Lokale Nachrichten * Erhöhte Bierſteuer. Das Kreisamt Heppenheim hat ab heute, den 1. September die erhöhte Bierſteuer in unſerer Gemeinde zwangsweiſe eingeführt. Ueber die Todesurſache unſeres achtbaren Mitbürgers Herrn Valentin Froſchauer, der durch eine tückiſche Erkrankung ſo überraſchend ſchnell im beſten Mannesalter dahingerafft wurde und heute Nachmittag 5 Uhr beerdigt wird, erhal- ten wir von dem behandelnden Arzt noch eine ge⸗ nauere Auskunft. Herr Dr. Kienle ſchreibt uns: „Dieſer Mann iſt nicht infolge„Verſagens der Luftzufuhr“ geſtorben, ſondern infolge Toxiſcher Herz⸗ ſchwäche. Toxiſch heißt durch die Giftſtoffe der Infektionskeime bedingt. Herr Froſchauer hatte nämlich eine Gasbrandinfektion.“ * Vom Standesamt. Im Monat Auguſt 1931 wurden in unſerer Gemeinde 11 Kinder zur Welt gebracht 15 Sterbefälle ſind zu verzeichnen, darunter befindet ſich eine Toderklärung eines 1918 Gefallenen(Anton Baus.) Zum erſten Male iſt eine Bevölkerungsabnahme zu verzeichnen. Weiter wurden 9 Eheſchließungen regiſtriert. *Die Arbeitsmarktlage in Viern⸗ heim. Laut amtlicher Feſtſtellung des Arbeits⸗ amtes haben wir in Viernheim zur Zeit 1251 unterſtützte Erwerbsloſe. Dieſe verteilen ſich wie folgt: 252 männliche und 81 weibliche die Ar- beitsloſenunterſtützung beziehen; 344 männl. und 50 weibl. Kriſenunterſtützungsempfänger und 524 Wohlfahrtserwerbsloſe die durch die Gemeinde un⸗ terſtützt werden. 2 2 Gemeinderats⸗Sitzung am Montag, den 31. Auguſt 1931. Zwecks Erledigung wichtiger Angelegenheiten war der G.⸗R. zu einer außerordentlichen Sitzung zuſammengerufen. Kurz nach 8 Uhr war das Ple⸗ num beſchlußfähig. Den Vorſitz führte Herr Bür⸗ germeiſter Lamberth; das Protokoll Herr O.⸗Sekr. Pfützer. Zur Tagesordnung: Punkt 1. Antrag des Apothekers Weitzel auf Eintragung des Ludwig Lamberth als Pächter für den Jagdbogen II. Da der ſeitherige Mitpächter Herr Hch. Reinhard verſtorben iſt, kann Herr L. Lamberth als Mitpächter eingetragen werden. Punkt 2. Regelung des Verkehrs mit Milch in der Gemeinde Viernheim. Der vorgelegte Ent- wurf zu einer polizeilichen Anordnung wurde von dem Kreisamt zurückgegeben, da er ſich gegen das Geſetz der Gewerbefreiheit verſtoße. Der G. R. lehnt jedoch, um der Bauernſchaft zu helfen, eine Abänderung ab und beauftragt Herrn Bürgermeiſter Lamberth u. als Vertreter der Bauernſchaft Herrn Dr. Bauer Lorſch mit dem Miniſterium zu ver- handeln um evtl. eine Genehmigung der Anordnung zu erzielen. Punkt 3. Die Gebühren des Ortsgerichts⸗ dieners Benz. Das Gericht teilt auf Anfrage mit, daß die Gebühren dem Ortsgerichtsdiener geſetzlich zuſtehen. Der G.-R. nimmt hiervon Kenntnis und beſteht darauf, daß die Gebühren in die Ge— meindekaſſe fließen. Es ſoll mit dem Juſtizmini⸗ ſterium die Angelegenheit beſprochen werden. Punkt 4. Sicherſtellung der Wohlfahrtsunter⸗ ſtützungen. Der Herr Bürgermeiſter unterrichtet den G.⸗R. von den in dieſer Sache gepflogenen Verhandlungen; es ſei nichts verſäumt worden, um die Sicherſtellung dieſer Gelder zu erreichen. Der G.⸗R. nimmt hiervon Kenntnis, und ſpricht den Staatsbhörden ſein ſchärfſtes Mißfallen aus. Sollte keine Hilfe erfolgen bezw. die wöchentlichen Zu⸗ ſchüſſe nicht pünktlich eingehen, ſieht ſich der G.⸗R. und die Verwaltung genötigt, ihre Tätigkeit einzu⸗ ſtellen. Punkt 5. Zins⸗ und Tilgungszahlungen. Die Landeskommunalbank macht die Gemeinde darauf aufmerkſam, daß am 30. Sept. ds. Is. die Zinſen und Tilgungsraten pünktlich bezahlt werden ſollen. Hierzu wären ca. 40000 Mk. notwendig. Wo her nehmen und nicht ſtehlen! Punkt 6. Beſoldungsverhältniſſe der Gemein⸗ debeamten. Die Gewerkſchaft der Gemeindebeamten hat gegen die Zurückverſetzung einiger Beamten von Gruppe B in Gruppe C Einſpruch bezw. Klage erhoben. Der G.⸗R. beharrt bei ſeinem Beſchluß und bedauert das Verhalten der Beamten bezw. der Organiſation in dieſer Sache. Die Angelegen⸗ heit wird durch richterliches Urteil zu entſcheiden ſein. Punkt 7. Forſtwirtſchaftsplan pro 1932. Der vom Forſtamt vorgelegte Wirtſchaftsplan über die für die Gemeinde verwalteten Waldungen wird mit einer Betriebsausgabe von 218 Mk. genehmigt. Hiermit war die öffentliche Sitzung, der meh- rere Zuhörer beigewohnt hatten, beendigt. An- ſchließend: Geheime Sitzung. Sport u. Spiel Die Sportvereinigung beſiegt Kirchheim mit 10:2 Toren. 1. Mannſchaft gewinnt nach grandioſem Kampf mit 3:0; 2. M. 4:1; 3. M. mit 3:1 Toren; A. H. 3:2; Jugend 1:2. War das ein prächtiger Kampf am Sonntag in Kirchheim, auf dem berüchtigten Platze, der im vorigen Jahre den Aufſtieg koſtete. Allſeits wurde ein erſter Sieg durch die Grünen erhofft, auch da⸗ mit gerechnet; denn nach einer ſolch überzeugenden Leiſtung vom Vorſonntag gegen den Rheinmeiſter Waldhof mußte ein Sieg zu erringen ſein. Wie hallte doch der Blätterwald in Süddeutſchland wieder von der großen Leiſtung des Neulings Viernheim — nur im Ort ſelbſt verſuchten Auchſportler durch Ankleben von Schmutzblättchen die Leiſtung der Ver⸗ einigungself in den Kot zu ziehen. Der Erfolg blieb nicht aus und der erſte auf auswärtigem Platze errungene Sieg wurde wieder der ganzen Sportwelt verkündet: Viernheim holt Punkte in Heidelberg. Was ſollte der Chroniſt dem verehrl. Sportpubli⸗ kum an dieſer Stelle noch beſonders den Spielver⸗ lauf berichten, wenn jeder ſchon einige Zeitungen geleſen hat. Nur anerkannt ſoll die geſamte große Leiſtung der Mannſchaft werden, die große Leiſtung des Torwarts Krug, der in der erſten Halbzeit alles rettete und dann noch 2 Elfmeter, die gut getreten, abſchlug, damit den Sieg eindeutig werden ließ. Der Sturm läuft von Spiel zu Spiel mehr auf, nur ſollten die Verbinder auf der Strafraum⸗ höhe ſchneller und feſter aufs Tor ſchießen, Vallen⸗ dor mehr vorne kämpfen, damit Mandel freieres Feld vor ſich bekommt und ſeine Bälle auf den Boden nimmt. Mit den Leiſtungen der beiden Außenſtürmer kann man auch ſchon zufrieden ſein, da beide ihre Bälle in ſchnellſtem Tempo vortragen. Der Lauf von Rechtsaußen Kiß, wodurch ſein Bru⸗ der auf Linksaußen das 1. Tor erzielte, war wirk⸗ lich eine Glanzleiſtung. Und wenn nun noch die Gebrüder Pfenning auf Halbſturm Tore ſchießen, wird der ganze Sturm noch mehr gefürchtet ſein. Der erſten Mannſchaft nacheifert die 2. Mannſchaft, die in Fettel einen guten Tormann beſitzt, unter⸗ ſtützt durch gute Verteidiger und Läufer, die aber mehr auf Stellung ſpielen ſollten. Im Sturm wird zu viel geſprochen, anſtatt geſpielt und zu wenig Stellung gehalten. Jeder Spieler ſollte auf ſeinem Poſten bleiben. Gegen die 3 vorherigen Spiele iſt die 2. M. beſſer geworden. Auch die 3. M. hat ein gutes Spiel hingelegt. Hier heißt es nicht zu viel fixieren, mehr den Ball laufen laſſen.— So weiter ihr Spieler und ihr werdet zu mehr Siegen und Ehren kommen. er. D. J. K.⸗Sport Viernheims Blau⸗Weißen ſchlagen den Tabellen⸗ zweiten des Gaues Baden; Mannheim⸗Waldhof überzeugend 31. Es war ein Kampf, gewürzt von allen Fein⸗ heiten und Spezialkniffen die zu einem ausgezeich⸗ neten Fußball gehören. Derſelbe Eifer, dieſelbe Technik wie beim Spiele gegen den Badenmeiſter in Edingen haben auch am letzten Sonntage im Vordergrund geſtanden. Ja dieſe 1½ Stunde Spieldauer verflogen nur zu ſchnell und der ver⸗ wöhnteſte Fußballkenner hat mit voller Befriedigung den Waldhof ⸗Platz verlaſſen, was alle DJK⸗Freunde, ſoweit ſie durch ihre Anweſenheit ihr Intereſſe be⸗ kundeten, bezeugen können. Unter der ſehr korrekten Leitung von Gauſchiri Bormuth wurde das Leder zur angeſetzten Zeit freigegeben. Beide Teile ent⸗ eingeweicht, e, wird Dir das Waschen morgens icht! vollen und flüſſigen Spieles. verſtand es W. eine ſehr ſchön herausgearbeitete Ehance auszunützen und kamen durch den gefähr- wurde den Platzherren bald vereitelt. V. leitete Verteidiger glaubt durch Foulſpiel etwas ausrichten zu können, aber dem war weit gefehlt. Ein Straſ. ſtoß für V. der linke Außen mit ſeinem nicht un. gefährlichen Schuß, der zum erſtenmale am Pfoſten abſpritzte, ſtellte durch Nachſchuß den Ausgleich her. V. hatte dann bis zur Pauſe das Spiel ſaſt voll. kommen in der Hand. Die Beſtleiſtung des Tages war die Verwandlung des zweiten Treffers. V. Halblinker ſchickte eine wunderbare Steilvorlage bis zum Linksaußen, eine prächtige Flanke kam auf Rechtsaußen, der unhaltbar auf 2:1 erhöhte. Es darf unbedingt als ein Fehler des Innentrioz angeſehen werden, daß der Linksaußen ſehr mangel; haft bedient wurde. Eine kleine Umgeſtaltung in dieſer Hinſicht iſt kein Schaden. Halbzeit 2:1. In der zweiten Periode war W. wie umge⸗ wandelt und drehte mächtig auf. Sie wollten, ja ſie glaubten, ſie müßten gewinnen und der Aus⸗ gleich hing zeitweiſe in der Luft. Aber hervor- ragend war die Abwehrarbeit der unermüdlichen, zuverläſſigen Hinter⸗Mannſchaft V. B. im Tor meiſterte halt wie gewohnt. W. verlor dadurch den Mut und wurde gegen Ende von V. Sturm ſtark bedrängt. V. erhöhte 10 Min. vor Schluß auf 3:1 wiederum durch den Rechtsaußen, der eine Vorlage von Halbrechts blitzſchnell einſchob. Obſchon auf beiden Seiten wertvolle Chancen bis zum Schlußpfiff ausgelaſſen wurden, ſo konnte man mit aller Ruhe ſagen, daß ein Sieg für V. Blau- Weißen ſichergeſtellt war. Für die hieſige Sport⸗ gemeinde müſſen die letzten Spiele, bei denen er⸗ ſtaunliche Reſultate herausgeholt wurden, ein neuer Anſporn ſein in der kommenden Verbandsrunde für die Spiele der D. J. K. gewaltig begeiſtert zu ſein. Voranzeige: Am kommenden Sonntage, den 6. September ds. Mis. 1. und 2. Fußball⸗Elf gegen Oppau(Pfalz.) Die 1. Handball⸗Elf mußte eine knappe 3:2 Niederlage hinnehmen, während die 2. Mannſchaſt nach glänzendem Spiel 7:0 gewann. Sonſtige Reſultate: 2. Fußball— Weiher 1. 1511 2. Privat—„ 2. 70 Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u Singſtunden Geſangverein Liederkranz. Hente Dienstag abend ¼8 Uhr Theaterprobe im Prinz Friedrich. Der Vorſtand. Turngenoſſenſchaft. Heute abend 8 Uhr vollzählige Turnſtunde im Lokal. Sämtliche Turner, Sport. ler und Handballer müſſen unbedingt erſcheinen. Heute Mittag ab 5 Uhr treffen ſich die Mit glieder die Zeit und Intereſſe haben auf unſeren Platz bezw. Inſtandsſetzung derſelben. Der V. Untererhebſtelle. Im Laufe dieſer und der nächſten Woche kann noch das 1. und 2. Ziel Kirchenſteuer 1931 ſowie das 3. Ziel Staatsſteuer 1931 ohne Mahnkoſten bezahlt werden. Kaſſenſtunden: Montag und Freitag von 8— 12 ½ Uhr vorm. Mittwoch von 8— 12½ Uhr vorm. und 2— 4½½ Uht nachmittags. Kirchner. Wochenplan der DK. Dienstag 6—8 Uhr Handballtraining(Jugend) 8 Uhr Turnſtunde. Mittwoch: 5 Uhr Training für die Fußballmannſchaft und 1. Privat. 2—4 Uhr Schülertraining Donnerstag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde 5 Handballtraining 6 Uhr Training für balljugend. Freitag: 5 Uhr Training für Junioren u. 2. Privat 8 Uhr Turnſtunde Montag: 5—7 Uhr Schülerturnſtunde. 6 Uhr Fußballtraining für 2. Jugend u. 1 Schüler. 1. und 2. die 1. und 3. Fuß⸗ Er lacht denn ihn quälen keine Schnaken u. Mücken FIy Tox ist wohlriechend und wirkt tödlich. 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Auguſt 1931 zu Nr. M. d. J. 38 716 wird für den Gemarkungsbezirk der Gemeinde Viernheim die erhöhte Gemeindebierſteuer mit folgenden Sätzen eingeführt: bei Einfachbier 5.— RM. „Schankbier 7.50„ „Vollbier 10.—„ „Starkbier 15.—„ für je 1 Hektoliter. Als Orts ſatzung für die Gemeindebierſteuer gil die von dem Miniſter des Innern herausgegeben Muſterſatzung mit den ſich aus der Verordnung des Reichspräſidenten vom 26. Jul 1930 und dieſer Bekanntmachung ergebenden Aenderungen. It Wortlaut kann in der Zeit vom 1.—14. Sep- werden. Dieſe Anordnung tritt mit dem Ablauf des Rechnungsjahres 1931 wieder außer Kraft Heppenheim, den 31. Auguſt 1931. Heſſiſches Kreisamt Heppenheim. Pfeiffer. Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hier mit zur öffentlichen Kenntnis. Die Erhöhung del Bierſteuer tritt ab heute in Kraft. Viernheim, den 1. September 1931. „„%„„er Inſerieren hat erfolg! ledigten ſich gleich von vornherein eines wechel. In der 10. Minute lichen Halbrechten in Führung 1:0. Dieſe Freude einen gefährlichen Gegenangriff ein; W. rechter nung des Reichspräſidenten zur Behebung finau.. tember 1931 auf der Bürgermeiſterei eingeſehen Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lambert! 1 eint täglich mit Ausn Serke Viernhei er me der Sonn- und Feiertage.— e monatl. ei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das acht nntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjah tige illuſtrierte ich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ ſalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim recher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſiſchecktonto Nr. 21077 Amt aber— Schriftleitung, Drul a. N. Ar. 202 Cuther begründet die Diskontermäßigung Schaffung erweiterter Verwertungsmöglich⸗ keiten für gute Warenwechſel? wib Berlin, 1. Sept. In der heutigen Sitz⸗ ung des Zentralausſchuſſes der Reichsbank be⸗ gründete der Vorſitzende. Reichsbankpräſident Dr. Luther die vom Reichsbankdirektorium mit Wirkung vom 2. Septbr. ds. Is. beſchloſſene Herabſetzung ges Reichsbankdiskonis von 10 auf 8 Prozent und des Lombardſatzes von 12 auf 10 Prozent wie folgt: Die reibungsloſe Durchführung des Anfang Auguſt ds. Is. wieder aufgenommenen vollen Zahlungs- und Bankverkehrs hatten es der Reichsbank ermöglicht, ihren Diskontſatz vom 12. Auguſt ds. Is. ab von 15 auf 10 Prozent und den Lombardſatz in zwei Etappen von 20 bis auf 12 Prozent zu ermäßigen. Eine weitere Senkung des Diskontſatzes war ſchon damals in Ausſicht genommen für den Fall einer befriedi⸗ genden Weiterentwicklung der allgemeinen Lage. Inzwiſchen iſt eine gewiſſe Klärung eingetre⸗ ten, wobei auf die in Baſel gepflogenen Ver⸗ handlungen äber die weitere Belaſſung der in Deutſchland noch vorhandenen Auslandsgelder, deren förmlicher Abſchluß freilich noch ausſteht, hingewieſen ſei. Der Status der Reichsbank hat ſich im Laufe des Monats Auguſt im Sinne fortſchreitender Entlaſtung entwickelt. Die An⸗ lagen der Reichsbank, die am 7. Auguſt noch 3849 Millionen RM. betragen hatten, erfuhren bis zum 22. Auguſt eine Verringerung um 695 Mil⸗ lionen RM. Die rückläufige Bewegung ſetzte ſich auch in der letzten Auguſtwoche zunächſt noch ſort, erſt vom 28. Auguſz ab zeigte ſich infolge des einſetzenden Ultimobedarfes wieder eine Zu— nahme. Eine etwas gleichartige Bewegung hat⸗ te der Notenumlauf aufzuweiſen, der ſeinen niedrigſten Stand am 26 Auguſt mit etwa 3956 Millionen erreichte Die täglich fälligen Ver⸗ bindlichleiten erfuhren bis zum 25. Auguſt eine Zunahme auf rund 600 Millionen; erſt vom 28. Auguſt ab überwogen die Abzüge. Schon heute iſt erkennbar, daß die Ultimobelaſtung der Bank, deren genaue Ziffern im Augenblick noch nicht vorliegen, ſich in durchaus gemäßig⸗ ten Grenzen gehalten hat. Insbeſondere über⸗ ſchreitet der Notenumlauf mit etwa 4380 Milli⸗ onen in keiner Weiſe das übliche Maß. Die Deckung der Noten durch Gold und deckungsfä⸗ hige Deviſen wird etwa 39,3 Prozent betragen gegenüber 36,1 Prozent Ende Juli. Angeſichts dieſer Geſtaltund der Lage glaubt das Reichsbankdirektorium, die für die Wirt⸗ ſchaft nach wie vor außerordentlich drückenden Zinſenlaſten durch eine Senkung des Diskonts auf 8 Prozent und des Lombardſatzes auf 10 Prozent erleichtern zu ſollen. Ob und wann weitergehende Erwartungen zu verwirklichen ſein werden, bleibt von der künftigen Entwick⸗ lung des Kredit- und Deviſenmarktes abhängig. Der Reichsbankpräſident gab ferner der Ver⸗ ſammlung davon Kenntnis, daß die unter dem Zwange der Verhältniſſe im Juni angeordneten und im Juli weiter verſchärften reſtriktiven Maßnahmen dank der ſeit der Wiederaufnahme des vollen Zahlungsverkehrs eingetretenen Beruhigung aufgehoben werden konnten, und daß die Reichsbank be⸗ ſtrebt iſt, ihre wiederhergeſtellte Kreditbereit⸗ ſchaft tunlichſt weiten Wirtſchaftskreiſen zugute kommen zu laſſen. Vor einigen Tagen iſt zur Beſtätigung dieſer ſeit längerer Zeit verfolgten Tendenz ein beſonderer Runderlaß an alle Reichsbankanſtalten ergangen, in dem darauf hingewieſen wird, daß jetzt jeder gute Handels⸗ wechſel, der als reichsbankfähig anzuerkennen iſt, bei der Reichsbank ſoll Unꝛerkunft finden können. Außerdem ſind Beſprechungen mit den Banken uſw. aufgenommen, die die Schaf⸗ fung erweiterter Verwertungs⸗ möglichkeiten für gute Warenwech⸗ ſel zum Ziele haben. Von größter Wichtigkeit hierfür iſt, daß Handel und Gewerbe durch Bereitſtellung eines geeigneten Materials von auf Güterumſchlägen baſierenden Wechſeln ih⸗ ten Banken die Möglichkeit geben, einen tun⸗ lichſt großen Teil der gegenwärtig von ihnen bei den Banken in Anſpruch genommenen Kon⸗ u. Verlag: Job. Martin, Geſchäftsſtelle Rathansſtr. m Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit bel Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— iernheimer Anzeiger er eitung Senner Bbrggr gig. Bierngl.- Welte koſtet 2b Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., hmeſchluß für Inſerate unb Notizen vor⸗ e größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſte e u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlanbs u. des Auslanbs Anitsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platz vorſchriften bei Anzeigen werden nach Moglichkeit bern an 7 Ser e Tagen— 1— Mittwoch, den 2. September 1931 tokorrentkrediten in Diskontkredite für Handels⸗ wechſel umzuwandeln. Damit würde nicht nur eine ſtraffere und geſündere Geſtaltung unſerer Kreditverhältniſſe geſchaffen, ſondern auch den Banken ermöglicht, ohne weſentliche Verringe⸗ Reichsbankdiskont auf 8 Prozent herabgeſetzt mit wirkung vom 2. September an— Combardſatz 10 Prozent wtb Berlin, 1. Sept. Der Zentralausſchuß der Reichsbank hat in ſeiner heutigen Sitzung den Reichsbankdiskontſatz von 10 Prozent auf 8 Soen Hedin⸗Expedition von Räubern überfallen und ausgeplündert— Selbſt die wertvollen Meßinſtrumente geraubt Sept. Aus Stockholm wird wtb. Berlin, 1. gemeldet, daß Ddr. Vexell, ein Mitglied der Fen⸗ tral⸗Aſien⸗Expedition Sven Hedins, ein Cele⸗ gramm an sven hedin ſandte, in dem er mit⸗ teilt, daß Räuber das Lager der Expedition überfallen u. völlig ausgeplündert hätten. Selbft „Graf Seppelin“ am Siel Glatt in pernambueco gelandet— Begeiſterter Empfang witb Ham burg, 2. Hamburg⸗Amerika⸗Linie mitteilt, iſt das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ um 21,10 Uhr MeEz in Recife(Pernambuco) glatt ge⸗ landet. witb Newyock, 2. Sept. Aſſociated Preß mel⸗ det aus Pernambuco:„Graf Zeppelin“ über⸗ Sept. Wie die Haager Gutachten über die Zollunion am Samstag Inhalt noch nicht bekannt— Endgültiger Verzicht kommt nicht in Frage, wahrſcheinlich aber vorläufige Surückſtellung Deutſche und öſterreichiſche Erklärungen vor dem Europa⸗Ausſchuß geplant. wtb Genf, 1. Sept. Das Gutachten des Haager Gerichtshofes in der Frage des deutſch⸗ öſterreichiſchen Zollunionsplans wird, wie heute abend von unterrichte ter Seite mitgeteilt wurde, aller Wahrſcheinlichkeit nach am Samstag vor⸗ mittag hier in Genf eintreffen. Nach den bishe⸗ rigen Diſpoſitionen wird ſich der Völkerbunds⸗ rat am Samstag nachmittag verſammeln, um das Gutachten entgegen zu nehmen. Es beſtätigt ſich, daß von öſterreichiſcher und deutſcher Seite beabſichtigt iſt, zu der Frage gewiſſe Erklärun⸗ gen abzugeben. Man ſpricht von der Möglichkeit daß dieſe Erklärungen in dem Europaausſchuß abgegeben werden, an der Stelle alſo, wo die Frage der Zollunion ihrer wirtſchaftlichen Be⸗ deutung entſprechend, auch im Mai eingehend behandelt worden iſt. Der Wortlaut der Erklä⸗ rungen ſteht noch nicht feſt. Da aber der Europa⸗ Ausſchuß ſich eingehend mit der wirtſchaftlichen Neuorganiſierung Europas befaſſen will, und in dieſem Zuſammenhang der Gedanke der Zoll⸗ union auch zweifellos wieder eine Nolle ſpielen wird, iſt der Boden ohne weiteres gegeben, aus dem die Erklärungen des deutſchen und des öſterreichiſchen Vertreters zu der vorliegenden Frage zwanglos herauswachſen können. Das Gutachten des Haager Gerichtshofes iſt hier noch nicht bekannt. Soviel kann aber ſchon geſagt 2 rung ihres Kredübeſtandes, ihre Liquidität zu verbeſſern und zum Nutzen der deutſchen Wirt⸗ ſchaft die von der Reichsbank gebotenen Kredit⸗ möglichkeiten für Warenwechſel beſſer auszu⸗ nuhen. Prozent und den Lombardſatz von 12 Prozent auf 10 Prozent herabgeſetzt. Die neuen Sätze reiten am 2. September in Wirkſamkeit. die wertvollen meteorologiſchen und aftronomi⸗ ſchen Meßinſtrumente ſeien geraubt worden. sven Hedin hat ſich bereits an die chineſiſche Regierung um hilfe gewandt. Anſcheinend han⸗ delt es ſich bei der Näuberbande Soldaten. 5 flog die Stadt unter dem Pfeifengeheul der Schiffe und Fabriken. Große Menſchenmengen in den Straßen und auf den Brücken jubelten dem Luftſchiff zu, das erleuchtet und niedrig fliegend ſüdwärts nach dem acht Meilen ent⸗ fernten Flugfelde weiterflog. werden, daß ein endgültiger Verzicht auf die Zollunion nicht in Frage kommt. Eine vorläu⸗ fige Zurückſtellung der Durchführung des Pla⸗ nes ergibt ſich auch aus der beſonderen Lage Oeſterreichs, die eine Zurückſtellung der Durch⸗ führung der Zollunion im Augenblick für wün⸗ ſchenswert erſcheinen läßt. Beſprechungen Brünings mit den Sozialdemokraten Berlin, 2. Sept. Am Dienstag abend empfing Reichskanzler Dr. Brüning die Abgeordneten Dr. Hilferding und Dr. hertz als Vertreter der ſozial⸗ demokratiſchen Reichstagsfraktion zu einer Be— ſprechung über das Winterprogramm der Reichs⸗ regierung. Da jedoch die Regierung— wie wir zuverläſſig erfahren— ſelbſt über die Einzelhei⸗ ten dieſes Programms noch keine Entſcheidungen gefällt hat, ſo konnte auch die geſtrige Beſpre⸗ chung noch zu keinem Ergebnis führen, zumal die von den Sozialdemokraten verlangten Abände⸗ rungen der Juni⸗Notverordnung in die neuen pläne der Regierung hineingearbeitet werden ollen. Wie wir weiter hören, werden am Ende dieſer Woche oder Anfang nächſter Woche die Ver⸗ handlungen zwiſchen der Regierung und den So⸗ zialdemokraten weitergeführt werden. Daher iſt nicht damit zu rechnen, daß ſchon am Freitag im Helteſtenrat eine Entſcheidung über die vorzeitige Einberufung des Reichstags getroffen wird, da die Sozialdemokraten ihre Stellungnahme zur Parlamentseinberufung von der Erfüllung ihrer um entlaſſene Wünſche abhängig machen dürften. Eine Entſchei⸗ chtigt.— Für die Aufnahme r nicht uͤbernommen werben 48. Jahrgang dung iſt jedoch ſpäteſtens vor der für den nächſten Dienstag angeſetzten Fraktionsſitzung der So- zialdemokraten im Reichstag zu erwarten. Kahl an Dingelden enb. Berlin, 1. Sept. Der Senior der Deut⸗ ſchen Volkspartei, Geheimrat Dr. D. Kahl, hat an den Führer der Deutſchen Volkspartei, Dr. Dingeldey, ein Schreiben gerichtet, in dem er noch einmal auf ſeine Stellungnahme zum Dolks⸗ entſcheid und die daran geknüpften Preſſe-Erör⸗ terungen zurückkommt. Er bezeichnet es als ein Wahrheits⸗ und herzensbedürfnis, ausdrücklich eine loyale Erklärung und Verſicherung abzu⸗ geben. Sein Telegramm ſei ein allgemeiner aus zwingender Gewiſſensnot geborener Warnungs⸗ ruf geweſen, ſich angeſichts der gegenwärtigen politiſchen Cage an dieſem Volksentſcheid zu be⸗ teiligen. Dem Parteiführer gegenüber komme es ihm einzig und allein auf die feierliche Feſtſtel⸗ lung an, daß in den ernſten verantwortungsvol⸗ len Erwägungen, die ſeinem Entſchluß öffentlicher Stellungnahme vorangingen, der Gedanke einer perſönlichen Spitze gegen ihn und ſeine Partei⸗ führung oder der Wille ſtörend in die Einheit der Partei einzugreifen, niemals auch nur die ge⸗ ringſte Stätte gefunden habe. Er verzichte da⸗ rauf, zur grundſätzlichen Frage der Trennung von Parteidiſziplin und politiſcher Gewiſſensfreiheit ſich zu äußern. Er verwahre ſich nur gegen den offenen oder verſteckten Vorwurfs eines„Dolch— ſtoßes“. Tagesnachrichten Vorunterſuchung gegen die ehemaligen Direktoren der V. E. W. Eſſen, 1. Sept. Gegen die früheren Gene⸗ raldirektoren der Vereinigten Elektrizitätswerke Weſtfalen A.⸗G., Urone und Fiſcher, iſt nun⸗ mehr auf Antrag der Staatsanwaltſchaft die ge— richtliche Vorunterſuchung wegen Untreue eingeleitet worden. Die Einleitung des Derfah— rens überraſcht umſomehr, als vor kurzem aus den Erklärungen des Dortmunder Oberbürger— meiſters, des Kufſichtsratsvorſitzenden der EW w., entnommen werden konnte, daß man die beiden früheren Generaldirektoren trotz ihrer unzwei⸗ felhaften Fehlgriffe ſogar mit einer, wenn auch gekürzten Penſionsberechtigung abgebaut hatte. Bekanntmachung über die Zwangsregulierung nach Wiedereröffnung der Börſe. wib. berlin, 1. Sept. Der Börſenvorſtand, Abteilung Wertpapierbörſe, hat heute eine Be⸗ kanntmachung über die Zwangsregulierung nach Wiedereröffnung der Börſe erlaſſen, die zwei Artikel umfaßt. Artikel! der Bekanntmachung faßt die Swangsregulierungsvorſchriften der„Bedingun— gen für die Geſchäfte an der Berliner Wert⸗ papierbörſe“ den Veränderungen an, die durch das Verbot des Börſenterminhandelns in Wert⸗ papieren entſtanden ſind. Artikel 2 der Bekanntmachung richtet ſich ge— gen Leerverkäufe im Kaſſamarkt. Politiſche Zuſammenſtöße in Lüdenſcheid. enb. Lüdenſcheid, 2. Sept. 3wiſchen National⸗ ſozialiſten, Kommuniſten und Reichsbannerleu⸗ ten kam es geſtern nachmittag zu Zuſammen⸗ ſtößen, bei denen drei Perſonen ſchwer verletzt wurden. v. Gronau in Chicago gelandet. wtb. Chicago, 2. Sept. der deutſche Flie⸗ ger von Gronau iſt geſtern um 6,10 Uhr abends (Sommerzeit) hier eingetroffen und auf dem Michigan⸗See gelandet. vereitelter Bilderdiebſtahl in der Dresdener Gemäldegalerie. wib. dresden, 1. Sept. Ein etwa 30 Jahre alter Mann verſuchte heute nachmittag in der Staatlichen Gemäldegalerie im Dresdener 5win⸗ ger ein Gemälde zu ſtehlen. Er hatte das Bild — ein Mädchenbildnis von pietro Robani, das etwa 40:50 Stm. groß iſt,— bereits unter ſei⸗ nem Mantel verſteckt und entfernte ſich eiligſt. Der Dieb wurde vom Wärter verfolgt und es ge⸗ lang ſchließlich, ihn feſtzunehmen.— Wie wir noch erfahren, handelt es ſich bei dem Dieb um einen 29 Jahre alten Schriftſteller Grube aus Eſſen. Grube verweigert vorläufig über ſeine Tat jede Auskunft, ſodaß noch nicht feſtgeſtellt werden konnte, ob er helfershelfer gehabt hat. Das geſtohlene Bild präſentiert keinen beſonders hohen Wert. h Oeſterreich bleibt feſt Schober läßt ſich durch Pariſer Drohungen nicht irre machen Wien. 1. Sept. Im Mittelpunkt der politi⸗ ſchen Erörterungen ſteht heute als faſt einziges Thema, hinter dem die innerpolitſchen Beſpre⸗ chungen zur Vorbereitung der Herbſtſeſſion und die Bundespräſidentenwahl zurücktreten müſ⸗ ſen, die Zollunion. Den eigentlichen Anſtoß zu der leidenſchaftlichen Behandlung hat die At⸗ tacke des„Temps“ gegen Oeſterreich und die führenden Politiker dieſes Landes gegeben. Die amtliche Nachrichtenſtelle erklärt, daß die von von dieſem Blatt gemachte Unterſtellung, daß zwiſchen den Auffaſſungen der öſterreichiſchen und der deutſchen Regierung hinſichtlich der weiteren Behandlung der Zollunionsfrage Dif— ferenzen beſtünden, eine reine Erfindung ſei. Mit ſolchen Brunnenvergiftungen werde der Beruhigung, die das Ziel aller beteiligten Re⸗ gierungen ſei, ein ſchlechter Dienſt erwieſen. Schober erklärte dem Korreſpondenten des „Neuen Wiener Tagblattes“, es ſei eine klare taktiſche Linie zwiſchen den Außen⸗ miniſtern Deutſchlands und Oeſterreichs gefunden worden. Der franzöſiſche Vorſtoß, wie er ſich im„Temps“ offenbar hat, ſei als erledigt an⸗ zuſehen. Die deutſch⸗öſterreichiſche Uebereinſtim⸗ mung in der Behandlung der Zollunionsfrage liege jetzt vollkommen klar, und es könne geſagt werden, daß eine Verzichtleiſtung auf jede po⸗ litiſche oder wirtſchaftliche Kombination, die den europäiſechn Status ändern könnte, nicht zu erwarten ſei. In dieſem Punkt würden die Franzoſen ſchon deshalb keinen diplomatiſchen Erfolg erringen können, weil jede öſterreichiſche Regierung eine derartige moraliſche und kultu— relle Preisgabe ablehnen müſſe. Schober werde ſich bemühen, den Franzoſn die Anhaltbar⸗ keit ihrer Verzichtforderungen be⸗ greiflich zu machen. Er ſei intenſiv um die Ue— berbrückung der Gegenſätze bemüht und er— warte, daß die hier anweſenden franzöſiſchen Delegierten Verſtändnis dafür zeigten, daß jede moraliſche Preſſion auf Oeſterreich unter der Flagge der„Schaffung des Vertrauens zu einem Fiasko führen würde. Auftakt in Genf Eröffnung der 64. Tagung des völkerbundsrates wib. Genf, 1. Sept. heute vormittag 11 Uhr begann die 64. Tagung des völkerbundsrates. Der Ratstiſch zeigt gegenüber der letzten Tagung ein etwas verändertes Bild. Den Dorſitz führt der ſpaniſche Kußenminiſter, Cerrour. England iſt durch Lord Robert Cecil, Frankreich durch den Direktor der völkerbundsabteilung am Quai d' Orſay, Maſſigli, vertreten. Obwohl vor der Tagung eine ziemlich ſtarke Nachfrage nach Ein⸗ trittskarten zu verzeichnen war, zeigt ſich jetzt, daß die Tagung verhältnismäßig geringes In⸗ tereſſe findet. die Beteiligung des publikums und der Preſſe heute vormittag war außer⸗ ordentlich ſchwach. Die Sitzung, die etwa eine halbe Stunde dauerte, war mit der berleſung einiger Berichte über die Arbeiten ſeit der letz⸗ ten Ratstagung ausgefüllt. Unter anderem wurde ein Bericht über die Arbeiten des Wirt— ſchaftskomitees verleſen, den der Vertreter Deutſchlands erſtattet hat. Die nächſte Sitzung fin— det Mittwoch ſtatt. Die Beratungen des Moordinationskomitees. witb. Genf, 1. Sept. das Voordinations— komitee hörte heute vormittag einen Bericht des franzöſiſchen Delegierten Francois Poncet über die Urbeiten des Kusſchuſſes, der ſich mit dem Abſatz der Getreideüberſchüſſe in Europa zu be⸗ ſchäftigen hatte. Die vorſchläge, die hierüber bisher gemacht worden ſind, beziehen ſich haupk⸗ ſächlich auf Präferenzen für Getreide. In dieſem Suſammenhang ſpielen insbeſondere die Handels⸗ verträge, die inzwiſchen von Deutſchland mit Rumänien und Ungarn abgeſchloſſen worden ſind, eine große Rolle. Francois Poncet bezeich⸗ nete den deutſch-rumäniſchen Handelsvertrag als ein„ausgezeichnetes Muſter“, das den Bedingun⸗ gen entſpräche, die von den Organen des böl⸗ kerbundes für die Eingliederung der Präferenz⸗ behandlung in das Syſtem der Meiſtbegünſti⸗ gungsklauſel aufgeſtellt worden ſeien. Der ruſſiſche volkskomiſſar Litwinow wie⸗ derholte ſeine ſchon früher geäußerten Bedenken gegen das präferenz⸗Syſtem, das ſeiner Anſicht nach zu einer Ausnahmebehandlung Rußlands führen werde. Poncet betonte demgegenüber, daß es ſich bei dem Präferenzſyſtem um eine vorüber⸗ gehende maßnahme handele, um einer akuten Notlage beſtimmter Länder abzuhelfen, Kongreß des Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaſtsbundes enb. Frankfurt a. M., 1. Sept. kluf dem Kongreß des Gewerkſchaftsbundes wurde heute eine Entſchließung angenommen, in der es heißt, der internationale Charakter der heutigen Kriſe erſchwere ihre Bekämpfung in einer eigenen Volkswirtſchaft. Deshalb müſſe eine großzügige internationale Arbeitsbeſchaffung auf der Grund⸗ lage einer internationalen Ureditvereinbarung angeſtrebt werden. Der Kongreß beauftragt da⸗ her den Bundesvorſtand, die in dieſer Richtung unternommenen Bemühungen des Internatio⸗ nalen Arbeitsamtes tatkräftig zu unterſtützen. In einer zweiten Entſchließung wird im Intereſſe ſozialer Gerechtigkeit die Beſeitigung der uner⸗ träglichen härten und Rechtsbeſchränkungen, die in der Notverordnung vom 5. Juni enthalten ſeien, gefordert. Forderungen der Städte Reichsſtädtebund zu den Richtlinien des Reichsfinanzminiſters enb. Berlin, 1. Sept. Der Geſamtvorſtand des Reichsſtädtebundes hat nach eingehender Be⸗ ratung zu den Richtlinien des Reichsfinanzmini⸗ ſters über haushaltsausgleich Stellung genom— men. Ueber das Ergebnis der Beratung wird vom Reichsſtädtebund u. a. mitgeteilt: Die große Sahl der mittleren und kleinen Städte iſt ſeit Jahren bemüht, alle Einſparungs— möglichkeiten auszunutzen. Jedoch ergeben ſich bei ihnen nicht die gleichen Sparmöglichkeiten wie bei den großen Städten, weil ein großer Teil der Sparmaßnahmen bereits vorweggenommen iſt. Die den mittleren und kleinen Städten verblie⸗ benen Spar⸗ und Steuermöglichkeiten ſtehen aber in keinem Verhältnis zu der ungeheuren Steigerung der Wohlfahrtserwerbsloſenausgaben vor allem in mittleren und kleinen Induſtrie⸗ ſtädten, die infolge Stillegung eines oder meh— rerer ihre Hauptſteuerkraft bildenden Unterneh⸗ mungen einen rapiden Rückgang ihrer Steuer- einnahmen und zugleich eine kataſtrophale Stei⸗ gerung ihrer Wohlfahrtslaſſen erfahren haben. Ferner fehlen bei den kleinen Städten häufig Eine belgiſche Doktorenfabrik Der„Dr.“ fü * Einnahmen aus Wirtſchaftsbetrieben und die zahlreichen Gemeindeforſten ſind zum großen Teil Suſchußbetriebe geworden. Die mittleren und kleinen Städte fordern daher Befreiung der Gemeinden von dem Anteil der Kriſenunter⸗ ſtützung, organiſatoriſche Suſammenfaſſung von Kriſen⸗ und Wohlfahrtserwerbsloſenfürſorge und finanzielle Beteiligung des Reiches an den Wohlfahrtserwerbsloſenlaſten. Landkreiſe und kreisangehörige Gemeinden können trotz aller rigoroſen Sparmaßnahmen zuſammen höchſtens 20 v. 9. der Wohlfahrtserwerbsloſenlaſten aus eigenen Mitteln aufbringen. Ebenſo notwendig iſt eine Konſolidierung der kurzfriſtigen Ge⸗ meindekredite. Als Uebergangsmaßnahmen ſind erforderlich: Aufhebung der Kreditſperre der Sparkaſſen gegenüber den Gemeinden und ſchleunige Ueberweiſung ausreichender Reichszu⸗ ſchüſſe. Andernfalls läßt ſich in zahlreichen mitt⸗ leren und kleinen Städten die bisher mit äußer⸗ ſter Anſpannung aufrecht erhaltene Sahlungs⸗ fähigkeit nicht mehr ſicherſtellen. 1400 mark von einem belgiſchen Hofrat verliehen— Eile tut not Frankfurt a. MR., 31. Aug. Ein Geheimer Hofrat in Straßburg, B. R. Mehler, iſt augen⸗ blicklich Mittelsmann einer ungenannten belgi⸗ ſchen Univerſität für die Verleihung des Dohktor⸗ titels an titelwütige Deutſche. Vorbildung wird nicht vorausgeſetzt. Der Uandidat muß, lt. „R. M. v.“ nur befähigt ſein, eine Dohtordiſſer⸗ tation in zweifacher KHusführung in deutſcher Sprache und möglichſt in Schreibmaſchinenſchrift in einem Umfange von 60—80 Seiten anzufer⸗ tigen oder anfertigen zu laſſen. Das Thema hann der Doktorrand nach Belieben wählen. Er braucht auch kein Quellenmaterial für ſeine„Arbeit“ nachzuweiſen, noch muß er einen kurzen Abriß ſeines Lebens und ſeines Bildungsganges geben. Auch eine mündliche Prüfung iſt nicht erforderlich. Sediglich Geld und abermals Geld for— dert der herr Hofrat. Die Geſamtgebühren ein⸗ ſchließlich des Dohtordiploms betragen die runde Summe von 1400 Mark. Außerdem müſſen dem Dohktoranden zugewieſenen Notar noch weitere 45 Mark überwieſen werden. Die Nota⸗ riatsgebühren ſind in jedem Falle zu entrichten, alſo auch wenn die Sache ſchief geht. Das iſt aber nach den Verſicherungen des Hofrates abſolut un⸗ möglich. Sollte aber trotzdem aus der Promo⸗ regierung nichts werden, dann erhält man ſeine 1400 Mark prompt zurück, ſo verſichert wenig⸗ ſtens Herr Oehler. Man möchte ſich aber beeilen, ſo läßt der Herr Hofrat vernehmen, und ſchleunigſt Geld einſen⸗ den, denn in aller Mürze trete das belgiſche Schul⸗ geſetz in Kraft, und dann ſei eine „Abſentia⸗Promotion“ nicht mehr möglich. Später werde vor der Jury⸗ zentrale in Belgien ein zweimaliges Staats- examen in franzöſiſcher Sprache verlangt, und das ſei ſchwerer. In dieſer und ähnlicher Form wird gegen⸗ wärtig zahlreichen Bewerbern, auch vielen Frankfurtern, die Erwerbung des Dohtortitels ſchmackhaft gemacht. Ehe der Hofrat aber ſich be⸗ müht, muß unter allen Umſtänden die Summe von 1400 Mark bezahlt werden.— Das Diplom mag wohl dann von irgendeiner namenloſen Ge⸗ ſellſchaft verliehen werden, aber die Führung des Titels iſt in Deutſchland natürlich un mög⸗ lich und verboten. Die belgiſche Dohktoren⸗ fabrik iſt aufgelegter Schwindel. Leider, ſo ſchließt die„R. M. v.“, hat ſie hier in Frankfurt bereits verſchiedene Opfer gefordert. Kampf un Rosenburg Noman von Johannes Hollſtein. 24. Fortſetzung Das ſchöne Schloß.. und ſo verwüſtet. Und wie nobel der Herr geweſen war. jedem hatte er eine Flaſche Wein als vorläu⸗ figen Dank verehrt. Und zum Erntefeſt wollte er mit ſeinem ganzen Geſinde nach Roſenburg kommen und ſich abermals erkenntlich zeigen. Auf dem Rittergute ging es wie in einem Bienenſtock zu. Die Polen hatte man zunächſt nach dem Kreisgefängnis in Bialkowitz abtransportieren laſſen, die vier verwundeten Polen waren in das Kreiskrankenhaus geſchafft worden. Auf dem Gutshofe lagen die Trümmer, die man aus dem Herrenhauſe herausgeſchafft hatte. Ein halbes Dutzend Soldaten waren eifrig damit beſchäftigt, ſie zu Brennholz zu zerkleinern. Währenddeſſen war die Mamſell eifrig be⸗ müht, den Soldaten ein Nachtlager von Qua⸗ lität zu verſchaffen. Willfried hatte die Soldaten alle in das Herrenhaus einquartieren wollen, aber Leh⸗ man wehrte ab. Nein, das gab es nicht. Die Baracken waren vorzüglich, dagegen war nichts zu ſagen. Willfried ſaß an Schaffranz' Bett. „Lieber alter Freund!“ ſagte er herzlich, „ietzt erholen Sie ſich gründlich. Sie haben ſich ſo aufgeopfert.“ ö 3 „Ich bin immer in Ihrer Schuld.“ „Längſt abgetan, Schaffranz! Denken Sie nicht mehr daran. Wir ſind gute Kameraden, jetzt gemeinſame Kämpfer. Roſenburg ſoll uns noch viele Freude machen.“ „Der Schaden, Herr von Kamerlingk!“ „Machen Sie ſich keine Sorgen, Schaffranz! Den erhalte ich erſetzt. Morgen kommt ein Herr der Regierung und ſtellt ihn feſt. Es gibt da ein ſogenanntes Geſetz über Aufruhrſchäden, und das dürfte darunter fallen. Muß ich's ſel⸗ ber bezahlen.. nun, das iſt auch zu ertragen.“ Schaffranz kam plötzlich ein Gedanke. „Herr von Kamerlingk.. iſt Roſenburg eigentlich gegen Feuer verſichert?“ Willfried überlegte. „Nein! Ich glaube nicht. Inſpektor Brucks ſprach davon, daß er es in Ordnung bringen wollte. Er hatte den Vertrag mit einer Geſell⸗ ſchaft gekündigt und wollte mit einer anderen abſchließen.“ „Herr“, drängte Schaffranz,„ſchließen Sie ſofort ab. Ich bitte Sie. Da ſitzt ein Agent in Bialkowitz. Der kommt beſtimmt ſofort, wenn Sie ihn anrufen.“ „Selbſtverſtändlich, Schaffranz. Mache ich heute noch. Kann dann morgen in Ordnung gebracht werden.“ „Und. mit der Förſterei.. die Bombe? Was iſt..“ „Das habe ich ganz vergeſſen in dem Tru⸗ bel!“ ſagte Willfried betroffen.„Ich denke aber Peter Mielitſch wird noch kommen und Be⸗ richt erſtatten. Jetzt ſchlafen Sie, lieber Freund, und denken Sie daran, daß Ihre Toch⸗ ter jetzt Ihr Diktator iſt.“ Er blickte auf Elſe. „Verſtanden, Fräulein Elſe, Ihnen hat der Herr Papa jetzt zu parieren.“ Vater und Tochter wechſelten einen frohen Blick miteinander. * Feldwebel Lehmann zog mit ſeinen Leuten in die Baracken ein. Die an Ordnung gewöhnten Soldaten waren außer ſich, als ſie in die Räume eintraten. Das ſah wie in Schweineſtällen aus. Die Stühle waren zum Teil zerſchlagen, die Bettſtellen und Matratzen beſchädigt. Glasſcherben zerbrochener Flaſchen lagen am Boden. Und ein Dreck war da, eine peſtilenzartige Luft ging durch die Zimmer, daß alle den Atem anhielten. Aber Feldwebel Lehmann war ein Mann, der feſte anpackte. „Kinder“, ſagte er,„alſo der Auftakt war ganz intereſſant. Ich freue mich, daß wir ge⸗ rade ſo zur rechten Zeit anrückten, damit wei⸗ terer Schaden erſpart blieb. Aber jetzt wollen wir uns einmal dieſe Schweineſtälle wohnlich geſtalten. Jungens, guckt euch alle richtig um. Ihr habt in den Baracken famoſe Quartiere. Ihr werdet alleſammen ſtaunen, wenn ſie ſau⸗ ber und wieder in Schuß ſind, wie gemütlich ſie ſind. Jetzt geht erſt mal ein großes Reinemachen los! Teilt euch in die vier Gruppen, wie ich euch in Breslau eingeteilt habe. Ich möchte mal die ganze Zeit, die wir hier ſind, nicht kom⸗ mandieren. Die erſte Gruppe ſchafft das ganze Mobiliar heraus. Alles kommt auf den Hof. Iſt das geſchehen, dann Strohſäcke entleeren, altes Stroh mit auf den Miſ t.“ 5 Attentat auf die ungariſche Völkerbundsdelegation aufgedeckt wib. Wien, 1. Sept. Die Polizei hat am Montag abend den Ungarn Dr. Uolomann Budai verhaftet, der am 7. Dezember 1929 im Gebäude der ungariſchen Geſandtſchaft in Wien den Preſſechef Wilhelm von Siegler angegriffen und durch einen Revolverſchuß ſchwer verletzt hatte. Budai war damals zu ſechs Monaten ſchweren Kerkers verurteilt und ausgewieſen worden. Er hielt ſich nun ſeit einigen Tagen unangemeldet in Wien auf, wo er unter dem falſchen Namen Karl Bender wohnte. Er hatte Drohungen ge⸗ äußert, daß er die ungariſche Delegation zum Völkerbund, die morgen durch Oeſterreich reiſt, attackieren werde. ls die Heußerungen bekannt geworden waren, ſuchte die Polizei nach ihm und konnte ihn am Montag abend feſtnehmen. In ſeinem Beſitz wurde ein Revolver mit dazuge⸗ höriger Munition gefunden und beſchlagnah Er gab an, daß er morgen nach der Schweiz re ſen wollte, um einem beſtimmten Mitglied der 1 Delegation einen Denkzettel zu geben. Vermiſchtes Deutſche Schulnot in Polen. wtb. Genf, 1. Sept. Die deutſchen Minderhei⸗ ten in polen haben ſich an den Völkerbund mit zwei Petitionen gewandt, in denen die troſtloſe 10 0 des deutſchen Schulweſens in Mongreß⸗ Polen und den ehemaligen preußiſchen Gebieten dargelegt wird. Das unter Rußland in Uongreß⸗ Polen mit unendlicher Mühe errichtete deutſche Schulweſen ſei vom polniſchen Staat nahezu reſt⸗ los zertrümmert worden. Die früher vorhande⸗ nen 560 deutſchſprachigen Schulen ſeien gegen⸗ wärtig um ein Sehntel verringert. Rund die Hälfte der deutſchen Uinder müßten polniſch⸗ ſprachige Schulen beſuchen. Beſuch der Länderminiſter beim Reichskanzler. enb. Berlin, 1. Sept. Der Reichskanzler empfing heute eine Hnzahl von Finanzminiſtern der CTänder. Erſchienen waren die Finanzminiſter von Thüringen, Oldenburg, Mecklenburg⸗ Schwerin und Braunſchweig. Streikunruhen in Faragoſſa. wtb. paris, 1. Sept. Wie Havas aus Fara⸗ goſſa meldet, wurde geſtern nachmittag in eine Telefonarbeiterkolonne geſchoſſen. kngehörige der Sivilgarde, die die Arbeiter wegen des Tele⸗ fonarbeiterſtreiks beg. teten, erwiderten das Feuer, ohne zu wiſſen, woher die Schüſſe kamen. Vier unbeteiligte perſonen wurden verwundet und einer getötet. In der Stadt herrſcht wegen der Schießerei große Erregung. SZuſammenſtoß eines amerikaniſchen Unter⸗ ſeeboots im panama⸗Nanal. witb. Newnork, 1. Sept. Das amerinkaniſche Unterſeeboot„S 12“ hatte im panama⸗Manal einen Suſammenſtoß, bei dem drei Mann über Bord gingen. Obwohl Hilfe ſofort zur Stelle war, konnten die Verunglückten nicht geborgen werden. Das Schiff ſoll eine Ladung von 15 000 Pfund Dynamit mit ſich geführt haben. Eine Ex⸗ ploſion iſt glücklicherweiſe nicht erfolgt. Raubüberfall auf einen Poſtſtelleninhaber. witb. Röbel(mecklenburg⸗Schwerin), 1. 9. Des Poſtſtelleninhaber Jantzen wurde heute auf einer Dienſtfahrt im Walde bei Netzow von zwei männern überfallen, vom Kade geriſſen und unter Bedrohung mit Revolvern des Bargeldes beraubt. den Räubern fielen rund 1500 Mar in die hände, mit denen ſſe unerkannt entkamen. Die Gendarmerie hat die Eruittekungen aufge⸗ nommen. der Raubüberfall war ig vor⸗ bereitet. Es erwies ſich, daß die Jeruſprechleitung nach dem Forſtgehöft abgeſchnitten worden et. 8 „Und die Flöhe und Wanzen, Herr Feld⸗ webel?“ warf der biedere Sachſe Max Stul⸗ prich dazwiſchen. Lautes Lachen bei allen. Lehmann ſah den Sachſen humorvoll an und dann ſchlug er mit den Händen zuſammen:„Die ſchüttſt du auch mit aus, Stulprich. Oder willſt du dir nen Flohzirkus zulegen? Alſo jetzt mal vernünftig weiter. Dann... Strohſackbezüge ſammeln und waſchen. In Lyſolwaſſer. Die Matratzen werden ausgeſchwefelt, wie über⸗ haupt die ganzen Baracken, wenn alles wieder ordnungsmäßig an Ort und Stelle ſteht, wenn die Bezüge trocken ſind, dann neues Stroh hinein. Die zweite Gruppe ſchwemmt die Ba⸗ racken mit Lyſolwaſſer aus, aber ordentlich, das Lyſol nicht ſparen! Daß mir aber das Zeug keiner ſäuft. Die dritte Gruppe nimmt ſich auf dem Vorplatze die beſchädigten Möbelſtücke, Stühle, Bettſtellen, Tiſche und was alles da iſt, vor. Ausbeſſern! Handwerkszeug verſchaffen. Die vierte Gruppe übernimmt das Schwefeln! Alles klar?“ „Jawohl, Herr Feldwebel!“ riefen die vier Gefreiten, die die bier Gruppen führten. „Denn man los an die Arbeit! Schuften werden wir hier müſſen, Jungens, aber wit wollen's uns doch ſo behaglich wie möglich machen. Das iſt klar! Wenn mich mein ge⸗ ſunder Menſchenverſtand nicht trügt, ſind die Schloßbewohner und das Gutsgeſinde nette Leute, mit denen ſich auskommen läßt. Hat jemand noch was vorzubringen?“ Wieder war es der biedere Sachſe bloß 's werd doch ooch was Anſtändiges zu ſchnabu⸗ lieren geben?, 13 — 0 . Das mädel, das Soldat werden wollte „Einundzwanzig Jahre lang hat mich Je⸗ her für einen Jungen gehalten. Mein Vater wünſchte ſich ſehnlichſt einen Sohn, und meine Mutter hatte nicht den Mut, ihm einzugeſte⸗ hen, daß er in Wirklichkeit eine Tochter beſaß“. das war das überraſchende Gnſtändnis einer jungen Türkin namens Chevket Effendi, hei der ein Militärarzt ihr Geſchlecht entdeckt hatte. Chevket war nämlich zur militäriſchen Muſte⸗ rung aufgerufen worden und mußte ſih der Aushebungskommiſſian vorſtellen, un auf ihre Dienſttauglichkeit unterſucht zu werden. Als der Arzt„ihn“ auſeief, erklärte ſich der Ge⸗ ſtellungspflichtige ſofort für militärtauglich, ſträubte ſich aber, ſich köcbertich unterſuchen zu laſſen. Als dann ſchließlich ſein Geheimnis doch enthüllt wurde, bat das Mädel die Kommiſ—⸗ ſion inſtändig, es nicht vom Heeresdienſt zu be— freien, mit der Begründung, daß, nachdem es jahrelang als Mann gelebt und gearbeitet habe, es vor dem Militärdienſt keine Angſt habe. Dieſem Wunſch konnte ſelbſtverſtändlick nicht entſprochen werden, man nahm dagegen die notwendige Aenderung im Zivilſtandsregi⸗ ſter vor, die den jungen Mann in ein Mäd⸗ chen verwandelte. Um ſie aber zu tröſten, wurde Chapket geſtattet, ihren bisher verſeheney Dienſt als Briefträger in der kleinen Stadt Inegueul bei Bruſſa fortzuſetzen. Mainz, 31. flug.(2 5. Sängertag des Ddeutſchen Sängerbundes.) Der Sänger⸗ tag des Deutſchen Sängerbundes findet am 3. und 4. Oktober im Saale der„Liedertafel“ in Mainz ſtatt. Zu dieſem 25. Sängertag des DBS. werden Sänger aus allen Teilen Deutſchlands Oeſterreichs, aus den abgetretenen Gebieten und aus dem Kuslande in Mainz verſammelt ſein. In erſter Linie gilt es die neuen Satzungen des Ds. zu beraten. Der Gau Mainz rüſtet ſich zu einem würdigen Empfang der Teilnehmer. Am 3. Oktober ſoll ein Begrüßungsabend die Sänger mit dem rheiniſchen Leben bekanntmachen. Die dem heſſiſchen Sängerbund zuſtehende Sahl von vertretern wird vom geſamten Dorſtand des 5SB. geſtellt. Im übrigen ſind als Suhörer alle dem Bund angeſchloſſenen Sanger wilkommen, die Intereſſe daran haben, einmal Einblick in die berhandlungen des ds. zu nehmen. Beſonders erwünſcht iſt natürlich auch die Beteiligung von Sängern am Begrüßungsabend. Der Vorſitzende des Heſſiſchen Sängerbundes Dr. Siefert, hat an die Sänger im Bundesgebiet des HSB. einen Aufruf erlaſſen, in dem es u. a. heißt: Ich bin überzeugt, daß die Teilnahme unſeres Vorſtand's und der ſonſt anweſenden Sangesbrüder eine Stärkung und Befruchtung unſeres Sängerlebens bedeuten und daß vielen die hohe Miſſion des DSB. zum Bewußtſein kommen wird, die ſeither, infolge der traurigen vorkommniſſe der letzten Jahre mit ihrem Urteil zurückgehalten haben. Mögen ſie das Feuer der Begeiſterung erfaſſen und feſthalten, ſolange es einen heſſiſchen und einen Deutſchen Sängerbund gibt.“ Hauenſtein, 31. Aug.(Tödlicher Un⸗ fall.) kim Samstag vormittag wurde an einem Feldweg das 27 jährige Söhnchen des Ferdinand Burkhard vom Pferdefuhrwerk des paul Winter erfaßt und zu Boden geſchleudert. Den ſchweren Uopfverletzungen iſt das Uind kurze Seit darauf erlegen. Der Vorgang, insbeſondere die Schuld⸗ frage iſt noch nicht geklärt. Nübelberg, 51. Aug. Die fruchtbare pfalz.) Landesproduntenhändler Urupp be⸗ ſitzt in ſeinem Garten einen Birnbaum, der zwei⸗ mal im Jahre Kruchte trägt. Die erſte Ernte er⸗ folgt Ende Kuguſt, blüht der Baum ſchon wieder und zeigt jetzt be⸗ reits den zweiten Fruchtanſatz. Die zweite Ernte erfolgt Ende Oktober und ſteht der erſten in Qualität und Guantität nicht viel nach. aber einige Wochen vorher Kaiſerslautern, 1. Sept.(Steuer lelſtung durch Naturalien.) Die Pfälzer Bauern⸗. ſchaft e. D, hat bereits öffentlich den Gedanken angeregt der Frage der Steuerleiſtungen für Ge⸗ meinde, Bezirk und Ureis durch Naturalien näher zu treten und eine diesbezügliche Kuffor⸗ derung an die Bezirksämter gerichtet. Zur Begründung wird u. a. aufgeführt: Selbſt kleir e Gemeinden in der pfalz haben heute Leiſtungen an Erwerbsloſe, Uriſenunterſtützungs⸗ und Wohlfahrtsempfänger zu leiſten. Es iſt auch nach dem Geſetze keine unbillige Forderung wenn un⸗ ſererſeits die Kufſtellung gemacht wird, daß ein prozentualer Knteil dieſer Leiſtungen in Form von Nahrungsmitteln abgegolten werden ſollen. — Wir ſind bereit, unſeren ganzen Organiſa⸗ tonsapparat in den Dienſt dieſer Sache zu ſtel⸗ len, eingedenk der großen Aufgabe, die uns als landwirtſchaftliche Organiſation obliegt, Not und Elend lindern zu helfen und dem heimiſchen Wauernſtand im kommenden Frühjahre in Ruhe nd Ordnung die neue Kusſaat zu ermöglichen. Wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir an⸗ nehmen, daß Sie bereit ſind auf unſere Anregung einzugehen und die Verhandlungen möglichſt um- gehend aufzunehmen. Nödersheim, 1. Sept. Gochbetrieb in der Sigarrenbranche.) Die hieſigen Sigar⸗ renfabriken arbeiten mit Hochbetrieb, und viele Hlusgeſteuerte— auch der Nachbarorte Rieder⸗ kirchen, Meckenheim und Hochdorf— ſind in die Sigarrenfabrikation übergetreten. Dunzweiler, 1. Sept.(Der ganze Ge⸗ meinderat als Ehrenfelcdſchützen.) Der Gemeinderat beſchloß, ſämtliche Gemeinde⸗ räte als Ehrenfeldſchützen für die Erntezeit zu ernennen. Blutige Hochzeit in Rumänien Entſetzlicher Racheakt abgewieſener Freier— 5 Tote, 2 Schwerverletzte enb. Bukareſt, 1. Sept. In einem Dorfe des Bezirkes Czernowitz fand geſtern eine Hochzeits⸗ feier ein tragiſches Ende. Die vielbegehrte Toch⸗ ter eines reichen Großbauern, das ſchönſte Mäd— chen der ganzen Gegend, heiratete trotz der Todesdrohungen verſchiedener zurückgewieſener Bewerber einen jungen Burſchen namens Bi— linſki. Als nach der kirchlichen Trauung faſt das ganze Dorf zum hochzeitsſchmaus im Hofe der Brauteltern verſammelt war und die Feier ihren Höhepunkt erreicht hatte, erſchienen zwei der ver⸗ ſchmähten Bewerber am hoftor und eröffneten ein Schnellſeuer auf die Hochzeitsgäſte. Das Brautpaar, die Brauteltern und einer der Trau⸗ zeugen brachen, von mehreren Uugeln getrof⸗ fen, zuſammen. Den beiden Mördern gelang es, das Dorf unangefochten zu verlaſſen, da niemand wagte, ihnen entgegenzutreten. Bei den Eltern der Braut und dem Trauzeugen konnte nur noch der inzwiſchen eingetretene Cod feſtgeſtellt wer⸗ den. Das junge Ehepaar, mußte, lebensgefährlich verletzt, ins Krankenhaus eingeliefert werden. Deulszelie Boxer geiuinnen die Rutonameisleseaft im Aittelgeivielit und Seficueigetulelit Vöhepunkt des Kampfes domgörgen gegen Steinbach. 2155 Der Mölner hat den Oeſterreicher in der 4. Runde zu Boden geſchlagen. Nach dieſem punkt⸗ vorſprung war hein Domgörgen die Europameiſterſchaft im Mittelgewicht nicht mehr zu nehmen. Liebe und Rechtſchreibung Von Julius Knopf. Lore Wrangel war keine gute Schülerin ge⸗ weſen. Im Deutſchen zumal hatte ſie völlig verſagt. Mit der Rechtſchreibung wußte ſie wohl Beſcheid, aber es gab doch ſo manche Klippe, an der ſie ſcheiterte. Lore beſaß zwar einen hochſpannigen Fuß, doch noch höher war der geſpannte Fuß, auf dem ſie mit der deutſchen Rechtſchreibung lebte. So oft es ihr auch der Lehrer eingeprägt hatte, daß„Kaffee“ mit zwei „e“ und„Brikett“ mit zwei„t“ geſchrieben würde— immer wieder verfiel Lore in den Fehler nur ein e und ein t zu ſetzen. Der Leh⸗ rer hatte ihr wiederholt mit unendlicher Ge⸗ duld auseinandergeſetzt, daß Brikett dem fran⸗ zöſiſchen Wort„briquette“ entſtamme und da⸗ her auch in der deutſchen Sprache zwei nt ent⸗ hielte— es nützte nichts. Lore konnte es ſich nicht merken. Beharrlich ſchrieb ſie ihre Bri⸗ ketts mit einem t am Ende. Und nun hatte es der launiſche Zufall ge⸗ fügt, daß Lore Wrangel die glückliche Braut des Studienrates Dr. Friedrich Lange gewor⸗ den war, deſſen Sondergebiet gerade der Un⸗ terricht in der deutſchen Literatur war. Lange war ein guter Menſch, aber auch ein kleinlicher Menſch. Wie ſo manche guten Menſchen. Die glücklichen Tage ihrer Brautzeit wur⸗ den durch eine längere Trennung unterbeſcchen Friedrich fuhr auf Urlaub nach Italten, um für ſein wiſſenſchaftliches Werk über das Rom der Kaiſerzeit, für das er ſich ſchon ſe't langem intereſſierte, Nachforſchungen an Ort und Stelle anſtellen zu können. Schon während der Bahnfahrt ſandte er zärtliche Karten an ſeine Braut, und kaum, daß er in der Stadt Muſſolinis angelangt war ſandte er einen Brief von ſechs eng beſchriebe— nen Seiten. Worauf Lore, die eigentlich keine Freundin vom Briefſchreiben war, ſofort eine Antwort losließ. Lore war ein modernes Mädchen, ein Kind der Zeit der Zweckmäßigkeit. Und ſo flocht ſie in ihre Liebesgrüße verſchiedene praktiſche Mitteilungen ein. Sie ſchrieb in ihrer eigen⸗ tümlichen Weiſe: „Lieber Friedrich, deine Briefe und Karten habe ich ſämtlich erhalten. Es hat mich ſehr gefreut, daß du dort ſo fleißig biſt. Aber wir arbeiten hier auch ſchon mächtig an der Aus⸗ ſteuer und Vati hat uns einen ſchönen neuen Drathzaun um unſeren Garten legen laſſen. Wenn du zurückkommſt, dann machen wir Hoch⸗ zeit. Vati hat auch ſchon 80 Zentner Braun⸗ kohlenbrikets in die Villa einfahren laſſen, denn er ſagt jetzt im Sommer ſind die Brikets viel billiger als im Winter. Und wir ſollen es doch hübſch mollig haben in unſerem Häus⸗ Hein Müller und der Belgier Pierre Charles im Nahkampf. Hein Müller gewann durch ſeine glänzende Fuß⸗ arbeit und ſeine ausgezeichnete Deckung den Europameiſtertitel im Schwergewicht. hen, wo Herd und Ofen ſchon auf die Braun— kohlen-Briketts warten. Viel tauſend Küſſe von deiner dich liebenden Lore.“ Sehnſüchtig wartete Lore auf Antwort. Als nach fünf Tagen Friedrichs Brief eintraf, riß ie ihn haſtig auf. Aber kaum hatte ſie den Jr halt überflogen, als ſie die Bogen zuſammen— knüllte und in die Ecke warf. Denn was ent⸗ hielt der Brief?— Da hatte dieſer Kleinlich— keitskrämer von einem Bräutigam in ihrem ꝛigenen Brief die Schreibfehler und mangelnde Kommas mit roten Strichen angemerkt und zußerdem ſchrieb er noch folgende Mahnung: „Liebſte Lore! Als künftige Frau eines Oberlehrers und vielleicht ſpäteren Gymnaſi— aldirektors iſc es unbedingt nötig, daß Du Dich einer richtigen Schreibweiſe befleißigſt! Eine deutſche Lehrersfrau, die Draht mit„th“ und Brikett mit einem„t“ ſchreibt, iſt einfach undenkbar. Alſo bitte, liebſte Lore, ſchau in die Grammatik und ſtudiere Rechtſchreibung.“ Lore war empört! War ſie nicht häuslich und wirtſchaftlich? Was taten da die paar Schreibfehler und unterlaſſene Satzzeichen, die ihr dieſes Ekel aufmutzte!— In ihrer Empö⸗ rung ſandte ſie dem Verlobten folgen— des Telegramm: f „Brief erhalten. Lore.“ Bin trotzdem geſund. 8 Fun prieſter im Ortawa⸗Fluß ertrunken. wtb. Ottawa(Hanada), 2. Sept. Auf dem Ottawafluß henterte ein Motorboot; fünf Prie⸗ ſter ertranken, ein ſechſter wurde von einem Nu⸗ derboot gerettet. Meuterei auf chileniſchen Kriegsſchiſſen. wtb Newyork, 2. Sept. Nach einer Mel⸗ dung der Aſſociated Preß aus Valparaiſo ſoll auf der im Hafen von Coluimbo im Winter⸗ quartier liegenden Kriegsflotte eine Meutere ausgebrochen ſein. Ergänzend wird gemeldet daß die Mannſchaften ihren Dienſt wieder aus üben, nachdem ſie ihre Offiziere zur Unterzeich nung eines Ultimatums an die Regierung ge zwungen hatten, in dem erklärt wird, daß dit Flotte die von der Regierung geplante Soldkü⸗ zung nicht zulaſſen werde. Schlafen Sie gut? Der Körper des Menſchen braucht ebenſo wie der Geiſt, in beſtimmten Seitabſtänden ein ge⸗ wiſſes GQuantum Ruhe und Erholung. Auch die Tiere haben dieſes Bedürfnis, das ſie ebenſo wie der menſch es tut im Schlaf befriedigen. Schla⸗ fen, und zwar ausreichend und gut ſchlafen, iſt für die Exiſtenz des menſchlichen und tieriſchen Organismus ebenſo unbedingtes Erfordernis, wie es etwa Eſſen und Trinken ſind. Wenn nun der Menſch naturgemäß lebt, d. h. mit Bezug auf das Schlafen, immer dann ſich zur Ruhe begibt, wenn ſein Organismus dies verlangt, und wenn nicht äußere Einflüſſe und Störungen ihn daran hindern, genügend lang zu ſchlafen, wird er im Durchſchnitt mit ſieben bis acht Stunden Schlaf auskommen. Dem moder⸗ nen Kulturmenſchen jedoch iſt dieſe Möglichkeit nicht ſo ohne weiteres immer gegeben. Wenn man von beſonderen Ereigniſſen, die ja auch zu⸗ weilen die Begrenzung der Schlafmöglichkeiten des Naturmenſchen mit ſich bringen können, ab⸗ ſieht, iſt doch im allgemeinen die Feſtſtellung kaum zu widerlegen, daß der Moderne, der ſein Leben durchweg in der Großſtadt verbringt, in nicht wenigen Fällen die Befriedigung ſeines Schlafbedürfniſſes von Umſtänden abhängig machen muß, die ſtärker ſind als er. kin die Cärm⸗ ſtörungen während der hauptſchlafenszeit wird er ſich ja raſch gewöhnen, ſofern er nicht von Kind an Großſtadtbewohner geweſen iſt; zumin⸗ deſt wird derartiger Lärm— der überdies auch in der Großſtadt von den Wohnvierteln nach Möglichkeit abgehalten wird— wenig Einfluß mehr auf ſeinen Schlaf haben können. Anders iſt es jedoch bei denen, die durch ihren Schlaf gezwungen ſind, etwa jede Woche oder alle paar Tage mit der Schlafenszeit zu wechſeln, oder die aus gleichen Gründen des öfteren den nötigen Schlaf völlig übergehen müſſen. Man denke z. B. an klerzte uſw., Eiſenbahnbeamte, Schutzleute und andere Berufsgruppen, an die Arbeiter und An⸗ geſtellten in Bergbau und Großinduſtrie, wo ſtändiger Schichtwechſel auch einen Wechſel der regelmäßigen Schlafzeit zur Folge hat, ſie alle werden merken, daß ſie bei jeder derartigen KHen⸗ derung ſich„umſtellen“ müſſen. Und es leuchtet natürlich ein, daß ſolche Umſtellungen Energien koſten, daß ſie Kräfte des Körpers beanſpruchen die dann anderswo fehlen. Sie werden in der Zeit der Umſtellung ſchlechter ſchlafen als ſonſt! Rundfunk⸗ Programm Südweſtdeutſche Gruppe. Frankfurt a. M. Donnerestag, den 3. Sept. 1951. 5.55 Uhr: Wetter; Knſchl.: Gymnaſtik; 7.00: Frühhkonzert; 12,05: Schallplattenkonzert; 15,50: Stunde der Jugend; 17,00: Nachmittagskonzert; : Stunde des Buches; 19,05:„Siedlungs⸗ %; 19,50: Wetter; 19,45: Programm von itgart(ſiehe dort). Süddeutſche Gruppe. Stuttgart. Dounerestag, den 3. Sept. 1951. 5 Uhr: Seitangabe; Anſchl.: Gymnaſtik; 00 und 12,35: Konzerte; 14,50: Spaniſcher prachunterricht; 15,50: Stunde der Jugend; 700: Nachmittagskonzert; 18,40 und 19,05: ſerträge; 19,45: Anekdoten; 20,00: Bunter bend; 21,15: Kammermuſik; 22,15: Wetter; 20 F Sie hatte ihren Friedrich richtig einge— chätzt. Denn umgehend erhielt ſie einen Eil⸗ brief, in dem er anfragte, ob ſie denn erkrankt ei, da ſie nicht geſchrieben, ſondern nur depe— chiert habe. Er ſei dadurch in die größte Be— orgnis verſetzt. 155 Lore ſchmunzelte und depeſchierte:„Keine Zeit zu ſchreiben, muß deutſche Rechtſchreibung tudieren. Lore.“— Was ſie natürlich keines⸗ wegs tat. Und als einige Tage darauf ein vehmütiger Brief von ihm ankam, worin er ſie wenigſtens um einige Zeilen bat, da er ſonſt dor Sehnſucht vergehe, lächelte ſie befriedigt, andte ihm aber trotzdem nur eine Depeſche mit dem Inhalt: Schreibe erſt nach Beendigung meines Rechtſchreibeſtudiums. Lore.“ Noch am ſelben Tage erhielt ſie aus Rom ein Telegramm: 1 ai Rechtſchreibungsſtudium Unſinn. Stop. Schreibe falſch. Stop. Aber ſchreibe. Friedricht.“ b 9* Als der Gymnaſialdirektor Dr. Friedrich Lange und ſeine Frau Lore, geboreſe Wran⸗ gel, ihre ſilberne Hochzeit feierten, da konnten ſie— trotz der falſch geſchriebenen„Briketts“ und der ſonſtigen unwilligen Schreibweiſe der Frau Gymnaſialdirektor— auf eine glückliche Ehezeit zurückblicken.