß ſo wenig ron dem Leben des Ermordeten, daß es kaum möglich iſt, feſtzuſtellen, ob er einen Feind hatte oder nicht, ob der Tod durch einen Zu⸗ fall herbeigeführt wurde, oder ob ein abſickht⸗ licher Mord vorliegt. Die einzige bedeutende Tatſache, welche ſich nachweiſen läßt, beſteht darin, daß man keine Waffe vorfand, die Kugel aber ganz genau in den Lauf einer Piſtole paßt, welche zu der Waffenſammlung im Schloſſe Darley gehört und eine ausländiſche Arbeit iſt. Dieſe Piſtole wurde unterſucht und es ſtellte ſich heraus, daß dieſelbe gauz kürzlich noch im Gebrauch geweſen ſein muß, denn man ſieht daran Pulverſpuren.“ „Daraus ſollte man ſchließen, daß der Mör⸗ der unter Lady Roſes Dach zu ſuchen wäre?“ „Ja, und dazu kommt noch, daß die Piſtole nicht an ihrem gewöhnlichen Platz auf gefunden wurde, ein Umſtand, der das Geheimnisvolle des Vorganges noch erhöht. Hoffentlich gelingt es der Polizei, das Dunkel zu ergründen.— Doch wo iſt Barbara? Ich möchte ſie ehen und mit ihr ſprechen!“ Der junge Mann hatte ſich ber dieſen Wor⸗ ten erhoben und auch Graf Elsdale ſtand auf. Er war ſehr bleich, als er jetzt auf ihn zu⸗ trat. „Barbara hat Ihnen eine Mitteilung zu machen, Eberhard. Sie hat Ihnen etwas zu ſagen, was auch ich erſt heute erfuhr. Es wird Ihnen großen Schmerz bereiten, wie auch mein armes Kind entſetzlich darunter leidet. Ver⸗ zeihen Sie ihr, wenn ſie einen kurzen Augen⸗ blick daren dachte, Ihnen die Kunde vorzu— enthalten. Wenn ſie nicht ſelbſt den Entſchluß gefaßt hätte, Ihnen davon Mitteilung zu machen, ſo würden Sie nimmer in Erfahrung gebracht haben. Ich brauche Sie wohl nicht darum zu bitten, mit meinem geliebten Kinde gütig und nachſichtig zu ſein!“ „Barbara beſitzt meine ganze Liebe“, er⸗ widerte der junge Graf gepreßten Tones. Sie war ſo ganz anders geworden, als früher. Viel⸗ leicht war ſie jetzt noch reizender, als einſt, aber von einer ſonſt nicht eigenen Zärtlichkeit und Sanftmut, welche in grellem Kontraſt zu ihrem ſonſt herriſchen Weſen ſtand.“ Was konnte Barbara ihm zu ſagen haben, was einen ſolchen Eindruck auf den Grafen von Elsdale auszuüben vermocht hatte? Die Luft dünkte ihn plötzlich mit Geheimniſſen durch⸗ ſchwängert und ſeine Stirn legte ſich in fin⸗ ſtere Falten, um ſich jedoch im nächſten Moment wie unter einem verkläßenden Sonnenſtrahl aufzuhellen, denn die Tür öffnete ſich und in dem Zauber ihrer vollen Schönheit ſtand Barbara auf der Schwelle. 25. Kapitel. Barbar as Bekenntnis. Langſam näherte ſich Barbara, de ühten. Sie trug weißes Kleid, das mit dunklem Pelzwerk ver⸗ nove und Schleswig⸗Holſtein, ſchen Landeskirche in Heſſen⸗Kaſſel, in Naſſau, gonnen hat, handelte. Unterichrift ermächtigt. Der Vertrag beſteht aus 13 Paragraphen und einem Schlußproto⸗ koll. Er lehnt ſich, wie Staatsminiſter Grimme vor Vertretern der Preſſe betonte, verhältnis⸗ mäßig eng an den Vertrag mit de⸗ katholiſch Kirche an. Der Vertrag wurde mit folgenden Kirchen abgeſchloſſen: Dem Kirchenſenat der Evangeli⸗ ſchen Kirchen der Altpreußiſchen Anion, den Evangellich⸗Lutheriſchen Landeskirchen Han⸗ der Evangeli⸗ und Frankfurt a. M., der Evangeliſch⸗refor⸗ mierten Landeskirche Hannover und der Lan⸗ deskirche von Pyrmont und Waldeck. Vermiſchtes Die Urteilsbegründung im Kürten⸗Prozeß dem Gnadenbeauftragten zugeleitet. wtb. Düſſeldorf, 11. Mai. Wie wir erfah⸗ ren, iſt die ſchriftliche Urteilsbegründung im Mordprozeß Peter Kürten dem Gnadenbeauf tragten zur Stellungnahme zugegangen. Die Stellungnahme des Gnadenbeauftragten wird dem preußiſchen Juſtizminiſterium zugeleitet werden, das dann dem preußiſchen Staats⸗ miniſterium ſeine Anſicht über die Frage dar⸗ legen wird, ob das Todesurteil gegen Kürten vollſtreckt werden ſoll, oder ob er begnadigt werden ſoll. Demnach dürfte das Staatsmini⸗ ſterium in der Lage ſein, dieſe Frage in etwa 14 Tagen zu erledigen. Morbanſchlag auf Univerſitätsprofeſſor Dr. Günther. i witb. Jena, 11. Mai. Am Sonnabend ge⸗ gen 23.45 Uhr wurde, wie erſt jetzt bekann! wird, auf den in Jena, Dietrichsweg 23, woh⸗ nenden Univerſitätsprofeſſor, Dr. Hans Günther, den bekannten Raſſenforſcher ein Mordanſchlag verübt. Der Täter, der dem Profeſſor und de ſen Frau auf dem Nachhauſewege unauffällig gefolgt war, gab— vor der etwas abgelegenen Wohnung— drei oder vier Schüſſe ab, von denen einer den Profeſſor am linken Oberarm traf. Die zur Tat benutzte Piſtole— ein ſpani⸗ ſches Fabrikat— wurde von dem Verhrecher in der Nähe des Tatortes weggeworfen; ſie ent⸗ hielt noch drei Patronen. Auf die Ermittelung des Täters iſt eine Belohnung von 1000 Mark ausgeſetzt. Politiſche Bluttat. wib. Limbach, 10. Mai. In der vergange— nen Nacht wurde die Sanitätskolonne vom Ro⸗ ten Kreuz in Taura, die mit Angehörigen in einem Laſtkraftwagen auf dem Heimwege von Häſtenbrand begriffen war, aus einem Graben beſchoſſen. Ein jüngeres Mitglied der Kolonne namens Martin Fleiſcher wurde durch einen Herzſchuß getötet, ein anderes Mitglied durch einen weiteren Schuß ſchwer verletzt. In dem Wagen befanden ſich auch die Eltern des Ge⸗ töteten. Die Chemnitzer Landespolizei nahm mehrere Verhaftungen vor. Bei einer Durch⸗ ſuchung des kommuniſtiſchen Turnerheims wur⸗ den ſieben geladene Revolver beſchlagnahmt. Der Täter konnte noch nicht ermittelt werden. Wie die Polizei vermutet, hat der Täter ge⸗ glaubt, daß es ſich bei den Inſaſſen des Kras! wagens um Teilnehmer an dem Sportfeſt der Nationalſozialiſten, das geſtern in Limbach be⸗ brämt war. Es war ein ſeltſames Gewand, das aber ihrer eigenartigen Schönheit vor⸗ trefflich ſtand. Eberhard ſchloß ſie mit zärtlicher Bewun⸗ derung in ſeine Arme. „Welch ein prächtiges Kleid Du trägſt!“ ſprach er.„Haſt Du es mir zu Ehren ange- legt?“ „Lady Roſe, die meine Ausſteuer in Augenſchein nahm, beſtand darauf, daß ich es wählte und den heutigen Tag über anbehalte“ erwiderte Barbara.„Aber Du ſiehſt müde aus, Eberhard!“ „Ich fühle mich auch ermüdet und Deinet⸗ wegen beſorgt. Verſuche nicht, mir auszuwei⸗ chen. Du haſt in der verfloſſenen Nacht nicht geſchlafen?“ Sie errötete und erblaßte eben ſo raſch bei der Rückerinnerung an den herben Seelen⸗ kampf, welchen ſie in der verfloſſenen Nacht ausgerungen hatte. „Ich ſehe, ich habe richtig geraten. Du biſt erregt“, ſprach er ſanft.„Deine Pulſe gehen fieberhaft und Graf von Elsdale hatte wohl Recht, als er mich bat, nachſichtig mit Dir zu ſein. Auch Graf Cheveley beauftragte mich, Dir ſehr viel Liebes und Schönes zu ſagen. Fürwahr Kind, ich hätte gute Luſt, eiferſüch⸗ tig auf ihn zu werden, wenn ich eben nicht wüßte, daß Du mein biſt, daß ich unbegrenztes Vertrauen in Dich ſetzen darf!“ Wie die Worte ſie ſchmerzten, welches Weh dieſelben in ihrer Bruſt entfachten! Mühſam rang ſie nach Atem. „Du haſt wirklich ein unbegrenztes Ver⸗ 8 in mich?“ fragte ſie, in dem ſie ihre eſtig „Du weißt das, Geliebte!“ „So will ich auch trachten, dieſes Ver⸗ trauen zu rechtfertigen. ſproch ſie ernſt, in⸗ dem ſie ſich bemühte, ihre Gedanken zu ſam⸗ meln und ihm die Geſchichte zu erzählen, welche ſie ſelbſt von den Lippen jenes Man⸗ nes vernommen, der ſo bald darauf an der gleichen Stelle, an welcher er ihr die tragiſche Geſchichte ihrer Mutter mitgeteilt hatte, tot aufgefunden worden war. „Aber ach, nicht in ſeinen Armen konnte ſie ſprechen. Sie machte ſich von ihm frei, doch im ſelben Moment bereits gebrach es ihr an Kraft. Tränen entſtrömten unaufhaltſam ihren Augen und ihr Haupt ſank von neuem a ſeine Schulter nieder. Eberhard ließ ihren Tränen freien Lau er hatte die ſeltſame Aufregung wohl bemerkt, in welcher ſie ſich befand, doch ſchrieb er die⸗ ſelbe ausſchließlich der furchtbaren Erſchütte⸗ rung zu, welche die grauenhafte Kataſtrophe auf Schloß Darley naturgemäß bei allen her⸗ vorgerufen hatte. Die Tränen konnten ihr ſicher nur Erleich⸗ terung gewähren; er ahnte es nicht, daß Bar⸗ bara am Grabe all ihrer irdiſchen Hoffnungen dem Glück und der Liebe ein herzbrechendes Lebewohl ſagte. „Mein armes Lieb!“ flüſterte er endlich, als ihr wilder Schmerz ſich etwas legte. Sie hob die Augen mit einem flehenden Blick zu ihm. a „Verzeihe mir, daß ich Dich betrübe, Eber⸗ hard“, bat ſie,„habe noch einige Augenblicke Geduld mit mir; dann will ich Dir mitteilen, 355 ſich nicht mehr länger hinausſchieben äßt.“ 5 82 Richtig atmen das Schwimmgeheimnis! Von Werner Krauſe. Heute im Zelkalter des Sports, der die Welt regiert, dem jung und ali untertan ſind, muß es wundern, daß beim Baden und Schwimmen immer noch zahlreiche Unfälle vorkommen, die jaſt alle darauf zurückzuführen ſind, daß die Be⸗ troffenen die Elementarbedingungen„Atmen und Schwimmen“ nicht beherrſchen. Dieſe beiden Be⸗ griſſe ſind eigentlich ſo unzertrennlich, daß man nicht verſtehen kann, warum gerade das Atmen ſo ſtark der Vernachläſſigung zugunſten der Arm⸗ und Beinbewegungen anheim fällt. Daß ein Schwimmer, der nicht richtig atmet, auch nicht richtig ſchwimmen kann, iſt doch eigentlich eine Selbſtverſtändlichteit. Und doch wird oft noch im Unterricht die genaue Beachtung der Atemtechnik, ausgeführt in Gleichheit zur Schwimmbewegung, zu wenig berückſichtigt. Lei⸗ der legen auch die Schwimmlehrer immer noch viel zu viel Gewicht auf die genaue Ausführung der Arm⸗ und Beinbewegungen, zum Nachteil des Schülers, der von ſelbſt naturgemäß nicht darauf kommen kann, daß die Atemtechnik genau ſo wichtig iſt. Es iſt verſtändlich, daß den Schwimmſchüler ein„Angſtgefühl“ befällt, weil der Waſſerdruck gegen den Körper enorm ſtark iſt, aber wenn er richtig atmet— und atmen will gelernt ſein—, wird er auch kein„Angſtge⸗ fühl“ mehr kennen. Zum Schwimmenlernen ge— hört vor allem Atmenlernen. Hauptbedingung iſt richtiges Atmen und erſt dann kommen Arm— und Beintechnik zu Wort. Die verſchiedenen Schwimmſtile erfordern etwas von einander abweichende Atemtechnik, d. h. wenn das Atmen auch im großen ganzen das— ſelbe bleibt, ſo ſind die Momente der richtigen Ausführung durch die verſchiedenen Arm- und Beinbewegungen etwas abweichend voneinander. Beim alten Bruſtſchwimmen, welches erfreu— licherweiſe immer mehr vom„Crawl“, dem Schwimmſtil der Zukunft, verdrängt wird, wird beim Nachvornſtrecken der Arme und des Bein⸗ grätſchſtoßes ausgeatmet. Oft wird hierbei der Fehler gemacht, daß zu kurz ausgeatmet wird. Langes, ganz langes Ausatmen, während das Geſicht im Waſſer iſt, iſt Haupterfordernis. Das Ausatmen kann gar nicht lang genug ſein und ſoll ſo kräftig erfolgen, daß man es direkt„hört“. Beim Crawlſchwimmen— wie erwähnt dem Schwimmſtil der Zukunft— wird ebenfalls aus⸗ geatmet, ſolange das Geſicht im Waſſer iſt. Beim Einatmen wird der Kopf jetzt ſeitlich gedreht, und zwar beim ſogen. Armdurchzug, denn in⸗ folge des Armdurchzuges bildet ſich ein kleines Wellental, in welchem der Mund vom Waſſer frei wird und mit weit geöffnetem Munde erfolgt kurzes kräftiges Einatmen. Beim Rückenſchwimmen, ſpeziell faſt immer als ſog.„Rücken⸗Crawl“ ausgeführt, fügt ſich das Atmen beſonders in die Schwimmbewegung ein. Beim nach Hintenſchwingen der Arme wird eingeatmet, zumal ſich der Bruſtkorb von ſelbſt dehnt, alſo druckfrei iſt. Erfolgt jetzt der Arm⸗ durchzug, das Heranziehen des Armes an den Körper, dann wird ausgeatmet. Das Geheimnis jeglicher Schwimmbetätigung iſt und bleibt nun einmal die richtige Atemtech⸗ nit, deren Erlernung faſt wichtiger iſt als Arm⸗ und Beinbewegungen, denn was nützen alle Be⸗ wegungen, wenn man nach kurzer Zeit keine Luſt mehr hat. Man merke ſich alſo: Kurz einatmen, lang, kräftig und ruhig ausatmen. Warum die Kalmücken Ohrringe tragen Alle in der weſtlichen Mongolei lebenden Kalmücken oder Torgoten- wie ſie ſich ſelbſt nen⸗ nen, trugen, mit Ausnahme der heidniſchen Prie— ſter, bis vor kurzem einen ſilbernen Ring im linken Ohr. Dieſer Brauch iſt heute nicht mehr recht lebendig. Aber an fernen und abgelegenen Plätzen findet man doch noch Männer, die der alten Sitte treu ſind. Sven Hedin erzählt in ſeinem neuen Buch über ſeine große Aſienexpedi⸗ tion, das demnächſt unter dem Titel„Rätſel der Gobi“ bei Brockhaus erſcheint, wie dieſe Sitte eutſtanden iſt. Sie geht, wie viele andere Ge⸗ wohnheiten in früherer Zeit, auf einen Fürſten zurück. Dieſer mächtige Herrſcher ſtammte aus dem Zelt(Familie) Dſchingis Khans. Er be⸗ ſaß Pferde, Vieh und Frauen im Ueberfluß, aber einen Sohn hatie er nicht. Das Lager des Khans war an dem großen Fluß Ili aufgeſchlagen, und leden Morgen zogen ſeine Leute aus, um Fiſche zu fangen. Eines Tages ſahen die Angler etwas im Strom treiben. Ein Mongole warf die Schnur aus und fing damit einen kleinen Kua⸗ bech. Der Angelhaken war im Ohr des Kindes haften geblieben. Der Knabe war kräftig und niedlich und geſiel dem Khan wohl. Er beſchloß, ihn in ſeinem Sattel reiten und nach ſeinem Tode ſein Volk regieren zu laſſen. Aber den Angelhaken konnte man nicht wieder herausneh— men. Damit ſein Sohn nicht zum Geſpött der Leute würde, ließ der alte Kahn den Haken ver— ſilbern und befahl, daß von jetzt ab alle Männer im linken Ohr einen ſilbernen Ring tragen ſollten. Transatlantiſche Poſträuber an der Arbeit Die amerikaniſchen Poſtbehörden ſind im Ver— ein mit dem Zitiſchen GeneralPoſtamt zurzeit mit der Unterſuchung zahlreicher Fälle von Poſt⸗ beraubung beſchäftigt, die im Verkehr zwiſchen Großbritannien und den Vereinigten Staaten feſtgeſtellt wurden. Der Umfang der Unterſchla— gungen iſt zwar nicht bekannt, doch nimmt man an, daß es ſich um die ſyſtematiſche Tätigkeit einer Bande geſchickter internationaler Diebe handelt. Schon ſeit geraumer Zeit iſt man auf das Verſchwinden von Brieſen aufmerkſam ge⸗ worden. Es handelt ſich dabei beſonders um Poſtſachen, die an Perſonen in Nordirland ge⸗ richtet wurden. Dieſe Brieſe enthalten erfſah⸗ rungsgemäß Geldbeträge in anſehnlichem Um⸗ fange, die von den Abſendern der Portoerſpar— nis wegen nicht deklariert werden. Man iſt der Anſicht, daß die Beraubungen in der Hauptſache auf amerikaniſcher Seite erſolgen. Eine Statiſtik der Kinotheater Die Zahl ber Kinotheater iſt in ſtetem Steigen begriffen. Am 1. Januar 1931 gab es nach der letzten Statiſtik in der Welt 62 365 Kinotheater. 22 731 zählten allein die Vereinigten Staaten, die alſo auch hier an der Spitze aller Länder marſchieren. In Europa beträgt die Zahl der Kinotheater 28 454 und ſtieg gegenüber 1930 um etwa 1000. Die Zahl der Kinotheater in Latein-Amerika be— trug 1930 3981, heute 4954. Von dieſen 62365 Kkinotheatern auf der Welt ſinds 19984, das iſt alſo ein Drittel,„mode ni— ſiert“, d. h. zur Vorführung von Tonfilmen ein- gerichtet. Doch wird dieſe am 1. Januar 1931 feſtgeſtellte Zahl der Tonfilmkinos bereits in den erſten Monaten überholt worden ſein. Von den 19984 Tonfilmkinotheatern hat Amerika allein 12 806 aufzuweiſen.. VDermiſchtes Grubenunglück in Hamborn. wib Hamborn, 10. Mai. Im unterirdiſchen Betrieb der Zeche„Neumühl“ ereignete ſich in der Nacht zum Sonntag durch Anbohrung eines ſtecken gebliebenen Sprengſchuſſes eine Exploſion durch die drei Bergleute ſchwer verletzt wurden; drei Beraleute erlitten leichtere Verletzungen. ſenden Zuge ſprangen. Viole Oꝛiginalaufnaſime von der Bisenbalinlkalaokꝛopfſie bei Nalꝛo Einer der völlig ausgebrannten Wagen. Das furchtbare Eiſenbahnunglück auf der Strecke Alexandria⸗Kaire in Unterägypten hat im Ganzen 61 Todesopfer gefordert. Der Loko motivführer hatte den Brand des Zuges nicht rechtzeitig bemerkt. ſodaß viele der Paſſagiere ums Leben kamen, als ſie aus dem dahinra— Landungsfahrt des„Graf Zeppelin“ nach Nürnberg. wib Nürnberg, 10. Mai. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“, das heute nachmitiag 2,15 Uhr von Friedrichshafen unter Führung des Kapitäns Flemming mit 41 Paſſagieren zur Fahrt nach Nürnberg aufgeſtiegen war, iſt hier auf dem neuen Flugplatz um 17,20 Uhr glatt gelandet. Nach einem Paſſagierwechſel und nachdem Ober— bürgermeiſter Dr. Luppe Kapitän Flemming im Namen der Stadt Nürnberg begrüßt und ihm ein großes Lebkuchen-Geſchenk überreicht hatte, iſt„Graf Zeppelin“ um 18,15 Uhr zum Rück⸗ flug nach Friedrichshafen geſtartet und um 20,25 dort gelandet. Eiſenbahnunglück. wtb. Saarbrücken, 11. Mai. Auf Bahnhof Völklingen iſt heute Nacht die Maſchine des Schnellzuges 138(Frankfurt— Saarbrücken— Völklingen Boulogne ſur mere bezw. Paris) entgleiſt und umgeſtürzt. Der Lokomotivführer wurde herausgeſchleudert, kam aber mit verhältnismäßig leichten Ver⸗ letzungen davon. Der Heizer, Vater von drei Kindern, aus der Gegend von Metz, geriet zwiſchen Maſchine und 2 Tender und wurde ge⸗ tötet. Einige Reiſende erlitten leichte Ver⸗ letzungen. Die Urſache iſt noch nicht geklärt. Plünderung von Waffengeſchäften in Madrid. a wtb. Madrid, 11. Mai. Im Verlaufe des ge⸗ ſtrigen Tages kam es zu zahlreichen Plünde⸗ rungen von Waffengeſchäften durch Gruppen von Kommuniſten, die mit Waffen ausgerüſtet waren. Es kam zu einer Schießerei zwiſchen Kommuniſten und Gendarmerie. Ein Fußballklub mit Laſtkraftwagen verunglückt. wtb. Orfenburg(Niederbayern), 11. Mai. In der Nacht vom Sonntag geriet in der Nähe des Marktfleckens Orfenburg ein Fußballklub aus Grießenbach, der mit einem Laſtkraft⸗ wagen zu einer Feſtlichkeit nach Orfenburg ge⸗ fahren war, auf der Heimfahrt um Mitternacht in einer Kurve an einen Baum und ſtürzte um. Ein verheirateter Poſtbote wurde dabei getötet, ein Schneidermeiſter erlitt einen ſchweren Schädelbruch. Fünf weitere Inſaſſen wurden mehr oder minder ſchwer verletzt. Handel und Induſtrie Monnheimer Produktenbericht. Mannheim, 11 Mai. Weizen inl. 3050 — 31.50, ausl. 37.25—39, Roggen inl. 21.75 — 22.50, Haſer inl. 21.50—22.50, Futtergerſte üdd. Weizenmehl Spezial Null prompt 44.50, dto. 16. Mai bis Juli 43, dto. September Oktober 40, ſüdd. Weizenauszugs⸗ mehl gleiche Termine 48.50 bezw. 47, bezw. 44, Weizenbrotmeh! 3,50, bezw. 29. bezw. 26, Rog⸗ genmehl 60-prozentige Ausmahlung je nach Fabrikat 30.50-31.50, feine Weizenkleie 13.50 — 14, Biertreber 11—11.25. 22.— 22.75, Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 11. Mai. Zufuhr und Preiſe: 151 Ochſen 37—47. 138 Bullen 30—40, 249 Kühe 14-37, 348 Färſen 36—48, 663 Kälber 46—70. 2 Schafe 32—34, 2960 Schweine 42—48, 8 Ziegen 12—22 Mark. b Marktverlauf: Großvieh ſchleppend. Ueber— ſtand; Kälber und Schweine mittel. geräumt. Der auf Donnerstag, den 14. Mai fällige Kleinviehmarkt wird auf Freitag, den 15. Mai verlegt. Sind die„Eisheiligen“ immer kalt? Von Prof. Dr. R. Hennig. Die Frage, ob die Eisheiligen des Mai wirk⸗ lich immer kaltes Wetter bringen, ſcheint ſo ein⸗ fach, daß der Wetterkundige in der Lage ſein müßte, auf ſie mit einem runden Ja oder Nein zu antworten. Daß die Antwort aber nicht ohne Weiteres gegeben werden kann, liegt an dem Umſtand, daß der Begriff der Eisheiligen ſelbſt keineswegs im einheitlichen Sinne, ſondern viel⸗ mehr in zwei recht verſchiedenen Bedeutungen gebraucht wird. a Verſteht man unter den„Eisheiligen“ die Kalendertage des 11., 12. und 13.(in Süddeutſch⸗ land des 12. 13. und 14.) Mai, deren Namen Mamertus, Pankratius und Servatius gerade wegen ihrer Sonderſtellung im deutſchen Klima bekannt geworden ſind, ſo iſt die Frage, ob dieſe Kalenderdaten uns immer kaltes Wetter bringen, ſchlankweg mit Nein zu beantworten. Sie be⸗ ſcheren uns oft, ſogar auffällig oft, rauhe, un⸗ freundliche Böenwitterung mit Regen, Grau⸗ peln, hier und da Schnee und nachfolgenden Nachtfröſten, Reifbildungen uſw., aber keines⸗ wegs immer und unter allen Umſtänden. In gar nicht wenigen Jahren zeichnen ſich die be⸗ rüchtigten drei Kalendertage ſogar durch wun⸗ derſchönes, warmes Sommerwetter aus; ja, es iſt ſchon vorgekommen, daß ſie ausnehmend große Hitze gebracht haben. Am merkwürdigſten in dieſer Hinſicht war das Jahr 1907, da gerade der mittlere der„kalten“ Tage, der 12. Mai, da⸗ mals der weitaus heißeſte Tag des ganzen Jah⸗ res war, deſſen Sommer höchſt unangenehm kalt und regneriſch war, während gerade die Zeit vom 5. bis 15. Mai ganz ungewöhnlich warm war und Temperaturen brachte, die an vielen Orten Deutſchlands, auch in Berlin, über 31 Grad hinausgingen! Wie iſt dies nun möglich, wenn die drei kal⸗ ten Tage des Mai, wie es doch heißt, ausnahms⸗ los in jedem Jahre erwartet werden müſſen und ſich auch bemerkbar machen? Die Erklärung liegt einfach darin, daß der große und oft verderb— liche Kälterückfall, den wir als„kalte Tage des Mai“ bezeichnen, keineswegs an die Kalender- tage des 11.—13. Mai gebunden iſt, ſondern ebenſo gut vorher wie nachher auftreten kann. Im Durchſchnitt entfällt die Maikälte etwa auf jene Tage, und wohl alle 3 bis 4 Jahre ſind jene Kalenderdaten oder doch ein Teil von ihnen an dem großen Kälterückfall auch wirklich beteiligt. Aber ein Zwang liegt durchaus nicht vor, daß die betreſſenden Daten die Träger der Maikälte bilden müſſen, und man bilde ſich vor allem nicht ein, daß man vor der Gefahr der Maifſröſte unbedingt geſichert ſei, wenn in irgend— einem Jahr bis zum 13. oder 14. Mai kein merk⸗ licher Wetterrückgang ins Winterliche erfolgt iſt. In dieſem Fall kann man vielmehr zuverſichtlich damit rechnen, daß eben erſt zu einem ſpäteren Termin die kalten Tage kommen werden, wie denn auch garnicht ſelten erſt die Tage um den 18., auch um den 25. Mai(Urban) oder noch an⸗ dere ſich als Eisheilige erweiſen. In dem ge⸗ nannten Jahre 1907, das am 12. und 13. Mai ſo ausnehmend große Hitze brachte, ſtanden z. B. die Tage vom 18. bis 20. Mai im Zeichen des ſtarken Temperatur rückgangs. Dieſer bleibt in der Tat niemals völlig aus, wenn ach die Intenſität der Maikalte in den einzelnen Jahren verſchieden iſt. In nicht we⸗ nigen Jahren macht ſich nur eine unangenehm kühle und rauhe Witterung bemerkbar, ohne daß es aber zu Froſt⸗ und Reiſſchäden kommt; in anderen können ſehr ſchwere Schäden auftreten, ſei es durch Nachtfroſt, Reif oder gar Schneefall. So haben in neuerer Zeit vor allem die Jahre 1926 und 1928 ⸗böſe Verheerungen in den„kal⸗ ten Tagen“ auſzweiſen gehabt, 1926 ſchon in den 1 Tagen vom 8. bis 10. Mai, 1928 genau am Ter⸗ min der richtigen Eisheiligen vom 11. bis 13. Mai. Das Charakteriſtiſche der kalten Tage ſind böige, ungefähr nordweſtliche Winde mit kalten Niederſchlagsſchauern und nachfolgender Aufhei— terung, die dann beſonders gefährlich iſt, weil ſich die ohnehin niedrigen Temperaturen in ſtern— klaren Nächten nur allzu leicht bis unter den Gefrierpunkt ſenken. Gekennzeichnet iſt dieſe Wetterlage durch den hohen barometriſchen Druck über dern nördlichen Ozean und tiefen über Mit⸗ tel⸗ oder Nordcuropa. Merkwürdig iſt, daß die Kälte ſaſt immer genau drei Tage anhält; ganz vereinzelt werden es auch einmal vier, aber ſonſt nicht mehr und nicht weniger. Der geſamte Monat Mai kann die kalten Tage bringen. Der früheſte Beginn im letzten halben Jahrhundert war ſchon der 30. April im Jahre 1886, das ſpä— teſte Ende des Kälterückſalls fiel im Jahre 1890 erſt auf den 1. Juni. In den weitaus meiſten Fällen aber ſind es die Tage zwiſchen dem 5. und 20. Mai, in denen die Eisheiligen auftreten. Verſteht man alſo unter Eisheiligen lediglich die Kalenderheiligen Mamertus, Pankratius und Seratius, ſo muß die Frage, ob ſie immer kaltes Wetter beſcheren, mit Nein beantwortet werden. Falls aber damit allgemeiner die kalten Tage des Mai gemeint ſind, ohne Rückſicht auf den Kalendertermin, ſo muß die Antwort Ja lauten, denn ein vollkommenes Fehlen der Mailälte iſt anſcheinend noch niemals zu verzeichnen geweſen. wie man faule Schüler lernbegierig machte Das probate Mittel eines erfinderiſchen Pädagogen. Die meiſten Lehrer Benjamin Conſtants, des nachmaligen Verſaſſers des berühmten Romans „Adolphe“, hatten bereits verzweifelt die Hoff⸗ nung aufgegeben, dem faulen Schüler etwas beizubringen, als der ungelehrige Junge zu ſei— nem Glück endlich an einen Pädagogen geriet, der ſeinen Widerſtand gegen das Lernen zu überwinden wußte.„Er machte mir eines Tages“, ſo erzählt Benjamin Conſtant,„den Vorſchlag, eine Sprache zu erfinden, die nur uns Beiden bekannt ſein und ſpäter eine Weltſprache wer— den ſollte.“ Dieſer Vorſchlag begeiſterte den Knaben nicht wenig und gab ſeiner Phantaſie einen kräftigen Antrieb. Man ging an die Ar— beit und begann damit, ein Alphabet aufzuſtel— len. Es war der Lehrer, der die Buchſtaben des Alphabets niederſchrieb, die der Schüler dann eifrig nachſchrieb. angeregt durch die Ausſicht; eine neue Weltſprache zu erſinden. Nach den Buchſtaben ging man daran, ein Wörterbuch zu— ſammenzuſtellen. Bald war die Sprache, die nur den beiden bekannt war, ausgearbeitet und erfreute Lehrer wie Schüler durch ihre reiche Koloiſtik und ihren prächtigen Schwung. Die Sprache war nichts anderes als— Griechiſch. Nach der Verſicherung Benjamin Conſtants war es ſeinem Lehrer gelungen, ihm ſpielend die Sprache Homers beizubringen, indem er ſeinen Erfindungseiſer anregte und als Lehrmittel benützte. Lokales Pr.⸗Südd. Staatslotterie. Am 18. und 19. Mai findet die Ziehung 2. Klaſſe ſtatt und müſ⸗ en die Loſe gegen Vorzeigen der Loſe 1. Klaſſe ſeſort bei den Staatlichen Lotterie-Einnehmern erneuert werden. Wettervorherſage Vorherſage für Dienstag: kung, dann Auſheiterung, Winde aus öſtlicher Richtung. Witterungsausſichten für Mittwoch: Weiter⸗ hin warm und trocken. Zunächſt Bewöl⸗ wärmer, trocken,