iernheimer Anzeiger Viernheimer (Niernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,50 Mk, frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Rombeſuch auf deutſche Initiative witb. Nom, 30. Juni. Die Agenzia Stefani teflt mit! Der deutſche Botſchafter v. Schubert hat der italieniſchen Regierung in der rer⸗ gangenen Woche den Wunſch des dentſchen Reichskanzlers und des beutſchen Außenminfſters mitgeteilt, ſich nach Rom zu begeben, um mit dem Chef der faſchiſtiſchen Regierung zuſam⸗ menzulommen. Auf dieſe Mitteilung hin ließ Muſſolini wiſſen, bat der Beſuch Brünings und Dr. Curtius angenehm ſein würde, und beauf⸗ tragte den italieniſchen Votſchafter in Berlin, dem Reichskanzler und dem Außenminiſter Deutſchlands ſeine herzliche Einladung zu über⸗ mitteln. Der Zeitpunkt des Beſuches wird ſpäter feſtgelegt werden. Der deutſche Votſchafter hat geſtern abend bei Grandi vorgeſprochen, worauf die amtliche italieniſche Nachrichtenagentur das Kommuni— que über die Romreiſe Brünings und Curtius' an die Zeitungen verteilte. Es ſcheint, daß die am Sonntag erfolgte vorzeitige Veröffent- lichung dieſer Verabredung durch ein Berliner Blatt hier eine gewiſſe Verſtimmung hervor— gerufen hat. Die Diskretion ſollte gewahrt bleiben, bis zwiſchen Paris und Berlin die endgültigen Vereinbarungen für den Pariſer Beſuch getroffen geweſen wären. Dadurch ſollte vermieden werden, daß der Eindruck entſtand, als ob der römiſche Beſuch Reiſe gedacht wäre. Nunmehr wird hier unterſtrichen, daß die Initiative des Beſuches auf deutſcher Seite zu ſuchen iſt. Brüning nimmt kurzen Urlaub bis zum Beginn der großen Ausſprachen. cub Berlin, 30. Juni. In einem Berliner Abendblatt wird angekündigt, daß Reichskanzler Dr. Brüning am Sonntag für acht Tage in Ur⸗ laub gehen werde. Daran iſt richtig, daß der Kanzler die Abſicht hat, ſich wenigſtens kurz zu erholen, ehe die internationale Ausſprache mit den verſchiedenen Beſuchen und Gegenbeſuchen beginnen wird. Auch die innerpolitiſchen Auseinanderſetzun⸗ gen über die Nowerordnung dürften ja in ab⸗ ſehbarer Zeit beginnen und ebenſalls ſtarke An⸗ ſorbderungen an Dr. Brüning ſtellen. Wie lange der Kanzler von Berlin abweſend ſein wird, ſteht allerdings noch nicht feſt, ſondeen hängt da⸗ von ab, wie ſich der Kampf um den Hvoverplan weiter entwickelt. In Berliner politiſchen Kreiſen übt man weiter Zurückhaltung. Man hofft, auch trotz der Zuſpitzung zwiſchen Paris und Wa⸗ ſhington, daß ſchließlich doch ein Ergebnis im Sinne der amerikaniſchen Anregung datei her⸗ auskommen wird. Ehe die Eutſcheidung hier⸗ über gefallen iſt, kann der Reichskanzler natürlich Berlin nicht verlaſſen. Uebrigens hat er auch über den Aufenthaltsort noch nichts beſtimmt. Wieder Studentenkundgebungen vor der Berliner Univerſitat 20 Siſtierungen. enb Berlin, 30. Juni. Zu erneuten Anſamm⸗ lungen unb Kundgebungen der Studentenſchaft kam es heute gegen 12,30 Uhr vor und in der weiteren Umgebung der Univerſität. Die Stu⸗ denten brachten Hoch- und Niederruſe aus und verſuchten Lieder anzuſtimmen. Als die Anord⸗ mungen der Polizeibeametn vielſach nicht befolgt wurden, wurden 20 Studenten feſtgenommen. Ein Teil von ihnen iſt bereits wieder entlaſſen wor⸗ den.— Zu weiteren Zuſammenſtößen kam es zwiſchen Nauonalſozialiſten und republikaniſchen Studenten. Als die letzteren Flugblätter verteil⸗ ten, wurden ſie von ihren politiſchen Gegnern angegriffen und der Flugblätter beraubt. Auch hier iſt die Polizei energiſch vorgegangen, ſodaß in den Nachmittagsſtunden wieder Ruhe herrſchte Tagesnachrichten Der Beſuch Doumers in der deutſchen 0 Botſchaft. Paris, 30. Juni. Die Angabe, daß Präſident Doumer das erſte franzöſiſche Staatsoberhaupt ſei, das ſeit 1914 die deutſche Botſchaft betreten habe, erweiſt ſich als unrichtig. Im September 1920 hat Präſibent Millerand den inzwiſchen verſtorbenen Botſchafter Mayer einen Beſuch gemacht. i 5 A * irgendwie als Oppoſition oder als Konkurrenz zur Pariſer; Weltrekord einer franzöſiſchen Fliegerin. Paris, 30. Juni. Die franzöſiſche Fliegerin Maryſe Baſti, die am vergangenen Sonntag auf dem Flugplatz Le Bouget mit einem deu ſchen Kleinflugzeug von 40 PS. aufgeſtiegen war, um den Weitſtreckenrekord für Leichtflug⸗ zeuge zu ſchlagen, iſt, wie erſt jetzt gemeldet wird, ohne Zwiſenfall in Urino bei Niſchnjꝙ-Nowgorod (Rußland) gelandet. Es ſcheint, daß ſie eine Strecke von 2900 km. zurückgelegt und damit nicht nur den Weitſtreckenrekord ihrer Kategorie geſchlagen hat, der bisher von dem Amerikaner Zeitung (Piernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Retlamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Zimmerly mit 2355 km. gehalten wurde. ſondern 1 zuch den Weltrekord für weibliche Flieger. Die Wahl der neuen badiſchen Regierung Karlsruhe, 30. Juni. In der heutigen Nach⸗ mittagsſitzung des badiſchen Landtages wurde die Wahl der neuen badiſchen Regierung vorge⸗ nommen, nachdem die bisherigen Miniſter ihre Aemter zur Verfügung geſtellt hatten. Die Oppo⸗ ſition nahm an der Wahl nicht teil. Es wurden 48. Jahrgang folgende Miniſter gewählt: als Innenminiſter der ſozialdemokratiſche Abgeordnete und Staats- rat Emil Maier⸗ Heidelberg mit 54 Stimmen, der ſeitherige Innenminiſter Wittemann(3. als Juſtizminiſter mit 56 Stimmen, der bishe⸗ rage Juſtizminiſter Dr. Schmitt(3.) als Mini⸗ ſter für Kultus und Unterricht mit 54 Stimmen. der volksparteiliche Fraktionschef Dr. Mattes als Finanzminiſter mit 43 Stimmen. Ferner wurden gewählt als Staatsräte der Abg. Rük⸗ kert(Soz.) und Abg. Herich(Z.). Die Wahl des Staatspräſidenten fiel wiederum auf Miniſter Wittemann. Caval für„freimütige Ausſprache“ Verhandlungen in der Sackgaſſe— B auch ohne Frankreich? Paris, 30. Juni. Der Senat ſprach; einer Manövers geworden. Wie dem auch dei, heute abend der Regierung mit 197 gegen 5 Stimmen bei etwa 100 Stimmenthal⸗ zungen das Vertrauen auf Grund einer Tagesordnung aus, die von den Senator: de Jouvenel und Victor Berard nach Ein⸗ vernehmen mit Miniſterpräſident Laval ousgearbeitet war und die Haltung der Regierung bei den Verhandlungen über den Hoover Norſchlag billigt. Die Tagesordnung zontet: Der Senat iſt der Anſicht, daß die Ach⸗ tung der Verträge und Abmachungen die einzigſte Grundlage die internationalen Beziehungen bildet. Der Senat erinnert an die Opfer und Zugeſtändniſſe aller Art, die Frankreich ſeit 13 Jahren zugunſten der Autrechterhaltung des Weltfriedens und zugunsten der Wiederherſtellung der Ein⸗ tracht und der europäiſchen Wirtſchaft ge⸗ bracht haz. Der Senat billigt die Erklürun⸗ gen dir Regierung und geht zur Tagesord⸗ nung über. Miniſterpräſident Laval erklärt, die Lage ſei die heikelſte der Nachkriegszeit. Die Reparationen könnten nicht in Frage geſtellt werden. Die Haager Abkommen mußten aufrecht erhalten werden. Den amerikaniſchen Vorſchlag, über den übrigens keine Regierung vorher unterrichtet worden ſei und den, wie ihm Botſchaſter Edge beſtätigt habe, alle Re⸗ gierungen angenommen hätten, hätte Frankreich nicht ablehnen, aber auch nicht ohne Vorbehalt annehmen können. Hoovers Vorſchlag ſei nur deshalb brüsk ge⸗ weſen. weil man Indiskretionen vermeiden wollte. Frankreich ſei jedenfalls nicht das Opfer Frankreich habe beſtimmte Vorbehalte geäußert, die durch ſeine Lage geboten geweſen ſeien Man dürfe im übrigen dieſe Vorbehalte nicht unterſchätzen, denn ſie ſeien real und wirksam. g Um ſolche Ueberraſchungen zu vermeiden, erklärte Miniſterpräſident Laval, iſt es unſe⸗ rer Anſicht nach gut, wenn zwiſchen der Reichs⸗ regierung und der franzöfiſchen Regierung»ver⸗ ſtändige u. freimütige Ausſprachen“ angeknüpft merden. Die Unterhaltungen würden demnächſt ſtattiinden und er, Laval habe das Vertrauen, daß ſie zu einem Erfolg führen werden. Zum Schluß erklärte Laval, er könne aus naheliegenden Gründen keine weiteren klärungen während der ſchwierigen ſchwebenden Verhandiungen abgeben. aſhington und die Ergebnſſſe der Pariſer Verhandlungen. Waſhingion, 1. Juli. Im Weißen Hauſe wurde geſtern die übliche Preſſekonferenz abge⸗ ſagt. In Regierungskreiſen beſchränkte man ſich auf die Feſtſtellung, daß die Lage zur Zeit ernſt und unbeſtimmt ſei, da Frankreich als einziger Gläubigerſtaat ſich bisher weigere, an einer großzügigen internationalen Zuſammenarbeit teilzunehmen. Bei allem ehrlichen und ernſten Bemühen, zu einer Verſtändigung mit Paris zu gelangen, ſehe man hier kaum eine Möglichkeit weiteren Nachgebens, ohne den klaren Sinn des Hoovervorſchlages über Bord zu werfen. Man lehne ſelbſtverſtändlich eine ameri⸗ kaniſche Garantie für Er⸗ die Heiligkeit des Noaungplanes ab und erklärt es für wider⸗ ſinuig, von Deutſchland, deſſen verzweifelte Finanzlage überall zugegeben werde, zu erwarten, daß es den in Höhe des unauf⸗ ſchiebbaren Teiles ihm zu gewährenden Offiziöſe amerikaniſche Kundgebung über die Verhandlungen mit Frankreich Washington, 1. Juli. Von hoher Regierungs- ſtelle wurde geſtern zum Hooverplan mitgeteilt: Unſerer Anſicht nach bedeutet der Aufſchub aller Zahlungen auf ein Jahr keinen Angriff auf die internationalen Verträge. Hoovers Proklamation hatte alsbald ſegens reiche Folge. in der ganzen Welt, und alle wichtigeren Staa— ten, außer Frankreich, ſtimmten ihm vollinhalt⸗ lich oder prinzipiell zu. Frankreich hat nicht einmal prinzipiell zuge— ſtimmt. Zuerſt verlangten die Franzoſen die doppelten deutſchen Zahlungen im nächſten Jahr. Das war unannehmbar; und wir ſchlugen, um Frankreichs Wunſch nach Unverletzlichkeit der internationalen Verträge entgegen zu kommen, vor, daß Deutſchland zwar den auſſchiebbaren Teil zahle, das Geld aber ſofort als Kredit zu⸗ rück bekomme. Frankreich verlangte nun, daß der obige Kredit an Deutſchland nicht der Reichsre⸗ gierung, ſondern gewiſſen deutſchen Induſtrien geliehen werde. Dieſe Forderung lief Hoovers Vorſchlag vollkommen zuwider, denn die Reichs⸗ regierung braucht den vollen Betrag, um das Budget ausgleichen zu können. Wir ſind durch⸗ aus bereit, auch den anderen Nationen zu hel⸗ jen. Vor allem muß Deutſchland wieder auf die Füße kommen. Dann kam die Frage des Garan⸗ tiefonds. Frankreich verlangte, daß im Falle eines deutſchen Moratoriums nicht es, ſondern Deutſchland dieſen Fonds auszahlen ſolle. Wir würden es aber als entgegen dem Hooverplan betrachten, wenn die gegenwärtige Hilfsaktion dazu benützt würde, um Deutſchland eine neue Laſt aufzubürden. die Verhandlungen mit Frankreich ſind nicht abgebrochen. Wir ſind nicht entmutigt, ſondern hoffen auf eine Einigung. Wegen der Sachlieſerungen dürften ſich Deutſch⸗ land und Frankreich dahin einigen, daß nur noch die laufenden Verträge ausgeführt werden. Unſere Bedingungen ſind nicht ſchwer. Wir ha⸗ ben in der Frage des Kredits nachgegeben und wir verlangen nur, daß er in ſeinem ganzen Umfang der Reichsregierung und für möglichſt lange Zeit gegeben werde; aber fünf Jahre ſind zu wenig. Auf die Frage, ob Geſahr beſtehe, daß Fran⸗ kreich zur Erzwingung des Poungplanes in Deutſchland einrücken werde, wurde geantwor⸗ tet:„Dieſes Schauſpiel wird die Welt nicht wie⸗ ber erleben.“ 152 mit Brüning eſondere amerikaniſche Aktion für Deutſchland eventl. Kredit in kurzer Friſt zurückzahle. Hoover beſprach die Lage in einer längeren Ka— binettſitzung, an der Caſtle und Mills teilnah— men, nachdem er vorher erneut mit Mellon telephoniert hatte. In parlamentariſchen Kreiſen umgehende Ge— rüchte, für die eine Beſtätigung jedoch nicht zu erlangen iſt, beſagen, daß Hoover nicht nachge- ben, aber auch Deutſchland nicht im Stich laſſen werde, ſondern ſchon jetzt mit ſeinen amtlichen und parlamentariſchen Mitarbeitern berate, wie man Deutſchland nötigenfalls ohne Frankreichs Mitwirkung helfen könne Als haltlos werden die Meldungen bekeichnet, wonach man hier eine direkte Verſtändigung zwiſchen Paris und Berlin wänſche. Man ſteht hier auf dem Standpunkt, daß Hoover die Ret— tungsaktion mit dem ganzen Gewicht ſeiner Stel⸗ lung eingeleitet habe und ſie auch durchführen werde. In Erinnerung daran, daß Kellogg bei der Unterzeichnung des Kellogg-Paktes im Au⸗ guſt 1928 Frankreich und Irland, aber nicht London beſuchte, wird in parlamentariſchen Kreiſen die Mögl t erwogen, daß im Falle eines Fehlſch ns der Pariſer Verhandlungen Hoover Stimſon anweiſen könnte, nicht nach Paris gehen. In der hieſigen Preſſe teilt man jedoch die veſſimiſtiſche Aufſaſſung der Lage nicht. republikaniſche„Waſhington Poſt“ und die demo⸗ kratiſche„Baltimore Sun“ vertreten den Stand⸗ punkt. daß man Frankreich Zeit geben müſſe u. eine Einigung ſich ſchließlich doch erzielen laſſen Die Waſhington erhofft baldige Einigung mit Frankreich. wtb. Woſhington. 1. Juli ment wurde geſtern erklärt, der Streit mit Frankreich drehe ſich nur um ſolgende Punkte: 1. Amerika wolle, daß die deutſche Regierung den ungeſchützten Teil alsbald in voller Höhe zu Budgetzwecken zurückerhalte, 2. daß die Rück⸗ zahlung dieſes Kredits in 25 Jahren erfolge. Man deutete zu dieſem Punkte an, daß man eventuell auf eine kürzere Zeit, etwa 10 oder 15 Jahre herunter gehen werde, nicht aber auf 5 Jahre. 3. Die Frage des Garantiefonds gehe nicht Amerika an. Dieſe Angelegenheit müſſe Fran⸗ kreich mit den übrigen Nounggläubigern regeln. Zuſammenfaſſend wird erklärt, man ſei nicht entnutigt, ſondern erhoffe eine baldige Einigung da ein Fehlſchlag kataſtrophal wäre. Im Staatsdevar— Franzöſiſcher Regierungsbeamter verkauft Geheimtelegramme Andree Camiaux, ein Beamter des Chiffrierbüros der franzöſiſchen Regierung, wurde verhaftet, da er im Verdacht ſteht, Geheindepeſchen an Börſenſpekulanten weitergegeben zu haben. ñĩx — e—————— ee 2 ee rr ſelbſt das Elternhaus preisgeben mußte.“ Die Gefahr für die Wirtſchaſt Von unſerem wirtſchaftlichen Mitarbeiter! Die kurzfriſtigen Kredite ſind die Gefahr für die Wirtſchaft! Das hat auch der Reichs— kanzler Dr. Brüning auf der Bankiertagung mit aller Präziſion herausgearbeitet. Und ein Debatteredner auf der gleichen Tagung hat den konkreten Vorſchlag gemacht, die durch den Hoo⸗ verplan für Deutſchland ſich ergebenden Erſpar⸗ niſſe zur Abbürdung der kurzfriſtigen Kredite zu benutzen. Tatſächlich liegt in dieſem Punkt das Prob- lem der Wiedergeneſung zu einem guten Teil umſchloſſen. Es kommt, wie gleichfalls der Reichskanzler auf der Bankiertagung mit Ent— ſchiedenheit zum Ausdruck gebracht hat, jetzt entſcheidend darauf an, daß wir in der geſamten öffentlichen wie aber auch privaten Wirtſchaft von den in Ausſicht ſtehenden Erleichterungen abſolut richtigen Gebrauch machen. In dieſer Fixierung des Problems und ſei— nes letzten Zieles und Zwecks war die unausge— ſprochene, aber für alle mit den wirtſchaftlichen Dingen Vertrauten laut hörbare Ablehnung des Kanzlers und der Reichsregierung gegen— über allen, in letzter Zeit im Hinblick auf die Hooveraktion aufgetauchten Intereſſenwünſchen gegeben. Die Erleichterungen können nur dann zum Nutzen der Geſamtheit ausſchlagen, wenn wir auch nicht um Haaresbreite von dem jetzt mit Energie und klarem Ziele beſchrittenen Weg der Finanz- und Wirtſchaftsſanierung abwei— chen. Auch weiterhin muß ſtrikte Spar- ſamkeit oberſte Richtſchnur für die öffent— liche und private Wirtſchaft ſein. Und der Reichskanzler hat auch keinen Zweifel darüber gelaſſen, daß, ähnlich dem amerikaniſchen Vor- gehen, auch die deutſche Reichsregierung dem— nächſt die Initiative zu beſtimmten Maßnah— men ergreifen wird, die unter ehrlichſtem und wahrhaftigſtem Eingeſtehen begangener Fehler in der öffentlichen wie in der privaten Wirt⸗ ſchaft Maßregeln vorſchlagen, die unter Nutz— barmachung der trüben Erfahrungen auf eine Beſſerung der geſamtwirtſchaftlichen Verhält— niſſe hinſteuern. Für dieſe Beſſerung aber ſind die kurzfriſti⸗ gen Gelder eine Hemmung. Sie täuſchen uns einen Kapitalreichtum vor, der nur Schein iſt, und der in wenigen Tagen zerflattern kann. Die deutſche Wirtſchaft muß dahin kommen, ihren Bedarf an kurz- friſtigen Krediten aus der eigenen Volkswirtſchaft heraus decken zu können. Der berechtigte ſonſtige Kreditbe— darf muß auf dem Wege des langfriſtigen Kre— dits verwieſen werden. Was wir gerade in den letzten Wochen er— lebten, war ernſt genug, um der Mahnung des Kanzlers Gehör und Erfolg zu verſchaffen. Und der demonſtrative Beifall, den der Kanzler ge— rade auf dieſer Tagung der Sachverſtändigen gefunden hat, zeigte ja auch, daß man in der Wirtſchaft das Problem richtig erkannt hat. Keine Auflöſung des oldenburgiſchen Candtags wib Oldenburg, 30. Juni. In der heutigen Sitzung des o ldenburgiſchen Landtags ſßand der Auflöſungsantrag der Nationalſoz ialiſten zur Erledigung.— Vor Eintritt in die Tagesord⸗ nung beantragten die Deutſchnationalen, daß der Landtag ſich eine Stunde oder evtl. einen Tag vertagen möchte, damit Gelegenheit gegeben ſei, die Bildung einer politiſchen Regierung aus den Parteien zu verfuchen. Der 3 Ame Des Lachens Seltsames Spiel. Noman von Eliſabeth Ney. Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle(S) (14. Fortſetzung.) „Grüß Gott, Chriſta“, ſagte er, ihr freu— dig die derbe, verarbeitete Rechte hinſtreckend, in die ſie nur zögernd einſchlug. Fritz Kraft hielt ihre Hand feſt und ſah ihr lange prü— fend ins Geſicht. „Biſt die alte geblieben, kleines Mädel, und nicht ſchlecht geworden, wie ſie daheim alle zu erzählen wiſſen“, ſagte er dann kopf⸗ ſchüttelnd.„Chriſta, ſieh mich doch nicht ſo ver⸗ ſteinert an. Ich habe dir ja nichts zuleide ge⸗ tan, und habe es auch deinem Vater und der Olga nicht recht glauben können, daß du die Er hielt erſchrocken mitten im Satz inne. „Sprich es nur ruhig, Fritz, was man da⸗ heim in der Dorotheenſtraße von der Chriſta Wald ſagt“, kam es mit bitterem Lächeln aus Chriſtas Mund.„Aber ich freue mich, Fritz, daß du trotz alledem zu mir hältſt, und nichts Schlechtes von mir glaubſt“, ſetzte ſie dann ſchnell hinzu, da ſie ſeinen traurig⸗blickenden Augen begegnet war.„Ich habe dir auch be⸗ ſonders weh tun müſſen, lieber Fritz, und wer weiß, in welcher Weiſe mein Vater dir die Zurückweiſung deiner Werbung mitgeteilt hat. Fritz, ſiehſt du, dich liebe ich wie einen Bruder, den anderen aber liebe! ſo, daß ich ohne ihn nicht mehr zu leben vermöchte, und trag wurde aber abgelehnt, auch von den Natio⸗ nalſozialiſten, weil ſie nicht bereit ſeien, mit dem Zentrum in irgendeiner Form zuſammenzuarbei ten und das Zentrum zur Bildung jeder Regie⸗ rung in Oldenburg zurzeit nötig ſei. Nach einer längeren Debatte wurde über den Auflöſungsantrag abgeſtimmt. Es ſtümmten 25 von 48 Abgeordneten für den Antrag, und zwar die Nationalſozialiſten, die Deutſchnationalen, Freiwilliger Berlin, 30. Juni. Wie man erfährt, ſoll der in der Notverordnung vorgeſehene Kriſenfonds von 140 Mill. RM. zur Durchführung des frei⸗ willigen Arbeitsdienſtes Verwendung finden. In einer Durchführungsverordnung zur Notverord⸗ nung, auf die inan ſich an den beteiligten Stel⸗ len geein's“ hat und die bereits der Reichsan⸗ ſtalt f! tsloſenverſicherung zugegangen iſt. ſind die naheren Beſtimmungen über den frei— willigen Arbeitsdienſt enthalten. Nach ihrer Ver⸗ öffentlichung, die für Mitte Juli zu erwarten iſt, werden die erſten Verſuche beginnen. Einſpruch der Deutſchen Wahlgemeinſchafr verworfen. wtb Kattowitz, 30. Juni. Der Einſpruch der Deutſchen Wahlgemeinſchaft gegen die Wahlen zum Warſchauer Sejm im Kreiſe Teſchen, Rielitz Rybnik und Pleß iſt vom Oberſten Gericht in Warſchau verworfen worden. Die Deutſche Wahl⸗ gemeinſchaft war durch den Abgeordneten Roſu— mek vertreten, der ausführte, daß infolge der Agi⸗ tation für die offene Stimmabgabe und insbe⸗ ſondere infolge des Terrors der Aufſsändiſchen die Angehörigen der Deutſchen Minderheit ent⸗ weder zur Stimmabgabe nicht erſchienen oder für eine polniſche Liſte zu ſtimmen gezwungen wurden. Der Staatsanwalt trat ebenſo wie der Vertreter der Sanaecja-Liſte dieſer Auffaſſung entgegen und beide behaupteten, daß, wenn auch alle Deutſchen für die deutſche Liſte geſtimmt hätten, die Stimmenzahl nicht ausgereicht hätte, um der Deuſchen Wahlgemeinſchaft ein zweites Mandat zu ſichern. Das Gericht ſchloß ſich dieſer Auffaſſung an und verwarf den Einſoruch. wib Paris, 30. Juni. Zur Ergänzung der Be⸗ richte über die Mei inungsverſchiedenheiten, die ſich zwiſchen den amerikaniſchen Unterhändler, Schatzſelretär Mellon und Botſchafter Edge ei— nerſeits und den franzöſiſchen Miniſtern anderer⸗ ſeits bei den Verhandlungen ſeit Samstag nach⸗ mittag ergeben haben, veröffentlichen die Mor- genblätter übereinſtimmende Meldungen, die dar⸗ auf ſchließen laſſen, daß ſie franzöſiſcherſeits amt⸗ lich informiert ſind. Hiernach handelt es ſich um drei Punkte, über die bisher eine Einigung nicht erzielt werden konnte. 1. Frankreich wünſcht, daß die Summen, de⸗ ren Zahlung ausgeſetzt werden, von Deutſchland, und zwar ſowohl was das Kapital wie die Zin⸗ ſen anlangt, den Gläubigern innerhalb fünf Jah⸗ ren vom Augenblick der Wieteraufſnahme der 2. 2 ieee eee eee ee N— ee eee eee e muniſten. Da für die Annahme eines verfaſſungs⸗ ändernden Beſchluſſes zwei Drittel aller Abge⸗ ordneten, alſo 32 Abgeordnete, notwendig waren. war der Antrag abgelehnt. Der Landtagspräſident vertagte das Parla⸗ ment dann auf unbeſtimmte Zeit. Damit führt die frühere Beamtenregierung jetzt als geſchäfts⸗ führendes Miniſterium ihr Amt weiter. Arbeits dienſt kommt Kriſenfonds der Notverordnung mit 140 mill. mark ſoll die erſten Verſuche ermöglichen Verſchiedenen Bedenken, die in der Oeffentlich⸗ keit gegen den freiwilligen Arbeitsdienſt geäu⸗ ßert wurden, habe man in der Durchſährungs⸗ verordnung Rechnung zu tragen verſucht. So will man 3. B., um einen Reiz zur freiwilligen Meldung zu ſchaffen, den Dienſtfreiwilligen die Differenz zwiſchen ihren auf 60 Pfg. pro Tag bemeſſenen Taſchengeld und dem tarifmäßigen Arbeitslohn zu einem Teil in Schuldbuchforde⸗ rungen gutſchreiben, die bei Erwerb einer Sied⸗ lungsſtelle in Zahlung gegeben werden können. Der polniſche Terror Drei Deutſche von einem polniſchen Grenz⸗ beamten verhaftet. enb Marienwerder, 30. Juni. Zu einer Ver⸗ haftung deutſcher Staatsbürger durch einen pol⸗ niſchen Grenzbeamten kam es, wie die„Weichſel⸗ zeitung“ berichtet. geſtern in den ſpäten Abend⸗ ſtunden in der Nähe von Rudenerweide. Ein Beamter des gemiſchten Deich⸗Ausſchuſ⸗ ſes Martins, wurde beim Baden in der Weichſel mit ſeinen beiden Söhnen von einem polniſchen Grenzbeamten verhaftet und vermutlich nach Mewe oder Runoff gebracht, obwohl Martins geltend machte, daß er in ſeiner Eigenſchaft als Beamter des gemiſchten Deich-Ausſchuſſes das Recht habe, jederzeit die Grenze zu überſchreiten. Außerdem zeigte er für ſich und ſeine beiden Söhne gältige kleine Grenzpaſſierſcheine vor. Der polniſche Beamte ſoll dann alle Einwendungen mit der Bemerkung:„Ach was, das kann ich nicht leſen“, zurückgewieſen haben. Trotz aller Verſuche der Landgrafämter Stuhm und Marienwerder mit dem Staroſten von Mewe „Deutſchland an die Internationale Zahlungsbank 225 FFC in Verbindung zu treten, gelang es nicht, den Fall zu klären und die Freilaſſung g zu erreichen. Pariſer Verhandlungen auf dem toten Punkt Unmögliche franzöſiſche Forderungen— Frankreich zerſchlägt den Plan Roovers und iſoliert ſich Poungplanzahlungen zurückgezahlt werden, wäh⸗ rend die Vereinigten Staaten eine auf 25 Jahre geſtaffelte Rückzahlung vorſchlagen und ſich mit einem geringeren Zinsſatz begnügen wollen. 2. Frankreich beſzeht im beſonderen darauf, daß Deutſchland ſich verpflichtet, nach dem ein⸗ jährigen Hoover⸗Moratorium, und zwar wäh⸗ vend der fünf Jahre, in denen die ausgeſetzten Beträge zurückgezahlt werden ſollen, nicht das im Poungplan vorgeſehene Moratorium für ſich zu beanſpruchen, und daß im Falle eines Poung⸗ plan⸗ Moratoriums Frankreich nicht der Inter⸗ nationalen Zahlungsbank den Garantiefond von 500 Millionen Mark— wie es der Poungplan vorſieht— einzuzahlen braucht. 3. Frankreich beſteht darauf, die daß von ein Landvolk⸗Abgeordneter und die drei Kom⸗ N Denkmal in B Die Kränze der Regierung werden am Denkmal angebracht. Anläßlich des 100. Todestages des Freiherrn vom Stein wurden am Denkmal des großen Staatsmannes am Berliner Dönhoff⸗-⸗Platz Kränze der Reichsregierung und der Preußi⸗ ſchen Staatsregierung niedergelegt. 1931⸗32 zu leiſtenden Markzahlungen nicht nur zu Gunſten Deutſchlands, ſondern auch der Län⸗ der Mittel⸗ und Oſteuropas Verwendung finden, die durch die Ausſetzung des deutſchen Transfers in Schwierigkeiten geraten könnten. Während in Punkt 1 und 3 eine Annähe⸗ rung des franzöſiſchen Geſichtspunktes als wahrſcheinlich erſcheint, ſoll der franzöſiſche Miniſterrat beſchloſſen haben, in Punkt 2 intranſigent zu bleiben. In gewiſſen Kreiſen wärde man es gerne ſe⸗ hen, wenn Deutſchland ſeinen juriſtiſch durchaus begründeten Standpunkt, daß es ſich in die zwi⸗ ſchen Frankreich und Amerika geführten Ver⸗ handlungen nicht einzumiſchen habe, aufgeben und von ſich aus einen Schritt unternehmen würde, der ein Arrangement zwiſchen Frankreich und Amerika erleichtern würde. Ernſte Beſorgnis in Waſhington Neuyork, 30. Juni. Zum erſten mal ſeit der Bekanntgabe des Moratoriumsplans macht ſich heute in Waſbington ernſte Beſorgnis bemerkbar die auch in dem Kommunique zum Ausdruck kommt, das Unterſtaatsſekretär Caſtle nach der Konferenz bei Hoover ausgab. „Unſerer Auffaſſung nach“, heißt es darin, „haben jetzt alle Regierungen dem Plan des Präſidenten offiziell zugeſtimmt, mit Ausnahme der franzöſiſchen Regierung. Es ſind Schwierig⸗ keiten aufgetaucht, die franzöſiſche Stellungnahme mit dem Geiſt des Vorſchlags des Präſidenten in Einklang zu bringen.“ Die Formulierung des Kommuniques, das Frankreich als die einzige Macht herausſtellt, die dem Abſchluß eines internationalen Ueberein⸗ kommens auf Grund des Hoover-Vorſchlags noch im Wege iſt, kann nicht anders verſtanden wer⸗ den, als daß Waſhington jetzt entſchloſſen iſt, den vollen Druck der Weltmeinung auf Frank⸗ reich wirken zu laſſen. Während die Preſſe im allgemeinen mit ih⸗ rem Kommentar zuvückhält, bemerkt die meiſt frankophile„Evening Poſt“:„Von Tag zu Tag tritt klarer die Unbeugſamkeit Frankreichs her⸗ vor als einziges Land, das um den Plan Hoo⸗ vers ſchachert. Wenn Mellons Verhandlungen ohne Erfolg enden, kann Frankreich iſoliert auf dem Platz ſtehen, den es tadelnd Deutſchland ein- räumt:„Dem eines Feindes der ganzen Menſch⸗ ſeſpielle verlegen mit ſeiner Mütze, um ſo ſeine ſtarke Erregung zu verbergen. „Wenn es dir nur gut geht, Chriſta, deen will ich ſchon ruhig ſein“, ſagte er mit ſtoc. der Stimme.„Ueberdies gehe ich ja nun auch bald von Berlin fort.„Ich mache den Traum meiner Jugend wahr, und habe mir eine Stel⸗ lung als Schiffsſchloſſer verſchafft. In einigen Wochen geht es fort nach Indien oder wie das Land heißt. Freilich, wenn wir einig geworden wären, Chriſta hätte ich meine ſchöne Stel⸗ lung nicht aufgegeben.“ „Am Gottes willen, Fritz, ſo bin ich alſo ſchuld, daß du nun ein ruheloſes Wanderleben beginnſt! Fritz, ſieh, es gibt doch viele nette Mädchen, heirate eine andere und bleibe bei deinen alten Eltern, die dich doch ungern zie⸗ hen laſſen. Wer weiß, ob du ſie, wenn du gehſt, noch einmal wiederſiehſt.“ „Nein, nein, Chriſta, rede mir nicht ab, mein Plan iſt nun einmal gemacht, überdies habe ich den Vertrag bereits unterzeichnet. So ſchlimm iſt ja auch alles gar nicht. Ich freue mich auf die Welt da draußen, und daß ich mir nun doch noch den Wind ſo recht um die Naſe wehen laſſen kann.“ Faſt unbewußt ſetzten die beiden Jugend⸗ geſpielen während dieſes Geſpräches ihren Weg fort und gelangten immer tiefer in das Ge⸗ hölz. Eine ganze Weile waren ſie ſchweigend neben⸗ einander gegangen. Jetzt hob Fritz Kraft plötzlich verwundert den Kopf. „Nichts für ungut, Chriſta, wie kommt es aber, daß du an dieſem ſchönen Tage ſo ganz 1 Kraft hatte den Blick geſenkt und allein durch die Gegend 3 Wo ſteckt denn dein Brä. „Er reiſte vor vierzehn Tagen nach Aegyp⸗ ten, wohin man ihn als Profeſſor an ein ar⸗ chäologiſches Muſeum berufen hat; es handelt ſich um die Leitung einer Neuausgrabung im Landinnern.“ „Und da läßt er dich ſo allein hier und du haft niemand, der ſich um dich kümmert. Armes Ding, wenn ich das gewußt hätte.“ „Wenn es möglich geweſen wäre, Fritz, dann hätte Matthias mich gleich mitgenom⸗ men. So aber mußte ich noch einige Wochen allein im Schutz der alten Frau Major Al⸗ vens, ſeiner liebenswürdigen Wirtin, bei der er all die Zeit hier gewohnt hatte, bleiben. Frau Alvens ſorgt für mich, daß es mir an nichts fehlt, deshalb ſollteſt du dich alſo nicht beunruhigen.“ „So wirſt du ihm alſo eines Tages nach⸗ reifen?“ kam es gepreßt von des jungen Man⸗ nes Lippen, und er ſtreifte ſie ſcheu mit einem Blick, in dem alles Leid über ihren Verluſt deutlich zu leſen war. Chriſta Walds Gedanken aber weilten viel zu ſehr bei dem Geliebten, um das ſtumme Leid des Jugendgeſpielen zu bemerken. Ein unverkennbarer Jubel brach jetzt aus ihrem Innern, als ſie ihm antwortete: „Ja, lieber Freund, bald, bald werde ich Matthias Brecht nach Aegypten folgen. Er hat mich ja nur nicht ſogleich mitgenommen, da er ſich ſelbſt erſt genau Land und Leute anſchauen wollte. Sowie er aber ein geeignetes 115 Heim für uns gefunden hat, ruft er m 46 „Dann heiratet ihr alſo, und dann iſt es doch wahr, daß die Chriſta Wald eine Frau Profeſſor wird“, ſagte Fritz Kraft langſam, beinahe etwa fällig. 5 1 was mich bewegt, ſprechen zu können. Ehriſta lächelte glͤleſelig vor ſich hin, 15 erwiderte leiſe: „Ja, Fritz, dann heiraten Matthias und ich, und das arme Mädel, die Chriſta Wald wird eine richtiggehende Frau Profeſſor.“ „Lebe wohl, Chriſta, ich gehe“, klang es faſt erſtickt neben ihr. Das junge Mädchen fuhr, wie aus einem ſchönen Traum erwachend, erſchrocken zuſam⸗ men, und erkannte nun erſt mit Entſetzen, wie weh ſie dem Freund, deſſen Liebe ſie ver⸗ ſchmäht hatte, getan haben mußte, dadurch, daf ſie ihm ſo offen ihr großes Glück gezeigt hatte. Impulſiv ergriff ſie ſeine Hand und ſtam⸗ melte: „Fritz, bleib'! Bei Gott, ich war töricht, ich wollte dir gewiß nicht weh tun. Ich bin ſo allein, und freute mich, mit jemand 1 ieh, ich habe Matthias Brecht unendlich lieb, und ich kann nicht ohne ihn leben. Vielleicht, wenn er nicht in mein Leben getreten wäre, viel⸗ leicht wären dann deine Träume in Erfüllung gegangen. Aber das Schickſal hatte es anders mit uns vor. Geh' nicht ſo von mir, laß uns als die alten Freunde ſcheiden. Wer weiß, ob wir uns je wiederſehen werden. Aber, wenn du einmal auf deinen Schiffsreiſen auch in Kairo anlegen ſollteſt, dann, Fritz, mußt du mich und Matthias beſuchen. Willſt du das? Ich würde daraus erkennen, daß du mir nicht böſe biſt.“ rannte eie 28 Stein⸗ ö und des amerikaniſchen Goldene Regeln für die Sommerferien Hygiene an heiſſen Tagen. Pünktlich mit den großen Ferien, die jetzt in verſchiedenen Teilen Deutſchlands beginnen ſtellt ſich auch hochſommerliche Hitze ein, freudig begrüßt von all denen, die Urlaub und Ferier ſern der Stadt verleben wollen. Aber die Sonn verſchenkt ihre Wohltaten nicht ohne unangeneh, me Dreingaben— das iſt eine Erfahrung, die immer wieder außer Acht gelaſſen wird und nicht nur von denen, die jetzt in den glühenden Aſphaltwüſten ihrer Tagesarbeit nachgehen müſ⸗ ſen! Die Erſcheinungen des Hitzſchlags und des Sonnenſtichs, die hauptſächlich durch unzweck— mäßige Kleidung hervorgerufen werden, ſind bekannt genug; erfreulicherweiſe iſt in den letz, ten Jahren mit dem Vordringen der Sport⸗ und Körperkulturbewegung die Einſicht in dieſe Zuſammenhänge gewachſen, und man ſieht in Sommer nicht mehr ſo viel unzweckmäßig ge⸗ kleidete Menſchen wie früher. Das weibliche Geſchlecht iſt auf dieſem Gebiet ſchon längſt mit gutem Beſpiel vorangegangen, aber auch unten den Herren iſt eine Abkehr von der ſtarren, un⸗ veränderlichen Mode zu bemerken. Es iſt auch höchſte Zeit; denn die Herrenkleidung hat ge⸗ radezu zu einer Verweichlichung des ganzen Organidmus geführt, die den Körper unfähig macht. ſich der ſchädlichen Wirkungen zu erweh⸗ ren, mit denen intenſive Sonnenbeſtrahlung ver⸗ bunden ſein kann. Wer ſeine Ferien in ländlicher Zurückgezo— genheit, am Meeresſtrand oder in der Einſam⸗ teit des Hochgebirges verbringt, hat den begreif— lichen Wunſch, ſich einmal richtig als freier Menſch zu fühlen, losgelöſt nicht nur von den Sorgen des Alltags, ſondern auch von den Feſ—⸗ ſeln der Konvention, zu der ja auch die Klei⸗ dung gehört. Da führt nun der Ueberſchwung paradieſiſchen Lebensgefühls leicht zu ernſten Schädigungen. Die ultravioletten Strahlen, wie man die kurzwelligen und unſichtbaren Teile nennt, die im Sonnenſpektrum jenſeits der violetten Strahlen liegen, führen oft zu ſchwe⸗ ren Verbrennungen der Haut. Beſonders im Gebirge, wo die Luft ſtaub⸗ und waſſerfrei iſt, kommt es leicht zu Erkrankungen an Hautbrand, der dort Gletſcherbrand heißt. Der Sonnen— brand kann auch die Augenbindehaut befallen und erzeugt dann die Schneeblindheit, die im Gebirge ungleich häuſiger iſt als im Flachland In der Ebene enihält die Luft meiſt hinreichend viel Beſtandteile, durch welche die ultravioletten Strahlen aufgeſaugt werden, und der geſunde Organismus ſchützt ſich ſelbſt, indem ſich ſeine Haut bräunt und ſo den Strahlen der Zugang verwehrt wird. Trotzdem muß eine vernünftige Hautpflege betrieben werden, will man unange⸗ nehme Begleiterſcheinungen vermeiden, von ern⸗ ſteren Schädigungen einmal ganz abgeſehen. zu denen ſich der Sonnenbrand ja auch tatſächlich ſteigern kann. Viele glauben, alles getan zu haben, wenn ſie die Haut, bevor ſie ſie der Son⸗ ne ausſetzen, mit einer Creme behandeln. Aber eine vernünftige Hautpflege kann darin nicht ihr Genüge finden. Unzweckmäßige Behandlung mit Creme und Puder erreicht vielmehr den gegenteiligen Zweck, denn ſie verſtopft die Poren der Haut— und gerade das Gegenteil iſt not⸗ wendig. Die Poren müſſen geöffjnet, die Haut geeinigt und durchblutet werden, wenn der Körper inſtandgeſetzt werden ſoll, die Pigmente zu bilden, die einen ſo wirkſamen Schutz gegen e Sonnenſtrahlung bieten. Am zweckmäßig⸗ ten iſt es, den Körper langſam an die Beſtrah⸗ lung durch die Sonne zu gewöhnen. Auf dieſe Weiſe wird man ſich am beſten gegen Verbren⸗ nung wie auch gegen ſtörungen und mehr oder weniger ſchwer. omungen ſchützen die * mit einer zu ſtarken Beſtrahlung verbünden ſein können. An der See bietet die Kle dung kein Problem; anders iſt es 100 Wanderungen. Wie wichtig zweckmäßige Kleidung iſt, beweiſen die Erfah⸗ rungen, die der Sportaczt macht. Trotz den großen Anſtrengungen, die der Sportsmann auch im Sommer auf ſich nimmt, gehört der Hitzſchlag dort zur Seltenheit. Die leichte Sportkleidung macht eine Wärmeſtauung bei den bekannteren Sportarten, bei Rudern, Laufen, Fußball und Schwimmen faſt unmöglich. Da⸗ gegen kann der Körper übertriebenen Anſprü⸗ chen gegenüber leicht verſagen. Und das iſt hauptſächlich bei Radfernfahrten oder allgu aus⸗ gedehnten Märſchen der Fall. Begreiflich, daß ein Menſch, der elf Monate des Jahres im Bureau ſitzt, nun alles nachholen möchte. Auch bei Fußwanderungen heißt es: Geduld iben, ſich erſt langſam an die veränderten Bedingun⸗ gen gewöhnen; vor allem richtig angezogen ſein und unterwegs bei der Raſt das richtige Maß bei Speiſe und Trank zu beobachten. Die ſonmerliche Ernährung s überhaupt eine der gefährlichſten Klippen. Was man eſſen ſoll und was man eſſen darf, iſt noch immer nicht hinlänglich genug bekannt, und wenn cs doch der Fall iſt, ſo iſt es nicht immer leicht, nach den Geboten ſommerlicher Hyciene zu handeln. Der Vorzug gebührt ohne Frage der gemiſchten Koſt! ſie iſt für den Körper am zu⸗ träglichſten. Das Eiweißbedürfnis wird durch Eier, Milch und Mehlſpeiſen ſowie, Fleiſch— aber unter Beobachtung der nötigen Vorſicht!— befriedigt, während Gemüſe, Salate und vor allem das reichlich vorhandene Obſt den Bedarf an Mineralſalzen deckt. Friſches Obſt ſoll den Haupbeſtandteil des Speiſezettels an heißen Ta⸗ gen bilden; es leiſtet auch die beſden Dienſte ge⸗ gen den Durſt, der auch durch kalten Kaffee oder kalten Teeam wirkſamſten gelöſcht wird. Alko⸗ hol iſt, vor allem auf der Wanderung, unter al⸗ len Umſtänden zu vermeiden, ſoll dem Körper kein Schaden zugefügt und ſeine Widerſtands⸗ fähigteit gegen die Hitze nicht herabgemindert werden. Am gefährdetſten ſind im Sommer die Kinder vor allem die Säuglinge, und mancher Sommer⸗ aufenthalt wird den Teilnehmern dadurch ver⸗ leidet. Die Hitze wirkt bei den Kleinſten weniger auf das Hirn als auf den Darm.. Der„Som⸗ mergipfel“ iſt die für die Säuglinge geſährliche Zeit, in der die Säuglingsſberblichkeit Zrößer iſt als während einer anderen Zeit des Jahres. Hier handelt es ſich meiſt um Wärmeſtauungen infolge mangelnden Luftzuges und zu warmer Packung. Die Hitzeſtauung bewirkt ein üver⸗ näßiges Wuchern der Darmbakterien. Dieſe Darmbakterien treten ganz verſchiedenartig auf, oft gefährlicher, oft harmloſer, manchmal epide— miſch. Der Säugling erkrankt an Sommer⸗— brechburchfall und Krämpfen. Natürlich ge— nährte Kinder ſind vor Erkrankungen in heißen Sommerwochen geſchützter als die Flaſchenkin⸗ der. Beſorgte Mütter neigen dazu, die Kinder zu warm einzupacken. Federbetten, Steppoecken und dergleichen ſtellen eine unerträgliche Bela⸗ ſtung des Kindes dar, dem ein Hemdchen vollauf genügen würde. Noch beſſer iſt es, das Kind nicht liegen zu laſſen, an einen lühlen, luftigen Ort zu bringen und es öfters abzuwaſchen. Wenn es Durſt hat, gebe man ihm abgekochtes, kühles Waſſer oder dünnen Tee. Brechdurchfall bei Säuglingen iſt meiſt auf Ueberſättigung oder Ueberhitzung zurückzuführen. Der Mann mit der Mappe Er iſt beſtimmt— ſofern er dienſtlich zu „Beſuch“ kommt— kein gerne geſehener Gaſt. Der„Mann mit der Mappe“. Wer er iſt? Die Beantwortung einer ſolchen Frage dürfte ſich gerade in der heutigen Zeit erübrigen, denn er iſt leider zu bekannt. Er kommt heute zu Leuten, die das beiſpielsweiſe vor dem Kriege, zu beſ⸗ ſeren wirtſchaftlichen Zeiten alſo, noch als un⸗ 0 Denkbar weit von ſich gewieſen haven wurden, Was in dieſer ominöſen Mappe ſich befindet? Nun, Pfandbefehle,„Kuckucke“ oder wie man die peinlichen runden Dingerchen ſonſt noch nennen mag, alſo Sachen, die allen Zeitgenof⸗ ſen gleichermaßen unſympathiſch ſind. Der Gerichtsvollzieher hat es heute wahr⸗ haftig nicht leicht in ſeinem Beruf. Einmal iſt er wohl der einzige, deſſen„Geſchäft“ glänzend geht, er iſt alſo ſtark„in Anſpruch genommen“. Zum anderen iſt es gerade in ſeiner„Branche“ niemals gewiß, ob er auch erfolgreich in Tätig⸗ keit zu treten vermag, denn der„Abwehrkampf“ gegen ihn und die von ihm vorzunehmenden Handlungen lernt immer mehr, wird immer geschickter und fineſſenreicher. Wie oft kommt es vor, daß der„Mann mit der Mappe“ angerückt kommt und unverrichteter Dinge wieder abzie— hen muß, ſei es, daß wirklich„auch der Kaiſer das Recht verloren“ hat, ſei es, daß eben die verſtändliche Abwehr einmal mehr einwandfrei funktioniert hat. Wer kennte es ſchließlich der notleidenden Menſchheit verdenken, wenn ſie ſich derartiger Abwehr bedient? Was ſoll heute nicht alles durch den Gerichtsvollzieher erledigt und beige⸗ trieben werden! Von den Steuern und Abga⸗ ben garnicht zu reden, jede geſchäftliche Mah⸗ nung wird letzten Endes durch ihn zugeſtellt u. ihre Zahl iſt in Zeichen der Wirtſchaftsnot Le⸗ gion Die Abzahlungsgeſchäfte und Ratenkäufe, kulz, eine Unzahl von Dingen belaſten den „Mann mit der Mappe“, belaſten die von ihm „Heimgeſuchten“. Gehen Sie einmal in ein Pfandlokal und beobachten Sie, was alles von Gerichtsnollziehern verſteigert werden muß. And beachten Sie auch die Preiſe, die in der Regel für dieſe Gegenſtände erzielt werden. Sie werden ſtaunen. Wer flüſſiges Geld hat, kann dort Dinge „uni ein Butterbrit“ erwerben, Dinge, die zu bezahlen ſonſt weh! kaum möglich geweſen wäre D. J. K.⸗Sport. D. J K. Viernheim— F.C. Starkenburgia Heppen⸗ heim(Kreisliga) 2:4(2: 2). Im Rahmen des Sportwerbetages der D. J. K. Heppenheim ſtand obiges Treffen im Mittelpunkt der Veranſtaltung. Die D. J. K. war ſich klar, daß auf dem„Galgen“ die Starkeburgia ſchwer zu ſchlagen iſt; hat ſie doch in der Verbandsrunde auf dieſem Pflaſter kein Spiel verloren, ja ſelbſt der Meiſter„Olympia“ Lorſch mußte dort vor nicht langer Zeit mit 4:1 als Geſchlagener das Feld räumen. Und doch lag am Sonntag für die D. J. K. ein Sieg im Bereich der Möglichkeit, wenn ſie nicht in der zweiten Hälfte der allzuhohen Spielweiſe des F. C. zum Opfer gefallen wäre. Konnte die D. J. K. in der erſten Hälfte ihren tech- niſch erzagelden Flachpaß dominierend durchſetzen, ſo war in der zweiten Hälfte von dieſem Syſtem nichts mehr zu ſehen. Erſt zehn Minuten vor Schluß erkannten die D. J. K.ler zu ſpät die Situa⸗ tion ohne an dem Ergebnis noch etwas ändern zu können. Trotz der Niederlage lieferte Viernheim ein vorbildliches Spiel das in großem Kontraſt mit dem hohen Spiel der Starkenburgia ſtand. Bereits in der 3. Minute fiel das erſte Ueber- raſchungstor für Starkenburgia. Bald darauf kann die D. J. K. durch den L. A. nach glänzendem Innen— ſtart der Ausgleich 1:1. Eine gefährliche Situa⸗ tion vor dem V. Tor konnte der L. A. Heppen- heims durch ſcharfen Seitenſchuß zum 1:2 erhöhen. Dieſes Tor iſt zweifelhaft, da der Ball nicht regel- recht ins Tor gelandet ſein ſoll, ſondern durch ein größeres Loch an der Außenſeite des Drahtnetzes den Weg ins Tor gefunden haben ſoll. Viernheim war großzügig. Den weiteren Ausgleich erzielte gleich darauf der M. St. der D. J. K., der nach ſchönem Durchbruch mit Bombenſchuß anf 2:2 er- höhte.(Halbzeit). Das dritte Tor war ein elf Meter. Starkenburgias R. A. konnte nach ſchönem Flankenlauf das Endreſultat herſtellen. 2:4. Die 1. Fußballjugend fertigte die verſtärkte Jugend der DJK. Heppenheim mit 5:0 ab. Dieſe Mannſchaft berechtigt zu großen Hoffnungen für die Di K. Viernheim, denn ſie bildet den Augenſtern für die kommende Zeit. Fauſtball⸗Spielbericht des letzten Sonntags. Heidelberg⸗Wieblingen 1.- Viernh. 1. 38:53 N 5 2. Viernh. 2. 12:18 (abgebr. Zeitenmangel) Der kath. Jugend- und Jungmänner⸗Verband Wieblingen, feierte am verfloſſenen Sonntage das Feſt ſeines 25 jährigen Beſtehens. Verbunden war hiermit ein Sportwerbetag der Jugendkraft(Bezirk Heidelberg) Unſere Fauſtballer hatten hierbei die beſondere Ehre, 2 Werbeſpiele gegen die beiden Mannſchaften des feſtgebenden Vereins auszutragen, denen man dank ihres muſtergültigen und exakten Verlaufes beſondere Beachtung verlieh. V. 1. Sorte zeichnete ſich hierbei ganz vorzüglich aus, denn deren Leiſtungen überboten weitaus die des alten Partners, welcher dennoch Bezirksmeiſter iſt. Was V. zeigte, diente tatſächlich der gewünſchten Propaganda. Unter dem intereſſierte Publikum, fiel u. a. die Bemerkung„Seht mal mit welcher Geſchicklichkeit die V. ſpielen.“ Das Spiel der 2. Mannſchaft mußte bereits nach 10 Minuten Spielzeit und bei dem oben angeführten Stande abgebrochen werden da ſonſt die komplette Durch- führung der leichtathletiſchen Verbandskämpfe un⸗ möglich geweſen wäre. Auch hier ein feines Treffen das ſeine Anziehungskraft in dieſer kurzen Zeit für ſich behauptete. Unerwartet kam auch die verdiente Ueberraſchung. Als Anerkennung und Verdienſt wurde den Spielern ein nettes Geſchenk, beſtehend aus einem Becher und Lorbeerkranz dargereicht. Zwiſchen Verbandsbrüdern W. und den V. Fauſt⸗ ballern beſteht eine auffallende innige Freundfchaft, die vom wahren Brudergeiſt begleitet iſt. Wer einmal ſehnlichſt darnach verlangt, Stunden frohen Behagens und geſelliger Unterhaltung zu verbringen, muß einmal Führer oder Begleiter unſerer Fauſt⸗ ballſportler werden, jedoch vielmehr würden wir es begrüßen, wenn ſich recht viele künftig dieſer edlen Sportart widmen würden. In den Sommermonaten iſt das Fauſtballſpiel für Fuß-, Handballer, Turner und Leichtathleten eine angenehme und dankbare Abwechslung. Adam Weidner Bohne Repsgaſſe 6, Hinterh. Tuchude Mirtsseule su c ht Mernheimer Brauhaus. gedrückter Hafer und Gerſtenſchrot empfiehlt billigſt Chriſt. Adler, zur Traube Dünger⸗ und Futtermittel. e hat zu verkaufen Geſunde Küche im Juli Leicht und ſchwer zugleich hat es die Haus⸗ frau, die im Juli ihre Familie geſund ernähren und vor Krankheit bewahren will. Die heißen Sommertage ſpenden uns die verſchiedenſten Ge— müſe, vor allem aber Obſt in reicher Fülle: Kir⸗ ſchen, Plaumen, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Blaubeeren und wie ſie ſonſt noch alle heißen mögen. Leider wird der Wert des Obſtes für unſere Geſundheit vielfach noch nicht genügend geſchätzt. Obſt enthält zwar wenig Eiweiß und Fett aber daſür reichlich Vitamine, Nährſalze, Fruchtſäuren, Zelluloſe und Waſſer. Sämtliche dieſer Beſtandteile ſind für unſeren Körper von größtem Nutzen. Wenig bekannt iſt, daß die Fruchtſäuren, die dem Obſß ſeinen Duft verlei⸗ hen, gewiſſe desinfizierende Eigenſchaften haben und beſonders auf Zähne und Zahnfleiſch einen günſtigen Einfluß ausüben. Die darmanregende Wirkung des Obſtes beruht auf ſeinem Gehalt an Fruchtzucker, Zelluloſe und Säuren. Ein weiterer, nicht zu unterſchätzender Vor⸗ zug des Obſtes iſt die vielgeſtaltige Art ſeiner Verzehrmöglichkeit. Obſt kann zunächſt roh oder gekocht als Kompott genoſſen werden. Eine tüch⸗ tiga Hausfrau verſteht es aber auch, beſonders die Beerenfrüchte zu Gelee, zu Mus, zu Mar⸗ melade zu verwenden, Fruchtſäfte und Soßen herzuſtellen oder geeignete Fruchtarten für die in ber Sommerhitze beſonders geſchätzten Frucht⸗ daltſchalen zu verwerten. Selbſtverſszändliche Vor⸗ bedingung bei allem Obſtgenuß iſt natürlich die vorherige gründliche Reinigung, damit nicht Schmutz und Bakterien, die dem Obſt häufig an⸗ haften. in unſeren Magen⸗Darmkanal gelangen. Wenn auch auf der einen Seite das Obſt zwei⸗ ſellos eine durſtſtillende Wirkung hat, ſo pflegen doch viele Menſchen, teils aus Gewohnheit, teils wegen des bisweilen ſtarken Zuckergehalts der Frächte, zum Obſt Waſſer oder andere Flüſſig— keiten zu trinken. Vielfach mag dies ohne geſund“ heitliche Störungen abgehen. allein beſonders die in Waſſer leicht quellbaren Früchte, wie Kir— ſchen und Stachelbeeren. können dadurch ern ten Magen- Darmerkrankungen Anlaß zeben. Manu laſſe daher nach dem Obſsgenuß mindeſtens einige Zeit verſtreichen, ehe man—— und auch vorſichtshalber in nicht zu großen Lenlaneitéten — Waſſer zu ſich nimmt. Gewiſſe Geſundheitsgefahren bringt die Juli⸗ hitze für die ſonſtige Ernährung mit uch. Rein gefühlsmäßig wehren wir uns ein wenig begen diejenigen Nahrungsmittel, die zur äußeren Wärme noch innere produzieren. d. h. gegen Ei⸗ weiß und Fett. Wir pflegen alſo aus dieſen Gründen den Fleiſchgenuß einzuſchränken, zumal ja auch außerdem Fleiſchwaren unter dem Ein⸗ fluß der Sonnenwärme ber nicht genügender Kühlmöglichkeit leicht verderven. Empfehlenswert dagegen'ſt em Sommer der Genuß von Seefiſchen aller Art. Es iſt ein 9 00 chen, daß man in den Sommermonaten ohne„r“ keinen Seefiſch eſſen ſolll Gerade bei den See⸗ ſiſchen, die heutzutage in muſterhafter Wes ſe ge⸗ kühlt von der See bis in die Küche der Hausfrau reiſen, beſteht die Gefahr der Verderbnis ſo gut wir gar nicht. Auch vom ernährungswiſſenſchaft“ lichen Standpunkte aus iſt Seefiſchkoſt als ſom⸗ merliche Speiſe beſonders geeignet, da das Fiſch⸗ fleiſch leicht verdaulich iſt. den Magen wenig be⸗ laſtet und daher auch weniger Wärme erzeugt. Schließlich ſei noch der Notwendigkeit ſo fältiger Behandlung der Milch gedacht, die im Juli unter dem Einfluß der Hitze leicht ſauer wird und damit unſeren Säuglingen verderb— lich werden kann. Den wirkſanmſten Schutz dage— gen bildet neben der unerläßlichen Verwendung tadellos ſauberer Gefäße das Paſdeuriſieren, d.h. das Erhitzen der Milch auf zirka 70 Grad, und nachfolgendes Kühlen, wenn möglich im Eis— ſchrank oder mindeſtens in einer mit kaltem Waſ— ſer gefüllten Schale. 4 Milchloſt bei Magen⸗ und Darmleiden. Wenn Geſchwüre mit Blutungen im Magen ober Darm auftreten, dann iſt das erſte Streben des Arztes, dem Kranken eine möglichſt natür⸗ liche, ſchonende Koſt zuzuführen. Denn auch währ rend der Krankheit muß die Ernährung weiter— gehen, das kranke Organ kann nicht einfach aus— geſchaltet werden— wie etwa ein gebrochener Arm vorübergehend untätig in Gips gelegt wird —, ſondern es muß, wenigſtens in beſchränktem Maße, im Intereſſe des Geſamtkörpers tätig ſein. Als beſonders ſchonend hat ſich in ſolchen Fällen die Milchkoſt erwieſen, und in zahlreichen Behandlungsſyſbdemen bildet ſie die Grundlage der Ernährung bei Geſchwüren im Magen oder Dünndarm. Früher gab man wochenlang über⸗ haupt nur Milch als einzige Nahrung. Heute iſd man vielfach weniger ſtreng, führt die ganz ſtrenge Milchkur etwa nur zu Beginn der Be⸗ handlung durch und ſetzt allmählich auch andere, gut verträgliche Nahrungsmittel zu. Die Milch⸗ menge ſteigt anſangs von ein halb Liter bis zu zwei Liter pro Tag, Eier können ihr ziemlich früh zugeſetzt werden. Später wird ein Teil der notwendigen Kalorien durch die Milchkoſt gelie— fert, daneben wird Mehlſuppe, Reismehlauflauf, fein geſchabtes Fleiſch, Haferſuppe, leichte Fiſch— und Fleiſchgerichte, Grieß. Kartoffelbrei in vor— ſichtigem Vorgehen verabreicht. Wenn der Magen dann wieder kräftiger geworden iſt, kann der Zuſatz von Sahne willkommene Mehrzufuhr von Brennwerten bewirken. Bei manchen Perſonen ruft längerer Milch⸗ genuß leichte Darmſtörungen, wie Blähungen, angehaltene oder beſchleunigte Darmtätigkeit her⸗ vor. Der Zuſatz von etwas Pfefferminztee oder etwas Milchzucker(30 Gramm auf 1 Liter Milch) kann einer Neigung zu Darmträgheit entgegen⸗ arbeiten, er iſt aber nicht bei allen Menſchen angezeigt, weil nach ſeinem Genuß zuweilen Nei⸗ gung zu Blähungen auftritt. Von großer Bedeutung bei derartigen Darm' und Magenkrankheiten iſt, daß uns in der Mulch ein Nahrungsmittel zur Verfügung ſteht, das die Schleimhäute nicht reizt, ſondern beruhigt. Mit der Verdauung der Nahrung ſind ſtets Bewe⸗ gungen im Magen und Darm verbunden, und wenn dieſe Verdauungsbewegungen zu lebhaft ſind, wird die langſam verharſchende und ver⸗ narbende Geſchwürsfläche immer von neuem aufgeriſſen und zum Bluten gebracht. Alle Ge⸗ ſchwürserkrankungen der Verdauungsſchleim⸗ häute bedürfen bei ihrer Behandlung großer G duld. Um ſo wichtiger iſt es, daß eine ſolche nährung durchgeführt wird wie die mit wic, die der Körper weitestgehend o nützt und ver⸗ wertet.