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Volksblatt) eitung Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 5„ die Reklamezeile 60 10 ... ee „ 2— nahme Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlanbs 1 Auslande Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Seegras- Matratzen teilig mit Keil ichkeit ichtigt.— Für die Au e 2950 25.2250 1950 15. 3950 35.2950 2750 225⁰ 85.75. 65. 55. 45. 150. 125. 100. 85.— 1450 1280 1050 8. zweiseitig Satin Oberseite Kunstseide 17.50, 13.50, 9.50, 7.50 19.50, 13.50, 11,75 mit weißer Wollfüllung 45.—, 39.50, 29.50 Daunendecken Extra-Anfertigungen und Aufarbeiten fachmännisch, billig und schnell . 85.—. 75.—, 65.—, 55.—. 49.—, 42.— gettfedern Graue Federn per Pfd. 2.20, 1.25, 0.95, 50 Pf. Weiße Federn p. Pfd. 4.70, 4.05, 3.10, 1 85, 95 Pf. 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Wer von der Pflichtmannſchaft unentſchuldigt fehlt, wird zur Anzeige gebracht Muſik und Spielleute haben auch anzutreten. Viernheim, den 3. Juni 1931. Das Kommando. Mitglied des Deutſchen Arbeiterſängerbundes.— Heute Mittwoch abend Singſtunde d. Frauenchors ö Ehemalige und neuein— tretende Sängerinnen ſind LAL ſind herzlich willkommen. 1 9 Der Vorſtand. eee o de a e Samstag abend Sing- ſtunde des Männerchors. 0 05 8 5 Suche einen Lehrling mit guter Schulbildung aus achtbarer Familie Adolf Braun Herrenkleidung und Sportartikel Weinheim a. d. B. Wohnhaus aus freier Hand. Günſtige Kaufgelegenheit. Wer, ſagt der Verlag. Ein Est eiliger Haſenſtall 1 zu verkaufen. Zu erfragen in der Expd. dieſes Blattes. Den 5 von einem Acker am Straßenheimerweg zu— verkaufen. Lamnertnelmersir. 13 Guterhaltener Kinder⸗ wagen zu verkaufen. Mannkeimerstr. 29 —— Schmerzerfüllt bringen wir —— —.——ů—ů— — 2 ige Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige Nachricht, daß mein lieber Gatte, unser treusorgender Vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Herr Adam Müller 3. am Montag, den 1. Juni uns durch einen Un. glücksfall im Alter von 62 Jahren plötzlich ent- rissen wurde. Wir bitten unseres lieben Verstorbenen im Gebete zu gedenken. Viernheim, Waldhof, den 3. Juni 1931 Die tiettrauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet vom Leichenhaus aus, am Donneretag nachmittag nach der Andacht 1 statt. Klee N 21 Wee II f ( keusche Ji Dendhrall. 1 Samstags abends: Fackelzug Zwölfapostelkirche. von der Schulstraße aus. Sportanlage. 13½ Uhr: Festandacht. Staffeln. Bezirksturneiege. Ansprachen. ab 19½ Uhr: Spiel der A. H. mittags kauft, hat freien Eintritt stellt): 20 Pfg. Festplan zum Bezirkssporttag von Südhessen und der Silberjubiläumsfeler der D. I. K. Viernheim am 6., 7. u. G. Juni Sonntags 8 ¼ Uhr: Abmarsch zum Feldgottesdienst 8/ Uhr: Peldgottesdienst mit Predigt in der 10 Uhr: Beginn der leichtathletischen Vorkämpfe. 14 Uhr: Festzug mit Korsogehen. 15 Uhr: Leichtathletische Endkämpfe. Große fullhallsniel: Viernheim I.— Waldhof l. 20½ Uhr: Abend veranstaltung: Konzert, Turnerische Vorführungen, Gesangsvorträge Mantkags ab 16½½ Uhr: Turnerische Vorführungen der Schüler, 2 Reigen der Schülerinnen. viernheim Sch. lu. II Waldhof Sch. u. 1 3 Reigen der Turnerinnen der M. Eintritt: Vorm.: Erwachsene 10 Pfg., Kinder 5 Pfg. Nachmittags: Nichtmitglieder 50 Pfg., Damen 30 Pfg. Wer die Festabzeichen zu 50 u. 30 Pfg. bereits vor- anstaltung.— Festschrift(von uns selbst herge- — Musik Verein. Feuerwehrkapelle. Wir laden die gesamte Einwohnerschaft, besonders unsere Freunde und die Mitglieder der kath. Vereine nebst Ange- hörigen zur Teilnahme an unserem Fes U Deutsche Jugendkraft Viernheim. und Feier vor der Mä dchenreigen Fuhballspiele: J. K. zur Vormittagsver- te herzlich ein. 9 E 120 ö fg up m Aügggpp ug& dll A gg: udn un A Bekanntmachung über die Friſt für die Abgabe von Vermögenserklärungen. Die Vermögenserklärungen über das Vermögen vom 1. Januar 1931 ſind in der Zeit, vom 15. bis 30. Juni 1931 unter Benutzung der vorgeſchriebenen Vordrucke abzugeben. Die Vordrucke werden den Steuerpflichtigen rechtzeitig vom Finanzamt überſandt werden. Wer am 1. Januar 1931 ein ſteuerpflichtiges Geſamtvermögen von mehr als 20 000 RR. beſeſſen hat, muß, auch wenn er einen Vordruck vom Finanzamt nicht überſandt erhält, eine Vermögenserklä⸗ rung abgeben; der hierfür erforderliche Vordruck iſt vom Finanzamt anzufordern. Heppenheim, den 2. Juni 1931. fig Und ber haut von getragenen Kleidern, Schuhe Möbel usw. 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Ein Lustsgiel-Sehlaper zeſgt man aben⸗ drein noch als Einlage. Diesem ganz hervorragenden Tonfümprogrammgeht eine große Nachfrage voraus und ein grober Besuch ist zu erwarten. Werk- tags(Freitag und Samstag) zahlen Erwerbslose I. Platz 50 50 eee Nl Fronlelchn,) Große 55 1 10 6 — beiter K» a Ar. 128 u. Berlag: Job. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. i del Anzeigen werden A eſtimmt vorgeschriebenen agen— 1903 eme G Freitag, den 5. Juni 1931 Die neue Notverordnung Die Verteilung der Einnahmen auf Reich, Länder und Gemeinden Berlin, 4. Juni, Nach dem Abſchluß der Ka— binettsberatungen über die neue Notverordnung ergeben lt.„N. B. L.“ die Ertragsberechnungen der einzelnen Maßnahmen das folgende Bild: Für das Reich: aus der Kürzung der Beamtengehälter des Reichs und der Reichspoſt 76 Millionen, aus der Kürzung der Beamtengehälter bei der Reichsbahn 84 Millionen, aus der Kriſenſteuer 440 Millionen, aus der Umſatzſteuer durch monatliche ſtatt vierteljährliche Erhebung 80 Millionen, aus der Erhöhung der Zuckerſteuer 110 Mill. aus der Erhöhung der Mineralölabgabe 75 Millionen, aus der Reform der Tabakſteuer 13 Mill. aus der Kürzung der Kriegsbeſchädigtenrente 90 Millionen, dazu durch Abſtriche an den Sachausgaben der Reichsverwaltung 110 Millionen. in Summa 1078 Millionen Reichsmark. Für Länder und Gemeinden: aus der Kürzung der Kinderzulagen 206 Millionen aus der veränderten Umſatzſteuererhebung 35 Millionen, aus der Einſtellung der Lohnſteuerrückzah⸗ lungen, die künftig den Ländern zufließen ſoll, 60 Millionen, aus der Hauszinsſteuer 110 Millionen in Summa 411 Millionen Reichsmark Für die Arbeitsloſenverſicherung: aus Erſparniſſen(Ausſchaltung der Landar⸗ und der Jugendlichen unter 21 Jahren, Herabſetzung der Saiſonarbeiter-Unterſtützungen auf die Sätze der Kriſenfürſorge und Senkung der Kriſenunterſtützungsſätze um 5 Prozent) et? was über 300 Millionen RM Insgeſamt erbringen alſo die neuen Maßnah⸗ men auf finanziellem Gebiet etwas mehr als 1800 Millionen RM. Dieſer Betrag überſteigt weſentlich das zu deckende Defizit. Aus dem Ue berſchuß ſollen 160 Millionen RM der Reichs⸗ bahn ſeir ein umfangreiches Beſtellungspro— gramm zufließen. Von dem Reſt des Ueber— ſchuſſes ſoll ein Reſervefonds gebildet werden. Nach den letzten Beſchlüſſen des Kabinetts wird, wie die F. Z. meldet, die Kriſenſteuer, ein Kernſtück des Sanierungsprogramms, noch durch eine Sonderſteuer für die zur Veranlagung kom— menden Einkommen ergänzt werden. Bei den Lohn⸗ und Gehaltsempfängern wird die Kriſenſteuer in folgender Staſſelung erhoben: bis monatlich 300 Mark von 300 bis 700 Mark von 700 bis 1000 Mark von 1000 bis 1500 Mark. von 1500 bis 3000 Mark. über 3000 Mark Für die 4 veranlagten Einkommen tritt nun noch eine Sondorſtezter⸗ hinzu, ſolgende Staffelung vorgeſehen iſt: bis 8000 Mark im Jahre. von 8000 bis 20 000 Mark. von 20 000 bis 100 000 Mark von 100 000 bis 250 000 Mark von 250 000 bis 500 000 Mark von 500 000 bis 1 Million Mark Bei den Beamten, die von der Kriſenſteuer überhaupt befreit ſind, und bei den Angeſtellten kommt die Sonderſteuer erſt von dem Einkom⸗ men von jährlich mindeſtens 16000 Mark in An⸗ wendung. Der ſtarke Sprung in der Staffelung bei den Lohn⸗ und Gehaltsempfängern von 1.5 auf 3,5 Prozent erklärt ſich daraus, daß Lohn⸗ und Gehaltsempfänger von 300 bis 700 Mark in Zukunft für ihr ganzes Einkommen mit der Hälfte von 6,5 Prozent beitragspflichtig für die Arbeitsloſenverſicherung ſind. 7 Kusnahmebeſtimmungen in der Not verordnung? enb. Berlin, 4. Juni. Wie der„Vörſeneourier“ von unterrichteter Seite erfährt, iſt in dem Not⸗ der Beamtengehälter und verordnungsabſchnitt, der ſich mit der Arbeits⸗ loſenverſicherung beſchäſtigt, eine Ermächtigung für die Reichsregierung enthalten, einzelne Ge⸗ werbezweige von der Beitragspflicht zur Arbeits⸗ loſenverſicherung unter gewiſſen Bedingungen zu befreien, bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Verſicherungsleiſtungen an die betreffenden Arbeiter und Angeſtellten. Dieſe Maßnahme dürfte zunächſt für den Steinkohlenbergbau zur Anwendung kommen, um eine Köhlenpreisherab⸗ ſetzung um 6—7 Prozent und damit eine Pro duktionsbelebung herbeizuführen. Ozeanflug des, Das Inkraſttreten der neuen Notverordnung enb. Berlin, 5. Juni. Ueber den Zeitpunkt des Inkrafttretens der neuen Notverordnung er— fährt die„Börſenzeitung“, daß die Beſtimmün— gen über die neuen Steuern und über die Ge haltskürzungen bei den Beamten mit dem 1. Juli wirkſam werden ſollen. Einige Beſtimmun— gen über die Arbeitsloſenverſicherungsreform be⸗ dürfen einer gewiſſen Anlauffriſt. Die Beſtim— mungen, in denen, wie z. B. bei den Mineral- ölen eine Aenderung des Zollſatzes vorgeſehen iſt, treten mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Do X“ geglückt Wohlbehalten in Braſilien gelandet— Falſchmeldungen über Abſturz wtb. Fernando de Noronha, Das deutſche Flugſchiff„Do&“ iſt heute früh 2.12 Uhr(Greenwicher Zeit) nach glänzendem Fluge programmäßig in Fer⸗ nando de Noronha(Braſilien) gelandet. Zuvor lagen uns noch folgende Meldungen vor: Irrtümliche Nachricht von einem Abſturz. wtb Paris 4. Juni. Havas meldet aus Liſſa⸗ bon: Die irrtümliche Nachricht des deutſchen Flugſchiffes 5. Juni. von dem Abſturz „Do&“ wurde von einem Dampfer verbreitet, deſſen Mannſchaft geglaubt hatte, das Flugſchiff abſtürzen zu ſehen. Sowohl eine Mitteilung der Aero Poſtale Sta tion in Paris wie auch eine Meldung aus Liſſa— bon beſtätigen die Tatſache, daß das Flugſchiff ſeinen Flug in Richtung auf das Süd-Kap ſort— ſetze. Ein Funkſpruch des„Do&“. wib Fernando Noronha, 5. Juni. Hier wurde ein Funkſpruch des„Do&“ aufgefangen, der ber ſagt, daß die jetzige Fahrtgeſchwindigkeit des Flugſchiffes über 240 Stundenkilometer beträgt. Unſere Miniſter unterwegs nach Chequers Ueterredung v. Hoeſch⸗Briand— Das Junktim zwiſchen Schulden⸗ nachlaß und Reviſion des Noungplanes— Europäiſche Front gegenüber Amerika? witb. Berlin, 4. Juni. Reichskanzler Dr. Brüning und Reichsaußenminiſter Dr. Curtius ſind geſtern abend 23.22 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Hamburger Zug nach London abgereiſt. Zur Verabſchiedung war auf dem Lehrter Bahnhof eine Reihe prominenter Perſönlichkeiten erſchienen, ſo der engliſche Botſchafter, Sir Horace Num⸗ bold, mit dem Stab der Botſchaft, Reichs⸗ miniſter Treviranus, der Staatsſekretär der Neichskanzlei, Dr. Pünder, der Staats⸗ ſekretär des Auswärtigen Amtes v. Bü⸗ low, und Staatsſekretär Dr. Weismann, vom preußiſchen Staatsminiſterium, der Leiter der Preſſabteilung der Reichsregie⸗ rung, Miniſterialdirektor Dr. Zechlin, und zahlreiche Vertreter namentlich der eng⸗ liſchen und amerikaniſchen Preſſe. Dr. Brüning und Dr. Curtius. die mit dem fahrplanmäßigen Berliner Nachtzug heute früh in Hamburg eingetroffen wa⸗ ren, haben ſich um 8.35 Uhr mit dem Ha⸗ pag⸗Sonderzug, an den der Salonwagen angehängt wurde, nach Cuxhaven begeben, um von dort aus mit dem Dampfer„Ham⸗ burg“ die Reiſe nach England anzutreten. Im Namen der Hamburg⸗Amerika⸗Linie murden die beiden Miniſter durch Direktor Dr. Leiſler⸗Kiep kurz vor der Abfahrt in ihrem Salonmagen begrüßt. Der Dampfer „Hamburg“ wird morgen mittag in Sout⸗ hamton eintreffen. Paris, 4. Juni. Ein Beſuch, den Botſchaf⸗ ter Dr. von Hoeſch dem franzöſiſchen Außen⸗ miniſter geſtern abgeſtattet hat, wird heute in der Pariſer Preſſe ſehr ausführlich behandelt. Der„Excelſior“ behauptet, der deutſche Bot⸗ ſchafter habe bei Briand das Thema der Revi⸗ ſion des Moung⸗Planes angeſchlagen. Deutſch⸗ land wolle, daß man ihm geſtatte am 1. Juli die Zahlungen einzuſtellen. Es ſei aber dafür bereit, ſich an einem Kollektivſchritt der inte reſſierten Staaten bei Amerika zu beteiligen, um einen Nachlaß der internationalen Schulden zu erreichen. Hoeſch kann ſchon deshalb nicht geſagt ha⸗ ben, welchen Vorſchlag die deutſchen Staast— männer in Chequers machen werden, weil Kanzler und Außenminiſter ſelbſt ihre Ent— ſchließungen abhängig machen werden von dem Ergebnis der Ausſprache mit Macdonald und Henderſon. Während die engliſche Regierung offenbar münſcht, daß Deutſchland auf dem Wege über einen Transſer-Aufſchub an den Sonder⸗Aus⸗ ſchuß der Banf für Internationale Zahlungen in Baſel das Voungthema anſchneidet, wird von franzöſiſcher Seite angeregt, daß Deutſch⸗ land ſich gemeinſam mit ſeinen Gläubigern, die die Schuldner der Vereinigten Staaten ſind, an Waſhington wendet. Das Junctim zwiſchen Schuldennachlaß und Reviſion des Voungplanes iſt ſelbſtverſtändlich. Eine andere Frage iſt, ob es ratſam wäre, durch die von Frankreich vorgeſchlagene Kol— lektivnote gewiſſermaßen an der Bildung einer europäiſchen Front gegenüber den Vereinigten Staaten mitzuwirken. Briand ſoll dann nach dem Bericht anderer Blätter dem deutſchen Botſchafter gegenüber auf den ſchlimmen Eindruck der Stahlhelm⸗ kundgebung in Breslau hingewieſen haben. Derartige Kundgebungen müßten zu einer Erſchwerung der politiſchen Zuſammenarbeit zwiſchen Deutſchland und Frankreich beitragen. Der Führer der franzöſiſchen Sozialdemo⸗ kraten, Leon Blum, nimmt die Unterredung zwiſchen Hoeſch und Briand— der erſten nach längerer Zeit— zum Anlaß, um zu erklären, daß der Nationalismus in Deutſchland zwar unzweifelhaft Fortſchritte gemacht habe und 2 r nicht Wernommen 48. Jahrgang eine immer größere Gefahr für Europa werde. Aber es gäbe in Deutſchland auch noch Repu— blikaner und vor allem die Sozialdemokratie, die ſtärkſten Widerſtand leiſte. Die einzige Frage ſei, ob die Regierung Brüning gegen den Faſchismus einen genügend ſtarken Damm darſtelle. Der frühere Miniſterpräſident Her⸗ riot, der dasſelbe Thema erörtert, meint, man könnte den republikaniſchen Elementen in Deutſchland dadurch helfen, daß man immer wieder die alldeutſche-nationaliſtiſche Gefahr anprangere. Damit wäre ſehr wenig erreicht. Die rechtsradikale Bewegung erhält ihren ſtärk— ſten Antrieb durch die Wirtſchaftsnot, der man nicht mit Schlagworten beikommen kann, ſon— dern nur durch eine ſehr reale materielle Er— leichterung, durch weitgehende Anterſtützung und durch europäiſche Zuſammenarbeit auf dem Boden der Gleichberechtigung. Die amerikaniſche Regierung über Chequers wib Waſhington, 4. Juni. Einer Erklärung im Staatsdepartement zufolge betrachtet die Re— gierung der Vereinigten Staaten die Zyſam— menkunft in Chequers als eine rein private Un— terhaltung zwiſchen den deutſchen und bvitiſchen Staatsmänern. Trotzdem habe ſie aber ein ro— ßes Intereſſe an dieſer Konferenz, da ſie ihr— gleichgültig, welches Reſultat ſich dert erge einen bedeutenden Einfluß auf die au Geſtaltung der nächſten Monate beemeiſe be— Der neue Parteivorſtanòd der S. P. D. Wels, Criſpien, Vagel enb. Berlin, 5. J vorſtandes der ſozig den Parteitag erga! größte ſitzenden, der gewählt wurden Breitſcheid demokratiſchen Stimmenzahl. Criſpien und Hans Vogel erhiel— ien die gleiche Stimmenzahl. Der Kandidat der O Reichs Stimmen; zum Parteivor ordnete Seydewitz, erhielt nur 54 nicht gewählt. Wiedergewählt wurden täre. Die Wahl der Vorſchlag des Parteive Mitglieder wurden Sekre— nach dem bisherigen Neu hinzu⸗ e-Berlin. Einberufung der ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion. enb. Berlin, 5. Juni. Der Vorſtand der ſozial— Reichsta „Vorwärts“ zufolge durch die neue geſchaffenen Lage am kommenden Mittwoch zuſammen, die ſozialdemo— kratiſche Reichstagsfraltion iſt für berufen worden. fraktion tritt dem N 11 17 gr Beratung der aer unn Notverordnung Freitag ein— Tagesnachrichten Furchtbare Bluttat einer geiſteskranken Mutter. enb Singen am Hohentwiel lich eingetretener geiſtiger Umnachtung hat die Ehefrau des Landwirts und Straßenwärters Emil Maier im benachbarten Dorfe Hilzingen heute früh ihre vier Kinder, während ſie noch ſchliefen, mit einer Axt erſchlagen. Die Kinder, von denen da teſte neun und das jüngſte drei Jahre alt waren, ſind kurz nach der ſchrecklichen Tat geſtorben. Der Ehemann befand ſich wäh⸗ rend der Bluttat ſeiner Frau im Stall, um das Vieh zu füttern. Die Geiſteskranke wurde in eine Heilanſtalt überwieſen. 4. Juni. In plötz 9—— Franzöſiſche Militärflugzeuge über Borkum Deutſcher Prateſt in Paris. enb Berlin, 5. Juni. Wie wir erfahren, iſt nunmehr feſtgeſtellt, daß es ſich bei den Flug— zeugen, die geſtern um 915 Uhr über der Reede von Borkum geſichtet worden waren, um zwei ſranzöſiſche Militärflugzeuge gehandelt hat. Die Flugzeuge, die aus Kopenhagen kamen, hatten Einfliegeerlaubnis für die Niederlande, aber keine Genehmigung für die Ueberfliegung deut⸗ ſchen Gebietes. Die deutſche Botſchaft in Paris iſt angewieſen worben, auch in dieſem Falle der Verletzung der deutſchen Luſthoheit Proteſt zu erheben. Außenpolitiſche Notizen Frankreichs„Abrüſtung“. Eigentlich ſollen wir in den Vorbereitungen zur kommenden Abrüſtungskonferenz ſtehen. Wie dieſe von der franzöſiſchen Regierung getroffen werden, dafür zeugt ein von ihr der Kammer vorgelegter Geſetzentwurf über die Errichtung eines Sonderkontos in Höhe von 2400 Millionen Francs, der zur Bezahlung der dringlich durchzuführenden Arbeiten zum Ausbau der Grenzverteidigung und zur Ver- teidigung in der Luft dienen ſoll. Insgeſamt ſtehen für dieſe Zwecke 384 Millionen Francs nunmehr zur Verfügung. Und das alles im Zeichen der„Abrüſtung“. * Die zwieſpältige franzöſiſche Friedenspolitik. Als in Verſailles bei den Präſidentſchafts— wahlen der Kandidat der angeblichen franzö— ſiſchen Friedensfreunde Briand unterlag, rechnete man allgemein auch mit einem Rück- tritt des franzöſiſchen Außenminiſters. Aber diejenigen Parteien, die Briand bei der Ver— ſailler Präſidentenwahl die Gefolgſchaft ver— ſagten, haben ein überaus geſchicktes Eingreifen des Miniſterpräſidenten Laval veranlaßt. Als nämlich die Kammerabſtimmung über das weitere Verbleiben Briands auf dem Poſten des Außenminiſters vor ſich ging, haben ihm diejenigen das Vertrauen ausgeſprochen, die in Verſailles gegen ihn ſtimmten, während die Radikalen und Sozialiſten ſich dieſesmal nicht mehr zu Briand bekannten. Was beſagt uns dieſe Abſtimmung? Nicht Briand hat geſiegt, ſondern Laval und mit ihm jene franzöſiſchen Parteien, welche im Grunde genommen der„Friedens- und Verſöhnungs— politik“ Briands ablehnend gegenüberſtehen. Damit iſt die Zwieſpältigkeit der ſogenannten Friedenspolitik Frankreichs genügend gekenn— zeichnet. Mag auch Briand für ſeine Perſon ein Friedensfreund, allerdings mit franzöſiſchen Abſchwächungen ſein, mag ſich auch zu ſeiner Po— litik ein großer Teil des franzöſiſchen Volkes bekennen, für die franzöſiſche Regierungspoli— tik iſt das aber nicht entſcheidend. Denn heute iſt Briand nur noch das Werkzeug einer Kam— mermehrheit, in der die extreme Rechte den Ton angibt, Briands Friedenspolitik ſteht un— ter der Schirmherrſchaft dieſer extremen Rech— ten. Für die europäiſche Politik wiederum kann dieſe Tatſache nur den einen Sinn haben, daß Frankreich nur einen Frieden will, der nicht dem Geſamteuropa dient, ſondern einen Frie- den, wie ihn ſich Frankreichs Regierungsge- waltige wünſchen, durch den für die Dauer die franzöſiſche Hegemonialſtellung erhalten und geſichert bleiben ſoll. N 1 Franzöſiſche Mißachtung deutſchen Luftrechts. Wiederum iſt die deutſche Reichsregierung genötigt, in Paris ſchärfſten Proteſt gegen die fortgeſetzten Verletzungen der deutſchen Lufthoheit durch franzö⸗ ſiſche Militärflieger zu erheben. Bislang waren es in der Hauptſache polniſche Militärflieger,! welche in deutſches Gebiet vorſtießen und ſtets die lächerliche Entſchuldigung vorbrachten, ſie hätten wegen Nebels oder infolge Fehlens eines Kompaſſes die Orientierungsmöglichkeit verloren. Nun machen es ihnen die Franzoſen nach.- Erſt vor kurzem die Notlandung franzö— ſiſcher Militärflieger bei Schweinfurt, nun— mehr in raſcher Folge Nachrichten von dem Er⸗ ſcheinen franzöſiſcher Militärgeſchwader über Trier und Kehl. Nun haben am Mittmoch. den 3. Juni. wiederum franzöſiſche Flieger in un⸗ erhörter Weiſe die deutſchen Hoheitsrechte ver⸗ letzt und über der deutſchen Bucht gekreuzt. Daß es ſich hierbei um keine Ver⸗ irrung oder dergl. handeln kann, ſteht feſt. Es erſcheint vielmehr allzu durchſichtig, daß die Piloten auf höheren Befehl Erkundungs⸗ flüge dort vorgenommen haben. In der Pfalz iſt, wie gemeldet, am gleichen Tage ein franzöſiſcher Militärflieger ge⸗ landet. Gleichzeitig ſollen weitere fran⸗ zöſiſche Flieger die dortige Gegend über⸗ flogen haben. Gegenüber dieſen Verletzungen der deutſchen Lufthoheit gibt es keinerlei Entſchuldigungen ſchon eine bewußte Abſicht feſtſtellen, gegen die wir nachdrücklichſte Vorſtellungen in Paris erheben. Aber eines zeigen uns dieſe Brüskie⸗ rungen der Polen und Franzoſen wiederum ſehr deutlich, daß auch ſolche Vorfälle bewei— ſen, wie unmöglich der Verſailler Vertrag iſt, der uns nicht nur jedes Militärflugzeug ver— bietet. ſondern uns auch jedes Luftwehrmittel unterſagt. ſodaß wir auf Proteſte und diplo⸗ matiſche Schritte angewieſen ſind. während ſich kloinſte Staaten der ſebſtverſtändlichen militä⸗ riſchen Gegenwirkung zu bedienen vermögen. Die unhaltbaren Verträge. Wir hatten ſchon öfters Gelegenheit gehabt. auf Auslandsſtimmen hinzuweiſen. in denen klar zum Ausdruck kam, daß die ſogenannten Friedensverträge ſich ſeit langem als unhalt⸗ bar erweiſen. Gerade in den engliſchen poli⸗ tiſchen Wochenſchriften wehren ſich ſolche Stimmen in der letzten Zeit bei den Erörterun— gen ſiber das Reparationsthema. So ſagt die„Weckend Review“, daß das Foreign Office den perſönlich bezaubernden Eigenſchaften Briands und den Leidenſchaften des Quai d'Orſay viel zu ſehr nachgegeben und es an dem Erſinnen von geeigneten Mitteln habe fehlen laſſen, die Deutſchland eine wirt⸗ ſchaftliche und moraliſche Erleichterung hätten bringen können. Der„New Statesman“ ſchreibt, daß die bis⸗ herige Behandlung Deutſchlands die bittere Stümmung im deutſchen Volke vollkommen recht⸗ fertige. Der Völkerbund habe Deutſchland nicht ſein Recht zukommen laſſen. Man müſſe ſich fragen, ob man nicht endlich aufhören ſollte, ſich immer wieder auf den Verſailler Vertrag als Heiligtum und gleichzeitig als Daumenſchraube zu berufen. Man habe 12 Jahre lang Zeit ge⸗ habt, um die Unhaltbarkeit dieſes Vertrages ein⸗ zuſehen. Wir wollen hoffen, daß die engliſche Regie⸗ rung dieſen Stimmen die erforderliche Beach- tung ſchenkt und ſich alsbald zu einer Aenderung ihrer Politik gegenüber Deutſchland entſchließt, wofür in Chequers beſte Gelegenheit ſein wird, dieſen Willen deutlich und klar zu erkennen zu geben. Politiſche Suſammenſtöße in Darmſtadt und Mainz Darmſtadt, 4. Juni. In Eſchollbrücken hatten die Nationalſozialiſten einen öffentlichen Sprech— abend angeſetzt. Als dort 20 AS-Leute aus Pfungſtadt und Eberſtadt eintrafen, wurden ſie von etwa 200 Perſonen, angeblich Kommuniſten von Pfungſtadt, beſchimpft. Die Nationalſoziali— ſten zogen ſich in das Gaſthaus zum Lamm zu— rück. Sie wurden dabei von den Gegnern an— gegriffen. Bei dem Zuſammenſtoß gab es auf Seiten der Nationalſozialiſten ſechs Verletzte. Davon iſt einer, und zwar der Vorſitzende der Eber— ſtädter SA. durch Stiche in den Rücken— die Lunge wurde getroffen— ſchwer verletzt worden. Die inzwiſchen eingetroffene Gendarmerie ſperxte zunächſt ab, ſpäter die aus Darmftadt eingetrof— ſene Bereitſchaftspolizei. Während die Verletzten Wie die Krügerdepeſche entſtand Die Wahrheit über einen hiſtoriſchen Vorgang Mit Genehmigung der Deutſchen Ver⸗ lagsanſtalt, Stuttgart, veröfftentlichen wir nachſtehend einen Abſchnitt aus den dem- nächſt erſcheinenden„Denkwürdigkeiten der Reichskanzlerzeit des Fürſten Hohenlohe“. Es handelt ſich dabei um die Aufzeichnun⸗ gen des Prinzen Alexander von Hohen— lohe, des Sohnes des Reichskanzlers, der verſucht hat, die hiſtoriſche Wahrheit über die Entſtehung dieſes Telegramms auf Grund von Unterredungen mit ſeinem Va— ter feſtzuſtellen. Wir werden bei Erſchei⸗ nen auf dieſe wichtige Veröffentlichung noch auführlich zurückkommen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie ſchwer es iſt, die Wahrheit ſelbſt eines aktuellen hiſtori⸗ ſchen Vorgangs feſtzuſtellen. Beiſpiel: die ſoge— nannte Krügerdepeſche. Als ſie abgeſchickt wurde, war ich in Baden-Baden. Als ich ein paar Tage darauf von dort zurückkam, erzählte mir mein Vater den Hergang, der nach meiner Erinnerung der folgende war. Der Kaiſer kam eines Nach⸗ mittags ſehr erregt zum Reichskanzler(meinem Vater) und war, ich weiß nicht mehr aus welchem Grund, ſo gereizt gegen England, daß er davon ſprach, England den Krieg zu erklären. Der Reichkanzler, nach ſeiner Methode, antwortete nicht gleich ablehnend, ſondern ſagte, die Sache ſei doch zu wichtig, um ſie ſo ſchnell zu entſchei⸗ den, er wolle ſich die Sache erſt überlegen und werde dann S. M. darüber berichten, womit der Kaiſer einverſtanden war und fortging. Den nächſten Tag kam er aber wieder und kam wieder auf ſeine Idee zurück. Und da kon⸗ zedierte ſchließlich, gewiſſermaßen als Derivativ und um Schlimmeres zu vermeiden. der Reichs⸗ kanzler, auf den Rat von Marſchall und dem „kleinen Kayſer“(der Geh. Leg.⸗Rat Kayſer, der damals im Auswärtigen Amt war, ich weiß nicht, ob damals ſchon als Kolonialdirektor oder in einer anderen Stellung, jedenfalls aber oſt zu Rate gezogen wurde und ziemlich viel Einfluß hatte) das bekannte Telegramm. Oder vielmehr, er erklärte ſich damit einverſtanden, daß an Krü— ger telegraphiert werde, und Marſchall und Hol- ſtein ſetzten dann in meinem Zimmer— ich be— wohnte damals den Flügel, wo früher Herbert Bismarck gewohnt hatte(dort hatte, ich weiß nicht mehr aus welchem Grunde, die Beſprechung ſtattgefunden)— die berühmte Depeſche an Krü— ger auf, die die ganze Welt in Aufregung ſetzte und meinem beſchränkten Untertanenverſtande nach ein großer Fehler war. Ich begreife heute noch nicht, warum mein Vater ſeine Zuſtimmung dazu gegeben hat. Leider habe ich damals— es kamen dann an— dere Dinge dazwiſchen, in Berlin löſen ſich die Ereigniſſe ſehr ſchnell ab— nicht ausſührlicher mit ihm über die Sache geſprochen, als ich zu— rückkam; und in den Papieren meines Vaters fand ſich nichts darüber vor. Später ſprach ich mit verſchiedenen Perſonen darüber(nach dem Tode meines Vater), die alle ihre Verſion von meinem Vater zu haben behaupteten, jede Ver— ſion war das Gegenteil der andern, und keine ſtimmte mit dem, was ich mir zu erinnern glaube, überein! Inzwiſchen ſind alle direkt Be— teiligten(mein Vater, Marſchall, Holſtein, Kay⸗ ſer) geſtorben, nur der Kaiſer nicht. Ich müßte alſo den Kaiſer fragen, um die hiſtoriſche Wahr⸗ heit ſeſtzuſtellen. und wer weiß, wenn er ſich die Sache damals nicht aufgeſchrieben hat, ob ihn eine Erinnerung nicht e elde in das Darmſtädter Krankenhaus überführk wurden(zwei von ihnen konnten nach Anlegung von Notverbänden wieder entlaſſen werden) wur⸗ den die übrigen SA⸗Leute von der Polizei in ihren Ortſchaften bis an die Wohnungen zurück⸗ gebracht.„55 0.. E— Mainz. 4. Juni. Vorgeſtern abend fanden hier zwei politiſche Verſammlungen ſtatt, die beide— in der Stadthalle und im Schöfferhof— ruhig verliefen und gegen 1 bezw. 12 Uhr been⸗ det waren. In der Stadthalle, die 5000 Perſo⸗ nen faßt, hatten ſich etwa 1500 Perſonen einge⸗ funden und im Schöfferhof etwa 250, von denen 220 Kommuniſten waren. Nach Beendigung der Verſammlung gab es auf den Straßen einiges Leben. Nationalſozia⸗ liſtiſche Trupps durchzogen vom Kaffee Fuchs. in der Nähe des Hauptbahnhofs aus, wo es vorher ſchon zu einem Zuſammenſtoß mit einem Pfuirufer gekommen war, die Stadt. In der Nähe des Gutenberaplatzes wurde ein Unbetei⸗ ligter durch einen Stich von einem Nationalſozia⸗ liſten nicht unerheblich verletzt. Der Täter konnte nicht ermittelt werden. Auch zwei andere junge Leute wurden von Nationalſozialiſten mit den Schulterriemen verletzt. Die Polizei ſtellte mit 2 Kraftwagen die Ruhe wieder her. Bei Siſtierung eines Trupps wurde der 19jährige Maurer Jak. Fried. Wilh. Stenner dabei ertappt, als ex eine Schuſterahle weglegen wollte. Bei dem 19jähr, Schuhmacher Otto Hermpfling wurde ein feſt⸗ ſtellbares Meſſer beſchlagnahmt, als er es gerade einem Mädchen in Verwahrung geben wollte. An einer Stelle— wo die Siſtierung ſtattfand— wurde auch ein Fahradſchlüſſel, der als Schlag— ring hergerichtet war, gefunden und an der glei— chen Stelle auf der Straße ein zugeſpitztes Eiſen, das mit einem Griff verſehen war. Bluttat auf den Neckarwieſen in Mannheim a Mannheim, 4. Juni. Heute abend gegen 6 Uhr wurde auf den Neckarwieſen in der Nähe der Alphonſtraße der K 4. 8 wohnhafte Fritz Roos, ein älterer Mann, von einem bis⸗ her Unbekannten erſchoſſen. Der Täter ging als⸗ bald flüchtig und konnte bisher noch nicht er— griffen werden. Die polizeilichen Nachforſchun— gen ſind in vollem Gange. Nach Annahme der die Erhebungen führenden Stellen handelt es ſich um einen Mord. deſſen Motive allerdings noch völlig in Dunkel gehüllt ſind. Die Bluttat aufgeklärt. Mannheim, 5. Juni. Die geſtern abend ge— meldete Bluttat auf den Neckarwieſen iſt auf— geklärt. Als Täter in der elterlichen Wohnung verhaftet wurde der 17-jährige Heinrich Dom— mershauſen, der den 21⸗-jährigen Bäcker Fritz Hotz(nicht Roos) nach kurzer Auseinanderſet⸗ zung niedergeſchoſſen hatte. Als Grund der Tat ſoll Eiferſucht in Betracht kommen. Piccards Abreiſe von Augsburg. witb. Augsburg, 3. Juni. Prof. Piccard hat heute Vormittag mit ſeinem Begleiter Kipfer mit einem ſchweizer Flugzeug, das ihn ab⸗ holte, Augsburg verlaſſen. Er wird, wie ge⸗ meldet, heute Abend in Zürich ſprechen und morgen nach Brüſſel reiſen. In einigen Wo⸗ chen gedenkt er noch einmal nach Augsburg zu kommen. Der Bürgermeiſter Dr. Bohl über⸗ reichte Prof. Piccard zum Abſchied als An⸗ denken an ſeinen denkwürdigen Augsburger Auf⸗ enthalt ein von dem Augsburger Kunſtmaler Karl Schmitt hergeſtelltes Oelgemälde. das eine Anſicht des Rathauſes und des Perlach— turmes darſtellt. Die Anterſuchung der in der Riedinger Ballonfabrik eingetroffenen Hülle des Piccard ſchen Ballons hat ergeben, daß das Ventil vollſtändig in Ordnung war und beim Ziehen der Leine ein eee eee üwandfrei funktionierte. . Markus Robſon Roman von Max von Weißenthurn. Urheberrecht durch Herold-Verl. Homburg-Saar. Neubearbeitet von E. Geyer. (52. Fortſetzung.) ö „Markus“, flüſterte ſie nach einer Weile, ohne emporzublicken,„ich werde es nie, nie verraten. Du magſt Dich darauf verlaſſen. Ich weiß, daß es nur ein Zufall geweſen ſein kann, und—“ „Teures Kind, 400 e was iſt Dir?“ forſchte er, ſie in ſteigender Beſorgnis ſtarr anſehend. „Welch furchtbarer Gedanke lebt in Deiner Seele? Wähnſt Du,— Gott im Himmel!— wähnſt Du, ich trage die Schuld an dem Tode jenes AUnglückſeligen?“ Sie war unfähig, ſich zu beherrſchen; ſie zitterte am ganzen Körper, ihre Hände brann⸗ ten wie in Fieberglut und aus ihren Augen leuchtete es beinahe unheimlich. „Markus, ich kann Deine Worte nicht er⸗ tragen! Er ſagte mir, daß er an jener Stelle, wo die Tat geſchehen iſt, mit Dir zuſammen⸗ treffen wolle. Als ich aber dorthin kam, warſt Du verſchwunden. Ich habe es niemanden ge⸗ ſagt, daß Du ihn dort hätteſt treffen ſollen. Sie wußten, daß ich dort geweſen bin, aber warum ich dort war, das ſage ich ihnen nicht; eher wäre ich geſtorben!“ Wie verſteinert hatte er ſie angehört, un⸗ fähig, ſie zu unterbrechen, Erſt mit Anſtren⸗ gung gewann er die Sprache. 4 0 „Barbara, ein entſetzlicher, verhängnisvoller 16 5* dich 8 entgegnete er 1 3 ſanft, aber überzeugend.„Ich bin vollkommen ſchuldlos an dem, was Du glaubſt. Allerdings traf ich an jenem Abend mit ihm zuſammen, aber ich fügte ihm nicht das geringſte Leid zu. Ich rührte ihn nicht mit einem Finger an, wenn ich auch dazu verſucht geweſen bin. Bei Gott, ich kann es beſchwören, Barbara, und Du mußt mir Glauben ſchenken!“ „Ich glaube Dir!“ flüſterte ſie, indem ſie ſich ſchwer an den Tiſch lehnte.„Ja, ich glaube Dir, Markus, denn ich weiß, daß Du unfähig biſt, auch nur ein Wort zu ſprechen, welches nicht ſtreng wahr iſt. Und doch— und doch—“ Sie ſtrich ſich das Haar aus der Stirn und ſtarrte mit zitternder Stimme fort: „Um Dich zu ſehen, ſtahl ich mich aus dem Hauſe in den Wintergarten; es war ſehr kalt und finſter, ſo finſter, daß ich nichts ſah. Er aber hatte mir geſagt, Du werdeſt an jener Stelle mit ihm zuſammentreffen, und ich ſehnte mich ſo ſehr nach Deinem Troſte, nach Deinem Beiſtand, Markus!“ „Armes Kind!“ flüſterte er, während eine namenloſe Angſt ihn überkam. Hatte ſie den Verſtand verloren?“ „Wenn ich jetzt daran denke“, fuhr ſie fort, „ſo kommt mir alles ſo dunkel vor, wie jene Nacht dunkel und unheimlich geweſen iſt. Be⸗ unruhigt nichts zu hören, taſtete ich mir mei⸗ nen Weg, bis ich plötzlich auf ein Hindernis, das am Boden lag, ſtieß. Erſchreckt beugte ich mich nieder und berührte ſein Antlitz, welches kalt und ſtarr war wie Eis. Und dann, Mar⸗ kus, verzeihe mir, dann kam mir der furcht⸗ bare Gedanke, Du könnteſt dieſe Tat vollbracht haben.“ Eine ſekundenlange Pauſe trat ein, während n er ihre glühende Rechte zwiſchen ſeinen eis⸗ kalten Händen hielt. „Barbara, mein Dich!“ bat er ſie. „Nein, laß mich Dir alles erzählen, Mar— kus. In meinem Kopfe hämmert es ſo ſehr, daß es mir eine Erleichterung iſt, wenn ich mich ausſpreche. Zuerſt fürchtete ich mich ſehr, als man mich hierherbrachte. Mir ward es dunkel vor den Augen. Aber im Geiſte ſah ich unaufhörlich Dich vor mir und fühlte, daß es an mir ſei, Dich vor Gefahr zu ſchützen.“ „Ihre Stimme erſtarb in leiſem, ſtändlichem Flüſtern. Sie lehnte ſich ſchwer an ihn und er hatte Mühe, ſie aufrecht zu halten. Mehrere Minu- ten ſtanden ſie ſo ſchweigend neben einander, dann, von plötzlicher Angſt erfaßt, hob ſie das Haupt empor. „Markus, glaubſt Du, daß—“ „Was?“ forſchte er beruhigend, obſchon ſeine Angſt um ihren Zuſtand von Minute zu Mi⸗ nute wuchs.. „Markus, glaubſt Du, daß ich in jener Nacht ich, ich— o, mein Gott!“ Sie entwand ſich ſeinem Arm und ſtarrte ihn mit dem Ausdruck maßloſer Verzweiflung an.— „Ich bin wahnſinnig deweſen“, ſtieß ſie aus, „wahnſinnig vor Elend und Unglück, aber doch nicht, um ſo Furchtbares zu tun, und doch habe ich ſo oft gewünſcht, daß er tot ſein möge, weil er ſo grauſam gegen mich handelte. Markus, wenn Du auch nur einen Funken Mitleid für mich beſitzeſt, ſo gib mir, ich flehe Dich an, die Verſicherung, daß Du weißt, daß ich ihn nicht geliebtes Kind, o faſſe unver⸗ e Ane Sie hatte ſeine eigene Furcht in Morte ge⸗ kleidet, die Furcht, welche ihn ſeit Minuten ge— peinigt hatte, daß ſie in der Bewußloſigkeit ei— nes augenblicklichen Wahnſinns die entſetzliche Tat begangen haben könne. Nun trat ſie von ihm zurück und lehnte ſich, ſchwer atmend, an die Wand. Eine Weile herrſchte tiefes Schwei— gen.— Er wußte wenig von dem, was in der Ge— richtsverhandlung vorgefallen war, aber er ſagte ſich, daß die Kette der Beweisführung gegen die Adoptiptochter ſeines Vaters groß ſein müſſe; die Geſchworenen würden ſonſt nimmer den Mut gehabt haben, ſie eines ſo furchtbaren Verbrechens zu zeihen. Er ſah den Kampf ihres Innern und ſchmerz⸗ bebend trat er auf ſie zu, aber mit Heftigkeit wehrte ſie ihm ab. 85 „Rühre mich nicht an!“ rief ſie.„Ich ver⸗ diene es nicht! Markus. kan es denn wirklich wahr ſein, daß ich ihn getötet habe? Wie habe ich die Tat begangen? Ich weiß mich nicht als des Augenblicks zu entſinnen, in welchem er plötzlich vor mir lag Wie, wie kann ich es ge— tan haben?“ Und händeringend ſank ſie auf indem ſie laut aufſchluchzte. „Barbara“, bat er tief erſchüttert,„ſei ruhig, geliebtes Kind. Entziehe mir Deine Hände nicht, ich füge Dir kein Leid zu. Ver⸗ traue mir und ſage mir alles.“ Sie ſchüttelte verzweifelt den Kopf, aber als er nach ihren Händen faßte, entzog ſie ihm dieſelben nicht mehr. Sie ließ es vielmehr geſchehen, daß er ſie aufrichtete und mit ſeinen ſtarken Armen ſtützte. i die Knie, Ein luſtiger Streich des Studioſus Pieeard Profeſſor Piccard, deſſen Flug in die Stratoſphäre die ganze Welt in atemloſe Span— nung verſetzte, hatte ſchon als Student in Zü⸗ rich mit einer Ueberraſchung aufgewartet, die ſich freilich nur auf den kleinen Kreis der Fri⸗ ſeurzunft beſchränkte. Er erſchien eines Tages bei einem Friſeur in Zürich, um ſich das Haar ſchneiden zu laſſen. Beim Verlaſſen des Ladens erklärte er, daß er am nächſten Tage zur glei⸗ chen Stunde wieder vorſprechen werde, um die Prozedur wiederholen zu laſſen, da ſein Haar mit einer unheimlichen Schnelligkeit wachſe. Der Haarkünſtler zuckte ob dieſer Eröffnung ungläubig die Achſeln. Zu ſeinem nicht gerin⸗ gen Erſtaunen betrat aber der junge Student wirklich am nächſten Tag wieder den Laden, und der Friſeur konnte ſich durch eigenen Augenſchein überzeugen, daß das Haar wirklich ſo lang war, wie es am Tage vorher vor dem Schnitt geweſen war. Kopfſchüttelnd verrich— tete der Friſeur ſeine Arbeit. Später ſickerte dann freilich durch, daß es nicht Piccard, ondern ſein Zwillingsbruder geweſen war, der ihm zum Verwechſeln ähnlich ſah. Dieſer Bru— der Piccards wirkt heute als praktiſcher Arzt in Kalifornien. . 74 Bunte Seitung Schwarzwälder Uhrenhündler. Bekanntlich befindet ſich die Uhreninduſtrie des Schwarzwaldes gegenwärtig in einer bedrohlichen Notlage. Auftragsrückgang verurſachte eine er— hebliche Arbeitsloſigkeit, von der wiederum, wie das ja auch andernorts der Fall iſt, die Gemein— den ſchwer betroffen werden. Man iſt jetzt auf eine Werbeidee gekommen, die ihrer Originalißit halber feſtgehalten zu werden verdient. 5 Ein„Schwarzwälder Uhrenhändler“ hat 9 auf eine Europawanderſchaft begeben. Zu Fuß wird er alle hauptſächlichen Städte Europas auf— ſuchen und für die Schwarzwälder Uhrenmacherei werben. An Beachtung wird es dieſem Send— boden heimiſchen Gewerbefleißes gewißlich nicht fehlen, denn er erſcheint in genau der gleichen Tracht, in der im Jahre 1731 der erſte Uhren— händler ſeine Schwarzwaldheimat verließ. um mit den Uhren zu hauſieren. Einen langen Bra— tenrock über einer knallroten Weſte, ſilberknopf— verziert, wird der Mann tragen, hohe blankge— wichſte Stieſel, den großen Schwarzwälder Hut auf dem Kopfe. Auf dem Rücken trägt der „Schwarzwald-Uhrenhändler“, der am Sonntag ſich unter regſter Anteilnahme der geſamten Be— völkerung in Triberg auf den Weg gemacht hat, eine Grätze mit verſchiedenen Uhren, auch ſonſt iſt ſeine Ausrüſtung ganz diejenige des hiſtori— ſchen Vorbildes. Sogar die Tabakspfeife iſt„echt“. Phantaſtiſche Rieſeneier. Das Newyorker Hiſtoriſche Muſeum kauft ver— ſteinte Rieſeneier ein. Um 11000 Dollars das Stück. Die Amerikaner wollen— unverbürgten Nachrichten zufolge— dieſe Rieſeneier dem elek— triſchen Brutofen überantworten, um vielleicht doch— welche Senſation wäre das, eine Bor⸗ weltmeiſterſchaft würde eine lächerlich unbedeu— tende Angelegenheit hiergegen ſein— aus einem dieſer Steinkoloſſe ein„Hühnchen“ zu erbrü⸗ ten. Es handelt ſich um Eier des Tertiär-Rieſen⸗ vogels Dimornis, die geradezu gewaltige Aus— maße haben. Sie übertreffen ein Straußenei an Größe im gleichen Verhältnis etwa, wie dieſes ein gewöhnliches Hühnerei übertriſſt. Der Voge ſelbſt war dreieinhalb Meter hoch, alſo wohl zweifellos ein anz reſpektables Tierchen. Cokales Iſt das Fleiſch blitzgetöteter Tiere eßbar? Ii Rudingshain wurde bei einem der letzten Ge witter eine Kuh vom Blitz erſchlagen. Es wan dies qualitativ bas beſte Tier des Beſitzers. Na— türlich wurde allgemein die Frage geſtellt, ol man das Fleiſch von blitzgetöteten Tieren ge— brauchen kann. Das Kreisveterinäramt Schotter teilt hierzu mit, daß das Fleiſch von Tieren, die vom Blitz getroffen werden noch zu verwender iſt, wenn das Tier ſofort und ſachgemäß ausge— schlachtet wird. Die deutſchen Dentiſten in Karlsruhe. Die Hauptverſammlung des Reichsverbandes Deut— ſcher Dentiſten E. V. findet vom 3.—7. Juni ir Karlsruhe ſtatt. Sehr wichtige organiſatoriſche Beratungen, die die Stellung der Dentiſten in ſozialen wie privaten Geſundheitsdienſt betref— fen und daher von den Intereſſen aller Bevöl— kerungskreiſe mitbeſtimmt werden, beherrſchen einen ſehr großen Teil der Tagesordnung. Im Mittelpunkt aber dieſer Tagung ſtehen Fragen zeitbedingter Elemente dentiſtiſcher Berufsbil— dung, die durch eine geſetzliche, ſiebenjährige, ge— gliederte Berufsausbildung, zwei Vorprüſfunger und eine Staatsprüſung bedingt ſind. Leider iſt letztere durch verſchiedene Ausführungsbeſtim— mungen der Länder noch nicht einheitlich gere— gelt. Aus allen Teilen des Reiches werden die Delegierten und Mitglieder des Reichsverbandes Deutſcher Dentiſten ſehr gerne nach Karlsruhe kommen, um der Badiſchen Regierung dadurck dankbarſt zum Ausdruck zu bringen, daß in Ba' den die zahnhygieniſchen Intereſſen aller Be völkerungskreiſe, und was darnit zuſammen— hängt, am ſorgfältigſten gepflegt werden. Sei vielen Jahrzehnten fühlten die Dentiſten als Erſte ſich verpflichtet, für die Krankenkaſſen zi arbeiten. Und dieſer ausgeprägte ſoziale Wille iſt durch die Schickſalsverbundenheit ſchwerſten Not auf beiden Seiten noch ſtärker geworden Die Beſchlüſſe der Hauptverſammlung Karls— ruhe werden dieſen eiſenen Willen aufs neue aufzeigen. Nus aller Welt Die politiſchen Zuſammenſtöße in Hagen vor der Aufklärung. Hagen i. W., 3. Juni. Nach Mitteilung der Polizei wurden einige der am 1. Juni in Dort— mund feſtgenommenen Nationalſozialiſten wie— der entlaſſen, da ſie nachweiſen konnten, daß ſie zur Zeit der Schießerei in der Mittelſtraße nicht in Hagen anweſend waren. Einwandfrei feſtgeſtellt wurde jedoch, daß es ſich bei den Tätern um eine Dortmunder SA. der Dort— munder NSDAP. handelt, die nach der Ver— ſammlung vor Abzug der Hagener SA. die Stadthalle verließ, um ihren um 22.30 Uhr nach Dortmund abgehenden Zug zu erreichen. Die— ſer Gruppe, aus der die Schüſſe abgegeben wurden, hatte ſich am Eingang der Mittelſtraß: ein in Dortmund wohnender, jedoch der Hage— ner SA. angehörender Mann angeſchloſſen, der bereits geſtanden hat, ſelbſt geſchoſſen zu ha— ben. Außerdem ſei rechts und links von ihm aus der Gruppe, der er ſich angeſchloſſen hatte, gefeuert worden. Im Intereſſe der weiteren Aufklärung werden augenblicklich weitere Ein— zelheiten nicht bekanntgegeben. Familientragödie. Görlitz, 3. Juni. In der vergangenen Nacht zwiſchen 2 und 3 Ahr hat in ſeiner Wohnung in der Moltkeſtraße der Generalagent der Rothenburger Feuer- und Lebensverſicherung, Werner Mehling ſeine Frau, ſeine 10jährige Tochter und dann ſich ſelbſt erſchoſſen. Als Grund der Tat dürfte Schwermut infolge Ner— ganzͥſammenbruches anzuſehen ſein. Nus Nah und Fern Mannheim, 3. Juni.(Tödlicher Verkehrs unfall.) Beim Einbiegen eines Stuttgarter Laſtzuges von der Großen Merzelſtraße nach der Großen Wallſtattſtraße wurde geſtern abend der viereinhalbjährige Heinz Exner von dem Laſtwagen erfaßt. Dem Knaben ging ein Rad über den Bruſtkorb hinweg, ſodaß der Tod auf der Stelle eintrat. Er ſcheint das Warnungs— ſignal des Zuges überhört zu haben. Darmſtadt, 3. Juni.(Aus der Strafjuſtiz.) Zur Entlaſtung der beſtehenden Großen Straf— kammer iſt mit Wirkung vom Juni ab eine zweite Große Strafkammer unter dem Vorſitz des Landgerichtsdirektors Schmidt eingerichtet worden. Den Vorſitz im Bezirksſchöffengericht (1. Abteilung) führt Landgerichtsrat Bechſtein. Neulauterburg, 2. Juni.(Schmuggel.) Zu der Aufdeckung eines neuen umfangreichen Zi— garettenpapierſchmuggels über die elſäſſiſch-pfäl⸗ ziſche Grenze wird noch bekannt, daß der Schmug— gel weit umfangreicher iſt, als urſprünglich an— genommen wurde. Die geſchmuggelte Menge wird auf weit über 100 000 Pakete geſchätzt. Be— teiligt ſind mehr als 20 Perſonen aus Orten der Umgebung von Karlsruhe, der Südpfalz und dem Elſaß Hettenleidelheim, 2. Juni.(Paratyphus.) Die in vielen Fällen hier aufgetretene epidemie— artige Erkrankung wurde durch die Bakteriolo— giſche Unterſuchungsanſtalt Landau als Para— typhus feſtgeſtellt. Es ſind mehrere ſchwere Fälle vorhanden. Der 56 jährige Landwirt Wilhelm Happersberger iſt bereits geſtorben. Handel und Induſtrie Aus dem Geſchüftsbericht der Gemeinſchaft der Freunde. Der Geſamtbeſtand der am 31. Dez 1930 geführten Bauſparverträge umjaßt 45 491 Bauſparer mit 719 389 000 Mk Geſamtbauſpar— ſumme. Hiervon wurden im Berichtsjahre 7500 Bauſparer mit 110 Millionen Mk. Geſamtbau— ſparſumme neu gewonnen. Die Bilanz ſchließt in Aktiva und Paſſiva mit 101729 539,01 RM ab. Die„Flüſſigen Mittel“ betragen 12.3 Millio- nen RM. Dieſen ſtehen die„Zuteilungen“ mit 21 Millionen RM gegenüber. Der Unterſchied von 8,7 Millionen wurde unter Verzicht auf hö— heren Zwiſchenzinsertrag zum Teil ſchon in den Vorjahren den Bauſparern und damit dem Bau— markt zur Verfügung geſtellt, weil erfahrungs— gemäß von den zugeteilten Bauſparſummen viele Beträge längere Zeit nicht abgerufen werden. Rücklagen und Stammkapital betragen zu— ſammen 5 Millionen RM und machen rund 7 Prozent der Hypothekendarlehen aus. Sehr bemerkenswert iſt, daß jedem zweiten Baugeldanwärter bereits ſeine Bauſparſumme zugeteilt werden konnte. Trotz der andauernd ungünſtigen Wirtſchaftslage hat die Gd ber der Frühjahrszuteilung 1931 insgeſamt 8,8 Mi lionen RM an 602 deutſche und öſterreichiſche Bauſparer zugeteilt. Nichts kennzeichnet die Lei— ſtungsfähigkeit von Mutter- und Tochterunter- nehmen ſo ſehr, wie die Zuteilungsziffern. die ſich zu Ende der einzelnen Geſchäftsjahre erge— ben: Ende 1921 1 Bauſparer mit 1925⁵ 18.5 1926 72⸗⁴ 12 799 1 1927 36 3 NN 1928 4781 N„ 74577T 12 1929 7889„„ 118 8245 „ 1930 10 735„„ 161 746 478 „März 31 11337„„ 170 419 378 Die bisherigen Ergebniſſe laſſen auch für da, Jahr 1931 eine weitere günſtige Entwicklung er— hoffen. 1000, 0 e 4! „ 2 392i 2201 Die unterirdiſche Feld polizei Der Maulwurf wieder in Tätigkeit.— Ein Viel⸗ fraß, aber ein nützlicher.— Schonen, nicht aus⸗ rotten!— Launen der Mode. Auf dem Feld tauchen jetzt immer zahlreicher die Erdhügel der Maulwürfe auf. Aus Unbe— dachtſamteit, wenn nicht gar mit Abſicht, zerſtört der Menſch oft die Behauſungen dieſes Tieres, von dem er ohne jeden Grund annimmt, daß es ein Schädling ſei. Das Gegenteil iſt der Fall; im Maulwurf haben wir eins der nützlichſten Tiere zu ſehen, das jede Schonung verdient. Der Maulwurf mit ſeiner rüſſelförmigen Schnauze und dem Fell aus dunklem Samt verzehrt alles, was ihm in ſeinem unetrirdiſchen Jagdgebiet be— gegnet, Regenwürmer, Inſektenlarven, Käfer, Schnecken, Mäuſe, Fröſche, Eidechſen und Nat— tern. Er nimmt täglich das Doppelte ſeines Eigengewichts an Nahrung auf. So ungeheuer gefräßig iſt er, daß, wenn zwei Maulwürfe in Ge⸗ fangenſchaft gehalten und hungrig werden, der eine den anderen aufzufreſſen imſtande iſt. Iſt eine Wieſen- oder Saatfläche mit vielen Erdhügeln bedeckt, dann findet der Maulwuri unter der Oberfläche viel ſchädliches Gewürm als Beute. Die Nützlichkeit des Maulwurſs, der über ganz Europa, Nordafrika und Aſien ver— breitet iſt, hat man erſt ſpät erkannt. Noch vor 70 Jahren beſaß jede Gemarkung in Deutſch— land ihren Maulwurffänger. Dieſer Beruf war mitunter recht lohnend. So erlegte im Herbſt 1909 der Maulwurffänger des Schweizer Ortes Corcelles in 18 Tagen rund 4000 Maulwürfe, was einer Einnahme von 800 Franes gleichkam. Noch vor nicht allzulanger Zeit iſt es in Deutſch— land vorgekommen, daß eine Stadt im Naſſaui— ſchen die Schulkinder gegen die kleinen Erdwüh— ler aufbot und für jedes zur Strecke gebrachte Tier eine Prämie auszahlen ließ. Will man das Tier verjagen, ſo genügt es, wenn man Lappen, die mit Steinkohlenteer oder mit Petroleum ge— tränkt ſind, in die oſfengelegten Gänge des kunſt— reich gegrabenen Hügels des Maulwurfs legt. Denn das Tier hat eine überaus feine Naſe. Bis in die neunziger Jahre hinein wurde das Fell des Maulwurfs für wertlos gehalten, dann wurde es plötzlich große Pelzmode. Ein Mil— liardenſterben ſetzte unter den Tieren ein. Land— wirte und Tierſchutzvereine machten die Behör— den auf die Gefahr einer Ausrottung des Maul— wurfs aufmerkſam. Seine Rettung hatte das Tier aber weniger amtlichem Einſchreiten als den Launen der Mode zu verdanken, denn da die Maulwurfsſelle eine Zeitlang nicht mehr im früheren Umfange für die Pelzverarbeitung ver— ſandt wurden, nahmen die Beſtände wieder zu. Erſt im Weltkrieg, als Deutſchland von der Zufuhr von Rauchwaren völlig abgeſchnitten war, begannen wieder ſchlechte Zeiten für den Maulwurf; wurden doch damals bis zu 40 Mark für ein einziges Fell bezahlt. Die verhängnisvol— len Folgen der Ausrottung des Maulwurjs, wie ſie namentlich in den Inflationsjahren be— trieben wurde, zeigten ſich in den Jahren 1924 und 1925 durch das verheerende Ueberhandneh— men der Erdſchnakenlarven, der Engerlinge und Drahtwürmer auf den Wieſen, Weiden und Aeckern. Deshalb haben die Regierungen der deutſchen Länder durch Geſetze und Verordnun— gen den Maulwurf unter beſonderen Schutz ge— ſtellt, und Maulwurffänger ſollten unverzüglich der Volizei angezeiat werden. Hornhaut, verdickte Hornſchwielen an Händen und Füßen hat ſich „Leolin“ als ſauberſtes und bequemſtes Mittel zur gründlichen Beſeitigung aller harten twucherungen beſtens bewährt. Packung für mehrmaligen rauch(genauer Gebrauchsan⸗ 1 weiſung 60 Pf. In allen Chlorod- kaufsſtellon zu haben. Wieviel Brot ißt der Menſch? Die Statiſtit gibt auf dieſe Frage Auskunft. Ein Mann, der 70 Jahre alt wird, verſpeiſt bei täglichem Konſum von eineinhalb Pfund im Laufe der Jahre nicht weniger als vierzehn(14) Tonnen Brot. Dabei iſt berückſichtigt, daß er im erſten und letzten Jahrzehnt ſeines Lebens na— turgemäß weniger als die oben angenommene tägliche Durchſchnittsmenge zu ſich nimmt. Wäre dieſe gewaltige Menge in einen einzigen Brot— laib verbacken, ſo würde dieſer nicht weniger als 1200 Kubikfuß ausmachen. Ein Spanferkelfeſt das verloſt werden ſollte und keinen Gewinner fand Eine heitere Angelegenheit erzählt von 0 Peter Backes. Der Vorſtand des Junggeſellenvereins Freundſchaftsbund hatte ſeine Mitglieder zu ei⸗ ner„wichtigen Sitzung“ einberufen, um über das Programm des Stiftungsfeſtes zu beraten, Man fand ſich zahlreich im Vereinsſälchen des Stammviertels ein; denn ein Stiftungsfeſt iſt im Leben eines Vereins alleweil keine ſimple Angelegenhelt. So alſo ſchäumte Bier in den Gläsern, zu Häupten der in Form eines Recht⸗ eckes aufgeſtellten Tiſche ſaß der engere Vorſtand und zu den anderen Seiten des Rechteckes die Mitglieder. Es gab ein tüchtiges Gerede her und hin, des Schriftführers Feder flitzte unaufhör⸗ lich über die Seiten des Protokollbuches. Die meiſten Punkte der Vortragsfolge, die das Feſt inhaltlich reich geſtalten ſollten, waren feſtgelegt: Man beſchloß die Brudervereine einzuladen, verpflichtete den örtlichen und den Nachbar⸗ Geſangverein, dieſen und jenen Soliſten aus der Stadt und den bekannten Komiter Peter Schmitz Der Vorſitzende rieb ſich veranüagt die W 83333 1 151 1 11 5385 2 8 Hände, hell ſchrillte die Vorſtandsglocke auf, ehe er ſich an die Verſammelten wandte:„Liebe Freunde! Unſer Feſt wird das Feſt der Feſte werden. Der Neid der Ortsvereine wird auf das Programm unſeres Jubeljeſtes herabblicken. Ich danke Ihnen im Namen des geſamten Vor— ſtandes ſür Ihre tatkräftige Mitarbeit. Aber ein Punkt unſeres Feſtes ſteht noch offen und zwar die Verloſung. Ich kann mir kein Feſt den- ken, das ohne Verloſung und Polonaiſe ausklin gen könnte. Verloſung und Polonaiſe prägen einem Feſte Weihe und Tradition auf. Nicht zu letzt auch beſtreiten ſie einen Teil der Unkoſten, die jedes Feſt für einen Verein mit ſich bringen Darf ich alſo um Anregung bitten, wie die Ver— loſung vonſtatten gehen ſoll?“ Und nun ſetzte eine lebhafte Ausſprache eln. die ſo furchtbar war, daß keine Einigung zuwege kam. Da erhob ſich in breiter Behäbigkeit Metz⸗ germeiſter Jupp Hoffmann, der keine Gelegen⸗ heit verſäumte, ſein großes Vereinsinteveſſe 3˙1 bekunden; wußte er doch, daß er durch dieſe Vereinstreue alle Mitglieder als Kunden hatte. „Meine Herren“, ſagte Jupp Hoffmann,„jeden Verein verloſt die gleichen Dinge auf ſeinem Feſt, als da ſind: Teddy⸗Bären, die ſolchen Ga⸗ winnern zufallen, die keine Kinder haben, Uhren, die ausgerechnet jene Vereinsmitglieder gewin⸗ nen, die ſchon ihrer zwei beſitzen, Bilder, die niemals aufgehängt werden, Wein, der ſo ſauer iſt, daß niemand ihn trinkt; kurzum, eine ſolche Verloſung löſt eher Aerger ſtatt Freude ans. Nicht zuletzt aber ſollten wir bei unſerer Ver⸗ loſung der Zeit Rechnung tragen. Meine uso⸗ maßgebliche Stimme ſchlägt vor, ein Span ferkel auszuloſen. Ja, meine Herren, ele fei⸗ ſtes, rundes, blankes Spanferkel mit pralen Schinken, hübſch auf einem Tablett ausgebrel⸗ tet und mit Bändern und Peterſilie geſchmzſck: würde beifällig aufgenommen. Wem weſſert heute nicht der Mund beim Anblick eines Leiſen Spanferkels? Meine ummaßgebliche Atimrie möchte ſich ſtar! für das Spanferkel als Verle⸗ ungsgegenſtand einſetzen. Hinzu kommt. dan ien in uneigennützigerweiſe und aus lauterſtem In— tereſſe an unſerm geliebten Verein 8 Spanferkel zum Selbſtkoſtenpreis abgebe.“ Jupp Hoffmann ſetzte ſich, rang nach Atem— dann aber umtoſte ihn Beifall.„Bravo! Hoff— mann!“, jubelte Hein Lebekuchen, der Bäcker, meldete ſich zu Wort und begeiſterte ſich:„Mein Kollege Hoffman hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Seine Idee iſt einzigartig. Wir wer— den unſere ſchwache Kaſſe ausfüllen, wenn ich dazu etwa tauſend Pfannkuchen gleichfalls zum Selbſtkoſtenpreis liefere und in einen Kuchen die Glücksnummer hineinbacke. Wer beim Verzehren des Kuchens die Nummer findet, ſoll der Gewin— ner ſein.“ So eimmitig iſt noch niemals bei einer Ver einsſitzung ein Punkt von der Tagesordnung abgeſetzt worden wie der Punkt„Verloſung“, den der Vorſtand des Junggeſellenvereins Freund— ſchaftsbund aufgeſtellt hatte. Und das Feſt kam. Es klappte alles wie am Schnürchen. Der Vorſtand ſaß ſchmunzelnd am Ehrentiſch, rieb ſich immer wieder die Hände vor ſatteſter Zufriedenheit. Es iſt wahrhaft das Feſt der Feſte, lachte der Vorſitzende und trank den Gäſten und Ehrengäſten zu. Dann folgte die Verloſung, nachdem die Ge— ſangvereine ihre Chöre geſungen und die So⸗ liſten mit ihren Darbietungen reichen Beifall gefunden. Metzgermeiſter Jupp Hoffmann, vom Kopf bis zu den Fußſpitzen fein geſchniegelt und geriegelt, trug eigenhändig das feiſte Fer⸗ kelchen durch den Saal, vorbei an den Tiſchen und machte allüberall ſeine Späße. Und wo er ſich zeigte, gab es ein bewunderndes Ah. Junge Mädchen in Feſtgewändern verkauften die duf⸗ tenden Pfannkuchen, unter denen ſich ein Kuchen befand, der die Glücksnummer barg. Und nun wurde eifrig geſchmatzt, die Kunſt des Bäckers gelobt und die Glücksnummer ſehnlichſt herbei⸗ gewünſcht. Ein Tiſch, der die Pfannkuchen ver⸗ ſpeiſt hatte, ohne die Nummer vorzufinden, ſchaute voll Neugier und Erwartung zum gn⸗ Lieſes 2 dern herüber, wo noch mit Beyagen gegeſſen wurde. ob dort vielleicht das Glück eingezogen ſei. Doch als zum Schluſſe niemand mehr aß und der Vorſitzende den glücklichen Gewinner an den Vorſtandstiſch bat, meldete ſich niemand. Da entſtanden peinliche Augenblicke des Schweigens. Der geſamte Vorſtand war ratlos, er vermochte kaum die immer mehr einſetzende Erregung, die ſich um das Wort„Betrug“ wand, einzudäm— men. In höchſter Not nahm Bäckermeiſter Hein Lebkuchen das Wort und verſicherte, das Glücks— los in einen Pfannkuchen hineingebacken zu ha— ben. Wieder trat Stille ein. Durch dieſe Stille ſchritt ein junges Mädchen zum Vorſtandstiſch und eröffnete dem Vorſitzenden ein Geſtändnis, indes ein Rot der Verlegenheit über ihr Geſicht flüchtete. Der Vorſitzende aber lachte, und als er das Geſtändnis allen Feſtteilnehmern eröff— net hatte, wuchs das Lachen zu einem Orkan an, der ſich nicht mehr beruhigen wollte. Des Vorſitzenden Worte an die Feſtteilneh— mer aber waren dieſe: „Liebwerte Gäſte! Des Bäckermeiſters Hein Lebkuchen Kunſt war ſo groß, daß einer unter uns den Pfannkuchen ſamt dem Los gegeſſen hat. Wohl will der Betreffende etwas Papiere— nes auf der Zunge wahrgenommen haben, aber ob ſeiner großen Eßluſt iſt ihm nicht in den Sinn gekommen. daß das Papierene das Los ſein könnte. Da jedoch nichts im Leben verloren geht und alle irdiſchen Dinge, mögen ſie noch ſo lange verſchollen bleiben, wieder an den Tag kommen. wird auch das auf ſo eigenartige Weiſe verloren gegangene Glückslos wieder das Tageslicht er⸗ blicken, ſo daß dann der glückliche Gewinner ſpäterhin trotzdem das feiſte Ferkelchen bei Mei ſter Jupp Hoffmann in Empfang nehmen kann. Es tut mir leid, auf die bloße Ausſage der Dame, die mir das Geſtändnis unterbreitete, nicht ſofort den Gewinn aushändigen zu kön⸗ nen; denn auch der Verein darf a Indizien⸗ beweiſe hin keine Urteile fällen...“