Seer Sekte—- Wee Ea er A1 15 mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— wenge pre monatl. 2 1 115 Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte r bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— latt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ 5. mittags 8 Uhr, kalender— Annahme von Abonnements tägl in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim amme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Ams u. Verlag: Joh. Martin, recher 117. rt a. M.— Schri dea Ar. 254 tung, Frankreich nutzt ſein„Preſtige Erklärungen Cavals an Bord der„Isle de France“ wib. Paris, 2. Nov. Dem Sonderkorreſpon⸗ denten der Havasagentur an Bord des Damp⸗ zets„Isle de France“ gab Miniſterpräſident Laval vor ſeiner Ankunft in Frankreich eine Erklärung, in der es heißt: Die Gegenüberſtellung der Anſichten der tpanzöſiſchen und der amerikaniſchen Regierung, die ich mit dem Präſident Hoover in freier Diskuſſion vorgenommen habe, wird auf alle Fälle Mißverſtändniſſe verhüten oder wenig⸗ ſtens mildern. Man kann daraus ſchließen, daß die Zusammenarbeit zwiſchen Frankreich und Amerika dadurch erleichtert und geſtärkt wird. Ich werde am Dienstag im Miniſterrat über meine Unterredungen Bericht erſtatten, und die franzöſiſche Regierung wird dann darüber befinden, welche praktiſchen Folgerungen man daraus ziehen kann. Ich habe von meiner Reiſe einen guten Eindruck davon getragen. Bei Wiederzuſammentritt des Parlaments wird dieſes übrigens über die Politik, die wir einge⸗ schlagen haben und über die, die wir verfolgen ſollen, zu urteilen haben. Es iſt notwendig, daß wir das unver⸗ gleichzeitige Preſtige, das Frankreich ge⸗ genwärtig in der Welt genießt, benutzen, um unſere weſentlichen Intereſſen zu wahren und den Frieden zu konſolidieren. Wer macht's nach? neue Sparmaßnahmen in Bayern 1 Miniſterium und zahlreiche Gerichte und Verwaltungsbehörden werden auf⸗ gelöſt. wib. München, 1. Okt. Die ſoeben erlaſſene zweite Notverordnung zum Vollzug des Staats⸗ haushalts erhöht das Schulgeld an den ſtaat⸗ lichen höheren Unterrichtsanſtalten und ſieht eine Kürzung der Beamtengehälter und Penſionen vor. Am bedeutſamſten ſind die Beſtimmungen über weitere Vereinfachung und Verbilligung der Staatsverwaltung. Danach werden aufgehoben: Das Staatsminiſterium für Landwirtſchaft und Arbeit am 1. April 1932, das Oberlandesgericht Augsburg, die Landgerichte Fürth, Neuburg a. d. Donau und Straubing ebenfalls am 1. April 1932. Die Regierungsbezirke von Niederbayern und der Oberpfalz werden mit dem Sitz der Kreisregierung in Regensburg am 1. April 1932 zusammengelegt. Die Regierungsbezirke von Ober⸗ franken und Mittelfranken werden am 1. Januar 1933 mit dem Sitz der Kreisregierung in Ans⸗ bach ebenfalls vereinigt. Weitere Zukammen⸗ legungen betreffen die Landwirtſchaftlichen Be⸗ rufsgenoſſenſchaften und die Landesverſicherungs⸗ anſtalten der vier genannten Kreiſe, wabei daran gedacht iſt, die bisherigen Kreisregierungsſitze Landshut und Bayreuth zum Sitz der ſoziaben Verſicherungsanſtalten der vereinigten Kreiſe zu machen. Bis zum April 1933 ſind weiterhin 24 Amts⸗ gerichte, 8 Bezirksämter, drei Bauämter, 10 Meſſungsämter und 12 J tämter und Forſtamts⸗ außenſtellen aufzulöſen, die durch Verordnungen des Geſamtminiſteriums beſtimmt werden. Chinas Antwort an Japan wib Nanking, 11. Okt. Die chineſiſche Natio⸗ nalregierung hat ihren Genfer Verlreter ange⸗ wieſen, dem Generalſekretär des Völkerbundes die Antwort Chinas auf die japaniſchen Erklä⸗ rungen vom 26. Oktober über die mandſchuriſche Frage zu überreichen. Zu der Erklärung Ja⸗ pans, ſeine Truppen aus der inneren Eiſenbahn! zone aus Gründen der Sicherheit für die dorti⸗ gen japaniſchen Bewohner nicht zurück ziehen zu können, erklärt China, daß dieſe Gefährdung der japaniſchen Bewohner allein 2 die Ge⸗ Seng wee Ballei der Euelczeng des zeugt werde. i er Entſchließung de Bölterbunds rates vom 2. Oktober über die Ver“ einen neutralen Vertreter zu beſtimmen, der den Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer — Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige e koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., e. nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht eimer Anzeiger (Siernheimer Bürger-⸗Zig.— Biernh. Volksblatt) Zeitung Montag., den 2. November 1931 die chineſiſche Regierung den Völkerbund auf, Vertretern Chinas beigeordnet werden ſoll, die das von Japan geräumte Gebiet wieder über⸗ nehmen. China verſpricht. an allen Maßnahmen mitarbeiten zu wollen, welche die japaniſche Si⸗ cherheit gewährleiſten. Die chineſiſche Regierung iſt der Anſicht. daß Japan die Aufrichtigkeit, ſeine Verpflichtungen zu erfüllen, nur dadurch beweiſen könne, daß es auf Gewalt mittel verzich⸗ tet und Räumung der beſetzten Gebiete nicht von vorherigen Bedingungen abhängig mache. Sie fügt hinzu, daß ſie die chineſiſchen Garan⸗ tien durch ausreichende Maßnahmen wirkungs⸗ voll geſtalten werde. China habe den gleichen Wunſch wie Japan, die gegenwärtige Span⸗ nung zu beenden, aber es ſei zunächſt notwendig die Entſchließung des Völkerbundes durchzufüh⸗ ren. Hernach werde die chineſiſche Regierung die Einrichtung eines ſtändigen Rats für Verſtändi⸗ gung und Schiedsgerichtbarkeit anregen. Treviranus über Siedlungsfragen wib Eſſen, 2. Nov. Auf einer Arbeitstagung der Volkskonſervativen Vereinigung der Weſt⸗ mark äußerte ſich Reichsminiſter Treviranus zur Siedlungsfrage. Er erwähnte zunächſt, daß der Plan der Reichsregierung für die Erwerbsloſen⸗ ſiedlung in völlig verzerrter Form in die Oef⸗ fentlichkeit gezerrt worden ſei. Es ſei die falſche Auffaſſung entſtanden, als dächte die Reichsre⸗ ungewiſſen Schickſal zu überlaſſen. In Wirklich⸗ keit habe die Regierung nur daran gedacht, den Dauererwerbsloſen eine zuſätzliche Hilfe für den Lebensunterhalt zu bieten. Als wirkſame Hilfe für das rheiniſch⸗weſtſäliſche Induſtriegebiet. in dem die Verhältniſſe ganz anders gelagert ſeien als in anderen deutſchen Bezirken, käme nur eine großzügige Anſiedlung in Frage. und zwar nach dem Oſten, wo Land in Hülle und Füll⸗ angobo⸗ ten werde. Bei der Erörterung der Beſchaffung von Wohnungen ſei ihm ein Plan vorgelegt worden. wonach ein Siedlerhaus 2500 Mark ko⸗ ſten ſoll.— Der Miniſter meint, daß das ein annehmbarer Preis ſei und man hierbei mit ei⸗ nem Reichszuſchuß von 2000 Mark rechnen kön⸗ ne. Solle das Werk der Anſiedlung gelingen, danm müſſe man primitiv anfangen. Hauptzweck aller Siedlung ſei die Bildung neuen Eigentums. Die Anſiedler müßten mit einer Belaſtung von 15 Mark monatlich für Wohnung und Feldvacht rechnen. Die ganze Siedlungsfrage könne nur durch ganz individuelles Vorgehen gelöſt wer⸗ den. Eiſenbahnanſchlag in Bad Reichenhall witb. München, 2. Nov. Wie die Reichs⸗ bahndirektion München mitteilt, wurden in der Nacht zum Sonntag im Bahnhof Bad Rei⸗ chenhall⸗Kircherg in verbrecheriſcher Abſicht Schotterſteine und zwei Rundhölzer von etwa ein Meter Länge und 20 cm. Durchmeſſer in eine Weiche des Hauptgleiſes eingeklemmt. Der Perſonenzug Berchtesgaden Vad⸗Reichenhall, der am Sonntag früh die Weiche zuerſt befuhr, erlitt keinen Schaden, ſondern konnte die Fahrt gierung daran, Erwerbsloſe auf 2 bis 4 Morgen Land anzuſetzen und ſie als Zwerabauern einem Die Amtsvertreterwahlen in Mecklenburg⸗ Schwerin. wib. Schwerin, 2. Okt. Die geſtern in Meck— lenburg⸗Schwerin abgehaltenen Amtsvertreterwah—⸗ len(Landkreistage) haben ein völlig verändertes Bild ergeben. Die Nationalſozialiſten haben in allen Aem⸗ tern beträchtliche Gewinne zu verzeichnen, die zwiſchen 20 und mehr als 100 Pryzent ſeit den letzten Reichstagswahlen betragen. Die Sozialdemokraten haben in einigen Aemtern bis zu 40 Prozent ihrer Stimmen zum Teil an die Kommuniſten und, wie es nach den vorläufi⸗ gen Ergebniſſen ſcheint, insbeſondere in den Land⸗ bezirken auch an die Nationalſozialiſten abge⸗ geben. In einem Amt iſt allerdings ein ſozia⸗ liſtiſcher Stimmengewinn von etwa 15 Prozent zu verzeichnen. Die Stimmenzunahme der Kom⸗ muniſten iſt geringer, als man im allgemeinen er⸗ wartet hatte. Sie beträgt in einigen Aemtern zwiſchen 12 und 25 Prozent. In zwei Aemtern ſind nach den vorläufigen Wahlergebniſſen geringe Verluſte der Kommuniſten feſtzuſtellen. Die bür⸗ gerlichen Wirtſchaftsliſten haben diesmal auf die Wähler nicht die von früher gewohnte Anziehungs⸗ kraft ausgeübt. Die nicht⸗nationalſozialiſtiſchen bürgerlichen Parteien und Wirtſchaftsverbände, die durch⸗ weg in bürgerlichen Einheitsliſten zuſammen⸗ gefaßt waren, verloren gegenüber den letzten Reichstagswahlen 20—70 Prozent ihres Wählerbeſitzſtandes, und zwar überwiegend an die Nationalſozialiſten. Man wird bei dieſer Gegenüberſtellung berückſich⸗ tigen müſſen, daß die Wahlbeteiligung bei dieſen Kommunalwahlen im allgemeinen nicht ſo ſtark war wie bei der letzten Reichstagswahl. Eine ſozia⸗ liſtiſche oder ſozialiſtiſch⸗kommuniſtiſche Mehrheit iſt in keinem Amte erzielt worden. Mit Ausnahme von zwei Aemtern ſind, wenn man die National⸗ ſozialiſten zu der ſogenannten bürgerlichen Seite Junahme der Nationalſozialiſten auch Mecklenburg⸗Schwerin verluſte der Sozialdemokratie und der Bürgerlichen ohne Anhalten fortſetzen. Die Reichsbahn⸗ in der bürgerlichen Amtsvertreter doppelt ſo groß wie die der Sozialiſten und Kommuniſten. In zwei Aemtern hat weder das Bürgertum einſchließlich der Nationalſozialiſten noch die ſozialiſtiſch⸗kom⸗ übernommen werden eee eee eee 48. Jahrgang direktion München hat für die Ermittlung des Täters eine Belohnung ausgeſetzt. Exploſionsunglück auf einer ſchottiſchen Rohlengrube Zehn Tote. wtb. London, 1. Nov. Eine ſchwere Ex⸗ ploſion, die ſich auf der Bowhill⸗Zeche in der Graſſchaft Fiſeshire ereignete, forderte zehn Meuſchenleben. Es gelang noch nicht, die Lei⸗ chen zu bergen. Mit Ablöſung wurde viele Stunden lang gearbeitet, um an die einge⸗ ſchloſſenen Bergleute heranzukommen, aber das Ausſtrömen tödlicher Gaſe machte den Ab⸗ bruch der Nettungsarbeiten erforderlich, ſodaß die ganzen Anſtrengungen vergeblich waren. Die Rettungsmannſchaft konnte durch einen anderen Schacht ins Freie gelangen. Ueber die Urſachen der Exploſion iſt noch nichts Näheres bekannt. Cetzte Radiomeldungen Votſchafter von Hoeſch nach Paris zurückgereiſt. Berlin, 2. Nov. Der deutſche Botſchafter in Paris, von Hoeſch, der durch ſeine Beſpre⸗ chungen noch am geſtrigen Sonntag in Berlin zurückgehalten worden war, iſt am Abend nach Paris zurückgereiſt, wo er vorausſichtlich am Dienstag eine erſte grundlegende Unterredung mit dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten ha⸗ ben wird. Schließung der Erwerbsloſenheime des Stähl⸗ helms und der Nationalſozialiſten in Fürſtenwalde. enb. Fürſtenwalde, 2. Nov. Wie be⸗ reits berichtet, waren bei einer Hausſuchung im Fürſtenwalder Erwerbsloſenheim des Stahl⸗ helms Wafſen gefunden worden. Der Erſte Vürgermeiſter in Fürſtenwalde als Ortspoli⸗ zeibehörde hat daher aufgrund der Notverord⸗ nung zur Bekämpfung politiſcher Ausſchreitun⸗ gen die ſofortige polizeiliche Schließung des Erwerbsloſenheims des Stahlhelms angeord⸗ net. Gleichzeitig hat er auch das Erwerbsloſen⸗ heim der Nationalſozialiſten ſchließen laſſen, weil zu beſorgen ſei, daß dieſe Näume als Stütz⸗ punkte für politiſche Gewalttätigkeiten benutzt werden könnten. Die Inſaſſen der Räume ſind durch Polizei aus den Heimen entfernt wor⸗ muniſtiſche Linke die Mehrheit erlangen können. In dieſen beiden Aemtern iſt Stimmengleichheit vorhanden. Die meckleuburgiſchen Laudkreistagsergebniſſe. wib. Schwerin, 2. Nov. Bei den Wahlen zu den Amtsverhandlungen(Landkreistagen) in Mecklenburg⸗Schwerin wurden folgende Stimmen abgegeben.: Die Zahlen in“ irn bedeuten letzte Reichstagswahl. Amt Schwerin: Nationalſozialiſten 888 Meckl. Heimatliſte (3 644) (Bürgerl. Einheits 2189(—) Kommuniſten 719(607) Sozialdemokraten 5 424(6 589) An Mandaten erhalten die Nationalſozialiſten 9, die Mecklenburgiſche Heimatliſte 2, die Kom⸗ muniſten 0 und die Sozialdemokraten 6. Amt Güſtrow: Sozialdemokraten 8 098(9 388) Kommuniſten 3 003(2 704) Nationalſozialiſten 10 501(4 867) Bürgerl. Einheitsliſte 2 771(—) Meckl. Heimatliſte 693 Mandate: 8 Sozialdemokraten, 3 Kommu⸗ niſten, 10 Nationalſozialiſten, 2 Bürgerliche Ein⸗ heitsliſte und 0 Meckl. Heimatliſte. wib. Roſtock, 2. Nov. Endgültiges Ergebnis der Amtsvertreterwahlen für das Amt Roſtock: rechnet, ziemlich ſtarke bürgerliche Mehrheiten rbun Chinas, die Sicherheit des japaniſchen Eigentums zu gewährleiſten fordert entſtanden. So iſt z. B. in einem Amt die Zahl Stimmen Sitze Sozialdemokraten 7 175 7 Kommuniſten 23838 2 Nationalſozialiſten 11688 Beamte 1282 1 Nationale Wirtſchaftsliſte 4473 4 den; die Heime wurden verſiegelt. Sozial es ö Schiedsſpruch bei den ö Gemeindearbeitern enb. Berlin, 2. Nov. Die im Reichsarbeits⸗ miniſterium geführten Schlichtungsverhandlungen über die Neuregelung der Gemeindcarbeiterlöhne erbrachten— wie der„Berliner Lokalanzeiger“ meldet— in den geſtrigen Morgenſtunden einen Schiedsſpruch, zu dem ſich die Parteien bis zum 7. November, mittags 12 Uhr dem Schlichter ge⸗ genüber zu erklären haben. Die neue Lohnrege⸗ lung ſieht vor, daß die am 31. Oktober 1931 be⸗ ſtehenden Stunden⸗, Wochen⸗ und Monatslühne ſich um 4 Prozent ermäßigen. Neue Cohnkämpfe in der rhein⸗ mainiſchen Metallinduſtrie Darmſtadt, 1. Nov. In der Metallinduſtrie ſtehen neue Lohnkämpfe bevor. Von Arbeitge⸗ berſeite ſind die Bezirkslohntarife gekündigt worden. Es wird ein allgemeiner Lohnabbau von 15—20 Prozent gefordert. Im Bezirk Frankfurt a. M. ſind die Verhandlungen ge⸗ ſcheitert. Der Schlichtungsausſchuß wird ange⸗ rufen. Im Bezirk Kreuznach für das Nahege⸗ biet hatten Verhandlungen den Erfolg, daß der Schlichtungsausſchuß nicht vor 10. Novem⸗ ber angerufen wird. In den Bezirken Kaſſel, Offenbach und Darmſtadt haben Verhandlun⸗ gen bisher nicht ſtattgefunden. Ferner wurden die Mantelabkommen von den Arbeitgebern zum 31. Dezember für das Gebiet Oberheſſen⸗Lahngau und Mainz⸗Wies⸗ baden⸗Rheingau gekündigt. Hieraus ergibt ſich die ernſte Lage in der Metallinduſtrie des Rhein⸗Main⸗Nahegebiets. 2220 TT ———T0T0T00TſTCT0 2 1 1 . ̃ ̃ ͤàV—A—A———— ˖—Ü—•—mTn., ̃ Vorübergehende Aufhebung der Arbeitsloſenverſicherung? Fühlungnahme des Reiches mit den Cändern vdz. Berlin, 31. Okt. Wie das Nachrichten⸗ büro des VDZ. meldet, hat der Vorſtand des Reichsſtädtebundes ſich in ſeiner letzten Sitzung dem Vorgehen des Landgemeindetages angeſchloſ— ſen und auch ſeinerſeits verlangt, daß eine vor⸗ übergehende Aufhebung der Arbeits⸗ loſenverſicherung erfolge. In unterrichteten Kreiſen wird dem Nachrich⸗ tenbüro des VD. zur Erläuterung dieſes Be⸗ ſchluſſes erklärt, daß die Arbeitsloſenverſicherung durch die verſchiedenen Aenderungsbeſtimmungen der Notverordnungen, insbeſondere durch die Ein— führung der Bedürftigkeitsprüfung bereits im weſentlichen ihres Verſicherungscharakters entklei⸗ det ſei. Im Hinblick hierauf könne man auch den Rechtsanſpruch auf Arbeitsloſenverſicherung völlig beſeitigen und den Zuſtand wieder herſtellen, der vor 1927 beſtand. Damals gab es eine reine Er— werbsloſenfürſorge, die in allen Fällen nur nach erfolgter Bedürftigkeitsprüfung in Gang kam. Man ſagt, daß die genannten Kommunalverbande ihren Wunſch auch im Hinblick darauf geäußert hätten, daß vermutlich unſere ausländiſchen Gläu— biger für die Verlängerung des Stillhalteabkom— mens eine ähnliche Forderung geltend machen würden. Es iſt alſo nicht ſo, daß mit Aufhebung der Erwerbsloſenverſicherung die Unterſtützung für wirklich bedürftige Arbeitsloſe, beſeitigt wer— den ſoll. Allerdings hofft man, mit Beſeitigung des Verſicherungscharakters der Arbeitsloſenfür— ſorge gewiſſe Mittel für andere dringende Finanz— zwecke der öffentlichen Hand freizubekommen. Man geht wohl nicht fehl in der Vermutung, daß die— ſer Plan ein weſentlicher Beratungsgegenſtand für die beabſichtigte gemeinſame Ausſprache von Ver— tretern des Reiches, der Länder und Kommunen ſein wird, die in ungefähr 14 Tagen über die Fi⸗— nanzfragen der öffentlichen Hand ſtattfinden ſoll. Im Hinblick auf dieſe gemeinſamen Verhand⸗ lungen iſt bisher allerdings nur eine unver⸗ bindliche Fühlungnahme des Reiches bei den Ländern erfolgt, während man die kommuna⸗ len Spitzenorganiſationen noch nicht gehört hat. Vermutlich will das Reich zunächſt eine Verſtändi⸗ gung mit den Ländern erreichen. Hierbei iſt aber zu bemerken, daß die Intereſſen der Länder zum großen Teil mit denen der Gemeinden konform gehen. Denn diejenigen Gemeinden, die einen finanziellen Zuſammenbruch erleiden, würden zu⸗ nächſt den Kaſſen der Länder zur Laſt fallen. Es iſt auch noch der Gedanke aufgetaucht, mit der ge⸗ planten Entverſicherung der Erwerbsloſenfürſorge eine Verminderung der Arbeitnehmerbeiträge zu verbinden als Ausgleich für die zu erwartenden Lohnſenkungen. In Sachverſtändigenkreiſen auch des Reichsarbeitsminiſteriums wendet man gegen all dieſe Abſichten vor allem zwei Bedenken ein: Wenn die Arbeitsloſenverſicherung ihres Ver⸗ ſicherungscharakters entkleidet würde, dann wür⸗ den vor allem diejenigen Arbeitnehmer außeror⸗ dentlich ſchwer geſchädigt, die ſeit Beſtehen des Beitragszwanges, alſo ſeit ſieben bis acht Jahren, Beiträge geleiſtet haben und nun vielleicht, zum erſtenmal arbeitslos geworden, keinerlei Rechts- anſpruch auf Unterſtützung hätten. Von den 1000 bis 1500 Mark, die ſie in den vergangenen Jah— ren in die Arbeitsloſenverſicherung eingezahlt ha⸗ ben, hätten ſie danach abſolut nichts, was eine un⸗ erträgliche Verbitterung der Arbeitnehmer aus— löſen könnte. Weiter ſagt man in den Sachver— ſtändigenkreiſen, daß die Erſparniſſe aus dieſer Umwandlung der Arbeitsloſenverſicherung nicht ſo groß ſein würden, als daß ſie die daran ge— knüpften Hoffnungen auf Entlaſtung der öffent— lichen Finanzen erfüllen könnten. Skandal bei der Schultheiß⸗ Patzenhofer Brauerei Exiſtenz von 8000 Arbeitern und Angeſtellten ſteht auf dem Spiel! Berlin, 31. Okt. Der Delegierte des Auf⸗ ſichtsrates der Schultheiß-Patzenhofer Braue— rei A.⸗G., Berlin, Dr. Schifferer, hatte die Vertreter der Preſſe heute zu einer Beſpre— chung eingeladen, um ſie über die Vorgänge bei der Schultheiß-Patzenhofer Brauerei A. G. zu informieren. Wie er mitteilte, ſei ſeine Aufgabe äußerſt verantwortlich, nicht nur wegen der Schultheiß-Patzenhofer Brauerei A.⸗G. ſelbſt, ſondern weil große wirt⸗ ſchaftliche deutſche Intereſſen auf dem Spiele ſtehen Es handele ſich um die Intereſ⸗ ſen von rund 8000 Arbeitern und Angeſtellten. Wie ſchon anläßlich der letzten Aufſichtsrats⸗ ſitzung mitgeteilt worden ſei, habe ſich als die dringende Aufgabe die Beſchaffung erforder— lichen Geldmittel angeſichts der großen Depo⸗ ſiten über die Schultheiß verfüge, erwieſen. Aus dieſem Grunde ſei der Geſellſchaft auch von den Banken bereits ein Kredir von 10 Millionen NM. eingeräumt worden. Seine weitere Auf gabe erblickt Dr. Schifferer auf folgenden Ge— bieten: 1. Aufklärung der Konſortialgeſchäfte und ihrer Zuſammenhänge; 2. die Beziehungen zu den Schultheiß-Toch⸗ ter- und AUntergeſellſchaften einer ein⸗ gehenden Prüfung zu unterziehen, 3. ob und inwieweit der Inhalt des Pro- teſtes anläßlich der Einführung der jun⸗ gen Aktien und die Bilanz zu beanſtan⸗ den ſeien; 4. Feſtſtellung der Verantwortlichkeit; Fol⸗ gerungen in fachlicher und perſoneller Be— ziehung müſſen gründlich getroffen wer⸗ den. In Verfolg des in der letzten Sitzung gefaß— ten Beſchluſſes, die geſamten Vorgänge bei der Geſellſchaft einer eingehenden Prüfung zu unterziehen, iſt beſchloſſen worden, hierzu einen Prüfungsausſchuß einzuſetzen. Der Prü— Rampf um Rosenburg Roman von Johannes Hollſtein. (76. Fortſetzung.) „And weil er edler war— als es der Herr Oberkommiſſar von ſich und allen Menſchen annimmt— darum verſucht man, ihn herun⸗ terzuzerren. Was reinſte Menſchlichkeit war, es wird verzerrt zur Bosheit!— Herr Kom— merzienrat, man könnte an der Menſchheit irre werden.“ Der Kommerzienrat wandte ſich an ſeinen Begleiter. „Was ſagen Sie zu dem allen, Herr Selle?“ Der Inſpektor zuckte die Achſeln.„Dazu iſt ſchwer etwas zu ſagen, Herr Kommerzien⸗ rat. Daß Ihr Sohn für eine ſolche Tat nicht in Frage kommt, darüber kein Wort. Für mich kommt nur in Frage, wie iſt es meinem Kollegen möglich geweſen, zu der Ueberzeu⸗ gung zu kommen, Herr Willfried von Kamer⸗ lingk wäre der Täter Es kann ſich nach meiner Ueberzeugung nur um Verkettung der unglückſeligſten Umſtände handeln. Beſtimmt! Sie ſagten, Herr Gothe— aller Ueberzeugung ſei, daß es ſich bei der Brandſtiftung um ei⸗ nen Racheakt der entlaſſenen Polen oder ei⸗ nes der entlaſſenen Polen handelt—?“ „Ja, das iſt aller Ueberzeugung!“ „Der Verdacht iſt ja naheliegend. Der Fall iſt hochintereſſant und reichlich kompliziert. Vielleicht ſchildern Sie mir die Ereigniſſe einmal ausführlich der Reihe nach.“ a Das tat Gothe. Als er zu Ende war, zeſumkerte det In⸗ ſpektor: eee fungsausſchuß wird aus drei Herren beſtehen, und zwar: Staatsſekretär z. D. Profeſſor Dr. Johann Popitz als Vorſitzender, Geheimer Regierungsrat Dr. Heinrich Lippert, Juſtizrat Dr. Karl Meydinger, ſämtlich in Berlin. Die genannten Herren haben ihre Mitwirkung] gewünſchten Unterlagen zu beſchaffen. zugeſagt. Der Ausſchuß wird unverzüglich zu. ſammentreten. Gleichzeitig wird die Deutſche Reviſions⸗ und Treuhandaktiengeſellſchaft mit einer Reviſion beauftragt, mit dem Ziele, der Kommiſſion alle erforderlichen und von ihr Dämmert's in Frankreich? Die Radikalen für die Annäherung mit Deutſchland Caval ſondiert ſchon wtb Paris, 31. Okt. Auf dem Jahreskon⸗ greß der Radikalen Partei Anfangs November wird der Abg. Pierre Cot den Bericht über die auswärtige Politik geben. In ſeinem Be⸗ richt geht Cot auch auf das deutſch⸗fvanzöſiſche Problem ein und wird u. a. Folgendes aus⸗ führen: Die deutſch⸗franzöſiſche Annäherung kön⸗ ne nur in einer Atmoſphäre des Vertrau⸗ ens und der Herzlichkeit ſich entwickeln. Sie brauche ein beſtimmtes Klima. Es ſei Pflicht derjenigen, die aufrichtig dieſe Annäherung wünſchten, ſich jeder Aeußerung und Geſte zu enthalten, die dieſes Klima ſtö⸗ ren könne. Dieſe Pflicht liege allen guten Franzoſen und allen guten Fa ob, in dem Augenblick, in dem durch alles bewieſen werde, daß Frankreich und Deutſchland ſich zuſammen retten, oder zuſammen untergehen müßten. müſſe die Radikale Partei alles un⸗ terlaſſen. was die Zuſammenarbeit beider Länder ſchwierig geſtalten würde. Solle das aber heißen, daß die Radikale Partei die Au⸗ gen ſchließe vor den Provokationen des deut— ſchen Nationalismus? Keineswegs, aber bei— derſeits des Rheins ſeien in den letzten 10 Ja⸗ ren mehrere Fehler gemacht worden. Wenn die Beſiegten mehr Fehler begangen hätten als die Sieger, ſo ſei das ziemlich natürlich. Betreffend die Sicherheit und Abrüſtung verlangt Cot, daß Frankreich mit ſeiner ge⸗ nau feſtgelegten Theſe zur allgemeinen Abrü⸗ ſtungskonferenz gehe. Er wünſche, daß vor Februar 1932 durch eine großzügige Propa⸗ ganda in allen Ländern die öffentliche Mei⸗ nung auf die allgemeine progreſſive kontrol⸗ lierte Rüſtungsherabſetzung verbreitet werde. * enb London, 31. Okt. Zu der Frage der kurzfriſtigen Schulden berichtet der Pariſer „Times“⸗Korreſpondent: Da Laval von ſeiner Reiſe noch nicht zurückgekehrt iſt, iſt man in offiziellen Kreiſen mit Aeußerungen über die Stellungnahme oder auch nur über die Er⸗ wartungen der franzöſiſchen Regierung ſehr zurückhaltend. Es wird hier allgemein an⸗ genommen, daß Deutſchland die wichtige Fra⸗ ge der Zahlungsfähigkeit aufwerfen wird. In Erwartung eines derartigen Schrittes iſt man allgemein für die Einberufung einer interna⸗ tionalen Konferenz, ſobald der erforderliche Meinungsaustauſch zwiſchen der deutſchen und der franzöſiſchen Regierung ſtattgefunden hat. Selbſt in den Kreiſen, in denen gewöhn⸗ lich Zweifel an Deutſchlands gutem Wil⸗ len gehegt werden, wird jetzt endlich un⸗ eingeſchränkt anerkannt, daß Deutſchland dringend Hilfe braucht. Auch der Berliner Korreſpondent des Blattes befaßt ſich mit der gleichen Frage. Er ver⸗ tritt den Standpunkt, Deutſchland werde wohl die Frage. welche Konſequenzen es aus den zwiſchen Hoover und Laval gepflogenen Ver⸗ „Alſo— Milchlieferung ſtimmte Man kam dahinter, es lag an den Weiter— die Aufſicht durch Schaffranz— Bosheit des polniſchen Schweizers Zolonyki, dann tätlicher Angriff der Schweizer auf Schaffranz— Einſpringen des jungen Herrn von Kamerlingk, dann— Entlaſſung der Schweizer— daran anſchließend Entlaſſung aller Polen, die ſich weigern zu arbeiten, wenn ihre Kollegen nicht wieder eingeſtellt werden— Sturm auf das Herrenhaus aus Rache— Verſuch, das Vieh zu vergiften aus Rache— Entlaſſung des Inſpektors Brucks, nachdem er die Polen beſonders ſtark vertei⸗ digt hat.“ Nach einer Pauſe fuhr er fort: „Engagement des Herrn Brucks durch den Nachbar, den Herrn Waslewſki— Anpöbelung durch Brucks zum Erntefeſt— Brandſtiftung — Feldſcheune— Schober— und Gutsſcheune — und zuletzt— Verbrechen an Katja von Waslewſki, der Braut des jungen Herrn von Kamerlingk! Das wär ſo ungefähr die Reihe. Nun noch eins, Herr Gothe— wie war in die⸗ ſem Jahr die Ernte?“ „Wären wir dazu gekommen, alles auszu— dreſchen, mindeſtens dreißig vom Hundert höher.“ f „Iſt das Jahr an ſich fruchtbarer?“ „Nein, es unterſcheidet ſich in keiner Weiſe gegen das vergangene.“ „Aber es iſt doch viel trockener.“ „Das hat für uns wenig zu beſagen. Dies Jahr ſind die naſſen Stellen ſehr gut, die trockenen fallen dafür etwas aus. Der Durch— ſchnitt wird ſaſt genau der gleiche geblieben ſein.“ Polen. nicht. „Gut— unter Herrn Brucks waren die Ernten immer ſo niedrig, daß— das Gut faſt keine Erträge abwarf.“ „Allerdings!“ warf der ein. „Wir haben dieſes Jahr feſtgeſtellt, daß uns Puppen auf den Grenzfeldern geſtohlen wurden“, ſprach Gothe. „Aha— und wer käme für den Diebſtahl in Frage? Wohin könnten die Puppen abge⸗ fahren ſein—““ „Ja— eigentlich nur von den Leuten des Herrn v. Waslewſki!“ ſagte Hellmer zögernd. „War Brucks ſchon ſeit dieſer Zeit als In⸗ ſpektor bei Waslewſki?“ Ja Der Kriminaliſt überlegte.„Es iſt doch eigentlich befremdend, finden Sie das nicht auch, Herr Kommerzienrat— daß ausgerechnet Ihr Nachbar— Waslewſki, der Name klingt ſo polniſch— den entlaſſenen Inſpektor en⸗ gagierte. Liegt da für uns nicht die Annahme vor, daß— der Inſpektor Brucks mit Herrn von Waslewſki unter einer Decke geſteckt hat? Könnte nicht ein Teif der fehlenden Produkte einfach hinüber nach dem Waslewſki'ſchen Gut gefloſſen ſein.“ Alle ſahen ſich an. tete ihnen ein. „Ja aber— Waslewſki iſt ſehr vermögend — ich— kann mir keinen Grund für eine ſol⸗ che Handlungsweiſe erklären.“ „Nun—das müßte man ſcharf unterſuchen. Auf alle Fälle hat mein Kollege aus Breslau einen Fehler gemacht— er hat die Perſon des Thomas Brucks, der mir doch bei alledem ſcheinbar eine größere und aktivere Rolle zu ſpielen ſcheint in ſeiner Unterſuchung aus dem Kommerzienrat handlungen ziehen werde, erſt entſcheiden, wenn Laval wieder in Europa eingetroffen ſein werde. Dann würde ſich auch der Hinter⸗ grund der Waſhingtoner Beſprechungen klarer abzeichnen. Wirtſchaſtskomitee in Genf iſt zuverſichtlich witb Genf, 31. Okt. In dem geſtern ver⸗ öffentlichten Bericht des Wirtſchaftskomitees über die Wirtſchaftskriſe wird u. a. geſagt, daß eine der weſentlichſten Vorbedingungen für die Wiederherſtellung eines normalen Güter⸗ umlaufes darin beſtünde, daß die Erſchütte⸗ rungen auf dem Gebiete des Kapital- und Währungsweſens, die augenblicklich eingetre— ten wären, beſeitigt werden. Das Gefühl der Sicherheit und Beſtändigkeit, das dann beſtün⸗ de, würde ſicher die günſtigen Wirkungen ha- ben. Zur vollen Wiederherſtellung des unbe— dingt notwendigen Vertrauens ſei aber uner⸗ läßlich, daß„wichtige internationale Proble⸗ me, die nicht ausſchließlich wirtſchaftlicher Na⸗ tur ſeien“, gelöſt würden. Das Wirtſchaftsko⸗ mitee erinnerte in dieſem Zuſammenhang da⸗ ran, daß eine dauernde Proſperität nur auf der Grundlage größter Freiheit im Kapital und Warenumlauf erreicht werden könne. Wahrſcheinlich wäre die jetzige Kriſe nicht ſo ſcharf in Erſcheinung getreten, wenn die Re⸗ gierungen ihre Politik dieſen Grundſätzen an⸗ gepaßt hätten. Die gegenwärtige Lage ſei nicht unheilbar. Das Vertrauen könne wie⸗ der hergeſtellt werden, wenn die Regierun⸗ gen zeigten, daß ſie entſchloſſen ſeien, die Din⸗ ge zu meiſtern. Das Wirtſchaftskomitee hat ſich vorbehalten, auf ſeiner Januartagung eingehend zu dieſen und anderen Fragen Stellang zu nehmen. Erſte Fühlungnahme Cavals wib. Paris, 31. Okt. Von Bord der„Ile de France“ meldet der Außenpolitiker des„Petit Pa⸗ riſien“, daß Miniſterpräſident Laval nach ſeiner Rückkehr mit verſchiedenen europäiſchen Regierun⸗ gen wegen der Ergebniſſe ſeiner Waſhingtoner Beſprechungen Fühlung nehmen werde. In erſter Linie natürlich mit der deutſchen Regierung, und 5 ſei ſogar möglich, daß er ſich direkt mit Reichskanzler Dr. Brüning telephoniſch in Verbindung ſetze. Sicher ſei auch, daß die Londoner Regierung, als deren Vertreter Lord Reading kurz vor Lavals Abreiſe nach Amerika ſich über den bevorſtehenden Meinungsaustauſch betreffend das Reparations⸗ und Schuldenproblem, unterrichtet hatte, wieder einen Delegierten nach Paris entſenden werde, um erneut Fühlung zu nehmen. Das Schulden⸗ und Reparationsproblem werde unverzüglich Ge⸗ genſtand wichtiger Erörterungen und namentlich einer internationalen Konferenz, die wahrſchein— lich im Dezember zuſammentreten werde, ſein. Spiele gelaſſen. Man müßte ſich einmal ernſt⸗ haft mit Thomas Brucks befaſſen.“ „Ja, Herr Inſpektor! Aber— vielleicht ausdehnen auf die Kreiſe, die ein ganz be— ſonderes Intereſſe haben, Roſenburg in ihren Beſitz zu bekommen, koſte es, was es wolle mit allen Mitteln. Die Kreiſe, die vielleicht ein Mann von der Intelligenz des Brucks an— führen könnte.“ „Wer ſollte das ſein, der an Roſenburg ein ſo bedeutſames Intereſſe nimmt?“ „Polniſche Ligaiſtenkreiſe, Herr Kommer⸗ zienrat.“ „Ja— aber warum?“ Gothe ſah den Sprecher bedeutſam an und ſagte dann langſam:„Herr Kommerzienrat — um Roſenburgs gewaltigen Neichtums wil⸗ len. Das Geheimnis von Roſenburg iſt ge⸗ löſt.“ „Was meinen Sie, Herr Gothe? Sie uns nicht auf die Folter!“ „Ungeheure Kohlenflöze— wurde mir eben gemeldet— ziehen ſich unter Rosenb arg hin.“ a Spannen A: Eine halbe Stunde ſpäter kam der Krimi⸗ naloberkommiſſar Stenglein aus Breslau. Die Möglichkeit leuch⸗ Steif und unliebenswürdig betrat er das Daus. Er ſchien wenig erfreut zu ſein, einen Ber⸗ iner Kollegen hier vorzufinden. Herrn Karl Schaffranz“, ſagte er kühl. „Ich bin im Beſitz des Haftbefehls für „Die Siaatsanwaltſchaft erwägt noch und wird ſich heute noch entſcheiden, ob man Herrn Will⸗ fried von Kamerlingk in Haft ammt Herr Schafftranz iſt anweſend.“ —: Fortſetzung folgt.:— Aus Nah und Fern Mainz, 31. Okt.(Verurteilung we⸗ gen fahrläſſiger Tötung.) Von einem Ausflug in die Baumblüte des Odenwaldes zu⸗ rückkehrend, paſſierte am Abend des 1. Mai die⸗ ſes Jahres ein Wiesbadener Perſonenauto die Hauptſtraße in Mainz⸗Amöneburg. Dabei wurde ein dreiſähriges Kind aus Mainz⸗Amöneburg von dem Auto überfahren und auf der Stelle getötet. Dem Lenker des Kraftwagens dem 23⸗)jährigen Chauffeur Richard Engel aus Wiesbaden wurde zum Vorwurf gemacht, zu raſch gefahren zu ſein und dadurch den Tod des Kindes herbeigeführt zu haben. Engel wurde geſtern vom hieſigen Be— zirksſchöffengericht wegen fahrläſſiger Tötung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.— Am Abend des 31. ds. Mts. wurde der 26⸗qjährige Maurer Jakob Ebenauer aus Planig auf dem Bahnübergang zwiſchen Rüdesheim und Vingen, als er die Gleiſe mit ſeinem Motorrad über— queren wollte, von einem Perſonenzug erfaßt und getöter. Die Schuld an dem Unglück wurde dem Schrankentwärter Gg. Böhm aus Grolsheim zur Laſt gelegt, der ſich geſtern vor Gericht we— gen fahrläſſiger Transportgefährdung und fahr— läſſiger Tötung zu verantworten hatte. Der An— geklagte beſtritt jede Schuld. Er behauptet, daß der Ueberfahrene die Schranke ſchon erreicht hatte, als das Signal zum Schließen der Schranken gegeben worden wäre. Er will mit der Signal— laterne dem Zug entgegengelaufen ſein, um ihn zum Halten zu bringen. Jedenfalls habe man ihn nicht beobachtet; denn der Zug ſei weiterge— fahren und habe Ebenauer, der auf das Gleis ge— ſtürzt ſei, überfahren.— Der Zugführer und der Heizer wollen nicht geſehen haben, daß der Ange— klagte dem Zug entgegenlief. Das Gericht ver⸗ urteilte den Angeklagten zu zwei Monaten Ge— fängnis. Hackenheim(Rhh.), 30. Okt.(Er lebt noch.) Bekanntlich wurde hier der Eſſighändler Michael Metzenroth ſeit etwa zwei Monaten ver— mißt, und es wurde ſchon die Vermutung ausge— ſprochen, daß er ein Opfer des Hochſtaplers von Lacum geworden ſei. Metzenroth hat dieſer Tage nun aus Münſter i. W. an ſeine Angehörigen Nachricht gelangen laſſen. Ludwigshafen, 31. Okt.(Leiche gelän⸗ det.) Geſtern vormittag wurde hier bei der Rheinbrücke eine männliche, unbekannte Leiche geländet. Der Tote iſt ungefähr 55 bis 65 Jahre alt und gehörte vermutlich dem Kauf— mannsſtande an. Die vVeiche dürfte etwa zwei bis vier Wochen im Waſſer gelegen haben. Ehrang, 31. Okt.(Zwiſchen den Puf⸗ fern erdrückt.) Auf dem hieſigen Bahnhof wollte der Eiſenbahnſchaffner Schmitt von Konz einen Packwagen an einen Zug anhängen. Der Beamte kam dabei ſo unglücklich zwiſchen die Kuppelung, daß er totgedrückt wurde. Der Ver— unglückte hinterläßt Frau und drei Kinder. München, 30. Okt.(Familientragö⸗ die.) Der 28 Jahre alte Verſicherungsagent Sedlmayr wurde heute vorm— im Schlafzim— mer ſeiner Wohnung mit einer Schußwunde in der Bruſt tot aufgefunden. Im Briefkaſten fand man einen Zettel mit einigen Nauen und Telefon⸗ nummern und mit dem Erſuchen die Genannten anzurufen und ihnen mugzuteilen, daß bei Sedl⸗ mayr ein Unglück geſch d ſei. Als die Wohnung geöffnet wurde, drang aus der Küche Gasgeruch. Auf dem Küchenboden i, leblos Frau Sedlmayr. Von der Küche führten O alten den in dos Schlaf⸗ zimmer, wo der Mann“ ach röchelnd im Bette lag. Es ſcheint, daß die Nm die Täterin iſt. Ob ſie im Einverſtändnis mik ihrein Manne gehandelt hat, iſt nicht aufgeklärt. Favag⸗ Prozeß Frankfurt a. M., 31. Okt. In der geſtrigen Nachmittagsverhandlung ſchilderte Sauerbrey, wie es zur Zahlung von 20 000 Mark an ihn kam. Becker hatte im Sommer 1928 erklärt, daß er einen größeren Betrag für die Vereinigte Berlini— ſche zu Aufwertungszwecken brauche und daß er mit Holland Beſprechungen zwecks Grundſtücks⸗ berkaufs angeknüpft habe. Im Oktober legte ihm dann Becker einen Brief zur Unterſchrift vor, wo⸗ bei ihn der Angeklagte nach dem holländiſchen Konſortium fragte. Becker habe aber ſehr be— ſtimmt erklärt, daß er hierüber keine Auskunft geben könne. Im Dezember forderte Becker 219 000 Mark als Bereitſtellungsproviſion, und als Sauerbrey ſagte, er brauche eine Buchungs⸗ aufgabe, wies ihn Becker an, die Vereinigte Ber⸗ liniſche hierfür auf dem Hypothekenkonto zu be⸗ laſten. Sauerbrey gab einen Scheck, der, wie er erklärt, vermutlich bei der Reichsbank in Bargeld umgetauſcht wurde. Als Becker eine Quittung verlangte und ihm in diktatoriſcher Weiſe ſagte, er ſolle quittieren, habe Sauerbrey um Gegenzeich⸗ nung gebeten. Tatſächlich iſt die Quittung von der Favag im Auftrag der Vereinigten Berlini⸗ ſchen von Becker gegengezeichnet worden. Sauer⸗ brey leiſtete die Unterſchrift für die Südweſtbank und wollte ſich durch die Gegenunterſchrift decken. Einige Tage nachher rief ihn Becker zu ſich und dagte ihm:„Hier bekommen Sie 20 000 Mark.“ 1 erhaltene Geld habe Sauerbrey auf ſeinen amen eingezahlt. Sauerbrey will ſich bei Becker erkundigt haben, ob Dumcke mit der Gratifikation einberſtanden ſei. Darauf habe Becker geantwor⸗ tet, daß die anderen ihren Anteil hätten. Sauerbrey muß dann in der Verhandlung zahlreichen Fragen der Richter ſtandhalten. Da⸗ bei äußert er, daß ſich vielleicht ein gewiſſes Sy⸗ ſtem herausgebildet hatte und daß man das Fin⸗ gerſpitzengefühl damals verloren hatte. Er muß zugeſtehen, daß er ſich heute anders verhalten würde. Er will der Anſicht geweſen ſein, daß es ſich bei der Vergütung um einen von der Verei⸗ nigten Berliniſchen bewilligten Betrag gehandelt habe. Beſprechungen mit Maedje habe er hier⸗ über nicht geführt. Die Eigenart dieſer Trans⸗ aktion liegt darin, daß hier eine Belohnung für ein Geſchäft gegeben wurde, das noch gar nicht abgeſchloſſen war. Sauerbrey gibt ſchließlich zu, daß die Entnahme als Vereitſtellungsproviſion friſiert wurde. Sonnabend⸗Verhandlun s otb. Frankfurt a. M., 31. Okt. Die heutige Verhandlung im Favag⸗Prozeß war nur von ganz kurzer Dauer. Es wurden drei Zeugen vernom— men, die früher bei der Favag tätig waren und die ſich über die Poſtverteilung äußern ſollten. Der Zweck dieſer Zeugenvernehmung war, feſt— zuſtellen, ob der Angeklagte Schumacher die Bank⸗ poſt in die Hände bekam. Einer der Zeugen be— kundete, daß Schumacher die geſamte Direktions— poſt, zu der auch die Bankpoſt gehörte, bekam. Die Frage, ob Schumacher dieſe Poſt auch geleſen hat, wurde von dem Zeugen nicht beantwortet. Der Verteidiger Dr. Roſenblatt beantragte die Vernehmung des Kommerzienrats Theodor Frank von der Deutſchen Bank in Berlin als Zeugen darüber, daß bei der Kapitalerhöhung eines ſüd— deutſchen Bankunternehmens auch Vergütungen an den Vorſtand dieſer Bank gegeben wurden. Die Beſchlußfaſſung über den Antrag behielt ſich das Gericht vor. auf Dienstag vertagt. 75 . Dann wurde die Verhandlung, Gewerkſchaſtsvertreter im Wirtſchaſtsbeirat proteſtieren odz. Berlin, 31. Okt. Wie dem Nachrichten büro des VD. erklärt wird, haben die Ver⸗ treter der Gewerkſchaften im Wirtſchaftsbeirat der Reichsregierung ſich beim Reichskanzler Dr. Brüning darüber beſchwert, daß kein Vertreter de! Arbeitnehmerſchaft in den Unterausſchuß für das Stillhalteabkommen berufen wurde, der ſeine Arbeiten unter dem Vorſitz des Reichskanzlers am Sonnabend begonnen hat. Der Reichskanzler hat den Gewerkſchaften zu— geſagt, daß er aus ihren Reihen auch zu dieſen Verhandlungen hinzu⸗ ziehen werde. Im übrigen ſind ſich die Gewerk— ſchaftsvertreter dahin ſchlüſſig geworden, in⸗ nerhalb des Wirtſchaftsbeirates möglichſt ge— meinſam aufzutreten. Zu der erſten Plenarſitzung des Wirt— ſchaftsbeirates wird dem Nachrichtenbüro des VD. ergänzend noch geſagt, die Erklärung der Reichsregierung habe ſich noch nicht auf be— ſtimmte Einzelheiten feſtgelegt. In der De— batte ſeien jedoch von den Mitgliedern des Wirtſchaftsbeirates zahlreiche Einzelwünſche ge— äußert worden, ſo wegen der zu niedrigen Holzpreiſe, wegen des Rückganges im Bau— weſen, wegen zu geringer Zuckerpreiſe uſw. Man habe den Eindruck. daß. wenn die Reichs— Frankreich auf dem Goldſack Ungeheuerlicher Mißbrauch des Weltgeldſyſtems— Wie lange noch? Nirgends iſt bisher die Stärke der franzö— ſiſchen Wirtſchaftsmacht deutlicher zum Aus— druck gekommen als in den letzten Angriffen auf die amerikaniſche Währung, alſo gerade diejenige Währung, die wir ſeit den Tagen der Inflation als Wertungsmaßſtab aller Va— luten anzuſehen gewohnt ſind. Worauf be— ruht dieſe unerhörte Machtpoſition? Allmählich iſt die deutſche Oeffentlichkeit auf die von Frankreich ſeit ſeiner Währungs⸗ ſtabiliſierung ſyſtematiſch verfolgte Politik der Goldanſammlung aufmerkſam geworden. Dieſe ungeheueren Goldbeſtände, die den Zah— lungsmittelbedarf des Landes weit überſtei— gen, ſind aber nur die Rückendeckung der An— griffspolitik, wie wir ſie ſeit dem Zuſammen— bruch der Oeſterreichiſchen Creditanſtalt erlebt haben. Die Angriffswaffe ſind die kurz— friſtigen Kredite und die Aus⸗— landsnotenbeſtände der franzö— ſiſchen Zentralbank. In Oeſterreich, in Deutſchland, in England und nun auch in Amerika, überall haben wir dasſelbe Spiel erlebt: Erſt werden langfriſtige in ſofort greifbare, jederzeit abrufbare Guthaben um— gewandelt und alle Wechſel bei Fälligkeit ein⸗ kaſſiert und als täglich fälliges Geld zunächſt helaſſen. Und dann beginnen ſyſtematiſch die Kündigungen. Da die Rückzahlun⸗ gen in Franken zu zahlen ſind, verſchlechtert ſich die Auslandsvaluta zufolge dem Geſetze von Angebot und Nachfrage gegenüber dem Frank in einem Verhältnis, das es angebracht erſcheinen läßt, große Rückzahlungseträge in dem Weltgeld, dem Gold, zu leiſten. Außer— dem können auch die als Deckungsbeſtände an— geſammelten Pfund- und Dollar-Noten der Zentralnotenbank jederzeit in Gold umgewan— delt werden. Der Hinweis Frankreichs da— rauf, daß ihm ſelbſt keine Schuld beizumeſſen ſei, da es nur wie alle anderen Länder wegen mangelnden Vertrauens ſeine geliehenen Gel— der zurückzuziehen beſtrebt ſei, iſt eine durch ⸗ fſichtige Verdrehung der Tatſa⸗ chen, denn die Erſchütterugen der fremden Währungen, die durch das Vorgehen Frank⸗ reichs entſtehen, bewegen die anderen Länder erſt, ſich— notgedrungen— dem Beiſpiel Frankreichs anzuſchließen, ſo die Stoßkraft des Angriffs noch bedeutend verſtärkend. Auch dieſe Machtſtellung verdankt Frank— reich zum größten Teil der Tributrege— lung. Der Ueberſchuß der Tributzahlungen, der ihm nach Begleichung ſeiner Kriegsſchul— den an Amerika alljährlich verbleibt, ſetzt es in den Stand, eine ausſchließlich nach politi— ſchen Geſichtspunkten orientierte Kreditpolitik zu betreiben, denn hier handelt es ſich um Gelder, die ohne Rückſicht auf die Ren⸗ tabilität der Anlage verwendet wer— den können. Hinzu kommt aber noch— wie Frankreich ſelbſt mit Vorliebe betont,— daß das infolge der Friedensverträge und der Re— parationsregelung beſtehende Vertrauen des Auslandes auf die franzöſiſche Sicherheit zur Ueberlaſſung großer Kapitalien an Frankreich geführt hat. Es kann kein Zweifel ſein, daß dieſe fran— zöſiſche Politik einen ungeheuerlichen Mißbrauch des Weltgeldſyſtems bedeutet. Schon die Banknoten! der einzel- nen Länder dienen nur zur Vermittlung der Geldumſätze, nicht aber zur Anſammlung in den Sparſtrümpfen. Der von den Zentral— notenbanken der Länder unterhaltene Dek— kungsbeſtand an Gold dient aber lediglich zum Ausgleich der„Spitzenzahlungen“ unter den Ländern, die nicht gegeneinanden aufgerech— net werden können, Frankreich hat ja auch keineswegs die Guthaben, Die es jetzt in Gold zurückfordert, ſelber in Gold eingezahlt. Und doch ſcheint die Möglichkeit aufzutau⸗ chen, daß die ungehemmte Machtpolitik Frankreichs ſich gegen Frankreich ſelbſt kehren könnte. Ein Warnungsſignal iſt das dauernde Steigen der Warenpreiſe in Frankreich, hervorgerufen durch den Ueberfluß an Zahlungsmitteln. Ein zweites iſt die Abkehr mehrerer Länder vom Goldſtandard; denn mit der Goldwährung iſt es— wie Profeſſor Wagemann vom Ber— liner Konjunkturforſchungsinſtitut geſagt hat — wie mit einem Telephonanſchluß: je weni— ger Benutzer, deſto unbrauchbarer! Und die Angſt Frankreichs, auf ſeinen prallen Gold— ſäcken ſitzen zu bleiben, ſcheint nicht gering zu ſein, denn ſonſt hätte man wohl nicht in Waf⸗ hington ſo ſehr auf die Erklärung Amerikas gedrungen, daß es unbedingt an der Goldwäh— rung feſthalten würde. Neue ꝛcuolutionze Biſiebung in Moꝛdbꝛasilien Blick auf eine Hauptſtraße von Pernambuco. das von den Aufſtändiſchen beſetzt ſein ſoll. Unten links: Getulio Bargas, der Staatspräſident von Braſilien. Gegen den gegenwärtigen Staatspräſidenten von Braſilien, Bargas, der erſt im vorigen Jahr durch eine Revolution an die Macht kam, iſt ein Aufſtand ausgebrochen, der im Norden Braſiliens ſeinen Herd hat. Angeblich iſt es den Aufſtändiſchen gelungen, Pernambuco in die Gewalt zu bekommen. regierung Wert auf ein Votum des Wirt- ſchaftsbeirates lege, jeweils ein Mehrheits⸗ und ein Minderheitsvotum zuſtandekommen werde Vermiſchtes Beſuch Litwinows in Angora. wib. Angora, 31. Okt. Der Volkskommiſſar des Aeußeren, Litwinow, der ſeit einigen Tagen in Angora weilte, hat geſtern abend um 7.30 Uhr Angora verlaſſen. In dem offiziellen Kommuni⸗ que heißt es: Seit der Ausſprache Litwinows mit Ismet Paſcha und Tewfik Ruſchdi Bei fand ein Meinungsgustauſch über alle Fragen, die die Beziehungen der beiden Länder betreffen, und über die großen internationalen Probleme ſtatt. Die Unterhaltungen bewieſen nochmals die herzliche Freundſchaft, die die Türkei und Sowjetrußland verbindet und die Möglichkeit. dieſe Beziehungen weiter auszubauen. Hinſichtlich des Friedens und der Aufrechterhaltung der freundſchaftlichen Be— ziehungen konnte vollkommene Uebereinſtimmung feſtgeſtellt werden. Litwinow wiederholte im Namen der ſowjetruſſiſchen Regierung die Einla— dung Ismet Paſchas nach Moskau, die dieſer an— nahm. Der Zeitpunkt des Veſuches wird noch feſt— geſetzt werden. Außerdem wurde auch das Pro— tokoll, das den türkiſch⸗ſowjetruſſiſchen Freund— ſchafts- und Neutralitätsvertrag von 1925 um fünf Jahre verlängert, unterzeichnet. Braſilien verkauft nicht an Rußland. witb. Paris, 32. Okt. Wie Havas aus Sao Paolo meldet, hat ſich das braſilianiſche Kaffee⸗ Fnſtitut geweigert, über den Verkauf von 500 000 Sack Kaffee an Sowjet-Rußland zu verhandeln, aus Furcht, letzteres könnte dieſen Ankauf dag benutzen, um auf den europäiſchen Märkten ein Dumping zu betreiben. Keine Einfuhrbeeinfluſſung durch die Deviſen⸗ zuteilung. enb. Verlin, 31. Okt. Von verſchiedenen Sei⸗ ten iſt behauptet worden, daß die Reichsregierung auf dem Wege über die Deviſenbeſchaffung eine beſondere Importpolitit treibe. Wie wir von zuſtändiger Seite dazu erfahren, iſt dieſe Be⸗ hauptung unzutreffend. Die Deviſenbewirtſchaf⸗ tung wird in keiner Weiſe als Mittel zur Import— beeinfluſſung verwendet. Für die Zuteilung von Deviſen iſt lediglich die Menge der vorhandenen Deviſen ausſchlaggebend. Der Komponiſt d'Albert läßt ſich in Riga ſcheiden. enb. Riga, 31. Okt. Der Komponiſt Eugene d'Albert, welcher ſich ſeit einiger Zeit hier auf— hält, hat beim hieſigen Bezirksgericht die Schei⸗ dung ſeiner Ehe beantragt. Der Regierungsan⸗ zeiger veröffentlicht eine Aufforderung an Frau Hilda d' Albert, deren Aufenthaltsort dem An— tragſteller unbekannt iſt, ſich bis zum 24. Dezem- ber 1931 beim Gericht einzufinden. Die Indexziffer der Großhandelspreiſe vom 28. Oktober 1931. wtb. Verlin, 31. Okt. Reichsamt für den 28. Oktober berechnete Index⸗ ziffer der Großhandelspreiſe hat mit 107,4 ge⸗ genüber der Vorwoche leicht(um 0,1 vom Hun— dert) angezogen. Die Indexziffern für die Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 99,6( 0,9 Prozent), Kolonialwaren 95,0( 0,1 Proz.), induſtrielle Rohſtoffe u. Halbwaren 99,5(— 0,2 Prozent) und induſtrielle Fertigwaren 133, (— 0,2 Prozent). Cübecker Prozeß wtb. Lübeck, 31. Okt. Am heutigen Verhand⸗ lungstage im Calmette-Prozeß will das Gericht die Vernehmung der Hebammenſchweſtern zu Ende bringen. Sie werden vor allem dazu vernom⸗ men, ob ſie die Fütterung an den verſtorbenen und erkrankten Kindern auch tatſächlich durchführten. Die Schweſter Grammel fütterte insgeſamt 29 Kinder, darunter befand ſich ein Kind aus tuberkuloſem Milieu, das die Fütterung bereits vor der offiziellen Einführung des Bech Verfah- tens anfangs Januar erhielt. Dieſe Fütterung vurde mit Zuſtimmung des Vaters und auf An⸗ rag der Tuberkuloſeſtelle vorgenommen. Das Kind iſt nicht erkrankt. Im Laufe der Verneh⸗ mung ſagt die Schweſter aus, daß der zweijäh⸗ rige Bruder des gefütterten Säuglings nach der Fütterung den Löffel, mit dem das Präparat eingegeben wurde, einmal abgeleckt habe und ſpä⸗ ter daran erkrankt ſei. Profeſſor Ludwig Lange:„Wir haben doch von dem Präparat, das an das Kind Stak gege⸗ ben worden iſt, aus einer Ampulle ſelbſt ein Drit⸗ tel genommen. Zeugin:„Ja, aber das war wohl nicht ganz ſoviel.“ Profeſſor Lange:„Ich wollte auch nur hiermit feſtſtellen, daß dieſe Schweſter ſelbſt von dem Präparat eingenommen hat und da⸗ mit beweiſen wollen, daß das Mittel unſchädlich iſt. Dazu bemerke ich, daß das Kind Stak an der Fütterung nicht geſtorben iſt.“ Nach Vernehmung von weiteren 12 Hebam⸗ menſchweſtern, die jedoch keine weiteren Aufſchlüſſe brachte, wurde die Verhandlung auf Mittwoch nächſter Woche vertagt. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 452 Stück Verkauft 314 Stück Milchſchweine das Stück 3—7 Mk. Läufer das Stück von 10— 27 Mk. Marktverlauf mittelmäßig. 88