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Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile loſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Viernheim Fernſprecher 117.—— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Ams Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Frauen im Völkerbund? wib. Genf, 18. Sept. Im Abrüſtungsausſchuß der Völkerbundsverſammlung wurden heute, nach— den das Abkommen über die Verſtärkung der krieg— verhütenden Mittel im weſentlichen erledigt war, die beiden Anträge der ſpaniſchen Delegation über die moraliſche Abrüſtung behandelt. Der erſte dieſer Anträge bezweckt unter beſonderem Hinweis auf die Abrüſtungskonferenz die ſtärkere Heran— ziehung der Frauen zu den Arbeiten des Völker— bundes. Nachdem verſchiedene Delegierte, darunter der deutſche Vertreter Graf Bernſtorff und der eng— liſche? Vertreter Lord Cecil ihre Stellung zur Frauenfrage erläutert hatten, wurde der ſpaniſche Antrag, gegen deſſen Formulierung ver— ſchiedene Einwände erhoben worden waren, einem Redaktionsausſchuß überwieſen, ebenſo wie der zweite Antrag der ſpaniſchen Delegation, der ſich auf die Bekämpfung tendenziöſer, den Frieden gefährdender Preſſemeldungen bezieht. Allgemeine Zuſtimmung fanden die Erklärungen des däni— ſchen Vertreters, der darauf hinwies, daß irgend welche Maßnahmen nicht ohne Fühlungnahme mit maßgebenden Vertretern der Weltpreſſe ge— troffen werden dürften und nach dem Vorgang der Genfer Preſſerechtskonferenz von 1927 vorſchlug, eine Konferenz in Kopenhagen zuſammentreten zu laſſen. Der nationalſozialiſtiſche Preſſe⸗ leiter bei Dr. Wirth Berlin, 10. Sept. Am Donnerstag Abend ſuchte der nationalſozialiſtiſche Preſſeleiter, Reichstagsabg. Hankel, den Reichsinnenmini⸗ ſter Dr. Wirth auf und legte dem Miniſter dar, weshalb die Nationalſozialiſten gerade das diesmalige Verbot des„Angriff“ als unberech— tigt halten.— Dr. Wirth betonte, daß er ſelbſt die radikale Hetze aufs ſchärfſte mißbillige, und daß beſonders nach den Vorgängen am Kur— fürſtendamm, die Deutſchland auch dem Aus— lande ge genüber in Mißkredit gebracht hätten, ein energiſches ſtaatliches Vorgehen am Platze ſei. Abg. Hinkel beſtritt einen Zuſammenhang mit einer Zeichnung, die zum Verbot des„An⸗ griff“ führte und den Demonſtrationen, die üb- rigens von der NSDAP. auch mißbilligt wür⸗ den.— Dr. Wirth beendete die Unterredung mit der Ertlärung, daß die nationalſozialiſtiſche Be— ſchwerde ſelbſtverſtändlich wie jede andere auf dem normalen Geſchäftswege geprüft werde. Als Erſatz für den verbotenen„Angriff“ wurde in den Berliner Straßen ein anderes na— tionalſozialiſtiſches Blatt„Die Signale“ ver- kauft. Das Berliner es präſidium erblickte darin eine Umgehung des Verbotes und ließ auch die Auflage der„Signale“ beſchlagnahmen. Tetzte Radiomeldungen Starker Kursſturz an der Newyorker Börſe. witb. Newyork, 19. Sept. Infol! Man⸗ gels an ermutigenden Nachrichten kam es an der hieſigen Börſe am Freitag zum ſtärkſten Kursſturz ſeit Anfang Juni. Faſt drei Millio⸗ nen Aktien wechſelten die Beſitzer und die Hauptwerte erlitten eine Einbuße von 2 bis 6 Dollar. Erlöſchung des Petroleumbrandes von Moreni. wtb. Bukareſt, 19. Sept. Nach nahezu zweieinhalbjährigem ununterbrochenen Wüten iſt der Brand in der Petroleumſonde bei Mo⸗ reni von ſelbſt erloſchen. Die eine Seite des Kraters iſt eingeſtürzt und die einſtürzenden Erdmaſſen haben das Fe er vollſtändig erſtickt. Nach dem Einſturz brechen noch immer Gaſe hervor, die durch den etwa 150 Meter entſernt liegenden Rauchfang ins Freie geleitet wer⸗ den. Die Umgebung der Sonde wird ſtreng bewacht. Beim Diebſtahl überraſchte Autobanditen erſchießen einen Kaufmann. wtb. Köln, 19. Sept. Der 34jährige Kauſ⸗ mann Pfitzner wurde, als er zwei Männer beim Diebſtahl einer Mercedes⸗Limonſine überraſchte, durch einen Halsſchuß getötet. Als der Beſitzer des Wagens herbeieilte, wurde er durch mehrere Schüſſe verletzt. Die Täter ſind mit dem geſtohlenen Wagen entkommen. Die Sühne für das Attentat auf den italieniſchen Generalkonſul in Zücich. wib. Pfäffikon(Kanton Zürich), 19. Sept. Das Schwurgericht des Kantons Zürich verurteilte den Italiener Baſſi, der im Januar den italieniſchen Generalkonſul in Zürich. Bianchi, durch Revolverſchüſſe lebensgefährlich verletzte, weil er ihm eine Unterſtützung ver⸗ weigerte, zu drei Jahren Zwangsarbeit u fünf Jahren Landesverweiſung. Täter iſt noch nichts bekannt. Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Ein Nationalſozialiſt getötet. witb. Schwerin, 19. Sept. In der Nähe von Wittenburg wurde geſtern der S. A.⸗Mann Wittenburg aus Zarrentin mit ſchweren Schä⸗ delverletzungen bewußtlos aufgefunden. Wit⸗ tenburg wurde ſofort ins Krankenhaus nach Hagenow gebracht, wo er gegen Mittag rer⸗ ſtarb, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben. Wie feſtgeſtellt wurde, handelt es ich bei der Tat um politiſche Gründe. Ueber die Japaniſcher Feuerüberfall auf mukden 70—80 Chineſen getötet witb. Tokio, 19. Sept.(Reuter.) In der Umgebung von Mukden kam es am Donnerstag abend zu einem Zuſammen⸗ ſtoß zwiſchen japaniſchen und chineſiſchen Truppen, nachdem Chineſen verſucht hat⸗ ten, die Brücke der ſüdmandſchuriſchen Eiſenbahn zu zerſtören. Die Japaner nahmen die chineſiſche Garniſon von Peitaying gefangen. wib. Peking, 19. Sept. ergänzenden Meldur ng über den Zuſammenſtoß zwiſchen eröffnete eine japaniſche Abteilung am Don— FI nerstag Abend das Feuer auf das Arſenal von japaniſchen Pr Mukden. Im Anſchluß daran beſchoß ſie auch 5 chineſiſche Lager und die Stadt. Von 10 Uhr abends ab fielen alle zehn Minuten Gra— Prozeß wegen der Kurfürſten⸗ Krawalle (Reuter) Nach einer! gehörte und im japaniſchen und chineſiſchen Truppen det wurde, ank naten nieder, obwohl die Chineſen das Feuer nicht erwiderten. 70 bis 80 chineſiſche Soldaten wurden getötet. Als der Gouverneur der Mandſchurei, Mar— ſchall Tſchangſuehliang, dieſe Nachricht erhielt, befahl er den chineſiſchen Truppen, die Waffen in die Waffendepots zu bringen und das Feuer nicht zu erwidern. In Peking glaubt man, daß die japaniſchen Militärbehörden ſo unvermutet gehandelt haben, um die Chineſen zu zwingen, die Angelegenheit des Hauptmanns Nakamura zu regeln, japaniſchen Generalſtab an⸗ Juni in der Mongolei Nor de der dem wegen Nakamura zu antworten, rief große rung in den militäriſchen Kreiſen Jaapns her— vor. 30 eee wib Berlin, 18. Sept. Nach längerer Bera⸗ tung verkündete das Schnellſchöffengerich: Char— lottenburg unter e von Landgevuhtsdirsk— tor Dr. Shmitz, daß gegen 30 de, weges der Ausſchreitungen am Kurfärſtendamm bisher in Polizeihaft befindlichen Angeklagten die Unterſu— chungshaft verlängert werde, da wegen der zu erwartenden hohen Strafe Fluchtverdacht zu be— fürchten ſei. Von dieſer Maßnahme wurde bei zwei Angeklagten wegen ihres Geſundheitszu— ſtandes Abſtand genommen und zwei andere Angeklagte, die ſich jetzt auf freiem Fuß befin⸗ den, bleiben es auch weiterhin. Während der Verkündung des Beſchluſſes wurde einer der An— geklagten namens Kuhn ohnmächtig, ſodaß ſich die Juſtizwachtmeiſter um ihn bemühen mußten. Weiter beſchloß das Gericht die Beſchlagnahme der bisher polizeilich ſichergeſtellten Kraftwagen der Angeklagten Kühns und Brandt, weil dieſe als Mittel zu dem Verbrechen des Landfrie⸗ densbruches benutzt zu ſein ſcheinen. Von die— ſen beiden Kraftwagen aus ſind nämlich die Ausſchreitungen am Kurfürſtendamm geleitet worden. Zu erwähnen iſt noch, daß der Staats⸗ anwalt den vier Mitfahrern, die ſich in dem Wa— gen des Angeklagten Brandt befanden und de— ren Namen dieſer vor dem Gericht nicht nennen wollte, freies Geleit zugeſichert hat, ſodaß ſie als Zeugen erſcheinen können. Der Vorſitzende unterbrach ſodann den 890 bis Samstag früh 9 Uhr, wo die 42 Zeugen gehört werden. Was wird mit Curtius? vdz. Berlin, 18. Sept. Wie dem Nachrichten⸗ büro des VD. erklärt wird, iſt es bisher ungewiß, ob Reichsaußenminiſter Dr. Curtius, der erſt am Dienstag, den 22. September aus Genf jurück⸗ kehrt, ſchon an der Sitzung der volksparteilichen Reichstagsfraktion teilnehmen kann, die am Mitt⸗ woch, den 23. Sept. in Hamburg ſtattfindet. Es wird in volksparteilichen Kreiſen verſichert, daß ein Genfer Telegramm des Dr. Curtius, worin er ziemlich ſtrikt die Beachtung eines Votums ſeiner Partei im Amte zurückgetsieſen haben ſollte, un⸗ genau unwah ſich aus e 50 Ang eleget heit 1 werde. ö nehmen, daß Dr. Cur— tius ſeine E une g von den Unterhaltungen der eßtſprechen dürfte, 3 Curtius erſt nach dem Beſuch der Staatsmänner falle. a regiel 1 ung hung Dr. franzöſiſchen Die neue badiſche Regierung wib. Karlsruhe, 18. Sept. Im Landtag er— folgte heute zum Schluß der Sitzung die Wahl der neuen badiſchen Regierung, die durch den Tod des früheren Staatspräſidenten Dr. Wittemann not⸗ wendig geworden war. Es wurden gewählt der bisherige Kultusmini⸗ ſter Dr. Schmitt zum Juſtizminiſter mit 52 Stimmen, der bisherige Fraktionsvorſitzende des Zentrums Dr. Baumgartner zum Kultus⸗ miniſter mit 53 Stimmen, Miniſter Dr. Schmitt zum Staatspräſidenten mit 53 Stimmen. Bei der Wahl wurden 6 leere Zettel abgegeben. Ein Teil der Oppoſition hat ſich nicht an der Wahl beteiligt. Tagesnachrichten Familientragödie in Hamburg. Zwei Tote. wtb. Hamburg, 18. Sept. Ein blutiges Familiendrama ſpielte ſich hier in der Karo⸗ linenſtraße heute mittag ab, dem zwei Perſo⸗ nen zum Opfer fielen. Gegen den von ſeiner Frau getrennt lebenden Franz Sehnal ſollte heute mittag in einer Straſſache ein Termin ſtattfinden, zu dem auch ſeine Ehefrau, die bei dem Schlächtermeiſter Krautermann in Unter⸗ miete wohnte, als Zeuge geladen war. Sehnal ſtellte ſeine Frau auf der Straße und drohte, ſie zu töten, falls ſie gegen ihn ausſagen wür⸗ de. Frau Sehnal flüchtete, von ihrem Mann ermor⸗ geblich von chineſiſchen aten der Mukdener Armee. Chinas zern, die Erm ordung 618 Erbitte⸗ N 3 wogen werden, befindet Präſident der Küſter, gegen Redakteure rechts— hender 48. Jahrgang gefolgt, in ihr Logis, wo Krautermann ſie var ihrem Ehemann ſchützen wollte. In der Erre⸗ gung ſchoß Sehnal auf Krautermuanu, der bald ſeinen Verletzungen erlag. Der Täter Lelbſt ſprang vom erſten Stockwerk in den Hoſ und flüchtete in ein Konfitürengeſchäft. wo er ſich die Kehle durchſchnitt. Tödlicher Flugzeugabſturz. wtb. Geißlingen a. d. St., 18. Sept. Das Privatflugzeug D 138. das heute früh in Augs— burg zu einem Fluge über Frankfurt a. M. nach Rotterdam geſtartet war. und infolge des herrſchenden Nebels die Orientierung verlo— ren hatte, ſtürzte am Alprande in der Nähe von Wittingen ab. Die Inſaſſen, der Beſitzer der Maſchine, der Techniker Ströhle und ſeine Begleiter, der Mechaniker Speidler, beide aus Augsburg, fanden bei dem Abſturz den Tod. Das Flugzeug wurde vollkommen zertrümmert. Naubmord. wtb. Stettin, 18. Sept. Die 84 Jahre alte Hausbeſitzerin Ladewig wurde heute vor⸗ mittag gegen 11 Uhr in ihrer Wohnung offen⸗ bar ermordet aufgefunden. Die Tote war an Händen und Füßen gefeſſelt. Im Wohnzimmer waren Schränke und Schubladen aufgeriſſen und der Inhalt zum Teil in den übrigen Räu⸗ men der Wohnung zerſtreut worden. Man nimmt an, daß es ſich um einen Raubmord handelt. Plan einer Reichsbahn⸗Anleihe für 9 Arbeitsbeſchaffung. enb. Berlin, 18. Sept. Unter den Finan— ungsprojekten für die Arbeitsbeſchaffung, die gegenwärtig von der Reichsregierung er— ſich auch der Plan ei⸗ ner ſteuerfreien Reichsbahnanleihe. Freiſpruch im Küſter⸗Prozeß. rnb. Berlin. 18. Sept. In dem Privatbe⸗ igungsrpozeß, den der geſchäftsführende Deutſchen Friedensgeſellſchaft, und linksſte⸗ Zeitungen angeſtrengt hat, weil ſie be— hauptet hatten, daß die Deutſche Friedensge— ſellſchaft aus ausländiſchen Regierungsfonds geſpeiſt worden ſei, wurde heute nachmittag das Urteil verkündet, das dahin geht, daß ſämt⸗ liche Angeklagten auf Koſten des Privatklä— gers freigeſprochen werden. Verhaftung eines deutſchen Polizeioffiziers in Polen. enb Kattowitz, 18. Sept. Nach 5 Staatsanwaltes des Bezirksgerichts in Kattowitz iſt der deutſche Polizeihauptmann Notzny, der in Bochum ſtationiert iſt, verhaftet worden, als er ſich vorübergehend mit Frau u. Kind in Urlaub bei ſeinen Schwiegereltern in Pichau im Kreiſe Pleß aufhielt, und zwar un⸗ ter dem Verdacht, Informationen zum Schaden des politiſchen Staates geſammelt zu haben. Das deutſche Generalkonſulat in Kattowitz hat ſich der Angelegenheit angenommen. Meldung Geteilte Gehaltszahlungen in Privatbetrieben nicht mehr ſtatthaft. wtb. Berlin, 18. Sept. Das heute erſchienene Reichsgeſetzblatt Nr. 62 veröffentlicht eine Durch⸗ führungsverordnung, nach der der Paragraph 6 der Verordnung des Reichspräſidenten über die Auszahlung von Dienſtbezügen vom 18. Juli auf⸗ gehoben wird. Danach iſt alſo in Zukunft die ge- teilte Auszahlung der Monats sgehälter in Privat⸗ betrieben nicht mehr ſtatthaft. Funkſprüche vom Zeppelin wib. Friedrichshafen, 19. Sept. Beim Luft⸗ ſchiffban in Friedrichshafen ſind vom„Graf Zep⸗ pelin“ folgende Funkſprüche eingegangen: 21 Uhr auf 34,07 Nord, 8,18 Weſt, 60 Mei⸗ len Geſchwindigkeit mit 4 Motoren, 5 bis 6 Mir. Nordwind; um 22,30 Uhr auf 32,5 Nord, 9,5 Weſt, 4 Maſchinen, 67 Meilen Geſchwindigkeit bei 7 Meter Nordwind. 4 Tagesnachrichten Deutſchnationaler Reichsparteitag. enb. Stettin, 18. Sept. Zum 10. deutſch⸗ nationalen Reichsparteitag, der vom 18. bis 20. September in Stettin ſtattfindet, haben ſich mehr als 1300 Perſonen angemeldet. Heute fanden im Anſchluß an den Parteitag zwei öffentliche Kundgebungen ſtatt, eine Kund⸗ gebung des Reichsfrauenausſchuſſes und eine Be⸗ amtennoktundgebung. In der Kundgebung des Reichsfrauenausſchuſſes ſprach die preußiſche Land— tagsabgeordnete Frau Dr. Neumann über den Kampf um die Seele unſeres Volkes. Die Land— tagsabgeordnete Frau Dr. von Watter hielt einen Vortrag über die Gefährdung der Volksgeſund— heit. Auf der Tagesordnung der Beamtennot-Kund— gebung ſtand das Thema„Verufsbeamtentum in Not“. Referenten waren Reichstagsabgeordneter Berndt und der preußiſche Landtagsabgeordnete Ebersbach. Abg. Berndt betonte u. a., daß die Deutſchnationale Volkspartei das Berufsbeamten⸗ tum nicht antaſten laſſen werde. Der Redner ging dann auf Fragen der Reichspolitik ein. Abſchluß der Herbſttagung der Deutſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft. witb. Darmſtadt, 18. Sept. Die Herbſttagung der Deutſchen Landwirtſchafts-Geſellſchaft fand heute mittag ihren Abſchluß mit der 118. Hauptver⸗ ſammlung. Bei den Ergänzungswahlen zum Prä— ſidium wurden Rittergutsbeſitzer von Oppen-Dan⸗ nenwalde und Graf Mey-Bayern zu Vizepräſiden⸗ ten gewählt, Für die Durchführung der nächſten Wanderausſtellung wurde beſchloſſen, die Ausſtel⸗ lung 1932 entſprechend den bisherigen Vorberei— tungen in Mannheim durchzuführen. Die Ausſtel— lung 1933 ſoll nach Berlin gelegt werden. Die Herbſttagung 1932 iſt für Danzig in Ausſicht ge— nommen. Geteilte Gehaltszahlungen in Privatbetrieben nicht mehr ſtatthaft. wtb. Berlin, 18. Sept. Das heute erſchienene Reichsgeſetzblatt Nr. 62 veröffentlicht eine Durch— führungsverordnung, nach der der Paragraph 6 der Verordnung des Reichspräſidenten über die Auszahlung von Dienſtbezügen vom 18. Juli auf⸗ gehoben wird. Danach iſt alſo in Zukunft die ge— teilte Auszahlung der Monatsgehälter in Privat- betrieben nicht mehr ſtatthaft. Aus Nah und Sern Die Poſtkarte einer Geiſteskranken? Mo iſt die myſteriöſe Schreiberin? Darmſtadt, 18. Sept. Das Heſſiſche Landeskriminalamt erhielt geſtern, wie bereits gemeldet, eine„An den Polizeipräſidenten“ in Darmstadt gerichtete Karte(Poſtſtempel Hep⸗ penheim, Bergitr.) von einer Abſenderin, die ſich Berta Kröſzinn, Litauen, nannte. Dieſe ſchrieb, ſie wolle verhüten, daß am Freitag oder Samstag auf der Strecke Darmſtadt— Frankfurt— Altona ein weiteres Eiſenbahn⸗ attentat ausgeführt werde, und zwar bei Lan⸗ gen. Klaus habe das mir 3 Perſonen vor. Sie beſchrieb dann kurz den Klaus wie folgt: Hat verkürztes linkes Bein, trägt Hornbrille, hat vier Goldzähne und dunkles Haar. Sie beklagt ſich, daß Klaus ſie habe ſitzen laſſen und äußerte Selbſtmordgedanken. Trotz der Zweifelhaftigkeit und Anklarheit der Angaben wurden vom Landeskriminalamt bei der Schwere des Falles ſogleich eingehende Nachforſchungen nach der Schreiberin und ih⸗ rem angeblichen früheren Begleiter angeſtellt, aber ergebnislos. Insbeſondere in SHeppen⸗ heim ſelbſt konnten keinerlei Spuren ermittelt werden. Selbſtverſtändlich ſind auch von der l 2 Deen Polizeiſtation und erklürte, Reichsbahn ſofort entſprechende Sicherheits⸗ maßnahmen getroffen worden. Ein heute morgen beim Landeskriminalamt eingetroffenes weiteres Schreiben der Berta Kröſziny(mit Poſtſtempel Lörzenbach, Kreis Heppenheim) läßt ebenſo wie die Verworren⸗ heit der Angaben den Schluß zu, daß es ſich entweder um eine Geiſteskranke handelt oder um eine bewußte Irreführung der Polizei. Dieſe hofft, binnen kurzem die Schreiberin er⸗ mitteln zu können. * Neuburg, 17. Septbr.(ÜUeberſchwem⸗ mungen in Neuburg.) Der ſteigende Waſ— ſerſtand des Rheines hat hier zur teilweiſen Ueber— flutung einzelner Ortsſtraßen geführt. Es han⸗ delt ſich hauptſächlich um Druckwaſſer, das ſtellen⸗ weiſe eine Höhe bis 40 Zentimeter erreicht hat. Von der Ueberſchwemmung wurden hauptſächlich die Hintergaſſe und kleinere Nebengaſſen heimge— ſucht. Für die Aufrechterhaltung des Straßenver— kehrs mußten Laufſtege errichtet werden. Die Au— lieger leiden empfindlich, da ihre Keller und Stal⸗ lungen mit Waſſer gefüllt ſind. Verſchiedene Aus- fahrtswege ins Feld ſtehen ſo unter Waſſer, daß die Perſonenbeförderung mit einem Nachen erfol— gen muß. Die Ueberſchwemmungen haben in be— denklichem Maße zur Schädigung der Altrhein— fiſcherei geführt. Den Berufsfiſchern iſt es nicht mehr möglich, ſelbſt bei Anwendung mehrerer Fanggeräte auch nur einen einzigen Fiſch zu ex— beuten. Die bei normalem Waſſerſtand ergiebige Fiſcherei iſt durch die Abwanderung des Fiſchbe— ſtandes empfindlich beeinträchtigt. Ferner hat die Ueberſchwemmung großen Feldſchaden angerichtet. Die tiefer liegenden Gemarkungsteile ſind ſtark überflutet, ſodaß die Kartoffel- und Rübenernte gefährdet, teilweiſe ſogar vernichtet iſt. Man ver⸗ ſucht, die unter Waſſer ſtehenden Kartoffelfelder vor dem völligen Verderben noch abzuernten, da bedauerlicher Weiſe meiſt Kleineigentümer betrof— fen ſind, die mit Mühe und Opfern ihr Feld beſtellt hatten. Germersheim, 17. Sept.(Ein Heirats⸗ ſchwindler.) Wie wir erfahren, konnte dieſer Tage in dem Kunſtgewerbler Albert Heinrich Ro— chus Ratgeber, geboren am 7. Juli 1897 in Weil⸗ heim(Württemberg) ein Heiratsſchwindler ding— feſt gemacht werden. Ratoeber trieb in der letzten Zeit wieder ſein altes Unweſen. Seine Spuren sühren auch in das badiſche und pfälziſche Gebiet. F dem Wege des Inſerats gelang es ihm wiede— rum, eine Reihe heiraksluſtiger Mädchen hexeinzu— legen. Nachdem man R. bereits 1929 wegen ge— riſſenen Heiratsſchwindels nachſtellte und er ſich damals auch als Hochſtapler unter dem Namen „Dr. Rochus Wolff“ aufſpielte, brachte er jetzt einen neuen Trick in Anwendung. Seinen Opfern täuſchte er vor, ausgewieſener Schwede zu ſein. Um angeblich ſeine ſehr wertvollen an der Grenze zurückgelaſſenen Gepäckſtücke einlöſen zu können, erſchwindelte er unter Heiratsverſprechungen fort— geſetzt Geld und heimſte meiſtens gleich mehrere Hundert von Mark ein. Manche ſeiner Opfer hat er bis auf den letzten Pfennig ausgebeutet. In— wieweit er in unſerer Gegend mit ſeinen Gaune— reien Schaden anrichtete, wird die nunmehr einge— leitete Unterſuchung ergeben. Oggersheim, 17. Sept.(Lom Sozius geſtürzt.) Auf der Heimfahrt vom Wurſt— markt geriet hier auf dem Marktplatz ein Mann— heimer Fahrer mit ſeinem Motorrad durch das Straßenbahngleis ins Rutſchen. Die 34 Jahre alte Lina Hecker aus Mannheim ſtürzte dabei vom Sogiusſitz auf den Bürgerſteig, erlitt am Kopfe eine tiefe Wunde und hatte ſtarken Blutverluſt. Die Verletzte wurde ſofort in ärztliche Behandlung ge— bracht. * Ehefrau ermordet aufgefunden.— Der Mann verhaftet. Sonthofen(Allgäu), 18. Sept. Geſtern abend nach halb 8 Uhr kam der 1901 in Nürnberg geborene Verſicherungsagent Xaver Schneider zur N Rampf um Rosenburg Roman von Johannes Hollſtein. 39. Fortſe sung. „Aber feſte! Sagen Sie mal, wie ſchätzen Sie die Ernte in dieſem Jahre, beſſer oder ſchlechter als im vorigen Jahre?“ Der Wirt überlegte und ſagte dann: Es muß dieſelbe Ernte ſein. Voriges Jahr, da is' an den naſſen Stellen nicht viel geweſen, dies Jahr um ſo mehr. Es muß ſich die Waage halten.“ „Na, da ſehen Sie es! Wir haben vielleicht knapp dreiviertel rein und ausgedroſchen und das ergibt ſchon mehr wie im Vorjahre.“ Kuſche ſah ihn verdutzt an. „Tcha— das verſtehe ich nicht!“ „Aber ich!“ entgegnete Gothe.„Mein lle⸗ ber Kuſche— das ſagt mir mein klarer Men⸗ ſchenverſtand, daß hier etwas jahrelang nicht geſtimmt hat.“ „Ein Betrug?“ „Das kann man noch nicht behaupten!— Vielleicht iſt auch mit dem Getreide ſo gren⸗ zenlos gewüſtet worden, wie mit der Milch?“ „Iſt das geſchehen?“ „Ja! Im Jahre ſind durchſchnitlich fünf⸗ bis ſiebentauſend Liter Vollmilch ans Vieh verfüttert worden. Die Herren Polen waren zu faul, ſich die Magermilch aus der Meieret zu holen. Warum denn, der Stall lag ja ſo⸗ viel näher, und acht Jahre lang iſt das dem Herrn Inſpektor nicht aufgefallen! O grenzen⸗ loſe Geduld des Kommerzienrats! Wiſſen Sie, lieber Wirt, ich denke mir, der Brucks war nicht ſo ſeine Frau Gertrud liege zu Hauſe in der Jahnſtraßze erſchoſſen. Die Polizei fand die 27 Jahre alte Frau, durch einen Schuß in die Bruſt getötet und in einer Blutlache liegend auf. Schneider gab an, daß er ſeine Fran auf dem Motorrad von Immenſtadt heimgefahren habe und dann wieder nach Immenſtadt zurückge⸗ kehrt ſei. Als er kurz vor halb 8 Uhr wieder nach Hauſe gekommen ſei, habe er ſeine Frau tot aufge⸗ funden. Da er ſich bei ſeiner Vernehmung in Wi⸗ derſprüche verwickelte, wurde er noch im Laufe der Nacht in Haft genommen. Ein Hausbewohner be⸗ hauptet, um 5 Uhr in der Wohnung ſtarken Lärm und einen ſchweren Schlag gehört zu haben. Da⸗ rauf ſei eine Mannsperſon die Treppe hinabgeeilt und habe das Haus verlaſſen. Ueberfall auf den Bahnhof Kornthal. wib. Stuttgart, 18. Sept. Die Reichs⸗ bahndirektion Stuttgart teilt mit: Auf dem Bahn⸗ hof Kornthal drangen heute früh vor 6 Uhr zwei maskierte Männer vom Bahnſteig her in das Fahr⸗ dienſtzimmer und gaben auf den dienſttuenden Be⸗ amten zwei Schüſſe ab, die ihn in den Bauch und in das Vecken trafen. Während der ſchwerverletzte Beamte um Hilfe rief, flüchteten die Täter, die es offenbar auf einen Kaſſenraub abgeſehen hatten, unerkannt. Geld fiel ihnen nicht in die Hände. Der ſchwerverletzte Beamte wurde in das Kranken⸗ haus nach Stuttgart verbracht. Zur Ermittlung der Täter hat die Reichsbahndirektion Stuttgart eine Belohnung von 1000 Mark ausgeſetzt. Bad Dürkheim, 17. Sept.(Weinverſtei⸗ gerung.) Im Winzergenoſſenſchaftsſaal ließ das Weingut Oekonomierat Karl Schäfer, Bad Dürkheim 18 600 Liter 1930er, 1800 Liter 1928er, 3000 Liter 1929er und ca. 3100 Fla⸗ ſchen der Jahrgänge 1929, 1928, 1926, 1924 und 1921 zur Verſteigerung bringen. Der Ge— ſchäftsgang entwickelte ſich ſchleppend, obwohl der Beſuch ein guter war. Von 32 angebotenen Num- mern kamen nur 19 zum Zuſchlag. Von den 1928er und 1929er Faßweinen gelangte nichts zur Abgabe, ebenſo von 1928er und 1921er Flaſchenweinen. Für die 1000 Liter wurden bezahlt: 1930er 570, 630, 700, 720, 740, 790, 800, 810, 830, 860, 1000 Mark; 1926er Flaſchenweine 1,30; 1924er 1,60; 1929er 1,30 Mark. Landau, 17. Sept.(Wünſchelruten⸗ gänger ſucht Mineralquellen.) Auf private Initiative wurde ein Wünſchelruten⸗ gänger von Karlsruhe mit der Forſchung nach Mineralquellen im Löhl, wo ſich auch eine Schwefelwaſſerquelle befindet, beauftragt. Auf dem Wege zum Schwefelbrunnen wurde der Verſuch gemacht und dabei bei viermaligem Wiederholen jedesmal an der gleichen Stelle und zwar insgeſamt an fünf Stellen ein Aus⸗ ſchlag der Wünſchelrute feſtgeſtellt, der zum Teil ſehr heftig war. Man vermutet, daß im Gebiet des Löhl ſich außer Schwefelquellen auch ſonſtige Heilquellen befinden können. Man verſucht nun Mittel zuſammen zu brin⸗ gen, um eine wirtſchaftliche und fachmänniſche Unterſuchung zuſtande zu bringen. wtb Bocholt, 17. Sept.(Tragiſcher Tod eines Zollbeamten.) In Su⸗ derwich ereignete ſich geſtern nacht ein ſchwerer Unglücksfall, der ein Todesopfer forderte. Der Zollaſſiſtent Brewe, der ſich mit zwei anderen Zollbeamten auf einem Dienſtgang befand. wollte ſeine Piſtole nachſehen. Plötzlich löſten ſich mehrere Schüſſe und Brewe ſtürzte tödlich getroffen zu Boden. Ein Kollege wurde ſchwer verletzt. Es konnte noch nicht feſtgeſtellt wer— den, wie das Unglück geſchah, doch wurde eine ſofortige Unterſuchung eingeleitet. wib Karlsruhe, 17. Sept. Verminde⸗ rung der Abgeordnetenzahl im Badiſchen Landtag.) Die Regierungs- parteien haben im Badiſchen Landtag einen Antrag eingebracht, durch den die Regierung erſucht wird, aufgrund des Spargutachtens und der Notverordnung des Reichspräſidenten vom 24. Auguſt ds. Is. das Erforderliche vorzuſe⸗ gen, daß bereits für die nächſten Landeagswah⸗ len die Zahl der Abgeordneten um etwa ein Drittel der jetzigen Zahl herabgeſetzt und auf etwa 60 bis 65 feſtgelegt wird. ö Von der Lauter, 18. Sept. Franz öſiſche Manöver anderpfälziſchen Grenze. Seit Dienstag ſind an der pfälziſch⸗ lfäſſiſchen Grenze im Gebiet zwiſchen Lauterburg, Weißen⸗ burg und Hagenau große franzöſiſche Truppenkör⸗ per zuſammengezogen, die in den neuen franzöſi⸗ ſchen Verteidigungslinien länas der Lauter Maufßh⸗ ver abhalten. Darmſtadt, 1/. Sepr.(Heroſrtagung der Deutſchen Landwirtſchafts⸗Ge⸗ ſellſchaft.) Im Rahmen der Herbſttagung der Deutſchen Landwirtſchafts⸗Geſellſchaft fanden heute Vorträge ſtatt über die Pferdezucht in Süd⸗ weſtdeutſchland, die Möglichkeit der Bodenbearbei⸗ tung in bäuerlichen Betrieben, den Stand und die Entwicklung des Zuckerrübenbaues in den mittel⸗ und kleinbäuerlichen Betrieben Süddeutſchlands, über Deutſchlands Höhenrinderzucht mit beſonde⸗ rer Berückſichtigung der wirtſchaftlichen Verhält⸗ niſſe, über Tagesfragen auf dem Gebiete der Auf⸗ zuchtkrankheiten und über die Frage: Welche wirt⸗ ſchaftlichen Aenderungen erfordern die derzeitigen Verhältniſſe von den ſüd⸗ und weſtdeutſchen Bau⸗ ernbetrieben? Von beſonderem Intereſſe war ein Vortrag des Gutsbeſitzers Secretan⸗ Hohenau über die Sortenwahl im Obſtbau nach betriebswirtſchaft⸗ lichen Geſichtspunkten. Der Redner iſt der Anſicht, die richtige Sortenwahl ſei die Hauptbedingung für einen gewinnbringenden Obſtbau. Die Umſtellung des Weinbaues auf Pfropfreben in Heſſen behan⸗ delte Studiendirektor Fuhr⸗Oppenheim. Seit 25 Jahren ſchon beſchäftigt ſich Heſſen mit der Ameri⸗ kanerrebenfrage. Bis 1912 habe man an verſchie⸗ denen Stellen Verſuche unternommen und erſt neu⸗ erdings ſei es gelungen, einige wenigen Unter⸗ lagen für die heſſiſchen Verhältniſſe bereitzuſtellen. Von 1984 ab könnten jährlich rund drei Millionen Unterlagsreben gewonnen werden. Während bis⸗ her Unterlagsholz aus Oeſterreich, Ungarn und Frankreich eingeführt werden muß, werde ſich dieſe Einfuhr dann erübrigen. Am Freitag wird die Hauptverſammlung die Tagung beſchließen. Darmſtadt, 18. Septbr.(Fünf Jahre Zuchthaus für einen Fahrraddieb.) Wegen Fahrraddiebſtahls wurde im Juni ein 46⸗ jähriger Fuhrmann aus Griesheim bei Darmſtadt verhaftet. Er iſt oftmals vorbeſtraft und handelte in ſtrafverſchärfendem Rückfall, als er in Frankfurt zwei Räder ſtahl, davon eines mittels Einbruchs aus einem verſchloſſenen Gebäude. Der Angeklagte iſt Spezialiſt für Fahrraddiebſtahl und deshalb ſchon mit ſchweren Zuchthausſtrafen beſtraft. Das Bezirksſchöffengericht verurteilte ihn zu fünf Jah⸗ ren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt und ordnete Polizeiaufſicht an. Roſenheim, 18. Sept.(Kein Attental in Roſenheim.) Von der Reichsbahndirek⸗ tion wurde dem„Roſenheimer Anzeiger“ mitge— teilt, daß es ſich bei dem Eiſenbahnanſchlag auf der Strecke Roſenheim-Salzburg um eine Laus⸗ buberei handelt. Es wurde feſtgeſtellt, daß die Steine von Jugendlichen im Alter von 8—10 Jah⸗ ren auf das Gleis gelegt wurden. Selbſt wenn der Bahnwärter die Steine nicht entfernt hätte, würde ein Zugunfall auf keinen Fall in Frage ge⸗ kommen ſein, da die Lokomotive die Steine auf die Seite geſchleudert hätte. MAGGI Würze hilft in der Küche sparen Schon wenige Jropten geben Soppen, Soßen, Gemsen, Ssſaten Hröflgen ſohlgeschmsclt. tüchtig auf dem Gute, wie es Bauern hier gern darſtellen. Der hat ſein Augenmerk mehr darauf gelegt, daß alles km— mer wie geleckt in den Ställen, den Scheunen war, das andere hat ihn weniger gekümmert. Scheinbar wenigſtens!“ „Das könnte am Ende Kuſche nachdenklich. Eine kurze Pauſe. „Sie fahren zur Bahn, Herr Inſpektor?“ fragte dann Kuſche wieder. „Jawoll, lieber Kuſche! Wir kriegen Beſuch! Die Schweſter meines Herrn und Freundes, Frau Baronin von Berghammer kommt!“ „So!“ entgegnete der Wirt hochachtungs— voll.„Das iſt wohl eine verdammt vornehme Dame, was?“ „Habe nicht die Ehre, ſie zu kennen. Iſt ſie einigermaßen aus dem Holz geſchnitzt wie Willfried, dann kann ſie nicht übel ſein. Wir werden ſie ſchon paſſend machen.“ Kuſche lachte dröhnend. „Das verſtehen Sie! Das glaub' ich wohl.“ * Alida ſtieg aus dem Zuge, Sie war froh, daß ſie die lange Bahnfahrt hinter ſich hatte. Hellmer hatte ſie gleich an der unverkenn⸗ baren Aehnlichkeit mit Willfried erkannt. Er trat liebenswürdig näher und grüßte „Frau Baronin!“ „Gewiß, mein Herr!“ „Geſtatten! Inſpektor Hellmer Gothe,— Freund und Mitarbeiter Ihres Herrn Pru⸗ ders auf Roſenburg. Seien Sie herzlich will⸗ kommen in unſerer ſtillen Ecke.“ „Fablhaft hübſches Weib!“ konſtantierte er dabei. 1 05 ſtimmen!“ ſagte Ihre Seine friſche Art tat Alida wohl. Sie lachte erfreut und reichte Hellmer die Hand. „Ich freue mich, Herr Inſpektor! Will har Sie geſchickt, mich abzuholen?“ „Jawoll! Es iſt mir eine Freude, gnädige Frau. Ich— war nämlich furchtbar neugierig auf Sie.“ Alidas gute Laune ſtieg ſichtlich. Der friſchfröhliche Mann, deſſen Art ſo abſolut gegenſätzlich zu der ihres Gatten wirt⸗ te, gefiel ihr ausgezeichnet. „Sie waren neugierig, Herr Inſpektor?“ ſagte ſie lächelnd, als ſie neben ihm hercchritt. „Auf mich?“ „Allerdings! Ich ſagte mir, wenn Wills Schweſter dem hübſchen Bengel— dem Will, einigermaßen ähnlich iſt, dann muß unſer Gaſt ein— verzeihen Sie— bildhlüyſcher Kerl ſein!“ ö Die Baronin lachte hell auf. „Ich habe nicht gedacht, daß man mit Komplimenten empfängt.“ „Komplimente— Gott nein— ein paar nette Worte, die aus dem Herzen kommen— das ſind noch lange keine Komplimente.“ Sie verließen den Bahnhof, und ver In⸗ ſpektor half der Baronin in den Wagen.— Janke grüßte ehrfurchtsvoll. Hellmer nahm Alida gegenüber Pla „Sie geſtatten doch, gnädige Frau, daß ich mich Ihnen gegenüber plaziere, ooer wünſchen Sie, daß ich den Bock verſchönern helſe?“ „Nein, nein! Wir werden uns recht nett unterhalten, hoffe ich. Sie ſollen mir von Roſenburg erzählen. Papa iſt rieſig erfreut über Will. Ich freue mich mit ihm.“ „Ihr Herr Vater hat da auch allen Grund! Alle Achtung vor Will]! Er hat ſcharſe Auget mich der Junge. Hat auch einen enorm tüchtigen Heiſer— in dem Schaffranz! Der hat eigent⸗ lich erſt den Stein ins Rollen gebracht, daß der Brucks ging. Es geht jetzt, da wir 50 Reichswehrſoldaten zu den Erntearbeiten hier haben, etwas lebhaft zu, aber wir haben Ih⸗ nen zwei der ſchönſten Zimmer nach dem Gar⸗ ten zu eingeräumt. Es iſt ein hübſcher Balkon mit daße: Da können Sie nach Herzensluſt ausſpannen.“ Alida eufzte.„Das will ich auch, Herr In⸗ ſpektor!“ Der Wagen fuhr auf Roſenburg ein. Willfried kam raſch die Stufen des Her⸗ renhauſes herunter und umarmte die Schwe⸗ ſter.— „Herzlich willkommen, Lida!“ Die Augen der Geſchwiſter begegneten ſich, „Du mußt mich ſchon eine Weile behalten, Will!“ ſagte die Schweſter.„Du weißt doch— Vater hat dir doch geſchrieben, warum ich komme.“ „Ich weiß, Lida— nimm mirs nicht übel — ich freue mich, daß du dich endlich zu dem Entſchluß durchgerungen haſt.“ 5 Sie nickte herzhaft und ſagte feſt:„Meine Heirat— du, ich ſchäm' mich faſt dan zer Fs war eine große Dummheit.“ Willfried lächelte leicht.„Die— Eitellenn die hat die Heirat veranlaßt. Aber kein Wort mehr darüber, Schweſterherz— was war, iſt vergeſſen. Papa wird alles in Ordnung brin⸗ gen. Du wirſt verſuchen, dir dein Leben neu aufzubauen! Nicht wahr, Lida!“ druckrücken unerwartet von einem 10 Grad am vergangenen Dienstag ſtehen Kiel e ziemlich vereinzelt da. heite . dien 0 dr. ick i Sparſamkeit Von Greta van Teiſen. Die Hausfrau ſchätzt den Wert ihrer Ar beitsſtunde meiſt zu gering ein, wenn ſie ſo in ihrem täglichen„Dreh“ iſt.„Ich muß ja doch bei den Kindern ſein,“ ſagt ſie,„was hin⸗ dert es ſchen, ob ich nun dies oder das tue?“ Es gibt Momente, wo die hauswirtſchaftli⸗ che Arbeit aufhört rentabel zu ſein. Wann iſt der Zeitpunkt da, wann lohnt es ſich nicht mehr: Wenn man bis tief in die Dämmerung hinein flickend am Fenſter ſitzt um Licht zu ſparen, ſo wird man bald einen Augenarzt aufſuchen müſſen. Wenn man die Strümpfe ſtopft, bis ſie nur noch ein einziges großes Muſter ſind ſo, daß der Wert des Gewebes nicht mehr die Koſten, die das Inſtandhalten verſchlingt, aufwiegt und dazu noch die Zeit und die Arbeitskraft. Wenn man das ſchon abgetragene Futter des eigenen Mantels mit viel Mühe und Aufwand noch für den neuen Kindermantel herrichtet, ſo wird das alte Fut⸗ ter im neuen Mantel ſehr bald zerreißen. Zeit⸗ und Kraftvergeudung.. Vielleicht findet man es luſtig, daß die alte Dame den weiten Weg zur Stadt zu Fuß macht um in der kleinen Konditorei den guten ſtar⸗ ken Kaffee trinken zu können. Aber die Stie⸗ felſohlen. Oder ja. ſie muß ihren großen Haushalt mit den vielen Möbeln auf⸗ geben und eine kleine Wohnung nehmen. Sich von dem Balaſt trennen, ihn verſchenken, ver⸗ kaufen, nein das geht nicht, man bekommt faſt nichts dafür. Alſo wird alles untergeſtellt..., billig, es koſtet wirklich nicht viel. Aber nach Jahren ſind die Unterhaltungskoſten weit über den Wert der Möbel geſtiegen und dann wer⸗ den ſie doch eines Tages veräußert. Oder iſt es nicht falſche Sparſamkeit, wenn die Steno⸗ typiſtin, um nur ja von ihrem kargen Gehalt noch zwei Toiletten kaufen zu können, das Mit⸗ tageſſen ſpart und ſich lieber mit ein paar Stullen begnügt. Aber wenn es ſich nach eini— gen Jahren an der Geſundheit zu rächen be⸗ ginnt, dann koſtet das doch wieder mehr Geld. Sparſamkeit. Iſt die Frau heute nicht ſchon weiſe und ſparſam, wenn ſte mit den gegebe⸗ nen Mitteln, einhundertundfünfzig Mark(für Mann, Frau und zwei Kinder) Haushaltungs⸗ gelt im Monat auszukommen verſteht? Sie kann ſich alles einteilen wie ſie will, aber wenn es nun nicht reicht, dann kommt der ver⸗ grämte Blick in die Augen der Frau. Und ſie denkt nur noch an das tägliche Einerlei und immer dasſelbe. Dann muß ſie ſich einmal mit Gewalt losreißen und ſagen ſtopp. Eine Arbeit nehmen, die außerhalb des täglichen Rahmens liegt. Und das ſoll dann das Alti⸗ matum für ſie werden, das ſie aus ihrem mü— den Gleichmaß holt. Am beſten iſt es, ſich ſolch ein Altimatum zu ſtellen, vor Feſten, oder, wenn mal Beſuch kommt. Da iſt der kleine Garten, er muß in Ordnung ſein, wenn man Gäſte erwartet. Es bedrückt die Hausfrau ſchon lange, daß er gar ſo verwahrloſt daherſchaut, aber ſie glaubte ja, neben den anderen Sorgen nie Zeit dafür zu haben. And nun hat es ſich wirklich gelohnt, einmal gründlich aufzuräumen. Man hat auch gleich eine kleine Rabatte eingeteilt und ſie für Salat und etwas Gemüſe beſtimmt. Und vorne gleich am Haus, da wird man Blumen⸗ ſamen ausſäen und es ſoll leuchten von ſchar⸗ lachnen und gelben und violetten Blüten. Daß ſie nicht eher daran dachte. Ja, das Ultima⸗ tum! Und nun wiegt die Freude, daß es end⸗ lich geſchafft und ſo gut gelungen iſt, die Arbeit reichlich auf. Ultimatum! Wenn Hausbeſuch kommt und man hat kein Gaſtzimmer! Die Speicherſtube da oben iſt ja nicht zu zählen, abgeriſſene und verblaßte Tapeten, keine Gardinen, kein Geld. Und dann geht es doch. Zunächſt wirkt ſolch ein gründliches Eckenaufräumen manchmal wohltuend. Dann konferiert man mit dem Drogiſten, rührt ſich einen ſchönen Farbtopf zurecht und ſtreicht friſch fröhlich in ockergel⸗ bem Ton die alte verblaßte Tapete über. Ein Stückchen Voile liegt noch im Flickenkaſten zu wenig zum Kinderkleid, für die Gardine wird es reichen. Wenigſtes hat man für die Farbe aufgewandt und die Zeit. Aber man beſitzt jetzt ein reizendes luftiges Sommerſtübchen da oben. Jahrelang ſtand es unbenutzt und voll des alten Gerümpels, das nun zum Teil im Keller ſeinen Platz gefunden hat. Das ſind Dinge, die wohl lohnen, ſparen helfen und Freude ſchaffen. Und wer findet nicht, daß es manchmal wirklich gut iſt, daß das Regemaß der Tage auf dieſe Weiſe durch⸗ brochen wird Bilder aus der Reichshauptſtadt Jeder Gaſt einen Tiſch.— Reicher Klubſegen.— Warum kein Optimiſtenbund?— Heirats⸗ und Kautionsſchwindel.— Zeichen der Ehrlichkeit. daß dort die perſönlichen Beziehungen viel raſcher hergeſtellt ſind als im Norden. Kommt z. B. in einer Stadt oder einem Dorfe Bayerns ein Gaſt in ein Wirtshaus, ſo hält er nicht Ausſchau nach einem freien Tiſch, ſondern nimmt Platz bei den anderen Gäſten, die gemütlich beiſammenſitzen. Anders iſt es dagegen in Berlin. Jeder neu au⸗ kommende Gaſt wünſcht einen Tiſch für ſich allein zu haben und gar oft kann man es erleben, daß; zwei Perſonen, die gemeinſam ein Lokal betreten, ſich einander zuraunen,„hier iſt es ja beſetzt“, wenn tatſächlich an allen vorhandenen Tiſchen nur eine einzige Perſon ſitzt. In der letzten Zeit iſt zwar eine kleine Aenderung eingetreten, aber es weht noch genügend kühler Wind, der ſtets für den nötigen Abſtand ſorgt. Dieſer Umſtand macht es auch beſonders den Fremden ſehr ſchwer, trotz aller Bequemlichkeiten, die ihnen in Hotels und Reſtaurants zur Verfü⸗ gung ſtehen, ſo richtig in Berlin warm zu werden. Abgeſehen vom Familienverkehr, der mit den ſteigenden Wirtſchaftsſchwierigkeiten allmählich aus ſeinem Dornröschenſchlaf wieder zu neuer Blüte erwachte, können Fremde eigentlich nur in Klubs eine angenehme, über das unerkannt Nebeneinan⸗ derſitzen hinausgehende Geſelligkeit in Berlin zu koſten bekommen. Selbſtverſtändlich muß ein Klub⸗ kamerad die Einführung übernehmen. Aber in dieſer Hinſicht ſind die Schwierigkeiten kleiner als man denkt. Da es an Klubs, von einfachen bis zu ganz exquiſiten, nicht mangelt, iſt faſt jeder zweite Berliner Klubmitglied. In den meiſten Fällen handelt es ſich bei dem Zweck der Klubs um die Pflege irgendeines Sports. Aber auch jeder andere beliebige Grund genügt, um einen neuen Klub ins Leben zu rufen. Man iſt daher erſtaunt, daß die Berliner, die im allge⸗ meinen nicht abgeneigt ſind, ausländiſche Vorbilder nachzuahmen, noch nicht auf die Idee gekommen ſind, ein in Philadelphia gegebenes Beiſpiel zu kopieren. In dieſer amerikaniſchen Stadt, die ſelbſtverſtändlich auch von der Weltwirtſchaftskriſe nicht verſchont wird, iſt nämlich eine„Liga der Optimiſten“ gegründet worden, deren Mitglieder heiter nichts zu tun haben, als an ſichtbarer Stelle der Kleidung einen Knopf zu tragen mit der Aufſchrift:„Alles wird wieder beſſer werden.“ Man ſoll über dieſe Methode zur Bekämpfung der Wer den deutſchen Süden kennt, weiß auch, wirtſchaftlichen Depreſſion nur nicht lächelnd hin. weggehen. Wird doch von der Regierung auch ſtets an das Vertrauen appelliert. Und ſchließlich iſt doch Optimismus weiter nichts als Vertrauen. Es wäre daher durchaus nicht zu verachten, wenn in Berlin ein Klub entſtände, der es ſich zur Aufgabe machte, den ewigen Schwarzſehern und den Propheten der düſterſten Zukunft durch offene Bekundung einer zuverſichtlichen Hoffnung auf baldige beſſere Zeiten entgegenzuarbeiten. Das Be⸗ tätigungsfeld wäre rieſengroß; denn ſchlecht genug ſiehr es in Berlin aus. f Nicht nur die wirtſchaftlich Schwachen werden oom Kriſenſtrudel erfaßt; auch vor den anſcheinend Stärkſten macht der zermürbende Mahlſtein der ge⸗ ſunkenen Konjunktur nicht Halt. Ein Blick in die Tageszeitungen auf die Rubrik„Verſteigerungen“ gibt einen erſchreckenden Aufſchluß. Zu vielen Dutzenden findet man da Anzeigen, in denen es heißt,„Auktion der mit künſtleriſchem Geſchmack eingerichteten Luxuswohnung“,„Auktion der fabel⸗ haften, hocheleganten Einrichtung des Fabrikbe⸗ ſitzers N.“,„Verſteigerung der Luxuseinrichtung Grunewald& Str.“,„Verſteigerung einer Patri⸗ zier⸗-Wohnung“. An ein arabiſches Märchen wird man erinnert, wenn man erſt lieſt, was alles ver⸗ ſteigert wird an Möbeln, Teppichen, Gemälden, Porzellan, Silbergeräten und Kunſtgegenſtänden. Und die Beſitzer dieſer Herrlichkeiten: Geſtern noch in vornehmen Autos, heute gegenüber dem Nichts. Das Schickſal findet eben Einlaß durch jede Pforte. Mit ihm ſchreitet leider in vielen Fällen Hand in Hand das Verbrechen. Die Dienſtſtellen des Berliner Polizeipräſidiums können über dieſe Zuſammenhänge den beſten Aufſchluß geben. Die Kriminalität nimmt ganz im allgemeinen zu. Im beſonderen aber ſind es gewiſſe Straftaten, die ge⸗ rade auf dem Acker der wirtſchaftlichen Not ge- deihen. Es iſt eine bekannte Tatſache, daß die Zahl der Eheſchließungen infolge wirtſchaftlicher abnimmt, d. h. mit anderen Worten, die Konkur— renz um den Mann verſtärkt ſich und hieraus er⸗ wächſt das rapide Anſteigen der Zahl der Heirats— ſchwindeleien. Die Opfer gewiſſenloſer Männer ſind in allen Volksſchichten zu finden, was beweiſt, daß die ſog. gebildeten Damen im Punkte Her— zensangelegenheit ebenſo leichtgläubig ſind wie Mädchen und Witwen, die kaum einen deutſchen Satz richtig ſchreiben können. In Wirklichkeit iſt das traurige Geſchäft des Heiratsſchwindels weit mehr im Schwunge, als es die Statiſtik glaubhaft machen will. So manches weibliche Opfer unter⸗ läßt aus Schamgefühl die Anzeige bei der Polizei und denkt nur voll Ingrimm über ſich ſelbſt, wie man nur ſo blödſinnig geweſen ſein konnte. Neben den Heiratsſchwindlern werfen die Kautions⸗ ſchwindler eifriger denn je ihre ſchandbaren Netze aus. Bei der ſchweren Wirtſchaftskalamität iſt es nicht unverſtändlich, daß ſo mancher in einem ver— lockenden Angebot den letzten Rettungsanker er⸗ blickt. Oder klingt es etwa nicht verführeriſch: „Wöchentlich 400.— Mark Reinverdienſt; einma⸗ lige Kaution von 1000.— Mark, die ſichergeſtellt werden“. Die letzten Erſparniſſe werden geopfert; oftmals wird die Kaution bei Verwandten und Be— kannten zuſammengeborgt, Warnungen werden in den Wind geſchlagen. Man will wieder arbeiten, man will wieder vorwärts⸗- und aufwärtskommen, man ſieht ſich in gehobener Poſition— und muß nach kurzer Zeit betrübt erkennen, daß alles nur infamer, nichtswürdiger Kautionsſchwindel war. Keine Strafe ſollte hart genug ſein für die kalt⸗ blütigen Ausbeuter der ohnehin bedauernswerten Opfer der Wirtſchaftskriſe.— Sonderbarer Weiſe ſoll ſich eine andere Sorte von Gaunern, die Zech— preller, in Berlin nicht vermehrt haben. Wahr⸗ ſcheinlich hängt die geübte Zurückhaltung mit der ſchlechten Ausſicht, ſofort entdeckt zu werden, ſtark zuſammen und vielleicht kann auch die Zechprellerei nicht ſehr überhandnehmen, weil die Kellner wegen es durchwegs ſchwachen Beſuches der Lokale ihr bier genau im Auge behalten können. Bei allen AUntugenden, die ſich in Berlin breit machen, muß aber auch das Gute anerkannt werden, das ſich allerwärts findet. So beweiſt z. B. die im Schle— L Das Wetter der nächſten Woche Feuchtmilde Herbſtwitterung. (Bericht der Meteoro logiſchen Korreſpondenz) Zweimal iſt in den letzten acht Tagen die Erwartung heiteren und warmen Hochdruck⸗ wetters enttäuſcht worden: das erſtemal am Wochenende, als der mitteleuropäiſche Hoch⸗ nordwärts wandernden Adriatief durchbrochen wurde, das beſonders in Bayern und Schleſien anhal⸗ tende und ergiebige Landregen zur Folge hat⸗ ſe, wobei z. B. in Breslau 27 mm Niederſchlag gemeſſen wurden. Aber auch in den anderen Landesteilen war es unter der Einwirkung von flachen Wirbeln, die aus dem Bereich der Nordſee ins Binnenland eindrangen, gleithzei⸗ tig wieder zu Regenfällen gekommen, nachde⸗ nen durch erneuten Zufluß polarer Luftmaſſen die Temperaturen noch weiter ſanken als in der Vorwoche. In erheblichen Teilen des Lan⸗ des lamen bereits Nachtfröſte vor; in Mün⸗ chen gab es in der Nacht zum Dienstag 1, in Hof ſogor 5 Grad Kälte. In Karlsruhe, Glei⸗ weiß und vielen anderen Orten ſank das Queckſilber bis auf Null, vielfach, wie in Nürn⸗ berg, Dresden und Breslau, bis auf 1 Grad Wärme. Auch mittags wurden nur an weni⸗ gen Octen 15 Grad C erreicht.; z. B. echob ich die höchſte Tagestemperatur kaum über 10 Grad Wärme. Mit einem Tagesmaximum von uch die zweite Gelegenheit zur Ausbildung in Hochdruckwetters wurde, nachdem ſich zeſteigert hatte, vereitelt, indem ſich hohes Nebelgewölk über die meiſten Landesteile ver— rettete. Es entſtand durch Aufgleiten von Warmluft, zunächſt auf dem nördlichen Teil des mitteleuropäiſchen Maximums, ausgehend oon einer neuen atlantiſchen Wirbelkette, die ſich am Nordrand des Hochdruckgebietes durch den Norden des Erdteils hinzog, und die ſich anſcheinend noch für eine Weile erhalten wird, nachdem ſich dieſe von Island über Nord-Skan⸗ binavien nach Finnland verlaufenen Bahn für die bereits herbſtlich verſtärkten Zyklonen ein- mal geöffnet hat. Es liegt hierin zwar eine Rückentwicklung der Großwetterlage, die in der letzten Zeit bereits mehr für den Oktober als für den September normal iſt. Aber die inzwiſchen vor ſich gegangene Abkühlung des über Mitteleuropa lagernden Luftkörpers läßt uns anſcheinend nicht mehr in den Genuß der ruhigen Hochdruckswitterung und der ozeani⸗ ſchen Warmluftzufuhr kommen. Ohne die ver⸗ gangene Abkühlung würden wir aller Wahr- ſcheinlichkeit nach vielfach heiteres Wetter mit wechſelnder Bevölkung, ziemlich hohen Tempe⸗ raturen und Gewitterneigung gehabt haben. So aber konnte ſich die feuchte Warmluft in der Höhe im allgemeinen nicht bis in die un⸗ teren Luftſchichten durchſetzen, und das Ergeb⸗ nis war ein bleierner Himmel mit nur ſehr ge⸗ ringer Luftbewegung, ähnlich wie bei winter⸗ lichem Hochdruckwetter mit weſtlicher Höhen⸗ ſtrömung. Inzwiſchen nimmt bei uns der Luftdruck ſchon wieder ab, ſodaß kaum noch Ausſicht auf Aufheiterung und direkte Erwärmung durch Sonneneinſtrahlung beſteht. Dafür werden aber auch wieder die Nächte nicht ſo kalt wie in der letzten Woche werden, denn das dichte 3. Mittel zu opa Nebelgewölk in der Höhe hindert die Ausſtrah⸗ lung, und die ziemlich raſche Aufeinanderfolge Kaltlufteinbrüche einſtweilen verhindern. Die Witterung wird ſomit im großem und ganzen und unbeſchadet vorübergehender Aufheiterung herbſtlich bleiben; auch mit gelegentlichen, wenn auch nicht ergiebigen Regenfällen iſt zu rechnen, und die Temperaturen werden unter dem Einfluß der feuchtmilden Weſtluft na. mentlich in Norddeutſchland bei nur geringen normalen Werte aufweiſen. In Süddeutſch— land und im Alpengebiet werden bei der Zer— riſſenheit der Wolkendecke eher ſtärkexe Tem⸗ peraturſchwankungen durch etwas höhere Ta— gestemperaturen und kältere Nächte eintreten Bunte Seitung Eispflaſter auf geſunkene Schiffe. Neue Hebemethoden. Verſuche mit einer neuen Methode, das Leck geſunkener Schiffe zu verſtopfen, wurden vor kurzem im Züricher See gemacht. Geſunkene Schiffe werden, wie man weiß, dadurch gehoben, daß man das Leck verſtopft und dann das Waſſer auspumpt. In die geſchloſſenen Kammern wird Luft gepreßt und ſo das Schiff zum Steigen ge⸗ bracht. Als undurchläſſiges Pflaſter für das Leck ſollte Eis dienen, das unter dem Waſſer an Ort und Stelle erzeugt wurde. Dazu diente eine große, waſſerdichte Blechtrommel, in die ein Elek⸗ tromotor von 60 Kilowatt und eine Ammoniat⸗ eismaſchine eingebaut wurde, während die Rohre mit der kühlenden Salzſole nach außen gingen. Mit Hilfe von zwei kleinen Motoren, die die Ven⸗ tile betätigten, wurde die Apparatur von einem ae e aus ferngeſteuert. Auf dieſem befan⸗ den ſich auch die Inſtrumente zur Fernableſung von Druck und Temperatur. Bei einer Probe in einer Seetiefe von 12 Meter arbeitete die Von zichtung tadellos, 333 Stunden lang, u. erzeug. in dieſer Zeit 4 Tonnen Eis. Nach dieſen gelun⸗ genen Vorverſuchen will man zur Anſpendun Schwierigkeiten ſeit einigen Jahren in Berlin ſtart. Schwankungen ungefähr die für die Jahreszeit ſiſchen Bahnhof von der Reichsbahn eingerichtete Zentralſammelſtelle für gefundene Gegenſtände aus den Direktionsbezirken Berlin, Stettin und Frankfurt a. O., daß es doch noch eine Ehrlichkeit gibt, auf die man ſich verlaſſen kann. Dinge ver⸗ ſchiedenſter Art werden täglich in großen Maſſen bei dem„Muſeum der Ehrlichkeit“ eingeliefert. Da aus vielen Gründen zahlreiche Gegenſtände den Beſitzern nicht zurückgegeben werden können, müſſen in beſtimmten Zwiſchenräumen Verſteige⸗ rungen ſtattfinden. Bei dieſen Gelegenheiten ver— ſteht man oftmals nur zu gut, weshalb ſich der Verlierer nicht meldet. E. F. G. ——— Ein idealer Erzieher Im Vorwort zu ſeinen„Krähenfelder Ge⸗ chichten“ ſchreibt Wilhelm Raabe:„Vor ei⸗ tem Tore der Stadt Braunſchweig liegt eine chöne Gegend— ſeit undenklichen Zeiten das Trähenfeld genannt.“ Dort hat der Verfaſſer eit dem Jahr 1870 gehauſt. Hier lebte, in ei⸗ tem Gartenidyll, Wilhelm Raabe mit ſeiner ungen Frau zwölf Jahre im Erdgeſchoß et⸗ tes hübſchen Zweifamilienhauſes, bis die Kin⸗ her aus der Wohnung herausgewachſen wa⸗ ten. Von dieſer Zeit und von dem Vater Raa⸗ de erzählt die Tochter des Dichters, Frau Klara Behrens⸗Raabe in der in der Verlags- inſtalt Hermann Klemm. Berlin, ſoeben er⸗ chienenen Feſtſchrift„Wilhelm Raabe und ſein Lebensreis“:„Der Papa, lang, ſchmal⸗ hüftig, aber von guter Schulterbreite trug ſeinen Kopf ſehr hoch. Sprach er mit uns. dann mußten unſere Blicke hoch oben ſeine Augen ſuchen, er ließ ſich nicht zu uns herab, Das allein ſchon erweckte in uns ein Gefühl der Diſtanz zwiſchen ihm und uns und ihm u den anderen Leuten. Mit Andacht taſteten un⸗ ſere kleinen Finger dem hervortretenden blauen Netzwerk der Adern auf dem ſeidigen gelblichen Weiß ſeines Handrückens nach. Dae konnte manchmal vor dem Mittageſſen geſche hen, wenn der Vater ſeine Arbeit am Manuſ⸗ kript für den Tag abgeſchloſſen hatte. Wir durften in ſein Zimmer kommen, und er über⸗ ließ ſich ein halbes Stündchen unſeren Zärt⸗ lichkeiten, einem Streicheln über ſein weiches. dunkles Haar, einem leichten Anlehnen an ſeinen flauſchigen Aermel. Küſſe waren nicht beliebt und wurden nur knapp bei ganz gro— ßen Gelegenheiten von ihm ſelbſt erteilt. Er war immer Grandseigneur, der ſich nicht neh⸗ men ließ.. Wir hatten alle einen kleinen Appetit und ſind aufgewachſen mit der ernſten Warnung: „Wartet nur, wenn der große Weltkrieg kommt, ihr ſucht euch noch die Kartoffelſchalen hinter dem Zaun zuſammen.“ Scheinbar ver⸗ lebte unſer Vater den Tag für ich in ſeinem Zimmer, in das wir nicht ohne weiteres ein⸗ dringen durften; dennoch wußte er um alle Vorgänge im Haushalt. Er hörte und fühlte durch Wände und Räume. Einem fleißigen Kinde legte er plötzlich mit einem lielkoſenden Wort die Hand auf die Schulter, und es fühlte ſich reich belohnt. Hatte ſich aber Schweſter Lisbeth in der Schule einen Band Eſchſtruth oder dergleichen ausgeliehen und ſaß damit ganz eingeſponnen in einem Winkel, tönte es mit einem Mal neckiſch:„Ach, Lisbeth, da du gerade ſtehſt...“ Das aus dllen Eich⸗ truth⸗ Himmeln geſtürzte Mädel kriegte noch gutmütig, aber auch unendlich hochmütig mit auf den gänzlich überflüſſigen Meg:„Lies dach das dumme Zeug nicht, das Leben iſt nicht ſo“ Manchmal brach ein Streit unter uns vie— ren aus. Die Tür öffnete ſich einem ichmalen Spalt. eber den oberen Tütrand erſchten ein blaſſer Zeigefinger. Nur einen Augenblick lang Die Tür ſchloß ſich leiſe. So war unſere Er— ziehung. Es wurden keine Worte verſchwendet Ein Befehl wurde in der Form eines Wun— ſches, ein Wunſch wie eine Biite ausgeipro— chen. Eine Verfehlung ward: als Dummhei abgetan. Nie hat eine von une um Verzeihune bitten müſſen. Aufrechte Mencchen, wie die El, tern waren, waren ſie nicht für knechtiſche oder verweichlichende Gefühle:„Daß mir das nich noch einmal vorkommt“— genügte ein fü alle Mal. Aus der Unterbalzung der Erwaß ſenen fingen wir Worte as. die uns Finger zeige fürs Leben wurden. Vaters Aeußerun— gen, kurz, prägnant, hatten es auf ſich, daf ſie ſich einprägten. Vielleicht lag es am Rhyt mus. Das Verſtändnis kam oft viel ſpäter Zum Beiſpiel:„bereuen— dummes Zeug lerne beſſermachen!“ „Aambriags“( Aertah Mannheim U 1. 5 Inhaber: Christian Trautwein, Metzgermeister Empfiehlt sein gut bürgerliches . Auma nn IIIA He Spezialitäten: Münchner Weiswurst m. Kraut und Schlachtplatten fim 7 Sonuta ap 4 Uhr W 5 5 11