totale nachrichten Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Körperverletzung 2 wegen Diebſtahl, 1 wegen Sachbeſchädigung, 2 wegen Bauen ohne Genehmigung, 1 Radfahrer wegen Radfahren ohne Licht, 7 wegen Uebertretung des Kraftfahrzeuggeſetzes. * Die Schweinezählung am 1. Juni dieſes Jahres erbrachte die Zahl von 2970. Es ſind dieſes über 700 Schweine mehr, als im Vorjahre um die gleiche Zeit. * Tropiſche Hitze. Der geſtrige Sonn- tag brachte eine große Hitze mit ſich. Das Baro- meter ſtieg ganz gewaltig in die Höhe. Um Mitter⸗ nacht war Wetterleuchten; heute früh war es merk— lich abgekühlt. Die Abkühlung mag von einem Gewitter herrühren. * Kirchliche Nachrichten. Der Hochw. Herr Pfarrer Rieth von Wöllſtein iſt in Kreuz- nach im Brüderhaus geſtorben. Mit ihm iſt ein überaus frommer u. würdiger Prieſter dahingegangen. Er hat ein Alter von 53 Jahren erreicht. Mit Schmerz wird ſein allzufrühes Hinſcheiden auch von den hieſigen Katholiken vernommen. Von 1907 ab wirkte er als Kaplan in unſerer Gemeinde. Er er— freute ſich hier größter Beliebheit. Auch als tüch⸗ tiger Kanzelredner war er geſchätzt. Der Katholiſche Arbeiter⸗Verein hatte in ihm einen eifrigen Förderer. R. I. F. * Unſinnige Gerüchte. Vor mehreren Tagen ſchon gingen Gerüchte über Unruhen in Berlin um, die von über 100 Toten ſprachen, deren Ver- öffentlichung geheim gehalten wurde uſw. Am Samstag geht es nun wie Lauffeuer durch den Ort, Dr. Brüning ſei ermordet worden. Auch telef. Anfragen gelangten an uns. An all dieſem Gerede iſt natürlich kein wahres Wort und man ſollte doch von ernſt genommen ſein wollenden Men— ſchen annehmen können, daß ſie gerade in Zeiten politiſcher Erregbarkeit ſolchen Unſinn nicht weiter kolportieren. * Noch heute die große Tonfilm · ſchan im Ceſipa. Ein herrlicher und ſehens⸗ werter Großtonfilm kann man noch heute ſehen u. hören——— und das iſt die Hauptſache. Es ift ein ganz luſtiges und lebensfrohes Ereignis wo Jedermann ſeine Sorgen vergeſſen muß—— und das iſt die Hauptſache. Auch den neueſten Schlager möchten Sie doch auch hören und der heißt„Nur meine Leidenſchaft, die macht mich ſo beliebt“ uſw. Das übrige Beiprogramm iſt auch ganz hervorragend ſodaß ſichs noch heute lohnt den Cefipa zu beſuchen. Alle werden ſie ſtaunen, denn die Tonfilm⸗Darbietungen im Cefipa ſind immer großartig. Ein Beſuch überzeugt—— und das iſt die Hauptſache. *Vorſicht beim Genuß von Gurken⸗ ſalat. Letzter Tage aß ein 19 Jahre alter Jüng⸗ ling in Neckarau Gurkenſalat. Er beging da⸗ bei die Unvorſichtigkeit Bier darauf zu trinken; der Mann erkrankte und ſtarb andern Tags. — Wieviel Vereine haben wir in Viernheim? In unſerer Gemeinde werden zur Zeit 68 Vereine und Klubs gezählt und zwar ſind dies: Automobil⸗Vereine Fußballvereine Stemm⸗, Ring-, und Turnvereine Geſang⸗Vereine Konfeſſionelle und Jugendvereine Krieger- und Schützenvereine Radfahrer-Vereine Tierzuchtvereine 0 Berufsvereine und Vergnügungsgeſell⸗ ſchaften. Hierin ſind alle Innungen, Wander-, Kegel- und Vergnügungsklubs uſw. enthalten. Hier nicht gezählt find die politiſchen Vereinigungen. Es kommen alſo auf je 175 Einwohner unſeres Ortes ein Verein oder Klub. Aumeldepflicht der Vereine für Umzüge aller Art. Das Polizeiamt folgendes mit: Die Vereins vorſtände werden darauf aufmerk— ſam gemacht, daß nach§ 1 der Notverordnung des Reichspräſidenten zur Bekämpfung politiſcher Aus- ſchreitungen vom 28. März 1931 auch alle Ver- ſammlungen und Aufzüge unter freiem Himmel an— meldepflichtig ſind. Die Anmeldung hat bei dem Polizeiamt ſpäteſtens 24 Stunden vor Beginn der Veranſtaltung zu erfolgen. Maßgebend ſind die Bürodienſtſtunden des Polizeiamts. Der Anmelde- pflicht unterliegen nicht nur politiſche Organiſatio— nen, ſondern alle privaten Vereine und Geſellſchaf— ten jeder Art. Die üblichen Vereinsumzüge mit oder ohne Muſik, Fackelzüge und Feſtzüge unter— liegen daher der Notverordnung und ſind anmelde— pflichtig. Die Unterlaſſung der Anmeldung hat die gleichen Strafen zur Folge wie die Zuwider— handlung gegen politiſche Verbote der Notverord— nung. In allen Fällen iſt alſo Gefängnis vorge— ſchrieben. Die Vereins vorſtände ſind für alle Ver⸗ anſtaltungen unter freiem Himmel verantwortlich und haftbar. Eine Ausnahme iſt geſetzlich nur vorgeſehen für gewöhnliche Leichenbegängniſſe und die hergebrachten Züge von Hochzeitsgeſellſchaften auf dem Lande. Alle Sportfeſte, Geſangswett— ſtreite, Konzerte unter freiem Himmel, Volksfeſte unter freiem Himmel ſind daher anmeldepflichtig. Eine ſchriftliche Beſtätigung bei einfachen unpoliti— ſchen Umzügen von Vereinen erfolgt durch uns nicht. Doch muß die Anmeldung einwandfrei nach- Viernheim teilt gewieſen ſein. Perſonenfahrten auf Laſtwagen von privaten Vereinigungen zu privaten unpolitiſchen Zwecken ſind nicht anmeldepflichtig.(§ 4 der Not⸗ verordnung) 5 Schulungskurſus für Bauerntöchter und Bau⸗ ersfrauen. In den Tagen vom: Dienstag, den 30. Juni bis Donnerstag, den 2. Jult 1931 veranſtaltet der Heſſiſche Bauernverein in Darmſtadt, Haus der Barmherzigen Schwe⸗ ſtern. Niederramſtädterſtr. 30, einen Lehrkurſus für erwachſene Bauerntöchter und Bauers⸗ frauen. Der Kurſus beginnt am Dienstag, den 30. Juni un 10,30 Uhr, an den übrigen Tagen um 9,30 Uhr; Schluß etwa gegen 5 Uhr, ſodaß die Teilnehmerinnen aus der Näbe Darmſtadts noch fräh genug nach Hauſe kommen können. Es iſt aber wünſchenswert, daß die Teilnehmerinnen bei den Schweſtern wohnen bleiben. Den Teil⸗ nehmerinnen iſd Gelegenheit geboten, ſowohl an den Tagen vor wie nach dem Schulungskurs ei⸗ nen Einmachkurſus mitzumachen. Anmel⸗ dungen für den Schulungzkurſus molle man an das Generalſekretariat des Heſſiſchen Bauernver— eins in Lorſch richten. Weinheimer Wochenmarkt Kartoffeln 5—6 Pfg., Wirſing Pfund 20, Mangold 12, Spinat 15, Karotten Bund 15, Rüben gelb Pfd. 15, Erbſen grüne 20, Kopfſalat St. 10— 15, Meerrettich 20—50, Radieschen Bund 10, Gurken St. 40— 60, Spargel 40— 45, Zwiebeln 18— 20, Lauch 5. Erdbeeren 25, Kirſchen 18—20, Inl. Trinkeier 9—10 pro Stück, Landbutter 1.60, Hand- käſe 10, Weißer Käſe 50—55 Pfg. Deutſche Jugendtage in Trier Vom Kath. Jungmännerverband wird uns geſchrieben: Fanfaren rufen zur 6. Reichstagung des Kath. Jungmännerverbandes Deutſchlands vom 18. bis 22. Juni in Trier. Trier kann von ſich ſagen, daß es älter ſei als Rom. Römiſche und deutſche Geſchichte haben ſich dort verbunden. Hier ſind die Wurzeln kath. deutſchen Chriſtentums. Athenaſius, Ambroſius u. Hieronimus wirkten in dieſem deutſchen Rom. Das einzige Apoſtelgrab auf deutſchem Boden birgt Trier, das Grab St. Matthias, des nachgewählten unter den Apoſteln. Jahrhundertelang war Trier Angelpunkt deutſcher Geſchichte, und in den letzten zwei Jahr— zehnten des Krieges und der Beſetzung hat Trier opferbereit und treu das Schickſal deutſchen Volkes mitgetragen. Am Donnerstag, 18. Juni, abds. 20 ¼ Uhr, künden es die deutſchen Sender dem katholiſchen Deutſchland, allen, die mit uns kämpfen und arbei- ten, aber vor allem den Bundesbrüdern im weiten, großen Verband der 400000. In Trier iſt das Bundesbanner gehißt, führende Jun die Bezirkspräſides aus allen deutſchen ſind zur Eröffnungsfeier der Reichstagung zuſa treten. Unſer Generalpräſes wird durch den Ri funk eine Botſchaft an die Brüder des Reiches richten. Alle, die nicht zum 6. Reichstag fahren können, werden mit uns vereint ſein. Der erſte Tag ſteht im Zeichen der Kirche. Biſchof Borne⸗ waſſer ſpricht:„Die Kirche und die Jugend“; Generalpräſes Wolker:„Die Jugend im Gottes⸗ reich der Gnade.“ Am zweiten Tag iſt der Blick auf die deutſche Aufgabe der Jungmannſchaft und auf den Verband gerichtet.„Jungmannſchaft im deut- ſchen Volk“ heißt das Thema. Außerdem wird die Neufaſſung des vor 7 Jahren in Fulda beſchloſſenen Verbandsgrundgeſetzes beraten. Die Glocken von St. Matthias werden am Samstag abend zur Apoſtelweihe am Apoſtelgrab durch Biſchof Borne⸗ waſſer rufen. Dann werden die Fackeln an den Kerzen des Apoſtelgrabes entzündet und hinausge⸗ tragen durch die Straßen der Stadt zur Porta Nigra. Ein junger Chriſt ruft den Gruß der Ur- kirche an die junge Kirche der Gegenwart. Wir werden in dieſer Stunde der Toten unſeres Volkes gedenken, der Opfer des großen Krieges, der Be⸗— ſetzung und der Arbeit. Die Flammen unſeres Ge- denkfeuers ſollen Symbol unſeres Friedenswillens und unſerer Opferbereitſchaft für Kirche und Volk ſein. An den Nachmittagen ſind die Arbeitskreiſe über: Jungſchar, Jungenſchaft, Jungmannſchaft, Volkspolitiſche Aufgaben, Junglandbewegung, In— duſtriejugend, Junglehrer, Handkungsgehilfen, Be— amte und Angeſtellte, Arbeitsloſenhilfe, Jugendkul— tur und Feſtgeſtaltung, Caritas, Preſſearbeit. Der Freitag abend dient der geſelligen Unterhaltung. Jungmänner und Präſides werden für ſich geſchloſ— ſene Veranſtaltungen haben. Nach dem Pontifikalamt Bekenntnistag, 21. nehmen. Bei der Feſttagung ſpricht ein deutſcher Führer:„Deutſches Volk und deutſcher Geiſt“. Am Nachmittag ſoll Trier uns und unſere Banner auf dem Marſche ſehen. Auf dem Dom— freihof iſt die große Kundgebung:„Für Chriſti Reich und ein neues Deutſchland.“ Generalpräſes und Reichsobmann ſprechen. Ein Spiel aus unſerer Zeit und unſerer Sehnſucht, „Der Reichsſucher“ von L. Hugin, wird Ausdruck unſerer Opferbereitſchaft für unſer Deutſchland in Not und ſchwerem Schickſal ſein. Anſchließend ziehen wir in den Dom zum feierlichen Schlußſegen. Unſere Junglandbewegung hat am Montag eine geſchloſſene Sondertagung. So wollen wir Reichstagung und Bekenntnistag halten. Anzeigen ſind Kundenbringer! im Dom wird der Juni, ſeinen Anfang „ Und das ist die Hauptsache Auerememmnumnniurtummemmnpandmmmaumnnnmmmmmmmunnmnm mum nbnumm munen im anmmmnninum annum tünten tnnantndnttatannamngtegnn raum Dieser 100% deutsche Ton- Sprech- und Gesangsfilm, eine Höchstleistung deutscher Filmkunst, zeigt man heute Montag letztmals im Cefipa. Außerdem das übrige Programm. ist? Kommen, sehen, hören, staunen. Wollen Sie wissen, was die Hauptsache Bauern- Verein Konkurrenzlos in Preis und Qualität ſind unſere Futtermittel 1 1„Kleie, Futtermehl, Treber, Im Ager: Trockenſchnitzel, Soja, Mais, Gerſte und Haferſchrot,— Rapskuchen, Erdnuß und Palmkuchen — 5 Haferflocken, Weizen⸗ N Für lungvieh: keime, Bruchreis, Maisflocken, Milchaua, gew. Fntterkalke, Salinen⸗Viehſalze Huh f 11„ Ahama, Muskator, 11 Rer. I Er. Garnelen, Weizen, Gerſte, Mais und Miſchfutter. NB. Alle Düngerſorten noch vorrätig Harn⸗ ſtoff— ſchwefelſ. Kali. Der Vorſtand. * ffänzende elerloge.- bei Gicht, Rheumatismus, Neuralgie, Hexenſchuß, Ischias etc. Dankſagung. Ich, Unterzeichneter, litt lange Zeit an einem ſchweren Ischiasleiden, ſo daß ich ohne Stock nicht gehen konnte. Trotz verſchiedener Kuren konnte ich keine Heilung finden. Ich begab mich dann in die Behandlung des Herrn H ch. Schäfer, Lichtheil⸗ Inſtitut„Electron“ Mannheim, N 3, 3, wo ich ſchon nach kurzer Behandlung ſoweit geheilt wurde, daß ich wieder ohne Stock gehen konnte. Nach einer weiteren Behandlung von 2 Monaten war ich von meinem Leiden befreit und könnte wieder meinem Beruf nachgehen. Ich ſpreche hiermit Herrn Schäſer meinen herzlichen Dank aus und kann allen der⸗ artigen Leidensgenoſſen eine derartige Kur aufs beſte empfehlen. Mannheim, den 18. September 1929. G. N., Lange⸗Rötterſtraße. Nähere Auskunft erteilt: Dit. Hch. Schäfer, Mannheim N 3, 3, Lichtheil⸗Inſtitut„Electron“. Sprechzeit von 9 bis 20 Uhr abends Sonntags von halb 10 bis 11 Uhr. Werber in allen orten deulſchlands und im Auslande geſucht. 5 Romane, über 40 Novellen und Erzäblungen, 125 Beiträge aus allen Wiſſensgebieten. 120 Kunſtbeilagen und über 1000 ein⸗ und buntfarbige Bilder und 12 Atlaskarten birgt eln einzelner Jabrgang. Gern ſendet der Verlag Gegrg Weſtermann, Braunſchweig, gegen Einſendung don 30 Pf. für Port ein früher erſchienenes ſchönes Heft im Werte von 2 Mark Name:. —.——.———..— Beust eee Abreſſe: In 3 Tagen Miantraucher Auskunft koſtenlos! Samnmitas- Depot, Halle a. 8, 296 2. Wachſamer, ſcharfer Täglich friſche n Spargel * 1. Sorte, 40 Pfg. Das Naugras 2. Sorte 25 Pfg. von einigen Wieſen is noch abzugeben. Schuhmann Geflügel züchter, Lache. billig abzugeben Von wem, ſagt der Verlag. zu haben bei Metzgerei Haas Lampertheimerſtraße. Hedderich Kainit u. 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Die Beratungen wurden getragen von der Einſicht über den Ernſt der Lage und dem Bewußtſein der Verantwortung für die Entſchei— dungen, die in den nächſten Tagen zu trefſen ſind. Der Reichskanzler ſand für ſeine Politik vol⸗ les Verſtändnis und einmütige Anerkennung. Für die unmittelbar bevorſtehenden Entſcheidun⸗ gen und die ſchweren Aufgaben der kommenden Monate brachte die Tagung dem Reichskanzler uneingeſchränktes Vertrauen engegen. Die ein— mütige Auffaſſung der Reichstagsfraktion und des Reichsparteivorſtandes wurde in nachfolgen— der Entſchließung ſeſtgelegt: Die erſte Lage Deutſchlands und die all⸗ gemeine Kriſe, die ſeine Zutunft bedrohen, zwingen die Zentrumspartei, alle Kräfte ein⸗ zuſetzen und höchſte Verantwortung zu tragen. Das deutſche Volk darf in dieſer Schickſals⸗ ſtunde nicht zerbrechen. Es will leben. Harte innere Maßnahmen ſind notwendig, um dieſes Ziel zu erreichen. Gegenüber Einzelheiten der Notverordnung beſtehen auch in der Zen⸗ trumspartei ſtarke Bedenken. In Zeiten geſi⸗ cherter wirtſchaftlicher und politiſcher Ver⸗ hältniſſe wären einige Einzelbeſtimmungen der Notverordnung unverſtändlich und unerträg⸗ lich. um aber die Not zu beheben, um eine gute Staats⸗ und Wirtſchaftsführung zu ſichern, um das Umſinken in ein Finanz⸗ und Wirtſchafts⸗ und damit in ein politiſches Chaos zu vermeiden, ſtützt die Deutſche Zen⸗ trumspartei auch heute die Regierung und ſpricht dem Reichskanzler und den Mitgliedern des Kabinetts für ihre opfervolle Arbeit ih⸗ ren Dank aus. Die Deutſche Zentrumspartei weiß, daß unter Abwägung aller Möglichkei⸗ ten die Regierung den Weg für ihre durch⸗ greifende Erleichterung der untragbaren Re⸗ parationslaſten vorbereitet und betreten hat. Die Zentrumspartei ſtärkt die Regierung in thren Vemmhen, weil nur durch die Löſung der Reparationsfrage die mirtſchaftliche und politiſche Beruhigung eintreten kann u. ganz Europa vor Revolutionen und Elend bewahr! werde. Noch größere Opfer“ann das deutſche Volk nicht trugen. Parteiegoiſtiſche Ueberle⸗ gungen ſind in dieſer Zeit nicht am Platze. Die Einberufung des Reichstags gefährdet die nationale Arbeit der Reichsregierung; die Zentrumsfrattion wird deshalb die Einberu⸗ fung ablehnen. Die Zentrumspartei kämpft für die Erhaltung und die Befreiung des Va rerlandes. Deutſchland muß in dieſer Stunde der Gefahr ein ſtarkes und einiges Geſchlecht vorfinden. Die Sitzung wurde um 3 Uhr nachmitttags; beendet. Prälat Kaas ſtellte in ſeinem Schluß— wort feſt, daß die Partei die Leitung nicht ent⸗ täuſcht habe, da von den maßgebenden Führern aus allen Teilen des Reiches der notwendige Mut und die notwendige Verantwortungsfreudigkeit gezeigt worden iſt. Nach Schluß der Sitzung verließ der Reichs⸗ kanzler unter Hochrufen des Publikums das Ver⸗ ſammlungslokal und nach einem Mittageſſen fuhr er um 17,20 Uhr in Begleitung des Präla⸗ ten Kaas nach Berlin zurück. Brüning ſpricht zu den Arbeitern. wtb Hildesheim, 15. Juni. Im Rahmen der Zentrumsverſammlung ſprach geſtern nachmittag vor ſeiner Abreiſe Reichskanzler Dr. Brüaing vor katholiſchen Arbeitern über den Inhalt der neuen Notverordnung. Gerade den Arbeitern ge⸗ genüber gelte es, erklärte der Kanzler, klar zu machen, daß dieſe Maßnahmen nicht deshalb ge⸗ troffen worden ſeien, um die Lebenshaltung der Arbeiter zurückzuſchrauben oder um die Sozial- verſicherung abzubauen. Es gehe aber um die Frage des Weiterbeſtandes des ganzen Volkes, und darum gelte es, den Boden zu bereiten. auf dem der Weg zur Senkung der Laſten gefunden wird. Wenn wir geſunden wollen, müſſen Opfer zebracht werden, und zwar von allen Schichten der Bevölkerung ohne Unterſchied der Berufs⸗ truppen.. ei ins Haus gebracht.— Gratisbe Gonntagablatt„Sterne und., halb 5 a kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim euſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Sternheim.— Boſtſchecktonto Nr. 2/77 amt a a. M.— Schriſtleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin. Geſchäftsſtelle Nathbaus ftr. 1 wöchentl. das achtſeitige illuſtrlexte jahrlich Unzeigenpreiſe: Die eiuſpaltige bei Wi rb. einen Fahrplan ſowie einen Wanb⸗ Dienstag, den 16. Juni 1931 VV. 999999999999 E Herzlichen Willkommgruß unſerem Oberhirten! EccẽCcCce((e e ccSececceccecccees ccc ⏑,/edöe ee Feeccceceecsceccete eee eme. ẽQed̃u e ααανα⏑ννα,x⁰, SSSCC(( ce ecCeccecceceee CCC eee Herrn Biſchof in Mauern begrüßen und beherbergen zu dürfen. Er kommt als Nachfolger der Apoſtel um kraft ſeines Apoſtelamtes etwa 900 junge Menſchen und 6 Konvertiten unſrer Ge— meinde zu ſtärken mit der Kraft des hl. Geiſtes im hl. Sakrament der Firmung. Wenn je, dann iſt heute die Spendung dieſes Sakramentes wieder von beſonderer Bedeutung und Wichtigkeit, heute in einer Zeit, in der alles gegen den Glauben arbeitet. Zeitverhältniſſen bedarf man der Firmungsgnaden, um all dem Anſturm der Glaubens— loſigkeit und Gottvergeſſenheit gegenüber ſeinen Glauben ſtandhaft zu en 1 nach ihm zu leben.— Firmungstag iſt deshalb auch für alle, die ſchon gefirmt ſind, ein Tag, dieſe Gnade in ſich zu erneuern. So begrüßen wir unſern Oberhirten zunächſt als unſern Hohen Prieſter, der geſandt iſt und zu uns kommt, die Gnadengaben Gottes an uns auszuſpenden. Aber wir begrüßen ihn auch als den gottgeſandten Lehrer, der uns Gottes Wort verkündet und Gottes Gebote erklärt, deren Befolgung auch unfrer Darum 7 1 i 0 9 tes Mor 211 oerne wollen wir kommen, um von unſerm oberhirtlichen Lehrer Gottes Wort zu vernehmen, Zeit mit all ihrer Not zur wahren und dauernden Beſſerung führen könnte. wollen darin auch von ihm uns leiten laſſen als von dem guten Hirten, der uns den beſten Weg zum ewigen Ziel zeigt. Mögen die Tage der Firmung allen Katholiken Tage der Gnade ſein. Gott erhalte und ſegne unſern Biſchof! Das iſt unſer Gruß dem gottgeſandten Prieſter, Lehrer und Hirten! Fee εεναενντιααεεεεεεανν olung abgeſtufter Rabatt.— mittags 6 Uhr, großere Artikel einen Tat.— Geſchäftsſtelle u. von fämtlichen Annonten · Expeditionen Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes U schriften bei en werden nach Nen keit ſichtigt.— Für die Aufnahme eee eee Tagen kaut l er eitung(Siernbeimer Bürger-Big.— Sternb. Volle blatt) koſtet 2 Pig, die Reklamezeile 60 Pfg., heſchluß für Inſerate und Notizen bor her.— Annahme von Anzeigen in unſerer eutſchlanbs u. bes Auß land t Ebernommen werben 48. Jahrgang Heſſiſcher CTandgemeinde⸗ tag Dieburg, 15. Juni. Die am Samstag hier ßattgefundene Vertreterverſammlung des Heſſi' ſchen Landgemeindetages wurde von Verbands⸗ vorſitzenden, Bürgermeiſter Alexander⸗Gonſen⸗ heim, eröffnet. Er betonte, eine Beſſerung der gegenwärtigen ſchlimmen Notlage ſei nur dann möglich, wenn bei Reich und Ländern endlich einmal die Erkenntnis ſich Bahn breche, daß das nun ſchon ſeit Jahren in ſteuerlicher Hinſicht be⸗ ſtehende Dotationsſyſtem das Verantwortungs— gefühl und die Schaffensfreudigkeit in den Ge— meindevertretungen lähme und nur eine gerechte Verteilung der Beſitzſteuern zwiſchen Reich, Län⸗ dern und Gemeinden den letzteren die Möglich— keit ſchaffe, ihre Aufgaben erfüllen zu können. Darauf erſtattete der Vorſitzende den Ge- ſchäftsbericht für das Jahr 1930, dem wir folgen⸗ des entnehmen: Die Zahl der Mitgliedsgemein-⸗ den iſt im abgelaufenen Geſchäftsjahr etwa auf gleicher Höhe geblieben. Der Entwurf der neuen heſſiſchen Gemeindeordnung enthalte eine grund- legende Reform des heſſiſchen Gemeindrechtes. Er laſſe faſt alle Wünſche und Forderungen der Bürgermeiſter unberückſichtigt. Das Zweckver⸗ bandsgeſetz ſei inzwiſchen im Entwurf fertigge⸗ ſtellt worden und werde mit der Gemeindeord⸗ nung noch im Juli im Landtag zur Beratung kommen. In finanzieller Hinſicht ſei das abge⸗ laufene Geſchäftsjahr für die Gemeinden ein Notjahr geweſen, wie wir es noch nicht erlebt hatten. Die ſtändig wachſenden Wohlfahrtser⸗ werbsloſenlaſden müßten in Bälde auch den Ruin derjenigen Gemeinden herbeiführen, die bis jetzt noch den an ſie in der Wohlfahrtserwerbsloſen— fürſorge geſtellten hohen Anforderungen nur um deswillen nachkommen konnten, weil ſie für ihre Gemeinden auf die Dauer untragbare Schulden aufnahmen oder ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber ihren Gläubigern nicht nachkämen, ein Zuſtand, der im Intereſſe einer geordneten Haus- haltführung äußerſt beklagenswert ſei. De Lehrſbellen-Erlaß der heſſiſchen Regierung be⸗ deute für die mit drei Stellen beliehenen Gemein— den ein Neubelaſtung, wenn ſie nicht auf die ih⸗ nen bis jetzt gewährte 2. Stelle verzichten woll⸗ ten, was wohl keine Gemeinde im Intereſſe ihrer ſchulpflichtigen Jugend tun werde. Was die Aen— erung des Geſetzes über das Straßenweſen in Heſſen anlange, ſo ſeien hier die Anträge des heſſiſchen Landgemeindetages immer dieſelben. In der Frage der Wanderlager iſt man ſeitens des Landtages nunmehr endlich den jahrelangen Beſtrebungen und den wiederholten Anträgen des Verbandes inſofern entgegengekommen, als den Gemeinden das Recht eingeräumt worden ſei, zu den bisher üblichen Sätzen der Bander— lagerſteuer Zuſchläge bis zu 100 Prozent— bis? her waren es nur 50 Prozent— erheben zu kön⸗ nen. Darauf wurde beſchloſſen, die nächſtjährige Vertreterverſammlung in Heidesheim Kr. Bin— gen) abzuhalten Die Rechnungsablage für das Geſchäftsjahr 1930 ergab jär die Verbandskaſſe eine Geſamt— einnahme von 29216 und eine Geſamtausgabe von 28639 RM, ſodaß ein Ueberſchuß von 577 RM verbleibt; die Rechnung der Landgemeinden beträgt in den Einnahmen 27311 RM, in den Ausgaben 27163 RM. Der Voranſchlag weiſt gegen das Vorjahr keine weſentlichen Aenderun⸗ zen auf. Er balanziert mit 28500 Mk. Dem Rech⸗ ner und dem Vorſtand wurde einſtimmig Entla— ſtung erteilt, ebenſo wurde der Voranſchlag ein— ſeimmig genehmigt.— Das Hauptreſerat hielt darauf der Präſident des Deutſchen Landgemein⸗ detages Landrat a. D. Dr. Gereke, M. d. R., über das Thema„Sorgen und Wünſche der Landgemeinden“. Im Mittelpunkt ſeiner Aus⸗ führungen ſtand die neue Nowerordnung mit ih⸗ ren Auswirkungen auf die ländlichen Gemein- den.— Nach lebhafter Diskuſſion und einem Schlußwort des Referenten wurde die Tagung zolchloſſen Zugzuſammenſtoß Zwei Reiſende ſchwer verletzt. witb. Mainz, 15. Juni. Im Bahnhof Au⸗ ringen⸗Medenbach auf der Strecke Wiesbaden⸗ Limburg ſtieß heute vormittag 9 Uhr ein Per⸗ ſonenzug auf einen haltenden Güterzug auf. Zwei Reiſende wurden ſchwer, mehrere leicht verletzt. Die Strecke wurde vorläufig für zwei Stunden geſperrt. Der Betrieb wird durch Pen⸗ delverkehr aufrecht erhalten. Die Urſa de des Zuſammenſtoßes iſt noch nicht geklärt. Unter⸗ ſuchung iſt eingeleitet. Erſchreckende Vorgänge an der Börſe Sur Erhöhung des Reichsbankdiskonts— Panik des Auslandes und Nopfloſigkeit im Innern— Rieſenverluſte Von unſerem wirtſchaftspoli tiſchen Mitarbeiter. Was ſich in den letzten vierzehn Tagen am Deviſenmarkt ereignete, kam in ſeinem Aus— maß und in ſeiner Wirkung den ſchwerſten Be— drängniſſen gleich. die wir währungspolitiſch bei den Beratungen äber den Poungplan einer— ſeits, und nach den Septemberwahlen anderer- ſeits zu beſtehen hatten. Die letzterwähnte Kriſe war eine mehr pſychologiſche und ſie unterſchied ſich von der jetzigen dadurch, daß das inländiſche Publikum kopfſcheu geworden war und aus der deutſchen Mark flüchtete. Die jetzige Kriſis, her— vorgerufen durch die mit der Notverordnung verknüpfte Zuſpitzung der innerpolitiſchen Ver— hältniſſe und beſonders verſchärft durch die Po— litik der Deutſchen Volkspartei, die einen Sturz der Regierung mit allen garnicht abzuſehenden Folgen nach innen und außen in Ausſicht ſdellte, machte das ganze Ausland rabiat. Nach hunder⸗ ten von Millionen beziffern ſich in den letzten Tagen die Geldabzüge des Auslanbes. Die Folge war aber dann, daß auch das inländiſche Publikum ängſtlich wurde und nun auch ſeiner— ſeits zu Deviſenanforderungen überging. Wäh— rend nach den Reichstagswahlen in einer Friſt von etwa ſechs Wochen die Reichsbank nahezu eine Milliarde an Gold und Deviſen abgeben mußte, haben jetzt in knapp vierzehn Tagen dieſe Deviſen⸗ anſprüche an die Reichsbank nicht weniger als dreiviertel Milliarden Mark ausgemacht! Das iſt geradezu ein erſchreckender Vorgang,. An einem einzigen Tage, am Freitag. den 12. Juni, mußte die Reichsbank eine Deviſen⸗ nachfrage in Höhe von rund 200 Millionen Mark befriedigen. Bei dieſer Situation blieben der Reichsbank nur zwei Mittel: eine Diskonterhöhung und der Kredite. Zu dem erſten Mittel hat man ſich nun ent⸗ ſchloſſen. Das zweite wird in Reſerve gehalten, es iſt das ſtärkere und das auch unter den jetzi— gen Verhältniſſen unbedingt erfolgverſprechende. Trotz der ſtarken Inanſpruchnahme iſt die Reichsbank gerüſßet, ſie verſügt über gute Re— ſerven bei ſich ſelbſt wie im Ausland. Aber es iſt auf das höchſte bedauerlich, daß durch das Spiel mit der Kriſe, deren furchtbare Wirkun— gen innen-, außen- und wirtſchaftsvolitiſch äber— haupt nicht überſehen werden können, nun— mehr durch die Diskonterhöhung der Kredit wie— der außerordentlich verteuert wird und das in einer Zeit. in welcher ohnehin die finanziellen Anſpüche das Maß des Erträglichen ſchon längſt überſchritten haben. Jetzt muß auch der kleine Gewerbetreibende, für die Irrwege der Politik in empfindlicher Weiſe leiden. Welche Verheerungen die Panik des Aus⸗ landes und die Kopfloſigkeit des Innlandes an der Börſe angerichtet haben, kann ziffernmäßig überhaupt nicht dargeſtellt werden. eine Reſtrittion Um einen Begriff von den Verluſten zu ge⸗ ben, braucht man ſich nur einmal nachzurech⸗ nen, was die großen Unternehmungen, ge— meſſen an dem heutigen Kurs. nuch wert ſind. Sa macht beiſpielsweiſe der Norddeut⸗ ſche Lloyd⸗Kapital bei einem Kurs von 10% noch nicht einmal ſo viel aus, als ein einziger großer moßerner Dampfer kaſtet. ſind mie rhaupt noch nicht Aehnlich erſchreckend und verhängnispoll bis Norwüſtungen auf dem Anleihemarkt. man ſie in dieſem Auswaß übe beobachtet hat. Renditen ſpieten überhaupt keine Rolle mehr und es iſt auch außerordentlich charakteriſtiſch, daß beiſpielsweiſe wie die Reichsſchuldbuchforderungen. heutigen Kursſtand Reichstiiel. bei Höhe vo 15 dom eiſie Pee in 8 — 1 bis 16 Prozent ergeben, um die ſich aber unter den jetzigen Verhältniſſen äberhaupt niemand kümmert. * Sieben Prozent! Eine andere Kriſenſteuer! Von unſerem wirtſchaftspolitiſchen Mitarbeiter vird uns geſchrieben: Sieben Prozent: Dieſer unter den ob— waltenden Verhältniſſen erſchreckend hohe Dis— kontſatz hat der deutſchen Wirtſchaft gerade noch gefehlt! Rings um Deutſchland herum ſind die kontſätze in letzter Zeit mehr und mehr ermäßigt und zuletzt in Amerika auf den in der Wirt— ſchaftsgeſchichte digſes Landes bisher noch nicht da geweſenen niedrigen Satz von eineinhalb Prozent geſunken. Fünfein halb Pro⸗ zent Spanne liegt nunmehr zwiſchen dem amerikaniſchen und dem deutſchen Diskontſatz, und zwiſchen den anderen Ländern, mit deren Geld⸗ und Kapitalwirtſchaft Deutſchland auf das engſte verknüpft iſt, ergibt ſich nach der jetzigen Erhöhung auch noch eine Spanne von nicht we⸗ niger als fünf Prozent. Denn die unmittelbar an Deutſchland angrenzenden Wirtſchaftsgebiete von Frankreich, der Schweiz und von Holland halten bei einem Diskontſatz von zwei Frozent, und nur England notiert 2½ Prozent, ſodaß ſich zwiſchen Deutſchland und England gleich⸗ falls noch eine außerordentliche hohe Differegz von viereinhalb Prozent ergibt. Dis⸗ Die Heraufſetzung des deutſchen Diskontſatzes von fünf auf ſieben Prozent bedeutet eine rund vierzigprozentige Erhöhung der Kreditkoſten. Das iss geradezu erſchreckend zu einer Epoche in welcher die kreditſuchenden Wirtſchaftskreiſe ohnehin ſchon auf das ſtärkſte belaſtet ſind. Viele Kredite werden, da die Banken in der Beurtei⸗ lung der Bewertungsgrundlagen nun einen noch viel ſchärferen Maßſtab als bisher anlegen werden, kaum mehr zuſtande kommen oder nicht mehr verlängert werden. und die Folge wird ſein, daß die in letzter Zeit doch auch ſchon ziem⸗ lich erbeblich angeknabberten Läger von Roh⸗ ſtoffen und Fertigprodukten mehr und mehr geräumt werden müſſen. Da die innere Kauf⸗ kraft zur Aufnahme dieſer Waren gar nicht mehr ausreicht, muß weit unter Preis exportiert werden, und die Folge iſt, daß von dieſer Seite her die Weltmarktpreiſe erneut mit der Tendenz nach unten attackiert werden. Bei dieſer Sachlage iſt an eine Beſſerung der Weltwirtſchaftsverhältniſſe und an eine Be⸗ hebung der Weltwirtſchaftskriſe gar nicht zu denken, und alle bis dahin unternommenen Schritte und Maßnahmen werden in ihrer Er⸗ folgswirkung aufs neue empfindlich beein⸗ trächtigt. 1 Die Diskonterhöhung von fünf auf ſteben Prozent iſt ein wirtſchaftlich's Alarmſignal das im In⸗ und Ausland nicht überhört werden kann. Es ſind nicht nur wirtſchaftliche, ſondern leider auch in erheblichem Umang andere Gründe, vor— wiegend politiſcher aber auch pſychologiſcher Art, die die Aufrichtung eines ſolchen Warnungs⸗— zeichens notwendig machten. Die Mißtrauens⸗ lawine iſé ſeit vierzehn Tagen in Gang. Gewiß hat das Ausland durch den Zuſammenbruch der Wiener Kreditanſtalt Beſorgniſſe wegen der Sicherheit ſeiner Gelder in Mitteleuropa, alſo auch in Deutſchland bekommen. Aber man hat ganz vergeſſen, daß zwiſchen der Organiſation und auch der Fundierung des Privatbankweſens in Oeſterreich einerſeits und in Deutſchland an⸗ dererſeits ein ganz grundlegender Unterſchied beſteht. Eine vorſichtige Balancierung, wie ſie die deutſchen Banken betreiben, iſt kaum denkbar. Was geht der Stahlhelm Polen an? Die deutſche Antwort auf die polniſche Proteſtnote enb. Verlin, 15. Juni. Wie wir von unter⸗ richteter Seite erfahren, iſt dem deutſchen Ge— ſandten in Warſchau am Samstag die Antwort⸗ note der deutſchen Regierung auf die polniſche Proteſtnote wegen der Stahlhelmkundgebung in Breslau zugegangen. In dieſer Antwort wird darauf hingewieſen, daß es ſich bei dem Stahl⸗ helm um eine private Organiſation handelt, die keine militäriſche Zwecke verfolge und deren Veranſtaltung in Breslau keinen amtlichen Charakter hatte. Aus dieſem Grunde könne die deutſche Regierung auch nicht anerkennen, daß eine fremde Regierung berechtigt ſei, Einfluß auf die Haltung deutſcher Behörden gegenüber privaten deutſchen Organiſationen zu nehmen. Weiter wird in der Antwortnote auf die Ver— anſtaltungen bände hingewieſen und insbeſondere Kundgebung am 3. Juli. deren C neswegs friedlich zu nennen ſei. auf die e 55 Veröffentlichung des amerikanisch. Rüſtungſtandes Die erſte Großmacht. die Angaben über ihre Rüſtungen mitteilt. Juni aten hat dem Generalſekretär für die Abrüſtungskonferenz »ilunge u liber Die Regierung der Ver- 701 Houlti den heutigen der polniſchen Aufſtändiſchenver- harakter ket— ſind eingeſtellt worden. da das Boot 12 der Rüſtungen zu Waſſer, zu Lande und in der Luft übermittelt. Das 18 Folioſeiten ſtarke Dokument iſt heute Vormittag gleichzeitig in Waſhington und Genf veröffentlicht worden. Die amerikaniſche Regierung benützt für ihre Angaben das in dem Abrüſtungskonventions— entwurf ausgeſtellte Modell. Es verdient, he— ſonders hervorgehoben zu werden, daß die Regierung der Vereinigten Staaten als erſte Regierung einer Großmacht materielle Angaben über ihre mitteilt tatſächlich Nüſtungen und daß ſie in ihrem ralſekretär des Völkerbundes dieſen auffordert, ihre Angaben nicht nur die Abrüſtungs⸗ konferenz beſtimmt anzusehen, ſondern ſie auch bereits jetzt der Weltöf 1 an den Gene— als für »entlichkeit mitzuteilen. ** * Einſtellung der Arbeiten zur Hebung des„Poſeidon“. wtb. Tſchifu, 15. Juni. Die Arbeiten. um das engliſche Unterſeeboot„Poſeidon“ zu heben, 12 Fuß liegt. Die Bergungsſchiffe Häfen zurückgekehrt. tief im Schlamm ſinbd in ihre n N= eee, 5 57 ED* 1 Des Lehens 85 e n G 77 Seltsames Spiel. Noman von Eliſabeth Ney. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(S) 2. Fortſetzung. ordings nicht. ich hatte jedoch kein Ziel e nur noch ein wenig durch die Stadt antwortete Chriſta Wald endlich zaghaft. „Das freut mich, Fräulein Chriſta! Wenn Sie alſo nichts dagegen haben, ſo machen wir kleinen Bummel gemeinſam und beſchließen ſes Wiederſehen in einer Konditorei. Sind einverſtanden?“ Shriſta Wald nickte, errötend So ſchlenderten die beiden bald durch das Straßengewühl der Stadt. Allmählich wich die Scheu Chriſtas, und bald plauderte ſie luſtig darauflos. Den kleinen Strauß Veilchen, den ihr Doktor Brecht dann zum Abſchied ſchenkte, verbarg ſie ſchüchtern in ihrem Kleid; niemand zu Hauſe durfte davon erfahren. Tagtäglich holte nun Matthias Brecht Chriſta Wald von Amt ab und hatte er wirklich einmal eine unvermutete Abhaltung, ſo ſchickte er ihr ein kleines Byiefchen. Allmählich aber erwachte in Chriſtas Herz eine tiefe, reine Liebe zu ihm, die ſie jedoch ängſtlich in ihrem Innern zu verſchließen ſuchte. Es war am erſten Oſtertage. Matthias Brecht hatte Chriſta beſtürmt, ſich für dieſen Tag frei zu machen, um ihn irgendwo im Freien gemeinſam zu verbringen. . Chriſta wäre ſo gern mit dem heimlich gelieb⸗ 2 ne ihm keine feſte Zuſage geben, da ſie nicht wußte, wie ſie von daheim fortkommen ſollte. Aber das Glück war ihr hold. Olga, die ſonſt ſtets mit ihr gemeinſam einen Ausflug unternahm, Zahnſchmerzen der Vater machte mit ſeinen Skatbrüdern einen Ausflug. Alſo war Chriſta frei. Mit jubelndem Herzen Ausgehen ſertig. machte ſie ſich zum Olga Wald ſaß am Fenſter und zog ein hä— miſches Geſicht. du?“ fragte ſie mißtrauiſch. „Ich gehe wenig ſpazieren“, antwortete Chriſta auswei Olga lachte höhniſch. „Du haſt wohl ein Stelldichein mit deinem Verebrer? Du, vor dem Doktor nimm dich in 9 8.* 7 acht, den feinen Herren iſt nicht zu trauen. Zum Heiraten iſt unſereins doch nichts ftir die Vor⸗ nehmen, die wollen ſich nur amüſieren. Wenn das der Vater wüßte!“ Chriſta auf den Lippen. hatte eine Zurechtweiſung Dann aber ſchwieg ſie und verließ ſchnell die Wohnung. Die Worte der Schweſter brannten ihr ſchwer im Herzen. wenn Matthias Zeitvertreib Wie, wenn ſie recht hätte, Brecht ſie wirklich nur als bloßen betrachtete?— Am liebſten wäre ſie jetzt auf der Stelle um⸗ gekehrt. Die lachende Sonne, die vielen ſonntäg⸗ lich gekleideten Spaziergänger aber lockten zu ſehr; und ſo eilte ſie alle Bedenken in den Wind ſchlagend, haſtig vorwärts. Um zwei Uhr hatte Doktor 1 hatte am Morgen heftige und konnte nicht au hen, und N eee, Als er ſie jetzt wie der junge Frühling ſelbſt daherkommen ſah, ſchwenkte er ſchon von weiten den Hut und eilte ihr entückt entgegen. „Wie lieb von Ihnen, daß Sie doch gekommen ſind“, rief er, und drückte erfreut ihre Hand. „Nun ſoll es ein beſonders ſchöner Tag werden. Wir fahren natürlich hinaus. Ich ſchlage Wann— ſee vor. Wir können dann dort Kaffee trinken, ſicher kann man heute ſchon im Freien ſitzen.“ Wie zwei glückliche Kinder ſchlenderten ſie beide den Bahnſteig entlang, um den Zug zu er— warten.—— Nie glaubte Chriſta Wald einen ſchöneren Tag! verlebt zu haben. Ganz ſelbſtvergeſſen ſah ſie öfters zu ihrem Begleiter auf, der immer wieder ihre zarte Ge— ſtalt mit freudetrunkenen Augen umfaßte. Es dunkelte bereits, als ſie ſich nach kurzem 8 Abendeſſen zur Heimfahrt rüſteten. Chriſta duldete es, daß Matthias Brecht ih⸗ ren Arm in den ſeinen zog. Wortlos, glücklich gingen ſie durch die all⸗ mählich ſtiller werdende Natur. Matthias Brecht merkte, wie Chriſta bei feder Berührung erbebte. Er liebte dieſes kleine, ſchüchterne, hübſche Mädchen ſchon lange, und doch hatte er es bis her noch immer vermieden, ihr von ſeiner Liebe zu ſprechen. Gewiß, er war ein Mann mit gutem Einkom⸗ men; aber da er in allernächſter Zeit mit einer Berufung auf einen Auslandspoſten rechnete. wollte er mit ſeiner Werbung warten, bis dieſe Angelegenheit völlig geklärt war. Doch dieſer Frühlingsabend warf alle ſeine guten Vorſätze über den Haufen. Er ſah die halb⸗ geöffneten Lippen, die ſeuchtglänzenden Augen Brecht Cbriſta Chriſtas, die ihm ſo verlockend entgegenlachten 1 uuoeberdies ſteht die deutſche Währung feſi“ Wenn es nach allen bisherigen Erfahrungen; noch eines Beweiſes dafür bedurft hätte, ſo wäre er jetzt in der Tat erbracht. Seit dem 1. Juni hat die Reichsbank infolge der ausländiſchen Abziehungen, denen leider dann auch Deviſeneindeckungen von inländiſcher Seite her folgten, nicht weniger als 750 Millionen Mark an Gold und Deviſen verloren. Davon ſind mehr als die Hälfte, nämlich rund 400 Millionen Mark in drei Tagen der letzten Woche am Donnerstag, Freitag und Samstag erhoben worden. Davon am Donnerstag allein 200 Mil⸗ lionen Mark. Auch am Samstag betrug der De⸗ viſenabzug 90 Millionen, ſodaß die Frage, ob die Reichsbank ſich nicht mit einer Erhöhung des Diskontſatzes um ein Prozent begnügen ſollte, von vornherein entſchieden war. Es ſollte Vorſorge getroffen werden für alle Mög⸗ lichkeiten, die insbeſondere jetzt zum Halbjahrs⸗ ultimo bei Fälliakeiten weiterer ausländiſcher kurzfriſtiger Kredite ſich ergeben können. Wenn man ſich die Dinge nachträglich über⸗ legt, dann muß man freilich ſagen, daß es beſſer geweſen wäre, wenn die Reichsbank ſchon vor acht bis zehn Tagen mit einer Diskonterhöhung auf dem Platz erſchienen wäre. So ſtehen wir jetzt im Effekt vor einer an⸗ deren Kriſenſteuer, die in ihrem Ausmaß die deutſche Wirtſchaft in allen ihren Teilen und leider am meiſten den kleinen Mann, den Handwerker, den Kaufmann. den Gewerbe⸗ treibenden, am ſtärkſten belaſtet. Neue Sinsſätze der Stempel⸗ Vereinigung wtb. Berlin, 15. Juni. Wie WB. ⸗ Handelsdienſt erfährt, hat die Stempel⸗Vereini⸗ gung aus Anlaß der Erhöhung des Reichsbank⸗ diskonſatzes auf 7 Prozent per anno beſchloſſen, mit Wirkung vom 15. Juni ds. Is. die Haben⸗ zinsſätze für täglich fällige Gelder in provi⸗ ſionsfreier Rechnung auf 4 Prozent per anno. (bisher 3 Prozent) feſtzuſetzen. Der Zinsſatz für Sparkonten bleibt mit 4 Prozent per anno vorläufig unverändert. Entſprechend der Feſt⸗ legung des Soll⸗Zinsſatzes auf ein Prozent über Reichsbankdiskonſatz betragen die Kreditbedin⸗ gungen mit Wirkung vom 13. Juni ds. Is. acht Prozent per anno. Sollzinſen zuzüglich der üblichen Kreditproviſion. Abwartende Haltung der Sparkaſſen. witb. Berlin, 15. Juni. Die Sparkaſſen neh men nach Information des wtb-Handelsdienſtes bezüglich einer Erhöhung des Sparkaſſenzinſes. der durchſchnittlich 5 Prozent beträgt, eine durchaus abwartende Haltung ein. Sie betrach⸗ ten die Diskonterhöhung als eine lediglich auf außenwirtſchaftliche Momente zurückzuführende Maßnahme, die in keiner Weiſe in der inner— wirtſchaftlichen Lage Deutſchlands begründet iſt die gerade das Gegenteil verlange. Es miiſſſe zunächſt abgewartet werden, ob dieſe Momente von Dauer ſind. Jedenfalls liege vorerſt kein mirtſchaftlicher Anlaß zu einer Erhöhung des Spareinlagenzinsſatzes vor. Der Privatdiskont. wib. Berlin. 15. Juni. wurde auf 7 Prozent geſetzt. Der Privatdiskont für beide Sichten feſt Diskonterhöhung in Ungarn. wtb. Budapeſt, 15. Juni. Die Ungariſche Nationalbank hat in ihrer heutigen Sitzung beſchloſſen. den Diskontſatz von 5½ auf 7% zu erhöhen. 777. Kaum wußte er ſelbſt, wie alles lich hielt er das geliebte Mädchen ſeſ Bruſt gepreßt, und Chriſta wehrte ſich 111. duldete in ſeligem Glück völliger Hingabe ſei heißen Küſſe. „Chriſta, kleines, liebes Mädel, wie lieb ich dich habe“, flüſterte Matthias Brecht glückstrun ken.„Sag', haſt auch du mich lieb, ſo lieb, daß du nicht mehr ohne mich leben kannſt?“ „Matthias, lieber Matthias“, hauchte Chriſta faſt tonlos. Plötzlich aber zuckte ſie, kaum merklich. zu ſammen, und ihr eben noch von Purpur über goſſenes Geſichtchen wurde ſchneeweiß. Zugleich wurde ihr Blick angſtvoll, geſpannt. Mit einer faſt wilden Bewegung verſuchte ſie ſich von Brecht frei zu machen. Matthias ſah die jähe Veränderung des ge⸗ rade noch ſo anſchmiegenden Geſchöpfs mit wach⸗ ſendem Staunen. Chriſta hatte ſich losgeriſſen, und ſtand fetzt, am ganzen Körper bebend, einige Schritte weit von dem Geliebten entfernt, während Matthias Brecht ſie faſſungslos betrachtete und ſich ihr Ge⸗ baren nicht zu deuten vermochte. „Chriſta, um Himmels willen Kind, was be⸗ deutet das alles plötzlich, was iſt geſchehen? Habe ich dich verletzt, habe ich dir irgendwie weh ge⸗ tan? Sprich, ſag' ein Wort, ſieh meine furcht⸗ bare Beſtürzung!“ ſtieß er hervor. Das ehrliche Erſchrecken Brechts ſchien das junge Mädchen langſam wieder zu ſich zu brin gen. Die ſeltſame, nervöſe Spannung in ihrem Geſicht löſte ſich, und plötzlich ſchlug ſie die Hände, laut aufſchluchzend, vor das noch immer todhlaſſe Geſicht. ö Fortſetzung folgt. 4 Zugeſpitzte Situation: Einberufung des Reichstags unvermeidbar? Mißſtimmung bei den Sozialdemokraten— Erneute Kücktrittsdrohung des Kanzlers— Verhandlungen gehen weiter— Vertagung des Kelteſtenrates um eine Woche? Empfang der Fraktionsvorſtände durch den Reichskanzler. Berlin, 16. Juni. Reichskanzler Dr. Brüning empfing am geſtrigen Nachmittag und Abend in der Reichskanzlei im Beiſein der Reichsminiſter teils in gemeinſamen, teils in getrennten Beſprechungen die Frak⸗ tionsvorſtände der Zentrumspartei, der Deutſchen Volkspartei, der Wirtſchaftspartei, Chriſtlich⸗ſozialen Volksdienſtes und der Konſervativen Volkspartei, des Land⸗ volls, der Bayeriſchen Volkspartei, der Staatspartei, der Sozialdemokratiſchen Par⸗ tei, der Deutſchnationalen Volkspartei und der Nationalſozialiſtiſchen Arbeiterpartei. An ſümtlichen Beſprechungen nahmen auch Reichsbankpräſident Dr. Luther und mit Ausnahme der Empfänge der beiden letzt⸗ genannten Vorſtände, auch Neichstagspräſi⸗ dent Löbe mit den Vizepräſidenten Eſſer und von Kardorff und der preußiſche Miniſter⸗ präſident Dr. Braun mit Innenminiſter Severing teil. des ſämtlichen Dr. In Beſprechungen betonte Reichskanzler Brüning mit Nachdruck, daß die Reichsregierung an alle geladenen politiſchen Gruppen des Reichstages den vaterländiſchen Appell richten müſſe, in der heutigen Aelteſtenratſitzung den Antrag auf vorzeitige Einberufung des Reichstages ab⸗ zulehnen. In eingehender vertraulicher Ausſprache wurden alle Gründe, die für die Reichsregierung und den Reichsbankpräſi⸗ denten entſcheidend ſind, dargelegt und er⸗ örtert. Beſchlüſſe wurden naturgemäß nicht gefaßt, die Fraktionsvorſtände übernahmen es, die amtlichen Darlegungen zur Kennt⸗ nis ihrer Fraktionen zu bringen. Die Regierung kann weder eine Tagung des Reichstages, noch eines Reichstagsaus⸗ ſchuſſes im Augenblick als tragbar anſehen. Sie würde aus der Reichstagseinberufung die Konſequenz des Rücktritts ziehen. Sie ſei aber gleichzeitig bereit, den Parteien zu verſprechen, daß Abänderungen an der Not⸗ verordnung in Ausſicht genommen werden könnten, wenn eine Mehrheit von Parteien ſich auf beſtimmte Abänderungsvorſchläge einige. Solche Ahänderungen könnten aller⸗ dings erſt zum Herbſt in Betracht gezogen werden, da im Augeublick eine VPerſtändi⸗ gung der Parteien auf konkrete Porſchläge wohl kaum zu erwarten ſei, andererſeits man aber mit dem Erlaß der Notverorb⸗ nung nicht länger warten könne. enb Berlin, 16 Juni. Der Kamof zwiſchen dem Kanzler und den Parteien um die Frage der Einberufung oder Nichteinberufung des Reichs— tages ſcheint in den ſpäten Abendſtünden ſeinen Höhepunkt gefunden zu haben. Das Bild hat den Tag über und ſelbſt im Laufe des Abends noch mehrſach gewechſelt und ſelbſt eine Srunde vor Mitternacht läßt ſich noch nicht ſagen, wie die Entſcheidung fallen wird. Der Kernpunkt der Si— tuation liegt jetzt darin, daß ſich bei den Sozial⸗ demolrnten eine außerordentlich ſtarke Mißſtim⸗ mung bemerkbar macht, die damit begründet wird daß der Kanzler ihren Vertretern nicht die er— wünſchten Zugeſtändniſſe gemacht hat. Der ſozi aldemokratiſche Fraktionsvorſtand hat bis in die ſpäte Abendſtunde hinein getagt und iſt nun zu dem Ergebnis gekommen, daß der Fraktion, die heute früh zuſammentritt, nur Bericht erſtattet und ihr die Entſcheidung überlaſſen werden ſoll. Das bedeutet nach der Auffaſſung parlamenta riſcher Kreiſe zweifellos eine Verſchärfung der Situation. Von führender ſozialdemokratiſcher e Seite wird uns erklärt, daß es vollkommen unge— wiß ſei, welchen Beſchluß die Fraktion faſſen wird. Man neigt in ſozialdemokratiſchen Kreiſen immer mehr der Auffaſſung zu, daß die Fraktion ſich für die Einberufung des Reichstages entſcheidet. Angeſichts der Situation hat der Kanzler dann in ſpäter Abendſtunde einen neuen Verſuch un— ternommen, doch noch mit der Sozialdemokratie zu einer Verſtändigung zu gelangen, und es ſcheint, daß er auch die Führer des rechten Flä— gels der hinter ihm ſtehenden Parteien zugezo— gen hat. Gegen 11 Uhr abends iſt der ſozialdemo kratiſche Fraktionsführer Breitſcheid zu ihm ge kommen. Die Sozialdemokraten leg wie wir bereits früher mitteilten, den aller 0 darauf, namentlich die Herausnahme der; lichen Arbeitsloſen aus der; ge zu verhin— dern. Wie weit ſich dazu Möglichteiten bieten, ob etwa auf dieſe Weiſe, daß ſteuer für dieſe Zwecke abgez; im Augenblick noch nicht ſagen. In Kreiſen der Reichsregierung wird jeder falls zur Kennzeichnung der Lage Wert Feſtſtellung gelegt, daß auf die Verhandlungen weitergehen und damit durchaus alle Möglichkeiten zu einer Verſtändigung vorhanden ſind. Ob dieſe ſich ver wirklicht, indem die Parteien ihrerſeits Hand zu einer Verſtändigung bieten, das wird ſich ſchließlich erſt am heutigen Dienstag zeigen Die Landvolkpartei, deren Führer geſtern abend ſpät ebenfalls noch beim Kanzler geweſen iſt, tritt bereits um 8 Uhr zu einer Sitzung zuſam— men, die Deutſche Volkspartei um halb 9 Uhr— ſie hatte übrigens geſtern abend noch eine Zu— ſammenkunft in einem geſellſchaftlichen Rahmen — und um 9 Uhr folgt dann die Sitzung der Sozialdemokraten, von der die wichtigſte Ent— ſchließung abhängt. In parlamentariſchen Krei die Paris, 15. Juni. Die Zahl der bei der Schiffskataſtrophe bei St. Nazaire Er⸗ trunkenen wird jetzt auf 380 geſchätzt. Unter den 8 Geretteten befinden ſich 3 Ausländer, ein Norweger und 2 Oeſterreicher. Bisher ſind 69 Leichen der ertrunkenen Perſonen geborgen worden. Die Identifizierung be⸗ reitet große Schwierigkeiten. Das geſamte leitende Perſonal der Genoſſenſchaft, die den Ausflug veranſtaltet hatte, befindet unter den Opfern. Da Fahrt mitmachten, jedoch keine Fahrſcheine benötigten, alſo auch nicht offiziell regi⸗ ſtriert worden ſind, befürchtet man, daß her annahm. Sämtliche im Hafen von St. Nazaire verfügbaren Fahrzeuge ſind für die Bergungsarbeiten, die unermüdlich fortge⸗ ſetzt werden, aufgeboten worden. Ueber den Hergang der Kataſtrophe die„N. B. L“ folgende Einzelheiten: Am geſtrigen Sonntag, einem heißen Sommertag, hatte die von der ſozialiß tei gegründete Konſumgenoſſenſch tes, deren Präſident der ehemalige ſozialiſtiſche Abgeordnete und heutige Direktor des Inter— nationalen Arbeitsamtes in Genf, Albert Tho— von Nan 7 eee ee e eee F ͤTTTTc ſich viele Kinder die die Zahl der Opfer größer iſt, als man bis⸗ Rorign 0 Per ßen. Einige ſen konnte man geſtern abend noch die Vermu— tung hören, daß die Enſcheidung des Aelteſten⸗ rats unter Umſtänden noch einmal um acht Tage verſchoben wird. Maßgebende Kreiſe wünſchen jedoch, mit Rückſicht auf die Situation unſerer Wirtſchaft, wenn irgend möglich, bereits am heu tigen Dienstag zu einem Ende der hin- und her— ſchwankenden Verhandlungen zu kommen Abgeordneter Göring über ſe Beſuch beim Reichskanzl enb durch liſtiſe folge den nationalſozia⸗ enzeitung zu ler davon der Na— Reichs— ie Lage her Vertrauen Frage der Ein— abhäng 5 davon, eordnete herrſch⸗ unterrichtet, daß nach ſozialiſten nicht weniger von N 1 Maße bedroht ſei. Die )en Ueberfälle und Unruhen das Verſagen der Regierung ſeien Nationalſoziali weit mehr M Auslandes als nicht in bish en kommuniſt und nach Anſicht Grund die C der ißtrauens ſei berufung des Re Die Beſprechung und zwiſchen dem Reichskanzler Dr. Breitſcheid. enb. Berlin, 16. ti. Die Beſprechung zwi ſchen Reichskanzler Breit⸗ ſcheid, an der auch andere Mitglieder des Reichs— kabinetts teilnahmen, war kurz nach Mitternacht zu Ende. Brüning und Dr. Ueber das Ergebnis der Beſprechung ließ ſich naturgemäß zu dieſer Stunde noch nichts in Erfahrung bringen. Die Schiffskataſtrophe an der Coiremündung Faſt 400 Todesopfer— Weitere Einzelheiten— Ein mas iſt, einen Schiffsausflug nach der nahen In- ſel Marmoutiers organiſiert. Niemand konnte ahnen, daß der Sonntagsausflug der kleinen Ar— beiter, Handwerker und Kaufleute don Na auf ſolche tragiſche Art enden könnte. 467 Aus⸗ flügler hatten ſich zur Fahrt gemeldet; mit. ſik und in fröhlichern Durcheinander hatten f das 32 Meter lange, weiße Schifflein voll 5 Die Reiſe nach der Inſel verlief ruhig un beſondere Zwiſchenfälle. Allerdin hatte ſt gen Ende der Fahrt eine etwas ſte gemacht, die manche Teilnehmer plötzlich chen und ſeekrank werden ließ. Bei der des Bootes zogen es daher einige Dut ſonen vor, ſich nicht wieder den tanzenden len anzuvertrauen. Die Inſel Marmoutiers nämlich während der Ebbe durch einen ſchmalen Damm mit dem Feſſland J. Fü dte empfindlichen, z 4 8 en gab es alſo hier eine nen Fußes und im Auto langen. Es mögen aber ſonen geweſen ſein, die die Unglücksſchifflein antraten Ueberlebender erzählt * Verbind! Nach etwa einer Stunde Schiff vor der Felſenenge ve ihrer ſtarken Strömung ſehr gefährlich iſt. Der weile verſtärkt und kleine 8 Dl Fahrt wegen ſü N Deutſcher nicht auf bie Sturmfahrt gerüſtet hatten, flohen unter Deck. Wer keinen Platz mehr unten finden konnte, begab ſich auf die windgeſchützte Back⸗ bordſeite hinüber. Durch die ungleichmäßige Be⸗ laſtung bekam das Schiff eine Schlagſeite und jetzt kam die Kataſtrophe. Zwei, drei grobe Wel⸗ len ſchlugen über Bord und goſſen ganze Kas⸗ kaden ſalziger Fluten in das Schifflein hinein. Ein neuer, ſchwerer Windſtoß, eine neue, rie⸗ ſige Welle krachten gegen das Schiff. Weithin, bis ſelbſt die Maſten das Waſſer berührten, legte ſich das Schifflein über, richtete ſich noch einmal hoch auf, wurde aber wieder umge— worfen und ſchoß kielo ben in die Flu⸗ ten. Die Paſſagiere. die ſich auf Deck aufge⸗ halten hatten, trieben hilflos auf den tanzen⸗ den Wellen; die anderen waren mit in die Tiefe geriſſen worden. Das Unglück war ſo ſchnell getommen. daß nur wenige einen Ret⸗ tungsgürtel trugen. Nicht ein einziges Ret⸗ tungsbogst war ins Waſſer gelaſſen worden. 0 0 nach kurzem Todeskamuf einer nach dem anderen von den Schiffbrüchigen unter. Leuchtturm St. Gildas aus war das emerkt worden, aber ohnmüchtig und bringen zu künnen, mußten die Alles, was nten, war nur, die Hafen behörden aire zu alarmieren, In aller Eile i Schleppdampfer„Ponnie“ und sſtelle hinaus; das Lot⸗ ihnen. Stundenlang kreuzten über der Unglücksſtelle aber es war em Hilfe mehr zu bringen. Der„Pornic“ k den on! zigen Mann Oeſte r Jellineck, der, an ein die Leiche igen Mädchens n noch nicht er⸗ kaltet war, bemühte man ſich ſtundenlang um ſie. doch vergeblich. Unter den ſechs Geretteten be— findet ſich ein zweiter Oeſterreicher namens Schi ſchek und ein Norweger namens Laechner. Die ſechs Schiffbrüchigen hatten ſich an einem kiel⸗ oben treibenden Rettungsboot ihres Väderdamp— fers angeklammert Einer der Geretteten keſſen Mutter bei dem Unglück mitertrunken iſt, erzählte in wenigen Worten den Verlauf der Kataſtrophe. Das Schifflein war ſchon in die Mündungsbucht der Loire eingefahren und die Paſſagiere hofften, bald in Sicherheit zu ſein. Alle Welt hatte ſich vor dem Wind und vor den Wellen nach der Backbordſeite geflüchtet. Plötzlich ſchwankte das Schiff ſchwer über. Im gleichen Augenblick ſchlug eine ſchwere Welle über Deck und brachte das Schifflein zum Kentern. In wenigen Sekunden war das Unglück geſchehen. „Ich weiß nicht, wie ich wieder an die Oberfläche kann“, erzählte der Schiffbrüchige weiter.„Ich er wiſchte ein Stück Holz und lammerte mich daran feſt. Wenige Meter entfernt:, jah ich ein Rettungs— boot treiben, an dem ſich mehrere meiner Kame— raden feſthielten. Ich ſchwamm hinüber und wir verſuchten, Boot, d i ö b, wieder aufzurichten war dem en Wellen— gang nicht npf mit den Well wurden zwei raden vonger und gingen auf Furchtbare S laut, d 0 Grollen d Ic. unſer 5561 bem Seiten ſo hes und dauerte aber N An der Unglücksſtelle Noirmoutier wtb. Paris, 16 ie von Breſt an (Eine Wiesbadener Die Staatsanwalt⸗ Wiesbaden, 15. Juni. Frauenärztin verhaftet.) ö ſchaft hat die hieſige Frauenärztin r. N in Unterſuchungshaft nehmen laſſen, weil gen ſie der Verdacht beſteht, ſich chens gegen Paragraph 218 ſchuldig gemacht haben. Frankfurt a. M., 14. Juni.(Bankräuber Stephan und Glock legen Berufung ein.) zu Zuchthausſtrafen verurteilten Bankre N Stephan und Fritz Glock, die den Ueberfall auf eine Depoſitenkaſſe in der Mainzer Landſtraße verübt haben, haben gegen das gegen ſie ek⸗ gangene Urteil Berufung angemeldet. ſodaß der Fall auch noch die Strafkammer beſchäftigen wird. 55 Köln, 14. Juni.(Tödlicher Diskuswurf.) Auf dem Sportplatz in Köln⸗Nippes übten mehrere Sportfreunde das Diskuswerfen. Einem daran beteiligten 18⸗jährigen Studenten rutſchte dabei eine Dikusſcheibe aus der Hand und traf einen rechts von ihm ſtehenden 24. jährigen Mann am Kopfe. Die Verletzung war ſo erheblich, daß der Mann am nächſten Tage geſtorben iſt. Es liegt hier ein äußerſt bedauer⸗ licher Unglücksfall vor, der die bei dieſem Sport Umherſtehenden zur Vorſicht ahnt. des Auslauf der Kieler Marine zur Auslands reiſe. einheiten 15, Juni. Die in Kiel ſtationier⸗ . Linienſchiffe„Schleswig-Holſtein“ „Heſſen“ haben heute Vormittag den Hafen zur Sonderauslands-Ausbildungsreiſe verlaſſen. * und Zuſamm z zwiſchen Kommuniſten und Nationalſozialiſten. witb. Walſum, 15. Juni. Als geſtern abend ein Demonſtrationszug der Internationalen Arbeiterhilſe die Wilhelmſtraße paſſierte, kam es zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen einer in dieſer Straße wohnenden Familie, die der NSDAP. angehört, und Teilnehmern des Demonſtrationszuges. Die Demonſtranten ſtürmten das Haus u. zerſtörten das Mobiliar Die Familienmitglieder verbarrikadierten ſich jetzt in der Scheune, aus der heraus ſie einige Schüſſe abgaben. die zwei Kommuniſten ver⸗ letzten. Plötzlich wurde die Scheune von bisher unbekannten Tätern in Brand geſetzt. Die Feuerwehr konnte die umliegenden Gebäude retten, während die Scheune niederbrannte. Die polizeilichen Ermittelungen ſind noch nich: abgeſchloſſen. u n,, 1 77175 2 2 f 1 05 au EA 45 2 Sil et. 2. Ge e. A. 1e cl. eig Hacaclvoct 6 2 grunen, Nas de, SUNMLIIU eur SE SEUSchAET A. 5 were! Hv er we r. err gfx NN Sense end Fete r run v gr N nun-„„ älle in einer ſpaniſchen g Wie Havas berichtet kleinen Ortſe längſt gewähl n Poliziſt un viele Verhaftungen vilherſonen wurden. Mehrere nonimen Herriot am Sprechen verhindert. weib. Paris, 15 wollte geſtern in Lyon in einer Wählerverſammlung ſprechen wurde jedoch durch die Sozialiſten und Kommu niſten daran verhindert. hänger wurden ſogar v. gegnerſſa angegriſſen und verletzt. Hühneraugen Hautwucherungen werden gründlich auf ſauberſte und be⸗ quemſte Art beſeitigt durch„Leolin“ Padung für mehrmaligen Gebrauch mit genauer Gebrauchsanweiſung 60 Pf. In allen Chlorodont⸗Verlaufsſtellen zu haben. e 5 Juni. Herriot * An Flementen Mehrere feiner Hornhe Horn per Übe