Lokale Nachrichten Vom Sonntag. Mehr und mehr tritt der Herbſt in ſein Recht. Der Sommer hat uns dieſes Jahr wenig beſcheert, hoffen wir, daß wir einen ſchönen Herbſt erhalten. Der geſtrige Sonntag brachte uns recht ſchönes, wenn auch kühles Wetter. Man konnte es wenigſtens wagen ohne Schirm auszugehen.— Die chriſtlichen Gewerkſchaften feierten das 25jähr. Jubiläum der Berufsgruppe der Bauarbeiter. Am Vormittag fand gemeinſchaftlicher Kirchgang unter Vorantritt der DJK. Kapelle ſtatt. Nachm. 3 Uhr verſammelten ſich die Feſtteilnehmer am Löwen um geſchloſſen zur DI K Halle zu ziehen. Hier fand eine große Feſtverſammlung ſtatt, die einen ein⸗ drucksvollen Verlauf nahm. Im Mittelpunkt ſtand die Feſtrede des Herrn Staatsrat Heurich, die bei den gebannt lauſchenden Zuhörer einen nachhaltigen Eindruck hervorrief. Muſik⸗ und Geſangsvorträge hielten die Verſammelten in trauter Runde noch einige Zeit verſammelt.— Auf dem Waldſportplatz war Großkampftag. Der VBfR.⸗Mannheim brachte eine gewaltige Menge von Zuſchauern mit. Ca. 3000 Sportanhänger bevölkerten den Waldſportplatz und die Wogen der Erregung gingen bei dieſem harten erbitterten Punktekampf ſehr hoch. 3:2 mußte ſich Viernheim beim Schlußpfiff geſchlagen bekennen. Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 2 wegen Vergehen gegen das Kraftfahrzeuggeſetz, 1 wegen Körperverletzung, 1 wegen Diebſtahl und 1 wegen Ueberſitz(Ueber⸗ tretung der Feierabendſtunde).— Heute Nacht iſt ein hieſiger Motorradfahrer in der Blauehutſtraße vom Motorrad geſtürzt und hat ſich Verletzungen zugezogen. *Der Gaſtwirteverein hält heute abend im Gaſthaus zum Stern eine ſehr wichtige Ver- ſammlung ab, zu der alle Kollegen erwünſcht find. * U. T. Filmpalaſt. Heute Abend läuft noch einmal der 100% Tonfilm„Der Weg nach Rio“. Ein gewaltiges Filmwerk, das einen tiefen Eindruck hinterläßt. Keines ſollte ſich dieſes Wunderwerk entgehen laſſen. Prachtvolles Bei⸗ programm. «„ Belebter Straßenverkehr. Unſer Ort ſtand geſtern im Zeichen des Verkehrs. Das Gewerkſchaftsfeſt auf dem D. J. K.-Platz bezw. in der Sporthalle brachte viele Ortseinwohner auf die Beine.— Ganz gewaltigen Verkehr übte auch das Spiel auf dem Waldſportplatz aus. Daſelbſt waren gegen 3000 Zuſchauer verſammelt, darunter mehr als 1000 Fremde. Etwa 70 Auto parkten um den Waldſportplatz. Gewiß ein Zeichen, welch großes Intereſſe dieſem Kampfe entgegengebracht wurde. Ob die Wirtſchaften hiervon profitiert haben, das dürfte leider ſehr fraglich ſein. * 55000 Zuſchauer. Das große Fuß⸗ ball-Länderſpiel Deutſchland— Oeſterreich, das geſtern Sonntag in Wien ſtattfand und leider zu Ungunſten Deutſchlands mit 0:5 ausging, hatte 55000 Zu- ſchauer. Und wieviel Hunderttauſend Hörer mögen es noch am Radio geweſen ſein. * Silberhochzeit. Morgen Dienstag be⸗ gehen die Eheleute Herr Alexander Schloßhauer, Gemeinderatsmitglied, und Frau, das Feſt der Silbernen Hochzeit. Unſere Gratulation und Glück⸗ auf zur Goldenen! ö 500 000 Mk. Prämie der preuſiſchen Lotterie. Die 500 000 Mark⸗Prämie der Preußiſch⸗Südd. Klaſſenlotterie iſt auf die Nummer 272 909 ge⸗ fallen, die mit 1000 Mart gezogen wurde. In der erſten Abteilung fällt der Gewinn nach Bayern, in der zweiten Abteilung nach Heſſen. Deviſenausfuhr. Wie das Hauptzollamt uns mitteilt, iſt durch§ 10 der dritten Verordnung zur Durchführung der Verordnung des Neichs⸗ präſidenten über die Deviſenbewirtſchaftung vom 29. Auguſt 1931, die im§ 11 der Verord⸗ nung vom 12. Aug. ds. Is. vorgeſehene Frei⸗ grenze von dreitauſend Reichsmark bis auf weiteres auf eintauſend Reichsmark herabgeſetzt worden. Vereins ⸗Anzeiger. Gaſtwirte⸗Verein. Montag Abend 8 ¼ Uhr im „Stern“ wichtige Mitgliederverſammlung. Um vollzähliges Erſcheinen bittet Der Vorſtand. ia Hauswirtſchaftliche Veranſtaltungen während der Herbſttagung der deutſchen Landwirtſchafts⸗ geſellſchaft. Wie allen Zweigen der Landwirtſchaft, ſo läßt die D. L. G. auch der ländlichen Lauswirt⸗ ſchaft ihre Fürſorge zuteil werden. Am Dienstag, den 15. September, vorm. 10 Uhr findet im Rum⸗ nielbräuſaal eine öffentliche Verſammlung des Sonder⸗Ausſchuſſes der Geſellſchaft zur Hauswirt⸗ ſchaft ſtatt, in welcher Frl. Dr. Koch das Thema „Zweckmäßige Ernährung aus wirtſchaftseigenen Mitteln“ und Frau Dr. von Strantz⸗Pemm⸗ ritz das Thema„Zeitgemäße Umſtellung der Haus⸗ haltsführung“ behandelt werden. Außerdem wird der neue Pommritzer Film„Wie ſich die Bauers⸗ frau die Arbeit erleichtern kann“ gezeigt werden. Anſchließend veranſtalten die ſtädtiſchen und land⸗ wirtſchaftl. Hausfrauenvereine nachmittags 3 Uhr im Fürſtenſaal eine beſondere Tagung. Hierbei ſpricht Frau Lena Schüßler, Vorſitzende des Hausfrauenbundes Worms über das Thema„Jor⸗ derungen der Stadtfrau an die landw. Erzeuger“! In einem weiteren Vortrag behandelt Frau von Fredow, Präſidentin des Reichsverbandes der landw. Hausfrauenvereine die Frage„Was die Landfrau der Stadtfrau zu bieten hat“. Alle Land⸗ frauen, insbeſondere die Mitglieder der heſſiſchen landw. Hausfrauenvereine, ſind zu dieſen Veran⸗ ſtaltungen herzlichſt eingeladen. Wirtſchaftsumſchau Die gegenwärtige Börſenlage Nach dem erſten Nervenſchock hat ſich die Börſe mittlerweile wieder ziemlich gut und an einzelnen Märkten ſogar überraſchend günſtig ar⸗ rangiert. Daß mit ſtarken, ſich durchſchnittlich um ein Drittel des Kurswertes vom 11. Juli ver⸗ ringerten Notierungen bei den Aktienwerten gerech⸗ net werden mußte, konnte für eingeweihte Kreiſe umſo weniger zweifelhaft ſein, als ja inzwiſchen die auch an den ausländiſchen Börſen notierten deutſchen Wertpapiere einen derartigen Abſchlag erfahren hatten. Aber inzwiſchen haben doch auch wieder gewiſſe Ausgleiche vorgenommen werden können, die zum mindeſten die Hoffnung auf Ueberwindung der zweifelhaft vorhandenen Kurs⸗ kriſis bei den Aktien begründet erſcheinen laſſen. So haben in den letzten Tagen nach den voran⸗ gegangenen ſtarken Verkäufen wieder größere Kaufaufträge verzeichnet werden können, und das bemerkenswerteſte war dabei, daß dieſe Aufträge mit einem ziemlich hohen Limit verſehen waren. Man rechnet ſehr damit, daß die Nachfrage wach⸗ ſen und damit die Kurſe anſteigen werden. Und umſo beachtenswerter waren dieſe Orders, weil ſie nicht ſo ſehr aus deutſchen, wie aus ausländi⸗ ſchen Kreiſen namentlich aus Holland und aus der Schweiz kamen. Andererſeits war aber wiederum auffallend, unter welch ſtarkem Druck die Bankaktien liegen. Hier haben in der Hauptſache amerikaniſche Ab— gaben eine Rolle geſpielt, und das iſt eine über⸗ aus peinliche Erſcheinung. So iſt es ja jetzt dahin gekommen, daß ſelbſt die beſten deutſchen Bank⸗ aktien nur noch mit etwa 75 Prozent notieren. Und beſonders auffallend mußten die Abgaben vermerkt werden, die in den letzten Tagen in Ber⸗ liner Handelsanteilen, dann aber auch Deutſche Bank und Diskonto⸗Aktien erfolgten, bahrend die Danat⸗Aktien ſich immer noch verhältnismäßig gut zu halten vermochten. Am beſten von den Bank⸗ aktien ſtehen ſich, wenngleich auch ſie von dem Kurseinbruch nicht ganz unbeeinflußt zu bleiben vermochten, die Reichsbankanteile. Sehr bemerkenswert ſind die Vorgänge auf dem Pfandbriefmarkt. Hier hat man eine ge⸗ radezu feſte Stimmung wahrnehmen können, be⸗ günſtigt durch Kauforders, deren Bewertung in der Tatſache begründet lag, daß ſie in der Haupt⸗ ſache aus dem Inland ſtammten. Bei Staatsanleihen bewegt ſich auch heute noch die Rendite zwiſchen 12 und 15 Prozent pro Jahr. Die ſiebenprozentigen Vorzugsaktien der Reichsbahn geben zur Zeit eine Rente von rund 10 Prozent. Dieſe Beobachtungen haben wohl da⸗ zu geführt, daß das Kaufintereſſe des Publikums ſehr ſtark angereizt worden iſt, und es iſt nur eine erfreuliche Erſcheinung, daß ſich dieſe Auf⸗ träge in kleinen und kleinſten Poſten bis zu 100 Mark herab bewegen. Denn damit wird bekundet, daß doch noch Kapitalien frei liegen, deren nutz⸗ bringende Verwendung angeſtrebt wird. Dieſe Be⸗ teiligung des kleinen Publikums mit Spargeldern iſt aber auch um deswillen ſo begrüßenswert, weil man daraus erkennt, daß auch kleine Beträge wie— der für ſichere Geldanlagezwecke zur Verfügung geſtellt werden. Ueberhaupt zeigte es ſich, daß das kleine Publikum, das ſeine Spargelder zinsbrin⸗ gend anlegen will und das damit bekundet, daß es den Glauben und das Vertrauen in eine beſſere Zukunft noch nicht verloren hat, durch dieſes Ver— halten ganz außerordentlich viel zur Beruhigung und damit auch zur Geſundung der wirr durch— einander geratenen Verhäſtuiſſe an der Börſe beigetragen hat. uümſchau Die große Tonfilmſchan heute letztmals im Ceſipa Ein ganz ausgezeichnetes Tonfilmprogramm zeigte man geſtern den Beſuchern des Central⸗Film⸗ Palaſtes. Der Beſuch war groß, da es wirklich das ſchönſte und obendrein das billigſte Vergnügen iſt. Die Preiſe ſind ſo niedrig gehalten, daß es Jedem möglich iſt, den Cefipa zu beſuchen. Hier kann man ſich 3 Stunden lang amüſieren für nur 50 Pfg. Die Darbietungen ſind ſtets erſtklaſſig, angenehmer Aufenthalt ſowie bequeme Sitzgelegen⸗ heit machen den Beſuch zu einem gemütlichen und ſchönen Abend. Des großen Erfolges wegen kommt heute Montag das geſamte geſtrige Tonfilm-⸗Pro⸗ gramm letztmals zur Aufführung. Ein Beſuch noch heute lohnt ſich. Sport u. Spiel Gruppe Rhein— Bezirksliga. Ein erbitterter Kampf auf dem Waldſportplatz. Viernheim— B. f. R. Mannheim 23 Die erſte Niederlage auf eigenem Gelände mußten die Grünen geſtern durch der VfR. ein⸗ ſtecken. Notwendig wäre es gewiß nicht geweſen. Leider iſt hieran nichts zu ändern. Die Herrſchaften haben die Nerven verloren und damit auch den Sieg und Punkte. Trotz der Niederlage war das Spiel von Anfang bis Ende ſehr ſpannend und hatte einen ſehr guten Beſuch zu verzeichnen. Die Reſultate: Viernheim— VfR Mannheim 2:3 Waldhof— 08 Mannheim 5:0 Vfe Neckarau— Phönix Ludwigshafen 2:3 Sandhofen— Sandhauſen 1:0 Kirchheim— Mundenheim 14 Stand der Tabelle vom 13. September: Vereine Sp. gew. un. verl. Tore P. SV. Waldhof 6 20:1 11 VfR. Mannheim 19:10 10 VfL. Neckarau 14.3 9 Phönix Ludwigshafen 19:12 9 SpVgg. Mundenheim 12:14 Amicitia Viernheim 11:8 08 Mannheim 4:10 SpVgg. Sandhofen 3:9 FV. Sandhauſen 5:20 FG. Kirchheim 5:25 SO D O- 80 S& 0 8 000 — E — Die Reſultaten vom Kreiſe Unterbaden. Feundenheim— Heddesheim Weinheim— Friedrichsfeld TV. 46— Neckarhauſen Käfertal— Altrip Edingen— Phönix Mannheim Neckarſtadt— 07 Mannheim O ο 2 S. O Heute Montag Großer Abſchiedsabend von Fal u. Palacnon im cena! 1. Tonfilm Pat und Patachon in 0% Worte Deutsch 2. Farbenfilm 10 Deheimmsvwole Isel Der Nuenliche drautgam Des großen Erfolges wegen 1 heute Montag nochmals Oehmdgras⸗ Verſteigerung. Die Stadt Weinheim läßt am Mittwoch, den 16. September, nachmittags 6 Uhr, im Bürgerausſchuß⸗Saal des alten Rathauſes(Markt- platz) das Oehmdgraserträgnis von der Wieſenneu⸗ anlage im Gewann Allmendkuhweide, eingeteilt in 21 Loſe, öffentlich verſteigern. Weinheim, den 12. September 1931. Der Bürgermeiſter. Von der Reise zurück Ir. 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Zur Klärung der Ausſchrei— tungen gegen jüdiſche Mitbürger geſtern Nachmit— tag am Kurfürſtendamm hat die politiſche Polizer heute Nachmittag um 3 Uhr eine eingehende Durch— ſuchung des nationalſozialiſtiſchen Hauptquartiers in der Hedermannſtraße vorgenommen. tion, bei der zahlreiches ſchriftliches Material be— ſchlagnahmt wurde, war um 5 Uhr beendet. Daß die Ausſchreitungen am Kurfürſtendamm plan— mäßig vorbereitet waren, geht ſchon daraus her— vor, daß ſich unter den Demonſtranten auch meh— rere führende Perſönlichkeiten der Partei befunden haben. Die Ak⸗ Reichstag und Nationalſozialiſten odz. Berlin, 14. Sept. Aus nationalſoziali— ſtiſchen Kreiſen wird dem Nachrichtenbüro des 3. erklärt, daß die Mitteilung des Reichs— zagsabgeordneten Dr. Frick, die Nationalſozia— liſten würden ſich wieder an den Arbeiten des Reichstages beteiligen, nur ſo zu verſtehen ſei. daß die Nationalſozialiſten lediglich zu dem zweck an den Plenarverhandlungen des Reichs— tages teilnehmen wollen, zu verſuchen, das Ka— binett Brüning zu ſtürzen. Eine weitergehende Beteiligung an den Arbeiten des Reichstages käme für die Nationalſozialiſten nicht in Frage. Bei den Deutſchnationalen iſt zwar in dieſer Angelegenheit eine Entſcheidung bisher nicht gefallen, doch verlautet in parlamentariſchen Kreiſen, daß die Deutſchnationalen eine ähnliche Praxis befolgen werden. Wie das Nachrichtenbüro des V. D. J. weiter hört, werden ſich die Nationalſozialiſten dann an den Sitzungen des Reichstages ſeiner Ausſchüſſe beteiligen, wenn es ſich um wichtige Entſcheidungen handelt. nur Henderung des preußiſchen Wahlgeſetzes enb. Berlin, 14. Sept. Die preußiſche Staatsregierung veröffentlicht heute in der preußiſchen Geſetzesſammlung die Spar⸗Notver⸗ ordnung. Die Verordnung iſt faſt dreißig Sei⸗ ten der Geſetzesſammlung lang. Ihr iſt noch eine weitere Notverordnung angehängt, durch die das preußiſche Wahlgeſetz dergeſtalt geän⸗ dert wird, daß für die Wahl eines Abgeordne⸗ ten in Zukunft nicht 40 000, ſondern 60 900 Wähler erforderlich ſind. Die Verrechnung der Reſtſtimmen erfolgt künftig nicht mehr nach der Schlüſſelzahl 20 000, ſondern 39 600. Dieſe Aenderung wird mit der Verordnung des Reichspräſidenten zur Sicherung der Haushalte von Ländern und Gemeinden begründet und tritt mit dem Tage in Kraft, an dem die näch⸗ ſten Hauptwahlen zum Preußiſchen Landtag be⸗ ſtimmt werden. Tagesnachrichten Dreifacher Selbſtmord in Hamburg. wib. Hamburg, 14. Sept. In ſeiner Woh⸗ nung in der Karolinenſtraße wurde heute früb ein Kaufmann, deſſen Frau und ſeine 10jährige Tochter mit Gas vergiftet, tot aufgefunden. Die Tat iſt offenbar in gegenſeitigem Einverſtänd⸗ nis begangen worden. Wirtſchaftliche Sorgen 0 die Veranlaſſung zu ihr gebildet ha⸗ en. In den Bergen erfroren. 4 wtb. Salzburg, 14. Sept. Eine ganze Familie iſt, wie aus Sankt Johann bei Pongan gemeldet wird, das Opfer der Kälte in den Ber⸗ gen geworden. Unterhalb des Hochkönig⸗Schutz⸗ hauſes wurden geſtern der Privatbeamte Karl Hauptmann nebſt Frau und Tochter aufgefun⸗ den. Die beiden Frauen waren bereits tot; der Mann wurde in völlig erſchöpftem Zuſtande noch lebend gefunden, verſtarb aber bereits auf dem Transport zum Arthurhaus. Das deutſche Transozeansflugzeug über den Vermuda⸗Inſeln? wib. Newyork, 14. Sept. Nach einer Mel⸗ und! dung der Aſſociated Preß aus Liſſabon ſoll ein Dienstag, den 15 amerikaniſcher Dampfer das Ozeanflugzeug der Deutſchen Johannſen und Rody über den Ber— muda⸗Inſeln geſichtet haben. Verlängerung der Steueramneſtiefriſt. witb. Berlin, 14. Sept. Die Steueramne⸗ ſtiefriſt wird lt. Bekanntgabe des Reichsfinanz⸗ miniſteriums jedenfalls bis zum 15. Oktober allgemein verlängert werden. Dies gilt auch für Zeitung Anzeigenpreiſe: Die einſp bei Wiederholung abgeſtufte (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) tige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., abatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr vicht übernommen werden die Abgabe der Vermögensſteuererklärung 1931 ſowie für die Anzeige von ausländiſchen Fami⸗ lienſtiftungen und Beteiligungen. 50 000 Pengö für Ergreifung der Eiſenbahnattentäter. witb. Budapeſt, 14. Sept. Die Direktion der ungariſchen Staatsbahnen hat auf die Ergrei— fung der Eiſenbahnattentäter eine Belohnung von 50 000 Pengö ausgeſetzt. f Helft helfen! Aufruf des Reichspräſidenten, der Reichsregierung und der Wohlfahrtsverbände zur Winterhilfe tb Berlin, 14. Sept. Der Reichspräſident. die Reichsregierung und die Wohlfahrtsver⸗ bände erlaſſen folgenden Aufruf zur Winter⸗ hilfe: Die Not iſt da. Sie iſt in allen Berufen und Ständen. Sie iſt auch im Sauſe des Fleißigen und Sparſamen, wenn er keine Arbeit findet. Und Millionen in Deutſchland, die arbeiten möchten, finden keine Arbeit. Der Zuſammen⸗ bruch droht heute nicht mehr Einzelnen, ſondern dem ganzen Volke. uns nicht weiter. Er macht keinen Hungrigen ſatt. Wir wollen nicht ſtreiten, wir wollen helfen! Die Liebe zum Nächſten und die Sorge um die Zukunft unſeres Volkes und da lauit auch um die eigene Zukunft müſſen zufſammenwirken. das letzte, was jeder hergeben kann, herauszu⸗ holen, und es einzuſetzen im Kampfe gegen die Not. Geld, Lebensmittel, Kleider Wäſche, Jol; und Kohlen— alles kann helfen, Not zu lin⸗ dern, wenn es im rechten Sinne und am rechten Ort gegeben wird. Keiner darf ſagen: Ich kaun nicht geben. mir geht es ſelber ſchlecht genug. Wenn Du nicht mithelfen willſt, der Not zu wehren, wird es Dir bald noch ſchlechter gehen. Etwas zu geber hat Jeder. Wer fonſt garnichts hat, hat noch ſeine Zeit und ſeine Hände, um mitzuhelfen. daß von dem„was andere geben können, nicht umkommt und alles an Ort und Stelle gebracht wird. An allen Orten im deutſchen Vaterland, in allen Bezirken, Provinzen und Ländern werden Sammelſtellen eingerichtet. Dorthin gebt Eure Gaben, dort meldet Euch zum Helferdienſt. Hilſe iſt überall nötig. Auch dafür wird geſorge, daß jeder für die Kreiſe eintreten kann, deren Nat ihm beſonders am Herzen liegt. Nur gebt auch wirklich! Gebt, ſoniel Ihr entbehren könnt. Führt mit uns den Kampf gegen die Not. Wir wollen helfen! Deutſche Liga der Freien PMohlfahrtspfle Zentralausſchuß für die innere Miſſion deutſchen enangeliſchen Kirche. Deutſcher — 1* „2 1 17 tasverband. Zentralwohlfahrt 1 5 a 1 e Jugend Deutſches Rates 5 Der Streit um die Schuld an der Rot hilft n ſahrtsverhand. Chriſtliche mirtſchaftliche Notlage zelt heimſucht, hat s hart getroffen. öte überwinden, aft und Opferſinn zu⸗ ſa uſteht. Reichspräſident und Reichsregie⸗ rung richten daher an alle, die helfen können, die dringende Bitte, dem Aufruf zur Winter⸗ hilfe bereitwilligſt Folge zu leiſten. Es ge⸗ ſchieht dies auch in der Hoffnung, daß ſolche Lie⸗ bestätigleit zur inneren Verſöhnung unſeres Volkes beitragen müchte. Die Hilfe ſoll die große Noi lindern, aber ſie ſoll auch neues menſchli⸗ ches Vertrauen ſchaffen unter den deutſchen Volksgenoſſen ſelbſt und für das deutſche Volk N Naterland be ir werden dae Nolk in Hilſsb Wenn Für die Reichsregierung: Dr. Brüning, Reichskanzler. Wer nicht für ein beſtimmtes Gebiet geben. aber dort helfen will, wo die Not beſonders groß iſt, der überweiſe ſeinen Beitrag an die Deutſche Liga der freien Wohlfahrtspflege, Ber⸗ lin N 24, Oranienburger Straße 13⸗14 oder auf deren Poſtſcheckkonto„Abteilung Winterhilfe“ Berlin Nr. 33 643. Bankett der Internationalen Journaliſten In Genf werden immer noch„launige“ Tiſchreden über Frieden 0 und Abrüſtung gehalten wib. Genf, 14. Sept. Das alljährliche große Bankett der Völkerbundsjournaliſten fand heute hier ſtatt. An dem Bankett nahmen außer einer großen Zahl von Vertretern der internationalen Preſſe eine Reihe führender politiſcher Perſönlich— keiten teil. Unter den Anweſenden bemerkte man u. a. den Präſidenten der Völkerbundsverſamm⸗ lung Titulescu, die Außenminiſter Deutſchlands, Frantreichs und Spaniens, ſowie Italiens und Japans und den Generalſetretär des Völterbundes. Am Schluß des Frühſtücks wurden die üblichen Tiſchreden gewechſelt, wobei z. T. launiger 3. T. ernſter Weiſe unter Bezugnahme auf eine als Menukarte dienende politiſche Karikatur, die Briand an der Spitze der europäiſchen Staats⸗ männer auf dem Wege einer neuen Organiſation des Friedens die attuellen politiſchen Fragen ge— ſtreift wurden. Außer dem Präſidenten der Jour⸗ naliſtenvereinigung Blankenſtein, ſprachen Titu⸗ lescu(Rumänien), Lorroux(Spanien), Lord Cecil(England), Briand(Frankreich) und zum Schluß Dr. Curtius(Deutſchland). Lord Cecil tam auf die Abrüſtungstonferenz zu ſprechen. Er teilte mit, daß vorher in Paris eine große Kund⸗ gebung für den Frieden erfolgen werde, zu der er und Henri de Jouvenel den Anſtoß gegeben hätten, wofür er um Unterſtützung der Preſſe bitte. In ſei⸗ ner bekannten oratoriſchen Meiſterſchaft entwickelte Briand kurz ſeine Ideen über die Aechtung des Krieges und die Organiſierung des Friedens. Er ſei überzeugt, daß alle Staaten mit gutem Willen auf die Abrüſtungskonferenz gehen würden. Aus⸗ gehend von der politiſchen Menukarte unterſtrich der deutſche Außenminiſter den Wil— len Deutſchlands zur Mitarbeit an der internatio— nalen Zuſammenarbeit und insbeſondere, von lebhaftem Beifall begrüßt, an dem Werk der deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändigung. Die gegen— wärtige Notlage könne nur durch gemeinſame Anſtrengungen überwunden werden. Der Weg müſſe klug und vorſichtig beſchritten werden. Deutſchland ſei entſchloſſen, ihn zu gehen. Die Wahlen im Völkerbund witb. Genf, 14. Sept. Der Völkerbundsrat hat heute die Wahl der nichtſtändigen Ratsmit⸗ glieder vorgenommen. Nachdem Guetemala dieſer Tage die Niederlegung ſeines Mandats zurück⸗ genommen hatte, waren nur die drei turnusmäßig ausſcheidenden Länder Spanien, Perſien und Ve— nezuela zu erſetzen. Spanien, das vor drei Jahren für wiederwählbar erklärt worden war, erhielt heute 48 von 48 abgegebenen Stimmen. Ferner wurden gewählt China mit ſämtlichen 48 und Panama mit 45 Stimmen. Der Reichspräſident: von Hindenburg.; wolk wolken flußaufwärts fahren. 48. Jahrgang FFFFFFFCCCVVCVT Der Bericht des Kreditkomitees in Genf angenommen. witb. Genf, 14. Sept. Der Kreditkomitees über die Begebung internationaler Staatsanleihen durch Mitwirkung des Völkerbun— des an. Der Bericht beſchränkt ſich im weſentlichen auf eine Empfehlung des bisherigen Verfahrens, ohne dem franzöſiſchen Verlangen Folge zu geben, wonach künftig die ganze internationale Kredit— gewährung unter die Auſpizien des Völkerbundes geſtellt werden ſoll. Beginn der Arbeiten des Genfer Wirtſchaft-Ausſchuſſes. wib. Genf, 14. Sept. Der Wirtſchaftsaus⸗ ſchuß der Völkerbundsverſammlung hat heute die fachlichen Arbeiten begonnen. Im Mittelpunkt ſeiner Beratung werden die ſchon ausführlich im Europa⸗ Ausſchuß erörterten Fragen ſtehen. Der Ausſchuß tagt unter dem Vorſitz des belgiſchen Delegierten Janſon. Deutſchland Poſſe vertreten. 1200 Tote in Belize wtb. Newyork, 14. Sept. Zur Wirbel⸗ ſturm⸗Kataſtrophe in Belize wird gemeldet: Unter den Toten befinden ſich zahlreiche Zög⸗ linge des Jeſuitenkollegiums, das nach Anga⸗ ben von Augenzeugen wie ein Kartenhaus zu⸗ ſammenbrach. Viele Leichen ſind geborgen wor⸗ den; aber die Behörden haben nunmehr be⸗ ſchloſſen, die Trümmer in Brand zu ſtecken, um den Ausbruch von 8 Der elet⸗ hohe auch Mimerifant⸗ Ameritant⸗ iſt durch Miniſterialrat Dr. drang. ſche Seeflug erzten ur amenten: et Beiſt gemeldet wird, haben nach den neueſten itzungen durch die Wirbelſturmkataſtrophe 200 Menſchen ihr Leben eingebüßt. Die Hölle von Belize. tb Belize(Britiſch-Honduras), 15. Sept Opfer der Sturmkataſtrophe werden auf gro⸗ Scheiterhaufen eingeäſchert. Wüſte Rauch⸗— ziehen von dieſen über einen Teil der Stadt hin und hüllen ihn in Finſternis. Von den Kloaken, in denen ungeheuere Mengen von toten Fiſchen faulen, die bei der Sturmflut an Land ge⸗ worfen wurden, ſteigt ein widriger Brodem auf, der das Atmen zur Qual macht. Aus Angſt vor dem Ausbruch einer Peſtepidemie fliehen zahlreiche Eingeborene in den Urwald, indem ſie mit kleinen Boten, auf denen in aller Eile Wirtſchaftsgegen— ſtände und einige Lebensmittel verſtaut werden, Die Sonne ſtrahlt ſengend auf die Verletzten herab, die in Reihen in Gebäu⸗ den ohne Dach liegen und vermehrt ihre Leiden. Amerikaniſche Seeleute und Marineſoldaten löſten die vollkommen erſchöpften Wachen in Belize ab und haben jetzt die Sorge für die Aufrechterhaltung der Ordnung übernommen. Suſammenſtöße vor dem Berliner Sportpalaſt wib. Berlin, 14. Sept. Vor dem Sport⸗ palaſt, wo heute Abend ein Rededuell zwiſchen einem ſozialdemokratiſchen und einem tommuniſti⸗ ſchen Redner ſtattfand, kam es zu Tumulten, wo⸗ bei fünf Perſonen ſchwer und 25 leicht verletzt wurden. Einzelheiten: enb Berlin, 14. Sept. Bei den Tumulten, die ſich vor Beginn der SPD-Kundgebung vor dem Sportpalaſt entwickelten, ſind eine Anzahl Ver⸗ letzungen zu verzeichnen. Durch die panikartige Flucht der abgedrängten Kommuniſten wurde ein Teil der Flüchtlinge zu Boden geriſſen. Die hin⸗ ter ihnen herſtürmende Maſſe trat auf die am Boden Liegenden. Dabei wurden 5 Perſonen ſchwer und 25 leicht verletzt. Bei den Schwerver— letzten, die in Krankenhäuſern untergebracht wur⸗ den hatte einer einen doppelten Beckenbruch, die anderen trugen Arm- und Beinbrüche davon. wib Berlin, 15. Sept. Die Sp/-Kundgebung im Sportpalaſt war etwa gegen 23 Uhr beendet. Der Veranſtaltung wohnten ungefähr 8500 Per⸗ ſonen bei. Im ganzen wurden bisher 10 Per⸗ ſonen feſtgenommen. Elf Perſonen, darunter drei Polizeibeamte, wurden verletzt. Nach Schluß der Verſammlung haben ſich beſondere Zwiſchenfälle nicht ereignet. viernheimer Anzeiger Viernheimer Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Völkerbundsrat nahm in ſeiner heutigen Sißung den Bericht des ö 9 ö Tagesnachrichten Autounfall auf ſchrankenloſem Bahnübergang. 12 Verletzte. wib. Mainz, 14. Sept. Nach einer Mittei⸗ lung der Reichsbahndirektion wurde geſtern auf einem unbewachten Bahnübergang der eingleiſigen Vahnſtrecke Bodenheim— Alzey ein Geſellſchafts⸗ auto aus Mainz⸗Weiſenau von einem Perſonenzug erfaßt und gegen eine Telegraphenſtange geſchleu— dert. Von den 16 Inſaſſen wurden drei ſehwer, neun leicht verletzt. Einer der Verletzten befindet ſich in Lebensgefahr. Maßnahmen gegen die am Putſch beteiligten öſterreichiſchen Beamten. wtb. Wien, 14. Sept. Bundesregie— rung hat verfügt, daß alle Bundesminiſterien und Landeshauptmänner angewieſen werden, die vor— läufige Suspendierung aller jener Beamten, die ſich an dem geſtrigen Anſchlage des Heimatſchutzes irgendwie beteiligt haben, ungeſüumt zu verfügen. Gegen die Schuldtragenden wird auf diſziplinar⸗ oder ſtrafgerichtlichem Wege vorgegangen werden. Die Blutige Zuſammenſtöße in Hamburg. wib Hamb urg, 14. Sept. In der vergan⸗ genen Nacht kam es in der inneren Stadt zu Zuſammenſtößen zwiſchen Reichsbannerleuten und Kommuniſten. Zwei Reichsbannerangehö⸗ rige erhielten hierbei Becken- und Armſchüſſe. wtb Hamburg, 14. Sept. In Zuſammen⸗ hong mit der geſtrigen Kundgebung des Reichs⸗ banners Schwarz-Rot⸗Gold in Hamhurg ereig⸗ nete ſich eine Reihe von Zwiſchenſällen. Eta⸗ ſchreitende Ordnungspolizei wu de von einem Hauſe beſchoſſen Die Beamten erwiderten das Feuer, wobei ein Demonſtrant einen Armſchuß erhfelt. In der Helgoländer Allee kam es zu einer Schlägerei zwiſchen Kommuniſten und Reichs⸗ bannerangehörigen. Dabei hat einer der Teii⸗ nehmer, deſſen Peronalien noch michi feſtgeſtelit ſind. anſcheinend erhebliche Hiebverletzungen er— litten. N Das Eiſenbahnattentat bei Budapeſt. wib Vudapeſt, 14. Sept. Nach Feſtſtellung der Polizei iſt das Eiſenbahnattentat bolſchewi⸗ ſtiſchen Urſprungs. Es iſt wahrſcheinlich von mehreren Tätern verübt worden, die vermutlich mehrere Kilogramm Aſche mit Ekraſit an Ort und Stelle brachten. Aus Nah und Fern Darmſtadt, 14. Sept.(Wer kennt die Tote?) Am Freitag wurde bei Erfelden die Leiche einer 30—40 Jahre alten Frau geländet, die etwa 2—4 Wochen im Waſſer gelegen hat. Die Leiche iſt 1.55 Meter groß, hat längliches Ge— ſicht, dunkelblondes Haar, durchlochte Ohrläppchen, im Ober- und Unterkiefer künſtliches Gebiß(Ober— kiefer mit 12, Unterkiefer mit 14 Zähnen) und bohnengroße Narbe am linken Knie. Sie trug dun⸗ kelblaues Ripskleid mit Gürtel, beigefarbenen Trikotunterrock, roſa Schlupfhoſe(Firmenmarke: Elberfeldter Glanzſtoff), ſchwarze Strümpfe, ſchwarze Lackhalbſchuhe(Größe 39) mit einge⸗ arbeiteten Gelenkſtützen und weißes Hemd ohne Wäſchezeichen. Mitteilungen über die Tote werden an das Landeskriminalpoligeiamt Darmſtadt, Ab— teilung für Vermißte und unbekannte Tote, er⸗ beten. Mainz, 14. Sept.(Wertvoller prä⸗ hiſtoriſcher Fund.) Bei Kanalarbeiten im Mainzer Stadtteil wurden Tierreſte aufgefunden. Die ſofort von dem Leiter des Naturhiſtoriſchen Muſeums in Mainz, Prof. Schmidtgen, vorgenom— menen Unterſuchungen förderten Teile eines Rie— Kampf um Rosenburg Roman von Johannes Hollſtein. * 33. Fortſetzung. Rechts davon ſchafften die Schnitter. Sech— zehn Mann mähten und ebenſoviele rafften ab, banden es und ſtellten auf. Da ſah Gothe Willfried geſprengt kommen. Er ahnte ſofort, da war etwas nicht in Ordnung. Richtig. Er ſah ſchon die Erregung in ſel— nem Geſicht. „Du bringſt nichts Angenehmes?“ „Da haſt du recht! Du, der Gendarm war da und hat die Polen abgeholt. Und da hat er mir den Kataſterauszug mitgebracht.“ „Und—2“ „Ich habe ihn mit dem Kataſterauszug, der von Brucks Zeit da war, verglichen.“ „Und ſie ſtimmen nicht überein?“ „Nein! Eine große Schweinerei!“ „Erzähle Näheres, lieber Junge. Ich ver⸗ gehe vor Spannung!“ „Alſo das Land, Flurſtück 355 bis 357 ge⸗ hört zu Roſenburg. Das Flurſtück 332 und 333 dagegen nicht.“ Gothe ſann nach. „Das wären dort drüben, die Waslewſki gehören. Stück, was dagegen nicht zu uns gehört?“ „Naſſe Wieſe. Total verſäuerter Weißt du, die mit der Eiſenquelle.“ „Aha! Weißt du, da wollen wir ſchleunigſt — doch die fetten Weizenfelder Dein jamoſer Brucks iſt eben mit ſeinen Polen da⸗ bei, ſie abzuernten. Was iſt denn das für ein Boden. ſen⸗Mammuts, wie ſie in der Urzeit in großer Zahl das rheiniſche Steppengebiet bevölkerten, zutage. Von beſonderer Wichtigkeit iſt der Fund eines Stoßzahnes des Mammuts von zwei Meter Länge. Dem Fund wird aufgrund der vorhandenen geologiſchen Schichten(der Zahn wurde im Löß⸗ gebiet aufgefunden) ein Alter von 50—60 000 Jahren zugeſchrieben. Er zeichnet ſich durch ſeine beſonders gute Erhaltung aus und wird wegen ſei⸗ ner Vollſtändigkeit wohl zu den ſeltenſten Stücken des Naturhiſtoriſchen Muſeums zu rechnen ſein. Bingen, 14. Sept.(4. Deutſcher Bis⸗ marcktag.) Am Samstag und Sonntag jah Bingen den 4. Deutſchen Bismarcktag in ſeinen Mauern. Exzellenz Wallraf, der langjährige Vorſitzende, wurde von der Mitgliederverſamm⸗ lung einſtimmig wiedergewählt. In den Vor⸗ ſtand wurden neu aufgenommen: Regierungs⸗ präſident von Sybel-Koblenz, Generalkonſul Roſelius-Dresden, Bürgermeiſter Sieglitz-Bin— gen, Dr. Ruſſel-Koblenz und Generaldirektor Dr. Sieg⸗Köln. Die Mitgliederverſammlung ſchloß ſich der Meinung des Vorſitzenden an, nach der in der heutigen Notzeit auf die Grund— ſteinlegung des Bismarck-Nationaldenkmals verzichtet werden ſolle: doch habe der Verein die dringende Aufgabe, den Gedanken an die Herſtellung des Denkmals in beſſere Zeiten hin— überzutragen. Am Samstagabend verſammelte ſich eine ſtattliche Feſtgemeinde zu einer großen öffentlichen Kundgebung, an der auch Miniſter Dr. Kirnberger teilnahm. Faſt alle Vereine u. Korporationen hatten Fahnenabordnungen ent⸗ ſandt. Das Bild Bismarcks war mit den alten und neuen Farben des Reiches geſchmückt. Erz. Wallraf hielt die Feſtrede, in der er u. a. aus⸗ führte, die deutſche Geſchichte habe ſich in Wel⸗ lenlinien bewegt. Auf eine glänzende Größe ſeien immer Niederungen der Not gefolgt, aber es gäbe kein Tal, aus dem nicht ein Weg nach oben führe. Möge das Tal noch ko tief und der Weg noch ſo ſchwer ſein, wir Deutſche werden es ſchaffen! Mannheim, 14. Sept.(Schweres Auto⸗ unglück.) Am Sonntag vormittag gegen 9 Uhr geriet auf der Seckenheimerlandſtraße infolge der naſſen Fahrbahn ein Perſonenkraftwagen, welcher von einem 34 Jahre alten Kaufmann aus Kai⸗ ſerslautern geführt wurde, ins Schleudern. Der Wagen, der mit acht Perſonen beſetzt war, ſtieß gegen den auf der linken Straßenſeite befindlichen Damm, ſtürzte um und wurde vollſtändig zertrüm⸗ merkt. Von den Inſaſſen wurden die 57 Jahre alte Mutter und der fünf Jahre alte Sohn des Führers des Perſonenkraftwagens ſchwer verletzt. Der Füh⸗ rer ſelbſt, ſeine 37 Jahre alte Ehefrau, ſeine bei⸗ den drei bezw. ſieben Jahre alten Töchter, ſeine 45 Jahre alte Schweſter u. ein 28 Jahre alter Kraft⸗ wagenführer kamen mit leichten Verletzungen da⸗ von. Die ſchwerverletzte Mutter wurde in das Hein⸗ Feldhüter trug keine Waffe und konnte deshalb mit ſeinem unbekannten Gegner den Kampk nicht aufnehmen. Er zog ſich zurück und meldete den Vorfall ſofort. Die Unterſuchung wurde in⸗ zwiſchen aufgenommen. wib. Potsdam, 14. Sept.(Prinz Leo⸗ pold von Preußen geſtorben.) Prinz Friedrich Leopold von Preußen, ein Sohn des Prinzen Friedrich Carl, iſt in Flatow in der Grenzmark einem Gehirnſchlage erlegen. Darmſtadt, 13. Sept.(Herbſttagung der D.L. G.) Am Sonntag vormittag begann in Darmſtadt die eine Woche dauernde Herbſt⸗ tagung der Deutſchen Landwirtſchafts⸗Geſell⸗ ſchaft. Die ſtädtiſchen Gebäude tragen Flaggen⸗ ſchmuck. Da die Tagung eine reine Arbeits⸗ tagung iſt, hatte man auf eine repräſentative röffnungsſitzung verzichtet, doch fanden heute ſchon mehrere Ausſchußſitzungen ſtatt, durch die ich wie ein roter Faden der Leiſtungsgedanken, nicht nur auf dem Gebiete von Ackerbau und Saatzucht, ſondern vor allem auch auf tierzüch⸗ teriſchem Gebiet, zog. So tagte der Vorſtand des Deutſchen Rinderleiſtungsbuches, das durch die D. L. G. vor einigen Jahren geſchaffen wor⸗ den iſt. In dieſem Jahre ſtehen über 1100 Kühe unter Prüfung. Bemerkenswert iſt, daß auch in der letzten Zeit wiederum neue Höchſtleiſtungen aufgeſtellt worden ſind, die mit einer Jahres⸗ leiſtung von über 15 600 kg. Milch und 614 kg. Milchfett die amerikaniſchen Höchſtleiſtungen übertreffen. Ebenſo kommt der Leiſtungsgedan⸗ ken in der Sitzung des Sonderausſchuſſes für Fuielitbaꝛe Wiꝛbelskuum ·Nalaslłronſie in Nonduias Oben: Blick auf die Stadt Belize(Honduras), die von dem Sturm vernichtet wurde. Unten: Der Hafen der Stadt San Juan(Porto rico), die ebenfalls ſchwer heimgeſucht wurde. Feld weiter abzuernten.“ Sie trieben die Pferde an und ritten hin— über. Brucks ſah ſie kommen. Er war zu Fuß und verzog keine Miene. Grußaustauſch. „Herr Brucks—!“ ſagte Willfried ernſt,. „Eine unangenehme Sache! Sie ſind auf Ro— ſenbͤrger Boden.“ Brucks ſah ſie erſtaunt an. „Flurſtück 355 bis 357 gehören zur Was— lewſki'ſchen Herrſchaft“, ſagte er nachläſſig. „Das iſt ein Irrtum! Die drei Flurſtücke gehören zu Roſenburg. Ich habe mir eben et⸗ nen Kataſterauszug kommen laſſen, einen neu— en, und da ſtehts klipp und klar, daß die drei Flurſtücke zu Roſenburg gehören.“ Brucks kam in Erregung. „Aber das iſt ja ganz ausgeſchloſſen. So lange ich hier bin, haben ſie immer zur Was⸗ lewfti'ſchen Herrſchaft gehört.“ „Es iſt nicht der Fall. Dann ſind ſie im⸗ mer zu Unrecht von Herrn von Waslewſfkis Leuten abgeerntet worden.“ „Aber ich habe doch den Kataſterauszug von Roſenburg im Kopfe.“ „Da muß ein Fehler vorliegen! Wann lie— ßen Sie ſich denn damals den Kataſterauszug machen?“ „Vor acht Jahren, Inſpektor hier auf Roſenburg antrat.“ „Da hat der Beamte einen Fehler gemacht. Das verſtehe ich nicht.“ „Oder der nicht.“ „Möglich iſt alles. muß darauf beſtehen, daß hinüberreiten und dem Brucks verbieten, unſer als ich mein Amt als jetzige Kataſterauszug ſtimmt Aber jedenfalls— ich nicht abgefahren Leider weiß niemand Zeichen Schweineleiſtungen zur Geltung, träge von Tierzuchtdirektor Dah Gebiet ſind die ebenfalls in den letzten Jahren ſtark geförderten Schlachtbeobachtungen, die den Zweck haben, die Wünſche der Verbraucher ent⸗ ſprechend zu berückſichtigen und den Markt mit Qualitätsware zu beſchicken. Im Sonderaus⸗ ſchuß für Schlachtbeobachtungen an Schweinen wurde die einheitliche Durchführung der Zerle⸗ gung der Schweine nach dem Göttinger Ver⸗ fahren beſprochen. Die Ausſchußſitzungen wer⸗ den in verſtärktem Maße am Montag fortge, ſetzt. Biedesheim, 13. Okt.(Beim Obſtbrechen verunglückt.) Mit dem Sanitätsauto wur⸗ de der 58 Jahre alte Landwirt Johann Ham, merle aus Biedesheim ins Kirchheimbolande, ner Krankenhaus eingeliefert. Hammerle ii beim Obſtbrechen von der Leiter gefallen und hat ſich ſchwere Rückgratverletzungen zugezogen, Heidelberg, 13. Sept.(Prof. Radbruch lehnt ab.) Profeſſor Radbruch hat den an ihn vom preußiſchen Kultusminiſterium ergan⸗ genen Ruf an die Berliner Univerſität abge⸗ lehnt mit der Begründung, daß er einer Fakul⸗ tät nicht oktroyiert werden wolle. Berg, 13. Sept.(Das Wildererunwe⸗ ſen im Bienwald.) Daß das Wildererun— weſen im Bienwalde immer noch in Blüte steht, zeigt folgender Vorfall, der ſich vor einigen Ta⸗ gen ereignete: Ein Weißenburger Gendarm, der an der Lauter im Bienwalde auf elſäſſiſcher Seite fiſchte, hörte einige Schüſſe in der Nähe fallen, ging der Schußrichtung nach und ſah bald darauf zwei Männer, von denen einer ein Reh auf der Schulter trug. Auf ſeinen Anruf hin flohen die beiden Männer unter Zurücklaſ⸗ ſung der Beute. Der Beamte konnte nach eint⸗ ger Zeit einen Mann verhaften, welcher daz Wild holen wollte und ſich als Joſef Schönen⸗ berger aus Schleithal entpuppte. Im Verhör er⸗ klärte er, daß er auf Wunſch des Viktor Hem⸗ merle im Schleithal das Wild holen wollte. Len- tere, ſowie ſein Bruder Alois gaben ſpäter zu. auf deutſchem Boden gewildert zu haben und das Reh auf deutſchem Gebiet in der Nähe det Grenze geſchoſſen zu haben. Die Brüder Hem— merle ſind als die gefährlichſten Wilderer des Bienwaldes bekannt. N Oppau, 13. Sept.(Der Komponiſt des„Pfäl⸗ zer Liedes“ geſtorben.) Am Samstag ſtarb im Alter von 66 Jahren Oberlehrer a. D. Jakob Scheller, ein in der Pfälzer Geſangswelt beſt⸗ bekannter Meiſter, an einem Schlaganfall. E⸗ dürfte in der Pfalz keinen Verein geben, der ſich nicht das Schellerſche„Pfälzer Lied“ zu eigen gemacht hätte. Speyer, 14. Sept.(Thereſe von Kon⸗ nersreuth in der Pfalz.) Wie die„Neue Pfälziſche Landeszeitung“ meldet, traf auf Ein⸗ ladung Sr. Exzellenz des Biſchofs Dr. Sebaſtian Thereſe Neumann von Konnersreuth am Samstag in Begleitung von Univerſitäts⸗Profeſſor Dr. Wutz (Eichſtätt) hier ein. Sie wohnt während ihres Aufenthalts in Speyer im Biſchöflichen Palais und wird am Dienstag die Rückreiſe antreten. Mörsfeld, 13. Sept.(Wo iſt die Schwindlerin?) Wir brachten eine Notiz aus Orbis, wo eine Schwindlerin den dortigen Poſtſtelleninhaber hereinlegte, als er ihr auf 50 Mark herausgab, der gleiche Trick gelang ihr am ſelben Tage noch hier, wo ſie den Poſtſtel⸗ leninhaber um 114 Mark ſchädigte. Vermutlich hat ſie Helfer bei ſich. Das Auto, womit ſie wegfuhren, wurde in beiden Orten geſehen. und Nummer 2 wird, bis der Fall geklärt iſt. ein, mit mir nach Bialkowitz zu kommen wir wollen im Kataſter zuſammen nachſehen.“ Brucks erklärte ſich ohne weiteres damit einverſtanden. „Der Weizen iſt ſehr reif“, ſagte er dann. „Ich will ihn weiterhauen laſſen. Abfahren ſoll ihn, wem er gehört.“ 1 Noch am ſelben Tage fuhren ſie nach Kreisſtadt. Es war tatlſächlich ſo— der Boden gehörte zu Roſenburg. Brucks ſchüttelte einmal den Kopf. „Das kann ich nicht begreifen. So bliebe nur noch die Möglichkeit, daß ihn Herr von Waslewſki gekauft hat, ohne ihn ins Kataſter einzutragen.“ „Die Möglichkeit iſt nicht ganz von der Hand zu weiſen.“ „Ich werde jedenfalls heute noch Herrn von der um das andere Waslewfki unterrichten. Vielleicht haben Sie morgen die Güte, mit ſprache zu nehmen.“ ihm perſönlich Rück⸗ * 0 Am anderen Morgen ritt Willfried Flurſtücken aus, um die Ernte einzuholen. Wie ſtaunten ſie aber. Die drei Flurſtücke ſtanden leer. Gothe fluchte ſich ſeinen Zorn vom Herzen herunter.„Du— entweder der Vrucks oder der Waslewſki— einer von den beiden iſt ein Schuft.“ „Unbedingt! Gut. Und du kommſt mit!“ Ich lade Sie mit Gothe und den Schnittern zuſammen nach den Ich reite ſofort nach ſeinem „Abgemacht! Solche Auseinanderſetzungen wo es haarig hergeht, die liebe ich.“ * Waslewfki begrüßte ſie in alter Freundlich keit.— „Sie kommen ſicher wegen der Flurſtücke 355 bis 357, Herr von Kamerlingk!?“ „Ja! Allerdings! Die Angelegenheit iſt min peinlich, ich möchte ſie aber in unſer beider Intereſſe geklärt haben.“ „Selbſtverſtändlich! Bitte— nehmen Sle doch Platz! Eine Zigarre! Bitte! Hier i Feuer.“ Er ſtrich elegant die Aſche von feiner 3ʃ. garte und ſagte:„Die beiden Flurſtücke gehö ren natürlich mir. Es iſt ja nun ſchon über zehn Jahre her, daß ich ſie gekauft habe. Sie wiſſen doch, da war mal ſo'n Kriegsgewinnler — ein gewiſſer— wie hieß er doch gleich— ach ſo, Paddel— komiſcher Name, was?— alſo Paddel, der hatte doch Roſenburg und als er Pleite machte— nein, kurz zuvor glaube ich— da— da bot er mir die Flurſtücke an Ich habe natürlich ſofort zugegriffen. Daß nun im Kataſter von dem Verkauf nichts ſteht ja das iſt fatal. Aber ich meine— wir ſind doch ſchließlich ehrenwerte Leute— und e⸗ muß doch genügen, wenn ich es Ihnen ſo age. „Herr von Waslewſki— die Sache iſt nichl ganz ſo einfach!“ nahm Gothe das Wort, deu er merkte, daß Willfried im Begriffe war, eine Dummheit zu begehen.„Wie ich meinen Freund Willfried kenne— er würde kein Mor! mehr darüber verlieren, wenn das Gut ih gehörte. Aber es iſt Beſitz ſeines a er iſt natürlich nicht in vet Lage, ſo ohne wel teres auf drei koſtbare Flurſtücke zu verzich (Fortſetzung folgt.) ten.“— berg über gemeinſame Bewertung der Zucht, 1 leiſtungen viel Beachtung fanden. Ein wichtiges Vaters und auch auf verſchiedenen Einnehmereien im Heſ⸗ ſiſchen ſprach ſie vor, dort iſt es ihr jedoch nich, gelungen, jemand hereinzulegen. Bad⸗Dürkheim, 13. Sept.(100 000 Wurſt⸗ markt⸗Beſucher!) Das Pfälzer Volksfeſt, der dürkheimer Wurſtmarkt, ſah an den beiden Ta⸗ zen Samstag und Sonntag eine Beſucherzahl, die alle Erwartungen und den bisher beſten Markt der letzten Jahre, 1929, weit übertraf. Schon der Samstag brachte nach Einzug der Muſikkapellen in den frühen Abendſtunden das buntbewegte Leben der Pfälzer Gemütlichkeit und Frohſinn. In den Hallen und bei den Schubkärchlern kreiſten die Schoppen, und der Heruch von friſcher Wurſt breitete ſich aus. Nach borſichtiger Schätzung belief ſich die Beſucherzahl aim Samstag auf 40 000 Menſchen, die aus al- en Gebieten der Pfalz, Saarpfalz, Baden, Heſ⸗ en und Württemberg herbeigekommen waren. War ſchon der Beſuch am Samstag recht groß. überbot ihn aber der Sonntag um Vieles. Die Parkplätze waren überfüllt und in den Straßen und Gaſſen von Bad Dürkheim waren Autos abgeſtellt, darunter viele Autobuſſe der Sonder⸗ fahrten. Rhein⸗Haardtbahn und Reichsbahn be⸗ förderten gleichfalls viele Beſucher. Das Ge⸗ ſchäft und der Umſatz waren ſehr groß. Für bei⸗ de Tage ergibt ſich, die Beſucherzahl am Sonn⸗ tag auf 60 000 geſchätzt, ein Rekordbeſuch von 100120 000 Menſchen. Bellheim, 14. Sept.(Laſtzug zertrüm⸗ mert eine Hausfront.) In der Zeis⸗ amer Straße löſten ſich am Freitag abend von einem Laſtzug, der Brauereimaterialien beför— derte, beide Anhänger und rannten mit voller Wucht gegen das Anweſen des Landwirts Sch. Dietrich. Das Haus und ein Anhänger wurden ſtark beſchädigt. Perſonen wurden nicht verletzt, Gleiszellen⸗Gleishorbach, 13. Sept.(Ein Schuß auf den Feldhüter.) Geſtern früh wurde auf den Feldhüter Ball von hier bei ſeinem Dienſtgang durch die Weinberge ein Schuß abgegeben. Glücklicherweiſe ging der Schuß fehl; ein zweiter Schuß verſagte. Der Feldhüter trug keine Waffe und konnte deshalb mit ſeinem unbekannten Gegner den Kampf nicht aufnehmen. Er zog ſich zurück und meldete den Vorfall ſofort. Die Unterſuchung wurde in— zwiſchen aufgenommen. Doppelmord in Heteborn. wtb. Heteborn(Kreis Oſchersleben), 14. Sept. Die Eheleute Klum ph wurden heute früh im Bett erdroſſelt aufgefunden. Man nimmt an, daß der Mord bereits in der Nacht vom Samstag zum Sonntag verübt worden iſt. Nähere Einzelheiten ſind noch nicht bekannt. Die Magdeburger Mord—⸗ kommiſſion befindet ſich auf dem Wege zum Tat⸗ ort. Aus aller Welt Wittemann an Typhus geſtorben. wib. Karlsruhe, 14. Sept. Die Diagnoſe im Inſtitut des Krankenhauſes hat ergeben, daß Präſident Wittemann an Typhus geſtorben iſt. Daraufhin hat der Bezirksarzt die geſetzlich für derartige Fälle vorgeſchriebenen Maßnahmen au⸗ geordnet und ihre ſofortige Durchführung üher: wacht. Aus dieſem Grunde hat die Regierung di— bereits durch Plakatanſchlag bekanntgegebenen Anordnungen bezüglich der Trauerfeier getroffen, Der zuſtändige Bezirksarzt wird eine näher⸗ Unterſuchung über den Krankheitsverlauf vorneh, men und dem Staatsminiſterium darüber Bexich! erſtatten. Die Oeffentlichkeit wird davon unterrich— tet werden. * N vom Blitz getroffen wtb Newyork, 15. Sept. Während eines heftigen Gewitters ſchlug der Blitz in das Flug⸗ ſchiff„Do X“ im Flughafen Northbeach ein. Ein Mitglied der Beſatzung, der mit anderen unter ei— ner Tragfläche des„Do&“ Schutz geſucht hatte, wurde bewußtlos zu Boden geworfen und ins Ho⸗ ſpital gebracht. Zwei andere Perſonen wurden gleichfalls zu Boden geworfen, blieben aber un— verſehrt. Das Flugſchiff ſelbſt wurde nicht be⸗ ſchädigt. Bunte Seitung Man hat für Trüffeln kein Geld mehr. In Frankreich befindet ſich der Handel mit Trüffeln, von denen ſich die in der Dordogne ge— fundenen Pilze durch beſonderen Wohlgeſchmack auszeichnen, in einer ſchweren Kriſis. Die jungen Bauern haben auf ein Einſammeln des geſchätzten Pilzes verzichtet, weil die hohen Ausfuhrzölle, die auf dem Pilz ruhen, das Sammeln nicht, mehr gewinnbringend erſcheinen laſſen. Heute können die Trüffeln nur noch in den Vereinigten Staaten zollfrei eingeführt werden, während ſie in den mei⸗ ſten anderen Ländern mit einem Zoll belegt ſind, der einer Droſſelung der Einfuhr gleichkommt. Ueberdies iſt angeſichts der ſchweren Wirtſchafts— kriſe die Zahl der Perſonen, die ſich noch den Luxus leiſten können, die koſtbare Delikateſſe zu genie— ßen, arg zuſammengeſchrumpft. Schließlich iſt auch die Ernte geringer geworden, ſodaß am Pariſer Markt Trüffeln, die vor dem Krieg mit ſechs Pfen— nigen für das Pfund bezahlt wurden, heute eine Mark koſten. u Tragiſches Mißverſtändnis im Eiſenbahnzug. Vor einigen Wochen waren die beiden eng— liſchen Leutnants Hext und Sheehan bei einer Fahrt auf der Punjab-Vahn in ihrem Abteil von zwei unbekannt gebliebenen Indern im Schlaf überfallen und mit Dolchen ſo übel zugerichtet worden, daß Hext auf dem Wege zum Hoſpital ſei— nen Wunden erlag, während Leutnant Sheehan nach wochenlanger Krankenhausbehandlung wie⸗ derhergeſtellt worden war. Aus Lahore wird jetzt über ein tragiſches Nachſpiel dieſer Tragödie be⸗ richtet, das ſich unter beſonders fatalen Begleit⸗ umſtänden abſpielte. Danach fuhr dieſer Tage in einem Abteil erſter Klaſſe des Zuges Bombay⸗ Sarahanpur Leutnant Sheehan. Auch diesmal war er feſt eingeſchlafen. Er wurde durch das Ein⸗ treten eines jungen Engländers namens Clark, des Sohnes des Direktors einer Bombayer Zei⸗ tung aus dem Schlaf aufgeſchreckt, und da er in dem Eindringling in Erinnerung an das frühere Erlebnis einen Attentäter vermutete, ſo griff er in der Schlaftrunkenheit zum Revolver und ſtreckte den jungen Clark, von dem er ſich eines Angriffes verſah, mit drei Schüſſen nieder. Rudfunk⸗progrnamm Südweſtdeutſche Gruppe. Frankfurt a. M. Mittwoch, den 16. Sept. 1931. 5.55 Uhr: Wetter; Anſchl.: Gymnaſtik; 7.00: Konzert; 10.20: Schulfunk; 12,05: Konzert; 15,15: Stunde der Jugend; 17,00: Konzert; 18,40; Das Haus; 19,30: Wetter; 19,45: Zither⸗ konzert; 20,30: Drei Kurzgeſchichten; 21,00: Vortrag; 22,30: Komponiſtenſtunde; 23,00: Zigeunermuſik. Süddeutſche Gruppe. Stuttgart. Mittwoch, den 16. Sept. 1931. 5.55 Uhr: Wetter; Anſchl.: Gymnaſtik; 10.00: Konzert; 13,30: Nachrichten; Anſchl.: Aus der neuen Welt; 15,30: Von Zug- und Reittieren im arktiſchen Sibirien; 16,00: Kinderſtunde; 17.00: Konzert; 18,40: Das Haus; 19,05: Eſperanto; 19,45: Zitherkonzert; 20,30: 3 Kurgsgeſchichten; 21,00: Vortrag; 22,15: Nachrichten; 22,30: Komponiſtenſtunde. münchen. Mittwoch, den 16. Sept. 1931. 12.30 Uhr: Konzert; 15.40 Uhr: Schlacht; 16,20: Kinderſtunde; 17,20: Veſper⸗— konzert; 18,30: Vortrag; 18,50: Vortrag; 19,10 Für die Frau; 19,30: Stunde des Chorgeſangs: 30,00: Konzert; 21,05: Luſtiges vom Pauſala; 21,20: Sinfoniekonzert; Anſchl.: Konzert- und Sportfunk. Die Das Eiſenbahnattentat in Ungarn Die 25. Teiche in Bia Torbagy geborgen— Die Nachforſchungen der Polizei witb. Budapeſt, 14. Sept. In den heutigen Morgenſtunden iſt unter einem Wagen erſter Klaſſe des abgeſtürzten Zugteiles eine 25. Leiche, die eines Bahnſchaffners, gefunden worden. Der Ber— liner Polizeipräſident hat in einem Telegramm um Aufklärung über die Einzelheiten des An— ſchlages von Torbagy erſucht, und ſich beſonders danach erkundigt, ob die am Schauplatz vorgefun⸗ dene ſchriftliche Drohung in ſtehender Schrift ver— faßt worden ſei, wie dies anläßlich des Eiſenbahn— anſchlages bei Jüterbog der Fall war. Die Polizei hat bisher 15 Perſonen verhaftet, die nachweislich mit kommuniſtiſchen Zentralen Verbindung unter⸗ halten haben. Die Unterſuchung wurde auch in der Richtung fortgeſetzt, ob nicht die Arbeiter der Elet— trizitätszentrale in der Nähe der Unglücksſtätte beziehungsweiſe die Bergleute in den benachbarten Bergwerken Sprengſtoffe entwendet haben. Heute früh ſind 27 Anzeigen bei der Oberſtadthaupt⸗ mannſchaft eingelaufen, die Hinweiſe auf die mut⸗ maßlichen Täter geben wollen. Bemerkenswert iſt, daß ſich am Samstag nachmittag etwa ſieben Stunden vor Ausführung des Verbrechens eine Arbeiterin in einer Tabakhandlung danach erkun— digte, ob nicht in einer Zeitung bereits über den Eiſenbahnanſchlag etwas erſchienen ſei. Die Po— lizei forſcht nun auch in dieſer Richtung nach. Ein weiteres Todesopfer. witb. Budapeſt, 14. Sept. Der bei der Eiſen— bahnkataſtrophe von Bia Torbagy ſchwer verletzte engliſche Kaufmann Harry Clemens iſt heute nacht im Krankenhaus ſeinen Verletzungen erlegen. An der Unglücksſtelle ſind die Aufräumungsarbeiten in vollem Gange. Man hat in den abgeſtürzten Wagen keine weiteren Todesopfer oder Verletzten gefun— den. Jer Landbund gegen die Negietung Graf Kalckreuth, der Präſident des Reichslandbundes, griff in einer Rede in Liegnitz die Landwirtſchaftspolitil der Regierung Brüning aufs ſchärfſte an. Wenn die Regierung die Landwirtſchaft bei ihren Kampfe gegen die ausländiſche Unterbietung der Preiſe nicht unterſtütze, ſo werde die Grüne Front geſchloſſen gegen Brüning in die Oppoſition gehen. Handel und Induſtrie Mannheimer Produktenbörſe. 5 Mannheim, 14. Sept. Bei ungefähr unver⸗ änderten Forderungen für inländiſches Brotge⸗ treide und infolge des ſchwachen Mehlgeſchäf⸗ tes verkehrte die Börſe in ruhiger Haltung. Im Vormittagsfreiverkehr hörte man folgende Kur— ſe in RMk. pro 100 kg. waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 24—24.50, Roggen inl. 22 22.50, Hafer inl.(neuer) 1718.50, Sommergerſte inl. 17—19, Futtergerſte 17—18, füdd. Weizen- mehl, Spezial Null, alte Mahlung, Sept. 39.75, neue Mahlung Sept— Nov. 35.25, desgl. mit Auslandsweizen per 2. Hälfte Sept Nov 37.75, ſüdd. Weizenauszugsmehl, gleiche Mahlung u. gleiche Termine 43.75, bezw. 39 25 bezw. 41.75, ſüdd. Weizenbrotmehl, gleiche Mahlung und gleiche Termine 31.75, bezw. 27.25, bezw. 29.75, Roggenmehl, je nach Fabrikat, 30—31, feine Weizenkleie 10— 10.25, Biertreber 10.5011, Erdnußkuchen 12.25— 12.50. Mannheimer Viehmarkt. Mannheim, 14. Sept. Dem heutigen Groß— viehmarkt waren zugefahren: 252 Ochſen, 205 Bullen, 197 Kühe, 375 Färſen, 694 Kälber, 33 Schafe, 2971 Schweine, 144 Arbeits- und Schlachtpferde und 2 Ziegen. Für 50 kg. Le⸗ bendgewicht wurden amtlich notiert: Ochſen 35—46, Bullen 28—34, Kühe 15-34, Färſen! 34—47, Kälber 36—55, Schafe 3035, Schwein 48—60, Arbeitspferde 800—1009 Schlachtpferde 50—170, Ziegen 12—22. Marktverlauf: Groß⸗ vieh ruhig, langſam geräumt; Kälber ruhig. langſam geräumt; Schweine mittel, geräumt. Ueberſtand. Arbeitspferde ruhig, Schlachtpfer⸗ de lebhaft. Nächſter Großvieh- und Kälbermarkt am 22. September. Inſerieren bringt Gewinn. FPPFFPPPCCCCCCCCCCCCGCCGTCCCVVTVCVCVVTVVTVUPUPUCUTUTUTUPEFCTUFCFCò VVVUVUPUVPUUTUTUłIAk!kßkßxßkxkxꝛxkꝛvv.ꝛ..'ñę̃ ꝗ ́ M ꝓyꝓꝓßꝓ—...ꝛ...ꝛ'''ů ꝛ..——— Rechtſchreibung ungenügend In Compiegne, der einſtigen Lieblingsreſidenz Napoleons 3., iſt bis heute die Erinnerung an die kaiſerliche Familie lebendig geblieben, und beſon⸗ ders gern erzählt man den Fremden von dem er⸗ götzlichen Ergebnis einer Abendunterhaltung, die im Schloſſe ſtattfand. Im Verlauf des Abends hatte die Kaiſerin Eugenie von Proſper Merimee, dem Dichter der„Carmen“, der ſie als Kind oft genug auf den Knieen geſchaukelt hatte, ein Diktat erbeten, das dazu dienen ſollte, die Zuverläſſigkeit der Feſtgäſte in der franzöſiſchen Rechtſchreibung einer Prüfung zu unterziehen. Dieſes Diktat war zweckentſprechend auf die Abſicht eingeſtellt mög⸗ lichſt viele Fußangeln der Orthographie auszu⸗ legen, an denen die franzöſiſche Sprache ja beſon⸗ ders reich iſt, und die zu den drolligſten Verbwech⸗ ſelungen Anlaß geben können. Nachdem die An⸗ weſenden das Diktat Merimees geſchrieben hatten, wurden die Arbeiten von dem Dichter durchgeſehen. Fürſt Metternich, der damalige öſterreichiſche Bot⸗ ſchafter am Pariſer Hof, hatte am beſten abge⸗ ſchnitten und nur drei Fehler gemacht, während Alexander Dumas der Aeltere ſich 24 orthogra⸗ phiſcher Schnitzer ſchuldig gemacht hatte Napoleon 3. aber waren 42 und der Kaiſerin Eugenie gar 60 Fehler angedeutet worden. Für den Kaiſer und die Kaiſerin der Franzoſen war es nicht eben rühm⸗ lich, in der Rechtſchreibung der Landesſprache ſo wenig beſchlagen zu ſein, wenn ſie auch zu ihrer Entſchuldigung hätten anführen können, daß ſie beide keine franzöſiſche Schule beſucht hatten. Denn Douis Napoleon war in Augsburg, Eugenie, die ge in ihrer Heimat in die Schule gegan⸗ en. Vom Krankenbett 1 zum Bergrennen u. wieder zurück Eine beiſpielsloſe Willenskraft hat der Sieger in dem Bergrennen für Autoräder aufgebracht, das dieſer Tage in der engliſchen Grafſchaft Doug⸗ as über eine Strecke von 270 Kilometer zum Aus⸗ t wurde. Sieger im Rennen wurde der junge Londoner Architekt Pirie, der ſchon im ver⸗ gangenen Jahr den Ehrenpreis gewonnen hatte, und der diesmal eine Durchſchnittsgeſchwindigkeit von rund 84 Kilometer in der Stunde erzielte. Aber eindrucksvoller als die Leiſtung ſelbſt waren die ungewöhnlichen Umſtände unter denen ſie voll⸗ bracht wurden. Beim Training war Pirie ver⸗ gangene Woche zu Fall gekommen und hatte ſich bei dem Sturz ſchwere Verletzungen am Kopf zu⸗ gezogen, die ſeine Ueberführung ins Krankenhaus nötig machten. Man nahm deshalb als ſelbſtver⸗ ſtändlich an, daß er aus dem Rennen ausſcheiden werde, da er nicht in der Lage war, die für die Teilnahme am Wettbewerb erforderlichen zwei Proberunden zu fahren. Aber man hatte die Rech⸗ nung ohne die Willensſtärte Piries gemacht. Trotz Abratens der Aerzte verließ er das Bett und fuhr die vorgeſchriebenen zwei Runden. Mit dick ban⸗ dagiertem Kopf fand er ſich am Start ein u. über⸗ nahm von Anfang an die Führung. Vergeblich be⸗ mühten ſich die Mitbewerber, ihm nahe zu bleiben. Er ſiegte nach Gefallen und kam mit einem Vor⸗ ſprung von 5 Minuten am Ziel an. Hier aber brach er zuſammen. Als er ſeine Maſchine zum Stehen gebracht hatte, fiel er den Kontrollbeamten in die Arme und mußte ſofort im Krankenwagen ne dem Hoſpital zurückgebracht werden. Sein eiſerner Wille, zu ſiegen, hatte ſeine körperliche Unzuläng⸗ lichkeit überwunden. Später erklärte er allerdings einem Berichterſtatter:„Die letzten 50—60 Kilo⸗ meter fuhr ich halb bewußtlos. Ich erlitt einen Schwindelanfall nach dem anderen und konnte zeitweiſe nicht einmal die Straße erkennen.“ Aus der Kulturgeſchichte der Suppe Die erſten Kochverſuche waren die Suppen.— Die Suppe im Weſten und Oſten.— Suppen⸗ büder⸗ und Dämpfe.— Die erſten Suppentafeln. Das erſte Gericht, das die Menſchen, als ſie den Gebrauch des Feuer kennen lernten— abge⸗ ſehen natürlich von dem über dem Feuer gebra⸗ tenen Fleiſch— zubereiteten, war die Suppe, und zwar die Suppe aus pflanzlichen Beſtandteilen, die man nun, ſtatt ſie wie bisher roh zu eſſen, in Waſſer weichkochte. Nach den jüngſten Forſchungen von Profeſſor Maurizio hat die Kochkunſt des Menſchen mit der Bereitung von Suppen überhaupt erſt begon— nen. Erſt als man dieſe zu kochen verſtand, be— reitete man ſie auch in dicker Form als Brei oder Mus. Allmählich wurde es auch Brauch, die Sup— penflüſſigkeit durch Gärung ſchmackhafter zu ma⸗ chen, wie es heute noch in Polen und in einigen Teilen Rußlands üblich iſt. Auch in Schleſien und Poſen werden die ſäuerlichen Suppen, die früher in ganz Oſtdeutſchland zu den National- ſpeiſen gehörten, gern und viel gegeſſen, doch wer— den ſie natürlich längſt nicht mehr nach dem„Ur⸗ Rezept“ zubereitet. Man verwendet jetzt Eſſig. Während in den nördlichen, öſtlichen und mittel— europäiſchen Ländern die Suppe bei den täglichen Mahlzeiten noch heute eine große Rolle ſpielt, hat ſie in den weſtlichen und ſüdlichen Teilen Euro— pas ihre einſtige Bedeutung mehr und mehr ein— gebüßt. Nur die Iren und Schotten ſind auch heute noch ſtarke Suppeneſſer. Weder die alten Griechen noch die Römer kannten den Genuß der Suppe, denn der bekannte u. vielgegeſſene„Puls“ der Römer war keine Suppe, ſondern nur ein dünner Speltbrei. In Italien wurde die Sup⸗ pe ſogar erſt im 16. Jahrhundert eingeführt. In England war ſie noch zu Beginn des vorigen Jahr⸗ hunderts nicht ſehr verbreitet. Während die Suppe aus pflanzlichen Veſtand⸗ teilen längſt bekannt war, wurde die Fleiſchbrühe erſt verhältnismäßig ſpät„entdeckt“. Um ihre Einführung machten ſich vorallem die Franzoſen ſehr verdient, die auch erſt die richtige Zubereitung einer Bouillon erfanden. Gute Fleiſchbrühe galt früher auch als äußerliches Kräftigungsmittel für den Körper, weshalb König Jerome von Weſtfalen, der große Verſchwender, nach anſtrengenden Ta⸗ gen mit Vorliebe in einer Bouillon badete, die aus dem Fleiſch eines ganzen Kalbes hergeſtellt war. Damals war es auch, daß ein Pariſer Gaſtwirt allen Ernſtes erklärte, daß er täglich fünfhundert Menſchen für nur zwei Sous ernähren könne, in⸗ dem er ſie die Dämpfe, die ſich aus ſeiner konzen⸗ trierten und nahrhaften Bouillon entwickelten, einatmen ließ. Er ſelbſt, ſo behauptet er, könne volle acht Tage nur von dieſen Dämpfen leben. In den ſiebziger Jahren des achtzehnten Jahrhun⸗ derts, gab es in London bereits die erſten Bouillon⸗ tafeln zu kaufen, die namentlich als Proviant für längere Seereiſen, auf denen es an friſchem Fleiſch fehlte, guten Abſatz fanden. Die Wertſchätzung der Suppe, deren raffinier— e Vervollkommnung man vor allem der franzöſi⸗ ſchen Küche verdankt, iſt neuerdings durch die For— derung der modernen Diät geringer geworden. Seit man weiß, daß reichlicher Suppengenuß dick macht, wird die Suppe von vielen Leuten ängſtlich gemieden oder doch nur in ganz geringen Mengen genoſſen. Man ſieht, wie auch in der Kochkunſt Moden und Zeitſtrömungen eine Rolle ſpielen. Wettervorherſage Ausſichten für Mittwoch: Vorwiegend heiter und trocken. Lokales Was muß man vom Arbeitsbuch wiſſen? Gewerbeordnung beſtimmt, daß minderjährige Per⸗ ſonen nur als Arbeiter beſchäftigt werden können, wenn ſie mit einem Arbeitsbuch beſchäftigt ſind. Es iſt bei der Annahme vom Arbeitgeber anzufor⸗ dern, und bei rechtmäßiger Löſung des Arbeits⸗ verhältniſſes zurückzugeben. Das Arbeitsbuch wird dem Arbeiter durch die Polizeibehörde koſtenlos und ſtempelfrei ausgeſtellt. Wichtig für den Arhei⸗ ter iſt die Beſtimmung, daß die Eintragungen des Arbeitgebers nicht mit einem Merkmale verſehen werden dürfen, durch das der Inhaber des Buches günſtig oder ungünſtig zu kennzeichnen verſucht wird. Das vorbildliche Oeſterreich. Für die öſter⸗ reichiſch. Bundesbahnen gilt die Beſtimmung:„Bei Ausflügen von Volks-, Bürger⸗ und Mittelſchülern wird auf je zehn zahlende, an dem Ausflug teil⸗ nehmende Kinder ein armer Schüler unentgeltlich befördert.“— Dieſe Vorſchrift bringt den Bundes⸗ bahnen ſicherlich keinen Einnahmeausfall, erleich⸗ tert aber gerade in Notzeiten Schulwanderungen und Ausflüge. Die