Lokale Nachrichten Schützenerfolge. Bei dem in Weſchnitz ſtattgefundenen Schießen konnten folgende Mitglie- der Preiſe erringen:(Altersſchützen): Albus Otto 4. Preis.(Jungſchützen): Winkenbach Wilhelm 2. Preis und Knapp Mich. 3. Preis und Jungſchützen⸗ ehrenſcheibe. Gleichzeitig konnten die Jungſchützen Winkenbach Wilh. und Knapp Mich. die ſilberne Ehrennadel erringen. Wir gratulieren! * Erfolge der Turngenoſſenſchaft. Am Sonntag waren die Fußballer, Leichtathleten, Geräteturner und Turnerinnen in Heßheim(Pfalz). Die Fußballer, die das Hauptſpiel machten, ſiegten nach ſchönem Spiel 2: 1. Die Leichtathleten und Turner ſowie Turnerinnen belegten 10 erſte Plätze. Die Sieger und Doppelſieger heißen Trapp K., Kugelſtoßen 11,82 mtr.; Georgi Gg., 100 meter 11,3 Sek. u. Dreikampfſieger Ringhof Jak., Weit⸗ ſprung 5,85 mtr., 100 mtr. 11,3 Sek. und Drei- kampſſieger. Die Turnerin Frieda Kempf wurde Siegerin mit der Beſtzeit in 60 mtr. Lauf und im Dreikampf, Unrath Tina belegte unter ſcharfer Konkurrenz im Geräteturnen den 1. Platz. Herbert Franz wurde mit reichlich Pech 3. Genügend 2. und 3. Siege zeugen von der Tatkraft der T.G. NB. Nach amtl. Beſtätigung hat ſich der Verein T. G. 93 auf dem Bezirksfeſt in Heppenheim 14 erſte und 10 zweite Siege errungen. Alle Achtung! Der Verein verfügt über Leichtathleten, die ein Stolz, nicht nur Viernheims ſondern auch des 8. Bezirks und 10. Kreiſes ſind. Das Publikum hat Gelegenheit, am 5. Juli bei der Feier des Reichs- arbeiterſporttages, die Leichtathleten kämpfen zu ſehen. Für dieſen Tag kommt auch der beſte 25 Klm. Läufer unſerer Bewegung nach Viernheim. Frei Heil! Warum biſt du ſo traurig? Du mufit dir 3 Tage Mittelarreſt anſehen. Der großen Nachfrage ſowie des großen Er⸗ folges wegen, kommt heute Dienstag unwiderruflich letztmals der luſtigſte Tonfilm Schlager„3 Tage Mittelarreſt“ zur Aufführung. Noch iſt heute Allen Gelegenheit geboten, das Verſäumte nachzuholen, denn ſolch einen ſchönen Tonfilm muß man unbe- dingt geſehen und gehört haben. Man lacht in allen Tonarten und Tonſtärken und lachen iſt ge⸗ und. Allen Beſuchern wird dieſer Tonfilm ſehr lange in Erinnerung bleiben und noch lange wird mau ſich darüber freuen. Machen auch Sie ſich eine Freude und beſuchen noch heute„Drei Tage Mittelarreſt“. Alle Vorzugskarten haben Gültigkeit und Erwerbsloſe 1. Platz 50 Pfg. Richtige Beurteilung der ährungsfrage. Jedesmal, wenn auf dem Gebiete der Außen⸗ politik Unruhemomente auftauchen, macht ſich auch in der Wirtſchaft eine beſorgte Stimmung breit. Das war im Mai 1929, im September/ Oktober 1930 und auch in der letzten Gegenwart der Fall. Meiſt gibt die Bewegung am Deviſenmarkt den erſten Anlaß; Deviſenkäufe und Kapitalflucht folgen. In ſolcher Lage werden dann ſehr leicht Gerüchte geglaubt, die bei ruhiger Beurteilung ſofort als unzutreffend erkannt werden könnten. Wie bei den früheren kritiſchen Zeiten, ſo hat auch diesmal die Reichsbank die Währung abſolut ſicher aufrecht er⸗ halten. Sie kann dies auch ohne weiteres, da ihr genügend ſicheren Erfolg verſprechende Mittel und Maßnahmen zur Verfügung ſtehen. Von dem Mit⸗ tel der Diskonterhöhung hat ſie bereits Gebrauch gemacht, mit dem Erfolg, daß die Deviſennachfrage ganz erheblich nachgelaſſen hat. Die Reichsbank würde auch nicht zögern, das noch ſtrengere Mittel der Kreditreſtriktion anzuwenden, falls dies not⸗ wendig würde. Auch von Seiten der Reichs- und Staatsfinanzen drohen der Währung keine Gefahren, denn die Reichsbank iſt gegenüber dem Reich durch- aus ſelbſtändig, das durch die rigoroſen Maßnah- men der Notverordnungen für die Ordnung ſeines Etats ſorgt. Unter dieſen Umſtänden iſt es voll- kommen unüberlegt, wenn hier und da aus falſcher Beſorgnis Guthaben von Geldinſtituten abgehoben werden und ins Ausland gebracht werden. Abge— ſehen davon, daß die Guthaben in Deutſchland in keiner Weiſe gefährdet ſind, iſt es doch ein wirt⸗ ſchaftlicher Widerſinn, wenn zum gleichen Zeitpunkt, in dem in Deutſchland wegen des ſtarken Kapital- mangels die Zinsſätze in die Höhe gehen, die Schweizer Banken für die aus Deutſchland ge- flüchteten Guthaben nicht nur keine Zinſen mehr zahlen, ſondern ſogar für Einlagen Depotgelder ſich zahlen laſſen. Eine ruhige, nüchterne Ueberlegung läßt alſo erkennen, daß zu Beſorgniſſen kein Anlaß vorliegt. Das deutſche Kapital ſoll in Deutſchland bleiben und die deutſche Wirtſchaft mit Kredit ver- ſorgen. D. J. K.⸗Sport. Der Sport vom letzten Sonntag. Viernheim 1.— Oppau 1. 3:1 Viernheim 1. Priv.— Oppau 2. 5:3 Erſatzgeſchwächt und dennoch einen Sieg über Oppaus 1. Elf, das iſt nun der in Frage geſtellt geweſene Ausgang in dieſem Spiele. Man kannte die Mannſchaft des Gaſtgebers nicht, ſodaß die Spannung durch eine beſondere Note an dieſem Tage gekennzeichnet wurde. Die vielen Umfragen vom Sonntag Abend bewieſen dies. In der Pfalz ſind Viernheims Blau— Weißen keine Unbekannten. Die in früheren Zeiten und erſt kürzlich über an⸗ geſehene und führende Mannſchaften des Pfalzgaues erzwungenen Niederlagen bezeugen es. Mit be⸗ ſonderer Freude wurde auch wieder feſtgeſtellt, daß ſich Oppaus Fußballanhänger für unſere Mannſchaft bezw. deren in weiten Kreiſen beſtens bekannten muſtergültigen Spielweiſe beſonders intereſſierten. Es iſt eine unabweisbare Tatſache, daß die D. J. K. Viernheim ihre Zugkraft bei den Pfälzern nie ver⸗ fehlt hat, und ihr auch bei dieſem Spiele ein ſtar⸗ kes Blus zulegte. Beſondere Anläſſe, wie Werbe tage, Platzeinweihungen ete veranlaſſen dieſe Freunde faſt immer, mit Vorliebe die Unſrigen als Propa⸗ ganda-Mannſchaft anzugehen. Wir betrachten es als eine Pflicht, unſeren werten Anhängern hier⸗ von Kunde zu geben und verbinden hiermit die Hoffnung, daß von Seiten der Viernheimer Sport⸗ welt dieſes anerkannt und durch einen ſtärkeren Beſuch des Jugendkraft⸗Sportplatzes acceptiert wird. Kurzer Spielverlauf: In den erſten 10 Mi⸗ nuten dominierte Oppau, ohne erfolgreich zu wer- den. Viernheim erkannte die Situation und drängte von der 15. Minute ab faſt ununterbrochen bis zur Pauſe. 4 Lattenſchüſſe ließen einen Erfolg nicht zu. Halbzeitſtand 0:0. Die zweite Periode zeigte dem Publikum immer deutlicher, daß Viern⸗ heim öber eine beſſere Routine verfügt, denn ſie ſpielten jetzt mit Klaſſe-Unterſchied. In der 5. Minute bereits nach Wiederanſpiel lag Viernheim in Führung. In kurzen Zeitabſtänden fielen 2 weitere Tore. Das Spiel hielt ſich trotzdem ſehr offen. 15 Minuten vor Schluß kam der Gaſtgeber zum Führungstreffer, welcher nicht einwandfrei war. Ein Spieler ſchlug im Gedränge dem Tormann den Ball aus der Hand, der landete im Netz. Wegen unfairen Benehmens erhielt ein Spieler Oppaus Platzverweis. Der Schiri, der zwar kein Partei- Freund war, hinterließ in techn. Hinſicht einzelne Mängel. De. Ep. Vgl. Spor Telepremm der Sportvereinigung Amicitia 09 E. V. V'heim Am nächſten Sonntag ſpielt aus Anlaß der Meiſter⸗ ſchafts- und Aufſtiegsfeier gegen die 1. Mannſchaft die komplette 1. Mannſchaſt des Heſſen-Meiſters Wormatia Worms mit allen Internationalen Winkler, Gisbert, Völker, Müller, Cloſet, Mannertz, Debuſi. Vor⸗ ausſichtlich ſpielt auch der neue Mittelläufer, der ehemalige 1860⸗Münchner Pölſterl. Das Saiſon⸗ Schlußſpiel bringt nochmals das größte Spiel ſüddeutſcher Spitzenklaſſe! Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vörſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u Singſtunden Krieger⸗ u. Soldaten⸗Verein Teutonia.(Schützen ⸗ abteilung.) Mittwoch abend halb 9 Uhr Uebungs⸗ ſtunde und letzte Vorbereitung zum Sportaus⸗ flug nach Strümpfelbrunn Es wird vollzähliges Erſcheinen erwartet. Der Vorſtand. Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebenen, Ortsgruppe Viernheim. Mittwoch, den 24. Juni l. J. abends ¼9 Uhr im Gaſthaus zum Eichbaum Mitglieder⸗Verſamm⸗ lung mit Vortrag des Kameraden Neff über die neueſten Aenderungen in der Rentenverſorgung durch die Notverordnung. Mit Rückſicht auf den unſozialen Inhalt der Notverordnung bitten wir zum Proteſt hiergegen, um vollzähliges Erſcheinen der Mitglieder. Der Vorſtand. Reiſevereinigung der Brieftaubenzüchter V'heim. Mittwoch, den 24. Juni von 4,30— 7 Uhr ein⸗ ſetzen der Tauben zu dem Preisflug St. Pölten b. Wien 600 Km. N. B. Freitag abend 9 Uhrenſtellen. Der Vorſtand. Odenwaldklub(Ortsgr. Viernheim). Mittwoch, den 24 Juni, abends halb 9 Uhr Klubabend im Klublokal zum Löwen. Samstag, den 27. Juni und Sonntag, den 28. Juni Hauptver- ſammlung in Miltenberg.— Sonntag, den 28. Juni Wanderung Weinheim—Juhöhe. Zahl- reiche Beteiligung bei allen Veranſtaltungen er- wartet Der Vorſtand. Klub der Geflügelzüchter 1926. Donnerstag, den 25. ds. Mts. findet im Lokal zum goldenen Stern unſere Monatsverſammlung ſtatt. Wegen Wich- tigkeit der Tagesordnung iſt erwünſcht, zahlreich zu erſcheinen. Auch können gleichzeitig die Bun⸗ desringe 1931 beſtellt werden. Der Vorſtand. Mannheimer Pferdemarkt. Dem geſtern ſtattgefundenen Pferdemarkt waren 64 Arbeitspferde und 55 Schlachtpferde zugeführt. Bezahlt wurden für Arbeitspferde 800— 1700, für Schlachtpferde 50—160 Mark pro Stück. Marktverlauf: bei Arbeitspferden ruhig, bei Schlacht⸗ pferden mittel. Hedderich Kainit u. ungeölten Kalkſtickſtoff am Lager. Chriſtian Adler z. Traube Jetzt erſt weiß ganz Viernheim, daß man erſt wollen alle den Tonfilm iſt auch die allerhöchſte Zeit Drei Tage Miltelarreſ 11 T unbedingt geſehen und gehört haben muß ſehen, noch heute am allerletzten Tage anzuſehen. deshalb auf heute verlängert AAA ab cane fee Durch überaus günstigen Einkauf bin ich in der Lage, Einmachgläser neee mumummnunmmnmnnttummnmmunnnmma insbesondere das 1 Liter Glas mit Gummi und Deckel 42 Pfg. billig abzusetzen. Auch alle anderen Gröben sowie Zubindegläser sehr billig am Lager. 5 Proz. Rabatt Valt. Winkenhach Weinheimerstraße 53 A dug Ada Wund —— .— ö N 1 4 Nee 11 0 10 empfehle: 0 dlashaul auf Rollen 150 em 0 9 . * * drpuers rina. Nail-Tergamenoapier die Rolle a 2 Bogen zu 4 0 Loehndeher und Rochrezenindener J. Schweikart agu 9 . n ö nem Allet Fllhelle N b s n Schlafzimmer: Ein pfälz. Lehrer, der ſeine Erſparniſſe in Mö⸗ beln wertbeſtändig an- legen wollte, hat bei uns 2 ganz eleg. Zimmer ge⸗ kauft u dabei auch dieſes Schlafz. in Zahlung ge⸗ geben. Da wir es wirkl. ſehr günſtig erworben haben, verkaufen wir es hiermit ſchon für NM. 110.—. Das Zimmer beſteht aus einem großen ztür. Spiegelſchrank./ für Wäſche, ¾ für Kleider, 2 Bettſtellen mit Patent- matratzen 2 Nachttiſchen, 1 Waſchkommode mit 1 ſchönen großen Spiegel— aufſatz und 2 Stühlen. Da das Zimmer aus ſehr gutem Hauſe iſt, können wir es jungen Eheleuten tatſächlich empfehlen. Can des Mannheim⸗Lindenhof, Bellenſtraße 2(Alte Oel⸗ fabrik) hinter dem Haupt- bahnhof, geöffnet von 8 bis 7 Uhr. Au Ginge halbflügge) ſowie ein guterhaltenes leichtes Pferuchummel zu verkaufen. Von wem, ſagt der Verl. Tüchtiger Zäpfler für große Wirtſchaft geſucht. Zu erfragen, in der Exp. ds. Blattes. Heute Dienstag von 3 Uhr ab und morgen Mittwoch 1a hausgemachte Wer 1. Oder 2. Hynoinen auch Ablöſung, Baugeld, evtl. Betriebskapital ſucht. Keine Vermittlung. Ver⸗ trauliche Zuſchriften mit Angabe des gewünſchten Betrages, Lage u. Sicher⸗ heit unter J. D. 21972 an die Expedition der Zeitung. ſt und Fleiſch ſowie Fett, alles per Pfund 80 Pfg. zu haben bei lakoh Thomas, Waldſtraße 6. Wer Mppotnenen. auch Umschuldungen, Bau- oder Betriebs- Kapital zu günstigen Bedingungen sucht, Schöne Wonnono 2 Zimmer und Küche evtl. auch 1 Zimmer zu vermieten. Von wem, ſagt der Verlag. Visiikarten in reicher Auswahl zu billigen Preisen fertigt abe des gewünschten etrages und Sicher- stellung um kostenlose Auskunft unt. J.. 187% an die Expedition AHleses Rlattes. Keine Vertiſtt- lung. wende sich unter An- Alle Hausfrauen, die mein Bohnerwachs u. Wachsbeize bis jetzt im Gebrauch haben, ſind hocherfreut über deſſen große Güte und Ausgiebigkeit im Ge⸗ brauch. Machen auch Sie wenigſtens einmal einen Verſuch. Empfehle auch mein aller feinſtes Tafelöl, das beſte was es gibt pro Ltr. in Flaſchen 1 1.—. Ebenſo Fchuherem, erſtklaſſig Jörns, Ludwigſtraße 15. werden prompt, reell und billig ausgeführt Mikolaus Effler. nunnunbigtctmgingul ewas mt Das ist ein Bodenbelag, Kennen Sie den Sie bei mir als Tep- Lula 0 pich, LAufer, Vorlage oder Stückware kaufen und ohne jede fremde Hife auf jedem Fuß- boden verlegen können. Stragula kann es an Schönheit mit jedem Teppich aufnehmen, ist aber viel billiger und praktischer. Hergestellt aus besten Rohstoffen, in wundervollen Mustern, mit dauerhafter Oellackfarbe bedruckt, ist Stragula sehr strapazierfühig, also kein LuIAas artikel. Stragula, das Sie in reicher Auswahl bei mir finden, kostet als Jenpleh 22 m NAA. 16.50 Lafer 0, 70 m brei„F 1.50 Lauter 9,0 m bret„ 1.95 Welahelmersir. 48. umausstr. 18. unnummeememenmummnmununmimmnmmmmnunnummkssü nn Aaagagaaaaaeane Anummmdümnmmümmzneumids umd ninmnna umd nbs nuten gedrückter Hafer und Gerſtenſchrot empfiehlt billigſt Chriſt. Adler, zur Traube Dünger⸗ und Futtermittel. Aimummmnummnumummmnumnun immun nennt nannnnmdanddnnieg zug ütnstaundunntu acagagaagagagggggggahghaggagaagaagganggngggangogggaſ Empfehle Liter nur 80 Pfg Ltr. nur 1.— ½ Pfd. Paket 45 Pfg. 1 Pfd. 1,10 Feinſtes Salatöl Feinſtes Erdnußbl Miſchkaffee Edel⸗Vollmilchſchokolade Ferner billig und gut: Preiſelbeeren, ganze Frucht Erdbeer⸗ u. Aprikoſen⸗ Konfitüre Apfel⸗ und Johan nisbeer⸗Gelee Otto Wächter, asssrelr. Männer i Hosen won Mk. 3,80 an 69. Martin, Kiestr. 2 lte Zeitungen Zum Broteinschlagen und Tapezieren empfiehlt Mern heimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1750 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim e viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Kr. 144 — N 5 5 (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile loſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Dringender Appell Brünings an Frankreich Rundfunkrede des Reichskanzlers Anregung einer Kusſprache mit Srankreich wtb. Berlin, 23. Juni. Reichskanzler Dr. Brüning ſprach heute abend über den Deutſchlandſender über die allgemeine politiſche Lage. Der außenpolitiſche Teil ſeiner Ausfüh⸗ rungen hatte folgenden Wortlaut: „Das vorgeſchlagene Feierjahr ſoll nach der Proklamation des Herrn Präſidenten der Vereinigten Staaten nicht nur der Wiederher— ſtellung des internationalen Vertrauens auf wirtſchaftlichem Gebiet und damit dem wirt⸗ ſchaftlichen Wiederaufbau der Welt dienen, es verfolgt gleichzeitig den Zweck, die politiſchen Beziehungen zwiſchen den Ländern, von ſtören— den Spannungen zu befreien und eine auf überzeugter Zuſammenarbeit der Staaten be⸗ ruhende friedliche Weiterentwicklung zu fördern und zu feſtigen. Beide ſtehen in einem Wechſelverhältnis. Ohne Geſundung der Wirtſchafts- und Finanz⸗ beziehungen iſt keine Beruhigung der politi⸗ ſchen Lage, ohne dieſe volitiſche Beruhigung keine Beſeitigung der Wirtſchaftsnot denkbar. Das Gedeihen Europas und der Welt hängt davon ab, daß diejenigen. die ein tragiſches Geſchick im Weltkrieg zu Feinden werden ließ, nunmehr entſchloſſen und weitſichtig auf beiden Seiten ſich zu den Entſchlüſſen aufraffen, welche die beklemmende Not der Stunde von allen Regierungen und Völkern fordern. Für dieſes große Ziel wird der amerikaniſche Vorſchlag Raum ſchaffen, wenn er von den in Frage kommenden Ländern in demſelben hoch⸗ herzigen Geiſte angenommen wird, in dem er von ſeinem Urheber gemacht worden iſt. Die deutſche Regierung iſt bereit, mit allen Kräften an der Erreichung dieſes Zieles der amerikaniſchen Initiative mitzuarbeiten und ſie hat den aufrichtigen Willen, auch von der vo⸗ litiſchen Seite her zuſammen mit allen Regie⸗ rungen an die Löſung der Fragen heranzu⸗ gehen, die für die Beruhigung Europas von Bedeutung ſind. Je mehr die ſchwere wirtſchaftliche und ſo— ziale Not ſich mildert, unter der das deutſche Volk leidet, umſo ſtärker und einmütiger wird ſeine Bereitſchaft und ſeine Fähigkeit hervor— treten, ein Bollwerk der Ruhe und der Ord⸗ nung in Europa zu ſein. Die Größe der Stunde und die ihr ſich er⸗ gebende Verantwortlichkeit laſſen mich die Hoff⸗ nung und die Erwartung ausſprechen, daß alle diejenigen, die für die Formung der öffentlichen Meinung von maßgebendem Einfluß ſind, ſich bewußt bleiben, von welch beutung in dieſem Augenblick Maßhaltung und Selbſtdiſziplin bei allen unſeren Volksgenoſſen in allen Aeußerungen und Kundgebungen ſind, für Deutſchland und für Europa! Deutſchland hat mit herzlicher Dankbarkeit die Vorſchläge Hoovers angenommen. Eine neue Hoffnung für Europa und Deutſchland wachſe daraus heran. Er bringe Deutſchland Hilfe in einem entſcheidenden Augenblick ei⸗ ner Geſchichte, in dem die Schwierigkeiten ſich bis zum äußerſten aufgetürmt haben. Die Regierung müſſe aber vor dem Glau⸗ ben warnen, als ob durch dieſen Vorſchlag Hoo⸗ vers Deutſchland über alle Nöte hinweggehol⸗ ſen iſt. Die deutſche Regierung war ſich bewußt, daß das Jahr 1932 aller Vorausſicht nach den Höhepunkt der finanziellen Schwierigkeiten pringen würde. Wenn auch die Reichsregierung den Haushalt des Reiches für das zaufende Etatsjahr ausgeglichen hat, ſo werden doch die vom Reich zu überweiſenden Steuern um Hunderte von Millionen zurückgehen. Dazu treten die großen Ausfälle, bie bet den Ländern und Gemeinden infolge der ſchlech— ten Wirtſchaftslage bei den Steuern entſtan⸗ entſcheidender Be⸗ 5 den ſind. Ferner komme dazu die Gefahr, daß ſich eine ungeheure Unruhe bemerkbar macht und daß infolgedeſſen gewaltige Mengen kurz⸗ friſtiger Kredite plötzlich abgezogen wurden. Zum Schluß richtete Brüning einen Appell an Frankreich. Die deutſche Regierung ſei ſich bewußt, daß der zulünftigen Geſtaltung der Beziehungen zwi⸗ ſchen Deutſchland und Frankreich eine beſonders wichtige Rolle zufalle. Wenn in der Entwicklung dieſer Beziehungen manche Schwierigkeiten und Hemmungen hervorgetreten ſind, wenn es viel⸗ ſach zu bewegten Auseinanderſetzungen gekom⸗ men iſt, ſo hält Brüning trotzdem an der Ue⸗ berzeugung feſt, daß ſich bei beiderſeitigem gu⸗ ten Willen Mittel und Wege finden, um das Gemeinſone in den Intereſſen der beiden Län⸗ der in den Vordergrund zu bringen und im Be⸗ wußtſein der beiden Völker zu verankern, daß es die Gewähr der Dauer in ſich trägt. Der Reichskanzler erklärte, er ſei überzeugt, baß eine wirklich ausgeglichene und fruchtbare Zuſammenarbeit unter den Völkern Europas und die Stabiliſierung des europäiſchen Friedens erſt an dem Tage geſichert erſcheinen. wo zwi⸗ ſchen den beiden großen Nachbarvölkern das Ver⸗ gangene ſeeliſch überwunden iſt und der Blick des Gemeinſamen der Zukunft und ihrer geiſti— gen, wirtſchaftlichen und politiſchen Geſtaltung ſich zuwendet. Gerade deshalb ſei es das Be— ſhreben der Reichsregierung, über Verſtimmun— gen des Augenblicks hinaus vorwärts zu denken und alles ſachlich Verantwortliche zu tun, um die großmütige Aktion des Präſidenten Hoover dem ihrem Verdienſt und dem im Intereſſe Eu— ropas und der Welt notwendigen Erfolge zuzu— führen. Die deutſche Regierung wird es an gutem Willen nicht fehlen laſſen. Iſt die Einigung über das Feierjahr zuſtande gekommen, umſo leichter ſein, in ofſener Ausſprache den Weg frei zu machen für eine großzägige, prak⸗ tiſche Zuſammenarbeit der beiden Länder. Ich würde es begrüßen, wenn ſich für eine ſolche einleitende Ausſprache eine Gelegen⸗ heit fünde, wie ſie neulich die Zuſammen⸗ kunft in Chequers für eine Erörterung zwiſchen Deutſchland und England ge⸗ ſchaffen hat. Die Aufgaben, vor denen Frankreich und Deutſchland ſtehen, ſind für beide Länder zu groß und zu dringend, als daß es nicht möglich ſein ſollte. in vertrauensvollem und rückhaltlo⸗ ſem Meinungstaustauſch einen gemeinſamnen Boden zu finden. von dem aus die Lökung die⸗ ſer Aufgaben ausſichtsvoll in Angriff genom⸗ men werden kann. Frankreich bleibt hartnäckig Der Entwurf der Antwort an Hoover— Frankreich beſteht au FJahlung der ungeſchützten Annuität— Bekanntgabe der Kn wort am Freitag witb Paris, 24. Juni. Miniſterprä⸗ ſident Laval, Außenminiſter Briand, Fi⸗ nanzminiſter Flandin und Francois Poncet haben geſtern in einer Konferenz den Ent⸗ wurf der franzöſiſchen Antwort an Präſi⸗ dent Hoover fertiggestellt. Noch am glei⸗ chen Abend teilte Miniſterpräſident Laval dem Botſchafter der Vereinigten Staaten die Grundzüge der Antwortnote mit.— Wie Havas meldet, ſcheint der Inhalt der Antwort mit der bereits geſtern früh ver⸗ öfentlichten Auslaſſung des diplomatiſchen Mitarbeiters der Agence Havas überein⸗ zuſtimmen, daß nämlich Frankreich auf der Zahlung der ungeſchützten Annuität 1931⸗ 32 beſteht, die Summe aber der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zur Verfügung ſtellt, die ſie ihrerſeits an die intereſſierten Mächte als Darlehen weiter⸗ leiten könne. Um das durch das Ausbleiben der deutſchen Zahlungen im franzöſiſchen Haushalt entſtehende Defizit zu decken, werde Frankreich kurzfriſtige Schatzſcheine ausgeben. Der amerikaniſche Botſchafter bei Laval. wtb. Paris, 24. Juni. Miniſterpräſident La⸗ vol empfing geſtern abend den Botſchafter der Vereinigten Staaten, der ihm erklärte, daß über den Plan des Präſidenten Hoover keine Vorbe⸗ ſprechung mit irgend einer anderen Macht ſtatt⸗ gefunden habe. Präſident Hoover habe ſich zu dieſem Schritt verpflichtet geſehen, als die deut⸗ ſche Finanzkriſe zu einem Zuſammenbruch zu führen drohte. Frankreich ſei die erſte Macht geweſen, die von dem Vorſchlag des Präſidenten unterrichtet worden ſei. Die franzöſiſche Mei⸗ nung— betonte der Botſchafter— würde ſich einer vollkommenen Täuſchung hingeben, wenn ſie glaubte, daß Frankreich abſichtlich bei einem vorher vorbereiteten Vorſchlag beiſeite geſchoben worden ſei. Miniſterpräſident Laval dankte dem Botſchafter für dieſe Mitteilung und teilte ihm dann die Grundzüge der Antwort mit, die Frankreich morgen auf Vorſchlag erteilen wird. den amerikaniſchen Waſhington gegen franzöſiſche Abänderungsvor⸗ ſchläge. wtb. Waſhington, 23. Juni. Die Regierung hat keine amtliche Mitteilung darüber erhalten. daß Frankreich Gegenvorſchläge zu H. Plan zu machen gedenke. Man übt in den Kommentaren zu den Preſſemeldungen aus Paris über eine ſolche Möglichkeit ſehr große Zurückhaltung. Angeſichts der geſtrigen Er— klärung Stimſons, wonach Hoovers Vorſchlag die gewünſchte Wirkung nur dann finden könne, wenn er unverzüglich angenommen würde, hält man es für wahrſcheinlich, baß ein franzöſiſcher Vorſchlag für eine Aenderung des Planes in Waſhington ſehr ungünſtig auſgenommen den würde. Hoovers wer⸗ Interpellationen in der franzöſiſchen Kammer. wtb. Paris, 23. Juni. Zu der bisher be⸗ reits vorliegenden drei Interpellationen über das Hoover'ſche Zahlungs-Einſtellungs-Angebot ſind in der Kammer heute drei weitere hinzu— gekommen, und zwar eine Interpellation des unabhängigen Abgeordneten Nicolle über den Vorſchlag Hoovers angeſichts der wirtſchaft⸗ lichen Lage Frankreichs, ferner eine Inter⸗ pellation des radikalen Abgeordneten Cot über die Maßnahmen, die die Regierung zu ergreifen gedenke, um den Hoover'ſchen Vorſchlag in einen Plan zur wirtſchaftlichen Reorganiſierung Europas einzubeziehen und endlich eine Inter⸗ pellation des ſozialiſtiſchen Abgeordneten Leon Blum über die Maßnahmen, durch die die Regierung auf das Angebot Hoovers einzu⸗ gehen gedenke. Kammer vertagt ſich auf Freitag Lebhafte Debatte in der franzöſiſchen Kammer über Hoovers Vorſchläge. wib Paris, 23. Juni. In der heutigen Kam⸗ merſitzung erklärte der Abg. Marin, es ſei un⸗ möglich, daß die Parlamente, die die Poung⸗ plangeſetze verhandelt hätten nicht befragt wür⸗ den, da der Vorſchlag des Präſidenten der Ver⸗ einigten Staaten dieſe Geſetze umſtoße. Frank⸗ ſo wird es; reich und die kontinentalen Völker Eursdas be— fänden ſich in einer budgetären Lage, die es ih— nen nicht geſtatten würde. 2/ Milliarden. die in die Budgets eingeſtellt ſeien, zu opfern. Vorſchlag des Präſidenten Hoover drohe dem Reparationsplan einen tödlichen Stoß zu ver⸗ ſetzen. Der Miniſterpräſident dürfe nicht gegen ſein Verſprechen verſtoßen, nichts ohne die Ge— nehmigung des Parlamentes zu tun. Er. Ma⸗ rin, glaube nicht, daß bei ſo weitgehenden Ver— handlungen, die ſeit dem 5. Juni dauerten. die Vereinigten Staaten nicht die in der Diplomatie freier Völker notwendige Höflichkeit beſeſſen hätten, die intereſſierten Nationen auf dem Lau— fenden zu halten. Marin erinnerte weiter an die letzte Rede Briands, der erklärte, daß die deut— ſche Regierung das Recht beſäße. eine Reviſion des Youngplanes zu fordern, daß aber Frank— reich das Recht habe. mit Nein zu antworten. Man habe auf alles Mögliche gefaßt ſein können. aber nicht auf das, was eingetreten ſei. Briand habe auch ausdrücklich betont, der Youngplan trage dauernden Charakter. Das Parlament und die Miniſter wären alſo durch Reden, wie ſie — er Briand gehalten habe, getäuſcht worden.— Dieſe Bemerkung löſte auf der Linken ſtarken Lärm aus. Briand ſelbſt proteſtierte und bemerkte. hauptungen ſeien zu plump. Miniſterpräſident Laval gab hierauf eine kurze Erklärung ab, in der es u. a. heißt: Der Youngplan bildet einen Teil des Haager Abkommens. Keine Aenderung an dieſem Abkommen kann ohne Ratifizierung des Parlaments angenommen werden. Die Regie— rung berät über den Text der Antwort, die dem Präſidenten der Vereinigten Staaten erteilt werden ſoll. Ich werde dies im Verlauſ ver Freitagſitzung der Kammer bekauntgeben. Begreiflicherweiſe kann ich aus Korrektheit und Höflichkeit ein Dokument, das für den Präſiden— ten Hoover beſtimmt iſt, nicht veröffentlichen, bevor es es ſelbſt erhält. Der radikale Abgeordnete Margaine. der Interpellanten, erklärte ſich mit der tagung auf Freitag einverſtanden. Die Interpellationsdebatte über das Mora— torium für die Kriegsſchulden und Reparationen (es ſind bisher neun) wurden hierauf auf Frei⸗ tag feſtgeſetzt. Und Belgien.. 2 Dex belgiſche Staatsminiſter Segers zu Vorſchlag. wib. Brüſſel, 23. J Im Verlaufe der Senatsdebatte über die Regierungserklärung führie Staatsminiſter Segers zum Plan Hoo— vers aus, der amerikaniſche Vorſchlag ſei gut. Er tönne einen günſtigen Einfluß auf die Welt— volitik ausüben und könne auch ein Ende der Kriſe herbeiführen. Vor allem aber iſt er Deutſchland gegenüber fehr großmütig, und für Belgien kann er verhängnisvoll werden. Hier heißt es, auf der Hut zu ſein. Gewährt man Deutſchland die Wohltat eines Moratoriums, ſo müſſen die anderen Länder die Gelegenheit be— nutzen, um politiſche Bürgſchaften für Einhal tung der Verträge und das Ende eines Erpreſ— ſungsſyſtems zu verlangen. Deutſchland richtet ſicht abſichtlich zugrunde, indem es ſeine Finan— zen ſchlecht verwaltet. 2 Ve⸗ Marins einer Ver⸗ Hovers Amerikaniſches Ziffernmaterial für Frankreich. wtb. Paris, 23. Juni. Nach Information eines Pariſer Mittagsblattes hat der Unter⸗ ſtaatsſekretär des amerikaniſchen Schatzamtes Mills, dem franzöſiſchen Handelsattachee in Waſhington zur Weiterleitung nach Paris zwer Zifferntabellen übergeben, von denen die eine belegt, in welchem Maße Frankreich bei In⸗ krafttreten des Hoover'ſchen Moratoriums finanziell betroffen werden würde. Die andere Tabelle zeigt die finanziellen Folgen für Frank⸗ reich im Falle der Ablehnung des Vorſchlages. e eee eee Noch ein Trans⸗Ozeanflug Die Transozeonflieger Poſt und Cappy nach Berlin geſtartet. wih. Harbour Grace, 23. Juni. Die beiden Flieger Willy Poſt und Harold Cappy ind um 457 Uhr neufundländiſcher Zeit zu ihrem Trausozeanſlug mit dem Ziel Berlin geſtartet. Die Atempauſe Unmittelbar am Bankerott vorbei— von unſerer furchtbaren Tage— * Haben weitere Kreiſe des Volkes in den letzten Tagen eigentlich eine Vorſtellung da⸗ don gehabt oder auch nur geahnt, in welcher entſetzlichen Lage wir uns befanden? Trotz der etzten Notverordnung und trotz der furchtbaren Opfer, die ſie verlangte, iſt der ganze Ernſt der Lage doch wohl noch nicht überall erkannt worden. Um es heute rund heraus zu ſagen: es drehte ſich einfach darum, ob wir in acht bis oierzehn Tagen überhaupt noch Geld genug zur Verfügung hatten, um auch nur einem Teil der Verpflichtungen des Reiches nachkommen zu können. Es handelte ſich jetzt nicht mehr um die Frage, ob fünf oder ſechs, ſondern ob fünfzig oder ſechzig Prozent an Beamtengehältern hätten gekürzt werden müſſen. Ja man könnte, wenn die Dinge ſo weitergegangen wären, den Tag und die Stunde ausrech⸗ nen, in welcher das Reich überhaupt keine Gehälter mehr hätte zahlen können, und ähnlich war es in der Wirtſchaft. Es handelte ſich auch da nicht mehr darum, ob die gegenwärtige Notlage durch Verzicht auf einen Teil der Einkünfte überwunden werden kann, ſondern einfach darum, ob der einzelne Angeſtellte überhaupt noch einen Arbeits- platz hat! Und nach den Vorgängen auf dem Deviſenmarkt gerade in der letzten Woche trotz der zweiprozentigen Diskont⸗Erhöhung handelte es ſich für den Kaufmann, den Handel- und Gewerbetreibenden darum, ob er überhaupt noch imſtande iſt, ſein Geſchäft, ſeinen Betrieb, ſein Unternehmen zu finanzieren. Das, was wir in der letzten Woche am De— viſenmarkt erlebten, war einfach niederſchmet⸗ ternd. Die zweiprozentige Diskonterhöhung hat in ihrer Wirkung verſagt. Die Deviſenanſprüche ſchnellten mit einmal wieder zu gefährlicher Höhe. In den drei letzten Tagen der vergange- nen Woche wurden wiederum nahezu 180 Mil⸗ lionen Mark beanſprucht. Davon allein am letzten Samstag 80 Millionen. Der Reichsbank blieb gar kein anderes Mittel, als nunmehr, da auch eine weitere Diskonterhöhung kaum den erwünſchten Erfolg hätte bringen können, zur Kreditreſtriktion, ein brutales, aber wirk⸗ ſames Mittel, überzugehen. Das geſchah da⸗ durch, daß die Reichsbank vorerſt überhaupt keine Wechſel mehr diskontiert und damit die Banken, die bisher auf dem Rücken der Reichs⸗ bank oder mit Reichsbankgeldern ihre Deviſen finanzierten, zwingt, nunmehr auf ihre eigenen Beſtände zurückzugreifen und die in letzter Zeit doch in außerordentlicher Höhe auch von den Banken auf Vorrat gekauften Deviſen abzu⸗ ſtoßen. Aber die ſchlimme Auswirkung der Kreditreſtriktion macht ſich für die Wirtſchaft und auch hier wiederum weniger für die große, als für die kleine und mittlere Wirtſchaft bemerkbar. Denn die erſte und unmittelbare Folge der Verweigerung der Diskontierung von Wechſeln durch die Reichsbank iſt doch die Weigerung der Banken, ihren Kunden Kredit zu geben oder gegebene Kredite zu verlängern. Die Forderung nach Rückzahlung der Kredite, beſonders wenn ſie mit ſo ſchroffen Mitteln namentlich den kleinen und mittleren Handel- und Gewerbe⸗ eee. 2 2 225 Des Lebens — 4 Seltsames Smiel. Noman von Eliſabeth Ney. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(S) 8. Fortſetzung. Sie ſah nicht manchen bewundernden Blick aus kecken jungen Männeraugen, der ihrer Schönheit, ihrer feinen, graziöſen Geſtalt galt, ihr Inneres war ganz von heißen Sehnen und Wünſchen erregt, und das Bewußtſein ihres Glücks erfüllte ſie mit unendlicher Feierlichkeit. „Und morgen, morgen kommt vielleicht ſchon Matthias“, jubelte es immer aufs neue in ihr. „Chriſta, Chriſta, mein ſüßes, kleines Lieb, iſt es denn möglich, kann es wahr ſein. daß ich dich hier und zu ſo ungewohnter Zeit treffe!“ klang es da plötzlich an ihr Ohr. Wie gebannt ſtockte ihr Fuß im Weiter⸗ ſchreiten und für einen kurzen Moment über⸗ zog ſich ihr Geſicht mit Leichenbläſſe. Dann aber kam es jubelnd von ihren Lip⸗ pen: „Matthias, du Lieber, du, du biſt es! Oh, mein Gott, iſt es möglich, ich— ich glaubte dich noch in Stuttgart und erwartete dich im günſtigſten Fall erſt morgen!“ „Ich habe von Amts wegen eher zurück⸗— kehren müſſen, was mir einesteils nicht un⸗ lieb war, Liebling; die Sehnſucht nach dir brannte wie Feuer in meinem Herzen.“ Doktor Brecht ſchob jetzt ſeinen Arm zärt⸗ lich in den ihren und zog ſie mit ſich fort. „Komm, mein Herz“, ſagte er mit ſtrah⸗ Weite Kreiſe ohne Vorſtellung Atempauſe zum Kräſteſammeln treibenden gegenüber betrieben werden, wie wir das in letzter Zeit wiederholt beobachten mußten— während man die Großen ſchont, obwohl ſie wiel höhere Bankſchulden haben! — würde aber zahlloſe Exiſtenzen einfach zum finanziellen Zuſammenbruch, zum Konkurs und zur Vernichtung ihrer ganzen Exiſtenz brin⸗ gen. Und dennoch iſt die Kreditreſtriktion das einzige Mittel, um einen Währungszuſammen⸗ bruch und eine in ihren letzten Auswirkungen noch um vieles furchtbarere Inflation zu ver⸗ meiden, wie wir ſie im Jahre 1923 ſchon einmal durchmachen mußten. Die Opfer, die gebracht werden müſſen, und der Preis, um den dieſer WMährungsſchutz erkauft werden muß, ſind frei⸗ lich ungeheuer hoch, die letzten Reſerven müſſen darangeſetzt werden. Wenn in dieſem Augenblick die amerikant⸗ ſche Hilfsaktion in Erſcheinung tritt in Ge⸗ Geſtalt eines ſogenannten„Weltfeierjahrs“, wonach alſo für ein volles Jahr die Repara⸗ tionszahlungen, und zwar nicht nur in ihrem geſchützten, ſondern auch ungeſchützten Teil ein⸗ geſtellt werden ſollen, ſo bedeutet das nicht nur eine Atempauſe für Deutſchland, das aller— dings unmittelbar am Rande der Kataſtrophe wandelte, ſondern für ganz Europa und für alle Länder, die durch die Weltwirtſchaftskriſe ſo verhängnisvoll in Mitleidenſchaft gezogen worden ſind. Wenn nun unter Abziehung der auf jeden Fall zu zahlenden Zinſen für die Dawes⸗ und die Young-Anleihe vom 1. Juli 1931 bis zum 30. Juni 1932 rund 1500 Millio⸗ nen Reparationsgelder nicht bezahlt werd. brau— chen, ſo bedeutet das gewiß eine fühlbare Ent⸗ laſtung; aber es wäre eine gefährliche Täu— ſchung, wollte man nun glauben, daß damit alle wirtſchaftlichen Schwierigkeiten nun mit einem Schlage überwunden wären. Davon kann gar keine Rede ſein. N Dieſe Atempauſe muß dazu benützt werden, um der Wirtſchaft neuen Antrieb und neuen Impuls zu geben, und das iſt am beſten dadurch möglich, daß der von Seiten der Reichsbahn zu zahlende Repa⸗ rationsanteil nunmehr für die Vergebung von Aufträgen an die Induſtrie benutzt werden kann und daß in Wechſerwirkung dieſer Be⸗ lebung auch die übrigen Induſtriezweige lang⸗ ſam wieder feſten Boden unter den Füßen se⸗ kommen können. Um etwas anderes kann es ſich gar nicht handeln als darum, daß die Wirtſchaft ſich wieder auf einem ſtarken Fundament ſam⸗ meln und von da aus an den Wiedccuuf⸗ bau herangehen kann. Die Schuldoerpflichtungen des Reiches, der Lander und Gemeinden bleiben nach wie vor beſtehen, und das Defizit muß auf alle Fälle ausgeglichen werden. Hoffnungen, die alſo etwa dahingingen, daß nun die letzte Notverordnung vollkommen aufgehoben werden könnte, gehen abſolut fehl. Wohl aber würde die Wirkung des Schuldenfeierjahres ohne weiteres auch zu einer Erleichterung der Anforderungen dieſer letzten Notverordnung und zu einer Verminde— rung ihr e auch an dieſer Stelle wiederholt erörterten Härten in vielen Einzelheiten und und gegenüber verſchiedenen Bevölkerungs- und insbeſondere Erwerbsſchichten führen önnen. 1. VdT eee CCTCCCCCTTTTTTTTTTTTTTTTTT eee eee lendem Lächeln,„wir wollen hier ein kleines Kaffeehaus aufſuchen, wo wir uns ungeſtört ausſprechen können. Warſt du ſehr bange um mich, Kind?“ „Oh, Matthias, wenn du wüßteſt“, ſtam⸗ melte Chriſta, jetzt plötzlich ernſt werdend.„Ein unglückſeliger Zufall hat inter Stunden be⸗ reitet.“ „Du erſchreckſt U ſchehen!“ böſe mich, Chriſta, was iſt ge— rief Doktor Brecht erſchrocken aus. „Laß es mich in Ruhe berichten“, bat das junge Mädchen leiſe, an ſeine Seite. Die ernſten grauen Augen Matthias Brechts ruhten in ſpannendem Forſchen auf ihrem, in den letzten Tagen ſichtchen. 1 a „Der Dienſt ſtrengt dich an, du ſiehſt elend und abgeſpant aus“, ſagte er dann beſorgt, „Das iſt es nicht, Liebſter, etwas anderes war es, das mich elend machte. Doch komm, ich erzähle es dir. Mir bleibt nicht lange Zeit, da ich nur noch knapp eine Stunde Arbeits⸗ pauſe habe, die ich zu einem Spaziergang be⸗ nutzte.“ „Haſt du Nachtdienſt?“ „Eine Vertretung für eine erkrankte Kol⸗ legin.“ 10 „Armes Kind“, ſagte Matthias Brecht. „Bald ſoll es anders werden, ja vielleicht ſchon ſehr bald.“ 10 Sie hatten inzwiſchen das Kaffeehaus er⸗ reicht, und Doktor Brecht fand glücklicherweiſe eine ſtille Ecke, in der ſie ungeſtört plaudern konnten. „Nun berichte du zuerſt. N. 85 Was iſt es, was dich während meiner kurzen Abweſenheit ſo . und ichmiegte ſich jeſt ſchmäöler gewordenen Ges Nur eine Atempauſe wird uns vergönnt, wir müſſen unſere Kräfte ſammeln und neue Kräfte hinzugewinnen, um erſt das eigentliche Sanierungs⸗ und Aufbauwerk, d. s unſer harrt, in Angriff zu nehmen und durchzführen zu können. eee. . Nicht mehr 9 10 Neue Zigaretten⸗Packungen. Die Durchführungs⸗Verordnung zur Notver⸗ ordnung über die Aenderung des Tabalſteuerge⸗ ſetzes iſt nunmehr erſchienen. Danach werden mit Wirkung ab 1. Juli folgende Zigarettenpreisla⸗ gen. Packungen und Steuerſätze feſsſgeſetzt: Zigarettenpreislage Packun Bander. 22 3 10, 20, 50 30 9% 3% 3 e 30 9⁰ 4 8 10, 25, 50 31 9⁰ 3 10, 25, 50 34 9% 3 10, 25 35% 3 10, 25 38 9% 3 10, 25 40 90 Das Reichsfinanzminiſterium verfolgt mit dieſer Umänderung der Tabakſteuerſätze u. Neu⸗ einführung von Packungsgrößen den Zweck, die Fabrikation von Konſum⸗Zigaretten zu erleich⸗ tern, um die Stagnation im Zigaretten verbrauch zu überwinden und dem Konſum einen neuen Impuls zu geben. Letzten Endes ſoll die Steuer der geſunkenen Kauſkraft der Bevölkerung an— gepaßt werden, da nur ſo der Steuerertrag aus der Zigarette gehoben werden kann. Aus dem gleichen Beſtreben heraus wird der Einzelverkauf im weſentlichen wieder zugelaſſen, auch werden ſtatt 9 Stück Zigaretten zu 40 und 50 Pfg. wieder 10 Zigaretten erhältlich ſein. Die Zigaretteninduſtrie wird nach Vornahme der notwendigen Umſbellungen dem Konſum dadurch einen weiteren Impuls zu geben ſuchen, daß ſie kleine Packungen zu 3, 4 und 5 Stück in den ent⸗ ſprechenden Preisklaſſen einführt. Rommuniſtenſpiegel Sowjetparadies in Deulſchland Dresden, 22. Juni. In der Studtverorb⸗ neienſ'tzung am Donnerstag laut es bei der We terberatung des Haushaltsolaues zu einem ſchweren Tumult. Als der kommuniſtiſche Stadwerordnete Oberlehrer Schrapel die Worte „Euer verfluchtes Chriſtentum“ benutzte, erhob ſich im Hauſe von den Demokraten bis zu den Nationalſozialiſten ein Sturm der Entrüſtung. Schrapel wurde zur Ordnung gerufen und die Rechte verhinderte ihn am Weiterſprechen. Als die Tribünenbeſucher ſich einmiſchten, wurde die Räumung der Tribünen angeordnet. Die Be⸗ ſucher ſangen jetzt die Internationale, veran⸗ ſtalteten Sprechchöre und warfen Flugblätter in den Saal. Einige drangen auf die Polizeibe⸗ amten ein, die in der Bedrängnis blankziehen mußten. Einer der Beamten wurde niederge— ſchlagen. Als der Vorſitzende dem Kommuniſten Schra— vel wiederum das Wort erteilen wollte, erhob ſich erneut auf der bürgerlichen Seite großer Lärm, bei dem Zurufe vernehmbar waren:„Der muß ſich entſchuldigen!“ Die Sozialdemokraten verließen geſchloſſen den Saal. Nachdem die Sitzung zum zweiten Male er— öffnet war, forderte der Vorſitzende den Kom⸗ muniſten auf:„Sind Sie bereit im Intereſſe der Arbeit des Kollegiums ihre Aeußerungen gegen das Chriſtentum zurückzunehmen?“ Als Schrapel ſich weigerte und ein neuer Entrü— ſtungsſturm im Hauſe entbrannte, ohne daß der Vorſteher ſich Ruhe verſchaffen konnte, wurde die Sitzung geſchloſſen.(So etwas kann bet uns in Deutſchland Oberlehrer ſein! Die Red.) zärtlich ihre kleine Hand ſtreichelnd. berichtete nun etwas ſtockend, und in der Erinnerung mit Tränen kämpfend, alles was ſich während Brechts Abweſenheit zugetra⸗ gen hatte.“ N15 c „Ghriſta, mein armer kleiner Liebling“, ſagte Matthias erſchüttert,„du mußt Entſetz⸗ liches gelitten haben. Aber ich will alles wie⸗ der guimachen. Morgen mittag ſchon ſuche ich deinen Vater auf, und wehe ihm, wenn er dich, noch einmal zu ſchmähen wagt.“ 0 „Du dariſt es Vater nicht ſo übel auslegen, er iſt nar ein einfacher Mann und handelt in einer Weiſe in Sorge um ſein Kind. Schließ⸗ lich iſt das Glück, deine Frau zu werden, für mich ſo groß. daß ſein Zweifel an ſeiner Wahr⸗ 1 04 heit ſchon ſeine Berechtigung hat. „Chriſta, kleine Törin, wie kannſt du dich ſo erniedrigen wollen. Für mich iſt es ein gro⸗ ßes Glück, dich errungen zu haben. Doch nun laß mich dir berichten, was ich dir zu erzäh⸗ len habe. e Daß ich meine Eltern ſchon in den erſten Kinderjahren verloren habe, erzählte ich dir ſchon, Ein alter Onkel nahm mich damals zu ſich, und ihm verdanke ich auch meine Er⸗ ziehung. Sein Tod hat mich ſchwer getroffen. Die Wohnung erbte die alte treue Haushälte⸗ rin, die mich wie eine Mutter erzogen hat, und ſo ließ ich ihr auch das geringe Vermögen vas der Onkel eigentlich mir vermachte. Dies iſt die gonze Geſchichte, mein Lieb.“ Chriſta ſtrich leiſe über des Geliebten Hand. und ihte Blicke trafen ſich in heißer, inniger Liebe. Chriſta ſah Matthias Brecht in die gü⸗ — at 8 ãããſãſſͥãſͤã/ ſſddddddddVVddadꝓdTdddTTſTſTTſTTT 1 ſchwer betroffen hat?“ bat Matthias Brecht 1 16700 Der prozeß gegen die Wohnungsbau⸗ Gmbl') Die Zeugenvernehmung. Heidelberg, 22. Juni. Im weiteren Verlauf des Prozeſſes gegen die WBG. wurde in die Zeugenvernehmung eingetreten und als erſte Zeugin die Schweſter und frühere Gene⸗ ralpriorin, die 53jährige Maria Aguinata Steinfels, vernommen. Sie berichtet, daß der Plan des Krankenhausbaues ſchon ſeit 1925 be⸗ ſtehe. Ludwig Müller trat auf den Plan mit dem Vertragsentwurf, der den„Köder“ enthal⸗ ten habe, Gelder zu 7% Zins bei 98% Auszah⸗ lung zu beſchaffen. Er fuhr damals viel nach Wörrishoſen zu dem kranten Prälaten, um die Geſchäfte perfekt zu machen. Am 26. Auguſt 1928 abends 9 Uhr kamen Müller, Pfarrer Flörchin⸗ ger, Architekt Ohmer, zu erneuten Verhandlun⸗ gen zu ihr. Sie ſprachen von zwei Anleihen zu 7 und 8 Prozent. Nach der urſprünglichen Ab⸗ ſicht, ein Krankenhaus mit 150 Betten zu errich— ten, entſchloß man ſich zu einem Krankenhaus⸗ neubau mit 300 Betten, das mit 2,5 Millionen veranſchlagt wurde.— Miniſterialrat Architett Ritter von Perignon habe ſich ihr als Freund und Schulſchweſtern angeboten; ihm habe ſie nie getraut. Ihr anfängliches Mißtrauen gegen Pe— rignon und die WBG. ſei geſchwunden, als ſie das rüſtige Fortſchreiten des Baues beobachtet habe und von Perignon, der ein beſonderes Kon— trollrecht beſaß, diefes ſcheinbar ſehr ſcharf aus— übte. Im Dezember 1929 habe ſie zum erſten Male von einer zweiten Anleihe erfahren und ſei darüber ſehr erſchrocken geweſen. Bei diefer zweiten Anleihe ſeien die Gehälter der Schwe⸗ ſtern verpfündet worden, was ihr Kummer be— reitet habe. Ludwig Wüller habe angeboten, aus eigener Taſche ihr Gelder vorſtrecken(Heiter— keit). Dann habe ſie einmal beobachtet, daß Lud wig Müller dem Prälaten Dr. Schäfer bei ge⸗ dämpftem Licht ein Papier zur Unterſchrift ge— geben habe. Da ſei ſie wieder erſchrocken und ha be geglaubt, hoffentlich ſei das nicht wieder ein Wechſel. Sie habe dann Dr. Schäfer ernſelich gebeten, keine Wechſel mehr zu unterſchreiben. Sie wurde noch mißtrauiſcher gegen die WBG. weil Ohmer ſagte, man brauche keine Gelder mehr. Nach Mitte Juli 1930 erklärte ſie, daß ſie nichts mehr zahle und erfuhr am 3. Auguſt, daß von Perignon einen Wechſel über 400 000 Mk. beſitze. Im Auguſt 1930 erfuhr ſie dann, daß insgeſamt über 2 Millionen Mk. Wechſel liefen. Da habe ſie und auch der Prälat das Zutrauen verloren. Sie habe dann an die Vereinsbank einen Brief geſchrieben, daß die Gelder nur für Bauzwecke ausgezahlt werden dürfen. Die Ver— einsbank habe ihr ihr Mißtrauen gegen Müller mitgeteilt. Aab Sommer habe ſich dann Müller nicht mehr bei ihr ſehen laſſen. Für den erkrankten Prälaten Dr. Schäfer wird das kommiſſariſche Protokoll verleſen. Hierin iſt intereſſant, daß in dem Vertrag mit der WBG. zu vermerken ſei, daß die Baugelder als ein gebundenes Konto zu verwenden ſeien. Nach ſeiner Geneſung merkt er, daß im Vertrag dieſer Paſſus fehlte. Müller habe es geſchickt ver— ſtanden, ſich in ſein Vertrauen zu ſchleichen. Im allgemeinen ſind die Ausſagen des Pralaten ſehr belaſtend für Müller. Der nächſte Zeuge iſt Direktor G. Fichter von der Filiale des„Atlas“ in Ludwigshaſen. Er hat im Februar 1928 den Beſuch von Gold— ſchmidt und Müller erhalten. Goldſchmidt kannte er als Studienfreund ſeines Sohnes. Der Zeuge wollte durch Beziehungen zur katholiſchen Geiſt— lichkeit durch Vermittlung des Pfarrers Flör— chinger die Verbindung mit den Schulſchweſtern herſtellen, wofür ihm eine Proviſion von 10 000 Mk. in Ausſicht geſdellt wurde. Der Zeuge er klärt, er habe über den Verlauf des Kranken— hausneubaues immer nur gute Nachrichten be⸗ kommen. Bei der Einweihung des Krankenhau⸗ ſes ſei auf Ludwig Müller ein Loblieb geſungen worden. Augen, aus denen iht alles Glück de t und alle Liebe entgegenſtrahlten. „Ich muß gehen“, ſagte ſie dann plötzlich erſchrocken auf ihre Uhr blickend.„In knapf zwanzig Minuten beginnt mein Dienſt, und der Weg iß ziemlich weit, wenn wir nicht gan ſo ſehr haſten wollen.“ „Bleib' noch ein wenig, Lieb, laß uns die Stunde des Wiederſehens ſolange wie möglich auskoſten. Ich bringe dich dann im Auto nach dem Amt.“ „Wie lieb von dir“, flüſterte das junge Mäd⸗ chen, zärtlich ſeine Hand faſſend.„Weißt du, Matthias, mir iſt es, als wäre ich ſchon immer und ewig mit dir zuſammengeweſen. Ich kaun mir kaum noch vorſtellen, daß es vor kurzen eine Zeir gegeben hat, wo ich dich, mein Ge liebter, nicht kannte“, flüſterte ſie leiſe. „So alje liebſt du mich, meine Chriſta“, kau es tiefbeweg! von Matthias Brechts Lippen „Nie werde ich den Tag vergeſſen, an dem wir uns zum erſten Male begegneten. Schon da mals ahnte ich, daß du mein Schickſal werden würdest. And dann war mein kleines Vögelchen die erſte Zeit ſo ſcheu und ängſtlich, als ſie ben fremde Mann tagtäglich am Poſtamt erwartete und um ein paar freundliche Worte von dem kleinen füßen Mädel aus der Wannſeebahn bettelte, bis uns beide dann jenem Oſtertage das Herz vor Liebe überlief. Wie ſchön das doch alles iſt und wie glücklich wir nun ſind.“ —: Fortſetzung folgt.— Der nächſte Zeuge iſt Pfarrer Flörchinger. Er berichtet, daß finanzielle Hilfe für den Kranten⸗ hausneubau geſucht worden ſei, und daß er durch Fichter habe vermitteln wollen. Die Be⸗ bingungen die Müller und Goldſchmidt geſtellt hätten, ſeien günſtig geweſen. Die Proviſion habe er angenommen, dies ſofort dem Prälaten Walſer mitgeteilt und verfügt, daß ſie für arme Studenten verwendet wurde. Der Zeuge ſagt, den Hauptvertrag habe er nicht gekannt. Er habe den Vorvertrag gekannt und für den Hauptvertrag gehalten. Er habe angenommen, daß die Bedingungen vorgeſchrieben, daß das Geld auf der Bank liege und nur verwendet wer— den dürfe. um die Geſchäftsleute zu bezahlen. Im April 1928 ſeien die Priorin, Fichter, Stadt⸗ baurat Graf und noch ein Architekt zu ihm zur Beſprechung gekommen. Baurat Graf habe dar— auf, hingewieſen, daß der Ludwigshafener Kran—⸗ kenhausneubau 5 Millionen getoſtet habe. Im weiteren Verlauf wurde die Bäroange— ſtellte Luiſe Lutz gehört, die früher im Anwalts⸗ büro des Angeklagten Müller und ſeit Septem⸗ ber 1928 bei der WBG. als Stenotypiſtin be— ſchäftigt war. Sie ſagt aus, daß ſie außer ihrer Schreibarbeit auch immer die Wechſel ausgefüllt habe. Es ſeien viele Wechſel für Lieferanten, das Kloſter der Armen Schulſchweſzern und Finanz⸗ wechſel vorgekommen. Letztere hätten teilweiſe über ſehr hohe Beträge gelautet; der höchſte be— trug mehr als 500 000 RMk. An einem Wechſel über 400 000 Mk. in einem Stück kann ſich die Zeugin auch erinnern, weiß aber nicht mehr, wer ihn erhalten hat. Es ſei vereinzelt vorgekommen, daß auf den Wechſeln der Betrag vorläufig nur in Ziffern angegeben war, und daß der Wert in Worten erſt nachträglich eingeſetzt wurde. Die Buchhaltung habe lediglich in den Händen von Paul Müller gelegen. Ein ſehr ausführlicher Zeuge iſt Miniſterial— rat a. D. Architekt Ritter Rudolf von Perignon— München. Er arbeitete ſchon ſeit 1925 für das Kloſter der Armen Schulſchweſtern. Ende 1925 kam der Plan des Krankenhaus-Neubaues in Speyer auf, das ſpäter in Ludwigshafen erbaut wurde. Perignon hatte die Pläne ausgefertigt und ein begreifliches Intereſſe daran, daß dieſe nun auch ausgeführt wurden. Als das Geld für den Krankenhausneubau ſozuſagen beſchafft ge— weſen ſei, bat Perignon die Priorin um eine Bankvollmacht. die ihm zu ſeiner großen Ent⸗ täuſchung verweigert wurde. Im Jahre 1928 be— kam er einen Brief von Pfarrer Flörchinger mit dem Hinweis auf die WBG. Es war in dieſem Brief die Rede davon, daß die WBG. ſeine Ar— beit kontrollieren ſolle, und zwar in Gemein- ſchaft mit dem Ludwigshafener Stadtbaurat Graf. Darüber ſei er empört geweſen, daß er den Brief gar nicht beantwortet habe. Die Prio— rin habe ihm geſchrieben, daß die Finanzierung des Krankenhausneubaues durch die WBG, ſehr gut durchgeführt werde. Die Stadt Ludwigsha— fen habe äbrigens Bürgſchaft leiſten vollen. Das Geldangebot der WBG. habe er als günſtig be— trachten müſſen, weshalb er auch zu dem Darle— hensvertrag geraten habe. Da die Schweſtern ihm eröffneten, daß die Wohnungsbau-Geſell— ſchaft ſehr hohe Gewinne erziele, ſei er ſüutzig geworden und habe durch verſchiedene Maßnah— men den Gewinn der Geſellſchaft begrenzen wollen. Formell habe die Bauleitung nicht in ſeinen Händen gelegen, ſondern in denen der WBG. Der Zeuge hatte lediglich die Oberleitung und wollte ſich daher einen gewiſſen Prozentſatz ſichern. Allerdings habe er von dieſer Oberlei— tung gemäß dem Vertrag des Kloſters mit der WBG. erſt ſpäter erfahren. Die örtliche Baulei— tung unterſtand dem Architekten Ohmer, wäh— rend dem Zeugen von Perignon als Oberleiter unbeſchränkte Prüfungsbefugniſſe and auch das Nachprüfungsrecht des Bauguthabens zugeſtan— den wurden. Das Honorar des Zeugen ſollte 75 000 Mk. betragen, und zwar für Planferti⸗ gung und Bauoberleitung. Er neant dieſes Honorar beſchämend gering für ſeine Leiſtungen und ſeine Vermittelung. Auf die ihm zuſtehen⸗ den Rechte habe ihn erſt Ludwig Müller ge— bracht, womit ihm die finanzielle Verantwortung ſozuſagen hinter ſeinem Rücken zugemutet wor— den ſei. Leider habe er dieſe finanzielle Kon— trolle nie ausgeübt, weil er von dieſem Recht nichts gewußt habe. Er habe aber den Bau mo— natlich 1—2mal kontrolliert. Im übrigen habe er, was die finanzielle Seite betreffe, nur von Verhandlungen gehört, wie der Bau bezahlt werde, aber nicht, daß noch eine Anleihe aufge— nommen werden ſolle. Von Architekt Ohmer ha— be er erfahren, daß die WBG. die Handwerker laufend bezahle. Nach Fertigſtellung des Baues habe er erfahren, daß die Koſten auf 4,3 Millio⸗ nen angewachſen ſeien, was ihn an und für ſich nicht gewundert habe. Dem Angeklagten Müller habe er 400 000 Mark gegeben. N Auf die Frage des Vorſitzenden, wofür dies erfolgt ſei, ſagt der Zeuge von Perignon, daß er es nicht genau wiſſe. Müller habe von großen Bauprojekten geſprochen, wofür ihm Perignon erſt 100 000 und ſpäter noch einmal 300 000 Mk. gegeben habe. Am Krankenhausneubau ſei er ſe boch finanziell nicht beteiligt geweſen. Die Be— urteilung der Sachlage durch Müller habe er ſbets gebilligt. Müller habe ein ausgezeichnetes Urteil beſeſſen. Die Müller überlaſſenen 300 000 Mark ſollten laut deſſen Angabe unangreifbar ſichergeſtellt werden. Ferner habe er 200 000 Mk. gegeben, um dem Krankenhausbau den Zwiſchen⸗ kredit zu erleichtern. Das Depot der Bahocoma ſollte zu dem gleichen Zweck zur Verfügung ge— ſtellt werden. Man habe ihn in den Glauben ge— ſetzt, daß die 300 000 plus 100 000 Mark, die zum Grundſtückskauf beſtimmt waren, weiter zum Krankenhausbau nötig waren. Er habe dann auf 400 000 Mark lautende Wechſel vom Kloſter be⸗ kommen. Der Wechſel lautete zuerſt auf 300 000 Mark, wurde dann prolongiert und auf 400 000 erhöht. Vier Wochen vor dem Verfall habe er den Schweſtern Mitteilung gemacht und ſei ge⸗ beten worden, nochmals zu prolongieren. Prälat Dr. Schäfer habe ihn brieflich gebeten, den Wech⸗ ſel nicht zu Proteſt gehen zu laſſen. Das perſön⸗ liche Urteil des Zeugen über Ludwig Müller iſt ein autes. Zeuge Architekt Ohmer⸗Ludwigshaſen ſchilbert ſeine Beziehungen zu dem Bau als Augeſtellter ber WBG. Er ist der Anſicht, man habe den Voranſchlag zu niedrig angeſetzt, da das Kran⸗ kenhaus mit den beſten techniſchen Neuerungen ausgeſtattet worden ſei. Nach ſeiner Anſicht hät⸗ ten 3,5 Millionen für den Bau ausreichen müſ⸗ ſen. Er habe die ganze Abrechnung im Septem⸗ ber 1930 nachgeprüft, An der Baufſumme hätten noch 800 000 Mk. gefehlt, die im Vergleichswege zu 50% bezahlt wurden. Er habe ein Honorar von 11000 Mk. bekommen, und zwar 8 000 Mk. von den Schweſtern und 3000 Mk. von Perig⸗ non. Von der WBG. habe er zwiſchen 62 000 und 63 000 Mk. als prozentualen Anteil erhalten. Ei⸗ nen rückſtändigen Reſt von 8000 Mk. habe er im Vergleichsverfahren von den Schweſtern be— kommen. Die Schweſtern hätten verſucht. zur Finanzierung eine Bärgſchaft des Biſchofs von Speyer aufzubringen und dieſen Verſuch als ſehr wahrſcheinlich erfolgreich hingeſtellt. Des Zeugen Urteil über den Angeklagten Ludwig Müller iſt ein gutes. an -Teinen irbeliebigen ffee hat näml eee 0 Remer 08 Warzen Von unſerem ärztlichen Mitarbeiter. Die Warzen haben für die mediziniſche For— ſchung an Intereſſe gewonnen, ſeit man durch Impfverſuche feſtgeſtellt hat, daß dieſe Krank— heit der Haut infektiöſen Urſprungs iſt, und ſeit man weiß, daß Suggeſtion die heilen kann; bei Kindern und jungen Menſchen; ſie treten ſelten im mittleren Alter auf. Eine beſondere Form kommt im Greiſenalter vor. Die War— zen der Jugendlichen entwickeln ſich aus ganz lleinen, kaum ſtecknadelkopfgroßen Gebilden, die pathologiſch als gutartige Geſchwülſte der Haut aufzufaſſen ſind. Dieſe kleinen Gebölde können weiterwachſen, werden aber in den meiſten Fällen nicht größer als eine Linſe. Die Form der Warzen kann rund oder viel— »ckig ſein; an der Oberfläche tritt häufig durch Verhornung eine Zerklüftung ein. Dabei können dieſe Geſchwülſtchen ſehr hart werden. Die Warzen haben Lieblingsſitze; ſo kommen ſie beſonders oft an Fingern und Handrücken vor; nicht ſelten wird auch das Geſicht befallen; wur gelegentlich treten ſie an den Fußſohlen auf. Kasmetiſche Bedeutung haben dieſe War⸗— zen beſonders dann, wenn ſie im Geſicht auf— ten Impfyerſuche haben es ſehr wahrſcheinlich F daß es ſich um eine Infektionskrank— eit handelt. Dabei iſt die Zeit, die zwiſchen Inſektion und dein Auftreten der Warzen ver— gaht, meiſt ſehr lange; ſi? betlägt Monate, ſagar Jahre. Man ha! beobachtet daß um eine ältere Warze herum ſehr viele jüngere rorhanzen ſein könneg, und hat dieſen Befund zahin gedeutet daß es ſich um eine Ausſaat ganbelt. Die Heilungsausſichten ſind gut. Der Warzen ein Beiſpiel, wie ſehr Organt⸗ ſches und Krankhaftes dem Seeliſchen unter- worfen ſind. Die Warzen entſtehen beſonders ber Geſundheitspflege, deren auch in Deutſchland mehr und Behandlung ſtehen verſchiedene Methoden zur Verfügung. Es iſt ſchon durch Suggeſtion ge⸗ lungen, Warzen zum Verſchwinden zu bringen Man kann die Warzen ferner durch Operation entfernen oder durch Beſtrahlung behandeln. Erfolge können in geeigneten Fällen auck durch Verreiſen und Verätzen erzielt werden Queckſilber und Arſen ſind wirkſame Medika— mente. Alle dieſe Medikamente können durck Suggeſtion unterſtützt werden und werden es meiſt. Die Alterswarzen ſtellen ebenfalls Geſchwül— ſte dar, die demſelben Typus angehören. Sie treten meiſt nach dem 40. Jahre auf und fin— den ſich beſonders an Bruſt und Rücken. Auck ſie werden ſelten größer als eine Linſe und ſind ungefährlich. Bunte Seitung Könige verderben das Wetter. Todesſtrafe für Mißernte, In alten Zeiten bekamen die Unbilden der Witterung den Regierenden ſehr ſchlecht. Die Heruler z. B. töteten ihren König, wenn Re— gen die Ernte vernichtete.„Durch ſechs Din— ge“, ſo heißt es in alten iriſchen Geſetzen,„be— weiſt der Himmel die Unwürdigkeit eines Kö— nigs: Ungeſetzlichen Widerſtand im Rat, Ge— ſetzesverletzung, Nahrungsmangel, Unfrucht— barkeit der Kühe, Fäulnis der Früchte, Fäul— nis des Getreides.“ Der ſpaniſche Hiſtoriker Solis erzählt, daß die Kaiſer von Mexiko bei ver Thronbeſteigung ſchwören mußten, daß während ihrer Herrſchaft die Regenfälle ſick genau an die Jahreszeit halten würden, daß es keine Ueberſchwemmungen und keine Miß— ernten geben werde. In China glaubte man ebenfalls daß in guten Jahren der Kaiſer vom Himmel geſegnet werde, wofür ihm die Un— tertanen Dank ſchuldig ſeien. Dafür lief er Gefahr, entthront zu werden, wenn ein Erdbe— ben, eine von Folge von Ueberſchwemmungen oder Brandkataſtrophen eintraten, in denen man eine Warnung des Himmels ſah. Engliſche Pilgerfahrt nach der Normandie. Eine Anzahl von Engländern, deren Vor— fahrer mit Wilhelm dem Eroberer nach Eng— land gekommen ſind, hat zur Feier der Heldentat ihrer Ahnen eine Pilgerfahrt nach der Normandie angetreten. Bei dieſer Gele— genheit ſoll auf dem Schloß von Falaiſe, einer der Hochburgen der normanniſchen Herzöge eine Gedenktafel mit den Namen der Gefolg⸗ ſchaft des Eroberers enthüllt werden. Von dieſem Schloß aus erblickte ja auch Robert den Teufel Arlette, die Tochter eines ſchlichten Gerbers, wie ſie ihre Wäſche in dem kleinen Fluß wuſch, und in Falaiſe brachte ſpäter auch den größten der Großen der nor— manniſchen Raſſe, den ſpäteren Wilhelm den Eroberer, zur Welt. Ingiene auf Reiſen Von Dr. Curt Kayſe r-Wilmersdorf. In den nächſten Tagen bringt die Eiſen— bahn ungezählte Taufende zur Erholung aufs Land, ins Gebirge oder an die See. Der Zweck der Reiſe iſt bei allen Erhaltung und Kräftt— gung der Geſundheit, aber alle guten Lehren Kenntniſſe ſich mehr breiten beginnen, ſind meiſt mit dem blick vergeſſen, in dem der ſich i auszu— Augen⸗ zug ig in Bom Zug fich in Bewe— gung ſetzt. Kaum iſt die Bahnhofshalle verlaſſen, da wird der Ruckſack oder die Handtaſche geöffnet, und das Eſſen beginnt, gleichviel zu welcher Tageszeit, gleichviel ob man Hunger hat oder nicht. Für viele Menſchen iſt eben jede Eiſen— bahnfahrt gleichbedeutend mit reichlichem Eſſen und Trinken. Ganz beſonders werden in größere und keinere Kinder während der Ei— zenbahnfahrt oft ungeheure Mengen Brot, Wurſt, Obſt, Süſſigkeiten und ſonſtige ſchone „ Sꝛaf Sefmnelin“ landel zum cislen Hal auf cle, Das Luftſchiff bei ſeiner erſten Waſſer landung auf dem Bodenſee, die in Gegenwart Dr. Eckeners durchgeführt wurde. Das Manöver darf als Vorübung für die geplante Nordpolreiſe des deutſchen Luft rieſen angeſehen werden. Sachen hineingeſtopft, bis ſich ſchließlich in dem einen oder anderen Falle der Magen das ein⸗ jach nicht mehr gefallen läßt. Nur zu leicht iſt man dann geneigt, nicht bei ſich ſelbſt oder einer Unvernunft die Urſache zu ſuchen, ſon⸗ dern behauptet vielfach,„das Kind verträgt das Fahren ſchlecht“. Was vom Eſſen gilt, gilt häufig auch vom Trinken. Wahllos wird mitgebrachter kalter Kaffee, warm oder ſchlecht gewordene Milch u. a. m. getrunken. Beim Waſſer fragt man auch nicht lange nach ſeiner Herkunft, kurz, die Sünden wider die Geſundheit ſind auf Rei— en ganz beſonders groß. Da darf man ſich nicht wundern, wenn gleich nach der Ankunft am Reiſeziel Erkrankungen des Magens oder des Darms ſich melden und einem mindeſtens die erſten Ferientage ſchon verderben. Deshalb mache man es ſich zur Regel, auch auf Reiſen nicht anders zu leben, als zu Hau— 2. Man halte die Stunden der Mahlzeit möglichſt ſo inne, wie daheim. Man eſſe nicht mehr, als man zu den häuslichen Mahlzeiten zun eſſen gewohnt iſt. Man unterhalte Kin⸗ der nicht durch Eſſen und Trinken, ſondern gebe ihnen lieber ein Bilderbuch oder Papier und Bleiſtift zum Malen und dergl. mehr. Man genieße Trinkwaſſer nur dort, wo es wörklich als ſolches gekennzeichnet und von zinwandfreier Herkunft iſt. Man achte, be— onders bei Kindern darauf, daß ſie nicht alles e nfaßen und ihre Hände mit Schmutz und Trankheitskeimen beladen. Man vergeſſe vor allem nicht, ſoweit die Möglichkeit dazu beſteht, ſich auf Reiſen recht oft die Hände zu waſchen Wer die einfachſten Grundregeln der Geſund— heitspflege beim Antritt der Sommerreiſe nicht zu Hauſe vergißt, ſondern ſich ihrer auf Schritt und Tritt auch auf Reiſen erinnert, der wird vor üblen Zufällen bewahrt bleiben und eine durch Krankheit ungetrübte Erholung ge— nießen. Wettervorherſage Vorherſage für Mittwoch: Noch ziemlich heiter und ſehr warm, aber ſpäterhin bielfach örtl. Gewitterbildung, ſchwache Winde. Ausſichten für Donnerstag: We⸗ ſentliche Anderung des beſtehenden Witterungs— rakters noch nicht abſehbar. Cetzte Radiomeldungen Elf Todesopfer der Exploſton in Holtonheath. wtb. London, 24. Juni. Die Erxploſion in den Marinewerkſtätten von Holtonheath hat doch mehr Todesopfer gefordert als aus ben irſten Meldungen erſichtlich war. Visher wer⸗ den elf Perſonen als vermißt gemeldet, was oviel beſagen will, daß ſie sämtlich tot ſind. Verletzt wurden bei der Exploſion 19 Arbeiter — die meiſten von ihnen glücklicherweiſe nicht chmer. ö Vier Todesopfer eines Tornados. 1 wtb. Nio de Janeiro, 24. Juni. Nach einer Meldung aus Porto Alegre iſt die Provinz Sao Luiz de Caceres von einem Tornado heimge⸗ ucht worden. Vier Perſonen wurden getötet und 25 verletzt. 30 Häuſer wurden zerſtört. Unter den Trümmern wird noch nach weiteren [Opfern geſucht. Die Uebertragung der Kanzlerrede nach Amerika. wtb. Berlin, 24. Juni. Bereits eine Stunde nachdem Reichskanzler Dr. Brüning ſeine Rede im Reichsrundfunk beendet hatte, lag hier die Meldung aus Newyork vor, daß die von der National Broadcaſting Company übertragene Anſprache des Kanzlers in ganz Amerika zu berſtehen war. Schienen⸗Zeppelin kommt nach Düſſeldorf. enb. Verlin, 24. Juni. Der Schienenpropeller⸗ vagen des Diplomingenieurs Krukenberg wird, vie wir erfahren, vorausſichtlich bis Donners⸗ tag, 25. Juni in Berlin bleiben. Es iſt vorge⸗ ehen, daß er dann eine Fahrt nach Düſſeldor“ iber Magdeburg unternehmen wird. aber auch zur Bräunung des ganzen Körpers bei Sonnen⸗ bädern verwende man die reizmildernde and kühlende Leodor⸗ Fett⸗Creme. Tube 60 Pf. und 1 Ml. Mirſſam unterſtützt durch elſeife Stück bh Pf. Zu haben in allen Chlorodont— Geſchäftliche Mitteilungen. Auch bei Kempinski in Berlin— Kathreiner! Wer Berlin beſucht, muß auch mindeſtens einmal bei Kempinski eſſen und trinken; bei Kempinski, wo jeden Tag mehr als zweihundertundfünfzig verſchie⸗ dene Gerichte auf der Speiſenkarte ſtehen— das eine immer delikater als das andere! Neuerdings kann man bei ihm auch— ganz zeitgemäß!— ſein Kännchen Kathreiner trinken. Reichlich zwei Taſſen. Mit Sahne und Zucker— für ganze 50 Pfennige. Und der ſchmeckt(wie immer, wenn er mit ein wenig Liebe zubereitet wird) ausgezeichnet! Bravo Kempinski. weiter ſo!