Lokale Nachrichten Vom Sonntag. Der geſtrige Sonntag, der letzte im kalendermäßigen Sommer, hatte nichts ſommerliches mehr. Es war herbſtlich und kühl. Glücklicherweiſe war der Tag regenfrei.— Der Sport dominiert. Die D. J. K. begann geſtern die Verbandsrunde und hatte als erſten Gegner Bür- ſtadt in ihrem Stadion. 3:0 wurden die Bürſtädter in ſchönem Kampfe beſiegt.— Die„Grünen“ hol⸗ ten ſich in Sandhofen 2 Punkte, begleitet von einer zahlreichen Anhängerſchaar.— Der Volkschor hielt im Karpfen einen Bunten Abend, der ſehr gut be— ſucht war. Das Programm war ſehr reichhaltig und unterhaltſam. Ein jeder Beſucher war mit dem Verlauf und mit dem Gebotenen ſehr zufrieden. * Im Silberkranze. Die Eheleute, Herr Johann Faber 4. u. Kätchen geb. Roos begehen morgen Dienstag das Feſt der Silbernen Hochzeit. Wir gratulieren! Glückauf zur Goldenen! Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 2 wegen Vergehen gegen das Kraftfahrzeuggeſetz; 1 wegen Bedrohung(Wer- fen mit Steinen), 1 wegen Uebertretung der Feier abendſtunde, 1 wegen Verſtoß gegen die Straßen- verkehrsordnung und 2 wegen Fahrraddiebſtahl. *Die Grundſtücksverſteigerung der Martin Baureis 2. Erben, die heute Vormittag im Sitzungsſaale des Rathauſes ſtattfand, erbrachte folgende Gebote: Hofreite mit Grabgarten, Holzſtraße 34 10000. (Bieterin Frl. Marg. Niebler, Tochter von Johann 4. Rathausſtr.) Acker am Heddesh. Weg 2837 qm 1200 999 610 1756 935 2962 1625 1744 995 2131 710 2569 1375 hinter den Zäunen Schwarzlache im Lohfeld am Kirſchenweg rechts an der Hühnerhecke die roten Morgen 2394 1240 am Heddesh. Weg 1881 950 5 5 1 3400 1650 Kellersheck 2306 1310„ Die Verſteigerung war öffentlich und freiwillig. Bieter waren ſehr zahlreich anweſend. Es ſteht jedoch zu erwarten, daß die Erben eine noch— malige Verſteigerung vornehmen laſſen. Reichsbannertreffen. In Worms fand geſtern ein großes Reichsbannertreffen ſtatt. Die Teilnahme war außerordentlich ſtark. In muſtergültiger Ordnung bewegte ſich ein langer Zug durch die Stadt, von den Bewohnern mit Begeiſter— ung begrüßt. Von Viernheim war auch eine Ab— teilung zugegen. Die Reden der Führer fanden ein lautes und eindringliches Echo. Unter Trommel— wirbel und Fanferenklängen zogen die Kolonnen wieder ab Worms hatte wieder einmal geſehen, daß das Reichsbanner zur Stelle iſt, ſobald es ge— rufen wird. * Gewerbliches. Die Hauptverſammlung des Heſſiſchen Handswerks- und Gewerbeverbandes wird am Sonntag den 27. Sept. in Bensheim ab⸗ gehalten. Wie mit dem Staat umgeſprungen wird, das zeigt nachſtehende Meldung:„In Nier⸗ ſtein hielten die Nationalſozialiſten einen Tag nach der Verkündigung des heſſiſchen Uniformverbots eine Verſammlung ab, in der ſie in ſchwarzer Klei⸗ dung und Zylinderhüt enälteren und neueren Modells erſchienen.“ * Uniformverbot. In der Samstags⸗ Nummer unſeres Blattes brachten wir einen Artikel, der ſich mit dem Uniformtragen der verſchiedenſten Gruppen beſchäftigte. Darin wurde geſagt, man möge das Tragen von Uniformen allgemein verbieten. Die Gründe hierfür waren in dem Ar- tikel aufgezeichnet. Wie wir nun hörten, wurde der Artikel auch in hieſigen Reichsbannerkreiſen ſtark kritiſiert. Wir wollen feſtſtellen, daß der betreffende Artikel Auslaſſungen unſeres Korreſpondenzbüros waren. Wenn hier über das zuläſſige Maß ge— ſchrieben wurde, ſo wird das unſererſeits bedauert. » Oeffentliche Kundgebung Die Radikal-Demokratiſche Partei veranſtaltet morgen Dienstag abend im„Löwen“ eine öffent- liche Kundgebung. Näheres iſt aus dem heutigen Inſerat erſichtlich. 36960 Erwerbsloſe im Be⸗ zirk Mannheim Die Zählung der Arbeitsloſen am 15. Sept. ds. Is. ergab im Arbeitsamt Mannheim 36960 Arbeitſuchende. Von dieſen waren 29068 Männer, 7892 Frauen, die ſich auf folgende Berufsgruppen verteilen: Landwirtſchaft 120 Männer 11 Frauen—— Metallinduſtrie 7352 202 Lederinduſtrie und»verarb. 366 106 Holzinduſtrie 1327 4 Nahrungs- u Genußmittelg. 603 1108— 266 Bekleidungsg. 423 459 1 Baugewerbe 2795— 114 Gaſt⸗ und Schankwirtsgew. 270 670 69 Verkehrsgew. 1529 22 41 Hausangeſtellte aller Art— 1339 172 Ungel. Arbeiter 9280 1315 211 Kaufm. Angeſt. 2870 1879 8 Techn. Angeſt. 969 7 20 Alle anderen Berufsgruppen 1164„ 770„ V 105 Auf die Stadt Mannheim entfielen 22589 männliche, 6406 weibliche Meldungen, währenddem der Landbezirk 6479 arbeitſuchende Männer und 1486 Frauen aufzuweiſen hatte. Von dieſen ſtan— den im Genuß von Arbeitsloſenunterſtützung 9 234, Kriſenunterſtützung wurde 8587 Perſonen gewährt. Zu den Hauptunterſtützungsempfängern kamen noch insgeſamt 20684 zuſchlagsberechtigte Familienange— hörige. Die Arbeitsmarktlage zeigte eine leichte Ver— ſchlechterung, die ſich über ſämtliche Berufe erſtreckte. Sport u. Spiel Gruppe Rhein— Bezirksliga. — Die„Grünen“ holen ſich die Punkte in Sandhofen. Sandhofen— Amicitia Viernheim 1:2 Nachdem es den„Grünen“ geſtern gelungen iſt, in Sandhofen die Punkte zu holen, iſt wohl das erreicht, um das jeder Sportfreund bangte: Viernheim hat in der Bezirksliga feſten Fuß gefaſt und ſich als ein Gegner entpuppt der beachtet werden muß. Die Reſul tate: Sandhofen— Viernheim 1 Mundenheim— Waldhof 3 VfR Mannheim— Vfse Neckarau 1 08 Mannheim— Phönix Ludwigshafen 1 Sandhauſen— Kirchheim 97 Stand der Tabelle vom 20. September: Vereine Sp. gew. un. verl. Tore SV. Waldhof l 20:4 VfL. Neckarau 5.1 16:3 VfR. Mannheim 2 19:12 Phönix Ludwigshafen 19712 SpVgg. Mundenheim 15:14 Amicitia Viernheim 13:9 08 Mannheim 5:11 FV. Sandhauſen 7.21 SpVgg. Sandhofen 4:11 FG. Kirchheim 6:27 ee 8 Ian — Turnerbund Viernheim ſiegt im Gerütemannſchafiskampf. Einen ſchwachen Beſuch hatte der am ver— floſſenen Samstag im Lokal zum Freiſchütz ſtatt- gefundene Gerätekampf aufzuweiſen. Mit einigen herzlichen Begrüßungsworten eröffnete Herr Winken⸗- bach im Namen des T. B. den Kampf, der die Zuſchauer und vor allem die Anhänger der betei— ligten Vereine zur regſten Anteilnahme anhielt. Nur den guten Leiſtungen aller Turner des Viern— heimer T. B. iſt es zu verdanken, daß auch in dieſer zweiten Folge der Sieg erreicht wurde. Von Runde zu Runde wurden Punkte gewonnen, trotz- dem Schmitt, Sulzbach glänzende Uebungen vor— führte und dadurch auch erſter Einzelſieger mit der höchſten Punktzahl wurde Intereſſant wurde der Kampf gegen Schluß beim Turnen am Reck, das den Viernheimer einen guten Vorſprung brachte. Hatten bis hierher Viernheim und Sulzbach die beſten Kräſte, ſo gelang es Heppenheim und Bür— ſtadt noch wertvolle Punkte zu retten, ſodaß der Kampf am Schluß folgendes Reſultat zeigte Viernheim 920 Punkte Sulzbach 893 Punkte Heppenheim 830„ Bürſtadt 808 7 DJK ⸗Sport. Viernheim 1.— Bürſtadt 1. 310 Hernsheim 1.— Viernheim 2 14 Viernheim Junioren— Hambach 1. 2:1 Viernheim 1. Jugend— Bürſtadt 2. 64 Viernheim 3. Jugend— Hambach 2. 3:0 Die Blau- Weißen abſolvierten geſtern ihr erſtes Verbandsſpiel gegen Bürſtadt und konnten dieſes mit 310 für ſich entſcheiden. 8 Filmſchau. „Liebe auf Befehl“„Die Rothausgaſſe“ und „Buſter auf dem Rummelplatz“ heute letztmals im Ceſipa. Dieſes reichhaltige Tonfilm⸗Programm brachte geſtern dem Central-Film⸗Palaſt ein volles Haus und befriedigt ging man nach Hauſe, einen ſchönen und obendrein billigen Abend verlebt zu haben. Heute heißt die Parole: Sparen; und beſtimmt iſt ein Kinobeſuch das ſchönſte und billigſte Vergnügen. So konnte man 3 Filmſchlager für nur 50 Pfg. ſehen. 1. Ein prächtiger Tonfilm„Liebe auf Befehl“ mit Johannes Riemann, Olga Tſchechowa und Hans Junkermann. Der Film war ausgezeichnet und ge— fiel allen. 2.„Die Rothausgaſſe“ behandelt das Schickſal der gefallenen Mädchen und daß es auch noch Gute unter den Schlechten gibt uſw. Ein reizender Luſtſpiel⸗Schlager macht den Schluß des Gebotenen. Alles in allem ein Beſuch noch heute lohnt ſich. U. C.⸗Filmpalaſt. „Die Privatſekretärin“ mit Renate Müller und Felix Breſſart. Die ſchönſte und unüberbiet- barſte Tonfilmſchau der Woche. Ein 100% Ton— Sprech- und Geſangsfilm in welchem Heiterkeit Witz und Humor vorherrſchen und jedem Beſucher das bringt was er will, eine Spanne Zeit fröhlicher Erholung: Ich bin ja heut ſo glücklich! So glücklich! So glücklich! Ich fühl mich augenblicklich So glücklich wie noch nie! Ich könnt vor Glück zerſpringen! Zerſpringen! Zerſpringen! Und möchte ewig ſingen Die eine Melodie: Tralalala! Tralala! Kinder, ich bin ja ſo froh! Tralalala! Tralalala! Wär es doch nur immer ſo! Ich bin ja heut ſo glücklich! So glücklich! So glücklich! Ich fühl mich augenblicklich So glücklich wie noch nie! Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder- u. Generalverſammlungen u. Singſtunden E ˙:] ̃, ˙— Geſaugverein„Liederkranz“. Heute abend 8 Uhr Theaterprobe im Prinz Friedrich. Pünktliches Erſcheinen aller erwartet der Spielleiter. 2 7 5 zu billigsten Tagespreisen. Pfund Fullergersle 13 Fulierwelzen 16 Haler 14 Welschkorn 14 Häaferfiochen 18 elzentiele 7 fullermen 13 Legelunlermen! 16 Aellugelnörner inner 14 Zentner 11.80 14,20 13.50 13.50 16.90 6.30 12.20 10.— 13.— besonders presswert 1 kid. 13 2 Flu. 25 Zeniner druchrels 12,25 Dazu 5% Rabatt auf Pfund- und Zentnerpreise. Zentnerpreise ohne Stoffsack Gemeindekaſſe. Wir machen darauf aufmerkſam, daß das Gas⸗, Strom⸗ und Waſſergeld pro Juli nur noch am Montag und Dienstag ohne Mahnkoſten be⸗ zahlt werden kann. Winkenbach. U. I. Fumpalast Heute Montag letzter Tag Der Bombenerfolg Fön Brüssapl, Renate ſbher in lie Feſpatsehrelärig 2. Großfilm im Taumel von Parts 3. Film long im Laden „ uf heute Montag zu Feln Bressar! radikale Demokratie? Darüber ſprechen: Landtagsabgeordneter Reiber und der von Frick Thüringen gemaßregelte Polizeiober⸗ leutnant i. R. Vathke⸗ Gotha in einer großen öffentlichen Kundgebung ee am Dienstag, den 22. Sept., abends 8½ Uhr, in Viernheim im Gaſthaus z u m„I ö wen“ Dieſe Kundgebung gilt als Auftakt zum be⸗ vorſtehenden Landtagswahlkampf. Eintritt frei. Eintritt frei. Rüdikal⸗emohraliſche Partei Landesverband Heſſen. bernneimer anzeiger. wangsverſteigerung Die untenſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit der Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen des a) Babylon, Wilhelm der Erſte. b) Babylon, Aung Maria geb. Helbig, deſſen Chefrau im Grundbuch eingetragen waren, ſollen Donnerstag den 19. November 1931, nachmittags 2½ Uhr durch das unterzeichnete Gericht auf dem Ortsgericht Viernheim verſteigert werden. Die Verſteigerung erfolgt zum Zwecke der Zwangsvollſtreckung. Der Verſteigerungsvermerk iſt am 19. Auguſt 1931 in das Grundbuch eingetragen worden. Lampertheim, den 31. Auguſt 1931. Heſſiſches Amtsgericht. Bezeichnung der Grundfücke: Grundbuch für Viernheim Band 20, Blatt 1360 Flur J, Nr. 378, Grabgarten, Gew. Gänsgaſſe, 196 qm., Betrag der Schätzung. Mk. 200.— Flur J, Nr. 382, Hofreite in der Blauehutſtraße, 556 qm., Betrag der Schätzung. Mk. 3 Ammer u. Hüche zu mieten evtl. zu tauſchen geſucht Von wem, ſagt der Verlag. 1 Ammer und Küche ſofort zu vermieten. Hes straße 9. 6300.— Feinsten Dlenennonio in 1 Pfund-Einheits- Gläser abgefüllt à 1.80 Mk. zu haben bei da Froschauer Kühnerstraße 8 Visitkarten in reicher Auswahl zu billigen Preisen fertigt Hemung. Heute Montag ſelzter Tag Das wunderbare Tonfilm Programm 1. Hebe aut gelen EIn 100 ¼ deutscher Tonſum- Schlager. 2. Die Rolhaus-G4886 oer: Die Hlebevollen Mäuchen Duster autdem Rummelnlalz Ein Besuch des erfolgreichen Ton- filmprogramms ist noch heute bestens zu empfehlen. * Zwangs⸗Verſteigerung. Morgen Dienstag, den 22. September 1931 verſteigere ich in Viernheim, teilweiſe im Verſteige rungslokal und teilweiſe an Ort und Stelle öffent- lich, zwangsweiſe, meiſtbietend gegen Barzahlung: 1 Piano. Zuſammenkunft der Steigliebhaber nachmittags 4 Uhr im Gaſthaus zum Pflug, Weinheimerſtraße. Lampertheim, den 21. September 1931. Köhler Gerichtsvollzieher in Lampertheim. Lebedew Hyezinthen, ſulpen Narzissen u. Crocus in nur la Qualität eingetroffen II Blumentöpfe in verschied. Grössen Gärtnerei Wasserstr. 45 I 0 e ö cee f N f ee (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage 7— — Bezugs 1,50 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand— kalender.— Annahme von Abonnements tägl, in der Geſchäſtsſtelle u. beim Zeitungsträger ö e Erſtes, alteſtes u. erfolgreichſtes Lokal-Anzeigeblatt in Vieruheim Feruſprecher 117..— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Ams Frankfurt a. M.— Schriſtleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 219 Der Vormarſch der Japaner in China Die Ereigniſſe in der Mandſchurci. wib. Tokio, 22. Sept. Die Feindſeligkeiten ſind am Sonntag abend um 10,30 Uhr in Peita⸗ jing bei Mukden wieder aufgenommen worden. Starke chineſiſche Kräfte haben dieſen Ort ange— griffen. wib Tokio, 22. Sept. Japaniſche Truppen haben um 5,30 Uhr nachmittags die an der Eiſen— bahnlinie Tſchangtſchun⸗Kirin liegende Stadt Ki⸗ rin, Hauptſtadt der Provinz gleichen Namens, be— ſetzt, nachdem japaniſche Flugzeuge eine Kundge— bung in die Stadt geworfen hatten, die der Bevöl— kerung die Gründe der Beſetzung erklärte. Der chineſiſch⸗japaniſche Konflik Dienstag vor dem Völkerbund. wtb Genf, 21. Sept. Aufgrund der heute ein⸗ gegangenen Note des Führers der chineſiſchen De— legation hat der Generalſekretär des Völkerbundes den Rat auf morgen vormittag zur Behandlung des chineſiſch-japaniſchen Konfliktes einberufen. Amerika und die Frage in der Mandſchurei. wib Waſhington, 22. Sept. Im Staatsde⸗ partement wird die Entwicklung in der Mandſchu— rei mit Beſorgnis verfolgt. Die Lage wird für ernſt gehalten, weil offenbar japaniſche Truppen— teile weit von einander getrennt liegende Punkte heſetzten, obwohl das japaniſche Kabinett die Ein— ſtellung jeglichen Vormarſches angeordnet hat. Man neigt hier ber Annahme zu, daß in erſter Li— nie der Neunmächte-Vertrag vom 2. Februar 1922 berührte werde, der Chinas Souveränität garan— liert und der Artikel 7 im Falle der Bedrohung dieſer Souveränität eine Konferenz der Signa— tare des Vertrages vorſieht. Zur Zeit ſei die Lage freilich noch ungeklärt, um feſte Entſchlüſſe zu faſ⸗ ſen; angeſichts der konkreten Lage ſcheine die Heranziehung dieſes Vertrages jedoch naheliegen— der als die Heranziehung des Kellogg-Paktes. Exploſion eines transſibiriſchen Perſonenzuges witb. Peking, 21. Sept. Ein transfibiriſcher Perſonenzug, der Freitag nachmittag Charbin in weſtlicher Richtung verließ, iſt durch Explo— ſion zerſtört worden. Die Verſpätung dieſer Nachricht iſt auf die Unterbrechung der Tele— graphenlinien infolge der chineſiſch-japaniſchen Kämpfe zurückzuführen. Einzelheiten von dem Unglücksfall fehlen. Auch die Zahl der Opfer iſt noch unbekannt. In chineſiſchen Kreiſen ver— lautet. daß ein Einbruch von Sowietruſſen in die Nordmandſchurei vorbereitet werde und daß die Erploſion des Zuges hiermit in Zu— ſammenhang ſtehe. Tetzte Radiomeldungen Viaduktmächter von Pia Torbagy überfahren. wtb. Budapeſt, 22. Sept. Der Wächter zus Viaduktes bei Bia Torbagy, der Unglücks⸗ ſtelle des Eienbahnattentats, wurde geſtern auf dem Viadu:“ non einem Eiſenbahnzug znerfa hren und gerötet. Neuc Verhaftung unter dem Verdacht der Mittäterſchaft an dem Attentat von Bia Torbagy. wtb. Leobeen, 21. Sept. Aufgrund ei⸗ ner privaten Anzeige verhaftete die Polißei den in Württemberg geborenen 31⸗jährigen Maſchinenſchloſſer Walter von Rieſen unter dem Verdacht der Teilnahme an dem Eiſen⸗ bahnattentat von Bia Torbagy. Rieſen, der leugnet, hatte ſich durch Aeußerungen über das Attentat verdächtig gemacht. Es wurden bei ihm zahlreiche Zeitungsausſchnitte über die Ka⸗ taſtrophe von Bia Trobagy gefunden. Er hielt ſich auch kurz vor dem Attetttat in Budapeſt und Steinamanger auf, will aber Ungarn be⸗ reits am 11. September verlaſſen haben. Das Kreisgericht Leoben ſetzte ſich mit den ungartk⸗ ſchen Behörden ſogleich in Verbindung. Deutſchland und die Schweiz Die Tagung des Wirtſchaftsausſchuſſes in Genf. wib Genf, 21. Sept. Im Wirtſchaftsausſchuß der Völkerbundsverſammlung ging heute der deut⸗ ſche Delegierte, Miniſterialdirektor Ritter, auf das deutſch⸗ſchweizeriſche Verhältnis ein, wie verhäng⸗ nisvoll die Folgen der jetzigen Regelung auf dem Gebiete des internationalen Güteraustauſches ſei— en, zeige das Beiſpiel der Schweiz und die Angaben, die der Schweizer Vertreter vor einigen Tagen ge— macht habe. Dies Beiſpiel ſei ſymptomatiſch für die verhängnisvollen Wirkungen der jetzigen Rege— lung. Deutſchland ſei bereit, allen Wünſchen und Beſchwerden der Schweiz entgegenzukommen. es müſſe aber ablehnen, daß ſeine Ausfuhr auf einen Prozentſatz des gegenwärtigen Standes reduziert und feſtgeſetzt werde, Deutſchland müſſe ſich die Freiheit des Handelns auf dieſem Gebiete bewah— ren, ſonſt beſtehe keine Möglichkeit, die Repara— 8 monatl. 988 8 Zeitung viernheimer Anzeiger Viernheimer Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., 77 8 be Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- 5 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 2 ahlen. Die 9 die man ſich wende, tionen zu be lands, geger Zwang der Tatſachen. tſchland werde, die Schweiz die angekündigte neue Wirtſchaftspoli— tik einſchlage, gezwungen ſein, auf dem gleichen Wege zu folgen und neue Einfuhrverbote zu erlaſ— ſen. Dr. Ritter kam zum hluß ſeiner Ausfüh— rungen auf die Zuſammenhänge der Finanzkriſe mit der internationalen Verſchuldung zu ſprechen. Es ſei ſicher kein Zufall, daß der Finanzzuſammen— bruch zuerſt in den Ländern gekommen ſei, denen die finanziellen Laſten des Weltkrieges worden ſeien. 3 Usfuhrſteigerun, 8 U aufgebürdet Die deutſchen Ozeanflieger gerettet Von einem norwegiſchen Motorſchiff aufgenommen wtb. Newyork, 21. Sept. Der Aſſociated tete, wo das Flugzeug Rodys zuletzt geſehen Preß wird aus Halifax gemeldet, das Motor⸗ ſchiff„Belmoira“, das von Albany im Staate Newyork unterwegs nach Rußland iſt, habe die Flieger Rody, Johannſen und Veiga aufge⸗ nommen. Weiter wird aus Toronto von einem Funk⸗ ſpruch berichtet, nach dem die„Belmoira“ die Trümmer des Flugzeuges in der Gegend ſich⸗ worden iſt. Amerikaniſche Beſtätigung der Rettung der deutſchen Ozeanflieger. wtb. Newyork, 21. Sept. Der Aſſociated Preß wird aus Toronto gemeldet, daß das norwegiſche Motorſchiff„Belmoira“ zwei der vermißten deutſchen Ozeanflieger aufgenom⸗ men hat. Die Condöoner Kriſe Annahme des Geſetzentwurfs über die Aufhebung der Soldwährung im Ober⸗ und Unterhaus Die Geſetzesvorlage über die Abſchaffung des Goldſtandardgeſetzes. London, 21. Sept. Schatzkanzler Snowden brachte heute im Unterhaus die Geſetzesvorlage zur Abſchaffung des Goldſtandardgeſetzes ein. Der Entwurf enthält u. a. die nachträgliche Genehmi— gung der Bank von England, zu der ſie geſtern durch die Regierung ermächtigt wurde, und ermäch— tigt das Schatzamt, Verfügungen zu erlaſſen, um Maßnahmen zur Ueberwindung der durch die Sus⸗ pendierung des Goldſtandards entſtehenden Schwie— rigkeiten in Kraft zu ſetzen. Snowden betonte, der Geſetzentwurf würde den freien Goldmarkt in London nicht einſchränken. Alles Gold würde ſei— nen jeweiligen Marktpreis erzielen. Ihren Ver— pflichtungen werde die Regierung weiter nachkom— men. Sodann gab der Schatzkanzler eine Darſtel— lung der Lage, die die Einbringung der Geſetzes— vorlage notwendig gemacht habe. Annahme des Geſetzentwurſes über Aufhebung der Goldwährung. wib. London, 22. Sept. Das Unterhaus nahm mit 271 gegen 148 Stimmen den Vor⸗ ſchlag der Regierung an, die Debatte nach der zweiten Leſung zu ſchließen, und lehnte dann mit 275 gegen 112 Stimmen den Antrag Camp⸗ bell Stephens ab. Der Geſetzentwurf wurde mit demſelben Stimmenverhältnis in zweiter Leſung angenommen. Das Haus konſtituiterte ſich dann als Ausſchuß zur Erörterung der ein⸗ zelnen Artikel des Geſetzentwurfes. Annahme der Geſetzesvorlage im Oberhaus. wih London, 22. Sept. Auch das Ober⸗ haus verabſchiedete die Geſetzesvorlage über Auf— hebung des Goldſtandards. Der König unterzeich— nete darnach. Amſterdamer Börſe wieder eröffnet. wtb Amſterdam, 22. Sept. In ſpäter Abend— ſtunde wurde geſtern vom Amſterdamer Börſenvor— ſtand die folgende Verlautbarung herausgegeben: Im Hinblick auf an uns gerichtete Fragen we— gen der Lieferung und Bezahlung von Effekten wird darauf aufmerkſam gemacht, daß der Beſchluß zur Schließung der Börſe allein auf den geſtrigen Montag Bezug hatte, ſodaß infolgedeſſen der heu⸗ tige Dienstag als gewöhnlicher Börſentag betrach⸗ tet werden muß. Keine Kredite zur Stabiliſierung des Sterling⸗ Kurſes. wib Paris, 22. Sept. Wie! W vas erklärt, be⸗ zeichnet man in unterrichteten Kreiſen die Gerüchte von gegenwärtig in Gang lungen über die Eröffnung neuer franzöſiſch-au rikaniſcher Kredite zugunſten Englands als unrich— tig. Man ſcheine anzunehmen, daß der Sterling— Kurs noch Schwankungen ausgeſetzt ſein d Dieſer Zuſtand werde anhalten, bis de Kurs von ſelbſt eine tatſächliche Stabilitä haben werde, die eine rechtliche Stabiliſieru laube. Dieſe könne dann unter 01 der normalen techniſchen Mittel, e fe einer Konſolidierungsanleihe du den. * Teileröffnung der belgiſchen Sept. Nach einer B ung zwiſchen dem Miniſterpräſidenten Vertretern der Bankinſtitute daß die on Brüſſel und Antwer für das fen werden. il mingeſchäft bleiben die Börſen geſchloſſen. lutb Brüſſel, 22. wurde * 2 Ruhige Beurteilung in Berlin. enb. Berlin, 21. Sept. liner Kreiſen beurteil Englaub als ein Symptom der fahren von deutſcher Seite i ſen worden iſt. Für Engla t Situation eingetreten, wie wir durchgemacht haben. Deutſchland hat Kriſe inzwiſchen überwunden und gegen die derholung eine Garantie durch das Stillhalte-Ab— kommen gewonnen. Daraus leitet man auch die Ueberzeugung ab, daß die Ereigniſſe von London Deutſchland nicht in den Strudel hineinziehen können. Wenn trotzdem die Börſen heute auch bei uns geſchloſſen worden ſind, ſo wird von unterrichteter Seite betont, daß darin nicht ein neues Sturmzeichen für uns, ſondern nur eine Schutzmaß⸗ nahme zuſehen ſei, durch die den Auswirkun⸗ gen einer nervöſen Spannung vorgebeugt werden ſoll. Die Lage kann vom deutſchen Standpunkt aus auch deshalb ruhig beurteilt werden, weil der Reichsbankdiskont ja immer noch recht hoch iſt. Ob es zu einer Verſchärfung der Deviſenvorſchriften kommt, läßt ſich noch nicht überſohen. Die maß⸗ gebenden Stellen warten in aller Ruhe die weitere Entwicklung ab. Ihres Erachtens beſteht kein Grund zu irgendwelchen Maßnahmen, die ſich ſpä— ter vielleicht als übereilt herausſtellen. Vor allem ſind aus den Vorgängen von London zwei Lehren zu ziehen. Das iſt einmal die Er⸗ kenntnis der Tatſache, daß das gegenwärtige Sh⸗ ſtem der Goldwährungen unhaltbar iſt, nachdem der Goldvorrat der Welt ſo abnorme Verſchiebungen erfahren hat. Zum zweiten ſollte die engliſche Kriſe nun auch den Blinden die Augen geöffnet In maßgebenden Ber— die Schwierigeiten 48. Jahrgang und gezeigt haben, daß es mit großen Worten nicht mehr getan iſt, ſondern endlich entſchiedene und ge— meinſame Schritte unternommen werden müſſen, um die Weltkriſe zu bekämpfen. Das dürfte im Intereſſe anderer Länder noch notwendiger ſein, als in dem Deutſchlands. Die franzöſiſche Regierung und die Ereigniſſe in London. witb. Paris, 21. Sept. Finanzminiſter Flan— din erklärte nach einer Beſprechung mit Miniſter— präſident Laval, die Pariſer Börſe werde heute ihre Operationen, wie er höffe, möglichſt normal ab— wickeln. Miniſterpräſident Laval, der übrigens auch mit dem engliſchen Botſchaftsrat Campbell verhan⸗ delt hat, erklärte ſeinerſeits, daß er bereits vorge⸗ ſtern und geſtern mit dem engliſchen Geſchäftsträ⸗ ger in Fühlung geweſen ſei. Die franzöſiſche Re— gierung ſei über die Lage fortlaufend unterrichter worden. Laval beſtätigte, daß die franzöſiſche Re— gierung der engliſchen ſpontan ihre Hilfe angebo— ten hätte. Amerika ſchweigt. b. Waſhington, 21. Sept.(Reuter.) Prä⸗ Hoover hat die Meldung von dem Beſchluß der britiſchen Regierung, die Goldwährung aufzu— heben, mit großem Intereſſe entgegengenommen, r jede Aeußerung dazu abgelehnt. Die hervor— ragendſten Mitglieder der Regierung haben ſich leichfalls jeder Aeußerung enthalten. Vor einer Konferenz der Notenbankleiter? Berlin, 21. Sept. In Berliner Bankkreiſen ht die Anſicht vor, daß das Londoner Ereignis u einer ſofortigen Konferenz aller Notenb wird, nachdem die Inf Fühlung miteinander N. B. L. auch der geſtrige Be— Bank von England zuerſt dem i ikdirektorium mitgeteilt worden. problem zu Verteil er Umſtänden wird man ge der Währung beſtehen werden. 8 deutſche Bankge— von England danken— der Welt. lühalteabkom— geſchützt und kann Dinge in Ruhe ab— regen Ge den übrigen N em Fall durch das usländiſchen Al Entwicklung der KE Di Die Rückwirkungen der Londoner Börfſen— vorgänge auf Indien. wib. Bombay, 21. Sept. Die indiſche Regie— rung hat im Hinblick auf die Londoner Finanzvor— gänge für morgen einen allgemeinen Börſen-Ruhe— tag angeordnet. Offizielle Einladung Cavals zum Beſuch in Amerika wtb. Paris, 21. Sept. Wie Havas meldet, hat Miniſterpräſident Laval heute vormittag den amerikaniſchen Botſchafter Edge empfan— gen, der ihm eine Einladung des Präſidenten Hoover überbrachte, ſich zu einer Ausſprache nach Waſhington zu begeben. Laval beauftrag— te Edge, Präſident Hoover ſeinen Dank für die Einladung zu übermitteln, die die Löſung der großen Probleme der gegenwärtigen Stunde durch direkte Beſprechungen nur erleichtern könnte. Obwohl unter den gegenwärtigen Am— ſtänden Laval keine endgültige Antwort geben zu können glaubte, wies er darauf hin, daß die franzöſiſche öffentliche Meinung die Initiative des amerikaniſchen Präſidenten mit Befriedi— gung aufnehmen würde. Da dieſe Wache ein Miniſterrat ſtattfindet, bevor Laval und Briand nach Berlin reiſen, werde wahrſchein⸗ lich nach dieſer Beratung die offizielle Ent⸗ ſcheidung der franzöſiſchen Regierung bekannt werden. Man könne annehmen, daß ſie auf ei⸗ ne Annahme der Einladung des amectkaniſchen Präſidenten hinauslaufen werde. ———— ß Aus Nah und Sern Mannheim, 18. Septbr.(Die Arbeits⸗ marktlage.) Die Zählung der Arbeitsloſen am 15. September ds. Is. ergab im Arbeitsamt Mannheim 36 960 Arbeitſuchende. Von dieſen waren 29 068 Männer, 7 892 Frauen, die ſich auf folgende Berufsgruppen verteilen: Landwirt⸗ ſchaft 120 Männer, 11 Frauen + 6, Metallindu— ſtrie 7352 Männer, 202 Frauen + 82, Lederin⸗ duſtrie 366 M., 106 Fr. + 7, Holzinduſtrie 1327 M., 4 Fr. 7 33, Nahrungs- und Genußmittelg. 603 M., 1108 Fr.— 266, Bekleidungsgewerbe 423 M., 459 Fr. + 1, Baugewerbe 2795 M., — Fr. 7 114, Gaſt⸗ und Schankwirtsgewerbe 270 M., 670 Fr. + 69, Verkehrsgewerbe 1529 M., 22 Fr. 41, Hausangeſtellte aller Art— M., 1339 Fr. 7 172, Ungelernte Arbeiter 9280 M., 1315 Fr. + 211, Kaufm. Angeſtellte 2870 M., 1879 Fr. + 8, Techn. Angeſtellte 969 M., 7 Fr. 20, Alle anderen Berufsgruppen 1164 M., 770 Fr. + 105. Auf die Stadt Mannheim entfielen 22 589 männliche, 6406 weibliche Meldungen, währenddem der Landbezirk 6479 arbeitſuchende Männer und 1486 Frauen aufzuweiſen hatte. Von dieſen ſtanden im Genuß von Arbeitsloſenun— terſtützung 9234, Kriſenunterſtützung wurde 8587 Perſonen gewährt. Zu den Hauptunterſtützungs— empfängern kamen noch insgeſamt 20 684 zu⸗ ſchlagsberechtigte Familienangehörige. Die Ar⸗ beitsmarktlage zeigte eine leichte Verſchlechterung, die ſich über ſämtliche Berufe erſtreckte. Bad Dürkheim, 20. Sept.(Rieſenbe⸗ ſuch auf dem Nachwurſtmarkt.) Die Wurſtmarktfreuden haben mit dem heutigen Sonntag des Nachwurſtmarktes ihr Ende ge— funden. Der Nachmarkt, der, wie üblich. Samstag und Sonntag gefeiert wird, brachte Bad Dürkheim wiederum einen ſehr guten Beſuch, ganz beſonders am Sonntag. Es war damit zu rechnen, daß zum Nachmarkt wohl die Beſucher aus der weiteren Entfernung fehlen würden, ſodaß ſich ſchon für den Sams— tag eine bedeutend geringere Beſucherzahl er— geben mußte. Der Sonntag hielt aber dem Hauptwurſtmarkt faſt die Waage. Schon in den frühen Nachmittagsſtunden wies die Feſt⸗ wieſe einen guten Beſuch auf, der ſich von Stunde zu Stunde ſteigerte. Für Sonntag kann mit einer Beſucherzahl von wiederum 50 000 gerechnet werden. Zählt man für Samstag eine Mindeſtzahl von 20 000 hinzu. ſo ergibt ſich die reſpektable Zahl von rund 70 000 Nachwurſtmarktbeſuchern. Der Betrieb wickelte ſich reibungslos ab. Landau, 20. Sept.(zu Tode geſtürzt) Am Samstag vormittag fiel das zweijährige Bübchen des Bauunternehmers Koch von hier beim Spielen ſo unglücklich von einem Klavier— ſtuhl, daß es das Genick brach und tot liegen blieb. Bad Griesbach, 20. Sept. In Erinnerung an die zehnjährige Wiederkehr der Ermordung Erzbergers auf der Kniebisſtraße bei Bad Griesbach wurde heute am Ausgang des Bade— ortes eine Gedächtnis-Sühne-Kapelle einge⸗ weiht, die von perſönlichen Freunden und An— hängern des ermordeten Reichsminiſters geſtif— tet worden iſt. Die Kapelle fügt ſich harmo— niſch in den Bautenkomplex des Mütter- erholungsheims, das dem badiſchen Landesver— band chriſtlicher Müttervereine gehört, ein. Ueber dem Eingang der Kapelle„Regina Pacis“ ſteht eine Friedensſtatue aus Majoli— ka. Die ſtimmungsvoll ſchlicht gehaltene Ka— pelle birgt ein Medaillon Erzbergers. Dom— kapitular Dr. Jauch-Freiburg weihte die Ka— pelle. Der kirchlichen Handlung folgte im Leſeſaal des Kurhauſes eine akademiſche Fei— er, bei der der perſönliche Freund Erzbergers, Neichstagsabgeordneter Diez-Radolfzell, über Erzberger ſein Leben und Wirken ſprach. Der Kampf um Rosenburg Roman von Johannes Hollſtein. 41. Fortſetzung. „Lammfromm! Eine Stute! Sie hat den Namen Agathe! Fein, was! Und— gleichzeitig möchte ich mir erlauben, Sie einzuladen, mit mir zuſammen einen Ritt nach dem Forſthauſe zu unternehmen.“ Ueberraſcht ſah Willfried den Freund an. „Du will—?“ „Dem Geheimnis des Forſthauſes auf die Spur kommen. Ich muß einfach. Tag und Nacht läßt mich der unterirdiſche Gang nicht in Ruhe. Will, ich laſſe mich freſſen, der hat's in ſich.“ Frau Käthe warf ein:„Das iſt die Förſterei — ich habe von einem Bombenattentat gele— ſen?“— „Stimmt, das Forſthaus iſt es! Oder haben Sie Sorge, Frau Käthe?“ „Nein, nein, ich reite mit! Abgemacht! Um welche Zeit?“ „Ich werde mir erlauben, Sie um 7 Uhr wecken zu laſſen, um ½8 Uhr ſteht das Früh— ſtück bereit. Dann Ausritt um 8 Uhr.“ 27 Am nächſten Morgen fühlte ſich die neuge— backene Frau Käthe wohl und munter. Sie war ſchon vor 7 Uhr wach Sie kleidete ſich an und war fix und fertig, als Elſe ſie um 7 Uhr wecken wollte. „Wenn Sie irgendwie eine Hilfe brauchen, Frau Baronin?“ „Dann werde ich Sie bitten, Fräulein Echaffranz! Aber ich will einmal nach Möglich⸗ eindrucksvollen, in einfachſtem Rahmen gehal⸗ tenen Feier wohnten neben den beiden Brü⸗ dern Erzbergers auch der badiſche und der württembergiſche Staatspräſident, Mitglieder der badiſchen und württembergiſchen Regie⸗ rung, viele Mitglieder des Reichstages und des Badiſchen Landtages bei. wtb Görlitz, 21. Sept.(Der dreifache Mord in Troitſchendorf.) Zu dem ſchon gemeldeten dreifachen Mord in Troit⸗ ſchendorf gab der Mörder Klein bei dem ge— ſtrigen Lokaltermin eine Schilderung ſeiner entſetzlichen Tat, aus der hervorgeht, daß Klein die Bluttat nicht im Affekt begangen hat. Klein hat ſeiner im Bett liegenden Mut⸗ ter mehrere Schläge mit dem Hammer verſetzt chen von ſich gab, ebenfalls mit der Axt er— ſchlagen.ſo Mit einem Brotmeſſer hat er im Keller ſeinen neunjährigen Bruder erſtochen. Seine Schweſter, die ſich vor dem Mörder auf den Boden geflüchtet hatte, hat er gewürgt u. das ſchwächliche Kind, als es iioch Lebenszet⸗ chen von ſich gab, ebenfalls mit der Axt er⸗ ſchlagen. Am Morgen nach der Tat hat der Mörder in aller Ruhe die Kundſchaft bedient, iſt dann mit Ware nach Görlitz gefahren und hat eine Zeche von 70 Mark gemacht. Er fuhr dann nach Dresden und will auf der Rückfahrt einen Selbſtmordverſuch unternommen haben. Nach ſeiner Angabe hat er ſich dor einen Zug geworfen, doch ſei dieſer mit einem Schienen- räumer verſehen geweſen ſodaß ſeine Abſicht vereitelt wurde. Ueber die Gründe der Tat iſt man ſich noch nicht im klaren. Schwarzenfeld,(Opf.), 20. Sept.(Eine Tonwarenfabrik abgebrannt.) In der Nacht zum Freitag brach in der Chamotte— und Tonwarenfabrik Bauer u. Co. Feuer aus. das die Fabrikanlagen bis auf das Keſſelhaus größtenteils zerſtörte. Die Feuerwehren konn— ten wegen des gewaltigen Brandes nur das naheliegende Wohnhaus ſchützen. Der Schaden iſt verſichert. Die Entſtehungsurſache des Brandes iſt nicht bekannt. Lamberg, 20. Sept.(Bluttat in Lam⸗ berg.) Am Freitag abend um halb 11 Uhr wollte der ſeit fünf Jahren verheiratete, jedoch von ſeiner Frau getrennt lebende 36 Jahre alte Elektromonteur Alfred Himmler zu ſeiner Frau zurück. Da ſeine Frau die Wohnung nicht öffnete, bewarf er mit allerhand Gegen— ſtänden die Fenſter. Schließlich verſuchte er zum Fenſter hinauf- und hineinzuſteigen. Da— rauf gab der 45 Jahre alte verheiratete Stuhl— meiſter Rudolf Kimmel aus einem Walzenre⸗ holver zwei Schüſſe ab. Einer davon traf dimmler am Kopf und der andere im Unter⸗ eib. Die Verletzungen ſind lebensgefährlich. Himmler wurde ins Krankenhaus nach Neu⸗ ſtadt gebracht, Kimmel verhaftet und ins Un⸗ terſuchungsgefängnis eingeliefert. Oppau, 20. Sept.(Gedenkfeier für die Oppauer Exploſions opfer.) Nur wenige hundert Meter vom Herd der ſchrecklichen Exploſionskataſtrophe, die am frühen Morgen des 21. September 1921 Hunderte von Menſchenleben vernichtete, liegt der Oppauer Friedhof, auf dem ſich am heutigen Sonntag vormittag die Einwoh— ner von Oppau und der umliegenden Ortſchaften zu einer weihevollen, ſchlichten Gedenkfeier einfan⸗ den. Unzählige Organiſationen waren mit um⸗ florten Fahnen erſchienen und ſtanden im Halb⸗ kreis vor der Trauerhalle des Neuen Friedhofes, als verſöhnend das„Largo“ von Händel erklang, das die Feuerwehrkapelle Oppaus unter Leitung von Herrn Wendel vortrug. Nach dem Choral „Heilig, heilig, heilig iſt der Herr“ von Franz Schubert, den der Männerchor Oppau unter ſei— nem Dirigenten, Hauptlehrer Becker, zu Gehör brachte, hielt 1. Bürgermeiſter Dr. Zorn die Ge— denkrede. Zum Schluß forderte Vürgermeiſter 2585—— keit auf mich ſelber geſtellt ſein. Ich habe drum meine Jungfer nicht mitgenommen.“ Ergo ſpeiſte man früher und ritt ſchon um ½s Uhr aus. Der Morgen war angenehm. Es hatte etwas abgekühlt. Schweigend ritten ſie zuſammen. Hellmer ſah, daß Frau Käthe eine ausgezeichnete Figur zu Pferde machte. Sie gefiel ihm überhaupt. Groß, ſchlank gewachſen und wie Willfried, ein paar prächtige Braunaugen. Auch das Haar. diesmal ganz einfach friſiert— dabei hatte ihr Elſe geholfen— gefiel ihm ſehr. Willfried hatte eine bildhübſche Schweſter! ſtellte er feſt. Und begriff gleichzeitig nicht, daß ſich dieſe Frau dem Baron Berghammer gegeben hatte. Sie erreichten nach einer reichlichen halben Stunde flotten Trab das Forſthaus, wo ſie herz— lich aufgenommen wurden. Reſpektvoll kam man der Schweſter des Herrn entgegen. Gothe war ganz Feuer und Flamme in ſeiner Aufgabe. Er nahm ein paar Biſſen zu ſich, um die Förſtersleute nicht zu kränken und dann ſtieg er mit dem Förſter in den Keller, Bayer öffnete die Tür, die den unterirdiſchen Gang verdeckte und nur mit einem Licht be— waffnet traten ſie ein, Der Gang war knapp mannshoch. Er war feucht und es roch nach Erde. Wohl hundert Schritte konnten ſie gehen, dann war der Gang zu Ende, war verſchüttet „Das iſt alles!“ ſagte der Förſter nüchtern, „Finden Sie etwas beſonderes an dem Gang?“ „Nein! Nicht das geringſte, aber— ich weiß. was ich tue Ich habe einen Gedanken. Ich werde Ihnen in den nächſten Tagen ſechs Sol⸗ Dr. Zorn zu eimer außeren und inneren Wande lung der Menſchen und ihrer materiellen Lebensge⸗ ſtaltung auf, damit wir auch aus der heutigen Not herauskommen und eine beſſere Zukunft erſteht! Der Choral„Ueber den Sternen“ und ein Muſik⸗ vortrag der Feuerwehrkapelle„Wie ſie ſo ſanft ruh'n“ leiteten über zu den Kranzniederlegungen am Denkmal für die Exploſionsopfer. Die Stadt Oppau, die J. G. Farbeninduſtrie, Werk Ludwigs⸗ hafen, Parteien, kirchliche Verbände, Organiſatio⸗ niederlegen.— Ergriffen ſtanden die Menſchen, die Erinnerung hatte viele überwältigt, und jedem wurde noch einmal angeſichts der Gräberreihen, die alle das gleiche Todesdatum tragen, bewußt, wie ungeheuere tief die Wunden geſchlagen wur⸗ den, die dieſes größte Unglück der letzten Jahr⸗ zehnte verurſacht hat. Nur langſam verließen die Trauernden den Friedhof. enb. München, 20. Sept.(Selbſtmor d der Nichte Hitlers.) Die Nichte Adolf Hitlers, Geli Raubal, die ſeit zwei Jahren auf der gleichen Etage wie Hitler ſelbſt, aber in einer Nachbarwohnung, wohnte, hat Selbſtmord began⸗ gen. Die Beſitzerin der Wohnung hörte einen dumpfen Aufſchrei, dem ſie jedoch keine beſondere Beachtung ſchenkte. nichts rührte, ſchöpfte man Verdacht und fand das Mädchen mit der Schußwaffe in der Hand entſeelt am Boden liegen. Die Mutter, eine Stiefſchweſter Hitlers, die in Berchtesgaden wohnt, iſt inzwiſchen in München eingetroffen. München, 20. Sept.(Oktoberfeſt 1931 eröffnet.) Getreu der alten Tradition wurde am Samstag mit dem Glockenſchlag 12 Uhr unter Böllerſchüſſen das diesjährige Oktoberfeſt eröffnet. Die Wirte ſchlugen die Banzen an, in den Bier⸗ buden ſchmetterten die Kapellen ſchmiſſige Märſche, die Drehorgeln ſtimmten die neueſten Schlager an und auf der Wieſe gings auf, zumal die Sonne freundliche Strahlen auf die Budenſtadt ſandte. Der beſondere Genuß, der ſich früher durch die Auffahrt der Bierwägen der großen Brauereien mit den prächtig geſchmückten Pferden bot, blieb diesmal im weſentlichen verſagt. In der Stadt⸗ ratsbude, die im Wagnerbräu untergebracht iſt, wurde in altherkömmlicher Weiſe das Oktoberfeſt offiziell eröffnet.— In den Nachmittagsſtunden herrſchte auf der Feſtwieſe ein lebhaftes Treiben. Die erſten Sonderzüge hatten bereits am Samstag aus der Provins zahlreiche Gäſte nach der Lan— deshauptſtadt gebracht. Darmſtadt, 21. Sept.(Ein Liebespaar begeht Selbſt mord.) Am Eibſee in Oeſterreich, nahe der deutſchen Grenze, wurde ein Liebespaar erſchoſſen aufgefunden. Die Er⸗ mittelungen ergaben, daß es ſich um einen 25⸗ jährigen verheirateten Metzger aus Darmſtadt und ein etwa gleichaltriges Mädchen aus God⸗ delau handelt. Mainz, 21. Sept.(Ein Gra bſtein a 1 dem 1. Jahrhundert n. Chr.) Bei Erdarbeiten im Garten des Städtiſchen Kran— kenhauſes fand man die Reſte einer römiſchen Grabſtätte. Sehr gut erhalten war ein Grab⸗ ſtein eines römiſchen Soldaten, der nach der Inſchrift nach 26jähriger treuer Dienſtzeit in der römiſchen Armee hier ſeine letzte Ruheſtät— te fand. Der Grabſtein dürfte zeitlich in das erſte Jahrhundert nach Chriſti Geburt gehö⸗ ren. Er wurde dem Altertumsmuſeum über— wieſen. Mainz, 21. Sept.(Flugzeugabſtu 1;) Auf dem Großen Sand ſtürzte geſtern ein Flug⸗ zeug des Mittelrheiniſchen Vereins für Luft⸗ ſchiffahrt, das an dem Zuverläſſigkeitsflug teil⸗ genommen hatte, aus 20 Meter Höhe ab. Der Pilot Gollack aus Wiesbaden blieb unverletzt, während ſein Begleiter, Dillmann aus Wies⸗ baden, leichte Geſichtsverletzungen erlitt. Mainz, 21. Sept.(Kommuniſt erſticht einen Nationalſozialiſten.) Angeblich wegen eines Fußballſpiels kam es in der verfloſ⸗ ſenen Nacht zwiſchen dem 20 jährigen Arbeiter Ludwig Kraffert, der der K.P. D. angehört und ſchaufeln.“ „Sie glauben, daß er weiter geht und daß er nur hier verſchüttet iſt?“ „Allerdings nehme ich das an. Es muß d einen Sinn gehabt haben, warum der Vo gänger von Ihnen den Gang grub. Ich ſtaune, die Sündenarbeit, die der Mann geleiſtet hat.“ „Er war dreizehn Jahre Förſter.“ „Trotzdem, allerhand. Paſſen Sie auf, der Gang führt weiter. Er iſt nur hier verſchüttet worden, um etwas zu verbergen.“ „Ich wüßte nicht was! Haben Sie einen Gedanken?“ „Ja! Aber den werde ich für mich behalten. Ich will mich nicht blamieren, wenn ich vor⸗ her ausplaudere und dann ſtimmts nicht.“ Er bückte ſich plötzlich und ſtieß einen Laut aus „Ah... was iſt das?“ Der Förſter ſah neugierig hin. „Ein Stück Kohle...!“ ſagte er gleichgültig. „Ja... nur ein Stück Kohle. Es glänzte ſo ſehr, drum wurde ich aufſtützig.“ Sie verließen den Gang wieder und wurden oben geſpannt empfangen.„Haben Sie was entdeckt, Herr Hellmer?“ „Nein, nicht das geringſte, der Gang iſt ver⸗ ſchüttet, aber ich laſſe ihn ausbuddeln. Der Gang hats in ſich, mein Wort drauf!“ Sie blieben noch ein Viertelſtündchen. Hell⸗ mer unterhielt ſich mit dem Förſter, der ihm noch den neugebauten Stall zeigte, und dann gings wieder heim. * Schaffranz kam aus dem Stall und begab ſich nach der Küche. nen und Vereine ließen durch ihre Vertreter Kränze f Abends, als ſich im Zimmer. daten herausſchicken, die ſollen den Gang aus⸗ dem Nationalſozialiſten, dem verheirateten 28ſah⸗ rigen Schloſſer Joſef Regner, beide von hier, in einer Wirtſchaft im Kirſchgarten zu einer Ausein⸗ anderſetzung. Die Streitigkeiten arteten gegen 12 Uhr in der Auguſtinerſtraße in eine Schlägerei aus, wobei der Kr. dem R. drei Meſſerſtiche in die rechte Bruſtſeite, linke Bauchſeite und linken Unterſchenkel verſetzte. Die Polizei war inzwiſchen verſtändigt worden, die mit einem größeren Aufgebot erſchien, um die inzwiſchen angeſammelte Menſchenmenge auseinander zu treiben. Der kommuniſtiſche Meſ⸗ ſerheld hatte die Flucht ergriffen und konnte vor⸗ läufig nicht feſtgenommen werden. Der lebensge⸗ fährlich verletzte R. wurde mit einem Polizeiauto ſofort ins Städtiſche Krankenhaus verbracht. Doch ſchon bei der Einlieferung konnte nur noch der Tod des R. feſtgeſtellt werden. Die Polizei ſandte ſo⸗ fort beſondere Streifen aus, um des feigen Meſ⸗ ſerhelden habhaft zu werden. Gegen 3 Uhr gelang es der Polizei, den Täter am Schillerplatz feſtzu⸗ nehmen. Bad Nürkheim, 21. Sept.(Gefaßte Ta⸗ ſchendiebin.) Auf dem Wurſtmarkt ent⸗ wendete eine Taſchendiebin einem Wurſtmarkt⸗ beſucher den Geldbeutel, als der Mann mit ihr ſcherzte. Bei ihrer Feſtnahme fand ſich noch ein Barbetrag von 40 Mk. vor, den die Die— bin in einem Schuh verſteckt hatte. Es handelt ſich um eine jüngere Ehefrau, die wegen Eigen— tumsdeliktes bereits vorbeſtraft iſt. Oggersheim, 21. Sept.(Drei Kommu⸗ niſtenführer verhaftet.— Zu je 3 Monaten Gefängnis verurteilt.) Die hieſige Ortsgruppe der Kommuniſten hatte am Freitag abend im Nebenlokal„Zur Stor— chen“ in der Dürkheimer Straße eine geheime Verſammlung abgehalten, die nicht angemeldet war. Gegen Mitternacht löſte ein verſtärktes Gendarmerieauigebot dieſe geheime Zuſam⸗ menkunft auf. Das Einſchreiten der Gendarme⸗ rie führte zur Vuhaftung von drei anweſen⸗ den Führern, bei denen es ſich um den kommu- niſtiichen Stadtrat und Fraktionsführer Kar! Platz. der auch ale Hauptagitator für den Kom⸗ munismus fungiert, ferner um den früheren ſozialdemokratüchen Reichstagsabgeordneten E. Jarobshagen und deſſen Ehefrau, Stadträ⸗ tin Jacohshagen⸗Ludwigshafen handelt.— Sämtliche drei Verhafteten wurden in der gleichen Nacht gegen 1 Uhr noch in das Lud⸗ wigshafener Auatsgerichtsgefängnis eingelle— ſert und dem Schyrellrichter vorgeführt. S hatten ſich eines Vergehens ſchuldig gemacht und wurden zu ie drei Monaten Gefängn's an ter Haftfortdauer verurteilt. Es ſoll auch um fangreiches Organiſationsmaterial beſchlag⸗ nahmt worden ſein. Weinzeitung Die Lage am Oberhaardter Weinmarkt. Landau, 21. Sept. Die Vorleſe der weißen Trauben, die man in Edesheim, Edenkoben, Alſters⸗ weiler und nun auch in Maikammer genehmigt hat, brachte bisher Moſtgewichte zwiſchen 55 und 70 Grad nach Oechsle. Der Behang der Weiß⸗ weinwingerte iſt ſehr gut, nur hat die Fäulnis min tieferen Lagen ſchon ſchweren Schaden angerichtet. Als erſte Verkaufspreiſe werden aus Edesheim 5 Mark für die Hotte von 40 Litern gemeldet. Die Portugieſerleſe ie den Gäuorxten ſteht vor dem Ende. Die Moſte wurden faſt reſtlos vom Ober⸗ haardter Weinhandel zu Preiſen zwiſchen 6 und 6,50 Mark für die Hotte aufgenommen. Auch im Oberland ſüdlich der Queich hat die Leſe der roten Trauben begonnen. Hier ſtellte man allenthalben, beſonders in den Gemarkungen um das Klingbach⸗ tal und an den Berghängen bei Klingenmünſter eine gute Ausreife und wenig Fäulnis feſt. Bereits vor der Leſe, die meiſtens am Montag oder Diens⸗ tag ihren Anfang nimmt, wurde eine Reihe von Verkäufen mit dem Landauer Weingroßhandel ab⸗ geſchloſſen. Die bewilligten Preiſe belaufen ſich durchweg auf 6.— Mark die Hotte. Er fand ſeine Tochter allein, die Mamſell war einmal auf ihr Zimmer gegangen. „Haſt tüchtig Arbeit, Elſe!“ ſagte Schaffranz herzlich. „Ja, Vater! Aber das tut nichts! Es gefällt mir ſo!“ „Wird ja nun beſſer, Elſe, wenn die Ernte vorbei iſt. Im Winter kommt dann die ruhige ſtille Zeit, wo du auch einmal die Hände in den Schoß legen kannſt.“ „Das will ich ja nicht, Vater!“ „Wie gefällt dir denn unſer Gaſt?“ „Frau Baronin iſt ſehr freundlich! ſtolz!“ Ganz wie der Herr! Vielleicht werde ich heute abend mit dem Herrn wieder nach dem Waslewfkiſchen Gut reiten.“ Elſe wandte ihm jäh den Kopf zu. „So! Er reitet ſehr oft hinüber!“ „Ja, er wird auch ſeine Gründe haben. Katja von Waslewſki iſt ein bildſchönes Mä⸗ del, das muß ihr der Neid laſſen.“ „Du meinſt...“ fragte Elſe ſchnell. „Daß ſich da was anſpinnt? Ja! Ich will kleine Augen im Kopfe haben, wenn das nicht der Fall iſt!“ Elſe wandte dem Vater wieder den Rücken 80 Sie ſchaffte plötzlich beſonders emſig am Herd 1 „Mir gefällt die Katja nicht beſonders!“ „So! Aber dem Herrn..!“ „Der iſt jung, Elſe!.. vielleicht kanns ihm zum Glück ſein. Da läßt ſich nichts ſagen. Der alte Waslewſki iſt noch weniger mein Ge⸗ ſchmack! Ich finde es ein ſtarkes Stück, den Brucks zu engagieren. Meinſt du nicht auch, Elſe?“ Nicht Fortſetzung folgt. 1 9 Er! in den Cierſtöcken feſtgeſtellt werden. Wieder ſchweres Erdbeben in Japan Erdbeben in Japan. witb. Tokio, 21. Sept. Um 11,10 Uhr früh ja⸗ paniſcher Zeit wurde hier ein ſchwerer Erdſtoß ver⸗ ſpürt. Nähere Meldungen ſtehen noch aus. witb. Tokio, 21. Sept. Bei dem Erdbeben im Bezirk Saitama(Zentralhondo) wurden nach den bisherigen Feſtſtellungen neun Perſonen getötet und mehrere Hundert Perſonen verletzt. In den Städten Konoſu und Kumagaya ſtürzten viele Häuſer ein. 5 * Erdbeben in den Vereinigten Staaten. witb. Newyork, 21. Sept. Aus Indianapolis Eincinati und anderen Städten Indianas und Ohios werden ausgedehnte Erdbeben gemeldet. Nennenswerter Schaden ſcheint jedoch nicht ange⸗ richtet zu ſein. In vielen Städten flüchtete die Bevölkerung auf die Straßen, da ſie eine Exploſion als Urſache der Erſchütterungen mutmaßte. Cichtphänomene und Erdbeben Mehrjährige Studien haben den japaniſchen Erdbebenforſcher Kinkiki Mutſha zu dem Schluß geführt, daß heftige Erdbeben von un— erklärlichen Leuchterſcheinungen am Himmel begleitet zu werden pflegen. Die japaniſche Volksweisheit weiß ſchon ſeit Jahrhunderten. von geheimnisvollen Lichtern zu erzählen, aber die Fachgelehrten wollten darin nur Fabe— leien ſehen, die keine ernſte wiſſenſchaftliche Beachtung verdienen. Mutſha, der dem Lehr— körper der Univerſität Weſeda angehört und Mitglied des Seismologiſchen Inſtituts der kaiſerlichen japaniſchen Univerſität iſt, hat als erſter ſorgſam die in Frage kommenden Phä— nomene ſtudiert und auf Grund ſeiner For— ſchungen jetzt eine Denkſchrift veröffentlicht. Er verſichert, es ſei ihm gelungen, den Nach- weis zu erbringen, daß im Verlauf ſtarker Erderſchütterungen oder unmittelbar vor und nach einem Erdbeben am Himmel Lichterſchei— nungen auftraten, die ſich bis zur Intenſität eines Nordlichtes ſteigern könnten, ohne da— bei aber länger ſichtbar zu bleiben. Anderſeits konnte er nicht einen einzigen Fall entdecken, bei dem ähnliche Lichterſcheinungen zu be— obachten waren, ohne daß dieſe Erſcheinungen von einem Erdbeben begleitet geweſen wären Mutſha ſelbſt wagt keine Hypotheſe aufzuſtel— len, er beſchränkt ſich vielmehr darauf, ar Hand ſeiner eigenen Beobachtungen und der Berichte glaubwürdiger Zeugen die Tatſach— ſelbſt feſtzuſtellen. Notzeit und Mode Von Albertine Albrecht, Düſſeldorf. Aus der Tiefe des Kleiderſchrankes— Mode⸗ verſorgung neueſter Art— Mantelkleider— Schmukträger der Mode— Das ſeltſame kleine Hütchen Modeunſinn. Wir ſtehen im Beginn einer neuen Saiſon und haben allem Anſcheine nach mit großen Veränderungen auf modiſchem Gebiete zu rechnen. Da drängt ſich uns ganz von ſelbſt die Frage auf:„Wie ſoll nun die Frau und Mut⸗ ter es fertig bringen, ſich und die ihrigen gut und zugleich modern zu kleiden, ohne dabei be— en ſondere Uuntoſten aufzuwenden?“ Es durfte für viele Leſerinnen intereſſant ſein, über die Löſung dieſer Frage Näheres zu erfahren. Man muß ſeine Anſprüche natürlich ſehr ver— einfachen und darf doch darin anſpruchsvoll ſein, daß man auf Ordnung, Sauberkeit und Nettigkeit im Anzuge mehr Wert legt, als auf ſpieleriſchen Tand und eitlichen Zierrat. Man ſoll es dem Kleide anſehen, daß es den Sinn des Sparens zeigen will und nicht durch koſt⸗ ſpielige Zutaten das„ſparſame“ Kleid illuſo— riſch macht. Nun werden alle geeigneten Kleidungsſtücke und Stoffteile, die man neu aufarbeiten will, einer genauen Prüfung unterzogen. Es iſt erſtaunlich, was alles bei einer ſolchen Muſte— rung zum Vorſchein kommt. Der Sommerüber— zieher des Herrn, ein abgelegter Winterman— tel, ein faſt vergeſſener ſchwarzer Gehrock und ähnliche Schätze werden aus der Tiefe des Klei⸗ derſchrankes ans Licht befördert. In manchen Familien iſt auch der Garderobeſchrank der Mutter oder der Töchter oft eine wahre Fund⸗ grube von hochwillkommenem Material. Da iſt noch ein längſt unmodern gewordener Umhang oder ein Abendmantel aus Flauſch. Bluſen und Röcke von Jahren vorher, Kleider, an die niemand mehr denkt. In Truhen oder Kiſten und Kaſten verwahrt findet ſich auch noch aller— lei Schmuck, den man zur Ausſtattung der neu⸗ entſtehenden Kleider verwenden kann, wie 5. B. Tüll und Spitze, Federn und Blumen, Stik— kereien und ſeidene Bänder. Iſt dieſe Heer— ſchau zu unſerer Zufriedenheit ausgefallen. teile. Alle Nähte müſſen natürlich aufgetrennt ſo beginnt die Reinigung der einzelnen Stoff— und von Staub und Fäden gereinigt werden Mit Hilfe von guten Waſchmitteln, wie Sa!⸗ miak, Waſchholz, Perſil uſw. werden alle Stück; Stoff feucht gebürſtet und gebügelt, vielleich ſogar vorſichtig gewaſchen und, wenn nötig, aufgefärbt. Man hat ſeinen Bedarf an Kler dungsſtücken ſchon lange vorher feſtgeſtellt Hier fehlt eine Bluſe, dort ein Rock, hier wied ein Kindermantel gewünſcht, dort ein warmes Kleid für die liebe Großmama. Jedes Fami⸗ lienmitgliend wird liebevoll in dieſe Modever⸗ ſorgung neueſter Art einbezogen, und die Freude iſt groß, wenn mit Hilfe guter Schnitt— muſter und an Hand eines Modeheftes die verſchiedenen Wünſche greifbare Geſtalt anzu— nehmen beginnen. Wo es gar nicht anders geht,, kann man zur Hilfe beim Nähen eine bezahlte Kraft ins Haus nehmen. Aber das Ideal bleibt doch die emſig ſchaffende Haus— frau. Natürlich kommt man nicht immer da— ran vorbei, auch neuen Stoff kaufen zu müſ— ſen, Kleider bei ſeiner Schneiderin machen zu laſſen, oder fertige Konfektion zu kaufen. Hier haben die Geldbeutel und Art der Lebenshal— tung zu beſtimmen. Es gibt aber auch Frau— en und Mütter, die keine größere Freude ken— nen als die, aus eigener Kraft zu ſchaffen und mit mühſamer Arbeit anderen Gutes und Lie— bes tun. Die Mode gibt tauſend Möglichkeiten, ſchlummernde Talente zu wecken und verbor— gene Kräfte auf dem Gebiete der Schneiderei Stickerei und Putzmacherei uſw. mobil zu ma— chen. Die beginnende Saiſon wird es uns zeigen. (Schluß folgt.) Handel und Induſtrie Freinsheimer Obſtgroßmarkt. N Freinsheim, 21. Sept. Auf dem gegtrigen Obſtmarkt wurden folgende Preiſe erzielt: Pfir⸗ ſiche 5—15, Birnen 2,50—11,50, Aepfel 3—8, Zwetſchen 13, Tomaten 3—6, Trauben rot 10 bis 12, Trauben weiß 12—18, Nüſſe 12—15, Bon- nen 11. Anfuhr 809 Zentner, Abſatz gut.— Heu. notierten: Pfirſiche 6—10, ö Aepfel 4—7, Zwetſchen 12, Tomaten 5,50, Trauben weiß 12, Trauben Birnen 4— 7,50, 3,50 bis rot 10—12. Anfuhr 150 Zentner, Abſatz gut. Die engliſchen Kriegsſchiffe kehren Die Dienſtverweigerung auf den Schiffen Manöver führte, hat ihren vorläufigen Abſchluß zurückgekehrt und liegen ſtill. Die Beſatzung iſt ſuchung der Vorfälle eingeleitet iſt. Sꝛstes Zild uon de Bienstuertueigexung auf cler englisefien Mlantikflotte in den Hafen von Invergordon zurück. der engliſchen Atlantikflotte, die zum Abbruch der gefunden. Die Schiffe ſind in ihre Heimathäfen an Land gegangen, wo eine eingehende Unter— D. J. K. Der Sport am letzten Sountag. Viernheim 1.— Bürſtadt 1. 3:0(Halbzeit 2:0) Viernheim ſiegte auf der ganzen Linie und hat ſomit in der begonnenen Verbandsrunde einen feinen Start angetreten. Den Auftakt bildete der Kampf unſerer 1. Sparte, welcher eine ſtattliche Zah Sport⸗ freunde anlockte. Alle haben beim Verlaſſen des Spielfeldes ihre volle Zufriedenheit ausgeſprochen. Uud das mit Recht, Viernheims„Blau- Weißen“ zeigen von Sonntag zu Sonntag der Oeffentlichkeit immer deutlicher, daß ſie einen Fußball demonſtrie— ren, der in ſeiner Art einzig daſteht. Die Leiſtun⸗ gen unſerer Spieler verdienen ein viel größeres Intereſſe von Seiten der hieſigen Sportwelt und wir hoffen und wünſchen auch, daß dieſes in den kommenden Spielen durch einen ſtärkeren Beſuch des Jugendkraft⸗Platzes Geſtalt annimmt. Bürſtadt als eine in der Vorſchau angekündigte Kampfmann⸗ ſchaft hatte wahrhaftig nicht enttäuſcht. Die Lei⸗— tung dieſes Spieles oblag einem Herrru aus Worms, der in techniſcher Hinſicht kleine Mängel hinterließ, im Großen und Ganzen aber doch zufriedenſtellte. Ueber die Spielweiſe der Gäſte war man in den erſten 20 Minuten verblüfft Gleich zu Beginn legten ſie ſich gewaltig ins Zeug. Auf beiden Sei⸗ ten hatten die Hintermänner ſtarke Abwehr zu leiſten und ein verteiltes Feldſpiel ſtellte den Ausgang in der vorerwähnten Zeit in Frage. Auch die Netze auf beiden Seiten wurden öfters bedroht und die Torwächter retteten aus manch gefährlicher Situa- tion Es war eine Luſt hier zuzuſehen. Erſt in der 20. Minute bekam die Sache ein anderes Bild. Viernheim gewann an leichter Ueberlegenheit; ein fein herausgearbeiteter Durchbruch brachte V'heim durch den Mittelſtürmer den erſten Erfolg. Dieſem reihte ſich kurz vor der Pauſe ein zweiter Treffer an. Ein Bombenſchuß landete genau im rechten Winkel; eine Klaſſe für ſich. Halbzeit 2:0. Der Verlauf der zweiten Periode brachte dem Publikum wieder einen beſonderen Reiz. V' heim drückte den Gegner in ſeine Hälfte und der ausgezeichnete Flach⸗ paß ließ Bürſtadt nicht mehr zu Wort kommen. V'heims Verteidigung in der Mitte. Schußpech aber in der vorderen Reihe. Ungefähr um die Mitte der zweiten Hälfte ſchloß V'heims Halblinker den Torreigen ab. In der letzten Viertelſtunde ſah man Bürſtadt wieder aufkommen. Das Ehren⸗ tor hätten ſie für ihren außergewöhnlich gezeigten Eifer verdient. Der Proteſtier⸗Onkel(linker Ver⸗ teidiger Bürſtadt's; war keine beſondere Stütze. Aber wie etwas ausrichten, wenn jeder eingeleitete Angriff an einer guten Verteidigung zerſchellt. Kein Spieler darf hier extra herausgeſtrichen werden. Jeder opferte ſein Beſtes und ein einheitliches Lob gebührt den Blau-Weißen für dieſes ſo ausgezeichnet gelieferte Spiel. Die 1. Fußball⸗Jugend, welche vor dem Spiele der 1. Elf die Zuſchauer in Bann hielt, ſchlug die Bürſtadter 2. Elf überzeugend 6:4. Hier nur das kurze Sprichwort:„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“. Wochenplan der DK. Dienstag 8 Uhr Turnſtunde. Mittwoch 9— 11 Uhr Schülertraining. 7 8¼ Uhr Hallentraining für 3. 1. Schüler und Handballjugend. 8½—10 Uhr Pflichttraining für 1. u. 2. Fuß⸗ ballmannſchaft und 1. Privat. Donnerstag: 7—8)/ Uhr Hallentraining 1. und 2. Fußballjugend. 8½— 10 Uhr 1. und 2. Handballm., 3. Fuß- ballm. und 2. Privat. Freitag: 8 Uhr Turnſt. Wr! Wirkt Wie ö 50 ee Fußballjug. es beugt Erköhtungen vor! Die Mandeln— Eingangspforte u. Depot für Rrankheitserreger In neuerer Zeit ſtößt man immer häufiger auf die Anſicht, daß die Mandeln die Ein— gangspforte für Krankheitserreger ſein ſollen, die ſich dann in anderen Teilen des Körpers unheilvoll weiter entwickeln. Dr. James Brock führt dazu in der„Allgemeinen Medi⸗ ziniſchen Zentralzeitung“ aus, daß es unzwei⸗ felhaft Menſchen gebe, deren Mandeln beſon⸗ ders aufnahmefähig für alle Krankheitskeime ſind. Bei manchen aber entwickle ſich dann an den Mandeln ein ſtarker Krankheitsprozeß, der nicht überſehen werden könne, während im Gegenſatz hierzu dieſer Prozeß bei vielen Men⸗ ſchen ſo leicht verlaufe, daß der eigentlichen Mandelerkrankung gar keine Beachtung ge⸗ ſchenkt werde. Und doch kann dieſe Mandel⸗ entzündung die Arſache ſehr ernſter Erſchei⸗ nungen in ganz anderen Körpergebieten bil⸗ den! Die Mandeln beherbergen eben lange Zeit hindurch Keime, von denen der Träger nichts ahnt, und die dann durch einen beſonde⸗ ren Anſtoß an einer anderen, ihrer Entwick⸗ lung günſtige Bedingungen darbietenden Stel⸗ le des Körpers ihre verheerende Wirkung aus⸗ üben. Die Furchen und Buchten der Mandel⸗ drüſen dienen den Bakterien ſtets als ſichere Zufluchtsſtätte, an der ſie ſich lange Zeit hin⸗ durch erhalten können. Brock berichtet über einen Fall von Blutvergiftung nach einer Un⸗ terleibsoperation. Bei der Sektion konnte durch bakteriologiſche Unterſuchung überra⸗ ſchenderweiſe die Anweſenheit von Diphtherie⸗ Erſt jetzt erinnert man ich daran, daß die Frau viele Monate vorher eine Rachendiph— therie überſtanden hatte! Brock führt noch mehrere ähnliche Erkrankungen an und weiſt am Schluſſe ſeiner Ausführungen auf die ſtark desinfizierende Kraft des Gurgelns mit drei— ßigprozentiger Alkohollöſung hin, die es er— möglicht, auch die in der Tiefe der Furchen u. Buchten ſitzenden Mandelkeime, welche die Schleimhaut ſchützend beherbergt, anzugreifen und abzutöten. Bunte Seitung Napoleons Weinberg auf Korſika. Nach den„Mibelli“, dem Landhaus der Fa— milie Bonaparte, iſt jetzt auch der Weinberg Napoleons, die„Spoſata“ an der Straße von Ajaccio nach Baſtia, offiziell zur hiſtoriſchen Stätte erklärt worden. Der gegenwärtige Be— ſitzer des Grundſtückes hatte bereits auf der Hauptparzelle des Berges eine Erinnerungs— tafel anbringen laſſen, deren Text lautet: Dieſes Grundſtück iſt die„Spoſata“. Napoleon 1. hat erklärt, daß er den erſten Weinberg der Inſel als Erbe erhalten habe, und er ſprach von dieſem Erbgut immer mit Dankbarkeit. Dank dieſem Erbe konnte er in ſeiner Jugend ſeine Reiſen nach Paris machen, und die Er— träge dieſes Weinberges geſtatteten ihm auch, die Koſten für die erſten Semeſter auf der Pa⸗ riſer Militärſchule aufzubringen“. Das Beſitz⸗ tum hat einen Umfang von 7 ha. Radium wird ein Heilgas entzogen. Nach langen Verſuchen iſt es zwei ameri⸗ 1 kaniſchen Aerzten, Dr. G. Failla und Dr. W. 8 ſeiner neuen Stücke. Der Darſteller der Haupt— Wrolle„ſchwamm“ rettungslos im Leeren und Duane, gelungen, einen Apparat zu konſtruie— ren, mit dem ſich dem Radium unmittelbar ein Gas entziehen läßt, das ſich, faſt ebenſo wie das Radium ſelbſt, vorzüglich zu Heilzwek— ken eignet. Bisher hat man das Radium in der Heilkunde immer ſelbſt und zwar in Ge— ſtalt des in einer Metallhülſe feſt eingeſchloſ- ſenen weißlich-braunen Pulvers verwendet, das im Verlauf ſehr langer Zeit zerfällt und ſich in das gasförmige Element Emanation umwandelt. Nunmehr iſt es aber möglich, dem Radium unmittelbar Gas zu entziehen, und kleine Mengen dieſes Gaſes in Glasröhr— chen einzufüllen, die bei der Behandlung er— kranker Körpergewefe verwendet werden, in— dem man ſie in die kranken Stellen einſetzt und das Gas eine zeitlang auf die Zellen ein— wirken läßt. Sardou probt. Unter Sardous Regie probte man eines ſtotterte auf ſein Stichwort immer und immer wieder den Anfang des Satzes:„Unter dem Kaiſerreich“, ohne trotz den Bemühungen des Souffleurs die folgenden Worte„der Eifer— ſucht“ finden zu können. Das ging ſo lange, bis Sardou die Geduld verlor und ausrief: „Ach, lieber Herr, wollen wir nicht endlich von der Monarchie zur Republik übergehen?“ Lernt die Zehen gebrauchen! Faſt alle Naturvölker verſtehen es, zu den verſchiedenſten Arbeiten die Zehen zu Hilfe zu nehmen, nur der Kulturmenſch hat dieſe Fähigkeit ſo gut wie ganz verlernt. Neuer- dinas iſt man in Amerika nun beſtrebt. den gurgeln Kindern den praktiſchen Gebrauch der Zehen. beſonders der großen Zehe zu lehren, indem man ſie Zehenbewegungen ausführen läßt, die die Entwicklung der Muskeln der großen Ze— hen bezwecken. Auch beim Gehen iſt der rich— tige Gebrauch der großen Zehen ſehr wichtig, bei der Gangart mit guter Haltung der „eoßen Zehen, einem Schritt, den beſonders die Indianer anwenden, auf je ſechs Schritte ein Schritt erſpart wird. Außerdem wird den Kindern gezeigt, wie die Zehen gebraucht wer— den müſſen, um einen zu Boden gefallenen Ge— genſtand mit den Zehen aufheben zu können. Der neue franzöſiſche Botſchaſter in Berlin übernimmt ſein Amt Francvis Poncet, Frankreichs neuer Botſchafter in Deutſchland, iſt am geſtrigen Dienstag vormittag in Berlin einge⸗ troffen, wo er ſeinen neuen Poſten antrat.