Lokale nachrichten * Taube verurſacht Kurzſchluß. Eine Taube kam heute Vormittag in der Weinheimer⸗ ſtraße der elektriſchen Hochſpannleitung zu nahe. Es entſtand Kurzſchluß. Die Drähte fielen herunter und die Taube lag tot am Boden. * Stürmt die Sparkaſſen! Die Kriſe bei der Darmſtädter⸗ und Nationalbank vietet zu allerlei Gerüchten Anlaß. So iſt auf einem Plakat, das hier im Ort angeſchlagen wurde, folgendes zu leſen:„Drohende Inflation in Deutſchland— Die Danatbank zuſammengebrochen— Weitere Banken vor dem Zuſammenbruch— Die Banken beſchrän⸗ ten die Auszahlungen und drohen mit gänzlicher Einſtellung— Die Börſen ſchließen ihre Pforten — Die Sparkaſſen machen die Schalter zu— Sparer, denkt an 1923— Sichert Eure Spar- groſchen— Verlangt Euer Geld zurück. Stürmt die Sparkaſſen!“ So der Wortlaut. Nun möchten wir wohl wiſſen, wer dieſer Allgeſcheite iſt, und zu welchem Zweck er dieſe Tartarennachricht verbreitet. Doch ſicherlich nur im Trüben fiſchen zu können und den Zuſammenbruch des Vaterlandes herbeizu- führen. Beſonders ſein letzter Satz:„Stürmt die Sparkaſſen“ iſt dazu geeignet, den Beſtand des Staates zu gefährden. Wenn jeder Sparer von derſelben Weisheit beſeſſen wäre wie jener, der ſolche alarmierende Meldungen verbreitet, ſo läge alles am Boden in Schutt und Trümmer. Wer möchte Freude daran finden? * Zurück vom Urlaub. Herr Bürger⸗ meiſter Lamberth, der einige Wochen in Urlaub weilte, iſt heute wieder in ſein Amt zurückgekehrt. Die heutige Zeit ſtellt beſondere Anforderungen an einen Bürgermeiſter. Die Geſuche und Wönſche häufen ſich heute derart, daß ſelbſt ein Bürgermeiſter ſeine ganze Kraſt aufwenden muß, um ſie zu meiſtern. Man ſollte auch einem Bürgermeiſter Gerechtigkeit nicht verſagen, ihn nicht immer in übelwollender und ſogar entehrender Weiſe kritiſieren. Die Kunſt, Allen recht zu tun, iſt heute ſchwerer denn je! Natürlich, die Beſſerwiſſer und Nörgler werden nie ausſterben, zumal bei ihnen das große M... alles ausmacht. Still wirken, heißt die Parole! Abend. Nun iſt es draußen dunkel worden; Die Erde hat nach lautem Tage Ruh. Es ſenkt die Nacht an allen Orten Sich ſtill und leis den müden Tälern zu. Die muntern Vöglein in den Zweigen Sind längſt in ihren Neſtchen drin. Der Wald ruht ſtill im großen Schweigen. Und leife ſtreicht ein Nachtwind drüber hin. Mein Herz, nun ſchlaf' auch Du, da Du ſo traurig Senk Dich hinab in großes Stilleſein.[weinteſt. Es wird ein Tag, eh' Du es meinteſt, Aufſteigen aus der Nacht, für immer Dein. Karl Willy Lieſer, Pforzheim. Ne Vereins- Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden 22 Klub der Gemütlichen. Heute Mittwoch abend Leſe⸗ probe, anſchließend Vorſtandsſitzung. D. Vorſt. Odenwaldklub(Ortsgr. Viernheim). Mittwoch, den 15. Juli abends 8 Uhr Klubabend im Klublokal.— Sonntag, den 19. Juli Wander⸗ ung. Zahlreiche Beteiligung erwartet Der Vorſtand. Geſang⸗Verein Sängertrene. Donnerstag abend um ½9 Uhr Singſtunde. Vorſtandsmitglieder haben eine halbe Stunde früher zu erſcheinen. Der Präſident. Chriſtl. Gewerkſchaftskartell. Sonntag, den 19. Juli Ausflug per Rad nach Doſſenheim zum 25;ährigen Jubiläum der dortigen Ortsgruppe. Abfahrt an der neuen Schule um 12 Uhr bei Koll. Müller. Die Berufsgruppen ⸗Kaſſierer mögen ihre Mitglieder nochmals darauf aufmerk- ſam machen. Unſere neue Mandolinen-Abteilung wird uns begleiten, deswegen bitten wir um rege Anteilnahme aller Kolleginnen u. Kollegen. Der Kartell⸗Vorſtand. NB. Die Fahrkarten nach Rüdesheim müſſen dieſe Woche noch abgeholt werden, zwecks Ab⸗ rechnung. Müller. Krieger⸗ u. Soldaten⸗Verein Teutonia.(Schützen⸗ abteilung). Heute Mittwoch abend 8 ¼ Uhr Uebungsſtunde im Lokal. Sportbüchſen mitbringen, und im Sport erſcheinen. Vollzählig und pünkt⸗ lich erſcheinen, da der Führer nach Schluß wegfährt. Der Vorſtand. Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebenen, Ortsgruppe Viernheim. Freitag, den 17. Juli l. J. abends /9 Uhr im „Karpfen“(bei Mitglied Herbert)„Mitglieder⸗ Verſammlung“ mit Vortrag über„Zuſatzrente“ nach den neueſten Beſtimmungen der letzten Not⸗ verordnung. In Anbetracht der vielen Streit- fälle, die durch den Entzug der Zuſatzrente her⸗ vorgerufen wurden, empfehlen wir allen Mitglie⸗ dern zu ihrer eigenen Information den reſtloſen Beſuch des Vortrags. Der Vorſtand.— Die werten Vorſtandsmitglieder werden gebeten, fich zu einer„Vorſtandsſitzung“ um 8 Uhr daſelbſt Der ägyptiſche Außenminiſter f in Berlin. g — wtb. Berlin, 14. Juli. Der ägyptiſche Miniſter der Auswärtigen Angelegenheiten, Abd el Fattah Paſcha Pahja, iſt heute früh zu mehrtägigem Aufenthalt in Berlin eingetroffen. Entgegenkommen Heſſens bei Steuerrückſtänden Der heſſiſche Finanzminiſter hat an den Präſidenten des Landesfinanzamts Heſſen fol⸗ gendes Schreiben gerichtet: Mit Rückſicht auf die ſchwierige Wirtſchaftslage bin ich zur Er⸗ leichterung der laufenden Steuerzahlungen be⸗ reit, ſolchen Steuerpflichtigen(natürlich Per⸗ ſonen und private wirtſchaftliche Unternehmun⸗ gen), die noch mit der ſtaatlichen Grundſteuer, Sondergebäudeſteuer und Gewerbeſteuer aus dem Rechnungsjahre 1928 und früher im Rück ſtand ſind, durch Erlaß oder angemeſſene Er⸗ mäßigung dieſer Beträge entgegenzukommen. Vorausſetzung iſt hierbei, daß 1. die Rückſtände nicht auf mangelnden Zahlungswillen, ſondern auf beſonders ſchwierige Verhältniſſe des Steuerpflichtigen zurüßzuführen ſind, und 2. in Höhe der zu erlaſſenden Beträge Zahlungen auf die im übrigen noch rückſtändigen Raten der genannten Steuern binnen einer vom Finanz⸗ amt zubeſtimmenden Friſt geleiſtet werden, und daß die für das Nechnungsjahr 1931 bereits fälligen Steuerraten bezahlt ſind oder alsbald bezahlt werden. Ich ermächtige hiernach die Finanzämter, Rückſtände der genannten Steuer⸗ arten des Nechnungsjahres 1928 und früher un⸗ ter den vorerwähnten Vorausſetzungen inner⸗ halb der ihnen für die Reichseinkommenſteuer gezogenen Grenzen auf Antrag zu erlaſſen. Bei höheren Betrögen iſt zu berichten. Handel und Induſtrie Verbot des handelsrechtlichen Lieferungs⸗ geſchäfts in Getreide. wtb. Berlin, 14. Juli. Der Börſenvorſtand zu Berlin, Abteilung Produktenbörſe, hat an⸗ geordnet, daß handelsrechtliche Lieferungs⸗ geſchäfte in Getreide in dieſer Woche nicht ab⸗ geſchloſſen werden dürfen und verboten find. Die Prompt⸗ und Loco⸗Notierungen der Pro⸗ duktenbörſe finden wie üblich ſtatt. Der Vörſenvorſtand hat die auswärtigen Börſen von dieſem Beſchluſſe in Kenntnis ge⸗ ſetzt. artoffel Bohnen Gurken zu verkaufen Hanss trage 10 daundne in der Ringſtraße vis-a-vis des O. E. G⸗ Bahnhofes zu verkaufen Näheres in der Exped. dieſes Blattes. Damen⸗ Kinder⸗ 1 SO 5 5 i Durch günſtigen Einkauf bin ich in der Lage, einen großen Poſten zu ſtaunend billigen Preiſen abzuſetzen. 3.3. Reſt⸗ u. Einzelpaare Sandalen, Turnſchuhe, Pantoffel uſw. konkurrenzlos billig. Kein kluger Käufer wird ſich dieſe Gelegenheit entgehen laſſen. Jeder wird jetzt zugreifen und ſich ein Paar ſchöne haltbare Schuhe anſchaffen. Er findet bei mir bewährt gute Qualitäten. 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G. N., Lange⸗Rötterſtraße. Nähere Auskunft erteilt: Dir. Hch. Schäfer, Mannheim N 3, 3, Lichtheil⸗Inſtitut„Electron“. Sprechzeit von 9 bis 20 Uhr abends Sonntags von halb 10 bis 11 Uhr. Metin dur dabefe Von links nach gerwald. Mitte: Die Berliner Börſe iſt geſchloſſen! pünktlich einzufinden. Der Vorſitzende vatbank), Oben: Die Regierungsmitglieder, die mit der beutſchen Vankwelt verhandelten. rechts: Reichskanzler Brüning, Reichsfinanzminiſter Staatsſekretär Trendelenburg(Wirtſchaftsminiſterium), Arbeitsminiſter Ste, Wirtbenafl Nuisenstunden des Noielics Dietrich Unten: Die Führer der Banken, die mit der Regierung über die Garanticaktion für dil Danatbant verhandelten. a f Von links nach rechts: Solnßen(D 8 Gurmann(Dresdener Bank) Mosler(Präſident der Berliner „Bank), Sobernheim(Gemen Pri- B. eſe). 3 Wochenplan des Turnerbundes Montag: 8¼ Uhr Turnerinnen im Lokal. Dienstag: 5 Uhr Schüler auf dem Sportplatz. 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner im Freiſchütz Mittwoch: 5 Uhr Schülerinnen auf dem Sportplatz Donnerstag: 8 Uhr Turnnrinnen auf dem Sport platz. ½8 Uhr Trommler u. Pfeifer auf dem Sportplatz. Freitag: 5 Uhr Schüler auf dem Sportplatz. 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner, Sportler u. Handballſpieler im Freiſchütz' b — Mitglied des Deutſchen Arbeiterſängerbundes.— Heute Mittwoch Abend Singſtunde d. Frauenchors. Wir bitten um reſtloſes Erſcheinen. Der Vorſtand. Küche neu, ganz neu. Einer bedeutenden Küchen⸗ ſpezialfabrik haben wir erklärt, daß wir unter allen Umſtänden eine Küche haben müſſen, die wir be⸗ reits kompl. für Rm. 175 verkaufen können. Nach langen Verhandlungen u nach genaueſter u. ſchärſſter Narolleln hat zu verkaufen Heinrien Faller mann Moltkeſtraße 15. Empfehle laufend: 10 Pfd. Kartoffel 50 gelbfl. 55 Pfg. Bohnen 3 Pfd. 28 Pfg. Gurken 100 St. 80— 90 Pfg. Kohlrabi 3—5 Pfg. Wirſing und Weiß⸗ krant Pfd. 10 Pfg. Rettich 35 Pfg. 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Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Donnerstag, den 16. Juli 1931 Notverordnungen am laufenden Band Selbſthilfemaßnahmen zur Finanzſanierung— Bedeutſame Einſchränkungen im geſamten bie Beſchlüſſe des Reichs kabinetts ebb. Berlin, 16 Juli. Das Reichskabinett be⸗ endete kurz nach 21 Uhr ſeine Beratungen über das Sanierungsprogramm. Die Beſchlüſſe des Reichskabinetts umfaſſen, wie wir aus gut unter⸗ richteter Quelle erfahren, fünf einzelne umfang— reiche Schriftſtücke, und zwar eine Rahmen- verordnung und vier Einzelverordnungen. Die eine betrifft die Regelung des Deviſen— verkehrs, die zweite die Veröffentli⸗ chung von Kurſen, die dritte die Wieder- aufnahme von Zahlungen nach den Bankfeiertagen und die vierte eine Er— gänzung der Verordnung zur Darm⸗ ſtädter⸗ und Nationalbank. Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs Verordnung des Reichspräſidenten über die Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs nach Bankfeiertagen, den Verkehr mit Deviſen und über Kursveröffentlichungen vom 15. Juli 1931. Berlin, 15. Juli. Aufgrund des Artikels 18 Abſ. 2 der Reichsverfaſſung wird verordnet: 8 1. Die Reichsregierung iſt ermächtigt, die Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs nach Bank⸗ ſeiertagen zu regeln. Sie kann Maßnahmen zum Schutz gegen die Folgen der Erklärung von Bankfeiertagen und der Regelung der Wieder— aufnahme des Zahlungsverkehrs treffen. § 2. Die Reichsregierung iß ermächtigt, Vor— chriften J. über den Verkehr mit ausländiſchen Zah— ungsmitteln und Forderungen in ausländiſcher Währung in Anlehnung an die Deviſenordnung om 8. November 1924(Reichsgeſetzklatt 1. Seite 730), 2. über die Veröffentlichung von Kurſen und Wertpapieren und Metallen zu erlaſſen. § 3. Dieſe Verordnung rritt am 15. Juli 1931 n Kraft. Berlin, den 15. Juli 1931. Es folgen die Unterſchriften des Herrn Reichspräſidenten, des Reichskanzlers, des Reichsminiſters der Finanzen, des Reichminiſters des Innern und des Reichswirtſchaftsminiſters. Die Deviſen verordnung Berlin, 15. Juli. Die heute erlaſſene Verord⸗ nung über den Verkehr mit ausländiſchen Zah⸗ lungsmitteln beſagt im § 1, daß deutſche Zahlungsmittel und Forde— rungen in ausländiſcher Währung gegen inlän⸗ . diſche Zahlungsmittel nur von oder durch Ver— mittlung der Reichsbank erworben ang nur an die Reichsbank oder durch ihre Vermittlung ao— 1 n werden dürſen. Die Reichsbank kann die Befugnis zum An- oder Verkauf anderen reditinſtituten verleihen und Ausnahmen zu⸗ 2 beſtimmt, daß Termingeſchäfte in auslän⸗ 5 diſchen Zahlungsmitteln oder Forderungen in ausländiſcher Währung oder in Edelmetall ge⸗ gen inländiſche Zahlungsmittel verboten ſind. S3 beſagt, daß Auszahlungen, Anweiſungen in Schecks und Wecheln auch als Zahlungsmit⸗ tel im Sinne dieſer Verordnung gelten, daß 0 in ausländiſcher Währung ſolche ſind, bei denen der Gläubiger Anſpruch auf Zah⸗ lung in effektiver Fremdwährung hat, dagegen 4 verfügt, daß der Handel mit ausländi⸗ ſchen gegen inländiſche Zahlungsmittel zu kei⸗ nem höheren als dem letztbekannten amtlichen Berliner Briefkurs erfolgen darf. 85 regelt die Handhabung der Geſchäfte mit ausländiſchen Zahlungsmitteln und Forderun⸗ gen im Falle fehlender oder nicht erfolgender amtlicher Notierungen in Berlin ſinngemäß. g 6 bezeichnet Geſchäfte, die gegen bie 88 2, 4 oder 5 verſtoßen, als nichtig, ſofern der Sach⸗ verhalt den Geſchäftsabſchließenden bekannt war. befreit die mit der Reichsbank oder der Golddiskontbank abgeſchloſſenen Geſchäfte von den entſprechenden Vorſchriſten. s beſtimmt, daß nur die amtlichen Berliner Zahlungs- und Deviſenverkehr Notierungen bezw. Preiſe als Inlandskurſe ausländiſcher Zahlungsmittel veröffentlicht wer— den dürfen. § 9 erteilt dem Reichswirtſchaftsminiſter oder Beauftragten die Ermächtigung, von Jedermann Auskunft über alle mit ausländiſchen Zahlungs⸗ mitteln und Forderungen in ausländiſcher Wäh— rung, beſonders auch Vorlage von Büchern und Belegen zu fordern, und eidesſtattliche Verſiche— rungen zu verlangen. S 10 enthält die Strafbeſtimmungen, die Ge— fängnis- und Geldſtrafe bis zum zehnfachen des Wertes der in Frage kommenden ausländiſchen. Zahlungsmittel oder Forderungen po. vorſehen für Kauf- und Verkauf oder Vermittlung wider⸗ rechtlicher Geſchäfte in ausländiſchen Zahlungs⸗ mitteln oder Forderungen über den Abſchluß in Termingeſchäften. Auch vorſätzliche Aufforde⸗ rung zu ſtrafbaren Handlungen wird beßbraft; Einziehung der betreffenden Deviſen kann er⸗ folgen, ebenſo iſt u. a. Vermögensbeſchlagnahme gegen den Angeſchuldigten zuläſſig. § 11 ſtellt auch die Veröffentlichung von Kur⸗ ſen widerrechtlicher Natur unter Strafe. Die Eine einſchneidende Maßnahme: Diskont auf 10 weiteren drei Paragraphen betreffen die Durch⸗ führung der Verordnung, die am 16. ds Mts. in Kraft tritt. Derordnung über die Veröffentlichung von Kurſen vom 15. Juli 1931. Aufgrund der Verordnung des Reichspräſi⸗ denten vom 15. Juli 1931 wird verordnet: § 1. In öffentlichen Bekanntmachungen oder in Mitteilungen, die für einen größeren Per- ſonenkreis beſtimmt ſind, die ſich auf Preiſe beziehen, zu denen aus⸗ ländiſche Zahlungsmittel, die Reichsmark und Wertpapiere gehandelt, angeboten oder geſucht worden find oder ſein ſollen, nicht gemacht werden, es ſei denn, daß es ſich um amtlich feſtgeſtellte Kurſe einer Börſe handelt. Die Reichsregierung kann Ausnahmen zu⸗ laſſen. S 2. Die Vorſchriften des§ 1 gelten entſpre⸗ Proz., Combard auf 15 Proz. erhöht wib. Berlin, 15. Juli. Die Reichsbank er⸗ höht ab morgen den Diskoutſatz von 7 auf 10%, den Lombardſatz von 8 auf 15%. Begründung der Diskonterhöhung der Reichsbank. wtb. Berlin, 15. Juli. Mit dem heutigen Tage iſt die Gold- und Deviſendeckung der Reichsbank unter 40 Prozent geſunken. Die geſetzlich erforderliche Ermächtigung des Ge— neralrats iſt hierfür eingeholt worden. Die Reichsbank hält es nicht für richtig, mit der Erhöhung ihres Diskontſatzes zu warten, bis die im Paragraph 29 des Bankgeſetzes ange— gebenen Vorausſetzungen vorliegen, ſondern hat in Vorausnahme dieſer Verpflichtung be— reits heute mit Wirkung vom 16. Juli ds. Is. ab den Diskontſatz auf 10 Prozent erhöht. Gleichzeitig iſt der Lombardſatz auf 15 Prozent ſeſtgezetzt worden. Reine Rentenmark Der Beſchluß, den Diskontſatz von 7 auf 10 Prozent und den Lombardſatz von 8 guf 15 Prozent zu erhöhen, wird in unterrichteten Kreiſen als erſte Maßnahme angesehen, zum normalen Geld- und Kreditverkehr zurückzu⸗ kehren. Aus dieſem Beſchluß geht hervor, daß man den Plan der Ausgabe neuer Rentenbankſcheine endgültig hat fallen laſſen, weil die Reichsbank als Hüterin der Währung die unbedingte Kontrode über den Notenum— auf verlangt. Finanzielle Hilfe durch Frankreich? Aber gegen ſubſtantielle Garantien— Eine Havaserklärung wtb. Paris, 16. Juli. Die Havasagentur beſchäftigt ſich in einer Auslaſſung mit den ge— ſtern in Paris geführten Unterredungen zwi⸗ ſchen Staatsſekretär Stimſon, Staatsſekre⸗ tär Henderſon und Miniſterpräſident La⸗ val und ſtellt weitete Unterredungen für heute in Ausſicht. Außerdem wird darauf hingewie⸗ ſen, daß der franzöſiſche Miniſterrat, der am Freitag zuſammentritt, ſich ebenfalls mit dem Problem beſchäftigen wird, das heute Gegen⸗ ſtand der Ausſprache der verſchiedenen Mini⸗ ſter geweſen iſt, nämlich mit der Frage einer evtl. finanziellen Hilfe für Deutſchland. Es heißt in dieſer Auslaſſung: „So, wie die Dinge augenblicklich liegen, wird die öffentliche Meinung Frankreichs, die weit davon entfernt iſt, ſich über die gegen⸗ wärtige Lage Deutſchlands zu freuen und ohne die Verantwortlichkeit der Lage zu unter⸗ ſuchen, ſich nicht weigern, einer evtl. fran⸗ zöſiſchen Mitwirkung ins Auge zu blicken. Die franzöſiſche öffentliche Meinung verkennt in der Tat nicht, daß der Krieg eine mehr und mehr enge gegenſeitige Abhängig⸗ keit der Völker zur Folge gehabt habe. Frank⸗ reich verkennt nicht die Verpflichtungen der internationalen Solidarität, aber die Erfah⸗ rungen, die man in den letzten Jahren mit den Beziehungen zu Deutſchland gemacht habe, dürften fatalerweiſe die Leiter der franzöſiſchen Politik nicht dazu führen, das franzöſiſche Na⸗ tionalvermögen in gewagten Operationen au⸗ zulegen. Deswegen kommt für Frankreich nicht in Frage, Deutſchland Kredite zu eröffnen, ohne daß es als Gegenleiſtung aufbaufähige Garantien gibt, welche durch ein gemeinſames Ablommen der intereſſierten Finanzminiſter ſeſtgelegt werden müſſen. Die ins Auge ge⸗ faßte Operation wird deshalb von ſolchem Ausmaß ſein, daß ſie nicht ohne die Mitarbeit der franzöſiſchen, engliſchen und amerikaniſchen Banken gelingen kann, die ſich zu einer ge⸗ meinſamen Anſtrengung vereinigen müſſen und die ihnen gleiche Rechte und gleiche Intereſſen geben würde. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſe techniſchen Bedingungen nicht genügen würden, um die deutſche Währung zu retten, wenn ſie nicht während der Periode der Wie⸗ deraufrichtung von einer politiſchen Stabilität begleitet ſein werden, ohne die ein inter⸗ nationales Vertrauen und Kredite nicht mög⸗ lich find“ ieee h ddr den l bbdlas dürfen Angaben, 48. Jahrgang chend für Termingeſchäfte in Zinn und Blei. § 3. Wer den Vorſchriſten des§ 1 oder 2 zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten und mit Geldſtrafe oder mit einer dieſer Strafen beſtraft. § 4. Dieſe Verordnung tritt am 16. Juli 1931 in Kraft. Berlin, den 15. Juli 1931. Es folgen die Anterſchriften des Reichs kanzlers, des Reichsfinanzminiſters und des Reichswirtſchaftsminiſters. Kupfer, Zink, Sicherung der Cohnzahlungen Verordnung über die Wiederaufnahme des Zah⸗ lungsvertehrs nach den Bankfeiertagen vom 15. Juli 1931. Aufgrund der Verordnung des Reichspräſidenten vom 18. Juli 1931(Reichsgeſetzblatt 1 Seite...) wird verordnet: ö S 1. 1) Nach den für den 14. und 15. Juli er⸗ klärten Bankſeiertagen iſt ein Zahlungsverkehr nach den folgenden Beſtimmungen aufzunehmen: 2) Die von den Bankfeiertagen betroffenen In⸗ ſtitute mit Ausnahme der Priwatnotenbanken und der Deutſchen Golddiskontbank dürſen Barzah— lungen in der Zeit vom 16. bis einſchließlich 18. Juli 1931 nur leiſten, ſoweit der Empfänger die Zahlungsmittel nachweislich benötigt zur Zah— lung von a) Löhnen, Gehältern, Ruhegehältern, Verſor— gungsgebührniſſen und ähnlichen Bezügen, Arbeitsloſen⸗ u. Kriſenunterſtützungen und Leiſtungen der öffentlichen und freien Wohl⸗ fahrtspflege(Fürſorge), Leiſtungen an Verſicherte der Sozialverſiche— rung und wiederkehrende Leiſtungen an Ver— ſicherte aus anderen öffentlichen oder priwa— ten Verſicherungsverhältniſſen, d) Steuern und ſonſtigen öffentlichen Abga— ben, ſoweir nicht bargeldloſe Entrichtung möglich iſt. 3) Die Vorſchrift des Abſatzes 2 gilt entſpre— chend für den Ueberweiſungsverkehr. Ueberwei— ſungen ſind jedoch unbeſchränkt zuläſſig a) ſoweit ſie erforderlich ſind, um die im Abſatz 2 zugelaſſenen Barauszahlungen zu ermög— lichen, b) ſoweit ſie ſich innerhalb desſelben Inſtituts vollziehen, c) ſoweit dadurch Zahlungen zur Durchführung des Geſetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung bewirkt werden, d) ſoweit Leiſtungen an einen Verſicherungs— träger zur Erfüllung ſeiner Beitragspflicht bewirkt werden. 4) Die Annahme von Einzahlungen unterliegt keinen Beſchränkungen. Ueber Guthaben, die aus Bareinzahlungen in Reichsmark nach dem 15. Juli 1931 entſtanden ſend, kann frei verfügt wer— den. § 2. Inſoweit die Inſtitute nach der Vor- ſchrlit des§S 1 Sarauszahlungen und Ueberwei— ſungen nicht vornehmen dürfen, gelten die Vor⸗ ſchriſten des§S 1 Abs. 2 der 2 urchführungsver⸗ ordnung vom 13. Juli 1931(Reichsgeſetzblatt 1, Seite 361) und des Artikels 2 der Zweiten Durch— führungsverordnung vom 14. Juli 1931(Reichs⸗ geſetzblatt 1 Seite...) auch für den 16., 17. und 18. Juli 1931. Dieſe Tage gelten als ſtaatlich an- erlannte allgemeine Feiertage im Sinne der Wechſelordnung und des Scheckgeſetzes. S 3. Wird ein Schuldner durch die Erklä— rung von Bankfeiertagen oder die zur Regelung der Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs ge— troffenen Maßnahmen ohne ſein Verſchulden ge— hindert, eine Zahlungsverbindlichkeit zu erfül⸗ len, ſo gelten die Rechtsfolgen, die wegen der Nichtzahlung oder der nicht rechtzeitigen Zah⸗ lung nach Geſetz oder Vertrag eingetreten ſind, oder eintreten, als nicht eingetreten. Die auf Geſetz oder Vertrug veruhende Pflicht zur Zah⸗ lung von Verzugszinſen wird hierdurch nicht be⸗ rührt. Der Schuldner kann ſich auf die Vorſchrif⸗ ten des Satz 1 nicht berufen, wenn er es unter⸗ läßt, die Verbindlichkeit unverzüglich nach Beſei⸗ tigung des Hinderniſſes zu erſüllen. § 4. Dieſe Verordnung tritt am 16. Juli 1931 in Kraft. Berlin, den 15. Juli 1931. Es folgen die Unterſchriſten des Reichskanz⸗ lers, des Reichsſinanzminiſters und des Wirt⸗ ſchaftsminiſters. Muß ein Moratorium erklärt werden? Von einer wirtſchaflichen Seite ſchreibt man uns: Die Atempauſe, die mit der Erklärung von zwei Bankfeiertagen gewonnen iſt, wird von Reichsbank und Reichsregierung dazu benutzt, um eine ruhige und geordnete Abwicklung des Geldverkehrs ſicher zu ſtellen. Schon die nächtlichen Verhandlungen im Reichskabinett in der Nacht von Sonntag auf Montag haben ergeben, daß eine Einigung un⸗ ter den Bankenvertretern über ein einheit⸗ liches Vorgehen nicht möglich war. Man hat ſich bei dieſen Beratungen auch nicht darüber einigen können, bis zu welcher Quote, die na⸗ türlich von allen Banken dann einzuhalten ge⸗ weſen wäre, man gehen könne, um den mit Sicherheit ja zu erwartenden Abhebungen und Zahlungsanforderungen zu genügen. Daß eine ſolche Einigung nicht zuſtande- kam, hat ſich als ein verhängnisvoller Fehler erwieſen. Die Vorgänge am Montag haben es ja Ddeut⸗ lich gezeigt. Die zweitägige Bankpauſe ſoll nicht nur der Bevölkerung Gelegenheit geben in Ruhe zu den Dingen Stellung zu nehmen und ſich vor allen Dingen klar zu werden, daß eine überſtürzte Abhebung der Gelder die vor⸗ handenen Schwierigkeiten noch vermehren müßte, ſie ſoll aber auch die Möglichkeit geben, beſtimmte Maßnahmen zur Sicherung dee Geld⸗ und insbeſondere des Auszahlungsver— kehr zu treffen. Von den Abzügen ſind alle Banken in Mitleidenſchaft gezogen worden, auch die Reichsbank blieb nicht verſchont. Auch ſie konnte am Montag die ihr vorgelegten Schecks nicht zu hundert Prozent einlöſen. Worauf es alſo jetzt ankommt, iſt, eine Einigung unter den Banken darüber herbei— zuführen, in welcher Weiſe der Zahlungsver— kehr in den nächſten Tagen ſich geſtalten ſoll. Man wird in dieſen Auszahlungen unbedingt zu unterſcheiden haben zwiſchen Angſt a b⸗ hebung und Befriedigung eines notwendigen Bedarfs, eines Bedarfs, der vor allen Dingen darauf gerichtet ſein muß, die Lohn- und Ge⸗ haltszahlungen ſicher zu ſtellen, und den drin— gendſten Geldbedarf im geſchäftlichen Leben zu befriedigen. Freilich ſind die Dinge ſchon zu weit fort— geſchritten, als daß man nicht die Pflicht hätte, ſich in dieſem Augenblick auch noch andere ge— wiß ſehr weittragende Maßnahmen zur Ueber— windung des gegenwärtigen, wenn auch offen— ſichtlich nur kurzen aber kritiſchen Zwiſchen— ſtadiums zu überlegen. Unter ſolchen Maßnah⸗ men ſteht ein Moratorium on erſter Stelle. Die Erklärung eines ſolchen inneren Zahlungs⸗ moraturiums würde für eine längere Friſt als wie für ein paar Tage beſtimmt ſein. Es würde den Zahlungsverkehr insbeſondere in der Nich⸗ tung der Sicherung der abſolut notwendigen Zahlungen für Löhne, Gehälter uſw. zu regeln haben; es würde darüber hinaus aber, wenn die Dinge ſich trotz allem noch weiter zuſvigen ſollten, ſich um eine vorübergehende Stun⸗ dung von Schulden insbeſondere im unmittel⸗ baren Geſchäftsverkehr handeln. An dem nor⸗ malen Geſchäftsverkehr würde ſo gut wie nichts geändert werden, wohl aber würden über den dringenden Bedarf hinaus Einſchrän⸗ kungen erfolgen müſſen, und mit eine der wichtigſten Aufgaben eines ſolchen Moratoriums oder doch von Maßnahmen, die der Wirkung eines ſolchen Schrittes gleich kämen, wären Si— cherungen dagegen, daß nicht in volkswirtſchaft⸗ lich abſolut ſchädigendem Ausmaß Zahlunas— Des Lebens Seltsames Spiel. Roman von Eliſabeth Ney. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(S) 27. Foriſetzung. War das ein Zeichen der Rettung, oder das des ausbrechenden Wahnſinns, der Todes— angſt?— Ilona Takats ſchwankte zur Reling und ſtarrte auf das wild-wütende Waſſer, und das Schiff neigte ſich tiefer und tiefer. Da, flammte dort nicht durch die Dunkelheit der Nacht ein ſchwacher Lichtſtrahl auf? Sie konnte ſich nicht geirrt haben, und jetzt hörte ſie auch laute Zurufe, alſo war das rettende Schiff ſchon in Sicht! Es nahte in letzter Minute noch Hilfe. Der Lichtkegel ſchob ſich näher und näher, und jetzt blinkte auch mehr rechts am Hori— zont ein heller Scheinwerfer auf. Doppelte Hilfe, gerettet!—— Wie ein wilder Taumel erfaßte es die junge Frau. Sie taſtete ſich zurück zu der Stelle, an der ſie Fritz Kraft verlaſſen hatte, und plötzlich ſtand er vor ihr. Aſchfahl war ſein Geſicht, er ſprach nicht und deutete nur vorwärts. Im gleichen Augenblick fühlte ſich Ilona Takats emporgeſchleudert, das Schiff war mit dem vorderen Teil ins Waſſer geſunken. Die unheimliche Stille zerbarſt mit einem Schlage, alle Disziplin war geſchwunden. Die Stewards und die Matroſen wurden überrannt, alles ſtürzte in wilder Haſt an Deck zu den Booten, mittel gehamſtert werden, wodurch die knappe Gelddecke noch weiter verkürzt und damit der allgemeinen Volkswirtſchaft noch ſtärkere Schä⸗ digungen bereitet würden.— Mag man das, was jetzt unmittelbar an Maßnahmen getrof⸗ fen werden muß, Moratorium nennen oder nicht: fürs erſte wird es darauf ankommen, den Zahlungsverkehr gewiſſermaßen zu ratio⸗ i i eträgen, naliſieren und die Auszahlung von Beträgen, Kriſe hätte ſich zweifellos viel eenſter geſtaltet, die über eine beſtimmte noch feſtzulegende Qoute hinausgehen, von dem Nachweis eines unmittelbaren Bedarfs abhängig zu machen. Die fällige Monatsrate der Reparations⸗ annuität von Frankreich nicht erwartet. Newyork, 15. Juli. Wie Aſſociated Preß aus Waſhington meldet, teilte Botſchafter Edge in einem Telegramm aus Paris an das Staats⸗ departement mit, Frankreich habe die 53 be⸗ nachrichtigt, daß es die für heute ällige Mo⸗ natsrate der Reparationsannuität nicht erwarte. Unterſtaatsſekretär Caſtle erkläcte, die deutſche wenn Deutſchland nicht auf Grund des Hoover⸗ planes der heutigen Zahlungen enthoben wor⸗ den wäre. Sꝛanfeteiclis Haefit: Waffen und Sold Nach wie vor ſcheitern alle Verſuche Deutſchlands, landskredit zu erlangen, an den polniſchen Forderungen, als Bedingung erhebt. Die heiligſten Güter der„grande nation“ einen größeren Aus⸗ die Frankreich de n ſtehen auf Spiel! Unverſtändliche Geheimniskrämerei! Wie es zur KNriſe kam Die ſonderbare Rolle des Reichsbankpräſidenten Ueber die Entwicklung der gegen⸗ wärtigen ungeheuerlichen Finanzkalami⸗ tät und über die Rolle, die der Reichs- bankpräſident Dr. Luther während ſeiner Pariſer Reiſe geſpielt hat, läßt ſich die„R. M. V.“ aus Paris folgende, beachtliche Ausführungen berichten: recht intereſſant und in An⸗ Lage in Deutſchland ſehr wichtig welche Ziele der Reichsbankpröſt⸗ in Paris verfolgt und nach welchen Grundſätzen er die deutſche Oeffentlichkeit be⸗ handelt hat. Denn einige ſehr erſtaun⸗ liche Dinge haben ſich bei ſeiner Anweſen⸗ heit in Paris zugetragen. Es iſt völlig unverſtändlich, warum Luther nicht ſoſort nach ſeiner Unterredung mit Moret, dem Gouverneur der Bank von Frankreich auch ſeinerſeits in die Verlängerung des 100⸗Millionen⸗ Dollarkredites eingewilligt hat, den es zuſammen mit Amerika und England gegeben hatte. Die Bekanntgabe dieſer Nach- richt hätte vielleicht den Anſturm auf die deutſchen Banken und die Reichsbank am Sams⸗ Es wäre betracht der feſtzuſtellen, dent Luther tag verhindert oder mindeſtens eingeſchränkt, denn wenn ſie auch noch nicht die große Hilfs⸗ aktion gewährleiſtete, ſo zeigte ſie doch nichts⸗ deſtoweniger ein Entgegenkommen und hätte das Vertrauen und die Zuverſicht in Deutſch⸗ land nicht ſo ins Bodenloſe ſinken laſſen. Es iſt völlig unfaßbar, warum Luther trotz dem Drängen deut⸗ ſcher diplomatiſcher Stellen kein Wort davon geſagt hat, warum er es ſtrikt ablehnte, der Preſſe in Deutſchland auch nur die kleinſte Erklärung zu machen. Den Verluſt von 120 Millionen Mark am Samstag ha! die Reichsbank allem Anſchein ihrem Direktor zu verdanken. Aber es kommt noch beſſer. Moret hat bei ſeiner Anterredung mit Luther überhaupt keine Bedingungen für die Verlängerung dieſes Kredites geſtellt. Nach der Unterredung ſchlug er Luther vor, zu Flandin, dem franzöſiſchen Finanzminiſter zu gehen. Luther hätte das unter irgendeinem rr ee M. fluchend und alles zertretend, was im Wege war. Und wieder hörte die vor Entſetzen er⸗ ſtarrte junge Frau die Stimme der Frau Meier⸗ hofer an ihr Ohr ſchlagen. „Joſeph, öffne ihr die Kabine!“ Da riß ſie Fritz Kraft mit ſich, hinunter in den Kabinengang. Sie eilte vorwärts, und hielt erſchöpft vor einer geſchloſſenen Tür inne, aus der dumpfes, qualvolles Wimmern er⸗— tönte. „Hier, hier!“ ſchrie ſie.„Oeffnen Sie, ein Menſch iſt eingeſchloſſen!“ „Das Schiff, es ſinkt“, erklang da ein mark⸗ erſchütternder Schrei über Deck. „Die Kabine!“ keuchte Ilona Takats hart⸗ näckig, mit faſt irrem Blick, und Fritz Kraft ſtemmte ſich gegen die Tür, daß ſie zerbarſt. Dann ertönte ein doppelter Schrei, furcht—⸗ bar und erlöſt zugleich, und Fritz Kraft trug mit letzter Anſtrengung zwei halb ohnmächtige Frauen an Deck, das bereits vom Waſſer be⸗ ſpült wurde. Zu ſpät, die Boote ſtießen ab, um nicht vom Strudel des ſinkenden Schiffes mitgeriſſen zu werden. Fritz Kraft riß ſich ſeinen Schwimmgürtel vom Leibe, und ſchlang ihn um die, die er in der Stunde der Todesnot gefunden hatte, um Chriſta Wald, die, eingeſchloſſen in der Kabine Stunden der unmenſchlichſten Qual erduldet hatte, und die jetzt regungslos in ſeinen Armen lag. Und dann erklang ein donnergleiches Brül⸗ len und Heulen, das ſich zu wahnſinnigem Knirſchen und Kreiſchen ſteigerte. Die Lichter erloſchen und nur die immer näherkommenden Scheinwerfer betend zugleich, Vorwand ablehnen eder ſich wenigſtens vorthen mit der deutſchen Botſchaft verſtändigen kön⸗ nen. Er tat es nicht. Flandin hat ihm dann eine Rede vorgeſetzt, die die bekannten fran⸗ zöſiſchen Bean ſtandungen enthielt. Wir ſagen ausdrücklich Beanſtandungen, denn auch Flandin hat keine Bedingungen geſtellt; ſchon deshalb nicht, weil in der ganzen Unterredung überhaupt nicht von einer neuen großen Anleihe geſprochen wurde. Flandin hat nur— und das kann auf das allerbeſtimmteſte trotz allen gegenteiligen Mit⸗ teilungen verſichert werden— eine„Geſte⸗n⸗ Deutſchlands angeregt. Er hat ſie nicht näher bezeichnet, aber die franzöſiſche Regierung hätte ſich zufrieden gegeben, wenn, z. B. der Bau des Panzerkreuzers 3 und meinetwegen auch die Zollunion mit Oeſterreich vorläufig(ausdrücklich: vorläufig), — ſagen wir auf ein Jahr— verſchoben würde. Das hätte ihr das Mittel in die Hand gegeben, die ſehr aufgebrachte franzöſiſche Preſſe zu beruhigen und das hätte ſchließlich auch nicht Deutſchlands Würde gekoſtet. Statt deſſen ist der Reichsbankpräſident Luther, dieſer Unterredung zurückgekon men, und hat von Dingen geſpr chen, die anſcheinend für ihn neu als ob er keine Zeitungen läſe, ſehr aufgeregt aus waren, aber jedem geläufig ſind, geworden. Tagen war. Es hilft uns nichts: wir müſſen mit Frankreich verhandeln, denn Frankreich allein hat das nötige Geld. Frankreich wird es auch geben, aber die große Gefahr beſteht, daß nunmehr die Regierung die Forderungen erhebt, die bisher nur von der Preſſe geſtellt wurden. Es iſt wohl auch in franzöſiſchen Regierungskreiſen bis ganz zu⸗ letzt die Anſicht vorherrſchend geweſen, daß die Hilferufe aus Deutſchland etwas übertrieben ſeien. Jetzt aber ſcheint man den Ernſt der Lage begriffen zu haben. Es wäre gut, wenn in Deutſchland die Panik eingedämmt werden könnte und keine unmöglichen politi⸗ ſchen Gedankengänge verfolgt würden. Denn iſt nicht Politik die Kunſt, das Mögliche zu erreichen, und das Unmögliche fallen zu laſſen? Der kleine Mann in Deutſchland bezahlt die Zeche, wenn es anders kommt. als ſie es noch vor Tribüneneinſturz 10 Schwerverletzte. wtb Paris, 15. Juli. In Saintes Maries⸗de la-Mar bei Marſeille ſtürzte geſbdern eine erf der nur einigermaßen mit der franzöſiſchen Politik vertraut iſt. Wir wiederholen, um gam klar zu ſein: die von der franzöſiſchen Preſſe bekanntgegebenen angeblichen vier oder fünf Bedingungen ſind von Flandin nicht geſtellt worden. deutſchen Journaliſten weder von der gewähr⸗ ten Verlängerung noch von irgend etwas an⸗ derem Mitteilungen gemacht zu haben. Warum dieſe Geheimhaltung. die doch nichts verbarg und eher Schaden geſtiftet hat? So iſt Luther abgereiſt, ohne den 6 kürzlich erbaute Tribüne einer Stierkampfarena ein. 40 Perſonen wurden unter den Trümmerr begraben. 10 mußent mit ſchweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. über die Szene des GErautus und des ſinns. Dann aber war es, als wenn die Wellen in hohen Bogen über dem Dampfer zuſammen⸗ ſchlugen, der ſich jetzt in immer ſchnellerem, grauſigen, kreiſelförmigen Bewegungen in die Tiefe bohrte, bis das gurgelnde Waſſer über ihn hinwegraſte. Planken ſchwammen zwiſchen Menſchenkörpern, weiter drüben kenterte ein Boot, dazwiſchen erklangen Schreie, die zeig— ten, daß Haifiſche in der Nähe waren. In dem wilden Element kämpfte ein Mann mit übermenſchlicher Kraft um zwei Frauen⸗ leben. Fritz Kraft, der junge Deutſche, hielt Ilona Takats und die wiedergefundene Jugendgeſpie⸗ lin feſt an den beiden Schwimmgürteln, und verſuchte, ſich waſſertretend auf der Oberfläche zu halten. „Hierher, hallo!“ Ein Boot war in Sicht gekommen. Ein Ruck, Ilona Takats war geborgen. Ein Wellenberg ſchob ſich dazwiſchen. Das Boot war abgetrieben worden. Fritz Kraft hielt noch immer die ohnmächtige Chriſta im Arm, und kämpfte verzweifelt um ſein Le⸗ ben und um das ihre. Seine Kräfte erlahmten, er fühlte, daß er ſich nur noch kurze Zeit zu halten vermochte, und er ſchrie in Todesnot laut und gellend um Hilfe. Da, Chriſta Wald wurde Er hörte laute Zurufe. „Halt' dich feſt“, und er vermochte doch nicht mehr die bereits klammen Finger um das Ruder zu krallen, das ihm hilfsbereit hinge⸗ treibenden emporgezerrt. des Rettungsdempſers zuckten halten wurd Wr n 1 Hilflos verſank er in der Tiefe, und kam nicht wieder zum Vorſchein. Ein neuer Wellenberg jagte das Rettungs⸗ boot weit ab zu neuen Hilfeſuchenden. * Zwei Monate waren ſeitdem ins Land ge— zogen. Viele Wochen des Hangens und Ban⸗ gens für Profeſſor Matthias Brecht. Hatte man doch trotz allen anſtrengenden 59 Suchens Chriſta Wald nirgends aufzufinden 5 vermocht. Zwei volle Wochen allein hatte Matthias Brecht mit ſeinem Freunde Staudinger alles verſucht, das in Trieſt zu entdecken. Umſonſt, ſchwunden! geliebte Mädchen ſie war und blieb Bill Firth hatte ihm all die Zeit getreulich 5 beigeſtanden, und ſchließlich waren ſie, alles der Polizei überlaſſend, gemeinſam nach Kairo zurückgeflogen. Seither war Matthias Brecht chener Mann. Die kleine zarte Maria Staudinger hatten die anhaltende furchtbare Erregung und die noch hinzukommende Nachricht vom Untergang des Dampfers„Margarete“, mit dem auch, wie die Zeitungen berichteten, die Ungarin Ilona Takats umgekommen war, aufs Krankenbett geworfen. ein gebro⸗ Fortſetzung folgt. —— ſpurlos ver- Philipp Müller Scheune f Lehrlinge ertrunken.) men konnten, zu wurden von der Strömung fortgeriſſen. Ihre über die Straßenböſchung. Ueberführung wurde. Schlägerei.) keiten kam es nachts zu einer ſchweren Schläge— pfälziſchen Segelfluges.) leiſtungs⸗Segelflugzeug„Pfalz 2“ des Luftſahrt⸗ Aus Nah und Fern Trier, 15. Juli.(Ein Schmuggelneſt aufge⸗ deckt.) Im Walde bei Ormont(Eifel) entdeck⸗ ten Heidelbeerſucher ein Schmuggellager. Sie benachrichtigten die Zollbeamten, die ſich auf die Lauer legten. Nachts kam ein Auto ange⸗ fahren, dem zwei Männer entſtiegen, die die Schmuggelware abtransportieren wollten. Sie wurden verhaftet und das Auto, das 126 000 Zigaretten enthielt, beſchlagnahmt. Die Schmuggler ſtammen aus Köln. Sie hatten die Zigaretten in drei Nächten über die Grenze gebracht. eee ol. Weinheim, 15. Juli.(Der Brandſtif⸗ tung verdächtig.) Der 55 Jahre alte Landwirt in der Obergaſſe, deſſen mit großen Vorräten in der Nacht zum 29. Juni abgebrannt war, iſt mit ſeiner Ehefrau unter dem Verdacht der Brandſt!“⸗ tung durch die Gendarmerie verhaftet worden. ol. Weinheim, 15. Juli.(Selbſtmord) Der Maler⸗ und Tünchermeiſter Heinrich Boch, Stadtmühlgaſſe 15, hat ſich geſtern vormit⸗ tag in ſeiner Wohnung erſchoſſen. Er war ſo⸗ fort tot. Als Beweggrund der Verzweiflungs⸗ tat werden ſchwere Sorgen angegeben. Leipheim a. D.,(Schw.), 15. Juli.(Zwei Beim Baden in der Donau ertranken in der Nähe der Donaubrücke zwei etwa 16-jährige Lehrlinge namens Chr, Nübling und Johann Strobel. Die beiden Burſchen hatten ſich, obwohl ſie nicht ſchwim— weit hinausgewagt und Kameraden konnten ihnen keine Hilfe brin⸗ gen, da ſie den Vorfall nicht beobachtet hat⸗ ten. Straubing, 15. Juli.(Autobusunfall.— Fünf Schwerverletzte.) Auf der Rückfahrt von Altötting geriet der mit Wallfahrern vollbe⸗ ſetzte Autobus der Firma Erntl in Straubing Es iſt nunmehr der deutſchen Diplomatie vor⸗ behalten, zu retten, was zu retten iſt. Man“ darf ſich keinen Illuſionen hingeben. Die Lage iſt durch Luthers Verhalten und die Vorgänge in Deutſchland viel ſchwieriger einigen ſaſſen wurden mehr oder weniger ſchwer ver⸗ letzt. am Sonntagabend bei Altgemein bei Landau Das Auto über⸗ ſchlug ſich zweimal und wurde zertrümmert. Fünf Inſaſſen wurden ſchwerverletzt unter den Trümmern hervorgezogen. Die übrigen In⸗ Pleisweiler, 15. Juli.(Der Sohn miß— handelt den Vater.) Am Sonntag abend kam es zwiſchen dem Wagner Karl Fronhäußer und ſeinem verheirateten Sohn zu Ausein⸗ anderſetzungen, die in eine Schlägerei aus— arteten. Der junge Fronhäuſer ſchlug mit einem harten Gegenſtand auf den alten Vater ſolange ein, bis dieſer zuſammenbrach. Fron⸗ häuſer erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß ſeine ins Krankenhaus notwendig Mittelbexbach(Saar), 14. Juli.(Nächtliche Infolge von Familienzwiſtig— rei. Zwei Verwandte lauerten einem dritten auf und ſchlugen auf dieſen dermaßen ein, daß er Armbrüche davontrug. gezweifelt wird, iſt 73 Jahre alt. und ſonſtige ſchwere Verletzungen Der Verletzte, an deſſen Aufkommen Kaiſerslautern, 14. Juli.(Ein Erfolg des Das Hoch⸗ vereins Kaiſerslautern, wurde nach ſorgfältiger Prüfung und gelungenem Probeflug durch Mit— glieder zur Teilnahme an dem diesjährigen Rhön-Segel⸗ flugwettbewerb gewählt. N der Akadem. Fliegergruppe Darmſtadt Mainz, 14. Juli.(Vier Jahre Gefäng⸗ nis für eine Erpreſſung.) Vor dem Er⸗ weiterten Bezirksſchöffengericht ſtand der wieder⸗ holt vorbeſtrafte 23 Jahre alte Joſef Gehring aus Pechtal in Baden. Am Vormittag des 30. April hatte er in der Villa des Fabrikanten K. Thor⸗ becke in Laubenheim gebettelt, wurde jedoch abge— wieſen. In der kommenden Nacht kletterte er am Regenabfluß an der Villa in die Höhe, da oben ein Fenſter aufſtand. Er hatte ſich mit einer Schere ein Stück aus einer alten Hoſe ausge— ſchnitten, mit zwei Augenlöcher verſehen und trug dieſes als Maske. Außerdem führte er eine Scheinpiſtole bei ſich. Er wußte bei ſeinem Einſteigen durch das Fenſter ins Zimmer nicht, daß er ſich im Schlafgemach des Ehepaares be— fand. Durch das Geräuſch wurde das Ehepaar wach. Gehring hielt den Erſchrockenen mit der einen Hand eine elektriſche Taſchenlampe entge— gen und mit der anderen die Scheintodpiſtole, wobei er ihnen die Worte zurief:„Geld her oder das Leben!“ Der zuerſt erſchreckte Villeninhaber legte 15 Mark auf die Nachttiſchplatie. Das war dem Eindringling aber zu wenig. Der Bedrohte begab ſich unter der vorgehaltenen Piſtole des Gehring ins Nebenzimmer, angeblich um weite— res Geld zu holen. Er nahm aber dort mehrere Gegenſtände und ging zum Angriff gegen den Räuber vor, indem er ſie gegen dieſen ſchleuderte. Es kam zum Ringkampf, wobei der Ueberfallene zwei Stiche mit der Schere ins Bein erhielt. Auch die Eheſau beteiligte ſich jetzt mutig an dem Kampf. Sie erhaſchte den Revolver ihres Soh— nes aus einer Schublade und legte auf den Ein— dringling an. Seine Perſonalien wurden durch einen Zufall ſeſtgeſtellt. Das Gericht erkannte auf eine Geſängnisſtrafe von vier Jahren mit dreijährigem Verluſt der bürgerlichen Ehren— rechte und Einziehung der beſchlagnahmten Ge— genſtände. Wiesbaden, 14. Juli.(Selbſtmord eines Greiſes.) In der Göbenſtraße wurde ein 74 Jahre alter Invalide mit Gas vergiſtet tot auf— gefunden. Anſcheinend hatte der Mann auch eine Alkoholvergiftung erlitien. Der Grund zur Tat n iſt vermutlich geiſtige Verwirrung. Jolen maß sien Jolixeiꝛceſie in Banxig Ludwigshafen, 14. Juli.(Ein Jahr Ge⸗ ſängnis wegen Weindiebſtahls.) Der 20 Jahre alte Schäfer Karl Weiſert war bei einem Weinhändler in Dannſtadt beſchäftigt, dem er nach und nach ein größeres Quantum Wein ſtahl. Weil der Angeklagte ſchon dreimal wegen Dieb— ſtahls vorbeſtraft iſt, wurde er zu einer Geſäng— nisſtrafe von einem Jahre verurteilt. Ludwigshafen, 14. Juli. Auch einer, der nichts merkte. Der 48 jährige Reiſende Ni⸗ kolaus Theobald aus Rheinheim b. St. Ingbert wohnhaft in Speyer,fuhr am Abend des 24 April ds. Irs. kurz vor 8 Uhr mit ſeinem Auto eine 22jährige Verkäuferin an, wobei dieſe einen Beckenbruch und innere Verletzungen erlitt. Die Verletzte befindet ſich noch jetzt im Krankenhaus Th. will von dem Vorfall nichts bemerkt haben. Als er abends ſeinen Wagen in die Garage ge— bracht habe, ſei ihm am rechten Kotflügel eine Beſchädigung vorgefallen. Erſt am anderen Morgen habe er von der Polizei erfahren, da er das Mädchen verletzt haben ſolle. Durch meh⸗ rere Zeugen wurde feſtgeſtellt, daß nur der Wa— gen Theobalds den Unfall u orſchuldet haben kann. Th. wurde dem Antrage des Staalsan— walts gemäß zu einer Gefängnisſtrafe von drei Monaten verurteilt und Bewährungsfriſt abge— lehnt. N Neuſtadt a. H., 14. Juli. Sicherſtellung de r L ohnzahlungen.) Vom Verband pfäl⸗ ziſcher Induſtrieller wird uns mitgeteilt, daß auch in der Pfalz alles geſchieht, um die in die— ſer Woche fällig werdenden Lohn- und Gehalts— zahlungen an die induſtrielle Arbeitnehmerſchaft ſicherzuſtellen. Zu einer Beunruhigung iſt kein Anlaß gegeben. Neuſtadt a. d. H. 14. Juli.(Gefängnis wegen Wilderns.) Der Tagner Markus Steinmüller, geb. 1878, aus Haßloch, hatte im Herbſt 1930 auf einem ſeiner Aecker im Bann Haßloch eine Haſenfalle aufgeſtellt und auch Schlingen gelegt. Urteil: zwei Monate Geſäng⸗ nis, die mit einer anderen Strafe zu einer Ge— ſamtſtrafe von einem Jahr ſechs Wochen Gefüng⸗ nis zuſammengezogen wurden. Ard Eine polniſche Matroſenpatrouille in den Straßen von Danzig. Unter Bruch aller völkerrechtlichen Beſtim mungen iſt Polen dazu übergegantzen, eine Art eigene Polizei in Danzig zu unterhalten. Matroſenpatrouillen von polniſchen Kriegs— ſchiffen durchſtreiſen geſchloſſen die Stadt, alle rdings, wie unſer Bild zeigt, unter dauernder Bewachung durch uniformierte Danziger Poli zei. bundskommiſſar ſchärfſten Proteſt eingelegt, Der Danziger Senat hat beim Völker— auf welche von ihnen Steuern! Steuern! ö Ganz Deutſchland ſtöhnt und ächzt unter ihrem übermäßig ſtarken Druck. Jedermann klagt, daß die ſteuerliche Belaſtung für ihn untragbar ſei, die Vielheit der Steuerarten und die Schwie⸗ rigkeiten ihrer Errechnung aber geben dem guten Willen des Steuerzahlers gewöhnlich den Todes⸗ ſtoß. Man ſchimpft auf die Steuern und Abga⸗ ben. Das war zwar ſchon von jeher ſo und wird ſich auch in Zukunft, wenn die Abgaben an Staat, Land und Gemeinde, Kirche und andere Körperſchaften ſich vielleicht doch noch einmal er⸗ mäßigen ſollten, nicht anders werden. Und man ſehnt ſich gerade in Bezug auf die Steuern zu— rück in die„Gute alte Zeit“, die ja auch ihre ſchlechteren Seiten hatte, aber„Es war doch nicht ganz ſo ſchlimm wie heute!“ Ueber die Urſachen dieſes gegenwärtigen Zu— ſtandes zu ſtreiten wäre ein höchſt unerquick⸗ liches Unternehmen, das zudem noch den Nach⸗ teil hat, kaum zu irgend einem vernünftigen Ziele zu führen. Uns bleibt alſo nur die Hoff⸗ nung auf ein beſſeres Später, gepaart mit einem traurigen Rückblick auf ein erträgliches Geſtern. Neidiſch aber wird man, wenn man einen „Steuererlaß“ zu leſen bekommt, wie er kürzlich in Frankfurt aufgefunden worden iſt. Da hat vor rund 100 Jahren die Herzoglich Naſſauiſche Landesregierung im Juli 1930 in ſteuerlicher Hinſicht folgendes angeordnet: „Nach den von mehreren herzoglichen Aemtern erfolgten Vorlagen haben ſich in verſchiedenen Gemeinden im Laufe ges Jahres 1830 ſtärkere Einnahmen ergeben, als bei Feſtſetzung des Etats mutmaßlich angenommen wurde. Dadurch iſt es möglich geworden, die Steuererhebung für das Jahr 1830 in einer Anzahl von Gemetin⸗ den gegen die früher bekanntgegebene Beſten⸗ erung teils zu vermindern, teils ganz nachzu⸗ laſſen. Nachzulaſſen ſind die Steuern in folgen⸗ den Gemeinden.“(Es folgte hier die Aufzählung der ſteuerbefreiten bezw. ermäßigten Gemeinden des Herzoglich-naſſauiſchen Gebietes.) Glückliche alte Zeit, wo ein Staatsweſen in⸗ nerhalb unſerer Reichsgrenzen überhaupt noch in der Lage war, auf Steuern in irgendeiner Form zu verzichten. Man denke ſich ähnliches heutel...? Lux. Bekämpfung des Heufiebers Mit dem Blühen des Getreides und der. Grä⸗— ſer ſetzt erneut bei Tauſenden das Heufieber ein und das Bedauerliche iſt, daß es ein ſicheres Mittel zur Bekämpfung dieſer läſtigen Krankheit noch nicht gibt. Das hat ſeinen Grund darin, daß das Fieber von den Pollen verſchiedener Getreide- und Grasarten herrührt. und daß ſich die Wiſſenſchaft noch nicht klar darüber iſt, von wie vielen und welchen Artene. Es gibt nämlich 44 verſchiedene Pollenarten, die dieſe Krankheit erregen. Man kann ſie bekämpfen, indem man den Pollenſaft den Erkrankten injiziert. Da aber für dieſe Injektion eben 74 Arten der Pollen“ Betracht kommen und erſt feſtgeſtellt werden muß. der Betreffende reagiert, iſt die Zeit der Getreideblüte viel zu kurz, als daß die Injektionen mit den 74 verſchiedenen Pollenſäften ausgeführt werden und ihre Wir— kung beobachtet werden kann. Das erſte Auftre— ten des Heufiebers wurde übrigens im Jahre 1877 in Amerika bei 50000 Menſchen feſtgeſtellt, und erſt im Jahre 1903 gelang es, die Heufieber— bekämpfung auf die oben beſchriebene Weiſe zu beginnen. Ferienzug Beobachtungen von Margaret Hohmann. Der Zug war geſtopft voll. Trotzdem ging es verhältnismäßig gemütlich zu. Das Gepäck hatte man eingeſchachtelt, ſo gut es ſich machen ließ, die Hüte und Mäntel der acht Reiſenden waren verſtaut, und nun ſaß man auf engſtem Platz und hatte vor ſich zwölf Stunden, in denen wahrſcheinlich nichts ſich ändern werde, als daß der eine oder andere ſtatt des ätembeklemmenden Abteils den Gang als Erholungsauſenthalt auf— ſuchte. Ich war vielſach unter denen, die den Vorteil des Ganges benutzten. Es gehörte auch dieſes nicht zu den nur angenehmen Dingen, weil an⸗ dere Reiſende es wieder pläſierlich finden, die Gänge auf und ab zu ſchlendern, über hundert Beine und Gepäckſtücke zu ſteigen, ſich an plau⸗ dernden, lachenden, flirtenden, ſchimpfenden Gruppen vorbeizudrücken und ſo das an ſich un⸗ ruhe Leben der Wagen zu verſchlimmern. In meinem Abteil nun ſaß eine Dame, ſo be— obachtete ich zuweilen durch die Tür, und auch in den Sitzpauſen, eine Dame mit einem blonden Mädchen von noch nicht fünf Jahren. Sie ſchien eine etwas altmodiſche Mutter. Das Kind hatte m Hochſommer(nun allerdings fuhren wir über Nacht) lange, recht dicke Wadenſtrümpfe an und wurde ſehr viel, wenn auch liebevollſt berufen.— Einmal verſuchte es die Mutter, um das Kind an ſich zu ſeſſeln, ihm Märchen vorzuleſen.— Märchen im vollen Eiſenbahnwagen!!! Das war eine üble Sache! Entweder wird das Märchen zu Aſche, ſtatt zu blühender Phantaſie, oder der Eindruck der Fahrt geht am Kindergemüt ver⸗ ſchwommen vorüber. Hier war ſicher das erſte der Fall. Die Kleine hörte gar nicht hin und warf ſofort von ſich, was u ſie Ueberflüſſiges hineingeſüttert werden ſollte, ind die Mutter ſah ratlos nach, als das Kind ſchon i orten wieder am Fenſter ſtand und intereſſiert hinausſtarrte. Ste wollte gar nicht mehr haben als die Reiſe, dieſe Kleine, weshalb ſie überfüttern?— Und nicht nur mit geiſtigem Ballaſt wurde das verſucht, auch mit Schokolade, Obſt, mit klebrigen und in Perga— ment gewickelten Bonbons. Dieſe Mutter hatte das krampfhafte Gefühl, ſie müßte ihre kleine Tochter irgendwie unterhalten, ihr Reiſemarſchall ſein. Als es Zeit zum Abendeſſen ſein mochte, langte die Frau, ſie tat mir ſchon leid, einen richtigen Freßlorb aus dem Netz. Ihm entnahm ſie Tel— ler, Löffel, kleine Servietten und einen Pudding mit einer Saftſoße. Ich bitte zu beachten, einen Pudding mit einer Saſtſoße. Das ganze Abteil ſah ſprachlos zu, während das Kind genau wie zu Hauſe gefüttert und be— treut wurde. Es ließ ſich den weichen Brei gut ſchmecken, ſo lange es wollte, es aß ſein Teller— chen nicht zu Ende, wie es auch keinen Apfel und leinen Kuchen zu Ende brachte, die geduldige Mama machte das alles. Sie hörte auf, wenn der kleine Unband wollte, ſie ſing wieder an wenn er wollte. Sie ermahnt wohl, doch man ſah keinen weſentlichen Erfolg dieſer Ermahun— Len So ging das weiter mit Schokolade, dann wurde ein Spiel hervorgeholt, alles mit Unluſt betieben, und dabei war es ein neues Spiel, ein Baukaſten, deſſen Zuſammenſetzung ich noch heute mit Vergnügen beſorgen würde. Endlich kam nun doch die Nacht, und es war gut, daß ſie kam, denn das lebhafte Kind, und dieſe Mutter, die dachte, ſie müßte immer noch mehr mit ihrem Mädel unternehmen, konnte einen auf die Dauer nervös machen. Alſo es kam die Nacht, und dazu wurde aus dem Gepäcknetz ein Rieſenballen geholt, der ſich entwickelt in zwei Decken und ein richtiges wei⸗ ßes Kinderkopfkiſſen und noch manches, was zur allerbeſten Nachtruhe gehört, auflöſte. Dann rde das Kindchen eingepackt(aute Leute raum⸗ Obſt, ten währenddeſſen ihre Sitze), die Lampe wurde gelöſcht, und ich betrachtete das bald eingeſchla⸗ ſene ſüße Kindergeſicht, das ſo freundlich ſeine Träume abwickelte, während ſeine Mutter in— wiſchen ſtand oder, da ich ihr verſprochen hatte ür die Kleine zu ſorgen, ſie zu rufen, wenn ſie ſich bewegte, im Nebenteil, wohin man ſie ein⸗ lud, Platz nahm. Es machte mir nicht viel aus, daß die Füße der kleinen Schläferin im Eifer des Schlafes öfters bums gegen die meinen ſtie— ßen, ich wußte, die arme Mutter hatte Ruhe von ſelbſtgeſchaffener Strapaze, die ſie nie zugeben würde. Aber der Morgen kam früher als man wollte.. Die Leute wachten auf und man hörte verſchla— ſene Reden und das Plärren von Kindern. Un— ſere Kleine gähnte auch, weimerte und wollte was zu eſſen und, als die Mutter, von mir ge— holt, gehorſam(was gibt es für gehorſame Müt— ter!) mit irgend etwas Eßbarem ankam, ſchlief das kleine Brinkel ſchon wieder. Ein zufriede— nes Lächeln auf dem Antlitz dieſer Geduld in Perſon quittierte dieſes weitere Schlafen. Und ich ſann während der nächſten Viertelſtunde nach, ob es Menſchen gäbe, die ohne Galle das Licht dieſer vergällten Welt erblicken? Nicht nur ich kochte, auch die übrigen Inwohner des Abteils, ſoweit ihnen der Morgen ſchon ins Bewußtſein drang, kochten trotz der Kühle, die unſere durch⸗ ſchlaſenen und durchwachten Adern überrieſelte. Vielleicht hätte man dieſe ſanftmütige Mutter bewundern ſollen? Ein objektiverer Menſch, als ich es bin, hätte am Ende Anerkennung gefun— den, aber ich konnte nur immer wieder innerlich die Achſeln zucken über dieſe ſtrapaziöſe Art, eine Reiſe durchzuführen. Als wir uns dem Ziel endlich näherten, ſaß mein kleines Mädchen gewaſchen, friſiert(oh, was hatte das Abteil da alles zu ſehen gekriegt), mit Mantel und Hütchen angetan, auf dem Tiſch am Fenſter. Die Mutter packte ihre vielen Sachen, und ich hielt inzwiſchen den Wirbel feſt. Auch er⸗ mahnte ich ſachte und gab auf ganz geſcheite kindliche Fragen ziemlich dummerwachſene Ant— worten. Trotzdem ſchienen dieſe Antworten, die in wenigen Worten beſtanden, denn man muß be— denken, daß beim Morgengrauen keiner geneigt iſt, ſich langen Unterhaltungen hinzugeben, das Gemüt des Kleinen befriedigt haben, denn ſie ſagte mal zu ihrer Mutter hin:„Du, Mutter, die weiß alles.“ Dabei zeigte ſie mit ſpitzem Finger auf meinen Magen etwa. Das ganze Abteil lachte amüſiert, ich etwas verlegen, die Mutter aber gemäßigt glücklich, weil ich ihr Kind ſo lange und wie es ſchien gut beſchäftigte. Im üblichen Wirrwarr des Bahnſteiges der Großſtadt ſah ich dann den Kopf einer weißhaa— rigen Dame und einer noch älteren Dienerin, die Mutter und Kind abholten. Sie waren durch Winken herbeigeruſen und empfingen erſt mal die Gepäckſtücke, die meine unmoderne Reiſege— fährtin wie Koſtbarkeiten durch das Fenſter reichte. Währenddeſſen unterhielt man ſich ſchon mit der kleinen Enkeltochter. Als das perſönliche Ausſteigen und Begrüßen vorüber war, und ich hinter der beladenen Ge— ſellſchaft zögerte, fragte die alte Mutter nach dem Verlauf der Reiſe. Die Antwort lautete:„Die Reiſe, ſehr gut, Mutter. Lorchen,“— ich vergaß bisher, zu erwähnen, daß die Kleine dieſen poe— tiſchen Namen hatte, und viele Stunden über war er in allen Variationen durch den engen Raum gekugelt,— alſo„Lorchen hat ſich brav ge⸗ halten. Ich habe mich gar nicht um ſie zu küm⸗ mern brauchen. Sie iſt überhaupt ein artiges Kind.“ Das liebe, artige Kind lächelte geſchmeichelt und verſchmitzt, ſo viel ſah ich noch, als ich an dem Grüppchen vorbei nach dem Knipskontrol⸗ leur lief, aber ich weiß ganz genau, daß bei der nächſten Reiſe das Kind Mutter und Abteil viel⸗ leicht bewußt tyranniſtieren wird.—— Ja, es gibt beſcheldene Mütter— beſcheidene Mütter!