1 75 10% Preisermäßigung auf alle Betten u. Bettwaren, Feder- betten, Matratzen, Stepp— decken, Schlafdecken, alle Wäsche, Aussteuer-Artikel mit Ausnahme weniger Netto-Artikel Beginn: Montag, den 20. Juli, 8 Uhr Liebho H, 2 H, 4 HJ, 18 H 1, 14 Erstes und größtes Spezislhaus für Beſten u. Bettwaren Kirchenſteuet ro 1931. Reklamationen werden Dienstag und Mittwoch, den 28. u. 29. Juli von 9—12u. 4 7 Uhrenigegengenommen. Beſcheinigung über Arbeitsloſigkeit vom Arbeitsamt und Beſcheinigung über verkürzte Arbeit im Betrieb iſt mitzubringen. Das kath. Pfarramt: Wolf, Pfarrer. Blumenkohl, Rolkraut, Weinkraut, Wirsing, Erbsen und Harolten, KHonlrahi und K 0 p. Salat verkauft E 0 6 ˖ Schlafzimmer neu hell und freundlich gehalten. Da wir in den heutigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen auch Jung⸗ verlobten eine Möglichkeit geben wollen, die auch noch nicht ſo viel erſpart haben, ſich ein neues Schlafz. zu beſchaffen, ha⸗ ben wir uns entſchloſſen, ein derart neues Zimmer aus unſeren Beſtänden zuſammenzuſtellen. Selbſt⸗ verſtändlich paßt dieſes Schlafzimmer genau zu⸗ ſammen. Es beſteht aus Lokale Nachrichten Voranſchlagsberatung. Heute Diens⸗ tag Abend wird der Gemeinderat in ſeiner Sitzung den Voranſchlag der Gemeinde, ſowie der Gas-, Waſſer⸗ und Elektrizitätsverſorgungsanlage pro 1931 beraten. Weiter ſteht zur Beſchlußfaſſung die Erhebung der erhöhten Bierſteuer ſowie Ein⸗ führung und Erhöhung der Bürgerſteuer. * Im Jungmänner-⸗Verein findet heute Dienstag Abend 7/9 Uhr ein ſehr intereſſanter Vortrag ſtatt. Man gehe deshalb in den„Frei⸗ ſchütz“ und höre das Thema:„Die Urſachen der heutigen Finanzkriſe und die politiſchen Hintergründe“. Aufklärung iſt in dieſer ſtürmenden Zeit nötig, um ſich ſelbſt vor Gefahren zu ſchützen. * Zwangsverſteigerung. Das Anweſen Wieſenſtraße 5, eingetragen auf Kurt Schloßhauer wird morgen Mittwoch, den 22. Juli 1931 nachm. 2½ Uhr, auf dem hieſigen Rathaus durch das Amtsgericht Lampertheim zwangsverſteigert. In- tereſſenten ſeien darauf aufmerkſam gemacht. * Motorrad-⸗Rennen in Mannheim. Am 2. Auguſt ds. Is. bringt der Motorrad- Club Mannheim e. V. auf den Rennwieſen in Mannheim wiederum ein Motorrad⸗Rennen zur Durchführung. Der bisher ſtarke Meldeeingang der Fahrer, unter denen ſich die beſten und bekannteſten Fahrer Deutſch- lands befinden, läßt ſowohl qualitativ als auch quantitativ auf einen hervorragenden Sport ſchließen. Es werden ſowohl Solo-Rennen als auch Rennen mit Seitenwagen durchgeführt. Daß man mit Motor- rädern über richtiggehende Hinderniſſen fahren kann, hat die Welt bisher nicht geſehen. Trotzdem werden bei der nächſten Veranſtaltung erſtmals ſolche Rennen über Hinderniſſe gezeigt, auf deren Verlauf man beſonders geſpannt ſein darf, gehört doch zum Ueber— ſpringen eines derartigen Hinderniſſes ſehr viel Mut und Gewandheit des Fahrers. Ein weiterhin eingelegtes Damenrennen ſoll auch dem ſchwachen Geſchlecht die Möglichkeit geben, ſich in die neue Sportart einzufühlen. * Impfung in Viernheim. Auf die Bekanntmachung betreffend Impfung, die in heut⸗ iger Nummer enthalten iſt, wird auch an dieſer Stelle nochmals ausdrücklich aufmerkſam gemacht. »Sſchreinermeiſtertagung. Der Landes- verband heſſiſcher Schreinermeiſter hält ſeinen dies- jährigen 9. Verbandstag am 1. und 2. Auguſt in Groß-Gerau ab. Regenmaſſen fielen Ueberſchwemmungen und Schäden überall. Im Laufe des geſtrigen Sonnta js gingen über weite Teile unſeres Heimatgebietes ſtarle Regenfälle nieder, die verſchiedenerorts zu regel⸗ rechten Woltenbrüchen und Ueberſchwemmungen ausarteien. Ueberall haben die niedergegangenen Waſſermaſſen erheblichen Schaden angerichtet; insbeſondere iſt der Landwirt, dem überhaupt die Regentage der letzten Woche ganz und gar nicht in ſein Ernteprogramm paſten, durch die neuerlichen Regenſchauer empfindlich geſchädigt worden. Der Ertrag der gemüh en Getreide⸗ felder, der größtenteils noch drauſien liegt, beginnt durch die Näſſe bereits zu keimen und damit den Landwirt um den Segen ſeiner Mühe zu brin⸗ gen. Auch dem Obſtbau ſind die Regenmaſſen beſtimmt nicht förderlich geweſen. Wie wir hören, iſt auch im Odenwald ein ſchwerer Wolkenbruch niedergegangen, der ziemlich Unheil hinterlle ß. 1 Sporlpla im Wald mit 0 Vg Reſt.„Waldschenke“. 0 0 Aufforderung an alle unſere Mitglieder! Auf dem Sportplatze ſollen Stehteraſſen auf der rechten Platzſeite geſchaffen werden, damit die Zuſchauer beſſer ſtehen können. Unſere Mitglieder wollen ſich lt. Beſchluß der Generalverſammlung jeden Tag mit Schippe und Hacke einfinden, erwerbs- loſe Mitglieder wollen ſich mehr zur Verfügung ſtellen, ſonſt ſtets von Mittags 4 Uhr ab. Die Arbeiten müſſen dringend ausgeführt werden und wir erwarten ſeitens aller Mitglieder ſofortige Be- teiligung. Zuſchauer bei dieſen Arbeiten ſind nicht erwünſcht, nur wer Arbeitsgeräte mitbringt, iſt im Platze an dieſen Tagen gern geſehen. Der Vorſtand. Vereins- u. Trainingsabende der Spugg. Amieitia 09 E. V. Waldſportplatz mit Reſt.„Waldſchenke. Dienstag Abend 6 Uhr: 1. M. mit Erſatzleuten Lauftraining mit Ball. 5 Mittwoch Abend 6 Uhr: Jugend- und Schülerm. leichtathl. Training. Leiter Herr Sommer. Donnerstag Abend 6 Uhr: Trainingsſpiel der 1. M. gegen Reſerve. 1. M. ſteht: Krug, Kiß, Faltermunn, Martin 1, Mandel, Ehr- hardt, Pfenning 1, Schmidt, Vallendor, Pfenning 2, Kiß 2. Schiedsrichter: Sommer, Leitung: Bender. Freitag Abend 6 Uhr: 2. trainingsſpiel. Ohne Sport iſt das Betreten des Spielfeldes ver- boten. Die Reſervemannſchaft für das Trainings- ſpiel am Donnerstag erhält ſchriftliche Einladung. Die Spieler der 2. M. haben bis Donnerstag Mittag beim Platzwart die Trikots abzuliefern. Die Sportleitung. und 3. M., Fußball- Wochenplan des Turnerbundes. Montag: 8¼ Uhr Turnerinnen im Lokal. Dienstag: 5 Uhr Schüler auf dem Sportplatz. 8 Uhr Turnftunde für alle Turner im Freiſchütz. Mittwoch: 5 Uhr Schülerinnen auf dem Sportplatz. Donnerstag: 8 Uhr Turnnrinnen auf dem Sport- platz. 8 Uhr Trommler u. Pfeifer auf dem Sportplatz. Freitag: 5 Uhr Schüler auf dem Sportplatz. 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner, Sportler u. Handballſpieler im Freiſchütz' Jungmänner⸗Oerein. N Heute Abend 9 Uhr Ver- ſammlung im Zreiſchütz; Vortrag: „Die Urſachen der heutigen Linanzkriſe u die politiſchen Hintergründe.“ * Da die Zuſammenhänge für euch alle ſicher wiſſenswert ſind, darf ich vollzähliges Erſcheinen erwarten Euer Präſes. Abfallpapier zum Feueranzünden geeignet, wird wieder ein Vorrat abgegeben. Säcke bitten wir mitzubringen. Viernheimer Inzeiger. 1 ſchönen Garderobeſchr. mit 2 dazu paſſenden Bettſtellen, 1 Waſchtiſch mit Spiegelaufſatz, 2 paſſ. Nachttiſchen u. 2 Stühlen. Für RM. 165. können Sie dieſes Zimmer ſchon haben. Falls Sie es noch nicht ſoſort unterbringen können, ſind wir bereit es auch auf Lager zu halten. Can des Mannheim⸗Lindenhof, Bellenſtraße 2(Alte Oel⸗ fabrik) hinter dem Haupt- bahnhof, durchgehend ge— öffnet von 8 bis 7 Uhr. Iii zu verhaulen. 4 Kleiderſchränke 3 Betten, 1 Waſchtiſch, 1 Grammophon mit Platten, 1 Kommode mit Schreibtiſch, 1 runder Tiſch, 1 Partie Stühle, 1 Küchen⸗ ſchrank, 1 Partie Arbeitshoſen, Schuhe und Stiefel uſw. Verkaufe gegen Raten⸗ zahlung. Peter Benz, Annaſtraße 20. Schön möbl. Zinner zu vermieten. Wo, ſagt der Verlag. Inſerate machen ſich ſtets bezahlt. Der Geſchäftsumſatz er- höht ſich und ſomit auch 9 der Gewinn. 90 Säumen heißt verſäumen! Neue Nartoltein hat zu verkaufen Heinrien Fallermann Moltkeſtraße 15. Malorrad gut erhalten, zu ver- kaufen od. zu tauſchen Von wem, ſagt der Verlag 25 Ar in guter Lage zu ver⸗ kaufen. Wo, ſagt der Verlag. Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Mirabellen. Morgen Mittwoch, den 22. ds. Mts., vorm. 11 Uhr, werden im Sitzungsſaal des Rathaufes die Mirabellen in den Allmen öffentlich verſteigert. Viernheim, den 20. Juli 1931. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Die Ausführung des Reichsimpfgeſetzes; hier die öffentliche Impfung im Jahre 1931. Der diesjährige öffentliche Impftermin für die im vorigen Jahre geborenen Kinder wurde auf Donnerstag, den 23. Juli 1931, vormittags von 8¼—12 Uhr und nachmittags von 1—4 Uhr, der Nachſchautermin auf Mittwoch, den 29. Juli 1931, nachmittags von 2—5 Uhr feſtgeſetzt. Den Eltern uſw. der Erſtimpflinge werden in den nächſten Tagen die Verhaltungsvorſchriften zugeſtellt, auf welchem rückſeitig die einzuhaltende Stunde und die zu merkende Liſtennummer jeweils angegeben iſt. Die nicht in Viernheim geborenen Erſtimpflinge ſind ebenfalls zu obigem Termine vorzuführen, auch wenn keine Vorladung erfolgt iſt. Für die Impfung ſolcher Pflichtigen, die im Termin ohne begründete Entſchuldigung nicht er⸗ ſcheinen, müſſen die Vertreter auf ihre Koſten ſor⸗ gen und wenn der geſetzlichen Friſt nicht bis zum Jahresende genügt wird, treten außerdem die ge⸗ ſetzlichen Nachteile ein. Viernheim, den 21. Juli 1931. Heſſ. Polizeiamt J. V.: Kraus. I eee LL L L MHäse billiger! Uimburger ld. nur 36 Pig. Eüamer 20%„ Versch. Sorten Wwelehkäse in Schachteln Dach- U. Bratöl Ur. nur 75 Pig. Salelo“' 1 Hokostelt l. Tafeln Pid. von 30 pig. An Slum, 8, Bananen— Tlironen Bruchreis b ur 14. und außerdem 6 Prozent Rabatt! Hamburger Kaffee⸗Lager R. Hohmann hams 8 Carls Rathausſtraße 62. e e, seals fön f 2 I. Taleban Der titl. Einwohnerschaft, insbe- sondere Nachbarn, Freunden und Be- kannten, die ergebene Mitteilung, dab ich im Hause meiner Eltern Ludwigstraße 14 eine denlunmacnerel eröffnet habe. Es wird stets mein Bestreben sein, meine werte Kundschaft streng reell, gut und billig zu bedienen und bitte um geneigten Zuspruch. Hochachtend ddorg Ehrhard. scnunmacherel Ludwigstraße 14 Mehlſäcke Stück 40 Pfg. hat abzugeben Georg Pfenning Bäckerei Waſſerſtraße 65. uſchläge für Steuerrückſtände wtb. Berlin, 21. Juli. In den letzten zwei Wochen ſind die Steuereingänge außerordent⸗ lich ſtark zurückgegangen. Eine pünktliche Steuerzahlung iſt jedoch dringend erforderlich. Eine heute erlaſſene Verordnung weſentlichen die gleichen Beſtimmungen, ſie im Dezember 1923 die zweite Steuernotver— ordnung getroffen hatte. Die wichtigſte der Be⸗ ſtimmungen lautet dahin, daß für rückſtändige Beträge an Einkommen⸗ ſteuer, Körperſchaftsſteuer, Vermögens⸗ ſteuer, Erbſchaftsſteuer, Umſatzſteuer, Grund⸗ ſteuer, Gewerbeſteuer oder Hauszinsſteuer für die Zeit vom 1. Auguſt 1931 ab Ver⸗ zugszuſchläge in Höhe von 5 v. H. halb⸗ monatlich erhoben werden. Eine Erhebung von Verzugszuſchlägen findet jedoch nicht ſtatt, falls die Steuerbehörde für die rückſtändigen Steuern Stundung be⸗ willigt hat. Geſtundete Steuern ſind, ſofern nicht zinsloſe Stundung bewilligt iſt, mit jährlich 5—12 v. H., je nach der beſonderen Lage des einzelnen Falles, zu verzinſen. Für die ſogen. Aufſchubzinſen l(insbeſondere bei Zöllen) beträgt der Zinsſatz in Zukunft 10 v. jährlich; doch bleibt es für Beträge, die vor der Verkündung der neuen Verordnung aufgeſcho. ben worden find, bei dem bisherigen Zinsfuß Bei denjenigen Steuern, bei denen nicht die neuen Vorſchriften über Verzugszuſchläge Platz greifen.(3. B. bei den Verbrauchsſteuern), werden bei nicht rechtzeitiger(unbefugterweiſe unterlaſſener) Zahlung Verzugszinſen erhoben die für die Zeit vom 1. Auguſt 1931 ab 2 v.. monatlich betragen. Pfund 30 Pfg. Eppel sies, 23. der Landvolk-Partei, Landrat a. D. tung in ausländiſche Agrarprodukte enthält im wie ö 9 2 (Gternheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernh et Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. D 1,50 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte 5 Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fenn e. 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt nkfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 168 Mitt Die Ernährung des Volkes geſichert! Die„Landvolk-Nachrichten“ veröffentlichen ſol⸗ genden Appell des ſtellvertretenden Vorſitzenden Dr, Gereke— Preſſel M. d. R.: Die ſchwere Kriſis, in der ſich unſere geſamte Wirtſchaſt heute befindet, zeigt wieder mit beſon— derer Deutlicheit, welch ausſchlaggebende Bedeu— jeder Kriſe einer ſtarken, leiſtungs— fähigen Landwirtſchaft zukommt, die in der Lage iſt, das deutſche Volk aus eigenen Kräften zu er— nähren. Dieſe Erkenntnis rechtfertigt nachdrück⸗ lich alle Maßnahmen, die zum Schutze und zur Erhaltung einer ſtarken deutſchen Landwirtſchaft getroffen werden müſſen. Trotz ihrer Notlage iſt die deutſche Landwirtſchaft im Stande, auch heute noch die Ernährung des Volkes, auf die es jetzt in erſter Linie ankommt, ſicherzuſtellen. Die völlig ungerechtfertigte Zurückweiſung der deutſchen Mark an den Grenzen führt dazu, daß nicht mehr in dem bisherigen Maße nach Deutſchland hereinkommen und daß die deutſche Verbraucherſchaft mehr als bisher auf die Produkte der einheimiſchen Erzeu⸗ gung angewieſen iſt. Die neue Verordnung über den Deviſenverkehr wird dazu führen, daß dieſer Zuſtand ſich weiter verſchärft, da es in unſerer Lage nicht angängig iſt, etwa Deviſen für irgend⸗ wie entbehrliche ausländiſche Nahrungsmittel bereitzuſtellen. Der deutſchen Landwirtſchaft er⸗ wächſt aus dieſer Lage eine beſonders verant⸗ wortungsvolle Aufgabe. Sie muß mit allen Kräften beſrebt ſein, die Ernährung der Ver⸗ braucher in den Großſtädten und Induſtriezen⸗ tren ſicherzuſtellen. Dabei muß ſie von vornher⸗ ein von ſich aus Sorge tragen, daß ungerecht⸗ fertigte Preisſteigerungen vermieden werden. Nicht nur von der jetzigen Reichsregierung, ſon⸗ dern auch ſchon von ihrer Vorgängerin ſind Richtpreiſe für wichtigſte landwirtſchaſtliche Er⸗ zeugniſſe aufgeſtellt worden, die dem Landwirt zugebilligt werden müſſen, wenn er überhaupt exiſtieren ſoll. Vor allem die ältere Generation unſerer Arbeiterſchaft in den Städten, die vom Lande ſtammt oder noch verwandſchaftliche Be⸗ ziehungen zum Lande unterhält, wird ſelbßd Jfeſt⸗ ſtellen können, ob dieſe Richtpreiſe nicht das ö Mindeſte ſind, was der Bauer billigerweiſe er⸗ halten muß. Unter Ausſchaltung ungerechtfertig“ EEK Tagesnachrichten Generalſtreik in Sevilla. wtb. Sevilla, 21. Juli. In Sevilla und den ganzen Provinz iſt der Generalſtreik ausge⸗ brochen. Innenminiſter Maura erklärte ironiſch, daß die Pläne der Streikenden die Abſchaffung ber Autorität, Erſtürmung der Kaſernen, Auflöſung der Zivilgarde und Hinrichtung der Miniſter ſeien. Polniſches Militürflugzeug bei Schneidemühl notgelandet. wtb. Schneidemühl, 20. Juli. Heute nach mittag, kurz nach 16 Uhr, ging ein polniſche⸗ Militärflugzeug bei Schneidemühl nieder. Das Flugzeug wurde zuerſt gegen 16 Uhr über dem Neuen Markt in Schneidemühl geſichtet. Es flog in etwa 150 Meter Höhe, ſodaß die pol; niſchen Hoheitszeichen deutlich zu erkennen waren. Außerdem waren die Nummer 68 und ein großes T(das Abzeichen des Fliegerregie⸗ ments 4 in Thorn) und die Kontrollnummer 31 154 ſichtbar. Die Flieger landeten ſchließlich nachdem ſie einige Rundflüge über der Stadt ausgeführt hatten, auf dem ehemaligen Flug⸗ platz an der Krojanker⸗Chauſſee. Die beiden Inſaſſen des Flugzeuges ſind Angehörige des 4. polniſchen Fliegerregiments in Thorn. Es handelt ſich um den polniſchen Kapitän Turo⸗ ſienski, der als Beobachter flog, und um den polniſchen Sergeanten Johann Wisniewſki Die beiden feſtgenommenen Flieger gaben an von Thorn nach Kolo geflogen zu ſein; ſie wol, len ſich auf dem Rückwege nach Thorn in dem Gewitter verflogen haben. Plötzlich wollen ſie bei blauem Himmel unter ſich eine größere Stadt bemerkt haben. f ter Preisſpannen muß ſich eine Verſorgung der Bevölkerung ermöglichen laſſen, ohne daß für den Konſumenten Preisſteigerungen eintreten. In dieſer Not müſſen ſich überhaupt Verbrau⸗ cher und Erzeuger wieder mit größerem Ver⸗ ſtändnis gegenüberſtehen. Ebenſo wie es für den deutſchen Bauern eine Selbſtverſtändlichteit iſt, alles, was in ſeinen Kräften ſteht, zur Ernäh⸗ rung des deutſchen Volkes zu tun ſo ß es auch für den Verbraucher eine Ehrenpflicht ſein, ſtets nur auf einheimiſche Erzeugniſſe zurückzugrei⸗ fen und ſich freizumachen von der Vorſtellung, als ob ausländiſche Produkte immer etwas Beſſe— res ſeien. Wenn jetzt ein gewiſſer Teil deutſcher Verbraucher in größter Eile aus ausländiſchen Bädern zurückkehren muß, dann kann man nur hoffen, daß dieſe Kreiſe daraus lernen, wie ſchädlich es iſt, mit deutſchem Geld, das womög⸗ lich noch im Ausland deponiert is“, ausländiche Wirtſchaftskreiſe zu ſtützen, ſtatt in Deutſchland erworbenes Geld auch hier zu verbrauchen. Der deutſche Verbraucher muß ſich überhaupt in hö⸗ herem Maße wie bisher auf diejenigen einhei⸗ miſchen Produkte umſtellen, die wir im Ueber⸗ fluß haben und die heute zum Schaden der Land⸗ wirtſchaft kaum abgeſetzt werden können. Wir haben aber Jahr für Jahr Milliarden für ent⸗ behrliche Nahrungs- und Genußmittel ins Aus⸗ land gehen laſſen und dadurch erheblich zu der augenblicklichen Kriſe und der beſonderen Not⸗ lage der Landwirtſchaft beigetragen. Soll die bevorſtehende Ernte ſchnell und rei— bungslos geborgen und dem Verbraucher zuge— führt werden, ſo iſt allerdings eine der vornehm⸗ ſten Aufgaben der Reichsregierung, die Finan⸗ zierung der Einbringung der Ernte trotz aller beſtehenden Schwierigkeiten unter allen Umſtän⸗ den ſicherzuſtellen. Eine ſolche Maßnahme müſ⸗ ſen auch alle Verbraucherkreiſe billigen, da die Mobiliſierung der Ernte die Abgabe von De⸗ viſen für ausländiſche Nahrungsmittel über⸗ flüſſig macht und daher zur Stützung des Ver⸗ trauens in die deutſche Mark beiträgt. Je grö⸗ ßer das Verſtändnis der werktätigen Maſſen der Verbraucher in den Städten für die Schickſals⸗ verbundenheit mit der Lage der Erzeuger auf dem Lande iſt, um ſo ſchneller wird jenes innere Vertrauen zurückkehren, das wir zur Ueberwin⸗ dung der gegenwärtigen Kriſe in erſter Linie brauchen. 7 N ** Da ſie annahmen, daß ſie bereits in Deutſch⸗ land ſeien, landeten ſie, um weiteren Schwie⸗ rigkeiten, aus dem Wege zu gehen. Photoapparate ſind bei den Fliegern nicht gefunden worden. Sie werden zur Zeit von der Geſchäftsſtelle 14a der hieſigen Polizeidirektion vernommen. Vierte Verordnung über die Wiederaufnahme Zahlungsverkehrs nach den Bankfeiertagen vom 21. Juli 1931. Aufgrund der Verordnung des Reichsbank⸗ präſidenten vom 15. Juli 1931(Reichsgeſetz⸗ blatt 1, Seite 365) wird verordnet: Art. 1. Beauftragt ein Kontoinhaber ein Inſtitut, einen von ihm akzeptierten Wechſel ganz oder zum Teil einzulöſen, ſo ſind hierfür Baraus⸗ zahlungen und Ueberweiſungen zuläſſig, ſoweit für ſolche Einlöſungen das Konto des Auf⸗ traggebers nicht mit mehr als 3000 RM. für einen Tag belaſtet wird. Art. 2. Wer in den Fällen 1, 8 1, Abſ. 3 oder 8 3, Abs. Nr. 1a der Dritten Verordnung über die Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs nach den Bankfeiertagen vom 18. Juli 1931 vorſätz⸗ lich unrichtige Angaben macht, um eine Bar⸗ zuszahlung oder eine Ueberweiſung zu erwir⸗ ken, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten und mit Peldſtrafe oder mit einer dieſer Strafen beſtraft. des Art. 3. Dieſe Verordnung tritt am 22. Juli 1031 in Kraft. 5 25 E f Anzeigenpreiſe: bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— iernheimer Anzeiger Die einſpaltige 5 1 eitung(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) eile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden * 6 24 Die Condoner Sitzung Um 21 Uhr z der Fi z⸗ miniſter ihr Ende. Wie verlautet, wurde be— ſchloſſen, der heute ſtaͤtifindenden Vollſitzung der Konferenz mehrere Vorſchläge zu unterbreiten, über die heute verhandelt worden iſt. Mac Donald, der der Konferenz bis zu Ende beige— wohnt hatte, begab ſich ſoſort zu dem von ihm zu Ehren der franzöſiſchen Miniſter veranſtal— teten Eſſen. fand die Konſerenz Finanz- Durchführungsberordnung zur Kapitalfluchtverordnung wtb. Berlin, 22. Juli. Die Reichsregierung hat nunmehr die erſte Durchführungsveroro— nung zur Kapitalfluchtverordnung erlaſſen. Darin find zunächſt alle Deviſen im Betrage von 20 000 RM. und daruber aufgerufen wor— den. Alle Perſonen mit Wohnſitz oder ſtändi— gem Aufenthalt im Inland, denen Deviſen im Geſamtbetrage von 20000 RM. und mehr zu⸗ ſtehen, haben ihre Deviſen(ausländiſche Zah⸗ lungsmittel und Forderungen in ausländiſcher Währung) nunmehr bis ſpäteſtens zum 29. Juli 1931 der Reichsbank oder einem von ihr beſtellten Kreditinſtitut anzugeben. Die Ver- pflichtung erſtreckt ſich auch auf alle nichtphyſi⸗ ſchen Perſonen(Aktiengeſellſchaften uſw.). Die der Bochumer Polizei mit Hilfe zweier Flug— zeuge zwei Erpreſſer unſchädlich zu machen, und zucr war dies möglich durch die Verfol⸗ gung einer Brieftaube! Gegen 2 Abr kreuzten zwei Doppeldecker über dem Stadtteil Bochum-Lehr, und zwar ſo niedrig, daß man jeden Augenblick befürchten mußte, daß die Flugzeuge mit dem Turm der katholi⸗ ſchen Kirche zuſammenſtoßen würde! Einige Meter unter ihnen flog eine weiße Taube. Man konnte von den Straßen aus beobachren. wie die beiden Flugzeuge verſuchten, dem Flug die— ſer Taube zu folgen; ſie flogen dicht über ihr her Ueber einem Haus in Bochum kreuzte die Taube einige wlale und verſchwand dann. Aus einem der Flugzeuge wurden zwei Pakete ab— geworfen, dann wendeten ſie und verſchwanden in Richtung nach Gelſenkirchen. Dieſes ſeltſame Schauspiel fand lt. Frkf. Ztg. bald durch ſol⸗ gende intereſſante Erpreſſergeſchichte ſeine Aufklärung. Am Mittwoch voriger Woche fand eine Gutsbeſitzerin in Altenbochum um 65½ Uhr ei— nen Pappkarton an der Türklinke ihres Hau⸗ ſes. Als ſie den Karton vorſichtig öffnete, ſah ſie eine weiße Brieftaube. Am Hals des Tier⸗ chens war eine Streiholzſchachtel befeſtigt. die mit Gummi umwickelt war. In dem Karton lag ein Brief mit folgendem Inhalt: „Wenn Sie innerhalb von zwei Tagen dieſer Taube nicht 200 Mark mitgeben, geht Ihr Beſitz in Flammen auf.“ Die Frau übergab die Sache der Kriminalpoli— zei. Die einzige Möglichkeit, den Schlag der Taube und damit den Sitz der Erpreſſer zu fin⸗ den, war die Verfolgung durch Flugzeug. Die Bochumer Kriminalpolizei ſetzte ſich ſo— fort mit dem Luftfahrverein Eſſen⸗Oberhauſen in Verbindung, der für dieſen Zweck Piloten, Beobachter und zwei Flugzeuge zur Verfügung ſtellte. Infolge des ſchlechten Wetters konnte das Experiment erſt am Sonntag vorgenommen werden. Die Taube wurde ſolange auf dem Gutshof feſtgehalten. Geſtern um 11.15 Uhr waten alle Vorbereitungen getroffen. Die Flugzeuge kreiſten über dem Gutshof und war⸗ teten auf den Augenblick, wo die Taube freige⸗ laſſen würde. Um ſie den Fliegern beſſer kennt⸗ 48. Jahrgang eichsbank wird möglichſt ſchnell über die An⸗ nahme der Angebote Entſcheidung treffen. Für iejenigen, die nur zur Anzeige verpflichtet ind, weil ſie der Deviſen nachweislich für volks⸗ wirtſchaftlich gerechtfertigte Zwecke bedürfen, werden Formulare für die Anzeige koſtenlos bei der Reichsbank und den Kreditinſtituten, vorrätig gehalten. Für Personen mit einem Deviſenbeſitz unter 20000 RM. iſt die Abrufung einem beſonderen Aufruf vorbehalten. Dieſe Perſonen werden von den Verpflichtungen der Kapitalfluchtverordnung frei, wenn ſie ihre Deviſen, bevor der Aufruf erfolgt, an die Reichsbank veräußern. 8 5 Moderner Krieg in Ching Stadt Ningtus vom Erdboden verſchwunden. London, 21. Juli. Im Kampf der chincſiſchen Regierungstruppen gegen die Kommuniſten fam es geſtern zur Einnahme in Süd⸗Kiangſi. Die Stadt wurde lt.„NB“ mit allen Waffengat⸗ tungen der modernen Kriegführung aus der Luft und von der Erde aus angegriffen und ſo vod⸗ ſtändig zerßört, daß ſie im wahren Sinne vom. Erdboden verſchwunden iſt. Der Kampf dauerte ununterbrochen zwölf Stunden an. Von den drei großen Stützpunkten der Roten Armee iſt nach der Einnahme Kwang— Schangs und Ningtus nur noch Tungku übrig geblieben, deſſen Uebergabe aber unmittelbar bevorſteht. Alter Erpreſſertrick außer Kurs geſetzt „Ihr Beſitz geht in Slammen auf wenn Sie dieſer Taube nicht 200 Mark mitgeben!“— Unſchäd⸗ lichmachung zweier Erpreſſer durch Verfolgung einer Brieftaube Bochum, 20. Juli. Am Sonntag gelang es; lich zu machen, hatte man ihr an einem Fuß einen langen roten Faden gebunden. Die Ver⸗ folgung war ſehr ſchwierig, da die Taube ſehr niedrig flog. Die Flugzeuge mußten, um das Tier nicht aus den Augen zu verlieren, hart über den Dächern fliegen. In beiden Flugzeu⸗ gen ſaß neben dem Pilot je ein Beobachter. Einer von ihnen war mit einer Kamera aus⸗ geſtattet. Die Kriminalpolizei hatte ſich mit ei⸗ ner Anzahl Beamte und einem Automobil an der Grenze zwiſchen Lehr und Altenbochum po— ſtiert. Von hier aus konnten ſie das ganze Stadtbild überſehen und die Manöver der Flugzeuge verfolgen. Nach einer 10 Minuten langen Verfolgung ſtoppte die Taube ihren Flug und kreuzte einige Male über einem Haus in Bochum⸗Lehr hin und her. Der Beobachter in dem einen Flugzeug konnte das Tier in dem Augenblick mit ſeiner Kamera knipſen, als es in den Taubenſchlag einflog. Der Beobachter des zweiten Flugzeuges fertigte in aller Eile eine Skizze an und warf ſie in der Nähe des Standortes der Kriminalpolizei ab. Die Krimi⸗ nalpolizei hatte von ihrem erhöhten Stand⸗ punkt aus mit dem Feldſtecher ungefähr die Stelle feſtſtellen können an der die Taube verſchwunden war. Sie eilten mit ihren Automobilen ſofort dorthin u. konnten mit Hilfe der Skizze das Haus und auch den Taubenſchlag feſtſtellen. Beſitzer des Tau⸗ benſchlages waren zwei Brüder. Sie hatten den roten Faden vom Fuß der Taube bereits ent⸗ fernt und leugneten, mit der Erpreſſergeſchichte in Zuammenhang zu ſtehen. Sie behaupteten, das Tier habe ſich verirrt. Die Polizei wieder⸗ holte aber das Experiment noch zweimal, und jedesmal kam die Taube in den Schlag der Brüder zurück. Nun beſtand kein Zweifel mehr, daß die beiden die Täter waren. Sie wurden im Auto der Kriminalpolizei zum Polizeipräſidium gebracht. Den ganzen Sonntag über wurden ſie ꝛinem ſcharfen Verhör unterzogen. Trotz der erdrük⸗ kenden Indizienbeweiſe beſtritten ſie, die Er⸗ preſſung verübt zu haben. Erſt am Montag morgen, als die Schrift des Erpreſſerbriefes mit der Handſchrift eines der beiden Brüder eine vollkommene Uebereinſtimmung ergab, brachen die beiden zuſammen und legten ein umfas⸗ ſendes Geſtändnis ab. Eine neue Baſis? Von unſerm außenpolitiſchen Mitarbeiter: Man ſagt gewiß nicht zuviel, wenn man ausſpricht, daß das Zuſammentrefſen des deut⸗ ſchen Reichskanzlers Dr. Brüning mit dem Leiter der Geſchicke des franzöſiſchen Volkes eine hiſtoriche Begebenheit vou allergrößter Bedeu⸗ tung iſt Seit Jahrzehnten hat kein deutſcher Reichs⸗ kanzler mehr in Paris geweilt. um Aufgaben der deutſch⸗franzöſiſchen Politik zu erfüllen. Als Streſemann ſeinerzeit nach Paris ging, handelte es ſich ja nur darum, den Kellogg-Pakt zu unter⸗ zeichnen. Von Verhandlungen, die die Schickſale beider Völker betrafen, war keine Rede. Man bat geſagt, daß für deutſche Staats- mnänner Mut dazu gehörte, nach Paris zu gehen, und das zumal unter den heutigen geſpannten Verhältniſſen. Man hätte ſich in der Tat wohl kaum eine ungünſtigere Situation, vpolitiſch wie wirtſchaftlich geſehen, ausſuchen können, als dieſe. Aber daß gerade in einer ſolchen Lage, in der das deutſche Volk in tiefſter Not ſich be⸗ findet, der gegenwärtig führende Staatsmann mutig voranſchritt, um eine eigentlich ſchon Jahrhunderte alte Spannung zwiſchen den bei— den Völkern zum Nutzen nicht nur der unmittel— bar Beteiligten, ſondern ganz Europas mit lok⸗ kern und wenn möglich beſeitigen zu halfen, iſt eine diplomatiſche und ſtaatsmänniſche Großtat. die den Reichskanzler Brüning. mögen die Dinge ausgehen, wie immer ſie wollen, für alle Zeiten in die Reihen der erſten und bedeutendſten Staatsmänner ſtellen wird. Nun hat der Reichsaußenminiſter Dr. Cur⸗ tius nach Abſchluß der deutſch-⸗franz.ſiſchen Beſprechungen in Paris von der feſzen Ueber— zeugung geſprochen, daß eine weitgehende Ver⸗ ſtändigung zwiſchen Deutſchland und Frankreich auf einer„neuen Baſis“ in Angriff genommen ſei. Dieſe Formulierung iſt von außerordentlicher Bedeutung, denn man mußte ſich ſchon klar dar⸗ über ſein, daß der in ſpontanem Entſchluß er⸗ folgte Appell des Reichskanzlers Brüning an Frankreich in ſeiner damaligen Rundfunkrede eine völlige Wende darſtellte. Die bisherigen Mittel der Diplomatie wurden ſozuſagen mit einer Handbewegung ausgeſchaltet, und das modernſte Inſtrument zur Vermittlung des Wortes ward eingeſchaltet. s iſt wirklich etwas Neues und Neuartiges, was ſich jetzt vollzogen hat. Wer real die Dinge betrachtet— und Gefühlsmomente können und dürſen in der großen Politik keine Rolle ſpielen. — dem kann es garnicht verborgen bleiben, daß die deutſch⸗franzöſiſche Zuſammenarbeit Vor⸗ ausſetzung für den Frieden in Europa iſt. Man wird einwenden, daß Deutſchland zur Schaffung einer Atmoſphäre der Ruhe und des Friedens ſchon genug, vielleicht übergenug getan habe. Man wird Locarno erwähnen, den Kellogg— Pakt und vieles andere. Und man wird ſagen, nun ſei es auch einmal an der Gegenſeite, zu be— weiſen, daß es ihr mit der Zuſammenarbeit wirklich ernſt ſei. Wir können es vollkommen ver— ſtehen, wenn ſolche Einwendungen gemacht wer— den, und ſie haben auch einen guten Teil von Berechtigung. Aber es hat in dieſem Augenblick keinen Zweck, die Schuldfrage aufzuwerfen und zu fragen, wie es denn gekommen iſt, daß wir trotz allem mittlerweile weiter ausemanderge— kommen ſind, als vor dem Kellogg-Pakt, ja ſelbſt als vor Locarno. Wir wollen nicht alte Wunden aufrühren, denn jetzt iſt die Stunde da, um ſich wirklich auf einer„neuen Baſis“ zu ſammeln. Man ſprach nur eine banale Selbfwerſtänd⸗ lichkeit aus, wenn man hinzufügt, daß nichts da⸗ bei geſchehen kann und geſchehen darf, das ir⸗ gendwie die Souveränitätsrechte des deutſchen Volkes, ſeine freie Selbäbeſtimmung in politi⸗ ſchen und wirtſchaftlichen Dingen zu beeinträch⸗ tigen geeignet wäre. Und es muß ja auch allſeits zugegeben werden, daß tatſächlich in Paris Be⸗ dingungen und Forderungen ſolcher Art, wie ſie zuvor in der franzöſiſchen Preſſe erhoben wor- den waren, auch in keiner Weiſe an die deut⸗ ſchen Vertrezex geſtellt morden ſind. Wäre das der Fall geweſen, dann wären die Beſprechungen auch ſehr raſch zu Ende geweſen. Eines darf nicht geſchehen: daß wir eine „politiſche“ Anleihe bekommen, einen Kre⸗ dit und eine Anleihe alſo, die mit politiſchen Be⸗ dingungen verknüpft wären. Denn die Wurzel des gegenwärtigen Elends liegt ja gerade darin, daß die Probleme der Staats⸗ und Weltwirt⸗ ſchaft nicht nach kaufmänniſch⸗wirtſchaftlichen, ſon⸗ dern nach politiſchen, namentlich machtpolitischen Geſichtspunkten orientiert wurden. Der Hoover⸗ Plan deckte entſchloſſen dieſe Fehlerauelle auf, und nun handelt es ſich darum, aus der Starr⸗ heit altüberlieferter Anſchauungen heraus zu kommen und ſich wirklich auf einer„neuen Ba⸗ ſis“ zu finden. Wenn die Hoffnungen und Erwartungen, die ſich an die gemeinſame Ausſprache in Paris ge⸗ knüpft haben ſich verwirklichen, dann ſtehen wir an einem Wendepunkt der deutſch⸗franzöſiſchen Geſchichte nicht nur, ſondern der Geſchichte Eu⸗ ropas und der Welt überhaupt. Verorònung des Reichspräſidenten über die Auszahlung von Dienſtbezügen vom 18. Juli 1931 Berlin, 21. Juli. Aufgrund des Artikels 48 Abſ. 2 der Reichsverfaſſung wird verordnet: § 1. 1. Die Reichsregierung iſt ermächtigt, Vor⸗ ſchriften zu erlaſſen über die Zahlungsweiſe a) für Bezüge, die mit Rückſicht auf eine ge⸗ genwärtige oder frühere Tätigkeit ian öffentlichen oder privaten Dienſte ge— währt werden, b) für Anteile der Länder an den Ueber⸗ weiſungsſteuern, c) für Leiſtungen der Länder an öffentlich⸗ rechtliche Religionsgegellſchaften. 2. Die Reichsregierung iſt ermächtigt, Vor⸗ ſchriften zum Schutze von Schuldnern gegen die Folgen zu treffen, die ſich aus der veränderten Zahlungsweiſe ergeben. § 2. Dieſe Verordnung tritt mit ihrer Verkün⸗ dung in Kraft. Die Durchführungsbeſtimmungen zur Verordnung des Reichspräſidenten über die Auszahlung von Dienſtbezügen vom 18. Juli 1931 beſagen u. a.: 8 1. 1. Die folgenden Bezüge: a) die Dienſtbezüge der Reichsbeamten u. der Soldaten der Wehrmacht einſchließlich des Gnadenvierteljahrs, b) die Verſorgungsbezüge der Wartegeldemp⸗ fänger und Ruhegeldempfänger des Reichs einſchließlich des Gnadenvierteljahrs, c) die Verſorgungsbezüge der Hinterbliebenen von Reichsbeamten und Soldaten der alten und neuen Wehrmacht, d) die Uebergangsgebührniſſe der Soldaten der Wehrmacht,§S 7, 27, 32 und 70 des Wehr— machtverorgungsgeſetzes und die entſprechen⸗ den Uebergangsgebührniſſe der Polizei⸗ beamten beim Reichswaſſerſchutz, e) Dienſtbezüge der Poſtagenten der Deutſchen Reichspoſt ſowie der Untererheber und Hilfskaſſenverwalter der Reichsabgabenver⸗ waltung, die laufenden Bezüge, die ehem. Angeſtellten und Arbeitern im Reichsdienſt einſchl. des Dienſtes bei der Deutſchen Reichspoſt und deren Hinterbliebenen mit Rückſicht auf das frühere Dienſtverhältnis außerhalb der reichsgeſetzlichen Sozialverſicherung gewährt werden(Ruhelohn, laufende Unterſtützungen uſw.) 22% Des Leb 8 Seltsames Spiel Noman von Eliſabeth Ney. Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle(S) 32. Fortſetzung. Ein junges Mädchen und deren Pflegerin. Seit dieſer Zeit war ſeine Stirn ſorgen⸗ voll umwölkt, und aus den ſtets melancholiſch blickenden Augen war der grübleriſche Aus⸗ druck nicht mehr gewichen. 4 Von den gepflegten, von breiten Palmen⸗ wedeln beſchatteten Kieswegen des Gartens kam jetzt ein leiſes knirſchendes Geräuſch, als wenn ein Wagen auf Gummirädern vorüber⸗ geſchoben würde. N Ernö Karolanyi beugte ſich über die Brü⸗ ſtung der Terraſſe und ſah hinab. a Sein Kammerdiener rollte gerade einen Fahrſtuhl, in dem ein wunderſchönes, zartes junges Mädchen lag, nach einer Parkecke, in der der Chauffeur bereits einen breiten roten Sonnenſchirm aufgeſtellt hatte. Neben dem Stuhl ſchritt grauem Gewande eine Schweſter. „Gott im Himmel, dieſe Aehnlichkeit quält mich noch bis zum Wahnſinn“, murmelte Er⸗ nö Karolanyi, und fuhr ſich nervös über die tiefgefurchte Stirn.„Oft glaubte ich, daß alles nur Einbildung iſt, aber je öfter ich ſie ſehe, um ſo mehr iſt ſie es, Bebe Milton, die kleine Chanſonette, die ich unendlich geliebt habe.“ Bebe Milton! Er lachte kurz auf. Bebe Milton! Wie konnte ſie es ſein? Tor, der er war. Bebe Milton war längſt eine ſtattliche Matrone und lebte da irgendwo in Berlin als in ſchlichtem, e e eee wunderliche Pfade! Minchen Müller, wie ie in 5 Wirklichkeit ge⸗ heißen hatte, oder als die Frau eines biederen Schuſters. 1 1 Oder ſollte ſie vielleicht gar Karriere ge⸗ macht haben, ſollte dieſes zarte, junge Ge⸗ ſchöpf da unten, das er dem ſicheren Wellen⸗ tode entriſſen hatte, vielleicht ihre Tochter ein?—— f Das Leben ſpielte oft ſeltſam und führte Ernö Karolanyi erhob ſich und verließ, noch immer nachdenklich, langſamen Schrittes die Terraſſe, und wandte ſich dem Park zu. ſter entgegen, im Begriff, ihn aufzuſuchen, um ihm den allmorgendlichen Bericht zu erſtatten. „War Doktor Conning bereits da?“ fragte Karolanyi, die Pflegerin freundllich begril⸗ end. 5„Er hat vor knapp einer Viertelſtunde das Haus verlaſſen und ordnete an, die Kranke jetzt täglich in der friſchen Morgenluft zu fah⸗ ren.“ 1 08 „Hat ſie noch immer nicht geſprochen?“ forſchte der alte Herr weiter. „Nicht mehr als das rührende Danke, wenn ich ihr eine kleine Handreichung machte. Sonſt liegt ſie apathiſch, ohne von ihrer jewei⸗ ligen Umgebung Notiz zu nehmen, in ihren Kiſſen, und hält die Augen geſchloſſen.“ „Und ſie ſpricht nicht, auch dann nicht, wenn ſie Doktor Conning etwas fragt?“ „Nein, Miſter Karolanyi, ſie macht nur bejahende oder verneinende Bewegungen. Heute ſagte Doktor Conning, daß es wohl beſſer ſei, wenn wir die Aermſte in ein Nerven⸗ ſanatorium brächten. Er glaubt, daß ihr Ver⸗ ſind vorübergehend in der Weiſe auszuzahlen, doß die Hälfte des Monatsbezuges am bisheri⸗ gen Auszahlungstage, der Reſt erſt 10 Tage ſpäter ausgezahlt wird. 2. Die Reichstagsbeamten ſtehen den Reichs⸗ beamten gleich. 3. Zu den Dienſtbezügen der Reichsbeamten und der Soldaten der Wehrmacht im Sinne des Abſatz 1, a) gehören alle Geldbezüge, die ſie mit Rückſicht auf ihre hauptamtliche oder neben⸗ amtliche Dienſtleiſtung erhalten. § 2. § 1 gilt entſprechend für die Amts⸗ und Verſorgungsbezüge ſowie das Uebergangsgeld des Reichspräſidenten, des Reichskanzlers und der Reichsminiſter ſowie für die Verſorgungs⸗ bezüge ihrer Hinterbliebenen. § 3. Auf die Zahlungsweiſe für die Bezüge der Angeſtellten im Reichsdienſt einſchließlich des Dienſtes bei der Deutſchen Reichspoſt findet 8 1 Abſ. 1 und 3 entſprechende Anwendung. 8 4. Die Länder, Gemeinden(Gemeindeverbände) und ſonſtigen Körperſchaften des öffentlichen Rechtes ſind berechtigt und verpflichtet, den 88 1—3 entſprechende Regelung zu treffen. § 6. Bezüge für Dienſtleiſt ungen im Privatdienſt, die für einen Zeitraum von mindeſtens einem Manat gewährt können vorübergehend von den Zahlungsver— pflichteten an anderen als den bisherigen Aus⸗ zahlungstagen ausgezahlt werden. Jedoch muß bei Monatsbezügen mindeſtens die Hälfte de⸗ Monatsbezuges am bisherigen Fälligkeitstage, der Reſt 10 Tage ſpäter ausgezahlt werden; bei Bezügen, die für einen längeren Zeitraum als einen Monat gewährt werden, muß der auf einen Monat entfallende Teilbetrag minde- ſtens je zur Hälfte am 1. und 15. ds. Mts. aus⸗ gezahlt werden. 1 ö § 7. Wird ein Schuldner durch die veränderte Zahlungsweiſe gemäß dieſer Vorordnung ohne ſein Verſchulden gehindert, eine fällige Miet⸗ zinszahlung zu leiſten, ſo gelten die Rechtsfol⸗ gen, die wegen der Nichtzahlung oder der nicht⸗ rechtzeitigen Zahlung nach Geſetz oder Vertrag eintreten, als nicht eingetreten. werden, „nationale Oppoſition an Brüning Ein Telegramm nach London. Wie der Informations⸗ und Sonderdienſt erfährt, haben die Führer der„Nationalen Oppoſition“ an den Reichskanzler Dr. Brüning nach London folgendes Telegramm gerichtet: „Dem urſprünglich als Erleichterung gedach⸗ ten Plan des amerikaniſchen Präſidenten Hoo⸗ ver werden die unverhüllten Abſichten Frank⸗ reichs entgegengeſetzt, das deutſche Volk auf die Dauer unter ſein Diktat zu zwingen. So doll aus der Erleichterung eine Verſchlimmerung werden. Es wird den verantwortlichen Kreiſen in Frankreich nicht unbekannt ſein, daß in unſerem gequälten Volk, insbeſondere in der Jugend, die Verzweiflung derartig angewachſen iſt, daß allerorts gefährlichſte Gedankengänge aufkei⸗ men.— Das deutſche Volk, das ſich von der Schuld am Kriege frei fühlt, will und kann die ihm aufgezwungenen ungerechten Laſten nicht län⸗ ger tragen. Erſt recht aber iſt eine weitere Schmälerung der deutſchen Staatshoheit uner⸗ träglich und nicht zu verantworten. Die geſamte nationale Oppoſition macht daher in aller Form darauf aufmerkſam, daß ſie gemäß ihrer Grund⸗ einſtellung auch neue Bindungen, die gegenüber Frankreich eingegangen werden, als für ſich rechtsverbindlich nicht anſehen wird. Gez.: Graf von der Gotz, Hitler, Hugen⸗ berg, Graf Kalkreuth, Bethge, Lind, Seldte, Düſterberg. Eine Erklärung der DD⸗Bank wib Berlin, 21. Juli. Die Deutſche Bank und Disconto⸗Geſellſchaft teilt mit: „Die gegenwärtige Lage erſcheint uns unge⸗ eignet, um auf die vielerlei Angriffe, die in der Oeffentlichkeit im Zuſammenhang mit der Zah⸗ lungseinſtellung der Darmſtädter und National⸗ bank K. G.a. A. gegen uns gerichtet worden ſind. im einzelnen zu erwidern. Wir beſchränken uns daher auf die Feſtſtellung. daß wir keinen Schritt unternommen haben, der nicht vorher mit den anderen Berliner Großbanken verein⸗ bart war. Zur Kennzeichnung unſerer Einſtel⸗ lung und unſeres Beſtrebens, die Zahlungs⸗ einſteilung der Davmſtädter und Nationalbank zu verhindern, ſei die Tatſache angeführt, daß die Deutſche Bank und Disconto-Geſellſchaft noch am Sonnabend, den 11. Juli, alſo an dem der Zahlungseinſtellung vorangegangenen Werktage, der Darmſtädter und Nationalbank mit 30 Milli⸗ onen RM zu Hilfe gekommen iſt.“ Unruhen in Sevilla Paris, 21. Juli. In Sevilla haben ſich ge⸗ ſtern ſchwere Unruhen ereignet. Verſchiedenen Havasmeldungen zufolge ſind bei Zuſammen⸗ ſtößen, die ſtreikende Gewerkſchaftler mit der Polizei hatten, ein Poliziſt und zwei Gewerk⸗ ſchaftler getötet worden. 15 Gewerkſchaftler wurden ſchwer verletzt. Die Zahl der leichter Verletzten ſteht noch nicht feſt, ſoll jedoch ſehr hoch ſein. Unter anderem hatten die Streiken⸗ den mehrere von Militärperſonen bediente Straßenbahnen beſchoſſen. Die Stadt iſt militä⸗ riſch beſetzt, beſonders im Hinblick auf das Ge⸗ rücht, daß Dr. Vallina an der Spitze einer ſtarken Abteilung von Gewerkſchaftlern gegen die Stadt anrückt.— Aehnliche Unruhen haben ſich in anderen Städten wie Valencia, Cordoba, Cadix und Kerez zugetragen. ſtand durch die Schreckniſſe des Schiffunter⸗ ganges gelitten hat, zum mindeſten hat ſie das Gedächtnis ganz verloren.“ „Entſetzlich“, murmelte Karolanyi.„Sie bleibt hier“, fuhr er dann auf. Conning ſoll ſich meinetwegen zum Teufel ſcheren, wenn er nichts verſteht. Ich werde einen Nervenarzt aus Kairo kommen laſſen. Oder ſind Sie be⸗ reits der Pflege müde, Schweſter?“ „Wo denken Sie hin, Miſter Karolanyl. Mir tut ja das arme, ſchöne Kind in tiefſter Seele leid. Eine angenehmere und ſanftere Kranke kann ich mir gar nicht wünſchen. Mir Auf dem halben Wege kam ihm die Schwe⸗ erſcheint ihr Zuſtand jedoch langſam beäng⸗ ſtigend, und ich ſtimme Ihnen gern zu, einen Spezialiſten zu Rate zu ziehen.“ „Gut, ich werde dann ſofort nach Kairo depeſchieren, jetzt aber will ich vorerſt ſelbſt noch einmal mein Heil verſuchen und ſehen, ob die Kranke auch heute gegen meine Worte teilnahmslos bleibt. Haben Sie ſchon gefrüh⸗ ſtückt, Schweſter?“ „Nein, Miſter Karolanyi.“ „So diſpenſiere ich Sie auf eine Stunde von Ihrem Dienſt. Gehen Sie ohne Sorge, ich werde einſtweilen bei der Kranken Wache hal⸗ ten. Schläft ſie?“ 9 5 „Nein, ſie ſchläft nicht, ſie liegt in dieſer matten Lethargie meiſt auch des Nachts. Ich glaube, ſie zerquält ſich innerlich, und ſucht ver⸗ zweifelt aus dem Wirrſal ihrer zerſtörten Gedanken einen Weg.“ g „Schrecklich, das arme Kind“, murmelte der alte Herr.„Wenn man nur erſt wüßte, wem ſie angehört, wer ſie iſt.“ „So haben alle Ihre Nachforſchungen kein Reſultat gezeitigt?“ „Nein, Schweſter. Man behauptet ſogar an Hand des Bildes, das ich aufnehmen ließ, daß ſie ſich keinesfalls an Bord des Schiffes„Mar⸗ garete“ befunden habe. Damit iſt das Rätſel noch größer geworden.“ „Das iſt mehr als ſeltſam, Miſter Karolanyt und doch ſagten Sie ſelbſt, daß Sie ſich mit auf dem Boot der„Viktoria“ befanden und ſich auch an dem Rettungswerk beteiligten.“ „Allerdings, Schweſter. Ich denke ungern daran. Nie erlebte ich Furchtbareres! Ich glaube noch immer die treibenden, zerſchellten Schiffs⸗ planken zu ſehen, an die ſich Menſchenhände in Todesnot klammerten. Die Gerettete wurde von einem Schwimmgürtel gehalten, den ein Matroſe mit letzter Kraft über dem Waſſer hielt. Der arme Burſche verſank vor unſeren Augen, noch ehe wir das Mädchen recht in dem vom Sturm wie ein Spielball hin und her ge⸗ worfenen Boot geborgen hatten. Die Kraft hatte ihn, als die Rettung bereits greifbar nahe war, in letzter Minute verlaſſen.“ „Die Kranke regt ſich“, flüſterte jetzt dle Schweſter, mit beſorgtem Blick nach der kleinen Palmengruppe deutend, unter der die Kranke ruhte. Ernö Karolanyi haſtete davon, während die Schweſter langſam dem Hauſe zuſchritt. Zwei taufriſche Roſen, die der alte Herr noch am Wege gepflückt hatte, legte er nun in den Schoß der ſchönen Unbekannten, die jetzt wieder regungslos, mit geſchloſſenen Augen in ihren Kiſſen ruhte. Fortſetzung folgt. wveſen ſei. 5 purde inzwiſchen verhaftet und hat nach länge⸗ ihnen die alte Frau verweigerte. hgählig erſchienen. g 5 Alter. k. erreicht. er dus Nah und Fern Pirmaſens, 21. Juli.(Sechs Monate Gefäng⸗ tis.) Vor einigen Monaten gerieten der Fa⸗ brikarbeiter Karl Schuhmacher und ſein Schwa⸗ zer Hermann Hinkel in einer Wirtſchaft in Streit. Schuhmacher ſchlug plötzlich Hinkel eine Weinflaſche derart wuchtig auf den Kopf, daß ie in Scherben ging und Hinkel erheblich ver⸗ etzt wurde. Das trug Schuhmacher geſtern eine Pefängnisſtrafe von ſechs Monaten ein. Außer⸗ dem wurde er wegen Ungebühr vor Gericht zu zwei Tagen Haft verurteilt. Wiesbaden, 21. Juli.(Groß⸗Heiratsſchwind⸗ er unſchädlich gemacht.) Die Kriminalpolizei verhaftete den ſchon vielfach wegen Betrugs u Hochſtapeleien vorbeſtraften Wilhelm Wähling da er ſich erneut Heiratsſchwindeleien ſchuldig gemacht hatte. Wähling hatte ſich einer vermö⸗ genden Dame genähert, ſich ihr als Bankreprä, entant vorgeſtellt und ihr die Ehe verſprochen Er täuſchte der Betreffenden große Transaktio⸗ nen vor und veranlaßte ſie unter Vorſpiegelung falſcher Tatſachen, ihm nach und nach 6000 Mk. auszuhändigen. Ehe er ihr den Reſt ihres feſt angelegten Vermögens in Höhe von 30 000 Mt abſchwindeln konnte, hatte die Polizei ſich ſeinen angenommen. Er beſtritt jede betrügeriſche Ab. ſicht, doch konnte er durch Zeugenaussagen und ſonſtiges Beweismaterial überführt werden. Frankenthal, 20. Juli.(Freiſpruch in der Berufungsinſtanz.) Der 27 Jahre alte geſchiedene Friſeur Joſef Burr aus Oggers⸗ heim hatte der 22 Jahre alten Hausangeſtellten Marta Wigelmann von Eßlingen bei Landau die Ehe verſprochen, und dieſe gab ihm darauk⸗ hin ihre Erſparniſſe im Betrage von 215 Mark. Außerdem unterſchrieb ſie mehrere Wechſel ſür den Kauf eines Motorrades ſär den Angeklagten. Als dann ſpäter das Verhältnis der beiden ge⸗ löſt wurde, hatte das Mädchen einen Verluſt von nahezu 600 Mark zu beklagen. Das Schöffenge⸗ richt Frankenthal hatte Burr wegen Betrugs zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt. Auf ſeine gegen dieſes Urteil eingelegte Berufung wurde er nun von der Strafkammer freigeſprochen, weil das Gericht ſein Heiratsverſprechen als ernſt anſah und eine betrügeriſche Abſicht nicht für erwieſen hielt. Freiſtett(Amt Kehl), 20. Juli.(Giftmord.) Am 17. Juli ſtarb hier plötzlich die Witwe Da⸗ vid Schütt im Alter von 69 Jahren. Da ſie mit ihren Angehörigen nicht in beſtem Einvernehmen lebte, munkelte man, daß die Frau keines natür⸗ ichen Todes geſtorben ſein könne und anſcheinend oergiftet worden ſei, weil ſie ihrer Schwieger⸗ tochter und deren Liebhaber nicht zu Willen ge⸗ Der Liebhaber der Schwiegertochter rem Leugnen eingeſtanden, daß er Schlafmittel erworben und dieſelben der alten Frau im Ein⸗ werſtändnis mit der Schwiegertochter eingege⸗ ben raufhin ebenfalls verhaſtet. habe. Die Schwiegertochter wurde da⸗ Beide wollten ein dazu Geld, was Die rachloſe begreifliche Aufregung hervorge⸗ Gut kaufen und benötigten at hat hier ufen. Kaiſerslautern, 20. Juli.(Um ein Glas Bier.) Am Freitag nachmittag gegen 6 Uhr ent⸗ ſtand in einer Wirtſchaft in der Altenwoogſtraße Izwiſchen dem Schloſſer Peter Lutz, Eichenſtr. 5, bier wohnhaft und dem Wirte wegen Bezahlung eines Glaſes Bier ein Streit. Lutz bedrohte da⸗ bei den Wirt mit dem offenen Meſſer, worauf dieſer dem Lutz mit einem Stuhle einen Schlag auf den Kopf verſetzte, ſodaß er zwei klaffende Wunden erhielt. Er wurde mit dem Sanitäts⸗ auto in das ſtädtiſche Krankenhaus gebracht. Le⸗ bensgefahr ſoll vorerſt nicht beſtehen. Lokale Nachrichten Wonig Intereſſe. In der geſtern Abend begonnenen Voranſchlagsberatung der Ge— meinde, die heute abend fortgeſetzt wird, war außer der Preſſe kein Zuhörer erſchienen. * Impftermine. Die Pflichtigen werden auf die morgen beginnende Impfung nochmals auf- merkſam gemacht. § Die Notlage unſevor Gemeinde zwingt ſie, alle ihre Ausſtände aus der Gas-, Waſſer⸗ und Elektrizitätsverſorgung zwangsweiſe eintreiben zu laſſen. In einer bereits vorliegenden Bekanntmachung, die morgen zum Abdruck kommt, werden ſchärfſte Maßnahmen gegen die Säumigen angekündet. Wir meinen, man ſollte ſich Unkoſten erſparen und die Gemeinde, die auch nur einen Exiſtenzkampf führt, nicht unnötig lange mit der Begleichung der Rech⸗ nungen warten laſſen. “ Zwangsverſteigerung. Am Donners⸗ tag, den 23. Juli nachm. ¼3 Uhr werden auf dem Rathauſe ein größers Anweſen mit Gaſtwirt⸗ ſchaft und Oekonomiegebäude ſowie verſchiedene Grundſtücke verſteigert.(Siehe Aushang am Rat- haus). * Faiſon- Ausverkauf. Bei der Firma Gebrüder Rothſchild, Viernheim, hat der Saiſon-⸗Aus verkauf begonnen. Eine Anzeige in heutiger Rummer kündigt denſelben beſonders an. Es bietet ſich daſelbſt eine günſtige Einkaufsgele⸗ genheit. * Evangeliſch-kirchliche Frauenver⸗ eine— Kreisverband Heppenheim. Am 9. Au⸗ guſt findet unſer gemeinſamer Ausflug auf die Tromm ſtatt. Um 13½ Uhr Andacht im Freien unter Mitwirkung des Poſaunenchors Waldmichel- bach. Anſchließend gemütliches Kaffeeſtündchen und gemeinſamer Rückmarſch nach Waldmichelbach. Um recht zahlreiche Beteiligung wird herzlichſt gebeten. * Die heutige Linauzkriſe und ihre politiſchen Hintergründe ſo war der Titel des Vortrages den der H. H. Präſes geſtern Abend den Jungmännern hielt. Urſachen ſind zu ſuchen in der Inflation. Wir ziehen ein Volk groß, das notwendig auf Genuß verfallen muß, weil es Geld hat, das Geld aber gar bald ſeinen Wert verliert. Da es für größere Objekte nicht langt, muß es notwendig für kleine ausgegeben werden. Die drei Hauptbedürfniſſe des Lebens, Wohnung, Nahrung, Kleidung werden, ſoweit es die beiden letzten an— geht luxuriös befriedigt; für Wohnung ſorgt der Staat. Hier kamen die Fehler und Vorteile der Zwangsmiete zur Sprache. Deutſchland bekommt feſtes Geld. Da die Weltmärkte unter der Aus- ſchaltung Deutſchlands zuſammenbrechen, Getreide— weltmarkt, kommt der Dawesplan mit ſeiner An— leihe. Das Geld wird aber verwandt für Einricht— ung des laufenden Bandes, Moderniſierung der Fa— briken. Die Folge davon Arbeitsloſigkeit. Aber das Volk will ſeine Bedürfniſſe befriedigen. Die Tabakeinfuhr(Zigaretten) erreicht faſt 2 Milliarden. Für Lippenſtifte werden 1929 5 Millionen aus-“ gegeben. Neue Schulden. Die Oeſterreichiſche Kre— ditanſtalt bricht zuſammen. Frankreich will helfen, wenn Oeſterreich auf die Zollunion verzichtet. Eng- land fällt Frankreich in den Rücken, indem es die Anleihe gibt über Nacht. Frankreich grollt. Sein Groll kommt beim Sturz der Danatbank zum Aus- bruch. Es kündet in Deutſchland alle kurzfriſtigen Kapitalien. Damit England ſeine auch kündigen muß, kündigt Frankreich in England ſeine kurzfriſtigen Kredite. So iſt Eng⸗ land gezwungen Deutſchland zu kündigen. Deutſch— land hat etwa 11 Milliarden kurzfriſtige Kredite. Davon haben die Banken allein 8. Die Reichs- bank verliert Gold und Deviſen. Geldverknappung iſt die Folge. Die Reichsbank muß ja die Deckungs⸗ grenze wahren, alſo alles Geld was nicht gedeckt iſt, aus dem Verkehr herausziehen. Im weiteren Verlauf wurde der Zuſammenbruch der Danatbank behandelt. Goldſchmitt, der Direktor der Danat— Die deulseſien. Minister im Rieise der ſꝛanxõsiselien Jolitikeꝛ Gruppenaufnahme auf dem Feſtbanleit, das im franzöſiſchen Außenminiſterium zu Eh ren der deutſchen Delegation Von links nach rechts: Der frühere Miniſter präſident Caillaux, Curtius, Miniſterpräſident Laval, Reichskanzler Dr. Brüning, gegeben wurde. Reichsaußenminiſter Dr. der frühere Miniſßerpräſident Herriot und Außenminiſter Briand. bank, hielt noch im letzten Jahr eine Rede vor den Bankiers in dem er auf die Gefahren kurzfriſtiger Kredite hinwies. Er ſelbſt hatte aber bei einem Kredit von 2,5 Milliarden 1,8 Mia, kurzfriſtige. Der Konkurs der Nordwolle, veranlaßt durch das Sinken der Baumwollpreiſe, dies wieder veranlaßt durch die Erfindung der Kunſtſeide, war die letzte Aera des Kampfes der Großbanken unter- einander, die Todesurſache der Danatbank. Heute rächt ſich der Friedensvertrag ſchon an England und Amerika. Die peinliche Stille zeigte das In⸗ tereſſe der Jungmänner. In der Unterhaltung zeigte ſich, daß die Zuſammenhänge verſtanden worden waren. Die Aufgabe des Jünglings- und Jungmännervereins iſt Weiterbildung der Jugend. Die Vorträge der letzten Zeit zeigen beſonders die em⸗ ſige Arbeit in dieſem Verein. Wir möchten wünſchen, daß alle gutgeſinnten Jungmänner dieſe Schule ge— nießen und dem Verein beitreten. 5 Brieftauben auf Reiſen. In dieſem Jahre wurden bereits mehrere, für den Bund heſſiſcher Brieftaubenzüchter recht erfolgeiche Wettflüge durchgeführt. Der letzte dieſer Flüge, der von Bruck an der Leitha eine Strecke von 920 bis 700 Kilometer umfaßt, brachte dem Bund Heſſiſcher Reiſevereinigungen wiederum ſehr beachtliche Er⸗ folge. Am 11. Juli vormittags 4.30 Uhr wurden die Tauben in Bruck aufgelaſſen. Die erſte Preis⸗ taube erreichte ihren Heimatſchlag bereits um 15.56 Uhr 50 Sekunden in Ober-Ramſtadt. Ins⸗ geſamt waren eingeſetzt 1665 Tauben aller Klaſ⸗ ſen. Das Wetter am Auflaſſungsort war klar und windſtill. Das Wetter in der Heimat war bewölkt, gute Fernſicht. Beteiligt waren: Reiſe⸗ vereinigung Bensheim und Umgegend mit 235 Tauben. Bürſtadt und Umgegend mit 310 Tau⸗ ben, Mittelrheiniſche Reiſevereinigung Mainz mit 328 Tauben, Heſſiſche Reiſevereinigung Darm⸗ ſtadt mit 430 Tauben. Reiſevereinigung Worms und Umgegend mit 207 Tauben, Reiſevereinigung Laudenbach a. d. B. mit 155 Tauben. Die letzte Reiſe, die von der Vereinigung für 1931 vorge⸗ ſehen iſt. wird am 1. Auguſt von Budapeſt und Debreczin in Ungarn aus durchgeführt. An dem Fluge, der 1000 bis 1200 Kilometer umfaßt, be⸗ teiligen ſich die rheiniſchen Verbandsvereine, fer⸗ ner diejenigen von Weſtfalen, vom Saargebiet und von Norddeutſchland. Als Sammelpunkt wird Aſchaffenburg beſtimmt. e Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Krieger⸗ u. Soldaten⸗Verein Teutonia(Schützen⸗ abteilung.) Heute abend halb 9 Uhr Uebungs⸗ ſtunde. Sport und Gewehre mitbringen. Pünkt⸗ liches Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Chriſtl. Gewerkſchaftskartell. Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß am Sonntag, den 26. Juli der letzte Anmeldetag iſt für die Dampferfahrt nach Rüdesheim. Auch diejenigen, welche ſich eingezeichnet haben, müſſen bis dorthin ihre Karten abgeholt haben. Müller. Odenwaldklub(Ortsgr. Viernheim). Die wegen des Regens am 19. ds. Mts. ausgefallene Wander- ung wird nunmehr am Sonntag, den 26. Juli nach dem bereits veröffentlichten Programm ab⸗ gegangen. Zahlreiche Beteiligung erwartet Der Führer. Nus der Gemeinderatsſitzung Beratung des Voranſchlags. Das Gemeindevermögen betrügt 4¼ Millionen; die Schulden 1 Million 46 Tauſend Mark.— Der Gewinn der Gasverſorgungsanlage beträgt 18000 Mk., der der Elektrizitätsaulage 65000 t.— Für Wohlfahrtslaſten müſſen 300 000 Mk. aufgenommen werden.— Kommen erhöhte Bürgerſtener und erhöhte Bierſteuer? Zur Voranſchlagsberatung geſtern Dienstag Die Bürgerſteuer ſoll voranſchlagsmäßig 36000.— Abend war der Gemeinderat bis auf Herrn Bei⸗ geordneten Roos und Herrn G.-R. Hofmann voll- Den Vorſitz führte Herr Bürger⸗ eiſter Lamberth; das Protokoll Herr Verw.⸗Inſp. Der Zuhörerraum iſt— leer. Vor Ein- itt in die Beratung führte Herr Bürgermeiſter Jamberth einige finanzpolitiſche Betrachtungen aus, Rus welchen folgendes zu entnehmen iſt: Das Jahr 1931 mit ſeinen Begleiterſcheinungen, Arbeitsloſig · leit und zerrütteter Wirtſchaft iſt ein Notjahr. Die Außenſtände der Gemeinde an Steuern, Gas, Strom ud Waſſer haben die phantaſtiſche Höhe von 180000 Der Konſum der wirtſchaftlichen Be⸗ riebe iſt zurückgegangen. Die Wohlfahrtslaſten haben eine enorme Höhe erreicht und die Gemeinde uß dieſe Laſten allein tragen. Zur Auszahlung wöchentlichen Wohlfahrtsunterſtützungen ſind 5000 Mk. erforderlich. Dieſe Woche erfolgt Aus⸗ ahlung erſt am Freitag, da am Donnerstag Abend rſt das erforderliche Geld eintrifft. Sparſamkeit n erſter Linie; dieſem Grundſatz entſpricht auch er vorliegende Voranſchlag. Um für all die er⸗ orderlichen Wohlfahrtslaſten gerüſtet zu ſein, iſt ie Aufnahme eines Kapitals von 300000 Mk. bedingt notwendig. An die Aufnahme dieſes heldes knüpft ſich allerdings die Bedingung, daß lle Steuerquellen reſtlos erſchöpft werden, weshalb ie Einführung der erhöhten Bierſteuer und der er⸗ öhten Bürgerſteuer auf der Tagesordnung ſteht. Mk. und die Bierſteuer 70000.— Mk. erbringen. Hierzu liegen Anträge der ſozialdemokratiſchen Frak— tion und der Bürgerpartei Volkswohl vor, die die Stenern als untragbar ablehnen. Werden die Steuern abgelehnt, ſo ſteht zu erwarten, daß der Voranſchlag von der Aufſichtsbehörde abgelehnt und die Steuern zwangsweiſe eingeführt werden. Der Herr Bürgermeiſter ermahnt zur einmütigen Zu- ſammenarbeit, damit das ſchwankende Gemeinde⸗ ſchiff um all die drohenden Klippen unbeſchadet ge⸗ leitet werden kann und ſpricht dem G.⸗R. und den Beamten der Verwaltung für all die geleiſtete tat- kräftige Mitarbeit zum Wohle der Gemeinde ſeinen wärmſten Dank aus. Zur Geſchäftsordnung beantragt Herr G.⸗R. Kühlwein namens ſeiner Fraktion Beſchlußfaſſung über die Einſtellung von 10 Hilfsfeldſchützen, da die Felddiebſtähle ganz enorm zugenommen haben. Der G.⸗R. ſtimmt dem zu. Die Hilfsfeldſchützen find aus den Reihen der Wohlfahrtsunterſtützungs⸗ empfänger zu nehmen und zwar ſolche, die noch kurze Arbeitszeit benötigen, um wieder der„Alu“ zugewieſen zu werden. Hierauf wurde an Durchberatung des Vor- anſchlags gegangen. Wir geben hier einige inter⸗ eſſierende Zahlen wieder: Das Gemeindevermögen beträgt 4 262 196,34 RM., der jährliche Ertrag 94 396,40 Mk. Die Schulden betragen 1046 071,70 Mk. Hier ſind jährlich 79 351,94 Mk. für Zinſen und 27 446,78 Mk. für Kapitaltilgung aufzubrin— gen.— Die in Schulden eingeſetzten 8 000 Mk. für das Kriegerehrenmal auf dem Friedhof ſollen aus Mitteln der Friedhoffondskapitalien abgetragen werden.— Auf Antrag des Herrn G.-R. Schneider ſollte das Wiegehäuschen an der Poſt wegen Un— rentabilität beſeitigt werden.— Dies wird mit 14 zu 8 Stimmen abgelehnt— Poſ. 22 Allgemeine Verwaltung enthält unter Ausgaben den Betrag von 63 588,50 Mk.— Für die Polizeikoſten muß die Gemeinde jährlich 21600 Mk. Zuſchuß bezah- len.— Die Mahngebühren werden auf Antrag des Herrn G.-R. Kiß für Beträge bis 30.— Mk. von 20 Pfg. auf 10 Pfg. ermäßigt.— Bei Poſ. 24 wird auf Antrag des Herrn G.-R. J. Mandel der Betrag für Kinderſpeiſung von 1000.— Mk. auf 1200.— Mk. erhöht.— Bezüglich eines Geſuches der Gemeindeärzte um Vergütung für die Behand— lung der Wohlfahrtserwerbsloſen gibt Herr G.-R. Schalk zu erwägen, ob es nicht möglich wäre, die Unterſtützungsempfänger gegen eine Pauſchale bei der Ortskrankenkaſſe gegen Arzt- und Apothekerkoſten zu verſichern. Die Finanzkommiſſion ſoll dieſe An- gelegenheit weiter verfolgen.— Die Schulen koſten die Gemeinde jährlich 36 285,51 Mk.— Bei Poſ. 33 Gemeindefriedhöſe, ſollen auf Antrag des Herrn G.⸗R. Kühlwein die für Erbbegräbnisplätze unter Einnahme zu erwartenden 2000 Mk. dem Fried- hoffond zugeſchrieben werden, um evtl. aus dieſen Mitteln einmal an Erſtellung einer doch in abſeh⸗ barer Zeit notwendigen Leichenhalle zu denken.— Für die Straßen, Unterhaltung derſelben uſw. werden jährlich 53 150 Mk. aufgewendet, hierin ſind 9000 Mk. für Straßenbeleuchtung enthalten— Bei Poſ. 35 Kanalgebühren ſoll, da die Gebühren für die Anſchlußnehmer zu hoch ſind, auf Antrag des Herrn G.⸗R. Kühlwein, eine Durchprüfung durch die Fi⸗ nanzkommiſſion erfolgen.— Für Landwirtſchafts⸗ zwecke, Gehalte der Feldſchützen, Unterhaltung des Faſelſtalles uſw. werden 31950 Mk. ausgegeben. Die Einnahmen betragen aus dieſer Poſ. 9550 Mk. Bezüglich des Faſelſtalles ſoll die Faſelkommiſſion verſchiedene Fragen, wie Einrichtung des Faſelſtalles, Fütterung daſelbſt, das Gehalt des Tierarztes uſw. ventilieren und dem G.-R. Vorlage machen.— Die Einnahmen in Poſ. 39 Ortsbürgerweſen, All- mend⸗ und Losholzauflage uſw. betragen über 57000 Mk., die Ausgaben über 60000 Mk. In den Ausgaben ſind allein 35 000 Mk. für Steuern enthalten. Hierzu reicht Herr G.-R. Schneider den Antrag ein, das Einkaufsgeld, das zur Zeit 1000 Goldmark beträgt, auf 250.— Goldmark zu er- ermäßigen. Der G.-R. verweiſt dieſen Antrag an die Finanzkommiſſion.— Poſ. 42 Soziale Fürſorge iſt das Schmerzenskind der Gemeinde. Hier ſind über ½ Million Mark als Ausgabe vorgeſehen, wovon 300000 Mk. als Darlehen neu aufzuneh- nehmen ſind. In den Schulden aus dem vergan⸗ genen Jahr befinden ſich hierfür bereits 130 000 Mk., ſodaß alſo insgeſamt 430000 Mk. Schulden für Wohlfahrtslaſten bis Ende 1931 beſtehen. Für Unterſtützung der Kleinrentner ſind 12000.—, für Sozialrentner 30 000.—, für Kriſenfürſorge 50 000.—, für Anſtaltspflege 15 000.—, für Be⸗ ſchäftigung von Wohlfahrtserwerbsloſen mit Not⸗ ſtandsarbeit 50 000.— Mk. uſw. vorgeſehen. Man ſieht alſo, daß der Wohlfahrtsetat der Gemeinde außerordentlich hoch iſt. Mittlerweile war es 11 Uhr geworden, wes⸗ halb die Verhandlungen abgebrochen und auf heute Mittwoch Abend halb 9 Uhr vertagt wurden. Heute Abend wird der Voranſchlag zu genehmigen und über die Einführung der neuen Steuern Beſchluß zu faſſen ſein.