Lokale Nachrichten Vom Sonntag. Der geſtrige Sonntag brachte uns noch wider alles Erwarten angenehme Witterungsverhältniſſe. Am Vormittag und bis in den ſpäten Nachmittag hielt der Himmel ſeine Schleuſen geſchloſſen, ſodaß das im Mittelpunkt der Veranſtaltungen ſtehende 25jährige Jubiläum der D. J. K. einen ſchönen Ver⸗ lauf nehmen konnte. Ueber das Feſt ſelbſt berich— ten wir an anderer Stelle der vorliegenden Num— mer.— Auf dem Waldſportplatz wurde ein ent⸗ ſcheidungsvolles Treffen um den Aufſtieg ausgetra⸗- gen, wobei ca. 1500 Zuſchauer anweſend waren. — Am Abend war in verſchiedenen Lokalen Tanz- betrieb. Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 4 wegen Ruheſtörung, 1 wegen Vergehen gegen die Radfahrer Verkehrs- ordnung, 1 wegen Verſtoß gegen die Reichs ver- ſicherungsordnung, 2 wegen Vergehen gegen das Kraftfahrzeuggeſetz und 1 wegen Diebſtahl. Jubiläumsfeier der O02. Leider konnte wegen des Regens das Programm nicht ganz ſo wie geplant zur Durchführung kommen. Obwohl auch heute morgen die Welt ein„trübes Geſicht“ macht, wollen wir verſuchen, den heutigen Feſtplan hauptſächlich um der Kinder, Schüler und Schülerinnen willen durchzuführen. Alſo ab halb 5 Uhr: Schülerturnen, Fußballſpiele, Reigen u.a., halb 8 Uhr Spiel der Alte Herrn, 9 Uhr Turnen in der Halle. Bei ſchlechtem Wetter werden die Veranſtaltungen ſoweit wie möglich in die Halle verlegt.— Von 5 ½ Uhr an Preiskegeln, ab 6 Uhr Konzert. Achtung Gaſtwirte. Die Mitteilun⸗ gen des Gaſtwirte-Vereins erſcheinen von nun an im Vereins⸗Anzeiger unſeres Blattes, worauf wir die Mitglieder beſonders aufmerkſam machen. Bei der Heugrasverſteigernug, die von der hieſigen Gemeinde heute Vormittag abge⸗ halten wurde, wurde pro Morgen durchſchnittlich 70-80 Mk. erzielt, im Vorjahre hingegen nur 60— 70 Mk Für die geringere Qualität wurden ca. 50 Mk. geboten. Auch hier wurden im Vor- jahre nur ca. 40 Mk. bezahlt. Eine Verkehrsſtörung ereignete ſich am Samstag nachmittag hierdurch, daß ein Laſt⸗ auto auf der Mannheimerſtraße zu weit nach rechts fuhr und hierdurch umkippte und zum Teil auf den Schienen der OEG. lag, wodurch dieſelbe gezwungen war, ihre Züge bis zur Behebung der Störung um- zuleiten. Verletzungen oder ſonſtiger Schaden iſt, wie wir hören, nicht vorgekommen. Mutter ſchwer iſt der Weg den du mich geſchickt haſt. Zum 5. Male„Zwei Menſchen im Ceſipa. Der großen Nachfrage wegen gelangt heute Montag un⸗ widerruflich zum letzten Male das wunderbare Ton— filmwerk„Zwei Menſchen“ zur Aufführung. Es iſt eine Spitzenleiſtung deutſcher Tonfilmkunſt, ein unbeſchreiblich ſchöner Film. Derſelbe verdient, heute von Vielen noch geſehen zu werden. Wenn man auch kein Filmfreund iſt, doch ein ſolches Film- werk wie„Zwei Menſchen“ muß man ſich anſehen. Es iſt Tatſache; wenn viele wüßten was ihnen mit dieſem Tonfilmwerk geboten wird, alle würden ſie kommen und alle die den ſchönen Tonfilm ge— ſehen haben, wird er lange in Erinnerung bleiben. Alſo heute unwiderruflich letzter Tag. Es iſt heute noch ein großer Beſuch zu erwarten. Auf zu dem herrlichen Tonfilm„Zwei Menſchen“ zu Judith Platter und Junker Rochus. N Feſtbericht zum Silberjubiläum der Di K.⸗Vieruheim und des Bezirksſportfeſtes des Bezirkes Südheſſen am 6., 7. und 8. Juni 1931. Nach wochenlangen Vorbereitungen und em- ſiger Arbeit für dieſes außergewöhnliche Feſt des Silberjubiläums der DIK-Viernheim war für ein gutes Gelingen des Jubiläums die Garantie ge⸗ ſchaffen. Der Wettergott machte ein gutes Geſicht als man in Viernheims Mauern reichen Flaggen— ſchmuck anlegte um der DK. ſeine Sympathie zu zeigen. Feierlicher Glockenklang von der Zwölf apoſtelkirche gab dem großen Feſte den Anklang. Bei einbrechender Dunkelheit des Samstag Abend bewegte ſich durch Viernheims Straßen ein Fackel⸗ zug einzig in ſeiner Art als Eröffnung des Feſt— programms. Unter den ſchneidigen Märſchen des Muſikkorps der DJK. gaben rund 400 DJKler dem Fackelzug das Geleite, der ganz Viernheim in Bewegung ſetzte. Auf dem Vorplatz der Apoſtel- kirche ſtauten ſich die Maſſen der Menſchen die den Abſchluß des Fackelzuges miterleben wollten. Auf der Eingangspforte der Kirche ſtand der Gau⸗ präſes des Gaues Mannheim Herr Profeſſor Schwall und legte in einer längeren Anſprache Zeugnis ab, von dem Weſen der DK. beſonders in der heutigen Zeit die ſich zu einem feierlichen Gelöbnis für die kath. Sache ſteigerte. Mit dem Lobgeſang„Großer Gott wir loben Dich“ fand eine machtvolle Kund— gebung für die DK. ihren Abſchluß. die einen glänzenden Eindruck in Viernheim hinterließ. Der Hauptfeſttag begann mit einem Feldgottesdienſt auf Süddeutſchlands ſchönſter DIK⸗Sportanlage. Sämt⸗ liche kath. Vereine mit Fahnendeputationen zogen unter klingendem Spiel der DiK. und Vereinigten Feuerwehrkapelle zum Sportplatz um dieſer kirch- lichen Hauptfeier beizuwohnen. Das Hochamt wurde von dem früheren Präſes Herrn Kaplan Hainz, Mainz zelebriert. Die Feſtpredigt die auf die Zu— hörer einen gewaltigen Eindruck machte hielt der Bezirkspräſes des Bezirkes Südheſſen Herr Bene— fiziat Dr. Regner Gernsheim. Der kath. Kirchen— chor„Cäcilia“ verſchönerte die Feier durch ver— ſchiedene Geſangsvorträge. Das Inſtitut St. Maria hat die Güte gehabt ihren Fronleichnamsaltar in herrlicher Art zum Feldgottesdienſt zur Verfügung zu ſtellen. Der Sportplatz trägt ein feſtliches Ge— präge, der ſportliche Teil begann um 10 Uhr. Rund 200 aktive Sportler hatten ſich zu red— lichen Wettkämpfen aus den Bezirken Süd— heſſen und den angrenzenden Bezirken gemeldet. Am Nachmittage fand nach der Feſtandacht ein in— poſanter Feſtzug durch Viernheims Straßen nach dem Sportplatz ſtatt. Eine größe Anzahl Abtei- lungen waren mit ihren Muſikkapellen erſchienen die ſich einer Leiſtungskritik zu unterziehen hatten und mit Muſikpreiſen geehrt wurden. Die Ab— teilungen an ſich wurden im Korſogehen beſonders prämiiert. Die Abwickelung der leichtathletiſchen Wett⸗ kämpfe ging prompt von ſtatten. Die Siegerliſte iſt Zeuge der aufgeſtellten Leiſtungen, die gegenüber früheren Veranſtaltungen nicht auf der ganzen Höhe waren. Hier darf man den Abteilungen die Mahnung mit auf den Weg geben, ſich in Zukunſt mehr auf dieſem Gebiet zu betätigen. Die Reigen der mar. Jungfrauenkonggregation(Sportabteilung) wurden mit Beifall aufgenommen. Eine beſondere Ueber— raſchung für Alle war das Erſcheinen eines Pro— pagandafliegers der das Feſt durch Abwerfen von Bucketts und ſonſtigen Ehrungen verſchönerte. Das Haupttreffen des Tages war das Fußballſpiel Viernheim— Waldhof. Belde Mann- ſchaften zeigten in der 1. Halbzeit wirkliche Klaſſe— fußball das leider durch den Regen unterbrochen werden mußte. Bereits in der 5. Minute fiel das einzige Tor des Tages. Der Rechtsaußen Viern— N heims nützte einen Fehler der Verteidigung geſchickt aus und beförderte den Ball ins leere Tor 1:0 In der 2. Spielhälfte litt das Spiel ſehr unter dem Regen, weshalb der Endpfiff als angenehm empfunden wurde. Leider wurde die ſportliche Veranſtaltung durch den Regen ſtark in Mitleiden⸗ ſchaft gezogen. Die große Maſſe die mit ſtarker Sympathie dem Ganzen gefolgt war, mußte leider zu früh den Heimweg antreten. Amzßeſttagsabend gaben die hieſigen Geſangvereine dem Jubiläums⸗ verein ein Stelldichein in der Sporthalle um das Feſt verſchönern zu helfen. Trotz des ſchlechtem Wetters mußten viele infolge Platzmangel wieder umkehren und auf dieſe ſchöne Gemeindefeier Ver⸗ zicht leiſten. Schneidige Märſche der Vereinigten Feuerwehrkapelle und abwechſelnd vorgetragene Ge- ſangsvorträge ſorgten für eine gemütliche Stimmung. Bei dieſer Gelegenheit fand unter Anweſenheit der Geistlichkeit die Ehrung der Gründer der Sportab- teilung der Mar. Jünglingsſodalität durch Ueber⸗ reichung von Diplomen ſtatt. In Glückwunſchtele⸗ grammen gedachten des heutigen Tages der Gene— ralpräſes der Deutſchen Jugendkraft Herr Monſignor Wolker und Hochw. Herr Pfarrer Hohenadel, Unter- Abtſteinach, wobei erſterer der D. J. K. Viernheim als größte Abteilung und herrlichſter Sportanlage Süddeutſchlands ganz beſonders gedachte. In län- geren und kürzeren Anſprachen des Hochw. Herrn Geiſtlichen Rates Wolf, ſowie des Gründungspräſes Herrn Pfarrer Jakobi von Hohenſülzen, des frühe— ren Präſes Hochw. Herrn Kaplan Hainz und des derzeitigen Präſes Hochw. Herrn Kaplan Weil wurde die Gründung und der Aufſtieg bis zum heutigen Tage dargelegt und auf die Bedeutung der Deut- ſchen Jugendkraft in der heutigen ſchwierigen Zeit aufmerkſam gemacht. In recht gemütlicher Stim- mung fand das 25jährige Jubiläum der D. J. K. Viernheim ein glanzvolles Ende. . Sieger⸗Liſte Bezirksſporttag Juni 1931. Hochſprung(Senioren) Viernheim 1. Sieger Joſef Werle, Bezirksmeiſter 4.„ Ludwig Kuhn 1.60 m 1.50% Dreikampf Cugend 1) 2. Sieger Ludwig Hofmann Jakob Müller Joſef Klee Heinr. Michelhans Willy Unrath Albrecht Beller Dreikampf Jugend 2) 2. Sieger Philipp Kempf 4 1 OO m Senioren) Sieger Lorſch, Bezirksmeiſter „ Viernheim 2 0 0 m Senioren) Sieger Joſef Winkenbach, Bez⸗Mſtr. 26,2 S „ Auguſt Sommer 26,4 „ Adam Hanf 27 Speerwerfen(Senioren) Sieger Ludwig Kuhn, Bez.⸗Meiſter 100 m Senioren Sieger Winkenbach, Joſ, Vhm. Bez. M. 12,4 S. 2. Sieger Effler, Adolf, 10 12,6 Sek. Dreikampf Schüler 1. Sieger Brechtel, Nikolaus, Viernheim 55 Pkte. Georgi, Hans 1 49 Hofmann, Val., Viernheim 41 Lammer, Gg., Viernheim 38 Mittmann, Hans, Viernheim 33 45450 m Schüler 1. Sieger Viernheim 4450 m Schüler 2. Sieger Viernheim 31,2 S Dreikampf Schüler 2. „Sieger Klee, Willy, Viernheim 44 Pkte. Sieger Hoock, Willy, 5 40 Sieger Hanf, Karl, 5 39 Sieger Faltermann, Alex,, 39 „Sieger Mandel, Emil, 1 38 Sieger Unrath, Willy, 1 38 11. Sieger Beikert, Gg., 5 36 12. Sieger Hofmann, Friedr., 35 13. Sieger Adler, Jakob,„ 35 14. Sieger Hagenburger, Willy, 33 14. Sieger Frank, Engelbert,„ 33 14. Sieger Fath, Willy, 1 33 15. Sieger Faber, Martin,„ 32 16. Sieger Kaufmann, Jak.,„ 31 17. Sieger Bormuth, Hubert„ 29 18. Sieger Hofmann, Walter, 28 18. Sieger Adler, Albert,„ 28 19. Sieger Bauer, Hermann„ 27 19. Sieger Heckmann, Reinhold, 27 20. Sieger Adler, Chriſtian,„ 25 Sport u. Spiel Waldſportplatz. Der Platz an der Sonne des deutſchen Fuß- ballhimmels iſt erkämpft. Das geſtrige entſcheidende Spiel gegen Ludwigshafen wurde überlegen mit 3:0 gewonnen. Allerdings wurde das Spiel ca. 20 Minuten vor Schluß zu Gunſten Viernheims abgebrochen, da ein Pfälzer Spieler glaubte, dem Schiedsrichter ſeine Anſicht durch einige Fauſtſchläge beibringen zu müſſen. Wenn dieſem„erfolgreichen Fauſtkämpfer“ nur der hundertſte Teil von dem paſſiert wäre was ihm die Zuſchauer in gerechter Entrüſtung gewünſcht haben, würde der ſicherlich zeitlebens kein Fußball mehr ſpielen. Den Grünen, die die Hoffnungsfarbe in dieſem Jahr überaus er- folgreich getragen haben, zum Auffſtieg unſere herz- lichen Glückwünſche und einen Hipp Hurra zu weiteren Erfolgen. abelle: Vereine Sp. gew. un. verl. Tore Viernheim 0 39 D O 910 Sandhauſen 8 0 2 Ludwigshafen. f 3:6 ee NA e eee eee Vereins- Anzeiger Mereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden 9 N Krieger- n. Soldatenverein Teutonia. Die Ver- einsdienerſtelle iſt vom 1. 7. d. J. ab zu ver⸗ geben. Intereſſenten wollen ſich bis längſtens Sonntag, den 14. 6. beim erſten Vorſitzenden melden.— Schützenabteilung: Mittwoch, den 10. ds. Mts., abends 88/ Uhr Verſammlung im Schützenhof. Von 9 Uhr ab wird auch der Gaujugendführer anweſend ſein betr. Einteilung und Uebung beim Ausflug nach Strümpfelbrunn. Pünktliches und vollzähliges Erſcheinen erwartet Sonntag, den 14. 6. Gauſchießen in Weſchnitz. Der Vorſitzende. Gaſtwirte⸗Verein. Mittwoch Abend halb 9 Uhr Mitglieder⸗Verſammlung im„Grünen Haus“ bei Koll. Merkel. Vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Odenwaldklub. Montag Abend 8 ½ Uhr Klub— abend im Löwen. Meldungen zur Teilnahme an der Hauptverſammlung in Miltenberg am 27. und 28. Juni 1931 ſind einzureichen. D. V. Auf vielſeitiges Verlangen, ſowie des großen Erfolges wegen kommt heute Montag nochmals das wunderbare und einzigartige Tonfilmwerk letztmals zur Aufführung. Viele wiſſen nicht, was ihnen in dieſem Tonfilm geboten wird ſonſt würden ſie alle kommen.— Erwerbsloſe zahlen Werktags 1. Platz 50 Pfg. Junges Ehepaar Kinder ſucht Wonnung 2 Ammer u. Huche per ſofort zu mieten. Wer, ſagt der Verlag. ohne 9 728 1 1. b * 90 9* 5 5 2 mmer u. Hüchg evtl. auch 1 Zimmer u. Küche per 1. Juli 1931 zu vermieten. 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RR Brieftauben Von wem, ſagt der Alte Zeilungen Zum Broteinschlagen und Tapezleren empfiehlt hiern heimer Anzeiger eenbelmer Tageblatt— Wiernheimer Nachrichten) us Hauß gebra t.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreiß monatl. 150 Ut 9 5 ountags latt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalenber.— Annahme von Abonnementz tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 50 180 117.— Telegrammie: Anzeiger, Biernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt ntfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Nathausſtr. Nr. 131 Die neue Notverordnung Wir verlangen radikale Verwaltungsreform und Reviſion der Vertrüge. Nach dem wochenlangen Rätſelraten über den wahrſcheinlichen Inhalt der neuen Nowwer— ordnung der Reichsregierung, nachdem allerlei Kombinationen und Gerüchte darüber verbrei— tet worden ſind, iſt nunmehr das deutſche Volk über die vierte Nowerordnung, welche die Mo— piliſierung der letzten Reſerven bringt, unter⸗ richtet. Man lann nicht von Ueberraſchungen ſprechen. Denn inſofern war die Oeffentlichkeit doch auf die harten Maßnahmen vorbereitet, die die neue Nowerordnung enthält, weil jeder den bitteren Ernſt unſerer Verhältniſſe kannte und auch das Bemeihen der Reichsregierung, das Letzte zu verſuchen, um die ſchwerſten Kriſen zu überwinden und eine Sanierung zu ermöglichen. Nun liegt die vierte Notperordnung vor uns, die ſicherlich ſchärfſter Kritit von allen Seiten ausgeſetzt ſein wird. Die Reichsregierung wird in Abweſenheit des Kanzlers in einer üUmſaſſen— den Erläuterung zur Notverorbnung die Not⸗ wendigkeit der Maßnahmen begründen und auch die weiteren damit zuſammenhängenden Aufga— ben des Kabineits, zumal auf dem Gebiete der Reichsreform und des Reparationsproblems be— lanntgeben. Wenn wir das Geſamtziel des Reichskabinetts mit den Notperordnungen zur Sanierung der öſſentlichen Finanzen prüfen, ſo inden wir, daß die Reichsregierung vor drei großen Aufgaben ſteht: 1. Sanierung der Finan- zen in Reich, Ländern und Gemeinden. 2. Ge⸗ jundung der deutſchen Wirtſchaft und damit Verminderung des Arbeitsloſenelends. 3. Ziel⸗ tlare Aufrollung des Reparationsproblems, um eine rragbarere Geſtaltung unſerer Zahlungs- verpflichtungen zu erreichen. Es iſt der Reichsregierung nicht möglich ge⸗ weſen, trotz der noch ſchärferen Maßnahmen mit einem Schlage die Finanzen von Reich. Ländern und Gemeinden zu sanieren. Sie mußte ſich uu der Erreichung des einen Zieles begnügen, vor— erſt die Finanzen des Reichs, der Arbeitsloſen- verſichexung, der Kriſenſürſorge und der Wohl- jahrtserwerbsloſenfürſorge zu ſanieren. Natür⸗ lich iſt damit auch eine ziemlich bedeutende Sa— nierung der Länder und Gemeinden einbegrif- ſen. Aber die Lander und die Kommunen maſſen über ihre reſtlichen Defizite ſich ins Klare kommen und zu eigenen Sanierungsmaßnahmen ſich ent⸗ jchließen. Das Reichskabinett iſt in ſeiner Notverord⸗ nung zu einer rückſichtsloſen Ausgabenbroſſe— lung geſchritten. Es konnte und durfte auch nicht vor den Perſonalausgaben halt machen, am ei⸗ nen Kriſenſonds zu ſchaffen, da es in den näch⸗ ſten Monaten um Zutunft von Volt und Staat geht. Neben den Kürzungen der Beamtengehal⸗ ter haben wir deshalb die Heranziehung des wirtſchaftlichen Eintommens in der neuen Not⸗ verordnung, die Kriſenſteuer. Dazu gehören die Maßnahmen zur wirtſchaftlichen Geſundung, die nur angedeutet ſind, die aber bereits in ſeſten Plänen vorliegen und deren Einzelheiten ſofort nach der Rückkehr des Kanzlers von Chequers in Angriff genommen werden. Wenn wir über die neuen Opfer, die wir zu tragen haben, kla⸗ gen, wollen wir doch das eine nicht vergeſſen, daß die neue Notverordnung das allgemeine Opferprogramm darſtellen muß, um den letzten Verſuch, aus eigenen Kräften eine Sanierung zu erreichen, zu machen, um ſo auch die Hände freizubekommen für die Löſung der gleichwichti⸗ gen Probleme, der Reichsreform und des Repa⸗ rationsproblems. Nach dieſer neuen Notwerord— nung, mit der wir vor aller Wlt den ſchlüſſigen Beweis erbracht haben, daß Deutſchlaud alles ge⸗ tan hat, um ſich lebensfähig zu erhalten, iſt die Stunde der Diskuſſion äber das Reparations⸗ thema für ganz Europa und Amerika gekommen. Die Reichsregierung wird, nachdem ſie bereits in ihren letzten Kabinettsſitzungen ſich eingehend mit dem Reparationsproblem beſchäftigt hat, in nächſter Zeit ſchon mit ihren beſtimmten Ak⸗ tionen beginnen und ihre Forderungen betannt⸗ geben. Die Situation erſcheint ſo ernſt, daß es ſehr zweifelhaft iſt, ob es mit dieſer Not⸗ verordnung gelingt, die Kataſtrophe abzu⸗ wenden, deshalb muß unverzüglich in der Reparntiousfrage etwas Entſcheidendes geſchehen. Und es ſteht. zu erwarten, daß die VBeſprechungen in Chequers hierzu einen huffnungsvollen Auftakt bilden. Bei Verkündung der letzten Notverorbnung hat man uns verſprochen, daß dies nunmehr die letzten neuen Belaſtungen ſeien, nun komme eine Preis⸗ und Laſtenſenkung. Die Laſtenſenkung bat ſich ins Gegenteil verkehrt. Ob der blutleere n 5 Wirtſchaftskörper die neuen ungeheuren Opfer wird bringen können? Der Verſuch wird es zei⸗ gen. Wir fordern jedenfalls, daß Hand in Hand (Bierubetmer Bürger- Zig.— Biernh. Volksblatt) A reiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pftz., del Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Unzeigen in unſerer Ceſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlanbs u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kam jedoch ele Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Moglichkeit e— Fur die Aufnahme J r t Weruommen werben 1931 e Volke faſt Untragbares zumutet, im Innern ra— mit dieſer Notverordnung, die dem deutſchen 7 dikale Verwaltungsreform und Reduzierung des! CThequers Auftakt zu 48. Jahrgang aufgeblahten Beamtenkörpers und außenpolitiſch ſofortige Reviſion der Verträge in die Wege bſoitet* 1 geleitet werden beiteren Konferenzen Brüning plant neue Beſprechungen mit anderen Staatsmännern— Henderſon folgt einer Einladung nach Berlin Audienz beim König. London, 8. Juni. Der Reichskanzler, der Reichsaußenminiſter und der deutſche Botſchaf⸗ ter begaben ſich heute vormittag im Kraftwa⸗ gen vom Carlton-Hotel nach dem Buckingham⸗ Palaſt, wo die deutſchen Miniſter vom König in Audienz empfangen wurden. Der deutſche Botſchafter ſtellte den Reichskanzler und den Reichsaußenminiſter dem König vor. Daran ſchloß ſich eine längere freundſchaftliche Anter⸗ haltung. London, 8. Juni. Um auch nur den Schein zu vermeiden, als ob die Beratun⸗ gen in Chequers irgendeine Sonderaktion einleiten oder ſpeziellen Wünſchen Vorſchub leiſten ſollten, beſteht beim Reichskanzler und beim Reichsaußenminiſter die Abſicht, dieſen Beſprechungen andere mit Staats⸗ männern der beteiligten Mächte im Lauſe des Sommers folgen zu laſſen. Welche Form hierzu gewählt wird, ſteht allerdings noch nicht feſt. Ob in einer der benachbarten Hauptſtädte oder eventuell am Sitz der Internationalen Bank in Baſel die in Chequers gepflogene Ausſprache fort⸗ geſetzt werden ſoll, wird ſpäter entſchieden werden. Die Einladung nach Berlin, die Reichs⸗ kanzler Dr. Brüning und Außenminiſter Dr. Curtius bei ihrem Abſchied von Che⸗ quers an ihre engliſchen Gaſtgeber rich⸗ teten, hat hier eine ſympathiſche Aufnahme gefunden. Außenminiſter Henderſon wird der Einladung Folge leiſten und noch im Laufe des Sommers einen Gegenbeiuch in Berlin machen. Reichskanzler Dr. Brüning und Reichsaußen⸗ Wieder Ausſchreitungen in Duisburg Zwei Polizeibeamte ſchwer verletzt— Zuſammenſtöße auch in Hamburg und Dresden witb. Duisburg, 8. Juni. In der Innen⸗ ſtadt kam es heute Abend abermals zu Aus⸗ ſchreitungen gegen Polizeibeamte. Ein von der Polizei nicht genehmigter Demonſtrationszug von Erwerbsloſen durchzog unter lauten Rufen gegen die Notverordnung mehrere Straßen der Innenſtadt. Als ſich dem Zuge am Friedrich⸗ Wilhelmplatz ein Polizeikomamndo entgegen- ſtellte und den Zug auflöſen wollte, wurden die Beamten von den Demonſtranten beſchimpft und mit Steinen und anderen Gegenſtänden beworfen. Zwei Polizeibeamte wurden ſo er⸗ heblich verletzt, deß ſie ſich in ärztliche Behand— lung begeben mußten. Ein Beamter wurde zu Boden geworfen, mit Füßen getreten und ſchwer mißhandelt. Insgeſamt wurden ſechs Perſonen feſtgenommen und dem Polizeigefängnis zu⸗ geführt. Später bildeten ſich erneut Zuſammen⸗ rottungen, die aber immer wieder von der Polizei zerſtreut werden konnten. Kommuniſtiſche Demonſtrationsverſuche in Hamburg. wih. Hamburg, 8. Juni. Im Laufe des heuti⸗ gen Abends verſuchten die Kommuniſten in ver⸗ ſchiedenen Stadtteilen, auch in der inneren Stadt, Demonſtrationszüge zu bilden. Die Poli⸗ zei löſte die Anſammlungen auf und nahm eine Anzahl von Perſonen feſt. In einigen Straßen miniſter Dr. Curtius haben nach ihrer Rückkehr aus Chequers noch ein umfangreiches Programm zu abſolvieren. Dr. Brüning folgte am Sonntag; abend einer privaten Einladung des Labour- Abgeordneten Major Church, mit dem er be— reits vor ſeiner Kanzlerzeit befreundet war. Dem Königsempfang folgte ein Frühſtück, das die Engliſch⸗Deutſche Geſellſchaft den deutſchen Gäſten gab. Die Zuſammenſetzung der Gäſte machte dieſes Frühſtück zu einem politiſchen Ereignis. Lord Reading, der frühere Vizekönig von Indien, der Vorſitzende dieſer nur aus geborenen Englän— dern beſtehenden Vereinigung, präſidierte. Rechts von ihm ſaß Dr. Brüning, neben Brüning der Schatzkanzler Snowden, der nach ſeiner Krank⸗ heit zum erſtenmal einer nichtoffiziellen Einla⸗ dung gefolgt war, links von Lord Reading der Außenminiſter Dr. Curtius, neben ihm der frühere engliſche Botſchafter in Berlin, Lord d'Abernon. Außer führenden Abgeordneten aller Parteien nahmen an dem Frühſtück ferner teil Kriegsminiſter Tom Shaw und Juſtizminiſter Sir William Jowitt, ferner neben anderen Mit— gliedern des Houſe of Lords Lord Derby und! Lord Londonderry. Von führenden Männern der Wirtſchaft waren u. a der frühere Handels— miniſter Sir Walter Runeciman und der frühere Schatzkanzler Sir Robert Horne zu bemerken. Lord Rea dung brachte in ſeinem Trinkſpruch auf die beiden deutſchen Staatsmänner die hohe Ehre zum Ausdruck, die dem Verbande durch den heutigen Beſuch bezeugt werde. Reichskanzler Dr. Brüning erklärte: Es iſt nicht meine Abſicht, hier das Gebiet der Politik zu betreten. Aber ſoviel kann geſagt wer- den, daß es meine tiefe Ueberzeugung iſt, daß enge und freundſchaftliche Beziehungen zwichen Großbritannien und Deutſchland ein unbedingt wurden von den Demonſtranten die Straßen— laternen gelöſcht. Ferner wurde eine Schau— fenſterſcheibe eines Lebensmittelgeſchäftes zer— trümmert. Der Täter wurde feſtgenommen. Politiſche Zuſammenſtöße in Dresden. wib. Dresden, 8. Juni. Wie das Polizeiprä⸗ ſidium Dresden mitteilt, wurden geſtern abend drei mit Nationalſozialiſten beſetzte Autos, die von Chemnitz kamen, von einem Trupp politi- ſcher Gegner mit Steinen beworfen. Dabei ging die Windſchutzſcheibe eines Wagens in Trämmer und der Führer erlitt erhebliche Kopfverletzungen. Zwei Polizeibeamte nahmen die Verfolgung der Täter auf, die in den Bär— gergarten flüchteten, wo eine Veranſtaltung der Kommuniſtiſchen Roten Hilſe ſtattfand. Die in den Bürgergarten eindringenden Polizeibe— amten und die ihnen folgenden Nationalſozia— liſten wurden mit Biergläſern uſw. beworfen. Die Beamten mußten ihre Piſtolen ziehen. Zwiſchen den Nationalſozialiſten und den Kom⸗ muniſten kam es zu einer Schlägerei, bei der es auf beiden Seiten leichte Verletzte gab. Dem Ueberſallkommando gelang es, die Ruhe wieder herzuſtellen. Dabei wurden die Beamten wieberholt von Angehörigen der Roten Hilſe angegriffen. 15 Teilnehmer der Verſammlung wurden verhaftet. Eine Durchſuchung der Na⸗ tionalſozialiſten nach Waffen verlief ergebnis⸗ der rücken, und ich bin ſicher, daß los. Drei der Verletzten mußten dem Kranken⸗ haus zugeführt werden. weſentlicher Faktor in heiten ſind. Mit en Genugtuung und aufrichtiger Hoffnung für die Zukunft kann ich ſagen, daß unſere Länder ſtän europäiſchen Angelegen— ee g ig näher aneinan- ich herzliche Zu⸗ ſtimmung finden werde, wenn ich die Hoffnung ausdrücke, daß dieſe Bewegung fortdauert und dieſe Freundſchaft ſtabiliſiert. Am Nachmittag fand ein Empfang im Chatam⸗Houſe, dem Königl. Inſtituts für auswärtige ſtatt. Der Empfang geſtaltete ſich zu einer Kund— gebung der Sympathie für die deutſchen Mini— ſter. Unter den Teilnehmern befanden ſich zahl— reiche prominente Männer und Frauen des eng— liſchen öffentlichen Lebens. Der Vorſitzende des Inſtituts, Sir Neill Malcolm, begrüßte die deut— ſchen Miniſter, die in Begleitung des Botſchafters, Frhr. von Neurath, eintraſen und deren Ankunft lauten Beifall auslöſte Sitz des Poli Politit, deutſchen Reichskanzler Dr. Brüning dankte für die freundlichen Worte und erklärte: Die freundſchaftſiche Beſprechunn in Chequers hat beiden Parteien einge Ge⸗ legenheit gegeben, unſere gegenſeitigen Schwierigkeiten zu erörtern Mie Ste durch da; Kommunique geiehen haben. i“ gegen⸗ zeteig vereinbart worden, eine Zufſammen⸗ arbeit zwiſchen allen in Betrach, kommen⸗ der Ländern zu ſuchen, um die beſtehende Lage eu verbeſſern und ich bin cher, daß dieſer Geiſt des Einvernehmens ein gün⸗ ſtiges Echo bei der öffentlichen Meinung der Welt finden wird. Dr. Curtius und ich ſchätzen hoch die warme Aufnahme, die wir von unſeren engliſchen Gaſtgebern erfun⸗ ren und ich freue mich, eine Gelegenheit erhalten zu haben, den britiſchen Staats⸗ männern öffentlich zu danken. Die Rede des Reichskanzlers rief laute Beifallskundgebungen hervor Am Abend gaben der deutſche Botſchaf— ter und Baronin v. Neurath ein Diner auf der Botſchaft für die deutſchen Herren, Pre— mierminiſter Macdonald und die Mitglieder ſei— nes Kabinetts. Nach dem Eſſen fand ein gro- ßer Empfang ſtatt, zu dem die Chefs aller diplomatiſchen Miſſionen mit ihren Damen und Vertreter des geiſtigen, wiſſenſchaſtlichen und wirtſchaftlichen Lebens der engliſchen Hauptſtadt eingeladen waren. Der Empfang nahm einen glänzenden Ver— lauf und gab den deutſchen Miniſtern Gelegen— heit, mit repräſentativen Mitgliedern der ver⸗ ſchiedenſten Schichten der öffentlichen Meinung Englands Fühlung zu nehmen. Morgen früh erfolgt die Abreiſe nach Souzthampton, wo ſich die deutſchen Miniſter zur Heimfahrt an Bord der„Europa“ begeben werden. 5 Amerikaniſche Kundgebung zugunſten der Abrüſtung Newyork, 8. Juni. In einer von 66 Ver⸗ tretern nationaler Organiſationen unterzeich— neten Kundgebung wird die Waſhingtoner Re⸗ gierung aufgefordert, ihren ganzen Einfluß für den Erfolg der nächſten Genfer Abrüſtungs— konferenz einzuſetzen. Die Kundgebung emp⸗ fiehlt der Regierung, den Grundſatz der Be⸗ grenzung der Militärausgaben ernſtlich zu prüfen und verlangt, daß die Vereingten Staa⸗ ten bekannt geben, welche Maßnahmen ſie er⸗ greifen würden, um im Falle einer Vers zung des Kellogg⸗Paktes den Frieden zu ſichern. Reiſezeit Es läßt ſich nicht mehr leugnen, daß jetzt die Zeit der großen Ferienreiſen allmählich gekom⸗ men iſt. Noch weniger aber läßt ſich verheim⸗ lichen, daß dieſe Reiſezeit in vielen Fällen eine Zeit der„Wohnungsauskehr“ iſt. Man kommt von der Reiſe zurück, und die Wohnung iſt „ausgekehrt“, aller Wertgegenſtände bar, ohne daß man auch nur die Spur eines Auftrages gegeben hätte. 8 Diebe haben dieſe Arbeit prompt, ohne Auf— trag allerdings, aber nichtsdeſtoweniger mit peinlichſter Gewiſſenhaftigkeit durchgeführt. Ge— gen dieſe unerwünſchten„Arbeiter“ kann man ſich zweifellos ſchätzen. Man muß nicht ihret⸗ wegen die ganze ſchöne Ferienreiſe, auf die ſich die geſamte Familie bereits ſeit der vorjährigen Sommerreiſe gefreut hat, in den Rauch ſchrei— ben. Es iſt auch nicht gerade nötig, während der eigenen Abweſenheit drei oder noch mehr gut honorierte Privatdetektivs in der Wohnung zu„inſtallieren“. Der Sicherungen gibt es ein— fachere, die trotzdem oder gerade deswegen nicht weniger gut ihren Zweck erfüllen. Die erſehnte Reiſe ſollte man ſich durch dieſe Dinge nicht vergällen und verkümmern laſſen. Eine verſunkene Stadt in China Die erſte von chineſiſchen Archäologen führte Ausgrabungsexpedition hat einen vollen Erfolg gehabt: Eine verſchüttete Stadt wurde freigelegt. Die Fundſtelle liegt in der Nähe von Tſinanfu, der modern gebauten Hauptſtadt der Provinz Schantung. Die verſunkene Stadt, Tan, hatte vor 3000 Jahren ihre Blütezeit. Beim Un⸗ tergraben der Trümmer ſtieß man auf eine frühere geologiſche Erdſchicht, die von der ver— ſchütteten Stadt ſelbſt durch eine Schicht von Sandablagerungen getrennt war. Dieſe Früh— ſchicht barg Tauſende von zerbrochenen Stücken, von Krügen, irdenen Gefäßen und anderen Ge— brauchsgegenſtänden, die aus ſchwarzem Ton von bemerkenswertem Glanz und hoher Politur hergeſtellt ſind. Das Charakteriſtikum dieſer Entdeckung beſteht darin, daß das ſchwarze Ton— geſchirr der unteren und früheren Schicht im Gegenſatz zu dem der oberen Schicht, das mit Symbolen einfacher Zeichnung geſchmückt war, ſolches ſymboliſches Smuckwerk überhaupt nicht zeigt. Aus dieſer Verſchiedenheit wollen die chineſiſchen Archäologen den Schluß ziehen, daß die beiden Erdſchichten ein Uebergangsſtadium darſtellen, das den Anfängen der altchineſiſchen Kultur voranging. Die Töpſerarbeiten, die in der oberen Schicht geſunden wurden, ſtehen in vieler Hinſicht hinter den Probeſttücken aus den älteren Ablagerungen zurück, was anzudeuten ſcheint, daß die Töpferarbeit modernen Kunſt— erzeugniſſen Platz zu machen begann, wie ſie mit der Entdeckung der Bronce in Aufnahme kamen. ausge— Bunte Seitung Doumer macht den Bart wieder modern. Die Wahl eines neuen Präſidenten der fran— zöſiſchen Republik wirkt ſich durchaus nicht aus— ſchließlich auf dem Gebiet der Politik aus. So ſpricht alles dafür, daß der Einzug des Präſiden— ten Doumer in das Elyſee neuem Wiederauf— leben der Bartmode in Frankreich den Weg ebnen wird. Der neue Präſident ſelbſt trägt bekannt— lich einen viereckig geſchnittenen grauen Voll— bart, und man kann ſich durch Augenſchein über⸗ zeugen, daß ſich dieſer Barttyp in den politiſchen und geſellſchaftlichen Kreiſen bereits Bahn zu brechen beginnt. Präſident Doumer trägt nicht allein einen Bart, ſondern auch die Herren ſeiner Umgebung, die er gewählt hat, zeigen ſich in berſelben Bartzier. Die Franzoſen waren ja das beſcheidene Aluminiumoxpd iſt. tige Farbe verdanken Rubin auch vor verhältnismäßig kurzer Zeit noch beſon⸗ ders ſtolz auf ihre Bärte, die nun wohl wieder zu Ehren kommen werden. f Gasrohre aus Tonerde. Der Laie empfindet vor den Rubinen und Sa⸗ phiren als Edelſteinen eine beträchtliche Hochach— tung; nicht ſo der Chemiker, denn er weiß, daß der Grundbeſtandteil dieſer Edelſteine lediglich Ihre puäch⸗ und Saphir nur beſtimmten Beimengungen. Fehlen dieſe aber, ſo hat man die reine kriſtalliſierte Tonerde, die in dieſer Form unter dem Namen Korund in der Technik als Schleifmittel Verwendung findet. Neuerdings hat man die reine Tonerde noch in anderer Weiſe nutzbar gemacht: man ſtellt aus ihr Gasrohre her. Dieſe Gasrohre aus Ton— erde zeichnen ſich durch ihre Hitzebeſtändigkeit. Widerſtandsfähigkeit und Dichtigkeit aus. Ungenutzter Tierreichtum Raubbau in den franzöſiſchen Kolonien.— Die ſabotierte Straußeninduſtrie.— Krokodile als Verbreiter der Schlafkrankheit?— Feinde von Menſchen und Tieren. Rondet-Saint, der Präſident der franzöſiſchen „Liga für Marine und Kolonien“, hat kürzlich dem Kongreß für Kolonialpropaganda eine Denkſchrift überreicht, in der er ſich eingehend mit den Verhältniſſen in den franzöſiſchen Kolo— nien vom Standpunkt des Jagdſchutzes aus be— ſchäftigt. Er führt lebhaft Klage, daß Frankreich nur in beſcheidenem Maße Nutzen aus dem rie— ſigen Tierreichtum ſeiner Kolonien zu ziehen verſtehe. An Hand des Dokumenteénmaterials des Kolonialarchivs beweiſt er, daß ſchlecht be— ratene Jäger beſonders die Induſtrie der Strau— ßenfedern geradezu ſabotierten. Der Strauß, deſſen weiße Federn mit Gold aufgewogen wür— den, werde nur zu oft ſyſtematiſch ausgerottet, während man nach dem Beiſpiel der engliſchen Kolonien beſtrebt ſein müßte, ihn zu zähmen, zu hegen und in Muſterſarmen zu züchten. Die Engländer exportierten beiſpielsweiſe aus Süd— afrika alljährlich Straußenfedern im Werte von annähernd 7 Millionen Mark. Dabei ſind aber die Federn des Natalſtraußes nicht entſernt ſo wertvoll wie die des Straußes der Saharagebiete. Rondet-Saint ſordert deshalb, daß die Jagd auf den Strauß wie die Zerſtörung der Neſter und der Raub der Eier mit ſtrengen Strafen bedroht werde. Weiterhin beſchäftigt ſich die Denkſchrift mit der Krokodilſrage. Der Verſaſſer bedauert, daß man ſich in den franzöſiſchen Kolonien auf die Zucht von Krokodilen ſo garnicht verſtehe, zum Unterſchied von den ausländiſchen Konkurrenten, beſonders den Amerikanern, die in Florida und Louiſiana Alligatorenfarmen gegründet hätten. die ſich angeſichts des zunehmenden Bedarfs an Krokodilleder für Luxusartikel als wahre Gold— gruben erwieſen. Man müßte deshalb in den franzöſiſchen Kolonien an die Gründung von Krokodilfarmen gehen, gleichzeitig aber dafür Sorge tragen, die wilden Krokodile mit allen zu Gebote ſtehenden Mitteln zu vernichten, denn das Krokodil begnüge ſich nicht damit, unter den Haustieren und im Wildbeſtand Verheerungen anzurichten und die Eingeborenen zu dezimieren; es werde durch ſeine Geſräßigkeit auch dem Fiſch— fang gefährlich. Die Vernichtung der ſreileben— den Krokodile empfehle ſich aber auch im Inte— reſſe der Hygiene, da ſich im Blute des Tieres Erreger der Schlaſkrankheit fänden; wahrſcheinlich ſpiele das Krokodil als Verbreiter der Krankheit eine wichtige Rolle. Die Vernichtung der Kroko— dile könne nur durch Zerſtörung der Eier erfol— gen. Im Frühjahr legt das Krokodilweibchen die Eier im Sande ab und überläßt es der Sonne, ſie auszubrüten. Wenn man bedenkt daß die Eierproduktion des Krokodilweibchens im Durchſchnitt 250 Stück beträgt, ſo begreift man, welche Gefahren dem Menſchen, dem Wild und den Fiſchen aus der Fruchtbarkeit dieſes ge⸗ ſährlichen Reptils erwachſen. Die empfohlene Vernichtung der Krokodile iſt aber, wie Rondet⸗ Saint ausführt, durchaus mit der Löſung ver⸗ einbar, die er für die Zucht des Reptils ausgibt. Humor des Auslandes „Herr Doktor“, klagt der Patient dem ihn beſuchenden Arzt,„dich leide ſo ſchrecklich, daß ich den Tod herbeiſehne“.—„Und deshalb ha⸗ ben Sie mich rufen laſſen?“ lautet bie ärgerliche Antwort. d Lehrer zum Schüler, der vor der Tafel ſteht: „Schreibe: Ein Waggon der Untergrundbahn enthält 85 Plätze. Wieviel Paſſagiere kann dem⸗ nach ein Zug von 5 Wagen befördern?“ Schü— ler:„Das kommt ganz darauf an, Herr Lehrer. Um 7 Uhr abends iſt das beiſpielsweiſe ſchwer zu berechnen.“ 1 „Ihre Töchter ſind nicht auf dem Poſten, wie ich höre?“—„Ja, denken Sie ſich mein Pech: die, die Klavier ſpielt, hat Halsweh, und die, die ſingt, einen böſen Finger!“ 2 2* Enthüllungen über Wil⸗ ſons„langſamen Tod“ Der amerikaniſche Major Herbert O. Yardley iſt der Verſaſſer eines vor kurzem in Amerika erſchienenen Buches, das in der Oeffentlichkeit größtes Aufſehen erregt. Yardley war der Chef des geheimen Chiffrierbureaus, das in Waſhing— ton während des Weltkrieges arbeitete. Sein Buch führt den Titel ſchwarze Kabinett Amerikas“ und lüftet den Schleier, der ſich über das Geheichnis dieſer Inſtitution breitete. geheime Ebiffrieramt entzifferte und überſetzte nicht nur die amerikaniſchen Meldungen, ſondern auch die der anderen Großmächte. Die ſenſatio— nellſte Enthüllung im Buch des Major Yardley betrifft eine Verſchwörung, die nach dem Abſchluß des Waffenſtillſtandes, während der Arbeiten der Konferenz in Verſailles, gegen den Präſiden— ten Wilſon angezettelt worden ſein ſoll.„Der Leſer“, ſchreibt Vardley,„wird ohne Weiteres die Erregung verſtehen, die mich beim Entziffern des Telegramms überkam, in dem die Rede von einem Plan war, den Präſidenten Wilſon zu er— morden, entweder durch Giſt oder durch Infektion mit dem Erreger einer todbringenden Krankheit. Als ich dem Leiter des Nachrichtendienſtes das Telegramm übermittelte, erſuchte er die maß— gebende Stelle, den Präſidenten zu benachrich— tigen. Ich bin nicht in der Lage, die Tatſache ſelbſt durch Beweis zu ſtützen, aber es ſind zwei Faktoren vorhanden, die einwandfrei dieſe Hypo— theſe beſtätigen: einmal zeigten ſich ſchon in Pa“! ris alle Anfangsſymptome der Krankheit, die dem Präſidasſen ſchließlich den Tod brachten. Dann aber iſt Wilſon tatſächlich auch eines lang— ſamen Todes geſtorben.“ Das a „ 2 Das * . 7 Neues aus der medizin Von Dr. med. Leo VBonnin. Beſchleunigt Fieber die Heilung? Im Allgemeinen wird das Fieber als Symp— tom eines Abwehrkampfes des Organismus be— wertet. Daraus ergibt ſich natürlich die Frage nach der Bedeutung des Fiebers im Krankheits— prozeß und die Erwägung, ob die Temperatur— ſteigerung als ſolche einen Heilwert beſitzt. Mit dieſer Frage beſchäftigt ſich Profeſſor Freund— e e e eee Munſter in der„Deutſchen Mediziniſchen Wo; chenſchrift“, Ausgedehnte Tierverſuche haben er⸗ geben, daß ein günſtiger Einfluß der Temperatur eigentlich nirgends nachgewieſen werden kann, Bei typhuskranken Menſchen hat die Unter⸗ drückung der Temperaturſteigerung den Verlauf ganz ſicher beeinflußt. Natürlich muß man auch berückſichtigen, daß das Fieber immer ein An⸗ zeichen dafür iſt, daß durch die Abwehrtätiglkeit des Körpers im Organismus gewiſſe vorher nicht vorhandenen Stoffe kreiſen. Bei ſehr geſchwäch⸗ ten, unterernährten Leuten kommt es in viel ge— ringerem Grade zu Fieberſteigerungen. Der Ver⸗ faſſer ſpricht ſich jedoch für die Anwendung von Medikamenten aus, die das Fieber herabdämpfen, da man ſo am beſten auf das eigentliche Krank heitsgefühl einwirken und mithin die Pflege, die Ernährung und vor allem den Seelenzuſtand des Kranken günſtig beeinfluſſen kann. Dieſe Erfolge können gerade für den Ablauf des Abwehr— kampfes gar nicht hoch genug bewertet werden. Erfolgreicher Kampf gegen die Syphilis. Statiſtiſche Erhebungen, die während eines Zeitraumes von einigen Jahren in Wien gemacht wurden, geben Einblicke in dieſes Gebiet. Stei— ner und Maller berichten darüber im„Wiener Archiv für innere Medizin“. Feſtgeſtellt wir! eine prozentuale Abnahme der Zahl der Ange ſteckten in den letzten ſechs Jahren. Die Folge davon wird die erfreuliche Ausſicht auf eine Ab nahme der ſyphilitiſchen. Nacherkrankungen, wie Gehirnerweichüng und Ruckenmartsſchwinoſud in den nächſten Jahren ſein. Wichtig iſt auch di Tatſache, daß eine größere Anzahl von Kranken ein Alter von mehr als 70 Jahren erreichte, und es daher durchaus noch nicht feſtſteht, ob eine ſyphilitiſche Infektion in jedem Fall die Leben dauer mit Sicherheit verkürzen muß. In einen. Viertel der beobachteten Erkrankungen ſehlte der poſitive Ausfall der Waſſermannſchen Reaktion. Die häufigſte Todesurſache bei dem beobachteten Krankheitsmaterial bildeten die Gefäßerkrankun— gen. Wohnungsbeleuchtung und Geſundheit Beachtenswerte Forderungen ſtellt Stadtarzt Dr. Harms in den„Blättern für Volksgeſund— heitspflege“ auf. Licht und Helligkeit im Zim— mer ſind das beſte Bekämpfungsmittel der in dem Luftſtaub enthaltenen Bakterien und des Keimgehalts der Luft und können dadurch die Quelle pieler Infektionserkrankungen, wie Hals— entzündungen und Rheumatismus, beſeitigen. Harms empfiehlt daher helle und lichte Tönun— gen der Tapeten oder den Bau ganz weißer Wände, wie es in modernen Krankenhäuſern ſchon meiſtens der Fall iſt. Dunkle Tapeten ver— ſchlucken das Licht in hohem Maße. Ferner iſt genau auf die Aufſtellung der künſtlichen Licht— quellen zu achten. Eine Lampe darf nicht blen— den, d. h. man darf bei der gewöhnlich einge— nommenen Stellung nicht in die Glühbirne ſehen. Außerdem müſſen ſtörende Schlagſchatten vermie— den werden. Heute hat man eingeſehen, daß für die Allgemeinbeleuchtung eines Zimmers die Deckenbeleuchtung die zweckmäßigſte und wir— kungsvollſte iſt, da die früßer maßgebenden Gründe,— zum Abzug des Heizgaſes war ein freier Raum über der Lichtquelle notwendig— bei der elektriſchen Beleuchtung nicht mehr ins Gewicht fallen. Durch die Deckenbeleuchtung wird die Bildung ſtarker Schlagſchatten ſowie ſtörender Blendung am beſten vermieden. Für das Auge des am Schreibtiſch Arbeitenden eig— net ſich beſonders eine gerichtete Lampe, die ihren Schein nur von links in eine Richtung wirft und nicht durch große Stoff- oder Glasſchirme beeinträchtigt wird. Gerade der Arzt muß da— rauf hinweiſen, welch ungeheuren Einfluß die Beleuchtungsanlagen für unſeren ganzen Orga— nismus haben. Markus Robſon Noman von Max von Weißenthurn. Urheberrecht durch Herold-Verl. Homburg⸗Saar. Neubearbeitet E. Geyer. (55. Fortſetzung.) Sie verneinte lebhaft, um dann ihr Haupt an ſeine Schulter zu lehnen. Eine Weile ſchwiegen beide. „Willſt Du mir eine Bitte gewähren, Mar— kus?“ fragte ſie dann. „Könnreſt Du zweifeln, Barbara?“ verſetz— te er voller Zärtlichkeit zu ihr niederblickend. „Was iſt es? Sprich!“ Ihr Antlitz ſchmiegte ſich Bruſt. „Laß mich in die Roſenvilla zurückkehren, Markus!“ flüſterte ſie leiſe. In Neviue Hattons Augen leuchtete es auf. „In die Roſenvilla zurückkehren?“ wieder— holte er.„Iſt das Dein Ernſt, Barbara?“ Ihre Augen ſtanden voller Tränen, wäh— rend ſie mit unſicherer Stimme ſtammelte: „Ja, Markus! Ich könnte ſonſt nirgends mehr glücklich ſein!“ „Und Graf Elsdale, Barbara? Verläßt Du ihn ſo leichten Herzens?“ „Er hat einen Sohn!“ „Dieſer Sohn wird aber niemals imſtande ſein, die Stelle der Tochter auszufüllen, wel— che er ſo zärtlich geliebt hat!“ Sie antwortete nicht, ſondern barg nur ihr Antlitz feſter an ſeine Schulter. „Graf Elsdale liebt Dich aufrichtig und innig“, fuhr er fort.„Er hat es mir ſelbſt ge⸗ ſagt und er ſprach die lautere Wahrheit, ich bin deſſen gewiß. Der Irrtum, welchen ich be⸗ von feſter an ſeine züglich Deiner Abſtammung gemacht, 1 iſt für ihn ein Segen geweſen, Barbara. Er hat den— ſelben nur beklagt, weil Dir daraus Schmerz erwachſen iſt. Es wäre ein ſchlechter Dank für ſeine Liebe, mein Kind, wenn Du ihn verlaſ— ſen wollteſt. Er iſt ein alter Mann. Er hat Dir eine vollkommene ſelbſtloſe Zuneigung entge— gengebracht. Ich halte es für Deine Pflicht, bei tym zu bleiben, Barbara!“ „Und Du?“ forſchte ſie, indem ſie den trä— nenumflorten Blick zu ihm emporſchlug.„Wie ſoll ich leben können, ohne Dich, Partus? Ich bin immer töricht und tue immer verkehrte Dinge, wenn ich fern von Dir bin. Was ſoll ich beginnen, wenn Du mir nicht mehr zur Seite biſt?“ „Der Graf wünſcht, daß auch ich in ſeiner Nähe bleibe“, antwortet Neville, doch ohne dem forſchenden Blick ihrer Augen zu begeg— nen.„Ich werde wenigſtens für einige Zeit auf dem Schloſſe verweilen; wenn Du kräfti— ger biſt, liebes Kind, dann wollen wir alles Weitere beſprechen.“ Dieſe Worte hatten Mrs. Clavering her— beigezogen und während ihre Arme in mütter— licher Fürſorge das laut aufſchluchzende Mäd⸗ chen umſchloſſen, erhob Neville Hatton ſich und verließ unhörbaren Schrittes das Gemach. „Was wollen Sie denn wiſſen, mein Kind?“ „Was? O, Tante, ich bin doch ſo lange ge⸗ duldig geweſen, weil—“ „Nun weil?“ fragte Mrs. Clavering ſanft. „Weil ich immer hoffte, Sie würden mit alles mitteilen, ohne daß ich danach zu fragen brauchte. Es muß eine lanze Zeit vergangen ſein, während welcher ich krank war; vor der⸗ ſelben aber belaſtete mich ein entſetzliches Un⸗ glück.“ „Weshalb denken Sie daran, Barbara?“ e 13 . „Weil es mich Tag und Nacht foltert. Ich weiß nichts mehr von mir ſeit jenem furcht⸗ baren Augenblick, in welchem Markus mich im Gefängnis in ſeine Arme nahm.“ „Sie waren dann lange krank, mein Kind, und wir führten Sie hierher, nach Elsdale“, berichtete Mrs. Clavering, indem ſie tief be— wegt an jene Reiſe dachte, bei der Barbara von einer Ohnmacht in die andere gefallen war, bis ſich endlich das Fieber einſtellte.„Man geſtattete uns, daß wir Sie hinwegbrachten, weil ſich der fürchterliche Irrtum aufgeklärt hatte, den man mit Ihrer Verhaftung began— gen.“ „Aufgeklärt? Wodurch?“ bebend. „Durch das Bekenntnis des welcher die Schuld an dem Bryant's trug?“ „Ah!“ Wie ein Seufzer der Erleichterung entrang ſich der Ruf der gepeinigten Bruſt des Mädchens.„Man denkt alſo nicht mehr daran, mich zu verdächtigen?“ „Nein, mein geliebtes Kind, keine Menſchen⸗ ſeele denkt daran. Alle Welt bedauert den fürchterlichen Irrtum, welcher begangen wor⸗ den iſt, auf das Aufrichtigſte!“ Eine kurze Pauſe trat ein. „War es ein Zufall, Tante?“ junge Mädchen dann. „Nein, mein Kind. Sie werden bald alles erfahren. Laſſen Sie ſich jetzt nicht weiter da⸗ durch beunruhigen.“ „Weshalb verbergen Sie es vor mir? Ich werde nicht erſchrecken. Die Ungewißheit iſt für mich das Allerqualvollſte. Sehen Sie nur, ich zittere nicht, ich bin ganz ruhig, ruhiger als Sie ſelbſt, Tante.“ „Nun denn,— es war der Sekretär Ihres fragte Barbara Unglücklichen, Tode Walter fragte das Oheims, Mrs. eee Sinclair“, erwiderte die alte Dame. „Mrs. Sinclair?“ wiederholte das Mädchen entſetzt.„und was war der Beweggrund, wel cher ſeine Handlungsweiſe leitete?“ „Irgend eine vermeintliche Feindſchaft, Barbara!“ erwiderte Mrs. Clavering.„Aber wie ich bereits erwähnte, er muß wahnſinnig geweſen ſein, als er es tat!“ Barbaras Erinnerungen waren noch zu verworren, ſonſt würde ſie ſich entſonnen ha⸗ ben, daß Eberhard Keith ihr geſagt, Mrs. Sinclairs Ruhe und Ueberlegung ſei erſtaun— lich geweſen, wie ihr vielleicht auch jene Für⸗ ſorge ins Gedächtnis zurückgekehrt wäre, wel— che er an den Tag gelegt, als er ſie und Lady Roſe von Schloß Darley nach Elsdale zurück begleitet hatte. „Ich verſtehe es nicht! Mich dünkt alles ſo ſeltſam. Iſt es zweifellos, daß Mr. Sinclair es tat? Kann ein Irrtum obwalten? Es er⸗ ſcheint mir unmöglich. Ich bin zur Stelle ge⸗ weſen und Markus—“ „Liebes Kind, er hat es ſelbſt eingeſtanden. Er begab ſich an jenem unſeligen Abend in den Garten von Schloß Darley mit der feſten Abſicht, die Tat zu vollführen. Wie ich bereits erwähnt, hatte irgend einen imaginären Grund der Feindſchaft gegen Walter Bryant. Er traf ſeine Maßregeln mit Ueberlegung und Vorſicht, um jeden Verdacht abzuwenden. Erſt als er bei ſeiner Rückkehr aus London in Er⸗ fahrung brachte, daß Sie verhaftet worden ſeien, entſchloß er ſich, ein umfaſſendes Be⸗ kenntnis abzulegen.“ Mrs. Clavering ſprach ſo ſanft, ſo ruhig wie möglich, während ſie mit Beſorgnis in die Züge des Mädchens blickte. —e Gortſetzung folgt.- weltkampf gegen die TCepra Die Arbeit der Lepra⸗Kommiſſion des Völter⸗ bundes.— Die verſchiedenen Behandlungsmetho⸗ zen,— Leprakrauke in Europa, Aſien und Süd⸗ amerika.— Allein 700 000 in Indien. (Von unſerem beſonderen Mitarbeiter.) In der Bibel leſen wir von Ausſätzigen, und jeder kennt die zugleich ergreifende und erbabene Evangelienerzählung vom Ausſätzigen, den Chri— ſtus geheilt hat. Auch daß es in ſpäteren Jahr— hunderten, im Mittelalter, namentlich nach den Kreuzzügen, in unſerem Erdteil zahlloſe Fälle von Ausſatz gab, weiß man,— aber iſt es auch bekannt, daß in allen Kontinenten, ſelbſt im am meiſten ziviliſierten Europa, bis in unſere Tage hinein viele Leprakranke gezählt werden? Die Krankheit wütet noch ſo ſtark, daß ſich im Völ⸗ kerbund, deſſen kulturelle Arbeit bekanntlich bis— her weit wertvoller als ſeine politiſche Tätigkeit war, eine beſondere Lepra-Kommiſſion gebildet und ſich eine zentraliſierte und organiſierte Be— kämpfung dieſer ſurchtbaren Krankheit zur Auf— gabe gemacht hat. So wie namhafte Mediziner ihre Studienergebniſſe zur Krebsbekämpfung in Genf oder anderswo, aber im Zeichen der Hygie— neorganiſation des Völkerbundes, auszutauſchen pflegen, ſo beſchäftigen ſich anerkannte Autoritä— ten aus verſchiedenen Ländern in der Leprakom— miſſion damit, zunächſt in gegenſeitigem Aus— tauſch die Erſcheinungsſormen und die ange wandten Heilmethoden bei dieſer Krankheit feſ— zuſtellen, und beraten zugleich über die Möglich— leiten für einen organiſierten und einheitlichen Weltkampf gegen die Lepra. Der Sekretär dieſer Kommiſſion iſt kürzlich durch Europa und Aſien und Südamerika gereiſt, um die Verbreitung und Behandlung der Lepra in dieſen Erdteilen zu ſtudieren. Er hat die Ergebniſſe ſeiner Beobachtungen in einem Bericht niedergelegt, der ſich trotz ſeiner Länge und Aus— ſührlichlkeit wie ein ſchauriger und gleichzeitig ſpannender Roman lieſt. Dieſer Bericht führt durch die Leprahoſpitäler der europäiſchen Mit— telmeerländer und namentlich Spaniens; er er— zählt von den ungeheuer zahlreichen Leprafällen in Indien, wo es in jedem Dorf Ausſätzige gibt; er berichtet von den modernen Heilmetho— den, die man neuerdings in Südamerika anwen— det. Der Bericht iſt ganz nüchtern und ſachlich gefaßt. Er arbeitet faſt nur mit Zahlenangaben, aber wieviel Elend und wieviel Schickſal ſteht hinter dieſen Ziffern! Wenn wir mit dem Sekretär der Leprakom— miſſion ſeine Reiſe durch drei Erdteile machen, ſo ſehen wir zunächſt, daß die Leprafälle auch in Europa immer noch ſehr zahlreich ſind. Das gilt vor allen Dingen von den Mittelmeergebie— ten. Je weiter nördlich man kommt, um ſo we— niger Leprafällen begegnet man, und ſo iſt Nor— wegen das klaſſiſche Beiſpiet für das fortſchrei— tende Verſchwinden der Krankheit. Vor achtzig Jahren gab es hier noch 2658 Leprakranke, vor fünfundzwanzig Jahren kaum 400 und jetzt nicht einmal mehr 100. In Norwegen werden die Kranken iſoliert, doch brauchen ſie darum nicht unbedingt in Krankenhäuſer geſteckt zu werden, auch in der Wohnung können die Kranken iſoliert werden, wenn nur ein Arzt ſie dauernd über— wachen kann. Intereſſant iſt es, zu ſehen, daß bei leprakranken Vätern nur 8 bis 10 Prozent der Kinder auch leprakrank wurden, während bei der Erkrankung der Mutter der Prozentſatz der erkrankten Kinder ſich auf 20 Prozent erhöht. Im Falle lepralranker Eltern ergab ſich, daß 39 Prozent der Kinder krank waren. Auffallend iſt es, daß die meiſten Ausſätzigen in Norwegen alte Leute ſind; es gibt unter ihnen ſaſt keine jungen Menſchen, wohl aber Uchtzigjährige, die ſchon 50 Jahre an der Krankheit leiden,— auch dies iſt ein Zeichen dafür, daß die Krankheit in Norwe— gen allmählich ausſtirbt. In den baltiſchen Ländern hat ein Profeſſor Paldrock eine neue Art der Behandlung für Le— prakranke gefunden,— er wendet Rußflocken an und macht den Kranken Einſpritzungen mit einer Löſung, die u. a. auch Gold enthält. Er glaubt, es ſei gar nicht nötig, ja, nicht einmal nützlich, die Kranken zu iſolieren. Bei allen baltiſchen Staaten zuſammen zählte man faſt 500 Lepra— kranke, darunter am meiſten(240) in Eſtland. In England gibt es nur ſehr wenige Fälle, meiſtens Leute aus den Kolonien, die zur Hei— lung nach England gekommen ſind. Auch in Deutſchland iſt die Zahl der Leprakranken recht klein. Anders aber in den Mittelmeergebie— ten. Allein in Südſpanien zählt man über 1000 Kranke, und vielleicht iſt ihre Zahl noch größer, als man es amtlich zugeben möchte. In dieſen Provinzen gibt es acht große Leprakrankenhäu— ſer, in denen die Armen iſoliert gehalten wer— den. Groß ſind auch die Zahlen in Italien,— man ſpricht hier von 500, aber dieſe Ziffer ſoll weit untertrieben ſein, ebenfalls in Griechen— land, wo 600 Krankheitsfälle angegeben werden, während es in Wirklichkeit ſicher ebenfalls noch mehr gibt. In den meiſten Balkanländern, z. B. in Jugoſlawien und Rumänien, kennt man bis⸗ her überhaupt noch keine amtliche Vorſorge (Lepra-Geſetzgebung), und in dieſen ſüdoſteuro— päiſchen Ländern ſind die Vorbeugemaßnahmen bei der Lepra weniger entwickelt, als in vielen Teilen Afrikas und Südamerikas, ſo unglaublich dies auch klingen mag. Man ſieht, ſchon in Europa ſind die Zahlen für die Leprakranken hoch, und ſie wachſen noch gewaltig, ſobald wir nach Aſien, namentlich, wenn wir nach dem Fernen Oſten kommen. In Japan allein zählte man 30000 Kranke. Sie alle werden iſoliert, entweder in Lepraſanato⸗ rien oder in ihren Wohnungen unter ſtaatlicher Kontrolle untergebracht. Indien ſoll„nur“ 102000 Ausſätzige haben. ſo heißt es wenigſtens in der amtlichen Statiſtik, aber der Völkerbunds⸗ bericht weiſt nach, daß dieſe Zahl viel zu niedrig gegriffen iſt. In Indien findet die furcht⸗ bare Krankheit einen beſonders günſtigen Nähr⸗ boden, denn Indien iſt ein Bauern- und Dör⸗ ferland, und von den 287 Millionen Indern wohnen faſt 260 Millionen auf dem Lande, in den 700 000 Dörfern, die Indien aufweiſt. Da— rum iſt es beſonders ſchwierig, die Krankheits— fälle überhaupt nur feſtzuſtellen, und noch ſchwie— riger, jedem einzelnen nachzugehen und ihn zu heilen. Dennoch glaubt der Völkerbunds bericht nicht zu viel zu ſchätzen, wenn er die Zahl der in— diſchen Leprakranken mit 700 000 angibt, d. h. alſo, daß auf jedes Dorf mindeſtens ein Kranker käme... Ini britiſchen Teil von Indien hat man jetzt mit einem modernen Bekämpfungs— ſyſtem angefangen, das gut organiſiert zu ſein ſcheint. Man nennt es das„PTS“-Syſtem, das heißt:„Propaganda— Treatement— Survey“ („Propaganda— Behandlung— Ueberwachung“) Die Propaganda ſoll die Bevölkerung üben die Kraukheit, ihre Gefahren und bie Heilmög« lichkeiten aufklären; ſie doll jedem einſchärſen, ſofort jeden Krankheitsfall anzugeben, und ſich bei den erſten Anzeichen, von den Aerzten be— handeln zu laſſen. Dieſe Propaganda heſteht er. Vorträgen, Anſchiägen ind anderer Formen der Unterweiſung. Auch in ben Schalen werden die Merkmale und Gefahren der Kranke heit ſchon erklärt. Gleichzeitig mit der Propa⸗ ganda ſetzt die Kranken behandlung ein— u lich können nur die Kranken behandelt die wirklich erfaßt“ wurden, und zur rung dieſes Kreiſes dient die die nehr unt mehr organiſiert ältig durchgefſthet wird. Eine beſondere Rolle in der Leprabekämpfung ſpielt Braſilien und überhaupt Subomert'a. Am meiſten iſt hier Braſilien ſortgeſchritten. Die Verhältniſſe im Staat Sao Paulo ſind be— ſonders vorbildlich. In Braſilien zahlt die Zen— tralregierung jedem Staat die Hälfte aller Aus gaben, die ihm beim organiſierten Kampf gegen die Lepra entſtehen, wenn ſich der betreffende Staat den Anordnungen der Zentralregierung fügt und ſich die Ueberwachung durch einen Kommiſſar aus Rio de Janeiro gefallen läßt. Dennoch ſind die Zahlen für Braſilien ſehr hoch; es ſoll hier insgeſamt 30000 Leprakraake geben. Kranlenhäuſer ſind jedoch in großer Zahl vor— handen, allein im Staate Rio gibt es zwei große öffentliche Sanatorien. Den ſtaatlichen Geſundheitsdienſt unterſtützt die Nationale Ver— einigung zum Kampf gegen die Lepra, ſowie eine Hilfsgeſellſchaft und das Lepra-Inſtitut, das eine private Gründung iſt. Aehnlich wie in Bra— ſilien ſind die Verhältniſſe in Argentinien, nur daß hier die Zahl der Kranken weit niedriger iſt(8700), daß aber auch die Einrichtungen nicht ſo entwickelt ſind. Dagegen hat Argentinien ebenſo wie Braſilien eine vorbildliche Lepra— Geſetzgebung, und auch die Unterweiſung der Bevölkerung wird hier ſehr geſchickt durchge— führt. In beiden ſüdamerikaniſchen Ländern bevorzugt man bei der Heilung das ſogenannte „gemiſchte Syſtem“ das Iſolierung nur in ſchwe⸗ ren Fällen, im übrigen nur teilweiſe Abſonde— rung und„freiere“ Behandlung vorſieht, Ueber— haupt wechſeln die Mittel, welche, in Südamerika wie auch in ben anderen Erdteilen, die Regie— rungen im Kampf gegen die Lepra anwenden, zwiſchen den verſchiedenſten Maßnahmen, ſie gehen von der räckſichtsloſen Verbannung. über die Iſolierung in Krankenhäuſern und in der Wohnung unter ärztlicher Kontrolle bis zu den modernſten Einrichtungen der ſozialen Hygiene. Man muß alle dieſe Bekämpfungsmittel und die Erfolge die mit den einzelnen Maßnahmen er— zielt wurden, kennen, um ſchließlich das unter den jeweiligen Umſtänden, nach dem Klima und den ſonſtigen Verhältniſſen des betrefſenden Landes beſte Mittel herauszufinden. Ebenſo muß man, um einen allgemeinen und erfolgreichen Weltkampf gegen dieſe furchtbare Krankheit vor“ bereiten zu können, auch alle Formen kennen, unter denen die Krankheit in der ganzen Welt auftritt. Deshalb V Tim* Fumen, werben. Grweiltes und ſehr ſorg⸗ ſoll der Völkerbundsbericht, der bisher drei Erdteile, und nicht einmal voll⸗ ſtändig, umfaßt, erweitert werden. um dann als Grundlage für einen Weltkampf s gegen die Lepra zu dienen, deſſen Richtlinien die Leprakommiſ— ſion des Völkerbundes ausarbeiten wird. „Ueberwachung“, Verorönung über die Prüfung der Krankenkaſſen Mit dem 15. Mai 1931 iſt eine Verordnung des Reichsarbeitsminiſteriums über die Prüfung der Krankenkaſſen in Kraft getreten. Durch dieſe Verordnung wird beſtimmt, daß der Vorſtand der Krankenkaſſe verpflichtet iſt, in angemeſſenen Zwiſchenräumen, mindeſtens aber alle zwei Jahre durch eine vom Reichsverſicherungsamt als ge— eignet anerkannte Einrichtung einer Kaſſenver— einigung die Geſchäfts-, Rechnungs- und Be— triebsführung der Kaſſe nachprüfen zu laſſen. Der Krankenkaſſe ſteht die Wahl der Prüfungs- einrichtung zu. und die einmal getroſſene Wahl bindet die Krankenkaſſe für zwei Jahre. Die Kaſ— ſenvereinigung beſtimmt den Zeitpunkt für die Durchführung der Präfung. Die Krankenkaſſe iſt verpflichtet, dem Prü— fer die Bücher und die ſonſtigen Urkunden, insbeſondere die Rechnungen, Belege und Aufzeichnungen vorzulegen und alle⸗ mitzuteilen. was zur Durchf ig der P Die Vorlegpf mögensbeſt Kaſſenbeſtänd Hanne giſche Kranken- kaſſenverband, Sitz Stuttgart, der Verb der Reichsbahnbetriel nkaſſen. Spitzen- um ſind befugt, die Durch— führung der Prüfungen ihren Unterverbänden zu übertragen, aber ſie bleiben verantwortlich für die ſachgemäße und gewiſſenhafte Vornahme der Prüfung. 5 Das Reichsverſicherungsamt entſcheidet über die Anerkennung der Prüfungen nach freiem Ermeſſen. Die Prüfer dürſen in keinem Abhängigkeitsver— hältnis zu den zu prüfenden Kaſſen ſtehen und haben den geſamten Geſchäftsbetrieb der Kaſſe, die Geſetzmäßigkeit, Angemeſſenheit, Zweckmä⸗ ßigkeit und Wirtſchaftlichkeit zu prüfen, insbe— ſondere aber den Rechnungsabſchluß und die dazu gehörigen Nachweiſungen, die Kaſſenfüh⸗ rung, den Kaſſenbeſtand, Buch- und Rechnungs- weſen, Vermögensverwaltung, Sicherheit der Anlage, Beitragsweſen, Leiſtungen, Kontroll— einrichtungen vertrauensärztlichen Dienſt, Ver— träge, Verwaltungspoſten u, a. Die Prüfung erſtreckt ſich auch auf diejeni⸗ gen Geſchäfte, welche die Kaſſe im Auftrag oder für Rechnung anderer führt, 8 1m Beiſpiel der Reichsanſtalt ſür Arbeitsver- lung und Arbeitsloſenverſicherung, der In— aliden- oder Unfallverſicherung. iſt ein Prüfungsbericht umfaſſend und klar zu fertigen, der eine zutref— fende Beurteilung der Kaſſe ermöglicht. Auch ſind zweckentſprechen hläge zur Abſtellung Ueber die Prüfung 1 hält die Kaſſe, währ ge Spitzen- vereinigung, die Auſſichtsbehörde und der Reichs— arbeitsminiſter Abſchriften erhalten. Die Kaſſen— vereinigungen können eine Prüfungsgebühr er— heben, die insgeſamt die Eigenkoſten der Prü— fungseinrichtung nicht überſteigen dürfen. Nur bei Krankenkaſſen, die nicht Mitglieder der Ver— einigung ſind, darf die Prüfungsgebühr um 10 v. H. der ordentlichen Gebühr erhöht werden. Die Vorſchriften gelten für Krankenkaſſen und ent— ſprechend auch für Kaſſenverbände. Im letzten Jahre ſind die Hilfeleiſt Sanitätskolonnen, Pflegerſchaften und ritervereine vom Roten Kreuz in nahezu il lion Fällen in Anſpruch genommen worden. Di Anhäufung der Rufe nach den Sanitätsmann macht die Ausgeſtaltung des Sanitätskolonnen— weſens des Roten Kreuzes dringend notwendig. Es ſind gegenwärtig rund 3000 Sanitätskolon nen und Pflegerſchaften vom Roten Kreuz mit zuſammen rund 225 000 ordentlichen und außer— ordentlichen Mitgliedern über das ganze Reich verbreitet. Der Sanitätsdienſt erfolgt freiwillig. Der Sanitätsmann dient ohne Entgelt ganz im Sinne des aus der Nächſtenliebe geborenen Rotkreuz— gedankens einer oft ſchweren und verantwor- tungsvollen Aufgabe. Man kann wohl ſagen, daß der Sanitätsmann die hohe Achtung der Bevpöl— kerung beſitzt. Bei dem Eintritt in eine Sanitätskolonne vom Roten Kreuz ſpielen Unterſchiede im Stand, in der Partei oder in der Weltanſchauung keine Rolle. Das Rote Kreuz hat nur die eine Miſ— ſion: ohne Unterſchied dem Hilfsbedürftigen bei— zuſtehen. Die Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz ſind berufen, Erſte Hilſe zu leiſten, d. h. bei Un⸗ glücksfällen ſofort helfend einzugreifen, bis der Arzt zur Stelle iſt, und den Arzt weiterhin zu unterſtützen. Jedes Kolonnenmitglied muß einen ordentlichen Verband anlegen, einen gebrochenen Knochen regelrecht ſchienen, bei Ohnmachten das Richtige anwenden, bei Rettungen vom Ertrin— ken die Wiederbelebungsverſuche vornehmen kön— nen und vieles andere mehr. Eiſenbahnunfälle, Unwetterkataſtrophen, Gasausſtrömungen, Epi— demien und Seuchen verlangen eine außeror— dentlich vielſeitige Tätigkeit des Sanitätsman— nes. Aber gerade die Abwechflung iſt es, die ſeine Arbeit ſo anregend geſtaltet, weil ſie an f Geſchicklichkeit, Geiſteggegenwart und Kraf desmal neue Anforderungen ſtellt. NKampf gegen die Preisr Schwindler Tauſende von kinzeigen bei der Polizei— Prüfung der Geſchäfts⸗ bücher— Unſummen verdient Frunkfurt,a. M. 8. Juni. Die Kriminalpolizei hat nun in den verſchiedenſten Städten den Kampf gegen die zunehmenden Schwindeleien mit den Preisrätſeln energiſch aufgenommen. Sie beſchlagnahmte bei den verſchiedenen Unterneh— mern die Bücher und hat ſie durch Sachverſtän— dige nachprüfen laſſen. Dabei ſind lt.„Mz. Jae ganz erbauliche Dinge ans Tageslicht nekommen. Auf Koſten der leichtgläubigen Menſchen führen die Firmeninhaber ein glänzendes Privatleben. Bei einem Unternehmer wurde 1930 ein Umſatz von 133 000 Mark feſtgeſtellt. Von dieſer Summe will der Mann 47 000 Mark teils in bar, teils in Apparaten(Photo und Radio) an die Löſer der kinderleichten Rätſel abgegeben haben. Das hedeutet demnach für den Unternehmer einen jährlichen Reingewinn von 86 000 ſtM. Eine weite Firma hatte von November 1930 bis Ende März einen Umfatz von 42000 Mark verbucht, hier betrug der Reingewinn 36 000 RM; alſo in einem Monat etwa 800 RM. Die Inhaber lebten ausnahmslos auf ſehr großem Fuße. Bei den Polkzeiverwaltungen find im Laufe der letzten Monate tauſende von Anzeigen gegen dieſe Geſchäfte eingegangen, ſehr viele auch aus dem Auslande.— In der Hauptſache„verloſt“ die Firma neuerdings Grammophane und pyo— tographiſche Apparate. Wenn die Löſer auch zu— nächſt die ſogenannten Verſandſpeſen eingeſchuckt haben, dann warten ſie vergeblich auf die An— kunft der Apparate. Die Firma kommt nämlich mit neuen Nachforderungen dahin, daß man für allerhand Zubehörteile noch etwa 15—20 Mark einſenden muß, ſonſt geht der Schwindel über— haupt nicht.— Die Löſer ſenden aber in den allerwenigſten Fällen noch einmal die recht hohe Summe ein und verzichten lieber auch auf die Rückgabe der Speſengelder And hiervon nun leben die Schwindler Wird aber wirklich einmal ſolch ein Apparat zugeſandt, dann ſtellt es ſich heraus, daß der Preis eines ſolchen Dinges au— ßerordentlich hoch iſt Für das gleiche Geld kann man bei einem heimiſchen Fachgeſchäft einen aus⸗ gezeichneten Apparat erſtehen. Einigen Firmen dieſer„Branche“ wurde bereits die Hanbelser— laubnis entzogen. Außerdem leitete die Polizei gerichtliche Schritte gegen die Inhaber ein. Zucker als Schlafmittel Der Leiter der pſychologiſchen Abteilung der Colgate-Univerſität in Amerika iſt es im Verein mit Dr. Kline von der Skidmore-Univerſitär gelungen, die ſchlaffördernde Wirkung des Zuk— kers nachzuweiſen. Er experimentierte mit 140 Studenten u. 136 Studentinnen ſeiner Univer— ſität und dieſe Experimente zeitigten ein über— raſchendes Ergebnis. Dr. Laird, der Pſychologe von Colgate-Univerſity ſtellte feſt, daß die Stu— denten im allgemeinn morgens zweimal geweckt werden mußten. während die Studentinnen ſchon beim erſten Wecken friſch u. ausgeſchlafen aus den Betten ſprangen. Er kam darüber hinaus auch der Urſache dieſes verſchiedenarti— gen Verhaltens auf die Spur, einer Urſache, die mehr als nur wiſſenſchaftliches Intereſſe verdient. ergab ſich nämlich, daß diejenigen deren Nahrung reich an Zucker- und Kohle— hydraten war, ſich im allgemeinen eines ruhige— ren und erquickenderen Schlafes erfreuten, daß alſo wohl Zucker und Kohlehydrate die Vermitt— ler beſſeren Schlafes ſein mußten. Wiſſenſchaft— liche Forſchungen haben nun ergeben, daß dieſe Koblehydraſe die Muskeln des Menſchen ſehr raſch mit Blutzucker verſorgen, der die primäre Muskelnahrung darſtellt. Und über dieſen Um— weg vermitteln ſie geſunden, ruhigen und traum— loſen Schlaf. Bad Homburg, 8. Juni. Stinkbomben im Kurtheater. Bei der zweiten Auffüh— rung des Spieles von Heinrich Anton„Herr Reinecke Fuchs“ kam es zu bedauerlichen Zwi— ſchenfällen. Von der Galerie ertönten bei den politiſchen und religiöſen Tendenzen des Stük— kes Zwiſchenrufe und Pfiffe, und es wurden ei— nige Stinkbomben geworfen. Darauf fetzte ein lebhafter Proteſtbeifall ein, und trotz der ver— peſteten Luft konnte die Aufführung zu Ende geführt werden. 1 Handel und Induſtrie Mannheimer Produktenbericht. Mannheim, 8. Juni. Weizen inl. 29,50—30, ausl. 31,75—33,25, Roggen inl. 21,50—22,50, ausl.—, Hafer ink. 21—22, Futtergerſte 22— 22,50, Weizenmehl Spezial Null 40,50—41, Weizenauszugsmehl 44.50—45, ſüdd. Weizen⸗ brotmehl 26,50—27.25, Roggenmehl 60prozent. Ausmahlung 30—31, Kleie feine 12,50—12,75, Biertreber 10.75—11, Raps und Leinſaat ge—⸗ ſtrichen. 5 Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 8. Juni. Zufuhr und Preiſe: 135 Ochſen 38—48, 124 Bußen 30—39, 200 Kü⸗ he 15—38; 283 Färſen 36—49; 638 Kälber 48 —72; 13 Schafe 32—34; 2715 Schweine 44—51; 64 Arbeitspferde 800-1700; 62 Schlachtpferde 40—150; ſechs Ziegen 12—22. Marktverlauf: Großvieh, Kälber und Schweine mittel, ge— räumt. „Millionen Regentonnen geſucht“. Ja, wenn wir nicht die gute alte Henko-Bleich- Soda hätten, wären wir tatſächlich wie zu Groß mutters Zeiten auf ein Regenfaß angewieſen. Aber das ſind heute überholte Dinge. Iſt das Waſſer auch noch ſo hart, durch einen Zuſatz einiger Hand- voll Henko vor Bereitung der Waſchlauge wird es im Handumdrehen weich und regengleich. Und wie in dieſem geſchmeidigen Waſſer das Waſchmittek ſchäumt— eine Pracht!