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Ich ſtellte mir den alten Seelöwenpapa und die Mama lebhaft bor, wie ſie mit ihren Kleinen ſpielten und tollten. Dabei dachte ich an meine Jugend, an den Ernſt und den Scherz und alle Liebe daheim. Da fiel mir ein Artikel in die Hände. In der ruſſiſchen Zeitſchrift„Ogonjok“ ver— öffentlichte der ſowjetruſſiſche Volkskommiſſar Lunatſcharſki einen Artikel, der die Pläne einer neu zu gründenden kommuniſtiſchen Stadt im Ural enthält. Dieſe Stadt wird nur von Bergwerksarbeitern bewohnt werden. Für 500 000 Menſchen werden Baracken her— geſtellt, in denen jeder Erwachſene ein Zimmer erhält. Die Einrichtung aller Zimmer iſt die gleiche. Schablonenhaft werden aufgebaut: ein Tiſch, zwei Stühle, Ruhebett und ein Waſchtiſch. Die Bergarbeiterkinder ſollen bis zur Vol— lendung des 16. Lebensjahres in einem ſtaat⸗ lichen Aſyl erzogen werden. In geſetzlich feſt— gelegten Zeiträumen wird den Eltern geſtat— tet, die Kinder aufzuſuchen, denen es aber un— terſagt iſt, die Worte„Vater“ und„Mutter“ zu gebrauchen. Vater und Mutter ſollen ganz aus dem kommuniſtiſchen Lexikon geſtrichen und durch das Port„Erwachſene“ erſetzt wer— den. Für den Beſuch der Kinder werden Paſ— ſierſcheine ausgeſtellt, in denen es dem Er— wachſenen geſtattet wird, ein Kind, eine be— ſtimmte Nummer, zu beſuchen im Erziehungs— hauſe, zu angegebenem Zeitpunkte. Nach Lunatſcharſkis Anſicht erfordere die Verwirklichung des Kommunismus gebieteriſch die Vernichtung des Familienſinnes.„Wir wollen“, ſagt Lunatſcharſki,„den kollektiviſti— ſchen Mann und die kollektiviſtiſche Frau ſchaf— fen. Im kommuniſtiſchen Zukunftsſtaat haben die weiblichen Angehörigen ihren Kindern gegenüber keinerlei Verpflichtungen und Rechte. Die Wirtſchaftsſorgen für dieſe gehen auf die Komune über.“ Mit dieſem Berichte in der Taſche ſuchte ich einen Bekanten auff Er war Akademiker, Phi— lologe, durch die Not der Zeit auf die Straße geworfen und ſtand mit einem Beſen in der Oeffentlichkeit. Dadurch verbittert, glaubte er das Heil im„Stern im Oſten“ zu ſehen. Seine Frau, eine feingebildete Dame, dachte logiſcher als er. Ich kam zu ihnen um die Mittagsſtunde, an einem Tage, an dem er zu Hauſe war, weil er ſtempeln mußte. Trotz ihrer Not lud mich die Dame ein, einen Teller Suppe mitzueſſen.„Sie können mir ihn ja wiedergeben“, ſetzte ſie lächelnd hinzu.— „Bitte.“ Ich nahm an. Sechs kleine Menſchenkinder pflanzten ſich um den Tiſch. Er mußte ausge— zogen werden, da wir mit ihnen zu neun wa— ren. „Ruhe“, ſagte der Vater.„Mutter will be— ten.“— Die Kleinen, Komödianten und Poſ— ſenreißer, ſchauten mich an. Ich faltete die Hände. Der Aelteſte betete, als wolle er die Welt aus den Angeln heben. Er betete, weil es eine ſchmackhafte Suppe gab, mit dem Schwung und Ton einer Drehorgel. Schmeckte es ihm nicht, betete er langſamer, widerwillig. Dann war jedes Wort wie ein abgehackter Klotz, der polternd auf den Boden fällt. Wir beteten alle. Es rollte wie ein leich— tes Gewitter. Alle Augen ſchielten nach den Schüſſeln. „Da“, lachte der Fritz laut auf und deu⸗ tete auf die Fleiſchbröckchen, die er ſo gerne mochte. Der Kleinſte guckte mit Aeuglein umher. Er war ein lächelndes Eng⸗ lein mit einer ſchwarzen Naſenſpitze. Er be⸗ tete nach ſeiner Art, klatſchte mit den Händ⸗ chen, und als er die Fleiſchbröckchen ſah, fand die Rechte den Bauch, da, wo der Magen ſitzt, klatſchte darauf und ſagte als erſtes das ganze Gebet:„All att„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.-— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Ame Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung en: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Samstag, den 3. Oktober 1931 Ich fuhr mit der Rechten über das ſich lich⸗ tende Haar und dachte an meine Kleinen. Es war ähnlich.„Kinder wie Oelzweige“ mußte ich denken, und mein Herz war fröhlich, trotz der Schwere, die auch ich kenne, denn auch mein Brotbaum ſieht manche Blüte fallen, die Frucht zu werden verſprach. Wir plauderten. Dann zog ich das Blatt aus der Taſche und reichte es meinem Freun⸗ de.„Ihr Ideal“, ſagte ich. Der feine, helle Schuh Erzählung von Hans Bücker. (Schluß.) Das junge Mädchen legte ſeine Hand auf des Siſtorius' Schulter:„Aber Meiſter, der Tag iſt ſchön, beſonders die frühe Morgen— ſtunde; dann ſchimmern die Kirchen, wie von innen erhellt, dann liegt das Morgenlicht auf Er las bas Blatt, reichte es mir zurück und den Dächern und vergoldet Giebel und Geſim⸗ ſchüttelte den Kopf. se. Siſtorius ſah ſcheu beiſeite, ſo, wie die⸗ „Ebenſo wenig wie es Ihr Ideal iſt“, ſes Mädchen ſprach, hatte lange kein Menſch lehnte er ab.„Ich glaube nicht daran, daß es mehr an ihm Haiprdchen⸗ n der Schuh 5 möglich ſein wird, ſo etwas zu verwirklichen.] fertig! ſagte er haſtig. Das junge Mädchen Es iſt gegen die elementarſten Geſetze.“ bückte ſich, ſtreifte leicht den hellen Schuh über „Die Familien im Tierreiche...“ den Fuß, fragte nach ſeiner Schuldigkeit, zahl⸗ „Beweiſen es ſchon“, unterbrach er mich. 115. und and in e 3 „Jedes Tier ſorgt für ſeine Jungen und ver⸗ Siſtorius ſchob ſeine Brille in die Höhe, teidigt ſie mit Einſetzung ſeines eigenen Le⸗ lebte nachdenklich den Finger an die Naſe:— bens. Es ſind Abarten von Menſchen, die[ ⸗Alſo, guten Tag, und kommen's doch mal an dieſer kollektiviſtiſchen Abſicht zuſtimmen wer⸗ einem Abend eben herein und ſagen mir, wie's den. Menſchen, die ihr Herz erhalten haben,[ War. 8 1 9 22 ſind es nicht.“ Das Mädchen verſprach es und lachte ben Die Dame las jetzt das Blatt. Sie gab 5. mir gleich zurück und hatte nur ein paar Siſtorius ſaß in e, Gedanken die ganze Worte:„Das im Großen verwirklicht, würde 5 T e 1 17727 5 Nacht arbeitend an ſeinem Schuſtertiſch. die Mütter gegen den kommuniſtiſchen Zu⸗ V e zee 27 5 i Am nächſten Abend ſaß torius wieder kunftsſtaat aufrufen. 5 hinter ſeiner Glaskugel; jedoch fühlte er ſich „Nicht nur die Mütter!“. heute ſp matt, wie noch nie, ſein Kopf brannte Auf dem Heimwege traf ich und ſckoſ ſein„Priem“ ſchmeckte nicht.— Ja, Frau. Sie hatte zwei arme Kinder an der Tja, wenn man an die Siebzig iſt! Hand. An das Blatt denkend, fragte ich ſie, ob ſie die Kinder nicht einem Beſſergeſtellten an Kindesſtatt geben möchte.“„Herr...!“ Sie hielt die Hände der Kleinen, als fürchte ſie, daß ich ſie ihnen nehmen könnte. Sie mürdiate mich keines Blickes. Ich war ihr dankbar dafür und verſtand, als eine vorüber⸗ kommende Karitasſchweſter ihr und den Klei⸗ nen die Hände drückte und ihr Geſicht auf⸗ leuchten ließ. Ich glaube nicht an die kommuniſtiſche Fa⸗ milie wie Lunatſcharſki ſie denkt. Es können Tauſende fallen, aber wenn das Mutterherz wach wird, iſt es wie ein Sturm, der den Mann aufrafft zur großen Erkenntnis: „Wir werden ein Fleiſch ſein und Baumel⸗ ſter am Tempel des Lebens, wie Gott es dachte.“ Dann wird auch an den Tiſchen des ruſſiſchen Volkes wieder gebetet:„Vater un— ſer, der du biſt im Himmel, ſegne unſer täglich Brot.“ ee Ein neuer Hooverplan? Waſhington, 2. Okt.(Reuter,) Die in- und ausländiſche Wirtſchaftslage iſt in einer wich⸗ tigen Konferenz erörtert worden, die Präſibdent Soover mit dem Uuterſtaatsſekretär des Schatz⸗ emtes Micls, dem Gouverneur des Pundes⸗ reſervedirektoriums Meyer, dem Handelsſekre⸗ tär Lamont und dem Staatsſekretär Stimſon abhielt. 5 eine arme Schon wollten wieder die trüben Gedanken gierig von Siſtorius' 2 if aber da wurde an der Türe gepocht. Siſtorius ſchob ſeine Brille in die Höhe, ging ſofort zur Tür den Riegel zurück. Da ſtand das l nden Auges, frohen Mundes vor 1 Abend, Meiſter, ich wollte eben iſtarſus ſah mit ſeinen blauen und ſagte: n Ofen und len brann⸗ is nicht—, dann ſetzte er das Kümpchen Haferſuppe u leicht ſchmeckte dem Kind der Brei. Umſtänd— lich ging Siſtorius zu Werke, dann ſetzte er ſich auf ſeinen Schuſterſchemel und ſah erwar— tungsvoll den Beſuch an. Und das Mädchen be— gann munter:„Damit Sie nun wiſſen, wer ich bin, ſag' ichs', ich bin die Lore Milter, daß ich einmal Lehrerin ſein werde, ſagte ich Ih— nen ſchon geſtern.“ Siſtorius nickte ernſthaft und ſah das Mäd— chen prüfend an. Mit friſchem, geſundem Ge— ſicht ſaß es da und plauderte. Es erzählte, es ſtamme aus dem Induſtriegebiet. wo nachts die Hochöfen als lebendige Fackeln den Him— mel erleuchteten und den Sternen das Licht wegnehmen. Es ſprach von dem Vater, dem unermüdlichen Arbeiter und ſprach von der Mutter. die immerwährend ſchafte. um das Werden sie die Fülner der deuloeli. ianzõs iselien Mirtsclaftoſꝛeommisoion? Staatsſekretär Trendelenburg a ö Der franzöſiſche Unterſtaatsſekretär der Leiter des Reichswirtſchaftsminiſteriums Gignoux, der Nachfolger Francois Poncets, werden vorausſichtlich die Führung der franzöſiſchen und der deutſchen Delegationen in dem neuen paritätiſchen Wirtſchaftsausſchuß übernehmen, deſſen Bildung bei dem franzöſiſchen Mini⸗ ſterbeſuch in Berlin beſchloſſen wurde. Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen 9052 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plaßvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 48. Jahrgang Haus, den kleinen Garten und die Ziege zu verſorgen. Und die vielen Geſchwiſter tauch— ten vor Siſtorius auf und auch die Sorgen, die in einer ſolchen Familie wie Unkraut wu— chern. „Und dann ſtudiert Sie“, meinte Siſtorius. Leidenſchaftlich gab Lore zurück:„Ja, ich mußte die Enge meiner Welt durchbrechen, ich will wachſen und werden, will alle meine Ga— ben entfalten, und will, wenn die jungen Brüder heran ſind, ſoweit ſein, ihnen eine le— benstüchtige Ausbildung bereiten zu können. Sehen Sie, Meiſter Siſtorius, ſchon jetzt bin ich ganz ſelbſtändig. Ich gebe Nachhilfeunter— richt, ich mache Ueberſetzungen und lebe ſo ſparſam, wie es nur geht, und ſchlage mich allein durch.“ Siſtorius ließ einen Blick über das Kind gleiten, wirklich, heute hatte es ſolide, hohe Schuhe an. Das gefiel Siſtorius gar ſehr. Er räuſperte ſich, ging umſtändlich zum Ofen, pro— bierte die Haferſuppe, tat noch einen Stich Butter hinein, ſchnitt eine große Scheibe Weizenbrot ab und ſchob den Imbiß, ſhwel⸗ gend dem Gaſt hin. Und das Mädchen machte feine Umſtände. es aß, mit dem geſunden Hunger ſeiner zwanzig Jahre. Derweil ging alles, was es erzählt hatte, Siſtorius im Kopf herum und, wie er das Kind ſo anſah. da glich es doch wohl ſehr ſeiner verſtorbenen Schweſter. Die war auch ſo munter und friſth gewesen, und doch war die rote Farbe der Wanzen nur das Blühen der Kirchgofsroſen geweſen. Siſtorius atmete ſchwer Aber das Kind begann neu zu erzählen. Es ſprach von dem Ball, von Lachen und Frohſinn, von all den Menſchen, die es kennen gelernt hatte, und vertrieb des Siſtorius ſchwermütige Gedanken. Auf einmal ſprang es leicht auf:„So Meiſter, jetzt muß ich ge— hen; es wird noch gearbeitet.“ Es hielt ſeine kleine, feſte Hand hin und Siſtorius nahm ſte zwiſchen ſeine ſchwieligen Hände und hielt ſie ſcheu, wie eine ehrfürchtige Koſtbarkeit. Und heute ſagte Siſtorius:„Kommen Sie bald wie⸗ der, ich kriege dieſer Tage allerlei vom Schlachten. dann kann Sie der Mutter ein Paket mochen.“ Im Schlaf am nächſten Tag hatte Siſtorius einen Traum: er ſah ſich ſelbſt tot auf ſein em Bett liegen, und neben dem Bett, auf einem reinen Zeitungspapier, ſtanden ein paar ſchö— ne, helle Mädchenſchuhe und dabei lag das grüne Sparkaſſenbuch, darin Siſtorius eine hübſche Summe zuſammengeſpart hatte, und auf einem Zettel ſtand, von Siſtorius ſelbſt geſchri 1:„Das gehört der Lore Milter.“ Dieſer Traum grub ſich in des Siſtorius Seele ein, er gehörte nun mal zu den Menſchen, die viel auf Tränme geben. Und wenn Siſtorius ſich auch in den folgenden Tagen viel beſſer fühlte und heißen Kamillentee trank, er wußte doch:„Du wirſt ſterben. Du wirſt noch dem Kind ein Paar ſchöne, gelbe Schuhen machen, ja ſo ganz neumodiſche Dinger und wirſt ihm das Sparkaſſenbuch vermachen; dann tuſt du Gutes und dein Leben wird nicht vergehen wie die Figuren draußen im Hof. Du wirſt weiter— leben im Herzen eines jungen Menſchen, der dein Andenken wieder ein ganzes Leben le— bendig hält“ Und es geſchah, daß Siſtorius feines, hel— les Leder kaufte und Mädchenſchuhe arbeitete. Ja, bei ſeinem Vater war es ſo geweſen: Kurz bevor er ſtarb, hatte er— was er ſein ganzes Leben nicht getan hatte—, er hatte dem Nach— barn Piepenbrink die Hand zum Frieden ge— reicht und nachher geſagt:„Geht's an's Ster— ben, dann tut man ſeltſame Dinge: man ſieht alles in einem andern Licht.“ Daran mußte Siſtorius denken, als unter ſeiner Hand die Schuhe wurden. Eines Tages vermißten die Nachbarn den Siſtorius. Sie gingen an ſeine Werkſtatt, die unverſchloſſen war, öffneten die Tür. Da lag Siſtorius tot auf ſeinem Bett, die Hände fried⸗ lich gefalten, und neben dem Bett, auf reinem Zeitungspapier, ſtanden ein Paar ſchöne, neue Schuhe, und daneben lag das grüne Sparkaſ⸗ ſenbuch und ein Zettel:„Das gehört der Lore Milter.“ — Äé—ę—ę—„—F———— Was die Woche brachte Franzoſenbeſuch in Berlin— Kampf gegen das Gold— Auch franzöſiſche Banken in Mitleidenſchaſt gezogen— Siasko der nationalen Regierung in England? „ Das vergangene Wochenende ſtand im Zei⸗ chen eines Greigniſſes von weltpolitiſcher Bedeu⸗ tung. Zum erſten Mal ſeit Jahrzehnten ſtattete ein franzöſiſcher Regierungschef der Hauptſtadt des deutſchen Reiches einen offiziellen Beſuch ab, nach⸗ dem vor einigen Monaten der deutſche Reichskanz⸗ ler bereits in Paris Beſprechungen mit dem fran⸗ zöſiſchen Kabinett gehabt hat. Dieſer Verliner Be— ſuch des franzöſiſchen Miniſterpräſideten, der von Außenminiſter Briand und einigen Sachreferen⸗ ten ſeines Kabinetts begleitet war, iſt wohl das bedeutendſte politiſche Ereignis dieſer Wochen und Monate, wenn man von den großen wirtſchaftspo⸗ litiſchen Vorkommniſſen abſieht, die Europa und die Welt vor nicht allzu langer Zeit heimſuchten. Durch die engliſche Kriſe und ihre auch in Frank⸗ reich ſpürbaren Auswirkungen erhielt der Berliner Miniſterbeſuch überdies noch einen beſonderen Hin⸗ tergrund, deſſen Ernſt denn auch die Vertreter der beiden Regierungen zu Entſchlüſſen veranlaßte, die ſonſt wohl kaum in ſo konkreter Form zuſtande gekommen wären. In Berlin wurde eine deutſch⸗ franzöſiſche gemiſchte Studienkommiſſion zur Re⸗ gelung wirtſchaftspolitiſcher Fragen gebildet, de⸗ ren Zuſammenſetzung eine gewiſſe Garantie da⸗ für zu geben ſcheint, daß es endlich mit der wirt⸗ ſchaftlichen Annäherung zwiſchen den beiden gro⸗ ßen Nachbarländern Frankreich und Deutſchland Ernſt wird. Die finanz⸗ und wirtſchaftspolitiſchen Ereig⸗ niſſe in Deutſchland und mehr noch die in Eng⸗ land mit ihren weitreichenden Rückwirkungen auf andere europäiſche Länder haben mit zwin⸗ gender Gewalt die Einſicht geſtärkt, daß es in der bisherigen Weiſe nicht mehr weiter gehen könne. Auch der harmloſeſte Laie mußte ſich der engen Verflochtenheit des internationalen Mirtſchafts⸗ lebens bewußt werden, und die Tatſache. naß ne⸗ ben England auch andere Länder ſich veronlaßt ſahen, den Goldſtandard für ihre Währungen we⸗ nigſtens vorläufig aufzugeben, hat in Paris ſicher Befürchtungen mannigfacher Art hervorgerufen. Was würden ſchließlich auch Frankreich die müh⸗ ſam zuſammengehamſterten Goldvorräte nutzen, wenn das Gold aufhören würde, internationaler Wertmeſſer zu ſein? Zweifellos iſt das ausſichtsreiche Ergebnis der Berliner deutſch⸗franzöſiſchen Beſprechungen von deutſcher Seite durchaus zu begrüßen, aber man ſollte ſich doch davor hüten, etwa zu glauben, daß die Franzoſen dem ſeit langem beſtehenden deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändigungswillen nur der deutſchen Notlage wegen etwas Aehnliches von ihrer Seite entgegenſetzten. Dieſe Erkenntnis iſt inſofern wichtig, als ſie die Vorausſetzung iſt für die Grundlage, auf der ſich die notwendigen künf⸗ tigen Verhandlungen zwiſchen Deutſchland und Frankreich abſpielen müſſen. Die Franzoſen werden uns zweifellos ebenſo wenig wie ſeither irgend etwas geben ohne entſprechende Gegenleiſtung; an uns iſt es, umgekehrt genau ſo zu verfahren. Wie ſehr die Franzoſen zurzeit der Schuh drückt, beweiſen die Bankzuſammenbrüche der letzten Woche. Die große Banque Nationale de Crédit in Paris und kleinere Provinzbanken gerieten in Schwierigkeiten, der engliſche Markt, der für ver⸗ ſchiedene franzöſiſche Produkte ſeither enorm auf⸗ nahmefähig geweſen iſt, droht abgeſchnürt zu wer⸗ den, überall in der Welt machen ſich übertriebene ſchutzzöllneriſche Tendenzen bemerkbar, die natür⸗ lich bei der beſonderen Art der franzöſiſchen Aus⸗ fuhrproduktion zunächſt und am härteſten die franzöſiſche Wirtſchaft treffen werden. Zudem kann heute noch kein Menſch vorausſagen, wie ſich die Dinge innerhalb der nächſten Monate entwickeln werden. Deutſchland, das wirtſchaftlich wieder eine bedeutſame Rolle in der Welt ſpielt, ſteht vor einem Winter der Arbeitsloſigkeit und Not, wie man ihn ſich wohl ſchlimmer nicht denken kann. Auswirkungen politiſcher Art ſind natürlich zu fürchten, wenn auch Reichs⸗ und Länderverwal⸗ tung gut genug fundiert erſcheinen, um alle Schwierigkeiten zu überwinden. Auch den Eng⸗ ländern iſt vor der nahen Zukunft nicht ganz ge⸗ heuer. Man ſpricht bereits von einem Fiasko der ſogenannten„Nationalen Regierung“ Macdonalds, über dem Kampf um die Neuwahlen zum Unter⸗ haus gehen wertvolle Kräfte verloren, die an an⸗ derer Stelle lebensnotwendig gebraucht würden. Auch die Indien⸗Konferonz am runden Tiſch ver⸗ läuft durchaus nicht nach Wunſch. ſodaß u. U. auch von Indien her wieder größere Schwierigkeiten zu erwarten ſind. Verſchärfung der Deviſenvorſchriſten wtb. Berlin, 2. Okt. Die Entwicklung der De⸗ viſenlage, die ſowohl in der ſtarken Beanſpruchung der Reichsbank durch die Ausführung des Still⸗ halteabkommens, als auch in dauernden erheblichen Anſprüchen aus der Wirtſchaft bei unzureichendem Rückfluß von Exportdeviſen ihren Grund hat, macht eine Verſchärfung der Deviſenbewirtſchaftung er⸗ forderlich. Die Verſchärfung erfolgt in 3 Rich⸗ tungen: Erneute Anmeldung aller Deviſenbeſtände und im Anſchluß daran forklaufende Erfaſſung der Exportdeviſen; Herabſetzung der Freigrenze und Kontrolle des innerhalb der Freigrenze erfol⸗ genden Deviſenerwerbs; ſummenmäßige und zeit⸗ liche Beſchränkung der allgemeinen Genehmi⸗ gungen zum Verkehr mit Deviſen. In einer ſechſten Durchführungsverordnung zur Deviſenverordnung werden erneut alle Devi⸗ ſenbeſtände, und zwar, ſoweit ſie insgeſamt bei einem Pflichtigen 200 Mark überſteigen, zur An⸗ bietung und zum Verkauf an die Reichsbank auf⸗ Hindenburgs Geburtstag Glückwunſchſchreiben des Reichskanzlers und der Reichsregierung enb. Berlin, 2. Okt. Wie wir erfahren, ver⸗ bringt Reichspräſident von Hindenburg ſeinen heu⸗ tigen Geburtstag nicht, wie er urſprünglich beab⸗ ſichtigte, außerhalb Berlins, ſondern in der Reichs⸗ hauptſtadt. Es finden jedoch keine beſonderen Gratulationsempfänge ſtatt. Vielmehr verlebt der Reichspräſident ſeinen Geburtstag im engeren Kreiſe ſeiner Familie und ſeiner Mitarbeiter. Der Glückwunſch des Reichskanzlers und der Reichsregierung für den Reichspräſidenten wib. Berlin, 2. Okt. Reichskanzler Dr. Brüning hat dem Reichspräſidenten folgendes Glückwunkch'chreiben überſandt: „Hochgeehrter Herr Reichspräſident! Zum heutigen Ehrentage an dem es Ihnen durch eine gütige Vorſehung vergönnt iſt, das 84. Jahr Ihres geſegneten Lebens zu vollenden, beehre ich mich als Reichskanzler und zugleich im Namen der Reichsregierung, Ihnen die aufrichtigſten Glückwünſche darzubringen. Ich weiß mich eins mit der überwältigenden Mehrheit des deutſchen Volkes, wenn ich der Hoffnung Ausdruck gebe, daß Sie ihm als Vor⸗ bild unermüdlicher Pflichttreue noch lange Jahre erhalten bleiben mögen. Auch das abgelaufene Lebensjahr hat von Ihnen, hochgeehrter Herr Reichspräſident, eine Fülle von Verantwortung und ſchwerſter Ent⸗ ſchließungen gefordert und unſerem Vaterlande wirtſchaftliche und politiſche Erſchütterungen ſchwerſter Art gebracht. Die Reichsregierung hofft jedoch, daß es unter Ihrer ſtarken Füh⸗ rung gelingen möge, auch in Zukunft der gro— ßen Schwierigkeiten Herr zu werden. gerufen. Stichtag für den Aufruf iſt der 2. Okto⸗ ber. Die Anmeldepflicht iſt bis zum 10. Oktober zu erfüllen. Die Verpflichtung beſteht auch für die Perſonen, die ihren Verpflichtungen nach dem 1. oder 2. Aufruf nachgekommen ſind. Die in der Amneſtieverordnung angeordnete Friſterſtreckung bis zum 15. Oktober für die Perſonen, welche ihre Verpflichtungen aus dem erſten oder zweiten Auf⸗ ruf nicht erfüllt haben, bleibt beſtehen. Im übri⸗ gen iſt der Kreis der Pflichtigen derſelbe geblieben wie bei den früheren Aufrufen. In ſachlicher Hin⸗ ſicht iſt eine Erweiterung inſofern eingetreten, als auch von deutſchen Ausſtellern ausgegebene Wert⸗ papiere, die auf eine ausländiſche Währung lau⸗ ten und an deutſchen Vörſen nicht zugelaſſen ſind, ferner allgemein die Forderungen mit einer län⸗ geren Laufzeit als drei Monate mit Ausnahme der noch nicht fälligen Forderungen aus Verſiche⸗ rungsverträgen anzumelden ſind. Die Anmeldun⸗ gen können außer bei den Reichsbankanſtalten wie bisher bei einer Deviſenbank erfolgen, doch liegt die Entſcheidung über Ankauf oder Freigabe aus⸗ ſchließlich bei der Reichsbank. Vom 2. Oktober ab ſind fortlaufend alle neu⸗ anfallenden Deviſen ſoweit ſie nicht aufgrund be⸗ ſonderer Genehmigung der Deviſenbewirtſchaf⸗ tungsſtellen erworben wurden, insbeſondere alſo die Exportdeviſen ohne Rückſicht auf ihre Höhe bin⸗ nen drei Tagen der Reichsbank zum Verkauf an⸗ zumelden. Für Beträge, die nach den Beſtimmun⸗ gen über die Freigrenze erworben werden, tritt die Anbietepflicht einen Monat nach Erwerb ein. Gold wird neu in die Deviſenbewirtſchaftung einbezogen und der Erwerb, die Verwendung und die Verfügung über Gold(außer Kurs geſetzte Goldmünzen, Feingold, legiertes Gold, roh oder als Halbfabrikat) einer Genehmigungspflicht un⸗ terworfen. Die Richtlinien für die Deviſenbe⸗ wirtſchaftung geſtatten den Verkehr mit Gold nur noch zu gewerblichen Zwecken. Die Beſtimmungen der Richtlinien über die Erteilung allgemeiner Genehmigungen zum Ver⸗ kehr mit Deviſen, für Einfuhr, Ausfuhr und eine Reihe anderer Geſchäfte werden weſentlich ver⸗ ſchärft. Möge Gott der Herr Ihnen, Herr Reichs⸗ präſident, die Kraft hierzu verleihen! Mit verehrungsvollſten Empfehlungen ver⸗ bleibe ich, hochgeehrter Herr Reichspräſident, Ihr in Treue ergebener (gez.:) Dr. Brüning. Erhebliche Ultimo⸗ Anſpannung Notendeckung 31 Prozent gegen 40 Prozent der Vorwoche. Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 30. September 1931 hat ſich in der Ultimowoche die geſamte Kapitalanlage der Bank in Wech⸗ ſeln und Schecks, Lombards und Effekten um 825,5 Mill. auf 4073,1 Mill. RM. erhöht. Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich um 232,7 Millionen auf 1439,5 Millionen RM. vermindert. Im ein⸗ zelnen haben die Goldbeſtände um 73,6 Mil⸗ lionen auf 1300,8 Millionen RM. und die Be⸗ ſtände an deckungsfähigen Deviſen um 159.1 Millionen auf 138,8 Millionen RM. abge⸗ nommen. In der Hauptſache handelt es ſich hierbei um die Auswirkungen der bei Inkrafttreten des Stillhalteabkommens erfolgten Freigaben und um die Auflöſung der rückſtändigen Ter⸗ mingeſchäfte, die ein einmaliger Vorgang iſt, der am 3. Oktober abläuft und etwa 200 Mill. RM. umfaßt. EEE E Kampf um Rosenburg Roman von Johannes Hollſtein. 51. Fortſetzung. „. Schaffranz!“ „Ja!“ rief Schaffranz laut. Das Tem⸗ peramen“ ging mit ihm durch.„Betrogen in der ſchlimmſten Weiſe! Wenn Sie noch ein Wort ſprechen, Mann, dann..!“ Er reckte ihm ſeine beiden Arme entgegen. „Dann.. mit beiden Armen faſſe ich Sie und werfe Sie hinaus.. ſchaffe Sie dorthin, wo Sie bingehören! Auf den Miſthaufen!“ Da ichnellte Brucks hoch. „Du „Kein Wort!“ brüllte Schaffranz. „Wir.. wir werden noch mit Ihnen ab— rechnen, Herr Brucks!“ Brucke, der fühlte, daß er nicht mehr Herr ſeiner Kräfte war, er merkte daß er ſchon halb betrunken war, ſank zurück. Leichenblaß wurde ſeine Miene. Er wollte noch einmal aufbegehren. Aber ihm war auf einmal das Wort verſchlagen. Er würgte um eine Antwort, aber er fand ſie nicht, ſo ſchüttelte ihn die Wut. Willfried hatte Schaffranz endlich ſo weit gebracht, daß er mit ihm die Schenkſtube ver⸗ ließ. Als ſie draußen in dem Garten ſtanden, ſagte ſchweratmend Schaffranz zu Willfried: „Verzeihen Sie mir, Herr von Kamerlingk aber es mußte vom Herzen herunter! Dieſer Lump. Sie wagt er zu verunglimpfen! Herr alles will ich ertragen., aber das kann ich Willfried verſtand den Mann. Ruhig ſagte er:„Ich verſtehe Sie, Schaf⸗ franz, aber jetzt.. die Sache iſt erledigt. Ich möchte nicht, daß eine Unſtimmigkeit in das Feſt kommt. Wir fahren heim! Einverſtan— den?“ 2 Schaffranz nickte. „Es iſt beſſer ſo! Ich habe auch keine rechte Luſt mehr. Sie werden es verſtehen, Schaf⸗ franz, daß mir in meiner Herzensfreude das geräuſchvolle Treiben nicht mehr paßt. Ein andermal vielleicht.. jetzt nicht. Und dann ich weiß nicht, was das iſt, aber ich habe eine ſolche Unruhe in mir. Mir iſt, als bereitet ſich auf Noſenburg ein Anheil vor.“ Schaffranz ſah ſeinen Herrn geſpanni an. „Es ſind genug Wächter auf Roſenburg, Herr! Aber. wenn Sie fahren, dann fahre ich mit.“ „Gut! Sagen Sie Janke Beſcheid. daß er anſpannt! Der Inſpektor geht eben mit meiner Schweſter tanzen. Wir brauchen uns nicht zu verabſchieden.“ Schaffranz nickte und ſuchte Janke auf, der der in der Nähe des Stalles an einem Tiſche ſaß und bei einem Glaſe Bier gemütlich ſeine Pfeife ſchmauchte. „Wir fahren heim, Janke! an!“ „Sie bringen uns nur nach dem Gut, dann fahren Sie wieder hierher und halten ſich zur Verfügung der Frau Baronin.“ „Jawohl, Herr Schaffranz!“ entgegnete Janke ſchnell und erleichtert. Er ſtand auf und ging nach dem Stall 7 Nach wenigen Minuten, ehe es die An; gehörigen recht gewahr geworden fuh⸗ Spannen Sie Die erregten Bauern in der Gaſtſtube, auch der Wirt und Brucks ſahen ſie fahren. Kuſches Geſicht wurde dunkelrot vor Wut. „Donnerwetter!“ ſchlug er auf den Tiſch. „Da haben wirs! Die Gäſte werden vergrault. Herr Brucks... darüber reden wir noch ein Wort zuſammen!“ Der Inſpektor lachte hohnvoll auf, „Was denn, Herr Vorſtand. ſeien Sie doch froh, daß ſie fort ſind! Sind wir etwa keine honetten Gäſte! Heh.. wir bezahlen mit barer Münze und ſind keine Eintagsfliegen.“ „Er iſt unſer Herr.. und Sie haben ihn Lump geſchimpft.“ „Der Herr!“ ſagte Brucks ſcharf.„Da kriecht nur in ein Mauſeloch oder erſtarrt zu Stein vor Ehrfurcht! Der Herr.. der Herr.. haha daß ich nicht lache. ein grüner.. dummer Junge iſt es!“ Der alte Kretſchenbauer hatte die ganze Zeit ſtumm für ſich geſeſſen. Mit ruhigem Geſicht, ſich um nichts gekümmert. Er hieß im Dorfe nicht anders wie der „Finſtere“. 2 Der Kretſchenbauer ſtand plötzlich auf und reckte ſeine herkuliſche Geſtalt. Seine dürren Finger krampften ſich um den Knotenſtock. Er trat an den Tiſch zu Brucks heran. Unter den buſchigen Augen wetterleuchtete es. „Inſpektor.“, ſagte er drohend.„Das ſag' ich ihm., noch ein Wort. und ich hau ihm den Knotenſtock um den Kopf.“ Brucks wollte aufbegehren. Aber„der Finſtere“ brüllte durch dle die Deckung der Noten durch Gold und deckungsfähige Deviſen beträgt 31,2 Proz. gegen 40,13 in der Vorwoche. Die Streiklage im Ruhr⸗ und Wurmrevier ö wib. Eſſen, 2. Okt. Auf den Zechen des Ruhrbergbaues hat ſich die Zahl der Strei⸗ kenden etwas vermehrt. So fehlten in der heutigen Morgenſchicht 4368 Bergleute oder 3.88 Prozent der Belegſchaft gegen 3858 oder 3,43 Prozent in der geſtrigen Morgenſchicht. Die Streiklage im Wurmrevier. wtb. Aachen, 2. Okt. Auf einigen Gruben des Wurmreviers haben kleine Teilſtreiks der Nachtſchicht ſtattgefunden. Am ſtärkſten wurde davon die Zeche Carolus Magnus in Uebach betroffen. wo annähernd 75 Prozent der Nachtſchicht fehlten. In der Frühſchicht war der Prozentſatz der Streikenden auf 50 Proz. geſunken und für die Mittagsſchicht erwartet man ein weiteres Abflauen der Streikbewe⸗ gung. Auf den übrigen zum Eſchweiler Berg⸗ werksverein gehörenden Gruben iſt alles ru⸗ hig. Nur die Grube Adolf in Streiffeld ver⸗ zeichnet noch rund 100 Streikende Kommuniſten haben geſtern abend vor der Grube Anna 2 in Alsdorf die Einfahrt zu ſperren verſucht. womit ſie fedoch nur für einen kleinen Teil der Nachtſchicht Erfolg hatten. Maſſenentlaſſungen auf der Stinneszeche Vereinigte Welheim. witb. Oberhausen, 2. Okt. Wie die Blätter aus Bottrop melden, iſt der geſamten Beleg⸗ ſchaft der Stinneszeche Vereinigte Welheim in Bottrop zum 15. Oktober gekündigt worden. Von dieſer Maßnahme werden 1400 Arbeiter und 80 Angeſtellte betroffen. Begründet wird die Kündigung mit der allgemeinen wirtſchaft⸗ lichen Notlage, der Finanznot und insbeſon⸗ dere mit der Unterbietung der deutſchen durch die engliſche Kohle. Auflöſung des engliſchen Unter hauſes am 8. Oktober wtb. London, 2. Okt. Angeſich der Vorgänge des geſtrigen Tages herrſch⸗ te am ſpäten Abend in parlamentariſchen Kreiſen ſo gut wie allgemein die Ueber⸗ zeugung, daß das Unterhaus demnächſt aufgelöſt wird, und wahrſcheinlich am 8. Oktober. Es beſteht Grund zu der Annahme, daß Macdonald, Baldwin und der liberale Staats⸗ ſekretär Sir Herbert Samuel, ſich bereits auf eine Formel geeinigt haben, die beſagt, daß ſie bereit ſind, je nach den Erforderniſſen der Lage durch Tarife oder ſonſtige geeignete Maß⸗ nahmen die Einfuhr zu regeln oder ganz zu verhindern. Entgegen einer früheren Mel⸗ dung haben ſich die vier liberalen Kollegen Samuels in der Regierung noch nicht darüber geeinigt, ob ſie dieſer Formel zuſtimmen ſol⸗ len. Aeber das Ergebnis der um 22 Uhr wie⸗ der aufgenommenen Kabinettsſitzung iſt noch nichts bekannt. Sprengung einer Zechenbahn. wtb. Recklinghauſen, 2. Okt. Unbekannte Tä⸗ ter haben heute früh gegen 4,45 Uhr die Zechen⸗ bahn der Zeche Braſſart in Drever an zwei Stel⸗ len mit Dynamit geſprengt. Die Gleiſe ſind an beiden Stellen zerſtört worden. Nennenswerter Sachſchaden iſt nicht entſtanden. Innerhalb einer halben Stunde war der Schaden ausgebeſſert. Auf die Ergreifung der Täter iſt eine Belohnung von 300 Mark ausgeſetzt worden. und das verdammte Schandmaul iſt ſtille. Sag ihm. iſt unſer Herr! Iſt er das etwa nicht hat doch den König von Roſenburg rausge⸗ ſchmiſſen, der junge Herr! Hat die Polen run⸗ tergetan und geht alles gut ſeinen Gang! Iſt ſchon ein Herr.. und iſt gerecht zu ſeinen Leuten! Er hat ihn nicht in Verlegenheit ge⸗ bracht, Inſpektor.. Er iſt der Blamierte!“ In der Schenke war es ſtill geworden. In⸗ ſpektor Brucks ſaß zwiſchen zwei ſtämmigen Bauern, und immer, wenn der Halbbetrunkene aufbegehren wollte, dann hielten ſie ihn. bis der„Finſtere“ wieder an ſeinem Platze ſaß. Da wollte der Inſpektor wieder aufbege“ ren. Aber der Büttner⸗Bauer ziſchte ihm i den Tiſch zu. „Menſch, Brucks.. ſind Sie ganz von= nen! Sie kennen doch den Kretſchenbauen Halten Sie jetzt Ruhe.“ Und Brucks hielt von dem Augenblick an Ruhe. Zähneknirſchend ſaß er an ſeinem Platze, ein Bild ohnmächtiger Wut. Waslewſti ſchmauchte auf dem Jagdwagen, als ſie in ſcharfem Trab heimfuhren, gemütlich ſeine ſchwere Zigarre und ſah vor ſich hin. Katja lehnte mit ruhevollem, verträumtem Geſicht neben ihm und ſah in die Landſchaft. „Katja—“ hörte ſie plötzlich des Vaters Stimme.„So hab' ich dich noch nie geſehen. Machſt ein Geſicht, wie ein verliebtes kleine; Mädel!“ 5 Sie ſah den Vater an und nickte:„Bin ichs en Stock denn nicht?“ Fortſetzung folgt. Klus Nah und Fern Kaiſerslautern, 1. Okt.(Der fahrläſſigen Tötung angeklagt.) Das Dienſtmädchen Mar⸗ garete Rittersbach und jetzige Ehefrau Ket⸗ tenring aus Eiſenberg war vor dem hieſigen Schöffengericht der fahrläſſigen Tötung ange⸗ klagt. Sie ſoll im Juni ds Is. das zweieinhalb⸗ jährige Kind ihrer Dienſtherrſchaft, die in der Wirtſchaft zu tun hatte, verwahren. Als die heutige Angeklagte ſ. Zt. das Zimmer, in dem ſie ſich mit dem Kind aufhielt, auf einen Au⸗ genblick verlaſſen mußte, warnte ſie das Kind, ja nicht gegen einen Eimer, in dem ſich heißes Waſſer befand, vorzugehen. Im gleichen Mo⸗ ment jedoch, als ſie außerhalb des Zimmers weilte, ſprang das Kind auf den Eimer zu u. ſtürzte hinein. Es erlitt derartige Brand⸗ wunden, daß es ſtarb. Das Geticht konnte ſich von einer Schuld der Angeklagten nicht über⸗ zeugen und ſprach ſie daher frei. Pirmaſens, 1. Okt.(Heiratsſchwiadler mit Gefängnis beſtraft.) Wegen Heiratsſchwindels hatte ſich vor dem Amtsgericht der in Anterſu⸗ chungshaft befindliche Fabrikarbeiter Joſef Do⸗ nie, geb 1901 und hier wohnend, zu verant⸗ worten. Vor zwei Jahren lernte er im Kran⸗ kenhaus ein Dienſtmädchen kennen, dem er die Ehe verſprach. Er ließ ſich im Auguſt 1931 von der etwas beſchränkten Zeugin das Spar⸗ kaſſenbuch aushändigen, auf das ain er nach und nach 150 Mark abhob Seine„Vraui“ war mit der Abhebung einverſtanden, ſie ſollte zur Bezahlung der Eheringe und als Anzah⸗ lung für Möbel verwendet werden. Statt deſ— ſen verbrauchte er das Geld in Geſellſchaft an— derer Frauenzimmer. Der Angeklagte, der we⸗ gen Eigentumsdelikte ſchwer vorbeſtraft iſt. wurde wegen ſchwerer Untreue zu zehn Mona⸗ ten Gefängnis verurteilt. Zweibrücken, 2. Okt.(Der ſchlaue Sträfling.) Ein merkwürdiger Konflikt iſt zwiſchen ſaarländiſcher und pfälziſcher Ju⸗ ſtiz entſtanden. Ein aus Dudweiler ſtammen⸗ der Saarländer hatte in Zweibrücken neun Monate Gefängnis wegen Betrugverſuchs zu verbüßen, ließ ſich während der Verbüßung zu einer Meuterei hinreißen und erhielt dafür weitere neun Monate, wovon er noch vier abzuſitzen hat. Dieſer Tage wurde er nun zu einer Verhandlung vor dem Gewerbegericht Neunkirchen ins Saargebiet durch einen Zwei⸗ brücker Transportbeamten gebracht. Nach der Verhandlung lieferte ihn der Beamte bis zum Abtransport auf der Neunkirchener Polizei— woche ab. Hier legimitierte ſich der Gefangene s Saarländer und verlangte polizeilichen Schutz gegen die Wiederverbringung in au— ßerſaarländiſches Gebiet. Da das Saarland eigene Gerichtsbarkeit hat, ordnete die Saar⸗ brücker Regierungskommiſſion, die angerufen wurde, vorläufig Weiterverbleiben des Sträf— lings in Neunkirchen an. Auf den Ausgang 1 Juſtizſtreitſache kann man geſpannt ein. Ceierkaſten in der Großſtadt So lebt ſie noch, die alte Melodie Die meine leichten Kindertänze wiegte Im kleinen Gärtchen, das ans Haus ſich ſchmiegte, So lebt ſie noch, die alte Melodie. Die welke Hand, die müd die Kurbel dreht Wird immer, immer wohl dieſelbe bleiben Wie jene Klänge, die im Winde treiben, Aus Jugend und aus Heimat hergeweht. Der Straße greller Lärm reißt ſie entzwe', And um mich flattert ihr zerfetztes Singen Wie wirrer Traum von bunten Kindheits⸗ dingen, Und drüber gellt der Großſtadt ſchriller Schrei. Martha Große. ae eee baawuu Berlin, 2. Okt.( Beraubung eines Hausverwalters.) Auf einen Hausver⸗ walter wurde heute ein Raubüberfall verübt. Der Verwalter der Bambergſchen Erben, die einen Neubaublock in Weißenſee nahe der Rennbahn beſitzen, hatte im Laufe des Vor mittags 3000 Mt. Miete eingezogen und ſo. tierte das Geld in ſeinem Büro. Plötzlich wur⸗ de die Tür aufgeriſſen und zwei jüngere Bur⸗ ſchen ſtürmten herein. Sie bedrohten den Ver⸗ walter mit Piſtolen und raubten von dem auf⸗ gezählten Gelde 3000 Mark. Mit der Beute flüchteten ſie auf die Straße, wo ihre Fahr⸗ räder bereitſtanden. Sie ſind trotz Verfolgung entlam en. Grünſtabt, 2. Okt.(Zuchthausſtrafen für Ein⸗ brecher). Wegen ſchweren Einbruchsdiebſtahls hat⸗ ten ſich der 27 Jahre alte Händler Joh. Aul von Freinsheim und der 23 Jahre alte Ernſt Petry von Frankenſtein wegen Hehlerei, die 26 Jahre alte Ehefrau Dina Aul ſowie der 30 Jahre alte Emil Petry von Frankenſtein und deſſen 31 Jahre alte Ehefrau Wilhelmine zu verantworten. Da Emil Petry wegen Krankheit nicht erſcheinen konn⸗ te, wurde das Verfahren gegen ihn abgetrennt. Aul und Ernſt Petry hatten am 21. Mai in Aſ⸗ ſelheim in der Wirtſchaft bei der Witwe Eitel ein⸗ gebrochen und aus dem unverſchloſſenen Schrank und der Kommode Kleidungsſtücke, Weißzeug, Uh⸗ ren und Ringe, Silber⸗ und Goldwaren, Eß-⸗ und, Trinkwaren im Geſamtwert von nahezu 1000 Mk. geſtohlen. Das Diebesgut brachten ſie in die Woh⸗ nung der Familie Emil Petry, die wußte, daß die Gegenſtände geſtohlen waren. Aul und Petry wur⸗ den zu je drei Jahren Zuchthaus, unter Aberken⸗ nung der bürgerlichen Ehrenrechte, auf die Dauer von 5 Jahren und Stellung unter Polizeiaufſicht verurteilt, Wegen Fluchtverdachts wurde Haftbe⸗ fehl erlaſſen. Die Ehefrau Petry erhielt wegen Hehlerei zwei Monate Gefängnis mit Straferlaß. Lubwigshafen, 2. Okt.(Kind durch Motorrad ſchwer verletzt). Geſtern vormittag 10,15 Uhr wurde Ecke Lagerhaus⸗ und Wittelsbacherſtraße ein 5 Jahre alter Knabe von einem Kraftdreirad an⸗ gefahren. Der Junge erlitt an beiden Beinen Un⸗ terſchenkelbrüche und an der rechten Wade eine größere, ſtark blutende Wunde. Der Verletzte wurde in das ſtädtiſche Krankenhaus verbracht. Le⸗ bensgefahr beſteht nicht. Ludwigshafen, 2. Okts Kreſol getrunken und geſtorben). Dienstag vormittag 12,30 Uhr machte eine 25 Jahre alte Ehefrau in ihrer Wohnung in der Gabelsbergerſtraße durch Trinken von Kreſel einen Selbſtmordverſuch. Sie wurde ins ſtädtiſche Krankenhaus verbracht, wo ſie geſtern vormittag an den Folgen geſtorben iſt. Birkenfeld, 2. Okt.(Selbſtmordverſuch mit einer Sprengkapſel). Der Sohn des Sandgruben⸗ beſitzers Lengler zündete in ſelbſtmörderiſcher Ab⸗ ſicht eine Sprengkapſel an. Dieſe riß ihm beide Hände ab und der Leib wurde ihm aufgeriſſen. Mit dieſen Verletzungen lief der Lebensmüde von der Sandgrube bis zur Wohnung ſeines Pruders, von wo er ins Krankenhaus gebracht wurde. An ſeinem Aufkommen wird geen skelt. Vermiſchtes Ausſchluß Dr. Eckſteins aus der SPD. wtb. Breslau, 2. Okt. Der Vorſtand der SPD. hat den Bezirksvorſtand der Sozialde⸗ mokratiſchen Partei Mittelſchleſiens ermäch—⸗ tigt, Dr. Eckſtein und Ziegler mit ſofortiger Wirkung aus der Partei auszuſchließen. Dar⸗ aufhin hat der Bezirksvorſtand die bisherigen Parteivorſitzenden Dr. Eckſtein und Ziegler aus der Partei ausgeſchloſſen. Das Urteil im Breslauer Kommuniſten⸗ Prozeß. wtb. Breslau, 2. Okt. Im Kommuniſten⸗ prozeß wegen der Tötung des Stahlhelmman— nes Müller wurden von den insgeſamt 25 An⸗ geklagten 16 verurteilt, darunter der Maler Hebner zu einer Feſtungsſtrafe von zwei Jahren, während die übrigen 15 Verurteilten Gefängnisſtrafen von drei Monaten bis zu 2 Jahren erhielten. Der Staatsanwalt hatte gegen 5 Angeklagte Zuchthausſtrafen bean⸗ traat. 5 Bunte Seitung Künſtliches Wachs aus Rüböl. Die katalytiſche Hydrierung(Anlagerung von Waſſerſtoff) iſt nicht nur für die Kohlen⸗ verflüſſigung von weſentlicher Bedeutung. ſondern ſpielt auch in der Fettinduſtrie eine große Rolle. Die Fetthärtung erfolgt nämlich nach dieſem Verfahren. In der grundſätzlich gleichen Weiſe kann man natürliche Fette und Fettſäuren in Alkohol verwandeln, wobei der Waſſerſtoff allerdings nicht angelagert wird, ſondern nur verändernd einwir?t Durch ge⸗ eignete Verbindung dieſer beiden Methoden iſt es gelungen, künſtliches Wachs herzuſtellen. So konnte man aus dem wohlbeka taten Rüböl ein ſynthetiſches Wachs gewinnen. Das Ver⸗ fahren dürfte allgemein techniſche Ausſichten haben. Vernichtendes Urteil über das Friedmannſche Tuberkuloſeſerum. Das Pariſer Paſteur⸗Inſtitut hat ſoeben ſein Urteil über ein mediziniſches Verfahren gefällt, das ſeit 30 Jahren heiß umſtritten iſt. Im Jahre 1901 war der Berliner Arzt Dr. Friedrich Franz Friedmann mit der ſenſatio⸗ nellen Mitteilung hervorgetreten, er habe ein Serum gewonnen, das die Tuberkuloze nicht nur heile, ſondern auch gegen die gefürchtete Krankheit immun mache. Seit der Bekannt- gabe dieſes Mittels war in der interngtiona⸗ len Aerztewelt ein heftiger Streit um ſeinen Wert entſtanden, der ſich in den ſchärfſten Formen austobte. Viele Aerzte nahmen ent⸗ ſchieden Stellung gegen die Friedmannſche Methode mit der Begründung, daß ſie nur da⸗ zu angetan ſei, bei den Leidenden falſche Hoff⸗ nungen zu erwecken. Als oberſtes Schiedsge⸗ richt war ſchließlich das Pariſer Paſteur-In⸗ ſtitut angerufen worden, das jetzt nach jahre— langen, ſorgſamen Anterſuchungen und Expe⸗ rimenten ſein unparteiiſches Urteil abgegeben bat. Es lautet dahin, daß das Friedmannſche Serum vollſtändig wirkungslos ſei. Der Be— richt bemerkt dazu:„Es hat keinerlei immu— niſierende Wirkung auf Meerſchweinchen aus⸗ geübt. auf die Tuberkuloſe ubertragen wurde und ſeine heilenden Eigenſchaften ſind gleich Null.“ Pirandellos neues Theaterſtück. Wenn infolge einer Weltkataſtrophe die Menſchheit mit Ausnahme eines Mannes und ziner Frau verſchwände. würde es dann die moraliſche Pflicht des Paares ſein, die Raſſe fortzuſetzen oder nicht? Mit dieſem Problem ſetzt ſich Pirandello in ſeinem neueſten Büh⸗ nenwerk auseinander. Die Doyenne der Könige. Alfons 13. hat am längſten von allen Mo⸗ narchen dieſer Zeit regiert. Nun iſt die Könt⸗ gin von Holland, die 1890 mit 10 Jahren ih⸗ rem Vater folgte, die„dienſtälteſte“ Regentin. Darmſtadt, 2. Okt.(Zur Ausgeſtaltung der Winterhilfe in Heſſen.) Wie die Amtliche Preſſe⸗ ſtelle in einer längeren Verlautbarung mitteilt, fand dieſer Tage im heſſiſchen Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft eine Ausſprache der Ver⸗ treter der Wirtſchaft, der freien Wohlfahrtspflege und der öffentlichen Fürſorge ſtatt, um über die Geſtaltung der Winterhilfe zur Linderung der a gemeinen Not zu beraten. Unter dem Vorſitz von Miniſter Korell wurde zunächſt die gerade Heſſen beſonders ſtart bedrückende Arbeitsloſigkeit zum Ausdruck gebracht. Von den Vertretern der Ver⸗ bände wurden darauf zahlreiche Vorſchläge und Anregungen zur Betreuung und zur Verteilung von Spenden gegeben. Aer Aaretden 5 Ul desiaüdden Sen wer iſt der Erfinder der Ausſtellungen? Ausſtellungen, große und kleine, wichtige und unbedeutende, ſind uns heute ſchon zur Seloſt⸗ verſtändlichkeit geworden. In den großen Städ⸗ ten packt kaum einmal eine dieſer Ausſtellungen ihre vielen Stände zuſammen, ohne daß nicht ſchon vor„. Toren hochbeladene Lieferwagen warten, um eine neue Ausſtellung zwiſchen Pack papier und Sägeſpänen hervorzuzaubern. Daß irgend jemand dieſe Ausſtellungen„erfunden“ haben muß, genau wie Weiland das Pulver, dieſer Gedanke kommt wohl keinem Ausſtellungs⸗ beſucher. Und trotzdem muß doch ein Menſch zum erſtenmal den Einfall gehabt haben, nicht wahr? Wer war das? Nicolas Louis Francois, aus Lothringen ge— bürtig, ſpäter Francois de Neufchateau genaunt, ſchuf im Jahre 1798 die erſte allgemeine Aus⸗ ſtellung, die mit Recht als Vorbild unſerer mo— dernen Ausſtellungen gelten kann. Die Ausſtel⸗ lung jand auf dem Pariſer Marsfelde ſtatt und beſtand aus einem einzigen Gebäude—„le temple de l'induſtrie“— das die Erzeugniſſe von 110 Ausſtellern— neiſt ſehr feindlichen Kon⸗ kurrenten— unter einem Dache vereinigte. Drei Tage dauerte die Ausſtellung— der Erfolg war großartig. Francois hatte nicht allein die Feind⸗ ſeligkeiten ſehr geſchwächt durch das gleichmäßige Verteilen von vielen„Vorzugspreiſen“, ſeine Ausſteller hatten auch vorzügliche Geſchäfte ge⸗ macht. Der Buchdrucker Didot— ein ſpäter ſehr bekannter Name— der Uhrmacher Bregue— der ſich nicht minderen Ruhmes erfreute— und die Porzellanfabrik von Sevres wurden von Francois prämiiert. Im ganzen ſpielte ſich alles faſt genau ſo ab wie heute. Auch darin, daß die Ausſtellung bei der Eröffnung von der Fertig⸗ ſtellung weit entfernt war, auch darin ſtümmte ſie ganz mit den modernen Nachkommen über⸗ ein. Wer war aber dieſer kluge Kopf, der Nico las Francois. Im jugendlichen Alter prophezeite man ihm eine große Laufbahn als Dichter. Der Dreizehnjährige korreſpondierte ſchon mit Vol⸗ taire, der, entgegen ſeiner ſonſtigen Menſchen⸗ feindſeligkeit, an dem Knaben große Freude hatte. Im ſechzehnten Lebensjahre veröffent⸗ lichte Francois zwei Gedichtſammlungen. In ſpäteren Jahren hörte man von ihm als Dichter nur noch im Zuſammenhange mit zwei Senſatio⸗ nen. Er ſchuf die Bearbeitung eines gewaltigen Heldengedichtes—„Orlando Furio“— und ſteck⸗ te dabei die Ehre ein, das längſte Gedicht ſeiner Zeit geſchaffen zu haben, Leider wurde uns die⸗ che Wert icht überliefert, den Fran⸗ Für die Dame Eleg. braune Rindbox- Spangenschuhe 1 1 Steppereiverziecg. nur Feurige Lack-Span- genschuhe, bequeme 95 Form nur u Für den Herrn Braune echte Boxkali- Halbschuhe, 0. 3 95 doppelt nur U. Schwarze und braune Finds elfen 95 elegante Form. nur Elegante braune und schwarze Rindbox- 6 90 Halbschuhe nur U. Schwarze Rindbox- Herrenstleſel, Bern gz 50 schnitt nur. Größe 27-28 BI 2% Kräftige braune Stiefel 3.50,. 95 F* Entzück. Lackbesatz- sStlefel Gr. 23— 20 3.50, 1 95 20—22 2.95, 18-20 1 Mittelbr. Rindb.-Halb- schuhe, schöne Verar- 1 50 beitg. 31-35 4.95, 27/30. Schw. Rindb.-Oesen- u. Haken- stiefel, solide Verarbtg. Gr. 33—35 5.90. 5 79 5.65, 2930 5.25, 27—28. 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Und weiterhin erregte er Aufſehen, als er ſich mit großer Begeiſterung für eine unglaubliche Neuerung einſetzte und ſie mit allen Mitteln ſeiner dichteriſchen Zunge zu propagieren begann. Es handelte ſich um eine unanſehnliche Feldfrucht, eine bräunliche Knolle, der er, nach dem Mann, der ſie einführte, den poetiſchen Namen„Zarmentiere“ gab. Er hatte damit keinen Dauerfolg. Die Knolle ſelbſt ſetzte ſich wohl durch, doch blieb ihr der Proſaiſche Na— me Erdapfel oder Kartoffel. Neben dieſer Beſchäftigung lief aber eine weitaus ernſtere, gewichtigere. Die Redegabe des zwanzigjährigen Francois hatte ſoviel Auf⸗ ſehen erregt, daß man ihm die Stellung eines Lehrers der Retorik in Toulon verlieh. Aber Francois war immerhin ers zwanzig Jahre alt und weniger intereſſiert an Lebensſtellung als an Abenteuern. So trieb er ſich ein paar Jahre in der Weltgeſchichte herum, kam nach San Do⸗ mingo und wurde dort kurzerhand Staatsan⸗ walt am Obergericht. Er kehrte in die Heimat zurück gerade zu Beginn der großen Revol' tion. Das war die richtige Athmoſphäre ſär e. nen Mann wie Francois. Er ſchloß ſich den Revolutionären an, erhielt Sitz und Stimme in der Nationalverſammlung und wurde dank ſei⸗ ner ſtarken retoriſchen Begabung Vorſitzender. Der Konvent wollte ihn ſogar zum Juſtizmini⸗ ſter machen— was Francois ablehnte, vermut⸗ lich, da er dieſen Poſten zu jener Zeit als nicht ganz ungefährlich ausſah. Damit und mit einem an ſich harmloſen Luſtſpiel machte ſich Francois ſeinen ehemaligen Freunden höchſt verdächtig. Der Wohlfahrtsausſchuß ließ ihn verhaften, und der Termin, an dem ſein Haupt durch die Guil⸗ lotine fallen ſollte, war ſchon feſtgeſetzt. als im letzten Augenblick, der 9. Thermidor ſeine Befrei⸗ ung herbeiführte. Francois wurde hochgeehrt und Miniſter des Innern, dort bot ſich ihm reichliche Gelegenheit, die herrlichſten Reden zu halten. Eben in ſeiner Funktion als Innenminiſter, faßte er auch den Plan zu der erſten Ausstellung, deren Erfolg dieſe Veranſtaltung zu Die Regelmäßigkeit der Ausſtellungen wur⸗ de durch politiſche Widerſtände unterbrochen. Francois Laufbahn jedoch nicht. Unter Napoleon wurde er Präſident des Senats, ſpäter in den Adelsſtand erhoben. Nach dem Sturz des Kai⸗ ſers verſtand er es zwar, ſich mit den Bourbonen auszuſöhnen, aber er verzichtete wohlweislich auf jede öffentliche Stellung und widmete ſich allein der hohen Dichtkunſt. Bis ihn 1828 der Tod im Alter von 78 Jahren fortraffte. r e —