Lokale Nachrichten » Wohin am Sonntag Dieſe Frage dürfte nicht ſchwer zu beantworten ſein, wenn man das Programm und den Eintrittspreis des am kommenden Sonntag im„Karpfen“ ſtattfindenden „Bunten Abend“ des Volkschors kennt. Für 30 Pfennig ſehen Sie u. a. 3 Theaterſtücke, darunter den großen Lachſchlager„Prinz Guttalin“. Nehmen Sie ſich darum am Sonntag nichts auderes vor, kommen Sie mit Ihren Familien⸗Angehörigen zum „Bunten Abend“ des Volkschors. Für 3 Zehn- pfennigſtücke haben Sie ein ſchönes und vor allem ein billiges Sonntagsvergnügen. * Redeſchriftkurſus. Morgen Donners- tag Abend iſt in der Schillerſchule letzter Anmelde- termin zu dem vom Stenographenverein„Gabels- berger“ veranſtalteten Redeſchrift⸗Kurſus. *„Wer bietet, iſt ein Lump!“ Ein Vorfall, der bezeichnend iſt für die Not der Zeit, aber auch für die Solidarität der ländlichen Be völkerung, ereignete ſich in Kleinfreden bei Alfeld. Dort war bei einem Landwirt eine Verſteigerung angeſetzt; es ſollte ihm ein Stück Rind gepfändet werden. Als an die zahlreich anweſenden Land— wirte die Aufforderung um ein Gebot gerichtet wurde, erſcholl es plötzlich laut im Chor:„Wer bietet, iſt ein Lump!“ Als der Auktionsleiter dies monierte, antwortete überhaupt niemand mehr. Es blieb nichts anderes übrig, als die Verſteigerung für beendet zu erklären. * Kampf um die Getränkeſteuer⸗ marken. Etwa 60 Weinheimer Gaſtwirte, die der Aufforderung bezüglich der Getränkeſterermarken nicht nachgekommen ſind, haben je ein Strafman— dat über 25 Mark erhalten. Alle Beſtrafte haben gerichtliche Entſcheidung beantragt. Zu Ende denken. Die heimiſche Kapitalbildung iſt z. Zt. ins Stocken geraden; die Quellen, die auch in der bis— herigen ſchweren Kriſe ſich ergiebig zeigten, haben vorübergehend faſt gänzlich zu fließen aufgehört. Geht man den Gründen nach, ſo ſtößt man bald auf den Zentralpunkt aller wirtchaftlichen und po⸗ litiſchen Schwierigkeiten der Gegenwart, auf Mangel an Vertrauen. Dieſer Grund mag gerade heute erklärlich erſcheinen, aber er hilft nicht weiter, im Gegenteil, er iſt ſehr ſchädlich. Was geſchieht z. B. mit dem Geld, das bisher zur Sparkaſſe ge— bracht wurde? Es wird in ſehr vielen Fällen ge— hamſtert, d. h. zu Hauſe an einem mehr oder we— niger ſicheren Ort in Verwahrung gehalten, oder es wird zum Kauf großenteils unnötiger Waren verwendet. Auf der anderen Seite verlangen aber die Sparer, daß die Geldinſtitute die bei ihnen ab— gerufenen Gelder prompt auszahlen. Daß ein ſolches Mißverhältnis auf die Dauer nicht möglich iſt, liegt auf der Hand. Denn alle Geldinſtitute ſind auf neue Einlagen angewieſen; aus ihnen be— ſtreiten ſie in erſter Linie die Auszahlungen; nur der über den täglichen Auszahlungsbedarf hinaus⸗ gehende Betrag wird normalerweiſe bekanntlich in Hypotheken und ſonſtigen Wirtſchaftskrediten angelegt. Bleiben Einzahlungen aus, ſo ſind Banken, Ge⸗ noſſenſchaften und Sparkaſſen gezwungen, Kredite zu kündigen, um dadurch die Mittel für die Aus- zahlungen zu gewinnen. Dieſe Kreditkündigungen treffen das Handwerk, die Landwirkſchaft, den Haus⸗ befitz, alſo alle die Kreiſe, aus denen auch die Sparer ſtammen, ſehr ſchwer. Aus dieſen kurzen Ueberlegungen ergibt ſich von ſelbſt die notwendige Folgerung: Wenn, wie bis zur Mitte des Jahres, ein geregelter Ein- und Auszahlungsverkehr von ſtatten geht, der ſich weitgehend in ſich ſelber ausgleicht, ſo werden wir auch über den kommenden Winter genau ſo gut ohne irgendwelche Stockungen hinüber⸗ kommen, wie es im letzten gleichfalls ſchweren Win⸗ ter der Fall war. Es hängt alſo von uns ſelber ab, und die vernünftige ruhige Einſtellung der Be⸗ völkerung während der Zahlungskriſe des Juli läßt die Hoffnung berechtigt erſcheinen, daß die Einzahl ⸗ ungen wieder ſtärker in Gang kommen. Die ein ⸗ deutigen Erklärungen von Reichskanzler Dr. Brüning, Staatsminiſter Dr. Severing und von Reichsbank⸗ präſident Dr. Luther auf der Sparkaſſentagung Ende September über die Sicherheit der Währung ſind geeignet, auch die letzten Hemmungen zu beſeitigen. Darmſtadt, 5. Okt. Das heſſiſche Geſamt⸗ miniſterium ließ an ſämtliche ihm unterſtellten Behörden Ausführungsbeſtimmungen zur Ge⸗ haltskürzungs⸗Notverordnung ergehen, aus denen wir u. a. folgendes entnehmen: Der Kürzung ſind ab 1. Oktober unterworfen nicht nur die Dienſtbezüge der Staatsbeamten, Staatsdienſtanwärter, Angeſtellten uſw., ſondern auch die Verſorgungsbezüge der Warteſtandsbe⸗ amten, Ruhegehaltsempfänger und Hinterbliebe— nen in der den Betrag von jährlich 1100 Mark überſteigenden Höhe neben den früheren durch die Reichsnotverordnung erfolgten Kürzungen. Die Kürzung beträgt bei verheirateten oder verheiratet geweſenen Beamten mit Kindern uſw. 5 Prozent, bei den verheirateten oder ver— heiratet geweſenen Beamten uſw. ohne Kin⸗ der 8 Prozent, bei den Ledigen 10 Prozent. Der neuen Kürzung unterliegen die Beträge des Bruttoeinkommens ausſchließlich der Kinderzu⸗ ſchläge. An den Bezügen, die jährlich nicht über 150 Mark hinausgehen, tritt eine Aenderung nicht ein. Bei Bezugsberechtigten mit einem kür⸗ zungspflichtigen Einkommen von mehr als 500 Mark jährlich dürfen dieſe Bezüge nur ſoweit ge⸗ kürzt werden, daß in der Ortsklaſſe A 1440 Mark, in den Ortsklaſſen B, C, D 1425 Mark verblei⸗ ben. Die im Dezember v. Is. erfolgten Ermä— ßigungen der Bezüge der Staatsdienſtanwärter, Kanzlei⸗ und Bürogehilfen uſw. werden als Kür⸗ zung im Sinne der Notverordnung angerechnet. Bleiben die Ermäßigungen hinter den jetzt insge— ſamt vorzunehmenden Kürzungen zurück, dann hat noch eine weitere Kürzung einzutreten, ſodaß ſich die nach den Notverordnungen vorzunehmende Geſamtkürzung der Bezüge ergibt. Die Bezüge der Anwärter, deren Vergütungen zwar nicht er— mäßigt worden ſind, bei denen aber infolge ander— weiter Feſtſetzung der Grundvergütungen eine Neuregelung der Aufrückungszeiten ſtattgefunden hat, ſind ebenfalls nach der Notverordnung zu kürzen. Verheiratete Beamte mit Kindern ſind die Be— amten, aus deren Ehe Kinder hervorgegangen ſind, gleichgültig, ob die Kinder minderjährig oder volljährig ſind, ob ſie zum Haushalt des Beamten zählen, oder ob ſie geſtorben ſind.(Wegen der Bezüge der Polizeibeamten bis zur Beſol— dungsgruppe 3b einſchließlich ergeht noch beſon— Die Ausführungsbeſtimmungen der neuen heſſiſchen Notverordnung dere Anordnung.) Die Beamten erhalten, ſo⸗ weit ſie aufſteigende Gehalte beziehen, die Bezüge der Dienſtaltersſtufe, nach der ſie im September 1981 beſoldet wurden, ein Jahr länger als nach den geltenden Vorſchriften. Das Beſoldungs⸗ dienſtalter aller am 30. September im Amt be⸗ findlichen planmäßigen Beamten, auch derjenigen, die bereits das Endgehalt ihrer Beſoldungsgruppe beziehen, wird mit ſofortiger Wirkung um ein Jahr gekürzt. Die gleiche Regelung tritt ein bei dem Anwärterdienſtalter und dem Vergütungs⸗ dienſtalter der ſonſtigen Hilfskräfte, für die ein ſolches feſtgeſetzt iſt. Die Beamten uſw. behal⸗ ten die Bezüge der Dienſtaltersſtufe, nach der ſie am 30. September beſoldet waren, bis ſie nach ihrem neu feſtgeſetzten Beſoldungsdienſtalter in eine neue Dienſtaltersſtufe aufrücken. Mit dem Verbleiben in den Bezügen der bisherigen Dienſt⸗ altersſtufe iſt auch der Weiterbezug der nach die⸗ ſer Dienſtaltersſtufe zuſtändigen Tarifklaſſe des Wohnungsgeldzuſchuſſes verbunden. Zur Durchführung der Anordnungen betref⸗ fend Gehaltszahlung am Monatsende wird ange— ordnet, daß der Auszahlungstermin während der nächſten elf Monate von Monat zu Monat hin⸗ ausgeſchoben wird. Die Bezüge der Beamten, die ein nicht aus der heſſiſchen Staatskaſſe fließendes Neben⸗ einkommen für eine mittelbar oder unmit⸗ telbar im öffentlichen Intereſſe ausgeübte Tätig⸗ keit(Privattätigkeit) haben, werden um die Hälfte des Betrages gekürzt, um den das Neben— einkommen den Betrag von 500 Mark jährlich überſteigt. Eine Ausnahme bilden die Warte— ſtands⸗ und Ruheſtandsbeamten. Bei ihnen wird das Arbeitseinkommen bei der Kürzung zur Hälfte nur dann in Anrechnung gebracht, wenn es zweitauſend Mark im Jahr und mit dem Warte- und Ruhegehalt das letzte Dienſteinkom— men überſteigt. Erreichen bei Ruheſtändlern und Warteſtandsbeamten Arbeits- und Gehalts— einkommen das frühere Dienſteinkommen nicht, dann unterbleibt die Kürzung. Dieſelben Be— ſtimmungen ſind auch für die Bezüge der Beam— tenwitwen maßgebend. Bezüglich der Doppelverdienerfami⸗ lien ſind Anordnungen noch nicht getroffen, werden aber von den Beamtenorganiſationen ge— fordert. Bekanntmachung. Bildung der Schöffen⸗ und Schwurgerichte für 1932. 0 Die Liſte zur Berufung von Schöffen und Geſchworenen für das Jahr 1932 liegt von Frei⸗ tag, den 9. Oktober 1931 bis einſchließlich Donners⸗ tag, den 15. Oktober 1931 ab eine Woche lang während der üblichen Büroſtunden zu jedermanns Einſicht bei uns— Zimmer 23— offen. Viernheim, den 6. Oktober 1981. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Betr.: Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Klub der Geflügelzüchter 1926. Am Donners⸗ tag, den 8., Okt., abends 8 Uhr Vorſtandsfitzung mit Ausſtellungsleitung im Gaſthaus zum Ochſen. Pünktliches Erſcheinen erwartet Der Vorſi. Geſang⸗Verein„Liederkranz“. Mittwoch Abend punkt 8 Uhr Geſangsprobe aller Spieler im Lokal. Der Spielleiter. Odeuwaldklub(Ortsgr. Viernheim). Mittwoch, den 7. Oktober 1931 Klubabend im Klubkolal. Sonntag, den 11. 10. Pfalz-Wanderung. Zahl⸗ reichen Beſuch erwartet. Der Vorſtand. Verein der Hundefreunde. Heute, den 7. Okt., abends 8 Uhr Monatsverſammlung im Vereins- lokal. Betreffs der am Sonntag den 11. Okt. ſtattfindeten Landesverbandsſuchhundeprüfung ſind noch wichtige Vorbereitungen zu treffen, die be— ſprochen werden müſſen. Zur Unterbringung der Richter und auswärtigen Führer benötigen wir vorausſichtlich 5 Quartiere. Wer von den Mitgliedern ſolches zur Verfügung ſtellen kann, wolle dieſes in der Verſammlung dem Schrift- führer melden. Ich bitte die Mitglieder pünkt⸗ lich und zahlreich zu erſcheinen. Der V. G.⸗V.„Sängerbund.“ Donnerstag abend ½9 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. Turnerbund. Turnerinnen⸗Abt.: Die Turſtunde am Donnerstag abend fällt aus, dafür am Frei- tag abend punkt 8 Uhr. Turner, Sportler und Jugendturner: Freitag abend 9 Uhr üben ſämtliche Abteil. für das Herbſtſchauturnen. Die Turnleitung. Kathol. Arb.⸗Verein Morgen Donnerstag iſt von 2—5 Uhr Sprechſtunde des Arb. Sekr. im Kettelerſälchen.—(Sprechſtunde iſt für Jeden unentgeltlich. Wochenplan der Sp.-Vgg. Heute Mittwoch Abend 8 Uhr Zuſammenkunft der Sonder-⸗Mannſchaft in der Geſchäftsſtelle. 2 e empfehle: 5 I Erst hasse fie Laden- Allelel 8 Schnürschung U. Sbangenschune Soziale Notpreiſe! Schuhhaus Honk N Von heute ab: Delikateß⸗ Sauerkraut mit Weingärung Pfd. 11 Ufg- 1a. Tafelöl per Liter von 60 Pfg. an Süßbücklinge Pfund 35 Pfg. 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Es wird zwar erklärt, daß dieſe tiefeinſchneidenden Maßnahmen, die be— reits zu einem empfindlichen Rückgang des eng— liſchen Pfundkurſes geführt haben, nur vorüber— gehend in Kraft bleiben ſollen. Jedoch läßt ſich heute noch gar nicht vorausſagen, ob und inwie— weit im Laufe der nächſten Monate eine Beſſe— rung der Währungsverhältniſſe und der Börſen— lage eintreten wird. Nicht ausgeſchloſſen iſt, daß ſich die Kriſe trotz aller Zuverſicht noch weiter zuſpitzt und andere Länder in Mitleidenſchaft zieht. Obgleich ſich auch in Deutſchland nach dem letzten Reichsbankausweis das Deckungsver— hältnis etwas verſchlechtert hat, wird von den zu— ſtändigen Stellen erklärt, daß dies eine vorüber— gehende Erſcheinung, mit der gerechnet wurde, iſt und daß nicht die Abſicht beſteht, von der Gold— währung abzugehen und inflationiſtiſche Tenden— zen mit allen Mitteln bekämpft werden. Ein Grund zu ernſtlichen Befürchtungen liegt nicht vor. Nach den ſchlimmen Erfahrungen der Nach— kriegsjahre haben wir auch alle Urſache, das zwei— felhafte und in ſeinen Auswirkungen nur ſchäd— liche Experiment der Inflation zu vermeiden. Gold iſt nun einmal der Wertmeſſer für den Geld- und Warenverkehr der Welt und wird ka durch etwas anderes erſetzt werden können. Je höher die Golddeckung der in einem Lande im Umlauf befindlichen Zahlungsmittel iſt, deſto zu— berläſſiger und widerſtandsfähiger wird die Geld— und damit die Geſamtwirtſchaft ſein. Eine Aen— derung in den Währungsgrundlagen wird nur dann möglich und von Dauer und Erfolg ſein, wenn ſich die maßgebenden Staaten zum Zwecke internationaler Vereinbarungen über neue Det— kungs⸗ und Währungsverhältniſſe am Konferenz— tiſch zuſammenfinden. Es werden bereits beacht— liche Stimmen laut, die ſich für Einführung der Doppelwährung auf Gold- und Silberbaſis aus⸗ ſprechen. Hier ließe ſich vielleicht ein Weg finden, in Bälde eine Geſundung der Geldwirtſchaft her— beizuführen. Ein gewichtiges Wort werden daber Frantreich und Amerika mitzureden haben, be— ſitzen dieſe beiden Länder doch allein drei Viertel. des geſamten Goldbeſtandes der Welt. Wohl müſſen dieſe Staaten bei Fortdauer der Kriſe ernſtlich damit rechnen, daß auch ſie, trotz ihres Goldreichtums ernſtliche Schwierigkeiten durch Anſpannung der Wirtſchaftslage und ſteigende Arbeitsloſigteit bekommen. Der Staatshaushalt beider Länder ſchließt jetzt ſchon mit erheblichem Defizit ab. Wir ſehen alſo, daß die Welt nach wie vor Schwierigteiten zu überwinden und Aufgaben zu erfüllen hat, wie ſie gigantiſcher nicht gedacht wer— den können. Hier tann nur ſolidariſches, raſch entſchloſſenes Handeln der verantwortlichen Staatsmänner helfen, mit Halbheiten und Ver— ſchleppungstaktit iſt der Welt nicht gedient. Wer hätte noch vor kurzer Zeit daran gedacht, daß England in eine ähnliche Lage gexaten könnte, wie ſie Deutſchland in den letzten Peonaten durch— zumachen hatte. Aehnlich kann es auch anderen Ländern gehen, vor Ueberraſchungen iſt man heu— te nicht mehr ſicher. Es wird Zeit, die Frage der internationalen Schulden regulierung und der un— erträglichen deutſchen Reparationszahlungen end— lich einmal in Fluß zu bringen. Auch die Ver— längerung der Rückzahlungstermine der deutſchen Auslandstredite iſt ein Problem, das bald befrie— digend gelöſt werden muß. Hiervon hängt in großem Ausmaß auch die Geſundung der Wäh— rungsverhältniſſe ab. Auf die allgemeine Ueber— zeugung von der Weltverbundenheit wird immer wieder, insbeſondere auf den Völkerbundstagun— gen, hingewieſen, aber niemand von den Verant⸗ wortlichen findet den Mut, den gordiſchen Knoten einfach durchzuhauen. Vernünftige Zollverein— barungen und Haudelsverträge der Staaten un⸗ tereinander wären ein erfreulicher erſter Schritt. Auch die übermäßigen Rüſtungen, deren Beſchräu— zung auf ein vernünftiges Maß noch immer nicht zu erreichen war, tragen zweifellos ſehr viel dazu bei, daß eine Befriedung der Welt noch in dunk⸗ ler Zukunft liegt. Im Völkerbund werden ſchö⸗ ne Reden voller Idealismus gehalten, aber große, poſitive Reſultate ſind vergebens zu ſuchen, ob⸗ gleich die Völker auf Taten warten. Hoffen wir, daß die Arbeit des in Berlin beſchloſſenen gemiſch⸗ ten wirtſchaftlichen deutſch⸗franzöſiſchen Ausſchuſ⸗ ſes recht bald Mittel und Wege zeigt, wie es mög⸗ lich iſt, den Kriſenzuſtand bald zu beſeitigen. Die bevorſtehenden Beſprechungen in Waſhington ge— ben erneut Gelegenheit eine Regelung der wich⸗ ligſten und dringlichſten Probleme vorzubereiten. Don Zeitung —— viernheimer Anzeiger (Siernheimer Bürger-Ztg.— Biernh. Vollsblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗ Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 48. Jahrgang Geſamtrücktritt der Reichsregierung Brüning demüht ſich um Bildung eines Kabinetts der D. Dep. wib. Berlin, 7. Okt. Reichskanzler Dr. Brüning überbrachte heute vormittag dem Reichspräſidenten die Geſamdemiſ⸗ ſion der Reichsregierung. Der Reichsprä⸗ ſident nahm die Demiſſion entgegen, be⸗ auftragte die bisherige Reichsregierung mit der einſtweiligen Weiterführung der Geſchäfte und erteilte gleichzeitig dem Reichskanzler Dr. Brüning den Auftrag zur Neubildung der Reichsregierung mit der Maßgabe, daß die Regierungsbildung ohne parteimäßige Bindungen erfolgen ſolle. Dr. Brüning hat den ihm in dieſer Form erteilten Auftrag angenommen. Der Stand der Verhandlungen um die Neubeſetzung. enb. Berlin, 7. Okt. Wie wir erfahren, hat der Reichspräſident dem Reichskanzler Dr. Brüning den Auftrag zur Bildung des neuen Kabinetts gegeben mit der Maßgabe, daß ohne parteipolitiſche Bindungen erfolgen ſoll. Dabei herrſche auch Einverſtändnis daß es in erſter Linie darauf ankommt, her⸗ vorragende Männer der Wirtſchaft für das Kabinett zu gewinnen, zumal dem Wege über die Wirtſchaft auch eine Entſpannung der parlamentariſchen Situg— tion herbeigeführt werden könnte. Die Bemü— hungen des Kanzlers haben bereits in ver— ſchiedener Beziehung Erfolg gehabt. So iſt nunmehr als ſicher damit zu rechnen, daß Profeſſor Warmbold das Reichswirtſchafts— miniſterium übernimmt. Ueber das Ver— kehrsminiſterium wird noch mit Geheimrat Schmitz verhandelt. In politiſchen Kreiſen will man heute vormittag wiſſen. daß Dr. Wirth das Innenminiſterium behalte. Dieſes Gerücht trifft jedoch nicht zu. Vielmehr kommt als hervorragendſter Anwärter für das Reichsinnenminiſterium weiter Dr. Geßler in Frage. Es heißt, daß Dr. Geßler vorläufig Bedenken geäußert hat. Er dürfte aber mor⸗ gen in Berlin eintreffen. Schon daraus er— gibt ſich, daß die Verhandlungen mit ihm noch keineswegs zu Ende ſind. Allerdings iſt es unter dieſen Umſtänden auch ausgeſchloſ— ſen, daß das Kabinett bereits heute abend vollſtändig iſt. An den maßgebenden Stellen rechnet man jetzt vielmehr auf freüheſtens morgen, alſo Donnerstag abend. Ein Vorſtoß der Volkspartei enb Berlin, 7. Okt. Die Nationalliberale Kor— reſpondenz veröffentlicht zur politiſchen Lage ſie da ruher, dadurch auf Erkenntnis, die zu ſpät kommt eine Aeußerung, in der es u. a. heißt: Die Hoff nung und das Ziel der Deutſchen Volkspartei, das Kabinett Brüning von allen parteipoliti— ſchen Rückſichten zu löſen, ſind als geſchei betrachten. Deshalb hat es nach unſerem halten keinen Zweck, mit einigen Kor Wiederherſtellung des Kabinetts Grundlagen zu verſuchen. Wir möchten deshalb der Ueberzeugung druck geben, daß eine Beteiligung der Volkspartei an einer Umbildung dieſer Regie— rung nicht in Frage kommen wird. Wir meiſſen daher die Forderung ſtellen, daß eine neue Re— gierung, die durch die letzten Vorgänge unbela— ſtet iſt, das Schickſal des Reiches in die Hand nimmt. Die Partei muß Wert darauf legen, auch bei allen künftigen Entwicklungen ein ſelb— ſtändiger Faktor im politiſchen Leben zu ſein. Daraus ergibt ſie die Stellung der Partei zur bevorſtehenden Harzburger Tagung der ſogenann— ten nationalen Oppoſition. Wir ſind der Ueber— zeugung, daß die Grundlinien der bisherigen Außenpolitik eingehalten werden nüſſen. E Kampf un die Neuregelung der außenpo Belaſtung, der das innerpolitiſckh s erſchütte wird t werden, daß auch Oppoſition an 1 A N Nane A1 111 und die Verantwortungen Die nationalliberale Korreſpon daß der Abg. Dingeldey den ſeiner geſtrigen Unterredung punkte vorgetragen hat. Der Kanzler verhandelt weiter enb. Berlin, 8. Okt. Die Verhandlungen übe die Bildung des neuen Reich 2 geſtern früh keine Fortſchritte nächſt das Eintreffen gewartet werden muß. Profeſſor Warmbold irtſchaftsminiſterium übernehmen wird. Dageg die Verhandlun— gen mit Geheimrat Schmitz über das Verkehrs— miniſterium auch am Mittwoch Abend noch nicht abgeſchloſſen geweſen. Di miniſteriums kann unter Vormittag entſchieden Kanzler gelingt, i überwinden. man auch Donnerstag Abe vor, daß der Kanzler tr utſchen Volkspartei ſeine der bisherigen Richt fortführen Auslaſſung der Nationalliberalen& hat in politiſchen Kreiſen erhebliches regt weil ſie das Problem der Ausſichten ſcharf in Die es Innen— parlan eines zweiten Kabinetts den Vordergrund England für Beſeitigung von Kriegsſchulden und Reparationen Das Wahlmanifeſt der britiſchen Regierung witb London, 8. Okt. Das Wahlmanifeſt der nationalen Regierung, das vom Premierminiſter unterzeichnet iſt, wurde geſtern abend veröffent— licht. Es trägt die Ueberſchrift„Ein Aufruf an die Nation“ und beſagt u. a.: Die gegenwärtige nationale Regierung ſtellte das Borgen ein, ſtellte Sparmaßnahmen auf und balancierte das Budget. Die Weltlaſe und ihre finanzielle Schwäche machten es jedoch der Regie⸗ rung unmöglich, ihr unmittelbares Ziel zu er⸗ reichen. Der Sterling wich vom Goldſtandard ab. Das Land muß durch eine Periode der Er⸗ holung und Neuordnung gehen, in der Fragen von großer Wichtigkeit ſowohl national als auch international gelöſt werden müſſen, um die Stabilität zu ſichern und eine Wiederholung der Schwierigkeiten zu vermeiden. Eine Währungs⸗ politit, die den Sterling in ſeinem Vertrauen u. Anſehen wiederherſtellt, internationale Ueber⸗ einkommen, die einige der folgenreichſten Urſachen des wirt⸗ ſchaftlichen Unheils, an dem die Welt fo ſchwer leidet, entfernen. wie Kriegsſchulden und Reparationen, Pläne, und jede abträg⸗ liche Handelsbilanz in einer günſtige zu ver⸗ wandeln, werden ohne Aufſchub in die Wege geleitet werden müſſen. Das Manife ſtverweiſt weiter auf die Notwen— digkeit der nationalen Einheit, die jetzt ebenſo weſentlich ſei wie im Auguſt. Auch eine„nationale Arbeiterpartei“ bewirbt ſich um Unterhausſitze. wib London, 8. Okt. Geſtern haben ſich etwa 50 Abgeordnete und Kandidaten der Arbeiter⸗ partei zu einer Sonderorganiſation zuſammen⸗ geſchloſſen, um bei den kommenden Unterhaus⸗ wahlen im Gegenſatz zur offiziellen Arbeiterpar⸗ tei eigene Kandidaten für eine„nationale Arbei⸗ terpartei“ auſzuſtellen, f N Perſönlichkeiten ohne parteimäßige Bindung will nur in Rechtsregierung eintreten mehr, als es zweifelhaft erſcheint, ob die anderen a en der gemäßigten Rechten ſich hinter das nett Brüning ſtellen werden, wenn die Volks⸗ partei ausfällt. In Kreiſen, die der Reichsregierung nahe— en, wird die Frage aufgeworfen, ob alle Mit— der Fraktion eine ſolche Politik billigen Man hält es durchaus für möglich, daß linke Flügel der Fraktion keineswegs 100pro— ig mit ihr einverſtanden iſt. Auf der anderen ite erzählt man ſich aber in parlamentariſchen eiſen, daß auch prominente Mitglieder der Deutſchen Volkspartei als Gäſte an der Harzbur— ger Tagung der„nationalen Oppoſition“ teilneh⸗ men werden, woraus ſich Schlüſſe auf eine betonte Rechtsorientierung den ziehen ließen. Aus dieſer Gegenüberſtellung ergibt ſich ſchon, daß die Situa— f am Mittwoch Abend nicht ganz klar und ſichtlich war. Der Kar Abends mit r hat ſich im Laufe ungsmitgliedern be— iten Kabinett ange— liegen, iſt es im ochen, die auch ſeinr werden. Wie die 5 Augenblick ſchwer ſich die parlamen— ariſc ſchon in den nächſten überſehen laſſen wird oder ob die endgül rung erſt während de jstagung eintreten wird. r dürfte daß der Kanzler nicht die Abſicht hat, ſi) den Vorſtoß der Deutſchen Volkspar der von ihm verfolgten zu laſſen. Tetzte Radiomeldungen Die franzöſiſch⸗engliſchen Beſprechungen. wtb. Paris, 8. Okt. Ueber die am geſtri⸗ gen Mittwoch in Paris geführten franzöſiſch⸗ engliſchen Beſprechungen glaubt die Agence Havas berichten zu können, daß bei dem all⸗ gemeinen Meinungsaustauſch die verſchioden⸗ ſten Fragen behandelt worden ſeien, darun⸗ ter der Berliner Beſuch der franzöſiſchen Mi⸗ niſter und die bevorſtehende Besprechung La⸗ vals mit Präſident Hoover. Linie herausdrängen Lord Reading dürfte außerdem die fran⸗ zöſiſchen Miniſter über die Abſicht der eng⸗ liſchen Regierung unterrichtet haben, ſo ſchnell wie möglich nach den allgemeinen Wahlen das Pfund Sterling ungefähr auf der Krund⸗ lage des zegenwärtigen Sterlingkurſes zu ſtabiliſieren. Höchſtwahrſcheinlich ſei ihm ver⸗ ſichert worden, daß die franzöſiſche Finanz ihre volle Unterſtützung gewähren werde, da mit dieſe notwendige Maßnahme Erſolg habe. Amerikaniſche Unterſuchung des mandſchuri⸗ ſchen Konflikts. wib. Waſhington, 8. Okt. Auf das Erſuchen Chinas, Komiſſare nach der Mandſchurei zu entſenden, hat das Staatsdepartement geſtern erwidert, daß es bereits vor Empfang der chineſiſchen Note den amerikaniſchen Generol⸗ konſul in Charbin und den erſten Sekretär an der Botſchaft in Tokio angewieſen habe, zur Erlangung authentiſcher Nachrichten in den von japaniſchen Truppen beſetzten Städten eine Reiſc durch die Mandſchurei zu machen. Das Wrack des Katapultflugzeuges der„Bremen“ gefunden. wtb. Halifax, 8. Okt. Das Katapultflug⸗ zeug ber„Bremen“, das vorgeſtern in der Cabequid Bay abſtürzte, wurde vollſtündig zertrümmert in der Nähe des Ufers aufge⸗ funden. Die Poſtſäcke trieben in der Nähe auf dem Waſſer. Die Leichen der Flieger konnten bisher noch nicht gefunden werden. Ameritauiſche Banken billigen Hoooers Aktion. wtb. Atlautic⸗City, 8. Okt. Die hier ta⸗ gende a nerikaniſche Vanken vereinigung hat die neue Hooveraktion gebilligt. Die neue Notverorödnung „Vvorausſetzung für ein Wirtſchaſtsprogramm, welches noch beraten wird“ wib. Berlin, 7. Okt. Die inzwiſchen unter⸗ zeichnete neue Notverordnung, die in weitem Umfang Vorausſetzung für ein Wirtſchafts⸗ programm iſt, das in den nächſten Wochen mit maßgebenden Führern der Wirtſchaft beraten werden ſoll, iſt von uns ihrem Inhalte nach bereits ausführlich wiedergegeben worden. Der Wortlaut beſtätigt voll und ganz die von uns bereits gemachten Angaben. Er⸗ gänzend wäre noch Folgendes nachzutragen: Bei der Arbeitsloſenverſiche⸗ rung werden gewiſſe Härten beſeitigt. Lohn⸗ ſenkungen der letzten Zeit z. B. werden ſich nicht ſofort in vollem Umfang auf die Höhe der Anterſtützungen auswirken, die bis zu einem Drittel in Sachleiſtungen beſtimmter Art gewährt werden können. Bei einem re— gelmäßigen Wechſel von Belegſchaften kann den zeitweiſe ausſetzenden Arbeitnehmern Arbeitsloſenunterſtützung gewährt werden, wenn auch nicht in voller Höhe. Aenderungen in den Sätzen und in der Geſamtdauer der Unterſtützung ſind nicht vorgeſehen. Für die notwendig werdenden Mehraufwendungen in der Kriſenfürſorge wird die Reichsregierung Mittel bereitſtellen. Zur Umſchuldung der Länder u. Gemeinden wird eine Umſchuldungsſtelle eingeführt. die ſich aus Vertretern verſchiede— ner Gruppen zuſammenſetzt und im Wege freiwilliger Vereinbarung. gegebenenfalls unter Vermittlung des Reiches. die Tilgung der Schuld entweder durch Ratenzahlungen oder durch Ausgabe von Obligationen vor⸗ nimmt. Ab 1. April 1932 werden für die nächſten vier Jahre aus dem Hauszinsſteuer⸗ aufkommen jährlich je 12 Prozent für Um⸗ ſchuldungszwecke freigeſtellt., die insgeſamt 480 Millionen erbringen ſollen. Ferner iſt die Möglichkeit gegeben, daß ſich Auslandsgläu⸗ biger an dem Umſchuldungsverfahren betei⸗ ligen. Die Ausgaben der öffentlichen Hand wer⸗ den inſofern eingeſchränkt, als für die nächſten drei Jahre Neubauten für Verwaltungsge— bäude unterbleiben. die Penſionen bei Errei⸗ chung der Altersgrenze von 80 auf 75 Proz. herabgeſett und ferner die Höchſtvenſionen u. die der Doppelverdiener gekürzt werden. Die bereits angekündigte Senkung der Hauszinsſteuer beträgt 20 Prozent. Ein weiterer Teil der Notverordnung be— faßt ſich mit der Bereitſtellung non Garantien zur ſrörderung der deutſchen Wirtſchaft bis zum Betrage von 30 Millionen NMk., die dazu dienen ſollen. den Verſicherunasſchutz des inländiſchen Warenkredites zu erhalten. Das Reich tritt damit lediglich in den Kreis der Rickverſicherer mit deren üblichen Rechten u. Pflichten ein. Darüber hinaus wird der Fi⸗ nanzminiſter ermächtigt. zur Stützung der Mansfeld A. G. bis zu drei Millionen RMk. zur Vecfügung zu ſtellen und bis zu 300 Mil⸗ Konten durch Kredite zu beſchaffen. Aus den neuen Beſtimmungen über den Ueberlandvectehr mit Kraftfahrzeugen iſt hervorzuheben, daß für die Beförderung von Fütern für Dritte auf Entfernungen über 50 Kiloceter der ſtaatliche Genehmigungs⸗ zwang eingeführt wird mit der Maßgabe, daß kein Anternehmer die einheitlich für das gan⸗ ze Reich feſtgeſetzten Beförderungspreiſe un⸗ terbieten darf. Zur Mobiliſierung der Ernte iſt eine Er⸗ mächtigung vorgeſehen, das Recht der indoſ⸗ ſablen Lagerſcheine nach Bedarf weiter aus⸗ zugeſtalten. Ferner beſtimmt die Notverorbnung, daß alle Wirtſchaftsbetriebe der öffentlichen Hand, ſoweit es ſich nicht um Aktiengeſellſchaften handelt, einer regelmäßigen Prüfung durch ſachverſtändige Bilanzprüfer unterzogen wer⸗ den.— So verſchieden der Inhalt der neuen Not⸗ verordnung iſt, ſo einheitlich, heißt es am Schluß, ſei ihre Aufgabe: der Regierung und der Bevölkerung die Einſtellung und Umſtel⸗ lung auf die harten Notwendigkeiten der ge⸗ ſamten Lage zu ermöglichen. Entſcheidende Schritte in dieſer Richtung werden baldigſt zu tun ſein. Es muß gelingen, das geſamte Preisniveau raſch auf die verringerte Kauf⸗ kraft der Abnehmer einzuſtellen, die Produk⸗ tionskoſten ausreichend herabzuſetzen und zu dem natürlichen Verhältnis der Preiſe der einzelnen Warengruppen zurückzukehren, das ſich aus den volkswirtſchaftlichen Zuſammen⸗ hängen und aus dem Gebrauchswert der Waren im großen Rahmen des geſamten Wirtſchaftsverkehrs ergibt. Auch im Außen⸗ handel und in der Deviſenbewirtſchaftung muß der außerordentlichen Lage Rechnung getragen und den Mahnungen des Lanton— Berichtes gefolgt werden, der vor vermeidba⸗ ren Einfuhren warnt. Reparationsdebatte in Paris Lord Reading verhandelt über Reparationen und Schulden. Paris, 7. Okt. Die Ankunft Lord Readings in Paris und die wiederholte Ankündigung eines neuen amerikaniſchen Vorſtoßes auf dem Gebiet der Reparationen und der Schulden regelung ſchei⸗ nen die internationale Ausſprache über eine all⸗ gemeine Sanierungsaktion wieder in Gang brin⸗ gen zu wollen. Der franzöſiſche Finanzminiſter Flandin hat geſtern abend ſchon den belgiſchen Finanzminiſter Houtard und dann den ſchwedi⸗ ſchen Bankier Wallenberg in einer längeren Au⸗ dienz empfangen. Heute vormittag um 10 Uhr begannen lt. „N. B. L.“ die Pariſer Verhandlungen Lord Rea⸗ dings mit einem offiziellen Beſuch am Quai d'Or⸗ ſayh, dem ein feierliches Frühſtück folgte. Wie die Blätter jetzt mitteilen, wird Lord Reading in erſter Linie folgende Probleme behandeln: 1. Die Stabiliſierung des engliſchen Pfundes und deren techniſche Unterſtützung durch die Bank von Frankreich. 2. Die neue Verteilung des Gol⸗ des und die Gewährung der notwendigen Stabili⸗ ſationskredite. 3. Die Reparationen und die Kriegsſchulden. 4. Zolltarife. 5. Abrüſtung. Wie der„Matin“ mitteilt, ſei England kei⸗ neswegs abgeneigt, die Einberufung einer inter⸗ nationalen Finanzkonferenz vorzuſchlagen, auf der alle dieſe Probleme, namentlich aber das der Neuverteilung des Goldes, der Stabiliſierung der Wechſelkurſe und der Neuregelung der Schulden⸗ und Reparationsverträge, behandelt werden ſollen. England neige ſogar dazu, der Schaffung einer internationalen Rechnungswährung und der Bildung eines gemeinſamen Golddepots bei der Bank für Internationale Zahlungen in Baſel zu⸗ zuſtimmen. In dieſem Punkte alſo habe ſich England bereits dem Vorſchlag des Direktors der Federal-Reſerve-Bank in Newyork, Burgeß, ange— ſchloſſen. Lord Reading bei Laval und Brigand. witb. Paris, 7. Okt. Lord Reading hat heute vormittag 11.10 Uhr den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten aufgeſucht, bei dem er bis kurz nach 12 Uhr verweilte. Heute mit⸗ tag hat Außenminiſter Briand zu Ehren ſei⸗ nes engliſchen Kollegen ein Frühſtück gegeben, an dem der engliſche Botſchafter Lord Tyr⸗ rell, Miniſterpräſident Laval, Finanzminiſter Flandin und Handelsminiſter Rollin ſowfe einige höhere Beamte des Außenminiſteriums teilnahmen. Verluſt an Steuereingängen verſchlingt Hoovererſparnis Erneute kataſtrophale Verſchlechterung der Reichsfinanzen vnb. Berlin, 7. Okt. Von maßgebender Seite wird darauf hingewieſen, daß die heute veröffentlichte Notverordnung zum weſentli⸗ chen Teil aus der Lage unſerer Finanzen ver⸗ ſtanden werden muß. Das Bild der Reichs⸗ finanzen, das ſich nach den Juli-Ereigniſſen vorübergehend gebeſſert hatte. hat im Sep⸗ tember eine ſtarke Verſchlechterung erfahren. Die Erſparniſſe aus der Hoover-Aktion, die ſich theoretiſch auf etwa 1200 Millionen be⸗ ziffern, betragen praktiſch nur etwa 700 Mil⸗ lionen, weil ja ein erheblicher Teil auf die Reichsbahn⸗Regelung entfällt. Dem ſteht, wie das Septemberergebnis beweiſt, ein ſo ſtarker Verluſt an Steuereingängen gegenüber, daß der größte Teil der Hoover⸗ Erſparnis dadurch ausgeglichen wird. Immer mehr zeigt ſich, daß die Steuern des Reiches weniger beſtändig ſind als die der Länder. Dazu kommt, daß das Zollaufkom⸗ men noch labilen Charakter hat. Eine weitere Schwierigkeit für die Reichs⸗ finanzen ergibt ſich daraus, daß im Etat die Veräußerung von 150 Millionen Reichsbahn⸗ vorzugsaktien vorgeſehen, und daß ihre Ver⸗ wertung im Augenblick ganz unmöglich iſt, weil einfach niemand das Geld zu ſolchen Transaktionen hat. Daraus ergibt ſich alſo zunächſt ein Defizit von 150 Millionen. An verantwortlicher Stelle glaubt man aber, daß es gelingen wird, über dieſe Schwierigkeiten hinwegzukommen, obgleich auch die Schulden⸗ tilgung Anforderungen an die Reichsfinan⸗ zen ſtellt. Von den im Etat vorgeſehenen 420 Millionen ſind bereits 300 Millionen getilgt worden. Im übrigen werden die Reichsfinanzen vor allen Dingen durch zwei weſentliche Mo⸗ mente beeinflußt. das iſt einmal die notwen⸗ dige Hilfe für die Gemeinden, zum anderen die große Zunahme der Arbeitsloſen, die im Laufe des Winters bis auf 6,5 Millionen anſteigen dürfte. All dieſen Geſichtspunkten und den Gefahren, die ſich für die Reichs⸗ finanzen hieraus ergeben, trägt die Verord⸗ nung des Reichspräſidenten Rechnung und unter dieſer Perſpektive muß ſie vor allen Dingen geſehen werden. 58 Gründung der Sozialiſtiſchen Klrbeiterpartei Deutſchlands“ Die Gründer der neuen ſozialiſtiſchen Partei. Von links: Reichstagsabg. Dr. Roſenfeld, Reichs⸗ tagsabg. Seydewitz, Rechtsanwalt Dr. Eckſtein. Die ausgeſchloſſene Oppoſition der Sozialde⸗ mokratiſchen Partei Deutſchlands hielt in Berlin eine Reichskonferenz ab und konſtituierte ſich zu einer„Sozialiſtiſchen Arbeiterpartei“. An der Konferenz nahmen 88 Delegierte mit Stimmrecht, die von den oppoſitionellen Ortsgruppen der SPD. gewählt worden waren, und 125 Gaſtdelegierte teil. Vermiſchtes England verbietet franzöſiſche Kartoffel⸗ einfuhr. wtb. London, 7. Okt. Der Landwirtſchafts⸗ miniſter teilte dem Unterhaus mit, daß er wegen der Ausbreitung des Koloradokäfer⸗ in Frankreich einen Erlaß veröffentlichen werde, der die Einfuhr franzöſiſcher Kartof⸗ feln vom 5. März ab verbietet, ſowie vom 15. März bis zum 14. Oktober in jedem Jahre die Einfuhr von Rohgemüſe aus jedem Be⸗ zirk im Umkreis von 100 km. von Plätzen in Frankreich, an denen der Koloradokäfer feſtge— ſtellt wurde. Arbeitsloſendemonſtrationen in England. witb. London, 7. Okt. Zwiſchen Arbeitslo⸗ ſen und der Polizei kam es geſtern in der Nähe des Britiſchen Muſeums zu Zuſammen⸗ ſtößen. Die Arbeitsloſen wollten eine Kund⸗ gebung veranſtalten. Bevor dies jedoch ge⸗ lang, traf eine Abteilung berittener Polizi⸗ ſten ein und trieb die Menge auseinander. Gegen die berittenen Poliziſten wurden Zie⸗ gelſteine geſchleudert. Die Polizei erwiderte mit einem Galoppangriff und trieb die Men— ge mit dem Gummiknüppel zurück. Bei dem Zuſammenprall wurden verſchiedene Demon— ſtranten zu Boden geworfen und gerieten unter die Hufe der Pferde. Benzintank des Poſtflugzeuges der„Bremen“ aufgefiſcht? wib. London, 7. Okt. Reuter meldet aus Ha⸗ lifag zu dem Unglück des Poſtflugzeuges der „Bremen“: Achthundert Meilen von der für die Wiederauffüllung des Brennſtoffvorrats beſtimm⸗ ten Station bei Sidney am Cap Breton Island wurde ein noch halb aus dem Waſſer ragender Benzintank aufgefiſcht, der aller Wahrſcheinlich⸗ keit nach zum Flugzeuge der„Bremen! gehörte. Rampf um Rosenburg Noman von Johannes Hollſtein. 55. Fortſetzung. Als ſie den Namen hörte— Mario Patajfki — da erſchrak ſie und wurde blaß. Aber ſie riß ſich zuſammen. Nickte feſt und ſagte zu ihrem Vater:„Ein Kollege aus Berlin— mein Partner in vte— len Stücken.“ Waslewſki hatte ſcharfe Augen. „Jedenfalls ein Beſuch, der dir nicht an— genehm iſt..“ „Ja, du haſt recht, preßt. Schon bei der Begrüßung durch den Schau— ſpieler— einen bildhübſchen Menſchen, ganz der polniſche Typ— wußte Waslewſki Be⸗ ſcheid. Patajki begrüßte Katja beinahe ſo, wie man eine geliebte Frau begrüßt. Waslewſki lud ihn zum Eſſen ein, und ſie unterhielten ſich gemeinſam flott. Nur Katja ſaß ſchweigend. „Ich kenne Sie nicht wieder, Katja!“ ſagte Mario Patajki.„Sie ſind verwandelt!“ Waslewſti, der fühlte, daß ſich die beiden auszuſprechen hatten, verließ das Zimmer. Im Abgehen ſagte er zu dem Schauſpieler: „Ja, lieber Freund, das hat ſeinen Grund.. Katja hat ſich heute verlobt.“ Er ſchlug die Portiere zurück und verließ das Zimmer. Er ſah nicht, wie Katſa bleich geworden war, ſah nicht, wie Mario ſie brutal an den Händen faßte. Papa!“ ſagte ſie ge⸗ Verzerrt war mit ſchöne, gefällige Geſicht. „Du.. haſt dich verlobt? mir an?“ ſtieß Mario hervor. „Ja!“ ſagte Katja feſt.„Ich habe mich ver⸗ lobt! Ich kann wohl noch über mich verfügen!“ Mario lächelte grauſam.„Nicht ganz, mein Kind!.. Wer iſt denn dein Verlobter? Wohl ein Landjunker hier, der ſeine Kartoffeln baut?“ „Mein Verlobter. iſt unſer Nachbar! Ja.. ein Landjunker.. und. ich liebe ihn!“ Mario lachte hohnvoll auf.„Ei. ſieh an. die Lulu.. die kann noch lieben!.. Meine Beſte, das wird nichts! Katja.. du weißt was du mir biſt! Du haſt mir dein Verſprechen gegeben. du mußt es halten!“ „Nein!“ ſchrie das junge Weib gequält auf.„Ich kann es nicht! Ich liebe dich nicht mehr! Ich habe dich nie geliebt! Es war Täu⸗ ſchung!“ „Sooo! Täuſchung! Ah. eine bequeme Sache damit ſeine Launen zu decken. Nein, meine liebe Katja, ich liebe dich., ich.. Marto Patajki. ich fordere dich! Denkſt du, daß ein Patajki ſich die Katja von einem Landjunker entreißen läßt?“ i „Drohe nur, mein Täubchen! Alſo, euer Nachbar. gut! Morgen bin ich bei ihm! Mor⸗ gen werde ich ihm ſagen: Mein. Katja iſt mein! Ich habe ältere Rechte auf ſie! Soll ich ihm erzählen, was zwiſchen uns geweſen iſt?“ Katja ſtöhnte auf. „Mario.“ bat ſie,„laß mir mein Glück! Ich bitte dich! Sei barmherzig! Sie. es iſt einem Male das ſo Das tuſt du über mich gekommen, wie der Frühling über die Welt! Ich liebe ihn. ich liebe ihn! Es iſt Schickſal!“ „Schickſal! So.. daß ich dich verliere, weil ah. den Mann. hätte ich ihn hier—— erwürgen könnte ich ihn mit meinen beiden Händen!—— Du wirſt mein!“ „Nein! Nie!“ ſchrie das junge Weib. Ihre Augen leuchteten leidenſchaftlich auf.„Nie! Du biſt ein Schurke— du willſt mich betrügen um mein Glück, ſo wie du unzählige—— Weiber betrogen haſt. du—— ich—— ich haſſe dich—— du mit deiner glatten Fratze! Ich ſchäme mich—— ich ſchäme mich unſag⸗ bar—— daß—— daß ich dir gehört habe— einſt!“ Mario verſuchte ſie Handgelenken zu packen. „Ich werde dich töten, wenn du— wenn du wagſt. zu ihm zu halten. Ich werde drei Tage dein Gaſt hier ſein— und wenn du in den drei Tagen nicht Klarheit geſchaffen haſt— dann werde ich reden, und dein Verlobter ſoll einmal klar ſehen, wer Katja geweſen iſt. Denke— das wird genügen, meine Liebe! Ich habe ein Recht darauf!“ „Wer— Katja— war?“ ſtöhnte das junge Weib auf und ſchluchzte heftig.„Wer ich war?— Ja, ich weiß es! Mir graut vor der Vergangenheit— ich habe mit dem Leben — mit den Menſchen geſpielt— das habe ich gedacht! Aber das Leben wars ja! Das grau⸗ ſame Leben— und ihr— ihr alle— ihr ſeid ja ſchuld daran— habt das aus mir gemacht daß ich mit den Männern ſpielte. Ich war nicht abermals an den laß die Schuld von einſt nicht über mir zuſam⸗ menſchlagen. Ich— liebe! Hörſt du— ich liebe Alle Sehnſucht meines Herzens— alles, alles drängt zu ihm— zu dem Einen— der rein geblieben iſt. Tag und Nacht denke ich an ihn Nichts erſehne ich, als an ſeiner Seite zu ſein Du haſt doch die anderen— haſt mich betrogen — obwohl du ſagteſt, du liebteſt mich!— Hab doch Erbarmen!“ Der Mann ſtand raſend vor Wut. „Du— liebſt! Du— liebſt— den anderen! — Katja— ich erwürge dich— wenn du das Wort noch einmal ausſprichſt!“ „Ich liebe ihn!“ ſchrie Katia auf. Da fuhren ſeine Hände nach ihrem Hals. Aber.. nur einen Augenblick lang. Denn von Waslewſki war eingetreten. Die beiden Männer ſahen ſich an. „Herr Patajki—“ ſagte Waslewiki, der ſich mühſam zur Ruhe zwang,„Sie werden ſofort mein Haus verlaſſen— der Wagen ſteht be— reit.“ Der Schauſpieler richtete ſich ſteil empor, Seine Augen leuchteten wild auf. „Herr von Waslewſki— ich liebe Katja— und ich fordere mein Recht!“. „Mein Herr!“ entgegnete von Waslewſll mit bebender Stimme. Ich habe alles mit an⸗ gehört. Ich— bedaure, daß ſich mein Kind a einen— Schurken wegwarf.“ „Ich will mein Recht!“ „Sie haben kein Recht!“ „Doch!— und ich kämpfe drum ſoll den Deutſchen nicht heiraten!“ „Das geht Sie nichts an!“ ſchlecht. Ich 0 Gott 5 hab doch Erbarmen Fortſetzung folgt. Wiesbaden, 6. Okt.(Selb ſtmorde dur ch Gasve rgiftung.) Am Montag vergifteten ſich im Badezimmer ein 38jähriger Bankbeamter und ſeine 50 Jahre alte Ehefrau.“ Die Frau dürfte in einem Anfall geiſtiger Ver⸗ wirrung ſich das Leben genommen haben. Wäh⸗ rend im erſten Fall der Grund zum Selbſtmord in Krankheit zu ſuchen iſt, iſt das Motiv im zwei⸗ ten Fall nicht bekannt. f f Bobenheim, 7. Okt.(Selbſtmord.) Am Dienstag früh erhängte ſich der 44 Jahre alte Wirt Joſef Jakob aus Bobenheim in ſeiner Wohnung. Der Grund zur Tat dürfte in der wirtſchaftlichen Notlage, in der ſich Jakob be⸗ fand, zu ſuchen ſein. Aus der Nordpfalz, 7. Okt.(Kataſtro⸗ phale Ernte— kataſtrophale Prei⸗ ſe.) Bekanntlich iſt die Getreidernte in der gan⸗ zen Nordpfalz ſehr ſchlecht ausgefallen. Hinzu kommt nun, daß die kleinen Mengen Frucht, die noch vorhanden ſind, wegen der zu niedrigen Prei⸗ ſe überhaupt nicht abgeſetzt werden können. Für Gerſte z. B. werden durchſchnittlich 15—16 Mark geboten. Zu Abſchlüſſen kommt es bei dieſen Preiſen natürlich nicht.— Kataſtrophal iſt auch die Kartoffelernte ausgefallen. Ganze Kartoffel⸗ äcker ſind verfault. Auf vielen Aeckern können oftmals nur 4—85 Zentner Kartoffeln geerntet werden; darunter ſind Aecker, die zweimal be— ſtellt werden mußten, weil die erſte Ausſaat durch den Regen vernichtet worden war. Die Fälle ſind durchaus nicht ſelten, daß Bauern noch nicht einmal die Saatkartoffeln geerntet haben. f Ludwigshafen, 6. Okft.(Ein Jahr Ge⸗ fängnis wegen. Kin desmißhand⸗ lung.) Der verheiratete Arbeiter Heinrich Pro— vo, geb. am 1. Februar 1908 zu Ludwigshafen, iſt ſchon oft beſtraft, u. a. mit einem Jahr ſechs Monaten Gefängnis, welche er am 22. Februar ds. Is. verbüßt hatte. Seit dieſer Zeit hatte er ſein zweijähriges Mädchen oft mißhandelt und am 29. Mai 1981 derartig, daß das Kind fünf Wo⸗ chen im Krankenhaus zubringen mußte. Provo wurde zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr verurteilt. Der Staatsanwalt hatte eine ſolche von zweieinhalb Jahren beantragt. Ludwigshafen, 6. Okt.(Betrügereien eines Bäckerburſchen.) Jakob Daffner, geboren 1911 zu Lodg, wohnhaft in Ludwigsha— fen, war eine zeitlang Ausläufer bei einem Mann— heimer Bäckermeiſter. Dieſem unterſchlug er von einlaſſierten Geldern 20.— Mk. Seinem Logis— wirt ſtahl er eine Schreibmaſchine, fertigte eine Beſcheinigung an, nach welcher die Maſchine ſein Eigentum ſei, und verkaufte ſie für 30.— Mk. Daffner iſt bereits mehrmals wegen Betrugs be— ſtraft. Wegen Vetrugs, Diebſtahls und Urkun— denfälſchung erhielt er eine Gefängnisſtrafe von neun Monaten. Dielkirchen, 6. Okt.(Autounglück.) In der vergangenen Nacht ereignete ſich auf der Straße nahe dem hieſigen Friedhof ein folgen— ſchweres Autounglück, wobei zwei Leute aus Rockenhauſen ziemlich ſchwer verletzt wurden. Das Auto iſt ſtark beſchädigt. Kaſſerslautern, 6. Okt.(Laſtauto gegen Motorrad.) Heute vormittag ereignete ſich Ecke Luitpold- und Schuhmannſtraße zwiſchen ei— nem Laſtkraftwagen und einem Motorradfah— rer ein Zuſammenſtoß, wobei letzterer einen rechten Oberſchenkelbruch, Prellungen am lin— ken Oberſchenkel und eine klaffende Wunde über dem Auge davontrug. Er wurde ſofort ins Städt. Krankenhaus verbracht. Lebensge— fahr beſteht vorerſt nicht. Die Soziusfahrerin erlitt erhebliche Verletzungen an den Beinen und an der Stirn. Der Führer des Laſtautos kam ohne Verletzungen davon. Großſteinhauſen, 7. Okt.(Kind vom Wagen überfahren.) Als hier der Schmied Lud. Knerr an einer abſchüſſigen Stelle die Bremſe ſeines Dungwagens bediente, fiel ſein neunjähriges Söhnchn unter den ſchwer beladenen Wagen. Die Räder gingen dem Kinde über die Ober— ſchenkel, ſodaß beide brachen. Der bedauerns⸗ werte Junge wurde in das Krankenhaus nach Zweibrücken gebracht. Lörrach, 7. Okt.(Ein Zirkus in Schwierigkeiten.) Der in Landsberg à. d W. beheimatete Zirkus Barum, der eine große Turnee durch Frankreich hinter ſich hat und auf deutſchem Boden erſtmals in Lörrach ſpielen wollte, iſt in finanzielle Schwierigkeilen geraten. Die angekündigten Vorſtellungen mußten ausfallen, da ein Teil der Artiſten u. die Zirkuskapelle, die ihre Gehälter nicht er— halten hatten, ihre Stellung verlaſſen haben. Beſondere Schwierigkeiten bereitet der Unter⸗ halt für die zahlreichen Tiere. Es fehlte am Nötigſten, ſodaß die Futterrationen ſtark ver⸗ knappt wurden. Eine Sanierungsaktion iſt ein⸗ geleitet. Eckenroth(Kr. Kreuzu.), 7. Okt.(Den Va⸗ ter im Streit erſchlagen.) Ein hieſiger Arbeiter der in betrunkenem Zuſtand nach Hauſe kam, geriet mit ſeinem 22 Jahre alten Sohn in ei⸗ nen Streit. Als der Vater dem Sohn mit Durchſchneiden der Kehle drohte, ergriff der Sohn eine Axt und ſchlug auf den Vater ein. Ein Schlag gegen die Halsſchlagader führte den Tod des Vaters durch Verbluten herbei. Der Sohn ſtellte ſich ſofort der Polizei. witb. Koſel(Oberſchleſ.), 7. Okt.(Drei Kinder an Kohlenoxydgas erſtict.) Auf dem Gutshof Kochanietz wurde heute früh der Dampfpflugführer Paul Zemelka vermißt, Als er nach längerer Zeit immer noch nicht er, ſchienen war, ſtieg man durch das Fenſter irn ſeine Wohnung ein. Die aus fünf Köpfen be⸗ ſtehende Familie wurde bewuftlos in ihrer Betten vorgefunden. Ein Arzt ſtellte eine Koh⸗ lenoxydgasvergiftung ſeſt. Die drei Kinder des Ehepaares im Alter von 5—8 Jahren waren bereits tot. Ihre Eltern wurden ſofort in das Koſeler Krankenhaus gebracht, wo Wiederbele⸗ bungsverſuche angeſlellt werden, die aber bis 12 Uhr mittags ohne Erfolg blieben. wtb. Berlin, 7. Okt.(Ein Buben⸗ ſtreich.) Ein noch unbekannter Täter legte heute nachmittag einen Sprengkörper auf die Straßenbahnſchienen vor dem Hauſe Frank⸗ furter Allee 62 nieder und entfernte ſich unbe⸗ merkt. Bald danach paſſierte ein Straßen⸗ bahnwagen der Linie 89 die Stelle, wobei der Sprengkörper explodierte und die zahlreichen Sprengſtücke nach allen Richtungen auseinan⸗ derflogen. Dabei wurde ein 10jähriges Mäd⸗ chen ſchwer und eine ältere Frau leicht ver⸗ letzt. Die Polizei hat ſofort eine Anterſuchung eingeleitet. Landau, 6. Okt. Die Leſe an der Oberhaardt nimmt ihren Fortgang. Gegenwärtig wird be⸗ ſonders im Gebiet um Landau und ſüdlich der Queich geerntet. Der Preis bewegt ſich weiter— hin um 7—8 Mk. die Hotte Moſt zu 40 Liter. Der Verkauf hielt ſich in mäßigem Umfange. Die Moſtgewichte ſind bei dem Sonnenſchein der letzten Tage weſentilch geſtiegen und wer⸗ den durchſchnittlich bis zu 65 Grad nach Oechsle gemeſſen. Auch im nördlichen Oberhaardt⸗Ge⸗ biet iſt die Lage nach wie vor bei gedrückten Preiſen behauptet. Monte Carlo Die Geſchichte der berühmten Spielbank, Von Heipros. Schluß). Ueberhaupt ſtellt man feſt, daß die Entſte— hungsgeſchichte der Spielbank von Monte Carlo romantiſcher iſt, als ſie der beſte Erzähler hätte ausdenken können. Sie beginnt damit, daß Fürſz Karl 3. von Monaco auf die Idee kam, ſeinem in jeder Beziehung bankerotten Ländchen durch die Errichtung einer Spielbank neue Einnahmequel— len zu ſichern. Er hielt ſich dabei an die erfolg— reichen Vorbilder, an die deutſchen Bäder— Städte, Spa, Homburg v. d. H., Wiesbaden und Baden-Baden, die damals, um 1856 herum, der Treffpunkt des Hochadels der ganzen Welt wa⸗ ren. Zwei Pariſer Zeitungsleute, Aubert und Langlois, errichteten denn auch mit einen Ka⸗ pital von zweieinhalb Millionen barer Franken das erſte Spielkaſino in Monte Carlo. In einem Hauſe nahe dem Hafen ſtellten ſie eine Roulette auf und benannten ihr Etabliſſement ſtolz:„Pa— lais de la Condamine“, Sie erlebten in ſehr kur— zer Zeit eine bittere Pleite; ebenſo ihr Nachfol— ger Froſſard. Der dritte Unternehmer, Duval, packte die Sache großzügiger an; er verlegte den Spielſaal in den Palazzo Garambini— heute Kaſerne für die fürſtliche Leibgarde— und ſah ebenfalls keine Gäſte. So gab auch Duval ſei— nen Plan auf, Monte Carlo zum Mittelpunkt der Spieler der ganzen Welt zu machen. Eine neue Geſellſchaft wurde gegründet. Der Fürſt von Monaco aah dieſen Herren. Lefebre, Was wird aus der Arbeitsloſenverſicherung? Die deutſchen Tundgemeinden zu den Maßnahmen der Reichsregierung Bei ſeiner Tagung in München nahm der Geſamtverband des Deutſchen Landgemeindetages zu den Notverordnungen des Reiches und der Länder, ſowie zu der Frage der Arbeitsloſenfür— ſorge im kommenden Winter Stellung. Der Ge— ſamtvorſtand des Deutſchen Gemeindetages ver— trat einmütig die Auffaſſung, daß zur Ueberwin— dung der ungeheueren Wirtſchafts-, Finanz- und Fürſorgekriſis die von den kleineren Gemeinden ſeit jeher geübten Sparſamkeit endlich auch in allen übrigen Verwaltungen durchgeführt werden muß. Hierbei ſind einſchneidende und ſcharfe Maß— nahme nicht zu vermeiden. Ner Geſamtvorſtand des Deutſchen Landgemeindetages macht jedoch darauf aufmerkſam, daß trotz der grundſätzlichen Forderung zur größten Sparſamkeit die auf dem Wege der Notverordnungen des Reiches und der Länder bisher getroffenen und noch geplanten Maßnahmen die Selbſtverwaltung nicht noch mehr einſchränken und kein noch größeres Gefühl der Rechtsunſicherheit hervorrufen dürfen, das auch vom allgemeinen ſtaatspolitiſchen Geſichtspunkt aus ſehr bedenklich iſt. Die Reichsregierung hat bedauerlicherweiſe die einmütig von den kommunalen Spitzen— verbünden ſchon vor Monaten geforderte Vereinigung der Kriſen- und Wohlfahrts— erwerbsloſenfürſorge in einer Reichsarbeits— loſenfürſorge nicht durchgeführt. Wenn augenblicklich nach Auffaſſung der Reichs— regierung die Möglichkeit für eine derartige Reichsarbeitsloſenfürſorge nicht mehr gegeben iſt, wenn ferner die Reichsregierung die Einführung der Bedürftigkeitsprüfung in der Arbeitsloſenver— ſicherung noch weiterhin ablehnt, ſo bleibt ange— ſichts des trotz und wegen der Verkürzung der Unterſtützungsdauer in der Arbeitsloſenverſiche— rung kommenden Zuſammenbruchs der Verſiche— rung und der gemeindlichen Wohlfahrtserwerbs— loſenfürſorge angeſichts der ſtändig wachſenden, überaus ernſten Finanznot des Reiches, der Län— der und Gemeinden für die kommenden Winter— monate nur der Weg übrig, daß die Arbeitsloſen— verſicherung vorübesgehend aufgehoben und die bisherige ungerechte Dreiteilung der Arbeitsloſen in Verſicherte, Kriſenunterſtützte und Wohlfahrts— empfänger beſeitigt wird. Zur Ueberwindung der Fürſorgekriſis muß daher nach Anſicht des Geſamtvorſtandes des Deutſchen Landgemeindetags vorübergehend der Zuſtand wieder eingeführt werden, der vor dem Inkrafttreten des Geſetzes über Ar— beitsvermittlung und Arbeits loſenverſiche— rung, alſo vor dem 1. Oktober 1927, beſtan— den hat. Eine derartige Maßnahme iſt umſo deingender geboten, als nur hierdurch gewährleiſtet«uſcheint, daß die wirklich bedürftigen Arbeitsloſen im kom— menden Winter die notwendige Unterſtützung er— halten. Unter entſprechender Einſchränkung der Arbeitsämter ſind die Gemeinden, denen die Prü— fung der Bedürftigkeit reſtlos zu übertragen iſt, im Verwaltungswege mehr als bisher bei dieſer Erwerbsloſenfürſorge einzuſchalten. Die bisheri— gen Beiträge der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu der Arbeitsloſenverſicherung ſind in geſenk— tem Umfange in der Form einer Art Kriſen— ſteuer weiter zu erheben. An den hierdurch ver— minderten Geſamtkoſten der Erwerbsloſenhilſe ſind das Reich, die Länder und Gemeinden nach Maßgabe ihrer Finanz- und Steuerkraft zu betei— ligen. Außer in der Form von Unterſtützungen iſt den Erwerbsloſen auf Grund eines umfaſſen— den Programms durchgreifend und dauernd im Wege der Arbeitsbeſchaffung zu helfen. Unbeſchadet dieſer generellen Forderungen müſſen die Reichsmittel für die notleidenden Ge— meinden weſentlich erhöht werden. Dieſe neuen zuſätzlichen Mittel ſind den unter zwangsläufigen Wohlfahrtslaſten beſonders leidenden unmittelbar zuzuteilen. Gemeinden isles Originalbild von den flämis elfen Anzulien in Belgien Polizei geht gegen die flämiſchen Demonſtranten vor. Zu außeroldentlich ſchweren Unruhen kam es in der kleſnen Stadt Haſſelt in Belgiſch— Limburg anläßtich einer Demonſtration franzöſiſch ſprechender Belgier in dieſem rein flä⸗ miſchen Gebiet. Die flämiſchen Autonomiſten griffen die Wallonen an und es entwickelte ſich eine regelrechte Straßenſchlacht, in die die Polizei mit einem großen Aufgebot ein⸗ griff. hat. Die Griois und Konſorten, den Nat, ein neues Ka⸗ ſino zu erbauen. Für billiges, aber bares Geld überließ er ihnen den Felſen, auf den denn auch der weltberühmte Bau der Spielbank von Monte Carlo erſtand. Aber trotzdem blieb auch dieſer neuen Geſellſchaft der Erfolg verſagt. Erſt der nächſte Unternehmer, der fünfte, alſo ſeit Beſtehen der Rouletteinſtitution in Monte Car⸗ lo, hatte das ſo lange erwartete Glück und be— gründete den Weltruf und den Reichtum der Spielbank. Dr Mann hieß Francois Blanc. Francois Blanc war urſprünglich Kellner in einem Pariſer Reſbaurant. Er verlor ſeine Stel— lung und kam auf die ſchiefe Ebene. Nach Ver— büßung ſeiner achten Straftat wandte er ſich nach Deutſchland u. errichtete in Homburg das „Konverſationshaus“— einen Spielſaal. Der geſchickte, liebenswürdige und,— jetzt— ſeriöſe Mann wurde ſchnell beliebt; ſein Spielſaal wurde immer ſtärker und von ömmer beſſerem Publikum beſucht, bis eines Tages nur noch Adelige eingelaſſen wurden. Sein Vermögen wuchs mit der ſteigenden Frequenz ſeines„Kon— verſationshauſes“. Er hatte gleich den übrigen Spielunternehmern in Deutſchland nur einen Feind: Bismarck. Glaubten aber Blanes Kolle— gen, daß Bismarcks Macht nie ſo weit reichen warde, um eine generelle Schließung der Spiel— ſäle in Deutſchland zu erzwingen, ſo ſah Blane dieſen Tag in nächſte Nähe gerückt. Er ſchloß daher kurzerhand ſein Haus in Homburg und kaufte dem Fürſten von Monaco im Jahre 1863 die Konzeſſion für das Kaſino auf 50 Jahre ab. Am 2. April wurde der Vertrag geſchloſſen und Ende Mai 1863 eröffnete Francois Blanc mit einem Kapital von 15 Millionen Frank die erſte eigentliche Saiſon der Spielbank von Monte Carlo. Francois Blanc hatte in vielem Recht behal— ten. Bismarck erließ im Jahre 1872 das Verbot der Spielſäle in Deutſchland— und Monte Car⸗ lo wurde dadurch als einzige großzügige und vornehme Spielbank der Mittelpunkt des Adels und Finanzwelt von Europa. Blanc ſtarb im Jahre 1877 als ſteinreicher Mann. Seine Söhne und Töchter waren an Mitglieder der franzöſi— ſchen Hoch-Ariſtokratie verheiratet; das war, ne— benbei bemerkt, auch eines der Ziele des ehema— ligen Kellners. Die Dynaſtie Blanc führte die Spielbank weiter. 1898 kam mit dem Fürſten von Monaco ein neuer Vertrag zuſtande, der die Konzeſſion der Spielbank auf weitere fünfzig Jahre, alſo bis 1963 verlängerte. Im Jabre 1923 trat infolge der Inflation eine Kriſe in der Finanzwirtſchaft der Spielbank ein. Sir Baſil Zaharow, der reichſte Mann Eu— ropas, ebenſo bekannt durch ſeine Waffenge— ſchäfte wie durch ſeine Sammelwut von koſtba ren Edelſteinen, brachte damals mit einer Mit- lion Pfund die Spielbank von Monte Carlo wie— der auf die Beine. Die Blanes traten endgültig von der Leitung zuräck und machten einer fran— zöſiſchen Aktiengeſellſchaft Platz, die heute noch, nachdem die franzöſiſche Regierung Sir Zaha— rows Auleihe zurückgezahlt hatte, die Verwaltun!; innehält. Der offizielle Titel der Spielbank von Monte Carlo lautete von dieſem Tage an:„So— ciete anonyme de Bains du Mer et du Cercle des Etrangers de Monaco“, zu deutſch etwa „Meeresbäder und Spielbank Aktiengeſellſchaft von Monaco“. Bemerkenswert wäre noch, daß der Fürſt von Monaco ſeinen Untertanen, die bekanntlich kei— nerlei Steuern zu zahlen brauchen, den Beſuch des Kaſinos nur einmal im Jahr, an ſeinem Ge— burtstag, geſtattet. Was zur Folge hat, daß an dieſen Tage des öfteren ein Schild an den Toren der Spielbank hängt:„Wegen Ueberfüllung vor— übergehend geſchloſſen.“ Das iſt die Geſchichte des Kaſinos von Monte Carlo, dem Melka aller großen und kleinen Spieler. Sie iſt ein abenteuerlicher Tatſachenbe— ſtand. In dem Ufa-Tonfilm„Bomben auf Monte Carlo“ werden Hans Albers und Anna Sten ihr Publikum zu feſſeln wiſſen. Es herbſtelt Langſam färbt ſich das Laub, und das leiſe zerieſel der zu Boden ſinkenden Blätter gemahnt die Nähe der kalten, toten Jahreszeit mit ih— verhangenen Himmel und dem ſchwarzen Ge— ſt, diesmal noch mehr als in anderen Jahren, nachdem der unerfreuliche September die Oktober— ſtimmung zu gutem Teil ſchon vorweggenommen ganze Natur begibt ſich allmählich zur Ruhe. Freilich hat ſie ſelbſt zur Zeit der Wein— leſe ihr Blühen noch nicht eingeſtellt; eine ganze Reihe von Wald- und Wieſenblumen, wie das Ha— bichtskraut, die Schafgarbe, die Ochſenzunge, läßt immer neue Blütenkelche entſtehen, und auch die zarte Herbſtzeitloſe überſät noch die Wieſengründe mit ihren krokusförmigen Blumen, während der Garten im Schmuck der bunten Aſtern und Geor— ginen, der Dahlien und Verbenen prangt. In der Tierwelt wird es aber von Tag zu Tag ſicht— lich ſtiller. Die Vögel werden immer weniger, und bald ſind die letzten Schwalben, die in den jüngſt von Schneefällen heimgeſuchten Gebirgs— gegenden ſchon arg in Not gerieten, ihres Wegs nach Süden gezogen. Lerche und Rotkehlchen, Rotſchwänzchen und Star, Schnepfe, Droſſel und Fink treten gleichfalls ihre Winterreiſe an. Auch wenn uns noch ein paar ſchöne und ſonnige Tage, wie ſie im Oktober nicht gar ſo ſelten ſind, be— ſchert ſein ſollten, ſo vermögen ſie doch nicht darü— ber hinwegtäuſchen, daß der Sommer endgültig vorüber und der rauhe Mann im Nahen iſt. Induſtrie und Handel Zahlungseinſtellung des Bankhauſes Gutkind u. Co. in Braunſchweig. wtb. Braunſchweig, 7. Okt. Das Bankhaus M. Gutkind u. Co. hat heute ſeine Schalter geſchloſſen. Man beabſichtigt eine ruhige Liquidation durchzuführen, die es er⸗ möglicht, die Verluſte der Gläubiger einzu⸗ ſchränken. 5