5 Lokale Nachrichten * Das Getreide hat bei dem bisherigen raſch geblüht und geht prächtigen Sommerwetter sichtlich der völligen Reife entgegen. Es war jeden⸗ falls für die Entwicklung des Kerns ſehr günſtig, daß es vorher noch einen, wenn auch mäßigen Regen erhielt. Sollte das günſtige Wetter an⸗ halten, dann könnte nächſte Woche die Ernte mit Roggen und Gerſte beginnen * Ein denkwürdiges Jubiläum kann die Landwirtſchaft in dieſen Tagen feiern. Es ſind 100 Jahre her, daß der Amerikaner Mac Cormick den Getreidemäher erfand. Die erſte Maſchine war natürlich überaus primitiv, trotzdem leiſtete ſie be⸗ reits ſoviel, wie 4 bis 5 Senſenmäher oder 12 bis 16 Sichelſchnitter. Im Laufe des Jahrhunderts iſt der Getreidemäher ſtändig vervollkommnet wor⸗ den, bis er heute im Mähdreſcher die Spitze ſeiner Entwicklung erklommen hat. Dieſes neue Wunder der Technik mäht, driſcht und reinigt das Getreide in einem Arbeitsgang, ſo daß es bereits in Säcken gefüllt, vom Felde gefahren werden kann. Die Maſchine leiſtet ohne zu ermüden vierzigmal mehr als der Menſch. *Volkschor. Heute Mittwoch Abend Singſtunde des Männer- und Frauenchors. U. a. werden heute Abend auch die Anmeldungen zum Mittageſſen(Preis Mk. 1.—) entgegengenommen. (Siehe Inſerat.) Das dicke Ende. Die Volksbank Lampert heim, die bekanntlich ſeit vorigem Jahr in Konkurs ge⸗ riet, macht von neuem ihren einſtigen Mitgl. Sorgen. Der Konkursverwalter exließ dieſer Tage eine Auf— forderung an ſämtliche Mitglieder der ehemaligen Volksbank, die von jedem Mitglied zu leiſtende „Haftſumme' in der Vorſchlußrechnung in Höhe von 500/ unverzüglich einzuzahlen. Die Vor- ſchlußberechnung iſt durch Beſchluß des Lampert⸗ heimer Amtsgerichts für vollſtreckbar erklärt worden. Vorſchläge über Zahlungsmöglichkeiten ſollen ſofort gemacht werden, und zwar zur eventuellen Sicher- ſtellung der Forderungen. 40fähriges Stiftungsfeſt des Volkschor Weinheim(Arbeiter⸗Sängerbund). Die Weinheimer Zeitung ſchreibt in ihrer geſtrigen Nummer zu dem bevorſtehenden Feſt folgendes: „Am 11., 12. und 13. ds. Mts. begeht der Volks- chor Weinheim ſein 40 jähriges Stiftungsfeſt in Weinheims Mauern. Viele auswärtige Vereine haben ihr Erſcheinen zugeſagt, ſodaß auch der nächſte Sonntag wieder ein Freumdenverkehrstag werden wird. Vierzig Jahre Arbeiterſängerbund— eine gewaltige Zeitſpanne— vierzig Jahre dem Volks- liede treu gedient— vier Jahrzehnte lang Hüter und Förderer der Volkslieder, das iſt ein ideale edle Sache Der Arbeiterſängerbund hat ſein ge⸗ ſangliches Können ſchon ſo oft bewieſen und ſchon ſo manchen Lorbeer verdient errungen. Er zählt mit zu den erſten Geſangvereinen unſer Stadt und der Umgebung. Große Vorbereitungen ſind getroffen, um das Feſt würdig zu begehen, nicht in rauſchender Aufmachung, ſondern der Zeit entſprechend. Freunde des gemiſchten(Sängerinnen und Sänger) Volkschores find zu dieſem Ehrenjubiläum ſchon heute eingeladen. Wir wünſchen dem Volkschor Weinheim zu dem Feſt einen vollen Erfolg!“(Ueber Teilnahme und Abfahrt des Volkschor Viernheim, gibt das heutige Inſerat Auſſchluß.) * Aus der Induſtrie. Friedr. Krupp AG., Eſſen— Ruſſenauftrag auf Laſtwagen. Die Kraftwagenfabrik Friedr. Krupp AG., Eſſen, erhielt von der ruſſiſchen Regierung einen Auftrag von rund 200 Laſtkraftwagen.— Erhöhter Umſatz bei Wanderer. Wie verlautet, konnte der Umſatz an Automobilen der Wandererwerke vorm. Winklhofer u. Jaenicke, Chemnitz⸗Schönau, gegenüber dem Vor⸗ jahre um über 80 v. H. erhöht werden. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden e NN nd ee Krieger⸗ u. Soldaten⸗Verein Teutonia.(Schützen⸗ abteilung). Mittwoch, den 8. Juli, abends halb 9 Uhr llebungsſtunde. Kam. Jäger wird die Alle Foto⸗Aufnahmen von Strümpfelbrunn und die Schießbücher mitbringen.— Sonntag, den 12. Juli von 3½—6½½ Uhr Uebungs⸗ und Sport⸗ ſchießen auf bewegliche Wildſcheibe ſowie Reichs⸗ verbandsauszeichnung. Wer das Gauſchießen in Hockenheim beſuchen will, muß ſich Mittwoch Abend anmelden. Der Vorſtand,. Männer⸗Geſangverein. Donnerstag Abend ½9 Uhr Singſtunde. Pünktliches und vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Präfident Inſerieren bringt Gewinn! Hus Nah und Fern Mainz, 7. Juli.(25jährige Gründungs⸗ und Wiederſehensfeier der Pioniere.) In den letz⸗ ten Tagen ſand die 25 jährige Gründungs- und Wiederſehensfeier der Mainz⸗Kaſteler Pioniere ſtatt. Mehrere Tauſend ehemalige Pioniere hatten ſich zu dieſer Feier eingefunden. Den Reigen der Veranſtaltungen eröffnete an Frei— tag abend das Muſikkorps des Reichswehr-Pio⸗ nierbataillons Nr. 5 in Ulm mit einem großen Militärkonzert in der Siadthalle Am Sams⸗ Die feieꝛlielie Entfüllung cles Hainzer ltenmals für Suslad Sliebemann 2 r 8 a Reichsaußenminiſter Dr. Curtius hält In Mainz wurde an Rheinufer das Ehren . 8 die Gedenkrede bei der Einweihung. mal für Außenminiſter Dr. Guſtav Streſemann unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ſo wie unter Beteiligung von Abordnungen der deutſchen, engliſchen und franzöſiſchen Regie denken Streſemanns, dem die Befreiung der rung eingeweiht. Dr. Curtius feierte das An⸗ Rheinlande zu verdanken ſei. Mitglied des Deutſchen Arbeiterſängerbundes. Heute Mittwoch abend Singſtunde des Männer⸗ u. Frauenchors. Reſtloſes Erſcheinen er— wartet Der Vorſtand. Samstag abend Teil- nahme des Männerchors am Feſtbankett in Wein⸗ heim Abfahrt 7.53 Uhr e mit der O E G. Treff- punkt der Radfahrer 8 Uhr am„Deutſchen Haus“. Sonntag, den 12. Juli, vorm. 9.43 Uhr Ab- fahrt für den geſamten Verein. ½11—/⁰ 12 Uhr Singen auf dem Marktplatz. Der Preis für das Mittageſſen beträgt Mk. 1.—. Anmeldungen werden heute Abend entgegengenommen. Lokal in Wein⸗ heim„Müllemer Feſthalle“, Beſitzer: M. Bienhaus. Unſere aktiven und paſſiven Mitglieder laden wir hierzu freundlichſt ein. Der Vorſtand. Marmeladen und Gelees bereiten Sie in 10 Minuten mit Opekta Rein aus Früchten gewonnen Beutel für 2 Pfd. Marmelade 25 Pfg. Beutel„ 4 1 50 Pfg. Flaſche„ 10„ 1 95 Pfg. Pergamentpapier Cellophan Speiſe-, Taſel⸗, Kräuter-, und Weineſſige zum billigſten Preiſe. Eierſchnittnudeln u. Maccaroni 1 Pfd Pak. 50 Pfg. Fadenudeln ½ Pfd. Paket 25 Pfg. Große Auswahl in Deſſertkäſe v. 10, 15, 20 uſw. Allg. Stangenkäſe, Edamer Schweizer mit und ohne Rinde. Eſſig⸗ u. Salzgurken, Rote Rüben billigſt Zitronen. 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Am Nachmittag bewegte ſich ein nach Tauſenden zählender Feſtzug durch die Haupt⸗ ſtraßen von Mainz über die Straßenbrücke nach Mainz⸗Kaſtel zum Ernſt Ludwig⸗Platz, wo das Ehrenpräſidium Aufſtellung genommen hatte, und dann nach dem Feſtplatz. Dort folgten nach einem Feſtakt großes Konzert und Ball.— Der Montagvormittag war einem Frühſchoppenkon⸗ zert im Feſtzelt gewidmet. Am Nachmittag folgte noch ein kleiner Umzug durch Mainz⸗Ka⸗ sel, an den ſich ein Volksfeſt mit vaterländiſchem Abend anſchloß. Am Dienstag fahren die Pio⸗ niere auf dem Rhein nach Rüdesheim und zu⸗ rück. Heſſiſcher Candtag Darmſtadt, 7. Juli. Zu einer eintägigen Ta⸗ Zung trat heute der Heſſiſche Landtag zum letzten Mal vor der Neuwahl zuſammen. Die Aus⸗ ſprache über die Landtags-⸗Novelle, durch die hauptſächlich die Entſcheidungen des Staatsge— richtshofes beim Reich und die heſſiſchen Verfaſ⸗ ſungsänderungen in das Wahlgeſetz eingearbeitet ſind, war mit der Beratung einer Reihe von An⸗ trägen zum Wahlgeſetz verbunden. Die Sozial⸗ demokraten wandten ſich gegen die Heraufſetzung des Wahlalters. Nach der Meinung ihres Spre— chers will man einen ſtgatsparteilichen Antrag, die Abgeordnetenzahl von 70 auf 56 herabzuſetzen, dem nächſten Landtag zur Entſcheidung überlaſ— ſen. Der Nationalſozialiſt Dr. Werner forderte Verminderung auf 30 Abgeordnete, ohne, wie er erklärte, die Hoffnung zu haben, daß dieſer An⸗ trag angenommen würde. Die Deutſchnationalen wünſchen ein Parlament von 25 Abgeordneten und dazu eine Berufsſtändiſche Kammer mit 12 Vertretern. Die DP. erklärt ihre Zuſtimmung zu dem Antrag der Staatspartei, eine weitere Herabſetzung ſei nicht möglich, wenn man das Berufsparlamentariertum vermeiden wolle. Auch der Landbund trat für eine mäßige Senkung der Abgeordnetenzahl ein, bei der eine genügende Vertretung des Landvolkes noch gewährleiſtet ſei. Von ſozialdemokratiſcher Seite wird noch feſtgeſtellt, daß die Herabſetzung der Abgeordne— tenzahl nach dem nationalſozialiſtiſchen Antrag nur eine Erſparnis von etwa ſechs Pfennigen pro Kopf der Bevölkerung ausmache. Die Ab⸗ ſtimmungen wurden ausgeſetzt, ebenſo bei der Durchberatung der weiteren Regierungsvorlagen, die im Ausſchuß zumeiſt einſtimmig angenommen worden waren, und den Anträgen, die der Aus— ſchuß durchweg durch die Regierungsantwort für erledigt erklärt hatte. Ueber ein kommuniſtiſches Mißtrauensvotum gegen den Innenminiſter, das mit der durch die Polizeiferien gebotenen Be⸗ ſchränkung der Verſammlungstätigteit begrün⸗ det wurde, wurde gleichfalls noch nicht abge⸗ 900— Fortſetzung der Beratungen am Mitt⸗ Zuschneiden, Anprobieren, Nähen, Bügeln und vieſe andere Michtige achneiderische Kniffe lehrt mit seiner teich- lichen, filmartig- deuſſichen Bebiſderung „Wir sehneidern alles“ Ein kleines, überall erhältliches Schheider- lexikon sus dem Beyer- Verleg, dem Schõpfer der millionenfach Bewährteñ Beyer- Schnitte Verlag Ofto Beyer Wohnhaus mit Grabgarten zu kaufen geſucht Schriftliche Angebote unter Nr. 111 an den Verlag dieſer Zeitung. Aamgr ung Ache mit Zubehör per ſofort zu vermieten. Von wem, ſagt des zeipzig/ erlin Neue Apolleln 10 Pfund 355 Pfg. hat zu verkaufen Helnrien Falter mann Moltkeſtraße 15. Neue Taplolle zu verkaufen iich. Fallermann 2. Ww. Hansſtraße 17. 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Mittwoch: 5 Uhr Schülerinnen auf dem Sportplatz. i 8 Uhr Turnnrinnen auf dem Sport- platz. 1/8 Uhr Trommler u. Pfeifer auf dem Sportplatz. Freitag: 5 Uhr Schüler auf dem Sportplatz. 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner, Sportler u. Handballſpieler im Freiſchütz. Bekanntmachung. Betr.: Kokspreisermäßigung. Die Kokspreiſe werden ermäßigt: 1. Sorte 60/0 mm 1,70 RM. pro Zentner 2.„ 40/0 mm 1,80 3.„ 20/0 mm 1,60„ 5 5 ab Lager. Für die Lieferung frei Haus wird ein Zuſchlag von 15 Pfg. pro Zentner erhoben. Dieſe günſtige Preiſe haben bis 31. Auguſt 1931 Geltung. Wir empfehlen daher den Inte⸗ reſſenten, dieſe Gelegenheit zur Eindeckung ihres Winterbedarfs an Koks zu benutzen, zumal am 1. September eine bedeutende Preiserhöhung zu er⸗ warten iſt. Viernheim, den 8. Juli 1931. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. J. V.: Roos. 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Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. ran Ar. 157 Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag v orher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Donnerstag, den Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 9. Juli 1931 48. Jahrgang e⸗Syndikats bereits Geſetz Die Verordnung der Reichsregierung— Luther über die Bedeutung der Wirtſchaſts garantie Verordnung zur Durchführung der Verordnung des Reichspräſidenten über die Schaffung einer Wirtſchaftsgarantie. wtb Berlin, 8. Juli. Aufgrund der Verord⸗ nung des Reichspräſidenten über die Schaffung einer Wirtſchaftsgarantie vom 8. Juli 931 wird verordnet: § 1. Die Unternehmer aufbringunsspflichtiger Betriebe im Sinne des§ 2 des Aufbringungs— geſetzes vom 30. Auguſt 1924(Reichsgeſetzblatt 2. Seite 269), deren Betriebsvermögen 5 Milli⸗ onen Reichsmark überſteigt, haften anteilig bis zum Geſamtbetrage von 500 Millionen RM nuch Maßgabe der folgenden Beſtimmungen für et— waige Ausfälle aus Kreditgeſchäften, welche die Deutſche Golddiskontbank im Intereſſe der Auf— rechterhaltung des deutſchen Auslanstredites tätig 8 2. J. Die Haftung tritt nur ein für Kredicge⸗ ſchäfte, die innerhalb von zwei Jahren nach In⸗ krafttreten der Verordnung des Reichssväſiden⸗ ten über die Schaffung einer Wirtſchaftsgaran— tie vom 8. Juli 1931 mit Zuſtimmung ves in 8 3 genannten Ausſchuſſes abgeſchloſſen werden 2. Die Haftung tritt nur ein., ſoweit eine Zwaugsvollſtreckung gegen den Schuldner ohne Erfolg verſucht worden iſt, oder ſowelt der in 8 3 genannte Ausſchuß die Uneinbringlichkeit der Forderung feſtſtellt. § 3. 1. Der Reichsbankpräſident beruft im Beneh— men mit dem Vorſitzenden des Aufſichtsrates der Bank für deutſche Induſtrieobligationen einen Ausſchuß von ſieben Mitgliedern, der als Ver— tretung der nach§ 1 haftenden Unternehmer in den in 8 2 Abſ. 1 und 2, S 4 Abſ. 2, 8 5, Abſ. 1 genannten Fällen mitzuwirken hat. 2. Der Ausſchuß tagt unter dem Vorſitz eines Mitgliedes des Aufſichtsrates der Deutſchen Golddiskontbank; der Vorſitzende har kein Stimmrecht. 3. Der Ausſchuß gibt ſich ſeine Geſchäftsord— nung ſelbſt und tann darin die Möglichteit von Stellvertretungen vorſehen; die Auswahl der Stellvertreter bedarf der Zuſtümmung des Reichs- bantpräſidenten. 4. Auf die Mitglieder des Ausſchuſſes und ihre Stellvertreter finden die Vorſchriften des § 5 des Geſetzes über die Deutſche Golddistont— bank in der Faſſung der Verordnung des Reichs⸗ praſidentien vom 1. Dezember 1930(Reichsgeſetz— blatt 1 Seite 517) entſprechende Anwendung. 5. Auf Verlangen von mindeſtens 100 Unter⸗ nehmern, die zufſammen mindeſtens 20 vom Hun⸗ dert der Haftſumme von 500 Millionen Nh per⸗ treten, iſt der Ausſchuß von den nach§ 1 haſten⸗ den Unternehmern neu zu wählen. Das Verfah— ren regelt der Reichswirtſchaftsminiſter. S 4. 1. Bemeſſungsgrundlage für die Haſtung if für ein Rechnungsjahr jeweils das der Auf⸗ bringungsumlage für dieſes Rechnungsjahr zu— grunde gelegte Betriebsvermögen. Sollte die Haftung bis zum Ablauf des Rechnungsjahres, für das die Aufbringungsumlage letztmalig er— hoben wird, noch nicht abgewickelt ſein, ſo iſt Be— meſſungsgrundlage für ein Rechnungsjahr der jeweils auf den vorangehenden Feſtſtellungszeit— punkt feſtgeſtellte Einheits wert oder in Erman⸗ gelung eines ſolchen der nach den Vorſchriften des Reichsverwertungsgeſetzes ſeſtzuſtellende Wert des Betriebsvermögens. 2. Der Betrag, für den der einzelne Unter— nehmer gemäß 8 1 aufgrund der ſich aus Abſatz 1 ergebenden Bemeſſungsgrundlage haftet, wird much einem vom Reichsminiſter der Finanzen im Einvernehmen mit dem Reichswirtſchaftsminiſter nach Anhörung des Ausſchuſſes(§ 3) feſtzuſetzen⸗ den Verteilungsſchlüſſel feſtgeſtellt. 8 5. 1. Die Deutſche Golddistontbank teilt jeweils zum 1. Januar und 1. Juli der Bank für deut⸗ ſche Induſtrieobligationen mit, ob und inwie⸗ weit Ausfälle eingetreten ſind. Die Geſamtſumme wird nach einem Umlegungsſchlüſſel, den der Reichsminiſter der Finanzen im Einvernehmen — 3 ů—— 2 mit dem Reichswirtſchaftsminiſter nach Anhö— rung des Ausſchuſſes(§S 3) auf der Grundlage der Haftungsbeträge feſtſetzt, auf die haftenden Unternehmer umgelegt und von ihnen erhoben. 2. Die umgelegten Beträge ſind nach ihrer Erhebung an die Bank für deutſche Induſtrie— obligationen abzuführen, die aus ihnen der Deut—⸗ ſchen Golddiskontbank die Ausfälle im Sinne des § 2 veraütet § 6. Auf die Feſtſetzung der Haftungsbeträge(8 4) und das Umlegungs- und Erhebungsverfahren zum Erſatz der Ausfälle(8 5) finden, ſoweit ſich nicht aus der Verordnung des Reichspräſidenten über die Schaffung einer Wirtſchaftsgarantie vom 8. Juli 1931 und den dazu erlaſſenen Be— ſtimmungen etwas anderes ergibt, die 88 2 Abſ. 1 bis 3, 4, 6 bis 9, 14 des Aufbringungsgeſetzes vom 30. Auguſt 1924 und die hierzu erlaſſenen Durchführngsbeſtimmungen entſprechende An— wendung. 8 7. Dieſe Verordnung tritt mit Verkündung in Kraft. Berlin, den 8. Juli 1931. Der Reichskanzler, gez. Brüning, der Reichswirtſchaftsminiſter, mit Wahr⸗ nehmung der Geſchäfte beauſtragt, gez.: Trendelenburg, Staatlsſekretär, der Reichsminiſter der Finanzen gez.: Dietrich. dem Tage der (Siehe Vormeldung hierzu an anderer Stelle.) Die Bedeutung der Notverordnung zur Garantiege⸗ meinſchaft und ihre Durchführung Berlin, 8. Juli. In einer Preſſekonferenz äußerte ſich Reichsbankpräſident Dr. Wirtſchaft übernommenen Ausfallgarantie für die Deutſche Golddiskontbank. Er wies darauf hin, daß ſich ſowohl in In- als auch im Aus⸗ lande gewiſſe Mißverſtändniſſe über den Inhalt der großen Aktion gebildet hätten. Ein Haupt— irrtum ſei der, daß die Golddiskontbank mit der Ausfallgarantie über eine Kreditmöglichkeit von nur 500 Millionen Reichsmark zu verfügen ſchaft wie der deutſchen berückſichtige, und vor allem den Umfang der für ſie notwendigen Auslandskredite in Betracht ziehe, dann könne man ſich unmöglich mit einem Betrag von 500 Millionen Reichsmark als Ausdehnugsmöglich⸗ keit für den Auslandskredit begnügen. Dr. Luther betonte, daß es ſich bei den 500 Millio— nen RM. um eine Ausfallbürgſchaft handle, die etwa mit dem Aktienkapital einer Bank zu ver— Luther über die Bedeutung der von der gleichen ſei, deren Kreditmöglichkeiten ſich na— türlich nicht mit der Höhe des Aktienkapitals deckten. Ein Mehrfaches des Betrage der Ausfall⸗ bürgſchaft mit 500 Mill. RM. könne man als Kredit ausbauen, und das ſei auch ein Hauptzweck der Aktion, weil es darauf ankomme, eine Entlaſtuna auf dem Ge⸗ biete des Kredits zu ſchaffen. die mit einem zu geringen Kredit niemals be⸗ wirkt werden könne. zu dem neuen Kreditgedanken zu geben und in die Praxis umzuſetzen. Die deutſche Wirtſchaft beweiſe mit der von ihr vorgeſchlagenen Aktion, daß ſie von ſich aus ihr Möglichſtes tue, damit die Vertrauens- grundlage für Deutſchland wiederhergeſtellt werde.. Hierauf erläuterte Staatsſekretär Trendelenburg die Durchführungsbeſtim— mungen zur neuen Notverordnung, wobei er noch einmal unterſtrich, daß die Notverordnung lediglich ein techniſches Hilfsmittel ſei, um das reſtlos zur Durchführung zu bringen, was in den Beſprechungen des Reichsbankpräſidenten mit den Wirtſchaftsführern vereinbart worden ſei. Dies ſei auch in der Präambel der Notverord— nung zum Ausdruck gekommen, in der Leſon⸗ ders auf die Anregung der Führer des deut⸗ chen Wirtſchaftslebens hingewieſen wird. Die Reichsregierung ſei überzeugt geweſen, daß es Der aufzubauende Kredit müſſe ſo groß ſein, daß er jede auch noch ſo berechtigte Sorge über den Auslandskredit der deutſchen Wirtſchaft zu bannen in der Lage ſei. Es komme nach außen in erſter Linie darauf an, zu zeigen, daß es ſich bei der Aktion um eine Maßnahme handele, die von der Volkswirtſchaft im Ganzen mit der Front zu den Auslandskrediten hin im Kampfe gegen den Deviſenabzug ergriffen werde. Ge⸗ genüber bereits geäußerten Zweifeln, daß zun⸗ mehr alle Auslandskredite zu der Golddiskoat⸗ bank als dem am beſten fundierten Kreditinſti⸗ tut gehen würden, erklärte Dr. Luther, daß es an der richtigen Geſchäftsführung der Golddis— kontbank liege, die ſozuſagen dem privaten Kre— ditgeſchäft eine wichtige Hilfsſtellung leiſten olle. Als Beweis für die Größe der Aktion, der bekanntlich etwa tauſend bedeutende Firmen der deutſchen Wirtſchaft zugeſtimmt haben, wies Dr. Luther darauf hin, daß keine Firma, die dar⸗ über hinaus habe angeſprochen werden können, abgelehnt habe. Die deutſche Wirtſchaft wolle mit der Aktion zeigen, daß ſie ſich unter freiwilli⸗ ger Einſetzung der größtmöglichen Kraft⸗ entfaltung rege, obgleich augenblicklich eine ſchwere Notlage auf ihr laſte. Am habe. Wenn man die Größe einer Volkswirt— „New Nork Times“ fordert: wib. New Pork, 8. Juli. Die hieſigen Mor— genzeitungen bringen über mehrere Spalten Meinungsäußerungen aus der Geſchäftswelt und aus politiſchen Kreiſen, die die Erwartung aus— ſprechen, daß die durch die Zahlungsausſetzung geſchaffene zuverſichtlichere Stimmung eine dauernde Förderung des Wirtſchaftslebens zur Folge haben werde. „Newyork Times“ erklärt, vor allem müſſe man ſich ſobald wie möglich über die Maßnah⸗ men einigen, die bei Ablauf des Feierjahres ergriffen werden müßten. Denn es ſei die allgemeine Ueberzeugung. daß nach Ablauf des Feierjahres die bisherigen Ver⸗ trüge niemals mehr in ihrer urſprünglichen Form wieder in Kraft geſetzt werden könn⸗ ten. Aus der Tatſache, daß Amerikas Mitarbeit in Europa mehr denn je nötig ſei, ergebe ſich eine unvermeidliche Wandlung der ame⸗ rikaniſchen Politik.„New York Times“ verweiſt in dieſem Zuſammenhang auf die von Schatzſetretär Mellon vor einiger Zeit erfolgte Auslande liege es jetzt, ſeine Zuſtimmung Voungplan muß revidiert werden! Bemerkung, es wäre möglich, daß er an der Konferenz der Signatarmächte des Moung— Planes teilnehmen würde.„Newyork Times“ ſagt weiterhin:„Man braucht keinen finanziel— len Propheten, um vorauszuſagen, daß der Youngplan geändert werden muß. Trotzdem der Poung-Plan gegenüber dem Dawes⸗Plan einen großen Fortſchritt bedeutet, vor allem durch die Grünvung der Bank für internationalen Zahlungsausgleich, verſagt er doch teilweiſe, wie ſogar ſein Haupturheber zu⸗ gäbe, infolge der Weltdepreſſion.“ Ohne Zeit zu verlieren, führt„Times“ wei⸗ ter aus, ſollten die Staatsmänner und Männer der Wirtſchaft aller Länder ſich für einen neuen Plan entſcheiden, der für die veränderten Ver⸗ hältniſſe paſſe. Die Zeit hierzu ſei glücklicherweiſe vorhan⸗ den. Aber dieſe Zeit dürfe nicht mit ſelbſtge⸗ jälligem Händeſchütteln verbracht werden, über das, was geſchehen ſei, ſondern man müſſe jede Anſtrengung machen, das zu leiſten, was noch zu tun übrig bleibe. f unmöglich gewejen ſei, in ſo kurzer Zeit im We— ge einer freien Vereinbarung zum Ziel zu kom⸗ men. Die Notverordnung ſelbſt ſtelle eins Er⸗ mächtigungandie Reichsregierung dar. Die Durchführung der Notverordnung ge— ſchehe in enger Anlehnung an das Verfahren, das bei der Aufbringung der für die Oſtpreu— ſenhilfe aufzubringenden Beiträge unter Ein⸗ ſchaltung der Induſtrie-Obligationen-Bank an⸗ gewendet werde. Die Verteilung erfolge nach dem Schlüſſel aus den Beiträgen für die Oſt⸗ hilfe pro rata der Betriebsvermögen. Somit werden auch die etwaigen Ausfälle in dem gleichen Verhältnis verteilt, ſodaß ſie ſich wie ein Zuſchlag zu den Abgaben für die Oſtheiſe auswirken würden. Dieſes Verfahren ſei gas einfachſte und praktiſchſte. Die Induſtrie⸗Ool⸗ gationen⸗Bank ſpiele dabei die rreuhände⸗ riſche Rolle, indem ſie in Zuſammenarbeit mit den Finanzämtern die Betrage einzuziehen habe. Da die Führung der Geſchäfte, die unter dieſen Garantieplan fallen, ein Riſiko darſtelle, ſei es notwendig geweſen, als Vertretung der Verhafteten ein Gremium einzuſfetzen, das aus dem Reichsbankpräſidenten und dem Vorſitzen⸗ den des Auſſichtsrates der Induſtrie-Obligatio⸗ nen⸗Bank beſteht. Irgendwelche Bürgſchafts— urkunden würden nicht ausgegeben. Luther führt nach London? Londoner wird London enb Berlin, 8. Juli. Nach einer Meldung„Berliner Tageblattes“ Reichsbantpräſident Dr. Luther nach fahren, um, wie es in der Meildung heißt, über eine neue größere Reichsbank zu verhandeln. Man dürfe wohl ſofort mit der Reiſe des Anleihe für die rechnen. Amerika beteiligt ſich an der techniſchen Konferenz in Condon wib Waſhington, 8. Juli. Der ſtellvertretende Staatsſekretär Caſtle erklärte heuet, daß Ame— rika ſich an der techniſchen Konferenz zur Rege— lung der Ausführung des Hooverplanes in Lon— don beteiligen werde. Die ameritaniſchen Dele— gierten würden zwar hauptſächlich als Beobachter auftreten, gleichzeitig aber dafür ſorgen, daß die Entſcheidungen der europälſchen Finanzexperten ſich innerhalb des Geiſtes des Hooverplanues hal— ten. Er hoſſe, daß die Eutſcheidungen bald zu— ſtande kämen, möglichſt ſchon vor dem 15. des laufenden Monats, damit der Hooverplan in Kraft ſei, bevor die Zahlungen Deutſchlands ſäuig wer⸗ den. Die Regierung der Vereinigten Staa⸗ ten ſtelle mit Befriedigung feſt, daß die Reichsregierung das Menſchen mögliche tue, um die Finanzlage zu beſſern; insbeſon⸗ dere ſei der Garantieplan der deutſchen Banken und Induſtrieunter nehmungen ein ſehr erfreuliches Zeichen. Neues wird! Was der Hoover⸗plan für Gegenwart und Zukunſt bedeutet! Von einem beſonderen parlamentari⸗ ſchen Mitarbeiter gehen uns nachfolgende, in die Weite weiſenden Ausführungen zu: Neues wird! Das kann man nun doch jetzt, am Ende eines zeitlich zwar kurzen, aber in ſeiner fieberiſchen Geſpanntheit nervenzer— reißenden und bis an die Grenze des Erträg— lichen gehenden Kampfes ſagen! Die große Bedeutung des Hooverplanes für die Gegenwart liegt darin, daß die größte Ka— pitalmacht der Erde die Ausführung des Young— planes für eine Unmöglichkeit hält, daß zum zweiten dieſe überragende Finanzmacht das zwar heroiſche aber bis zur Erſchöpfung ge— ſteigerte Ringen des deutſchen Volkes nicht mehr länger mit anſehen konnte, weil es ganz klar den Zuſammenbruch der deutſchen Wirt⸗ ſchaft, wie überhaupt Deutſchlands vor Augen ſah. wenn nicht raſche Hilfe geleiſtet wird. So kam es in der Nacht zum 21. Juni 1931 zu jenem Vorſchlag des amerikaniſchen Präſi— denten, der in derſelben Stunde an die Welt hinausging. als der deutſche Reichspräſident angeſichts der bis zur Verzweiflung geſteiger— ten Lage ſeinen Hilferuf an Amerika hat er⸗ gehen laſſen. Die Welt atmete befreit auf, man fühlte. wie etwas Neues, vom Herkömmli⸗ chen ſich bewußt Loslöſendes. die Mauern der Diplomatie und der Bürokratie durchbrach. und man fühlte es und gab dieſem Gefühl auch of⸗ fen Ausdruck, welche Entlaſtung, ja welche Er— löſung für die Welt es bedeuten müßte, wenn Wirtſchafts⸗ und Exiſtenzfragen eines Volkes nach wirtſchaftlichen und geſunden kaufmännk⸗ ſchen Grundſätzen und nicht beeinflußt von dem Haß und den Leidenſchaften der Politik behan- delt würden. Vierzehn ſpannungsvolle Tage mit einem gigantiſchen Ringen zwiſchen Altem und Neuem ſetzten ein, und ſie haben in ihren letzten wirt— ſchaftlichen Auswirkungen das Uebel noch ver— mehrt und ſo geſteigert, daß das Schickſal der deutſchen Wirtſchaft und das der deutſchen Währung ſchließlich nur noch an einem dünnen Faden hing. Nun erſt, da man durch das Ver— halten Frankreichs glauben mußte, daß doch wieder engſtirnige Paragraphenreiterei, die auf dem„Schein“ beſtehende Rache- und Ver— geltungspolitik die Oberhand gewinnen wür⸗— den, kam die Vertrauenskriſe in ihrer ganzen Wucht zum Ausbruch, mit dem Effekt. daß man Deutſchland die letzten Reſerven entzog. und daß die Reichsbank ſelbſt zu dem al ler letzten Rückhalt, dem Rediskontkredit bei der Gold— diskontbank, greifen mußte, um nicht eine Panik mit allen ihren entſetzlichen Folgen her— vorzurufen. Wir werden erſt einmal in einer ſpäteren Zeit ganz erkennen, wie hart und ſchwer dieſe Stunden, die wir wirtſchaftlich und finanzpolitiſch ſeit dem letzten Samstag durch— gemacht haben, waren und wie von Stunde zu Stunde die dynamitgeladene Situation zu ex— plodieren drohte! Aber Neues wird! Und der Durchbruch kommt vom Wirtſchaftlichen her! Darin liegt die große, weit über die augenblickliche Stunde und weit über die gegenwärtige Zeitepoche hinausragende Bedeutung des Hoover⸗Schulden⸗ feierjahres, daß das bisherige Syſtem der Ka⸗ pital⸗ und Kreditverteilung in der Weltwirt⸗ ſchaft als falſch nicht nur, ſondern auch als ver⸗ derhlich erkannt worden iſt und daß die größte und bedeutendſte Gold⸗ und Geldmacht der Welt dieſes Verdikt ausgeſprochen hat! And die Folge dieſer, die bisher für ungn— taſthar gehaltenen ökonomiſchen Grundſätze der nationalen wie der Weltwirtſchaft umſtoßenden Des Lebens Seltsames Spiel. Noman von Eliſabeth Ney. Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle(S) 21. Fortſetzung. „Und wenn wir ſie in dem unheimlich wir— ren Durcheinander des Bahnhofverkehrs am erſten Zuge doch verpaßt hätten? Möglich wäre es ſchon! Vielleicht hat ſie ein Hotel aufgeſucht. Wir ſollten einfach telefoniſch in den in Frage kommenden Hotels nachforſchen. Meinſt du nicht auch, Fritz? Oder am Ende iſt es das Rich— tigſte, du benachrichtigſt ſofort die Polizei.“ Der kleine, etwas unterſetzte Doktor Stau— dinger war jetzt von ſeinem Sitz aufgeſprun⸗ gen und lief mit krebsrotem Geſicht erregt im Zimmer auf ud ab. „Eine dumme Geſchichte, eine fatale Ge— ſchichte“, murmelte er ein über das andere Mal vor ſich hin, und wiſchte ſich wieder und wieder den Schweiß ab, der ihm in dicken Tropfen auf der Stirn ſtand. „Du haſt recht, Maria, ich werde doch ein⸗ mal die Hotels der Reihe nach anklingeln, vielleicht ängſtigen wir uns wirklich ganz un⸗ nütz“, ſagte er dann, plötzlich ſtehenbleibend. „Ja, Fritz, bitte tue es ſofort, mir iſt ſo eigentümlich ängſtlich zumute, wir dürfen keine Minute unnütz verſtreichen laſſen.“ Doktor Staudinger nickte nur kurz, ſtrich dann ſchnell über das etwas wirre Haar ſeiner kleinen Frau und eilte aus dem Zimmer. Maria Staudinger erhob ſich leiſe ſeuf⸗ Zend. und trat zum Fenſter. Erkenntnis, muß eine Neuordnung der inter⸗ nationalen Kapital- und insbeſondere Schulden⸗ verpflichtungen, damit auch eine Neuordnung des Syſtems der Reparationszahlungen herbei⸗ führen. Hier liegen die entſcheidenden Punkte, und Frankreich hat ſehr wohl gefühlt, daß ſein Sy⸗ ſtem der„Stockſchläge auf den Magen“, ſeine mit politiſchen Bindungen und mit politiſchen Daumenſchrauben arbeitenden Taktik in Wirt⸗ ſchafts⸗ und Finanzfragen, das Syſtem des „Brotkorb-Höherhängens“, nun ausgedient hat, daß es durch das Neue, das in der Ent⸗ wicklung begriffen iſt, aus den Angeln gehoben iſt und daß es nie wieder in den alten Zuſtandzurückverſetzt werden kann. Und es iſt eine tragikomiſche Situation, in die ſich Frankreich ſelber hineinmanövriert hat dadurch, daß es bei ſeinen Reſerven im Eifer des Gefechtes ſogar Dinge vorgeſchlagen hat. die im Effekt auf nichts anderes als auf eine Reviſion des Young-Planes ſowohl wie des Verſailler Vertrages hinausliefen. Die Forde⸗ rung der Neuregelung des Garantiefonds rüt⸗ telt an dem Poung⸗-Plan, und die von Deutſch⸗ land mit aller Energie abgelehnte polittſche Forderung Frankreichs nach einer Verxpflich⸗ tung Deutſchlands, die Marinebauten über— Berlin, 8. Juli. Aufgrund des Artikels 48, Abſatz 2, der Reichsverfaſſung wird, entſpre⸗ chend der Anregung namhafter Träger des deutſchen Wirtſchaftslebens folgendes verord⸗ net: § 1. Die Reichsregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung in Anlehnung an die Vorſchriften des Aufbringungsgeſetzes vom. Auguſt 1924(Reichsgeſetzblatt 2. Seite 269) die danach aufbringungspflichtigen Unter- nehmer, deren Betriebsvermögen fünf Millionen Reichsmark über⸗ ſteigt, anteilig zu verpflichten. die Haftung bis zum Geſamtbetrag von 500 Millionen RM. für etwaige Ausfälle aus Kreditgeſchäften zu übernehmen, die die deutſche Holddiskontbank im Intereſſe der Aufrechterhaltung des deu, ſchen Auslandskredites tätigt. Die Reichsregierung erläßt mehrere Vor— ſchriften die mit der Durchführung treuhände⸗ riſchey Ausgaben die Bank für deutſche Indußrieobligationen in Ergänzung der ihr im§ 7 des Induſtriebankgeſetzes vom ai März 1931(Rei gegectzbleit 1. Seite 124) zug-wieſenen Aufgaben betrauen. S 2. Dieſe Verordnung tritt Tage der Verkündung in Kraft. Neudeck, 8. Juli 1931. Der Reichspräſident: gez. von Hindenburg. Der Reichskanzler: gez. Dr. Brüning. mit dem Der Reichsminiſter der Finanzen: gez. Dietrich. Der Reichsminiſter des Innern: gez. Dr. Wirth. Vom Roichswirtſchaftsminiſter mit der Wahr⸗ nehmung der Geſchäfte beauftragt: gez.: Trendelenbura. Staatsſekretär. e und„Heiligkeit“ haupt einzuſtellen, berührt eine Beſtimmung des Verſailler Vertrages, die uns einen, wenn auch nur kümmerlichen Reſt von Rechten noch beläßt Frankreich ſelbſt hat mit dieſem Verhal⸗ ten ſeine eigene Theſe von der Unverletzlichkeit der Verträge preisgegeben, ganz abgeſehen davon, daß die Bezeichnung „heilig“ gegenüber dem Teufelswerk des Ver⸗ ſailler Vertrages geradezu wie eine Blas⸗ phemie wirkt! Aber die Entwicklung ſchreitet vorwärts! Es gibt kein Rückwärts mehr! Neues iſt im Werden! Und keine Nacht der Welt kann die⸗ ſes Neue aufhalten oder ausſchalten. Mögen noch oniele papierenen Sicherungen in den Amtsſtuben erdacht und auf geduldiges Papier gebracht werden: die harten Tatſachen werden eine andere Sprache ſprechen und niemand, der mit wirtſchaftlichen Dingen verbunden iſt, wird auch nur einen Augenblick glauben können, daß nach Ablauf dieſes Schuldenfeierjahres die Re⸗ parationsregelung genau am demſelben Punkte und genau mit denſelben, jetzt zwar vor aller Welt gebrandmarkten und als die Arſache allen Uebels verworfenen Methoden wieder aufge- nommen wird. wie ſie bis zum 1. Juli 1931 be⸗ ſtanden haben. Neues wird! und jetzt kommt es nur darauf an, daß die Form, in der dieſes Neue leben und ſich betätigen kann, von den verantwortlichen Führern der Geſchicke der Völ⸗ ker gefunden und genutzt wird. — 8 R Verordnung des Reichspräſidenten über die Schaffung einer Wirtſchaſtsgarantie Die 500 Millionen Schuldaktion der deutſchen Wirtſchaft. Beginn der Verhandlungen über die techniſche Durchführung. enb. Berlin, 8. Juli. Die große Aktion der Uebernahme einer Ausfall-Bürgſchaft in Höhe von 500 Millionen RM. zugunſten der deut⸗ ſchen Golddiskontbank hat durch ihre bloße Be⸗ kanntgabe einen tiefen Eindruck im In⸗ und Auslande gemacht. Beſonders in engliſchen Finanzkreiſen iſt die Aktion ſehr gut aufgenom⸗ men worden, und man rechnet damit, daß bal⸗ digſt poſitive Verhandlungen über die Auf⸗ nahme großer langfriſtiger Auslandskredite ein⸗ ſetzen werden. Wie wir erfahren, haben heute bereits, da die Aktion ſchnellſtens durchgeführt werden ſoll, die Verhandlungen im Reichs wirtſchafts⸗ miniſterium mit den in Frage kommenden Gremien begonnen. Zur Durchführung des Planes ſind wichtige Maßnahmen auf geſetz⸗ geberiſchem Wege notwendig. Auch dieſe Vor⸗ ausſetzungen ſollen ſchnellſtens geſchaffen wer⸗ den. Die Beſuche der deutſchen miniſter in Paris und Rom enb. Berlin, 8. Juli. Wie von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, iſt für die Beſuche der deutſchen Staatsmänner in Rom und Paris noch kein Zeitpunkt feſtgeſetzt worden. Es wird jedoch darauf hingewieſen, daß dieſe Beſuche erſt nach dem Beſuch Stimſons in Berlin vor ſich gehen könnten. Zu der Meldung eines Berliner Blattes, daß Muſſolini zu einem Beſuch nach Berlin kommen werde. wird mitgeteilt, daß darüber noch nichts feſtſtehe. Allerdings würde man in Berlin einen ſolchen Beſuch des italieniſchen Regierungschefs mit großer Befriedigung auf⸗ nehmen. 1 755 ac 4927 FU cHIA 400% Stang von IcH ρε&N EAN RFHICH Trotz einzelner Teilbelebungen iſt die Welt⸗ Unſere Aufſtellung zeigt die prozentuale Verringerung einigen der dem konjunkturellen Höhepunkt im Jahre 1927 bis zum April 1931. Man erhofft, daß die Auswirkungen des Hoo⸗ verſchen Moratoriumsplans endlich die Welt⸗ produktion von dem erreichten Tiefſtand wieder produktion noch immer im Rückgang. der induſtriellen Produktion in wichtigſten Länder ſeit aufwärts führen. Die Sachverſtändigen⸗Monferenz Zur bevorſtehenden Sachverſtändigenkonferenz wird von unterrichteter Seite betont, daß es ſich dabei lediglich um eine techniſche Konferenz von Sachverſtändigen handelt, die die techniſche Be- tius begründet. ratung der noch ausſtehenden Maßnahmen zur Aufgabe haben ſoll. Der genaue Termin für dieſe Konferenz ſteht noch nicht feſt. Zu den in der Preſſe verſchiedentlich aufgetauchten Ge⸗ rüchten von einer neuen Regierungskonferenz. die nach der Sachverſtändigen⸗Konferenz ſtakt⸗ finden und die Ratifizierung der von der Sach⸗ enb. Berlin, 8. Juli. Einberufung der verſtändigenkonferenz gefaßten Beſchlüſſe vor⸗ nehmen ſolle, wird mitgeteilt, daß man in Ber⸗ lin eine ſolche Konferenz für nutz⸗ und zweck⸗ los halte, da die von ihr zu behandelnden Dinge ebenſogut auf diplomatiſchem Wege er⸗ ledigt werden könnten. Polniſche Grenzverletzungen bei Marienwerder enb. Marienwerder, 8. Juli. diger Stelle wird mitgeteilt: Am 7. Juli, nachmittags etwa gegen 17 Uhr hat bei Bauthen(Kreis Marienwerder) ein polniſcher Deſerteur aus Graudenz in voller Von zuſtän⸗ Ausrüſtung und Bewaffnung die Grenze über⸗ ſchritten. Er wurde von polniſchen Grenzbeam⸗ ten verfolgt und beſchoſſen. Polniſche Beamte haben dabei, wie durch Zeugen einwandfrei feſt⸗ geſtellt worden iſt, etwa 50 Meter weit deutſches Gebiet betreten. Sie haben ferner von polnk⸗ ſchem Gebiet aus hinter dem Deſerteur mehrere Schüſſe auf deutſches Gebiet abgegeben. Der Deſerteur iſt entkommen und hat ſich dem nächſt⸗ ſten deutſchen Landjägerpoſten geſtellt. Die wei⸗ teren Ermittelungen ſind im Gange. Wie weiter bekannt wird, hat ſich bei Garn⸗ ſee geſtern eine zweite Grenzverletzung zuge⸗ tragen. In der Nähe des Stadtgutes Garnſee ſammelte eine Frau im Walde Beeren, und zwar unzweifelhaft auf deutſchem Boden. Sie wurde von einem polniſchen Poſten von der Grenze her angerufen. ſie befinde ſich auf polniſchem Gebiet, er müſſe ſie verhaften. Die Frau lief davon, der polniſche Poſten verfolgte ſie und betrat dabei etwa 100 Meter weit deutſches Gebiet. Als die Frau rief:„Da kommt ja ein deutſcher Poſten“, ging der pol⸗ niſche Beamte auf polniſches Gebiet zurück. Die weiteren Ermittelungen ſind im Gange. Wie hatte ſie ſich auf Chriſta Wald, die Braut des beſten Freundes ihres Mannes, ge⸗ freut, und auf die gemeinſame Weiterreiſe mit dem ſchönen jungen Mädchen, das ſie allerdings nur vom Bild her kannte, deren Liebreiz es ihr aber bereits angetan hatte. Gott im Him⸗ mel, ſie war ſo jung, ſo ſchön, ſo unerfahren; wie, wenn ſie nun ſchlechten Menſchen in die Hände geraten wäre?—— Maria Staudinger preßte den vor Er⸗ regung ſchmerzenden Kopf feſt gegen die kühle Fenſterſcheibe, und ſah hinab auf die wie in ein Lichtermeer getauchte, bunt belebte Straße. Das laute, wiederholte Klopfen an ihrer Zimmertür hatte ſie dabei gänzlich überhört. Erſt als ſie leiſe angerufen wurde, ſchrak ſie zuſammen, und wandte ſich raſch um. Vor ihr ſtand eine ſchöne, elegante, dunkel⸗ haarige junge Dame, die ſich ob ihres Ein⸗ dringens tauſendmal entſchuldigte, indem ſie ſagte: „Verzeihen Sie mir, gnädige Frau, ich keine Antwort erhielt und der Kellner mir ſagte, daß Sie beſtimmt auf Ihrem Zimmer wären, ſo wagte ich, einzutreten. Hoffentlich habe ich Sie nicht zu ſehr erſchreckt?“ Maria Staudinger machte eine erſtaunte, etwas befremdete Bewegung. „Mein Name iſt Ilona Takats“, fügte die Fremde jetzt hinzu. „Ilong Aakats?“ entgegnete Maria Stau⸗ dinger erſtaunt.„Verzeihen Sie, gnädige Frau, aber hier muß unbedingt ein Irrtum Ihrerſeits vorliegen, denn ich kenne Sie nicht.“ Ueber Frau Ilonas Geſicht glitt jetzt ein fra⸗ gendes Lächeln. 3 „So hat Freundin, Ihnen gar nichts von ihrer Reiſe⸗ bekanntſchaft berichtet?“ fragte ſie dann haſtig. In Maria Staudingers Geſicht malte ſich noch größeres Erſtaunen und ſie trat unwill⸗ kürlich einige Schritte auf die Fremde zu. „Chriſta Wald?“ fragte ſie dabei erregt. „Oh, ſagen Sie ſchnell, gnädige Frau, kommen Sie von ihr, und wo befindet ſie ſich augen⸗ blicklich. Mein Mann und ich ſorgen uns um die junge Dame ſeit einigen Stunden halb zu Tode. Sie iſt nämlich mit dem Wiener Zug, mit dem wir ſie erwarteten, gar nicht einge⸗ troffen.“ „Aber, mein Gott, gnädige Frau, Ihr Herr Gemahl telegraphierte doch nach Laibach, daß Sie erkrankt wären, und daß er Chriſta Wald daher nicht vom Zuge abholen könne. Und deshalb habe ich ſie nach dem von Ihrem Gatten beſtimmten Palaſt⸗Hotel gebracht. „Nach dem Palaſt⸗Hotel, und wir hätten an Fräulein Wald telegraphiert? Aber um Him⸗ mels willen, uns iſt ja von der ganzen Ge⸗ ſchichte gar nichts bekannt!“ Nun war es an Frau Itona, heftig zu er⸗ ſchrecken. „Chriſta Wald iſt nicht bei Ihnen, verſtehe ich recht?!“ „Der Portier des Palaſt⸗Hotels ſchickte mich aber doch ſoeben zu Ihnen ins Bahnhof⸗Hotel mit der Weiſung, daß Sie das junge Mädchen nach hier abgeholt hätten.“ „Unmöglich, ganz unmöglich iſt das alles, gnädige Frau!“ ſtammelte Frau Staudinger ganz außer ſich. Ilona Takats ſah verſtört und beinahe et⸗ was 8 0 die blonde Frau. tier erklärte mir doch aber ausdrücklich, daß Herr Doktor Staudinger ihm extra aufgetra⸗ gen habe, mich ſofort ins Bahnhof⸗Hotel zu weiſen, die Damen erwarteten mich beſtimmt.“ Maria Staudinger ſtand bleich bis in die Lippen vor ihr; zitterte am ganzen Körper und mußte ſich ſetzen. „Ich weiß nicht weiter, gnädige Frau“, ſagte ſie dabei ängſtlich.„Wollen Sie nicht ein wenig Platz nehmen. Mein Mann wird ſo⸗ gleich erſcheinen. Er telephoniert bereits an ſämtliche Hotels, in denen möglicherweiſe Chriſta Wald abgeſtiegen ſein könnte. Jetzt freilich erübrigt ſich die Nachfrage.“ „Ja, aber wer ſchickte denn das Telegramm nach Laibach, wer gab ſich dann an Ihrer Stelle als Doktor Staudinger und Frau aus und nahm das junge Mädchen in Empfang? Und wohin hat man ſie gebracht, wenn nicht nach hier? Wer wußte außer Ihnen, liebe Frau Doktor, überhaupt von Chriſta Walds Ankunft? Es iſt ja alles ſo rätſelhaft, ſo un⸗ faßbar!“ rief Ilona Takats atemlos. Frau Maria hatte Tränen der Angſt in den Augen. „Sie muß einem Verbrecher in die Hände gefallen ſein!“ rief ſie außer ſich. Ich begreife nur nicht, wer ſich erdreiſtete, meines Man⸗ nes Namen zu mißbrauchen? Wir kennen ja hier in Trieſt außer flüchtigen Bekanntſchaf⸗ ten, die wir während unſeres kurzen Aufent⸗ halts machten, keine Menſchenſeele. Es iſt ein⸗ fach zum Verzweifeln. Gott ſei Dank, gnädige Frau, daß Sie gekommen ſind, dadurch kön⸗ nen wir mit Hilfe der Polizei das arme Kind ſicher ſchnell auffinden bleibt!“ fügte ſie verz Schwerverletzten und letzte zu verzeichnen. aus, daß es für Frankreichs der Pariſer Verhandlungen 1 Vermiſchtes Kampf zwiſchen Nationalſozialiſten und Schutzpolizei. wib. Deſſau, 8. Juli. Geſtern um Mitter⸗ nacht kam es zwiſchen Nationalſozialiſten und etwa 50—70 Schutzpoliziſten aus Magdeburg die ſich in Zivil zu Beſuch in Deſſau aufhielten, in Deſſau⸗Jonitz zu einem Streit, der, nachdem die Nationalſozialiſten Zuzug erhalten hatten, in der Waſſerſtadt in einen regelrechten Kampf ausartete. Die Nationalſozialiſten hatten einen eine Anzahl Leichtver⸗ Ein Ueberfallkommando trennte ſchließlich die Kämpfenden. Die Poli⸗ zei nahm in den frühen Morgenſtunden eine gründliche Durchſuchung des Kampfortes vor und fand zwei Schlagringe und ein Dolchmeſſer, owie bei einem Nationalſozialiſten drei leere Revolverpatronen. Die Magdeburger Poliziſten gaben an, von den Nationalſozialiſten angegrif⸗ fen worden zu ſein, während die Gauleitung der Nationalſozialiſten das Gegenteil behauptet. Verbot der„Heſſiſchen Volkswacht“. wtb. Kaſſel, 8. Juli. Der Oberpräſident der Provinz Heſſen-Naſſau hat die in Kaſſel erſcheinende Tageszeitung„Heſſiſche Volkswacht“ aufgrund der Paragraphen 1 und 12 der Ver⸗ ordnung des Reichspräſidenten zur Bekämpfung politiſcher Ausſchreitungen auf die Dauer von ſechs Wochen verboten. Das Verbot wird mit einer Verächtlichmachung des Reichskanzlers Dr. Brüning und des Außenminiſters Dr. Cur⸗ Selbſtmord eines Düſſeldorſer Notars. wtb. Düſſeldorf, 8. Juli. In ſeiner Privat⸗ wohnung wurden geſtern der Notar Glasmacher und ſeine Ehefrau bewußtlos aufgefunden. Während Glasmacher bereits tot war, waren die Wiederbelebungsverſuche an ſeiner Ehefrau erfolgreich. Die Gründe für die Tat ſollen, wie man annimmt, in einer nicht einwandfreien Ge⸗ 9 ſchäftsführung des Notars liegen, der Hinter⸗ legungs⸗ und Mündelgelder zu verwalten hatte. Glasmacher hatte ſchon vor mehreren Wochen einen Selbſtmordverſuch unternommen. Frau Ledeburg ſoll im Scheuen⸗Prozeß ausſagen. wib. Lüneburg, 8. Juli. In der heutigen Nerhandlung erklärte Dr. Löwenthal, er habe die Mutter des toten Ledeburg von ſich aus be— ſtellt und bitte das Gericht, ſie zu vernehmen. Der Beweisantrag des Rechtsanwalts will die Glaubwürdigkeit der Zeugin Knoblauch erſchüt— tern. Der Staatsanwalt hält die Vernehmung der Frau Ledeburg nicht für erforderlich. Strau— bes Verteidigung hat keine Einwendungen, be— hält ſich aber Ergängzungsanträge vor. Das Gericht wird über den Beweisantrag beſchlie⸗ ßen. Die Newyorker Preſſe über Deutſchlands wirtſchaſtliche Geſundung. wtb. Newyork, 8. Juli. Die Newyorker Morgenzeitungen beſchäftigen ſich ohne Aus⸗ nahme mit den von Deutſchland getroffenen wirtſchaftlichen und finanziellen Maßnahmen, die ſie in großer Aufmachung bringen. „Herald Tribune“ führt in einem Leitartikel Zögern während eine gute Erklä⸗ rung gebe, denn die franzoſiſchen Staatsman⸗ ner hätten auf die germanophoben Kreiſe in Frankreich Rückſicht nehmen müſſen. Die Welt wiſſe jetzt allerdings, daß die große Mehrzahl aller Franzoſen den Wunſch hätte, ein wirt⸗ ſchaftlich geſundes Deutſchland zum Nachbarn zu haben. 5 132 Franzöſiſche Jugendverbände für deutſch⸗ franzöſiſche Verſtändigung. wtb. Paris, 8. Juli.„La Victoire“, das Blatt Herves, gibt den Aufruf mehrerer fran⸗ zöſiſcher Jugendverbände wieder, die ſich zuſam⸗ mengeſchloſſen haben, um ſich für eine loyale deutſch⸗franzöſiſche Verſtändigung, die zur Ab⸗ wehr einer Kataſtrophe und zur Schaffung eines beſſeren Europa unerläßlich ſei, einzuſetzen. Grauenvoller Ueberfall Waldshut, 7. Juli. Geſtern nachmittag wurde die 12 Jahre alte Tochter des Bürger meiſters Lüder aus Rasbach im Steinata vermutlich von einem Handwerksburſchen, der ſie nach dem Wege gefragt hat überfallen. Der Burſche ſchlug das unglückliche Kind ſo lange mit dem Kopf an einen Felſen, bis es blut überſtrömt bewußtlos zuſammenbrach. Dann ſchleppte der Täter das Mädchen in den Wald, offenbar in der Annahme, daß es tat war Die Tat geſchah etwa 20 Minuten vom elter— lichen Hauſe entfernt. Nachdem das Kind zwei Stunden etwa bewußtlos im Walde gelegen hatte, während ſtrömender Regen niederging kam es wieder zu ſich und ſchleppte ſich mühſam ö Nach der Vernehmung durch die das unglückliche Bewußtloſigkeit. Es Die gerichtsärztliche Unterſuchung iſt noch nicht abgeſchloſſen. Heute nach Hauſe. Gendarmeriebeamten verfiel Kind wieder in tiefe ſchwebt in Lebensgefahr. vormittag 8 Uhr hat das Mädchen das Bewußt⸗ ſein noch nicht wiedererlangt. Vom Täter fehlt jede Spur. Hus nah und ern Bernkaſtel(Moſel), 8. Juli.(Einbruch in ein Waffengeſchäſt.) Nachts wurde in dem Wafſen⸗ und Stahlwarengeſchäft von Johann Kirſten in der belebten Römerſtraße ein ſchwerer Ein⸗ bruchsdiebſtahl verübt. Die Diebe kletterten durch ein Seitenfenſter und drangen durch einen Nebenraum in den Geſchäftsladen. Sie nahmen verſchiedene Ruckſäcke aus dem Schaufenſter, füllten dieſe mit kleineren Schußwaffen ſamt Munition und ſtahlen neben Meſſern und ſon⸗ ſtigen Stahlwaren auch Jagdgewehre. Ter Wert der geſtohlenen Sachen beläuft ſich weit über 1000 Mark. f Trier, 8. Juli. Ein Opfer der Rekord⸗ ſucht. Ein Opfer überſteigerter Rekordſucht wurde der 17 Jahre alte Sohn des Schmiedemei⸗ ſters Hoffmann aus Waſſerliſch. Er hatte die Moſel durchſchwommen und verſuchte dies zum zweiten Mal. Als er dabei bis nahe aus Ufer letommen war, verließen ihn die Kräfte, er ging unter und ertrank. Landau, 8. Juli. Höhere Strafe in der Berufungsverhandlung. In den erſten Januartagen hatte ſich bei Schwegenheim ein ſchweres Autounglück ereignet, bei dem der Bei— fahrer eines Laſtkraftzuges den Tod faud. Als Schuldiger ſtand am 29. April ds. Irs. der 34⸗ jährige Händler Martin Weiß aus Mutterſtodt vor dem hieſigen Schöffengericht, weil er auf der vereiſten Straße zu ſchnell fuhr, von der Fahr⸗ bahn abkam und mit voller Wucht gegen einen Baum fuhr. Wegen fahrläſſiger Tötung des Bei— ſahrers hatte Weiß ſ. Zt. drei Monate Gefäng— nis erhalten, gegen welche Strafe er Berufung einlegte. Die Strafkammer des Landgerichts Landau erhöhte nun in der Berufungsverhand— lung die Strafe auf vier Monate Gefängnis und begründete das Urteil mit der großen Fahrläſ⸗ ſigkeit des Angeklagten, die eine härtere Sühne verlange. Mieſau, 7. Juli. Hier murden in der (Ein gefährlicher Fund). Kieskaut der Gewanne Moffenklieñ das lelxſe Aal Eine Goldſendung im Werte von 39 Millionen von der Deutſchen Reichsbank lommt in New Vork an und wird auf ihren Inhalt unterſucht Hoffentlich erſpart die Durchführung des Hoover⸗Plans der Deutſchen Reichs han! wei⸗ tere ſolche Goldabgaben, die die deutſche Wäh rung hart an die Grenze der Gefährdung bringen. Kinderhaarpflege. Das Kinderhaar muß beſonders ſorgfältig gepflegt werden. Nehmen Sie hierzu ein mildes Shampoo, wie es„Schwarzkopf⸗Extra“ iſt. Außerdem liegt dieſem„Haarglanz“ bei, jenes ideale Mittel, das Haar elaſtiſch, ſtraff und geſund zu erhalten. Was aber die Kinder beſonders begeiſtert, iſt die neue„Schaumbrille“, die als Hülle von „Schwarzkopf⸗Extra“ dient. Sie verhütet, daß den Kleinen Schaum oder Waſſer in die Augen kommt und macht ihnen die Haarwäſche zum Freudenfeſt! Obermieſau in einer Jauchegrube, die das warme Wetter ausgetrocknet war, Handgranaten(7,5 Zentimeter) gefuaden, noch geladen ſind Baumholder, 8. Juli.(Tödlicher Sturz vom Heuboden). Die 33 Jahre alte Ehefrau eines Fabrikarbeiters half einem Landwirt beim Heu⸗ abladen in der Scheune. Plötzlich verlor ſie das Gleichgewicht und ſtürzte drei Meter hoch vom Heuboden in die Scheune. Die Frau erlitt ſchwere Verletzungen und ſtarb kurze Zeit nach dem Unfall. Die Verunglückte war Mutter von drei kleinen Kindern. Wiebelskirchen(Saar), 8. Juli. Autoun⸗ glück in der Kurve.) Auf der Straße Wiebels⸗ kirchen— Ottweiler ereignete ſich in der Kurve am Schuttplatz ein Autounfall, bei dem zwei Perſonen ſchwer und drei leicht verletzt wurden. durch zwei die „Die verletzten Inſaſſen wurden ſofort nach dem Kreiskrankenhaus Ottweiler verbracht, aus dem die drei Leichtverletzten nach Anlegung eines Verbandes wieder entlaſſen werden konnten. Sämtliche Inſaſſen ſſammen aus Hüttigweiler. Darmſtadt, 7. Juli(Selbſtmord auf den Schienen). Heute nachmittag warf ſich in ſelbſt⸗ mörderiſcher Abſicht die 22jähr. Ehefrau Frieda Loebig aus Griesheim bei Doramſtadt mit ihrem 1½ jähr gen Kinde zwiſchen Dormſtadt und Eberſtadt vor den D-Zug 85 und wurde ſofort getötet. Das Kind erlitt ſchwere Verletzungen und wurde ins Städtiſche Krankenhaus Darm⸗ ſtadt überführt. Ludwigshafen a. Rh., 8. Juli. Durch ſieben Meſſerſtiche verletzt). In der vergangenen Nacht gegen 12 Uhr verſetzte ein verheirateter 32 Jah⸗ re alter Fuhrmann im Hofe ſeiner Wohnung in der Gräfenauſtraße einer 49 Jahre alten ver— heirateten Frau ſieben Meſſerſtiche in die Bruſt Hüfte und rechten Oberarm. Die Verletzte wur⸗ de mit dem Rettungswagen in das ſtädtiſche Krankenhaus. Der Täter. der flüchtig ging, ſtellte ſich heute früh fünf Uhr freiwillig der Polizei. Pirmaſens, 7. Juli.(Rückfälliger zu Zucht⸗ haus verurteilt)ꝛ̃. Der 42 jährige verheiratete Schuhmacher Karl Rollwa, wegen Diebſtahls wiederholt rückfällig, ſtand unter der gleichen Anklage vor dem hieſigen Schöffengericht. Er ſoll am 7. Mai vormittags durch ein Fenſter in die Wohnung ſeines Freundes Heiurich Dern in der Jakobſtraße eingedrungen, eine in einem Kleiderſchrank ſtehende Holzkaſette aufgebrochen und daraus 15 Mark entwendet haben. Hierzu iſd eine ganze Reihe von Zeugen geladen, Roll- wa, der ſchwer vorbeſtraft iſt, ſeine letzte Strafe waren 15 Jahre Zuchthaus von denen er 12 verbüßte, verſchwor ſich hoch und teuer, den Diebſtahl nicht begangen zu haben. Tinige Zeu⸗ gen haben ihn beobachtet und erkannt. Sein Alibibeweis gelang ihm nicht. Die Zeugen kön— nen ſich an die Zeit nicht mehr erinnern. wann ſie ihn geſehen haben ſollen, andere haben ihn überhaupt nicht geſehen. Wegen eines Verbre— chens des ſchweren Diebſtahls im wiederholten Rückfall wird Rollwa zu zwei Jahren Zucht⸗ haus verurteilt, die erlittene Unterſuchungshaft wird angerechnet und Haftbefehl angeordnet. Vie zur täglichen Helspflege Gedanken um die Zigarette Die„Neuner⸗Packungen“ der Zigaretten, wie ſie in Auswirkung der letzten Steuererhöhung in den Handel gekommen ſind, ſind jetzt wieder verſchwunden. Man bekommt wieder, wenn man zehn Zigaretten verlangt, keine einzige weniger, und man freut ſich deſſen. Man iſt ja ſo beſchei⸗ 0 den geworden und ſchon mit der Illuſion zufrie⸗ den, daß man jetzt wieder das man verlangte und bezahlen muß. bekommt, was Das iſt zwar, wie geſagt, eine Illuſion, denn die Tabakſteuererhöhung iſt durchaus nicht wie⸗ der rückgängig gemacht worden, einzig und allein die Art ihrer Einziehung hat ſich geändert. Sie iſt nicht mehr ſo offenſichtlich. Die Folge dieſer Maßnahme nun wird ſein, daß der Zigarettenkonſum, der durch das Aus⸗ fallen des Einzelverkaufs gewaltig zurückgegan⸗ gen war, wieder geſteigert werden wird. Es werden wieder mehr Zigaretten gekauft und ge⸗ raucht werden, die Blütezeit der Stumpen und gedrehten Zigaretten iſt vorüber. Allerdings wird der Zigaretteninduſtrie eine dauernde Schädigung wohl dadurch bleiben, daß viele, die ſich zwangsläufig an einen Erſatz der getauften fertigen Zigaretten gewöhnt haben, der Billig⸗ keit und Gewöhnung halber ſich an dieſen Erſatz auch weiter halten werden. Mit den Packungen zu„Zehn“ Zigaretten, die in Wirklichkeit nur neun Stück enthielten, werden auch viele Scherze und Witze verſchwin⸗ den, die ſich an dieſe merkwürdige Art der Steuerkenntlichmachung geknüpft haben. So wer⸗ den u. a. alle diejenigen beruhigt ſein, die ſeit⸗ her geglaubt haben oder dieſen Glauben vor⸗ läuſchten, daß die„Zehnte“ vom Finanzamt ge⸗ taucht werden müſſe. Wenn zwei Raucher ſich either zum 3 einer kleinen Schachtel zu⸗ teilung der neunten Zigarette manchmal recht ſchwer. Zwar wird die Löſung dieſes Konflikts nicht immer in der Weiſe gefunden worden ſein, daß man wie jene zwei oberheſſiſchen Bauern— burſchen es taten, die neunte Zigarette wohlver— packt ins Finanzminiſterium nach Berlin ein— ſchickte, um eine gerechte Verteilung dieſer Ziga— rette ohne deren Beſchädigung durch Halbieren etwa nachzuſuchen, aber ſolche Teilgeſchäfte ſind jetzt wieder einſacher. Zwar wird man ſich ſpä— ter noch der zehnten, der„Brüning“-Zigarette, wie der Volksmund ſie getauft hat, erinnern, wird ſich rückblickend freuen, daß dieſer „Schwindel“ wie die Neunerpackung ſehr häufig genannt wurde, vorüber iſt, aber wohl niemand wird ihn wieder zurückſehnen. Die korrekte Mathematit, die verbietet, daß man zehn gleich neun rechnet, hat einen Triumph gefeiert, ohne daß eine oſſene Fehde nötig gewe⸗ ſen wäre. Wee Weißt Du noch? Erinnerungen an Geſundheit und Krankheit. Von Dr. C. Thomalla-⸗ Berlin. Seit wir wiſſen, daß dieſelbe Infektionsmög⸗ lichkeit den einen krank macht, den anderen hin⸗ gegen nicht berührt, daß unter gleichen Arbeits⸗ und Lebensbedingungen der eine dahinſiecht, während der andere aufblüht, wird der„Konſti⸗ tution“ des Menſchen, der Summe von Verer⸗ bung und Veranlagung, Erziehung und Ent⸗ wicklung wieder erhöhte Bedeutung zugemeſſen. Es bedarf aber gewiſſer Kenntniſſe, um ſich ein richtiges Bild von der Geſamtpexſönlichkeit eines Menſchen, ſoweit ſeine Geſundheit in Frage kommt, machen zu können. In unſerer Erinnerung verblaßt vieles nur zu ſchnell und leicht, ſo daß wir über uns ſelbſt entſcheidenden Augenblick das Wichtigſte und Weſentlichſte nicht mehr wiſſen. Solchem Mangel ſoll der Geſundheits-Paß abhelfen. Wird einer Familie ein Kind gebo— ren, ſo ſteht es in den erſten Wochen und Mo— naten ganz im Vordergrund des Intereſſes. Faſt jede Mutter macht, vom Arzt und Hebamme an— geleitet, Aufzeichnungen und Notizen über Ge— wichtszunahme und ähnliches. Bald aber tritt vor den Forderungen des Alltags dieſe Tätigkeit wieder zurück, die mit Liebe und Sorgfalt ein— gerichteten Kurven und Tabellen werden ſeltener geführt und ſchließlich vergeſſen, verlegt, verlo— ren. Wird jedoch in Zukunft der Geſundheits— Paß, unverlierbar und auffällig, ein täglicher Mahner ſein, ſo werden die kleinen, kurzen Ein— tragungen, die kaum Zeit koſten, gern und ſchnell gemacht. Weiß man doch: Er iſt ein Dokument fürs ganze Leben! Die ganze Entwicklung des Kindes ſich nun getreulich im Geſundheits-Paß. Welche Freude und Wonne in jeder Familie, wenn der junge Erdenbürger ſein erſtes Wort lallt, zum erſten Male ſitzt, ſteht, die erſten unbeholfenen Schrittchen macht. Doch nach wenigen Jahren iſt alles Genauere vergeſſen. War das Kind 9 Mo⸗ nate alt, ein Jahr, oder gar ſchon zwei, als es ſprach, ſtand, ging? Wann brachen die erſten Zähne durch? Wann war das doch, als es Keuch⸗ huſten hatte? Bekam es bei ſeiner Diphtherie eine Serumſpritze oder nicht? Vater und Mut⸗ ter ſtreiten, raten, rechnen nach. Und wie wichtig kann ſolches Wiſſen einmal für die Beurteilung des Kindes für ſeine Ge⸗ ſundheit, ja, ſein Leben ſein!— In Zukunſt wer⸗ den bei jedem Ereignis ein vaar Worte, ein Da⸗ tum no'iert, nötigenfalls vom Arzt. Mit Schulbeginn und Schulzeit, Ausbildungs⸗ und Berufsanſang wächſt unentwegt die Fülle ſpiegelt ei gen, richte über den einzelnen. Bei zahlloſen Behör— den, Aerzten, Fürſorge- und Beratungsſtellen, in der Schule und Familie, überall zerſtreut lagern ſpezielle Beurkundungen über jeden Men⸗ ſchen. Hätte man doch nur einen kleinen Auszug daraus beiſammen!— Der Geſndheits-Paß gibt dieſe Möglichkeit! Und wenn ſchließlich der Inhaber des Paſ— ſes herangewachſen und zu eigener Verantwort⸗ lichkeit erzogen, nur an jedem Geburtstag rück⸗ ſchauend das vergangene Lebensjahr überblickt und dabei das Nowendigſte und Bedeutſamſte ſeines geſundheitlichen Daſeins in den Geſund⸗ heits-Paß einträgt, dann hat er ſchon nötigen⸗ jalls Westvollſtes für ſich geleiſtet Und wenn der Anreiz, dies Dokument lücken und fehlerlos zu führen, wie ihn wohl jeder nor— mal empfindende Menſch als Zwang und Ver— pflichtung in ſich fühlen wird, jeden dazu veran— laßt, die kurzen, darin eingeſtreuten Belehrun— gen über geſundheitliche Fragen zu leſen, zu ver— arbeiten und zu beherzigen, wenn dieſe Beſchäf⸗ ligung mit dem eigenen Körper, dieſe Kontrolle und Selbſtbeſinnung in geſunden Tagen letzten Endes dazu führt, daß manche Krankheit recht⸗ zeitig beachtet, richtig erkannt und individuell behandelt wird, dann hat der Geſundheits⸗Paß ſeine Pflicht und Schuldigkeit getan zum Wohle des einzelnen, der Familie und des Volkes! Man hat in den Zeitungen vielfach dem„Ge⸗ ſundheitspaß“ einen amtlichen Charakter zumeſ⸗ ſen wollen. Es ſei deshalb mit beſonderem Nachdruck betont, daß dieſe Anſicht irrig iſt. Der „Geſundheitspaß“ ſoll vielmehr nur der Samm⸗ lung von Erinnerungen an Geſundheit und Krankheit dienen, zum Gebrauch für den Paß⸗ inhaber und ſeine Familie ſowie unter Umſtän⸗ den für den behandelnden Arzt. .