Lokale Nachrichten Vom Sonntag. Der geſtrige Sonntag gehörte der Kirche. Das Große Gebet wurde wie alljährlich eine Woche vor Allerheiligen abgehalten und wiederum nahm die ganze gläubige Gemeinde regen Anteil. Die üblichen Betſtunden wurden nach den Nachbarſchaf⸗ ten abgehalten und hatten durchweg guten Beſuch zu verzeichnen.— Sonſt war es im Orte ruhig. Das bevorſtehende Kirchweihfeſt macht ſich bemerk⸗ bar.— Die Sportvereinigung weilte in Sand- hauſen zum fälligen Verbandsſpiel und verlor 2:1. Die mitgeeilte Anhängerſchar erlebte kein ſchönes Spiel.— Im Saftladen war in den ſpäten Nach- mittagsſtunden eine Herbſtfeier, an welcher ſich die Mitglieder des Volkschors beteiligten. Am Abend fand Tanz ſtatt.— Viele werden auch auf dem ſtets gerne beſuchten Muckenſturmer Kirchweihfeſt geweilt haben. Küche und Keller gaben ihr Beſtes und ſtanden Hungrigen und Durſtigen zur Verfügung. * Jünglingsſodalität. Die Mitglieder der Jünglingsſodalität wollen die Anzeige im An- zeigenteil zur Kenntnis nehmen. * Eine verkaufsſtelle von Lebensmittel hat Herr Adam Friedel 2., Wilhelmſtraße 3, über⸗ nommen, das er in heutiger Nummer bekannt gibt. »Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Ruheſtörung, 1 wegen Uebertretung der Feierabendſtunde. 1 wegen Körperverletzung, 1 wegen Zechbetrug, 1 wegen Unterſchlagung und 1 wegen Diebſtahl. * Unglücksfall. Der Landwirt Ruland, gegenüber dem Alexander, ſtürzte am Samstag Nachmittag ſo unglücklich von der Scheuer auf die Tenne, daß er lebensgefährliche Verletzungen davon getragen hat. Warmes Mitgefühl wendet ſich den Betroffenen zu. * Milchkontrolle. In den letzten Tagen wurde durch das Polizeiamt wiederum eine Milch- kontrolle vorgenommen. Das Ergebnis bleibt noch abzuwarten. N * Feierabendſtunde. Wie aus dem Polizeibericht zu erſehen iſt, wurde in der Berichts⸗ woche eine Anzeige wegen Uebertretung der Feier- abendſtunde eingebracht. Wie wir erfahren ſoll nun auf deren Innehaltung mehr geachtet werden, weshalb wir den Wirten empfehlen ſich hiernach zu bemeſſen. Das Gleiche findet auch Anwendung bezüglich des Ladenſchluſſes der Geſchäfte weshalb wir auch hier im Intereſſe der Geſchäfts⸗ leute warnen. » Einbruchsdiebſtahl. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde in dem Verkaufs- häuschen von Jakob Wedel an der Goetheſchule eingebrochen und Zigarren im Werte von 13 Mk. geſtohlen. Die Diebe haben das Ofenrohr von außen herausgehoben und durch die hierdurch ent⸗ ſtandene Oeffnung die Zigarren herausgenommen. *Der Amtsvorſtand des Forſtamts Campertheim, Forſtrat Hermann Gutfleiſch, wurde in gleicher Dienſteigenſchaft an das Forſt⸗ amt Butzbach verſetzt. Filmſchau. Heute Montag letztmals das ausgezeichnete Ton⸗ film⸗Programm im Ceſipa i „Der Tanzhuſar“„Das Müdchenſchiff“ „Das geheimnisvolle Dokument“ Bei ausverkauftem Hauſe zeigte man geſtern das obenſtehende herrliche Tonfilm-Programm, das heute noch ſich eines großen Beſuches erfreuen wird. Der Tonfilm„Der Tanzhuſar“ ſowie das ſtumme Filmwerk„Das Mädchenſchiff“ hat allen Beſucher gefallen. Einer ſagts dem andern: Die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen findet man ſtets im Central⸗Film⸗Palaſt. Ein Beſuch überzeugt. U. T.⸗Filmpalaſt So hat Viernheim noch nie gelacht wie geſtern Abend. Lachſalven auf Lachſalven durch⸗ brauſten das Haus. Darum, wollen Sie auch noch herzlich lachen, dann kommen Sie heute zu„Moritz macht ſein Glück.“ Durch erſtklaſſige Wiedergabe verſtehen Sie Wort für Wort, fragen Sie unſere Beſucher. Sport und Spiel. Gruppe Rhein— Bezirksliga. Viernheim verliert gegen Sandhauſen 2:1! Nach harter, erbittert durchgeführter Fußball⸗ ſchlacht, verloren die„Grünen“ als die beſſere Mannſchaft 2:1. So iſt es tatſächlich der faſt ſchlechteſten Mannſchaft der Gruppe gelungen Viern⸗ heim 3 Punkte abzuzwacken. Sandhauſen wird wohl trotzdem aus der Runde ſcheiden müſſen, die Mannſchaft iſt noch lange nicht bezirksligareif. Die Reſultate: Sandhauſen— Viernheim 21 Waldhof— Phönix Ludwigshafen 4:2 VfR. Mannheim— 08 Mannheim 3:2 Sandhofen— Mundenheim 2:0 Kirchheim— Neckarau 3:3 Stand der Tabelle vom 25. Oktober: Vereine Sp. gew. un. verl. Tore P. SV. Waldhof 11 1 43:8 19 VfL. Neckarau 11 1 25:8 17 Phönix Ludwigshafen 11 2 29:20 15 VfR. Mannheim 11 3 27.18 SpVgg. Mundenheim 11 3 23:19 Amicitia Viernheim 11 5 20:18 SpVgg. Sandhofen 11 6 13:16 08 Mannheim 11 5 11:20 FV. Sandhauſen 11 7 10.42 FG. Kirchheim 11 10 10:42 Neuhinzutretende Abonnenten erhalten unſere Zeitung bis Ende des Monats gratis ins Haus geliefert. Von dieſer Vergünſtigung bitten wir regen Gebrauch zu machen. Unſere Geſchäftsſtelle und unſere Zeitungsboten nehmen jeder- zeit Neubeſtellungen entgegen. „Viernheimer Anzeiger“ Telefon 117— Rathausſtraße 36. O t d — 8 m d to D ⏑ Die Candsknechte der Reaktion Man ſchreibt uns: Ein ſeltſames Gemiſch das ſich da in Harzburg zuſammenfand, einig nur in der Oppoſition gegen die Nation. Sie ſagen Vaterland und meinen ſich ſelber. Die Hugenber⸗ ger, Großagrarier, Syndiei, Prinzen und pen⸗ ſionierten Generäle, der kleine Goebbels und der große Adolf. Sie alle haben nur einen Wunſch, jeder allerdings einen anderen. Die einen ſind verärgert, möchten jeder Regierung, die ſie nicht ſelber ſind, eins auswiſchen und betrachten ſelbſt die hohen Penſionen, die ihnen die Republik merk⸗ würdigerweiſe immer noch gewährt, lediglich unter dem Geſichtswinkel, die Staatsfinanzen zu ſchwä⸗ chen. Goebbels und Hitler wollen regieren, ganz allein um jeden Preis. Wie, darüber nachzu⸗ denken hatten ſie bislang noch keine Zeit, ſpielt auch keine Rolle, wenn ſie nur erſt einmal dran ſind. Vorläufig pendeln die Nationalſozialiſten zwiſchen dem Gelde der Unternehmer und den ſozialen Verſprechungen, mit denen ſie ihre An⸗ hänger zuſammenhalten, hin und her. Daß ſie wiſſen, was ſich für den zukünftigen Alleinbeherr— ſcher Deutſchlands(mal hat Goebbels, mal Hitler beſſere Chancen) gehört, das zeigten ihre Autos, die bei der glänzenden Autoparade unübertroffen blieben. Die überſchuldeten Großagrarier und Großunternehmer wollen ſich auf Koſten des Vol— kes und der kleinen Sparer wieder geſund machen. Darum fiebern ſie nach einer neuen Inflation, zu deren Beſchleunigung ſie ſich den in ſeiner Selbſt— gefälligkeit ſkrupelloſen Herrn Schacht beſtellt hat— ten. Und dann die unverbeſſerlichen Reaktionäre, die die Diktatur erſtreben, um die alte Rangord— nung wiederherzuſtellen: Herren und Knechte, und die darum Tarif- und Schlichtungsweſen ſowie jegliche Sozialpolitik zerſchlagen und den Arbeiter zum willenloſen Werkzeug ihrer Willkür degradie— ren möchten. Viel Geld hat Herrn Hugenberg bis— lang ſchon ſein Cäſarentraum gekoſtet. Aber trotz der bezahlten Meinungsmache ſeiner zahlloſen Trabanten langte es bisher nicht, und ſo gedachte er durch die Tagung in Harzburg einen feſten Block für ſich zu ſchaffen. Das dachten die anderen. die da kamen, auch, und ſo war ſelbſt die Faſſade der„Nationalen Oppoſition“, von der jede Gruppe ihr beſonderes Vaterland vertrat, überaus kläglich. Ein glänzend aufgemachtes Kinderſpiel mit viel Trara und Tatütata und all den Knabenlaunen, die ſolches Getue mit ſich bringt. So könnte man über den„feſten Block“ feſteſten Durcheinanders hinwegſehen, wenn die rohe Kraft kopfloſer Zuſam⸗ menballungen gerade in Kriſenzeiten nicht die Ge⸗ fahr in ſich bergen würde, alles zu zerſchlagen, und wenn nicht die Gefolgſchaft dabei eine ſo er⸗ bärmliche Rolle ſpielte. Wie alle großen Herren, hatten ſich auch die Harzburger ihre Truppen mit⸗ gebracht, die„viel Volk“ zu mimen hatten, und deren Rolle ſich in Heilrufen und Parademärſchen erſchöpfte. Fein ſäuberlich getrennt an dem einen Ende der Stadt die Stahlhelmer und an dem an⸗ deren die Hitlergarde, bereit, auf einen Wink von oben ſich gegen irgendwen, unter Umſtänden auch gegeneinander zu ſtürzen. Junge Angeſtellte. und Arbeiter, auch viele Arbeitsloſe unter ihnen, die die 50 Pfg. Sold ſehr wohl gebrauchen konnten. Die meiſten von ihnen dürften in ihrem Privat⸗ leben um Beſſerſtellung ihrer Arbeitsbedingungen beſorgt ſein und glauben auch wohl ehrlich, daß ihr Tun ihnen zu Arbeit und Brot verhilft. In Harzburg aber waren ſie nichts anderes als die Landsknechte der Reaktion, die hier das Feld be⸗ herrſchte, und für die ſie als Staffage dienten. Sie werden das zum Teil auch gefühlt und an Hitler herangetragen haben. Denn Hitler ſuchte ganz erſichtlich, von Hugenberg abzurücken. Wie zem auc ſei: Harzburg bat ore Wranten gs fen. Hugenberg hat die Hilfe Hitlers geſucht und gefunden, um damit ſeine reaktionären Pläne zu verwirklichen. Ob das ein Dauergebilde bleiben wird, und ob ſich das alle Anhänger Hitlers ge⸗ fallen laſſen, mag dahingeſtellt ſein. Jedenfalls gibt es für alle Arbeiter, die ihr Recht auf Men⸗ ſchenwürde zu verteidigen gewillt ſind, nur eines, nämlich eine geſchloſſene Abwehrfront zu bilden gegen die„Nationale Oppoſition“, hinter der ſich in Wirklichkeit die vereinigte Reaktion verbirgt, die das Vaterland mißbrauchen möchte, um ihre Machtgelüſte zu befriedigen. National handelt, wer dieſem erbärmlichen Gebilde den ſchärfſten Kampf anſagt. Zur Illuſtration des Chriſtentums, das ſie meinen und das aus dem Annoncenteil der Hu⸗ genbergblätter ſattſam bekannt iſt, hatte der Feſt⸗ block auch einen Feldgottesdienſt im Kalten Tal ar⸗ rangiert, zu dem man ſich einen amtsenthobenen ehemaligen katholiſchen Geiſtlichen, Hoinka, und den bekannten Hofprediger Doehring beſtellt hatte. Die abkommandierten Gefolgsmannen hatten durchaus das richtige Gefühl, daß das dargebotene Schauſpiel kein Gottesdienſt ſei, und ſo behielten ſie ihre Mützen gleich auf. Die Wenigen, bei denen eine überlieferte chriſtliche Tradition noch etwas nachwirkte, und die darum zwar ſchüchtern und ſchamhaft das Haupt bereits entblößt hatten, bedeckten es ſehr ſchnell wieder, um ſich nicht zu blamieren. Als die beiden Redner insgeſamt eine Viertelſtunde lang— länger durfte der alles an⸗ dere denn gottesdienſtähnliche Akt nicht dauern— die„Nationale Oppoſition“ verherrlicht hatten, ſangen die Teilnehmer das Lied vom„Gott, der Eiſen wachſen ließ“, womit wohl dokumentiert werden ſollte, daß ſie zwar keine Gottesknechte, wohl aber Menſchenknechte des Herrn Hugenberg ſein wollten. Ein ſymboliſcher Akt, ſo innerlich unwahrhaftig wie die Phraſe von der„nationalen“ Haltung. Kepa duren an Fahrrädern und MHähmaschinen werden prompt, reell und billig ausgeführt Mikolaus Effler. Abenrad-füüm- Palast. Achtung nochmals Heute Montag 3 5 1. Der Janzhusar oder: Leutnant warst du einst bei den Husaren 2. Das Mädchenschitf Der grandiose Mädchennändlertilm — Wahre Begebenheiten— 3. das geheinnsvole Donument. Nes besucht nochheu- te Abend den Cefipa! 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Neben der Behandlung wichtiger Rechts⸗ und Handelsfrag⸗n, insbeſondere der durch die verſchiedenen Notverord nungen herbeigeführten Kürzungen der Beamtengehälter, wurde auch zur allgemeinen Wirtſchaftslage Stellung genommen. Ueber die Frage der Wirtſchaft, der Mährung, des Verkehrs und der Tarifgeſtaltung reſerierte Dr. ing. Gerſtenborg von der Techniſchen Hochſchule in Braunſchweig. Die Forderungen des Verbandstages wurden in einer Anzahl Entſchließungen niedergelegt. So wird u. a. darauf hingewieſen, daß die Notwerord— nungspolitik der Reichsregierung faſt ausſchließlich den Lohn- und Gehaltsempfängern ſchwere Opfer auferlegt habe. Dieſe Maßnahmen müßten ent— weder wieder beſeitigt oder eine allgemeine Herab— ſetzung der Preiſe in einem Umfange herbeigeführt werden, der die Löhne, Gehälter und Penſionen wieder in ihre frühere Kaufkraft verſetze. Weiter wird der Vorſtand der Gewerkſchaft be— auftragt, mit allen Mitteln auf die Beſeitigung der in den Notverordnungen enthaltenen Härten hin— zuwirten, insbeſondere der Herabſetzung des Kin— derzuſchlages, der Benachteiligung der Beamten in den Ortstlaſſen B, C und D und der Schädi— gung der ſchwerkriegsbeſchädigten Beamten. In einer weiteren Entſchließung heißt es, daß die furchtbare Wirtſchaftstriſe und die Maſſenar— beitsloſigkeit in der ganzen Welt in der Hauptſache ihren Urſprung in der unſinnigen Tributpolitit der Mashlriegszeit hätten. Mit dieſer Politit müſſe Schlüſ; gemacht und angeſtrebt werden, daß das deutſche Volt von ihnen befreit wird. Die Reichs— bahn müſſe aus ihrer Sonderhaftung für die Tri— butzahlungen genommen werden. Man müſſe ſie in die Verfügungsgewalt des Reiches zurückführen und die Reichsbahn- mit den übrigen Reichsbeam— en gleichſtellen. Savag⸗ Prozeß Wie die Direktoren ihr Schäſchen ins Trockene brachten. Frankfurt a. M., 26. Okt. Im Verlauf der heutigen Verhandlung im Favag-Prozeß kam die Art, wie die Beteiligung der Favag an der Düſſeldorfer Rückverſicherungs⸗A.⸗G. er⸗ worben wurde, zur Sprache. Dieſe ſehr ver— wickelte Transaktion endigte mit einem Ge⸗ winn von 160000 Mark, der unter vie vier Direktoren Dumcke, Vek⸗ ter, Schuhmacher und Lindner 33 gleichen Tellen verteilt wurbe Nach einer Pauſe wurden die damit in Zu— ſammenhang ſtehenden Buchungen erörtert. Buchſachverſtändiger Dr. Gutberlet legte dar, daß die geſamte Geſchäftsabwicklung mit der Düſſeldorfer Rückverſicherungs A.⸗G. nur teil⸗ weiſe und unvollſtändig verbucht wurde. Zu⸗ dem hat man eine Reihe von Konten einge⸗ ſchoben, um die wahren Vorgänge zu verſchlei— ern. Die vier Direktoren treten in den Bu— chungen überhaupt nicht in Erſcheinung. Der Aufſichtsratsvorſitzende Hoff iſt auch in dieſer Angelegenheit nicht eingehender informiert. Er meint nur, die Verteilung des Reinge— winnes an die Direktoren ſei deshalb erfolgt, weil man dadurch einen Nutzen für die Zu⸗ kunft erhoffte. Daß damit die Möglichkeit ei⸗ nes onerleubten Mettbewerbes gegeben war, ſei ihm niemals in den Sinn gekommen. Hoff gibt auch an, daß bei der Helios A.-G., der die geſamte Transaktion übertragen wurde, keine ſachliche Bücherreviſion durch den Auf⸗ ſichtsrat vorgenommen worden ſei. Die Verhandlung wurde auf morgen ver- tagt. Cavals Abreiſe aus Waſhington Maſchinerie des Voungplanes ſoll in Tätigkeit treten.— Eine Beruhigungspille für Dentſchland. Die Bedeutung des Kommuniques über die Waf⸗ hing oner Beſprechungeg. witb Wafhington, 27. Okt. Zu Frage ber Kedeu ung des äber die Waſhingtonen Beſpre⸗ chungen herausgegebenen Kommuniques wurden dem Vertreter des WTB gegenüber an maßge⸗ bender Stelle betont, daß hier tatſächlich keine Abſicht beſtehe, ſich von der internationalen Schuldenftrage zu isolieren. Im Gegenteil, der tag, den 27. nzeiger EN 8 Leitung(Biernheimer Bürger-Ztg.— Biernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags s Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer cheſchͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden wichtigſte Punkt der Unterredung mit Laval ſei die Diskuſſion von Mitteln und Wegen geweſen, wie man Deutſchland heljen könne. Nach reifli— cher Erwägung des Für und Wider habe es ſich als am prattiſchſten herausgeſtellt, das Problem durch die im Pbungplan vorgeſehene Maſchinerie anpacken zu laſſen. Je eher das geſchehe, deſto beſſer ſei es. Bekanntlich ſei auf Sachverſtändi⸗ genkonferenzen, wie ſie unter dem Poungplan wahrſcheinlich einberufen wü den, ſdets Amerika rertreten; und wenn die erſte Erregung über das Kommunique, das notwendigerweiſe mit Rück— ſicht auf die innerpolitiſchen Situationen in Frankreich ſowohl wie in Amerika gewiſſe Worte gebrauchte,„um gewiſſe Gedanken zu verbergen“. vorbei ſei,werde man auch in der deulſchen öf⸗ fentlichen Meinung zu der Erkenntnis kommen, daß der Stein nunmehr ins Rollen gebracht ſei und Deutſchland hieraus in erſter Linie Nutzen ziehe. Staatsſekretär Stimſon empfüngt den deutſchen Botſchafer wib Waſhington, 27. Okt. Der dentſche und der britiſche Botſchafter wurden geſtern, und zwar jeder einzeln, von Staatsſekretär Stimſon empfangen, der mit ihnen das von Präſiden: Hoover und dem fran iſchen Miniſterpräſiden— ten Laval ausgegeben ommuniaue diskutierte. Scharfe Erklärung der Reichs banner ührer enb Magdeburg, 26. Okt. Am Sonnabend und Sonntag hatten ſich ſämtliche leitenden Funktionäre aller Gaue des Reichsbanners Schwarz⸗Rot⸗Gold am Bundesvorort Magde⸗ burg zur Beſprechung der Lage verſammelt. Der erſte Bundesvorſitzende, Oberpräſident z. D. Otto Hörſing, übergab der Preſſe 5 eine Mitteilung, die u. a. erklärt, die Konferenz «abe einhellig feſtgeſtellt, daß das Reichsban— ger ſich innerlich wie äußerlich dauernd ge— kräftigt habe. Weiter wird in der Erklärung in ungewöhnlich ſcharfen Ausdrücken ausge— führt, das Bedauern, ja die Erbitterung ſei allgemein, daß der ehrwürdigen Perſon des Reichspräſidenten ein Mann wie Adolf Hit— ler nicht habe ferngehalten werden können Hitler wird dabei von der Erkfärung als „Mann mit befleckter Vergangenheit“ bezeich— net. Es folgt eine Polemik gegen den„faſchiſti— ſchen Gewalthaufen“, der zwei Tage lang in Braunſchweig eine Gewaltherrſchaft ausüben konnte. Nach der Erklärung, daß die viel zu ſchwa— che Landespolizei Braunſchweig in ihrer Hal⸗ tung pflichttreu bis zum äußerſten, teilweiſe heldenhaft und völlig ſelbſtbeherrſcht geweſen ſei, erklärt der Bericht weiter: „Leider muß aber auch feſtgeſtellt werden, Mehr oder weniger laſſen es die Reichsregie— rung und ſelbſt Landesregierungen. in denen die republikaniſche Partei das Heft völlig in der Hand haben ſollten. am notwendigen Selbſtbewußtſein und Durchgreifen fehlen. Bünde und Organiſationen, an deren einſei— tiger politiſcher Einſtellung, ja an deren ver— faſſungsfeindlichem Grundcharakter heute kein Zweifel mehr erlaubt ſein darf. werden teils vom Reich, teils von den Länderregierungen ſubventioniert und zu Aufgaben herangezo— gen, an die man offene oder verſteckte Feinde der Republik nicht heranlaſſen darf. Kräfte im republikaniſchen Lager, insbeſondere im Reichsbanner, ſind zur Löſung aller Lebens— fragen der Republik genügend und zu jeder Zeit zur Verfügung. Zum Schluß verwahrt ſich die Erklärung dagegen, daß eine Auflöſung, ein Verbot der Bundestracht, ein Demonſtrationsverbot für alle Verbände auch auf das Reichsbanner An— wendung finden ſollte.“ Wir wollen als an⸗ ſtändige Bürger, ſo heißt es zum Schluß, die Republik ſchützen und werden uns durch nichts abhalten laſſen, in der Stunde der Gefahr zur Stelle zu ſein. 7 Tagesnachrichten Eine umfangreiche Aktienfälſchung aufgedeckt. enb. Verlin, 25. Okt. Die Berliner Kriminal— polizei iſt einer umfangreichen Fälſchung von Aktien eines ausländiſchen Elektrowerkes auf die Spur gekommen. Es ſind bereits ſieben Perſonen verhaftet worden.— Die Kriminalpolizei! ſuchte geſtern überraſchend eine Druckerei in Kurfürſten⸗Straße. Sie fand Beweiſe, daß d die gefälſchten Aktien hergeſtellt worden ſind. Ein deulselles Rerzogtum iet xu uefa fen Oben: Das Schloß von außen. Schloß Sagan in Schleſien.— Unten: Der Blaue Saal. Links: Der letzte Herzog von Sagak. und Talleyrand, der vor 2 Jahren 19jährig aus Liebeskummer Selbſtmord verübte.— Das ſchle⸗ ſiſche Herzogtum Sagan, das 1627 Wallenſtein gehörte und 1809 dem franzöſiſchen Diplomatek⸗ Talleyrand zufiel, iſt jetzt nach Ausſterben der Hauptlinie zu verkaufen. Allerdings muß der Käufer für die prachtvolle Herrſchaft, zu der neben großem Landbeſitz das herrliche Stadtſchloß von Sagan gehört, 35 Millionen Mark anlegen. Sichtung des umfangreichen Materials 48. Jahrgang Sondletschlieliter im Neicſis- bafin · Lolinkonllilt Oberlandesgerichtsrat Ireſſen wurde zum Sonderſchlichter im Lohnkonflikt bei der Reichsbahn ernannt. Vermiſchtes Vorläuſiges Ergebnis der ſchweizeriſchen Nationalratswahlen. Um 13.30 Uhr lag in * — wib. Bern, 26. Okt. Bern folgendes vorläufiges Ergebnis der National— ratswahlen vor: Es erhalten die Sozialdemokraten 41 Sitze, die Freiſinnigen 52, die Katholiſch-Kon⸗ ſervativen 44, die Bauen-, Bürger- und Gewerbe— partei 30 Sitze, die Liberalen Demokraten 4 Sitze, die Sozialpolitiker 2 Sitze, die Kommuniſten 3, und die Evangeliſche Volkspartei einen Sitz. Das Verhältnis zwiſchen bürgerlichen und ſozialdemo— kratiſchen ſowie kommuniſtiſchen Abgeordneten hat ſich etwas zu Gunſten der letzteren verſchoben. 72,2 Prozent Bürgerlichen ſtehen 27,8 Prozent Sozial— demokraten und Kommuniſten gegenüber. Wahl Cerros zum Präſidenten von Peru. wib. Lima, 26. Okt. Oberſt Sanchez Cerro iſt zum Präſidenten der Republik Peru gewählt worden. Seine Mehrheit betrug über 30 000 Stimmen. Geſtern wurde auf den neuen Präſi— denten geſchoſſen. Die Schüſſe wurden von einem Kraftwagen aus in den Regierungspalaſt hinein abgegeben. Cerro wurde nicht verletzt. Das Karl Liebknechthaus noch immer beſetzt. Berlin, 26. Okt. In Verbindung mit der Aufftadung eines bedeutenden Sprengſtoff— lagers bei einem der Polizei bekannten Ber— liner kommuniſtiſchen Funktionär wurde am Sonnabend, wie bereits gemeldet, das Karl Liebknechthaus am Bülow-Platz beſetzt. Ein Teil der Räume des Hauſes iſt auch heute früh noch beſetzt und für den Publikumsver— kehr ge perrt, da die Ermittlungen und die noch andauern Der übrige Teil des Hauſes, vor allem die Druckerei iſt freigegeben. Meuterei auf deutſchen Schiffen in Odeſſa. London, 26. Okt. Der Times-Korreſpon⸗ dent von Konſtantinopel meldet: Der deutſche Frachtdampfer„Askania“ und zwei deutſche Seeſchiffe ſind hier auf der Heimfahrt einge— troffen. Während die„Askania“ im Hafen von Odeſſa Ladung annahm, meuterten ſieben Mann der Beſatzung und ſuchten die übrigen Seeleute unter Bedrohung mit Revolvern zur Teilnahme zu veranlaſſen. Der Kapitän wur— de, als er einzugreifen ſuchte, durch vier Re— volverſchüſſe verwundet. Bei ihrer Abfahrt ließen die drei Schiffe 34 Meuterer in Ruß— land zurück. Cetzte Radiomeldungen „Graf Zeppelin“ hat ſchwere Gegenwinde. Friedrichshafen, 17. Okt. Nach einer beim Luftſchiffbau eingegangenen Funkmeldung be⸗ fand ſich das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ um 4 Uhr auf 40,42 Nord und 11,42 Weſt und um 5 Uhr auf 40,55 Nord und 11,0 Weſt, alſo nicht weit von der Küſte Portugals. 20 Meilen Geſchwindig⸗ keit, arbeitet mit ſchweren Gegenwinden. Schon wieder ein neuer Skandal! Zum Fall Schultheiſ⸗Hatzenhofer Eines der bis dahin mit am beſten und ſoli⸗ deſten verwaltet geglaubten Unternehmen, die Schultheiß Patzenhofer A.⸗G. in Berlin, überraſcht die Oeffentlichkeit mit der Mitteilung, daß durch verfehlte Aktienoperationen und durch noch ver— fehltere Beteiligungen ein Verluſt von annähernd 30 Millionen Mark entſtanden iſt, von dem,— und das iſt das Charakteriſtiſche für die ganze Situation— wie es in der offiziellen Mitteilung über das Ergebnis der Aufſichtsratsſitzung ſelber heißt, ſogar der Aufſichtsrat erſt jetzt in dieſer Sitzung etwas erfahren hat! Damit reiht ſich der Schulheiß⸗Fall den übrigen„Fällen“ wie Favag, Nordwolle, Karſtadt, Deutſche Linoleum„würdig“ au. Wir ſehen immer wieder dasſelbe: eine Ver— mengung von Geſchäften, die nicht zu der urſprüng⸗ lichen Betriebsart gehören— wie kommt beiſpiels— weiſe die Schultheißgeſellſchaft dazu, von ihrem reinen, ſoliden und feſtbegründeten Biergeſchäft in die Spritinduſtrie(durch Uebernahme der Oſt— werke), ferner aber auch noch in die Zement— induſtrie zu gehen und ſich auch noch an Flaſchen⸗ fabriken, Getreidefabriken und dergleichen zu be— teiligen?— und zum zweiten eine Bedenkenloſigkeit hinſichtlich der Aufſicht der Kontrolle, die geradezu ſtrafwürdig iſt. An Schultheiß Patzenhofer ſind drei Banken beteiligt, die auch ihre Vertreter im Aufſichtsrat hatten, die Danatbank, die Deutſche Bank und die Commerzbank, und keiner dieſer Ver— treter hat bis zur Aufſichtsratsſitzung etwas be⸗ merkt! Das ſind doch geradezu haarſträubende Zuſtände, die, wenn es noch nötig geweſen wäre, den ſinnfälligſten und draſtiſchſten Beweis für die Notwendigkeit eines ſtarken Reichseingriffs im Aufſichtsratsweſen gäben. Bei Schultheiß Patzenhofer liegen die Dinge an ſich etwas günſtiger, als bei den anderen er⸗ wähnten Fällen und zwar deshalb, weil gute ſtille Reſerven vorhanden ſind, und weil es gelungen iſt, die Abnahmeverpflichtung von eigenen Aktien, die zu einem Durchſchnittskurs von 285 Prozent in Einſtand genommen worden ſind, zu dem 5—6 fachen des heute erzielbaren Kurſes für dieſe Ak— tien, die ſchon einmal über 400 Prozent notiert hatten, bis zum Ende des Jahres 1933 zu ver— längern. Gewiß wird die Geſellſchaft nun für einige Jahre keine Dividende zahlen können, aber die ganze Regelung zeigt doch, daß es ſich um ein innerlich durchaus geſundes Unternehmen handelt, wenn es möglich war, einen derartigen Chok aus⸗ zuhalten, ohne unter ſeiner Wirkung zuſammenzu⸗ brechen. Daß nach der perſonalen Seite hin mit aller Rückſichtsloſigkeit nun jetzt vorgegangen iſt, ſei auch noch als lobenswert erwähnt, was aber nicht die Feſtſtellung hindert, daß man ſchon viel früher hätte zufaſſen müſſen. Für eine ſolche unordentliche Geſchäftsführung und für eine ſolche noch unordentlichere Aufſicht und Kontrolle kann und darf es überhaupt keine Entſchuldigung geben. Auch dieſer„Fall“ zeigt wieder, Wirtſchaft noch vieles zu beordnen bleibt, ſelbſt in Unternehmungen, die man für die ſolideſten zu halten bisher berechtigt war, daß aber auch gewiſſe, ſeither für Autoritäten ge⸗ haltene Wirtſchafts⸗ und Bankenführer hier ebenſo wie in den anderen Fällen peinlich verſagt haben. daß in der Grandi emp'ängt die deutſche Preſſe Vertrauen in die Lebensfähigkeit des deutſchen Volkes. Berlin, 26. Okt. Auf einem Preſſe-Empfang in der italieniſchen Botſchaft erklärte Grandi, es ſei für ihn eine große Freude, nach Berlin ge⸗ kommen zu ſein, um dem Reichskanzler einen Be— ſuch abzuſtatten. Reichskanzler Brüning und ſein Außenminiſter, die in dieſem Sommer in Rom waren, haben bei der italieniſchen Regierung und dem italieniſchen Volk den wärmſten Eindruck hinterlaſſen. Die Herzlichkeit der dabei geführten Unterredungen iſt und bleibt ein Pfand für eine immer herzlichere Zuſammenarbeit ⸗wiſchen Ita⸗ lien und Deutſchland. Dieſe Zuſammenarbeit iſt eine unerläßliche, wichtige Vorausſetzung für die Zuſammenarbeit aller Staaten und Völker nicht allein Europas, ſondern der ganzen Welt. Die gegenwärtige politiſche und wirtſchaftliche Lage verlangt die ernſteſte Aufmerkſamkeit und die größte Bereitwilligkeit zur Ueberwindung der all⸗ gemeinen Kriſe und zur Wiederherſtellung des Vertrauens zwiſchen den Völkern und des Ver⸗ trauens der Völker auf ſich ſelbſt. Der Chef der italieniſchen Regierung hat wiederholt dieſe Auf⸗ faſſung beſtätigt. Geſtatten Sie mir, daran zu er⸗ innern, daß er mehrere Male geſagt hat, daß der Wiederaufban Deutſchlauds als eines der wichtigſten Elemente für den Wiederaufbau Europes und der ganzen Welt angeſehen werden muß. Dieſe klaren Direktiven der italieniſchen Poli— tik rühren nicht von heute her. Seit bielen Jahren hat der Chef der italieniſchen Regierung auf bie Notwendigkeit für die Völker gedrungen, daß ſie den aus dem Welkkonflikt herrührenden Seelenzu⸗ ſtand überwinden u. ſich alle auf eine intimere und vertrauens vollere Zuſammen⸗ arbeit vorbereiten. In keinem Augenblick wie in dem der heutigen Weltſchwierigkeiten war dieſe Notwendigkeit dringender. Geſtern hatte ich das Vergnügen, wich lange mit Reichskanzler Dr. Brüning zu unterhalten und zu meiner Freude habe ich wieder unſere Ueber⸗ einſtimmung für dieſe allgemeine Zuſammenarbeit feſtſtellen können. Alles, was Deutſchland in die⸗ ſen letzten Monaten dazu getan hat, um in ſich ſelbiſt die notwendige Kraft zu finden, um die Kriſis zu überwinden, iſt ein Beweis ſeiner Lebensfähigkeit und ein Beweis moraliſcher Kräfte eines Volkes, das mit ruhigem Optimismus ſeiner Zukunft ent⸗ gegenſehen kann. Die kurze Zeit, die ich hier verbracht habe, genügte, um mir zu beweiſen, daß das Vertrauen, das die Welt in die Arbeitſamkeit Diſziplin und den Patriotismus dieſes großen Volkes ſetzt, vollauf berechtigt iſt und ebenſo das Intereſſe, das alle haben, dieſe Anſtrengungen zu unterſtützen. Das jetzt kommende Jahr ſteht vor nicht weniger weitgehenden und ſchwierigen Aufgaben, deren Löſung die ganze Welt geſpannt erwartet. Wir alle Nichts erreicht! haben die Pflicht an ihrer Verwirklichung mitzu arbeiten, da als erſtes vor allem das Problen der Rüſtungen. Die Löſungen, die in de: nächſten allgemeinen Abrüſtungskonferenz gegeben werden können, ſind der ſpringende Punkt der Anſtrengungen, die unſere Ziviliſation leiſten muß, um ſich ſelbſt zu retten und unſeren Kindern eine Zukunft des Gedeihens und des Friedens vorzu⸗ bereiten. Zu dieſem Problem wie zu den anderen nicht weniger wichtigen und dringenden der finanziellen Verpflichtungen, die ſich aus dem Krieg ergeben haben, iſt der Gedanke des italieniſchen Faſchis⸗ mus zu bekannt, als daß ich ihn nochmals wieder⸗ holen müßte. Ich begebe mich jetzt zu Sr. Exzellenz dem Feldmarſchall von Hindenburg, dem deutſchen Reichspräſidenten, um ihm den Gruß der Regierung Seiner Majeſtät des Königs von Ita⸗ lien und meine perſönliche Huldigung darzubrin⸗ gen. Die Hochachtung und Ehrerbietung, die ſeine hervorragende hiſtoriſche Perſönlichkeit der gan⸗ zen Welt abfordert, machen mir als Soldaten und Frontkämpfer dieſe Gelegenheit, in ihm auch das tapfere deutſche Volk begrüßen zu dürfen, deſſen Gaſt zu ſein, ich in dieſen Tagen die Ehre habe, beſonders ſchätzbar. Cavals Mißerfolg in Waſhington Scharfe Gegenſätze— Einigung nur über den Goldſtandard Waſhington, 26. Okt. Bei den letzten Preſſe⸗ empfang des nationalen Preſſeklubs hat Laval ge⸗ beten, keine auf das Kommunique bezügliche Fragen zu ſtellen. Trotzdem kam— lt.„N. B. L.“— ſo⸗ fort die Frage, ob er, wie aus dem Kommunique hervorgehe, befriedigt ſei. Laval antwortete mit betonter Diplomatie, er ſei entzückt von der freundſchaftlichen Art der Verhandlungen mit Erſte Originalaufnahme vom Beſuch Grandis in Berlin Auf, dem, Bahuſteig Kampf un Rosenburg Noman von Johannes Hollſtein. (71. Fortſetzung.) Das Herz ſchlug noch leicht. Vielleicht war Rettung! * Waslewſki ſieht den Reiter mit der Fackel in den Hof ſprengen. Er ahnt, daß— ſeinem geliebten Kinde etwas zugeſtoßen ſei. Er ſchwankt mehr, als daß er hinuntergeht. Da ſchreit ihm Schaffranz ſchon entgegen. „Ein Unglück! Ein Unglück! Ihre Tochter — der Arzt— raſch!“ „Was iſt?“ kommt es von Waslewſkis Lip⸗ pen.— Aber Schaffranz hört kaum hin. Er ſchreit aufs neue über den Hof:„Den Arzt! Raſch den Arzt!“ Da fragt Waslewſfki nicht mehr. Er winkt dem alten Zoltan, dem Diener, mit den Augen. Der läuft ans Telephon. „Ja, der Arzt iſt da!“ „Sofort ſoll er kommen— ein Unglück— Fräulein Katja!“ Der Arzt wirft ſich ſofort in ſein Auto und raſt los. In wenigen Augenblicken iſt er auf dem Gutshof. „Katja— man hat ſie niedergeſchoſſen.“ Da bricht Waslewſki zuſammen. Ein Hupenton! Der Arzt gibt Gas. Schaffranz ſprengt hinter ihm drein treuen ital, Auſenminiſtex Grandi(echts.) Die Diener und Knechte ſtützen den zuſam- mengebrochenen Herrn. * „Wenig Hoffnung!“ ſagt der Arzt, als er neben der Todbleichen kniet.„Die Kugel hat die Lunge geſtreift. Vielleicht das Herz.“ „Noch— lebt ſie, Doktor!“ ſchreit Willfried auf. „Ja! Alles ſoll geſchehen!“ Er legt kunſtgerecht den Verband an. Vom Gute kommen ſie mit einer Tragbahre. Ganz vorſichtig ſchreiten ſie nach dem Gut — jeden Schritt ganz langſam daß die kleinſte Erſchütterung vermieden wird. Wohl eine halbe Stunde brauchen ſie, bis ſie da ſind. Waslewſki ſtürzte ihnen entgegen zuſammen mit Brucks, der ſehr bleich iſt. Er ſpricht beruhigend auf ſeinen Herrn ein. „Lebt— lebt ſie?“ ſtößt Waslewſki her⸗ vor, der in der kurzen Zeit zum Greis gewor⸗ den iſt. Eingefallen iſt ſein ſonſt ſo feiſtes Ge⸗ ſicht Der Arzt nickt ihm zu. „Ja! Alles wollen wir tun! Aber— es iſt Lebensgefahr vorhanden— größte Ruhe. Ich will ſofort nach Breslau telephonieren. Zwei Spezialiſten ſollen kommen, Vielleicht— müſ⸗ ſen wir eine Bluttransfuſion vornehmen.“ Man bringt ſie in ihr Mädchenſtübchen. Ganz vorſichtig bettet man ſie. Willfried kauert an dem Bett. Sein Herz ſchlägt raſend, daß er denkt— eden Augen⸗ blick müßte es den Dienſt ve ö g „Will, mein Junge!“ hört ker neben ſich Hellmer prechen, dem jedes Wort ſelber Qual iſt,„ſei ſtark! fe, . Noch leb t 5.) 89ꝗꝙ˙—x6 0 1. daß Gott barmherzig iſt. Komm jetzt! Jede Aufregung iſt zu vermeiden! Jetzt hat der Arzt das Wort!“ Willfried erhebt ſich. Wirft noch einen Blick auf die Geliebte, die ſich nicht regt. Dann wankt er am Arme des Freundes hinaus. Draußen kann er ſich nicht mehr halten. Er weint auf. E, der ſern Leben lang nicht weinte, dem die Tränen verſagt blieben, als man die Mutter ins Grab ſenkte. Jetzt kommen ihm die erlöſenden Tränen. Schaffranz muß die Zähne zuſammenbeißen. Denkt inbrünſtig:„Herrgott— laß mich ſeinen Schmerz tragen! Warum quälſt du ihn—ihn, den Guten und Edlen— warum legſt du ſo bittere Laſt auf ſeine Schultern?“ Es iſt ein heiliger Augenblick. Die Dienſtleute vom Schloß, ſie ſtehen ſtumm und ſtarr. Sie fühlen, daß es dem wein den Mann um das Liebſte geht. N Das Lebensflämmchen in Katja drohte zu verlöſchen.— Der Arzt befürchtete, daß ſie, ohne das Be⸗ wußtſein wiedererlangt zu haben, einſchlafen würde. Er ſandte nach dem Prieſter. Die Todkranke erhielt die Sterbeſakramente. Die Hände des alten würdigen Geiſtlichen zit⸗ terten. Er dachte daran, als ſie noch ein Kind war — wenn ſie in die Beichte kam und ihre klei⸗ nen Sünden beichtete— Und jetzt lag ſie— niedergeſtreckt von ruch⸗ loſer Hand— das ſchöne junge Leben. he 1 le De 1 Hoover, entzückt von der bezaubernden Gaſtfreund⸗ ſchaft und glücklich, daß Amerika ſo ſichtlich das Gedächtnis der gemeinſamen Vergangenheit pflege. Im eigenen engſten politiſchen Kreis bezeichnen die Franzoſen die Konferenz als völlig mißlungen. Laval kam hierher mit einem fixen, von Edge beſtens vorbereiteten Plan, ein juriſtiſches Zugeſtändnis in der Sicherheitsfrage zu erhalten, eine 25⸗prozentige Kürzung der Repara⸗ tionsſchulden und des Heeresbudgets zu verein⸗ baren, wogegen er eine Verlängerung des Feierjahres, Stillehaltung, Anleihebeteiligung zu⸗ geſtehen wollte. Er war der feſten Meinung, daß ein ſolches Abkommen, das die Reiſe gelohnt hätte, zu erreichen ſei. Als Hoover unter dem Druck Borxahs und Reeds plötzlich einen vollſtändigen Rückzug von der Vorbeſprechung antrat, blieb Laval nichts anderes übrig, als ſich ſeinerſeits auf den Houng⸗Plan zu⸗ rückzuziehen, was Hoover, da er Laval nichts zu geben bereit war, nicht abſchlagen konnte oder wollte. Die Franzoſen können vielleicht dieſe Be⸗ ſtätigung des Houng⸗Planes als Erfolg ausgeben. Da ihnen aber ſeinerzeit bei der ſchließlichen An⸗ nahme des Feierjahres auch ſchon die Unberührt⸗ heit des YHoung⸗Planes beſtätigt wurde, haben ſie gar nichts Neues erzielt. Die allgemeine Frage iſt hier jetzt, Hoover, von dem ſchließlich die Einladung aus⸗ ging, wer immer auch zunächft die Idee dieſer Reiſe arrangiert haben mag, die Franzoſen über⸗ haupt herüberkommen ließ, wenn er nichts zu geben hatte. Die Antwort darauf iſt, daß Hoover ur— ſprünglich zu viel größeren Konzeſſionen bereit war, ebenſo wie ganz zweifellos, Laval, das aber im letzten Augenblick wieder der alte amerikaniſche Standpunkt der Nichteinmiſchung in europäiſche Angelegenheiten die Oberhand bekam. Borah be— ſiegte Hoover, deſſen Wiederwahl hier jetzt allge— mein als ausgeſchloſſen gilt. Sechs führende Bankiers der Vereinigten Staaten, darunter Ro— binſon, Harriſon und Eugen Meyer bearbeiteten Hoover am Samstag beim erſten Frühſtück noch ausgiebig, um weitergehende Vereinbarungen zu erzwingen. Aber Hvober erklärte, daß er den Kongreß nicht hinter ſich habe und die Waffen ſtrecke. warum Als er Willfrieds Hand ergriff und ihm Troſt zuſprechen wollte, da verſagte ihm die Rede.— Waslewſki war völlig gebrochen. Aber er klammerte ſich noch an die Ho nung— vielleicht doch— vielleicht doch! Man hatte mit Breslau telephoniert. Die beiden Spezialiſten verſprachen, ſofort im Au⸗ to zu kommen. . Alles war getan, um das Leben zu erhal— en.— Die Schweſter war mittlerweile auch aus dem Dorf gekommen und übernahm die Pflege. 1 bat Willfried, daß er mit ihm reite.— „Ich kann nicht“, ſagte Willfried mit Trä⸗ nen in den Augen. „Doch— du mußt— den Mörder gilt es zu faſſen— haſt ihn ſchon gezeichnet mit der Reitpeitſche.“ Der— Schuft— der Patajki—“, „Iſt der Mörder! Waslewſki ſchwört es! Einmal um das andere Mal ſagt er esl— Komm— wir wollen nach dem Dorfe Roſen⸗ burg reiten. Wenn er noch nicht abgereiſt iſt, wollen wir ihn faſſen.“ Aber Willfried ritt nicht mit. Der Arzt bat Gothe, daß er Willfried da⸗ laſſen ſolle.„Man müſſe mit dem Härteſten rechnen.“ Da ritt Gothe allein mit Schaffranz. * Patafki wohnte noch im„Weißen Lamm“ Er wurde aus dem Bett geholt und ver⸗ haftet. Als ihm Gothe ins Geſicht ſchrie, daß er Katja niedergeſchoſſen habe da ſchrie der „* Schauſpieler wie ein Irrſinniger auf: Steinkohlenbergbau, arbeitsminiſter für verbindlich erklärt worden. Der Candfriedensbruch⸗prozeß gegen die Sa⸗Führer enb Berlin, 26. Okt. Im weiteren Verlauf des Landfriedensbruch⸗Prozeſſes gegen die SA⸗ Führer wurde als dritter Angeklagter der Füh⸗ rer Brandt vernommen. Er will nur durch Zu⸗ fall erſahren haben, daß an dem betreffenden Samstag, an den ſich die Zuſammenſtöße auf dem Kurfärſtendamm abſpielten, jüdiſches Neu⸗ jahr ſei. Er habe ſeine Kameraden aufgefordert. ſich den„Klamauk“ am Kurfürſtendamm anzu⸗ ſehen. Sie ſeien zunächſt nach der Synagoge ge⸗ fahren, weil er dort hauptſächlich Unruhen ver⸗ mutete, und dann nach der Kajſer Wilhelm⸗Ge⸗ dächtnis⸗Kirche. Rechtsanwalt Freieler aus Kaſſel, der in der früheren Verhandlung den Landgerichtsdirektor Schmitz wegen„jüdiſcher Verſippung“ abgelehnt hatte, führle Beſchwerde über einen Teil der Preſſeberichterſtattung. Der Angeklagte Schultz, Sturmführer im Norden Berlins, behe up fete, nur deshalb nach dem Kurfürſtendamm gefahren zu ſein, weil er ſeine angeblich an einer Schlä— gerei beteiligten Leute habe zurückhalten wollen. Dort habe er mehrere Leute rufen hören:„Ju— da verrecke!“ Das ſei ihm ein Anzeichen gewe⸗ ſen, daß es ſich um Provokateure gehandelt ha⸗ ben müſſe, weil von den SA⸗Leuten dieſer Ruf nicht gebraucht werde. „Wenn wir hören“, ſo ſagte Schultz.„daß je⸗ mand„Juda verrecke“ ruft, dann geht der Sturmführer ſofort auf den Rufer los und ſchlägt ihm aufs Maul“. Die Angeklagten Hell, Hagemeiſter und Za⸗ morski, ſährende Mitglieder der nationalſozial. Partei wollen lediglich in die Gegend des Kur⸗ fürſtendamm gefahren ſein, um ein Glas Bier zu trinken. Am Dienstag ſoll die Zeugenvernehmung beginnen. Sklarek⸗ Prozeß „Kleine Verzögerungen ſind üblich im Kaufmäuni⸗ ſchen.“— Durch Rennſtall mit 90 Pferden voll in Anſpruch genommen. enb Berlin, 26. Okt. Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen im Sklarek-Prozeß ſagte der Angeklagte Sakolowski, es ſei ihm bekannt gewe— ſen, daß den Stlareks rerboten war, die von den KVG übernommene Ware an Dienſtſtellen zu verkaufen, weil ſie zu ſchlecht geweſen ſeien. Die Verleſung eines Nachlaßgeſuches der Sklareks an die BAG wird von dem Vorſitzenden mit der Bemerkung unterbrochen:„Sie ſprechen immer vom reibungsloſen Verkehr und pünktli⸗ cher Innehaltung der Verträge. Das iſt doch gar nicht der Fall geweſen.“ Willi Sklarek:„So kleine Verzögerungen ſind üblich im Kaufmänni— ſchen.“ Vorſitzender:„Im Kaufmänniſchen, im Sklarekſchen!“ Der Vorſitzende hält den Skla— reks vor, daß ſie weder Steuern noch Miete ge— zahlt hätten. Leo und Willi Sklarek erklärten, das nicht gewußt zu haben, ſie hätten ſich um ihren Rennſtall mit 90 Pferden gekümmert, was ſie voll in Anſpruch genommen hätte. Die Verhandlung wurde auf Dienstag ver— tagt. Soziales Ausdehnung der Befreiung von der Beitrags⸗ pflicht zur Arbeitsloſenverſicherung im Kohlenbergbau. witb. Berlin, 26. Okt. Durch eine im heutigen Reichsanzeiger veröffentlichte Verordnung vom 24. Oktober werden aufgrund des Paragraph? der 2. Verordnung über die Beilegung von Lohn. reitigkeiten öffentlichen Intereſſes vom 30. Sept. 1931 die Untertagearbeiter und ihre Ar— beitgeber im oberſchleſiſchen Steinkohlenbergbau mit Wirkung vom 1. Oktober bis zum 30. November 1931 von der Beitragspflicht der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittelung und Arbeitsloſenverſiche— rung befreit. Vertagung der Verhandlungen im Lohn⸗ ſtreit bei der Deutſchen Reichsbahn⸗Geſellſchaft. Berlin, 26. Okt. Im Lohnſtreit bei der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft fanden heute vor dem Sonderſchlichter, Oberlandesgerichts⸗ rat Dr. Joetten, erneut Verhandlungen ſtatt. Nach ausführlicher Erörterung wurden die Verhandlungen auf morgen mittag vertagt. Verbindlichkeitserklärung des Schiedsſpruchs für den niederſchleſiſchen Bergbau. Berlin, 26. Okt. Der am 19. Oktober ge⸗ fällte Schiedsſpruch für den niederſchleſiſchen der eine 7⸗prozentige Lohnkürzung vorſieht, iſt heute vom Reichs⸗ Ablehnung des Vorſchlages der Kommunal⸗ verwaltungen. Berlin, 26. Okt. Die Tarifkommiſſion des Geſamtverbandes der Arbeitnehmer der öf⸗ fentlichen Betriebe trat bereits heute mit dem Vorſtand der Gewerkſchaft zuſammen, um zu dem Vorſchlage des Reichsverbandes der Kom⸗ munalverwaltungen auf gprozentige Kürzung der Löhne ab 1. Novemb. Stellung zu nehmen. Die Tarifkommiſſion, der etwa 20 Vertreter der Bezirksorganiſationen aus dem Reiche an⸗ gehören, kam zu dem Ergebnis, daß eine weitere Kürzung der Löhne nicht tragbar ſei und der Vorſchlag der Arbeitgeberſeite zurück⸗ gewieſen werden müſſe. Bei den Verhandlun⸗ gen werden die Gewerkſchaften eine Verlänge⸗ rung des bisherigen Lohnabkommens bis zum 31. März 1932 fordern. Aus nah und Sern wtb. Gelſenkirchen, 26. Okt.(Polizei⸗ wachtmeiſter von Kommuniſten er⸗ ſchoſſen.) Als heute morgen kurz nach Mitter⸗ nacht zwei Gelſenkirchener Polizeibeamte bei einem Streifgang eine Gruppe von etwa 10 Männern, die kommuniſtiſche Lieder ſangen, zur Ruhe auf⸗ forderten, wurde ihnen zugerufen:„Ihr blauen Hunde habt uns nichts zu ſagen“. Die Polizei⸗ beamten wollten die Perſonalien der Ruheſtörer feſtſtellen. Die Kommuniſten ſprangen Zurück. riefen„Heil Moskau“ und„Rot Front“ und gaben anf den Polizeioberwachtmeiſter Niederwer; mehrere Schüſſe ab, ſodaß er ſofort zuſammen⸗ brach. Auch der andere Polizeibeamte wurde he— ſchoſſen, ohne jedoch getroffen zu werden. Er gan auf die Angreifer mehrere Schüſſe ab. Es ſcheint, als ob einer der Angreifer getroffen worden iſt. Niederwerfer, der Schüſſe in den Bauch, in die Bruſt und in die Wirbelſäule bekommen hatte, wurde ins Krankenhaus gebracht. Dort iſt en heute vormittag geſtorben. Die Polizei hat geute Nacht eine Aktion gegen das kommuniſt. Volkshaus in Gelſenkirchen unternommen. Es wurden zehn Mann angetroffen, die anſcheinend als Kommando für Ueberfülle beſtimmt waren. Das Volkshaus wurde polizeilich geſchloſſen. 40 Perſonen ſind bisher feſtgenommen worden. Der Regierungs- prüſident in Münſter hat 3000 Mark für die Feſt⸗ ſtellung der Täter zur Verfügung geſtellt, die ausſchließlich für die Mitarbeit des Publikums beſtimmt ſind. enb Lauban, 26. Okt. Junges Mäd⸗ chen ermordet. Am geſtrigen Sonntag wurde in einem Bach in der Nähe des Feld⸗ weges von Lauban nach Löbensluſt die ſieben⸗ zehnjährige Tochter Hildegard des Sattlermei⸗ ſters Schulze aus Lauban ermordet aufgefun⸗ den. Das junge Mädchen iſt durch einen aus nächſter Nähe in den Rücken abgegebenen Schuß und durch weitere Schüſſe in den Kopf getötet worden. Die Leiche mies außerdem Cübecker Prozeß: mehrere Stichverletzungen am Hals und Kopf auf. Nach dem Befunde am Tatort hat ein er⸗ bitterter Kampf des Opſers mit dem Mörder ſtattgefunden. Die Ermordete hatte die elter⸗ liche Wohnung vorgeſtern nachmittag verlaſſen um ſich zu ihren Geſchwiſtern zu begeben nach Löbensluſt. Für die Aufklärung der Mordtat iſt eine Belohnung von 1000 Mark ausgeſetzt worden. wib. Hamburg, 26. Okt.(Gefangenen⸗— meuterei in einer Strafanſtalt.) In der Hamburger Nebenſtrafanſtalt Glasmoor iſt es am Sonntag zu einer Meuterei durch Ent— zug des ſonntäglichen Mittageſſens gemaßregelter Gefangener gekommen, in deren Verlauf die Zelle der aufſäſſigen Gefangenen, die ſich verbarrika— diert hatten, von den Beamten mit der Waffe in der Hand geſtürmt werden mußte. Die Belagerten hatten ihre Matrazen in Brand geſteckt. Fünf Hauptbeteiligten ſind in die Anſtalt Fuhlsbüttel übergeführt worden, und ſehen ihrer Beſtrafung entgegen. — Engliſcher humor „Herr Ober, wie kommt denn der Kragen— knopf in meine Suppe?“ fragte ein Gaſt ent— rüſtet den Kellner.„Tauſend Dank“, iſt die Antwort,„ich habe ihn ſchon überall verge— bens geſucht.“ * Wie berichtet wird, iſt es den Sträflingen eines gewiſſen amerikaniſchen Gefangniſſes ge— ſtattet worden, von ihren Frauen ſelbſtgebacke— nen Kuchen in Empfang zu nehmen. Doch be— ſteht für die Gefangenen, die ſich gut geführt haben, kein Zwang, dieſen ſelbſtgebackenen Ku— chen auch zu eſſen. N Was iſt ein Peſſimiſt? Ein Mann, der nach beiden Seiten Ausſchau hält, bevor er über den Damm einer Einbahnſtraße geht! Nebel- kein Hindernis mehr für den Flieger Ebenſo wie der geübte Maſchinenſchreiber auch fähig ſein muß, blind ſchreiben zu können, ſollte heute auch der Flieger ſein Flugzeug blind lenken, das heißt, es ſelbſt durch den dickſten Nebel nur mit Hilfe ſeiner Inſtrumen— te an Ort und Stelle bringen können. Zurzeit werden in der amerilaniſchen Armee und zwar auf dem Flugübungsplatz zu Kelly Field in Texas bereits Uebungen im Blindfliegen vor— genommen. Die Uebungen begannen damit, daß man zuerſt drei Flugzeuge bei einem Wetter ausſandte, das zwar ſtark neblig war, aber zeitweiſe doch eine Sicht zwiſchen den Wolken geſtattete, um den Piloten den Weg „Vorſicht wurde außer acht gelaſſen“ äußert Prof. Calmette—„Die Angeklagten verſuchen die Diskuſſionsbaſis zu verſchieben“ Profeſſor Calmette zum Lübecker Prozeß. wib. München, 26. Okt. Prof. Calmette hat an die„Münchener Neueſten Nachrichten“ einen Brie gerichtet, in dem er zu den Vorgängen in Lübeck Stellung nimmt. In dieſem Schreiben er— klärt Profeſſor Calmette n. a., im Laboratorium des Lühecker Krankenhauſes ſeien keinerlei Vorſichtsmaßregeln unternom⸗ men worden, um eine Vermengung von B. C. G.⸗Kulturen und der virulenten menſchlichen Bazillen zu verhindern, die in dem gleichen Laboratorium zur Herſtellung des Deycke-Much'ſchen Präparates dienten. Es ſei ihm nicht verſtändlich, daß der Profeſſor Deycke und ſeine Anhänger erklärt hätten, das B. C. G.⸗ Präparat ſei auf Virulenz zurückgeſchlagen, zumal überall bekannt ſei, daß B. C. G. unſchädlich ſei. Verhand⸗ biologiſchen Die Angeklagten verſuchten, die lungen ſo zu wenden, daß die Eigenſchaften des B. C. 8. und nicht mehr die Verhältniſſe im Lübecker Laboratortun zur Diskuſſion ſtünden. Der Bericht— ſo fährt Prof. Calmette fort— — über die Kinderſterblüüchkeit in Pernit(Bulgacien) ſei von einem Dr. Simono eefunden, von den bul⸗ gariſchen Hygienebehörden indeſſen richtiggeſtellt worden. In der Zeugenvernehmung im Lübecker Pro— zeß wurde heute nachmittag u. a. Prof. Dr. Uhlen⸗ huth zu den Vorſichtsmaßregeln vernommen, di in Breslau vor Einführung des Calmett fahrens unternommen wurden. Prof. Uhlen— huth erklärte u. a., in Breslau ſeien auch Tierver— ſuche vorgenommemn worden, die lediglich nega tiv verlaufen ſind. Rechtsanwalt Dr. Frey for derte eine Unterſuchung der Ergebniſſe in Breslar um feſtſtellen zu können, ob ſich die Lübecker Aerzte einer Unvorſichtigkeit ſchuldig gemacht haben. 4 Bei der Vernehmung des ehemaligen Präſi— denten der Landesverſicherungsanſtalt der Hanse ſtädte in Lübeck, Dr. Bielefeld, kam die Erwäh— nung auch auf die Kaffeetafel bei Prof. Calmette, an der auch Bielefeld teilnahm. Bielefeld habe an der Riviera von den Erfolgen der BCG-Impfung in Frankreich gehört und Dr. Altsſtaedt ſchriftlich die Prüfung dieſes Mittels empfohlen. zu zeigen, wenn ſie ihn verloren harten. Var⸗ auf folgten Flugübungen im dichten Nebel und als dieſe ohne Unfall verliefen, verſuchte man, ein aus ſechs Flugzeugen beſtehendes kleines Geſchwader bei ſtarkem Nebel Flüge ausführen zu laſſen. Auch dieſe Flüge, bei de⸗ nen die Piloten nur auf ihre Inſtrumente angewieſen waren, gelangen ſehr gut; die Flugzeuge fuhren hintereinander, ſodaß der Führer des letzten zwar das erſte Flugzeug nicht mehr wahrnehmen konnte, ſich aber im— merhin nach dem vor ihm fliegenden Flug— zeug zu richten vermochte, deſſen Umriſſe er auch im Nebel ſah. Die Uebungen im Blind— fliegen werden nunmehr fortgeſetzt, da ſich ge— zeigt hat, daß es tatſächlich möglich iſt, ein Flugzeug nur mit Hilfe guter Inſtrumente zu lenken, ein Ergebnis, dem ſowohl im gewöhn— lichen Luftverkehr, als auch im Kriege zweifel— los eine große Bedeutung zukommt. Für 1520000 Reichsmark Bilder geſtohlen enb. Nürnberg, 25. Okt. Auf dem Dachboden eines Heimes im Norden der Stadt, das ſich früher im Beſitz einer Stiftung befand, lagerte bis vor etwa 3 Wochen eine Anzahl von Oelgemälden, denen man keine weitere Beachtung ſchenkte, da die derzeitigen Beſitzer ſich ihres Wertes nicht be— wußt waren. In Wirklichkeit ſtellten ſie aber einen ganz erheblichen Wert dar. Es handelt ſich um einen Zyklus von 13 Bildern des bekannten Kunſtmalers Ferdinand Keller, die in den Jahren 1883 bis 1886 entſtanden ſind und Darſtellungen aus Wagners„Nibelungen“ zeigten. Sie reprä— ſentierten einen Liebhaberwert von ca. 15 000 bis 20 000 Mark. Vor etwa drei Wochen lieferten zwei Burſchen in dem Heim Kartoffeln an. Der eine der beiden zeigte Intereſſe für eines der Bilder. Ex wollte es gern in ſeinem Gartenhaus aufhängen, wie er ſagte. Da man ſich über den Wert der verſtaubten Bilder im Unklaren war, erteilte der Leiter des Heims dem Hausmeiſter die Erlaubnis, das Bild 1Hverſchenken. Aber es blieb nun nicht bei die— ſem einen Bilde. Ohne Wiſſen des Heimleiters verſchwanden auch die anderen Bilder bis auf eines vom Dachboden. Die Burſchen ſetzten ſich mit einem Kunſthändler ins Benehmen, durch deſ— ſen Vermittlung der Verkauf an einen anderen Händler zuſtandekam, und zwar für einen Preis von 800 Mark für die 21 Bilder. Während die— ſer Verkaufsverhandlungen beim Kunſthändler war ein Fabrikant im Laden zugegen. Dieſer nahm nun die Gelegenheit wahr, ſich am Geſchäft zu beteiligen und ſchickte zu dem Hausmeiſter des Heims, wo er angeblich im Auftrage der beiden Burſchen, das letzte Bild, ein Bildnis Richard Wagners, holen und in ſeine Wohnung ſchaffen ließ. Die anderen Bilder ſollen einer hieſigen Sammlung und einem Antiquitätenhändler ange⸗ boten worden ſein, wobei angegeben wurde, ſie ſtammten aus dem Beſitz einer Votſchaft in Paris. der Angelegenheit wurden geſtern verſchie⸗ 5 0 r Kriminalpolizei vernom— chung iſt im Gange. Produkten⸗ und Viehmarkt Mannheimer Produktenbericht. Mannheim, 26. Okt. Es wurden notiert: Wei— zen, inl. 16,75— 18,75; Sommergerſte, inl. 17 19; Futtergerſte 16,50—17; ſüdd. Weizen⸗ mehl Spezial Null, neue Mahlung Oktober-Novem⸗ ber 34,50; desgleichen mit Auslandsweizen 26,50; ſüdd. Weizenauszugsmehl, gleiche Mahl— art und gleicher Termin 38,50 bezw. 40,50; ſüd⸗ deutſches Weizenbrotmehl, gleiche Mahlart und Lieferung 26,50 bezw. 28,50, Roggenmehl 0-60“ prozentige Ausmahlung je nach Fabrikat 29,755 31,50, feine Weizenkleie 8.50—8,75, Biertreber 12— 12,25, Erdnußkuchen 11,75— 12. Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 26. Okt. Zufuhr und Preiſe: 220 Ochſen 32—38; 215 Bullen 20—29, 253 Kühe 12—28; 365 Färſen 28— 40; 646 Kälber 28—48; 44 Schafe 24—28; 3209 Schweine 35—50; 70 Arbeitspferde 600— 1600; 45 Schlachtpferde 40—140; 2 Ziegen, nicht notiert Marktverlauf: Großvieh ruhig, langſam ge— räumt; Kälber ruhig, langſam geräumt; Schweine mittel; Fettſchweine über Notig; Arbeits- und Schlachtpferde ruhig. . 7575 171% 2* 0 N 1 105 lle, 5 0 1 1 nl J U U 10 1 0 U 90 5 0 . 0 0 Freude herrscht an allen Gtätten, wo die, ihre du h I 0 0 100 N I 0 0 SAl. * Al E M Jigaretten“ duft gen Grüsse senden Qualitätsgenüsse spenden. LEM Zofeften K . re- — —.... . T:. ˙ ... .——. —.— ——:—