e iernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung R EIMLAUxd! Der unterzeichnete Klub gibt sich die Ehre, die Bevölkerung Viernheims zu dem am Sonntag, den 5. Juli im Stadion (Lorscherstraße) stattfindenden 5 . Wiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) freundlichst einzuladen. Secccrececeeeeeeeeeee e dlschichnenkelts⸗ e elbewerb Neben diesem Wettbewerb die Kunstfahrkanone August Renner aus Ludwigshafen auf. Un möglichkeiten werden zur wartet mit neuem Programm auf und stellt sicher jeden Be- sucher in größtes Erstaunen. Der Eintrittspreis ist 50 Pfg. pro Person.— D. J. K.-Mitglieder u. Erwerbs- lose gegen Vorzeigen entsprechender Ausweise 30 Pfg.— Teilnehmer am Wettbewerb haben gegen Vorzeigen der Teilnehmerkarte freien Eintritt. Wir bitten, die Zufahrtstraßen möglichst frei zu halten.— Die Musik wird ausgeführt von der Vereinigten Feuerwehrkapelle. J Luto- u. Motorrad-Mub V'heim. Des Beginn punkt 3 Uhr. tritt auf Veranlassung des Klubs Möglichkeit! Renner Secco Sococeceoo coco Kathol. Müäuner⸗Verein. Unſer Verein beteiligt ſich am Sonntag, den 21. Juni an dem Fahnenweihfeſt des Männer-, Arbeiter- und Jünglingsverein Pfeddersheim bei Worms. Abfahrt 6,45 Uhr am Stantsbahnhof. Um zahlreiche Beteiligung mit Angehörigen bittet Der Vorſtand. Age nN in nur guter Qualität! Kette Pedal mit Gummieinlage Block-Pedale 1,50 Kettenschutz.85 Mäntel gute Ware von 2,25 an Schläuche aus einem Stück-.95 1.00 1,00 Reparaturen an Fahr- vädern, Nähmaschinen S nur beim Fachmann. Hans Knapp Mechanikermeister Tel. 89 Lorscherstr. 7 Tel. 89 N 7 n ffeniznalverhand 0 Viernheim. 80 Morgen Sonntag Vormittag von 10—1 Uhr Auszahlung. Mitgliedsbuch mitbringen. Der Vorſtand. lerwehr⸗Aebung. Am Sonntag, den 21. Juni 1931, vormittags halb 6 Uhr findet eine Uebung der Freiw. Feuerwehr u. der Pflichtmannſchaft des Jahrganges 1907 LX ſtatt. Signal 5 Uhr. Wer von der Pflichmannſchaft unentſchuldigt fehlt wird zur Anzeige gebracht. Muſik und Spielleute haben anzutreten. Viernheim, den 17. Juni 1931. Das Kommando: Kempf. Mitglied des Deutſchen Arbeiterſängerbundes.— Heute Samstag abend Singſtunde des Männerchors. Der Vorſtand. nEEEE Mag gchorer Zu haben bei: Gg. Mich. Winkenhach Lampertheimerstrage 1. i Bekanntmachung. Betr.: Schnakenvertilgung. Durch unſer Feldſchutzperſonal wurden auf den Tränken Schnakenlarven ſeſtgeſtellt, welche ſo⸗ fort mit Saprol bekämpft wurden. Da anzunehmen iſt, daß die Hausſchnakenlarven ſich auch ſchon ent— wickelt haben, fordern wir alle Haus und Grund⸗ beſitzer auf, die auf den Grundſtücken befindlichen ſtehenden Gewäſſern, wie Waſſertümpel, Regenfäſſer und Baſſins ſofort zu entleeren und dasſelbe mindeſtens alle 3 Tage zu wiederholen, damit die Schnakenlarven, welche nicht ohne Waſſer leben können, zu Grunde gehen. In den nächſten Tagen werden wir eine Kontrolle durch Beauftragte der Gemeinde vor- nehmen laſſen. Wir erwarten, daß ſeitens der Haus- und Gartenbeſitzer alles geſchieht, um der läſtigen Schnakenplage Herr zu werden. Viernheim, den 18. Juni 1931. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. J. V.: Roos. K 222 e eee We Gaſthaus zum grünen Laub Große Lauaudterhanung Sonntag abend ab 8 Uhr. Wozu freundlichſt einladet Der Wirt: Ad. Beckenbach. Accordionkapelle: Kamenzin. Bei ſchönem Wetter Gartenwirtſchaftsbetrieb. FEC Alle Hausfrauen, die mein Vohnerwachs u. Wachsbeize bis jetzt im Gebrauch haben, ſind hocherfreut über deſſen große Güte und Ausgiebigkeit im Ge⸗ brauch. Machen auch Sie wenigſtens einmal einen Verſuch. Empfehle auch mein aller feinſtes Tafelöl, das beſte was es gibt pro Ltr. in Flaſchen& 1.—. Ebenſo Schuherem, erſtklaſſig LN ens, Ludwigſtraße 15. Alte Zeitungen 3. Ein wickeln u. Tapezieren geeignet zu haben in der Geſchäftsſtelle ds. 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Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 48. Jahrgang Weltmoratorium für ein Jahr Der Wortlaut der Erklärung Boovers— Deutſchland hat bereits zugeſtimmt— Annahme durch England und Italien bevorſtehend — Frankreich macht noch Kusflüchte— Deutſchlands Reviſionsverlangen unberührt wtb. Waſhington, 21. Juni. Präſident Hoover gab geſtern abend folgende Erklä⸗ rung ab, deren Wortlaut er den Miſſionschefs der beteiligten Länder, darunter dem deut⸗ ſchen Geſchäftsträger Leitner, durch das Außen⸗ amt überreichen ließ. Die amerikaniſche Regierung ſchlägt einen einjährigen Aufſchub der Zahlungen auf Schulden der Regierungen, Reparationen und Wiederaufbauſchulden vor, und zwar ſowohl bezüglich des Kapitals wie der Zinſen, ausge⸗ nommen natürlich Schuldverpflichtungen der Regierungen, die ſich in Privathänden befinden. Vorbehaltlich der Zuſtimmung des Kongreſſes iſt die amerikaniſche Regierung be⸗ reit zu einem Aufſchub aller ihr ſeitens frem⸗ der Regierungen geſchuldeten Zahlungen wäh⸗ rend des am 1. Juli 1931 beginnenden Etats⸗ jahres unter der Bedingung, daß die wichtige⸗ ren Gläubigerſtaaten ebenfalls alle ihnen ge⸗ ſchuldeten Zahlungen aus Regierungsſchulden für ein Jahr aufheben. Dieſer Schritt iſt von folgenden Senatoren bereits gebilligt worden: Ashurſt, Bingham, Vorah, Byrnes, Capper, Feß, Fletcher, Glaß, Harris, Harriſon, Bull King, Morrow, Moſes, Reed, Swanſon, Vandenberg, Wagner, David Walſh, Thomas Walſh, Watſon ebenſo von 18 Mitgliedern des Repräſentantenhauſes. Er wurde ferner gebilligt von dem Botſchafter Dawes und von Owen D. Moung. wirtſchaſtliche Erholung der Welt Zweck dieſes Schrittes iſt, das kommende Jahr der wirtſchaftlichen Erholung der Welt zu wid⸗ men und die Kreiſe in den Vereinigten Staaten, die bereits am Wiederaufbau arbeiten, von den von außen kommenden verzögernden Faktoren zu befreien. Die über die ganze Welt verbreitete Depreſ— ſion hat die europäiſchen Staaten mehr in Mit⸗ leidenſchaft gezogen als uns. Einige jener Staa⸗ ten fühlen die Verminderung ihrer wirtſchaftli⸗ chen Stabiliſierung durch dieſe Depreſſion in ernſtem Maße. Das Gewicht der Regierungs⸗ ſchulden, das in normalen Zeiten tragbar wären, drückt inmitten dieſer Depreſſion ſehr auf die Völker. Aus einer Reihe von Gründen, die aus der Depreſſion reſultieren, beiſpielsweiſe der Preis⸗ ſturz fremder Waren und das mangelnde Ver— trauen in die wirtſchaftliche und politiſche Sta⸗ bilität im Ausland, begann eine abnormale Zu⸗ wanderung von Gold nach den Vereinigten Staaten, wodurch die Kreditfähigkeit vieler frem— der Staaten vermindert wurde. Dieſe und an⸗ dere Schwierigkeiten im Ausland verringern die Kauftraft für unſere Exportwaren und ſind da⸗ her in gewiſſem Umfang ſchuld an unſerer fort⸗ dauernden Arbeitsloſigkeit und den ſortdauernd niedrigen Preiſen ſür unſere Farmprodukte. Rechtzeitige Maßnahmen ſind daher geboten, um den Druck dieſer ungünſtigen Faktoren im Aus⸗ land zu lindern, zur Wiederherſtellung des Ver⸗ trauens beizutragen und dadurch den politiſchen Frieden und die wirtſchaftliche Stabiliſierung in der Welt zu fördern. Die Autorität des Präſidenten der Vereinig⸗ ten Staaten bezüglich der Löſung dieſer Prob⸗ leme iſt, ſo heißt es in der Erklärung, begrenzt, da er hierin vom Kongreß unterſtützt werden muß. Dem Präſtdenten iſt von ſührenden Mit⸗ gliedern beider Häuſer des Kongreſſes Unterſtüt⸗ zung zugeſichert worden. Der Kern des Vor⸗ ſchlages iſt, den Schuldnern Zeit zur Wieder⸗ erlangung ihrer nationalen Proſperität zu ge⸗ ben, und ich richte an die Amerikaner den Rat. in ihrem eigenen Intereſſe gute Gläubiger und gute Nachbarn zu ſein. Mriegsſchulden u. Reparationen Ich möchte dieſe Gelegenheit dazu benutzen, meine Anſicht über unſere Beziehungen zu den deutſchen Reparationen und den uns von den europäiſchen alliierten Regierungen geſchuldeten Summen offen zu äußern: Unſere Regierung hat ſich nicht an der Auf⸗ erlegung der Reparationen beteiligt, noch ſich irgendwie bezüglich ihrer Feſtſetzung geäußert. Wir haben mit voller Abſicht keinen Anteil ge⸗ habt an den allgemeinen Reparationen oder an der Aufteilung von Kolonnen oder von Privat⸗ eigentum. Die Rückzahlung der Anleihen, die wir den Alliierten für den Krieg und für Wie⸗ deraufbauzwecke gewährten, wurde auf einer Baſis geregelt, die weder mit den deutſchen Re⸗ parationen irgendwie zuſammenhing, noch von deren Zahlung abhängig gemacht wurde. Daher iſt die Reparationsfrage notwendigerweiſe ein rein europäiſches Problem, mit dem wir nichts zu tun haben. Ich billige nicht im entfernteſten die Streichung der uns geſchuldeten Summen. Das Weltvertrauen würde durch einen der⸗ artigen Schritt nicht gefördert werden. Keiner unſerer Schuldner hat das ja vorgeſchlagen, aber da die Baſis der Fundierung dieſer Schul⸗ den die Zahlungsfähigkeit des Schuldners unter normalen Verhältniſſen war, ſo führen wir nur konſequent unſere eigenen Prinzipien durch, wenn wir die gegenwärtigen anormalen Ver⸗ hältniſſe in der Welt in Rechnung ziehen. Ich bin davon überzeugt, daß das amerikaniſche Volk nicht den Wunſch hat, den Verſuch zu machen, vom Schuldner mehr herauszuholen, als er zah⸗ len kann, und meiner Anſicht nach verlangt eine weitſchauende Politik, daß unſere Regierung die gegenwärtige Lage in ihrer Realität anerkennt. Dieſe Haltung entſpringt vollkommen unſerer bisher beſolgten Politik. Wir werden dadurch nicht in die Distuion rein europäiſcher Pro⸗ bleme, zu denen die Reparationsfrage gehört, hineingezogen, wir wollen lediglich unſere Be— reitſchaft ausdrücken, zur baldigen Erholung der Weltproſperität, an der unſer Volk ſo ſtark intereſſiert iſd, unſeren Teil beizutragen. Beziehungen zur Abrüſtung Ich möchre noch hinzufügen, daß wir, obgleich dieſer Schritt mit der für nächſten Februar an— geſetzten Konferenz zur Beſchränkung der Land— rüſßungen nichts zu tun hat, doch die Hoffnung haben, daß angeſichts des ſtarken Einfluſſes des Wettrüſtens auf die gegenwärtige Depreſſion unſer Schritt zu freundſchaftlicheren Beziehungen beitragen wird, die für die Löſung dieſer wich— tigſten Räſtungsfrage ſo notwendig ſind. Deutſchland hat bereits zugeſtimmt Annahme durch England und Italien bevorſtehend. enb. Berlin, 21. Juni. Die Reichs⸗ regierung iſt über den Vorſchlag des ame⸗ rikaniſchen Präſidenten ebenſo wie die anderen Hauptmächte auf dem Wege über ihre Botſchaft in Washington am Freitag Abend unterrichtet worden. Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, hat ſie der amerikaniſchen Regierung bereits ihre Zu⸗ ſtimmung zu dem Vorſchlag mitgeteilt. Die Zuſtimmung iſt umſo freudiger erfolgt, als man in Berlin wohl zu würdigen weiß, was Botſchaft Hindenburgs an Hoover Notruf in letzter Stunde— Deutſchland vor dem Suſammenbruch Berlin, 21. Juni. Wie wir erfahren, hat Reichspräſident von Hindenburg in der Nacht von Samstag zum Sonntag an den Prüſidenten Hoover ein Telegramm ge⸗ richtet, in dem er darauf hinweiſt, daß die Notlage des deutſchen Volkes eine ſofor⸗ tige Entlaſtung notwendig mache. Es iſt anzunehmen, daß der Reichspräſi⸗ dent dieſen Schritt nicht ohne das vorherige Einverſtändnis des Präſidenten Hoover unternommen hat. Eine Veröffentlichung des Telegramms wird nicht in Berlin ſondern, vielleicht in Newyork erfolgen. In ſeinem Telegramm an Hoover begrüßt es der deutſche Reichspräſident warm, daß Prä⸗ ſident Hoover die Initiative zur Löſung des Schuldenproblems, das auf der ganzen Welt laſtet, ergriffen habe. Beſonders die Notlags Deutſchlands habe ein ſchnelles Eingreifen er— fordert. Es werden dann im einzelnen die be— ſonderen wirtſchaftlichen Notſtände Deutſch— lands dargelegt. Mit der letzten Notverord— nung, deren Aufgabe es war, den Staat und die Wirtſchaft vor dem Zuſammenbruch zu be— wahren, ſeien dem deutſchen Volk noch einmal faſt unerträgliche Opfer auferlegt worden, die auf die Dauer kaum haltbar ſeien und die trotz— dem nicht ausreichen, eine wirtſchaftliche Ge⸗ ſundung herbeizuführen, wenn nicht ein ver— ſtändnisvolles wirtſchaftliches Zuſammenwirken der Völker erfolge. Die dankenswerte Initia⸗ tive des Präſidenten Hoover habe den Weg zu einem ſolchen Zuſammenwirken eröffnet und dieſer Schritt werde deshalb von Deutſchland aufs wärmſte anerkannt werden. 271 Kilometer in 104 Minuten Glückliche Schnellfahrt des Schienen⸗Seppelins wib Berlin, 21. Juni. Nach dem Start um 3,27 Uhr in Bergedorf bei Hamburg traf der Schienen⸗Zeppelin Krulenbergs um 3.11 Uhr auf dem Spandauer Hauptbahnhof ein. Er hatte die Strecke von 271 Kilometern in einer Stunde 44 Minuten burchgeführt und einen Durchſchnitt von 170 Stundenkilome⸗ tern erreicht. Die Höchſtgeſchwinbigleit betrug 280 Stundenkilometer. An der Fahrt hatten außer Dr. Krukenberg teilgenommen der Mitkonſtrukteur, Diplominge⸗ nieur Stedefeld, der Führer Ingenieur Plack, die Gattin Krukenbergs, ſowie zwei Monteure. Dr. Krukenberg ſelbſt war von der Fahrt be⸗ geiſtert. Der Brennſtoffverbrauch von Berlin bis Hamburg betrug genau 183 Liter, das ſind etwa 70 Liter für 100 Kilometer, alſo ungefähr das Doppelte, deſſen, was ein ſtarker Kraftwa⸗ gen verbraucht. Denngegenüber aber würde der Kraftwagen mit nur etwa 60 bis 70 Stunden⸗ kilometern fahren und höchſtens vier oder ſechs Perſonen befördern können, während der Schie⸗ nenzeppelin durchſchnittlich mit 100 km Ge⸗ ſchwindigkeit fährt und dabei 24 Perſonen— im Notfall über 40 Perſonen— befördern kann. Nach einem halbſtündigen Aufenthalt in Spandau ſetzte ſich der Propellerwagen wieder in Fahrt zum Bahnhof Grunewald, Hier batten ſich bie Vertreter ber Deutſchen Reichsbahn ein⸗ gefunden, u. a. Präſident Marx und Direktor Dr. Dorpmiller. Die Stadt Berlin war durch Stadtbaurat Dr. Wagner vertreten. In einer Beſprechung mit Vertretern der Preſſe brachte Ingenieur Stedefald zum Aus⸗ druck, daß der ſeit 1903 beſtehende Schienenwa⸗ genrekord, der damals von Reichelt mit 214 Stundenkiloletern aufgeſtellt worden ſei, nun⸗ mehr durch dieſe Fahrt gebrochen wurde. Von 8 Uhr früh ab wurde der Wagen dem Publikum gezeigt. Ueber die Rückfahrt nach Han⸗ nover iſt noch nichts Näheres feſtgeſtellt, ſte dürfte aller Wahrſcheinlichkeit nach am Mitt⸗ woch oder Donnerstag erfolgen. 12 141 0 cha ftskriſe die Einſchaltung der Vereinigten Staaten in die Bemühungen zur Beſeitigung der bedeute. Die Erleichterung, die Deutſchland nach dem amerikaniſchen Vorſchlag zuteil würde, beläuft ſich nach Berechnungen an zuſtändigen Stellen auf etwa 1500 Millionen; von der Geſamtſumme, die während dieſes Zeit— raums fällig wäre, muß man nämlich etwa 200 Millionen ſür die weiterlaufenden Zinsverpflich— tungen abziehen. In dieſem Zuſammenhanz iſt auch zu unterſtreichen, daß die Reviſionsmöglich⸗ keiten durch das Ferienjahr nicht beeinträchtigt werden. Nach Berliner Auffaſſung wird auf dieſe Weiſc keine Ausſicht verbaut und es iſt nach Auffaſ⸗ ſung Berliner Stellen ſchließlich richtiger, die Zahlungen auf Wunſch des Gläubigers als ge— gen die Front der Gläubiger einzuſtellen. Eine weſentliche Frage für die weitere Entwicklung iſt natürlich, welchen Standpunkt die übrigen Mächte einnehmen. Es iſt anzunehmen, daß Eng— land ebenfalls unmittelbar ſein Einverſtändnis erklären wird, ebenſo Italien. Problematiſcher ſcheint im Augenblick noch die Stellung Frank- reichs. Auch in deutſchen politiſchen Kreiſen wird nicht verkannt, daß Frankreich gewiſſe Opfer bringen müßte. Frankreich erhält von uns über 800 Millionen Mark und hat ſelbſt mehr als 400 Millionen Mark an Kriegsſchuldenverpflichtun— gen zu zahlen, erleidet alſo einen Ausfall von rund 400 Millionen Mark. Es iſt aber ſchließlich wohl kaum anzunehmen, daß Frankreich ſich ei⸗ ner Geſamtaktion Amerikas und Europas ent— ziehen wird. Weltwirt— Eine halbamtliche franzöſiſche Auslaſſung wtb. Paris, 21. Juni. Havas berichtet heute folgende halbamtliche Mitteilung: In den autoriſierten Kreiſen weiß man die Bedeutung und die Hochherzigkeit der Geſte der Vereinig⸗ ten Staaten wohl zu ſchätzen, betont aber die Notwendigkeit, den Moratoriumsplan mit dem Doungplan in Einklang zu bringen. Ein Mei⸗ nungsaustauſch hierüber würde zwiſchen den verſchiedenen Regierungen vor dem eventuellen Zuſammentritt einer internationalen Konfe⸗ renz, für die gegenwärtig noch kein Zeitpunkt ſeſtgeſetzt werden kann, ſtattfinden müſſen. Das neue öſterreichiſche Kabinett ttt. Wien, 21. Juni. Die Bemühunge! Dr. Bureſchs um die Bildung einer Regierung aus den bisherigen Mehrheitsparteien haben am Sametag abend zum Erfolg geführt. Die Be⸗ ſtätigung der Miniſterliſte durch den Bundes— präſidenten Miklas ſteht unmittelbar bevor. Bundeskanzler wird Dr. Bureſch, Vizekanzler und Außenminiſter Dr. Schober, Heeresmint⸗ ſter Vaugoin, Innenminiſter Winkler(Land⸗ bund), Finanzminiſter Dr. Joſef Redlich, Mi⸗ niſter für ſoziale Verwaltung Dr. Reſch, Mi⸗ niſter für Landwirtſchaft Dollfluß, Miniſter für Unterricht Gzermak, Miniſter für Handel Heinl, Juſtizminiſter Dr. Schürff. „Do X“ vor Rio de Janeiro gelandet wib Rio de Janeiro, 21. Juni.„Do X“ ſtieg geſtern früh von Sao Pedro kurz vor der Mit⸗ tagsſtunde zum Weiterflug nach Rio auf. Kurz vor 1 Uhr ſüdamerikaniſcher Zeit er⸗ ſchien das Flugſchiff über Rio de Janeiro und landete glatt. Die braſilianiſche Regierung entſandte ſofort, nachdem der„Do X“ in der Guanabara-Bucht in ruhigem Waſſer niedergegangen war. zwei Militärflugzeuge, um das Flugſchiff nach der Ankerſtelle zu verbringen. Die Begeiſterung der Bevölkerung war ungeheuer. Hohe Regierungs⸗ beamte und die Spitzen der Geſellſchaft fanden ſich in großer Zahl in denn Beſichtigungspavillon ein, um ſich das Meiſterwerk deutſcher Technik anzuſehen, und Tauſende von Menſchen um⸗ ſäumten die Hafenboulevards, um„Do X“ zu ſehen. Die chriſtlichen Gewerk⸗ ſchaſten zur Notverordnung enb. Berlin, 20. Juni. Aus Anlaß der durch die Notverordnung vom 5. Juni 1931 ge⸗ ſchaffenen Lage tagte der Hauptvorſtand des Heſamtverbandes der Chriſtlichen Gewerkſchaften Deutſchlands am 18. Juni in Düſſeldorf. Ver⸗ treter aller Verbände ſchilderten eingehend die ungünſtigen Auswirkungen der Notverordnung. Das Ergebnis der Verhandlungen wurde, laut „Germania“, wie folgt feſtgelegt: „Die chriſtlichen Gewerkſchaften würdigen die außerordentlich ſchwierige Lage, in der ſich infolge der wirtſchaftlichen und finanziellen Zuſtände Volk und Vaterland befinden. Sie anerkennen, daß dieſe Lage entſchloſſenes Han⸗ deln ſeitens der Reichsregierung erfordert und Opfer von allen Volksſchichten bedingt. Des⸗ ungeachtet muß gegen eine Reihe von Beſtim⸗ mungen der Notverordnung entſchieden Stel⸗ lung genommen werden. Die Notverordnung bringt eine gewaltige Kürzung der ſozialen Leiſtungen, beſonders in der Arbeitsloſenhilfe, ſie greift ſehr in das Lebensrecht der Arbeit nehmer ein und enthält Beſtimmungen, die die Arbeiterſchaft ungleich und ungerecht im Ver— hältnis zu anderen Volksſchichten behandeln, den Glauben an die Gerechtigkeit erſchüttern und verbitternd wirken. Die chriſtlichen Bewerkſchaften verlangen erneut, daß über die in Ausſicht geſtellten Erleichterungen hinaus eine beſchleunigte Abänderung der Notverordnung erfolgt. Sie werden in einer Denkſchrift der Reichs— regierung ihre Bedenken und Abänderungsvor— ſchläge unterbreiten. Den Beſtrebungen ſozialreaktionärer, ſcharf— macheriſcher Kreiſe. die ohne Rückſicht auf die Not der breiten Volksſchichten eine weitere Verſchlechterung der Sozialverſicherung, des Tarifrechts und eine Beſeitigung des zeitlichen Schlichtungsweſen und der Verbindlicherklä— rung zum Zwecke neuer Lohnſenkungen ver⸗ langen, treten die chriſtlichen Gewerkſchaften mit aller Schärfe entgegen. Die Verwirklichung dieſer Beſtrebungen zu deren Anwalt ſich jetzt auch der Zweckver— band der Induſtrie- und Handelskammern zu Bochum, Dortmund, Eſſen und Münſter ge⸗ macht hat, würde einſeitige Willkürherrſchaft bedeuten und müſſe die Kataſtrophe herbei— führen. Der Vorſtand des Geſamtverbandes richtet an die Arbeiterſchaft den dringenden Appell, durch unermüdliche Arbeit die Reihen der chriſtlichen Gewerkſchaften zu ſtärken. Starke Gewerkſchaften und entſchloſſener Wille auf die Lebensintereſſen der Arbeiterſchaften wirkſam zu begegnen und geſündere Grundlagen für unſer ſtaatliches und geſellſchaftliches Leben zu gewinnen.“ . 7 Aus aller Welt Politiſcher Totſchlag. wtb. Neiße, 20. Juni. Geſtern abend kam es vor dem Parteilokal der Nationalſozialiſten zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen Kommuniſten und Nationalſozialißen. Bereits am Tage vor⸗ her hatte ſich eine Meſſerſtecherei zwiſchen bei⸗ den Parteien abgeſpielt. Der geſtrige Zuſan⸗ menſtoß war bedeutend ſchwerer und ſührte zu einer Schießerei, bei der nationalſozialiſtiſche Handlungsgehilfe Müller erſchoſſen wurde. Von wem der tödliche Schuß ausgegangen iſt, konnte noch nicht ermittelt werden. Des Lebens seltsames Spiel. Noman von Eliſabeth Ney. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(S) 6. Fortſetzung. Als der Abend kam, ſchlich ſie müde heim ſort zu Bett. Da von Matthias Brecht auch an dieſem ausgeblieben war, mußte ſie nun doch glauben daß er nur ein Tage jedwede Nachricht frevles Spiel mit ihr getrieben hatte. Seltſam, ihr Herz aber konnte der Stimme des Verſtandes nicht folgen; es ſagte ihr mit jedem neuen Schlage, daß ſie den Geliebten dennoch nicht verloren habe, daß ihn etwas ganz Veſonderes fernhalte. . Es war am Abend des dritten Tages nach Chriſta Walbs herber Enttäuſchung. Heute hatte ſie nur bis zum Spätnachmit⸗ tag Dienſt gehabt, und ſtieg nun gerade die Treppe empor, als ſie ein leiſes Aechzen im Treppenhauſe vernahm. Im zweiten Stockwerk begegnete ihr die Flurnachbarin, die ſich umſonſt bemühte, einen ſchweren Reiſekoffer die Stufen hinaufzutragen. Hilfsbereit ſprang ihr Chriſta bei und nahm der alten kränklichen Frau die ſchwere Laſt ab. „Wie lieb von Ihnen, Fräulein Chriſta“, dankte die Alte erfreut.„Ich war in Treptow bei meinen Kindern; ſie haben dort eine kleine prozeß gegen die Wohnungsbau⸗ Gmbh). Wohin die veruntreuten Genet Nele iſt ein ſchwer lösbares ätſe Heidelberg, 19. Juni. In der Nachmittags⸗ verhandlung gegen die beiden Geſchäftsführer wurde in der Angelegenheit des Angeklagten Ludwig Müller fortgefahren. Es drehte ſich um die Aufklärung der Wechſelbetrügereien, durch die die Wohnungsbau⸗Geſ. ſich große Beträge auf Koſten der Armen Schulſchweſtern verſchaffte. Die Gelder ſind bekanntlich durch Spekulationen verloren gegangen. Im weiteren Verlauf wurde begonnen, die Geſchäfte näher zu beleuchten, die Ludwig Müller bezw. die Wohnungsbau-Geſellſchaft mit dem ihr zur Verfügung geſtellten Geld getätigt hatten. Zuerſt kommt die Steigerung eines großen Gutes in der Nähe Münchens zur Sprache, wo⸗ bei für die Wohnungsbau-Geſ. ungefähr 230 000 Mark verloren gingen. Im weiteren Verlauf wurde eingehend über die Entwick⸗ lung der Spekulationsgeſchäfte geſprochen, die die Geſellſchaft mit dem Geld des Schweſtern⸗ ordens unternommen hatte und die bekannt⸗ lich alle fehlgeſchlagen waren. Der Angeklagte Ludwig Müller wies darauf hin, daß er für dieſe Geſchäfte natürlich auch aus Einnahmen aus anderen Unternehmungen der Geſellſchaft gerechnet habe. Die größten Beträge floſſen an die von der Wohnungsbau⸗-Geſellſchaft neu ge⸗ gründete Bahacoma-Geſellſchaft in Amſterdam, die über 650 000 Mark ſchluckte. Mein weiß großenteils überhaupt wohin die Gelder gefloſſen ſind. Einiges iſt zweifellos in ſehr dunkle Kanäle gegangen, und es wäre wohl für einen Krimi⸗ naliſten eine dankbare und intereſſante Auf— gabe, dieſem Weg weiter nachzugehen. Jetzt nicht, geht alles zu Laſten der Konkursmaſſe der WBG. bezw. der Schulſchweſtern. Die Wohnungsbau ⸗-Geſellſchaft führte Verhandlungen über Baupläne in zahlreichen Ländern, wenn auch dieſe Objekte oft ſehr weit in der Ferne ſtanden. So verhandelte man mit Anter⸗ nehmern, zum Teil aber auch mit Regierungen in Aegypten, der Türkei, Kanada, Serbien, Polen, Italien, Rumänien, Lettland uſw. Keines dieſer Projekte iſt zur Ausführung gekommen, aber die Neiſeſpeſen, Proviſionen und Schmiergelder dafür belaufen ſich allein auf ungefähr 480 000 Mark! Der Oberſtaatsanwalt kritiſierte einige der Spekulationsgeſchäfte ſehr ſcharf. Die Verteidiger wieſen gegenüber der Kri⸗ tik des Oberſtaatsanwaltes darauf hin, daß man immer daran denken müſſe, daß die Woh⸗ nungsbau⸗Geſellſchaft doch immerhin über Hunderttauſende von Mark verfügen durfte, die ſie aus dem Bauvertrag als Gewinn und aus den Kapitalzinſen erwartete und auch be⸗ kam. Eine Anzahl der Anklagepunkte müſſe daher automatiſch bei der Schuldfrage aus— ſcheiden. Oberſtaatsanwalt Dr. Haas dagegen be⸗ tonte, daß er anderer Anſicht ſei und die Punkte als einheitliche Schuld betrachte. Prälat Dr. Schäfer iſt, wie jetzt endgültig feſtſteht, wegen Krankheit vom Erſcheinen in der Verhandlung entbunden worden. Zwiſchen 2 und 3 Uhr nachmittags wurde die Verhandlung auf Montag vormittag ver— tagt. — Auſbaftzung der One 45 funkösiseſen Jam. etunglüelzs —— 5 Eine unabſehbare Reihe von Sür gen in einem Schloß in Nantes und doch ſind es nur die erſten 77 Opfer des Ueber 400 weitere Todesopfer müſſen noch ge borgen furchtbaren Dampferunglücks bei St. Nazaire und beſtattet werden. Der Tag des Bildes, eine begrülßenswerle Neuerung. ö Um den jungen franzöſiſchen Malern, denen es nicht gut geht, zu Hilfe zu kommen und in dieſer ſchweren Kriſe ihr Kunſtſchaffen der Oeffentlichkeit zugänglich zu machen, hat ein Pariſer Kunſthandlung beſchloſſen, in ihren Ausſtellungsräumen am Freitag jeder Woche einen„Tag des Bildes“ zu veranſtalten. All Bilder, die an dieſem Tage ausgeſtellt werden ſollen unterſchiedslos zum Einheitspreiſe v⸗ 1000 Francs verkauft werden. Im Intere n der guten Sache hat ſich gleichzeitig eine Anzah anerkannter Maler, deren Bilder ſich auf den Kunſtmarkt bereits hoher Bewertung erfreuen mit den Kollegen, die heute noch unbekann ſind, ſolidariſch und bereit erklärt, zu der Aus, ſtellung auch ihrerſeits einige Werke beizu— ſteuern, die ebenfalls zu dem obengenannten Einheitspreiſe käuflich ſein werden. wiſſen Sie? Daß vermutlich um 3000 v. Chr. ein Arzt des ägyptiſchen Hofes das erſte mediziniſche Lehrbuch geſchrieben hat? Daß Linden ſelten älter als 400—500 Jahre alt werben, Kaſzanien ſogar nur wenig mehr ale 100 Jahre. Eichen erreichen in Nordeuropa kaum älter als 1000 Jahre, während in Südfrankreich Exemplare von mehr als 2000 Jahren keine Sel⸗ tenheit ſind? Daß der erſte Wolkenkratzer im Jahre 1882 in Chicago gebaut wurde und„nur“ zehn Stock⸗ werke hoch war? ——— Vermiſchtes Die Räuber aus der Schillerſtraße in Frankfurt feſtgenommen! Frankfurt a. M., 20. Juni. Vor einigen Tagen überfielen zwei Räuber, und zwar der Gärtner Böcker und der Dachdecker Paul, den Frankfurter Lotterieeinnehmer Sturm in ſei— nem Geſchäftslokal auf dem Schillerplatz, knebelten ihn, banden ihn und raubten ihn aus. Die Frankfurter Kriminalpolizei entwik— kelte einen großen Eifer, um der Täter hab⸗ haft zu werden, ſie konnte aber nur feſtſtellen, daß die beiden Räuber ins Ausland entkom— men waren. Vor einigen Tagen traf nun eine Karte aus Monte Carlo hier ein, auf der Blöckner einer Bekannten Grüße aus Monte Carlo ſandte. Man vermutete, daß die beiden Bandften über Liſſobon nach Südamerika aus— reißen wollten. Es wurden daher die notwen— digen Maßnahmen getroffen, aber es kam ganz anders. Geſtern nacht entdeckten Beamte der Darmſtädter Eiſenbahnpolizei zwei Kerle, die in einem leeren Wagen ſchliefen. Man nahm ſie feſt und ermittelte zur größten Ueber⸗ raſchung, daß es die beiden geſuchten Räuber aus der Schillerſtraße waren. Anſchetnend iſt ihnen das nötige Kleingeld ausgegangen, denn ſie waren vollkommen mittellos. Nach dem er ſten Verhör haben ſie ein vollkommenes Ge ſtändnis abgelegt, das ſich mit dem deckt, wa— der Lotterieeinnehmer Sturm ſeinerzeit an— gegeben hatte. Sie waren tatſächlich über Höchſt Mainz, Bingen nach Frankreich geflüchtet und wollen auch in Spanien geweſen ſein. Man fand bei ihnen eine ganze Anzahl Stricke, und es iſt intereſſant, daß ſie auch eingeſtanden haben für heute einen Raubüberfall auf eine Darm⸗ ſtädter Bank geplant zu haben. Durch das ſchrelle Zugreifen der Darmſtädter Polizei iſt dieſer Raubüberfall glücklicherweiſe verhinder! worden. Wirtſchaft, alten Mutter für ein paar Wochen Eßwaren eingepackt. Vielleicht zieh' ich nun überhaupt bald ganz zu den Kindern. Ich werde lang⸗ ſam zu alt und das Gedächtnis läßt nach. Es iſt einſach ſchrecklich, daß ich alles vergeſſe.“ „Chriſta nickte der Frau freundlich zu, und ö ſetzte, oben angekommen, den ſchweren Koffer ö zu Boden. Sie vermochte nicht zu eſſen, und legte ſich ſo⸗ „Herr des Himmels“, rief da die alte Frau plötzlich erſchrocken aus, als ſie ihre Handtaſche öffnete, um daraus den Wohnungsſchlüſſel zu ſuchen.„Gott, meine Vergeßlichkeit, Fräulein Chriſta. Na, hoffentlich iſt es nichts Dum⸗ mes, was ich damit angerichtet habe. Da ſteckt doch noch wahrhaftig das Telegramm, das mir am zweiten Feiertag gegen Abend ein Tele⸗ graphenbote für Sie aushändigte, weil die Olga und Ihr Vater nicht zu Hauſe waren, in meiner Handtaſche.“ Chriſta war ſchreckensbleich zurückgetaumelt; dann aber griff ſie mit zitternden Händen nach dem etwas zerknitterten, noch ungeöffneten Telegramm. „Da habe ich wohl wirklich etwas Dummes angerichtet? Ach Gott, Fräulein Chriſta, Sie ſehen doch plötzlich zum Sterben elend aus. Was iſt denn paſſiert?“ jammerte das alte Weiblein kläglich. „Nichts nichts“, ſtammelte Chriſta matt. „Beruhigen Sie ſich nur, Frau Scheumann.“ Bei dieſen Worten flog Chriſta wie gehetzt davon. In ihrem Zimmer angekommen, ſank ſie auf ihr Bett und riß das Telegramm in wilder Haſt auf. Es lautete: W meme na, und da haben ſie nun ihrer N eee „Liebling! Soeben erhalte ich Nachricht von dem plötzlichen Tode meines Onkels, der an mir Vaterſtelle vertritt. erſchüttert eile ich noch heute abend zum Totenlager. Adreſſe: Stuttgart, Park⸗ ſtraße 8. Verzeih', Liebling, du wirſt ſehr traurig ſein, aber der unerbittliche Tod fragt nicht nicht, ſo bald wie möglich kehre ich zurück. Matthias!“ „Matthias, dem Himmel ſei Dank!“ Wie ein erlöſender Schrei brach dieſer Ausruf aus Chriſtas Munde. Die Gedankenloſigkeit der alten, halbkin⸗ diſchen Nachbarin hatte alſo all dies furcht⸗ bare Leid der letzten Tage über ſie gebracht. Matthias Brecht war kein ſchlechter Menſch, nur die Pflicht hielt ihn fern von ihr. Er hatte ſie nicht vergeſſen, nicht mit ihr geſpielt! Aufjubelnd preßte ſie das Telegramm gegen ihre Lippen. Sie weinte. Diesmal aber waren es Trä⸗ nen ſeligen Glücks, die unaufhaltſam aus ihren Augen rollten. „Matthias, mein Geliebter, ich habe dich wieder“, ſtammelte ſie, unter Weinen und Lachen. Erſt, als ſie die Flurtür gehen hörte, faltete es in ihre Taſche. Es war Olga, die von der Arbeit heim⸗ nein, aus Matthias Brechts Munde ſollten ſie alle erfahren, noch Wirklichkeit geworden war. Tief er⸗ nach MenſHenglück. Verzage ſie ſchnell das Telegramm zuſammen und ſteckte kam. Sie ſollte nicht an ihrem Glück teilhaben. Auch dem Vater wollte Chriſta nichts verraten; allein daß ihr Glück doch rr . 5 1 5 e eee eee, reer N en Und es ſchien faſt, als wenn ſelbſt der Himmel ſich mit Chriſta Wald freuen wolle: denn die trägen, ſchweren Regenwolken, die in den letzten Tagen über der Stadt gehangen hatten, zerſtoben urplötzlich in alle Winde, und die letzten Strahlen der Abendſonne drangen in ihr kleines Zimmer. Chriſta trat zum Fenſter und breitete ſehn⸗ ſüchtig die Arme aus. „Matthias, mein Geliebter ich habe dich balb wieder, und alles, alles iſt gut“, flüſterte ſie glückſelig. * Als Chriſta am nächſten Morgen die Woh⸗ nung verließ um ins Amt zu fahren, begegnete ihr auf der Treppe der Briefträger. „Heute iſt auch ein Brief für Sie dabei, Fräulein Wald“, ſagte er, lachend ſtehenblei— bend. Chriſta griff errötend nach dem Briefe, auf dem ſie Matthias Brechts Handſchrift er⸗ kannte. Einen Dank murmelnd, eilte ſie ſchnell die Treppe hinab. Drüben in den kleinen Platzanlagen, auf einer Bank erbrach ſie dann das Schreiben. Es enthielt nur wenige, haſtig hingewor⸗ fene Zeilen, aus denen jedoch Liebe und gren⸗ zenloſe Sehnſucht ſprachen. Malthias teilte ihr mit, daß er in den nüchſten Tagen nach Berlin zurückkehren und ſie dann des Abends abholen würde, um die Angelegenheit mit ihrem Vater zu ordnen. —: Fortſetzung folgt.— Tagesnachrichten Coloſſer zur Staatspartei übergetreten. Berlin, 19. Juni. Abg. Coloſſer, der bis vor zurzem der Wirtſchaftspartei angehörte, und in⸗ folge Meinungsverſchiedenheien mit den Par⸗ keivorſitzenden Drewitz ausgeſchieden iſt, iſt zur Staatspartei übergetreten. 2 2 Herabſetzung des Maispreiſes Berlin, 20. Juni. Der Verwaltungsrat des Maismonppols hat lt.„Frkf. Ztg“ heute beſchloſ⸗ ſen, den Maispreis auf 170 Mark herabzuſetzen, Ferner hat die Reichsregierung den Gerſtenzoll auf 50 Mark ermäßigt für ſolche Bezieher, die in der gleichen Menge wie Gerſte Kartoffel- flocken beziehen. Dabei iſt der Preis für die Kartoffeflocken ebenfalls, und zwar auf 170 Mk. herabgeſetzt worden. Bei einem Weltmarktpreis für Gerſte von ungefähr 95 Mark, einem Zoll vonn 50 Mark und einem Kartoffelflockenpreis von 170 Mark ergibt ſich damit ein Durch— ſchnittspreis für das Schweinefutter von 15250 Mark gegen bisher ungefähr 168 Mart, ſo daß ſich eine Verbilligung von über 9 Prozent ergibt. 20 Todesopfer der Hitze in Amerika. wtb. Newyork, 20. Juni. Der außerordent— lich ſtarken Hitze, die ſeit einigen Tagen in den mittleren und weſtlichen Teilen der Weßbſtaaten herrſcht, ſind in den letzten Tagen über 20 Per— ſonen zum Opfer gefallen, teils infolge Hitz— ſchlags, teils durch Ertrinken, als ſie, um der Hitze zu entgehen ins Waſſer flüchteten. Im Schatten wurden häufig nahezu 100 Grad Fah— renheit gemeſſen. 12 Feuerwehrleute durch Kohlenoxidgaſe vergiftet. wtb. Leipzig, 20. Juni. Die Hauptſeuer⸗ wache wurde geſtern abend nach einen Hauſe auf dem Bühl gerufen. Als die Feuerwehrleute gegen den vermeintlichen Herd vorrücken woll⸗ ten, wurden ſie trotz Gasmasken ſämtlich durch Kohlenoxidgaſe betäubt. Die Verunglückten, 12 an der Zahl, wurden von den übrigen Mann⸗ ſchaften geborgen. 3 Feuerwehrleute mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Gaſe waren einer Feuerungsanlage entſprungen, die von den Feuerwehrleuten ausgeräumt wurde. Familiendrama in einem Vogelsbergdorfe. Gießen, 20. Juni. In dem kleinen Vogels— bergdorfe Oberſeibertenrod bei Ulrichſtein trug ſich geſtern früh ein ſchreckliches Familiendrama zu. Der ſchwer nervenleidende 30 Jahre alte Lehrer Diehl fiel plötzlich mit einem Meſſer über ſeine 27-jährige Frau her und ſchnitt ihr nach heftigem Ringen die Kehle durch. Die Frau verſtarb alsbald an Verblutung. Der Mann trank nach der Tat eine große Menge Formalin, ſo daß auch er hilflos zu Boden nk. Das Dienſtmädchen fand das Ehepaar rurze Zeit ſpäter in der Wohnung auf und rief ſofort die Nachbarſchaft ſowie ärztliche Hilfe herbei. Die junge Frau war bereits tot, der Mann dagegen wurde in hoffnungsloſem Zu— ſtande nach der Gießener Klinik gebracht, wo er heute mittag bald nach der Einlieferung geſtorben iſt. Das Ehepaar hinterläßt ein zwei Jahre altes Töchterchen. Die Urſache zu dem furchtbaren Drama iſt offenſichtlich in dem ſchweren Nervenleiden des Lehrers zu erblicken. Ein Cand für Renner In England finden ſich nur Eingeweihte zurecht. Von Dr. Hermann Budzislawſti. England iſt eine unbekannte Inſel. Was man in Mitteleuropa vom engliſchen Leben, vom Charakter des britiſchen Volkes, von der Eigen⸗ art engliſcher Traditionen weiß, iſt ſehr dürftig. Paris und Rom, ja ſogar Marſeille und Neapel ſind dem Deutſchen, der gern in die romaniſchen Länder reiſt, beſſer bekannt als London und Li⸗ verpool, Oxſord oder ein Bad an der Kanalküſte. Es gilt, England zu entdecken. Aber das iſt nicht leicht. Schwierigkeiten, die man nicht ver⸗ mutet, türmen ſich vor dem Reiſenden auf. Wenn man engliſchen Boden betritt und zum erſtenmal von einem Händler, dem man einen Penny zu bezahlen hat, auf ein Schillingſtück 11 Pence aus— gezahlt erhält, glaubt man an einen Irrtum, bis man ſich beſinnt, daß für die Angelſachſen das Dezimalſyſtem keine Gültigkeit hat. In den Schaufenſtern ſieht man Preisſchilder, auf denen nicht Schillinge, auch nicht Pfunde, ſondern Guineas verzeichnet ſind. Eine Guinea hat 21 Schilling— aber eine ſolche Münze oder Bank— note gibt es nicht, es iſt nur eine Rechnungsein— heit Auf der Hotelrechnung findet man drei Spalten für Pfunde, für Schillinge und für Pence. Dreimal muß man addieren und dann 585 Pence und Schillinge in Pfunde umwan— deln. Das ſind Dinge, die man in der Schule lernt ohne ſich von der Umſtändlichkeit dieſer Münz rechnung eine Vorſsellung zu machen. Alber nun unternehmen wie eine Auntot bur durchs Land. Die Entfernung wird natürlick nicht nach Kilometern, ſondern nach enaliſcher Meilen gerechnet, Wie hoch ſind die Berge rechts am Weg? Etwa 600 Fuß, lautet die Antwort, mit der der Beſucher vom Kontinent nichts an⸗ fangen kann. Und wie tief iſt der Schacht der Kohlengruben? 750 Yards! Während beim De⸗ zimalſyſtem die verſchiedenen Maße in keinem inneren Zuſammenhang ſtehen, muß man in England alles auswendig lernen. Im Londoner Hafen gibt es einen rieſigen Weinkeller. Ich frage:„Wieviel Wein liegt in deſen Fäſſern?“ „Eine halbe Million Gallonen!“ Erkundigt man ſich weiter, wieviel Kupſer hier verladen wird, ſo hört man ein vertrautes Maß: 200 oder 500 Tonnen. Die Tonne hat 1000 Kilogramm— in Deutſchland; in England hat ſie 1016. Ich ſteige auf einen Wiegeautomaten, werſe ein Pennyſtück ein, und es fällt eine Karte heraus, auf der zu leſen iſt: 12 Stone, 5 Pfund. Nun gibt es ver— ſchiedene Arten von Stone, und das engliſche Pfund hat nur 450 Gramm. Da ich mich erkäl— tet habe, kaufe ich in einer Apotheke ein Fieber— thermometer. Ich meſſe 101 Grad Fahrenheit. Die Umrechnung iſt nicht leicht: man zieht 32 Grad ab, multipliziert den Reſt mit fünf und teil das Ganze durch neun. Dann ergißb ſich, daß die Normaltemperatur des Körpers zwiſchen 98 und 99 Grad Fäͤhrenheit liegt. Da man jeden Abend den Smoking anziehen muß— das iſt in England kein feierlicher Anzug, ſon⸗ dern die übliche Bekleidung zum Abendeſſen— brauche ich bald ein neues Frackhemd. Es ſoll gekauft werden, aber in dem betreffenden Ge— ſchäft kennt man die Halsweiten nur nach Zoll. Ein deutſcher Freund, der in London lebt läßt ſicl, aus Deutſchland eine Küchenwaage ſchicken. Giht es in England keine Küchenwaagen? G delß, aber ſeine Frau kocht nach einem deutſchen ſrochblich, und auf den engliſchen Waagen wiegt ritan nach Unzen. Kein deutſches Küchegrezept iſt brauchbar. Auch die Brieſe werden nach Unzen gewogen und entſprechend frankiert. Eine Eng landreiſe erſetzt einen Kurſus im Kopfrechnen Jas flenaax Lindboigñ euill den Jaeißie liberquoten Charles Lindbergh und ſeine Gattin Der berühmte Ozeanflieger Lindbergh trifft gegenwe Vorbereitungen zu ftihren ſoll. einem Tenge über den Stillen Ozean, der bis g mit ſeiner jungen Gattin alle zur aſiatiſchen Küſte 25 V d Ein Knopf bewirkt eine Groteske Von Betty Schneider. Januar: „Näh' mir doch bitte gelegentlich mal am Ueberzieher den Knopf an, Agathe! ſagte Herr Adolar Kieſelich zu ſeiner Frau. „Gewiß! Natürlich! Wo iſt er „Der Ueberzieher?“ „Nein, der Knopfl“ „Im linken äußeren kleinen— ich meine im kleinen Innentäſchchen der linken äußeren Taſche!“ „Ach, ihr Männer mit euren unzähligen Ta⸗ ſchen! Seitentäſchchen, hintere Hoſentaſche, We⸗ ſtentaſche, innere und äußere Rocktaſche! Schreck— lich! Aber ich nähe ihn nacher an. Jetzt muß ich erſt die Blumen verſorgen.“ Februar: „Schrecklich, dieſer ſehlende Knopf. Wie das nur ausſieht? Haſt du denn nicht mal Zeit, Agathe? Ein Knopf iſt doch ſchnell angenäht!“ „Doch, gewiß. Ach Gott, hab' ich das doch wleder vergeſſen. Ich bin ſoſort mit dieſem Brief fertig. An Couſine Traudchen, weißt du! Der Poſtinſpektor Knipp hat ſich um ſie bewor⸗ ben, und nun fragt ſie bei ür an, was ich dazu meine. Du liebe Zeit, was ſoll man da ſagen? Traudchen iſt ja nicht mehr die Jüngſte. Ich glaube, dreiundfünfzig. Das will überlegt ſein.“ März: „So, nun kommt bald der Frühling. Gott ſei Dank! Dann wird der Ueberzieher eingemot⸗ tet. Bis zum nächſten Herbſt wird dann auch wohl der Knopf dran ſein. Agathe, Agathe!“ „Ach du lieber Himmel, guter Adolar! Ja, ich bin wirklich vergeßlich. Ich muß doch mal zu Doktor Pimpſchen gehen. Vielleicht wird das einmal eine Verkalkung, das iſt doch ſo ſchlimm, nicht? Frau Rechnungsrat iſt daran geſtorben! Was war——— April: „Wie warm es iſt, Agathe! Ich nehme den Ueberzieher auf den Arm. Eigentlich könnte ich ihn hier laſſen, damit du mir endlich mal den denn?“ Knopf annahſt. Aber es könnte Regen geben...“ „Nimm ihn lieber mit, Adolar. Ich nähe den Knopf beſtimmt noch heute an. War er im rech— ten oder im linken inneren Hintertäſchchen?“ „Im linken kleinen Innentäſchchen der äuße— ren Taſche, liebe Agathe Na, ich freu' mich ja. Leg dir gleich Nadel und Faden zurecht, damit du heute abend ſofort nähen kannſt!“ Oktober: ö„Es wird abends ſchon kühl. Ach, du haſt be— reits meinen Ueberzieher ausgepackt? schön. Ich werde ihn anziehen. Sind Motten hinein— gekommen? Nein? Ach, und der Knopf fehlt auch noch. Wollteſt du ihn nicht ſchon vor vielen Mo— naten annähen, Agathe?“ „Doch, ja, Adolar. Du haſt recht. Ich nahm ihn ſogar damals heraus und legte ihn ins Knopfdöschen. Aber jetzt hole ich gleich den Knopf. Ach, da ſchellt meine Freundin. Ich mache eben auf, Adolar, bleib nur ſitzen“ No vember: „Wie iſt es mit dem Knopf, glaube, jetzt nähe ich ihn ſelbſt an.“ „Das kannſt du nicht, Adolar. Augen. Ich kann übrigens ſehen. Es dämmert. Agathe? Ich Denk an deine auch nicht mehr Wir wollen warten, bis ich Licht mache Es iſt doch ein wenig zu früh dazu. Wir müſſen ſparen. Inzwiſchen erzähl mir doch, wie es kam, daß deinem Freund ge— kündigt wurde. Er iſt doch auch nicht mehr der Jüngſte.“ Dezember: „Sieh mal, Agathe, nun muß ich zur Weih⸗ nachtsfeier in den Theaterverein, und der Knopf iſt noch nicht angenäht. Wie ſieht das nun aus! Meine Freunde ziehen mich ſchon auf.“ „Warte, warte, Adolar, ſofort! Sofort! Ich nähe ihn endlich, aber ſofort an!“ „Sofort? Jetzt hab ich keine Zeit. ſchon nach mir telephoniert. auf, und ich bin nicht da.“ „Ich ſorge ja ſchon, daß du rechtzeitig kommſt. Ich warte ja ſchon ſeit zehn Minuten auf dich, Adolarchen.“ Januar: Man hat Der Vorhang geht „Agathe! Wo ſteckſt du? Agathe?!“ „Was iſt denn, was rufſt du denn? aur mal auf dem Oertchen. Laß mir doch dazu meine Ruhe! Was ſoll ich denn?“ „Ich wollte dir nur ſagen, daß der Knopf jetzt ein Jahr lang ab iſt. Guck, ich habe es ins No tizbuch geſchrieben. Ein Jahr, Agathe!“ „Gott, Adolar, wie die Zeit vergeht. wieder ein Jahr älter! Ein Jahr älter, und ein Jahr geſcheiter! Der Knopf? Der wird abend angenäht. Erſt muß ich dazu meine Brille ſuchen. Aber das iſt ja eine Kleinigkeit. Ich komme gleich wieder!“ Schon heute Februar: „Ja, was iſt denn das? angenäht? los!!!“ Der Knopf eiſt Agathe! Agathe! Ich bin ſprach „Ja? Ach, Adolarchen, das freut mich! Ich hab ihn geſtern abend angenäht, als du ſchon ſchlieſſt. Du ſahſt ſo nett aus in deinen grauen Haaren, und da mußte ich dir etwas Liebes tun! Ich mußtel! Und da habe ich dir den Knopf angenäht, Adolar! Du haſt es dir doch ſchon ſo lange gewünſcht!“ „Ein Jahr lang war er ab. Ueberzieher. Ein Jahr... Nun muß ich mich erſt wieder daran gewöhnen, daß ich ſtatt zwei Knöpfe deren drei zumachen muß. Ja, ja...“ Herr Adolar Kieſelich hat ſich nicht mehr an drei Knöpfe gewöhnen können. Er ließ den dritten unbeachtet. Frau Agathe ſah es. Frau Agathe erinnerte ihn an den Dritten. Dann machte er ihn zu. Am nächſten Tage vergaß er ihn wieder. Frau Agathe ärgerte ſich darüber. Ihre Mahnung nutzte nichts. Herr Adolar hatte den Dritten — man denke, ein Jahr lang war er ab!— Herr Adolar hatte den Dritten aus ſeinem Gedächtnis verloren. Da nahm Frau Agache die Schere, nahm den Ueberzieher u. nahm ihre ganze weibliche Ener⸗ gie— und—— ſchnitt den Dritten wieder ab. Und ſeither haben ſie alle Ruhe: Herr Adolar, Frau Agathe und der Knopf. Der Knopf vom Die Engländer halten an der Rechnungsweiſt ihrer Urgroßväter ſeſt. Aber der Geiſt der Tra⸗ dition macht ſich noch an anderen Stellen bemerk⸗ bar. Wo hält der Omnibus? Natürlich dort, ſagt ſich der Fremde, wo die Schilder auf den Straßen angeben:„Bus ſtops here“. Leider fah⸗ ren alle Omnibuſſe vorbei und halten 50 oder 100 Meter entfernt. Der Schutzmann, der den Ausländer ſtets liebevoll betreut, weiſt ihn da— rauf hin, daß er dort warten ſoll, wo ſchon an—⸗ dere Leute ſtehen. Die Halteſdelle iſt nicht kennt— lich gemacht. Warum die Schilder irgendwo anders hängen? Nun, das ſind„Rationaliſie— rungsmaßnahmen“. Neuerungen, um die ſich niemand kümmert, weder die Omnibuſſe noch das Publikum. Irgendein Verkehrstechniker hat ſich für das neue Syſtem eingeſetzt, aber alle Engländer bleiben den alten Halteſtellen treu. Die Omnibuſſe halten dort, wo früher die Poſt⸗ kutſchen hielten, und die Poſtkutſchen unter— brachen ihre Reiſe, wo in längſt vergangenen Zeiten die Schenken ſtanden. Heute ſind die Schenken verſchwunden, und es gibt keine Poſt— kutſchen mehr. Doch das tut nichts das Pub— likum hat ſich nun einmal an dieſe Haltepunkte gewöhnt. Ueberhaupt die Verkehrsmittel! Die Lon— doner Untergrundbahn iſt ein Labyrinth, in das man ſich nur mit einem genauen Plan hinein— wagen darf. Jede Strecke gehört einer anderen Geſellſchaft, beim Umſteigen wandert man durch endloſe Tunnel, fährt in Fahrſbühlen 70 oder 80 Meter in die Tiefe und rollt auf einer Roll- treppe in den Nachbarbahnhof hinauf. Meiſt gibt es nur die dritte Klaſſe, aber manche Strecken haben auch eine erſte Klaſſe. Wer nicht genau aufpaßt, ſteigt in einen Zug, der am ge— wünſchten Reiſeziel nicht hält, ſondern drei Stationen weiter fährt. Die Rückfahrt iſt ſehr ſchwierig, weil auch die Züge in der ent⸗ gegengeſetzten Richtung dann an der gewünſch— ten Station vorbeiſauſen. Da in England vier Eiſenbahngeſellſchaften miteinander in Wettbe— werb ſtehen, muß man vier Kursbücher benutzen und vier Linienpläne ſtudieren. In jeden Zug findet man nur die Karte des Liniennetzes zu dem dieſer Zug gehört. Vor ein paar Jah⸗ ren war es ſchlimmer; damals gab es 20 Ge— ſellſchaften. Nur ganz allmählich ſammelt der notwendigen Kenntniſſe. Er will am Abend eine Flaſche Wein trinken. Nun wurde im Krieg eine Art Prohibition eingeführt, die da⸗ rin beſteht, daß man z. B. nur bis Uhr abends alkoholiſche Getränke beſbellen darf; bis elf Uhr erhält man ſie, gleichzeitig eine Speiſe beſtellt wird, und noch ſpäter gibt es nur noch Limonade. Aber dieſe Regelung iſt in je— dem Bezirk Londons anders. Wer Beſcheid weiß geht um elf Uhr über die Straße in ein anderes Reſtaurant und kann dort noch eine Stunde länger bei ſeinem Glas ſitzen. Da u es keine einheitliche Stadwerwaltung gibt, ſind die Vorſchriften über den Ausſchank noch nicht zu— ſammengefaßt worden. Eigentlich ſind ſie heu— te überflüſſig, da ſie nur daz timmt waren im Krieg die Soldaten und vielleicht die Muni tionsarbeiter vor zu großem Alkoholgenuß bewahren. Fremde die 20 zehn falls Aehnlichen Erſcheinungen begegnet annähernd 70 Clek Strom beliefert, und ren Tarif. Mit der Freud⸗ man in dieſe fremde Wel lich leben läßt— wen mar Elendsviertel r Tage ein ſeltſames Jubi Baronin ver ie einem ns ange biläum ihrer men— ſchenfreundlichen Tätigkeit. In einem der dun kelſten und gefährlichſten Viertel Whitechapels liegt ein unanſehnliches Holzhaus, deſſen Ein gangsſchild die Inſchrift trägt:„Freiherr Guſtav Löwenhelm“. Klingelt man an der Tür, ſo wird man von einem Dienſtmädchen empfangen, s den Beſucher in einen altmodiſchen Salon irt, wo er von der greiſen Baronin freund— ich empfangen wird. Vor fünfzig Jahren, im Sommer 1881, kam das Ehepaar Löwenhelm aus Schweden nach London, um ſich die Welt— ſtadt anzuſehen. Die junge Frau war von dem Elend Whitechapels ſo erſchüttert, daß ſie ſich entſchloß, ſich dort niederzulaſſen und ihre ganze Kraft der Bekämpfung der Not zu widmen Das Haus, das Baron Löwenhelm im Weſt⸗ india Dock Road erwarb, wurde zuerſt zu einem Zufluchtsort für obdachloſe ſkandinaviſche See— leute. Allmählich erweiterte die Baronin ihre Tätigkeit. In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts beherbergte Whitechapel den Abſchaum der Menchſchheit aus allen Enden der Welt. Nicht einmal die Polizei wagte ſich in die ewig dunklen Gaſſen, in denen Raubmord Ueberfall und Schlägereien an der Tagesord— nung waren. Wovor aber die Polizei zurück zurückſchrak, das brachte eine ſchwache Frau fertig. Die Baronin beſuchte die ſchrecklichſten Laſterhöhlen, Abſteigequartiere, Hehlerläden und Bars. Sie gilt heute wie vor fünfzig Jah ren als Schutzengel aller Geächteten. Menſcher aller Raſſen und aller Religionen finden in den von der Baronin Löwenhelm geleiteten Aſy freundlichſte Aufnahme. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 364 Stück Verkauft: 292 Stück Milchſchweine das Stück 6—11 Mk. Läufer das Stück von 14—18 Mk. Marktverlauf gut.