Lokale Nachrichten * Ein Aufruf zur Winterhilfe. Die deutſche Liga der freien Wohlfahrtspflege, die Spitzenorganiſation der freien Wohlfahrts verbände, veröffentlichen in vorliegender Nummer einen Aufruf zur Winterhilfe, die vom Reichspräſidenten und von der Reichsregierung unterſtützt wird. * Endlich wieder ein Bunter Abend. Nach längerer Pauſe, bedingt durch die wirtſchaſt⸗ lichen Verhältniſſe, veranſtaltet der Volkschor am kommenden Sonntag, 20. Sept., im„Karpfenſaal“ einen Bunten Abend. Die Darbietungen ſind durch- weg heiteren Charakters. Die geſamte Viernheimer Einwohnerſchaft iſt zu dieſer Veranſtaltung freund- lichſt eingeladen. Der Eintrittspreis beträgt für Mitglieder 25 Pfg. und für Nichtmitglieder 40 Pfg. Frauennot— Frauenglück. Ein lehrreiches und bekanntes Filmwerk läuft morgen Abend 9 Uhr im Central⸗Theater„Frauennot— Frauenglück“, das in der Univerſitäts⸗Frauenklinik in Zürich aufgenommen wurde. Es behandelt die Be⸗ ziehungen zwiſchen Mann und Frau, das Werden des Menſchen und die Mutterſchaft. Man hat in den Kinos ſchon öfters Werke geſehen, die die Ab⸗ ſicht, zu belehren und einen gangbaren Weg zur Geburtenregelung zu zeigen, nicht erfüllt haben. Mit dieſem Filmwerk, das übrigens verſchiedenemal von der Zenſur verboten war, hat ſich die Aerzteſchaft und die Schweſtern dieſer Klinik ein ungemeines Verdienſt, für die leidende Menſchheit ein bleiben⸗ des Denkmal geſetzt. Darum ihr Frauen, hinein in dieſen Film, es iſt Pflicht, dieſen Film zu ſehen. Der Eintrittspreis beträgt 50 und 70 Pfg. Vereins⸗Anzeiger. Geſangverein Liederkranz. Am Mittwoch abend 8 Uhr Geſangprobe für alle Spieler u. Spieler- innen zur Winzerprinzeſſin. Der Vorſtand. Die Sportvereinigung verliert gegen den P. f. R. 2:3 2. M. 2:4, A. H. 3:3, Schüler 4:0. Die Grünen unterlagen den Mannheimer Raſen⸗ ſpielern nach einem ſehr harten Kampf, der auch ebenſo gut hätte gewonnen werden können. Vor allen Dingen ſchickt man den Viernheimern bei den ſchweren Spielen Pfeifenmänner, die alles andere als hervorragend oder doch wenigſtens gut ſind. Man erinnere ſich: Sauer⸗Bingen bei Phönix, Dölcker bei Waldhof und jetzt ein ganz unbeſchrie⸗ benes Blatt, Herr Löſchner von Zuffenhauſen, der den ſonntäglichen Kampf ſehr mäßig leitete. Er pfiff jedes nur ſcheinbar ausſehende Vergehen der Grünen, während er bei V. f. R. äußerſt vorſichtig war mit ſeinen Entſcheidungen. So gab er keinen glatten Elfer bei einem einwandfreien Handſpiel im Mannheimer Strafraum, ſtatt Ecken gab es außen. Die Unbeliebtheit des Linienrichters Meiſel von Phönix Mannheim trug vielleicht auch einen Teil dazu. Bei der Pauſe ſtand das Spiel 1:2 für die Raſenſpieler und es wäre ſicher möglich geweſen, zu ſiegen, wenn die Mannſchaft komplett geweſen wäre. Unſerer Anſicht nach hätte man den Heddes— heimer Schmidt beſſer links liegen laſſen, denn ge⸗ fährlich war er all in den Jahren nie. Die Mann- ſchaft der Vereinigung kämpfte verbiſſen und mit aller Aufopferung, aber der Vif. R. war der Glück⸗ lichere. Ueber den Spielverlauf braucht man ja nichts zu berichten, denn der Kampf war ja Tages- geſpräch in Viernheim und was nur einigermaßen Intereſſent am Fußball iſt, war Zeuge eines großen Spieles. Am Sonntag geht es nach Sandhofen. Wir wollen hoffen, daß eine glückliche Mannſchaftsauf⸗ ſtellung herauskommt und daß die Grünen die Punkte aus Sandhofen mitnehmen, die ſicher dort zu holen ſind.— Die Schüler ſpielten gegen Hemsbach und ſchlugen ihren Gegner überzeugend 4:0. Die Jun⸗ gens ſind in Fahrt.— Die A. H. hielt die Partie 3:3 remis und die 2. M. unterlag nach ſchlechtem Spiel den V. f. R.⸗Leuten 2:4. Vereins- u. Trainingsabende der Sport- vereinigung Amicitia 09 e. v. Dienstag abend 6 Uhr: Lauftraining der 1. M. mit Erſatzleuten. Mittwoch abend 6 Uhr: Jugend- u. Schülertr. abends halb 9 Uhr: Spielausſchuß Sitzung in der Geſchäftsſtelle. Donnerstag abend 26 Uhr: 1, gegen 2. M. Freitag abend ½6 Uhr: Training der unteren M. Sonntag, den 20. Sept. 31: Spielvergg. Sandhofen— Amicitia Vhm. NB. Unſere Mitglieder und Sportfreunde werden darauf aufmerkſam gemacht, daß die„AS“ und der„Kicker“ in der Geſchäftsſtelle, die von jetzt ab täglich geöffnet iſt, zu haben ſind. Wochenplan der DK. Mittwoch: ½9 Uhr Pflichttraining für die 1. und 2. Fußballmannſchaft in der Sporthalle. Donnerstag: 9—11 Uhr vorm. Schülertraining. Freitag: 1/29 Uhr Spielerverſammlung in der Harmonie. Wochenplan des Turnerbundes. Schülerinnen⸗Abt.: Mittwoch nachm. von 4—5 Uhr die Kleinſten, von 5—6 Uhr die größeren Schülerinnen. Leichtathleten⸗-Abt.: Mittwoch nachm. vollzähliges Training, da am Sonntag das Abturnen ſtatt-⸗ findet. Turnerinnen⸗Abt.: Donnerstag abend 8¼ Uhr 1 1 977 Turnſtunde; unentſchuldigtes Fehlen oder zu Spätkommen wird mit Strafe belegt. Handballſpieler: Donnerstag nachm. ab halb 6 Uhr Handballtraining aller Mannſchaften. Turner und Sportler: Freitag abend 8 Uhr voll. zählige Turnſtunde für das diesjährige Schau- turnen. Alle Abteilungen: Alle Vereinsangehörige ſind zu dem Gerätemannſchaftskampf am Samstag abend im Freiſchütz herzlichſt eingeladen. Bekanntmachung. Auf Grund des§ 8 der Verordnung des Reichs. präſidenten vom 28. März, ſowie auf Grund des § 4 der Verordnung des Geſamtminiſteriums vom 31. März 1931 verbiete ich mit ſofortiger Wir⸗ lung für das Gebiet des Volksſtaats Heſſen der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei, ihren Unter-, Hilfs- und Nebenorganiſationen, insbeſon⸗ dere den Sturmabteilungen(S. A.), den Schutzſtaffeln (S. S.) und der Hitlerjugend das Tragen einheit- licher Kleidung. Als einheitliche Kleidung iſt jede Kleidung anzuſehen, die dazu beſtimmt oder geeignet iſt, abweichend von der ſonſt üblichen bürgerlichen Kleidung die Zugehörigkeit zu den genannten Ver⸗ einigungen äußerlich zu kennzeichnen. In gleicher Weiſe verbiete ich das Tragen ein- heitlicher Abzeichen, die dazu beſtimmt oder geeignet ſind, die Zugehörigkeit zu dieſen Vereinigungen äußerlich zu kennzeichnen. Ausgenommen ſind ledig- lich ſogenannte Bundesnadeln in der Form und der Größe wie ſie bisher üblich waren. Darmſtadt, den 9. September 1931. Der Miniſter des Innern. gez. Leuchner. Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hier— mit zur Kenntnis und Beachtung. Viernheim, den 11. September 1931. Heſſiſches Polizeiamt. Ludwig. Bas lee Frau bön Sen glbstusssenmude Das unerhörteste, das kühnste u. gewaltigste— aber bestimmt auch das verdienstvollste Filmwerk dieses Jahrhunderts Frauennot Frauenglüch Ein Film von den Beziehungen zwischen Mann und Frau, vom Werden des Menschen, von Leiden und Freuden der Mutterschaft. Aufgenommen in der Universitäts- klinik in Zürich. Ein Film, der die Leiden der Frauen zeigt, ein Film, der in aufwühlen- der Schönheit das Erlebnis der Geburtsstunde vor Augen führt. Ein Film, der in der ganzen Welt, als auch in Amerika das größte Aufsehen erregte. Mur einmalige Aufführung in Viernheim ain milwoch, den 16. Seplbr., abends 9 Uhr Central-Iheater Fintriltspreise 30 u. 70 Pig. Sichern Sie sich rechtzeitig Karten Elin Apnel! an i Frauen- 1⁰ Maulerschule schlallek Nächste Wache beginnt ein neuer Kurs demeinschalts-Unterricht ur ansaver 3 Schüler in eine Klasse. Honorar pro Schüler 4.50 Mk. monall. dei wöchentlich 22 Stunden. Näheres bei Herrn Rektor Mayr und im Brauhaus. eee — Mitglied des Deutſchen Arbeiterſängerbundes.— Heute Dienstag abend 8,45 Uhr Frauenchors. Die geſamte weibliche Ak⸗ tivität wird zur feſtgeſetz⸗ ten Zeit erwartet. Der Vorſtand. Singſtunde d. Schlafzimmer, neu mit 180 brt. großen Spiegel- ſchrank. In der heutigen Zeit iſt es ganz ſelbſtver⸗ ſtändlich, daß junge Braut⸗ leute, wenn Sie ein Schlaf⸗ zimmer kaufen wollen, einen Gelegenheitskauf ſuchen. Natürlich iſt es immer ſchwierig, dieſen zu finden. Heute aber können wir Ihnen etwas derart. anbieten. Vor einiger Zeit haben wir eine alte Holz⸗ bearbeitungsmaſch. gegen zwei Schlafzimmer einge- tauſcht. Da für uns die Maſchine wertlos war, bieten wir Ihnen ein ſolches kompl. Schlafz. für RM. 275. an. Es hat 1 groß. dreitür. Spiegelſchrank, 180 brt., / Wäſche,/ Kleider m. ovalemcChriſtallfaſetteglas 2 Bettſtellen, 2 Nachttiſche, 1 Waſchkommode m. oval. Spiegelaufſatz, 2 Stühle. Das Zimmer iſt modern und hell, Geſims dunkel. werden unter Can des aaran tie durch Mannheim⸗-Lindenhof, VENUS 4 Bellenſtraße 2(Alte Oel⸗(Stärke B) fabrik) direkt hint. Haupt⸗[beseitigt. Preis K 2.75 bahnhof, durchgehend ge- 1 Flora-Drog. E. Richter, öffnet von 8 bis 7 Uhr. Rathausstraße 13 Empfehle Einlegezwiebel, Weillkraut und Einlegekartoffel zum Tagespreis! Kempf Hügelstrage 12 Prima Kelter⸗ Aepfel Zentner 1.50 Mk. frei ins Haus, bei Nikol. 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Ich, Unterzeichneter, litt lange Zeit an einem ſchweren Ischiasleiden, ſo daß ich ohne Stock nicht gehen konnte. Trotz verſchiedener Kuren konnte ich keine Heilung finden. Ich begab mich dann in die Behandlung des Herrn Hch. Schäfer, Lichtheil⸗ Inſtitut„Electron“ Mannheim, N 3, 3, wo ich ſchon nach kurzer Behandlung ſoweit geheilt wurde, daß ich wieder ohne Stock gehen konnte. Nach einer weiteren Behandlung von 2 Monaten war ich von meinem Leiden befreit und könnte wieder meinem Beruf nachgehen. Ich ſpreche hiermit Herrn Schäfer meinen herzlichen Dank aus und kann allen der- artigen Leidensgenoſſen eine derartige Kur aufs beſte empfehlen. Mannheim, den 18. September 1929. G. N., Lange⸗Rötterſtraße. Nähere Auskunft erteilt: Dir. Hch. Schäfer, Mannheim N 3, 3, Lichtheil⸗Inſtitut„Electron“. Sprechzeit von 9 bis 20 Uhr abends Sonntags von halb 10 bis 11 Uhr. te Zeitungen Zum Broteinschlagen und Tapezieren empfiehlt die Buchdruckerei ds. Blattes. 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Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. 1. 214 Eine Erklärung des ſteieriſchen Heimatſchutzes enb Grag, 16. Sept. Die Preſſeſtelle des ſtei— eriſchen Heimatſchutzes gibt bekannt, daß dem Landeshauptmann Dr. Rintelen geſtern die Forderungen des Heimatblockes unterbreitet morden ſeien, wobei u. a. erklärt worden ſei: Der Verzicht auf die Zollunion und im Zu— ſammenhang damit die Aufgabe der nationalen Selbſtändigkeit Oeſterreichs habe in der geſam— ten Bevölkerung ein erbittertes Gefühl voller Hofſnungsloſigkeit hervorgerufen. Da nun im Enns⸗Tal ſozialdemokratiſche Veranſtaltungen für den letzten Sonntag angekündigt waren, wo— rin man eine beabſichtigte Verhöhnung habe er— blicken müſſen, ſei es zum Aufgebot der Heimat ſchutztreiſe im Enns-Tal gekommen und zu ih— ver Unterſtützung und zur Steigerung der Be— deutung dieſer Kundgebung habe Dr. Pfriemer als Bundesführer den Heimatſchutz von ganz Oeſterreich aufgeboten. Die aus dieſem Anlaß an manchen Orten vorgeſchlagenen Proklamatio— nen ſeien für dieſen Termin nicht beſtimmt ge— weſen, ſondern ſollten ſich als natürliche Folge aus dem Rücktritt einer Parteien regierung er— geben, wenn dieſer im Falle eines völligen Zu— ſammenbruches der Wirtſchaft erſolgen ſollte. Die Forderung der Sozialdemokraten nach Be— ſtrafung der Beteiligten ſtehe im kraſſen Gegen— ſatz zu der Art, wie ſie ſich im Jahre 1927 und bei ähnlichen Anläſſen verhalten habe. Es wer— de daher gefordert, daß bezüglich aller Perſo— nen, gegen die vorgegangen wird, dies nur nach dem Maße ihrer wirklichen Verantwortlichkeit geſchehe. Landeshauptmann Dr. Rintelen erklärte auf dieſe Vorſtellungen, daß gegen alle Schuldigen nach den Vorſchriften und beſtehenden Geſetzen vorgegangen werden wird. Die Dolksbunk⸗Affäre Der Staatsanwalt greift ein. Darmſtadt, 15. Sept. In Sachen Darm— ſtüdter Volksbank ift von der Staatsanwaltſchaft ein Ermittelungsverfahren eingeleitet worden, um zu prüfen, oh Verfehlungen gegen das Genoſſen— ſchaftsgeſetz oder ſonſtwie begangen worden ſind. Am Montag abend fand eine Verſammlung der Großgläubiger der Vank ſtatt, die ſich mit den Sa⸗ nierungsvorſchlägen der Verwaltung beſchäftigte. Bekanntlich wird von den Gläubigern ein 25prozen— tiger Nachlaß gefordert. Nach längerer Ausſprache vertrat die Verſammlung die Auffaſſung, daß der Status einer Nachprüfung bedürfe, inwieweit er nicht zu vorſichtig aufgeſtellt wurde. Daraus er— hellt, daß man in den Kreiſen der Großgläubiger hofft, den Verluſtpoſten noch etwas ſenken zu kön⸗ nen. Ein ſechsköpfiger Ausſchuß wird den Status nachprüfen. Kuratorium für die Bankenkontrolle Die Kabincttsberatungen über die kommende Notverordnung. enb. Berlin, 15. Sept. Die Beratungen des Reichstabinetts über die kommende große Not- bexordnung werden am morgigen Mittwoch ſortgeſetzt werden.— Wie wir erfahren, haben dieſe Beratungen bezügl. der Bankenfrage das Er— gebnis gehabt, daß ein Kuratorium gebildet werden ſoll, an deſſen Spitze der Bankkommiſſar ſtehen wird. Das Kuratorium wird außer dem Kommiſ— ſar aus den beiden Staatsſekretären des Reichs⸗ wirtſchafts⸗ und des Reichsfinanzminiſteriums, dem Reichsbanktpräſidenten und einem weiteren Vertre— ter der Reichsbank beſtehen. Es wird zum Reichs⸗ wirtſchaftsminiſterium reſſortieren. Cetzte Radiomeldungen der Verdacht gegen den Kommuniſten Leipnik. enb Bu dapeſt, 16. Sept. Den Abendblät⸗ tern zufolge richtet ſich der Verdacht der Mir⸗ läterſchaft an der Eiſenbahnkataſtrophe in Bia Torbagy gegen den kommuniſtiſchen Agitator Martin Leipnik, der von Beruf Elektrotechniker und Eiſendreher iſt. Leipnik, der ſchon einmal in Budapeſt verhaftet war, hielt ſich nach ſei⸗ ner Freilaſſung in verſchiedenen europäiſchen Ländern auf und war auch Mitglied einer kom⸗ muniſtiſchen Agitatorenſchule in Paris. Er un⸗ lerhielt ständige Beziehungen zu den ausländi⸗ chen Kommuniſtenkreiſen. Im vorigen Herbſt ehrte er nach Budapeſt zurück, wo er ſich einige zeit unter falſchem Namen aufhielt. Die Poli⸗ ſei kennt ihn als einen der geſährlichſten und Mitt verwegenſten Kommuniſten. Er kam„wie ſchon gemeldet, aufgrund des bei der Unglücksſtelte hinterlaſſenen Briefes, deſſen Schrift von Gra⸗ phologen als mit der Handſchrift Leipniks iden⸗ tiſch bezeichnet wurde, in Verdacht. Schweres Unglück bei dem Krefelder Radrennen wtb Krefeld, 16. Sept. Ein bedauerliches Unglück ereignete ſich bei dem Krefelder Rad⸗ rennen am Dienstag abend. Im zweiten 40 km Lauf wollte der Hannoveraner Wißbröcker den vor ihm fahrenden Damerom überholen; dabei wurde ſein Schrittmacher Schmidt zu weit nach außen getragen und fuhr gegen die Varriere., Er flog mit ſeinem ſchweren Motor ins Pub⸗ litum und begrub vier Zuſchauer unter ſich. 8 Mit ſchweren Verletzungen wurden Schmidt, Wiß⸗ eitung = N. nzeiger (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden och, den 16. bröcker und die vier Zuſchauer ins Krankenhaus übergeführt. Die Rennen wurden ſofort abge⸗ brochen. Klagges zum miniſter in Braun⸗ ſchweig gewählt wib. Braunſchweig, 15. Sept. Im Landtag wurde nach Wiederaufnahme der Sitzung der von den Nationalſozialiſten vorgeſchlagene Regierungs— rat Klagges mit 20 gegen 19 Stimmen zum zweiten Miniſter gewählt, nachdem vorher mit gleichem Stimmverhältnis der Antrag angenom— men worden war, die Zahl der Miniſter von 1 auf 2 zu erhöhen. Damit hat der Landtag von der ihm in der Notverordnung vom 3. Sept. 1931, die einen Miniſter vorſah, gegebenen Möglichkeit, einen zweiten Miniſter zu wählen, Gebrauch gemacht. Abbruch der Manöver bei der engliſchen Atlantikflotte— Unzufriedenheit mit den Soldherabſetzungen wtb. London, 15. Sept.(Reuter.) Die mandanten der Atlantikflotte hat die Bekannt⸗ gabe der Soldherabſetzungen bei einem Teil der Beſatzung Erregung ausge⸗ löſt. wert gehalten, die Durchführung des Manöver⸗ Admiralität teilt mit: Nach Meldung des Kom⸗ für die Marine Infolgedeſſen hat man es für wünſchens⸗ programms einzuſtellen und die Schiffe wieder in die Häfen zurückzuſchicken. In der Zwiſchen⸗ zeit ſollen die Beſchwerden über die durch die neue Soldregelung hervorgerufenen Härten ge⸗ prüft und der Admiralität zu weiterer Beſchluß⸗ faſſung zugeleitet werden. ir wollen helfen!“ enb Berlin, 16. Sept. Unter der wollen helfen“ veranſtaltete der Berliner Sen der geſtern abend eine auf alle deurſchen Sen— der übertragene Reichsſendung, in deren Verlauf Reichsminiſter Dr. Wirth zu dem Auf⸗ ruf der deutſchen Liga der freien Wohlfahrts- pflege ſprach, dem ſich der Reichspräſident und die Reichsregierung angeſchloſſen haben. Der Redner betonte, daß Deutſchland die Not über— winden werde, wenn das Volk in Hilfsbereit— ſchaft und Opferſinn zuſammenſtehe. Der Auf— ruf ſei ein Zeichen für das zuverſichtliche Ver— trauen auf die Mitarbeit Aller, die in der Lage ſeien, die ſchwierigen Aufgaben mitlöſen au hel— fen. Nach wie vor gelte der Artikel der Reichs— verfaſſung, der jeden Deutſchen, dem angemeſ— ſene Arbeitsgelegenheit nicht nachgewieſen wer— den lönnte, die Gewährung des notwendigſten Unterhaltes durch die hierzu berufenen amtlichen Stellen zuſage, aber es wäre ſchlimm um die Notleidenden beſtellt, wenn zu dieſer Hilfe der öffentlichen Hand nicht die von jeder amtlichen Bindung freie Hilfe der Nächſtenliebe hinzukä— me. 10 Mitlionen von den 60 Millionen Ein- wohnern im Deutſchen Reich könnten ohne öf— fentliche Hilfe nicht durchkonimen, jede ſechſte berſon bedürfe alſo der öffentlichen Hilfe. Dar, Wir: —„ unter dieſen Umſtä das beſcheidenſte Maß an gen könne, liege klar auf der Hand. Es ſei Schuld der Arbeitsloſen, wenn ſie aus ihrem ge— ſicherten Daſein herausgeriſſen wurden und nun im harten Kampf ſtehen um das tägliche für ſich und ihre Familie. Die Zahl der lieber die Unterſtützung von Staate nehr durch ihrer Hände Arbeit ihr Brot zu v e⸗ nen, ſpiele keine Rolle gegenüber der unendlichen Menge fleißiger und arbeitsfreudiger Männer und Frauen, die lieber heute als morgen den Weg zum Arbeits- und Wohlfahrtsamt wieder mit dem früheren Wege zur Arbeit vertauſchen möchten. ſei notwendig, die Notleidenden vor der beiflung zu bewahren. Wer nur an ſich ſelbſt denke, auch wenn er noch geben lönnte, erweif ſelbſt den ſchlechteſten Dienſt; die Ruhe und Ordnung im Staate und damit Sicherheit und Leben des einzelnen Staatsbür— gers könnten nur dann gewährleiſtet werden, wenn es gelinge, der Maſſe der Notleidenden ein menſchenwürdiges Daſein zu ermöglichen. Merz Sers! 211 Zum rung, es Schluß gab der Miniſter die Verſiche— Garantien dafür getroffen, daß die der Winterhilfe zugedachten ſeien alle Spenden auch ordnungsgemäß verteilt würden. Wird das Hoovermoratorium verlängert? Offizielle amerikaniſche Stellen halten die einjährige Atempauſe für unzulänglich Der Beirat des Federalreſerve Boards ſchlägt Hoover Verlängerung des Hooverfeier⸗ jahres auf 3 bis 5 Jahre vor. wtb Waſhington, 16. Sept. Wie der im allgemeinen gut unterrichtete Korreſpondent der „Newyor Evening Poſt“ meldet, haben die Mitglieder des Beirats des Federalreſerve Bo⸗ ards, die am Montag abend zum Eſſen bei Prä⸗ ſibent Hoover geladen waren, dieſem geraten, unverzüglich das einjährige Moratorium für Kriegsſchulden und Reparationen in ein drei⸗ bis fünfjähriges umzuwandeln. Mellon für Verlängerung des Hoover⸗ Jahres. wib Waſhinget on, 16. Sept. Wie„New⸗ hork Evening Poſt“ weiter meldet, iſt Schatz⸗ ſekretär Mellon für eine Ausdehnung des ein⸗ jährigen Moratoriums für Kriegsſchulden und Reparationen auf drei Jahre. i Die Bankiers ſollen dafür eingetreten ſein, daß man die gegenwärtig kurzfriſtigen deut— ſchen Kredite, die ſich auf 600 Millionen Dollar belaufen, in einzelne Gruppen einteile, damit ſie von der Federal Reſerve Bank rediskontiert werden könnten. Dieſe Vorſchläge ſollen im Ver⸗ laufe einer längeren Erörterung gemacht wor⸗ den ſein, die nach dem Eſſen im Weißen Hauſe folgte, zu dem Präſident Hoover den Beirat des Federal Reſerve Boards eingeladen hatte. Es ſcheint offenſichtlich, daß die amerikank⸗ ſchen amtlichen Kreiſe keinesfalls eine vorzel⸗ tige Veröffentlichung hinſichtlich einer Verlän⸗ gerung des Hoovermoratoriums wünſchen. Ein Die deutſchen Ozean⸗ flieger verſchollen? Der frühere deutſche Kampfflieger Johannſen, der vor einiger Zeit mit ſeinem Begleiter Rody von Berlin nach Liſſabon flog, iſt von dort zum Fluge über den Atlantik geſtartet. Noch immer keine Nachricht über das Schickſal der deutſchen Ozeanflieger. wib. Newyork, 16. Sept. Das über Keene (New Hampſhire) geſichtete Flugzeug war, wie ſich jetzt herausgeſtellt hat, nicht das Ozeanflugzeug der Deutſchen Johannſen und Rody. Bis etwa 26 Uhr geſtern nachmittag lag noch immer keine Nach— richt von dem Verbleib der Ozeanflieger vor. Es wird allerdings mit der Möglichkeit gerechnet, daß das Flugzeug in einer entlegenen Gegend gelandet iſt. Beamter im Büro des Präſidenten erklärte be— züglich der„Newyork Evening Poſt“: „Das ſind reine Kombinationen“. Der Be— gamte fügte hinzu, daß die Frage einer Ver⸗— längerung des Moratoriums nicht Gegenſtand irgend einer Konferenz geweſen ſei und daß das Weiße Haus in dieſer Hinſicht keinen Schritt ins Auge gefaßt habe. Man glaubt zu wiſſen, daß Hoover geſtern abend auf einem Diner ſeine Gäſte über ihre Meinung wegen der Notwendigkeit befragte, einen Beweis von Großzügigkeit hinſichtlich der Kredite für ame— rikaniſche und ausländiſche Unternehmungen zu geben, und über die Möglichkeit, den unge— heuren Goldvorrat der Vereinigten Staaten nutzbringend zu verwenden, ohne eine Infla— tion hervorzurufen. Dr. Pfriemer auf der Reiſe nach Caibach lotb. Laibach, 15. Sept. Dr. Pfriemer iſt mit ſeiner Frau, einem Sohn und mehreren Emi— granten heute früh in Marburg eingetroffen und wurde von den jugoflawiſchen Behörden zur Wei— terreiſe nach Laibach aufgefordert. Er dürfte bei Radkersburg die Grenze überſchritten haben. Die Cänderbeſprechungen in der Reichskanzlei enb. Berlin, 15. Sept. In der Reichskanzlei fand heute vormitiag die geſtern angekündigte Be— ſprechung des Reichskanzlers u. des Reichsfinanz⸗ miniſters mit den Ländern ſtatt. Sie dauerte bis kurz nach ein Uhr mittags. Es nahmen daran teil, der bayriſche Miniſterpräſident Held, der ſächſiſche Miniſterpräſident Schieck, der württembergiſche Miniſterpräſident Bolz, der heſſiſche Miniſterpräſi— dent Adelung und für Baden Innenminiſter Meier und Finanzminiſter Matthes. Aus der Tatſache, daß nicht, wie geſtern angenommen wurde, die Finanzminiſter, ſondern die Miniſterpräſidenten ſelbſt zu dieſer Beſprechung nach Berlin gekom- men ſind, ergibt ſich ſchon, daß es ſich um eine möglichſt enge Angleichung der Maßnahmen der Länder an die des Reiches und nicht nur um finan⸗ zielle Probleme gehandelt hat, obgleich ſie natür⸗ lich in allen Erörterungen gegenwärtig die Haupt— rolle ſpielen. Curtius bei Briand witb. Genf, 15. Sept. Dr. Curtius machte heute Nachmittag dem franzöſiſchen Außenmini⸗ ſter Briand einen Gegenbeſuch. Es wurden die Einzelheiten des Berliner Beſuches und die in der Völkerbundsverſammlung zur Debatte ſte⸗ henden beide Länder gemeinſam intereſſierenden Fragen beſprochen. Die Beſprechungen, die um 6 Uhr begonnen hatten, dauerten eine Stunde. Tagesnachrichten Kriegsopfer beantragen Gerichtsentſcheidung 5 zur Notverordnung. Nach der Notverordnung werden die Gehalts⸗ kürzungen für das Ruhen der Kriegsopferrenten herangezogen. Demzufolge kommen Kürzungen des Gehalts, alſo Einkommen, die nicht mehr vor⸗ handen ſind, auf die Rente zur Anrechnung. Der Reichsverband Deutſcher Kriegsbeſchädig⸗ ter und Kriegerhinterbliebener hat in einer Ein⸗ gabe an das Reichsarbeitsminiſterium die Anſicht hertreten und eingehend begründet, daß die vor— erwähnte Anrechnung von Gehaltskürzungen auf die Rente durch eine falſche Auslegung der Not⸗ verordnung begründet iſt. Es wurde deshalb die grundſätzliche Klärung durch ein höchſtrichterliches Urteil des Reichsverſorgungsgerichts gemäߧ 84a des Verfahrungsgeſetzes gefordert. Gründung der Liga deutſcher Bauſparkaſſen. wtb. Frankfurt a. M., 14. Sept. Nach zwei⸗ tägigen Verhandlungen wurde hier die Liga Deut⸗ cher Bauſparkaſſen gegründet. Die Verhandlun⸗ gen wurden von Herrn Dr. Völker(Bauſparkaſſe Rhenania) Köln geleite!. Zum Präſidenten der Liga wurde Finanzminiſter a. D. Dr. Suedekum gewählt, zu Stellvertretern Bankdirektor Saſſe (Münſter), und Bankdirektor Thomas(Berlin). Die Liga ſieht ihren uptzweck in der geſchäftlich— freundſchaftlichen Zuſammenfaſſung aller deutſchen Bauſparkaſſen zur Wahrnehmung der Geſamtinte— reſſen des Bauſparkaſſenweſens und ihrer Vertre— tung gegenüber der Wirtſchaft und den Behörden. Kardinal Ragoneſi geſtorben. wib. Rom, 14. Sept. Im Alter von 81 Jah- ren ſtarb Kardinal Franz Ragoneſi, der einige Jahre apoſtoliſcher Nuntius in Madrid war. Er 9 5 im Jahre 1921 zum Kardinal ernannt wor- den. Naubüberfall auf eine chineſiſche Stadt. Schanghai, 15. Sept.(Reuter). Eine Schar Räuber Raubüberfall auf die Stadt Suiningku in Nord⸗Kinagſu. Nach völliger Ausplünderung der Einwohner griffen ſie die Schule an, nah⸗ men ungefähr 100 Schulknaben und ihre Leh⸗ rer gefangen und entführten ſie in die Berge. wo ſie ſie gefangen halten, um Löſegeld zu er⸗ langen. Sünfjahres⸗ Moratorium? wtb Waſhington, 15. Sept. Führende politiſche Kreiſe ſind hier der Meinung, daß die nächſten Tage bereits einen entſcheidenden Um⸗ ſchwung der amerikaniſchen Politik bringen wer⸗ den. In maßgebenden Bankkreiſen iſt man der Anſicht, daß das Hoovermoratorium unzulüng⸗ lich ſei und ein 4—5jähriges Moratorium für alle Kriegsſchulden erklärt werden müſſe. Wit Hoover zu dieſem Vorſchlag ſteht, iſt noch nich bekannt. Jedenfalls nimmt der Druck, der as Regierung und Kongreß ausgeübt wird, ſtä⸗ dig zu. Aus Nah und Sern Darmſtadt, 15. Sept.(Aus dem Gerichts⸗ ſaal.) Wegen Aufruhrs ſaßen zwei junge Kom— muniſten aus Mörfelden und einer aus Walldorf auf der Anklagebank des Begzirksſchöffengerichts, weil ſie am 19. April in Walldorf als eine ver— botene Kommuniſtendemonſtration von der Gen— darmerie aufgelöſt wurde, zugegen waren. Es kam zu Tätlichkeiten gegen die Beamten, einer der An— geklagten war ſelbſt tätlich. Er erhielt acht Monate, der zweite ſechs Monate Gefängnis und der dritte Angeklagte erzielte Freiſpruch. Wolfsheim(Rhh.), 15. Sept.(Den Brand⸗ wunden erlegen.) Vor einigen Tagen warf das 4-jährige Einwohners Zim⸗ Dr a des Kampf um Rosenburg Noman von Johannes Hollſtein. (36. Fortſetzung.) „Das ſehe ich ſchon ein— aber Kommerzienrat— ich kenne doch Herrn Kamerlingk—“ „Das ſoll ſchon alles ſein. Sehen Sie, Herr von Waslewfki, Se haben damit einen großen Fehter gemacht, daß Sie den Verkauf nicht eintragen ließen. Ih bedauere das, denn die⸗ ſer fatale Fehler iſt in der Lage, unter Am⸗ ſtänden ein ſo freundſchaftliches Verhältnis, wie es ſich jetzt angenehmer Weiſe entwickelt hat, zu trüben. Und das wäre doch tief bedau⸗ erlich.“ „Sehr bedauerlich! Ich mache mir Vorwürfe, daß ich damals ſo nachläſſig geweſen bin.“ „Der Rechtsſtandpunkt iſt ja, wie Sie wiſ⸗ ſen, ſo, daß die drei Flurſtücke eo ipſo zu Ro⸗ ſenburg gehören. Wenn ſie jetzt quaſt beſchlag⸗ nahmen, kein Richter der Welt wird ſie Ihnen wieder zuſprechen.“ „Ich bin über das Landrecht nicht ſo infor⸗ miert.“ der Herr von „Aber— wir werden doch einen Weg kun⸗ den, Herr von Waslewſki. Sie haben doch el⸗ nen Kaufvertrag damals abgeſchloſſen?“ „Sicher! Sicher! Natürlich— einen Kauf⸗ burtrag.“ „Mein Freund, Herr von Kamerlingt, wird die drei Flurſtücke ſofort auf Sie überschreiben laſſen, wenn Sie ihm dieſen Kaufvertrag vor⸗ weiſen.“ „Aber natürlich! Er muß ja da ein! Er iſt natürlich nicht ſofort ur Stelle n* 1 1 1 unternahm am Freitag einen; Sie, das iſt nun ſchon an die zehn Jah mermann eine Kanne mit kochendem Kaffee um und erlitt dadurch ſchwere Verbrennungen. Das Kind iſt jetzt ſeinen Verletzungen erlegen. Eltville(Rhg.), 15. 9.(Wegen Steuer⸗ hinterziehung verhaftet.) Von der hieſigen Polizei wurde vor dem Arbeitsamt der Kraftwagenführer Philipp Weiß aus Mainz unter dem Verdacht feſtgenommen, unverſteuertes Zigarettenpapier an Erwerbsloſe verkauft zu haben. Es wurden bei ihm noch 84 Mäppchen unverſteuer⸗ tes Papier vorgefunden. wib. Erwitte(Kreis Lippſtadt), 15. Seßt. (Autounglück.— Ein Toter, z wei Schwerverletzte.) Ein Kraftwagen aus Herzfeld kam in der Nähe der Gemeinde Eikeloh ins Schleudern als er einen anderen Wagen über⸗ holen wollte, und fuhr gegen einen Baum. Von den fünf Inſaſſen erlitten drei ſchwere Verletzungen während die übrigen Perſonen leicht verletzt wur⸗ den. Die Schwerverletzten wurden in das Erwitter Krankenhaus gebracht, wo der Chauffeur, dem das Steuerrad die Bruſt gequetſcht hatte, geſtorben iſt. wib. Geſeke, 15. Sept.(Sprengſtoff⸗ diebſtahl.) Aus dem von den beiden Zement⸗ werken Fortuna und Weſtfalen gemeinſam benutz⸗ ten Pulberhaus wurden geſtern Nacht durch Ein bruch 70 Kg. Sprengſtoff und mehr als 400 Sprengkapſeln geſtohlen. Von den Tätern fehlt zur Stunde jede Spur. Rockenhauſen, 14. Sept.(Forderungen der nordpfälziſchen Bauernſchaft.) Hier tagten am Sonntag die Bauernführer des Be⸗ gzirks Rockenhauſen, die nach mehrſtündiger Aus⸗ ſprache folgende Entſchließung faßten: Es iſt für die Landwirtſchaft der Nordpfalz der Zwiſchenhau⸗ delspreis bezw. der Preisunterſchied zwiſchen Gerſte und Bier derart unverſtändlich, daß verlangt wer⸗ langt werden muß, dieſen Kriſenzuſtand durch Er⸗ laß einer Kartellverordnung zu beſeitigen. Weiter erklärten wir, daß im Falle die deutſche Landwirt⸗ ſchaft auch weiterhin für die Stickſtoffdünger teue— rere Preiſe bezahlen muß als das Ausland, wir uns gezwungen ſehen, künftighin vom Bezug von Stickſtoffdüngern Abſtand zu nehmen. Die kata⸗ ſtrophale Schädigung der heutigen Ernte im Bezirk macht es uns ferner zur unbedingten Pflicht, ein⸗ ſtimmig den Grundſteuer-Nachlaß zu verlangen. Im übrigen wird verlangt, in ſchärfſter Form den zur weiteren Exiſtenz der Landwirtſchaft notwen⸗ digen Preisausgleich mit allen Mitteln durchzu— ſetzen. Weſel, 15. Sept.[(Mutter mit Söh⸗ nen ermordet aufgefunden.) Eine furchtbare Bluttat iſt in der letzten Nacht in dem kleinen landwirtſchaftlichen Ort Bruenen begangen worden. In einem Wäldchen fand man dort das Fahrrad des Schmiedemeiſters Behling. Als der Beſitzer benachrichtigt werden ſollte, machte man die ſchauerliche Entdeckung, daß Frau Behling ſomie ihre beiden Söhne im Alter von 18 und 15 Jahren mit durchſchnitte⸗ ner Kehle in ihren Betten lagen. Die Mutter und einer der beiden Söhne wieſen außerdem noch Spuren eines Erdroſſelungsverſuches und der zweite Sohn noch eine Schußwunde auf. In der Wohnung des Schmiedemeiſters wurde auf dem Tiſch ein Zettel geſunden, der die wenigen Worte enthielt:„Es iſt brei Uhr, mein Mann iſt noch nicht zurück.“ Die Polizei iſt eifrig be⸗ müht, den Verbleib des Schmiedemeiſters, der ſich eines guten Rufes erfrerte, und mit ſeiner Familie in beſtem Einvernehmen lebte, ſeſtzu⸗ ſtellen. Behling hatte geſtern abend ſeine Woh⸗ nung verlaſſen, um einen ARachbarn zu beſuchen. Von dieſem Beſuch iſt er nicht wieder zurückge⸗ kehrt. Bernburg, 15. Sept.(Eine Verzwei⸗ felte tötet ſich und ihre Kinder.) In der vergangenen Nacht hat ſich die 41 Jahre alte Ehefrau des Juſtizwachtmeiſters Liewers zuſammen mit ihren 12 und 10 Jahre alten Kindern durch Gas vergiftet. Det Mann, ein früherer Muſiker, hatte ſeine Familie durch übermäßigen Alkohol- und Zigarettengenuß in Schulden geſtürzt. Als der Mann abends noch⸗ einmal in ein Gaſthaus ging, dichtete die Frau die Wohnung ab und machte ihrem und ihrer Kinder Leben ein Ende. Darmſtadt, 15. Sept.(Heſſiſche Sozial⸗ demokratie arbeitet Sparmaßnah⸗ men aus.) Die ſozialdemokratiſche Landtags⸗ fraktion hat ſich am Montag in mehrſtündiger Sitzung mit den Möglichkeiten von Erſparniſſen im Staatshaushalt beſchäftigt und wird der Regierung Vorſchläge unterbreiten, die darauf hinauslaufen, die finanzielle Notlage des Staates und der Ge— meinden zu lindern. Auch die Frage der Arbeits⸗ beſchaffung iſt Gegenſtand eingehender Beratung geweſen. Darmſtadt. 14. Sept.(Herbſttagung ⁊u dem Aeimeueſiaufstancl in Oesterꝛeieli. Dr. Pfriemer, der Führer der ſteiriſchen Heimwehr. eee N Fürſt Starhemberg, a der frühere Innenminiſter, wurde verhaftet. re her. Ich muß unter den Korreſpondenzen auf dem Boden nachſehen laſſen.“ 8 „Bitte, Herr von Waslewſki! Sie haben ſten Tagen damit näher.“ „Gern, natürlich gern. Aber die Her zen trinken ja nicht!— Noch ein Likörchen. Selbſt⸗ gemiſcht! Prima, prima! Nicht ſchwer!“ Sie tranken. Gothe trieb er bald das Waſ⸗ er in die Augen. „Alter Giftmiſcher!“ dachte er erboſt. Willfried nahm das Wort.„Noch eins, Herr Baron. Ich hatte geſtern mit Herrn Brucks vereinbart, daß die Ernte der Flurſtücke erſt abgefahren wird, wenn der Fall geklärt iſt.“ „Ja.. der Herr Brucks hat darüber nicht zu beſtimmen. Ich habe die Abfuhr angeord— net.“ Willfried wurde ſehr kühl. „Herr von Waslewſki.., ich bedaure ſehr, daß Sie ſich zu dieſer Maßnahme hinreißen ließen! Sie dürfte nicht dazu dienen, unſer freundſchaftliches Verhältnis zu ſtärken.“ Waslewſkis Mienen nahmen einen ver⸗ bieſterten Ausdruck an. „Was wollen Sie, Herr von Kamerlingk! Es iſt mein Land!“ „Dafür müſſen Sie uns erſt den Beweis er⸗ bringen. Ich bin nicht gewillt, ohne dieſen auf dieſe Perlen von Land zu verzichten.“ Des Barons Geſicht rötete ſich. mannes nicht?“ „Ich perſönlich bin desintereſſiert. Es iſt 8 muß, falls Sie dieſen Kaufvertrag nicht vo gewiß die Güte und kommen uns in den näch⸗ „Genügt Ihnen das Wort eines Edel⸗ meines Vaters Land, Herr von Waslewſki. Ich mehr rweiſen können, die Entſcheidung meinem Vater überlaſſen. Ich geſtatte mir, mich zu empfehlen.“ Schweigende Verbeugung. „Herr Brucks ſoll kommen!“ rief Waslewſki erregt. Als der Inſpektor eintrat, rief ihm der Herr erregt entgegen: „Was glauben Sie... der Roſenburger war da. Der junge Kerl maßt ſich an, mir Lehren zu erteilen!“ „Das wundert mich nicht, Herr von Was⸗ lewſki! Er braucht ſie ſelber ſehr notwendig. der grüne Jung.“ „Aber eine verteufelte Sache iſt das doch, Brucks! Was tun wir? Der Kaufvertrag.. wo mag der ſtecken?“ Da flüſterte ihm Brucks was ins Ohr. Der Baron lachte grimmig auf. „Ja, ja, ich weiß ſchon Sie haben recht! Aber Sie brauchen nicht über die Dinge reden. Jedenfalls... das Land gebe ich nie za⸗ rück.“ „Es wird auch nicht nötig ſein! Laſſen Sie mich nur ſorgen.“ b Der Baron ſah ſeinen Inſpektor aufmerk⸗ ſam an. „Gut! Machen Sie, was Sie wollen.“ Da trat Katja ein, die im Nebenzimmer das Geſpräch mit angehört hatte. Brucks grüßte mit übertriebener Höflichkeit, ſeine Augen hingen gierig an dem reizenden Geſchöpf. „Papa! Ich habe deine ganze Unterredung mit.. Will. mit Herrn von Kamerlingk an⸗ gehört. Er iſt zweifellos im Recht und daß du . in der Nacht die Ernte von den en herei ſellſchaft.) In 27 Sonderausſchüſſen vollzog ſich am Montag die Arbeit der D. L. G. auf der Darmſtädter Herbſttagung. Eine Reihe Ausſchüſſe, ſo die Sonderausſchüſſe die Fleiſchſchafszucht, für Merinozucht, Landſchaftszucht, Fleiſch⸗Wollſchafs⸗ zucht, für die Zucht des Landſchweines, des ver⸗ edelten Landſchweines, des Edelſchweines und des Bergshire⸗Schweines berieten u. a. die Beſtim⸗ mungen der Schauordnung für die Mannheimer Wanderausſtellung(31. Mai bis 5. Juni 1933) und nahmen eine Reihe abändernder Anträge an. Im Sonderausſchuß für Ziegenzucht wurden die Erfahrungen erörtert, die mit dem Ziegenleiſtungs⸗ preisbewerb auf der Wanderausſtellung Hannover gemacht wurden. Die Einrichtung einer Ziegen⸗ milch⸗Koſthalle wurde für die Mannheimer Aus⸗ ſtellung wieder in Ausſicht genommen. Im Son⸗ derausſchuß für Tabakbau wurde über das Ergeb⸗ nis der vorjährigen Tabakdüngungs⸗ und Sorten⸗ verſuche, ſowie über den Stand der 1981 eingelei⸗ teten Verſuche Bericht erſtattet. Ferner berichtete Oekonomierat Hoffmann⸗Speyer über das Ergeb⸗ nis der Qualitätsprüfung von Tabakproben aus DeG.⸗Düngungsverſuchen 1930.— Die Ergeb⸗ niſſe der Mais⸗Sortenverſuche wurden im Sonder⸗ ausſchuß für Mais dargelegt. Im Anſchluß daran erörterte Vizedirektor Buß⸗Raſtatt die Maßnahmen die für den beſſeren Abſatz inländiſchen Maisſaat⸗ gutes zu treffen ſind. Eine Reihe bemerkenswerter Fragen wurde in der Sitzung des Sonderausſchuſ⸗ ſes für Landarbeit behandelt. Die Wirtſchaftlichkeit der Kuhnutzung und im Anſchluß daran die Frage der Viehanſpannung wurden auf der Grundlage der vorliegenden Erfahrungen ausführlich erörtert. Ebenſo wurden die Pläne für die Landarbeiter Ausſtellung auf der Mannheimer Wanderſchau eingehend beraten.— Auch das Hauswirtſchafts⸗ weſen und die mancherlei mit der Hauswirtſchaft verbundenen Beſtrebungen fanden in den Sonder⸗ ausſchüſſen für Hauswirtſchaft entſprechende Be— rückſichtigung. Von den übrigen Sitzungsergebniſſen ſei aus dem Ausſchuß der Geräteabteilung noch die Beratung des Preisausſchreibens für die Hauptprü⸗ fung mehrreifiger Kartoffelbearbeitungsgeräte er⸗ wähnt, die neben den bereits vorliegenden Preis⸗ ausſchreiben für die Hauptprüfung der Motorgras— mäher, der Kartoffelſichtmaſchine, der Wäſcheſchleu⸗ der und Wäſchepreſſen für die Mannheimer Wan⸗ derausſtellung in Ausſicht genommen ſind. Wöllſtein, 15. Sept.(Der neue Bürger⸗ meiſtervon Wöllſtein.) Bei der am Sonn⸗ tag ſtattgefundenen Bürgermeiſterwahl erhielt der Kandidat der bürgerlichen Parteien Julius Neubrech 614 Stimmen. Die weiteren Kandi⸗ daten Heinrich Mattes und Ph. Hill 2. brachten es auf 266 bezw. 90 Stimmen. Neubrech iſt ſomit zum Bürgermeiſter gewählt. Bonndorf, 15. Sept.(Vom Zug über⸗ fahren.) Die 62 Jahre alte Frau Huber von hier, die ihren Schirm im Abteil ſtehen gelaſſen hatte, ſprang auf den bereits wieder ausfahrenden Zug und ſtürzte. Sie wurde von den Rädern er⸗ faßt und ſo ſchwer verletzt, daß ſie nur als Leiche geborgen werden konnte. Ihr Mann mußte mit⸗ anſehen, auf welch grauenvolle Weiſe Frau Huber verunglückte. Großſteinhauſen, 14. Sept.(Großes Scha⸗ denfeuer.) Das der Witwe Schmidt gehö ige Wohnhaus nebſt Scheuer, Stall und Rückgebäude wurde durch Feuer vollſtändig zerſtört. Es wird angenommen, daß in den naß eingebrachten Ernte— vorräten Selbſtentzündung entſtand. Pleisweiler, 14. Sept.(Bei Dacharbei⸗ ten abgeſtürzt.) Am Samstag ſtürzte der bei Dacharbeiten beſchäftigte Maurer Johann Bender aus großer Höhe ab. Bei dem Stur; zog ſich der Verunglückte eine ſchwere Rückenmark⸗ verletzung und ſonſtige äußere Verletzungen zu. Der Mann iſt am Sonntag ſeinen Verletzungen erlegen. Nußdorf, 14. Sept.(Tödlicher Stur; vom Erntewagen.) Beim Ohmetholen ſtürzte die 78 Jahre alte Frau des Landwirts Friedrich Lorentz ſo unglücklich vom Wagen, daß ſie das Rückgrat brach und kurz darauf ſtarb. Waldshut, 14. Sept. auf dem Notzen wald (Bauernweſen eingeäſchert.) macht mich an deiner Ehrenhaftigkeit irre, Das war nicht fair!“ 0 „Willſt du mir Vorſchriften machen!“ ſchrie der Baron, ſchon etwas unter dem Einfluß des Alkohols.„Gefällt dir wohl, der Burſche. mit dem.. dem glatten Geſicht!“ „Er gefällt mir. ſehr ſogar, Papa! Vor kurzem gefiel er dir auch noch. Haſt doch ſogar geäußert, daß er dir nicht unlieb ſei, wenn er dein Schwiegerſohn würde.“ Brucks ſtand da wie eine Bildſäule. Aber keine Muskel in ſeinem Geſicht zuckte. Er verbeugte ſich ſtumm, warf Katja einen durchdringenden Blick zu und verließ das Zim mer. Er ging nur ein paar Schritte Horchte, was ſie weiterſprachen. Schwer ging ſein Atem als er hörte, daß. Katja ihn„ der ihn von Roſenburg vertrieben hatte. liebte. Ihn, den er haßte, wie hundert Teufel aus der Hölle nicht haſſen können. Siebentes Kapitel. Am nächſten Morgen, als man Getreide in die große Feldſcheune einfuhr, hörte man den Reichswehrſoldaten Nitſche jämmerlich fluchen. Feldwebel Lehmann, der Nitſche gar nicht von der Seite kannte, fragte ihn:„Was iſt dit denn über die Leber gelaufen, Nitſche?“ „Eine Schweinerei! Herr Feldwebel.. hiet iſt dieſer Nacht geklaut worden! Ich weiß ganz genau, iſt habs geſtern noch Kramer geſagt. ten. Jetzt finds bloß noch 56 Stück. Und um! ſetzt ſind ſie auch. Das merk ich ſofort.“ der Deutſchen Landwirtſchafts Ge 76 Puppen waren es, die wir aufgeſtellt h“ Geſtern vormittag brach in dem landwirtſchaft⸗ lichen Anſweſen des Landwirts Johann Sand⸗ mann in Görwihl Feuer aus, dem das große Wohnhaus mit Oekonomiegebäude zum Opfer ge⸗ fallen iſt. Der Brand entſtand während des Haupt⸗ gottesdienſtes. Das Vieh und ein großer Teil der Fahrniſſe konnten gerettet werden. Der Gehäude⸗ ſchaden beläuft ſich auf 17000 RM. Die Brand⸗ urſache dürfte in Selbſtentzündung ſchlecht einge⸗ brachten Oehmds zu ſuchen ſein. Das Anpeſen iſt bereits viermal abgebrannt, das letzte Mal im Jahre 1894. Zweibrücken, 14. Sept.(Römiſche Funde in Zweibrücken..) Ein vor einiger Zeit in unmittelbarer Nähe Zweibrückens und noch in deſ⸗ ſen Stadtbereich gemachter Fund einer größeren Zahl eiſerner Werkzeuge verſchiedener Form und Art entpuppt ſich jetzt als ein wertvolles Zeugnis der römiſchen Beſiedlung Zweibrückens. Der Fund des Heimatmuſeums wird zur Zeit in den Werk⸗ ſtätten des Hiſtoriſchen Muſeums der Pfalz konſer⸗ viert und ſoll mit anderen ähnlichen Funden aus der Pfalz ſeine wiſſenſchaftliche Bearbeitung finden. Saarbrücken, 14. Sept.(20 0 0 Arbeits⸗ loſe im Saargebiet.) Die Arbeitsloſigkeit im Saargebiet iſt in einem gewaltigen Steigen be— griffen. Wie aus dem Nachweis der Regierungs⸗ kommiſſion hervorgeht, iſt nun binnen weniger Wochen eine weitere enorme Steigerung zu ver⸗ zeichnen. Am 10. September wurden nicht weni⸗ ger als 20 190 Arbeitsloſe ſtatiſtiſch erfaßt. Zweibrücken, 15. Sept.(Frankreich gergäißt ſeine toten Soldaten.) Seit der Räumung der Rheinlande hat ſich die franz. Regierung, trotzdem ſie vom Stand der Sache unterrichtet iſt, nicht mehr um die Gräber der hier ruhenden rund 50 franzöſiſchen Soldaten beküm⸗ mert. Von dieſen während der Beſatzungszeit ge— ſtorbenen Kriegern ſind 40 Marokkaner, deren Grabſtätten mit einfachen Holzbrettern und aufge⸗ ſetzten Halbmond verſehen ſind. Die übrigen Sol— daten haben Holzkreuze. Ein Teil der Gräber iſt mit Unkraut bedeckt, Holztafeln und Aufſchriften verwittern. Da der wohlhabende franzöſiſche Staat ſeine Söhne hier vergeſſen hat, werden die Gräber in der nächſten Zeit zuſammengelegt und ſo zu einem einheitlichen Ruheplatz der Fremdlinge aus— geſtaltet. Stuttgart, 14. Sept. ter Mammutfunde.) arbeitung der Cannſtatter allem des im Jahre 1816 gefundenen großen Stoßzahnlagers vom Seelberg durch Prof. Dr. Berchhemer ergab, daß in der den Fund einſchlie— ßenden Erd- und Geſteinsſchicht auch Kohle und Feuerſteinreſte liegen, was den Schluß, daß Men— ſchen dieſes Lager zuſammengetragen haben, wahrſcheinlich macht. Daraus ſchließt das Württ. Landesamt für Denkmalpflege, daß alſo der Menſch am Beginn der letzten Eiszeit in Cannſtatt gelebt hat. Die Anziehungskraft des Aermelkanals Das Aeberſchwimmen des engliſchen Kanals hat heute den Reiz der Senſation verloren. Es fehlt ſogar nicht an Stimmen, die dieſe ſportliche Leiſtung für eine alltägliche Erſchei⸗ nung halten., Immerhin iſt es in einer Zeit von 56 Jahren, in der rund 150 Verſuche un⸗ ternommen wurden, nur 17 Perſonen gelun⸗ gen, den Aermelkanal von England nach Frankreich oder in umgekehrter Richtung zu durchſchwimmen. Keine andere Waſſerſtraße der Welt hat auf wagemutige Perſonen einen ſo lockenden Anreiz geübt wie der engliſche Ka— nal. Aus allen Teilen der Erde haben ſich die beſten Schwimmer an dieſer Aufgabe erprobt, und der Erfolg des Wageſtücks gilt als die größte Auszeichnung, die ein Schwimmer er⸗ langen kann. Trotz allen Verſuchen aber bleibt die Kraftprobe, die zum erſtenmal Kapitän Webb im Jahre 1875 gelang, in unvergeſſener Erinnerung. Ueberquerte doch damals der eee (Die Cannſtat⸗ Eine ernente Durch— Mammutfunde, vor 1 wic Schwimmer den Kanal von England naß Frankreich in einer Waſſerfläche, deren Stru⸗ del und Strömungsverhältniſſe vor 56 Jahren noch ſo gut wie unbekannt waren. Sein Re⸗ kord blieb 36 Jahre lang ungebrochen, bis 1911 Burgeß die Durchſchwimmung des Ka⸗ nals von England nach Frankreich gelang. Er hatte freilſch 19 mißlungene Verſuche gemacht, bevor er Erfolg hatte. Die gleiche Leiſtung gelang auf derſelben Strecke Sullivan im Jahre 1923. Wenn aber auch die Kanalüber⸗ querung durch Schwimmen ſo oft mit einem Mißerfolg endete, ſo ſind anderen ſportlichen Ueberquerungen doch bemerkenswerte Erfolge beſchieden geweſen. Erſt vor kurzem über⸗ ſchritt der junge Oeſterreicher Karl Naumeſt— nik zu Fuß das Waſſer des Kanals auf beſon⸗ ders konſtruierten Skiern, deren Verwendung für dieſen Zweck aber auch nichts Neues war. Schon im Jahr 1878 hatte der Amerikaner Fowler den Kanal auf einer Vorrichtung über— ſchritten, die er„Podoscaph“ nannte. Er ſtand dabei aufrecht im Waſſer und handhabte ein Ruder, ähnlich wie bei der Steuerung eines Kanus. Von Boulogne ausgehend, erreichte er Sandgate in 12 Stunden. Paul Boyton wurde durch ſeinen aus Kautſchut angefertigten Anzug im Jahre 1875 erfolgreich von Dover nach Calais getragen. Er hatte ſich ſchon vorher als Leiter des Rettungsdien⸗ ſtes von Atlantic City ausgezeichnet und einer großen Anzahl Menſchen das Leben gerettet. Dingelden beim Reichskanzler enb. Berlin, 15. Septbr. Der Reichskanzler empfing heute abend den Führer der DV., Abg. Dingeldey, zu einer längeren Ausſprache.— Von unterrichteter Seite wird Nachdruck darauf gelegt, daß die Beſprechung einen recht weiten Rahmen hatte und ſich namentlich auch auf de wirtſchaftlichen Probleme bezog, die mit den Ple. nen der Reichsregierung zuſammenhängen. Daß die Beſprechung damit einen ähnlichen Charakter hatte wie z. B. vor einigere Zeit die Zuſammenkunft mit Geheimrat Hugenberg, geht auch daraus her— vor, daß auch der Führer der Zentrumspartei, Prä— lat Kaas, an ihr teilnahm. Rudfunk⸗Progrnamm Südweſtdeutſche Gruppe. Frankfurt a. M. Donnerstag, den 17. Sept. 1931. 5.55 Uhr: Wetter; Anſchl.: Gymnaſtik; 7.00: Frühkonzert; 9.00: Schulfunk; 12,05: Schallplat⸗ tenkonzert; 15,30: Stunde der Jugend; 17,00: Nachmittagskonzert; 18,40: Stunde des Films; 19,05: Wirtſchaft, Staat und Gegenwart; 19,30: Meldungen; 20,00: Muſik von Rich. Strauß; Süddeutſche Gruppe. Stuttgart. Donnerstag, den 17. Sept. 1931. 5.55 Uhr: Zeit, Wetter; Anſchl.: Gymnaſtik; 10.00: Konzert; 12,35: Tanzmuſik; 14,30: Spa⸗ niſcher Unterricht; 15,30: Stunde der Jugend; 16,30: Schallplatten; 17,00: Nachmittagston⸗ zert; 18,40 und 19,05: Vorträge; 19,45: Einfüh⸗ rung zu der Oper„Salome“; 19,30: Meldungen; 20.60:„Salome“, Drama in 1 Akt. münchen. Donnerstag, den 17. Sept. 1931. 12,30 Uhr: Konzert; 15,40: Plauderei; 16,20: Hausmuſikſtunde; 17,00: Ein Zwiegeſpräch; 17,0 Veſperkonzert; 18,30: Zeitſchriftenſchau; 19,10: Vortrag; 19,30: Vergeſſenes Belcanto; 20,05: Der Geizige, Komödie in fünf Aufzügen; 21,20: Alte und neuere Lieblingsmelodien; 22,20: Nach richten, Sportfunk. Sanierung der Gemeindefinanzen Die kleineren Gemeinden und die Gemeinde⸗ verbände verlangen Gerechtigkeit. Die Vertretungen der ländlichen Gemeinden und Gemeindeverbände und der mittleren und kleinen Städte, der Deutſche Landkreistag, der Reichsſtädtebund, der Deutſche Landgemeinde⸗ tag ſowie der Verband der Preußiſchen Provin⸗ zen ſehen ſich genötigt an die Regierungen des Reichs und der Länder, die Parlamente und die geſamte Oeffentlichkeit die dringende Bitte zu richten, in ihrer Stellungnahme und ihrer Kritik der konmunalen Betätigung nicht immer die Verhältniſſe großer Städte zum Ausgangs⸗ punkt zu nehmen. Es wird gerade von der nicht⸗ großſtädtiſchen Selbſtverwaltung keineswegs be— ſtritten, daß in unſerer jetzigen Finanz⸗ und Wirtſchaftslage allergrößte Sparſamkeit ein Gebot zwingender Notwendigkeit iſt. Die ge— nannten kommunalen Spitzenverbände müſſen ſich aber entſchieden dagegen wenden, daß die Regierung Maßnahmen, die nur der Abſtellung von Mängeln in einzelnen großen Stadtgemein⸗ den dienen können, immer wieder verallgemei— nert und auf alle„Gemeinden“ und Gemeinde— verbände ausdehnt. Tatſächlich iſd es ein Gebot der Gerechtigkeit, feſtzuſtellen, daß unbeſtreit— bare und mit erheblichen Ausgaben verbundene Uebertreibungen in vielen Arten der kommuna— len Betätigung von der übergroßen Zahl der kleineren Gemeinden und der Gemeindeverbände — und hierzu gehört noch immer die überwie— gende Mehrzahl der Bevölkerung— von jeher bewußt abgelehnt worden ſind. Gleiche Spar— möglichkeiten, wie in großen Städten, ſind in dieſen Gemeindegruppen nicht vorhanden. Daher verlangen die kleineren Gemeinden und die Ge— meindeverbände eine beſondere Berückſichtigung bei den zur Behebung der kommunalen Finanz— not dringend notwendig gewordenen Maßnah— men des Reichs und der Länder. Wenn jetzt von einen Verſagen der Selbſt— verwaltung in der öffentlichen Meinung ge— ſprochen wird, ſo ſollte ſich dieſe Kritit nicht auf die kleineren Gemeinden und die Gemeinde— verbände erſtrecken. Es wär unbitlig, Maßnah— men, die zur Abſtellung von Mängeln in ein— zelnen großen Stadtgemeinden dienen ſollen, auf alle Selbſtverwaltungskörper auszudehnen und dieſe unverſchuldet in ihrer Betätigung zu lähmen. 5 Großſtädte und die„deutſchen Gemeinden“ und„Gemeindeverbände ſind nicht ein und das— ſelbe! * wettervorherſage 5 Ausſichten für Donnerstag: Keine weſentliche Aenderung des Witterungscharakters. Die Rückfahrt des„Nautilus“ witb. Oſlo, 15. Sept. Wilkins u-Boot„Nau⸗ tilus“ erreichte heute morgen die Höhe der In- ſel Senjan(Nordnorwegen) und nahm Kurs auf Harſtad, wo es im Laufe des heutigen Ta— ges eintreffen wird. Soziales Lohnkündigung im rechtsrheiniſchen Textilinduſtriegebiet. wtb. Wuppertal, 15. Sept. Der Verband der Arbeitgeber im bergiſchen Induſtriebezirk hat das Tarif⸗ und Lohnabkommen für ole rechtsrheiniſche Textilinduſtrie vom 26. Januar 1931 am 15. September 1931 zum 15. Oktober 1931 gekündigt. Der Mahatma geht in ſtrömendem Regen durch Folkeſtone, um ſich zu ſeinem Londoner Zuge zu begeben. In ſeiner gewohnten einfachen Kleidung kam der Führer der indiſchen Selbſtändigkeitsbewe— gung, Mahatma Gandhi, auf engliſchem Boden an. In ſtrömendem Regen ging er durch die Straßen von Folkeſtone zum Bahnhof, ſwo ihn der Zug nach London brachte. All ſein Reiſege— päck bildeten ein paar Leinentücher und ſelbſtge— ſponnenes Garn. Lokale Nachrichten Die Tragödie einer Mutter Tagtäglich ſpielt im Leben der große von Schickſalshand gedrehte Film:„Die Tradögie einer Mutter.“ So manche alte Frau ſieht auch auf ihrer Lebensleinwand verzeichnet:„Die Tragödie einer Mutter.“ Wie oft wird der Mutter, die ihr Leben lang nichts gekannt hat als Gram und Sorge, von der ſtolzen Tochter, von dem feinen Sohn ein wenig Licht und Sonnenſchein im Alter nicht gegönnt. Wie oft iſt ſchnöde Mammonſucht die Urſache, daß man ſeinem alten Mütterlein das Brot nicht mehr gönnt, daß man ſie fühlen läßt, daß ſie nur unnütz auf der Welt iſt. Niedrige Habſucht läßt oft vergeſſen,: „So lang noch lebt dein Mütterlein biſt reich du auf der Welt: Erſt wenn ſie ruht im Totenſchrein, biſt arm du auf der Welt.“ Wie wird ſo leicht vergeſſen, daß man auch einmal alt, auch einmal gebrechlich wird. Wie ſchön iſt es dagegen, wenn du immer deine Pflicht getan haſt. Wenn du mal alt und weiß das Haar zur Neige geht die Zeit 5 und dir das Bild zur Totenbahr ſchon wird zum Taggeleit dann bete ſtill zum Mütterlein ſie reicht dir dann die Hand und zieht dich in den Himmel ein ins ewge Heimatland. bvVerſteigerung der Kirchweih⸗ plätze. Zu einer für geſtern nachm. ausgeſchrie- benen Verſteigerung der Kirchweihplätze für die dies- jährige Kirchweihe, die am 15. November ſtatt— findet, hatten ſich nur wenige Steigerungsliebhaber eingefunden. Die abgegebene Gebote waren auch Woran wir ſterben? Von W. Greiſer. Die Frage, woran wir ſterben, mag zunächſt einmal ganz kurz beantwortet ſein: Wir ſterben am Nervenſyſtem. Oertlich ſchärfer umriſſen könnte man auch ſagen: Wir ſterben am Hirn. Gewiß kann der Organismus durch beſtimmte Vorgänge auch in ſeiner Peripherie oder im Kern irgend einer Subſtanz getroffen werden. Letzten Endes iſt aber die Frage, weshalb es kein ewiges Fortleben auf Erden gibt, das Problem, weshalb wir altern müſſen, eine Angelegenheit des Hirns. Das lehrten nicht nur Wiſſenſchaft und Forſchung, lehrt und durch ſie u. a. auch die Zelle der Arenergie in der von uns häufig als primitiv an⸗ geſprochenen niederſten Tierwelt. Alſo aus einer Reihe von Einzellern, deren Lebensform uns zu denken gibt, ſollten wir Rückſchlüſſe auf unſere Le⸗ bensgeſetze ziehen. „Unſer Leben währet ſiebzig oder achtzig Jah⸗ re und es geht dahin, als flögen wir davon“. Die Umwelt aber wird, ſoweit ſie nicht auch zu der Ka⸗ tegorie Menſch gehört, häufig weit älter. Sehen wir bei dieſer Erkenntnis von der uns in ihren Lebensgeſetzen zunächſt einmal fernerſtehenden Pflanzenwelt ab, ſo belehrt uns die Tierwelt nä⸗ her darüber, wie dieſe Altersgrenzen bei ihr und unter uns erklärlich wird. Welche Tiere werden zunächſt einmal älter als der Menſch? Der Elefant. Er erreicht, ſelbſt in der Gefangenſchaft, durchweg das Alter von hun⸗ dert Jahren. Häufig auch noch weit darüber hi⸗ naus. Dann weiß man, daß einige Fiſcharten ſehr lange leben. Karpfenzüchter kennen Tiere, die man mit großer Zuverläſſigkeit auf 120 Jahre ſchätzen darf. Hechte werden ebenſo alt. Sehr langlebig iſt auch das Krokodil. Ebenſo Störche, Adler und andere Raubvögel. Viel zu hoch aber ten 0 r Rieſenſchilpkröten. Man ö. das phantaſtiſche Alter ihnen die älteſten Vierfüßler des ganzen Erdbal⸗ les. Das dürfte auch zutreffen, obwohl dieſe trägen Tiere wohl kaum älter als die Elefanten werden. Gibt es nun noch älter werdende Tier⸗ arten? Etwa gar Unſterblichkeitstiere? Sehen wir einmal näher zu. Von rieſenhaften Alterszahlen überführen uns die Riffkorallen. Sie gehören zu jenen Kleinle⸗ beweſen, deren Alter man getroſt auf tauſend Jahre zählen darf. Und doch ſind noch nicht ein⸗ mal Einzeller. Deren potenzielle Unſterblichkeit iſt heutigen Tags bereits ein wiſſenſchaftlich er⸗ wieſener Begriff. Es ſcheint alſo, wenn man von dieſen Erſcheinungen und Erfahrungen ausgeht, durchweg im Lebenserhaltunggeſetz ſo zu ſein, daß ein Organismus umſo langlebiger iſt und bleibt, je minimaler ſein Nervenleben, ſein Getriebe, iſt. Iſt dieſe Feſtſtellung wiſſenſchaftlich einwandfrei geklärt, ſo läßt die Logik notwendigerweiſe den Schluß ziehen, daß Organismen ohne Nerve-ſy⸗ ſtem gerade aus dieſem Umſtand im Rahmen ſei⸗ ner potenziellen Entwicklung frühzeitig ſterben muß. Hieraus ergibt ſich dann die Erkenntnis des einleitenden Satzes dieſer Abhandlung: Wir ſter⸗ ben am Nervenſyſtem. Faſt nervenſyſtemlos ſind z. B. alle Schwamm⸗ tiere. Gewiß gibt es unter ihnen Gruppen, bei denen die Zelleitung nicht nur das Lebensſyſtem, ſondern auch die Todesurſache iſt; aber nicht ver⸗ einzelt ſind auch jene Schwammtierkolonien, de⸗ ren faſt unbegrenzte Lebensfähigkeit aus dem Feh⸗ len eines Nervenſyſtem zu erklären iſt. Dieſe Schwammtiere ſind unbegrenzt in ihrem Wachs⸗ tum und ſomit auch unbegrenzt in ihrer Lebens⸗ dauer. Es kommt bei ihnen gar nicht in Betracht, daß ein Zellenweſen abſtirbt oder durch Teilung oder Spaltung ein zweites gründet. Es gibt in dieſen Organismen vielmehr überhaupt kein Al⸗ tern, nicht einmal Altersunterſcheidungsmale. Vorausſetzung hierfür iſt immer wieder die münze ſchteit des Nachtweiſes einer Rer. 7 „Perpetuum mobile“. Sie haben Leben erhalten aus der Urkraft der Welt, aber ſie bedürfen weder einer Ergänzung ihrer Kraft noch einer Verjün⸗ gung ihrer Subſtanz keine Umwandlung, keiner Erneuerung, keiner Rückwandlung. Nichts von alle⸗ dem, was bei höheren, mit Nerven verſehenen Peſen zwangsläufig zum Aufbruch vorhandener Energie und ſomit eben zum ſicheren Tode führen muß. Hierfür wurde eingangs auch geſagt. Wie ſterben am Hirn. Und auch dieſe Behauptung ſoll erwieſen werden. Setzen wir noch einmal voraus, daß unſer Or— ganismus in ſeinem Aufbau und in ſeiner Entwick- lung keinerlei nach und nach in ihrer Kraft ſich als überlegen erweiſenden Lebensrivalen unterwerfen wäre und ſomit fortbeſtehen müßte, wenn wir kein Nervenſyſtem hätten, ſo hat die Forſchung doch er⸗ geben, daß alle uns verſorgenden Gefäße bis in das Hirn hinein ablagern, und zwar eben deshalb weil eine Abnutzung unſerer Nervenſubſtanz er— folgt. Bedingt alſo das eine gleichſam das zweite, ſo iſt die Hypotheſe der Vorbedingung für unſeren Tod erwieſen. Wir ſterben alſo am Nervenſyſtem und am Hirn und haben gegenüber jedem anderen Organismus in der Welt nur den einen Troſt, daß der zerfallende Leib nur der Tempel des Geiſtes iſt, der nicht untergeht, auch wenn ſein Gefäß, der Leib, zerfällt. Eine ſchwarze Jazzkapelle im 16. Jahrhundert Nur wenigen unter den zahlreichen Beſu⸗ chern der Ausſtellung portugieſiſcher Kunſt im Verſailler„Muſee du Jeu⸗de⸗Paume“ dürfte es aufgefallen ſein, daß das hölzerne Tafel bild, das zu den bewundertſten Sehenswürdig keiſen der Ausſtellung gehört, mit der Darſtel, lung der„Myſtiſchen Vermählung der Prin⸗ zen(Seilige Arſula und Conan) im Dom dan 1 11 ls Zeitdokument beſondere Aufmerkſamkeit be— inſpruchen darf. Es handelt ſich dabei um die rechte obere Seite des Flügelbildes, wo man zuf einer Galerie fünf ſpielende Muſiker und das Inſtrument eines ſechſten erblickt. Dieſe Muſiker ſind mit langärmligen grünen Gewän— dern, roſafarbenen Weſten und Samtkappen bekleidet Daß ſich auf einem Gemälde des 16. Jahrhunderts ein Orcheſter befindet, iſt nicht weiter bemerkenswert; wohl aber iſt es die einzig daſtehende Tatſache, daß hier eine aus Schwarzen beſtehende Kapelle an der Feier einer Hochzeit und obendrein einer myſtiſchen Hochzeit teilnimmt und die Ohren der Heiligen mit einer Muſik erfreut, die auf jazzartigen Inſtrumenten ausgeführt wird. Die fünf Mu⸗ iker ſind kohlſchwarz, und dieſe Neuerung fin- det ihre Erklärung in der Tatſache, daß Gre⸗ zorio Lopes, der Schöpfer des Meiſterwerks. zur Zeit der großen portugieſiſchen Entdeckun— gen lebte und ſich deshalb auch ſo wenig wie alle ſeine Zeitgenoſſen der Senſation ent⸗ ziehen konnte, die das Erſcheinen der Neger in Portugal hervorrufen mußte. In dem Kata⸗ log der Ausſtellung widmet Joſe de Figueiredo dieſer Merkwürdigkeit einige Zeilen und be⸗ merkt dabei, daß König Manuel 1. von Portu⸗ zal, den ſowohl die Muſik wie das Exotiſche in gleicher Weiſe feſſelte, wahrſcheinlich der erſte Europäer geweſen iſt, der dem Reiz der heute ſo modernen Negermuſik beſonderen Geſchmack ebgewonnen hat. Auf Grund des genannten Gemäldes iſt jedenfalls feſtzuſtellen, daß die Jazzmuſik, die man für eine amerikaniſche Schöpfung der Neuzeit hält, in ihren Uran⸗ fängen mindeſtens auf eine vierhundertjährige Geſchichte zurückblicken kann. g