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Ende September 1931 be⸗ liefen ſich die Sparkaſſeneinlagen bei den deut⸗ ſchen Sparkaſſen auf 10 218,79 Millionen RM. gegenüber 10 504,96 Millionen RM. Ende Auguſt 1931. Der Berichtsmonat weiſt mithin eine Abnahme um 286,17 Millionen RM. ge⸗ genüber einer Abnahme um 300,69 Millionen NM. im Auguſt 1931 auf. Dingeldey beim Reichspräſidenten. Berlin, 31. Okt. Wie die„D. A. 3.“ aus po⸗ litiſchen Kreiſen hört, hat der Reichspräſident vor einigen Tagen den Abg. Dingeldey emp⸗ fangen. Damit iſt— ſo ſchreibt das Blatt— die ſeinerzeit während der Reichstagung zu⸗ rückgeſtellte Beſprechung, deren Verſchiebung der Linkspreſſe Anlaß zu recht unfreundlichen Bemerkungen gegen den Führer der DVP. bot, nachgeholt worden. Botſchafter von Hoeſch in Berlin. Berlin, 30. Okt. Botſchafter von Hoeſch iſt heute Abend gegen 6 Uhr in Berlin eingetrof— en. Er wird vorausſichtlich ſchon am Sonntag wieder nach Paris zurückkehren, damit er gleich nach der Ankunft Lavals die reparationspoli— tiſchen Beſprechungen aufnehmen kann, die während ſeines Berliner Aufenthaltes vorbe⸗ reitet werden ſollen. Zunächſt wird Dr. von Hoeſch natürlich den Reichskanzler und den Staatsſekretär von Bülow beſuchen. An dieſe Unterhaltungen wird ſich dann morgen eine Sitzung des Reparationsausſchuſſes des Reichs⸗ kabinetts anſchließen, in der die Inſtruktionen feſtgelegt werden ſollen. die der Botſchafter für die diplomatiſche Fühlungnahme mit der franzöſiſchen Regierung braucht. Was über ihren Inhalt ſchon jetzt geſagt wird, kann natürlich nur Kombination ſein denn ſie ſollen ſich ja ſchließlich doch erſt au den Berliner Beratungen ergeben. Soziales Die Nachverhandlungen im Lohnlonflikt bei der Reichsbahn. enb Berlin, 31. Okt. Die Nachverhandlungen im Lohntonflikt bei der Reichsbahn, die geſtern im Reichsarbeitsminiſterium unter Leitung von Miniſterialdirigent Dr. Meves ſtattfanden, haben zu einer Verſtändigung zwiſchen den Parteien nicht geführt. Nunmehr hat ſich der Reichsar⸗ beitsminiſter zu entſcheiden, ob er den ſtrittigen Zwiſchenſchiedsſpruch vom 27. Oktober, der die vorläufige Verlängerung des bisherigen Lohn⸗ verhältniſſes vorſieht, für verbindlich erklären will oder nicht. Die Entſcheidung des Miniſters wird erſt heute ſallen. Beamtenbund gegen die Notverordnungen. enb Berlin, 30. Okt. Der geſchäftsführende Vorſtand des Deutſchen Beamtenbundes beſchäf⸗ tigte ſich dieſer Tage eingehend mit der beamten⸗ politiſchen und beamtenrechtlichen Entwicklung aufgrund der verſchiedenen Notverordnungen. Er beſchloß, da die Notverordnungen in Reich und Länder eine große Anzahl von Rechtsfragen von grundſätzlicher und allgemeiner Bedeutung aufgeworfen hätten, um Rechtswege eine Entſchei⸗ dung herbeizuführen. Die Arbeitgeberaruppe Nord⸗Weſt kündigt das Lohnabꝛommen. witb Düſſeldorf. 30. Oktt Die Arbeitgeber⸗ gruppe Nordweſt teilt mit, ſie habe durch die wei⸗ tere erhebliche Verſchlechterung der Wirtſchafts⸗ lage der rheiniſch⸗weſtſäliſchen Eiſeninduſtrie ver⸗ anlaßt, heute das laufende Lohnabkommen zum 30. November ds. Is. gekündigt. Die zur Zeit geltende Lohnvereinbarung, die eine Herabſe⸗ zung des Tarifſtundenlohnes um 3 Pfg. brachte. iſt ab 1. Auguſ' in Kraft getreten und erſtmalig zum 30. November kündbar. Verbindlichteitserklärung der Lohnſchiedsſprüche für Werſt⸗ und Hafenarbeiter. wtb Hamburg. 30. Okt. Wie der Schlichter für die Nordmark mitteilt, hat der Reichsarbeits⸗ miniſter die Schiedsſprüche für die Hafenarbeiter als verbindlich anerkannt. u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäſtsſtelle Rathausſtr. eitung Anzeigenpreiſe: 8 inzeiger (Siernheimer Bürger-⸗Ztg.— Biernh. Vollsblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Samstag. den 31. Oktober 1031 nationalſozialiſten und Zentrum enb. München, 31. Okt. In einer ge⸗ ſtern Abend hier abgehaltenen nationalſoziali⸗ ſtiſchen Verſammlung erklärte der Reichstags⸗ abgeordnete Stöhr, die Nationalſozialiſten ſeien bereit, mit dem Zentrum zu regieren, wenn dieſes ſich„aus den Klauen des gott⸗ leugneriſchen Marxismus“ befreit haben werde. Deutſchlands Auslandsverſchuldung wtb. Berlin, 30. Okt. Zu den verſchiedenen in der Preſſe erſchienenen Schätzungen über die deutſche Auslandsverſchuldung wird dem WTB.⸗Handelsdienſt von maßgebender Seite mitgeteilt: Berlin, 28. Okt. Die politiſche Lage bietet eit einigen Tagen ein ſehr merkwürdiges Bild. Die„nationale“ Oppoſition hat auf der Harzbur⸗ ger Tagung und im Reichstag den Anſchein einer geſchloſſenen Einheit zu erwecken verſucht. rechtigte Zweifel tauchten jedoch ſchon damals auf, ob die zur Schau getragene Einigkeit auch tatſäch⸗ lich vorhanden ſei. In nationalſozialiſtiſchen und deutſchnationalen Zeitungen findet ſich jetzt eine Preſſefehde, die erkennen läßt, daß das Ringen zwiſchen Hitler und Hugen⸗ berg in das entſcheidende Stadium getreten iſt. Allem Anſchein nach will ſich Hit⸗ ler von Hugenberg e loslöſen, wie er auch den Wunſch zu haben ſcheint, mit Rückſicht auf die von ihm vertretenen Arbeiter die goldenen Ketten der Schwerinduſtrie abzuwerfen. Hitler ſcheint erkannt zu haben, daß er in die Regierung muß, wenn er nach den jahrelangen Verſprechun— gen weiter von ſeinen Maſſen als Führer aner— kannt werden will. Der erſte offenkundige Annäherungsverſuch war der am Tag der Regierungserklärung ver⸗ öffentlichte„offene Brief“ Hitlers an Reichskanz⸗ ler Dr. Brüning. Dr. Brüning erkannte den ſach⸗ lichen Inhalt dieſes Briefes in der Reichstags⸗ ſitzung an. Am Mittwoch dieſer Woche iſt nun im Nationalſozialiſtiſchen Preſſedienſt, der in Berlin von dem früheren Major Weberſtädt heraus⸗ gegeben wird, ein Artitel erſchienen unter der lleberſchrift:„Wir wollen etwas anderes als Brü⸗ ning.“ In dieſem Artikel wird dem Reichskanzler dem Führer der Zentrumspartei, Prälaten Dr. Kaas, und der ganzen Zentrumspartei die natio⸗ Be⸗ Aufgrund der Anmeldung, welche mit Not⸗ herordnung vom 27. Juli 1931 angeordnet wurde, ergibt ſich nach dem Stande vom 28. Juli 1931 eine deutſche Auslandsverſchuldung von 12 Milliarden RMk. an kurz⸗ friſtigen Schulden(weniger als 12 Mo⸗ nate), 11,1 Milliarden R Mk. an langfriſtigen Schulden(länger als 12 Monate). Dieſe Ziffern ſind Bruttoziffern. Die deutſchen Anlagen im Auslande ebenſo wie die im Wiggin-Bericht erwähnten Anla⸗ gen des Auslandes in Deutſchland(Aktien und andere Werte ſowie Grundſtücke) ſind bisher ſtatiſtiſch nicht erfaßt worden. Seit Juli dürfte etwa eine Milliarde RMk. zurückgezahlt ſein. Letzte Radiomeldungen China wird auf das japaniſche Memorandum antworten. wib. Paris, 31. Okt. Auf das letzte japa⸗ Annäherungsverſuche Hitlers an das Sentrum nale Geſinnung abgeſprochen. Wie unangenehm dieſe Auslaſſungen des Nationalſozialiſtiſchen Preſſedienſtes den Leuten der Nationalſozialiſtiſchen Partei ſind, geht daraus hervor, daß nicht nur in Berliner politiſchen Kreiſen von nationalſozialiſti⸗ ſcher Seite gefliſſentlich darauf hingewieſen wird, daß Major a. D. Weberſtädt zu einer ſolchen Stellungnahme überhaupt nicht berechtigt ſei und auch ohne Auftrag gehandelt habe, ſondern auch aus der Tatſache, daß ſich die Preſſeſtelle der Reichsleitung der Nationalſozialiſtiſchen Arbeiter— partei beeilte, die Wirkungen der gemachten Aeuße— rungen Major Weberſtädts abzuſch w ä chen und dem Zentrum ein Koalitionsan⸗ gebot zu machen. Offenbar kommt dieſem Angebot Hitlers an das Zentrum eine beſondere Bedeutung zu. Zunächſt wird zu prüfen ſein, ob hinter dem Koalitions⸗ antrag eine ernſte Abſicht oder der Verſuch ſteckt, dem Zentrum eine Falle zu ſtellen. Dann aber wird zu prüfen ſein, ob die Nationalſozialiſtiſche Partei mit beiden Füßen ſo feſt auf dem Boden der Verfaſſung ſteht, daß das Zentrum überhaupt veranlaßt werden könnte, ſich mit dem Angebot ernſthaft zu befaſſen. Glauben die maßgebenden Inſtanzen des Zentrums, das Koalitionsangebot Hitlers beachten zu müſſen, ſo werden ſie ſich da⸗ mit eingehend befaſſen. Vielleicht beſteht die Mög⸗ lichkeit, daß auf der Tagung des Reichspar⸗ tei⸗Ausſchuſſes des Zentrums, die am 5. November ſtattfindet, das Thema National— ſozialismus und Zentrum zur Debatte geſtellt wird, zun dadurch Klarheit in die Angelegenheit zu 7 bringen. ieee 48˙ Jahrgang 7 niſche Memorandum an den Völkerbund, das den Standpunkt vertritt, daß die Verantwortung für die Ereigniſſe in der Mandſchurei auf China falle, und das behauptet, China habe die Verträge nicht beachtet, wird, wie die Agentur Indo Pacific aus Schanghai meldet, im Auswärtigen Ausſchuß eine Antwort vorbereitet. Schließung der Föderation Bank of Truſt Co. Newyork. wib. Newyork, 31. Okt. Die Föderation Bank of Truſt Co. Newyork, die größte Gewerk⸗ ſchaftsbank des Landes, wurde geſtern von der ſtaatlichen Aufſichtsbehörde geſchloſſen. Die Bank die 1923 gegründet worden iſt, verfügt über Ka⸗ pital und Reſerven in Höhe von 15 Millionen Dollar. Die Schließung erfolgte wegen Illiqui⸗ ditüt und Entwertung der Aktiven, die ſich auf 18,143 Millionen Dollar beliefen. Die Aufſichts⸗ behörde hat die Uebernahme der geſchloſſenen Bank durch die Manufacturer Truſt Co. arrangiert die den Einlegern der inſolventen Bank ſofort zwei Drittel ihrer Guthaben zur Verfügung ſtellt. Holland wünſcht eine Kontingentierung der Wareneinfuhr. witb. Haag, 31. Okt. Regierung hat bei der zweiten Kammer einen Gefetzentwurf ein⸗ gereicht, der zeitlich begrenzte Maßnahmen zu einer Kontingentierung der Einfuhr für beſtimmte Waren vorſieht. Die betreffenden Einfuhrbeſchrän⸗ kungen ſollen gleichermaßen für alle Länder gel⸗ ten. Die Ausarbeitung der Ausführungsbeſtim⸗ mungen zu dem Geſetzentwurf ſoll der Regierung zbliegen. Cübecker Prozeß wtb. Lübeck, 30. Okt. Im Verlaufe der heuti⸗ gen Verhandlung im Tuberkuloſeprozeß wurde noch einmal Geheimrat Dr. Bielefeld vernommen. Er erklärte, in einer Sitzung des Zentralkomitees der deutſchen Geſellſchaft zur Bekämpfung der Tuber⸗ kuloſe die Ueberzeugung gewonnen zu haben, daß das Präſidium dem Calmetteverfahren günſtig ge— genüberſtehe. Der Präſident des Reichsgeſundheitsamtes Dr. Hamel äußerte ſich dann über die wiſſenſchaftlichen Aufgaben des vom Reichsgeſundheitsamt eingeſetz⸗ ien Unterſuchungsausſchuſſes, der ſich mit dem Calmette⸗Verfahren zu befaſſen hatte. Dr. Hamel ſagte, daß die Arbeiten des Ausſchuſſes bis zum Lübecker Unglück noch nicht zum Abſchluß gekom⸗ men waren. Gegen andere Aerzte, die BCG. ver⸗ füttert hatten(darunter Dr. Buſchmann bis 1929 an über 200 Kinder), habe das Reichsgeſundheits⸗ amt keine Veranlaſſung geſehen, einzuſchreiten. In der Nachmittagsſitzung äußerten ſich ver⸗ ſchiedene Hebammen als Zeugen zu jedem einzel⸗ nen Fall der Fütterung mit BCG. wurde auf Sonnabend ver— Die Die Verhandlung tagt. teilzunehmen. Reichskanzler Dr. Brüning und Staatsſekretär Pünder betreten das Palais des Reichspräſiden⸗ ten, um an der 1. Sitzung des Wirtſchaftsbeirats Graßmann. der Führer der Freien Gewerkſchaften, begibt ſich zur Sit⸗ zung in das Reichspräſidentenpalais Ber Wirtseliaftobeizat tiat zum eislen Aal zusamtnen Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich und der Ge⸗ neraldirektor Schmitz nach der Sitzung des Wirtſchaftsbeirats. der J. G. Farben, Geheimrat Fiſchfang mit elektriſchem Strom Einen neuen Verſuch des Fiſchfanges unter⸗ nahm der Mindener Fiſcherverein unter Zuhilfe⸗ nahme des elektriſchen Stromes. Die Verſuche ſind allerdings noch nicht mit dem erwünſchten Erfolge gekrönt worden, ſodaß weitere Verſuche folgen. Der Fiſchfang ging in der Weiſe vor ſich, daß der Strom aus der Ueberlandzentrale durch mehrere elektriſch geladene Schwimmer auf dem Waſſerſpiegel verteilt und eine zweite Leitung auf dem Grund entlanggeführt wird. Bei Einſchal⸗ tung des Stromes iſt durch das Waſſer der Strom⸗ kreis geſchloſſen, ſodaß theoretiſch alle Fiſche, die ſich im Umkreis von zwei Metern von den Schwim— mern aufhalten, getötet werden. Sollten die wei— teren Verſuche glücken, ſo wäre eine Methode ge— funden, ſchnell und leicht einen großen Fiſchzug zu machen. Rußland ⸗Erlebniſſe eines Schweizer Schriſtſtellers Vor einiger Zeit ging durch die Schweiger Preſſe die Meldung, daß der bekannte ſchweizeri⸗ ſche Schriftſteller Hermann Kurz von Baſel, der ſchon mehrmals in Rußland war, und ein guter Kenner Sowjetrußlands iſt, in Rußland wegen Spionageverdachts verhaftet worden ſei. Es ging ſogar das Gerücht, er ſei bereits in dem Gefäng⸗ nis der G.P. U. erſchoſſen worden. Kurz iſt nun am Sonntag in Baſel eingetroffen und hat der Preſſe einige Erklärungen über ſein wechſelvolles Schickſal abgegeben. Danach hatte ihn die ſowjet⸗ ruſſiſche Handelsvertretung in Berlin eingeladen, nach Rußland zu kommen, um dort gewiſſe bioche— miſche Verſuche durchzuführen. Er ſei dann nach Moskau abgereiſt und dort am 10. Juli 1930 ein⸗ getroffen. Im Auguſt 1930 referierte er vor einem Sowjetkongreß über ſeine Verſuche. Bald darauf habe er ſich nach Roſtow am Don begeben, wo er am 23. Auguſt ohne Angabe eines Grundes verhaftet und nach Moskau verbracht worden ſei. Dort habe man ihn ins Gefängnis der G. P. U. ge⸗ führt, ins ſogenannte innere Gefängnis, wo die Hinrichtungen ſtattfinden. Er ſei verſchiedenen Verhören unterzogen worden, doch habe eine eigent— liche Strafunterſuchung odex ein Verfahren gegen ihn nicht ſtattgefunden. Aus Proteſt gegen dieſe Behandlung ſei er im Mai 1931 in den Hunger— treik getreten, den er 12 Tage lang durchgeführt habe, worauf ihm ſeine baldige Freilaſſung ange- kündigt worden ſei. Nach einem zweiten Hunger— ſtreik, der ihn geſundheitlich ſchwer herunterge— bracht habe, ſodaß er zwei Lungenblutungen ge— habt habe, ſei er ins Spitalgefängnis gebracht worden. Nachdem er ſich einigermaßen erholt habe, ſei er am 15. Oktober in Begleitung eines roten Offiziers an die Grenze verbracht und nach Lettland ausgewieſen worden. Kurz will nun ge⸗ gen die ſowjetruſſiſche Handelsvertretung in Ber⸗ lin einen Prozeß auf Schadenerſatz anſtrengen. Wie„Pariſer Modelle“ entſtehen Die Aufdeckung einer Organiſation, die in aller Heimlichkeit und gegen angemeſſene Entlohnung gefälſchte Markenetiketten der führenden Häuſer der Pariſer Haute Couture unter der Hand ver⸗ trieb, hat auf dem Pariſer Modenmarkt eine wahre tei getan. Eine Hausſuchung bei der Firma des Direktors führte zur Entdeckung eines Schrankes, in dem man über 50 000 dieſer gefälſchten Fir⸗ menmarken fand. Der Direktor ſteht unter der Beſchuldigung, dieſe Marken gefälſcht und in de. Verkehr gebracht zu haben. Seit über fünf Jah⸗ ren fabrizierte eine Druckerei in Saint⸗Exienne in Verbindung mit einer Pariſer Firma Tauſende dieſer Etiketten, die ſie der beſchuldigten Firma zum Weitervertrieb überließ. Die wertvollen Aus⸗ weiſe wurden an kleinere Modengeſchäfte in Frankreich und im Auslande abgeſetzt, die dadurch in die Lage kamen, ihre minderwertige Lagerware zu den hohen Preiſen zu verkaufen, wie ſie für Pa⸗ riſer Modelle gezahlt werden. Wie verlautet, iſt auch eine Reihe von großen Textilunternehmun⸗ gen in den Skandal verwickelt, der noch in ſeinen Anfängen ſteht und gewaltigen Umfang annehmen dürfte. Der Kreiſe der Haute Couture und der Haute Mode hat ſich eine wahre Beſtürzung be⸗ mächtigt. Man verweiſt auf den ungeheuren Schaden, der durch die Verbreitung der falſchen Etiketten verurſacht wird. Es handelt ſich hierbei um Hunderte von Millionen, da dieſer Schwarz⸗ handel den Abſatz der großen Firmen ſo gut wie lahmgelegt hat. Neben dem geldlichen Schaden handelt es ſich aber dabei auch um eine ſchwere moraliſche Schädigung, da unter der falſchen Flagge Kleider und Hüte nach dem Auslande ver— ſchickt wurden, die nicht dazu angetan ſind, dem Ruf der franzöſiſchen Modeinduſtrie zu nützen. „Alle unſere großen Häuſer“, erklärte der Leiter eines führenden Hauſes,„ſind in Gefahr, durch dieſen illegitimen Handel in Verruf zu kommen.“ Der Mann, der nachts zum Friedhof fuhr Von Rudolf Seebacher. Alſo hatte Thomaſius ſeine Schwiegermutter beerdigt. Die hatte nicht in derſelben Stadt ge— wohnt und Thomaſius mußte ſchon eine kurze Reiſe mit im Kauf nehmen.—— So kam er denn um Mitternacht glücklich wie⸗ der auf dem Bahnhof ſeiner Heimatſtadt an.— Ein wenig angeſäuſelt zwar—— den Zylinder etwas ſchief auf dem Kopf—— aber ſonſt doch — na, wie geſagt— glücklich. Langſam trudelte Thomaſius durch die Sperre und beſtieg draußen vor dem Bahnhof die Elek— triſche. Es war der letzte Wagen und dementſpre— chend ſtark beſetzt, ſo daß er einige Mühe hatte, ſeine„Wohlbeleibtheit“ auf einem Sitzplatz unter⸗ zu bringen.— Aber ſchließlich gelang es ihm doch; trotzdem jetzt eine Dame neben ihm ſaß, die gleich— falls nicht zur ſchlanken Linie gehörte. Gegenüber ſaß ein Herr— groß— elegant— mit einer dicken Hornbrille. Seine Augen bohrten ſich förm⸗ lich in die Zeitung hinein, die er mit wohlgepfleg— ten Händen vor ſich ausgebreitet hielt. Man ſah es dieſen Augen an, daß ſie einem energiſchen Men⸗ ſchen gehören mußten. „Früher ſcheinbar mal Leutnant geweſen“, dachte Thomaſius und hatte große Mühe, das Por⸗ temonnaie aus ſeiner Taſche zu angeln. Dabei glitt ihm der Zylinder vom Kopf, rollte langſam über die Zeitung ſeines Gegenübers, um ſchließlich auf deſſen Schoß liegen zu bleiben. „Verzeihung!“ ſtammelte Thomaſius und der Herr knurrte etwas Undefinierbares, während er den Zylinder ſeinem Beſitzer unwirſch wieder zu— rückreichte. Jetzt kam der Schaffner und fragte: weit?“ „Bis— hupp— Nordfriedhof!“—— Der Nordfriedhof lag weit außerhalb der Stadt, fern jeder menſchlichen Anſiedlung.— Was wollte der „Wie einmal:„Wie weit bitte?“ „Na— hupp— Nordfriedhof!— Eb'n ſchon mal geſagt!“ antwortete Thomaſius.— Die Dame neben ihm ſchien entrüſtet. Der große ele⸗ gante Herr mit der dicken Hornbrille beruhigte ſie jedoch und wandte ſich an den Schaffner: „Bedienen Sie— äh— die anderen Leute inzwiſchen— Aeh— werde mal da mit dem Zy⸗ linderonkel ein paar paſſende Worte reden Kenne dieſe Sorte beſſer als Sie!— Aeh— werde ihn ſchon zur Rrrraiſon bringen— jawohl!“ Der Schaffner ging und der Herr wandte ſich mit ſchnarrender Stimme an Thomaſius: „Kerl! Rappeln Sie ſich mal in bißchen zu⸗ ſammen!— Sie— äh— Sie verſoffener— 1“ In dieſem Augenblick geriet der Zylinder des Herrn Thomaſius wiederum bedenklich ins Schwan⸗ ken, rutſchte ſchließlich nach links ab und fiel dies⸗ mal in galantem Bogen der Dame, die nicht zur ſchlanken Linie gehörte, in den Schoß.— Die ſprang erſchrocken hoch und ſtieß einen Schrei der Entrüſtung aus. Aber wieder gelang es dem Herrn, ſie zu beruhigen. Deſto empörter wandte der ſich nun an Thomaſius: „Menſch! Reißen Sie ſich doch endlich mal zu⸗ ſammen! Und beläſtigen Sie nicht die Fahr⸗ gäſtel!——— Uebrigens— äh— was wollen Sie denn nachts um ein Uhr noch auf dem Nord— friedhof?“ Thomaſius ſtierte auf die Hornbrille, hinter der ihn ein paar böſe Augen zornig anfunkelten und lallte mühſam: „Da erwartet mich meine— hupp— Frau!“ „Was?!?!“——— Der Mann, der früher einmal Leutnant geweſen zu ſein ſchien, ſprang entſetzt hoch! Die Dame neben Herrn Thomaſius hatte noch furchtbarer geſchrien als vorher und ſchnellte gleichfalls von ihrem Sitz in die Höhe!— Alle Paſſagiere waren jetzt aufmerkſam geworden und reckten die Hälſe, um den Mann zu ſehen, der nachts zum Friedhof fuhr, wo weit und breit nie— mand wohnte. Der elegante Herr hatte ſich inzwiſchen wieder hingeſetzt. Er ſchob die Hornbrille, die ſich bei dem Sprung etwas verrückt hatte, wieder richtig auf die Naſe und fragte gedehnt: „Ihre— Frau— erwartet Sie dort?“ „Ja!“ nickte Thomaſius, wobei der Zylinder wieder ſo heftig ſchwankte, daß er nunmehr nach kurzem Ueberlegen auf dem Boden des Wagens landete. In dieſem Augenblick kam der Schaffner von vorne zurück, trat darauf, und der Zylinder knickte elend in ſich zuſammen! Thomaſius kratzte ſich die Glatze und lallte: „Hupp— ſchad't nix!— War ja'n Chapeau — hupp— claque!“ Sein eleganter Gegenüber aber verlor jetzt vollends die Geduld und brüllte ihn an: „Kerrrl! Reden Sie doch endlich mal ver— nünftig!l——— Was— wollen— Sie— nachts— auf dem Nordfriedhof?— Und warum erwartet Ihre Frau Sie dort?“ Thomaſius ſchob ſeinen reichlich verbogenen Zylinder in die richtige Lage und ſagte: „Nicht nur meine— hupp— Frau wartet dort.— Auch meine— hupp— Kinder!“ „Wahnſinn!“ kreiſchte der Herr, der früher Leutnant geweſen zu ſein ſchien, und ſtreckte die Hand mit der Zeitung abwehrend von ſich:„Wahnſinn!“——— Dieſes Wort genügte, um unter den durch die Unterhaltung der beiden Männer ohnehin ſchon erregten Gemüter eine ſchreckliche Panik hervorzu⸗ rufen. Alles ſchrie entſetzt durcheinander und drängte mit Gewalt den Ausgangstüren zul! „Ein Wahnſinniger!l——— Ein Mörder! 15 den er mittlerweile zum Halten gebracht hatte.„ Thomaſius wehrte ſich nicht, da ein Blick durchs Wagenfenſter ihn überzeugte, daß die Bahn am Nordfriedhof angekommen war, deſſen Lame er im Mondlicht deutlich erkennen konnte. Im Nu war er draußen! Den Schaffner hatte er beim Sturz mit hin⸗ ausgeriſſen. Auch der Führer des Wagens kam noch herbei. Thomaſius machte einige Schritte auf das Friedhofstor zu, bis er außer Reichweite der ſchaffneriſchen Hände war und rief dann zu den beiden Beamten hinüber: „Daß Sie s nur wiſſen:'s Fahrgeld kriegenſe nicht mehr von mir! Ich werd' mich obendrein noch beſchweren!— Und warum ich zum Nord⸗ friedhof gefahr'n bin, ſollenſe auch noch erfahren: Ich bin der Friedhofsgärtner und wohn' hier I!——— Gute Nacht!“— Und das Friedhofstor flog zu!——— —— Neue Währung Die Gegenwart ſcheint eine gute Zeit für Pro⸗ jektemacher zu ſein. Die Not macht die Menſchen mehr als ſonſt empfänglich für alle Pläne, die den Schein erwecken, als ob ſie eine Beſſerung bringen können. Solche ſcheinbaren Heilpläne laufen be⸗ ſonders häufig auf eine Umgeſtaltung der Wäh⸗ rung hinaus. Die einen wollen eine ganz neue Währung einführen(zinsloſes Geld, Schwund⸗ geld, Wära, Feſtmark uſw.), andere wieder wollen neben unſerer Reichsmarkwährung noch eine beſon⸗ dere Währung lediglich für das Inland ſchaffen (Binnenmark u. a.). Alle dieſe Pläne kommen — ihren Urhebern ſicher unbewußt— entweder darauf hinaus, daß alles ſo bleibt wie es iſt, alſo nur der Name oder das Ausſehen des Geldes ge⸗ ändert wird; eine ſolche Währungsänderung wäre alſo unnütze Arbeit. Oder aber die Projekte bräch⸗ ten eine Geldentwertung. Dann ändert ſich aller⸗ dings mehr als nur das Aeußere, dieſe tiefergehen⸗ den Aenderungen haben wir jedoch alle ſchon ein⸗ mal in der Inflationszeit bis 1923 erfahren; ſie dürfen nie mehr eintreten. Auch die Einführung einer Binnenmark würde Inflation bedeuten, denn entweder müßten entſprechend der Ausgabe von Binnenmark Reichsmark eingezogen werden, dann hätte ſich nichts geändert außer dem Namen; oder die Binnenmark würde neben der Reichsmark aus⸗ gegeben, das wäre dann eine gefährliche Geldver⸗ mehrung. Außerdem würden alle das beſſere Geld, nämlich die Reichsmark, hamſtern, das beſſere Geld würde durch das ſchlechtere verdrängt. Das Er⸗ gebnis wäre ein heilloſer Wirrwarr und uner⸗ wünſchte Stockungen im Zahlungsverkehr. Aus allen dieſen Gründen lehnen auch alle verantwort⸗ lichen Stellen ſolche und andere Wunderpläne ab. Allerſeelen Nichts tut ſo weh, als ein friſches Grab. Und nichts tut ſo wohl, als wenn durch den Sturm der erſten bitterſten Gefühle hindurch die leiſe Stimme des Glaubens ſpürbar wird. Sie ſchmücken alle die Gräber auf Allerſeelen. Aber das Schmücken allein iſt wenig Troſt. Das Menſchenherz will mehr tun können als bloß dies. Es möchte, und das allein tröſtet, dem Toten ſelber noch eine Liebe antun. Und grade da⸗ rin liegt der große Troſt chriſtlicher Ueberzeugung, daß man dem Toten wirklich in die Ewigkeit hin⸗ über die Hund reichen und Liebes tun kann, wirk⸗ lich und wirkſam tun kann. Darum hat der Aller⸗ ſeelentag bei aller Vergänglichkeit, bei aller 8 N ter ſoll, erfolgen t n al ſſart Au ſchon die Menſchen nach Peter S Aeu en denſelben Stille ig, daß zur dern, entlichen pietiſtiſchen Tltair requiriert regel ſchreite, wollte ſen aufzufor gericht ſich Zehn bis en. Von f Landrichter d. M. neh aller Stille chwärmeri⸗ ſollte Herrmann in entlich predigen würde, 0 ein Ende ge⸗ ben, die Ver ährend einer wo noch di genfeld 7. Jahrgang ſammlungen bei daß eine en war. Vo von dem Mini herigen Treiben en genug vor tzen, dem Peter Herrmann 20 Wagen nach 7 1 1 ich 5 an ihn ergangenen ehl devoteſt bitten. ten des hieſigen prac ſgege aus dem Spe ie gelau N 1 1 0 2 „wenn er, auf ſeinen der injuriö uften k othwend ung das N und in bracht werden. ü f mutet heute noch wie eine ausge ürcht Das Miniſterium ver⸗ oll vom 1. b Großh. Land lt ſeien, a Sbe f 7 habe aber die Erklärung noch nicht Indi age ſo zu. r öff be olge. J miſterium die Sache un gen au'gehört“. 8 ung nicht w zu dem Zeitpunkt, nn zu hören. rat au unverzügl ton 18. 9 S 1 1 tär von Jun Die Ver ö Mi 8 um dem bis ſe r verſamme lsberg, ſtrömten * ng er len, 0 oge bei, was mir privatim zugeſtellt n Formats an: Unterm 7. Verhaft sſecre täglich gegen * ine Unterſuchung geg würde, wegen indem ich denſelben alsdann in der Ziel zu alles Aufſehen icherem Geleit Ruhe zu ld um den Wunderma * 5 in den Acten vorkommenden Weisbinder 0 5 weit kamen ichem te er Krei Sache. 5 en beharrend, weite 1 e größ tellung ſeiner öf mit jedem T ften la erhalten, daß hierzu handen ſeyen. 2 35 Re preiß henden Bericht wurd 8 — Art den Zuſammenk Herrmann macht werden kann, ſo halte ich für en Erhaltung der Ruhe und Ord 0 0 Zuhöre ſterium dem Offenbacher Krei e ſolle ohne Dr. — „Parre Herrmann“ ſe ſtalt nach Hofheim ver vom hohen V lein fuhren die Ein n. Unter Vorträge hinwirken ſollen, den Weg tiſchen Arztes 5 Herrmanns e t. ſie auf den ſen ſeiner Ehe ich jedoch zu dieſer ern si ich gehe vor ſi * er Predigten oder luf den vorſte 8 worden iſ ö Was nun erfolgte Da auf die machte Grotesk Was Körber betrifft, ſo hat jener nach den ſond 5 2 Berichtserſtattung ſchritt, habe ich Großh. daf men laſſen, um zu vernehmen o Strecker Einſicht von dem Pro nicht veranlaßt ſehen würde haben verha ich vorerſt höchſt i thänigſt vorlegen und um Verhalt einzuleiten chen Ide ſofort ſeine Verhaftu zerungen Zugleich ſchließe ich noch das Gute Warnungen mit ſeinen Vorträ aber zu bedeuten, da fügte dabei, daß dieſe rung der Ordnung und und aus dem Odenwa Offenbach, wird. wandten Peter des Schwärmers ein Ma die Irrenan guſt berichtete d wieder in der Herrmann nahmen len Seiten, zwölf Stun Frankfurt a ſein 5⸗ S el⸗ or * 5 tadt Die ten aus dem Kur Bür darüber auf, was ihm bekannt geworden, da, wenn die Ich in und vor deſſen n ſich verſammelten. shalb den Großh. Phy g de 2 8 Oktober 1931 eſonders n unter⸗ fan orträge pie exaltirt für auslangen, rhindern, ohne ich die An Einſchreiten com be ßergerichtlic 2 1 1 ſtellt hatte. Von Adolf Völker“. ihm gewiß Der Bürgermeiſter er⸗ term 18. v. M. den geforderten ch zu dieſer 5 * sſe ſollen. Ehe i s einen böſen Auch das Zu oglichen Krei ld folgendes: ffenen S dert werden. vom 2. Auguſt Peter Herrmann da einzuziehen und oll zu nehmen. lung von 1000 Herrmanns be Demohngeachtet angewachſen, daß die gerin lt den Großh. Phyſicus zum bal d vier Gendar⸗ gefordert, w * 0 emlich von vier hen habe. uli l. J. den Großh. n Bericht iſtlichen b f. 0 zeyperſona welche ßher e erſe me, indem er ſich die C zum Gutachten über — Hauſe 2 fe 2 — e, daß die mir gemach elchen ich mich veran hält ſeit An ge un Is. 5 i Großherzoglich-Heſſiſche Dienſtfähi chen au cherung de n nicht mehr r Juſti betreffend Verſammlung bei Leute Plebs, Menf 1 1 i Boli w rkundigungen eſſen au ö „zu Protoc die Zuhörer n n müſſe. * 5 0 E ſeyn tern den Bericht des Großh. Bür⸗ ringe ine Reden einge Es ſtehen mir n das P M. au * was mir heute behändigt wurde. s Treiben Herrmann bei Herrmann zu ve bei perſönlichem Unwillens au ſes är von Jungen übertrieben waren. t bei einer Verſamm t kann bei der ganz o euten nicht verhin tens aus Landleu (Fortſetzung). wodurch öfters Maſſ lichen Mittel dlicher Ver erm 24. liche ſo auffallend ſey, U 0 en konnte f Maſſen von Der Großh. Kreisrath hatte de laßt ſah noch perſön en nichts auszurichten iſt. ſeines ägen ſekret Der Rubricat Peter Herrmann wurde mir ind cht habe i in ſeinem elterlichen daß da ſtattete hierauf erſt un ch ich annehmen mußt ngenommen ſtand die bt in Abweſenheit des Gro errmann ei ter zum baldige ters vom 31. v. terium des Innern und de ſchen erhlelt ich geſ enkommen ſelb mit dieſen wenigen L In einem Bericht an das germeif 77 Monats Jun Heimatkundliche Beilage zum„Viernheimer Anzeiger“ icus dahier unterm 7. Juni ds. blieb, weil Herrmann ſe rates der Kreis tiſtiſchen Inhaltes, Hauſe bedeutende den Geiſteszu ches aber nach mün einigen Tagen eige gemacht, Charakter anneh als Zielſcheibe forderte deßhalb unt Inzeige gema reits zu einer ſolchen gen hieſigen polizey Polizeydienern nur zwey Bericht, wona hier, ſchrei ten Anzeigen etwas Miniſ 1834, f 3 Sache 2 Inzwi germeiſ Daraus ergibt ſich nun, da ſamm von jenen Vortr forderte ich wiederho digen Gutachten auf, das, was ich erfahr das Zuſammenkommen daß ich Gefahr laufe promittirt zu werden. men zu Gebot, womi Zuhörer beſtehen me e hieſigem ganz ge bis 1500 Menſch i Da ſchaffte Bei der einem 1913 und bedeu⸗ Häup ie zu f „Tätterſchaf“ er es auf den Hof trieb und mir als Patengeſchenk übergab! Nach kurzer Zeit warf —— Er will uns erſchießen!“——— Thoma⸗ ſius hatte nur nach ſeiner Taſche getaſtet, um feſt⸗ zuſtellen, ob er ſein Portemonnaie richtig einge⸗ ſteckt habe.—— Durch das aufgeregte Schreien der Fahrgäſte war er jedoch wieder etwas ernüchtert worden. Dies noch um ſo mehr, als der Schaffner jetzt ver ſuchte, ihn gewaltſam aus dem Wagen zu entfer⸗ Mann dort?— Die Fahrgäſte, die in der Nähe ſaßen, wurden aufmerkſam.— Jetzt— um Mit⸗ ternacht— fuhr ein Mann zum Nordfriedhof?— Beſonders der Herr mit der dicken Hornbrille horchte auf und auch die Dame, die nicht zur ſchlanken Linie gehörte! Aber der Schaffner, der dieſe Art von Paſſa⸗ gieren zu kennen ſchien, lächelte und fragte noch n durfte, gaben tte von m . Schwermut, die über ihm liegt, auch eine verhal⸗ tene Freude. Lux aeterna luceat eis, ſingen wir nicht bloß, ſondern ſtecken wirklich mit Gebet und Opfer das ewige Licht an, das ihnen allen leuchten ſoll. Wohlau, ſtecket die Kerzen der Ewigkeit an; ſie derben auch euch zum Frieden leuchten. Panik ausgelöſt. Ein Polizeiinſpektor hatte ſich unter dem Vorwand, daß er ein großes Stofflager beſitze, das Vertrauen des Direktors eines der größ— ten Pariſer Häuſer der Branche erſchlichen. Se gelang es ihm, ſich eine große Zahl gefälſchter Eti⸗ ketten zu verſchaffen. Damit war der erſte Schrit. zur Aufdeckung dieſer ſenſationellen Machenſchaf „ m N. G. Elwert⸗ — * i In Verſen verſuchte ich mich, der Reime faſt nur aus dem Geſangbuch kannte, 2 zum erſtenmal zur Zeit des ine erſten kleinen Er⸗ ſche Knarre erzählte Was Peterke im Krieg erlebte Es war„Mandawinak, (Erlebniſſe eines Pferdes) und: Nachbars Eſel. Indianerſchmöker kamen der letzte Häuptling der Huronen“. eſto mir nicht in die Hände außer einem einzigen, den ein Hersfelder Buchhändler den Dorfjungen ſchenkte, als die Mutter ein 1911 kam ich als Präpa⸗ mberg an der Efze, trat aber 1912 aubſtummenlehrer in den Dienſt der armen Gehör⸗— Zurenkrieg loſen und fand damit meine Lebensarbeit. trophen. te. Und die Landſchaft war ſo ff. f chule, eine Halbtagsſchule, in der 5 fen. U Dann war ich vier Jahre lang Lehrer in dem hochgelegenen, von Wäldern umkränzten D Seminar zu Dillenburg. In bei⸗ eſ Kampf um Rosenburg Roman von Johannes Hollſtein. (75. Fortſetzung.) Man ſah ihm eine gewiſſe freudige Erre— gung an. Er verlangte Gothe zu ſprechen und wur— de ſofort zu ihm geführt. „Was bringen Sie, lieber Kilian?“ „Eine— gute Nachricht, Herr Gothe.“ Geſpannt ſah ihn der Frager an. „Und—2“ Wir ſind bis zum Ende des Ganges vor- gedrungen. Das Geheimnis des Forſthauſes iſt gelöſt. Wir haben einen ungeheuren Schatz gefunden.“ „Aber was denn, ſo Kilian.“ „Kohle, Herr Gothe.“ Gothe ſchlug in die Hände.„Kohle— ah, ich ahnte es, ahnte es, als ich im Gange das Stück Steinkohle fand.“ „Ich glaube unter der ganzen Herrſchaft Roſenburg, beſonders aber unter den Wal⸗ dungen, ziehen ſich Kohlenflöze von ungeheu⸗ rer Ausdehnung hin. Sie müſſen es ſich an⸗ ſehn. Der alte Förſter hat gewußt, warum er grub, und wir wiſſen jetzt auch, warum man die Förſterei rausgraulen wollte, warum man überhaupt ſo dahinter her war, daß Roſen⸗ urg abwirtſchaftete. Herr Gothe, wenn es der junge Herr von Kamerlingk nicht über⸗ nommen hätte— wer weiß, ob der Kom⸗ merzienrat ſein Gut nicht einmal verkauft agt wurde an das Tagewerk. Den tiefſten Eindruck hatte ich von Stackes Geſchichte des Al⸗ chärften Dokument bedacht werden Es war 191516, da ich den feld⸗ Eller“ durchblätte L ur gleichen Zeit i Verlag in Harburg„Rhönbauern“ u. a. Geſchich⸗ orff 7 — mit Schelte hinausgej tummenlehrer, meiner Familie, me lt ich nach Landes fenen Paten aus Melſenbach ein prächtiges de, a „Der Oberkommiſſar von Breslau Stenglein heißt der Mann! Ihr wirklich fa⸗ moſer Herr Brucks. Herr Kommerzienrat, hat gegen Willfried gehetzt, hat ihm einen Floh ins Ohr geſetzt, und— ich will mich nicht wundern, wenn die Verhaftung kommt!“ „Weſſen beſchuldigt man ihn denn? Es wird doch kein Menſch im Ernſt glauben, daß er die Scheunen angeſteckt hat!“ Doch, der Oberkommiſſar iſt überzeugt da⸗ von! Er will überzeugt ſein, es paßt ihm in den Kram! Er macht ſich eine Rechnung auf: Verſicherungsbetrug—“ Der Kommerzienrat rang nach Luft, ſo aufgeregt war er. „Sie wollen mich zum Narren halten, Herr Gothe! An einen ſolchen Wahnſinn kann kein vernünftiger Menſch glauben! Mein Sohn — und Betrug— Brandſtiftung! Mein Sohn—!“ Hellmer Gothe erhob ſich und ſagte herzlich zu dem aufgeregten alten Herrn: „Herr Komerzienrat— Will und ich ſind gute Freunde! Aber wir brauchten es nicht zu ſein, und mein geſunder Menſchenverſtand würde mir auch ſo gleich ſagen, daß eine ſol⸗ che Behauptung Wahnfinn iſt. Aber— ſie iſt aufgeſtellt. Und dann iſt noch was andere⸗ im Spiel— ich will Ihnen jetzt was von Schaffranz erzählen.“ Er ſchilderte ihnen in einfachen, zu Herzen gehnden Worten, was Willfried Gutes getan hatte, ſang das Hohelied des Mannes, der ſein Blut und Leben drum für Willfried ein⸗ Gothe ſprang für ſie ein und ſagte ernſt: „Viel, und nichts Gutes Herr Kommerzien⸗ rat!— Ihre Anweſenheit iſt dringend nötig!“ „Ich wollte ſchon an dem Tage nach dem Brande kommen, aber ich konnte mich nicht freimachen!“ Dann ſtellte er den Kriminalinſpektor vor. Gemeinſam betraten Sie das Jagdzimmer. Die Mamſell und Elſe ſtellten einen kräf⸗ tigen Imbiß und Wein auf den Tiſch. Kamerlingk trommelte mit den auf der Tiſchplatte. Zum erſten Male in ſeinem Leben fühlte er ſich nervös. „Alſo— ſpannen Sie uns nicht auf Folter, Herr Gothe— was iſt geſchehen?“ „Willfried hatte Ihnen von ſeiner Verlo⸗ bung mitgeteilt“. 6 „Ja!“ „Geſtern abend iſt ſeine Braut meuchlings erſchoſſen worden. Wir haben ſie gefunden, faſt verblutet.“ Sie liegt hoffnungslos dar- nieder!“ Kamerlingk war erſchüttert. „Der arme Jung hgagte er weich. „Ja, er jammert mich! Er liebte Katja, 0 und ſie ihn! Herrgott, Herr Kommerzienrat Frau Käthe empfing den Vater weinend.]— man ſieht auf der Welt viel verliebte Gothe ſtand hinter ihr. Paare, aber die zwei— die liebten einander „Ja— um Gottes willen— was iſt denn mit einer Innigkeit, daß uns anders ums hier alles geſchehen?“ Er ſah ſich um, ſein[Herz wurde; Und ſie traf die Kugel— Aber Auge traf die Scheune— vielmehr den Platz,[noch nicht genug damit— Willfrieds Verhaf⸗ tung ſteht vielleicht bevor.“ Davon bin ich überzeugt.“ „Kilian, Sie haben recht!“ ſagte Gothe, vorgekommen. einem verf So habe ich in den ſechs Lernjahren am Dillfluß and und Leute f f o wenig kennen gelernt wie den Mars und ſeine Bewohner. Im Frühling 1914 erſchien„Aus Herz und Heimat— Balladen und Lieder“, ebenfalls im Selbſtverlag aber bis auf Weniges unrei tungslos. 50 1 3 9 Konfirmation erhi— 5(Kreis Hünfeld) und viel allein mit 8 meinen Büchern und Räumen, die mir über ſchwere innere Erſchütterungen hinweghal randenlehrer nach als 0 ö Doch die Herrlichkeit dauerte nicht lange; igter Nachd ruft 5 mir meine ruf Freu Wa und die Tiergeſchichten: deſſen Augen aufleuchteten.„Ihr Menſchenverſtand bringt die Löſung. — wußte von dem Reichtum! wer—?“ 5 „Herr Gothe— ich bin ein oberrſchleſiſches Kind! Weiß noch, wie die Liga zur Erobe⸗ rung Oberſchleſiens die Grenzen unſicher machte— Der Teufel ſoll mich frikaſſieren, wenn hier nicht die Polen, vielleicht ſogar die Liga, die jetzt in Polen verboten ſt, dahinter⸗ ſteckt—“ „Das wäre ein Fingerzeig! einſtweilen kann ich Ihnen nur ſo danken! Wir ſprechen uns noch einmal. Jetzt gehen Sie zurück, zu Ihren Kameraden— bitten ſie, daß man reinen Mund hält, wenigſtens vorläufig— und dann machen Sie ſich zuſam⸗ men ein paar gute Tage! Sie haben ordent⸗ lich geſchuftet! Hier ſind fünfzig Mark— einſtweilen für Sie und Ihre Kameraden.“ „Aber die kann ich doch nicht annehmen!“ „Nehmen Sie ſie!“ Ich muß jetzt fort! Eben ſehe ich— Kommerzienrat Kamerlingk aus Berlin iſt gekommen. Ich muß zu ihm. Wiederſehen, lieber Kilian—“ Fort war er. geſunder Man Aber wer— heſangbuch kau ze d verſtecktem Widerſtand im Dorf zu kämpfen hatte, einhundertzwanzig Schüler unterrichtete. ener Zeit mußte ich dem Vaterhaus Valet Die Berge mit ihren Buchenwäldern lockten Aber keines der nächſten Dörfer durfte betreten werden, wenn man nicht in den Geruch eines Biertrin— kers kommen und mit einem Strafprotokoll oder gar mit ſolch ſollte. L 1919 folgte das Gedichtbuch„D ten Frührot haben“ ſchen ten“ Wetzlo 1 e ſto beit als Taub nem Gärtchen, meinen Büchern und meiner Muſe. zu es ſtuhl den Einſchlag. Wie ſchnurrte das große Rad! Wie wirbelte der„Schragen“, von dem ich das Garn Das Büchlein fand viel Freunde und liegt jetzt in Auflage vor. 0 5 nahezu Dreißigjähriger verſuchte ich mich auch in Proſadichtungen. chen T d. örf Zwillingslämmer, und ſo war ich ſtolzer Beſitzer von drei Schafe denn Von 1901 bis 1907 beſuchte ich die Präparandenſchule zu Herborn und da Ich beſuchte die D ein alter, treuer Lehrer, der mit viel Böswilligkeit und Al drehte das Spulrad und ſpulte dem großen Bruder am Web Titelblätter und von einem Buch über den wilden Ziska und die Huſſitenkriege. Auch einige Jahrgänge des Ka⸗ Seitdem lebe ich in Homberg meiner mühevollen Be- 2 agen und auf eine Lehrerbildungsanſtalt gehen. rufsar lusdruck in unbehol offenem un tertums und der Neuzeit, von Urväter⸗Leſebüchern ohne abwickelte! Manche Stunde ſteckte ich in der Kammer, wo ich aus aller Welt geborgte Bücher heimlich las und oft lenders vom„Hinkenden Boten“, die ich Winterabends bei der alten„Ho mir willkommenen den Städtchen war uns jeder Spaziergang über die Ge⸗ markung hinaus verboten. wunderbar! Die Einheimiſchen und ihre Dörfer ſo ei⸗ grauen Rock trug und als Landſturmmann in Polen und Belgien ſtand. Dort ſchrieb ich me ſich ehrlicher Jungenzorn auf das britiſche Räubervolk zählungen. 2 ließ ich als erſtes„Wichtelweihnacht, Märchenſpiel in drei Aufzügen für die Jugend“ im Selbſtverlag erſchei genartig! ſo ſehr! nen. 3. O ES ei⸗ N⸗ er. ek⸗ Ich weiß noch, wie ſtolz ich auf meine erſte en Fingern eln 8 den Kartoff Zudem dauerte von der Ernte bis Faden: U Kilian— Mir ſelbſt t belrifft. Arbeiten und die Pflicht des Tages erfüllen, iſt beſſer, als der toten Vergang ichen Sitte ſer Kuppe 1 e aufwuchs. ln aus d e Vogelneſter, Mitternacht t und in der f elbſt als„Ackersmann“, und wenn, was ſehr ſelten ge⸗ chah, ein Brief oder eine Karte ankam, mußte ich immer * e vergeſſe, auf mei⸗ nem Geburtstag einmal unbarmherzige Hiebe von mei⸗ J 1 1 Mein Vater bezeichnete ſich nach der alten heſ ſechs deutſche Kleine Rothſchilde deuchten wir uns, wenn wir mit dem geringen Erlös nach Hauſe kamen. Die Herbſttage brachten Arbeit au und Rübenäckern. Advent di Freilich wur it und ſollten wohl wiſſen, 1 7 ſſe ſt das alles nicht ſo wichtig, weil es mich ſelb' Im Frühjahr „fuhr“ ich wie alle Dorfkinder mit unſeren Gänſen auf die„Gänsweide“ oder holte dichteſten Dornhecken. und Feſttagen, die 0 cken roher Alters Lieber die fetteſten Neſſeln ſtehen gelaſſen, als ein niedliches Vogelneſt zer⸗ fen werden, bis ernhau für Sie 1 1 unft entnehmen. Aus Die Eltern wurden reden doch, 14 2 f 7 0 Brenne Da gab's zahllo Sonn chont und vor den Bli Im Hochſommer gingen wir Dorfkinder rudelweiſe„in die ſchwarzen Beeren“ und pflückten das Liter Heidelbeeren Reichspfennige. Mit derlei Liebesbeweiſen Goldblech. für ſie Im Winter ſaß ich hinterm unſere Zuk n Vorderrhön), wo ich am 8. No⸗ dember 1886 als„Kirmesgaſt“ ankam und mit ſechs Brüdern und zwei Schweſtern im E ſack Lebewohl geſag ſonders an chflegel gegrif 0 glich den vorgeſchriebenen enheit nachtrauern. ß aus „eine Halbe“ Werggarn leine halbe Zaspel), oder ich ür * — t„Eine Stunde nach ic 5 1 a Stroh kalten Tenne zum Dre Schriftleitung Dr. Ed. Berlet, Loch en wir barfuß, Mützen und Hüte trugen Woher?— Wohin? Nur well Du etwas von meinem Lebenslauf und um zer Arbeit wiſſen willſt, ſchreibe ich darüber. den Ro f eheim gehalten wurden. 7 ö Geburtstagsgeſchenke kannten wir Kinder Mein Geburtstag fiel ſtets in die Kirmes⸗ nicht, wohl aber bezog ich was ich ni woche mit ihrer Kuchenfülle, worauf ich mir nicht wenig zugute tat. elt. Oft, be 0 * e Dreſchzei mußte dem lieben ese fältig ge genoſſen g einem ſpringen 0 Meine Heimat iſt das Dorf Neukirchen„im Rau ie ſorg zrund“(in der nördl hlen. Wenn ſie mit mir über die Kerspenhäu zur Großmutter ging, wurde durch ihr Wort jeder Raum, Sommers lie wir kaum. ſchwiſter eins geküßt hätte.. kargten die Herzen. Und doch verdanke ich das Beſte und Schönſte einer freudekargen Jugend meiner Mutt b * * ner Mutter, weil ich Brüderchens Milchflaſche zerbrach Geſegnet ſei die Hand, die mich ſtrafend ſegnete! Weih⸗ nachtsbaum und Geſchenke hatten nur die„Vornehmen“ entſinnen, daß die Mutter jemals mich oder meiner Sie war Hausfrau, Mutter, Magd, Taglöhnerin, alles in einem, und frühzeitig ſo abgearbeitet, daß es einem jammerte. And dabei war ſie voll guter Gedanken und Ge im Dorf. die wenigen Beamten. Bei Bauersleuten galt nur mit„Ihr“ angeredet. Auch kann ich mich nicht Aufſchrift„An den Ackersmann Johann Heinrich R.“ dergleichen damals noch als Luxus. dieſem Grund will ich Deinem Wunſch willfahren. hochachten. 1925, Verlag Johs. Braun, Eſchwege) gebt er Auskunft über zeln wir in dieſer Vergangenhe vieviel Kraft wir ihr f e 3d und einzige Mütze war, eine ſchwarze Krimmermütze, mit auf die naſſen Wieſen die Grasmahden zu zeeden(mit dem Rechen auszubreiten), dann in die Schule, die Augen ſtört!— In der Heuernte ging es vor Morgengrauen voll unbezwinglichen Schlafes. zigkeit mit verdeckten Schüſſelchen zu armen, einſamen ſchickte ſie uns zur Mittagszeit als Boten der Barmher— Menſchen ins Dorf. Stein, Turm, Berg, Pfad, jede Wolke und Welle leben höchſt einfacher, tief zu Herzen gehender Weiſe dig und b fand abends und Sonntags noch Zeit, uns Kindern wun⸗ derbare, unbekannte Sagen und uralte Volkspoeſien in das Schulglöckchen rief. Spinnrad und ſpann t d hätte. Dann wären die, die an all den Schur⸗ kenſtreichen ſchuld ſind, ſchon rechtzeitig her⸗ wo dieſe geſtanden hatte. Frau Käthe weinte und vermochte nicht zu antworten. „Herr Gothe!“ brauſte Kamerlingk auf. „Wer wird dieſen Wahnſinn wagen?“ ſetzte. ö (Fortſetzung folgt.) Offenbach, vollgefrachtet mit ſolchen, die den neuen Meſ⸗ ſias hören wollten. Die Behörde in Offenbach kam nun zu der Auffaſſung, daß der Wundermann unter allen Umſtänden für einige Zeit unſchädlich gemacht werden müſſe, zumal er ſich auch der Geiſtlichkeit gegenüber durch ſeine heftigen Ausfälle außerordentlich unbeliebt zu ma⸗ chen pflegte. Dieſe Ausfälle müſſen in der Tat ſtark ge⸗ weſen ſein, denn die Behörde fürchtete, daß durch ſie die Geiſtlichen bei ihren Gemeindegliedern die Achtung verlie⸗ 1 und infolgedeſſen nicht mehr in der Lage ſein würden, Gutes zu wirken. Auch das Großherzoglich Heſſiſche Oberconſiſtorium befaßte ſich unter dem Vorſitz ſeines Präſidenten, des Großh. Geheimen Staatsrates Frei⸗ herrn von Lehmann mit den„fanatiſchen Erſcheinun⸗ gen zu Offenbach“. Durch den Kreisrat wurden nun Peter Herrmann ſeine Mutter und zwei bei ihm woh⸗ nende Oheime zu einem Termin auf den 9. Auguſt 1834 geladen. Sie leiſteten aber der freundlichen Einladung keine Folge. Erſt als man dringlicher wurde, bequemten ſich die Mutter Herrmann's und der eine Onkel zu einem Gang auf das Amt. Der Herr Kreisſecretär von Jun⸗ genfeld hat nun gütlich auf die beiden eingeredet und ſie nach langem hin und her auch ſoweit gebracht, daß ſie verſprachen, auf Peter Herrmann einzuwirken, daß er das öffentliche Predigen unterläßt. Dem Peter Herr⸗ mann wurde dann die Entſchließung der Regierung, die ihm das öffentliche Predigten verbot, auch noch ſchriftlich zugeſtellt. Darüber geriet er nun in eine ſolche Wut, daß er am nächſten Sonntagvormittag den Gottesdienſt in der Schloßkirche— es war die Kirche der deutſchrefor⸗ mierten Gemeinde— aufſuchte und ſich dort ſo übel benahm, daß ſein Tun allgemeinen Unwillen hervorrief. Am darauffolgenden Montag— es war am 11. Auguſt 1834— ſtrömten nun die Menſchenmengen in ſo un⸗ überſehbaren Scharen ſchon von 6 Uhr morgens an nach Offenbach. wie man es noch nicht erlebt hatte. Nach behördlichen Feſtſtellungen ſollen es zwiſchen 4000 und 5000(0) Menſchen geweſen ſein. Offenbach zählte um dieſe Zeit überhaupt nur etwas über 7500 Einwohner. Da die vielen Menſchen in dem Großen Biergrund bei weitem nicht unterkommen konnten, ſo erfüllten ſie die um⸗ liegenden Straßen, ſelbſt die von Herrmanns Wohnung entfernt liegenden, wie in einem Bericht an das Mini⸗ ſterium geſagt iſt in einem ſolchen Ausmaß, daß an kein Durchkommen mehr zu denken war. um 8 Uhr morgens begann dann Herrmann von einem Fenſter des Nach⸗ barhauſes aus, das auf den Großen Biergrund zuging, zu predigen. Er ließ ſich dabei in ſeiner Wut über die Geiſtlichkeit, die, wie er erwähnte, ihm allein die Regie⸗ rung auf den Hals gehetzt habe wieder zu den ſchärfſten Ausdrücken hinreißen. Er verkündete allem Volk, daß er nun in Feſſeln gelegt werde. Sollte es aber dazu kom⸗ men dann würde er ſein Wunder wirken laſſen und al⸗ les Volk werde ſtaunen. Zur Ehre der beſſer ſituierten Altoffenbacher muß hierzu geſagt werden, daß ſie von dieſem Augenblick an mit dem„Parre Herrmann“ nicht mehr einig gingen. An ſeine„Wunder“ glaubten ſie nun doch nicht. Sie ſprachen daher ganz offen, wenn jetzt die Obrigkeit nicht einſchreitet, dann greifen wir zur Selbſt⸗ hilfe. Es kam darüber unter den Zuhörern zu recht erreg⸗ ten Auseinanderſetzungen, glücklicherweiſe verlief ſich die Menge, ohne daß etwas paſſiert woe. 0 Gegen die Mittagsſtunden ſuchte Herr von Jungen⸗ feld den Gottesmann in ſeinem Haus im Großen Bier⸗ grund perſönlich auf um nochmals in aller Güte mit ihm in der Angelegenheit zu verhandeln. Herrmann, durch den Maſſenbeſuch am Vormittag in ſeiner Aeberzeugung aufs ſtäreſte befeſtigt, war aber zu keinem Zugeſtändnis bereit. Im Gegenteil, er ſprang, wie beſeſſen in der kleinen Stube herum und erklärte immer wieder, nur dem Befehle Gottes gehorchen zu können. Er ſchrie mit lau⸗ ter Stimme:„An Euch die Ihr mich abholen wollt, ſoll mein erſtes Wunder geſchehen. Im Namen Gottes, werdet blind!“ Blind ſind nun Herr von Jungenfeld und ſeine mitgekommenen Sicherheitsorgane nicht geworden, aber es harrten ihrer andere Gefahren. Denn draußen auf 2 6 ſiſch ders„Isl Laval vo f die ich m Diskuſſio Falle M ſtens mil die Zuſa Amerika ch werd meine U die fran; befinden, daraus z einen gr Wiederzr dieſes üb ſchlagen denten de Erklärun Di anz J der Gaſſe wurde ein ſich immer drohender geſtaltendes Volksgemurmel hörbar. Hatte es ſich doch herumgeſpro⸗ chen, daß man den„Parre Herrmann“ arretieren wolle, und ſo waren in kürzeſter Zeit hunderte von ſeinen An⸗ hängern herbeigeeilt, um den Gottesmann zu ſchützen. Dem Herrn von Jungenfeld mag es wohl recht bänglich zu Mute geweſen ſein, als er ſich mit ſeinen Schergen, bier Gendarmen und zwei Polizeidienern, vermutlich hin⸗ tenherum durch die Gärten(nach der heutigen Karlſtraße zu) in aller Stille zurückzog. Konnte man doch nie wiſſen. was noch geſchah es waren aufgeregte Zeiten, vor vier Jahren erſt hatten ſie in Oberheſſen beſonder⸗ im be⸗ nachbarten Hanau Krawall gemacht. Aber man hatte noch das Militär in Offenbach! Schleunigſt wurde Kriegsrat gehalten, an dem außer dem Großherzoglichen Kreis⸗ ſekretär von Jungenfeld, Oberſt Pulz von Tarlſen, Kom⸗ mandant des Regimentes Prinz Carl von Heſſen(die nachmaligen 118er) und Hofrat Schwaner als Bürgermei⸗ ſter der Stadt teilnahmen. Man w. allgemein der An⸗ ſicht— auch der vorher ſchon befragte Großherzogliche Phyſicus Hofrat Dr. Marſchall hatte zugeſtimmt— daß bei Herrmann nunmehr energiſch durchgegriffen wer⸗ den müſſe. Nur konnte man ſich zunächſt nicht ein gen, ob die Häſcher zur nächtlichen Stunde oder am hellen Tag bei dem Gottesmann eindringen ſollten. Man ent⸗ ſchied ſich für letzteres. Und nun ging die Tragikomödie Zug um Zug vor ſich. Eine mil täriſche Macht von 50 Mann unter der Führung eines Offizters wurde komman⸗ diert, um die Polizei, welche die Verhaftung vornehmen ſollte, gegen etwaige Angriffe der Volksmenge zu ſchüt⸗ zen. Der Reſt der Garniſon ſtand in der nahen Kaſerne — ſie befand ſich damals in der Biebererſtraße zwiſchen dem Großen Biergrund und der Fünfhäuſergaſſe— in Alarmbereitſchaft. Man hatte alles ſchön im Ver⸗ borgenen vorbereitet, ſodaß um 4 Uhr, dem beſtimmten Zeitpunkt der Verhaftung, glücklicherweiſe nur wenige Leute im Großen Biergrund waren. die von dem Militär ohne viele Mühe vertrieben werden konnten.„Parre Herrmann“ war indes dem heranziehenden Feind gegen⸗ über nicht untätig geweſen. Er verbarrikadierte ſich in ſei⸗ ner Wohnung wie in eine Feſtung. Auf die Aufforde⸗ rung, ſich zu ergeben, blieb alles ſtumm. Nun war die Loſung: Schloſſer herbei! Es wurde zu mehreren Mei⸗ ſtern in der ganzen Stadt herum geſchickt. Aber keiner der ehrſamen Handwerker, die ſonſt beim„Abbelwoi“ ſo heldenhafte Töne zu reden verſtanden, war herbe zu⸗ kriegen. Der eine hatte erſt einen abgebrochenen Schlüſſel fertig zu machen, der andere mußte eilends in einer dring⸗ lichen Angelegenheit nach Bürgel, beim dritten ſollte die Kuh kalben. Kurzum, jeder hatte eine andere Ausrede. In Wirklichkeit fürchteten aber alle, das von Herrmann prophezeite Wunder könne tatſächlich eintreten. Keiner wollte riskieren, allenfa ls blind zu werden. Endlich fand ſich ein beherzter Meiſter, der von der Wundertätigkeit des„Parre Herrmann“ noch nicht überzeugt war und ver⸗ ſuchte, die Tür in der dunklen Du: hfahrt mittels eines Dieterich zu öffnen. Amſonſt: Herrmann hatte von in⸗ nen zugeſchloſſen und den Schl“ el ſtecken laſſen. Da hob man dann kurz entſchloſſen die Haustüre aus den Angeln, die bewaffnete Macht ſtürmte in das Innere des Hau⸗ ſes, man drang bis zu Herrmanns Zimmer vor und ſiehe, da geſchah das Wunder: der Peter Herrmann ging auf die erſte Aufforderung hin ruhig mit, nachdem er erklärt hatte der Gewalt müſſe das Recht weichen. Hin⸗ ter dem Haus war ſchon eine„Chaiſe“ angefahren, Peter Herrmann von zwei Gendarmen begleitet ſtieg ein, die Soldaten unter Führung ihres Offtzters gruppierten ſich um den Wagen und dann gings um die Stadt herum nach der Darmſtädter Straße zu. Es hatie ſich inzwiſchen aber herumgeſprochen, daß der„Parre Herrmann“ ver⸗ haftet worden ſei und nun nach Darmſtadt abtranspor⸗ tiert würde. Aus allen Ecken kamen die Neugierigen her⸗ beigelaufen, darunter auch viele Anhänger, die ihrem Propheten befreien wollten. Man murrte und ſtieß Ver⸗ wünſchungen aus und bald erſcholl aus der erregten Menge der Ruf:„Heraus mit dem Herrmann aus dem ſollen, zi Es iſ gleich genw um 1 wahr A wtb. über we zweite 9 haushalt lichen he Kürzung Staatsv Das St Augsbu Donau 1982. zuſamm franken bach el legunge rufsgen vor. Arbeit c Wagen!“ Aber handgreiflich zu werden, getraute man ich angeſichts der ſtramm neben dem Wagen marſchieren⸗ den Soldaten. deren Gewehre geladen ſchenen, nun doch nicht. So wurde der„Parre Herrmann“ mit einem ſchönen Ehrengeleit und unter dem Schutze der Bajonette aus Offenbach gefahren, kam nach Darmſtadt und dann in die Irrenanſtalt nach Hofheim. Denn es war die all⸗ gemeine Anſicht, daß Herrmann in hohem Grad von religibſem Wahnſinn befallen und im Hinblick auf ſeine ſchwächliche Körperkonſtitution einer gänzlichen Auflö⸗ jung ſchon ziemlich nahe ſei. f Die Mutter Herrmanns aber, ſowie eine Angehörigen waren über ſeine Jaternierung in der Irrenanſtalt aufs äußerſte beſtürzt Dazu kam, daß dringende Feldarbei⸗ ten zu erledigen waren, bei denen man auf Peters Mit⸗ hilfe angewieſen war. In einem eingehenden Geſuch an das Großh. Miniſterium des Innern und der Juſtiz bittet ſeine Mutter die Witwe des Ackermanns Chriſtoph Herrmann um gnädigſte Zurückgabe ihres nach dem Ho⸗ ſpital Hofheim gebrachten Sohnes, des Ackermannes Johann Peter Herrmann. Sie beruft ſich dabei darauf, daß er die unentbehrliche Stütze ihres hohen Alters ſei(ſie war damals allerdings erſt eine Sechzigjährige), daß er immer brav und tugendhaft geweſen und daß er nur infolge eines beſonderern inneren Berufs habe predi⸗ gen müſſen. Geiſteskrank ſei er auf keinen Fall. Auch hätten ſich niemals Zeichen von Geiſtesverwirrung bei ihm gezeigt. Freilich hätte die Hartnäckigkeit, mit der er trotz der eindringlichen Vermahnungen von Seiten der Behörden ſeine öffentlichen Vorträge fortſetzte, auf⸗ fallen müſſen. insbeſondere auch die Bitterkeit und Härte, mit welcher er ſich andauernd gegen die Geiſtlichkeit aus⸗ ſprach. Allein man möge bedenken, daß ihn die Behör⸗ den lange Zeit hindurch bei ſeinem Auftreten unbehelligt ließen, daß ſich insbeſondere auch die Geiſtlichkeit, ſelbſt die ſeiner eigenen Kirche, nicht um ihn gekümmrt habe. Er habe daher zu dem Schluß kommen müſſen, daß ſeine öffentlichen Vorträge ihrem ganzen Inhalt nach als erlaubt gelten durften. Durch ſeine innere Berufung hätte er ſich geradezu gezwungen geſehen, zu predigen und durch das Feuer ſelner religiöſen Empfindungen ſei er endlich ſo hingeriſſen worden, daß ſelbſt amtliche Ver⸗ bote ihn an ſeinem Tun nicht mehr hätten hindern kön⸗ nen. Die Bittſtellerin war der Anſicht, daß die ſtrenge, erſchütternde Extremität(gemeint iſt die Verhaftung und die Verbringung nach der Irrenanſtalt) wohl genügt hätte, ihren Sohn auf den richtigen Weg zurückzuführen. Im weiteren wird dann noch angeführt, daß ihr Sohn feierlich geloben würde, keine öffentlichen Vorträge mehr zu halten und was er verſpräche, das würde er heilig halten. Auch die Mutter verbürgte ſich mit ihrer Perſon und ihrem geſamten Vermögen, daß nichts mehr vor⸗ kommen ſoll, ja, ſie gab die Verficherung, daß ſie dafür Sorge tragen wolle, daß Peter Herrmann zu den Zeiten, Bie gerichte Meſſun außenft anſtalte gedacht Verſicht machen des Ge Landsh in denen er gewöhnlich zu predigen pflegte, nicht zu Hauſe, ſondern draußen bei der Feldarbeit ſein werde. Aus dem Gericht des Großh. Heſſiſchen Provinzial⸗ Commiſſärs für die Provinz Starkenburg vom 31. Au⸗ guſt 1834 erfahren wir dann, daß Herrmann wohl ein re⸗ ligiöſer Schwärmer war. der aber außer ſeiner firen Idee ſonſt ein geſundes, ſeiner Erziehung und ſeinem Stand an⸗ gemeſſenes Arteil hatte. Der Hoſpitalarzt ſchildert ihn als rechtlich und ungemein ehrliebend und glaubte daher auch, daß feinem Verſprechen, nie mehr predigen zu wol⸗ len— das er übrigens auch ſchriftlich abgeben mußte— vertraut werden könne. Das Miniſterium verfügte dann unterm 8. September 1834 Herrmanns endgültige Entlaſſung aus dem Hoſpital zu Hofheim, nachdem unter dem 25. Auguſt bereits die proviſoriſche Entlafſung ausgeſprochen worden war, aller⸗ dings mit dem Zuſatz, daß Peter Herrmann augenblick⸗ lich wieder eingezogen werden würde, wenn er ſein gege⸗ benes Verſprechen brechen ſollte. Eine Druckſchrift: Kurze Lebensbeſchreibung 5 des unſerer Zeit ſo große Aufmerkſam! 5 erregenden Joh. Peter Herrmann in Offenbach ſen Ausſagen über die ihm vorgekommen Erſcheinungen. Nebſt zwei ſeiner vorzüglichſten Predigten. Offenbach a. M. Gedruckt und zu haben 15 Kohler und Teiler. 1834. beschäftigte indeſſen auch die Behörden. Der Cen or des Wochenblattes in Darmſtadt, der Großherzogl. Polizei Inſpektor Petſch legte dem Kreisrat in Darmſtadt die Annonce des Buchhändlers Weber wegen Verkaufs der obigen Schrift mit der Anfrage vor, ob dieſelbe im Wochenblatt geſtrichen werden ſolle. Der Kreisrat be⸗ richtete in dieſer Angelegenheit an das Heſſiſche Innenmi⸗ niſterium und teilte dabei mit, daß nach Ausſage des Kreisſekretärs von Jungenfeld die Druckſchrift die Zenſur ſchon paſſtert habe und alle nicht zur Veröffentlichung ge⸗ eigneten Stellen geſtrichen worden ſeien. Der Offenba⸗ cher Kreisſekretär bekam dafür eins auf den Hut, man ſchr'ieb ihm, daß es angemeſſener geweſen wäre, wenn er die Druckerlaubnis verweigert hätte, indem teils der Inhalt der gegen poltzeiliche Verbote gehaltenen Reden, teils der gegenwärt ge Teitpunkt zur Veröffentlichung der⸗ ſelben nicht geeignet geweſen wäre. And dabei iſt der In⸗ halt der in Frage ſtehenden Druckſchrift doch durchaus harmlos. An das Darmſtädter Kreiscert aber ging die Verfügung, daß Ankünd gungen der Druckſchrift im Darmfüädter Wochenblatt nicht mehr aufzunehmen ſeien. (Schluß folgt). und def Anſere Heimat in Dichtung und Schrifttum Heinrich Ruppel. Heinrich Ruppel beſchäftigt ſich, wie ſo mancher dich⸗ tende Zeitgenoſſe und Landmann, in mannig faltiger Weiſe mit den Nöten, die das deatſche Volk betroffen haben. und deckt dabei viele Quellen auf, aus denen die Geſundung quillt. Familie, Heimat, Vaterland ſind die drei hohen Ideale, die ihn zum Erleben Gottes füh⸗ ren— zu einem Erleben, das i), durch einen Blick in die heimatliche Landſchaft oder in die Augen geliebter Menſchen reichlich vermittelt. die Kraft gibt, gegen die Gottesfeindſchaft im De. ken und Handeln der Zeitgenoſ⸗ ſen dichteriſch anzukämpfen. Das! er, dem doch der lyriſche Ton ſo liedhaft melodiös von der Lippe kommt, in Bauerngeſchichten von manchmal holzſchnittartiger Prä⸗ gung. Ihre Geſtalten ſind, mit wenigen Strichen ge⸗ zeichnet und mit ſparſamen Farben koloriert, Menſchen⸗ bilder, die vor dem Leſenden wie leibhaftige Erſchei gen emporwachſen und in all ihrer anverfälſchten Menſch⸗ lichkeit, mit den guten und ſchllechten Eigenschaften, die ſie haben, einwandfreies Zeugnis ablegen für das Leben, wie es iſt. Ruppel ſchwärmt nicht und gaukelt weder ſich noch andern ein„Der Menſch ift gut“ vor; aber er ſagt, eindringlich ſagt ers in jedem Buch von neuem: Der Menſch ſei gat! So iſt dieſer Dichter, der das Daſein kennt wie nur einer, ein Mitmenſch im ſchönſten Sinne, ein Menſch, zu dem keiner vergebens kommt— denn Allen hat er etwas zu ſagen, ein Wort mitzugeben auf den Weg durchs Leben, das im Herzen deſſen, der es hörte. wohnen bleibt, um Fru It zu tragen bis ans Ende. Nach dieſer kurzen Würdigung aus Will Scheller„Heu⸗ tige Deutſche Dichtung in Heſſen“(Seimatſchollen⸗Verlag. A. Bernecker, Melſungen, 1. RM.) geben wir dem Lands · manne ſelbſt das Wort. In e nem Brief an einen Weg ⸗ gefährten in der Monatsſchrift„Heſſenland“(Heft 4.