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Das deutſche Volk kann ſich darauf verlaſſen, daß der Reichskanzler nichts zugeſtehen würde, was auch nur Würde und vor allem auch die deutſche Sou⸗ im entſernteſten die deutſche veränität und wirtſchaftliche und finanzielle Bewegungsfreiheit beeinträchtigen könnte. Was jetzt not tut, iſt einheitliches Zuſammenſtehen 10 aller Schichten der Bevölkerung, welcher poli⸗ tiſchen Auffaſſung ſie auch irgendwie ſeien, um der Reichsregierung die furchtbar ſchwere Si⸗ tuation, in die ſie ſich in mannhaftem Bekennt⸗ nis zu ihrer Pflicht und Verantwortung dem ganzen deutſchen Volke gegenüber begeben hat, N 6 zu erleichtern. Es iſt unter dieſen Verhältniſſen geradezu tragiſch und wird von der Reichsregierung auf das ſchmerzlichſte empfunden, daß Preſſeorgane von Parteien, die das nationale Bewußtſein und die nationale Würde als Monopol zu be⸗ ſtzen rergeben, gerade in dieſen furchtbar 0 ernſten Augenblick nichts anderes zu tun ha⸗ 1 0 ben, als von einem„neuen Verſailles“ zu ſprechen, dem ſich die deutſche Reichsregie— rung zu„unterwerfen“ bereit ſei, daß der Reichskanzler und der Reichsaußenminiſter mit der„weißen Fahne“ nach Paris gingen und orgleichen mehr. Man ſollte gentlich er⸗ warten, daß ſich nun jetzt ein Bund der An⸗ ſtändigen zuſammenſchlöße, um ſolche Machen— ſchaften mit Entrüſtung abzuwehren. Die deutſche Reichsregierung ging nicht nach Canoſſa, der Reichskanzler unternahm keigen Bittgang nach Paris, und er denkt nicht daran, ſich unbilligen franzöſiſchen Forderungen, die mit den Lebensintereſſen des deutſchen Volkes unvereinbar wären, zu unterwerfen. Dez große und tiefere Sinn der Pariſer ent⸗ ſcheidenden Stunde liegt in dem Umſtande, daß zum erſten Male über die Verhandlungen in Paris eine Konferenz aller am Kriege beteilig⸗ ten Hauptmächte Europas ermöglicht werden 5 joll, die für Montag in London vorgeſehen iſt. Das iſt ein Ereignis von außerordentlich weit⸗ tragender Bedeutung, das man nicht unter⸗ ſchätzen ſoll. Die Reichsregierung würde ſich den allerſchwerſten Vorwürfen ausgeſetzt haben, wenn ſie dieſe, allerdings letzte Gelegenheit nicht ergriffen haben würde, um das aus den 9 Fugen geratene Europa politiſch und wirt⸗ ſchaftlich mitberuhigen zu helfen. AK Der Führer der Deutſchen Volkspartei Dingeldey, hat ſich über die mit der Reiſe des Reichskanzlers und Reichsaußenminiſters geſchaſſene Situation in bemerkenswerter Weiſe wie folgt ausgeſprochen: „Der Reichskanzler und der Reichsaußen⸗ miniſter gehen einen unſäglich ſchweren Gang über Paris nach London. Eine Ablehnung die⸗ ſer Konſerenz würe bei der Lage Deutſchlands Wahnſinn geweſen. Kein wahrer Patriot an der Spitze des Reiches könnte es verantworten, wenn er nicht die letzte Chance nützen wollte, zu einer wahren Verſtändigung, die deutſches Leben und Lebensrecht achtet, zu gelangen.“ u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Zeitung viernheimer Anzeiger 1 Biernhelmer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernh eimer (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann Montag, den 20. Juli 1931 Waftaeften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 48. Jahrgang Ausſprache im Chequers⸗Geiſt Die Pariſer Verhandlungen— Beginn einer vertrauensvollen Zuſammenarbeit— Miniſterpräſident Laval, umgeben von Außenminiſter Briand, Finanzminiſter Flandin, Budgetminiſter Pietri, Unterſtaats⸗ ſekretär Francois⸗Poncet und dem General⸗ ſekretär des Quai d'Orſay Philippe Berthelot, hatte in ſeinem Kabinett die ausländiſchen Staatsmänner empfangen. Es waren anweſend: Staatsſekretäre Stimſon und Henderſon, Bot⸗ ſchafter Lord Tyrrell, Schatzſekretär Mellon, Botſchafter Edge, Reichskanzler Dr. Brüning, Reichsaußenminiſter Dr. Curtius, Staatsſekre⸗ tär von Bülow, Botſchafter von Hoeſch, Mi⸗ niſterdirektor Graf von Schwerin⸗Kroſigk, der japaniſche Botſchafter Voſhiſawa, Außenminiſter Grandi, der italieniſche Botſchafter Graf Man⸗ zoni, der belgiſche Außenminiſter Hymans, der belgiſche Finanzminiſter Francqui, der Ge⸗ neralſekretär des belgiſchen Außenminiſteriums van Langenhoven und der belgiſche Botſchafter. Miniſterpräſident Laval dankte den Mi⸗ niſtern und auswärtigen Delegierten, daß ſie ſeinem Aufrufe gefolgt find, um gemeinſam die Bedingungen feſtzulegen, unter denen die Londoner Konferenz anheben ſoll. Er unterrichtete ſie über die Unterhandlungen, die in den letzten Tagen mit Staatsſekretär Hen⸗ derſon und Staatsſekretär Stimſon ſtattgefun⸗ den haben und namentlich über die geſtrigen Beſprechungen mit Reichskanzler Dr. Brüning und Reichsaußenminiſter Dr. Curtius. Reichskanzler Dr. Brüning erſtattete ein kurzes Expoſe über den gegenwärtigen Stand der deutſchen Wirtſchafts⸗ und Finanz⸗ kriſe und legte die Maßnahmen internationaler Art dar, die wünſchenswert erſcheinen, um dieſe Kriſis zu löſen. Nacheinander haben hierauf Staatssekretär Stimſon, Staatsſekretär Hen⸗ derſon, Außenminiſter Grandi, der japaniſche Botſchafter und Außenminiſter Hymans zum Ausdruck gebracht, wie ſehr ſie ſich dazu be⸗ glückwünſchten, dieſer ſo wichtigen Vorbeſpre⸗ chung beiwohnen zu können. Sie haben sämtlich die Verſicherung gegeben, daß ihre Regierungen mit größter Sorg⸗ falt und größter Sympathie prüfen würden, was zu tun möglich wäre, um Deutſchland, deſſen Schwierigkeiten die Stabilität der euro⸗ päiſchen Wirtſchaft gefährden, zu Hilfe zu kommen. Sie haben gleichfalls einmütig ihre Genutuung und Hoffnung zum Ausdruck gebracht, daß ihnen die Anweſenheit der deutſchen Miniſter in Paris und ihre Unterredung mit den fran⸗ zöſiſchen Miniſtern einflößen. Auf Erſuchen von Miniſterpräſident Laval wurde in gemeinſamen Einvernehmen feſt⸗ gelegt, daß die Londoner Konferenz auf die Prüfung der deutſchen Finanz⸗ u. Wirtſchaftskriſe ſtrikt begrenzt ſein würde. Miniſterpräſident Laval gab zum Schluß dem Wunſche Ausdruck, daß die Unterredung die die ſronzöſiſchen Miniſter heute nachmittag mit den deutſchen Miniſtern haben. den Er⸗ folg der Londoner Konferenz erleichtern möge. Erklärungen 5 Dr. Curtius vor der Preſſe in Paris. wtb. Paris, 19. Juli. Reichsaußenminiſter Dr. Curtius empfing heute abend die Vertre⸗ ter der deutſchen und der aus lä n diſch en Preſſe. Dr. Turtius ging in ſeinen Erklä⸗ rungen von der Rundfunkrede des Reichskanz⸗ lers aus, entwickelte den Werdegang der Pariſer Reiſe und betonte, daß der Gedankte einer Be⸗ gegnung mit den franzöſiſchen Miniſtern in Paris auf glücklichen Boden gefallen ei und Früchte getragen habe, Es habe den deutſchen Miniſtern vor allem daran gelegen, vor der Londoner Konferenz mit den offizieclen Vextre⸗ tern Frankreichs eine oſſene und(reundſchoft⸗ liche Ausſprache über alle Probleme zu haben, die beide Völker über die europäſſche Zu⸗ ſam menarbeit für den Frieden i'n⸗ Erklärungen Dr. Curtius tereſſieren, daneben auch über die Notwendigkeit der Maßnahmen zur Behebung der den t⸗ ſchen Kriſe, die übrigens ine Allgemein- erſcheinung ſei, zu beraten. Beide Gedan'enrei— hen: Maßnahmen zur Behebung der Kriſe und andererſeits die deutſch-franzöſiſche Zuſammen— arbeit auf eine neue Baſis zu ſtellen, ſeien Ge— genſtand der Beratungen von heute und geſtern geweſen. Dr. Curtius ging auf das Kommunique ein, das heute nachmittag über die allgemeine Mini— ſterkonferenz ausgegeben worden iſt. Von allen Seiten iſt, ſo erklärte der Reichs⸗ außenminiſter. heute Morgen der feſte Entſchluß zum Ausdruck gebracht worden, für die deutſche Kriſe und ihre Behebung und darüber hinaus für die Beſeitigung der europäiſchen Kriſe alles zu run, was nach Lage der Verhältniſſe überhaupt getan werden kann. Sämtliche Beteiligte ſind von der tiefen Ueber— zeugung beherrſcht geweſen, daß durch eine Kraftanſtrengung aller beteiligten Nationen der Verſuch unternommen werden muß, die euro⸗ päiſche und insbeſondere die deutſche Kriſe zu beheben. Wir ſind aber heute Morgen nicht dahin gelangt, die einzelnen Maßnahmen feſs⸗ zulegen, die auf der Londoner Konferenz für eine derartige Aktion erörtert werden ſollen. Infolgedeſſen ſind heute vormittag dieſe Fra- gen nur problematiſch beſprochen worden. Man iſt entſchloſſen, die Beratungen über das, was praktiſch nach dieſen Ueberlegungen geſchehen ſoll, auf die Londoner Konferenz zu übertragen. Als wichtig erſcheint mir die heute von allen Seiten zum Ausdruck gebrachte Ueberzeugung, daß die deutſch⸗franzöſiſche Zuſammenarbeit nicht nur für die deutſch⸗franzöſiſchen Beziehun⸗ gen, ſondern darüber hinaus für Europa und die ganze Welt von entſcheidender Bedeutung ſei. Reichskanzler Dr. Brüning hat Veranlaſ⸗ ſung genommen, für dieſe zum Ausdruck gekom⸗ mene Ueberzeugung, ſowie für die Erklärung der Bereitſchaft, an der Behebung der deutſchen Kriſe mitwirken zu wollen, ſeinen lebhaften Dank auszuſprechen. Weniger bedeutſam, aber doch wichtig iſt ferner, daß immer wieder die Anſicht geäußert wurde, welch ſtarke gegenſeitige Abhängigkeit bei finanziellen Fragen in Europa und in der ganzen Welt bei dieſer Kriſe zu be⸗ obachten iſt. Alle Beteiligte ſind der Auffaſſung geweſen, daß, wenn es nicht gelingen würde, die deutſche Kriſe abzuſteilen, dieſe die ſchwerſten Folgewirkungen ſelbſt bis in die ſolideſten Volks- wirtſchaften hinein haben würde. Auch das ſcheint mir eine Gewähr dafür zu ſein, daß bei den Londoner Beratungen wirklich entſcheidende Maßnahmen getroffen werden dürften, um die deutſche und die allgemeine Kriſe zu beheben. Dagegen haben wir in uns in Verfolg der Be— ſprechungen des geſtrigen Tages und weiter in „Chequerskreiſen“, wie ich ohne Uebertreibung ſagen kann, freundſchaftlich und offen über die politiſche Lage zwiſchen unſeren beiden Ländern zu verſtändigen verſucht. Wir ſind davon über⸗ zeugt, daß wir eine weitgehende Verſtändigung zwiſchen Deutſchland und Frankreich auf neuer Baſis in Angriff nehmen. Dieſen„Chequers— Erfolg“ möchte ich ſchon jetzt feſthalten. Das Kommunique über die deutſch⸗franzöſiſchen Verhandlungen. wtb. Paris, 20. Juli. Um 22,45 Uhr geſtern abend wurde über die deutſch-franzöſiſchen Ver— handlungen folgendes gemeinſames Kommunique ausgegeben: In einer kürzlichen Botſchaft hat der Reichs— kanzler Dr. Brüning den Wunſch zum Ausdruck gebracht, mit der franzöſiſchen Regierung in direkte Fühlung zu treten, um die Mittel für eine gemeinſame Bemühung zur Beſſerung der Beziehungen beider Länder zu ſuchen. Der Chef der franzöſiſchen Regierung hat ſpontan erwidert, daß er mit Genugtuung einer Begegnung entgegenſehe, deren Verwirklichung durch die Ereigniſſe, die die Wirtſchafts⸗ und Finanzlage Deutſchlands und rückwirkend auch diejenige der übrigen Länder betroffen haben, opportuner gemacht wurde. Inſolgedeſſen ſind die Vertreter beider Regierungen am 18. und 19. Juli 1931 in Paris zuſammengekommen. Sie haben übereinſtimmend die Bedeutung dieſer Begegnung anerkannt und betont, daß ſie den Beginn einer vertrauensvollen Zuſammenarbeit darſtellen ſoll. Der Reichskanzler hat die verſchiedenen Aſpekte der Kriſe, unter der ſein Land leidet, be— leuchtet. Die franzöſiſchen Vertreter, die den Ernſt dieſer Kriſe anerkennen, haben erklärt, daß vorbehaltlich gewiſſer finanzieller Garan⸗ tien und Maßnahmen für eine politiſche Beſchwichtigung ſie bereit ſein würden, ſpä⸗ ter die Bedingungen für eine finanzielle Zuſammenarbeit im internationalen Rah⸗ men zu erörtern. Bereits jetzt haben die Vertreter der beiden Regierungen Wert darauf gelegt, ihren Willen zu betonen, ſoweit wie möglich, untereinander die für eine wirkſame Zuſammenarbeit auf politiſchem und wirtſchaftlichem Gebiet günſtigen Bedingungen zu ſchaffen, und ſie ſind übereingekommen, ſich gemeinſam darum zu bemühen, daß der Kredit und das Ver⸗ trauen in einer Atmoſphäre der Ruhe und Sicherheit wieder hergeſtellt werden können. Havasauslaſſung zum deutſch⸗franzöſiſchen Kommunique. wtb. Paris. 20. Juli. Zu dem gemeinſamen Kommunique über die deutſch-franzöſiſchen Ver— handlungen veröffentlicht die Agentur Ha vas eine Auslaſſung, die darauf hinweiſt. daß die letzte Unterredung des Reichskanzlers Dr. Brü— ning mit Miniſterpräſident Laval die endgül— tige Verſtändigung beider Regierungen über den Wortlaut der gmeinſamen Erklärung ermög— lichte, in der ihr Wille zur wirkſamen Zuſam— menarbeit auf politiſchem und wirtſchaſtlichem Gebiet betont wird. Gelegentlich dieſer entſchei— denden Beſprechung habe der Reichskanzler es als ein tragiſches Moment in den deutſch— franzöſiſchen Beziehungen bezeichnet, daß die bei— den Nationen das gleiche Wort nicht zur glei— chen Minute ſprechen könnten, und dieſe Worte hätten bei Laval ſtarken Anklang gefunden. Wenn die Pariſer Reiſe der deutſchen Miniſter auch noch bedauerlicherweiſe nicht eine ſofortige Hilſe für Deutſchland bringe, wie es ja auch voraus— zuſehen geweſen ſei, ſo wird in der Havasmel— dung weiter ausgeführt, ſo würden die deut— ſchen Staatsmänner doch in Erkenntnis der Schwierigkeiten beider Regierungen Paris mit dem Bewußtſein verlaſſen, eine wirkliche Entſpannung in den Beziehungen beider Länder erreicht zu haben. Abreiſe der deutſchen und fran⸗ zöſiſchen Delegation nach Condon wtb. Paris, 20. Juli. Es ſteht nunmehr feſt, daß die deutſche Delegation Montag Vor— mittag 10 Uhr Paris verläßt, um ſich nach London zu begeben. Zur gleichen Zeit reiſt die franzöſiſche Delegation nach London, die ſich wie folgt zuſammenſetzt: Miniſterpräſident Laval, Außenminiſter Briand, Finanzminiſter Flandin, Budget- miniſter Pietri und Unterſtaatsſekretär Francois Ponce. Rundfunkreden in Paris. wtb. Paris, 19. Juli. Wie der„Temps“ be⸗ richtet, haben heute einige der prominenten Teil— nehmer an der Vormittagskonfexenz im franzöſi— ſchen Rundfunk geſprochen. Reichskanzler Dr. Brüning erklärte in ſei⸗ ner Anſprache: Wir wollen dazu gelangen, in vollem Vertrauen mit Frankreich zu arbeiten. Staatsſekretär Henderſon: Ich bin zu⸗ frieden, daß dieſe Konferenz unter einem Sonnenſtrahl zu Ende gegangen iſt. Das iſt eine ſymboliſche Kundgebung. Miniſterpräſident Laval ſagte: ferenz hat große Hoffnungen geweckt. wir, daß ſie nicht enttäuſcht werden. Dieſe Kon⸗ Wünſchen Europa bebt! Von unſerem außenpolitiſchen Mitarbeiter In raſendem Tempo vollziehen ſich die Er⸗ eigniſſe! Die Diplomatie Europas iſt in Auf⸗ ruhr! Europa bebt! Und dieſes große Beben hat ſeinen Herd in Deutſchland, und die Urſache iſt die deutſche Wirtſchaftskriſis! Noch vor einigen Tagen konn— ten wir von Frankreich her die ſtolzen, um nicht zu ſagen überheblichen Worte hören:„Von den Auswirkungen der deutſchen Kriſis hätte Frank— reich nicht im entfernteſten etwas zu beſorgen.“ Aber wie kam es? Der 15. Juli, der Tag nach dem franzöſiſchen Nationalfeiertag, war der ſchwärzeſte Wirtſchafts- und Börſentag, den Frankreich erlebt hat. Selbſt die beſten Staats— papiere wurden prozentweiſe geworſen. Nicht minder ſchroff waren die unmittelbaren Aus— wirkungen der deutſchen Vorgänge auf die Lon— doner Börſe. Dort wurde gleichzeitig der Kurs des Pfundes auf das ſchärfſte beeinträchtigt. Nun waren, namentlich für Frankreich, die Argu- mente, die für einen unmittelbaren Eingriff ſprachen, wirklich überzeugend genug geworden. Und ſo kam es, da wirklich keine Zeit mehr zu verlieren war, zu der Anregung, die vorge— ſehenen Beſuche der auswärtigen Staatsmän— ner an den verſchiedenſten Hauptplätzen Euro— pas einfach zu konzentrieren auf eine große Konferenz in London, die nun am Montag abend 6 Uhr beginnt. Um aber dieſer Konferenz die nötige Baſis zu geben, war eine gorherige Einvernahme zwiſchen Deutſchland und Frank— reich notwendig. und zu dieſem Zwecke erfolgte die franzöſiſche Einladung an die deutſchen Staatsmänner zum Beſuche nach Paris. Deutlicher und draſeiſcher als dutch dieſen überraſchenden Gang der Dinge, der die Diplo— matie der ganzen Welt in Bewegung jetzte, kann wohl nicht die Tatſache dokumentier: werden, daß die deutſche Krankheit weit über die deut— ſchen Grenzen hinaus gedrungen iſt, und daß das deutſche Zeben Europa zum Erbeben gebracht hat. Und noch eine Tatſache iſt außerordentlich bedeutſam: Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika wird zum erſten Male auf einer Konferenz der Vertreter der europiiſchen Müchte unmittelbar mitwirken. Staatsſekretär Stimſon wird Amerika auf der Londoner Kon— ferenz vertreten. Dieſe Tatſache iſt für den Wan⸗ del der Dinge, insbeſondere aber auch für den Wandel der Auffaſſungen in Amerika über die Notwendigkeit zum unmittelbaren Eingreifen in die Geſchicke Europas außerordentlich charakte- riſtiſch. Sie liegt freilich in der Linie der Hoo— ver-Aktion, mit der ohnehin ein grundſätzlicher Wandel in der Stellungnahme Amerikas zu den Geſchehniſſen in Europa eingeleitet worden war. Bei dieſer Sachlage wird die bereits ſagende Sachverſtändigen-Konferenz in London, an der ja auch die deutſche Reichsregierung teilnimmt und die ſich mit techniſchen Einzelheiten bezüg— lich der Ausführung des Hover-Planes beſchäf— tigt, nur noch eine untergeordnete Bedeutung einnehmen. Es kann ſich in der Tat daher nur um techniſche Angelegenheiten handeln, und im übrigen werden die Vertreter der einzelnen Länder auf der großen Konferenz an Montag den Miniſtern ihrer Staaten zur Verfügung ſte— hen können. Aus Nah und Sern Darmſtadt, 18. Juli. Vor dem Schu elle richter. Der 30 Jahre alte Schuhmacher Fritz Volk aus Darnmſtadt, der der KPD angehört, hatte ſich vor dem Schnellrichter zu verantwor— ten. Volk, der ſchwerhörig iſt, wurde von Poli⸗ ziſten aufgefordert, die Straße freizugeben. Er kam dieſer Aufforderung ſchließlich nach, dock nach wenigen Schritten drehte er ſich um und ſchlug einem Polizeikommiſſar ins Geſicht. Das Schnellgericht beſchloß zunächſt. Volt auf ſeiner Geiſteszuſtand unterſuchen zu laſſen. Der 21 NN ILA Nen Des Lebens Seltsames Spiel. Roman von Eliſabeth Ney. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(S) 30. Fortſetzung. Bill Firth kaute nervös an ſeiner erloſche— nen Zigarette, und Matthias Brecht rührte ſich nicht. Waren Stunden vergangen, als er ſich jetzt plötzlich erhob und nun in ſtummem Dank über die Hand der ſchönen Frau neigte? „Dank, Dank, liebe gnädige Frau“, klang es dabei erſchüttert von ſeinen Lippen.„Dank da⸗ für, daß Sie kamen und mir von Chriſta Nach— richt brachten, und für das, was Sie an ihr ge— tan haben.“ „Eine traurige Nachricht, entgegnete Ilona Takats leiſe. „Traurig, ſehr traurig“, erwiderte Matthias Brecht mit ſchwankender Stimme.„Es iſt ein entſetzlicher Schlag für mich, und doch läßt ſich der Gedanke, daß Chriſta tot iſt, weit eher er— tragen, als der, daß ſie den entſetzlichen Leidens⸗ weg gehen mußte, den verbrecheriſches Menſchen— hirn für ſie bereitet hatte. Sie iſt tot, ſie iſt rein geſtorben, unbefleckt vom Abſchaum dieſer Welt, rein, wie ihre junge Seele ſtets geweſen iſt. Ich Habe unendlich viel verloren. Mein Leben, mein Hoffen iſt für immer zerſtört. Aber das eine iſt mir dennoch geblieben, das ungetrübte, treue Gedenken an eine über alles geliebte Tote. Gott ſei ihr gnädig, und ihm, der ſie gleich mir ge⸗ liebt hat und mit ihr den Wellentod fand.“ „Amen“, flüſterte Ilona Takats, und trat ſchnell fort von ihm zum Fenſter. „Gehen wir“, unterbrach Bill Firth endlich das drückende Schweigen.„Doktor Staudinger und ſeine Gattin dürften ebenfalls ein Recht lieber Freund“, 2 4 Jahre alte Ludwig Weingärtner, Funktionar der ſyndikaliſtiſchen Arbeiterbewegung, hatte ſich bei den Vorgängen am Mittwoch in Darmſtadt beſonders hervorgetan. Er war im Beſitz einer Stahlrute. Das Schnellgericht verurteilte ihn wegen Aufruhrs nach 8 115 Abſ. 1 und 2 ſowie § 3 der Verordnung gegen den Waffenmißbrauch zu einer Gefängnisſtrafe von 10 Monaten. Vor dem Bezirksſchöffengericht ſollte ſich der natio⸗ nalſozialiſtiſche Reichstagsabgeordnete Münch⸗ meyer wegen Beleidigung des früheren badiſchen Miniſters Remmele verantworten. Der Ange⸗ klagte erſchien nicht vor Gericht, ſondern hatte oinen Entſchuldiaunashrief geſchrieben. daß er megen polttiſcher Angelegenheuen zurzeit nichr abkömmlich ſei. Er bat um Vertagung des Ter⸗ mins, welchem Erſuchen das Gericht im Gegen⸗ ſatz zur Auffaſſung des Staatsanwalts denn auch ſtatigab. Nächſter Termin 14. Auguſt. Mainz, 18. Juli. Zwei Schwindler rechtzeitig entlarpt. In den letzten Ta⸗ gen erſchien in den Mainzer Tageszeitungen ein Inſerat, wonach junge Mädchen zur Ausbildung für den Film gefucht werden. Den ſich melden⸗ denden Mädchen wurde zur Aufgabe gemacht, eine Kaution von 50 Mark zu ſtellen. Eine große Anzahl von Mädchen hatte ſich bereit erklärt, den Vortraa einzugehen An aginem beſtimmten Tage Scharfe Maßnahmen Die neuen Notverordnungen der Reichsregierung Mit einer erfreulichen Entſchlußkraft hat die Reichsregierung zugegriffen. Man könnte in dieſem Augenblick darüber diskutieren, ob es nicht beſſer geweſen wäre, wenn diejenigen harten aber unvermeidlichen Maßnahmen, die jetzt veranlaßt worden ſind, ſchon ein paar Tage zuvor proklamiert worden wären. Und man kan des weiteren darüber im Zweifel ein, ob die jetzigen Maßnahmen auch wirklich ausreichen, um dem Notſtand abzuhelfen. Das wird vorausſichtlich nicht der Fall ſein. Man wird bis zum normalen Zahlungs- wie über— haupt Geldverkehr noch manche Etappe harter und härteſter Eingriffe durchmachen müſſen. Die für die Allgemeinheit wichtigſte An— ordnung betraf die Verordnung des Reichs⸗ präſidenten über die Aufnahme des Reichsbank— verkehrs nach den Bankfeiertagen. Wir hatten alſo im Effekt für die ganze vergangene Woche ein Bankenmoratorium, das dazu beſtimmt war, die Vorausſetzungen für einen geordne— ten Zahlungsverkehr zu ſichern. Daneben hatten wir aber auch ein effekti— ves Auslandsmoratorium dadurch, daß in der bezeichneten Zeit auch Zahlungen an das Aus— land nicht erfolgen können. Mit die wichtigſte Notverordnung betrifft die Regelung des Deviſenverkehrs. Man hat gegenüber der Deviſennotverordnung des Jah⸗ res 1924 diesmal eine grundſätzliche Aende⸗ rung inſofern getroffen, als jetzt nicht mehr wie damals auch die Privatbanken Deviſen⸗ verkehr durchführen können. Jetzt ſind ſolche Deviſengeſchäfte einzig und allein in die Be⸗ fugniſſe der Reichsbank geſtellt. Wir haben es alſo mit einer vollkomme— nen Zentraliſierung des Deviſenverkehrs zu tun. Keine Privatbank irgendwelcher Art, keine private und ſonſtige Einrichtung, die ſich mit Geldverkehr beſchäftigt, kann und darf von nun an weder den Ankauf noch den Ver— kauf von Deviſen vermitteln oder tätigen. Auf die Verletzung dieſer Vorſchriften ſind ſcharfe Strafen, Gefängnisſtrafen und radikal hohe Geldſtrafen, die bis zum zehnfachen des Wertes der ausländiſchen Zahlungsmittel gehen, feſt— geſetzt. Auch in dieſem Punkte der Straford⸗ nung iſt man zu weſentlich verſchärften Be— ſtimmungen gekommen wie 1924. Eine Deviſenordnung, auch wenn ſie noch e ſcharfe Beſtimmungen enthielte, wäre aber nur halbe Maßnahme, wenn nicht auch Vor— kehrungen dagegen getroffen würden, daß aus⸗ ländiſche Zahlungsmittel irgendwelcher Act nur einer einheitlichen von einer zentralen Stelle erfolgenden Kursnotierung unterliegen würden. So iſt denn auch beſtimmt, daß ſolche Zahlungsmittel eine einheitliche amtliche Na⸗ tierung in Berlin erfahren, die für das gaaze i ſt. fahren. Und Sie, liebe gnädige Frau, bedärſen jetzt dringend der Ruhe.“ Frau Ilona trat vom Fenſter fort und ſchüt— telte energiſch den Kopf, wobei ſie den letzten Tränenſchimmer zu tilgen verſuchte. „Ich komme mit Ihnen, meine Herren. ich wußte nicht, daß ſich das Ehepaar ebenfalls in Kairo befindet“, ſagte ſie ſchnell. „Frau Maria iſt erſt von einer ſchweren Krankheit geneſen“, warf der Engländer bedäch⸗ tig ein;„es wäre wohl daher ratſam, wenn Sie uns nicht ſogleich begleiten würden, gnädige Frau. Der Schrecken könnte Frau Marias ohne⸗ dies zarte Nerven wieder aufs höchſte erſchüttern ſo daß womöglich ein Rückfall zu befürchten wäre.“ „Frau Maria war krank?“ fragte Ilona Ta⸗ kats aufhorchend. „Krank vor Erregung und ausgeſtandener Angſt um den Verbleib Chriſtas; aber auch nicht zuletzt um Ihren jähen, ſchnellen Tod auf der„Margarete“, ließ ſich Matthias Brecht jetzt hören. „Oh, mein Gott, die Aermſte, da will ich na⸗ türlich zurückbleiben, meine Herren; Sie haben recht. ich war unbedacht. Gehen Sie alſo allein, und dann, wenn Sie glauben, daß es keine Ge⸗ fahr mehr hat, rufen Sie mich; ich ſehne mich nach Frau Maria. Ihr ſanftes Weſen wird mei⸗ nen arg mitgenommenen Nerven wohl tun.“ „Wir holen Sie ſo bald als möglich, liebe Freundin“, antwortete Profeſſor Brecht, und neigte ſich noch einmal in ſtummem Dank über ihre ſchöne Hand. Gleich darauf hatten die beiden Freunde das Zimmer verlaſſen. * Frau Maria empfing die ſeltſamen Gäſte mit unendlicher Freude; aber ihren klugen Augen entging es nicht, daß die beiden etwas Außer⸗ gewöhmliches hergetrieben hatte, und plötzlich haben, die Wahrheit ſo raſch wie möglich zu er⸗ Wer ſolche Zahlungsmittel zu anderen höheren Kurſen erwirbt oder abgibt, ſetzt ſich ebenfalls Freiheitsſtraſen und einer Geld⸗ ſtrafe bis zum zehnfachen Werte des aus— ländiſchen Zahlungsmittel aus. Es ſei dabei bemerkt, daß Zahlungsmittel im Sinne der Deviſenverordnug nicht nur Münzgeld wie Papiergeld, Banknoten, aber auch Anweiſungen, Schecks und Wechſel ſind. Eine beſonderes ſcharfe aber nach Lage der Dinge unerläßliche Beſtimmung betrifft die in der Deviſenverordnung feſtgelegte Auskunftspflicht. Danach können der Reichswirtſchaftsminiſter oder die von ihm beſtimmten Stellen von jeder⸗ mann Auskunft über Geldgeſchäfte mit aus— ländiſchen Zahlungsmitteln oder Forderungen in ausländiſcher Währung verlangen, ob diete Geſchäfte nun im eigenen oder fremden Na⸗ men, ob ſie für eigene oder fremde Rechnung abgeſchloſſen oder vermittelt ſind. Es kann ver⸗ langt werden, daß dieſe Auskünfte eides⸗ ſtattlich abgegeben werden. Die Strafbeſtimmungen ſind diesmal noch beſonders dadurch verſchärft, daß neben der Gefängnis⸗ und der Geldſtrafe bei Zuwider⸗ handlungen auch die Einziehung aller auslän— diſcher Zahlungsmittel erfolgen kann, auf die ſich die ſtrafbare Handlung bezog. Notwendig war auch des ferneren eine Be— ſtimmung, wonach diejenigen ſich einer Geid— ſtrafe ausſetzen, die andere als amtliche Ber— liner Notierungen der Berliner Börſe als Kurſe für ausländiſche Zahlungsmittel veroöf— fentlichen. In dieſem Zuſammenhang ſteht auch eine Verordnung über die Veröffent⸗ lichung von Kurſen, wonach in öffentlichen Bekanntmachungen und Mitteilungen, die für einen größeren Perſonenkreis beſtimmt find, außer Nen amtlich feſtgeſtellten Kurſen keine anderen Kurſe über ausländiſche Zahlungsmit⸗ tel veröfſentlicht werden dürfen. Für die Ver⸗ letzung diefer Vorſchriften, die verhindern ſollen, daß die Mark ſpekulativ geworfen wird, ſind Gefängnisſtrafen bis zu ſechs Mo⸗ naten und ſcharfe Geldſtrafen feſtgeſetzt. In die Hände der Reichsbank iſt durch dieſe Deviſen verordnung eine Machtfülle ohneglei⸗ chen gekommen. Aber nach Lage der Dinge geht es garnicht mehr anders als daß auf das ſchärſſte zugepackt wird, ja wir haben ſogar den Eindruck, daß die jetzigen in Bezug auf den Deviſenverkehr getroffenen Verordnungen noch nicht die letzten Möglichkeiten jenen un⸗ ſauberen Elementen verbauen, die mit der No: und dem Elend der Wirtſchaft und des Volkes wucheriſche Geſchäfte treiben. Es kommt nun alles barauf an, daß mit der ſchärfſten Ener⸗ gie vorgegangen wird, und daß aller Welt ſicht⸗ bar Exempel ſtatuiert werden. wurde es ihr klar, daß ſie endlich Nachricht von Chriſta Wald brachten. „Chriſta lebt, oh, lieber Profeſſor, ſagen Sie raſch, Sie wiſſen etwas äber ſie!“ rief ſie aus. „Ja, liebe gnädige Frau, ich weiß etwas über Chriſta“, entgegnete Brecht zögernd, mit ſchwe— rer Stimme. „Mein Gott, lieber Brecht, ſo reden Sie ſchon, ſpannen Sie mich doch nicht ſo auf die Folter. Wenn Sie etwas von Chriſta wiſſen, ſo berichten Sie es mir doch ſchnell!“ „Es iſt eine traurige Geſchichte, gnädige Frau, die ich ſoeben erfuhr. Sind Sie auch ſtark genug das Schlimmſte zu erfahren?“ „Das Schlimmſte“, ſtammelte die junge Frau erbleichend.„Dann— dann weilt Chriſta wohl nicht mehr unter den Lebenden?“ Matthias Brecht neigte nur ſtumm den Kopf und fuhr ſich verſtohlen über die Augen. „Tot“, murmelte Frau Maria erſchüttert, „Chriſta iſt tot.“ „Ja“, klang es wie ein ſchmerzlicher Auf— ſchrei aus Brechts Mund.„Chriſta iſt tot, ſie iſt mit dem Dampfer„Margarete“ untergegangen.“ „Mit der„Margarete“! Ja, um Himmels willen, dann wäre ſie ja mit Ilona Takats zu⸗ ſammen ertrunken!“ „Ilona Takats—“, entgegnete Brecht zö— gernd, mit einem ſchnell fragenden Seitenblick auf Bill Firth. „Was iſt nir ihr, Sie ſprechen Ilona Takats Namen ſo ſeltſam aus? So reden Sie doch, lie⸗ ber Profeſſor“, bat Maria Staudinger haſtig. „Ilona Takats lebt, gnädige Frau, ſie weilt ſogar gegenwärtig in Kairo, und von ihr kom⸗ men wir ſoeben; ſie war es auch, die mir die traurige Nachricht von Chriſta brachte.“ Maria Staudinger drohte umzuſinken, ſo daß Firth ſchnell hinzuſprang, um ſie zu einem Seſſel zu geleiten. „Sie lebt, Ilona Takats lebt, und Chriſta Wald iſt tot“, erklang es da in tiefer Erſchütte⸗ wurden die Mädchen zu verſchiedenen Zeiten in ein hieſiges Hotel beſtellt, un die Kaution zu entrichten. Es(handelte ſich um ein Schwindler⸗ unternehmen. Der Kriminalpolizei iſt es gelun⸗ gen, die beiden Schwindler feſtzunehmen. Es ſind zwei junge Leute aus Oppenheim, die es auf das Geld der jungen Mädchen abgeſehen hatten. Weitere Geſchädigte wollen ſich bei der Kriminalpolizei in der Klaraſtraße melden. Frankfurt a. M., 18. Juli. Ein Groß⸗ ſchwindler verhaftet. Der Kriminalpo- lizei gelang mit der Feſtnahme des Betrügers Karch ein guter Fang. Karch heißt in Wirklich⸗ keit Hermann Mattern, geboren am 4. 9. 1891 in Odenbach in der Pfalz. Er hat in Frankfurt in zahlreichen Hotels gewohnt, immer unter perſchiedenen Namen. Meiſtens trat er unter dem Namen Meißner auf und betrieb den Dar⸗ lehensſchwindel ſowie den Vermittlungsſchwindel im Großen. Auſgrund eines Inſerates, in dem ein Verbandsleiter geſucht wurde, trat er mit zahlreichen Intereſſenten in Verbindung, enga⸗ gierte ſie für dieſe Stelle, verlangte aber dafür 100 RM in bar und 20 Prozent des Gehalts, auf die Dauer von ſechs Monaten, Bei ſeiner Feſtnahme wurden bei ihm 100 Brieſe von Leu. ten gefunden, die auf die Stelle reflektierten und möglicherweiſe Gelder bezahlt haben. Eine große Anzahl Polizeibehörden der näheren und wei.“ teren Umgebung Frankfurts hat. durch die erſder Zeitungsmeldungen aufmerkſam Zuſendung ſtalten. Idar(Nahe), 18. Juli. f Belohnung! Der von dem Saarbrücker Kaufmann Artur Levy um Juwelen im Werte von 72000 Mark betrogene hieſige Juwelier ha für die Wiederherbeiſchaffung der Juwelen oder Angaben. die zur ſtrafrechtlichen Verſolgung Le vys führen können, eine Belohnung von 9000 Franken ausgeſetzt.. Selbetschulx des aibeitstolll. gen Studenten an der Heꝛline: Anidetsifät Ein Mitglied des Selbſtſchutzes kontrolliert 0 die Ausweiſe. Die arbeitswilligen Studenten aller Par— teien an der Berliner Univerſität haben einen Selbſtſchutz gebildet, um die Wiederholung von politiſchen Zuſammenſtößen innerhalb der Univerſität un möglich zu machen. Vor allem ſollen fremde Elemente von der Univerſttät ferngehalten werden. g rung hinter ihr, und zwei weiche Frauenarme umſchlangen die Weinende. Ilona Takats war es, Zimmer getreten war. „Verzeihen die Herren, daß ich dennoch hier her kam“, ſagte ſie leiſe. Ich hielt es im Hotel die unbemerkt ins nicht mehr aus. Eine entſetzliche Unruhe trieb! mich fort. Meine Nerven haben ſich noch immer nicht. beruhigt. Laſſen Sie mich mit Frau Ma⸗ ria jetzt allein, und ſehen Sie einſtweilen nach dem Dotkor.“ 1 Brecht und Firth ſahen ein, daß die beiden Frauen wohl am beſten allein fertig werden würden und verließen ſchnell das Zimmer. f Drüben im Arbeitskabinett Doktor Staudin— 1 gers ſaßen ſie dann zu dritt lange beiſammen und beſprachen den Fall, der ſie alle tief bewegte Erſt nach Verlauf einer Stunde traten die beiden Frauen dann ins Zimmer. Sie hielten ſich leicht umfangen, und ſtanden nun wie zwer ungleiche ſchöne Schweſtern vor ihnen, immer Tränenſpuren in den Augen. In Bill Firths Blicken leuchtete es Anblick Ilona Takats ſeltſam heiß auf, und ſeine Stimme hatte nicht den gewohnten Klang, als er ſie jetzt fragte: „Wann wird Ihr Gatte von Bombay reiſen, gnädige Frau?“ „Meiner Verechnung nach heute oder mor⸗ gen, Miſter Firth“, antwortete ſie, und wandte den Blick von ihm fort.„Er hatte noch Ge⸗ ſchäfte in nächſter Nähe von Kairo abzuwickeln, ſo wenigſtens ſtand in dem langen Glückwunſch⸗ telegramm, das er mir, der Totgeglaubten, überſandte.“ „Sie haben Ihren Gatten ſchon lange nicht geſehen?“ fragte Doktor Staudinger jetzt ſchnel „Ein volles Jahr ſchon ſind wir getrennt“, antwortete ſie ruhig. Fortſetzung folgt. noch ab⸗ Wächter war, ermordet zu haben. Unter dem Druck des gemacht, die von Akten über den Betrüger in Ausſicht geſtellt. Die Angelegenheit dürfte ſich öglicherwei ch ſehr intereſſan 1 ö dadurch möglicherweiſe noch ſehr intereſſant ge biandlung verurteilte 9000 Franken miteinander beien Bab Münſter a. St. 18. Juli.„Fürſtl!⸗ cher“ Finderlohn. Auf einer Deutſchland⸗ Rundreiſe, die auch hier durchführte, verlor eine Dame der Reiſegeſellſchaft ihre Handtaſche mit 30 000 Mark Inhalt, Ein hieſiger Autowächter, der den Bombenfund ſogleich ablieſerte, erhielt die„fürſtliche“ Belohnung von—— 50 Reichs⸗ fennigen, Die im Verlieren als auch be⸗ züglich des Finderlohnes ſo großzügige Dame war ihrer Perſon nach leider nicht zu ermitteln, da ſie mit dem Autobus inzwiſchen weitergereisg war. Offenburg, 18. Juli. Mord nach 12 Jah⸗ ren aufgeklärt. In Emmingen(Amr En— gen) wurde der Malermeiſter Fritz Störck unter dem Verdacht verhaſtet, im Jahre 1919, alſo vor 12 Jahren, den Schuhmachermeiſter Jung, der bei der Firma Dierks u. Wroblewski Beweismaterials hat Störck die Tat eingeſtanden Frankenthal, 18. Juli. Wegen fahrläſ⸗ ſiger Tötung verurteilt. Am 23. Febr. ds. Is. hatte der 28 Jahre alte Kaufmann Ernſt Seilnacht aus Mannheim auf der Straße Dürk— heim Maxdorf, kurz vor dem Ortseingang von Maxdorf bei dem Verſuch, zwei vor ihm gehende Fußgänger mit dem Auto zu überholen, den Ar⸗ beiter Heinrich Adam von Maxdorf mit ſeinem Perſonenauto erfaßt und zu Boden geſchleudert. Hierbei erlitt Adam einen Schädelbruch, an deſ— ſen Folgen er am gleichen Tage im Ludwigsha⸗ fener Krankenhaus ſtarb. Nach längerer Ver— das Schöffengericht Seil— nacht wegen eines Vergehens der ſahrläſſigen Tötung anſtelle einer verwirtien Gefängnisſtraſe von einem Monat zu 300 Mark Geldſtrafe. Ludwigshafen. 18. Juli. Erhängt aufge⸗ funden. Am Freitag abend wurde ein verhei⸗ rateter 50 Jahre alter Schloſſer in ſeiner Woh— nung im Stadtteil Frieſenheim erhängt aufge⸗ funden. Der verſtändigte Arzt konnte nur noch den Tod feſtſtellen. Die Urſache der Selbſttötung iſt noch nicht geklärt.„ Ludwigshafen, 17. Juli. Er muß immer wieder ſtehle n. 18 Vorſtraſen, meißs wegen Diebſtahls, haben den 33jährigen Arbeiter Franz Rahm nichts abgehalten, einem Maurer zwei Pfandſcheine aus dem Geldbeutel zu ſtehlen. Nur dem Umſtande, daß der Beſtohlene die Scheine wieder bekommen hat, hat er es zu verdanken, daß er vor dem Zuchthaus bewahrt wurde. Er erhielt fünf Monate Gefängnis. Edenkoben, 19. Juli. Küferſchlegel als Waffe.— Im Verlauf eines Streites ſchlug ein Küfer von hier auf einen im gleichen Hauſe wohnenden Arbeiter mit dem Küferſchle— gel dermaßen ein, daß der Arbeiter bewußtlos zuſammenbrach und ins Krankenhaus Ludwigs⸗ ſtift eingeliefert werden mußte. Der Täter ging auf dem Fahrrad flüchtig. Annweiler, 17. Juli. Schwerer Zuſam⸗ menſtoß. Geſtern abend gegen 6 Uhr fuhren 2 Radfahrer von Waldrohrbach heimwärts. Au⸗ ßerhalb Annweilers überholte ein Motorradfah' rer aus Wernersberg die auf der rechten Stra— ßenſeite fahrenden Leute und fuhr dem Radfah— rer Speeter von hinten auf das Fahrrad auf, ſodaß Speeter ſchwer ßürzte und von dem Mo— torradler noch das linke Bein zuſammengefah— ren bekam. Speeter wurde von der freiwilligen Sanitätskolonne in das hieſige Bezirkskranken— haus verbracht. Der Tatbeſtand wurde behörd— licherſeits ſofort aufgenommen. Die leichtſinnige Raſerei des Motorradlers iſt an dem bedauer⸗ lichen Unfall ſchuld. Eine exemplariſche Strafe wird die Buße ſein. Zwischen 2 Zigaretten 3 MO Tabletten Berlin, 18. Juli. Reichsminiſter Treviranus ſprach geſtern Abend im Rundſunk zur politi- ſchen Lage. Der Miniſter führte hierbei u. a. aus: Bei allem Ernſt der Lage, den niemand leugnen darf, iſt in Wirklich kein Grund zur Verzweiflung. Jeder von uns ſollte wiſſen, daß in dem lang— andauernden Ringen um unſere wahrhafte Gleichberechtigung unter den Völkern der Erde und die Befreiung von unberechtigten Vorbela— ſtungen durch den Entſchluß des Präſidenten der Vereinigten Staaten uns neue berechtigte Hoffnung gegeben iſt. Ein 65 Millionen-Voltk hat einen Anſpruch darauf, endlich wieder die Möglichkeit zu errin— gen, in Frieden und Freiheit zu leben und zu arbeiten. Es erwartet aber gleichzeitig von ſei— nen Vertretern, daß als Preis hierfür nicht das Opfer der deutſchen Abhängigkeit und eines würdigen Nationalſtolzes gebracht wird. Die Reichsregierung, erklärte der Miniſter weiter, hat mit ihrer jüngſken Notverordnung nicht im entfernteſten die Urſachen der Kreditnot beſeitigen können, ſondern nur in einigen Punk— ten die ſchwerſten Stauungserſcheinungen der plötzlichen Kriſe im Geldverkehr gelockert. Alle Maßnahmen dienen nur dem allgemeinen Be— ſten, nicht einzelner Weniger, ſondern des gan— zen Volkes. Die Lockerungen werden planmäßig weiter erfolgen. Der jetzige Zinsſatz für Ein— lagen von Guthaben bei den Sparkaſſen und Banken wird auch zeigen, wie kurzſichtig ſie in ihrer Panikſtim⸗ mung gehandelt haben. Die Behauptung weiter Kreiſe, erklärte der Miniſter noch, daß nur die außerhalb der Verantwortung ſtehenden Kreiſe die heutigen Zuſtände vorausgeſagt und ſich da— mit als ehrliche Patrioten bewährt haben, trifft ins Leere. Es iſt unſinnig, daß die Regierung ſich irgendwelchen Selbſttäuſchungen hingegeben hat. Der äußere Erfolg der Regierung iſt ge— den Hamſterern in Kürze weſen, daß der Reichshaushalt zur Zeit noch in Um die Erhaltung des Burgfriedens miniſter Treviranus ſpricht über die Tage Ordnung is. Und wenn wir auf dieſe Frage mit Recht eine Antwort geben müſſen, ob wir es zu⸗ laſſen können, daß weiterhin ſehr große Summen deutſchen Nationalvermögens, deutſchen Geldes ins Ausland wandern oder jenſeits der Grenzen unſeres Vaterlandes angelegt werden, ſo erklä— ren wir, daß die kommende Notverordnung des heutigen Tages gegen Kapital,. und Steuerflucht den Zweck haben ſoll, mit allen dem Staate zu Gebote ſtehenden Mitteln die Rückkehr dieſer Gelder zu erzwingen. Es wird dabei eine grö— ßere Amneſtiefriſt gewährt, ſodaß jeder, der heute in Selbſtbeſinnung auf die ſchwere Kriſe mit dem Volke geht und freiwillig ſeine Mittei— lungen an das Finanzamt und an die Reichs⸗ bank über ſeine baren Deviſenbeſtände machen wird, von jeder Strafe freigeſtellt wird. Wer aber trotz dieſer Aufforderung künftighin Ver— mögensbeſtände dieſer Art verſchweigen wird, wird mit Gefängnis bezw. Zuchthaus oder Geld— ſtrafen ohne Höchſtbegrenzung, ſomit auch mit Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte bei Zuchthausſtrafen verfolgt werden. Daneben wird auch dem Auslande klargemacht werden müſſen, daß in dieſer ſchweren Zeit das deutſche Volk nicht mehr in der Lage iſt, ſei es zur Echolung, ſei es zum Vergnügen, im Auslande ſeinen Ver⸗ dienſt abzutragen. Deshalb wird mit Wirkung von heute bei den Grenz⸗ übertritten für jeden Paß eine Gebühr von 100 Mart erhoben werden mit Ausnahme des kleinen Geenzver— kehrs der Auswander- und Wanderarbeiter. Wir ſind uns bewußt: Dabei wird es ohne Härten leider nicht gehen. Wir hoffen, daß ein Teil dieſes Geldes den deutſchen Gaſswirien und Erholungsſtätten zufließen wird. Ein Leben der Vorkriegszeit werden wir uns vorläufig nicht leiſten können. Es iſt grundfalſch, Hoffnungen zu erwecken, daß die Befreiung von den Tribut⸗ laſten und plötzlich das goldene Zeitalter ſchaf— fen würde. ß ͤdddddddddddddßdõßßõõũã ñ ñ D Rieſenüberraſchung im Davispokal England ſiegt im Interzonenfinal 11 am erſten Tage. Am Freitag begann im Pariſer Tennisſtadion Roland Garros das von der ganzen Teuntiswelt mit größter Spannung erwartete Interzonen⸗ final im Davispokal⸗Wettbewerb zwiſchen Eng⸗ land und den Vertretern der USA. 600 Zu- ſchauern waren gekommen und ſie ſahen auch die erhofften ſpannenden Kämpfe und— wenig⸗ ſtens im erſten Treffen— das hochwertige Ten- nis. In den beiden erſten Einzelſpielen konnte ſich jede Mannſchaft einen Punkt ſichern, bei dieſem unentſchiedenen Stande— der ſich wahr— ſcheinlich auch in den beiden letzten Einzelſpielen am Sonntag wiederholen wird— konzentriert ſich nun die ganze Spannung auf das am Sams- tag ſtattfindende und vorausſichtlich entſcheidende Doppelſpiel. 1 0 Amerita führt 2:1. Gegen England haben die Amerikaner am Samstag das Doppel gewonnen und damit eine 2:1⸗Führung erreicht. Zum Doppelſpiel Lott⸗ v. Ryn(USA.) gegen die engliſche Kombination Hughes⸗Perry fanden ſich an Samstagnachmit⸗ tag im Pariſer Tennisſtadion Roland Garos nur 4000 Zuſchauer ein. Der Kampf war für die Amerikaner, die nur einen Satz abgaben, eine verhältnismäßig fehr ſichere Angelegenheit Lott⸗van Ryn ſiegten ſicher mit 6:1. 6:3, 4:6, 6:3. Die Aemerikaner zeigten dabei nur ſoviel, wie notwendig war, um zu gewinnen. England ſchlägt Amerika 3:2. Die 6000 Zuſchauer, die am Sonntag nachmit— tag zum Pariſer Tennisſtadion Roland Garros kamen, um die beiden letzten Einzelſpiele des Interzonenfinales Amerika England zu ſehen, erlebten eine Rieſenüberraſchung. Man rechnete mit einem ſicheren Siege der Amerikaner, die nur noch einen Punkt zum Enderfolg gebrauchten. Es kam aber wieder einmal anders, als man ge— dacht hatte. Die Engländer konnten beide Cpiele gewinnen und damit den Endſieg 3:2 an ſich angen und die Amerikaner aus dem weiteren Wettbewerb ausſchalten. Amerika, das in die— ſem Jahre nach längerer Panſe wieder als Da— viscoup⸗Favorit ausſah, wurde bereits im In— terzonenſinale ausgeſchaltet. England beſtreitet am kommenden Wochenende in Paris die Herausforderungsrunde gegen Frankreich und auf dieſen ampf darf man ange— ſichts der hervorragenden Form, in der ſich die beiden engliſchen Spitzenſpieler Auſtin und Perry am Sonntag zeigten, wirklich geſpannt ſein. J erſten Einzel des Sonntag war die größte Ueberraſchung fällig. Der Engländer Perry, der in den Spielen am Freitag und Samstag ſehr enttäuſchte, übertraf ſich ſelbſt und ſchlug den völlig verſagenden Sidney Wood 6:3, 8:10, Der Reichspräſident wieder in Berlin bene ede öder 5 Reichspräſident von Hindenburg bei der An⸗ kunft in Berlin. Links Staatsſekretär Dr. Meißner. Infolge der äußerſt kritiſchen Lage iſt auch Reichspräſident von Hindenburg von ſeinem Urlaub, den er auf Gut Neudeck in Oſtpreu⸗ zen verbrachte, in die Reichshauptſtadt zurück⸗ zekehrt. 6:3, 53. England hatte durch dieſen Sieg auf 22 aufgeholt und vom letzten Einzel hing nun die Entſcheidung des Kampfes ab. Die Erregung des Publikums wrde fieberhaft. Sie ſteckte aber den jungen Bunny Auſtin, der gegen ſeinen rie gen Gegner Frank Shields wie ein Knabe wirkte, icht an. Auſtin ſpielte einen wundervol⸗ len Tennis. Seine hervorragende Technik, ſeine große Schnelligkeit ſchalteten den Amerikaner voll⸗ kommen aus und mit 816, 6:3, 725 konnte Auſiin verhältnismäßig leicht den Sieg an ſich bringen. Der junge Sieger wurde vom Publikum ſtür⸗ miſch gefeiert. Fußball „Rapid“⸗Wien in Süddeutſchland. 5 Die ausgezeichnete Fußball⸗Mannſchaft von Rapid⸗Wien wird Anfang Auguſt vier Spiele in Siiddeutſchlang austragen. Das erße Trei— en ſteigt am 1. Auguſt in Saarbrücken gegen den FC. Saar 05, tags darauf ſpielen die Wie— ner gegen den FC. Pirmaſens, deſſen Maun— ſchaft die Internationalen Hergert und Hoh— mann angehören. Am 4. Auguſt ſtellt ſich Rapid in Würzburg dem FC. Würzburg zum Kampf. Den Beſchluß der Wettſpielreiſe macht eine Be— gegnung mit der Elf der Spielvereinigung Fürth, die den Wiener Profeſſionals am 6. Auguſt gegenübertritt. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 480 Stück Verkauft 354 Stüc Milchſchweine das Stück 6—12 Mk. Läufer das Stück von 17— 30 Mk. Marktverlauf gut. F111 ĩᷣ ̃ ̃⁵ᷣVdß ⁊ ͤ y d. PO—k!:!:!!! rr.... Der belauſchte Erdball Die Arbeit des Tonfilmreporters. Von Heinz von Lichberg. Wir entnehmen dieſen aufſchlußreichen Artikel der Tonſilm-Sondernummer der „Woche“. 5 Wer je das Glück oder die Aufregung hatte zufällig Zeuge eines weltbewegenden Ereigniſſes zu ſein, der hat auch gewiß jene angeſtrengt arbei⸗ tenden Männer bemerkt, die apparateſchleppend an der Stätte des Geſchehens umherirren, die mit ganzen Laſtwagen angefahren kommen, die Strip⸗ pen hinter ſich herſchleifen, die ſich erhöhte Stand⸗ orie ſuchen, auf Bäume klettern, ſich mit der ab⸗ ſperrenden Polizei herumbalgen— die völlig reſpektlos allen Konſerenzminiſtern auf fünf Meter zu nahe kommen und ſich überhaupt gebär— 1 als ſei die ganze Sache nur ihretwegen paſ— iert, Dieſe Männr, liebes Publikum, ſind deine Opfer. Was ſie tun, tun ſie für dich und nur für dich. Wenn irgendwann einmal der Satz Zeitungen ſteht:„... bewegten Herzens ſieht ganz Europa dieſem erſchütternden Ereignis zu!“ — dann ſind ſie die Augen dieſes bewegten Eu⸗ ropas. Reportage hat immer etwas Haſtendes, Ge⸗ hetztes— Reportage muß immer raſen, immer kämpfen— immer muß ſie über Hürden und Knüppel ſpringen, die entweder ſowieſo da ſind oder ihr zwiſchen die Beine geworfen werden. Aber das iſt es vielleicht gerade, was dieſe Männer ſo reizt— dieſer Wille, dieſer Sport, durch und über alle Hinderniſſe im Wettlauf mit der Aktualität als Erſter zum Ziel zu kommen. Nicht wahr?— Da werden von der Autoindu⸗ ſtrie große Fahrten veranſtaltet, zehntauſend in den Kriege. Zu Kilometer weit, durch ganz Europa, über Stoa und Stein. Man nennt das Zerreißprobe für Maſchinen und Material. Wie aber werden dieſe Leute zerriſſen in ihrem Beruf! Deshalb müſ— ſen ſie auch Kerle ſein, die etwas aushalten kön⸗ nen und nicht nur techniſches Können, ſondern auch ſtählerne Energie und einen klugen Kopf beſitzen. Sie müſſen alle ſein wie der ſelige Odyſſeus, der bekanntlich nicht nur den Bogen ſpannen konnte mit der Kraft ſeines Armes, ſondern auch der Liſtenreiche genannt wurde. E Irgendwo, in der Zentrale, ſitzen ſie und lauern darauf, daß eine Meldung kommt. Dann aber los. Heute nacht iſt das engliſche Luftſchiff in Frankreich zugrunde gegangen— fünfhun— dert Meter. Hau ab und ſieh zu, wie du weiter kommſt. Fahrpläne, Flugpläne— Päſſe, Mate— rial, Apparate— Behörden hier und Behörden da, Schwierigkeiten ſind immer da, irgendeiner frühſtückt immer gerade, und jede Minute iſt koſt— bar— Polizei, Abſperrung, Lichtverhältniſſe, Erlaubnisſcheine—— und morgen abend muß der Film laufen!— Und er läuft. * Die erſte deutſche Filmreportage entſtand im dienſtlichen Zwecken zwar, aber manches davon iſt auch vor das Publikum ge— kommen. Da gab es eine Anzahl ſogenannter Filmtrupps, drei davon waren Kenpſ-Film⸗ trupps und arbeiteten an der vorderen Front. Sie wurden überall da eingeſetzt, wo der Welt— brand beſonders heiß loderte— ſie ſaßen auf Torpedobooten— ſie fuhren durch das Minen⸗ ſeld vor der Inſel Oeſel— ſie drehten den Sturm auf den Kemmelberg— Infanterieangriffe und Fliegerkämpſe— ſie waren in Rumänien, vor Douaumont, am Toten Mann, in Flandern, am Roten⸗Turm⸗Paß, an der Kleinen Bereſina, im Bosporus und bei Arras. Sie taten nicht mehr als die Million Soldaten— aber ſie konnten nicht ſchießen, ſich nicht verteidigen— ſie war⸗ fen keine Handgranaten, ſondern drehten. Sie machten Reportage und waren die Bildchroniſten des Krieges. Die Filmreporter unſeres heutigen, ſogenann— ten friedlichen Zeitalters ſind ihre Nachfolger. Erinnert ihr euch noch des Winters 1928— ſelbſt die berühmten älteſten Leure konnten ſich nicht entſinnen, daß es jemals ſo kalt geweſen war— da fror die Oſtſee zu und der Fähr— dampfer Warnemünde—Gjedſer ein. Eingefro— rene Dampfer in der Oſtſee ſind nichts Alltäg— liches, und das Publikum hatte ein Recht darauf, ſo etwas im Film zu ſehen. Alſo nahm der Filmreporter ſich ein offenes Sportflugzeug— aus einem geſchloſſenen konnte er nicht arbeiten— und flog bei der knackenden Kälte hinaus auf die Oſtſee, dorthin, wo das ein— gefrorene Schiff lag. Am nächſten Tage lieſen 50 Meter eingefrore— nes Schiff— aber von den erfrorenen Händen des Operateurs, von den Schmerzen, die er in der eiſigen Luft ſtundenlang hatte ertragen müſſen, von den zuſammengebiſſenen Zähnen war nichts auf dem Bildſtreifen zu ſehen. Dieſe Filmreporter ſind— wie übrigens alle Reporter— von einer Art beruflichem Jagdfie— ber gepackt. Damals, als Nobile von Stolp aus ins nördliche Unglück ſtartete, da lief einer ver— zweiflungsvoll mit ſeinem Kaſten in der Nacht um die Halle herum und wimmerte:„Bloß noch ein bißchen Wind, noch ein bißchen Wind mehr. daß er nicht weg kann, bevor es hell ift!“ Es ſtellte ſich heraus, daß der Mann am Morgen aus Berlin weggefahren war und bis Mitternacht noch nicht einmal etwas gegeſſen hatte— aber er hatte keinen Sinn dafür— er wollte zuerſt den abfahrenden Nobile auf dem Film haben und den Film auf dem Wege nach Berlin. Ein Ufamann hatte in Hamburg gefilmt und ſich, weil in der Eile kein paſſender Zug ging und ein Flugzeug nicht aufzutreiben war, ein Auto nach Berlin genommen. Mitten auf dem Wege gab es einen Zuſammenſtoß. der Filmmann flog mit dem Geſicht durch die Scheibe, der Wagen war zertrümmert— aber der Film kam rechtzei— tig an. Dafür hatte der Verwundete noch ge— ſorgt. Und keiner der Zuſchauer ahnte vierund— zwanzig Stunden ſpäter, daß der Verfaſſer des kurzen aktuellen Bildberichtes irgendwo mit zer— ſchnittenem Geſicht in einem Kleinſtadtkranken— haus zwiſchen Berlin und Hamburg lag. Was für eine Unmenge von filmiſchen Komö— dien und Tragödien ſind nicht allein mit unſe— rem„Zeppelin“ verbunden— was iſt da nicht alles in der Luft und auf dem Lande in aller Welt durchgemacht und verſucht worden, um beſondere Aufnahmen zu erzielen? Es war wäh— rend der Weltfahrt ein Operateur an Sord, der war meiſtens nur nachts zu ſehen. Am Tage hing er immer irgendwo am Schiff— mal war er obendrauf— mal hing er halb ſeſtgebunden, halb von Männerfäuſten gehalten zu einer Luke hinaus— einmal hat er es ſogar fertiggebracht. in den Landepufſer unter der Führergondel zu kriechen. Eigentlich ſollte man bei derartigen Gelegenheiten einen Mann mitſchicken, der den Filmoperateur filmt. Vor kurzer Zeit, als in Berlin die Rütt— Arena brannte, kamen die Kameraleute gleichzei— tig mit der Feuerwehr an und mußten ſehr ſchnell gewaltſam etwas weiter entſernt werden, damit ſie ſich nicht im Eifer des Gefechts die Schlipſe verbrannten und—— Aber genug davon. Solche Beiſpiele gibt es zu Hunderten. Natürlich ſoll der Zuſchauer nicht beim An⸗ blick jeder Wochenſchau denken: Mein Gott, was für Schwierigkeiten mögen denn nun mit dieſer Aufnahme wieder verknüpft geweſen ſein! Aber es iſt ganz gut, wenn er weiß, daß die Sache nicht ſo einſach iſt, und daß die Filmrepor⸗ ter ſtille, namenloſe Berufshelden ſind— und geriſſene. —