Lokale Nachrichten * Sechs Tage Haft. Der Einzelrichter beim Amtsgericht Land au verurteilte einen Kauf- mann und einen Arbeiter wegen unentſchuldigten Fernbleibens von den Feuerwehrübungen zu je ſechs Tagen Haft. 65,28 Millionen Einwohner. Der Geburtenüberſchuß betrug nach den jetzt feſtgeſtellten Zahlen im Jahre 1930 415924. Setzt man da⸗ von die überſeeiſche Auswanderung von 36496 Per- ſonen ab, ſo ergibt ſich eine Bevölkerungsvermehr⸗ ung von 379428. Mit Einſchluß des Saargebietes zählte das Deutſche Reich Ende 1930 rund 65,28 Millionen Einwohner. * Mach einer Zählung vom Mai 1930 find in Deutſchland 839396 Kriegsbeſchädigte, 362 190 Kriegerwitwen, 708 700 Kriegerwaiſen, 232877 Kriegereltern und 161726 Beihilfeem⸗ pfänger vorhanden. Nach dem Geſchäftsbericht hat ſich die Zahl der Kriegsbeſchädigten nicht uner⸗ heblich vermehrt. S Vom Standesamt. Im Monat Mai 1931 wurden in unſerer Gemeinde 17 Kinder zur Welt gebracht. 9 Perſonen find geſtorben. Be⸗ völkerungszuwachs 8. 18 Paare ſchloſſen den Bund fürs Leben. * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Betteln, 4 wegen Ruheſtörung, 1 Radfahrer wegen Fahren ohne Licht, 2 wegen Bauen ohne Genehmigung, 1 wegen Vergehen gegen die Gewerbeordnung, das heißt wegen unberechtigtem Verkauf an Sonntagen. * Obſtausſichten an der Zergſtraße. Die Kirſchenernte wird dieſes Jahr außergewöhnlich gut ausfallen, auch eine reiche Birnen⸗ u. Aepfel⸗ ernte iſt zu erwarten. Das Steinobſt dagegen bringt entſprechend dem geringeren Blütenanſatz nur einen geringeren Ertrag. Auch die Johannisbeeren zei— gen nur einen ſchwachen Behang. Wieviel granntmeinbrennereien hat Heſſen? An Branntweinbrennereien waren in Heſſen am Schluſſe des Betriebsjahres 1929/30 vorhanden: 293(darunter 4 ruhende Brenner- eien) im Betriebsjahre 1928/29 waren es 244 Betriebe. * Für Pilzſammler. In der Zeit der Pilzernte werden alljährlich zahlreiche Erkrankungen und Todesfälle durch den Genuß giftiger Pilze Dabei handelt es ſich in den meiſten verurſacht. Fällen um den Genuß ſelbſtgeſuchter Pilze. Jedem Pilzſammler kann nicht dringend empfohlen werden, nur Pilzarten zu verwenden, die ihm zweifellos als eßbar bekannt find. Einen Ueberblick über die wichtigſten eßbaren und ſchädlichen Pilze gibt das im Reichsgeſundheitsamt bearbeitete Pilzmerk⸗ blatt, das im Jahre 1924 in neuer erweiteter Ausgabe im Verlage von Julius Springer⸗Berlin W'̃ 9, Linksſtraße 23/24 erſchienen iſt und von dort oder im Wege des Buchhandels bezogen wer⸗ den kann. Der Preis für 1 Stück beträgt 309 (einſchießlich Porto 33) für 100 Stück 27 RM. für 1000 Stück 220 RM. zuzüglich Porto. In der Neuausgabe des Pilzmerkblattes werden 42 Pilzarten beſchrieben, es enthält eine farbige Tafel mit 54 Abbildungen ſowie eine Reihe von Be⸗ lehrungen über das Sammeln von Pilzen und die Behandlung von Pilzvergiftungen. Vom Sonntag. Der Wetterumſchlag, der von den Wetter- machern ſchon vorausgeſagt war, brachte uns geſtern, im Gefolge eines heftigen Gewitters, das früh zwiſchen 5 und 6 Uhr mit grellen Blitzen und heftigem Donnergrollen über unſeren Ort zog, kühles, regneriſches Wetter, das nach den Wetter⸗ berichten einige Tage anhalten ſoll. Das heftige Unwetter hat in den Fluren durch Verſchlammung erheblichen Schaden angerichtet. In Weinheim mußte die Feuerwehr eingreifen und Keller aus⸗ pumpen. Auch hat an verſchiedenen Orten der Blitz gezündet und Schadenfeuer hervorgerufen.— Der Ortsgewerbeverein verteilte am Vormittag im „Engel“ an die diesjährigen Junggeſellen die Ge⸗ ſellenbriefe. Die Feier fand in dem üblichen Piccard unternimmt keinen weiteren Aufſtieg Die Fahrt war doch weit gefährlicher, als er angenommen hatte wib. Augsburg, 30. Mai. Ueber den ge⸗ nauen Zeitpunkt der Ankunft Piccards in Augsburg iſt bisher noch nichts bekannt.— Die geplante Ehrung durch die Stadt Augs⸗ burg wird vorausſichtlich am Dienstag er⸗ folgen. Am Montag Abend wird ein Rund⸗ funkinterview zwiſchen Profeſſor Piccard und dem Schriftſteller Gail auf alle deut⸗ ſchen Sender übertragen. Einem Sonderberichterſtatter der„Neuen Augsburger Zeitung“ antwortete Piccard auf die Frage, ob er noch einen Flug in die Stratoſphäre unternehmen wolle, mit einem beſtimmten Nein. Er habe Frau und mehrere Kinder; er habe jetzt erkannt, daß der Flug doch weit gefährlicher gewe⸗ ſen ſei, als er angenommen hatte. Piccard äußerte die Anſicht, daß der Luftverkehr in der Stratoſphäre ſehr vorteilhaft ſein werde, daß er aber mit den heutigen Mit⸗ teln in einer Höhe von über 16 Kilometern nicht möglich ſei. Eine Erklärung der Ballonfabrik. Augsburg, 30. Mai. Die Ballonfabrik Rie⸗ dinger erſucht um Verbreitung folgender Mit⸗ teilung: In den Tageszeitungen ſind verſchiedene Unrichtigkeiten hinſichtlich des fahrttechniſchen Teiles des Piccard⸗Ballons, wahrſcheinlich in⸗ folge von Mißverſtändniſſen, erſchienen. Wir müſſen Wert darauf legen, beſonders eine dien ſer falſchen Darſtellungen herauszugreifen und ſie zu berichtigen, weil dieſe geeignet wäre, in der Oeffentlichkeit ein falſches Bild zu er⸗ wecken. Es iſt dies die Mitteilung, daß der Ballon deswegen nicht zur vorgeſehenen Zeit hätte niedergehen können, weil das Wentil ſich nicht hätte ziehen laſſen.— Dieſe Dar⸗ ſtellung iſt unrichtig. Das Ventil war ſo an⸗ gelegt und ausprobiert, daß es richtig funk⸗ tionieren mußte und auch funktioniert haß. Die Verzögerung des Niedergangs des Ballons hat einen anderen Grund. Es iſt eine Erfah⸗ rung beim Ballonfahren, daß der in ſehr in tenſiver Sonnenbeſtrahlung dahinziehende Bal lon vermehrten Auftrieb infolge Erwärmung des Gaſes erhält. Demzufolge kommt es ſehr häufig vor, daß trotz Gasablaſſens durch das funktionierende Ventil der Ballon nicht tiefer geht. Dieſe oft feſtgeſtellte Tatſache hat auch beim Piccard-Ballon den planmäßig vorge⸗ ſehenen Niedergang im Laufe des Vormittags verhindert. Wie die Ballonfabrik Riedinger auf An⸗ frage dem Landesdienſt des S. G. B. noch mit⸗ teilt, iſt ihr von Prof. Piccard über den Zeit⸗ punkt ſeines Eintreffens in Augsburg nockh keine Mitteilung zugegangen. Rahmen ſtatt.— Der Krieger⸗ und Soldatenver⸗ ein„Teutonia“ hatte mit ſeinem Waldfeſt Pech. Nachdem es wochenlang ſchön war, mußte gerade geſtern der Wetterumſchlag kommen. Das Waldfeſt, das mit einem Preisehrenſchießen verbunden war, hat hierunter gelitten, da der Beſuch zu wünſchen übrig ließ.— In verſchiedenen Lokalen herrſchte Tanzbetrieb. Steuertermin kalender. für den Monat Juni 1931. am 5. Lohnſteuer für die Zeit vom 16.— 31. Mai, ſowie Abgabe der Beſcheinigung über die Geſamtſumme der im Monat Mai einbe⸗ haltenen Lohnſteuerbeträge. am 20. Lohnſteuer für die Zeit vom 1.— 15. Juni, ſofern der Steuerabzug den Betrag von 200 RM. überſteigt. am 25. 2. Ziel Landesſteuer nach dem Voraus- zahlungsbeſcheid über heſſ. Staatsſteuern für das Rechnungsjahr 1931.— Schon⸗ friſt bis 5. 7. 31.— Vereins ⸗ Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u.Singſtunden Turnerbund. Heute abend 8¼ Uhr vollzählige Turnſtunde für alle Turnerinnen. Die Turnl. Chriſtl. Gewerkſchaftskartell. Mittwoch, 3. Juni, abends halb 9 Uhr in der„Harmonie“ dringl. erweiterte Kartell⸗Vorſtandsſitzung ſtatt. Reſtl. Erſcheinen erwartet Der Vorſ.: Hofmann. an Fahrräuern und Hähmaschinen werden prompt, reell und billig ausgeführt Mikolaus Effler. Bekanntmachung. Betr.: Das Mähen, Aufarbeiten und Heimfahren des Faſelheues. Am Dienstag, den 2. Juni 1931 vormittags 9 Uhr wird im Sitzungsſaale des Rathauſes das Mähen, Aufarbeiten und Heimfahren des Faſel- heues an die Wenigſtnehmenden öffentlich verſteigert. Betr. Rirſchenverfieigerung. Morgen Dienstag, vormittags 9 Uhr werden im Sitzungsſaale des Rathauſes 2 Loſe Frühkirſchen von den Erlen(zwiſchen 5. und 6. Gewann) an die Meiſtbietenden verſteigert. Viernheim, den 29. Mai 1931. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. J. V.: Roos. Markfantsche dungüngs-Sobalat Dienstag, den 2. Juni abends punkt 9 Uhr a findet im Freiſchütz der 3. Vortrag über das Thema lle famddie(8. Jel) ſtatt. Wir laden alle Mitglieder e über 19 Jahre, ſowie Ehrenmit⸗ glieder hierzu herzlich ein. H. H. Präſes wird punkt 9 Uhr beginnen ſeid deshalb pünktlich. Der Vorſtand. Wichtig für den Tabakbau iſt die Düngung mit ſchwefelſaurem Kull. Hürnſtoff Bauern⸗Verein. Ein guterhaltenes gebrauchtes Uhlfa abzugeben. Von wem, ſagt der Verlag. Wohnung 1 Zimmer u. Rüche evtl. 2 Zimmer und Küche zu vermieten. 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Piecards Ventilleine hat ver Publikationen aus dem Bordbuch Das Intereſſe an dem Flug Prof. Piccards iſt nach wie vor unverändert. Wenn auch das wiſſenſchaftliche Fazit der Fahrt, ihr bedeutſam— ſtes und bleibendes Ergebnis, erſt nach genauer Ausarbeitung bekannt gegeben werden kann, ſo ſtehen— lt.„N. B. L.“— die dramatiſchen Amſtände dieſes Fluges ſchon jetzt im Mittel— punkt einer lebhaften Diskuſſion. Vor allem um die Frage des Verſagens der Ventilleine hat ſich ein Streit erhoben. Wie noch erinnerlich, hat die Ballonfabrik Riedinger ſchon nach den erſten kurzen Mitteilungen erklärt, daß das Ventil ſicherlich gut funktioniert habe. Profeſſor Piccard hat andere Anſichten geäußert und ſeine Aufzeichnungen während der Fahrt be— ſtätigen ſeine Auffaſſung. Dieſe Aufzeichnungen aus dem Vordbuch find im Auszug und mit ergänzenden Bemer- kungen in der Frankfurter Zeitung erſchienen und in dieſem Dokument, das für immer einen ehrenvollen Platz unter den Berichten menſch— licher Forſchertaten einnehmen wird, findet ſich folgende Stelle über den Start und die Entdeckung des Nichtfunktionierens der Leine. Das Buch trägt den Namen„Borbbuch der Fahrt Nr. 13 A. Piccard“. Es war in der Tat die dreizehnte Ballonfahrt Piccards. 3.50 Uhr: eingeſchloſſen. 4 Uhr: Start. 4.24 Uhr: 15 Kilometer hoch. 4.28 Uhr: 1000 mehr, alſo in 25 Min. 15000 Meter Höhe(das ent⸗ pricht einer Geſchwindigkeit von 10 Meter pro Sekunde). Alles ideal ſchön. Gegen den Lech. Es ſchneit im Innern der Kuget, Reif, der von der Decke herunterfällt. Innentemperatur ſieben Grad. 5.57 Uhr: Beſchluß zu ſteigen. Wir werfen den erſten Ballaſt. 6.06 Uhr: Wir haben vier Säcke Ballaſt ab⸗ gegeben. 6.18 Uhr: Im Innern der Kabine iſt es an⸗ genehm hell. Boden ganz verſchleiert, daher Photo unmöglich. Hohe Wolken- und Dunſtſchicht. Wir haben keinen Reif mehr. Waſjer fließt die Kabinenwände herab, Innen⸗ temperatur 16 Grad. 6.35 Uhr: Schlimme Entdeckung: Ventilleine nicht in Ordnung. Ich weiß nicht, ob wir wer⸗ den Ventilleine ziehen können; wenn nicht, werden wir erſt abends landen. Hoffentlich wird das Ventil beim Abſtieg ſich nicht automa— tiſch ziehen. Wir hoffen das Beſte. Glücklicher⸗ weiſe iſt das Ventil ſehr hart. Die Forſcher mußten, da das Ventil nicht funktionierte, qualvolle Stunden in der Stra- toſphäre verleben,— als„Gefangene der Luft“ wie Piccard notiert, bis endlich um 8 Uhr abends der Ballon zu fallen beginnt und Pic⸗ card regiſtrieren kann:„Wir werden alſo nicht erſticken. Aber Hochgebirge.“ Aber auch das Hochgebirge wurde nicht zum Grab der Führer, trotzdem ſie keinerlei Ein⸗ fluß auf die Landung ausüben konnten, da die Ventilleine geriſſen war.„Am 21 Uhr glatt ge⸗ landet“ konnte Piccard in das Bordbuch ſchrei⸗ ben. Die Kriegsſchuldlüge Eine Enquete bei ausländiſchen Hiſtorikern und Sachverſtändigen. Die Zentralſtelle für Erforſchung der Kriegs⸗ urſachen“ hat bei den ausländiſchen Hiſtoritern und Sachverſtändigen eine Enquete über die Verſailler Kriegsſchuldtheſe veranſtaltet. Den ausländiſchen Perſönlichkeiten wurden drei Fra⸗ gen vorgelegt, die inhaltlich die in Paris und Verſailles 1919 gegen Deutſchland erhobenen An⸗ llagen wiedergeben. 70 Gelehrte und Sachver⸗ ſtändige, die in den letzten Jahren in der Kriegs ſchuldfrage hervorgetreten ſind, haben Antworten eingeſchickt. Im Juniheft der Berliner Monats⸗ hefte“ iſt das Ergebnis der Enquete veröffent⸗ licht.— Der überwiegende Teil der Befragten lehnt die Verſailler Kriegsſchuldtheſe, wonach Deutſchland den Weltkrieg mit Vorbedacht ge⸗ plant und den alliierten und aſſoziierten Regie⸗ rungen 1914 aufgezwungen hat, ab. Auch tritt der weitaus größte Teil der Befragten der von Dr. von Wegerer in ſeinem Buch Die Widerle⸗ gung der Verſailler Kriegsſchuldtheſe“ vertrete⸗ nen Auffaſſung bei, daß das Material, aufgrund deſſen 1919 das offizielle Urteil äber die Schuld der Mittelmächte am Kriege abgegeben worden iſt,„unvollſtändig, tendenziös und zum Teil ſo⸗ gar gefälſcht war.“ Die Arbeitszeit 7 1 im Rohlenbergbau wtb. Genf, 1. Juni. Die Kohlenkommiſſion der Internationalen Arbeitskonferenz hat heute Nachmittag beſchloſſen, gemäß den Vor— ſchlägen des Internationalen Arbeitsamtes in eitung Anzeigenpreiſe: Die ei i etit 2 e. Ke* r, ere einen.— Leſchlftspe e 5 von ſärntlichen Aae be- C cbtenen Veutſchla (Gieruheimer Bürger-BZig.— Sieruh. Volisblatt) 18., die Reklamezeile 60 Pfg., r Inſerate und Notizen 58 gen in unſerer eutſchlands u. bes Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Mlafrartartften del Anzeigen werben nach Nglich telt Sasa Far die Aufnahme vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr u den Entwurf des Abkommens über die Fort— ſetzung der Arbeitszeit im Kohlenbergbau eine Arbeitszeit von 734 Stunden für den Bergbau unter Tage aufzunehmen. Die von der Arbeit⸗ nehmergruppe beantragte 7⸗ſtündige Arbeits- zeit wurde abgelehnt, ebenſo der Antrag der Arbeitgebergruppe auf eine 8-ſtündige Arbeits- zeit. Der deutſche Regierungsvertreter hat für die 734⸗ſtündige Arbeitszeit geſtimmt, den An⸗ trag der Arbeitnehmergruppe ebenſo wie den der Arbeitgebergruppe abgelehnt. Der engliſche Regierungsvertreter hat ſich bei dem Antrag 0 der Arbeitnehmergruppe der Stimme enthal— ten. Abgelehnt wurde auch ein Antrag der Arbeitnehmergruppe auf Feſtſetzung einer Ar— beitszeit von 7½ Stunden. Der Vorſchlag des Internationalen Arbeitsamtes auf 73½ Stun⸗ den wurde mit den Stimmen der Regierungen und der Arbeitnehmer gegen die Stimmen der Arbeitgebergruppe angenommen. Arbeitszeitverkürzung durch den Reichspräſidenten? Beendigung der Ausſprache des Kabinetts über die Notverordnung enb Berlin, 2. Juni. Wie wir erfahren, hat das Reichskaine,: in ſeiner geiregen Sitzung, die von Mittag bis über Mitternacht dauerte, die Ausſprache über die geplanten Finanzſanie⸗ rungsmaßnahmen zum Abſchluß gebracht. Die Redaktion der Notverordnung wird heute er— folgen. Ihre endgültige Verabſchiedung durch das Kabinett iſt ſür Mittwoch vorgeſehen. Auf dem Gebiete der Arbeitsloſenverſicherung und der Kriſenfürſorge ſollen lt.„NB“ nach den urſprünglichen Plan ca. 230 Millionen durch Reformen erſpart werden, und zwar wird bei dieſen Reformen an einen Ausſchluß der Ju— gendlichen unter 21 Jahren vom Unterſtützungs— bezug, an eine Sonderregelung der Saiſonarbei— ter(Senkung der Unterſtützung auf die Sätze der Kriſenfürſorge) und an eine weſentlich ver— ſchärfte Bedärftigkeitsprüfung für alle Verſiche— rungsgruppen gedacht. Im Zuſammenhang mit em Arbeitsbe⸗ ſchaffungsprogramm des Kabinetts, das zur Entlaſtung des Arbeitsmarktes dienen ſoll, iſt auch an eine Ermüchtigung des Reichsprüſidenten für das Geſamtkabinett gedacht, die Arbeitszeit in beſtimmten In⸗ duſtriezweigen zu verkürzen. Ebenſo wie in dieſem Punkte ſind aber auch noch auf einigen anderen Gebieten Spezialfra— gen zu klären. So iſt immer noch die Frage um— ſtritten, ob neben der Kürzung der Beamtenge— hälter um 4—8 Prozent eventuell auch die Zu⸗ lage für das erſte Kind fortfallen ſoll und ſchließlich ſteht die Frage einer Penſionstürzung in der Form zur Debatte, daß gewerbliche Ver— dienſte penſionierter Beamter bei Berechnung der Penſionshöhe mit in Anſatz gebracht wer— den ſollen. Wenn dieſe Frage in den abſchließenden re— daktionellen Beſprechungen und in der Konſe— renz mit den Miniſterpräſidenten geklärt wird, wird wahrſcheinlich Mittwoch vormittag der Reichskanzler dem Reichspräſidenten über den Inhalt der Notverordnung Vortrag halten und ihm den Entwurf des Reichskabinetts übermit⸗ teln. Die Prüfung der Notverordnung durch den Reichspräſidenten wird wahrſcheinlich in den nächſten Tagen durchgeführt werden, ſo daß evtl. ſchon Freitag oder Samstag, alſo während der Reiſe des Kanzlers und des Außenminiſters nach Chequers, die vom Reichspräſidenten unterzeich nete Verordnung bekannt gegeben würde. Die Abreiſe des Kanzlers und des Außenmi— niſters findet Mittwoch abend ſtatt. Eventuell wird vorher oder im Zuſammen— hang mit der Bekanntgabe der Notverordnung eine Art Appell an das deutſche Volk ergehen. Die Kürzung der Beamtengehälter Der Reichskanzler empfängt die Vertreter der Beamtenſchaft. Berlin, 1. Juni. Der Reichskanzler empfing im Laufe des heutigen Vormittags in Gegen⸗ wart der Reichsminiſter Dietrich, Wirth. Schät⸗ zel und v. Guerard, Vertreter des Deutſchen Beamtenbundes und des Allgemeinen Deutſchen Beamtenbundes und des Reichsbundes der höher ren Beamten zu einer vertraulichen Ausſprache über die Frage der weiteren, zwiſchen 4—8 pCt. geſtafſelten Gehaltskürzung der Beamten. Der Reichskanzler legte den Standpunkt der Reichs- regierung dar und nahm die Auffaſſung der Ver treter der Beamtenſchaft entgegen. Die Bedenken der Volkspartei Gegen neue Belaſtung der Wirtſchaft— Noch keine endgültigen Beſchlüſſe Die Fraktionsſitzung der Volkspartei. enb. Berlin, 2. Juni. Die Fralktionsſitzung der Volkspartei, die geſtern nachmittag um 3 Uhr begann, nahm gegen halb 9 Uhr nach einer län⸗ geren Ausſprache ihr Ende. Wie bereits aus dem Sitzungsbericht hervorgeht, wurden noch keine endgültigen Beſchlüſſe gefaßt, da in Ausſicht ge⸗ nommen worden iſt, alsbald nach der Rückkehr des Reichskanzlers und des Reichsaußenmini⸗ ſters aus England eine neue Fraktionsſitzung einzuberufen, die nach den derzeitigen Dispoſitio⸗ nen etwa am 12. dieſes Monats ſtattfinden wird. Wie wir aus parlamentariſchen Kreiſen hören, wird deshalb auch erſt in dieſer Sitzung die Frage der ſich für die Volkspartei aus der allge⸗ meinen Lage ergebenden politiſchen Konſequen⸗ zen geklärt werden. Im einzelnen hören wir, daß in Kreiſen der Volkspartei die Anſicht ver⸗ treten wird, daß die Reichsregierung mit den neuen politiſchen Maßnahmen von der politiſchen Linie abweiche, die bisher die Volkspartei mit der Reichsregierung vertreten habe und die da— rin zum Ausdruck kam, daß keine neue Belaſtung der Wirtſchaft, ſondern eine Senkung der Produktionskoſten durchgeführt werden ſoll. Vor allem iſt das Pro jekt der Kriſenſteuer ſowohl für die Ange⸗ ſtellten als auch für die anlagepflichtigen Einkom⸗ men, wie wir hören, in der Volkspartei auf ſtärkſten Widerſpruch geſtoßen, wie ſich auch die Fraktionsſitzung heute gegen die Beſoldungs kürzung in der geſtaffelten Form bei den Beam⸗ ten ausgeſprochen hat.— Weiter hören wir, daß man in volksparteilichen Kreiſen von der Ein⸗ führung einer allgemeinen Arbeitszeitklürzung keinerlei praktiſche Ergebniſſe, ſondern nur eine Verteuerung der Produktion und eine Beun ruhigung der geſamten Unternehmen erwartet. Der Vorſitzende Dingeldey hat die Stellung⸗ nahme ſeiner Partei dem Reichskanzler bereits wendet. durch Kürzung des Tarifgehalts, tariflicher Zulagen, Gehaltskürzung inſolge Kurz— t Wernommen werben 48. Jahrgang während des Verlaufs der Fraktionsſitzung mit— geteilt. Zu den bereits bekannt gewordenen volksparteilichen Vorſchlägen hören wir, daß es ſich hierbei um eine Reihe von Gedanken handele, die der ſeinerzeit in Saarbrücken eingeſetzte Aus— ſchuß zur Zeit bearbeitet, ohne aber ſchon zu endgültigen Ergebniſſen gelangt zu ſein. Aus dieſem Grunde konnte ſich auch die Fraktion ent— gegen vielfach aufgetretenen Meldungen noch in keiner Weiſe mit ſolchen Vorſchlägen beſaſſen. 5. D. AN. gegen Kriſenſteuer enb. Berlin, 1. Juni. Der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten hat heute an Reichskanzler Dr. Brüning ein Telegramm gerichtet, in dem er ſich vor der endgültigen Beſchlußfaſſung der Reichs- regierung gegen alle Pläne einer„Behebung der Finanznot durch unſoziale Im beſonderen wird die Kriſenſteuer ſür die Beamten als unannehmbar bezeichnet: die Angeſtellten ſeien— ſo wird ausgeführt— Abbau Sparmaßnahmen“ über⸗ arbeit und Arbeitsloſigkeit in tung tieſer herabgedrückt worden als Beamte und andere Kreiſe. wird gegen den etwaigen Plan einer Beſeitigung der Lohnſteuer— rückerſtattung Stellung genommen, die umſo un- gerechter ſei, als die Rückerſtattung für Einkommenſteuerpflichtige aufrechterhalten wer— den ſolle. Der Arbeitsloſenſchutz dürfe nicht ge⸗ droſſelt werden. Die Allgemeinheit müſſe ver- pflichtet bleiben, allen unverſchuldet Erwerbs- loſen ausreichende Exiſtenzmittel zu garantieren. ihrer Lebenshal⸗ Weiter andere Die Angeſtellte jüßten fordern R aus Grün⸗ Die Angeſtelten mußten fordern, daß aus Grün⸗ den ſozialer Gerechtigkeit in erſter Linie die trag— fähigen Schultern zur Ueberwindung der Kriſe herangezogen werden. Keine neuerliche Grenzverletzung durch franzöſiſche Flugzeuge enb Berlin, 1. Juni. Die Meldung von einer U badiſchen Gebietes durch ein Geſchwader von etwa 40 franzöſiſchen Fliegern am Samstag vormittag gegen 10 Uhr bei Kehl iſt, wir von unterrichteter Seite erfahren, ni Ein franzöſiſches Flieger“ b a ag in der Nähe der g abgehalten, jedoch nicht vorgekommen. Kehl war unter der Fliegeroffiziers aufgeſtellt worden, der offenbar den Auftrag hatte, neuerlichen eberfliegung Grenze ällerdings ſind Grenz Auf der Rl Führung eines franzöſiſchen in Beobachtungspoſten Grenzüberfliegungen zu verhindern. Tetzte Radiomeldungen 4⸗prozentige Lohnkürzung in der franzöſiſchen Metauinouſtrie. wtb. Roubaix, 2. Juni. Der Arbeitgeber- nerband der Metallinbuſtriellen von Roubaix und Tourcoing hat die Arbeitergewerkſchaften davon in Kenntnis geſetzt, daß eine Lohnherab⸗ ſetzung um 4 Prozent demnächſt in Kraft treten werde. Die Lohnherabſetzung wird mit dem Rückgang des Lebenshaltungskoeffizienten von 7.16 am 15. Oktober 1930 auf 6,94 am 30. Mai 1931 begründet. Politiſche Zuſammenſtöße in Velbert. wib. Velbert, 2. Juni. Nach einem Propa⸗ gandaumzug der nationalſozialiſtiſchen SA⸗Ab⸗ teilung, der ohne Störung verlief, kam es in verſchiedenen Teilen der Stadt zu Zuſammen⸗ ſtößßen zwiſchen den Umzugsteilnehmern und Kommuniſten. Die Zuſammenſtöße waren an⸗ ſcheinend planmäßig vorbereitet worden, da die Kommuniſten teilweiſe mit Meſſern, Knüppeln und Piſtolen ausgerüſtet waren. Drei Natio⸗ nalſozialiſten wurden durch Meſſerſtiche in den Kopf, ein vierter durch einen Schrotſchuß in den Hals verletzt. Wee Perſonalien einiger Täter ſtehen noch aus. Arbeits beſchaffung! Mit der neuen Notverordnung des Reichs⸗ kabinetts verbunden iſt auch das neue Arbeits⸗ beſchaffungsprogramm. Wie zuverläſſig verlau tet, wird in dieſem Arbeitsbeſchaffungsprogramm die Reichsbahn im Mittelpunkt ſtehen Sie ſoll in die Lage verſetzt werden, größere Aufträge, vor allem auf dem Gebiet des Oberbaues und der verwandten Induſtrien, zur Verteilung zu brin⸗ en.. 1 Eine Geſamtſumme iſt noch nicht bekannt ge⸗ geben. Immerhin rechnet man damit, daß beim Oberbau einſchließlich Schienen-. Schwellen-, Schotterlieſerungen und der zum Einbau nöti⸗ gen Löhne ein Betrag von rund 180 bis 200 Mil⸗ lionen Mark in Voranſchlag gebracht iſt. Durch dieſe neue Auſtragserteilung an die Lieferinbu⸗ ſtrie ſoll vor allem die Beſchäftigungsmöglich⸗ keit in der Eiſen-, der Baſalt⸗ ſowie der Schwel⸗ leninduſtrie uſw. gehoben und es ſollen auch neue Arbeitsmöglichkeiten dadurch geſchaffen werden. Daneben ſind Auftragserteilungen auf dem Gebiete des Brückenbaues. der Signaleinrich⸗ tungen uſw. vorgeſehen, während Beſchaffungen von Fahrzeugen noch nicht vorgenoymmen wer⸗ den dürften. Die bisherigen monatlichen Beſtel— lungen an Schienen, Laſchen uſw. bei der Eiſen⸗ induſtrie ſind bis auf 20000 t gedroſſelt worden. während ſie ſonſt normalerweiſe 60 000 t monat⸗ lich ausmachen. Nun handelt es ſich bei den neuen Auftragserteilungen keineswegs um nor— male Beſtellungen, ſondern um zuſätzliche. Um nun die Koſtenfrage für die Reichsbahn. die ſelbſt ſich nicht in allzu günſtiger finanzieller Lage be findet, auszuſchalten. ſoll die Finanzierung der neuen Lieferungsaufträge vom Reiche vorgenom— nen werden, worüber noch keine Einzelheiten feſtſtehen. Man erörtert verſchiedene Möglichkei⸗ ten, ſo die Finanzierung durch Ausgabe neuer Schatzanweiſungen, deren Verzinſung und Dis— agio wie früher einmal vom Reich getragen würde, oder durch Finanzierung iiber die Reichs⸗ anſtalt für Arbeitsvermittlung, bezw. über die Kriſenfürſorge. Dieſer Teil des neuen Arbeits— beſchaffungsprogramms iſt inſofern mit der Not⸗ verordnung verbunden, als zurch ie in ihr vor⸗ geſehenen Erſparniſſe arößere Mittel für die Arbeitsbeſchaffung freigemacht werden ſollen. Der ſozialdemokratiſche Parteitag in Ceipzig Stellungnahme gegen Brüning. wib Leipzig, 1. Juni. Die Eröffnungsfeier— lichkeiten des ſozialdemokratiſchen Parteitages begannen geſtern mit einer großen Maſſenkund⸗ gebung auf dem Meß platz. An- und Abwmarſch nahmen viele Stunden in Anſpruch. Die Zahl der Teilnehmer wird auf 100000 geſchätzt, Reichs⸗ tagsabgearbneter Lipinſki eröffnete die Kundge⸗ bung. Longuet-Paris erklärte unter lebhaftem Beifall, daß, wenn die Abrüſtungskonſerenz die Befriedung der Welt nicht bringen ſollte dieſe Frage den Hauptgegenſtand bei den nächſten Wahlen in Frankreich bilden werde. Der Präſident der Sozialiſtiſchen Arbeiter- internationale, Vandervelde-Brüſſel. bekundete das Einverſtändnis der Internationale für die gegenwärtige Politik der Sozialdemokratie. Wei— terhin trat er für eine gerechte Löſung der Re⸗ parationsfrage ein.— Nach ihm ſprachen Auſter⸗ litz-Oeſterreich und ein Vertreter der tſchechoſlo⸗ wakiſchen Sozialdemokratie. Nach einem Schluß⸗ wort von Wels fand abends die feierliche Eröff⸗ nung des Parteitages ſtatt. Auf der feierlichen Eröffnungsſitzung des ſozialdemokratiſchen Parteitages ſprach der Par- teivorſitzende Wels, der nach einer Gedächtnis⸗ kundgebung für Hermann Müller das Haupt⸗ thema des Parteitages, den Kampf gegen den Faſchismus behandelte. Zum Schluß erklärte er: Die Politik der Regierung Brüning it nicht unſere Politik. Wir haben niemals einen Zweifel darüber gelaſſen. daß wir jede Verantwortung für ihre Handlungen i Es iſt das Verbienſt der Sozialdemokratie, daß es gelungen iſt, die Angriffe des Unternehmer⸗ tums auf die ſoziale Geſetzgebung im allgemei⸗ nen bisher abzuſchlagen. i Der Parteitag wählte dann zu Vorſitzenden des Parteitages den Parteivorſitzenden Wels und den Abg. Lipinski, ferner unter ſtürmiſchem Bei⸗ fall zum Ehrenvorſitzenden den Senior der Par⸗ tei, Bock, Gotha. Leipzig, 1. Juni. Die eigentlichen Arbeiten des Sozialdemokratiſchen Reichsparteitages haben heute begonnen a Der erſte Tag iſt den Wirtſchaftsfragen ge⸗ widmet. Reichstagsabgeordneter Tarnow ſprach über das Thema„Kapitaliſtiſche Wirtſchafts⸗ anarchie und Arbeiterklaſſe“. Er hat zu ſeinem Vortrage eine Entſchließung vorgelegt, die alle weſentlichen Punkte ſeines Referates und bereits vom Parteiausſchuß dem Warte- tage zur Annahme empfohlen worden iſt. In der. Entſchließung heißt es: Der Parteitag fordert die geſetzliche Verkürzung der zuläſſigen Arbeitszeit auf 40 Stunden in der Woche. Er brandmarkt die Lohn⸗ abbauoffenſive des Unternehmertums als Aus⸗ fluß ſozialer Brutalität und als unvereinbar mit den voltswirtſchaftlichen Intereſſen. die zur Ueberwindung der Kriſe eine Steigerung der Maſſenkaufkraft erfordern. Die Sozialpolitik und die ſozialen Einrichtungen mäſſen geſchützt und erweitert werden. Der Parteitag iſt ſich bewußt. daß die Durchſetzung dieſer Gegenwartsforderun⸗ gen ebenſo wie die Verwirklichung des Sozia⸗ lismus politiſche Machtfragen ſind. Die Vertei⸗ lung der politiſchen Macht ſteht noch im Gegen⸗ ſatz zur ſozialen Struktur Dieſen Widerſpruch aufzuheben iſt die wichtigſte Vorausſetzung für die Durchführung einer ſozialeren Politik und enthält der ſchnelleren Ueberwindung des Kapitalismus. Zahlen ſprechen Der furchtbare Ernſt unſerer wirtſchaſtlichen Cage * Nichts enthüllt uns wirkſamer den Ernſt unſerer wirtſchaftlichen Lage als Zahlen, Statiſtiten. In einer ſolchen Statiſtik z. B. lernen wir die Entwicklung der UAmſatz⸗ ſteuer in den verſchiedenen Landesfinanz— amtsbezirken kennen. Das Geſamt aufkommen an Umſatz⸗ ſteuern ging zwiſchen 1929 und 1930 von 1006 auf 999 Millionen, alſo von 100 auf 99.3 Prozent zurück. Damit iſt aber nicht ausgedrückt daß die Umſätze nur um weniger als ein Pro— zent geſunken wären. Denn ſeit dem 1. April 1930 beträgt die Umſatzſteuer 0,85 Prozent gegen früher 0.75 Prozent. Ferner haben die Betriebe mit einem Jahresumſatz von über einer Million Mark eine Sonderumſatzſteuer von 0.5 Prozent, die ſogenannte Warenhaus— und Konſumvereinsſteuer zu entrichten. Nun iſt die Verteilung des prozentualen Aufkommens an Umſatzſteuer gegenüber 1929 in den einzelnen Bezirken weitgehend ver— ſchieden. Beim Finanzamt Unterelbe in Ham— burg werden 114.8 Prozent. bei dem Finanz⸗ amt in Dresden 91.84 Prozent feſtgeſtellt. Eine weit mehr als ein e zehnprorentige Steigerung zeigen auch Oldenburg und Schles⸗ wig⸗Holſtein. während ſich die Ergebniſſe in Köln Mecklenburg. Lübeck und Anterweſer ziemlich aünſtig zeigen. In den Bezirken Düſ⸗ ſeldorf für das weſtliche Ruhrgebiet. Münſter für das öſtliche Ruhrgebiet, Darmſtadt. Magde— burg, Karlsruhe, Leipzig und Oberſchleſien hat ſich dagegen genau wie in Dresden das Steueraufkommen ungünſtig geſtaltet. Wenn wir dieſe Gebiete betrachten, ſo ſehen! wir, daß ſich im vergangenen Jahre die Wirt⸗ in den induſtriellen! ſchaftskriſe am ſtärkſten Zentren auswirkte, weniger dagegen in den Agrargebieten. Wenn wir aus der Statiſtik dann noch die Sonderumſatzſteueraufkommen herauslaſſen, wird die Entwicklung noch klarer. Damit iſt nun keineswegs zum Ausdruck gebracht, als ob etwa in den Agrargebieten die wirtſchaftliche Depreſſion ſich nicht ebenfalls verſchlimmert hätte. Denn wir dürfen nicht vergeſſen, daß für die Agrargebiete der Aus⸗ gangspunkt im Jahre 1929 weit ungünſtiger war als für die induſtriellen Gebiete. welche in dem Vorjahre eine beſſere Konjunktur hat⸗ ten und davon noch profitierten. Immerhin zeigt ſich eines deutlich, daß alle Wege beſchrit⸗ ten werden müſſen, die zu einer Sanierung der Wirtſchaft und zu einem Wiederaufbau des induſtriellen Lebens führen können. Agrarnot und Wirtſchaftsnot ſind ſchickſalsverbunden. Beide aber wiederum können nur beſeitigt werden, wenn es gleichzeitig gelingt, den Le— bensſtandard der Konſumenten zu heben, alſo die Kaufkraft zu ſtärken. nicht zuletzt die Ar⸗ beitsloſen in den Produktionsprozeß zurückzu⸗ führen. Nur Frankreich darf Parade halten michel hat ſich nicht zu muckſen Franzöſiſche Aufregung über den Stahlhelmtag— Immer wieder die Heidenangſt wtb. Paris, 1. Juni. Die Stahlhelmkund— gebungen in Breslau werden von faſt der ge⸗ ſamten franz. Preſſe beſprochen und mißbilligt. „Temps“ ſchreibt: Nicht Kundgebungen wie dieſe werden das internationale Vertrauen in den Friedenswillen des deutſchen Volkes kräf— tigen. Durch derartige Demonſtrationen kom— promittieren die Deutſchen ihre eigene Sache, und daß ſie kurz vor dem Beſuch des Reichs kanzlers und des Reichsaußenminiſters in Che⸗ quers derartige Paraden wagen, beweiſe einen erheblichen Mangel an pſychologiſchem Gefühl und politiſchem Sinn. Es liege darin eine rich— tge Herausforderung. — Markus Robſon Roman von Max von Weißenthurn. Arheberrecht durch Herold-Verl. Homburg-Saar. Neubearbeitet von E. Geyer. 50. Fortſetzung. Es entſtand eine Neville unterbrach. längere Pauſe, welche „Du entſinnſt Dich meiner alten Leiden⸗ ſchaft für die Bühne, Vater“, ſprach er leiſe, denn er wußte recht gut, wie ſehr alles das, was er erzählen würde, den Stolz des alten Mannes verletzen mußte.„Nun denn, dieſe Leidenſchaft regte ſich mächtiger denn je in mir und durch einen ſeltſamen Zufall hatte ich das Glück, ein günſtiges Engagement auf einer Provinzialbühne zu bekommen. Ich war nicht unglücklich. Das Leben, welches ich führ⸗ te, geſtaltete ſich ganz angenehm. Ich fand treue Freunde unter meinen Berufskollegen, während Erfolg meine mir ſelbſt gewählte Laufbahn krönte. So ſtanden die Dinge, als das Schickſal Barbara in meinen Lebensweg führte. Weder Dir, noch dem alten Mr. Fran⸗ cis kam eine Ahnung, daß der Schauſpieler, mit dem Ihr korrenſpondiertet, der Sohn ſei, welchen die Welt für tot hielt. Wenn die Ant⸗ wort, welche ich damals auf mein Schreiben erhielt, günſtig gelautet hätte, wenn Du bereit geweſen wäreſt, für das Kind Deines Bruders Sorge zu tragen, ich hätte mich leichter ent⸗ ſchließen können, aus meinem Inkognito her⸗ vorzutreten, aber als Du Barbara zurückſtie⸗ ßeſt, da beſchloß ich, verbittert, wie ich war ihr Schicksal zu teilen.“ a N o a 5 W e W ** 1 Journal“ ſchreibt, man mußte zwangsläufig l PTPPbPbPbPbPbPbPbPbPbPbPbPbPbTPbTPbTTCTTCc n vor allem an die Sicherheit denken. Stiefel der Stahlhelmleute in rhythmiſchem, provozierendem Gleichmaß im vergangenen Jahre am Rhein erdröhnten und heute an den Üfern der Weichſel. Die Deutſchen brauchten es ſich nur ſelbſt zuzuſchreiben, wenn ſie ent⸗ decken, daß ſie nicht durch ein derartiges Vor⸗ gehen die Unterſtützung erreichen werden, deren Dringlichkeit zwecks Beſeitigung der Wirtſchafts⸗ kriſe ſie als erſte anerkennen müßten.—„Ehre Nouvelle“ ſchreibt: Die nationaliſtiſchen deut⸗ ſchen Kundgebungen erleichtern die Aufgabe des Chequer-Pilgers nicht. Der Stahlhelm habe ge— ſtern ſeinem Lande einen ſchlechten Dienſt ge⸗ leiſtet. 3 als die Vermiſchtes 37. Hauptverſammlung des Vereins Deut⸗ ſcher Zeitungsverleger. wib. Wien, 1. Juni. Im Zeremonienſaal der Burg begannen heute die Verhandlungen der 37. Hauptverſammlung des Vereins Deutſcher Zeitungsverleger mit einem Feſtakt, zu dem außer den Tagungsteilnehmern viele Ehren⸗ gäſte, darunter die Vertreter der öſterreichiſchen Bundesregierung und der Deutſchen Reichsregie— rung erſchienen waren. Gemeindeergänzungswahlen in Spanien. wib. Paris, 1. Juni. Wie Havas aus Ma rid berichtet, haben geſtern in mehreren Stäß ten und Dörfern Spaniens Ergänzungswahle, zum Gemeinderat ſtattgefunden. Ueberall habe die radikale Partei des Außenminiſters Ler⸗ roux die meiſten Stimmen und Sitze erzielt. An zweiter Stelle ſtünden die Sozialiſten, wäh⸗ rend die republikaniſch⸗liberale Rechte nur ſehr wenig Stimmen erhielt und die Monarchiſten die Sitze, die ſie bisher inne hatte, verloren haben. Carols Dank für ſeinen Flug nach Numänien. witb. Paris, 1. Juni. Nach einer Augentun meldung aus Bukareſt beabſichtige König Carol der Familie des verunglückten franzöſiſchen Fliegers Lalouette eine lebenslängliche Penſie zu gewähren. Lalouette iſt jener Flieger, de König Carol ſeinerzeit, als er den Thron be ſtieg, nach Rumänien gebracht hat. Kein Deutſchlandflug des„G 38“. wtb. Berlin, 1. Juni. Wie die Deutſche Luft⸗ hanſa⸗Berlin mitteilt, iſt der geplante Deutſch⸗ landflug des Junkers-Großflugzeuges„G 380% aus Sparſamkeitsgründen abgeſagt worden Die Abſage wird wie folgt begründet:„Uns der Deutſchen Lufthanſa, ſind durch das Reichs verkehrsminiſterium Mitteilungen zugegangen wonach die finanzielle Lage des Reiches ihm ſofort weitere Einſparungen bei der Reichsbei⸗ hilfe unſeres Unternehmens erforderlich macht Dieſe einſchneidenden Etatsabſtriche machen es uns zu unſerem größten Bedauern unmöglich den geplanten Deutſchlandflug der„G38“ durchzuführen. Ueberreichung des Abberufungsſchreibens des preußiſchen Geſandten in München. wih. München. 1. Juni. Der preuniſche Ge— ſandte und bevollmächtigte Miniſter Dr. Den! hat am Samstag. den 30. Mai. dem bayeriſchen Miniſterpräſidenten Dr. Held ſein Abberu— fungsſchreiben überreicht. Unterſuchung gegen ein Wiener Bank⸗ haus. witb. Wien, 1. Juni. Die Polizeikorreſpon— denz meldet: Gegen das Bankhaus Auſpitz, Lieben u. Co. ſind mehrere Anzeigen eingelau fen, aus denen ſich der dringende Verdacht er⸗ gibt, daß das genannte Bankhaus. deſſen Zahlungsſchwierigkeiten in den letzten Tagen bekannt geworden ſind. das ihm anvertraute Effektendepot zur Belehnung bei anderen Bank⸗ hüuſern veruntreut hat. Auch haben ſich Ver⸗ dachtsgründe für das Vorliegen eines ſtrafbaren Konkurſes ergeben. Bisher haben ſich neun Perſonen mit einer Schadensſumme von 300000 Schilling als geſchädigt gemeldet. Die Wirt⸗ ſchaftspolizei hat darauf die Amtshandlung eingeleitet haben, Barbara ſchätzen zu lernen, werden im⸗ ſtande ſein, Dir begreiflich zu machen, was ſie mir geweſen iſt. Sie war meinem Herzen na⸗ menlos teuer, ſo teuer, daß ich dachte, die Tren— nung von ihr müſſe mir den Tod bringen. Erſt durch den alten Rechtsanwalt erfuhr ich das Ableben meines Bruders. In jener Stunde trat die Verſuchung an mich heran, ihm zu ſa— gen, wer ich ſei. Aber ich überwand mich ſelbſt und ließ Barbara den Platz einnehmen, der mir zukam. Sie ging, nicht ahnend, was Dein Verbot, daß ſie hinfort nicht mehr mit mir verkehren ſollte, mich koſtete. Ihr Herz ſchlum⸗ merte damals noch ſo feſt, daß erſt ein hefti⸗ ger Schmerz dasſelbe aus ſeinem lethargiſchen Zuſtand erwecken ſollte. Da ſie am glücklichſten war, trat Bryant plößlich auf und enthüllte den großen Irrtum, von welchem ich be⸗ züglich ſeiner Herkunft befangen war. Hatte ich den Willen gehabt, zu meinen Ungunſten zu ſchweigen, ſo verriet doch er ihr alles. Va⸗ ter, ich habe für ſie gezittert, denn alles ſtand für ſie auf dem Spiele. Sie aber iſt trotz ſchwerſter Verſuchung treu geblieben, obwohl der Tod jenes Mannes ſie der zwingenden Notwendigkeit entriß, ihr Geheimnis zu offen⸗ baren.“ Tief bewegt ſaß Graf Elsdale da. Jedes Wort, jeder Blick ſeines Sohnes, die unendli⸗ che Zärtlichkeit mit welcher derſelbe von Bar⸗ bara ſprach, taten hinreichend dar, wie teuer dieſe ſeinem Herzen war. „Es war meine Angſt um ſie“, fuhr Neville Hatton fort,„die mich veranlaßte, zu Mr. Francis zu gehen und demſelben die Wahrheit zu offenbaren. Als ich zu ihm kam, gab er mir Deinen liebevollen, großzügigen Brief zu le⸗ 3 „Die wenigen Jahre, welche Dich gelehrt ſen, nachdem er die Ueberzeugung gewonnen, daß ich kein Betrüger ſei, doch mußte ich vor ihm meine Identität auf das genaueſte doku⸗ mentieren. Wir haben den Freiherrn von Maine und mehrere andere Deiner alten Freunde in der Stadt aufgeſucht und erſt, als dieſe mich erkannten und in der liebevollſten Weiſe willkommen hießen, da fühlte ſich Rechtsanwalt Francis vollſtändig überzeugt.“ Der Graf hatte beinahe mechaniſch den Worten ſeines Sohnes zugehört und wieder⸗ holte ſich nun mit ſteigender Aengſtlichkeit die Frage, wie derſelbe die Kunde hinnehmen würde, welche man ihm doch nicht verheimli⸗ chen konnte. „O, Neville, mich dünkt alles wie ein ſchwe⸗ rer Traum. Ich faſſe es nicht, daß Du mir ſo nahe ſein konnteſt, während ich Dich als tot beweinte.“ „Vater, ich bereue mein törrichtes Vorge— hen und werde es bereuen, ſo lange ich lebe.“ Eine Pauſe entſtand. Die Freude Lord Elbdales über den wieder⸗ gefundenen Sohn ward gedämpft durch das Bewußtſein, welche ſchmerzvolle Kunde er dem⸗ ſelben mitteilen mußte. „Du haſt Eberhard alles offenbart, Vater?“ brach Neville plötzlich das Schweigen. „Was ſoll ich ihm offenbart haben?“ „Barbaras Herkunft!“ „Er weis alles. Sie ſelbſt hat es ihm ge— ſagt.“ „Sie ſelbſt? Armes Mädchen! Und er?“ „Er hat ſie aufgegeben!“ verſetzte der alte Graf bitter.„Es iſt alles zu Ende zwiſchen beiden!“ „Zu Ende? Unmöglich, Vater! Ich dachte, er liebte ſie?“ „Ja, er mag ſie auch lieben; trotzde er ſie verlaſſen.“ „So reichte ſeine Liebe nicht hin, um den Makel ihrer Geburt zu überſehen?“ rief Ne ville in höchſtem Grade erregt.„Und ſie wie nahm ſie dieſen Schickſalsſchlag hin?“ „Wir fanden ſie in tiefer Ohnmacht, nach dem Eberhard ſie verlaſſen hatte. Als ſie aber wieder zu ſich kam, war ſie vollkommen ruhig und ſein Name wurde von ihr nicht wieder ausgeſprochen.“ „Wo iſt er?“ „In Firholme. Er ſchrieb mir einen Brief, den ich übrigens noch nicht geleſen habe. Er liebte ſie, Neville, darüber beſteht kein Zwei⸗ fel; indes wenige Männer in ſeiner Lage würden imſtande geweſen ſein, den Flecken, welcher'in ihrem Namen haftet, zu überſe⸗ hen.“ „Sie iſt aber ſchuldlos daran“, beharrte Neville,„und er würde ſie, hätte er ſich barm⸗ herzig gegen ſie gezeigt, geſchützt haben vor dem furchtbaren Verdacht welcher jetzt auf ſie gefallen iſt!“ Der alte Graf zuckte beſtürzt zuſammen. „Du weißt bereits alles?“ fragte er.„Du weißt, weſſen ſie Barbara beſchuldigen?“ „Ja ich weiß alles!“ gab Neville feſten Tones zurück.„Mr. Francis teilte es mir mit, als Du eben eintrateſt. Es iſt mir unfaßlich, wie die Geſchworenen ſie der furchtbaren Tat zeihen konnten. Es können doch unmöglich ir⸗ gend welche Beweiſe dafür ſprechen! Sie war an jenem Abend nicht im Wintergarten; ich hätte ſie ſehen müſſen, da ich ja mit ihm; ſammengetroffen bin.“ Fortſetzung folgt. m hat 5. Das Doppelleben eines Opernſängers In Marſeille hat die Verhaſtung des belieb⸗ ten Baritoniſten Markin nicht geringes Aufſehen erregt. Sie erfolgte unter der Anſchuldigung, daß der am dortigen Opernhaus wirkende Künſt⸗ ler Rententitel der franzöſiſchen Verteidigungs⸗ anleihe in Höhe von 32 Millionen Mark gefälſcht habe. In Paris, wo der Sänger von ſeinem früheren Auftreten her noch in beſter Erinnerung lebt, wollte man an die Fälſchegeſchichte nicht glauben und glaubte, daß die Marſeiller Polizei bei der Verhaftung Markins einen groben Miß⸗ griff begangen habe. Inzwiſchen hat der Ver⸗ haſtete aber ein volles Geſtändnis abgelegt, und der Fall iſt dadurch reſtlos aufgeklärt worden. Markin, der Sohn eines Marſeiller Schiffsmak⸗ lers, war von Beruf Lithograph und hatte ſich dabei eine Geſchicklichkeit erworben, die ihn be— jähigte, die Rententitel ſo geſchickt nachzuahmen, daß ſie von den echten Stücken nicht zu unter— ſcheiden waren. Einige Zeit vor Ausbruch des Weltkrieges hatte ſich der Lithograph auf den dringenden Rat ſeiner Freunde, die ihm nahe— legten, daß er durch die Ausnutzung ſeiner ſchö— nen Stimme ungleich mehr Geld als in ſeinem Gewerbe verdienen könne, der Oper zugewandt. Seit 1914 ſang er an der Pariſer Oper und wurde dann als erſter Baritoniſt an die Marſeiller Oper verpflichtet. Tagsüber war er ein treuſorgender Familienvate, der ganz in ſeiner Kunſt aufging. Nach Schluß der Vorſtellung aber verſchwand er in einem zur Druckerei umgewandelten Laden, um hier in aller Stille ſein Fälſcherhandwerk zu betreiben. In der Nachbarſchaft war er ebenſo beliebt wie auf der Bühne. Markin ſtand vor der Ernennung zum Direktor der Marſeiller Oper, als durch die Verhaftung das Geheimnis ſeines Doppellebens enthüllt wurde. männerſterblichkeit, Alkohol und Ehe Nicht nur in Deutſchland, ſondern auch in anderen Ländern hat ſich gezeigt, daß Männer— ſterblichkeit und Alkoholverbrauch zueinander in Beziehung ſtehen. Selbſt in Amerika hat ſich dieſe Erſcheinung beobachten laſſen, indem kurz nach der Trockenlegung die Todeszahlen aller⸗ dings abnahmen, ſich aber dann, als man bes gann, das ſtrenge Geſetz zu„durchlöchern“, prosth: wieder erhöhten. Den ſtatiſtiſchen Angaben laſ⸗ ſen ſich nun, was den Einfluß des Alkoholver— brauchs auf die Männerſterblichkeit anbelangt, im allgemeinen nur ſchwer k chſiere Zahlen entueh— men. Dagegen iſt es, wie Dr. Freudenberg mit— teilt, nach der in jüngſter Zeit von Bandel aus— gearbeiteten Methode möglich, einen ziemlich ge— nauen Ueberblick zu gewinnen. So ließ ſich ſeſt— ſtellen, daß ſowohl in Berlin als auch in Bavern innerhalb der letzten Jahre die Zahl der Todes⸗ jälle infolge von ſchwerem Alkoholismus bei Un⸗ verheirateten viel größer war als bei Verheira— teten. während in Zeiten von Alkoholknappheit die Todesfälle bei den Junggeſellen im Vergleich zu denen der Verheirateten ſtark abnahmen. Dies läßt ſich damit erklären, daß die verheirateten Männer im allgemeinen weniger Alkohol konſu— mieren als die unverheirateten Leute, weshalb aber auch in altoholknappen Zeiten, die die Junggeſellen dann beſonders ſchwer zu verſpüren haben, ſodaß ihre Todesſälle deutlich abnahmen, die Zahl dere Todesfälle bei den Verheirateten im Durchſchnitt nicht weſentlich ſank. Beſonders klar ließ ſich die Zunahme der Männerſterblich— keit in Deutſchland nach Beendigung der Infla⸗ tion erkennen, als der Alkoholverbrauch wieder in erhöhtem Maße eingeſetzt hatte. Bei den ge— nannten Berechnungen läßt ſich nun zwar ein⸗ !!!!!.!!!.;;õ;ö's/V Soziales Kündigung der Angeſtelltentariſe im Berliner Einzelhandel. enb. Berlin, 2. Juni. Der Arbeitgeberver— band für den Einzelhandel Berlins hat— wie das„Berliner Tageblatt“ meldet— den Gehalts- tarif für die Angeſtellten zum 30. Juni gekündigt. Ein 5⸗ bis 6⸗prozentiger Gehalstabbau wurde von den Arbeitgebern bereits zu Beginn dieſes Jahres durchgeführt. eWun auch noch teine For- deungen der Arbeitgeber bekannt geworden ſind, ſo iſt man— wie das genannte Blatt berichtet— in Angeſtelltenkreiſen doch der Ueberzeugung, daß die Tariſtündigung in einer beabſichtigten Ge— haltsverringerung ihre Urſache hat. Von dem Lohnabbau würden etwa 5060 000 Angeſtellte betroffen werden. Aus Nah und Fern Laubach, 1. Juni.(Großfeuer durch Blitz ſchlag.) Geſtern vormittag ging über den Vo gelsberg ein ſchweres Gewitter nieder, bei den der Blitz in Freienſeen in den Holzſchupper des Zimmermeiſters Braun einſchlug und die, ſen ſofort mit dem geſamten Inhalt in Brand ſetzte. Trotz eifriger Bemühungen der Feuerwehr breiteten ſich die Flammen auf die angrenzender Wohnhäuſer der Arbeiter Schmidt und Wagner aus, die vollſtändig niederbrannten, während der Holzſchuppen ebenfalls zerſtört und eine Scheune durch die Flammen beſchädigt wurde. Die Feu⸗ erwehr hatte bis zum ſpäten Abend zu tun, bis alle Gefahr beſeitigt war. Wettervorherſage Vorherſage für Dienstag: Wolkig bis auf. heiternd, keine weſentliche Niederſchlagstätigkeit mehr, mäßig warm. abflauende weſtliche Winde. Ausſichten für Mittwoch: Zunächſt wärmeres Wetter, ſpäterhin etwas Gewitterneigung. wenden, daß ſich eine ſo verhältnismäßig raſche Auswirkung des Alkoholverbrauchs auf die Sterb⸗ lichkeit kaum vorſtellen läßt, da Todesfolge durch Alkoholismus in der Regel doch erſt nach Jahren eintritt. Doch ſtellt Bandel bierzu feſt, daß, un⸗ geachtet der gewöhnlich allordings chroniſch ver⸗ laufenden Schädigungen durch den zu ſtarken Alkoholgenuß, dennoch der augenblickliche Alko⸗ holverbrauch ſehr oft als Faktor wirkt, der den Tod auslöſt. Der alkoholfeindliche Alkoholkönig Nach einer Gefängnishaft von achtzehn Mo⸗ naten iſt der bekannte fkandinaviſche Sprit⸗ ſchmuggler, Kapitän Adolf Eliaſſon Bremer, ſo—⸗ eben in die Freiheit zurückgekehrt. Der Name Bremer iſt im Norden jedem Kinde geläufig. Seit zehn Jahren beherrſcht der verwegene Schmuggler den geheimen Alkoholmarkt in Dä⸗ nemark, Schweden, Norwegen und Finnland. Das Prohibitionsſyſtem in den nordiſchen Län⸗ dern iſt ſeine Exiſtenzgrundlage. Ein Liter Sprit, den Bremer für etwa 50 Pfg. erſteht, bringt ihm 14 bis 15 Kronen ein. Es gibt keinen Fjord an der Küſte von Throndjem bis Stockholm, in dem Bremer nicht zuhauſe wäre. In dunklen Nächten, wenn der Sturm. die Wellen um die Klippen peitſcht, unternahm Bremer ſeine wag— halſigſten Fahrten. Jedesmal, wern die Polizei hinter ihm her war, verſtand er es, ihr ein Schnippchen zu ſchlagen. Er erlaubte ſich dabei öfters einen Spaß. Aus ſeinem Hauptquartier in einer Villa bei Frederikshaven in Dänemark rief er die Polizei an und gab den genauen Ort und die genaue Zeit ſeines Aufbruchs belannt. Trotzdem konnte das mit raſender Schnelligkeit fahrende Motorboot nicht angehalten werden. Vor zwei Jahren ging Bremer an Land in Olofjord. Diesmal hatte die Zollwache Glück. Ein Zollwächter gab auf Bremer einen Schuß ab und verletzte ihn ſchwer. Bremer verſuchte, ſich hinter einem Felſen zu verſtecken, brach aber ohnmächtig zuſammen und wurde gefangen ge nommen. Während ſeiner Gefangenſchaft war der Spritſchmuggel beinahe vollſtändig lahmge— legt. Die däniſche Zollpolizei iſt jetzt auf neuen Kampf gefaßt. Bremer, ein echter Typ des ſtan— dinaviſchen Seemanns. ſoll Millionen ſein eigen nennen. Obwohl durch Alkohol reich geworden nimmt er keinen Tropfen in den Mund. Er be rührt Alkohol nur, wenn es gilt, ſich die Hände zu waſchen. Der Fall Tauber— eine Warnung Was der Arzt des berühmten Sängers ſagt. Der Londoner Stimmſpezialiſt William Lloyd, der Richard Tauber dieſer Tage ärztlich behan— delte, äußerte ſich dem Berichterſtatter eines Londoner Blattes gegenüber über die Gefahren, von denen ſich berühmie Sänger ſtündlich bedroht ſehen. Der Fall Tauber ſollte deshalb nicht nur für die Sänger ſelbſt, ſondern auch für die Theater- und Konzertunternehmer ein War⸗ nungsſignal bedeuten.„Ich möchte dringend empfehlen“, ſo erklärte Lloyd,„bei jedem Enga— gement eines erſtklaſſigen Sängers, auf deſſen Auftreten das Publikum mit Spannung wartet, einen Kehlkopfſpezialiſten zuzuziehen. Wenn dieſer den Kehltopf des Sängers in tadelloſem Zuſtande beſindet ſo ſteht dem Auftreten nichts im Wege, und Unternehmer und Publikum dürf— ten vor jeder unliebſamen Ueberraſchung bewahrt bleiben. Seit dreißig Jahren ſtehe ich mit be— deutenden Sängern im engen Verkehr. Ich habe in dieſer Praxis eine Menge derartiger Fälle wie wir ihn jetzt bei Tauber erlebten, beobachten können. So erinnere ich mich. daß im Jahr⸗ 2 Skagerrak⸗Seier de Reichsmarine. wib. Kiel, 31. Mai. Die Erinnerang an die 15⸗jährige Wiederkehr des Skagerraktages beging die Reichsmarine mit einer Reihe mili— täriſcher Feiern, die am Vorabend mit einem großen Zupſenſtreich eingeleitet wurden. Bei der Flaggenparade am Sonntagmorgen ſetzten die im Hafen liegenden Schiffe der Neichs—⸗ marine Top-Flaggen; die Flaggen der alten Marine in Großtop. Auch die Dienſtgebäude bäude der Marine prangten im Flaggenſchmuck Nachdem Abordnungen der einzelnen Ma⸗ rineteile auf dem Ehrenfriedhof Kränze niedergelegt hatten, fand um 9.30 Uhr auf dem Ehrenfriedhof ein Feldgottesdienſt ſtatt. In einer Anſprache wies der Chef der Marine—⸗ ſtation der Oſtſee, Vizeadmiral Hanſen, auf die Bedeutung des Tages hin.— An die An⸗ ſprache des Admirals ſchloß ſich ein Vorbeimarſch der Truppenteile vor dem Stationschef an. Schweres Unwetter über Berlin wtb. Berlin, 31. Mai. Ueber Berlin entlud ſich am Samstagabend ein ſchweres Unwetter, das gegen 20 Uhr begann und bis nach Mitter⸗ nacht mit unverminderter Stärke noch anhielt. Die Feuerwehr war dauernd unterwegs, um den Folgen der zahlreichen Waſſerrohrbrüche und Kellerüberſchwemmungen zu begegnen. In dem Vorort Nikolaſſee wurde ein Student, der unter einer Pappel Schutz geſucht hatte, vom Blitz getroffen und getötet. 1910 Carüſo die gleiche unangenehme Erfahrung machte, als er ſich auf Drängen der Direktion der Newyorker Metropolitan Opera bereit fand, zu einer Zeit, als er noch an den Folgen eines Ka⸗ tarrhs litt, den Radames in der„Aida“ zu ſin⸗ gen. Die Folge dieſes Leichtſinnes war, daß er neun Monate lang nicht auftreten konnte. Im allgemeinen bin ich der Anſicht, daß ein Sänger wie Tauber nicht mehr als viermal in der Woche auſtreten ſollte, weil er bei der Ueberanſtrengung riskiert, daß die Stimmbänder anſchwellen und die Stimme tonlos wird.“ Udets Flieger⸗Abenteuer in Afrika Der„Deutſchen Allgemeinen Zeitung“, Berlin, entnehmen wir ein Interview, das der Münchener Mitarbeiter der DA Z., Dr. Alfred Detig, mit Udet hatte. Wir neh⸗ men an, daß auch unſeren Leſern eine ausführliche Schilderung des Flugverlaufs willkommen iſt. Ernſt Udet gab ſehr bald, nachdem er aus Afrika heimkehrend wieder glücklich auf demMün— chener Flugplatz gelandet war, eine Reihe von Interviews über ſeine einzigartigen Flieger— erlebniſſe in Afrika, die man nur mit einem hei— teren und einem naſſen Auge aufzunehmen ver— mag. Man weiß nie ganz genau, wo der Ernſt aufhört und der Scherz anfängt. Dabei kann gar nicht daran gezweifelt werden, daß er all die luſtigen und teilweiſe auch ſehr gefährlichen Si⸗ tuationen wirklich in dieſer oder ähnlicher Form erlebt hat. Aber Udet hat nun einmal eine etwas burſchikoſe Art, zu erzählen, und wenn er von etwas ganz Halsbrecheriſchem berichtet, von einem Abenteuer auf Leben und Tod, bei dem man eigentlich das Gruſeln lernen müßte, dann trägt er dabei eine Miene zur Schau, als gäbe er den letzten harmloſen Börſenwitz zum beſten. — Nun hat er ſechs Monate Afrika hinter ſich. Seine tapſere kleine Maſchine der Bayeriſchen Flugzeugwerke in Augsburg übernachtete in die— ſer Zeit ſaſt ſtändig im Freien bei jeder Wit⸗ terung und auf dem Rückflug„machte“ ſie 4700 Kilometer in 35 Flugſtunden! Udet berichtet, wie er Ende Oktober mit der großen Filmexpedition der Gondart-Produktion in Berlin auf dem Dampfer„Adolf Hoermann“ ſich mit ſeiner Ma— ſchine nach Afrika einſchiffte, um bei dem Natur— ſilm„Fremde Vögel über Afrika“ mitzuwirken. Sieben mit umfangreicher Ausrüſtung beladene Laſtautos und drei Flugzeuge ſtanden der Expe— dition zur Verfügung. In Mombaſa im ehema— ligen Deutſch-Afrika ging man an Land, um dann am Mangaraſee das Hauptquartier aufzu— ſchlagen. Nachdem die regelmäßige Benzinver— ſorgung von Uruſha aus organiſiert war, wurde mit den Aufnahmen begonnen. Der bekannte Innsbrucker Bergſteiger Schneeberger, der auch den Film„Stürme über dem Montblanc“ geb reh! hat, wirkte als Operateur. Udet ſchilbert, wie unerhört reich die photographiſche und filmiſche Ausbeute der Flüge über Afrika war. Die Flug— zeuge ſtießen auf Rieſenherden von Gnus und Zebras, und vor allem auf ungezählte Tauſende von Kranichen, Störchen, Flamingos und Vö⸗ geln aller Art, deren Schwärme ans nächſter Nähe auf den Bildſtreiſen gebracht werden könn ten. Mehrſach vermochte Ernſt Udet mit ſeiner Maſchine ungeheuren Scharen von Zuavögeln zu folgen, die aus dem Innern Afrikas nach Europe zurückkehrten. Weniger gemütlich waren Begegnungen mi: wilden Tieren. So manches Rhinozeros nahn den Luftbeſuch direkt übel, im Gegenſatz zu an— 19 Nationalſozialiſten feſtgenommen. witb. Dortmund, 2. Juni. Auf Erſuchen der Mordkommiſſion in Hagen, die mit der Auf— klärung der dortigen ſchweren Zuſammenſtöße beſchüftigt iſt, wurden geſtern abend 19 Mit⸗ glieder der NSDAP. von der Dortmunder Kriminalpolizei feſtgenommen und der Hagener Mordkommiſſion zugeführt. Unter den Feſtge⸗ nommenen befindet ſich auch der Bezirksführer Heinrich König. Handel und Induſtrie Mannheimer Produktenbericht. Maunheim, 1. Juni. Weizen inl. 29,75—30,25; ausl. 31,25—33, Roggen inl. 21,75 22,50; Hafer inl. 21.25—22,25, Braugerſte geſtrichen; Futtergerſte 222,50; ſüdd. Weizenmehl Spe— zia Null prompt und Lreferung bis 16. Juni 1141,25; dto. September-Oktober 39, ſüdd. Weizenauszugsmehl, gleiche Termine 45—45,25, bezw. 43; ſüdd. Weizenbrotmehl, gleiche Ter⸗ mine 2727,25 bezw. 25: Roggenmehl bis 30⸗prozentige Ausmahlung je nach Fabrikat 30-31; Weizenkleie feine 13, Biertreber 11— 11.50, Leinſaat geſtrichen. Der Produkten— markt am Donnerstag fällt aus. Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 1. Juni. Zufuhr und Preiſe: 15 Ochſen 36—47; 126 Bullen 28—38; 194 Kühe 14—37; 311 Färſen 35—48; 639 Kälber 45—70, 2 Schafe 32—34; 2706 Schweine 29— 18: 3 Ferkel und Läufer, nicht notiert. Markt⸗ verlauf: Großvieh ruhig, kleiner Ueberſtand; Kälber mittel, geräumt; Schweine ruhig, lang⸗ ſam geräumt. Der nächſte Viehmarkt findet am 5. Juni ſtatt. deren Tieren, die kaum reagierten oder ſich ſtill in Deckung begaben. Ein Rhinozeros, das mehr⸗ mals dicht überflogen wurde, um möglichſt gute Aufnahmen zu erzielen, ſauchte mächtig, ſtampfte den Boden und ſtürmte auf das Flugzeug los, wenn es dicht über dem Boden' nahte. Und erzählt dann von einem Aben t lit Löwen in der Rieſenſteppe von Serengeti, die noch über einen großen Tierreichtum verfügt. Es ſollte eine Anzahl Löwen aufgenommen werden. Udet flog dicht über dem Erdboden und in einem zweiten Flugzeug ſaß Schneeberger mit dem Piloten Suchocki und kurbelte die ganze Sache. Plötzlich, als man etwa zwei Meter über dem Boden hin— wegraſte, ſtellte ſich ein Löwe zum Angriff, ſprang mit wuchtigen Sätzen dem Aufnahmeflugzeug entgegen und beſchädigte mit ſeinen Pranken eine Tragfläche. Das ſtark ſchwankende Flugzeug konnte gerade noch zur Not aufgerichtet und dann etwas weiter weg zu einer glatten Lan— dung gebracht werden. Mehrmals verſuchten Löwen, im gewaltigen Sprung die tiefliegenden Flugzeuge zu erreichen, was aber nur dieſes einzige Mal gelang.. Udet kehrte, zuſammen mit dem Operateur Schneeberger, allein im Flugzeug nach Deutſch— land zurück, aber unterwegs wurde Schneeber— ger von einer ſchweren Tropenkrankheit mit hohem Fieber bis zu 40 Grad befallen, ſo daß mehrere Pauſen eingelegt werden muß—⸗ ten, damit Schneeberger ſich notdürftig erholie. Im Sudan durchflog Udet eine ganz abnorme Hitzewelle. In dieſer Hitzewelle erfolgte ein Benzinrohrbruch, und Udet mußte eine Notlan— dung vornehmen im ſogenannten Sudd, etwa 200 Kilometer von Malakal entfernt. Die Speiſe— vorräte verdarben bei der Hitze ſehr ſchnell, und ſo verbrachte man drei Tage unter ſchweren Müh— ſalen bei hohem Fieber bis zu 40 Grad. Da er— ſchien plötzlich der Retter in der Not in Geſtalt des engliſchen Fliegers Campbell Blak, der ſich auf dem Fluge nach Nairobi beſand, und der wußte, daß Udet überſällig war. Campbell Blat landete in der Nähe von Udets Flugzeug, ver ſorgte die Erſchöpſten wit Nahrungsmitteln und Waſſer und holte von ſeiner nächſten Station Juba Hilfe aus Khartum. Engliſche Militär⸗ flugzeuge brachten Udet Benzin und machten ſeine Maſchine flugfähig. Udet flog nach Kairo und Alexandria, wo Schneeberger ſo erſchöpft war, daß Udet ſich mit ihm und der Maſchine nach Venedig einſchiffte. Schneeberger wurde im Zug nach München gebracht, wo er ſoſort in eine: Krankenhaus Aufnahme fand Uder ba— gegen ſtartete mit einer Zwiſchenlandung in Trient nach München, wo ſeine Landung auch zugleich das Ende eines abenteuerlichen Fluges bedeutete. Bunte Seitung Die Amerikaner verfetten und ſterben früher. „Es beſteht für Amerikaner keine praltiſche Schwierigkeit, ſich alle Arten von Nahrungsmit⸗ teln zu beſchaffſen, auf die ſie gerade Appetit haben“, erklärt Dr. Alonzo Taylor vom Nah⸗ rungsmittelunterſuchungsamt der Univerſität Kalifornien.„Unter dieſen Umſtänden iſt es natürlich klar, daß die Amerikaner zuviel eſſen und zu reichlich Fett anſetzen, eine Erſcheinung, die ſich übrigens in dem ſteigenden Durchſchnitts— gewicht der amerikaniſchen Männer über 40 Jah⸗ ren zum Ausdruck bringt. Es beſteht aber bei den Aerzten nicht der geringſte Zweifel, daß ein Zuviel an Gewicht bei Leuten, die das vierzigſte Lebensjahr überſchritten haben, die Aderverkal— kung fördert und das Leben verkürzt. Die vor⸗ herſchende Neigung zur Verfettung iſt deshalb auch einer der Gründe, auf die das fortſchrei— tende Sinken der Lebensdauer in Amerika zu— rückzuführen iſt, während dieſe Lebensdauer an— geſichts der Fortſchritte der Hygiene und Medi⸗ zin eine Verlängerung erfahren müßte. Wenn erſt die ſchlanke Linie für die Männer ein modi⸗ ſches Gebot geworden ſein wird, wie es für die Frauen längſt gilt, darf man auf Beſſerung hoffen. Luftgekühlte Eiſenbahnwagen. Eine amerikaniſche Eiſenbahngeſellſchaft hat kürzlich auf der Linie Newyork— Waſhington zwei Eiſenbahnzüge in Dienſt geſtellt, die mit Ventilationsapparaten ausgerüſtet ſind, um den Abteilen kühle Luft zuzuführen. Dabei wird das— ſelbe Verfahren wie bei der Kühlung von Thea— terräumen angewandt. Die Ventilation, die bei geſchloſſenen Fenſtern der Pullmanwagen arbei— tet, wird durch einen Apparat kontrolliert, der die Innentemperatur auf Wunſch bis zu 15 Grad niedriger hält als die der Außenluft. Die Ven⸗ tilation wird durch eingebaute Kanäle bewirkt, welche die gekühlte und gereinigte Luft in die Abteile leiten und von dort wieder abſaugen. Schiedsrichter Gunyenz 7 Im Alter von nur 36 Jahren iſt in der Nacht zum Freitag Willi Guyenz(Schwarz-Weiß Eſſen), einer der beſten deutſchen Schiedsrichter in ſeiner Heimatſtadt geſtorben. Guyvenz leitete noch am Pfingſtmontag in Kopenhagen das Länderſpiel Norwegen— Däne⸗ mark, er verließ am Dienstag kerngeſund die dä— niſche Hauptſtadt und kam als todkranker Mann in Eſſen an. Die Todesurſache iſt noch nicht er⸗ mittelt, wahrſcheinlich liegt eine Lebensmittel— Vergiftung vor. Zuvenz war, das darf man wohl ohne Ueber⸗ treibung behaupten, nicht nur einer unſerer be ſten Unparteliſchen, er konnte auch als das Mu⸗ ſter eines Sportsmannes gelten.