— I ͤ——— der zweiten Stall Harten! Für die uus anlaßlic' unserer Dermud hung in so Über- aus reichem Maße aulellgewordenen Geschenke und Glüctuùn sche i sagen vir duf diesem lege Mien unseren herzinnigſten Danſe! Viernheim, den&. Juni 1931 Harl Sdger, Verkmeiſler und Frau Iiaſhilde, geb. Brüchmann FEC Warnung! Wir warnen einige Mitglieder der Freiw. Sanitäts⸗Kolonne vom Roten Kreuz ihre unwahren Behauptungen, die ſie gegen die Samariter-Kolonne für auszuſprengen verſuchen, einſtellen zu wollen. Da wir eine Frieden liebende, politiſch neutrale Vereinigung ſind würden wir es ſehr bedauern, im Wieder⸗ holungsfalle gegen dieſe Unwahrheiten-Ausſprenger gerichtlich vorgehen zu müſſen. Arb.⸗Samariter⸗Bund E. V. Kolonne Viernheim. Eiche. genommen. mals Spiegelſchr., Bettſtellen, ſpiegelaufſaß, Bekanntmachung. Betr.: Rotkreuztag. Am Sonntag, den 14. Juni 1931, findet ein allgemeiner Rotkreuztag in ganz Deutſchland ſtatt, an dem Sammlungen für die Wohlfahrtseinrichtun— gen des Roten Kreuzes vorgenommen werden. Das Heſſ. Miniſterium hat dieſe Sammlungen genehmigt, die die Zweigvereine und Sanitätskolonnen des Roten Kreuzes allgemein in Heſſen durchführen. Wir bringen dies zur öffentlichen Kenntnis und empfehlen die Sammlungen nach Möglichkeit zu unterſtützen. Viernheim, den 9. Juni 1931. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. J. V.: Roos. gcc Prima Spefsehar talen Zentner 4,80 Mk. zu verkaufen. Heinrich Faltermann Telefon 76 Moltkeſtraße 15 In 3 Tagen Michtraucher Auskunft koſtenlos! Sanitas- Depot, Halle a. 8. 296 Z. Alte Zeitungen J. Einwickeln u. Tapezieren geeignel zu haben in der Geſchäftsſtelle ds. Blattes bekommen. Can des Mannheim⸗Lindenhof, bis 7 Uhr. Schlafzimmer, echt Wir haben ver⸗ gangenen Samstag von einem Anilinbeamten dieſes ſehr gut erhaltene, echt eichene Schlafz. in Zahlg. 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Vormittag in beträchtlicher Höhe über Viernheim geflogene Ballon, der an beiden Seiten Flaggen trug und bemannt war, landete Mittags 1 Uhr im Odenwald auf einer Wieſe bei Engelbach. Eigen- tümer des Ballons iſt der Deutſche Automobil- Touringclub. * Wer ſind die Ziebe? Im hieſigen Friedhof ſind in letzter Zeit wieder Blumen von den Gräbern geſtohlen worden. Der Verdacht er— ſtreckt ſich nach verſchiedenen Seiten. Das Publi⸗ kum wird um Aufmerkſamkeit und um Mitteilung an die Polizei gebeten. Die Namen der Diebe werden dann in der Zeitung veröffentlicht. * Silberhochzeit. Heute Dienstag, den 9. Juni können die Eheleute Herr Peter Herbert 3. und Frau Eliſabeth geb. Schneider auf ein 25,.jähriges, glückliches Eheleben zurückblicken. Dem verehrten Paar un⸗ ſere herzliche Gratulation und Glückauf auf dem ferneren Lebenswege zur Goldenen! Sport u. Spiel Waldſportplatz. Der Sportvereinigung Aufſtieg in die Süd⸗ deutſche Spitzenklaſſe. Verklungen iſt der Peſſimiſten Gemurmel und ſtill gehegten Hoffnungen, die Sportvereinigung hat, es geſchaffen! Ihre Leiſtung ſteht einzig da in den Aufſtiegsſpielen Süddeutſchlands: Bis jetzt un⸗ geſchlagen gegen die gleichſtarken Meiſter der Kreiſe Neckar und Pfalz! Noch mehr iſt feſtzuſtellen: die in den letzten Wochen von der Meiſtermann⸗ ſchaft gezeigten Leiſtungen berechtigen zu den größ⸗ ten Hoffnungen auch für die kommende Verbands- ſpielzeit unter den großen Mannheim⸗Ludwigshafe⸗ ner Vereinen! Wer am letzten Sonntag den Waldſportplatz mit ſeinen über 2500 Zuſchauern ſah, wer die Begeiſterung erlebte bei dem Siege, der darf kein Bangen in der Bruſt mehr haben! Stolz und Freude muß jeden Viernheimer Sport- ler, der es aufrichtig und treu mit der Sportver⸗ einigung hält, erfüllen angeſichts dieſer alles be⸗ geiſternde Siege und ſportlich hochſtehenden Kämpfe. Als erſter Verein aller ſüddeutſchen Kreisligameiſter hat die Sportvereinigung das Zielband durchriſſen, ohne einen Punktverſuſt. Was bringt nun die Bezirksliga in einigen Wochen mit den Verbandsſpielen! Zunächſt geſtei⸗ gertes Intereſſe aller Viernheimer zu ihrem Verein, dann aber auch in geſteigertem Maße das Intereſſe der Mannheim— Ludwigshafener mit ihren tauſen⸗ den von Mitgliedern und Anhängern: mithin eine Belebung des hieſigen Wirtſchaftslebens aller Zweige. Für die Sportvereinigung ſelbſt handelt es ſich um die Ausbildung aller Mannſchaften, vor allem aber die Schaffung eines ausreichenden Spielererſatzes für die erſte Mannſchaft. Es muß alſo für jeden Spieler ein Erſatzmann vorhanden ſein außerhalb Mannſcha 0 Bildung Der am Sonntag 1. Reſerve-Mannſchaft, bei den großen Vereinen als Pokalmannſchaft bekannt. Die Auswahl hier- für dürfte nicht ſchwer fallen, wenn berücküchtigt wird, daß nunmehr die Spiele unter ganz anderen Vorausſetzungen ſtattfinden werden als bisher in der Kreisliga. Es gilt, um die beſten Kräfte zu ſammeln für Viernheims Ehr'! Das nächſte Spielprogramm ſieht vor: am 21. Juni auf dem Waldſportplatz: gegen VfR Mannheim 1. Mannſchaft; am 28. Juni auf dem Waldſportplatz: gegen den Meiſter Sportverein Waldhof aus Anlaß der Feier der Meiſterſchaft und des Aufſtieges, womit wieder ein großes Volksfeſt verbunden wird, mit Sommernachtfeſt und evtl. Feuerwerk und Waldbeleuchtung. Die neue Aera im Viern⸗ heimer Fußball! Vor 2500 Zuſchauern ſiegt die Sportvereinigung Amicitia 3:0(abgebr.) über 04 Ludwigshafen und ſteigt damit in die Bezirksliga auf! Der Wunſch aller Viernheimer Sportler iſt erfüllt! Die jahrelange, zähe und unermüdliche Vereins- und Mannſchaftsarbeit iſt belohnt durch den endlichen Aufſtieg in die höchſte Klaſſe des Süddeutſchen Fußball- und Leichtathletikverbandes! Welcher Jubel wird auf dem Waldſportplatz herr— ſchen, wenn der Sp. V. Waldhof, Vf. Neckarau, Phönix L'hafen, VfR. Mannheim zum Kampf um die Punkte antreten. Tauſende werden für die Sp. Vgg. begeiſtert ſein, die ohne Zweifel die Macht- ſtellung im Viernheimer Fußballſport erobert hat. Hier konnte man ſagen, das war der größte Kampf im Viernheimer Fußballſport auf dem grünen Ra- ſen ſo lang der Viernheimer Fußballſport exiſtiert. In großartig durchgeführtem Stiel und mit ſport⸗ lichem Anſtand kämpften die Viernheimer Mannen gegen einen Gegner, der die todſichere Niederlage nicht ertragen konnte und gegen den Schiedsrichter tätlich wurde, ſodaß dieſer das Spiel abbrach. Die Mannſchaft der Viernheimer war in Form, jeder einzelne kämpfte mit Hingabe, Energie und Durchſchlagskraft nur das Ziel vor Augen: Sieg! Die Elf waren in ſich geſchloſſen, eine Einheit und der Sieg war Trumpf, eine logiſche Folge. Die Namen ſeien genannt: Krug Torwart; Kiß J. und Faltermann Ph., Verteidiger; Martin M., Mandel G., Ehrhardt M. Läuferreihe; Pfenning M., Schmidt H., Vallendor Max, Pfenning V. u. Kiß K., Sturm. Dieſe Leute haben ſich ein ehrliches Lob verdient. Der Spielverlauf war intereſſant: Schon in der 2. Minute drehte der Viernheimer Mittelſtür⸗ mer eine Prachtecke direkt aus der Luft unhaltbar ein. Die Gäſte ſind verblüfft, werden nervös und finden ſich nur langſam. Viernheim wird ein Foul⸗ elfer zugeſprochen, der aber verſchoſſen wird. Kurz vor der Pauſe fällt der 2. Treſſer. Der Mittel- ſtürmer hat eine Vorlage des Halbrechten unhalt⸗ bar aus vollem Lauf eingeſchoſſen. So bleibt es bis zur Pauſe. Der Wiederanſtoß zeigt die Grünen in Hochform, Ludwigshafen wehrt ſich verzweifelt. Ein Schulangriff der Viernheimer wird durch den Halblinken durch einen exakten Flachſchuß abge⸗ ö 5 Spieler der Gäſte gegen den Leiter tätlich, der den Kampf abbricht. Tauſende Zuſchauer hatten ſich auf dem Wald— ſportplatz eingefunden die begeiſtert Viernheims beſte Fußballmannſchaft feierten, die den Namen unſerer Gemeinde in ganz hervorragender Weiß vertreten hat. Dienstag und Donnerstag 6 Uhr: Tr. der Liga. Mittwoch abend 5 Uhr: Tr. der Jug. u. Schüler. 5 1 9„: Spielausſchuß im Zokal. Freitag„ 6„: Platztr. der unt. Mannſch. Sonntag, den 14. 6. in Sandhauſen: Sp. Vgg. 1916 Sandhauſen— Amicitia 09 Vhm. Aus Nah und Fern Darmſtadt, 7. Juni. Auch Daremſtädter Kunſtwerke verbrannt. Darmſtadt, das die Ausſtellung 1931 des Mänchener Glaspalaſtes mit zehn Bildern beſchickt hatte, ſteht auch auf der durch den Rieſenbrand verurſachten Verluſt⸗ liſte, und zwar mit zehn Bildern. Davon entfal⸗ len drei auf hieſige Privatſammlungen, darun⸗ ter die großherzogliche, ſieben zuf bas Landes⸗ muſeum. Das Landesmuſeum verliert folgende Stücke: J. A. Koch, Waſſerfall bei Tivoli, Ram⸗ bonx, Brunnen bei Arriccia; Iſſel, Die drei Kir⸗ chen in Paris; K. Friedr. Leſſing. Moſelland— ſchaft; Anton Rade, Waldeingang; Nuguſt Lu— cas, Badende Frauen; Schwind, Dame zu Pferd mit Page. Dem Kunſtwert nach ſind die ver— brannten Bilder unerſetzlich, wenn ſie auch von der Münchener Ausſtellungsleitung zum vollen angegebenen Wert verſichert waren. Haßloch, 8. Juni.(Das Bein glatt durchſchnitten.) Zwiſchen Haßloch und Böhl bemerkte geſtern nacht an der Kurve nach dem Bahnübergang der Lenker eines Perſonen— autos aus Mannheim die Kurve zu ſpät und bremſte ſtark, wodurch der Wagen ins Schleu⸗ dern kam. Das Auto überſchlug ſich. Durch den Sturz wurden die Scheiben zertrümmert, die dem Chauffeur ein Bein alatt durchſchnitten. Die übrigen Inſaſſen erlitten ebenfalls letzungen. 122 Mainz, 8. Junj. Verbandstag heſſ⸗ Schmiedeinnungen. Der Landesverband Heſſiſcher Schmiedeinnungen hielt hier ſeine 11. Verbandstagung ab. Nach einer vorbereitenden Vorſtandsſitzung und einer Begrüßung der De⸗ gierten wurde die Hauptverſammlung durch den Verbandsvorſitzenden E. Mohrmann-Daymſtabt eröffnet. Nach Begrißung der Ehrengäſte erſtat? tete der Vorſitzende den Jahresbericht. Im An⸗ ſchluß daran ſprach aHndwerkskammer⸗Syndikus Dr. Lindemann⸗Darmſtadt über„Die wirtſchaft⸗ liche Situation und ihre Konſequenzen“; ſerner ſprachen noch Obermeiſter Bürner⸗Darmſtabt über die Fortſchritte in der heſſiſchen Jung⸗ ſchmiedebewegung und Landesgewerberat Emig⸗ Kaiſerslautern über die Schmiedeberufungsge⸗ noſſenſchaft. Mainz, 8. Juni. Aus Liebeskummer in den Rhein. Aus Liebeskummer ſuchte ein Dienſtmädchen ſeinem Leben in Rhein ein Ende zu machen. Es ſprang am Felbbergtor in das „doch wurde die Tat bemerkt und Ver⸗ Tagung des heſſ. Einzelhandels Darmſtadt, 8. Juni. Der Landesverband des Heſſiſchen Einzelhandels hatte in Anbetracht der ernſten Zeitverhältniſſe auf die Abhaltung eines bereits geplanten großen Verbandstages in Als— feld verzichtet, Er hielt geſtern in Darmſtadt ſeine diesjährige Mitgliederverſammlung ab. Nach einleitenden Begrüßungsworten des Vor— ſitzenden wurden Kaſſenbericht und Jahresrech— nung genehmigt. Zum erſten Vorſitzenden wurde wieder Wilhelm Kalbfuß-Darmſtadt, Mitglied des vorläufigen Reichswirtſchaftsrates, einſtim— mig gewählt. Die folgende Entſchließung des Vorſtandes fand einſtimmige Annahme: „Entgegen wiederholten Verſprechungen ſind insbeſondere durch die heute erſchienene Notverordnung wiederum Steuererhöhungen in erſchreckendem Ausmaß beſchloſſen wor⸗ den. Der heſſiſche Einzelhandel erhebt gegen die ſtändig wachſende Erhöhung der Steuer- und Soziallaſten ſchärfſten Einſpruch und weiſt auf die unheilvollen Fol⸗ gen zunehmenden Verfalls der Wirtſchaft und des ſichtbaren Sinkens der Konſumkraft der Bevölkerung hin. Die Regierung mird drin⸗ gend aufgefordert, nunmehr auf raſcheſtem Wege energiſche und umfaſſende Maßnahmen zu ergreifen, um den auf der Wirtſchaft ru⸗ henden unertrüglichen Druck weſentlich zu mildern und Steuern und ſoziale Laſten endlich fühlbar zu ſenken. Insbeſondere muß dies von der heſſiſchen Regierung erwartet werden, da die zur Milderung der Härten der Grund⸗ und Sondergebäudeſteuererhöhug er⸗ laſſenen Beſtimmungen in jeder Weiſe unge⸗ nügend ſind. Es wird erneut die Wiederauf⸗ hebung der am 5. Dezember 1930 beſchloſſe⸗ nen Steuererhöhung verlangt.“, 5 Obſtgroßmarkt Weinheim vom 5 Juni Süße Kirſchen 1. Sorte 23— 27 Pfg., 2. Sorte 17— 22 Pfg.; Erdbeeren 1. Sorte 38—44 Pfg., 2. Sorte 33—35 Pfg. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Reiſevereinigung der Brieftaubenzüchter V'heim. Donnerstag, den 11. Juni von 4,30 bis 7 Uhr Einſetzen der Tauben zu dem Preisflug Linz in Oeſterreich 480 Klm. Der Vorſtand. N. B. Der Bundesklaſſenbetrag muß beim Ein⸗ ſetzen gleich bezahlt werden. Chriſtl. Gewerkſchaftskartell. Freitag, 12. Juni, abends halb 9 Uhr, findet in der„Germania“ eine dringende erweiterte Kartellvorſtandsſitzung ſtatt. Da die Angelegenheit ſehr wichtig wie eilig iſt, ſo bitte ich um pünktliches und reſtloſes Erſcheinen. Der Vorſitzende: Hoſmann. iernheimer tagsblatt„Sterne und B 91 Flender.— Annahme von Mbonnements büg m,! Viernheim Erſcheint täglich mit Ausnahme ber Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1 4 Haus gebra en e en: Söchenti das a ſelttge Uluſtrierte — einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ im der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim n eee Anzeiger, Viernheim. — Poſtſcheckkonto Nr. 21677 Amt ing, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathaunſtr. Ar. 132 Reichstag und neue Notverordnung Nichts erhellt deutlicher den furchtbaren Ernſt der politiſchen Lage, wie der ſtürmiſche Proteſt, der in den Kritiken aus allen Par⸗ teilagern und auch aus allen Berufsorganiſa⸗ onen zum Ausdruck kommt. Wohl iſt die Kritik von verſchieden gelagerten Motiven ge⸗ tragen, Aber insgeſamt wird erklärt, daß mit dieſen Maßnahmen der neuen Notverordnung die Reichsregierung den letzten Verſuch gemacht haben muß, um mit eigenen Kräften akute Gefahren zu bannen. Große, ja größte Anforderungen an die Opferbereitſchaft, den befreienden Tatwillen des deutſchen Volkes, noch mehr aber der poli⸗ tiſchen Parteien ſind jetzt geſtellt. Ueber eine zutſcheidende Frage diskutiert die deutſche und me Weltöffentlichkeit: Wie wird ſich der Reichstag der neuen Not⸗ nerordnung gegenüber einſtellen? Auch hier geben uns vielleicht die bisher bekannt gewordenen Kritiken ſchon hinreichend Auſſchluß. Wir ſuchen nämlich vergebens in alles Kritiken das Aufzeigen anderer Möglichkeiten, anderer gangbarer Wege, die zu dem gleichen Ziele führen könnten. Aber darauf kommt es eben ent⸗ ſcheidend an. Die Reichsregierung wird dankbar ſein für je⸗ den brauchbaren Vorſchlag, welcher ihre innen⸗ und außenpolitiſchen Aktionen zu fördern und zu erleichtern vermag. Sie will Kritik an der Notverordnung. Sie darf jedoch verlangen, daß dieſe Kritik ſachlich bleibt und für das Reichskabinett Handhaben bietet, um ſowohl Verbeſſerungen vorzunehmen, als auch beſchloſ⸗ ſene Maßnahmen erträglicher zu geſtalten. Daß bereits Anträge zur ſofortigen Einbe— rufung des Reichstages vorliegen, iſt weniger bedeutungsvoll wie die Beantwortung der Frage, was die Antragsſteller von einer früh⸗ zeitigen Einberufung des Reichstages erwar⸗ ten, welche Begründung ſie ihren Anträgen geben. Wie vermiſſen darüber jedwede Er⸗ klärung. Nach wie vor vertreten wir den Stand— punkt, daß eine vorzeitige Einberufung des Reichstages größte Gefahren ſchafſen müßte. Wir wollen ja mit der neuen Notverordnung die außenpolitiſche Befreiungsaktion einleiten, wir wollen die ſchwerſten Kriſen der Jetztzeit überwinden und uns auf den kommen- den Winter vorbereiten. Das würde mit ei⸗ nem Schlage zunichte werden, wenn wieder die leidenſchaftlichen Kämpfe im Reichstag be⸗ gännen, wenn man ſich nicht über das aus⸗ einanderſetzte, worum es in der Tat allein geht, um die Beſeitigung des Defizits, die Ge⸗ ſundung der Wirtſchaft, die Linderung der Ar⸗ beitsloſennot, die Befreiung Deutſchlands von unerträglichen Zahlungsverpflichtungen. Wir ſollten doch froh ſein, daß jetzt, wie es das Volk ſchon ſeit Jahren verlangte, gehan⸗ delt wird mit klarem Ziel und feſtem Woll len. Käme wieder das Paktieren und Ver⸗ handeln, würden fich die Kriſen verſchärfen, die Unruhen vermehren, die Situation würde chaotiſch werden. Nicht ausgeſchaltet ſoll der Reichstag werden. Nein er ſoll mitentſcheiden, aber zu geeigneter Zeit. Kohlenſäureausbruch bei Neurode Sieben Todesopfer. wib. Breslau, 10. Juni. Wie die Bolizei⸗ verwaltung in Neurode mitteilt, ereigneie ſich geſtern abend gegen ½%1 Uhr in den Kohlen⸗ und Tonwerten in Kohlendorf bei Neurodeheim im Schichtwechſel ein Kohlenſäurcausbruch. Das Unglück forderte ſieben Tote, von denen bereits ſechs geborgen find. Außerdem ſind noch vier Verletzte zu beklagen. Zur Zeit beſteht leine Gefahr mehr. Die Rettungsmannſchaften find eifrig an der Arbeit, um weitere Unglücks⸗ fälle zu verhüten. Es iſt nicht anzunehmen, daß nuch weitere Verunglückte in der Grube find. Die Urſache des Kohlenſäureausbruchs iſt bisher noch nicht bekannt. er Zeitung mittags 8 Uhr, größere Artikel einen vorher Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen an- p de Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige 2 1 bel 1 ae Na art— Lannburſciaß l eutſchlands u. Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 1 1— kee en Ker le Erl 2. Kreft abr. Mittwoch, den 10. Juni 1931 Nationalſozialiſten wollen in den Reichstag zurück Ein Ultimatum der D. D. P. zu erwarten? enb. Berlin, 9. Juni. Wie der„Note Adler“, das nationalſozialiſtiſche Organ für die Mark Brandenburg mitteilt, wer⸗ den die Nationalſozialiſten für den Fall des Reichstagszuſammentritts ſich zunüchſt wieder an den parlamentariſchen Arbeiten beteiligen. N Deutſche Volkspartei und die Einberufung a des Reichstages. enb. Berlin, 9. Juni. In nationalen Berliner Abendblatt wird eine Stelle aus einer Rede des früheren Reichs⸗ finanzminiſters Dr. Moldenhauer zitiert, wonach die DVP. ſich für die Einberufung des Reichs⸗ tages ausgesprochen hat, daß aber der Schwer⸗ punkt ſeiner Ausführungen doch nur in der Ankündigung von Forderungen der DP. liegt, bei deren Ablehnung die Partei die notwendi⸗ gen Folgerungen ziehen wird. Natürlich iſt eine Entſcheidung uber die Haltung der DVP. noch nicht getroffen. Sie kann erſt in der Fraktions⸗ ſitzung erfolgen, die bekanntlich für Donners⸗ tag einberufen iſt. Man kann aber wohl an⸗ nehmen, daß die Stimmung in der Fraktion etwa dem entſpricht, was eines ihrer prominen— ten Mitglieder in der erwähnten Rede ausge— führt hat. Die Entſchließung der Fraktion wird dann davon abhängen, wie ſich die Reichs⸗ regierung zu den angekündigten Forderungen der Partei ſtellen wird. einem deutſch⸗ Die Vertreter der Behördenangeſtellten beim Reichsfinanzminiſter. f wtb. Berlin, 9. Juni. In einer Beſprechung mit dem Reichsfinanzminiſter trugen heute die Vertreter der Organiſationen der Behör— 48. Jahrgang denangeſtellten ihre Bedenken gegen die Aus- wirkungen der zweiten Gehaltskurzungsverord— nung auf dieſe Angeſtellten vor. Sie forderten eine Abänderung der Notverordnung dahin, daß auch die Behördenangeſtellten ſtatt der Gehalts- kürzung der Kriſenlohnſteuer unterworfen wer⸗ den ſollten, falls eine neue Belaſtung der Be— hördenangeſtellten auf keine andere Weiſe ver— mieden werden könne. Gleichzeitig wurde von den Organiſationen die alsbaldige Herabſetzung der wöchentlichen Arbeitszeit bei den Reichs- verwaltungen auf 48 Stunden als unumgäng— lich notwendig bezeichnet. Eine ſcharfe Rede Briands Aufregung in der franzöſiſchen Kammer über den Stahlhelm „Don Neviſion des Voungplanes kann keine Rede ſein“ wib. Paris. 9. Juni. In der heutigen Sitzung der Kammer gab es eine längere Ausſprache über den Zeitpunkt für die Beratung verſchie— dener Interpellationen. Der Abg. Lorin(Fraktion Maginot) ver— langte die baldige Diskuſſion ſeiner Interpella⸗ tion über die Breslauer Stahlhelmkundgebung, die eine Provokation dargeſtellt habe und an der ſogar der Kronprinz, der Kandidat für die Nachfolge Hindenburgs ſei, teilgenommen habe. Sodann ſprach der ſozialiſtiſche Abs Grum— bach. Er ſagte u. a., er wolle den Ernſt der nationalſozialiſtiſchen Geſahr in Deutſchland nicht verkennen, forderte aber auch die Beach⸗ tug der ſozialdemokratiſchen Macht. Außen miniſter Briand ging in ſei⸗ ner Antwort auf die Ausführungen der Vor⸗ rebner ein. Seine Ausführungen geſtalteten ſich zu einer großen außenpolitiſchen Kundgebung. Die Redner auf den Stahlhelmkundgebungen— führte er aus— bewieſen nicht gerade pazifi⸗ ſtiſchen Geiſt. Und beſonders in Breslau, wo Es wird immer ſchöner! Zuſammenſtöße und plünderungen an der Tagesordnung Ausſchreitungen im Wuppertal. ptb. Wuppertal, 9. Juni. In den Nachmit⸗ tags⸗ und Abendſtunden kam es in der Innen- ſtadt an verſchiedenen Plätzen wiederholt zu gro— ßen Anſammlungen halbwüchſiger Burſchen. In der Nähe des alten Marktes warfen ſie die Schaufenſter eines Lebens mittelgeſchäftes ein und verſuchten, in das Geſchäft einzudringen und zu plündern. Es gelang jedoch einem Verkehrspoli— ziſten. die Menge mit ſeiner Waſſe ſolange in Schach zu halten, bis das Ueberfallkommando zur Stelle war und die Ruheſtörer zerſtreute. In den Abendſtunden kam es in Barmen abermals zu großen Anſammlungen bon Erwerbsloſen, die durch die Polizei aufgelöſt wurden. Im Laufe des Tages wurden zwei Verhaftungen vorge— nommen. Erwerbsloſendemonſtrationen in Dortmund. wib. Dortmund, 9. Juni. In Mengede kam es zu einer Anſammlung von etwa 200 Erwerbs⸗ loſen, die johlend vor die Wohnungen der oberen Zechenbeamten zogen und dort demonſtrierten. Als die Menge auf etwa 300 Perſonen angewach— ſen war, traf ein Ueberfallkommando ein, das die Demonſtranten zerſtreute. Ein Rädelsführer konnte ſeſtgenommen werden. Es bildeten ſich dann noch kleinere Trupps von Demonſtranten an den Straßenecken, die die Polizeibeamten be— ſchimpften. Sogar Kinder wurden gegen die Polizei aufgehetzt. In Marten kam es wieder⸗ holt zu Demonſtrationen. Aus den Fenſtern wurde mit Blumentöpfen und Steinen auf die Beamten geworfen. Mehrere Demonſtranten flüchteten ſich in nahe gelegene Häuſer. Beamte, die ihnen folgten, wurden mit dem Knüppel in der Hand empfangen. Einige Durchſuchungen nach Waffen wurden vorgenommen, blieben aber ergebnislos. Unter den Demonſtranten waren viele Auswärtige zu beobachten; offenbar han⸗ delt es ſich um ein planmäßiges Vorgehen. Ver⸗ ſchiedentlich wurde ſogar verſucht, vor Beginn der Demonſtrationen das Ueberfallkommando telefoniſch nach einem anderen Stadtteil zu rufen, um die Beamten durch dieſes Manöver abzulen⸗ ken. Verletzte wurden nicht ſeſtgeſtellt. n Verſammlungs⸗ und Umzugsverbot in Duisburg⸗ Hamborn. witb. Duisburg⸗ Hamborn, 9. Juni. Infolge der Ereigniſſe der vergangenen Tage hat der Polizeipräſident aufgrund der Notverordnung vom 28. März 1931 für den Präſidialbezirk auf⸗ grund der Notverordnung vom 28. März 1931 für den Präfidialbezirk Duisburg⸗Hamborn bis auf weiteres alle Verſammlungen und Umzüge unter freiem Himmel verboten. Von dem Ver— bot ſind Leichenzüge uſw. ausgenommen. Feuergefecht zwiſchen RKommuniſten und Polizei Köln, 9. Juni. Am Sonntag nachmittag kam es in Alsborf zu ſchweren kommuniſtiſchen Ausſchreitungen. Die KPꝰD hatte einen Demon— ſtrationszug geplant, der jedoch von der Poli⸗ zei nicht genehmigt wurde. Trotzdem verſam⸗ melten ſich etwa 600 Perſonen auf dem Markr⸗ platz und zogen zum Kriegerdenbmal, wo ſich ihnen Polizei und Landjäger entgegenſtellten. Als die Beamten verſuchten den Zug zunächſt aufzulöſen, wurden ſie zunächſt mir Steinen beworfen, und, als ſie den Gummiknüppel zogen beſchoſſen. Nunmehr grifſen auch die Beamten zur Schußwafſe ſodaß ein regelrechtes Feuergefecht entſtand, Von Seiten der Demonſtranten ſind etwa 30—50 Schuß abgegeben worden. Inzwiſchen hatte man das Ueberſallkoyrmando in Aachen alarmiert, das in kurzer Zeit zur Stelle war und die Menge zerſtreuen konnte. Später nahm man bei einzelnen Demonſtranten eine Durchſuchung nach Waffen vor, die jevboch ergebnislos blieb. Von den Landjägern iſt einer durch Steinwurf gegen den Unterleib ſchwer verletzt worden. Mehrere andere Beamte wurden durch Stein würfe und Fauſt⸗ ſchläge leicht verletzt. Nach Anſicht der Po⸗ lizei müſſen einige Kommuniſten durch Schüſſe verletzt worden ſein. Nähere Feſtſtellungen laſſen ſich hier nicht machen, da die Verwundeten von den Demonſtranten fortgetragen wurden. übrigens nicht 150000 ſondern 60 000 Teilnehmer geweſen ſeien, ſeien in An— weſenheit von Marſchällen, Generalen und Prinzen beſonders bedauerliche Worte gefallen. Zum mindeſten müſſe man die dortigen Vor- gänge als bedauerlich und tadelnswert bezeich- nen, und ſie würden gerade kurz nach den Gen— ſer Bemühungen um Regelung der Minder— heitenfrage noch tadelnswerter. Die franzöſiſche Regierung habe dieſe Bewegung mit Intereſſe verfolgt und den für die Außenpolitit zuſtän— digen deutſchen Stellen erklärt. was ſie von einer ſolchen Kundgebung halte. nur 50 000— Wenn derartige Zwiſchenfälle Frankreich von dieſem Friedensmeg abzubringen im⸗ ſtande ſeien. würden die Vesießunden zwi⸗ ſchen Frankreich und Deutſchland eine ſolche Verſchärfung erfahren daß die Zukunft da⸗ durch außerordentlich getrübt würde. Die Politit des Friedens und der europäiſchen Zuſammenarbeit weiſe Deutſchland ſeinen Platz zu. Es genüge einen Blick auf die geographi— ſche Lage zu werfen, um zu erkennen, daß es ſich bei Deutſchland um ein mächtiges Volk handle, das mit dem franzsſiſchen Volk für den Friedensgedanken zuſammenarbeiten müſſe. Briand wies weiter darauf hin, daß der Friedensgedanke in Deutſchland unleugbare Fortſchritte gemacht habe. Man dürfe nicht ver⸗ geſſen, daß der Sieg auf Frankreichs Seite ſei, und auch nicht, daß das deutſche Volk durch ſeine zum mindeſten ſchmerzliche Wirtſchaftslage in ſtarke Erregung verſetzt werde. Trotz allem wäre es nicht recht, nicht anzuerkennen. daß es zwei Deutſchland, mehrere Deutſchland gebe. Die Nationaliſten bildeten nicht die Mehrheit. Sie ſeien nicht in der Regierung. Sie ſeien nicht die Herren der Lage. Solange nicht bewieſen ſei. das es unmöglich ſei, die Friedenspolitik mit Deutſchland genau wie mit den anderen Län— dern Europas fortzuſetzen, glaube er, daß es in Frankreichs Intereſſe liege, bei dieſer Politik zu bleiben. Der Abgeordnete Lorin ſei auch auf die Frage der Reparationen eingegangen, und zwar unter Anſpielung auſ den Beſuch der deutſchen Miniſter in England. Er habe befürchtet, daß Deutſchland ſeine Verpflich— tung zur Zahlung der Reparationen verleug⸗ nen könnte. Es ſei möglich, daß Deutſchland bei den Londoner Beſprechungen verſucht habe, ſeine ſchlechte Wirtſchaftslage geltend zu machen. Das ſei ſein gutes Recht. Frankreichs Recht ſei es, wenn man ihm irgend etwas vorſchlage, was den Intereſſen des Landes zuwiderlaufe, Nein zu ſagen. Es ſei nicht möglich, eine Frage wie dieſe ohne Frankreichs Zuſtimmung zu regeln. Es ſei nicht möglich, das feierlich unter⸗ zeichnete Abkommen ohne Frankreichs Ein⸗ willigung umzuſtoßen. Der Poungplan ſei erſt kürzlich in Kraft geſetzt worden. Es könne nicht die Rede davon ſein, ihn zu revidieren, weil er einen definitiven Cha⸗ ratter trage. Er enthalte in ſich Möglichkeiten für Deutſch⸗ land. Deutſchland werde davon vielleicht Ge⸗ brauch machen. Das ſei ſein Intereſſe. Von dort aber bis zu dem Schritt, ihn völlig umzugeſtal⸗ ten, und von einer neuen internationalen Kon⸗ ferenz für die Schuldenfrage zu ſprechen, ſei ein weiter Weg. Bisher habe man ſich an den ſran⸗ zöſiſchen Außenminiſter noch nicht in dieſem Sinne gewandt. 15 3 Stegerwald für ſofortige Reichs⸗ u. Verwaltungsreform Kölniſche Zeitung fordert„beſſerenotverordnung“ bevor es zu ſpät ſei 1 enb Duisburg⸗Hamborn, 9. Juni. Bei einem Interview, das Reichsarbeitsminiſter Dr. Sie⸗ gerwald dem Chefredakteur des„Echo vom Nie⸗ derrhein“ gewährte führte Dr. Stegerwald u. a. aus folgendes aus: Die„Köln iſche Zeitung“ verſichere Herrn Reichskanzler Dr. Brüning ihres weite⸗ ren Vertrauens, halte aber anſtelle der jetzigen eine beſſere Notverordnung, ehe es zu ſpät ſei, für notwendig und ſei der Meinung, daß in dem gegenwärtigen Kabinett einige Mi⸗ niſter durch andere zu erſetzen ſeien. Dazu wolle er(Dr. Stegerwald) ohne den Herrn Reichs⸗ kanzler vorzugreifen, bemerken, daß der Herr Reichskanzler in den letzten Wochen mehreren Stellen gegenüber mit der größten Eindeutig⸗ keit erklärt habe, die Erhöhung der Um⸗ ſatzſteuer in der gegenwärtigen Stunde würde ſeinen Rücktritt nach ſich ziehen. Die Umſatzſteuer müſſe reſerviert werden dafür, daß entweder Komplikationen in der Reparati⸗ onsfrage eintreten ſollten, oder aber dafür, daß die Hauptſteuer der Länder, die Hauszinsſteuer. weiterhin kataſtrophal zuſammenſchrumpſe. In der Frage der Zuſammenlegung von Kriſenfür— ſorge und Wohlfahrtserwerbsloſenfürſorge ſtän⸗ den ſowohl die Dr. Braun'ſche Gutachterkommiſ⸗ ſion als auch er perſönlich ſeit langer Zeit auf dem gleichen Standpunkt, den die„Kölniſche Zeitung“ vertrete. Man ſei aus guten Gründen. die der Oeffentlichkeit bereits unterbreitet wor— den ſeien, bei der gegenwärtigen Maſſenarbeits⸗ loſigkeit davon abgekommen. Bei den Sachausga⸗ ben ſei beim Reich kaum mehr etwas zu ſtreichen, da in den mehr als 10 Milliarden-Etat des Rei⸗ ches— wenn man von dem Etat der Reichswehr und der Reichsmarine abſähe— kaum mehr als 100 Millionen Mark Sachausgaben enthalten ſeien. Mit der ſofortigen Inangriffnahme der Reichs⸗ und Verwaltungsreform ſei er für ſeinen Teil ſehr einverſtanden. Reine Aenderung 5 der Notverordnung Reichsregierung läßt ſich nicht aufs Glatteis führen. 0 enb Berlin, 9. Juni. In politiſchen Kreiſen beſchäftigt man ſich lebhaft mit der Frage, welche Stellung der Reichskanzler gegenüber den Wün⸗ ſchen nach einer Abänderung der Notverordnung einnehmen wird, die von verſchiedenen parla⸗ mentariſchen Seitn laut geworden ſind. Soweit wir unterrichtet ſind, iſt aber nicht damit zu rechnen, daß Kanzler und Kabinett ſolchen For⸗ derungen nachgeben werden. Das hat ſeinen Grund vor allem darin, daß ein Entgegenkom⸗ inen an die Parteien inſofern den Beſtand der ganzen Notverordnung gefährden kann, als mie⸗ mand weiß, wo die Aenderungen aufhören ſollen. Nach der Auffaſſung, die in der Regierung naheſtehenden Kreiſen herrſcht, würde ein Nachgeben die Reichsregierung auf vine erccht abſchüſſige Bahn führen. Dazu kommt noch, daß die Forderungen der Sozialdemokratie und die des rechten Flügels der Regierungskoalition nicht nur auseinander⸗ gehen, ſondern ſich gegenſeitig widerſorechen, ſodaß alſo praktiſch kaum ein Weg zu einer Ver⸗ ſtändigung gegeben ſein würde. Unter dieſen Umſtänden hält man es für richtiger, die Notverordnung ſo zu laſſen. wie ſie nun einmal ausſieht. Dabei wird darauf hin⸗ gewieſen, daß die Reichsregierung die Abſicht hat, die vielkritiſierte Kriſenſteuer nur ſolange zu erheben, wie es unbedinat notwendig iſt. n n W eee Die Kritit an der Notverordnung dürfe nun nicht dazu führen, daß die Regierung in der Kampagne um die Reviſſon der Tributlaſten behindert werde. Der Kanzler wird bei den Beſprechungen. die er nach ſeiner Rückkehr mit den Partefführern haben wird, zweifellos mit allem Nachdruck auf bieſe in dieſem Sinne einwirken. Nachdem ſich das Kabinett vorausſichtlich am Donnerstag mit der Situation befaßt haben wird,. ird er am Freitag nach Neudeck zum Reichspräſidenten rei⸗ ſen, um Bericht zu erſtatten und dann gerden ſich in die nächſte Woche hinein dieſe Beſprechun⸗ gen mit den Warieifuyrern anſchttetzen, ſoweir nicht ſchon am Donnerstag eine Reihe von Auf⸗ klärungen an ſie gegeben worden ſind. 5 Auch in den Kreiſen der Reichsregierung iſt man ſich durchaus bewußt, daß der nächſte Schritt in der Reparationsfrage nicht in irgend⸗ welchen platoniſchen Erklärungen beſtehen kann, daß die Reichsregierung vielmehr mit ganz be⸗ ſtimmten Vorſchlägen und Forderungen her⸗ auskommen muß. Es iſt anzunehmen, daß der Reichskanzler den Parteiſührern erklärt, daß er für die notwendigen Vorbereitungen etwa drei Wochen braucht, daß aber noch Ende dieſes oder Anfang nächſten Monats entſcheidende Schritte unternommen werden. Von dieſer Ankündigung wird die nächſte politiſche Entwicklung beherrſcht ſein. Nach Auffaſſung gutunterrichteter Kreiſe werden die Parteien, auf die es jetzt in erſter Linie ankommt, ſich der Argumentation des Kanzlers kaum entziehen. Das würde alſo be⸗ deuten, daß die Gefahr einer Reichs kagseinbe⸗ rufung nicht ſehr akut iſt. Zur Cage auf dem Geld⸗ und Deviſenmarkt Vorläufig keine Diskontſenkung möglich Die ſchwierige innen- und außenpolitiſche Lage, wie ſie jetzt durch die neue Notverord— nung und durch das im Hinblick auf die wirt⸗ ſchaftliche und finanzielle Lage Deutſchlands notwendig gewordene Verlangen nach Revi⸗ ſion der Tributlaſten geſchaffen worden iſt, hat auch die Geld⸗ und Währungspolitik des Rei⸗ ches nicht unbeeinſlußt gelaſſen. Schon ſeit einiger Zeit bemerken wir eine nicht unbe⸗ denkliche Anſpannung auf dem Deviſenmarkt, die hervorgrufen worden iſt, zu einem großen Teil durch die Zurückziehung auswärtiger, ins⸗ beſondere franzöſiſch. Guthaben. Die Reichsbank hat zur Regulierung eines Poſten Goldes, das in Frankreich liegt, abſtoßen müſſen, doch iſt das ganz unbedenklich, da zuvor größere Men⸗ gen ruſſiſchen und auch engliſchen Goldes der deutſchen Reichsbank zugefloſſen waren. Der große und empfindliche Geſahrenpunkt liegt, wie ſich in ſolchen Situationen immer wieder zeigt, in den kurzfriſtigen Krediten die zurückzuziehen das Ausland jederzeit imſtande iſt. 8 Gewiß gibt es auch noch bei einer ſchärferen Zuspitzung für die Reichsbank Möglichkeiten, um Gefahren für die Währung abzuwenden. Aber die Frage der kurzfriſtigen Kredite wird in Verbindung mit der Sicherung unſerer Währung zu einem der wichtigſten und vor⸗ dringlichen Probleme unſerer ganzen Geld⸗ und Wirtſchaftspolitik. Wie die Dinge fetzt ſtehen, iſt es darum von der Reichsbank durch⸗ aus richtig, daß ſie den Diskontſatz trotz zum Teil ganz außerordentlicher Diskontermäßi⸗ gungen in anderen Ländern nicht herabgeſetzt hat. Man könnte ſich vielmehr die Möglichkeit denken, daß eine neue Heraufſetzung erfolgen müßte, um Gefahren, die von außen drohen, abzuwehren. Im ganzen aber kann man ruhig aussprechen, daß die Reichsbank für alle aus der gegenwärtigen Situation erwachſenden Möglichkeiten gerüſtet, und daß die 5 deutſche Währung durchaus ungefährdet iſt. vereinigte Staaten und Schulden problem Prüfung nur in Zuſammenhang mit der Abrüſtungsfrage Endlich Reparationsdämmerung wib London, 9. Juni. Der Waſhingtoner Korreſpondent der„Times“ eneldet: Staatsſe⸗ kretär Stimſon hatte geſtern vormittag eine lange Unterredung mit dem Präſidenten Hoo⸗ ver aber weder über das Kommunique von Che⸗ quers noch über den Erlaß der deutſchen Regie⸗ rung iſt ein Komemntar gegeben worden. Die ſich hier allmählich bemerkbar machende Neigung Schuldenverminderung und Abrüſtung als zu⸗ ſammenhängende Frage zu behandeln. betrach⸗ tet man gegenwärtig nicht als eine Aufforde⸗ rung an Europa, die Schulden⸗ und die Abrü⸗ ſtungsfrage zuſammen aufzurollen. Vielmehr iſt darin eine Andeutung zu erblicken, daß die Vereinigten Staaten, wenn ſie aufge⸗ fordert werden ſollten, die Schuldenfrage neu zu erwägen. dies nur im Zuſammen⸗ hang mit der Abrüſtungsfrage tun werden. Der Korreſpondent weiſt dazu auf den eſtrigen Leitartikel der„Waſhington Daily News“ hin, der ſeiner Meinung nach in dieſem Zuſammen⸗ hang Gedankengänge entfalte, die in weiten Krei⸗ ee ieee, ſen Aufnahme fänden. In dem Artikel heißt es, die Fiktion der Waſhingtoner Regierung. daß Reparationen und Schulden nichts miteinander zu ſchaffen hätten, bräche zuſammen. aher Ver⸗ minderung oder gar Streichung der Schulden ſei eine zu einfache Löſung. Es müſſe doch im Auge behalten werden, daß Amerika bereits 25 bis 75 Cent pro Dollar an Kriegsſchulden ge⸗ ſtrichen habe. und daß die alliierten Regierun⸗ gen die ihnen dadurch ermöglichten Erſparniſſe für vermehrte Rüſtungen vergeudet hätten. Die amerikaniſchen Bauern und Arbeiter wollten nicht für die Vorbereitungen zu einem neuen europäiſchen Krieg ihr Geld opfern. Die Löſung ſei daher Verminderung der Schulden, der Reparationen und der Rü⸗ ſtungen zuſammen. 508 Borahs Meinung über Deutſchland wib London, 9. Jan. Der Newyorker Kor⸗ Markus Robſon Roman von Max von Weißenthurn. Urheberrecht durch Herold-Verl. Homburg⸗Saar. Neubearbeitet von E. Geyer. (56. Fortſetzung. „In jener Nacht, als die beiden im Garten zuſammentrafen, Barbara“, erzählte Mrs. Clavering,„wurden heftige Worte zwiſchen ihnen gewechſelt. Bryant verhöhnte den Se— kretär und es war dies in der Stimmung, in welcher jener ſich befand, eine Unvorſichtigkeit, ja, ich möchte geradezu ſagen, eine Tollkühn⸗ heit. Mr. Sinclair erhob die Piſtole und feu⸗ erte ab und Bryant mußte das Renkontre mit dem Leben bezahlen. Sein Tod war ſofort ein⸗ getreten. Sinclair gelang es, unbeachtet und unbeanſtandet in das Haus zurückzukehren, nur von einem einzigen Gedanken beherrſcht und geleitet: ſein Geheimnis zu bewahren. Als er aber dann von der wider Sie erhobenen Anſchuldigung vernahm, ſchrieb er ein umfaſ⸗ ſendes Bekenntnis nieder, worauf er, nicht imſtande, ein ſolches Leben weiter zu tragen, ſeinem Daſein ſelbſt ein Ende machte, um nicht der geſetzlichen Strafe für ſeine Tat an⸗ heimfallen zu müſſen.“ „Ganz allein im Dämmerlicht?“ unterbrach da plötzlich eine melodiſche Stimme das Schwei⸗ gen. Es war Neville Hatton, der leiſe einge⸗ treten war und dieſe Worte geſprochen hatte. „Graf Elsdale ſchickt mich, um Euch zum Tee abzuholen“, fuhr er in einem gewinnenden Plaudertone fort.„Er will Dir bei dieſer Ge⸗ legenheit ſeinen Sohn vorſtellen, Barbara. Aber was iſt Dir. mein Kind? jragte er bee ſorgt, als er ſah, wie bleich und ernſt das jun⸗ ge Mädchen war. „Ich habe Barbara jene traurige Geſchich⸗ te erzählt, von der wir heute Morgen ſpra⸗ chen“, bemerkte Mrs. Clavering ernſt.„Dieſel⸗ be hat ſie, wie wir ja nicht anders erwarten konnten, tief erſchüttert. Doch Sie wiſſen ja ſelbſt am beſten, daß es unmöglich geweſen wäre, ihr das Geſchehene auf die Dauer zu verheimlichen, und ſo mußte ſie denn trachten, ſich nach und nach damit abzufinden. Nehmen Sie Barbara mit ſich zu Lord Elsdale, und Sie, mein Kind“, fügte ſie, zu dem jungen Mädchen gewandt, hinzu,„bewillkommenen Sie den Grafen Hatton ſo herzlich, wie er es verdient.“ Das Gemach, in welchem Graf Eldale beide erwartete, war ein hübſches, in altem Stil ein⸗ gerichtetes Zimmer, welches Barbara, ſeit ſie auf dem Schloſſe war, ein einziges Mal betre⸗ ten. Es war ein hübſches Gemach mit ſeegrü⸗ nen Möbelüberzügen. Es befand ſich noch der koſtbare, eingelegte Arbeitstiſch, ſowie der Schreibtiſch jener Frau in dem Raume, die nun ſchon ſeit vielen Jahren in der Familien- gruft der Elsdale ruhte; bara heute zum erſten Male gewahrte und bei deſſen Anblick ihr ſeltſamer, unbegreiflicher Weiſe eine Aehnlichkeit mit Markus auffiel. Der Graf ſaß im Seſſel; als ſie hereintra⸗ ten, eilte er ſofort auf Barbara zu, um ihre beiden Hände zu erfaſſen. Barbara war ſehr bleich. Ein nervöſes Zittern durchlief ihren Körper; ſie hatte, ährend ſie an MarkussSeite dahinſchritt, auch nicht ein einziges Wort ge⸗ ſprochen. Bei der liebevollen Begrüßung des Grafen lächelte ſie ſanft, während der Graf einen fragenden Blick auf leine über dem Klavier hing auch ein Bild des Grafen, welches Bar⸗ reſpondent des„Daily Telegraph“ gibt eine Aeu⸗ erung bes Sonators Hotah wle t, much Dir ſer geſagt haben ſoll, die Zuſtände ig Deutſch⸗ land ſeien„ſd ſchlimm, wie ſie über⸗ haupt ſein können“. Borah kügte dieſer Mitteilung hinzu, daß er in letzter Zeit viele direkte Mitteilungen aus Deutſchland erhalten habe. Rechnet man bereits mit einer Suſpendierung der Reparations- zahlungen? enb London, 9. Juni. Ein Sonderkorreſpon⸗ dent der„Daily Mail“ ſchreibt: Dr. Brüning und Dr. Curtius hätten keine Vereinbarung mit England über die deutſchen Finanzprobleme abgeſchloſſen, aber es ſei deutlich genug gemacht worden, daß ein ernſtes neues Wiriſchaftspro⸗ lem im Entſtehen ſei. In britiſchen Kreiſen gilt es jetzt nicht nehr als müglich, ſondern als wahrſcheinlich, daß Deutſchland im nächſten Herbſt die Reparationszahlungen ſuſpendieren werde. Alle europäiſchen Nationen ſeien ſich klar über die ſchwerwiegenden Folgen, die ſich daraus ergäben. England würde im Falle ſeiner Suſ— pendierung der Reparationen 30 Millionen Pfund Sterling im Jahre einbüßen. Großbri— tannien habe ſtets die Politik verfolgt, von ſei⸗ nen Schuldnern nur ſoviel zu nehmen, wie zur Bezahlung ſeiner Gläubiger nötig ſei, aber wenn die Schuldner Großbritanniens ihre Zah— lungen einſtellten, ſei es die Frage, ob Groß— britannien ſeine Zahlungen an die Vereinigten Staaten fortſetzen ſolle. Die britiſchen Miniſter hoffen ehrlich, dies zu vermeiden, aber auf dem Kontinent werde die Möglichkeit einer Einſtel— lung der Schuldenzahlungen an die Vereinigten Staaten von den Staatsmännern ernſtlich er⸗ wogen, falls die deutſchen Zahlungen ausblieben. Sauerwein über CThequers wib Paris, 9. Juni. Der Außenpolitiker des „Matin“ urteilt über die Beſprechung von Che— quers folgendermaßen: Der Beſuch der deutſchen Miniſter in Eug⸗ land hat für Deutſchland zweierlei Vorteile ge— bracht. Der erſte iſt darin zu erblicken, daß eine Fühlungnahme und eine gewiſſe günſtige Strö⸗ mung hergeſtellt worden iſt. die man zum größ⸗ ten Teil der hervorragenden Perſönlichkeit Brü⸗ nings zuſchreiben muß. Ferner hat Deutſchland nunmehr die Idee verbreitet, daß es an der Grenze ſeiner Leiſtungsfähigkeit angekommen ſei Dieſe Idee wird für Deutſchland arbeiten nicht nur in Europa, ſondern ſchließlich auch in Amerika, und wenn eines Tages die deutſche Regierung erklärt, daß ſie wirklich nicht mehr zahlen könne, wird ſie ſich in der guten Stellung befinden daß ſie daran erinnern kann, ſie habe die engliſche Regierung und dadurch auch alle Gläubigerſtaaten im voraus darauf aufmerkſam gemacht, indem im Einzelnen die ſchwierige Lage Deutſchlands bekanntgegeben worden ſei. Vier Tote bei einem Einſturz⸗ Unglück wtb Frankfurt⸗Oder, 9. Juni. Auf dem Gut Mellenthin im Kreiſe Soldin, das von der Landgeſellſchaft„Eigene Scholle“ beſiedelt wird. werden zur Zeit umfangreiche Umbauten vorgenommen. Geſtern wurden beim Abriß ei⸗ nes Scheunengiebels fünf Bauhandwerler von zuſammenbrechendem Mauerwerk verſchüttet. Drei wurden ſofort getötet, einer, der Polier, verſtarb kurz nach der Einlieferung in das Kran⸗ kenhaus Berlinchen. , gegen den Grafen gewandt: „Sollen wir Barbara jetzt zeigen, was ſich hinter jenem Vorhang verbirgt, eher wir Ne⸗ ville Hatton vorſtellen?“ Er faßte ſanft nach der Hand des jungen Mädchens und zog dasſelbe von ihrem Sitz empor. Dann ſchob er den ſchweren Plüſchvor⸗ hang zurück, welcher das Bild ihren Blicken verbarg. Barbara ſah darauf hin; ſie gewahr⸗ te einen jungen Mann von etwa zwanzig Jay⸗ ren mit ernſtem, ſtolzem Antlitz, grauen Au⸗ tenem Haar und einem dunklen Schnurrbart. Er ſtand mit dem Gewehr in der Hand, einen Hund zu ſeinen Füßen, in voller Lebensgröße vor ihr. Während ſie auf das Bild ſah, ſchie⸗ nen die Augen desſelben mit beinahe faſzinie⸗ render Gewalt den ihren zu begegnen und mit einem Male wußte ſie alles. ö Die beiden Männer beobachteten ſie angſt⸗ voll. Sie gewährten, wie die Farbe aus ihren Wangen wich. Langſam löſte ſich ihre Hand aus jener Neville Hatton's und preßte ſie aufs Herz, welches ihr zu zerſpringen drohte. Ein Schleier zog ſich über ihre Augen und mit halberſtickter Stimme rief ſie: „Markus, es iſt Markus!“ 34. Kapitel. Die Sprache des Herzens. Nach und nach, ſo hatte Barbara ſich aus⸗ gemalt, bevor der von jenem Bilde zurückgezo⸗ gene Vorhang alle ihre Träume zerſtörte, würde ſie vielleicht imſtande geweſen ſein, Markus in ſeinem raſtloſen Arbeiten beizuſte⸗ hen, indem ſie die ſorgfültigſte Ausbildung verwertete, welche Lord Elsdale ihr hatte zu⸗ teil werden laſſen. 1. Eine kurze Pauſe entſtand, dann ſprach er gen, langen Wimpern, dunklem, kurzgeſchnit⸗ Aber alle dieſe Illuſionen, welchen ſich viel leicht halb unbewußt noch andere ſonnen⸗ helle Träume anſchloſſen, waren jetzt mit gel⸗ nem Male zerſtoben. Markus bedurfte“ ihrer nicht mehr; er war nicht arm, ſondern reich er beſaß Freunde, welche ihn mit offenen Armen begrüßten, er brauchte vor allem jene Liebe nicht, welche ſie ſo gerne bereit gereſen war, ihm zu Füßen zu legen. Nie mehr konnte ſie in ſeinem Leben eine Rolle ſpielen, nie mehr die Mündel ſein, welche er zärtlich ge⸗ liebt; in ſeinen Augen war ſie, deſſen fühlte ſie ſich gewiß, einzig eine Epiſode der er⸗ gangenheit, welche ſich nur allzubald in ein leeres Nichts auflöſen würde Eine Weile verging, bevor Barbara zum klaren Bewußtſein kam, daß ſie mit dem Gra⸗ fen Hatton allein ſei. Sobald ſie ſich deſſen aber klar war, erhob ſie ſich unſicheren Schrit⸗ tes und trachtete, ihre Hand aus der ſeinen frei zu machen. Ihre Bemühung erwies ſich vergeblich, denn er hatte ihr Handgelenk feſt umſchloſſen. „Einen Augenblick nur, Barbara“, bat er; „ich werde dich nicht lange zurückhalten, aber eine kurze Spanne Zeit vergönne mir.“ „Ich— ich fühle mich nicht wohl!“ flü⸗ ſterte das junge Mädchen, deſſen Herz in einem Gemiſch von Freude und Weh pochte. „Ich werde dich nicht mehr aufregen, liebes Kind!“ ſprach er in ſeinem zärtlichſten Ton. „Du mußt mir ſchon verzeihen, wenn ich Dich gegen Deinen Willen einen Augenblick hier zu bleiben bitte. Dieſer Moment iſt für mich von ſolch ungeheurer Wichtigkeit, daß ich ſelbſt⸗ ſüchtig ſein muß und mich gezwungen ſehe, Deine Wünſche unbeachtet zu laſſen.“ 8. 1 Hus Nah und Fern Pirmaſens, 9. Juni. Vergehen gegen das Schußwaffengeſetz. Die Strenge des Schußwaffengeſetzes mußten in Pirmaſens, wiederum fünf Perſonen erfahren, die ſich in der geſtrigen Sitzung des Pirmaſenſer Amtsge⸗ richts wegen Verfehlungen gegen dasſelbe zu verantworten hatten. Es handelt ſich um die 26 Jahre alte Luiſe Semmler, die 24 Jahre al! Elſe Bähr, ihren 31 Jahre alten Mann Chri⸗ ſtian Bähr, weiter um den 26 Jahre alten Fa- brikarbeiter Benno Janz und den Mann der erſtgenannten Semmler, den 26 Jahre alten Ma⸗ ler Albert Semmler. Bei Putzarbeiten zu Weih⸗ nachten fand Frau Semmler in einem Glas— ſchrank eine Piſtole mit Munition. Sie hatte, wie ſie ſagte, Angſt vor dem Schießeiſen und gab es ihrer Schweſter, Frau Bähr. Eines Tages übergab Bähr die Waffe dem Janz, der ſie mit in den Wald nahm und dort einige Schüſſe bar aus abgab. Später gab die Bähr die Piſtole wie⸗ der zurück. Schließlich und letzten Endes ſtellte ſich heraus, daß dieſelbe eigentlich dem Albert Semmler gehörte, der ſie wieder in Beſitz nahm. Durch eine anonyme Anzeige kam die Sache der Polizei zu Ohren, Die Angeklagten erklärten einſtimmig, nicht gewußt zu haben, daß ſie ſich ſtrafbar gemacht haben. Die beiden Frauen Semmler und Bähr wurden zu drei Monaten Gefängnis, Janz zu vier Monaten, Albert Semmler zu ſechs Monaten und Chriſtian Bähr zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Albert Semmler wird außerdem ſofort nerhaf— tet, während den übrigen vier Perſonen bedine ter Straferlaß bewilligt wird. Neuſtadt, 8 Juni. Pfälzer Kunſtver⸗ luſte. Beim Brand des Münchener Glaspala— ſtes ſind auch einige Pfälzer Künſtler von Ver— luſten betroffen worden. Nach den bisherigen Ermittlungen der Arbeitsgemeinſchaft Pfälzer Keinſtler ſind als verloren zu betrachten: eine Plaſtik von Theo Sigle(Ludwigshafen), drei Oelgemälde von Profeſſor Dill(Neuſtadt) und eine Reihe von Oelbildern des ſeit Jahren in Dan en anſäſſigen Pfälzers Friedrich Furch— bach. Ludwigshafen, 9. Juni. Selbſtmord am Grabe der Mutter. Geſtern abend erſchoß ſich am Grabe ſeiner Mutter auf dem Haupt— friedhof hier, ein lediger 21 Jahre alier Schrei— ner, von hier. Er wurde, da er bei ſeiner Auf— findung noch ſchwache Lebenszeichen von ſich gab durch die Unfallwache ins Krankenhaus ge— bracht. Auf dem Transport dahin iſt der Le— bensmüde geſtorben. N Hanau, 9. Juni. Tödlicher Verkehrs⸗ unfall. Am Samstag nachmittag wurde auf der Landſtraße Hanau Dörnigheim ein Rad— fahrer von einem Auto erfaßt und eine Strecke weit mitgeſchleift. Der verunglückte Radfahrer, ein 26jähriger Schloſſer aus Duisburg, wurde mit ſchweren Kopfverletzungen und einem komp— lizierten Beinbruch ins Hanauer Krankenhaus eingeliefert, wo er am Sonntag abend ſeinen Verletzungen erlegen iſt. Die Schuld an dem ſchweren Unfall ſoll den Kraftwagenführer trefſen. Niederauerbach, 9. Juni.(Den Vater er— ſchoſſen.) Im Zweibrücker Krankenhaus iſt der 53 Jahre alte Zimmermann Ludwig Joſt von hier an den ſchweren Verletzungen geſtorben, die ihm ſein eigner 27jähriger Sohn Rudolf durch mehrere Piſtolenſchüſſe beigebracht hatte Wie ſchon kurz berichtet, war der Sohn mit dem Vater in Streit geraten und hatte dabe fünf Schüſſe abgefeuert. Der Täter war bereits wiederholt in Heilanſtalten untergebracht und wird vorausſichtlich für die Bluttat nicht ver— antwortlich gemacht werden, da ihm der ſtraf— ausſchließende 8 des R. St. B. B. zur Seite ſteht Er wird aber wohl einer Anſtalt zur Verwah— rung übergeben werden. Von den Schnaken Jetzt iſt wieder ihre Zeit. In Rieſenſchwär⸗ men überfallen ſie ahnungsloſe Wanderer, ſtechen und ſtechen, daß der Ueberfallene ver— zweifelnd die Flucht ergreift, das einzige, was er zur Rettung tun kann. An Flüſſen und Bä— chen, überall da, wo feuchter Grund gute Ueber— winterungsgelegenheit bot und die Larven der „beliebten“ Inſekten günſtige Lebensbedingun⸗ gen finden, kennt man die Schnakenplage. Man kennt und bekämpft ſie, aber dieſe Bekämpfung iſt faſt immer nur Stückwerk. Was nutzt es. wenn man hundert Schnaken-„Brutlöcher“ ver ſchüttet oder vergiftet hat, und in weiteren 20 kann ſich die ſchlimme Brut doch entwickeln? Es ſind dann zwar einige weniger, aber die, wenigen tun alles, um die fehlenden G ſchwiſter nicht vermiſſen zu laſſen. Zumeiſt empfindet man die Schnaken ihren ſchmerzhaften Stiche wegen nur als läſtig Aber ſie können auch zu einer direkten Gefahs für das Leben werden, wie ein Vorfall in Oeſterreich beweiſt. Die Gattin eines Wiener Textilhändlers hatte vor kurzem ein Strans⸗ bad beſucht und dort einen Mückenſtich erhalten Die Frau beachtete dies jedoch nicht. Am näch— ſten Morgen klagte ſie über Fieber und Schü: telfroſt, der Arzt ordnete die Ueberführung der Frau in ein Sanatorium an. Es wurde Blut— vergiftung durch den Stich eines Inſektes diag— noſiert. Anaufhaltbar ſchritt die Zerſetzung des Blutes fort und am anderen Tage ſchon ſtar⸗ die unglückliche junge Frau. Gewiß, nicht jeder Schnakenſtich zeitigt der— artig erſchütternde Folgen, aber wer kenn! nicht die etwas harmloſeren, die unſere Bade— freuden ſo gerne ſchmälern? Es juckt und brennt am ganzen Körper, und kein Mittel zu; Hand, um dem zu ſteuern. Die Schnaken ſolle— man mit ihrer Brut vernichten, ſolange⸗ Zeit iſt, jetzt aber bleibt nichts übrig, als zum Baden Salben und ſonſtige Anti-Schnakenſtich⸗ mittel mitzunehmen, die der Apotheker oder Arzt verrät. Denn Vorbeugen iſt auf alle Fälle das Beſte. Bunte Seitung Wettlauf zwiſchen Auto und Wildͤhund. Durch Zufall ergab ſich kürzlich ein ſpan⸗ nender Wettlauf zwiſchen einen Automobil und einem Coyote, einem amerikaniſchen Wildhund. Im Vellowſtone-Park ſtieß ein ſchnell dahinfah⸗ rendes Auto auf einen Coyote, der, ſtatt die Flucht zu ergreifen, vor dem Auto herlief und ſich anſcheinend beſtrebte, deſſen Tempo einzu⸗ halten. Fuhr das Auto ſchneller, ſo raſte der Coyote ſchneller dahin. Als einmal das Auto nahe daran war, das Tier zu überfahren, ließ der Fahrer die Hupe ertönen, worauf der Coyote nur einen Augenblick beiſeiteſprang, dann aber den Wettlauf ſofort wieder aufnahm, Als das Tier endlich in den Wald zuräcklief, zeigte ſich, daß es mehr als zweieinhalb Kilometer in einem Tempo gelaufen war, mit dem er 40 bis 45 Ki— lometer in der Stunde hätte zurücklegen können. Phileas Fogg redivivus. Um zu erproben, in welcher Mindeſtzeit ein gewöhnlicher Reiſender um die Welt fahren kann, vorausgeſetzt, daß er jede ihm zugängliche Fluglinie benützt, werden zwei Mitglieder des Redaktionsſtabes der Tokioter Fachzeitung „Aſahi“ ein Rennen um die Welt veranſtalten Der eine Redakteur wird oſtwärts, nach Seatt— le, in See gehen, um von dort aus auf dem Luftwege Newyork zu erreichen und dann den Atlantik im Dampfer zu überqueren. Dann wird er im Flugzeug London, Paris, Berlin u. Moskau beſuchen. Von Moskau aus erfolgt die Weiterreiſe in der Luft nach Novoſibirsk, wo der Reiſende den Expreßzug der Transſibirt⸗ ſchen Bahn nach Söul erreichen will, um dann ſeine Reiſe nach Japan im Flugzeug des Japa⸗ niſchen Luftdienſtes zu Ende zu führen. Sein Wettbewerber, der die entgegengeſetzte Richtung eingeſchlagen hat, wird im Flugzeug nach dem aſiatiſchen Feſtlande ſtarten, um dann die Reiſe weſtwärts fortzuſetzen. Man hofft die Reiſe in 31 Tagen durchführen zu können. Ein ſchwimmender Meiſterſchütze. Von einem merkwürdigen Naturphänomen weiß Dr. Hugh Smith, der Leiter der ſtaatli— weiß Dr. Hugh Smith, der Leiter der ſtaatli— chen Fiſchereibetriebe in Bangkok, zu berichten: von einem Waſſertropfen, deſſen ſich kleine Süßwaſſerfiſche als Geſchoß bedienen, um ihre Beute zur Strecke zu bringen. Sie erweiſen ſich dabei als überaus treffſichere Schützen. Wenn der Schützenfiſch ein Inſekt bemerkt, das ſeinen Appetit reizt, ſo hebt er ſeinen Kopf aus dem Waſſer und hält ſeinen Körper in einem Win— kel von etwa 45 Grad zur Oberfläche. Er öffnet dann das Maul weit und ſpritzt durch Druck auf die Kiemen den aufgenommenen Waſſer— tropfen heraus, wobei er ſelten ſein Ziel ver— fehlt. Dr. Smith konnte durch eigene Beobach— tungen feſtſtellen, daß dieſe Fiſchchen ſogar klei— ne Eidechſen durch ihr Waſſergeſchoß zur Strek— ke bringen. Kaum glaublich erſcheint jedoch die Behauptung Dr. Smiths, der zweimal beobachtet haben will, daß durch den„Schuß“ des Schüt— zenfiſches Zigaretten von Rauchern ausgelöſcht wurden, die auf einer Veranda über dem Teich ſaſſen, in dem ſie Fiſche jagten. Im Allgemei— nen ſpritzt der Schützenfiſch nämlich 20 cm. weit. Automobile mit Badezimmer. Die Maharadſchas gehen mit der Zeit, fie eilen ihr ſogar voraus, wie die nachfolgende Meldung zeigt. Eine engliſche Firma hat ſoeben von einem indiſchen Fürſten den Auftrag erhal⸗ ten, ein Reiſeautomobil zu konſtruteren, das eine vollſtändige Badeeinrichtung aus Porzellan ent— hält. Um die Erſchütterungen des Wagens mög— lichſt zu mildern, werden beſondere Federn an— gebracht werden, und auch die Badewanne wir? hängend angebracht, wodurch verhütet wird, daß unterwegs das Waſſer aus der Wanne tritt. Foraus— ſchmeckt gur.— Aber Kathreiner ſchmeckt auch ſchr gut And iſt dabei billiger. viel() billiger.. Väterliche Erziehung Von P. H. Das Kind braucht die Erziehung beider El- tern. Gewiß braucht uns um die Entwicklung und das Schickſal des Kindes noch nicht bange zu ſein, wenn es auch nur die Mutter erzieht, wofern ſie nur das Herz auf dem rechten Fleck hat. Aber der wünſchenswerte Zuſtand iſt es nicht. Gerade in der väterlichen Erziehung lie⸗ gen beſondere Vorzüge, um die kein Kind kom- men ſollte, in der tnütterlichen trotz allem auch Gefahren, die ausgeglichen werden müſſen. Vor allem iſt die Mutter, ihrem weicheren Weſen ent⸗ ſprechend, auch zu leicht zur Nachſicht dem Kinde gegenüber geneigt, ſie verweichlicht es oft. Zum anderen fehlt mancher Mutter der klare Blick fürs wirkliche Weltbild, der feſte Sinn, die Stetig⸗ keit. Daher die Not mancher Mutter mit ihren Kindern, daher Zweifel und Aengſte, was ſie mit ihren Kindern tnachen ſoll. Viele Mütter fühlen auch bedrückt die eigene Unzulänglichkeit; ſie geſtehen es ein: ja, es fehlt meinem Kinde halt der Vater! Seine eigenartige Erziehung tritt beſonders in zwei Punkten hervor. Sie wurzelt im gegen⸗ ſätzlichen Weſen der Geſchlechter. Der Mann iſt im Gegenſatz zum mehr gefühlsbetonten Weibe Verſtandesmenſch, hat geben der mehr mit dem Gemüt erlebenden Frau den kühleren Kopf, er überblickt ferner auch manchmal klarer die Folgen. So läßt er auch in der Erziehung den Verſtand da reden, wo das mütterliche Gefühl leicht zu hohe Wellen ſchlägt und in der Erregung Irrwege einſchlägt. Sein Verſtand trägt einen gewiſſen Zug von Feſtig⸗ keit, Entſchiedenheit in die Erziehung. Das müt⸗ terliche Gefühl ſucht noch immer bekünmmert um den beſten Weg, wenn der Mann ſchon unab⸗ änderliche Beſchlüſſe gefaßt hat. Väterliche Ei⸗ genart iſt Stetigkeit, um ſo mehr, wenn die klare Vernunft einen Weg gewieſen hat während die Mutter öfters als aut geneiat ſcheint. bereits gefaßte Entſchlüſſe umzuſtoßen, beſonders wenn Widerſtände in Erſcheinung treten. Obgleich beide Eltern die Erziehung mit gleichem Ernß anfaſſen, tritt doch noch ein wichtiger, vielleicht der augenfälligſte Unterſchied zutage: der Vater erſcheint, nein, iſt auch in der Tat härter als die Mutter. Dieſe mag es noch ſo gut mit ihrem Kinde meinen, eins macht ſie doch oft recht un⸗ glücklich es leiben zu ſehn, ihm wehe zu tun. In der Erziehung aber geht es ohne einen zeitwei— ligen Zwang, ohne Strenge nicht ab, es ereignen ſich oft die bitterſten Kämpfe zwiſchen Eltern und Kindern, die nur gewonnen werden, weil der Vater feſt, vielleicht auch hart blieb. Seine Fe— ſtigkeit hat nicht ſelten den Anſchein der Grau— ſamkeit und Ungerechtigkeit, und ſie hat ſchon manchmal nicht nur Vater und Kind, ſondern auch Mann und Frau entzweit. Es mag auch ſein, daß der Vater, der ein Ziel allzu ſtarr im Auge behält, die Grenzen berechtigter Strenge überſchreitet, im großen und ganzen aber wird ſeine vernünftige Feſtigkeit doch ein wohltätiges Gegengewicht gegen die manchmal verhängnis— volle Weichheit der Mutter ſein. Erzieſeung iſt mit Vorbereitung fürs Leben. Der Mann kennt das in der Regel beſſer, weil er ſelber erwerbend und kämpfend drin ſteht. Darum iſt er auch beſſer als die Mutter im- ſtande, ſein Kind in die äußeren Verhältniſſe einzuführen, ihm die ſpäteren Lebensziele auf— zudecken, ſie dafür zu begeiſtern, ſie vor Gefahren zu warnen, ſie tapfer kämpfen zu lehren. Er kann die Zukunft der Kinder beſſer überwachen; er hilft bei der Berufswahl mit diner Erfah⸗ rung, er ſührt den heranwachſenden Sohn, die Tochter ins Leben, lenkt ihr Schickſal noch fern vom Vaterhauſe. So löſt er Aufgaben, denen dich eine Mutter oft hilflos ratlos, höchſt ver⸗ zweifelt gegenüber ſieht. Natürlich iſt das Verhältnis des Vaters zum Rinde anders als das der Mutter. In der Ju⸗ gend iſt der Menſch mehr Geſühlsweſen. In der Frau bleibt das Empfinden immer beſonder ſerwandt. Vor allem findet das Kind bei der Nutter leicht Mitleid, Hilfe und Recht, manch- mach auch dann, wenn das Kind im Unrecht iſt. Zwiſchen Vater und Kind beſteht meiſtens eine größere Entſernung. Unzählige Male mag ſich das Beiſpiel von Goethes Eltern wiederholen: der ernſte, ſtrenge, unnahbare Vater, die heitere. fabulierende, mit den Kindern alles durchlebende Mutter. Sie iſt dem Kinde vielfach Genoſſin, Geſpielin, Liebe und Freude, der Vater dagegen Ernſt und Würde. In den Nöten flieht das Kind zur Mutter; vom Vater erwartet es Klar— heit, Auskunft, Hilfe in den verworrenen Zu— ſtänden des äußeren Lebens; es hat Achtung vor ſeinem Wiſſen. Reſpekt vor ſeinem Können, es fühlt ſeine Ueberlegenheit. Wo der Vater in ſeiner Verantwortung„den Apfel neben die Rute“ zu legen weiß, wird das Kind trotzdem den Pulsſchlag der Liebe herausfühlen, aber es kommt auch vor, daß übergroße Härte des Kin⸗ des Herz entfremdet. Hier dürfte eine wichtige Aufgabe der Mutter darin beſtehen, den Vater nicht nur als ein Schreckgeſpenſt hinzuſtellen, ihn zum Büttel zu entwärdigen, ſondern das Kind den Vater, dieſen aber auch das Kind verſtehen zu lehren. In der Erziehung muß an einem Strange gezogen werden. Heute tneint man oft, dm Kinde müſſe recht viel Freiheit und Nachſicht geſtattet werden. Ge— rade manche Mutter findet ſich dadurch leicht getröſtet und läßt die Zügel erſt recht am Bo⸗ den ſchleifen. Die Folge ſind verwöhnte Mutter— ſöhnchen, die dem Leben nicht gewachſen ſind. Demgegenüber verlangen wir mehr heilſame und liebevolle Zucht. Und wenn die väterliche Erziehung heute ſo oſt ausgeſchaltet iſt, erhöht ſich die Aufgabe der Mutter. Sie mag immer⸗ hin der Weichheit ihres Herzens folgen, ſich da⸗ bei aber auch zur nötigen Feſtigkert zwingen und dem Lichte der Vernunft folgen. Die ſtärkſte Frau der welt Von ihren langjährigen Wanderfahrten durch die Welt iſt das Rieſenmädchen Tereſo Folſini, das ſich rühmen darf, die ſtärkſte junge Dame der Welt zu ſein, in ihre Heimat zurück— gekehrt. Das in Mailand geborene Mädchen, das dreiundzwanzig Jahre zählt, wiegt die Kleinigkeit von 267 Kilogramm und hatte ſchon nach der Geburt das anſehnliche Gewicht von ) Kilogramm. Da ſich„Tereſina“, die dieſen Diminutivnamen zu Unrecht führt, beſted Ge⸗ ſundheit erfreut, ſo ſind ihre Dimenſionen nicht etwa auf eine krankhafte Entartung zurückzu— führen. Seit ihrem fünften Lebensjahr, als dae Wunderkind eine der Sehenswürdigkeiten von Barum bildete, hat ſie die Alte wie die Neue Welt, Nordafrika und Aſien als vielbeſtauntes Wunder bereiſt. Sie iſt die Tochter eines Mai⸗ länders und einer Ungarin. Ihre ſieben Ge⸗ ſchwiſter ſind vollſtändig normal. Eine um zwei Jähre ältere Schweſter wiegt ſogar nur 45 Kg. * * Nachtigallen, die ſich drahtlos unterhalten Eine der Nachtigallen, deren ſchmachtende Lie— beslieder der engliſche Rundfunk allabendlich aus dem Wäldchen der engliſchen Grafſchaft Surrey überträgt, hat mit ihren Tönen den Weg zu ihren gefiederten Freunden in der Schweiz ge— funden, denen ſie bei dem diesjährigen Wander- fluge vorausgeeilt ſein mag. Kurz vor Mitter— nacht hörte, wie eine Einſendung in einem Lon— doner Blatte berichtet, der dienſthabende Inge— nieur der Sendeſtation in Colovrex bei Genf durch Zufall eine britiſche Rundfunkſtation, ge⸗ rade als eine Nachtigall ihren Geſang begann. Die ungewöhnliche Reinheit und Klarheit der Uebertragung brachte ihn auf den Gedanken, ſei— nen transportablen, außerordendtlich empfin« lichen Lautſprecher in das geöffnete Fenſter zu ſteilen. Unmittelbar darauf kam aus dem be— nachbarten Gehölz die Antwort einer Nachtigall. Das Experiment wurde mit dem gleichen Erfolg ſpäter in dem Nachbardorf Cellevue-Genthod wiederholt. Der engliſche Einſender regt des— halb den Gedanken an, die gegenwärtige Saiſon des Nachtigallengeſanges zu einer Gegenprobe zu benützen, um feſtzuſtellen, ob der Sang der Schweizer Nachtigallen auch die Säuger im Walde von Surrey zu einer Erwiderung anre— gen wird. Große Unterſchlagungen bei der Elektrizitäts⸗Genoſſenſchaft Südweſt⸗ Oberfranken. 94 Bamberg, 9. Juni. Die Elektrizitäts⸗Genoſ⸗ ſenſchaft Südweſt⸗Oberfranken von Bamberg iſt durch ihren früheren Leiter Dr. Dittmann durch Verſchleuderung von Genoſſenſchaftsgel⸗ dern an den Nand des Ruins gebracht worden. In einer von etwa 1500 Perſonen beſuchten, ehr erregt verlaufenen außerordentlichen Ge⸗ neralverſammlung wurde nun beſchloſſen, den Schaden anteilmäßig zu decken, und nach erfolg⸗ ter Sanierung die Genoſſenſchaft aufzulöſen. Gleichzeitig wurde an das Bayeriſche Juſtiz⸗ miniſterium die Bitte gerichtet, das gerichtliche Verfahren wegen Unterſchlagung gegen Dr. Dittmann, der nach den bisherigen Feſtſtellun⸗ gen die Genoſſenſchaft um mindeſtens 78 000 Mark geſchädigt habe, zu beſchleunigen. Dr. Dittmann war in Bamberg eine hochangeſehene Perſönlichkeit und war u. a. früher Direktor des Chriſtlichen Oberfränkiſchen Bauernver— eins. Maſſenvergiftung unter Bau- arbeitern vtb. Paris, 9. Juni. 53 bei den Bauar⸗ beiten am Bahnhof von Trouville beſchäftigte Arbeiter ſind an Vergiftungserſcheinungen er⸗ krankt. Einer von ihnen, ein Italiener, iſt bereits geſtorben. Die Vergiftungen ſollen auf den Genuß von vergifteten Lebensmitteln zurückzuführen ſein. Es ſoll die Möglichkeit nicht ausgeſchloſſen ſein, daß ein Arbeiter aus Rache ſeinen Kameraden das Eſſen vergiftet hat Die Unterſuchung über die Münchener Brandkataſtrophe München. 9. Juni. Der Brandabteilung der Polizei wurden auch geſtern noch verſchiedene Mitteilungen über die vermutliche Entſtehungs— urſache der Brandkataſtrophe des Glaspalaſtes gemacht. Die Polizei prüft dieſe Angaben ge— genwärtig nach, ſcheint aber bei der Anſicht zu verbleiben, daß höchſtwahrſcheinlich der Brond auf chemiſche Vorgänge zurückzuführen iſt. Die— ſer Standpunkt ſoll auch in einem Gutachten des Polizeichemikers vertreten ſein. Geſtern nachmittag wurde mit den Aufräumungsarbet⸗ ten begonnen. Abends ſtürzte ein Teil des ra— genden Gebälks am Weſtflügel mit großem Ge⸗ töſe ein, wobei zwei etwa 8 Meter lange Teile bis in die Sofienſtraße geſchleudert wurden. Jabletten . Zigaretten* 7