dils⸗Gewerhe⸗ Verein Am Dienstag abend 9 Uhr im Freiſchütz Vortrag der Herrn Dr. Kaiſer⸗Worms über die Erhöhung der Grund u. Sonderſteuer und deren Ermäßi⸗ 5 gungs-Möglichkeiten durch Rekla— malton. Wir laden unſere Mitglieder und In— nungen höfl. ein und erwarten rege Beteiligung. Der Vorſtand. Tabakbauverein 3 (Tabakpflanzer⸗Genoſſenſchaft) Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß ſchwefelſaures Kali und Haruſtoff eingetroffen iſt und wird gebeten, den Dünger als— bald beim Rechner Chriſt. Adler, zur Traube ab— zuholen. Der Vorſtand. * Einen Acker 14—18 ar zu pachten geſucht. Von wem, ſagt der Verlag. Leghorn⸗ Viernheim Rathausstraße 50— Lorscherstr. 8 Kücken billig zu verkaufen Bürſtädterſtr. 36 Kücken Weiße amerik. Leghorn 5 Tage alt à 50 Pfg. (auch mit Glucke) Gebe auch 3—6 Wochen alte Kücken ab. Weinneimerstrage 67 Können. . Ternentinersatz deren Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme an unserem, so schweren Verluste, sagen wir auf diesem Wege aufrichtigen Dank. Besonderen Dank der Hochw. Geistlichkeit für den trostrei- chen Beistand, den ehrw Barmherzigen Schwestern für ihre liebevolle Hilfeleistung, dem Viernheimer Brauhaus für den ehrenden Nachruf, seinen Mit- arbeitern für die Kranzniederlegung. Ferner sei herzlichst gedankt dem Männergesangverein für den erhebenden Grabgesang und Kranzniederle- gung, dem kath. Arbeiterverein für seine zahl- Innigen Dank auch für die vielen Kranz- und Blumenspenden, den Stiftern von Seelenmessen, sowie allen denjenigen, die dem lieben Verstorbenen das Geleite zur letzten reiche Beteiligung. Ruhe gaben. Viernheim, den 18. Mai 1931 Ilm Namen der tieftrauernd Hinterbliebenen: Frau Jakob Müller WW. und Minder. odenbelze Bodenwarns f Lodeniac ner Besen allein tut's nicht Manche andere Dinge sind nötig, damit sie uren Hausputz ründlleh, aber ohne Müne eriedgen Bel Schreiber nden Sie alles zu billigsten Preisen. Rein amerik. 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Der Dieb konnte bald nach Ausübung des Diebſtahls feſtge— ſtellt und ihm das Rad wieder abgenommen werden. S Das Einanzamt gibt bekannt: Der Reichsminiſter der Finanzen hat die land— wirtſchaftliche Einheitsfteuer bereits für das Rech— nungsjahr 1931 in Kraft geſetzt. Infolgedeſſen ſind Pflichtige, die zuletzt mit Reineinkünften aus landwirtſchaftlichem, forſtwirtſchaftlichem und gärt— neriſchem Vermögen von nicht mehr als 6000 Mk. veranlagt worden ſind und die Einkünfte anderer Art nicht oder im Betrage von weniger als 1000 Mk. bezogen haben, von den Einkommenſteuer-Voraus⸗ zahlungen erſtmals am 15. Mai 1931 befreit. Steuerpflichtigen, bei denen die Landwirtſchaftlichen Reineinkünfte mehr als 6000 Mk., oder bei denen die Einkünfte anderer Art 1000 Mk. oder mehr betragen haben, wird der auf die erſten 6000 Mk. des landwirtſchaftlichen Einkommens entfallende Teil— betrag der Vorauszahlungen nach näherer Mittelung des Finanzamts geſtundet. Pflichtige, denen eine Mitteilung bis zum 8. Juni 1931 nicht zugegangen iſt, haben die Vorauszahlungen in der bisherigen Höhe ſpäteſtens bis zum 15. Juni 1931 zu leiſten. * Im Silberkranze. Morgen Dienstag, den 19. Mai 1931, feiern die Eheleute Herr Franz Fro ſchauer 3. und Margaxetha geb. Lammer, Mannheimerſtraße 14, das Feſt der filbernen Hochzeit. Wir gratulieren! Glückauf zur Goldenen! * Grüße aus Amerika. Der deutſche Männerchor in Buffalo(Amerika), hat unterm 3. Mai ds. Is. an den Vorſtand des Vlernheimer Volkschors nachfolgende Zeilen gerichtet: Die beſten Glückwünſche zum guten Gelingen Ihres Dirigenten- und Vereinsjubiläums entbietet Ihnen mit deutſchem Gruß: Deutſcher Männerchor, Buffalo. Frank Müller, Sekretär. Vorſitzender dieſes Vereins iſt ein Sohn unſerer Gemeinde, der im Auguſt vorigen Jahres nach Amerika ausgewanderte Georg Herbert. In einem von Treue zeugenden Schreiben hat Herbert dem Dirigenten und dem Vorſtand des Volkschors die beſten Wünſche zum guten Gelingen ihrer Jubiläen übermittelt. —„Der rote Wolf“ oder„Die Wil⸗ derer von Folſeneck“. Dieſes wundervolle, romantiſche Schauſpiel in 5 Akten von Otto Schnei⸗ der wurde geſtern von der Operetten- und Theater⸗ geſellſchaft im Kaiſerhof aufgeführt. Akt um Alt, Szene um Szene ſteigerte ſich die Spannung dieſes ſchönen Romans. Gefeſſelte Augen richteten ſich auf das Bühnenbild. Das Publikum war dem Bann verfallen. Was die Spieler betrifft, haben ſie ſich in das Stück hineingelebt. Die Rollen lagen alle in Händen bewährter Spieler. Jeder gab ſein Letztes her. Bühnenaufmachung und Aus- tattung war ausgezeichnet. Was die Koſtümierung betrifft, war ſehr gut und hat richtig zu dieſem Stück gepaßt. Teils waren ſie von der Theater- garderobe⸗Verleihanſtalt, Heß, Worms a/ Rhein. Wir können dieſer Firma die größte Anerkennung ausſprechen für die wundervolle Garderobe. Der Saal war gut beſetzt und das Publikum konnte mit dem frohen Bewußtſein nach Hauſe gehen, einen wundervollen Abend erlebt zu haben.— Wie wir geſtern ſchon erfahren haben, ſoll das Stück noch einmal aufgeführt werden, was wir nur begrüßen können, damit es diejenigen, die es noch nicht ge— ſehen haben, ſehen können. Wir gratulieren der Operetten und Theatergeſellſchaft zu ihrem ſchönen Erfolge. Wann es wieder aufgeführt wird, wird es in den Tageszeitungen bekannt gegeben. „ Akkordion⸗Kapelle im Faftladen Das angeſagte Großkonzert der Akkordion-Kapelle im„Grünen Laub“, konnte nicht abgehalten werden, da der Laſtkraftwagen auf dem Wege in Reiſen im Odenwald einen Motordefekt bekam und die Be— förderung, da keine Bahnverbindung mehr möglich war, unmöglich geworden iſt. Das Konzert wird nach Pfingſten ſtattfinden. Näheres wird noch be— kannt gegeben. Um den Aufſtieg. Endlich, endlich ſcheint es klappen zu wollen, daß die„Grünen“ ſich den Aufſtieg zur höchſten deutſchen Fußballklaſſe erkämpfen. Mit 2:0 wurden dem Vorderpfalzkreis- meiſter anf eigenem Platze die Punkte abgeknöpft. Hierdurch iſt für Viernheim viel gewonnen, aller— dings dürfen die kommenden Spiele nicht leicht ge— nommen werden. Hoffen und wünſchen wir, daß es in dieſem Jahre klappt. Am Sonntag kommt Sandhauſen auf den Waldſportplatz. Auch hier dürfte den Grünen Sieg und Punkte winken. * DꝗK.-Sport. Am geſtrigen Sonntag kämpften die„Blauweißen“ gegen den A-Meiſter Leutershauſen und ſiegten in überlegenem Spiele 51. * Schukſport des Reichsbanners. Handball. Die 1. Handballmannſchaft ſpielte gegen Weinheim und mußte ſich in ſchönem Spiele 813 geſchlagen geben. Vom Sonntag. Der geſtrige Sonntag hat ſich durch unſchönes Wetter ausgezeichnet. Am Vormittag ging das Wetter an. Jedoch am Nachmittag war es windig Hund ſpäter regnete es, wodurch es recht kühl wurde. — Mehrere Hundert von Sport-Anhänger waren nach Ludwigshafen gefahren, um die„Grünen“ kämpfen und ſiegen zu ſehen.— Im Saftladen zum Grünen Laub fand Tanzbeluſtigung ſtatt, wozu ſich recht viele Tanzfreunde eingefunden hatten.— Der Turnerbund hielt im Freiſchütz ſeinen 3. Turnerinnen⸗Abend ab. Das Programm wurde von den Turnerinnen und der Fechtabteikung beſtritten und bot in ſeiner bunten Abwechslung reichliche Unterhaltung. Die zahlreich erſchienenen r 2 1 .. .„ 1 Beſucher kamen voll und ganz auf ihre Rechnung und erlebten bei den Jüngern Jahns unterhaltſame Stunden.— Die Operetten- und Theatergeſellſchaft führte im„Kaiſerhof“ das wundervolle romautiſche Schauſpiel„Der rote Wolf“ auf. Das Stück, das von Wilderern handelt, zeigt uns urmüchſiges Volkstum und hat einen packenden Inhalt, ſodaß jeder Beſucher gefeſſelt war. Die Darſteller gaben ihr Beſtes, ſodaß die Beſucher einen genußreichen Abend verbrachten. Heſſen in der Statiſtik Darmſtadt, 16. Mai. Die Fleiſchbeſchau wurde im Jahre 1930(die Zahlen in Klammern ſind diejenigen von 1929) an 1916(2109) Pferden und anderen Einhufern., 8879(9414) Ochſen. 1614 (1903) Bullen, 43521(51280) Kühen, 44611(49880) Jungrindern, 98625(112477) Rindvieh über drei Monate, 75129(85381) Kälbern, 382576(390205) Schweinen, 7536(8150) Schafen, 13696(16457) Ziegen vorgenommen. In den heſſiſchen Krematorien wurden 1930 (1929) eingeäſchert: 1009(1014) Perſonen, und zwar: in Darmſtadt nämlich 65, weiblich 53. Offenbach: 209 männlich, 137 weiblich. Gießen: 64 männlich, 37 weiblich. Friedberg: 39 männ⸗ lich, 25 weiblich. Mainz: 225 männlich, 150 weiblich. Die Kriminalſtatiſtik weiſt 1929 gegen insge— ſamt 10813 Perſonen Klagen wegen Vergehen oder Verbrechen gegen Reichsgeſetze auf. Ins⸗ geſamt wurden 9423 Perſonen verurteilt. Von dieſen waren 1212 Perſonen weiblichen Ge⸗ ſchlechts, 426 Perſonen im Alter von 14 bis 18 Jahren und 3688 Perſonen mit Vorſtrafen. Ver⸗ urteilt wurden u. a. wegen Diebſtahl 1167, ſchwe⸗ ren Diebſtahls 213, Totſchlags 7, Raub und räuberiſcher Erpreſſung 10. Brandſtiftung 6, Verbrechen und Vergehen im Amt 35. wegen Vergehens gegen das Kraftfahrzeuggeſetz 482 Perſonen. Der Zu- und Abgang in den heſſiſchen Straf— und Gefangenenanſtalten war im Jahre 1929 ziemlich gleichbleibend. Es wurden während des Jahres eingeliefert: 2126 Unterſuchungsgefange— ne, Strafgefangene mit Zuchthausſtraſen 69, mit Gefängnis 2770, mit einfacher Haft 2790, mit verſchärfter Haft 622 und 29 Zivilgefangene. Weinzeitung Die Trierer Weinverſteigerungen im ö Rundfunk. Trier 16. Mai. Durch Hörbericht im Frank⸗ furter Rundfunk wird am nächſten Mittwoch von 1.25—1.55 Uhr mittags ein Ausſchnitt aus den großen Trierer Weinverſteigerungen gege⸗ ben. Mehr— Mehr Anzeigen Kunden QAus Nah und Fern Darmſtadt. 16. Mai.(Fernſprechſchnellverkehr Darmſtadt Heidelberg.) Am 18. Mai wird nun auch der Fernſprechſchnellverkehr zwiſchen Darm— ſtadt und Heidelberg aufgenommen. Darmſtadt, 16. Mai.(Landesſchiedsgericht für gemeindliche Beſoldungsangelegenheiten.) Auf Grund des Geſetzes, die Rechtsverhältniſſe der Gemeindebeamten betreffend, ſind durch Entſchließung des Miniſters des Innern er⸗ nannt worden: 1. zum Vorſitzenden des Landes⸗ ſchiedsgerichts für gemeindliche Beſoldungsan— gelegenheiten der Präſident des Verwaltungsge⸗ richtshoſes Spamer in Darmſtadt, 2. zu ſeinem Stellvertreter Miniſterialrat Diehl im Miniſte⸗ rium des Jennern, 3. zu Beiſitzern des Landes⸗ ſchiedsgerichts: Kreisdtrektor Dr. Jann in Schot— ten. Regierungsrat Dr. Probſt in Darmſtadt, Bürgermeiſter Dr. Völſing in Alsfeld. Stadt⸗ amtmann Goſenheimer in Darmſtadt, 4. zu ſtell⸗ vertretenden Beiſitzern: Regierungsrat Dr. Wolf in Groß⸗Gerau. Regierungsrat Dr. Rindfuß in Erbach, Bürgermeiſter Dr. Kraus in Mainz, Gemeindebaumeiſter Rockenfeld in Lampertheim. Vum Höcherberg, 16. Mai.(Vom Starkſtroen getötet.) Der von Hochwiesmähle ſtammende Gipſergeſelle Arthur Steimer kam bei ſeiner Arbeit in Münchwies der Starkſtromleitung zu nahe und verletzte ſich ſo ſchwer, daß er nach 2 Stunden ſtarb. Der junge Mann war 18 Jahre alt und ſtand bei der Firma A. Schuchter in Oberberbach in Arbeit Ein Sabelen mal fal den Begziindet des Rolen Nieuxes Das Denkmal für Henri Dunant in Zürich. Für den Begründer des Internationalen Ro⸗ ten Kreuzes, Henri Dumant, wurde auf deſſen Grab in Zürich ein Denkmal errichtet, deſſen Ent⸗ wurf von dem Bildhauer Hisler⸗Zillikon ſtammt. (lernheimer Tageblatt— Biernheimer Nachrichten) gebra Er 9 1 1 5 mit Ausnahme ber Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1 ei ins Haus t.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte onntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Anzeiger ziernheimer Zeitung anb⸗ — Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle. u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim . N.— 80h 2255 1 Ar. 115 Sollunion Gerichtsho wib Genf, 18. Mai. In der heutigen Sitzung des Völkerbundsrates ſchlug der engliſche Au— ßenminiſter Henderſon folgende Entſchließung hinſichtlich des deutſch-öſterreichiſchen Abkommens vor: „Der Völkerbundsrat bittet den Ständigen Internationalen Gerichtshof gemäß Art. 14 des Paktes über folgende Fragen ſein Gut— achten zu erſtatten: Würde ein zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich auf der Grund— lage und in den Grenzen der in dem Proto— koll vom 19. März 1931 vorgeſehenen Grund— ſätzen abgeſchloſſenen Vertrag mit Art. 68 des Vertrages von St. Germain und mit dem am 4. Oktober 1922 unterzeichneten Protokoll Nr. 1 vereinbar ſein?“ Der Rat bittet den Gerichtshof, den vor— liegenden Antrag als dringlich zu behan— deln. Der Generalſekretär wird ermächtigt, dieſen Antrag dem Gerichtshof zu unterbrei— ten, die notwendige Hilfe zur Prüfung der Frage zu gewähren und gegebenenfalls Vor— kehrungen zu treffen, um vor dem Gerichts— hof vertreten zu ſein. Im Anſchluß an die Verleſung dieſes Ent— ſchließungsentwurfes ſprach Henderſon die Er— wartung aus. daß der öſterreichiſche Vertreter damit einverſtanden ſein werde, daß bis zur Ent⸗ ſcheidung des Rates über das Gutachten des Ge— richtshofes die Verhandlungen über die Zoll— union einen Fortgang nehmen. Im Anſchluß an die Ausführungen Hender— ſons ergriff der öſterreichiſche Vizekanzler Schober das Wort zu einer längeren und in engliſcher Sprache vorgetragenen Rede. Dr. Schober führte u. a. aus:„Ich lönnte einfach erklären, daß ich dem Antrage des Herrn Henderſon zuſtimme. Da aber Oeſterreich der Verletzung des 1. Genfer Protokolls beſchuldigt und ſie auch im franzö— ſiſchen Memorandum geſtanden hat, muß Ceſter— reich ſeinen Rechtsſtandpunkt darlegen. Es ſei unmöglich zu behaupten, daß durch die Zollunion Oeſterreich ſich ſeiner Un⸗ abhängigkeit begebe. Wenn ſchon aufgrund des Genfer Prorokolls ge— gen den geplanten Vertrag keine Einwendungen erhoben werden könnten, dann ſei es gewiß nicht zuläſſig, Schobers Beſprechungen mit Dr. Curtius als eine Verletzung des Genfer Protokolls zu be— zeichnen. Das Genfer Protokoll verpflichtet nicht nur Oeſterreich zur Bewahrung ſeiner Unabhän⸗ gigkeit, ſondern auch die Mächte zu deren Reſ— pektierung. Schober erklärte ſich im übrigen vor⸗ behaltlos mit dem engliſchen Vorſchlag einver— ſtanden. Danach ſprach der franzöſiſche Außenminiſter Briand. Er erklärte, daß Frankreich trotz aller Erklä— rungen und Zuſicherungen die Zollunion meiter— hin mit Beunruhigung betrachte. Er ſei mit Henderſon darin einverſtanden, daß es ſich um eine weſentlich juriſtiſche Frage handelt, er halte aber daran feſt, daß ſie auch anbere Probleme auſwerfe, die der Rat im gege— benen Augenblick zu prüfen haben werde. Wenn der Rat ſich zur Entſcheidung der Rechtsfrage nicht für zuſtändig halte, ſo ſei die franzöſiſche Regierung damit einverſtanden. daß ein Gutach⸗ ten des Haager Gerichts eingeholt werde. Der italieniſche Außenminiſter Grandi, erlkärte u. a.: Die Vertreter Deutſchlands und Oeſterreichs hätten verſichert, daß die vorgeſehene deutſch⸗öſterreichiſche Zollunion rein wirtſchaft⸗ liche Ziele verfolge unter Ausſchuß jedes politi— ſchen Zieles. Die italieniſche Regierung nehme von dieſen Zuſicherungen mit Befriedigung Kennt⸗ nis. Aber die Entwicklung einer Situation gehe oft äber die Abſichten derer, die ſie geſchaffen haben, hinaus. Der Wiederaufbau Europas könne nur burch gemeinſame Arbeit und im Geiſte der internationalen Solidarität vollzogen werden. Reichsminiſter Dr. Curtius entnahm darauf in eindrucksvollen, längeren Ausführungen zu den verſchiedenen von ſeinen Vorrednern aufgeworfenen Fragen Stellung. Er betonte. daß die Auslegung der hier in Frage kounmenden vertraglichen Bedingungen in erſter er, Biern— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt 1. Verlag: 990.5 Markte, Veſchuftsßtele Nathausſtr. 8 reiſe: Die einſpaltige Petit bei Wi (Sternheimer Bürger-⸗Ztg.— Bieruh. Volksblatt) e koſtet 25 Pfg., bie Reklamezeile 60 Pfg., erholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ Ceſchlſtspe r, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer e u. von ſämtlichen Aunoneen ⸗ Expeditionen tſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſtſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Tree ger e Ker E Er eff rr. r ai 1931 .. 7, M 5 kommt vor den Haager Auf Antrag Henderſons.— Curtius iſt einverſtanden. iegt aber nochmals energiſchen Proteſt gegen Anrufung des Völkerbundes und Behandlung nach politiſchen Geſichtspundten ein.— Linie Sache der öſterreichiſchen Regierung ſei, aber auch die deutſche Regierung habe bei ihren Verhandlungen darauf Wert gelegt, daß der Ver⸗ trag nicht im Gegenſatz zu geltenden Verträgen ſtehe. Die deutſche Regierung habe ſich aufgrund einer gewiſſenhaften Prüfung der Rechtslage da— von überzeugt, daß die mit der öſterreichiſchen Regierung vereinbarten Richtlinien ſich völlig im Rahmen der beſtebenden Verträge halten. Die Auffaſſung der deutſchen Regierung geht nicht dahin, daß Zollunionen ein Allheilmittel ſeien, aber ſie glaube, daß beide Methoden angebracht ſeien. der Aufbau von unten durch regionale Verträge und die Zuſammenfaſſung nach zen— tralen Geſichtspunkten. Dr. Curtius wies ſchließlich mit Entſchie⸗ denheit den Verſuch zurück, neben der Rechtsfrage auch politiſche Fragen in die Debatte zu werfen. Es erſcheint mir nötig, ſo erklärte er, eines mit aller Klarheit zu betonen: Wir ſind damit einverſtanden, daß der Haager Gerichtshof die Rechtsfrage klürt. Es iſt aber nicht zuläſſig, dagegen den Völkerbund anzurufen und den Ver⸗ trag hier unter dem Geſichtspunkt einer Die Stimme Rußlands: Störung des europäiſchen Einvernehmens oder gar des europäiſchen Friedens zur Debatte zu ſtellen. Wohin ſollten wir hier im Völkerbund kommen, wenn wirtſchaft⸗ liche Verträge auch wenn ihre rechtliche Zuläſſigkeit feſtgeſtellt iſt, hier daraufhin unterſucht würden, ob ſie einzelnen Müch ten erwünſcht oder vorteilhaft erſcheinen oder nicht. Hat man das in anderen Fällete getan, wo ähnliche Pläne gefaßt worden ſind? Die Beſon— derheit des deutſch⸗öſterreichiſchen Falles liegt nur in den geltenden vertraglichen Beſtimmun— gen. Iſt dieſe Frage geklärt, ſo würde eine dar— über hinausſchreitende Befaſſung des Völkerbun— des mit der Angelegenheit nichts anderes bedeuten als unſere beiden Staaten als Staaten minderen kechts zu behandeln. Die deutſche Regierung und die öſterreichiſche haben übereinſtimmend erklärt, daß ſie mit dieſem Plan keinerlei politiſche Abſicht verfolgen. Wir können verlangen, daf man dieſer Erklärung Glauben ſchenkt. Wir können das umſomehr, als wir, wie ich ſchon Citwinow wendet ſich gegen Briand Für Unionen hiſtoriſch und wirtſchaftlich zuſammen gehörender Staaten witb. Genf, 18. Mai. Im Europa- Ausſchuß wurde heute nachmittag die all⸗ gemeine Ausſprache über die Wirtſchaftskriſe durch eine einſtündige Rede des Volkskommiſ⸗ ſars Litwin ow fortgeſetzt. Litwinow er- klärte, die Sowjetunion nehme an den Arbei— ten dieſes Ausſchuſſes teil, obwohl ſie gegen— wärtig einen ungeahnten Aufſchwung ihrer eigenen Wirtſchaft erlebe. Dieſer Aufſchwung bedeute aber nicht, daß die Sowjetunion von der in Europa herrſchenden Kriſe keine Notiz zu nehmen brauche oder von ihr nicht berührt werde. Sie ſei an der europäiſchen Wirtſchafts— kriſe vor allem intereſſiert wegen der Pläne, die unter der Vorwand der Kriſe immer wie— der gegen die Sowjetunion auftauchen. Es wäre in erſter Linie Aufgabe des Ausſchuſſes, die ſpezifiſchen Urſachen der gegenwärtigen Kriſe zu bekämpfen. Dieſe Urſachen beſtänden vor allem in der Erhöhung der Steuerlaſten infolge eines unnachgiebigen Militarismus; in der Zunahme des Protektionismus, in den Reparationszahlungen und in der interalliierten Verſchuldung und der ſich da⸗ raus ergebenden ungleichmäßigen Verteilung der Goldreſerven. Die Sowjetunion habe durch ihre umfang— reichen Aufträge an die Induſtrie der kapitali⸗ ſtiſchen Länder viel zur Milderung der Kriſe und der Arbeitsloſigkeit beigetragen. 50 bis 75 Prozent des Exports der Maſchineninduſtrie von Deutſchland, Oeſterreich und England 1 gingen nach Rußland, ferner beiſpielsweiſe 23 Prozent des deutſchen Exports an landwirt— ſchaftlichen Maſchinen. Was den ruſſiſch en Export betreffe, ſo ſei es falſch, wenn man ihn mit Dumping bezeichne. Die Sowjetunion halte nicht hohe, ſondern niedrige Preiſe im Welthandel für notwendig; denn das einzige Mittel zur Milderung der Kriſe beſtehe in Maßnahmen zur Hebung der Kaufkraft der Maſſen. Die am Samstag von der franzöſiſchen Regierung vertretenen Vorſchhäge ſchienen aber im Gegenteil darauf hinauszulaufen, das Syſtem der internationalen Organiſatio— nen zur Sicherung monopoliſtiſcher Ueberge— winne auf neue Gebiete auszudehnen. Litwinow bezeichnete es als erwünſcht, daß ein internationales Abkom⸗ men geſchloſſen werde, in dem ſich die Staaten verpflichten, ihre Erzeugniſſe auf dem Inlandsmarkt nicht zu höheren Prei⸗ ſen als auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Er ſchlug vor, daß ſich alle Staaten verpflich— ten ſollten, einander in wirtſchaftlicher Hin— ſicht gleichmäßig zu behandeln. Damit ſolle aber das ſouveräne Recht von hiſtoriſch und wirtſchaftlich zuſammenge— hörenden Staaten, irgendwelche Unio— nen einzugehen, nicht beeinträchtigt werden. Der Ausſchuß wird die allgemeine Aus— ſprache über die Wirtſchaftsfragen morgen nachmittag beenden. Kommuniſten inder Reichswehr Zur Verhaftung von Reichswehrangehörigen in Hannover wtb. Hannover, 18. Mai. Zu der bereits ge— meldeten Verhaftung von Reichswehrangehöri— gen in Hannover teilt die Preſſeſtelle des Poli⸗ zeipräſidiums mit, daß es ſich um einen aus Linden(bei Hannover) ſtammenden Obergefrei— ten beim hieſigen Fahrausbildungskommando. ſo⸗ wie um zwei Kommuniſten handelt. darunter den hannoverſchen Führer des illegal weiterbeſte— henden Rotfrontlämpferbundes, die alle wegen Wafſendiebſtahls und Zerſetzung der Reichswehr feſtgenommen und heute dem Unterſuchungsrich⸗ ter vorgeführt wurden. Die Unterſuchung hat ergeben, daß der Obergefreite bereits ſeit län⸗ gever Zeit in kommuniſtiſchen Kreiſen zu verkeh⸗ ren pflegte. Er hat auch nach längerem Leugnen zugegeben, vor einiger Zeit einen Karabiner ge— ſtohlen und ſeinen kommuniſtiſchen Bekannten zu Unterrichtszwecken übergeben zu haben. Er iſt weiter geſtändig, an einer internen kommu— niſtiſchen Sitzung teilgenommen und auch nit einer Anzahl Kommuniſten Exerzierübungen abgehalten zu haben. Ein weiterer Angehöriger der Reichswehr, der feſtgenommen worden war, mußte mangels hinreichenden Verdachtes wieder freigelaſſen werden. Der verhaftete Rotfront⸗ Feihrer gibt zwar ſeine Beziehungen zu dem Obergefreiten zu, verweigert aber ſonſt jed⸗ wede Ausſage. 48. Jahrgang um europäiſchen Studienausſchuß ausgeführt habe, bereit ſind, mit allen Staaten auf der glei⸗ chen Grundlage und auch über andere Vorſchläge parallel zu verhandeln. 2— Schober iſt zufrieden enb. Genf, 18. Mai. In einer Beſprechung mit Vertretern der deutſchen und öſterreichiſchen Preſſe äußerte ſich der öſterreichiſche Vizekanzler Dr. Schober über den Verlauf der heutigen Rats— ſitzung ziemlich befriedigt. Er betonte, daß der Standpunkt der öſterreichiſchen und der deutſchen Regierung durch die Verhandlungen in keiner Weiſe erſchüttert worden ſei. Der einzige Auf— ſchluß in der Realiſierung des Zollunionprojek— tes, den die Ratsſitzung gebracht habe, ſei die Ueberweiſung der juriſtiſchen Prüfung an den Haager Gerichtshof. Aber damit hätten beide Regierungen von vornherein gerechnet, und es ſei ja auch von Anfang an von beiden Regierun— gen erklärt worden, daß ſie eine rechtliche Prü fung nicht zu ſcheuen hätten. Tagesnachrichten Acht Militärgebände in den franzöſiſchen Hochalpen weggeſpült. Paris, 18. Mai. In der Nähe der Ortſchaft Chapierx in den franzöſiſchen Hochalpen iſt in⸗ ſolge der Hitze der letzten Tage ein Gletſcher ſtark abgeſchmolzen. Rund tauſend Kubikmeter Schmelzwaſſer gingen zu Tal riſſen acht Ge— bäude, die militäriſchen Zwecken dienten, fort und beſchädigten vier weitere. Eröffnung der Weizenausfuhrtonferenz in London. London. 18. Mau. Heute Vormittag wurde hier die Konferenz der Weizenexportländer der Welt eröffnet, an der rund 40 Delegierte aus 11 Getreideausſuhrländern darunter auch aus Ruß⸗ land teilnehmen. Die Konferenz wird ſich vor allem mit der Tatſache befaſſen, daß das Ge— treide unter dem Erzeugerpreis verkauft wird, und darüber beraten, ob es nicht ein Mittel gibt. um dieſem Uebelſtande abzuhelfen. Fergu— fon⸗Kanada eröffnete als Präſident die heutige Vormittagsſitzung mit einer Rede, in der er beſonders auf die Notwendigkeit hinwies. ein beſſeres und vernünftigeres Verhältnis zwiſchen Erzeugern und Verbrauchern herzuſtellen. Oeſterreichs 150-Millionen⸗Schillinganleihe zugelaſſen. Geuf, 18. Mai. Das Kontrollkomitee für die öſterreichiſche Anleihe von 1922 hat heute Nach— mittag ſeine Zuſtimmung zu der Emiſſion von Schatzſcheinen in Höhe von 150 Millionen Schil— ling erteilt, nachdem die BIZ. in Baſel bereits geſtern ihre grundſätzliche Bereitwilligkeit zur Beteiligung an dieſer Transaktion ausgeſprochen hatte. Der Präſident der Oeſterreichiſchen Natio— nalbank, Reiſch, teilte im Anſchluß an den Be⸗ ſchluß des Kontrollkomitees mit, daß die öſter— reichiſche Regierung nunmehr in der Lage ſei, die Verhandlungen über die Unterbringung der Anleihe aufzunehmen. Kürten⸗Entſcheidung erſt nach Pfingſten. vdz. Berlin, 18. Mai. Wie das Nachrichten— büro des VD an unterrichteter Stelle hört. dürfte das inzwiſchen abgeſetzte Urteil gegen den Düſſeldorfer Maſſenmörder Peter Kürten die für die Gnadenfrage in Betracht kommen— den Inſtanzen nicht vor Pfinaſten paſſiert haben. ſodaß das Urteil nebſt den Berichten der Gna— deninſtanz und der Staatsanwaltſchaft erſt nach Pfingſten an das preußiſche Juſtizminiſterium gelangen kann. Vor Ablauf der erſten Woche nach Pfingſten iſt nicht damit zu rechnen, daß die Entſcheidung über das Schickjal Kürtens vom Staatsminiſterium getroffen werden kann. Aufklärung des Ueberfalls auf den Mannheimer Geldbriefträger wtb. Mannheim, 18. Mai. Der vor einigen Tagen auf einen Geldbeſteller verübte Raubüber— fall, bei dem die Täter 3000 Mark erbeuteten, iſt aufgeklärt. Als Täter wurden feſtgeſtellt der 21 Jahre alte Kunſtſchüler Heck aus Karlsruhe D 8 der 22 Jahre alte Kunſtſchüler Schwarz aus Karlsruhe und der 20 Jahre alte Zimmermann Kaſper aus Breslau. Heck wurde in Karlsruhe feſtgenommen und hat ein umſaſſendes Geſtänd⸗ nis abgelegt. Schwarz wurde in Northeim(Han⸗ nover) feſtgenommen, Kaſper ſoll ſich nach Hol⸗ land gewendet haben. Bei den Feſtgenommenen wurden noch einige hundert Mark gefunden. Streiflichter Die Kämpfe in Genf. Die Beſprechungen über den deutſch⸗öſterrei⸗ chiſchen Zollplan ſind in Genf in vollem Gange. Vor dern Europa⸗Ausſchuß iſt die große Frage zu löſen, ob dieſer ſoviel Entſchlußkraft auf⸗ bringt, daß durch ihn die erhoffte werwolle Vor⸗ arbeit geleiſtet wird für die wirtſchaftliche Neu- orientierung Europas oder ob man in dieſem Ausſchuß wieder einmal von hintenherum die Politik ſo einſpielen lä“ daß wirkliche Eini⸗ aungsverſuche ſcheitern müſſen. Bis zur Stunde kann man ſich noch keines⸗ wegs ein Urteilf über Möglichkeiten oder Un⸗ möglichkeiten bilden. Es werden ſchwere Kämpfe zu führen, ſein, die an unſere Deleigerten höchſte Anforderungen ſtellen Schon die Vorgeſpräche haben uns erkennen laſſen. daß ſich unter den übrigen Staaten eine teils offene, teils geheime Gemeinſchaftsfront gebildet hat. Dabei ſpielen der Plan Briands den er in Bezug auf ſeine Einzelheiten noch ſelbſt in einer Rede behandelte dann der Gegenplan Italiens ungefähr die glei— chen Rollen. Immer wird man das Beſtreben wahrnehmen, auf irgendeine Weiſe. den deutſch⸗ öſterreichiſchen Zollunions-Plan auszuſchalten u. höchſtens einige von ſeinen Punkten in einen neuen Plan mit hineinzubauen. Dieſes Taſten und Taktieren der gegneriſchen Fronten erfordern von unſerer Delegation größte Aufmerkſamkeit und ſcharfe Nachprüfung, damit Ueberraſchungen ausbleiben. Im eigenen Lande aber ſollten wir wenigſtens doch in die— ſen Tagen unter den Parteien wie auch Organi— ſationen alles Trennende beſeitigen, ſollten eine geſchloſſene Phalanx ebenſo in der Preſſe bilden, damit wir unſerer Vertretung in Genf den ſo notwendigen Rückhalt verſchaffen und ſie in der wirkſamſten Vertretung unſerer Intereſſen un— terſtützen können. K Das. Haager Urteil gegen Polen Der Haager Gerichtshof hat eine für die Er⸗ haltung deutſchen Volkstums in den Grenzlan— den bedeutungsvolle Entſcheidung getroffen. Seit zwei Jahren war im Haag die Klage anhängig. Der Gerichtshof ſollte entſcheiden,ob in Polniſch— Oberſchleſien ein Vater von ſich aus beſtimmen kann. ob er ſeine Kinder in die deutſche Minder⸗ heiten⸗Schule oder in die polniſche Staatsſchule ſchicken will. Wir vertreten hier das Elternrecht, während die polniſche Regierung erklärte, daß eine ſolche Entſcheidung nur den polniſchen Be⸗ hörden zuſtehe. Mit 11 Stimmen gegen die eine Stimme des volniſchen Beiſitzers hat nun der ſtändige Internationale Gerichtshof im Haag ſür Recht befunden, daß die Eltern frei darüber ſich entſcheiden können, in welche Schule ſie ihre Kin⸗ der ſchicken wollen. Prekäre Situation in Oldenburg Nach den Landtagswahlen.— Entſcheidung liegt bei der DVP. witb. Oldenburg, 18. Mai. Zu dem Er⸗ gebnis der Landtagswahlen in Oldenburg iſt zu bemerken, daß die Nationalſozialiſten die abſolute Mehrheit im Landtag nicht erreicht haben. Auch mit den Deutſchnationalen zuſam⸗ men iſt dieſe Mehrheit nicht vorhanden. Die Situation im neuen Landtag iſt immerhin einigermaßen prekär, da ungefähr 24 Abge⸗ ordneten der im Reiche in Oppoſition ſtehen⸗ den Parteien etwa 24 Abgeordneten der übri⸗ gen Parteien gegenüberſtehen. Die Oppoſition ſetzt ſich aus den Nationalſozialiſten, den Deutſchnationalen und den Kommuniſten zu— ſammen. Die Deutſchnationalen befinden ſich einer ſchwierigen Lage, da ſie ſeinerzeit ſelbſt das jetzige Kabinett mitgewählt und noch im letzten Wahlkampf erklärt hatten, daß ie das Kabinett, das mit Erfolg regiert habe, auterſtützen würden. Auf der anderen Seite Markus Robſon Roman von Max von Weißenthurn. Urheberrecht durch Herold-Verl. Homburg-Saar. Neubearbeitet von E. Geyer. (39. Fortſetzung.) „Ich glaubte, daß es meine Pflicht ſei, weil ich dich liebte!“ erwiderte das Mädchen leiſe, und in der Pauſe, welche dieſen Worten folgte, zog ſie den Brillantring langſam vom Finger den er ihr zur Verlobung gegeben, und legte ihn neben ihm auf den Tiſch nieder. „Dieſe Schmach wird mich noch töten rief er, indem er mit Heftigkeit aufſprang. 100 Alles, was die nächſte Zeit für ihn bringen mußte, das Gerede der Leute, die unzähligen gelöſte Verlobung hervorgerufen, alles dies ſchwebte ihm vor der Kommentare, welche die Seele. „O, Geliebte!“ rief er plötzlich, ſich ſtürmiſch Barbara zuwendend.„Warum, ja, warum hat dieſer Schmerz über uns kommen müſſen? Wir ſind ſo glücklich, ſo namenlos glücklich ge— weſen!“ Er hielt ſie mit ſeinen Armen umſchlun⸗ gen und ſah voll namenloſem Weh nieder in ihr ſchmerzbebendes Antlitz. „Wir ſind glücklich geweſen“, flüſterte ſie, noch weit mehr erſchüttert, als er „aber all das muß jetzt vorüber ſein mer!“ „Ja, für immer!“ es war, für im⸗ Barbara war nahezu abgeſtumpft für das empfand Gefühl des Schmerzes; nur unklar daf ſei ihre Stirn, ihre Wangen mit heißen Küſſen liegt aber auch die Erklärung vor, daß die Deutſchnationalen auf keinen Fall eine Spal⸗ tung in dem nationalen Geſamtblock(Hitler, Seldte, Hugenberg) herbeiführen würden. Die Entſcheidung wird zweifellos bei der Deutſchen Volkspartei und bei dem Abgeordneten des Landvolks liegen, da die Sozialdemokraten das jetzige Kabinett tolerierenn würden. Das vorläufige amtliche Ergebnis der oldenburgiſchen Wahlen. wtb. Oldenburg, 18. Mai. Das vorläufige amtliche Ergebnis der geſtrigen Landtags⸗ wahlen ſtellt ſich wie folgt dar: Deutſche Volkspartei 5558 St. 1 Mand. Sozialdemokraten 54878 St. 11 Mand. Deutſche Staatspartei 8513 St. 1 Mand. Nationalſozialiſten 97778 St. 19 Mand. Kommuniſten 18935 St. 3 Mand. Wirtſchaftspartei 4274 St. 0 Mand. Landvolk 5403 St. 1 Mand. Chriſtlich-Soziale 2942 St. 0 Mand. Zentrum 46192 St. 9 Mand. Deutſchnationale 12926 St. 2 Mand. Gem.⸗Liſte der Dnutl. u. Volkspt. in Birkenfeld 5194 St. Bombenanſchläge in Ciſſabon wtb. Liſſabon, 18. Mai. Nach einer Kund⸗ gebung zu Ehren des Präſidenten der Repu⸗ blit in Colliſeo explodierte hier auf dem Roco⸗ Platz heute Nacht gegen 2 Uhr inmitten der die Veranſtaltung in dichten Scharen verlaſ⸗ ſenden Teilnehmer eine Bombe. Auch an anderen Stellen der Stadt wurden ungefähr zu gleicher Zeit Bomben zur Exploſion ge⸗ bracht. Die durch dieſe Anſchläge erregte Volksmenge zog vor das Gebäude der Zeitung „Republica“, drang in die Redaktionsräume ein und warf das Mobiliar auf die Straße. Die Anzahl der durch die Bomben Verletzten ſoll ungefähr 10 betragen. In allen Fällen ſind die Verletzungen leichterer Natur. Vermiſchtes Der Papſt über die Vorgänge in Spanien. witb Rom, 18. Mai. Der Papſt empfing eine Gruppe ſpaniſcher Pilger, die nach Rom zur Feier der Enzyklika„Rerum novarum“ gekom⸗ men ſind. Der Hl. Vater richtete dabei au die Pilger eine Anſprache. in der er erklärte, daß ſie die ſo viel Grund zur Beträbnis hätten. durch 1 Mans. f ihre Teilnahme an dieſer Kundgebung Troſt fin⸗ Hein franzöſiſches Angebot an OGeſterreich Eine öſterreichiſche Erklärung in Sachen der Kreditanſtalt wib. Wien, 18. Mai. Das Amtliche Nach⸗ richtenbüro teilt mit, daß die in verſchiedenen Blättern erſchienenen Meldungen über ein franzöſiſches Angebot auf Uebernahme der in öſterreichiſchem Staatsbeſitz befindlichen Aktien der Oeſterreichiſchen Creditanſtalt und über eine Ablehnung dieſes Angebotes durch den öſterreichiſchen Finanzminiſter nicht den Tat⸗ ſachen entſprechen. Beneſch wünſcht Neutraliſierung Oeſterreichs. Rom. 18 Mai. Wie der Lavoro Faſceiſta aus Genf berichtet, läuft dort in den Wandel⸗ gängen das Gerücht um, daß der ſſchechiſche Außenminiſter Dr. Beneſch ſich mit dem Ge⸗ danken trage, dafür einzutreten, daß Oeſter⸗ reich nach ſchweizeriſchem Muſter neutraliſiert und ver Sitz des Völkerbundes nach Wien ver⸗ legt wird. Es ſei dies das einzige Mittel, um Oeſterreich fmanziell unterſtützen zu können. Soll die Kriſenfürſorge in Wegfall kommen? Unbeſtätigte Meldungen über Verhandlungen in der Sozialverſicherung ſowie neue Kürzung der Beamtengehälter. Berlin, 18. Mai. Wie die„Montags⸗ poſt“ von zuverläſſiger Seite erfährt, iſt geplant, die Leiſtungen der Sozialverſiche⸗ rung um etwa 10 Prozent abzubauen. Da⸗ rüber hinaus ſoll aber durch eine andere einſchneidende Maßnahme noch weiter an den ſozialen Leiſtungen abgebaut werden. Während bisher auf die Erxwerbsloſen⸗ fürſorge die ſogenannte Kriſenfürſorge folgte und erſt dann die Wohlfahrtsunter⸗ ſtützung durch die Gemeinden kam, ſoll in Zukunft die Kriſenfürſorge fortfallen, ſo daß nach dem Ablauf der Zahlungen durch die Erwerbsloſenfürſorge die Arbeitslosen den Gemeinden zur Laſt fallen. Auf dieſe Weiſe ſoll das Reich entlaſtet werden Die Gemeinden ſollen zum Ausgleich erhöhte Steuerüberweiſungen erhalten. Es werden zunächſt 450 Millionen Reichsmark, die für die Kriſenfürſorge eingeſetzt waren, den Gemeinden für die Wohlfahrtserwerbs— loſen überlaſſen. Außerdem haben die Länder aus Hauszinsſteuer⸗Erträgen Mittel für die⸗ ſen Zweck an die Gemeinden abzuzweigen. zeichnet. — Ein Dementi des Wolffbüros. Außer dem ſcharfen Eingriff in die Sozial⸗ leiſtungen erfolge ein neuer Abbau der Beamtengehälter. Bisher iſt ſich das Kabinett noch nicht darüber einig, in welcher Höhe der Abbau vorgenommen werden ſoll. Das Mindeſte ſind aber weitere 6 Prozent, in den höheren Gehaltsſtufen werden weitere Gehaltsabbbau⸗Maßnahmen ſogar bis zu 10 und 12 Prozent geplant. (Die Verantwortung für dieſe Meldung mu' dem genannten Blatt überlaſſen bleiben.) Von Wolffs Telegraphiſchem Büro geht uns hierzu folgendes Dementi zu: Kombinationen über eine neue Not⸗ verordnung. enb. Berlin, 18. Mai. Die Darſtellung ei⸗ nes Berliner Morgenblattes über eine neue Notverordnung, in der weitere Herabſetzung der Beamtengehälter und Kürzung der So— zialleiſtungen vorgeſehen ſein ſollen, wird an zuſtändiger Stelle als reine Kombination be⸗ n bedeckte; mit dem letzten Aufwand ihrer Kraft klammerte ſie ſich an ihn. „Eberhard, Eberhard“, ſchluchzte ſie, kaum wiſſend, was ſie eigentlich ſprach,„gehe nicht von mir, verlaß mich nicht, bleibe bei mir!“ Einen kurzen Augenblick zögerte er, aber ſein Stolz triumphierte über ſeine Liebe und er machte ſich frei von den ihn umſchlingen⸗ den Armen des fungen Mädchens. Mit Augen voll flehender Bitte ſtarrte ſie ihn an und erbebend wandte er ſich ab, eine Bewegung, die beredter wirkte, als die längſte Rede. Ohne ein einziges Wort zu ſprechen, gab ſie ſeinen Arm frei und er entfernte ſich. Als er die Tür erreichte, blieb er nochmals ſtehen ſchlaff zur Seite nieder, einen ſtarren, glanzloſen Ausdruck. Und ſo, wie er ſie jetzt vor ſich ſah, erblickte hatte. 27. Kapitel. Vor denn Richten ſich niemals eine ſammengefunden, welche ſich, an welchem die auf den bezüglichen Verhöre ſtattfinden ſollten. Die Ge N und wandte ſich zurück. Sie ſtand an der glei⸗ chen Stelle, an welcher er ſie verlaſſen hatte, hoch aufgerichtet, regungslos. wie die verſtei⸗ nerte Verzweiflung; die Hände hingen ihr ihre Augen hatten er ſie im Geiſte noch oftmals ſpäter im Laufe ſeines Lebens, im Laufe jenes Lebens, wel⸗ ches er an ihrer Seite zu verbringen geträumt Im Speiſeſaal des Schloſſes Darley hatte ſo ſeltſame Geſellſchaft zu⸗ zum Teil aus Gerichtsperſonen beſtehend, zum Teil vom Ge⸗ den würden. Bei aller Unge 5 f ten bleibe es ſicher, daß ſehr viele ſchwere und traurige Ereigniſſe vorgekommen ſeien und daß die Verantwortung auf denen laſte, die dieſe Er⸗ eigniſſe hervorgerufen und ſie nicht verhindert hätten. Er betete für Spanien. f Der Biſchof von Vitoria verläßt Spanien. Madrid, 18. Mai. Der Miniſter dse In⸗ nern hat dem Biſchof von Vitoria den Rat gegeben, Spanien zu verlaſſen, da er durch ſeine politiſche Tätigkeit den öffentlichen Frie⸗ de gefährde. Daraufhin hat der Prälat heuze morgen die franzöſiſche Grenze überſchritten. Ausweiſung der vier verhafteten Deutſchen aus Spanien. Madrid, 18. Mai. Die von der Polizei hier verhafteten jungen Deutſchen, die, wie be⸗ reits berichtet, in einem abgeſtellten Waggon auf dem Nordbahnhof eine proviſoriſche Un⸗ terkunft bezogen hatten, ſind aus Spanien ausgewieſen worden. Die Untersuchung über die Notlandung der franzöſiſchen Flieger abgeſchloſſen. Nürnberg, 18. Mai. Wie dem Landesdienſt des Süddeutſchen Korreſpondenzbüros auf Pückfrage bei der Flugüberwachungsſtelle Bayern⸗Nord mitgeteilt, iſt die Unterſuchung im Falle der Notlandung der drei franzöſi⸗ ſchen Militärflieger auf dem Flugplatz in Schweinfurt abgeſchloſſen Ueber das Ergeb⸗ nis werden von ner zuſändigen Stelle keine näheren Angaben gemacht. Die Entſcheivung über die Freigabe der Flugzeuge liegt nunmehr beim Neichswehrminiſterium. Danzig nimmt an der Sitzung des Europa⸗ Komitees nicht teil. wtb. Danzig, 18. Mai. Mit Rückſicht darauf, daß die Freie Stadt Danzig die Einladung zu der am 15. Mai begonnenen Sitzung des Europa⸗ Komitees durch die volniſche Regierung erſt heute übermittelt erhielt, har ſich die Danziger Regierung entſchloſſen, der Einladung nicht Folge zu leiſten. Angeſichts der wichtigen und um⸗ fangreichen Tagesordnung und in anbetracht des Umſtandes, daß die Tagung ja ſchon drei Tage vor dem Erhalt der Einladung begonnen hat, bleibt der Danziger Regierung, wie ſie erklärt, keine Möglichkeit, genaue Vorbereitungen zu treſſen, ſodaß die Entſendung einer Danziger Delegation unter ſolchen Umſtänden zwecklos wäre. Der preußiſche Geſandte in München wird abberufen. witb. Berlin, 18. Mai. Der Amtliche Preu⸗ ßiſche Preſſedienſt teilt mit: Nachdem die preu⸗ ßiſche Staatsregierung aus Erſparnisgründen beſchloſſen hat, die vreußiſche Geſandtſchaft in München aufzuheben und der Preußiſche Land⸗ tag dieſem Beſchluß zugeſtimmt hat, iſt der der⸗ zeitige preußiſche Geſandte bei der bayeriſchen Staatsregierung, Dr. Denk unter Gewährung des geſetzlichen Wartegeldes einſtweilig in den Ruheſtand verſetzt worden. Dr. Denk wird dem bayeriſchen Miniſterpräſidenten ſein Abberu⸗ fungsſchreiben alsbald überreichen. Verhaftung wegen Spionage in Bremen. wtb. Bremen, 18. Mai. Durch die hieſige vo⸗ litiſche Polizei ſind in den letzten Tagen meh⸗ rere Perſonen wegen Spionage feſtgenommen worden. Es handelt ſich um Angehörige der kommuniſtiſchen Partei, größtenteils um Funk⸗ tionäre, die einer weitverzweigten Organiſation angehören, welche militäriſche und wirtſchaftliche Spionage für eine ausländiſche Macht betrei⸗ ben. Bei den Feſtnahmen und Hausſuchungen wurde wichtiges Material feſtgeſtellt. Die Poli⸗ zeidirektion erklärt, daß ſie im Augenblick keine näheren Angaben zu machen in der Lage in. zur Mitte des Raumes würdevoll Platz ge— nommen hatten, waren ernſt und düſter und gar verſchieden von den fröhlichen Mienen de⸗ rer, die gewöhnlich hier zur Tafelrunde ſich einzufinden pflegten. Draußen ſchneite es und der Wind peitſchte die Flocken gegen die Fenſter. So ungünſtig die Witterung auch war, ſo freute ſich Graf Cheveley doch derſelben, denn er wußte, daß ſie geeignet ſei, jedes müßige Auditorium von der Gerichtsverhandlung fern zu halten und nur jene zum Kommen zu ver⸗ anlaſſen, deren Gegenwart abſolut notwendig war. So ſehr man es auch geheim gehalten, daß Fräulein Hatton als Zeugin vorgeladen ſei, ſo war die Tatſache doch bekannt geworden und es hätten ſich zweifellos bei günſtigerem eingefunden, lockt. Dr. Derrington, der Richter, war noch ein junger Mann. Er führte den Vorſitz und war beſtrebt, höchſt gewiſſenhaft alles zu tun, was als recht und notwendig bezeichnet werden mußte. Viele Nebenumſtände machten den Tod Walter Bryants zu einem ſenſationellen Er⸗ eignis und ließen es äußerſt wünſchenswert erſcheinen, das geheimnisvolle Dunkel zu lüf⸗ ten, welches denſelben umgab und das Inte⸗ reſſe nur erhöhte, das man der rätſelhaften welche die Neugierde herbeige⸗ richt vorgeladen, an dem Tage zuſammenfand, rätſelhaften Mord Tat zollte. Bis jetzt wußte das Publikum noch nichts von den n ntereſſa langen, mit grünem Tuch behangenen Tiſch Witterungsverhältniſſen von Arlington viele mit der Nachforſchung in der Angelegenheit betraut, bereits zuſammengeſtellt hatte. Wären dieſelben öffentlich bekannt gewe⸗ ſen, ſo dürften ſelbſt Schnee und Wetter nicht die Macht beſeſſen haben, das neugierige Pub⸗ likum von dem Speiſezimmer des Schloſſes Darley, welches in einen Gerichtsſaal umge⸗ wandelt worden war, fernzuhalten. Anzahl von Perſonen ein leiſes Geflüſter, als die Tür ſich öffnete, um Lord Cheveley, wel⸗ cher Barbara am Arme führte, eintreffen zu laſſen, während Graf Elsdale, ſtolz und hoch aufgerichtet, aber offenbar auf das Unange⸗ nehmſte berührt, beiden folgte. Barbara war vom Kopfe bis zu den Füßen in einen dunklen Pelzmantel gehüllt. Sie neigte das Haupt vor Mr. Derrington, der ihr flüchtig bekannt war und ſank dann eini⸗ germaßen erſchöpft in den Armſtuhl, welchen Lord Cheveley ihr zurecht rückte. Ziemlich teilnahmslos lauſchte ſie dem Ver⸗ hör, das man mit dem jungen Gärtner an⸗ ſtellte, welcher als erſter den Leichnam Walter Bryants aufgefunden hatte. Gar mancher neugierige Blick richtete ſich auf das ſchöne Antlitz des Mädchens in dem dunklen Pelzmantel, aber Barbara war ent⸗ weder zu ſehr von ihren eigenen Gedanken eingenommen, um das zu beachten. Sie lehnte ihr Haupt gegen die geſchnitzte Rückſeite des Stuhles; die Lider geſenkt, die Hände in ih⸗ rem kleinen, ſchwarzen Muff verborgen, ſaß ſie da, als ob das Ganze ſie nichts anginge So aber entſtand nur unter einer geringen 2 2 Panik bei Bränden Es gibt Fälle, in denen wir beinahe mit Selbſt⸗ verſtändlichkeit auf ein Verſagen der natürlichen Unbewußten Abwehrkräſte und auf völlige Aus⸗ ſchaltung jeglicher Vernunft und Verſtandsarbeit rechnen müſſen: Sowie große Menſchenanſamm⸗ lngen in wirkliche oder vermeintliche Gefahr ge⸗ raten, erhebt ſich drohend das Geſpenſt der Pa⸗ nik. Zum Glück ſind ja große Brandkataſtrophen in öffentlichen Räumen, ſeien es Gaſtwirtsbe⸗ triebe, Feſtſäle oder Verſammlungslokale, ſeien Theater, Kinos oder Konzerthallen, ver⸗ ſchwindend ſelien. Trotzdem aber kommt mar von der Verpflichtung nicht los, auch für dieſe ſeltenen Fälle vorbereitend möglichſt weitgehende Vorbeugungsmaßnahmen zu propagieren. Denr kommt es erſt einmal unter Hunderten oder gar Tauſenden von Menſchen zu einer Panik, ſo ſind zahlreiche, in unmenſchlichſter Weiſe buchſtäblich zerquetſchte und zertrampelte, qualvoll zu Tode gemarterte Opfer unvermeidlich. Menſchenmaſſen unterliegen— je größer ſie ſind, um ſo leichter— jeglicher Maſſenſuggeſtion. So überträgt ſich die ganze„Atmoſphäre“ eines Milieus, die in der Luft ſchwebende Stimmung, die ſtürmiſche Heiterkeit oder die weihevolle Ruhe einer Zuhörerſchaft mit beinahe zwingender Notwendigkeit auf jeden Einzelnen. Und wenn nun plötzlich von ungefähr aus irgendeiner Ecke des womöglich noch verdunkelten Saales ein gellender Schrei kommt„Feuer, Feuer!“, wenn ſekundenlang lähmendes Entſetzen die noch eben höchſt vergnügten oder andächtig lauſchenden Maſſen packt, wenn auf einmal ein Schreien, Kreiſchen und Schimpfen losbricht, Wimmern und Heulen die Luft erfüllt, wenn wildes Durch— einander tobt, alles kopf- und ſinnlos hin und her rennt, die unmöglichſten Rettungswege ge— ſucht und die vorhandenen durch rückſichtslos zu— ſammengepreßte Menſchenballen verſtopft wer— den, dann ſchwindet ſcheinbar in dieſen vernunft— begabten Einzelweſen der Maſſe jeder Unter— ſchied zwiſchen Menſch und Tier. Ueberlegt man, wie nach menſchlichem Ermeſ— ſen dem Ausbruch einer Panik vorgebeugt wer— den kann, ſo muß man ſich in erſter Linie an die verantwortlichen Leiter derartigen Verſamm— lungslokale und Vergnügungsſtätten wenden. Beleuchtete Notausgänge, deutliche. auch für die aufgeregten Maſſen leicht ſichtbare Wegweiſer zu den Rettungsmöglichkeiten ſind unbedingte Vorausſetzung. Sodann ſtrengſte Inſtruktion des geſamten Perſonals! Es laſſen ſich natürlich keine allgemeingültigen Regeln aufſtellen. in je— dem Einzelfall, in jedem Theater oder Kino, in jedem Reſtaurant oder Saal werden die Ver— hältniſſe anders liegen. Wichtig iſt aber, daß die verantwortlichen Inhaber, Direktoren oder Geſchäftsführer ſich für ihren Betrieb die Mög⸗ lichkeit von Feuersgeſahr mit allen Einzelheiten und bis in die letzten Konſequenzen einmal durchdenken, daß ſie vor allen Dingen die Mög— lichkeit, ja ſogar die Wahrſcheinlichkeit des Aus⸗ bruches einer Panik in Rechnung ſtellen. Und darum müſſen alle Angeſtellten, die überhaupt irgendwie in Betracht kommen, für ſolch einen Fall ihre ſeſt umriſſenen Aufgaben haben. Er⸗ ſtes Erfordernis: Licht, viel Licht, ſoviel Licht wir irgend möglich! Wenn möglich Muſik! Auf keinen Fall Merkenlaſſen irgendwelcher Erregung oder Angſt, alſo kein Schreien, Geſtikulieren und Winken, keine langen Volksreden! Kurze Be— fehle in knapper Form, wenn irgend möglich, die ganze Sache harmlos, ja geradezu lächerlich dar— zuſtellen, Witze machen! Und jeder einzelne, in der von der Panik er⸗ faßten Maſſe Eingeklemmte, ſcheinbar Machtloſe und Hilfloſe muß ſelbſt die ehernſte Ruhe be— wahren, nicht ſchreien und toben, nicht klagen und weinen. Beſonders Aufgeregte aus der Maſſe herausgreiſen und ſie beruhigen! Nicht ſchimpfen, ſondern vernünftig zureden, gegebe⸗ nenfalls ſogar feſthalten. Durch Wecken und Anfeuern des Verantwortungsbewußtſeins mög⸗ lichſt viele von dem Gedanken an die eigene Ge⸗ fährdung ablenken, ſo daß ſie ſich der Kinder, der Alten und beſonders aufgeregter Frauen, wo⸗ möglich der Ohnmächtigen und Verletzten anneh⸗ men!— So kann durch richtiges Eingreifen eini⸗ ger weniger Beherzter unter Umſtänden eine Panit unter Hunderten oder Tauſenden vermie⸗ den oder im Keime erſtickt werden. Freilich wird die momentane Entſchlußkraſt, die kaltblütige Ruhe hierbei die Hauptſache zu leiſten haben. Aber hat man ſich einmal rechtzeitig vorher ſolch eine Möglichkeit des Panikausbruchs genaueſtens durchdacht und überlegt, ſo wird die reaktions— mäßig verlauſene Einſtellung auf ſolche Augen⸗ blicke der Geſahr eher und leichter erfolgen. Dr. T. Th. Aus Nah und Fern Neuſtadt a. d. Ht., 17. Mai. Verbeſſerter Kraftverkehr. Der Kraftverkehr Bayern, der bekanntlich am 1. Juni von der Frankfurter Eiſenbahngeſellſchaft den Omnibusverkehr nach der Umgebung Neuſtadts äbernimmt, wird eine Reihe verkehrsfördernder Maßnahmen einführen. So wird eine neue Verbindung Neuſtadt, Haardt Gimmeldingen, Königsbach geſchaffen, auf den bisherigen Verkehrsſtrecken Neuſtadt, Neidenſels, Lambrecht und Neuſtadt Dürkheim die Fahrten verdoppelt und die Fahrpreiſe um 20 Prozent ermäßigt. Göllheim, 18. Mai.(Nach der Feſtnahme erhängt.) Am Sonntag erhängte ſich der 50“ jährige, erſt vor kurzem aus dem Gefängnis entlaſſene Michael Bik aus Kerzenheim. Er wohnte in den Baracken und hatte dort mit den anderen Einwohnern am Abend und am nächſten Morgen Streit. Die dazugeruſene Po— lizei nahm Bik feſt. Als ſie ihn zum Amtsge— richtsgefängnis bringen wollte hatte er ſich mit DUES WOIE. 227 zinem Gürtel aufgehängt. Bik hinterläßt Frau und drei Kinder. Kaiſerslautern, 18. Mai.(Selbſtmord.) Heute früh 7 Uhr ſtürzte ſich eine in der Kö⸗ nigſtraße wohnende Frau aus einem Fen⸗ ter ihrer Wohnung auf die Straße. Beim Eintreffen der Sanitätskolonne war die Frau bereits tot. Kaiſerslautern, 18. Mai.(Tödliche Anfall⸗ folgen.) Den Verletzungen erlegen iſt der 21 jährige Sohn des Direktors Zeiſing von hier, der Ende April mit dem Motorrad gegen eine Abſperrkette gerannt war. Pirmasens, 18. Mai.(Mit dem Motorrad in den Tod.) Am Sonntag fuhr der Drechsler— meiſter Auguſt Peifer von Thaleiſchweiler mit einer Frau auf dem Soziusſitz auf den Stam— bacher Berg Dabei geriet er bei der Straßen— einmündung nach Walshauſen auf ein Auto von Saarbrücken, das, von Pirmaſens kom— mend, nach Zweibrücken fuhr. Bei dem hefti— gen Zuſammenprall geriet Peifer mit dem Kopfe gegen den Türdrücker des Autos und erlitt dabei derart ſchwere Verletzungen, daß er ſofort getötet wurde. Die Frau des Getö— teten blieb unverletzt. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt. Wettervorherſage Vorherſage für Dienstag: Wolkig, ſtellen— weiſe Niederſchläge, warm, vorwiegend weſt— liche Winde. Witterungsausſichten für Mittwoch: unbeſtändig. Noch Speyer, 18. Mai.(Erhängt.) Am Samstag vormittag hat ſich eine 42 Jahre alte Land- wirtsehefrau von hier auf dem Speicher ihrer Wohnung erhängt. Die Frau war ſchon län⸗ gere Zeit ſchwer nervenleidend und hat ſchein⸗ bar in einem Anfalle geiſtiger Umnachtung die Tat ausgeführt. 6 dds N 0 VSI EREUNDSPALAST 4 S ö Mey GENE RAIL Igenerolsehretär Sir Drommond: politische. Abteig gechts-Abteilg. MNMandats-Abteilg. Itternit. Büros = A SkKat TARA 3 5 Wirtschafts- Abtiq. Soxiaſe fraqen 181 5 2 e borchſuhr Ver kehr 2 Urn. gener: Sehr 5 Minderheiten Al. AHungsfragen FAAM Af C4 AAN 4 Nr hMrernstionsle 5 eee 1 4 Internat. Konferenzen mernationsles Arbeitsemt AUSScHobsst: poſſtik-Wirts chert. Abrostunq u; OrUrscHNα 8VORS 2 N W. VIER BUNOSRAT 5 ständige Onicm stãndiqe Nirqhe der nqiene Abt. q Euschqifthol Presse- Abteilung E Sa. SNrHAαπνπνẽůjx·! dtndiqer ternsfionsler Gerichtshof irh Hees N port I J Spank 5 408 ScHH⏑QS E- Ninderheiten-Hoqiene- verkehr bsh Schema der Organiſation des Völkerbunds. Am 18. Mai beginnt die mit Spannung erwartete Tagung des Völterbundrats, bei der die Fragen der deutſch⸗öſterreichiſchen Zollunion zur Sprache kommen werden. Am 15. Mai tagt der Europa⸗Ausſchuß des Völkerbundes. Unſere Darſtellung veranſchaulicht das Verhältnis von Völkerbund, Völkerbundsratund Ausſchüſſen, ſowie der nur mittelbar mit dem Völkerbund verbundenen Organiſationen, wie z. B. dem Haager Schiedsgerichtshof. — Marktverlauf: Mutterſtadt, 18. Mai.(Tödlicher Motorrad⸗ unfall). Unmittelbar am Ortsausgang von Og⸗ gersheim rannte am Sonntag abend neun Uhr mit dem Kraftrad während der Heimfahrt der 45 Jahre alte Schreiner Jak. Büttner aus Mau— dach mit dem Soziusfahrer Ritthaler aus Fuß⸗ gönheim auf ein vorausfahrendes Fuhrwerk auf. Ritthaler erlitt einen ſchweren Schädelbruch und ſtarb kurz nach dem Unglück. Büttner zog ſich Sehnenverletzungen und einen ſchweren Kiefer⸗ bruch zu und wurde in bedenklichem Zuſtande in das Ludwigshafener Krankenhaus verbracht. Nach den Erhebungen ſoll Büttner die Schuld ſelbſt treffen. weil er unvorſichtig das Fuhrwerk über— holt habe. Cetzte Radiomeldungen Ein heſſiſcher Landtagsabgeordneter tödlich verunglückt. wtb. Frankfurt a. M., 19. Mai. Bei der Einfahrt des Fuldaer Perſonenzuges in den Hauptbahnhof geriet geſtern Abend gegen 16.30 Uhr der heſſiſche Landtagsabgeordnete Land⸗ wirt Friedrich Joſt aus Bermuthshain in⸗ folge vorzeitigen Abſpringens unter die Räder des Zuges und wurde hierbei ſo ſchwer verletzt, daß er nach wenigen Minuten ſtarb. Joſt war Mitglied des heſſiſchen Landtages ſeit 1921 und vertrat den Heſſiſchen Landbund. Der Belagerungszuſtand in Madrid aufgehoben. witb. Madrid, 19. Mai. Der Miniſterrat hat in ſeiner geſtern Abend abgehaltenen Sit⸗ zung beſchloſſen, den Belagerungszuſtand in Madrid wieder aufzuheben. Handel und Induſtrie Amtlicher Frankfurter Getreidebericht vom 18. Mai. Weizen 305.00, Roggen 217,50, Hafer, inl. 215—217,50, Weizenmehl, ſüdd. Spez. 0, 42— 42,75, niederrh. 41.75—42.50, Roggenmehl 30— 32, Weizenkleie 513.50, Roggenkleie 13.75 Mk. Frankfurter Viehmarkt vom 18. Mai. Ochſen al) 45—48, a2) 40-44, b1) 35— 39, Bullen a) 40—43, b) 35—39, Kühe a) 35 —38, b) 29—34, c) 22—28, Färſen a) 45—48, b) 40—44, c) 36—39, Kälber b) 64-69, c) 60—63, d) 53—59, Schafe nicht notiert.— Schweine b) 42—45, c) 4346, e) 40-43 Mk. Rinder langſam, Ueber⸗— ſtand, Schweine ruhig, geringer Ueberſtand: Fettſchweine faſt unverkäuflich; Kälber und Schafe ruhig, geräumt. Mannheimer Großviehmarkt vom 18. Mai. Zufuhr und Preiſe: 175 Ochſen 38 48. 115 Bullen 32—41, 118 Kübe 15-38, 324 Färſen 38—50, 1052 Kälber 46—70, 6 Schafe 32—34, 3113 Schweine 45—52, 6 Ziegen 12— 22 Mk. Marktverlauf: Großvieh gute Ware mittel, ſonſt langſam; Kälber mittel, geräumt, Schweine mittel, geräumt. Der auf Pfingſt⸗ montag, den 25. Mai fällige Markt findet am Dienstag, den 26. Mai ſtatt. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 432 Stück Verkauft: 354 Stück Milchſchweine das Stück 8—13 Mk. Läufer das Stück von 13—24 Mk. Marktverlauf mäßig. e e e dd]⁰ q d Vereinheitlichung der Sozialverſicherung? Von Martin Köhlen.. a Die Sozialverſicherung iſt immer vielfacher Kritik ausgeſetzt. Das Beſtreben ihrer Freunde ging dahin, ſie ſtändig weiter auszubauen. Die Gegner benutzen jede Gelegenheit, ihren Abbau zu erreichen. Nun iſt unter dem oben angegebe⸗ nen Titel eine Schrift von Univerſitätsprofeſſor Richter erſchienen, die ein beſonderes Pro⸗ blem zur Erörterung ſtellt. Wir müſſen von Anfang an betonen. daß vom Arbeitnehmerſtandpunkt aus Einzelteile der Schrift abgelehnt werden. Auch die Vertreter der Arbeitgeber werden derſelben nicht rückhaltlos zuſtimmen. Neben manchen brauchbaren Ueber⸗ legungen finden wir ſolche, die uns weniger gut überdacht erſcheinen. Was will der Verfaſſer? Im großen und ganzen eine Vereinfachung, Ver⸗ einheitlichung der Sozialverſicherung. Die Ver⸗ einfachung ſieht er darin, daß er die Reichsknapp⸗ ſchaft als abbaureif bezeichnet und auch der Un⸗ fallverſicherung das Recht ſtreitig macht, als ſelbſtändiger Zweig der Sozialverſicherung bei⸗ behalten zu werden. Darüber hinaus möchte er die Invalidenverſicherung und die Angeſtellten⸗ verſicherung in einer„Rentenverſicherung“ ver⸗ einigen. Bei einer dergeſtalt„vereinfachten“ Sozialver- ſicherung blieben nach dem Verfaſſer nuch drei„verſicherungstechniſch voneinander ge⸗ trennte Verſicherungszweige“ beſtehen: die Verſicherung gegen Krankheit, die Verſicherung gegen Erwerbsunfähigkeit und die Verſicherung gegen Arbeitsloſigkeit. Die Aufga⸗ ben der Unfall- und der Knappſchaftsverſicherung ſollen die Verſichern geen nkheit 8 ühigke 0 rt unterſucht. 01 ch kaſſen“, die Invaliden- und Angeſteiltenverſiche⸗ rung(Verſicherung gegen Erwerbdsunfähigkeit uſw.) und die Arbeitsloſenverſicherung mürden unter getrennter Rechnungsführung anter die Verwaltung der Reichsanſtalt für Arbeitsver- mittlung und Arbeitsloſenverſicherung geſtellt, der auch noch die Aufgabe der Arbeitsvermitt— lung verbliebe. Der Sozialverſicherung ſollen ſchlechthin alle Arbeitnehmer unterſtellt werden. Weiter ſollen ſie der ganzen Sozialverſicherung in allen ihren Zweigen angehören“. Schließlich ſollen keine Arbeitnehmer grundſätzlich mehr von der Ver⸗ ſicherung ausgeſchloſſen ſein. Die Verſicherungs⸗ beiträge, die einheitlich durch die Krankenkaſſen eingehohen werden ſollen“, ſind je zur Hälfte von den Verſicherten und ihren Arbeitgebern zu tragen. Für die Entſcheidung von Streitigkeiten aus dem Verſicherungsrecht werden die Arbeits⸗ gerichtsbehörden(Arbeits-, Landes- und Reichs⸗ arbeitsgericht) zuſtändig. Profeſſor Richter hat ſeine Vorſchläge ſicher nicht deswegen gemacht, weil er nun unbedingt eine vereinheitlichte Sozialverſicherung als Ideal anſieht. Wir glauben, daß er mehr in Erwä⸗ gung gezogen hat, daß durch eine Vereinheit⸗ lichung finanzielle Mittel in erheblichem Um⸗ fang eingeſpart werden könnten. Wenn er aber ſelbſt der Meinung iſt, daß auch ſpäter die Bei⸗ träge„entſprechend dem Ausmaße der Leiſtun⸗ gen recht hoch bleiben müſſen“, ſo iſt doch die Frage berechtigt, aus welchem durchſchlagenden Grunde das Experiment erſt vorgenommen wer⸗ den ſoll. Uns ſcheint vielmehr der Hauptzweck der nach der Meinung des Verfaſſers durchzu⸗ führenden Maßnahmen verfehlt zu ſein. Ob tat⸗ ſächlich durch die Vereinfachung der Sozialver⸗ ſicherung und der damit verbundenen kleineren Leiſtungskürzungen Fortfall von Doppelver⸗ ſicherungen) im Durchſchnitt geringe Beitrags⸗ kürzungen zu erwarten ſind, wird weiter nicht andere Frage iſt, ob berhaupt unter gen Zuſtänden den Vorſchlägen eine praktiſche Bedeutung zugeſprochen werden könnte. Wir alle kennen die verzweifelte Lage der Ar— beitsloſenverſicherung. Die ſchwieriggen Ver— hältniſſe in der Reichsknappſchaft rechtfertigen nicht die Forderung, ſie einfach als ſelbſtändige Verſicherung aufzulöſen. Die Invalidenverſiche— rung kämpft um ihren Beſtand und nur die An— geſtelltenverſicherung iſt neben der Unfallverſiche“ rung im Augenblick noch Dank einer überaus vorſichtigen und weitſchauenden Beitrags- und Leiſtungspolitik finanziell einigermaßen geſund. Die kranke Invalidenverſicherung mit der noch geſunden Angeſtelltenverſicherung zu „vereinheitlichen“, würde eine Sanierung der Invalidenverſicherugn nicht überflüſſig machen und dazu aber vorausſichtlich noch den Ruin der Angeſtelltenverſicherung be— 3 dingen. Ohne weiter auf die vorgeſchlagene Auflö— ſung der Unfallverſicherung einzugehen, bliebe alſo als Geſamteindruck der, daß die Vorſchläge des Herrn Profeſſor Richter am Kern des ſor— gengebietenden Sozialverſicherungsproblems vor— beigehen. Wir können trotz der in Ausſicht ge— ſtellten Erleichterungen nicht die Tatſache aus der Welt ſchaffen, daß den verſchiedenen Sozialver— ſicherungskörperſchaften auf die Dauer durch kleine Mittel nicht zu helfen iſt. Nach unſerer Auffaſſung kommt es im gegenwärtigen Zeit— punkt nicht darauf an, vielleicht mögliche und ſich in ſpäteren Jahren auswirkende kleine Erſpar— niſſe durch eine Vereinheitlichung der Sozial⸗ verſicherung zu erzielen, ſondern uns ſcheinen ganz andere Maßnahmen(vor allem Stärkung der Selbſtverwaltung und Schaffung von Erſatz⸗ einrichtungen, z. B. bei der Arbeitsloſenverſiche⸗ rung) notwendig zu ſein um den Beſtand der Sozialverſicherung insgeſamt überhaupt durchzu⸗ halten. Wollte man das von Profeſſor Richter vorgeſchlagene Projekt in Angriff nehmen, dann würde das zunächſt zu außerordentlich ſtarten Reibungen zwiſchen allen an der Sosialverſiche⸗ rung intereſſierten Kreiſen fuhren. Im End— effekt würde aber wahrſcheinlich kaum das er— hoffte Ziel erreicht. Berliner Ring⸗Verein überfällt Autobus enb. Bernau, 19. Mai. Am Sonntag trafen in Lanke bei Bernau auf einem Laſtauto 30 Mit— glieder des Berliner Ringvereins„Glückſter!“ ein, die ſich in dem kleinen Ort wüſt aufführten. Kurz vor 10 Uhr verließen ſie den Ort und hiel— ten verſchiedentlich Autos an, die zunöchſt ihre Fahrt ungehindert fortſetzen konnten. Ein Poſt— auto wurde von den Burſchen jedoch mit Steinen bombardiert. Der Chaufſeur des Poſtautobuſſes gab Vollgas und entkam den Burſchen. Er be— nachrichtigte die Landjägerei, die ſofort mit Streiſenwagen die Suche nach den Tätern auf— nahm. Inzwiſchen war ein vollbeſetzter Aus- flugsautobus der Berliner Verkehrsgeſellſchaſt zwiſchen Ladeburg und Lanke von den Burſchen, die quer über die Landſtraße eine Kette gebilſet hatten, angehalten worden. Im nächſten Augen: blick eröffneten die Banditen ein Steinbombar⸗ dement auf den Autobus, durch das die mciſten Scheiben zertrümmert und mehrere Fahrgaͤſte verletzt wurden. Der Chauffeur Leu ſtieg vom Wagen und ſtellte die Burſchen zur Rede. Da— raufhin fielen ſie über ihn her, warſen ion zit Boden und traten mit Füßen auf ihm herum, ſodaß er blutüberſtrömt liegen blieb. den bat ſehr ſchwere Rücken verletzungen, Nippenbrüche, eine Zertrümmerng des Wadenbeins, eine ſchwere Gehirnerſchütterung und innere Verletzungen da⸗ vongetragen und mußte ins Bernauer Frenken⸗ haus geſchafft werden. Sein Zuſtand iſt ſehr bedenklich.