Lokale Nachrichten Leichtathletiſcher Vereiushampf Tv. Waldhof, Tv. Sandhofen, Tb. Viernheim. Zur erſten Begegnung trafen ſich am letzten Sonntag bei regneriſchem und ſehr windiſchem Wetter obengenannte Vereine auf dem Waldhofplatze. Um es vorneweg zu ſagen, die Kämpfe litten ſehr unter dieſer Witterung, und konnten deshalb keine guten Leiſtungen erzielt werden. Nachſtehend fol- gende Siege: Hook Ph. 1. Sieger in Speerwerfen mit 43,60 m 4„Hochsprung„ 1,55, „ Kugelſtoßen„ 10,53„ Steinſtoßen„ 7,18„ 100 mtr. Lauf,, 12 Sek. 400.„ 58/0 7 Schleuderball„ 44,60„ Weitſprung„ 5,44„ Helbig Pet. 1. Stabhoch 752% 2% Adler Hans 4.„ 1500 mtr. Lauf Außer oben genannten Siegern beteiligten ſich noch Träger Math., Träger Valt., Adler Peter, Adler Hans, Winkler Heinrich, die ſich mit 3. und 4. Plätzen begnügen mußten. Zum Schluß kam noch die 454100 mtr. Staffel, die Viernheim an 2. Stelle ſah. Trotz dieſer vielen Siege mußte ſich der Tb. Viernheim mit dem Reſultat 89:85 Punk- ten geſchlagen bekennen, da meiſtens die 2. und 3. Plätze fehlten. Endreſultat im Kreismehrkampf: Dieht Gg. Winkenba ch M. 175 Effler Willi 1. Waldhof 64, Sandhofen 63, Viernheim 62 Punkte. Sport und Spiel. Spielvergg. Mundenheim verliert hoch 4:0 auf dem Waldſportplatz! 2. M. 5:4, 3. M. 6:1, 4. M. 3:3, Jug. 1:1, Schülerm. 3:3 und 4:3. Freude und Jubel herrſchte am Sonntag auf dem Waldſportplatz, wurden doch die ſehr ſpiel⸗ ſtarken Mundenheimer mit einem überzeugenden 4:0 nach Hauſe geſchickt. Viermal konnten die be⸗— geiſterten Zuſchauer Erfolge der Grünen begrüßen, das hätte doch niemand erwartet. Das Spiel war hart und doch ſchön, eben ein Punktekampf, der die Fußballer in ſeinen Bann reißt und ihn förm⸗ lich für ſeine Mannſchaft mitleben läßt. Wir hoffen, daß wir noch öfters ſolche Erfolge in Viern— heim ſehen können. In der erſten Halbzeit waren beide Mannſchaften abwechſelnd im Angriff. 20 Minuten vor dem Halbzeitpfiff drückte Mundenheim ſtark, aber die geſamte grüne Hintermannſchaft war auf dem Poſten und die Kanonen Seider— Gürſter — Tiator konnten die Lederkugel nicht zwiſchen die Poſten ſchicken. Und gerade in der Drangperiode Mundenheims fiel der 1. Treffer, ein bildſchöner ſogar, wie man ihn ſelten ſieht. Nach der Pauſe waren die Grünen beſſer in Fahrt. Drei weitere Treffer mußten die Gäſte hinnehmen, die ſämtlich unhaltbar waren. Von den Viernheimer wollen wir keinen beſonders hervorheben. Alle kämpften mit Luſt und Liebe für ihre Farben und wollen hoffen, daß ſich die Grünen zu weiteren großen Taten aufſchwingen. Die unteren Mannſchaften lieferten durchſchnittlich torreiche Partien. Die Schüler kommen auch in Schwung. Sie fochten mit dem Sp. Cl. Käfertal wichtige Freundſchafts⸗ kämpfe aus. In Käfertal holten ſie ein Unent⸗ ſchieden und in Viernheim ſiegten ſie natürlich nach einem prächtigen Kampf. Vereins- u. Trainingsabende der Sport- vereinigung Amicitia 09 e. v. Dienstag abend 6 Uhr: Lauftraining der 1. M. Mittwoch abend 6 Uhr: Jugend- u. Schülertr. abends halb 9 Uhr: Spielausſchuß-Sitzung in der Geſchäftsſtelle. Donnerstag abend 6 Uhr: 1, gegen 2. M. Freitag abend 6 Uhr: 3., 4. u. A. H. Tr. abends halb 9 Uhr Zuſammenkunft der 1. M. Vorſchau für den 13. September 1931 Großkampf auf dem Waldſportplatz! Verein für Raſenſpiele Mannheim kommt! NB. Unſere Mitglieder machen wir darauf auf- merkſam, daß der„Kicker“ ab 4 Uhr in der Geſchäftsſtelle erhältlich iſt. D. J. K. Der Sport vom letzten Sountag. Viernheim 1.— Oppau 1. 6:1(Halbzeit 2:1) Viernheim 1. Peiv.— Oppau 2. 11 Viernheim 2.— Heppenheim 1. 63 Durch einen ſchönen Sieg über Oppaus 1. Elf, welche im Vorſpiele nur 3:1 unterlag, haben Viern⸗ heims Blau- Weißen ihren w. Anhängern gezeigt, daß ſie einen Fußball ſpielen, der in der breiten Oeffentlichkeit größere Wertſchätzung als bisher ver- dient. Einem Herren aus Bensheim war die Lei⸗— tung dieſes Spieles aufgetragen, der zur angeſetzten Zeit den Ball frei gab. Die Gäſte zeigten ſich in den erſten 30 Minuten von einer guten Seite. Den Beweis hierfür lieferte das ausgeglichene Feldſpiel, denn Viernheim kam erſt nach dieſer Zeit durch den Rechtsaußen zum Führungstreffer. Immer abwechs— lungsreicher wurde es. Auf beiden Seiten wurde Vorbildliches geleiſtet. Oppan kam in der 35. Minute zu einem überraſchend gefährlichen Durch— bruch, der aber in einem Eckball umgeſetzt wurde. Wie geſchickt man einen ſolchen zu verwerten hat, das verſtand Oppau durch und durch. Deſſen Mit— telläufer köpfte im Anſchluß an dieſen künſtleriſch getretenen Eckball unhaltbar ein. Der Ausgleich war ſomit ſehr ſchnell hergeſtellt. Kurz vor der Pauſe ging V'heim wieder in Führung durch den Halblinken, deſſen ſaftiger Schuß ja nichts anderes zuließ. Halbzeit 2:1. Was brachte nun die zweite Periode? Der Eifer und das überaus wichtige Zuſammenſpiel ge⸗ wann bei V'heim immer rapider an Boden. Statt es bei den Gäſten das genaue Gegenteil war. Sie wurden faſt bis zum Schluß ſtark bedrängt, ſodaß in kurzen Zeitabſtänden 4 weitere Tore der Gegen⸗ ſtand unermüdlicher Opferfreudigkeit waren. Was dieſes läſtige Schreien und Kritiſieren für bittere Folgen hat, haben Oppaus Spieler heute fühlen müſſen. Viheim nützte die Zeit des gegneriſchen Proteſtierens geſchickt aus und ſpielte geradezu Katz und Maus. So muß es ſein und bleiben unter jeder Mannſchaft, dann hat auch der Ziviliſt alle Hochachtung vor ihr. Einem achten Sportler wird ein Spiel nicht zu einem Verdruß, derweil zum Genuß, wenn dieſe Kalamitäten verachtet werden. Das war am letzten Sonntag wieder Tatſache und bürgt für unausbleiblichen Nutzen. Als ausgezeich⸗ nete Tore in der zweiten Hälfte ſind beſonders nennenswert: das 3. Tor im Anſchluß an einen Eckball, eingeköpft durch den Mittelſtürmer, ſowie das 5. Tor, ein Prachtſchuß des Rechtsaußen. Oppau gab ſich gegen Ende noch etwas Mühe, konnte aber an der ballſicheren Verteidigung nicht landen. Am kommenden Sonntag iſt allgemeines Spiel- und Startverbot Die Verbandskämpfe beginnen am 20. ds. Mts. Wochenplan der DK. Dienstag: ¼9 Uhr Spielausſchußſitzung 8 Uhr Turnſtunde. Mittwoch: 5 Uhr Training für die 1. Fußballmannſchaft und 1. Privat. 2—4 Uhr Schülertraining Donnerstag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde 7 Uhr Training für die 1. und 3. Fuß⸗ balljugend. Freitag: 5 Uhr Training für Junioren u. 2. Privat 8 Uhr Turnſtunde Montag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde. 7 Uhr Fußballtraining für 2. Jugend u. 1 Schüler. Reparaturen an Motor⸗ u. Fahrräder werden prompt und reell ausgeführt. Erſatzteile am Lager. Karl Helfri Alicenſtraße 8. und 2. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Odenwaldklub(Ortsgr. Viernheim). Nächſten Mittwoch, den 9. Septbr. 1931, abends 8 Uhr Vorſtandsſitzung betr. Wanderer⸗Ehrung. 8½ Uhr Klubabend im Lokal. Sonntag, den 13. September, Wanderung. Rege Beteiligung er⸗ wartet 5 Der Vorſtand. Chriſtl. Gewerkſchaftskartell. Wir machen alle chriſtl. Gewerkſchaftler darauf aufmerkſam, daß der Bauarbeiterverband am 13. September ſein 25jähriges Beſtehen feiert. Die org. Arbeiter und Arbeiterinnen aller Berufsgruppen ſind mit Angehörigen jetzt ſchon recht herzlich eingeladen. Der Kartellvorſtand. Turnerbund. Mittwoch nachm. ab halb 6 Uhr Trainieren aller Leichtathleten. Samstag, den 12. September nachm. 5 Uhr Vereinskampf der Leichtathleten in Käfertal. Alle Sportler mögen ſich zur Verfügung ſtellen. Sonntag, den 13. Sept. vorausſichtlich Vereinsabturnen. Die Turnleitung. Reichsbund der Kriegsveſchädigten, Kriegsteilnehmer Ortsgruppe Viernheim. Donnerstag abend 1/9 Uhr im gold. Stern Vorſtandsſitzung. Vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Vorſitzende. Turngenoſſenſchaft 1893. Die Turnſtunden fin- den von jetzt ab wie folgt ſtatt: Für Turner und Sportler Mittwochs und Freitags, für Tur⸗ nerinnen Donnerstag jeweils um 8 Uhr. Die Turnleitung. Krieger⸗ u. Soldaten⸗Verein Teutonia.(Schützen⸗ abteilung). Mittwoch abend 8 ½ Uhr Verſam⸗ lung im Lokal, anſchließend Uebungsabend für die Jugendabteilung und wird vollzähliges Er⸗ ſcheinen erwartet. Sonntag, den 13. Sept. Be⸗ zirksſchießen in Darmſtadt. Sonntag, den 20. Sept. Verbandsſchießen in Wahlen. Näheres hierüber Mittwoch abend. Der Vorſtand. Gemeindekaſſe. Wir machen darauf aufmerkſam, daß der Beitrag zur Landwirtſchaftskammer pro 1931 nur noch dieſe Woche ohne Mahnkoſten be⸗ zahlt werden kann. Winkenbach. DenkensSie daran, daß die Rhenania in der Rathausſtraße neben der Zeitung lie guten u. igen Schunrenapaluren liefert. Grundſtücks⸗ Verſteigerung Am Montag, den 21. September 1931, vorm. 8 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes die nachſtehenden Grundſtücke der Martin Baureis 2. Erben zur öffentlichen frei- willigen Verſteigerung gebracht. Die Verſteige— rungsbedingungen ſowie der Auszug aus dem Grund— buch können auf dem Geſchäftszimmer des Ortsge⸗ richts— Zimmer 25— während der Büroſtunden eingeſehen werden. 1. Flur! Nr. 836 Hofreite, Holz⸗ ſtraße 34 836,5 Hofreitegrund, daſelbſt Grabgarten, daſelbſt 5 Aeker a. Heddes- heimer Weg, 4. Gewann 119,5 Acker a. Heddes⸗ heim. Weg links 4. Gewann 103 Aeker hinter den Zäunen 2. Gew. 1756 Acker Schwarz⸗ lache, 2. Gew. 2962 Acker im Loh- feld, 1. Gew. 1744 Acker am Kir- ſchenweg rechts, 1. Gewann Acker an der Hühnerhecke Acker Die roten Morgen Acker a. Heddes⸗ heimer Weg Acker a. Heddes⸗ heimer Weg Acker Kellers⸗ he,,, 9506 Viernheim, den 7. September 1931. Heſſiſches Ortsgericht Viernheim. Alter, Vorſteher. Ein Haus kumachops aller Art, täglich friſch oder zu haben 2 Ammer u. Auche M. n mit Stallung geg. prompte arkthalle Mietzahlung ſofort zu Telefon 186 garn aeg, d e. kegee fragen im Verlag. gegengenommen. 623,8 qm 14,2 837 113 IX 290 XI 152 2131 XVI, 104 2569 XX„ 85 XXI„ 31 XXI„ 82 „XXIII, 93 2394 1881 3400 777 7 Großes Unternehmen sucht tüchtige Kraft bei guter Bezahlung und Aussicht auf Lebensstellung. Keine Büto— tätigkeit. Ausführliche Off. erbeten unter F. K. 200 an die Exped. 1. Thgangs versteigerung. Morgen Mittwoch, den 9. Sept. 1931, verſteigere ich in Viernheim teilweiſe an Ort und Stelle und teilweiſe im Rathaus öffentlich zwangs- weiſe, meiſtbietend gegen Barzahlung: 1 Bett, 1 runder Tiſch, 1 Nähtiſch, 1 Klei⸗ derſchrank, 1 Waſchkommode, 1 Spiegel, 1 Nachtſchränkchen, 1 Flurgarderobe, 1 Chaiſe⸗ longne, 1 Sofa, 1 Fußbodenteppich u.a. 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Haus⸗Nr wünſcht als aktives— paſſives Mitglied dem Volkschor beizutreten.(Der ausgefüllte Schein kann bei Mich. Müller, Neuhäuſerſtraße 10 oder im Karpfen abgegeben werden). Druchsachen daasaupphpmpgpnng aller Art liefert die buchurucherd un Mn ſapunmpnaannmmammgapmmammſe Bauernverein. Futtermehl 75 kg. RM. 12.— W. Mleie grob 1 Ztr.„ 6.20 W. Kleie fein 1 Ztr.„ 5.80 Malztreber. 6 Mk. Kaufen Getreide jeder Art. er Vorstand. 1 Mitglieder politiſcher Organiſationen. iernheimer Anzeiger ke eeeskrse een Viernheimer Zeitung e er K 0 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1 k. frei ins Haus gebracht.— e wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte .„Sterne und Blumen“, halbjähr ich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim . We ger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt a. R.— Schriftleitung, Nr. 208 150 millionen Rm Rediskont⸗ kredit der Reichsbank für das Rufſlandgeſchäft enb. Berlin, 8. Sept. Die ſeit längerer Zeit gepflogenen Verhandlungen um die Bereitſtei⸗ lung neur Mittel für die Finanzierung der Lieferungen nach Rußland haben jetzt— wie WTB.⸗Handelsdienſt von unterrichteter Seite erfährt— dazu geführt, daß die Reichsbank ſich bereit erklärt hat, einen Rediskontkredit in Höhe von 150 Millionen RMk. zu geben. Die Reichsbank ſtellt dieſen Rediskontkredit einem neugebildeten Bankenkonſortium zur Verfü— gung, dem im ganzen 17 Banken angehören. Der Zinszuſchlag beträgt 1½% über dem je⸗ weiligen Reichsbankdiskont. Der Rediskonttkre⸗ dit gilt für Sowjetwechſel mit einem Endfäl⸗ ligkeitstermin bis zum 31. Juli 1933. Die Kre⸗ ditbedürfniſſe der kleinen und mittleren Indu⸗ ſtrie ſollen dabei beſondere Berückſichtigung finden, da für dieſe die Finanzierung beſonders ſchwierig iſt. Weizenabſchluß mit Amerika perfekt enb Berlin, 8. Sept. Die Verhandlungen, die von den deutſchen behördlichen Stellen gemäß einem von Amerika gemachten Vorſchlag über die Belieferung Deutſchlands mit einer gewiſſen Menge amerikaniſchen Weizens unter Gewährung von Kredit ſeit einiger Zeit geführt wurden, ſind, der„DA“ zufolge, nunmehr be⸗ endet, nachdem das Reichsernährungsminiſte⸗ rium ſich zu dem Projekt dahin geäußert hat, daß dieſer Weizenbezug, vom Standpunkt der deutſchen Landwirtſchaft aus betrachtet, nicht zu beanſtanden ſei. Es iſt daraufhin der Abſchluß über die Transaktion erfolgt. Cetzte Radiomeldungen Briand bei Dr. Curtius. wih. Genf, 9. Sept. der franzöſiſche Außen⸗ miniſter Briand ſtattete geſtern Abend dem deutſchen Außenminiſter Dr. Curtius am Sitz der deutſchen Delegation einen Beſuch ab. der Beſuch ſtellt die erſte eingehende perſönliche Fühlung⸗ nahme zwiſchen den beiden Staatsmännern dar, nachdem Briand erſt am Sonntagabend in Genf eingetroffen iſt. die Unterredung dürfte ſich auf die Fragen erſtreckt haben, die im Nahmen der Tagesordnung der Völkerbundsverſammlung zur Behandlung kommen. Mexiko tritt dem Völkerbund bei. newnork, 9. Sept. Aus mexiko wird gemel⸗ det, der Außenminiſter Genaro Eſtrada teilte ge⸗ ſtern mit, daß Mexiko die Einladung zum Eintriit in den Völkerbund angenommen habe. Tagesnachrichten „Nautilus“ wieder in Long Near City. wib. Oslo, 8. Sept. Sir hubert Wilkins' Un⸗ terſeeboot„Nautilus“ iſt nach ſeiner polarſahrt unter dem Eis heute mittag wieder in Long Near City eingetroffen. Amn Johnſon in Berlin. wtb. Berlin, 8. Sept. Die englische Fliegerin Amy Zohnſonm iſt heute nachmittag um 15.05 Uhr auf ihrem Rücflug von Tokio von Königs⸗ berg kommend auf dem Flugplatz Tempelhof ge⸗ landet. Bergarbeiterſtreih in Spanien. wib. Leon, 8. Sept. Da die Arbeitgeber die Forderungen der Arbeitnehmerſchaft auf eine Lohnerhöhung und die Durchführung des Sieben: ſtundentages abgelehnt haben, beſchloſſen 6000 Bergarbeiter, morgen in den Streik zu treten. Verbotswidrige kommuniſtiſche Uebungen in Thüringen. wtb. waltershauſen(Cgür.), 8. Sept. Wie die Polizeiorrektion Gotha mitteilt, war bekannt geworden, daß eine kommuniſtiſche Abteilung in Waltershauſen Geländeübungen in der Flur von Waltershauſen abhielt. 65 perſonen wurden in der nähe der Schießſtandanlage des kirbeiter⸗ ſchützenvereins Waltershauſen zwangsgeſtellt. Offenbar waren dieſe Leute zu einer Schulung dort zuſammengekommen. Es handelt ſich um Die An⸗ e wurde der Staatsanwaltſchaft zuge⸗ leitet. u. Berlag: Job. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzei bei Wi 1 abgeſtufter Rabatt.— koſtet 2b Pfg., die dieklame zeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſthäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expebitionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jeboch eine Gewähr n Mittwoch, den 9. September 1931 5 Wir brauchen nicht zu verzweifeln! Winterprognoſe Stegerwalds Eine Unterredung mit dem Reichsarbeitsminiſter enb Berlin, 8. Sept. Reichsarbeitsminiſter Stegerwald äußerte ſich zu einem Vertreter der „Voſſiſchen Zeitung“ über die Entwicklung der Arbeitsloſenfrage im kommenden Winter. Der Miniſter warnte vor Schwarzjſeherer. Die Zif⸗ fern, die gelegentlich in der Oeffentlichkeit für die mutmaßliche Zahl der Arbeitsloſen genannt worden ſeien, müßten als völlig willkürlich gel⸗ ten. Sie beruhen meiſt nur auf einer gefühls⸗ mäßigen Schwarzſeherei, zu der nun allerdings am wenigſten Anlaß ſei. Im Gegenteil. Soweit ie Entwicklung in dieſem Sommer Anhalts⸗ punkte biete, müſſe man zu der Auffaſſung kom⸗ men, daß ſich die deutſche Wirtſchaft als überraſchend widerſtandsfähig erwieſen habe. Aber ſelbſt wenn die Zahl der Arbeitsloſen im kommenden Winter erheblich größer werden würde, als im vorigen Winter, brauchten wir nicht zu verzweifeln. Es gebe noch eine Fülle von Möglichkeiten, um ſelbſt erheblichen Beanſpruchungen gewachſen zu ſein, wobei es nur darauf ankäme, dieſe Möglichkeiten mit Energie auszunutzen. Dem Gedanken der teilweiſen Naturalverpflegung für die Arbeitsloſen ſteht der Miniſter poſitiv gegenüber. Ich rechne damit, ſo führte er wei⸗ ter aus, daß wir in den nächſten ſieben Mona⸗ ten durch Arbeitsloſenverſicherung, Reich und Gemeinden etwa zwei Milliarden für die Ar— beitsloſen werden aufbringen müſſen. Es könnte von großem Wert ſein, wenn in einzelnen Fül⸗ len und unter beſonderen Verhältniſſen zwk⸗ ſchen Kommunen auf der einen Seite, Konſum⸗ genoſſenſchaftsvereinen und Einzelhandel auf der anderen Seite Abmachungen getroffen wer⸗ den, nach denen für die Arbeitsloſen die Ge— genſtände des täglichen Bedarfs zu weſentlich verbilligten Preiſen erhältlich ſind. Wir müſſen verſuchen, mit einem elaſti⸗ ſchen Syſtem über den Winter zu kommen. Dazu gehören auch alle die Möglichkeiten, durch Randſiedelung vor den Großſtädten einen Teil der Arbeitsloſen zunächſt zu beſchäftigen. Zum Schluß ſagte der Miniſter: Die Prüfung der Zuſammenlegung der Kriſenfürſorge und der kommunalen Wohlfahrtsfürſorge ſteht vor dem Abſchluß. Die großen Erſparniſſe, mit denen man noch im vorigen Jahr gerechnet hat, ſind dabei indes heute nicht mehr zu erzielen. Heute ſind die Sätze der beiden Zweige der Fürſorge derartig ſtark angenähert, daß eine Zuſammen⸗ legung in der Hauptſache lediglich eine orga— niſatoriſche Vereinfachung bedeutet. Wirtſchaftspartei wieder geeinigt Forderungen an den Reichskanzler Berlin, 8. Sept. Dem RKeichsausſchuß der Wirtſchaftspartei, der heute in kUnweſenheit der drei ſachſiſchen Reichstagabgeordneten ragte, ge— lang es nach langwierigen Verhandlunden, eine Einigung mit den oppoſitionellen Gruppen der Partei herbeizuführen. In einer gemeinſam be⸗ ſchloſſenen Kundgebung wird dieſe Wiederver⸗ einigung begrüßt und betont, daß die geeinigte Wirtſchaftspartei für ihr Siel eines berufsſtändiſch orientierten deutſchen Volksſtaates kämpfen werde. Ainſtelle des zurücktretenden bisherigen Parteivorſitzenden Drewitz wurde eine aus dem früheren Reichsjuſtizminiſter Dr. Bredt, dem frü⸗ heren ſächſiſchen Staatsminiſter Dr. Weber⸗Dres⸗ den, dem Reichstagabgeordneten Mollath-Berlin und dem Magdeburger Stadtrat und Keichsrats⸗ mitglied Kockel beſtehende Parteileitung eingeſetzt. In gemeinſamer Sitzung mit der Reichstags⸗ fraktion wurde beſchloſſen, an den Reichskanzler folgende Forderungen zu übermitteln: 1. Unbedingte Sicherung des privaten Eigen⸗ tums an Grund und Boden; 2. Beſeitigung der Hauszinsſteuer; 5. Beſeitigung der Wohnungs⸗ zwangswirtſchaft; 4. Teilweiſe Umgeſtaltung der Erwerbsloſen⸗ und Kriſenunterſtützung in pro⸗ duktive Erwerbsloſenfürſorge und Abdroſſelung jeglicher Schwarzarbeit; 5. Reform des politiſchen Cohn⸗ und Schlichtungsweſens, 6. Ueberführung der Betriebe der öffentlichen hand in die Pri⸗ vatwirtſchaft mit Ausnanhme der Gas-, Waſſer⸗ und Elektrizitätswirtſchaft; 7. Progreſſive Staf⸗ felung der Umſatzſteuer, Einführung einer Filial⸗ zahlung; 8. Bei Durchführung von teilweiſer Naturalienlieferung an Erwerbsloſe Einſchal⸗ tung von Handel und Gewerbe. Deutſchlands Rüſtungen unter dem Maximum von Derſailles Ein Schreiben des Reichsaußenminiſters an den Generalſekretär des Dölkerbundes Berlin, 8. Septbr. Reichsaußenminiſter Dr. Curtius hat am 28. luguſt an den Generalſekre⸗ tär des Völkerbundes die folgende Note gerichtet: „Herr Generalſekretär! Die in Ihrem Schrei⸗ ben vom 13. 6. ds. Is.— C. L. 124, 1951, 9— erbetenen Angabe über den deutſchen Rüſtungs⸗ ſtand beehre ich mich in der Anlage im dreſſacher Ausfertigung zu überſenden. Die deutſche Re⸗ gierung hat ſich entſchloſſen, die erbetenen Kü. ſtungsangaben nachdem von dem Dölkerbundsrat am 23. Mai ds. Is. angenommenen Schema zu machen, obwohl der Ruſtungsſtand Deutſchlands durch die im Teil 5 des Verſailler Vertrages ent⸗ haltenen einſeitigen Abruſtungsbeſchrankun⸗ gen bereits bis in alle Einzelheiten ſeſtgelegt und bekannt ſind, obwohl ferner die deutſche Kegie⸗ rung den von der vorbereitenden Abrüſtungs⸗ konferenz fertiggeſtellten Konventionsentwurf als ungenügend abgelehnt und obwohl endlich ein deutſcher Antrag wegen Feſtſetzung eines anderen Schemas, das die Mitteilung ſamtlicher nach Mei⸗ nung der deutſchen Regierung notwendigen An⸗ gaben vorſah, nicht angenommen worden iſt. Die beiliegenden Tabellen laſſen erkennen, wie ge⸗ ring die Rüſtungen Deutſchlands im Vergleich zu denjenigen anderer an Gebiet und Bevölkerung gleichartiger Staaten ſind. Teilweiſe bleiben ſie erheblich hinter dem durch den Verſailler Vertrag feſtgelegten Beſtand zurück. So beſitzt 3. B. die deutſche Marine gegenwärtig nur 4 im Dienſt ſtehende Linienſchiffe, während ſie 6 Linienſchiffe im Dienſt und 2 Linienſchiffe in Reſerve, alſo den doppelten Beſtand zu haben berechtigt iſt. Die Kingaben über die deutſchen Wehrausgaben kön⸗ nen z. St. noch nicht gemacht werden, da die hier⸗ auf bezüglichen Arbeiten noch nicht abgeſchloſſen ſind. Ich behalte mir vor, dieſe Angaben zu einem ſpäteren Seitpunkt nachzuliefern. Ich bitte Sie, die Veröffentlichung dieſes Schreibens nebſt ſeinen Anlagen ſowie ſeine Verteilung an die intereſſierten Regierungen ſo bald als möglich vorzunehmen.— Genehmigen Sie, Herr General⸗ ſekretär, die Verſicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung.(gez.) Curtius. t übernommen werden 48. Jahrgang Titulescu Präſident der Völkerbunds⸗Dollverſammlung Titulescu, der frühere rumäniſche Außenminiſter und jetziger Geſandter Rumäniens in London, wurde zum Präſidenten der Vvölkerbundsvolloccſammlung ge— wählt. Da Citulescu ſchon im vorigen Jahre einer Dollverſammlung präſidiert hatte, ſtellt ſeine Wahl ein Novum in der Geſchichte des böl— kerbundes dar. Ein Wirtſchaſtsprogramm der Beamten enb Berlin, 8. Sept. Der geſchäftsführende Vorſtand des Deutſchen Beamtenbundes veröf— fentlicht heute ein Wirtſchaftsprogramm, das eine Politik der langfriſtigen Auslandskredite, die Einführung der Bankenaufſicht und die Ak— tienreform, ſowie die Bekämpfung der privaten Monopolwirtſchaft, deren Preisbindungen durchbrochen werden müßten, befürwortet. Die Herabſetzung der Koſten in der privaten Wirt— ſchaft wird als die Vorausſetzung der Senkung der öffentlichen Ausgaben bezeichnet, jede Sub— ventionspolitik wird entſchieden abgelehnt. Das Programm fordert weiter eine von den öffent— lichen Haushaltungen losgelöſte Erwerbsloſen— unterſtützung. Reichsreform und Verwaltungs— reform werden als notwendige Ergänzung der Kriſenmaßnahmen bezeichnet. Zuſammenſtoß zwiſchen Maedonald und Henderſon wib. London, 8. Sept. In Erwiderung auf eine Frage henderſons im Unterhauſe erklärte Macdonald, die Regierung werde heute abend die Vertrauensfrage ſtellen. Als dann henderſon auf den Wunſch der Regierung anſpielte, die De⸗ batte über die Entſchließungen zum Budget am Donnerstag abzuſchließen und gegen eine ſolche Unterſtützung in einem Augenblick der Kriſe pro— teſtierte, ereignete ſich unter dem Beifall der An⸗ hänger der Regierung und dem Gegenbeifall der Oppoſition der erſte Suſammenſtoß zwiſchen Hen⸗ derſon und ſeinem früheren Führer. Macdonald erwiderte ſarkaſtiſch, er freue ſich, daß Hender⸗ ſon zugebe, daß man ſich in einer Ariſe befinde. Darauf wurde eine königliche Botſchaft ver⸗ leſen, in der es heißt: Nach Auffaſſung der Mi⸗ niſter Seiner Majeſtät macht es die gegenwär⸗ tis: Lage der Finanzen des Landes notwendig, zuſätzliche Steuern zu erheben und Abſtriche an din Ausgaben vorzunehmen. Seine Majeſtät un⸗ terbreitet die Frage ſeinem treuen Unterhauſe zur Prüfung und hofft, daß dieſes die entſpre⸗ chenden Maßnahmen beſchließen werde. Sieg der Regierung. wtb. London, 9. Sept. die geſtrige Abſtim⸗ mung im Unterhaus ergab 509 Stimmen für den negierungsantrag und 250 dagegen. Das Unter⸗ haus hat dadurch mit einer Mehrheit von 59 Stimmen der Regierung das Vertrauen bezeugt. Blutiger Zuſammenſtoß an der bolivianiſch⸗ paraguayiſchen Grenze. wtb. Paris, 8. Sept. Nach Blättermeldungen aus Rio de Janeiro ſind bei einem Grenzzuſam⸗ menſtoß zwiſchen bolivianiſchen und paraguay⸗ iſchen Truppen in der Gegend von Nanawa auf bolivianiſcher Seite ein n und vier Solda⸗ ten, auf paraguaniſcher Seite ein Soldat getötet worden. a Neue Kreditpolitik Billigeres Geld— Verbeſſerung der Liquidität Für die Erreichung dieſer Ziele ſind durch] * Die Erklärung des Reichsbankpräſidenten Dr. Luther in der letzten Zentralausſchuß⸗ ſitzung bezüglich der neuen Reichsbankpolitik bedeutete eine nicht geringe Ueberraſchung. Dieſe neue Reichsbankpolitik iſt im Grunde eine völlig neue Kreditpolitik. Danach ſollen die bisherigen Bank-, Buch⸗ oder Bankkontokorrentkredite in Diskontkredite umgewandelt werden. Vorausſetzung iſt aller⸗ dings dabei, daß dieſe Kredite ſich auf tatſäch⸗ liche Handelsgeſchäfte gründen. Die Amwand⸗ lung hat alſo den Zweck. an die Stelle von Finanzwechſeln jetzt Warenwechſel zu ſetzen. Durch dieſe Maßnahmen wird zweierlei er⸗ zielt. Einmal wird der Lombardkredit, der ins⸗ beſondere auf die Abwicklung des Geldverkehrs zum Monatsende drückt. zurückgedrängt, und zum Zweiten wird der Kredit ſelbſt ver⸗ billigt. Von dieſen Wirkungen erwartet man ſodann in weiterer Folge eine Entlaſtung der Reichs⸗ bank von Buchwechſeln gegen echte Handelswech⸗ ſel. und zum zweiten eine Erleichterung der Wirtſchaft in allen ihren Teilen zwecks Erlan⸗ gung von Kredit. und zwar nicht zu dem hohen Lombardſatz, ſondern zu dem niedrigeren Dis⸗ kont So hat man denn auch aus den Erklärungen des Reichsbankpräſidenten vernommen. daß ſeitens der Reichshauptbank an die Reichsbank⸗ ſtellen im Lande die Anweiſung ergangen ſei, jeden guten Handelswechſel. der als reichbank— fähig anzuerkennen ſei, zu verwerten Die Veſtimmungen bezüglich der Reichs⸗ bankfähiakeit ſind ſo ſtreng. daß man nicht zu befürchten braucht. daß aus dieſer Mafnahme, die eine völlige Umkehr von der bisherigen kreditpolitiſchen Linie dar⸗ ſtellt. allgemein⸗wirtſchafts⸗ oder gar währungspolitiſche Schwierigkeiten er⸗ wachſen könnten. Denn reichsbankfähig iſt ein Wechſel nur dann, wenn er ein echter, alſo auf Grund eines Gil— teraustauſches entſtandener Handelswechſel iſt, der drei erſtklaſſige Unterſchriften tragen muß. Außerdem muß die Kreditfähigkeit und Kre⸗ ditwürdiakeit des durch den Wechſel Verpflich- zu begrüßenden Lockerung, bezw. vollkommenen einwandfrei nachgewieſen werden. Ein Mißbrauch der an ſich im böchſten Maße zu begrüßenden Lockerung. bzw. vollkommenen Neuorientierung der Kreditwirtſchaft der Reichsbank braucht deshalb nicht beſorgt zu werden. Ebenſowenig wäre eine Sorge gerecht— fertiat, dahingehend, daß die Reichsbank durch die Erweiterung des Kreditvolumens inflatio— niſtiſche Tendenzen begünſtige. Richtig iſt ja, daß die neuen Maßnahmen den deflationiſti⸗ ſchen Tendenzen zuwiderlaufen. weil eine völ⸗ lige Abkehr von der bisherigen Kreditrationa— liſierung und Kreditreſtriktion erfolgt; aber das Entſcheidende iſt. daß dieſe neue Kreditpolitik alle denieni⸗ gen Beſtrebungen ein Ende macht. die ge⸗ rade in letzter Zeit mehr und mehr auch in der Oeffentlichkeit hervortretend, auf die Propagierung einer neuen Vinnen⸗ währung, einer Inlandsmark oder ähn⸗ lichem hinausliefen. Was der Wirtſchaft jetzt, und zwar ſchon in Vorſorge für die Ueberwindung der kommen— den ſchweren Wintermonate not tut, iſt zweier— lei; einmal billigeres Geld. und zum Zweiten eine Verbeſſerung der Liqu!⸗ dität. Rampf um Rosenburg Roman von Johannes Hollſtein. 30. Fortſetzung. „Das freut mich ungemein, Herr von Ka— merlingk!“ Willfried verabſchiedete ſich wieder. mit von Am Abend ritt Willfried Hellmer Gothe nach dem Gut Waslewſfki. Man nahm ſie ſehr herzlich auſ. Katia ihnen ſchon entgegen. Waslewſkti ließ auftragen, was Küche und Keller boten und bemühte ſich, der beſte Gaſt— geber zu ſein. In flotter Weiſe unterhielt er ſich mit ſeinen Gäſten. Es war ein angenehmes Plaudern. Hellmer Gothe bemerkte im Laufe des Abends, wie Katjas Blicke immer wieder Will⸗ fried ſuchten. Mit erfahrenen Augen ſah er, daß dae Mädel verliebt war. Er begriff das ja auch. Willfried war ein famoſer Bengel! Gerade gewachſen, ein hüb⸗ ſches, männliches Antlitz— alles, was recht iſt Er verſtand, daß die Mädchenaugen Geſal⸗ len an dem ſtattlichen Manne ſanden. Willfried war dazu ein angenehmer Plau⸗ derer. Er ſprach von ſeinen Reiſen. Mit ein paar Worten ſtellte er ein Bild hin, außerordentlich anſchaulich brachte er ihnen die Länder und Pölker, die er geſehen hatte, näher. „Wir wollten heute zuſammen ſpielen!“— Jagte Katia plötzlich zu Willfeted. zuſammen des Herrn kam die jüngſten Maßnahmen der Reichsbank wert⸗ volle, und, wie man hoffen darf, auch erfolgver⸗ ſprechende Vorausſetzungen geſchaffen worden. And letzten Endes darf man auch nicht die pſy⸗ chologiſchen Auswirkungen der Tatſache verken⸗ nen, die darin begründet liegen, daß die Reichs⸗ bank ihre bisherige Kreditreſtriktionspolitik liquidiert und ſich bereit erklärt, jeden echten, wahrhoßtigen und begründeten Kreditanſpruch der Wirtſchaft zu befriedigen. polniſch⸗ruſſiſcher Grenzzwiſchenfall wib. warſchau, 8. Septbr. Wie„Kurjer porannn“ aus Wilna meldet, ſoll in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag an der polniſch⸗ ſowjetruſſiſchen Grenze im Bezirk Delhnnow eine polniſche Streifwache von etwa einem Dutzend ſowjetruſſiſchen Grenzwächtern überfallen wor den ſein. Zwei polniſche Grenzſoldaten ſeien gefan⸗ gen und auf ruſſiſches Gebiet verſchleppt worden. Als volniſche Soldaten herbeieilten, ſeien ſie von d. Ruſſen mit Revolverſchüſſen empfangen wor⸗ den, ſodaß die Befreiung der beiden polen nicht habe gelingen können. Eine uſammenkunft wib. Genf, 8. Sept. In der bölkerbundsver— ſammlung hat ſich heute morgen das Präſidium konſtituiert. Bei der Wahl der ſechs Vizepräſi⸗ denten erhielten Briand 44, Cord Robert Cecil 45, Hoſhiſar. 45, Dr. Curtius 42, Graf Apponyi 39 und Reſtrepo(Columbien) 32 Stimmen. die Wahl erfolgte in geheimer Abſtimmung. Von den 52 anweſenden Delegationen hatten ſich 48 be⸗ teiligt. die Wahl des deutſchen delegierten wurde ebenſo wie diejenige des Grafen Kpponni von der berſammlung mit Beifall begrüßt. Das präſidium ſetzt ſich zuſammen aus dem Präſiden⸗ ten Titulescu(Rumänien), den ſechs jetzt ernann⸗ ten vizepräſidenten, den Vorſitzenden der ſechs Arbeitsausſchüſſe und den Vorſitzenden der Ta— gesordnungskommiſſion. Hierauf trat die bölherbundsverſammlung ſo⸗ fort in die Beratung des geſtern eingebrachten Antrages ein, eine Sympathiekundgebung an mexiho zu erlaſſen. Als erſter Redner ergriff Reichsaußenminiſter Dr. Curtius das Wort zu folgender Erklärung: „Als bertreter des Deutſchen Reiches, das ſich Mexiko gegenüber durch hundertjährige Bande einer ununterbrochenen aufrichtigen Freundſchaft verbunden fühlt, habe ich den Kntrag auf Ein— ladung Mexikos mit Freuden unterzeichnet. Me⸗ xiko nimmt nach Bevölkerung und Kusnehnung ſeines Staatsgebietes eine hervorragende Stelle unter den bölkern der Erde ein. Nicht nur die zahlreichen mitgliedsſtaaten des ſpaniſchen Rul⸗ turkreiſes, ſondern wir alle legen auf die tat⸗ kräftige Mitarbeit dieſes Landes an den Auf⸗ gaben des bölkerbundes den größten Wert. Wir ſind uns doch alle bewußt, daß der CTätigheit des Völkerbundes ein umſo größeres Gewicht zu— kommt, je mehr ſich ſein Kreis zur Univerſalität ausweitet. Zu dieſer Univerſalität wird ein wich⸗ tiger Schritt getan, wenn Mexiko dem völker⸗ bund angehört. Mexiko hat ſich aus Gründen, die ich nicht zu erörtern habe, lange seit dem völkerbund ferngehalten. Es iſt daher aller— ſeits mit Genugtuung begrüßt worden, als kn⸗ fang vorigen Jahres der damalige erwählte Prä— ſident der Republik, Seine Exz. General Ortiz Rubio, ſich kurz nach der Uebernahme ſeines hohen Amtes für den baldigen Beitritt Mexikos ausgeſprochen hat. Wir können ihm und ſeinem — „Ganz recht! Das hatte ich vergeſſen!“ Herr Gothe iſt ſicher auch Muſikfreund fragte Katja halbhin. Muſik!“ wehrte Gothe ab.„Wiſſen Sie, gnädiges Fräulein! Darin halte ichs mit Wil⸗ helm Buſch, der ſo prachtvoll ſagt:„Muſik wird ſtörend oft empfunden, weil ſie mit Geräuſch verbunden.“ Aber— laſſen Sie ſich nicht ab— halten, Gnädigſte! Spielen Sie! Ich habe vor PNerdun das Trommelfeuer ausgehalten— Gott, was iſt da ſo ein bißchen Muſik dagegen.“ Katja erhob ſich lachend und verließ Willfried das Zimmer. a Ein prächtiges friſchpoliertes Cello lehnte am Flügel. „Wollen wir verſuchen?“ „Aber gern!“ Willfried blätterte in den Noten.„Ah— die Berceuſe— die habe ich früher gern ge— ſpielt. Hoffentlich geht ſie auch heute noch.“ Es ging wirklich. Willfried fand ſich auf dem ſchönen Inſtrument, das einen edlen, vollen Ton hatte, wundervoll zurecht. 5 ¹⁴ mit Mit leuchtenden Augen ſah ihn Katja an. „Es geht doch! Wir müſſen oft zuſammen ſpielen. Bitte, tun Sie mir die Freude!“ Er ergriff die kleine Hand und küßte ſie. „Wenn ich Ihnen eine Freude damit berel⸗ te, herzlich gern.“ Mit halbgeſchloſſenen Lidern ſah ſie ihn an. Es gleiſte und funkelte in den Augen. Sie ſpielten nicht weiter. Sie unterhielten ſich gedämpft, und das Sprechen wurde zum de ebenſo wie dem Völkerbund nur Glück dg⸗ drehen. N n 1 een eee Ser zwiſchen vertretern der polniſchen und ſowfetruſ⸗ ſiſchen Behörden ſei feſtgeſetzt worden, um dieſen zwiſchenfall zu klären. Ausland Der Aufſtand in Chile beendet. e wtb. paris, 8. Sept. Wie havas aus San⸗ tego de Chile meldet, hat ſich die Mar Raft des Linten'wiffes„Almirante Laterre“ ergeben. da⸗ mis gilt der Aufſtand als beendet. vier verhaftungen im Mordfall Bolowko. wtb. Warſchau, 8. Sept. Wie der„Krakauer Uurier“ aus Lemberg meldet, ſollen insgeſamt ſieben perſonen in die Mordaffäre Holowko ver⸗ wickelt ſein. Vier Täter befinden ſich bereits hin⸗ ter Schloß und Riegel. notlandung eines ſüdſlawiſchen Militärflugzeugs in Ungarn. wtb. Budapeſt, 8. Sept. Aus Dombovar wird gemeldet: Bei der ungariſchen Gemeinde Tomaſt notlandete ein ſüdſlawiſches Militärflugzeug. Das Flugzeug wurde dabei vollkommen zertrümmert, die zwei Inſaſſen, zwei ſüdſlawiſche Offiziere, er⸗ litten leichtere verletzungen. Bei ihrem berhör gaben ſie an, ſie hätten ſich während eines Flu⸗ ges von Serajewo nach Agram verirrt. Die unga⸗ riſchen Behörden haben das in ſolchen Fällen in⸗ ternational übliche Verfahren eingeleitet. Die Einladung an mexiko völkerbund wählt ſechs Vizepräſidenten— Curtius ſpricht zu wünſchen, wenn ſeine Regierung tatſächlich den Antrag um Aufnahme ſtellen wird.“ nach Reichsaußenminiſter Dr. Curtius be⸗ grüßte der britiſche Delegierte, Cord Robert Cecil, die Einladung Mexikos als Wiedergut⸗ machung einer Unterlaſſung, die ſeinerzeit in Pa⸗ ris begangen wurde. Der ſpaniſche delegierte de madariaga, ſprach die Freude ſeines Tan⸗ des darüber aus, daß eine nicht nur hiſtoriſch, ſon⸗ dern auch verwandtſchaftlich mit Spanien verbun⸗ dene Nation nunmehr in der Univerſalität die vollendung ihrer nationalen Individualität fin⸗ den könne. Der franzöſiſche Kußenminiſter Briand ſchloß ſich im Namen Frankreichs der Mundgebung für Mexiko in herzlichen Worten an. In dem gleichen Sinne ſprachen ſich noch der ita⸗ lieniſche Außenminiſter Gran di, der japaniſche Delegierte Hoſhiſawa, ſowie die Vertreter von Peru, MNanada, Portugal und Columbien aus. Der Vertreter Columbiens ging in längerer Rede auf die politiſchen und wirtſchaftlichen Hinter⸗ gründe der ſeinerzeit erfolgten Fernhaltung me⸗ rikos vom Völkerbund ein.— Schließlich wurde einſtimmig eine Entſchließung angenommen, in der die Verſammlung mit Rückſicht darauf, daß Mexiko ſich nicht unter den in der Anlage zur völkerbundsſatzung aufgeſtellten, zum Beitritt aufgeforderten Staaten befindet, und in der Er⸗ wägung, daß die Gerechtigkeit die Wiedergut⸗ machung dieſer dem Geiſte des bölkerbundes ſo zuwiderlaufende Unterlaſſung erfordere, Me⸗ riko einlädt, dem pakt beizutreten und dem völ⸗ kerbund ſeine wertvolle Mitarbeit zu leihen, wie wenn es von Knfang an eingeladen worden wäre. Nachdem die Verſammlung' noch eine von der britiſchen Delegation vorgeſchlagene Sympathie⸗ kundgebung für China anläßlich der Ueber⸗ ſchwemmungskataſtrophe im Hangtſe-Tal ange⸗ nommen hatte, wurde die allgemeine politiſche Ausſprache eröffnet. Als erſter Redner bei Eröffnung der politiſchen Ausſprache in der heutigen Sitzung des Völkerbundes naum der italieniſche Außenminiſter Grandi das Wort. Im Mittelpunkt ſeiner Kusführungen ſtand die kbrüſtungsfrage, die, wie er ſagte, nach Anſicht der italieniſchen Regierung der Kulmina⸗ tionspunkt ſei, um den ſich alle anderen Probleme D 222 2 Es ging ein feines Fluidum von dem Weibe aus. Willfried fühlte, wie es ſich langſam auf ihn legte. ö Unbekannte Gefühle erwachten in ihm. Am liebſten hätte er nach dem Weibe getaſtet und es in ſeine Arme geriſſen. 5 Als er mit ihr aus dem Muſikzimmer ſchritt, leuchteten neben ihm die ſchönen, elfen⸗ beinfarbenen Schultern. Ein ſüßer Duft ſtieg zu ihm empor und die Augen winkten ſo ver— lockend. Da riß er ſie plötzlich küßte ſie. Ganz ruhig lag ſie in ſeinem Arm und ließ die Liebkoſung ohne Wehren über ſich ergehen. „Kleine, ſüße Katja!“ ſagte er leiſe. Da umſchlang ſie ihn mit beiden Armen, ſchnellte wie eine Katze an ihm empor und küß⸗ te ihn in verzehrender Glut. Sein Atem ging ſchwer. Er fühlte es wie einen wilden Rauſch über ſich kommen. Doch— er fand ſich wieder. Das Mädchen aber ſah ihm ins Auge. Sagte lachend, mit girrender Stimme:„Sie — fürchten— das Feuer nicht?“ „Ich fürchte es nicht! Ich ſuche es“ entgeg⸗ nete Willfried leiſe mit bebender Stimme. 20 ee* Als ſie dann wieder einander gegenüber⸗ ſaßen, da merkte man nicht das geringſte einer ſeeliſchen Veränderung an.. Willfried war nicht ganz ſo Meiſter in der Beherrſchung ſeiner Gefühle. Hellmer ſah wohl, wie ſeine Augen ſtärker, kraftvoller leuchteten. in ſeine Arme und rt dd* Liebesſpiel. Die Art Katjas lockte und rief, u. der M icht une dlich. Der badiſche Geſandte in Berlin tritt zurück Franz Honold, der badiſche Geſandte bei der Reichsregierung in Berlin, wird, wie gemeldet, am 1. Oktober ds. Js. ſein amt niederlegen und in den Kuheſtand treten. Wieder eine Stimme der Vernunſt „La Republique“ und die deutſchen Reparations⸗ zahlungen. wtb. paris, 8. Sept. In einem Artikel der seitung„Ca Republique“ wird erklärt, Deutſch⸗ land habe zwar in den erſten 7½ Jahren an Re⸗ parationen 11 200 000 000 Goldmark bezahlt, habe aber in der gleichen Seit nicht weniger als 18 Milliarden Goldmark geliehen bekommen. Deutſchland könne, ſo gibt der Artikel zu, ſeine Reparatio- nur von ſeinem Kusfuhrüberſchuß bezahlen. Deutſchland werde alſo für Frankreich ein immer weniger guter Abſatzmarkt und eine immer ſchlimmere Konkurrenz werden. Die fran⸗ zöſiſchen finanziellen Intereſſen könnten in ge⸗ wiſſem maße nur unter Vernachläſſigung der franzöſiſchen wirtſchaftlichen Intereſſen gewahrt werden. Gewiſſe franzöſiſche Kreiſe behaupteten, das Ende der Reparationen würde ein Deſaſtre für Frankreich ſein, in Wirklichkeit wäre aber das Ende der Reparotlenen für Frankreich nur eine Erſparnis. Vermiſchtes 5000 pfund Sterling für den erſten paeifie⸗Flug. wtb. Tokio, 8. Sept. Zu dem Verſuch der bei⸗ den amerikaniſchen Flieger Allen und Monlen, den pazifiſchen Ozean auf der Strecke Japan⸗ Seattle(Washington) ohne Unterbrechung zu überfliegen, wird in Erinnerung gebracht, daß die japaniſche Zeitung„Aſahi“ für den erſten Ronſtop⸗Flug über den Pacific einen Preis von 5000 Pfund Sterling ausgeſetzt hat. Ein vorſchlag von Gronaus zur Durchführung des Transatlantik⸗ Verkehrs. wib. Newnork, 8. Sept. In einer Unterre⸗ dung mit dem hieſigen Vertreter des WB. er⸗ klärte von Gronau:„Ich werde nach meiner Rückkehr nach Deutſchland die Einrichtung einer Flugpoſt-Route hamburg Grönland— Weſt⸗La⸗ brador Chicago Rewyork vorſchlagen. Dies iſt eine Geſamtſtreche von etwa 7000 Milometern. Die Flugdauer würde 45 Stunden betragen. Mit Remais⸗Flugzeugen in den genannten Punkten, ſollte ein raſcher und vorteilhafter Poſtverkehr möglich ſein. Der Schleifer Karl hutte geſtorben. wtb. Schweinfurt, 8. Septbr. Der 41 jährige Schleifer Karl Hutte, der in einem Verkehrsflug⸗ zeug der Strecke Nürnberg⸗Berlin einen Selhſt⸗ mordverſuch unternommen und dabei ſchaete Brandwunden erlitten hatte, iſt in der vergange⸗ nen Nacht im hieſigen Krankenhaus ſeinen ſchwe⸗ ren verletzungen erlegen. Gegen hütte ſchwebte bekanntlich ein Verfahren wegen Transportge⸗ fährdung, da ſein Selbſtmordverſuch im Flugzeug für dieſes und die Mitpaſſagiere Huttes leicht B ebnen lee. Und von dem Augenblicke an trieb er, daß man gehe. „Morgen heißt's zeitig auf den Beinen ſein!“ ſagte er.„Allons, Will! Wir wollen rei— ten! Die Nacht iſt ſogieſo kurz und ich trom⸗ mel' dich morgen früh aus den Federn.“ „Selbſtverſtändlich! Morgen geht die Ernte los!“ Waslewſti warf ein:„Ich freue mich, daß Sie einen ſo ausgezeichneten Nachfolger für Brucks gefunden haben.“ „Ich denke, er wird ſich ſchon machen!“ ſag⸗ te Willfried und warf Hellmer einen luſtigen Blick zu. Gothe lachte und tat ſich dicke.„Will— ich bin der beſte Inſpektor des Weltalls! Merl dir das!“ Waslewſki lachte mit. „Dann Glück zu! Ich halte den Daumen, daß alles klappt. Meine Hochachtung kann ich Ihnen nicht verbergen. Sie haben die Situa⸗ tion wirklich gemeiſtert.“ Dann verabſchiedeten ſie ſich. Katja gab ihnen noch ein kleines Stück das Geleite. Als ſie am Feldrain Willfried die reichte, ſagte ſie leiſe: „Kommen Sie bald wieder?“ „Bald, Katja!“ flüſterte der Mann leiden schaftlich.„Die Sehnſucht wird mich zu dir trel⸗ ben.“— a Ein heißer Blick des jungen Weibes traf ihn.— 65 Dann trabten ſie los. Hand Er ahnte, daß die Liebe über ihn gekommen Schweigend ritten ſie wohl ſtunde. 5 eine Viertel Mainz, 8. Sept, Bund ſüdweſtdeut⸗ ſcher Weinhändler vereine. Der Bund ſüdweſtdeutſcher Weinhändlervereine hielt am 4. September hier eine Vertreterverſammlung unter dem Vorſitz des Herrn Hermann Sichel⸗ Mainz ab, die ſich in erſter Linie mit der Frage der Kredithilfe für den bevorſtehenden Herbſt befaßte. Die Verſammlung ſtellte ſich einmütig auf den Standpunkt, daß in dieſer Frage die Intereſen von Weinbau durchaus zuſammenlaufen und der Weinhandel die Aktion nach aller Möglichkeit unterſtützen ſoll, Die Vertreter des Weinbaues und des Weinhandels der Produktionsgebiete werden in dieſer Frage gemeinſam eine Beſprechung mit den maßgebenden Stellen in Berlin her⸗ beiführen, um die näheren Bedingungen der Kredithilfe feſtzulegen. Weiter beſchäftigte ſich die Verſammlung mit der Aufſtellung von Zah⸗ lungsbedingungen innerhalb des Weinhandels, In dieſer Hinſicht haben die letzten Jahre und namentlich die allerletzte Zeit eine Verwirrung gebracht, die einer Klärung unbedingt bedarf. Man einigte ſich dahin, daß Weine die inner⸗ halb des Weinhandels verkauft werden, inner— halb 14 Tagen mit 3 Prozent Skonto oder ge— gen Drei-Monatsakzept zahlbar ſind. Nieder⸗Auerbach, 8. Sept. Schlechtbe, ſuchte Kirchweihen. In Weſtpfalz, Saar⸗ pfalz und auf der Sickingerhöhe wurden am ver gangenen Sonntag verſchiedene Kirchweihen abgehalten, die alle über ſehr ſchlechten Zu— ſpruch zu klagen hatten. Lediglich die in der Nähe von Städten gelegenen Ortſchaften wa— ren etwas beſſer beſucht. Die Anzahl der Ver⸗ kaufsſtände und der Umſatz reichte bei weitem nicht an frühere Zeiten heran. Sogar vielen Dorfeinwohnern, ausgenommen die Jugend, ſtand der Kopf nicht nach Kirchweihfreuden. Dazu kam die trübſelige Witterung, die vielen Leuten neben der Sorge um die Zukunft Laune und Stimmung verdarb. mannheim, 8. Sept.(Beim paddeln ertrunken.) Geſtern nachmittag gegen 5.30 Uhr iſt auf dem Rhein unterhalb der Zeckhar⸗ mündung ein mit zwei Perſonen beſetztes Paddel⸗ boot vermutlich dadurch gekentert, daß es an die Ankerkette eines Schiffes anfuhr. Während ſich einer der Inſaſſen durch Schwimmen retten konnte, iſt der 25 Jahre alte Lehrerkandidat L. ziegler, wohnhaft auf dem Waldhof, ertrunken. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden. mannheim, 8. Sept.(Tödlicher Ver⸗ kehrs unfall.) Geſtern vormittag wurde Ecke Collini⸗ und Renzſtraße bei der Kuffahrt zur Friedrich⸗Ebertbrücke der 62 Jahre alte ver— heiratete Arbeiter Ludwig Lauinger von einem perſonenkraftwagen angefahren und zu Boden geworfen. der Mann wurde ſchwer verletzt in das nahe gelegene Thereſien krankenhaus eingelie⸗ it. woſelbſt er einige Stunden ſpäter geſtorben It. Mannheim, 7. Sept.(Rhhein und Neckar ſteigen.) Rhein und Neckar ſteigen von neuem an. Von Samstag morgen bis Montag morgen beträgt die Steigerung bereits über einen halben meter. Da die Schwarzwaldflüſſe Hochwaſſer füh⸗ ren und weite Flächen überſchwemmt haben, iſt mit weiterem Steigen zu rechnen. Neckarvor⸗ land und Teile des Waldͤparks dürften wiederum unter Waſſer geſetzt werden. Karlsruhe, 7. Sept.(Aus der Straßen⸗ bahn geſtürzt.) In der Nacht zum Montag, kurz nach 25 Uhr, ſtürzte ein etwa 50 Jahre alter Schloſſer von hier in betrunkenem Suſtande in der Durlacher kllee vor der Bernhardushirche aus der in voller Fahrt befindlichen Straßen— bahn auf die Straße. der Mann erlitt eine ſchwere Gehirnerſchütterung und wurde bewußtlos ins Städtiſche Krankenhaus verbracht. Zweibrücken, 8. Sept. Pferdevorfüh, rung. Zur Staatspreiſeverteilung des Zwei— brücker Landgeſtüts und der Preisverteilung des Pferdezuchtvereins der Pfalz war in Zwei⸗ brücken ein ſtattliches Aufgebot prächtiger Pferde vorgeführt worden. Den Preisrichtern ſtellten ſich mehr als 100 Pferde, die meiſt von den Züchtern und Beſitzern zur Vorführung ge— langten. Am ſtärkſten waren die Züchterorte des Auerbachtales und der Sickingerhöhe ver treten, auch aus der nahen Saarpfalz wurden Tiere zur Schau geſtellt, ebenſo aus der Ge— gend von Pirmaſens. Rund 50 Beſitzer konnten mit Fahne und Geldpreiſen ausgezeichnet wer den. Aßmannshauſen, 7. Sept.(Wegen 30 L- hinterziehung feſtgenommen.) Der Arbeiter wilhelm Schuhmacher aus Mainz ver⸗ kaufte unverſteuertes Sigarettenpapier. Kls die polizei darauf aufmerkſam wurde und ihn feſt⸗ nahm, wurde die noch in ſeinem Beſitz befindliche Ware beſchlagnahmt. Eine Hhausſuchung der Mainzer polizei in der Wohnung des Feſtgenom⸗ menen förderte weiteres Belaſtungsmaterial zu⸗ tage. der verhaftete wurde daraufhin dem Amtsgerichtsgefängnis in Rüdesheim zugeführt. Man nimmt an, daß noch weitere perſonen in die Angelegenheit verwickelt ſind. Pfullendorf, 7. Sept.(Schwere St ür me.) Seit Samstag früh wüten im hieſigen Amtsbezirk außergewöhnlich heftige Stürme, die von ſtarken Regenſchauern begleitet ſind und ſtarken Tempe⸗ raturfall zur Folge hatten, Durch dieſe Unwetter iſt die hoffnung der Landwirte auf eine gute Obſternte zunichte gemacht worden; denn an vie⸗ len Stellen liegt faft die ganze Repfel⸗, Birnen⸗ und Swetſchenernte auf dem Boden. Insgeſamt dürften zwei Drittel der Geſamternte durch den Sturm von den Bäumen geriſſen worden ſein. Auch zahlreiche Obſtbäume wurden umgeworfen. ie Lage der Landwirte iſt umſomehr zu bedau⸗ ern, als infolge der andauernd ſchlechten wit terung während des Sommers die Getreide⸗ und Oehmdernte ſehr ſchlecht ausgefallen iſt. Zum und Weinhandel großen Teil liegt das Getreide heute noch auf den Feldern. Stockach. 8. Sept.(Geheimnis voller Unfall.) In der Nacht zum Sonntag verun⸗ glückte der verheiratete Maſchinenſormer Schie⸗ manſki, der durch eine Exploſion ſo ſchwere Ver⸗ letzungen an der rechten Hand erlitt, daß ſie ihm im Krankenhaus abgenommen werden mußte. Nach der Art der verletzung kann dieſe nur durch eine Handgranate herrühren. Unterſuchung der myſteriöſen kingelegenheit iſt eingeleitet. Landſtuhl, 8. Sept.(Früher herbſt.) Zu dem Regenwetter der letzten Tage hat ſich nun auch empfindliche Kühle geſellt. In verſchiedenen eilen der Weſtpfalz zeigte das Thermometer an den letzten Pormittagen nur ein und zwei Grad über dem Gefrierpunkt. vielfach mußten die 5immeröfen in Tätigkeit treten. Starke Nebel bildung iſt nachts und vormittags vielerorts eben— falls zu verzeichnen. Ueberall in Feld und Wald herbſtelt es ſtark. wib. dillenburg, 8. Sept. gungen bei der Areis- und Forſt⸗ kaſſe Dillenburg.) Bei der hieſigen ſtaat⸗ lichen Kreis- und Forſtkaſſe wurden umfangreiche Unterſchlagungen aufgedeckt. Der Gberrentmei⸗ ſter swanziger, ein angeſehener Bürger und früherer Kreistagsabgeordneter, ſowie der eben⸗ falls in die Angelegenheit verwickelte Verwal— tungsaſſeſſor Berghäuſer wurden geſtern nachmit— tag verhaftet und in das Gerichtsgefängnis in Wetzlar eingeliefert. die im Laufe mehrerer Jahre veruntreute Summe ſoll ſich auf 40 000 Mark belauſen. Der 50jährige Gberrentmeiſter iſt geſtändig. a (Unterſchla⸗ Herxheim b. C., 8, Sept.(Tödlicher Üb⸗ ſtur z.) Bei Cabaharbeiten verunglückte der 27 Jahre alte Fritz Nikolaus von herxheim⸗ weiher, indem er von der Tenne herabſtürzte und mit ſchweren Schädelverletzungen tot liegen blieb. Homburg, 7. Sept.(Ungeklärter Un⸗ glücks fall.) In der Nacht zum Samstag ge— gen halb 12 Uhr iſt bei Husübung ſeines Dienſtes der 40 Jahre alte Eiſenbahnſchaffner Friedrich höchſt aus Homburg auf noch nicht geklärte Weiſe ums Leben gekommen. Er ſtand im Dienſtabteil des um 23.25 Uhr aus Richtung Saarbrücken ein⸗ treffenden Perſonenzuges 896 und fiel kurz vor homburg plötzlich mit einer ſchweren Mopfverletzung dem im gleichen Abteil befindlichen Zugführer vor die Füße. In Hom— burg wurde höchſt ſofort nach dem Landeskran— kenhaus gebracht, wo er am Sonntag nachmittag, ohne das Bewußtſein erlangt zu haben, verſchie— den iſt. Man vermutet, daß der Verunglückte durch eine geöffnete Abteiltür des entgegenkom— menden Suges getroffen worden iſt. Prien(Obb.), 7. Sept.(Sieben Menſchen aus Seenot gerettet.) Bei dem Ende ver— gangener Woche plötzlich hereingebrochenen ſchwe— ren Sturm befanden ſich mehrere perſonen in Nu— derbooten auf dem Chiemſee. Die zunehmende Windſtärke verurſachte, daß eine Reihe Boote mit den Inſaſſen in große Seenot geriet. Swiſchen Fraueninſel und Gſtad wurden 0 zwiſchen Stock und herreninſel zwei Perſonen und auf dem Eibſee ebenfalls zwei Menſchenleben aus Lebensgefahr gerettet. Das Rettungswerk hat die Dampfſchiffahrts-Geſellſchaft durchführen;! laſſen. Hamburger Dampfer brennend auf hoher See mit äußerſter Kraſt den rettenden Hafen in Antwerpen erreicht wtb Ham burg, 8. Sept. Der Hambur⸗ ger Dampfer„Ulanga“ der deutſchen Oſt⸗ afrika⸗Linie geriet am Sonnabend auf der Reiſe von Oſtafrika kurz vor Vliſſingen in Brand. Im Vorſchiff hatte die Kopra⸗La⸗ dung Feuer gefangen. Mit allen zur Perfü⸗ gung ſtehenden Mitteln wurde gegen ben Brand angekämpft, während das Schiff die Reiſe nach Antwerpen mit äußerſter Kraft fortſetzte. Dann griff die Antwerpener Feu⸗ erwehr mit aller Energie ein, und es gelang ihr geſtern, des Feuers Herr zu werden. Das Vorſchiff und ein Teil der vorderen Deckauf⸗ bauten ſind ſtark in Mitleidenſchaft gezogen. Die Beſatzung mußte an Land gebracht wer⸗ den. Menſchen ſind nicht zu Schaden gekom⸗ men. 8 wib Hamburg, 8. Sept. Nach den letzten Meldungen aus Antwerpen vom Brand des deutſchen Dampfers„Alanga“ iſt das Feuer im Vorſchiff ziemlich erſtickt. Das Schiff wurde in das ſibiriſche Dock gelegt, und man hat be— gonnen, die Ladung zu löſchen. Die Mannſchaft, die zeitweilig das Schiff verlaſſen mußte, iſt jetzt wieder an Bord genommen worden. Die Entſtehungsurſache des Brandes iſt noch immer unbekannt, auch läßt ſich der Schaden noch nicht genau überſehen. Ob die„Ulanga“ ihre Reiſe nach Hamburg fortſetzen oder in Antwerpen eine Notreparatur vornehmen wird, ſteht noch nicht feſt. Bine Josenſi bon Sörꝛes.· Büste in der Walffalla eingetucifit Die Feier in der Regensburger Walhalla. Die Büſte Joſeph v. Görres(1776-1848). In der Regensburger Walhalla wurde von dem bapriſchen Multusminiſter Dr. Goldenrbeger eine Büſte des großen publigziſten Joſeph v. G örres feierlich eingeweiht. der Keichsinnen⸗ miniſter Wirth und der bayeriſche Miniſterpräſident held waren anweſend. Bisles Originalbild von der Nuteilsuerhundung im Alaag Die verkündung des Spruchs durch den Präſidenten Adatſchi⸗(Zapar). N mit 8 von 15 Stimmen hat das Haager Schiedsgericht den Zollunionsplan Deutſchland⸗Heſter⸗ reich abgelehnt, nachdem ſchon wenige Tage zuvor die deutſche Delegation in Genf auf das Abkom⸗ men verzicht geleiſtet hatte. am Abteilfenſter drei perſonen, wib. Aſchaffenburg, 8. Sept.(Swei Arbei⸗ ter im Main ertrunken.) An der Stau⸗ ſtufe Ulein⸗heubach bei Aſchaffenburg ſind zwei Arbeiter einer Baggerfirma ertrunken. Dier Ar⸗ beiter dieſer Firma waren damit beſchäftigt, eine Ankerkette zu legen, als plötzlich aus bisher noch unaufgeklärter Urſache das Boot, in dem ſie ſich befanden, kenterte und vier Mann ins Waſſer fielen. 5wei konnten ſich durch Schwim⸗ men retten, die beiden anderen fanden den Tod in den Wellen. Entſchließung der ſozialdemo⸗ kratiſchen Reichstagsfraktion Berlin, 9. Sept. In der Sitzung der ſozial— demokratiſchen Reichstagsfraktion berichteten die Abgg. Dr. Hertz und Dr. Hilferding über die Verhandlungen mit der Reichsregierung. Die Fraktion nahm mit Befriedigung zur Kenntnis, daß die Reichsregierung zugeſagt hat, einige Härten der Notverordnung vom 5. Juni zu mildern. Nach längerer Ausſprache nahm die Fraktion eine Entſchließung an, in der es heißt: Die Sicherung der Lebenshaltung des deut— ſchen Volkes erfordert eine Führung der Außen⸗ politik, die das durch den nationaliſtiſchen Lärm erzeugte Mißtrauen beſeitigt und eine vertrau— ensvolle Zuſammenarbeit aller Völker ſchafft. Im Zentrum dieſer Politik muß die deutſch— franzöſiſche Verſtändigung ſtehen, die auf wirt— ſchaftlichem und politiſchem Gebiet angeſtrebt, und zu einer dauernden Zuſammenarbeit aus— gebaut werden muß. Das deutſche, wie das in⸗ ternationale Intereſſe fordert energiſche Schritte zur Herabſetzung des Zollniveaus der europäi⸗ ſchen Staaten als Mittel zur Linderung der Wirtſchaftskriſe und als Gegenwirkung gegen die neuen ſchutzzöllneriſchen Gefahren, die von England drohen. Die Fraktion fordert Senkung der Produktionskoſten für die bäuerliche Vered— lungswirtſchaft und Verbilligung der wichtigſten Nahrungsmittel, insbeſondere des Brotes, durch Zollſenkung und Verringerung der Handels— ſpanne ſowie die Ermäßigung des Zuckerpreiſes. Die Mittel der ſtaatlichen Wirtſchaftspolitik müſſen eingeſetzt werden, um eine neue Verrin⸗ gerung der Kaufkraft und damit eine neue Schrumpfung des Wirtſchaftsprozeſſes hintanzu— halten. Deshalb fordert die Sozialdemokrati— ſche Reichstagsfraktion die Verhinderung jeden weiteren Lohnabbaues. Die Fraktion erwartet von der Reichsregie— rung, daß ſie endlich die notwendigen Geſetzes⸗ maßnahmen zur Durchführung der 40⸗Stunden⸗ woche trifft. Sie lehnt alle Beſtrebungen zur Beſeitigung der Arbeitsloſenverſicherung und zur weiteren Veringerung ihrer Leiſtungen ent— ſchieden ab und befürwortet die Vereiunheit— lichung der Kriſenfürſorge und der gemeindli— chen Wohlfahrtsfürſorge zu einer Reichsarbeits— loſenfürſorge unter ausreichender ſinanzieller Beteiligung des Reiches. Nur ſo kann eine wirk⸗ ſame Entlaſſung der Gemeindefinanzen herbei⸗ geführt werden. Gleichzeitig muß Vorſorge für die Umſchuldung und Konſolidierung der kurz— friſtigen Kredite der Gemeinden getroſſen wer— den. Neben der bisherigen Geldunterſtützung muß eine zuſätzliche Naturalleiſtung von Kartoffeln u. Kohlen verlangt werden. Weiter fordert die ſozialdemokratiſche Fraktion die Herabſetzung der hohen Penſionen und Gehälter in öffentlichen und privaten Verwaltungen und Betrieben, die Sicherung einer demokratiſchen und ſozialen Politik im Innern, den rückſichtsloſen Kampf gegen den Faſchismus und alle ſeine Helfers— holfer Lokale Nachrichten Vom Pflug. Der Pflug iſt das Werk⸗ zeug des Bauern; das Werkzeug des Söldners iſt die Hacke. Wer Stoppelrüben bauen will, muß den Pflug an den Erntewagen hängen, alſo ſofort nach der Ernte pflügen. Das„Pflügen iſt eine harte Arbeit“: wer vom Pflug reich werden will, der muß ihn ſelber heben.—„Zu jedem Pflug gehört ein Geſpann“; aber nicht jeder Pflug hat ein Geſpann“, der Schuſter„Pflug“ nähmlich hat keines, weil er ein Schuſter und kein Bouer war. Als man ihn aber trotzdem nach ſeinem Pflug fragte, ſagte er: „Das iſt mein Pflug und Wagen“ und zeigte den Leuten ſeine Ahle und den Schuſterſitz. Er meinte alſo ſeine Verdienſtquelle.—„Ein unbeſpannter Pflug durchſchneidet keine Furche“.„Wer einen kurzen Pflug auf einem ſteinigen Acker braucht, fährt in die Luft.“— Wenn der Knecht aus dem Dienſt entläuft, ſagt der Nachbar tröſtend zum Bauern: „Wegen einer Perſon ſteht kein Pflug ſtill.“„Wer fleißig iſt beim Pflug hat Brot genug.“.— Jeder Pflug hat ein„Pflugſchäufele“. Damit wird der Pflug von der Erde gereinigt. Am Pflug iſt das „Pflugrad“ oder„Pflugrädele“. Daher die Redens- art„Augen wie ein Pflugrädelein“; d. h. ſo groß wie ein Pflugrad.— An Stelle des Pflugrades wird auch der„Pflugſchuh“ ein Gleiteiſen verwendet. Und nach dem Regen— Schnee! Nach ſtarken, faſt ununterbrochenen Gewittern fiel im Allgäu die Temparatur bis auf null Grad. In den Höhenlagen trat ſogar Kälte bis zu 2 und 3 Grad ein. Der Schneefall ſetzte ſo dicht ein, daß eine Neuſchneelage von 60 Zentimeter bis herab auf 800 Meter feſtzuſtellen iſt. Die ganze Hochge⸗ birgskette erglänzt im ſchillernden Weiß. Die noch verbliebenen Fremden rüſten zur Abreiſe. * Rückkehr zur Petroleumlampe. Augsburg hat ebenſo wie Roſenheim faſt die höch⸗ ſten Gas- und Elektrizitätspreiſe in ganz Deutſch⸗ land. Sowohl hier wie in der Stadt am Inn ſind deshalb eine Reihe von Familien bereits zur alten, ſoliden Petroleumlampe zurückgekehrt. Auch im ſchwäbiſchen Allgäu greift die Bauernſchaft aus Erſparnisgründen mehr und mehr wieder zum milden Licht der Petroleumlampe.