Fon der Bürgermeisterei wird uns geſchrieben: Die amtlichen Berichtigungen über die Frage der Eintragung der Sicherungshypotheken auf den Grundbeſitz von Wohlfahrtserwerbsloſen haben den aus dem badiſchen Schwarzwald in unſere Gemein⸗ de exportierten und mit Genehmigung der zuſtändi⸗ gen Amtsſtellen geduldeten und ſich eingeniſteten Kommuniſtenführers Edmund Rümmele derart in Harniſch gebracht, daß er ein zweites Pamphlet hier zu 10 Pfg. an die Einwohnerſchaft verkaufen ließ, worin er ſich in der bekannten Weiſe ſelbſt verherrlicht und als rettender Engel der hieſigen Einwohnerſchaft aufſpielt. Die amtliche Darſtellung hat auf Rümmele wie das rote Tuch auf den Stier in der Arena gewirkt, was das zweite Flug⸗ blatt zur Genüge beweiſt. Dieſes Flugblatt, als auch die anderen, von dem Polizeiamt beſchlagnahm⸗ ten, ſtrotzen voller Unwahrheiten und ergehen ſich in Verunglimpfungen des Unterzeichneten, der Be⸗ amten, ſowie des Geſamtgemeinderars. Wenn wir auch bisher dieſen Weg der perſönlichen Verunglimpf⸗ ung noch nicht gewählt haben, ſo deshalb, weil uns die geiſtigen Waffen und die Sachlichkeit, mit der amtliche Angelegenheiten auch in Wahlkämpfen zu behandeln ſind, noch nicht ausgegangen iſt. Dem Kommuniſtenführer Rümmele, dem es hieran zu mangeln ſcheint, wollen wir den Ausſpruch Bismarcks im Reichstag vor Augen führen, der beſagt:„Wer ſeine Anſichten nicht mit den Waffen des Geiſtes zu verteidigen vermag, gibt zu erkennen, daß ihm dieſelben ausgegangen ſind; er ſteht ſonach auf der niedrigſten Stufe der Ziviliſation.“ Die von uns gegebene amtliche Darſtellung kann durch nichts ent⸗ kräftet werden. Tatſache iſt und bleibt, daß die durch Hausagitation von der K. P. D. unter Vorſpiegelung falſcher Tatſachen zuſtande gekommenen Unterſchriften nicht der freien Willensäußerung entſprechen. Das Rezept des Kommuniſtenführers Rümmele beſteht in Aufreizung und Verhetzung der Maſſen, Aufrichtung des Schreckensregiments, ſowie der Diktatur. Mit Marſch⸗, Schlacht- und Blutliedern läßt ſich keine Politik machen, und auch nicht das unter den ſchwierigſten Verhältniſſen allwöchentlich für die Aermſten der Armen notwendige Geld zur Beſtrei⸗ tung ihres Lebensunterhalts herbeiſchaffen. Gerade hierin liegt die ganze Größe des ſozialen Verſtänd⸗ niſſes des Unterzeichneten, ſowie der Geſamtgemein⸗ devertretung. Wie man angeſichts der Tatſachen den Unterzeichneten, ſowie die Beamten und die Gemeindevertretung als antiſozial hinſtellen kann, iſt nur durch einen Demagogen und Feind der bür⸗ gerlichen Geſellſchaft möglich. Was ſollen die auf ungeſetzliche Art zuſtande gebrachten 3400 Unterſchriften bedeuten? Wir haben in unſerer Gemeinde nur 1150 Häuſer mit 2400 Familien. Von dieſen 1150 Hausbeſitzern ſind nur 73 Wohlfahrtsunterſtützungsempfänger. Alſo konnte doch der Reſt von 1077 Hausbeſitzern an dem Eintrag einer Sicherungshypothek auf den Grundbeſitz dieſer 73 nicht das geringſte Intereſſe haben. Die ſteuerzahlenden Bürger unſerer im Ausſtrahlungsgebiet der Großſtadt Mannheim lie⸗ genden Gemeinde haben ſich bisher trotz aller Not der Zeit als„friedliebend“ im wahrſten Sinne des Wortes erwieſen, ſodaß wir nicht annehmen können, daß ſie ſich jetzt durch die unverantwortliche Hetze eines hierher verpflanzten Moskauer Sendlings in ihrer vornehmen Geſinnung gemauſert hat und ſich durch die K. P. D. und ihren fragwürdigen Führer in das Paradies der Freude, des Schwelgens und der Genußſucht einführen laſſen will. Alle Ver- ſprechungen, mögen ſie ausgehen wo ſie wollen, können angeſichts der großen Not und der Welt- wirtſchaftskriſe nicht eingelöſt werden, das hat die Vergangenheit zur Genüge bewieſen. Erwerbsloſe, Bürger und Einwohner Viern⸗ heims, gebt keinen Pfennig ungütz für den Ankauf aufwiegleriſcher und vergifteter Flugblätter Rümmeles aus, weil derſelbe beſſer in Eurer als in der Taſche Rümmeles aufgehoben iſt. Sollte dieſer Aufwiegler ſich in ſeiner Rolle weiterhin gefallen und unge⸗ rechte Angriffe gegen die Gemeinde und ihre Organe führen, dann werden wir in aller Oeffentlichkeit ſo nicht geſchehen iſt. Lamberth, Bürgermeiſter. Der Kampf beginnt! Noch nie war eine Landtagswahl von dieſer großen Bedeutung wie die bevorſtehende Wahl am 15. November Was Rechts- und Linksradikalen voriges Jahr nicht gelang, nämlich die Eroberung der Macht im Reich, das wollen ſie nun auf dem Umweg über die Länder erringen. Zunächſt ſoll nun Heſſen erobert werden, um von hier aus zum Schlag gegen das Reich ausholen zu können. Das Volk ſieht, um was es geht. Es ſieht ſich vor die Wahl geſtellt: Bürgerkrieg oder Staatsordnung! Juflation oder Erhaltung des Feſtgeldes! Trümmerhaufen oder Unterſtützung der Brüning'ſchen Aufbauarbeit! Hakenkrenz u. Sowjetſtern od. Krenz Chriſti! Für jeden wahrhaften Freund des Vaterlan⸗ des und für jeden gläubigen Chriſten gilt die Pa⸗ role: Für Ordnung, Für Brüning, Für das Chriſtenkreuz! a Jeder Anhänger Brünings und der Zentrums partei wird ſich zum bevorſtehenden Kampf rüſten und am nächſten Sonntag abend die Zentrumsver⸗ ſammlung im Freiſchütz beſuchen, in der unſer Abg. Keller und der berühmte Gelehrte und Univer- ſitätsprofeſſor Deſſauer ſprechen werden. „ Jünglingsſodalität. Die Mitglie- der der Mar. Jünglingsſodalität mögen die im Anzeigenteil angekündigte Verſammlung beachten. * Einrichtung von Volksküchen. Am Freitag, den 6. November, nachmittags 4½ Uhr, findet auf dem Rathauſe eine Beſprechung bezüglich Einrichtung von Volksküchen in unſerer Gemeinde ſtatt. § Die von der Polizei beſchlagnahmten Flugblätter und Flugſchriften der Kommuniſtiſchen Partei ſind, nachdem die Formalitäten erfüllt ſind, geſtern abend wieder zum Verkauf freigegeben worden. Sänger Einheit. Die Sänger und Theaterſpieler wollen das Inſerat im Ver⸗ einsanzeiger beachten. deutlich gegen ihn werden, wie es bis jetzt noch Wochenplan der Dai. Mittwoch: 2—4 Uhr Schülertraining. Das Training von 7 8½½ Uhr fällt aus wegen der Allerſeelenandacht. ½9 10 Uhr Training der oberen Mannſchaften ½9 Uhr Spielausſchußſitzung in der Harmonie. Donnerstag: 5½—7 Uhr Schülerturnſtunde. 9— 10 Uhr Training für 1. Handballm. und Jugendmannſchaften. Freitag: ½9 Uhr Spielerverſammlung. Dienstag und Freitag ab 2 Uhr Platztraining. einen Mund ellegst bu täglich** 4 warum nicht Deinen rlols 2 Gurgle trocken mit agb M. 1.— v.—.80 Sterbefall. Im beſten Mannesalter von 42 Jahren ſtarb geſtern an den Folgen eines Herzleidens, das er ſich im Kriege zugezogen, unſer achtbarer Mitbürger Herr Schuhmachermeiſter Peter Jakob Weidner 2., Sandſtraße. Die Beer⸗ digungszeit iſt aus der Anzeige erſichtlich. Untererhebſtelle. Morgen Mittwoch können die reſtlichen Miet- unterſtützungen verrechnet werden. Gleichzeitig kann an dieſem Tage noch das 4. Ziel Staatsſteuer 1931 ohne Verzugszuſchlag und im Laufe dieſer und der nächſten Woche ohne Mahnkoſten bezahlt werden. An die Abgabe der monatlichen Voranmeldungen bis zum 10. ds. Mts. bei einem Jahresumſatz von 20000 RM. ſei hingewieſen. Zahltage ſind: Montag und Freitag von 812 ½½ Uhr vormittags Mitt⸗ woch von 8— 12½ Uhr vormittags und von 2 4½ʒ Uhr nachmittags. Kirchner. Vereins ⸗Anzeiger Gaſtwirte⸗Verein. Dienstag, den 3. Nov., abends 8 ½½ Uhr, im Morgenſtern Verſammlung. Die Saalwirte ſind wegen der Stempelſteuer beſon⸗ ders eingeladen. Der Vorſtand. Sänger⸗Einheit. Mittwoch abend 8 Uhr Zu⸗ ſammenkunft der Sänger im„Löwen“ zwecks Darbringung eines Ständchens. 8 ½ Uhr Theater- probe im Freiſchütz. Mit Rückſicht auf die Theaterſpieler und die Sänger, die die Kirchen- chorprobe noch beſuchen müſſen, wird um recht pünktliches Erſcheinen gebeten. Der V. Krieger⸗ u. Soldaten⸗Verein Teutonia(Schützen⸗ abteilung) Mittwoch abend 8 ¼ Uhr Verſamm⸗ lung der Jungſchützen und Uebungsſtunde durch Jugendführer H. Kromm im Lokal. Eingang vom Hof aus. Samstag, den 7. und Sonntag den 8. Nov. Geländeſpiel im Odenwald. Näheres hierüber Mittwoch abend. Der V. lieben Gatten, die Ewigkeit hinwegzunehmen. Todes-Anzeige. Gott, dem Allmächtigen, hat es in seinem unerforsch- lichen Ratschlusse gefallen, heute Nacht um ½ 12 Uhr meinen unseren stets treusorgenden Vater, Schwiegersohn, Bruder, Schwager und Onkel, Herrn Peter lakoh Weidner 2. infolge eines Herzleidens, im Alter von 42 Jahren, zu sich in Wir bitten um ein stilles Gebet für unseren Ib. Verstorbenen. Viernheim, den 3. November 1931. Die tieitrauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet morgen Mittwoch nachmittag um 3 Uhr vom Trauerhause, Ecke Sand- und Wilhelmstr. aus, statt. werden die Tabakbau Verein i Mittwoch, den 4. Nov. Vormittags II Uhr Sandblätter des Vereins verwogen. Der Vorſtand. Sohn, eee Rotkraut Empfehle Rotkraut zu billigſtenn Tagespreiſen Hch. Faltermann, Moltkeſtr. 15 lünglings-Verein. f 8 Heute abend ½9 Uhr Verſammlung im„Freiſchütz“ Vortrag(Aus- wärtiger Redner). Seid pünktlich und vollzählig zur Stelle. Euer Präſes. Rotkraut, Wirſing (zum Einſchlagen) einge⸗ ————— Mschor Deutschen Arbeitersängerhundes Zentrums Versammlung am Sonntag, den 8. Nov., abends 8 Uhr ö im Freiſchütz! Redner: 1.) Herr Abg. Keller, Gießen; 2.) Herr Abg. Deſſauer, Frankfurt. 3 Hierzu ſind alle Freunde der Zentrumspartei, Männer und Jung- männer, Frauen und Jungfrauen, herzlich eingeladen und werden gebeten, mit Rückſicht auf die außerordentliche Wichtigkeit der bevorſtehenden Landtagswahl dieſe Verſammlung zahlreich zu beſuchen. Der Vorſtand der Zentrumspartei. 29. November: Singen im fundiunk! troffen, ferner empfehle täglich Weißkraut, Ia. Eßbirnen, Wirtſchafts⸗ und Tafeläpfel 5 zu den billigſten Preiſen Kempf, Hügelſtraße 12. 1 2 9 Uhr Singſtunde Mittwoch letzte Singſtunde bei Herrn Schaudt. wird reſtloſes Erſcheinen erwartet. abliefern. Heute Dienstag obend des Frauenchors. Es Theaterbücher Der V. Geben Sie Gardinen und Stores Weiß⸗ und Kragenwascherei Annahmestelle für beide Firmen: Frau l. Huhn WI Ihre Sachen in die färherei Brehm, wenn dieselben auf Kirchweih gereinigt oder gefärbt werden sollen 1 Anzug(R) nur no en. 4. 70 Mu. 1Mleid(R) nur nom 3.50 his 4.50 Mk. färberei Fri e d. E r e h m, Mannheim CFC 00ß00bß cee Ferner bringe ich die Weiß- und Kragenwäscherei von Christian Mörz in empfehlende Erinnerung. Die Wäsche wird schonend behandelt! nem 50 pig. von 1.— Mk. an Ghristian Mörz, Mannheim Die Sachen, weiche bis Mittwoch Nachmittag 2 Uhr gebracht, können bis Samstag wieder abgeholt werden. 1 Strate 11 2 inner bis 1. Dezbr. an ruhige Leute zu vermieten. Repsgaſſe 6 Reife Milch⸗ Schweine zu verkaufen. Für die überaus große Anteilnahme, die uns beim Heim- gange unseres lieben Gatten und Vaters, Herrn Mik. Stummf 4. zuteil wurde, danken wir herzlich. Besonderen Dank den Ib. Freunden von der Sänger- Einheit für den erhebenden Grabgesang, Kranzuſederle- gung und die ehrende Abschiedsworte des Herrn Präsi- denten Dölcher, sowie dem Kath. Männerverein. Saine Familie. Ferd. Müller, Rathausſtraße 69. Feinsten Alte Zeitungen J. Eir wickeln u. Tapezieren geeignel zu haben in der Geſchäftsſtelle ds. Blattes in 1 Pfund Einheits Glaser abgefüllt à 1.80 Mk. Hügel- herabgeſetzt. SSCCGCee eee „— * Nrchagln.Angebol! Von hente bis Kirchweihe find meine ſämtliche Bedienungspreiſe um 20˙ i Ecke Schul⸗ und Waſſerſtraße 69. Rehm,„ aneschen 5 895555595999 zu haben bei Do Froschauer RKühnerstraße 8 Jonderangebol. Reiner nellgelber Vieh- lebertran hält Schweine gesund und mästet Ltr. 1.20 Rathaus- Drogerie 2 8 8 i Vereins- u. Trainingsabende der Sport⸗ vereinigung Amicitia 09 e. v. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Läglich Betrieb. Dienstag 4 Uhr: Training der 4. u. 5. Mannſchaft ſowie der Privatmannſchaften. Mittwoch 4 Uhr Training der Jugend und Schüler. 8 Uhr Spielausſchuß in der Geſchäftsſtelle. Donnerstag 4 Uhr: Trainingsſpiel der 1. u. 2. M. Freitag 4 Uhr: Fußballtr. der 3. M. und A. H. 8 Uhr Zuſammenkunft der 1. M. in der Geſchäftsſt. Vorſchau für Sonntag, den 8. Nov., nachm. ½3 Uhr: Verbandsſpiel der Gruppe Rhein auf dem Waldſportplatz: Sp. Vgg. Amicitia 09 gegen F. G. Kirchheim. Spiele der ſämtlichen unteren Mannſchaften. NB. Unſere Mitglieder und Sport⸗ freunde werden darauf aufmerkſam gemacht, daß die internationale Fußballzeitſchrift„Der Kicker“ ab heute Nachmittag in der Geſchäftsſtelle erhältlich ist. kiuer Musköpb. eeseakate- mamba Viernheimer Zeitung Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. e 815 50 90 untagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjäh kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſte rlich einen 10100 owie einen Wand- e u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117. Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Am Frankfurt a. M.— Schri Ar. 256 Sentrum und Candwirtſchaft Die ſcharſen wirtſchaftlichen Maßnahmen in Deutſchlland haben zuſonmen mit den Zinser⸗ höhungen die Kaufkraft der breiten Maſſe gewal⸗ tig eingedämmt. Die Folge iſt ein ſtarker Preis⸗ rückgang auf allen Märkten, insbeſondere für die Erzeugniſſe des täglichen Bedarfs. Da iſt es nicht verwunderlich, daß die Landwirtſchaft in erſter Linie betroffen iſt. Eine Gegenüberſßel⸗ lung der Preisentwicklung für landwirtſchaftli⸗ che Erzeugniſſe ſeit 1924 wäre ſehr intereſſant, würde aber hier zu weit führen. Die Zentrumsfraktion hat die Geſamtentwick— lung der Landwirtſchaft genaueſtens ver⸗ folgt. Sie kennt die Landwirtſchaft als den Ge⸗ ſundbrunnen, aus dem immer wieder neues Le⸗ ben auch in die anderen Berufsſtände ſtrömt. Sie weiß, daß der ſtets in Gottes freier Natur arbeitende Bauer ſcharf beobachtet und ſich nicht von Schlagworten übertölpeln läßt. Der Land⸗ wirt iſt ſtolz auf ſeine Vorfahren, die ihn in ſchöner Zeit Wegweiſer waren, ſowohl in religi⸗ öſer wie in beruflicher und politiſcher Richtung. Wenn auch jetzt die Not bis zum äußerſten ge⸗ ſtiegen iſt, wenn ſich auch die großzügigen und energiſchen Hilfsmaßnahmen des Reiches und des Landes noch nicht voll auswirken konnten, ſo hat der Bauer doch neben ſeinem feſten Gott⸗ dertrauen auch eine ſßarke Doſis Selbſtvertrau⸗ en. Gewiß iſt es heute ſchwer, den Koof niche hängen zu laſſen, aber untergehen kann nur der, der ſich ſelbſt aufgibt. Und der Bauer gibt ſich nicht ſelbſt auf; denn er weiß, was er ſeiner Scholle ſchuldig iſt. die er doch ungeſchmälert ſeinen Nachkommen überlaſſen will. Dieſem Ziele gilt die ganze Kraft des Bauern, die al⸗ lerdings kaun noch ausreicht. die Familie in die⸗ ſer No“ über Waſſer zu halten. Die Zentrumsfraktion ſtand und ſteht immer auf dem Standpunkt, daß Regierung und Parteien einig zuſammenſtehen müſſen. um die Lage der Landwirtſchaft einer Beſſerrng entgegenzuführen. Die Zentrumsfraktion unterſtützte aus dieſer Einſicht heraus alle Regierungsmaßnahmen, die zum Gedeihen der Landwirtſchaft unternonmen wurden. und verhinderte alles, von dem ſie Schaden für die Landwirtſchaft fürchtete. Sie ſt'immte dem Haushaltsplane zu, der beträchtliche Sum nen für landwirtſchaftliches Unterrichts⸗ und Verſuchsweſen. für Schädlingsbekämpfung in Obſt⸗ Wein⸗ und Gemüſebau, für Bodenver⸗ beſſerung und Waſſerlaufregulierung, für Tier⸗ zucht uſw. auswirft. Sie gab zahlreiche Anre- gungen an die Regierung und unterſtützte ihre Vorlagen wie: Geſetz über die Umſchuldung ſär die Landwirtſchaft Hierdurch ſoll in den Fäl⸗ len in denen der Grundbeſitz durch erſtſſeellige Hyvolßeken bereits in der zuläſſigen Weiſe be— laſtet iſt, und in denen weitere lanaſriſtige Kre⸗ dite zu erträglichen Bedingungen nicht mehr zu erreichen find, die Umſchuldung, d. h. die Um⸗ wandlung der ſchwobenden Schulden in lanafri— ſtige, möolich werden. Durch das Entaegenkom⸗ men des Reiches an die Lendonrtſchaft im Jahre 1929 iſt vorgeſeßen, Vorſchüſſe bis zur Höhe von 200 Millionen Mark an Krediiinſtitute zu geben. Dieſe Gelder werden zur Umſchuldung an land- wirtſchaftliche Betriebe weitergegeben, bei denen rationelle Fortführung des Betriebes zu erwar⸗ ten iſt. Die Zigeunerplage der Nachkrieaszeit war gerade für die Landwirtſchaft ſtark fühlbar Immer wieder traten Schädiaungen zu Hauſe oder auf dem Felde auf. Durch das Geſetz zur Be⸗ kämpfung des Jiaeunerunweſens vom Spätjahr 1928. dem die Fraktion einmütig zuſtimmte, wur⸗ de dieſer Mißſtand heſeitigt. Auch durch eine große Zahl von eigenen An⸗ trägen trat die Zentrumsfraktion für die Land⸗ wirtſchaft ein. Ein Teil der Anträge befaßte ſich mit Steuerfragen. So beantragten wir 1927 eine Aenderung des Veranlagungsſyſtems für die Einkommenſteuer bei der Landwirtſchaft dahingehend, daß die Ver⸗ anlagung möglichſt bald nach dem dreijährigen Durchſchnitt durchgeſeihrt wird. Dieſer Antrag fand Annahme, ſodaß die heſſiſche Regierung nach dieſer Richtung beim Reich vorſtellig wer⸗ den konnte. In dem Antrag Druckſache Nr. 14 wehrte ſich die Fraktion gegen die verſuchsweiſe eingeführte Erhebung von Steuerrückſtänden durch Poſtnachnahme ſie verlangt, daß es bei dem früheren Verfahren der Mahnung durch Mahn⸗ e 12 e 99 urde die heſſiſche Regierung beim Re vor⸗ ſtellig, konnte aber nichts erreichen. eitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Mittwoch, den 4. Zur Grunderwerbsſteuer ſtellte die Fraktion ſolgenden Antrag:. 5 1. Sofern der der Steuerberechnung zu Grun! de zu legende Wert bei bebauten Grundſtücken 5000 Mark nicht überſchreitet und das ſteuer⸗ pflichtige Einkommen des Käufers in dem dem Erwerb des Grundſtückes vorausgegangenen Jahre 3000 Mark nicht überſteigt, die nach Art. 17 Gr. f. St. g. zu erhebende Steuer von 3 Pro⸗ zent auf 1 Prozent zu ermäßigen 1 2. Veräußerungen von Maſſengrundſtücken, die bei Durchführung von Feldbereinigungen oder Umlegung von Bauland angefallen ſind, ſofern es ſich nicht um Induſtriegelände handelt, von der Beſteuerung zu befreien. Allerdings zeigte hier die Reichsregierung wenig oder gar kein Entgegenkommen. ſodaß es bei den alten Sätzen verblieb. Gerade in der Richtung dieſes Antrags wird die Fraktion im kommenden Landtag weitere Schritte unterneh⸗ men müſſen, wenn nicht mittlerweile von der Reichsregierung ſelbſt ein Entgegenkommen ge⸗ zeigt wird. 5 Bei buchführenden Landwirten beſteht die Möglichkeit, eingetretene Schadenfälle zu be⸗ rückſichtigen, da alle Ein⸗ und Ausgänge in Geld und Veränderungen im Betriebe buchmäßig feſt⸗ gehalten werden. Bei den nichtbuchführenden Landwirten iſt dies nicht immer möglich; des⸗ halb beantragte die Zentrumsfraktion in Druck⸗ ſache Nr. 723, daß die Richtzahlen für Einkom⸗ mens⸗ und Uinſatzſteuer bei allgemein auftreten— den Schäden herabgeſetzt werden. Nur ſo kann auch dem nichtbuchführenden Landwirt Gerech⸗ tigkeit widerfahren. Auch zum Schutze der Viehhaltung Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige 2 koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— A bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— viernheimer Anzeiger (Siernheimer Bürger⸗Ztg.— Biernh. Volksblatt) nnahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit Celle n t.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewä November 1931 gab die Zentrumsfraktion Anregungen. So wurde in Druckſache 13 beantragt, die Regierung möge der außerordentlich ſtark verbreiteten Tu- berkuloſe und den daraus für die Land⸗ wirtſchaft und darüber hinaus ſär die geſamte Volkswirtſchaft entſtehenden Gefahren ihr beſon⸗ deres Augenmerk widmen. Dadurch hat das Zentrum erreicht. daß von der Regierung Richt⸗ linien für eine freiwillige Bekämpfung der Tu⸗ berkuloſe aufgeſtellt wurden. Für die Vorar⸗ beiten zur Errichtung einer Lehr- und Veſuchs⸗ wirtſchaft wurde auf Antrag der Fraktion ein namhafter Betrag zur Verfügung geſtellt. In⸗ zwiſchen wurde dann auch dieſe Verſuchs⸗ und Lehrwirtſchaft von der Landwirtſchaftskammer mit Hilſe der vom Reich gegebenen Mittel einge— richtet. Um eine weitere Frachterhöhung für Milch, wie es die Reichsbahn Anfang 1928 plante, zu unterbinden, verlangte die Zentrums⸗ fraktion von der Regierung die notwendigen Schritte bei der Reichsbahn. Zur Behebung der Futternot im Jahre 1929 beantragte die Fraktion in Druckſache Nr. 587, die Waldweide im Frühjahr 19) zu er⸗ möglichen. Dadurch war es manche. kleinen Viehbeſitzer möglich, ſeinen Viehbeſtand in der alꝰ ten Höhe zu erhalten. Weiter wurde beantragt, — Druckſache 592—, daß mit der Reichsbahn ver⸗ handelt werden ſoll, und die zur Behebung der Futternot und damit zur Erhaltung der Vieh⸗ beſtände notwendigen Bahntransporte von Heu. Stroh. Rüben und ſonſtigen Futtermitteln zu Ausnahmeſätzen verfrachtet werden. (Schlußartikel folat.) Wie überwinden wir den National⸗ ſozialismus? Von Dr. Ern ſt Göbbels. V. * Sowohl außenpolitiſch, wie auch innenpoli⸗ tiſch auf dem Gebiete des Kulturellen, Wirtſchaft⸗ lichen und Sozialen wird der Radikalismus nicht mit bloßen Proteſten, ſondern nur durch die Tat überwunden. Die Parole muß lauten:„Zurück zu Chriſtus!“ Das bedeutet nicht geiſtigen Ter⸗ ror oder Unterdrückung der anderen Konfeſſionen, heißt aber, daß der Staat nicht allein dazu da iſt, die Geldſchränke zu ſchützen, ſondern daß er ſich zu allererſt ſchützend vor die idealen Güter der Menſchheit zu ſtellen hat. Im Leben der Völker, im Staatsleben und in der Familie muß überall wieder Chriſtus als König einziehen. Wenn heute nicht das Chriſtentum ſo viel als Aushängeſchild benützt würde, wenn es prak— tiſch mehr gelebt würde, hätten wir keinen Radikalismus, weder rechts noch links. Wenn alle die, welche ſich mit den Lippen zu Chriſtus bekennen, auch in der Tat wirkliche Streiter Chriſti wären! Und da wollen wir alle an unſere Bruſt ſchlagen und nicht phariſäerhaft auf jene blicken, von denen wir glauben möchten, daß ſie noch ſchlechter ſind als wir. Nur, wenn Jeder bei ſich anfängt, wenn Jeder im Nächſten zuerſt den Menſchen und zwar den Bruder Chriſti ſieht, kann es in Deutſchland wieder aufwärts gehen. Und wenn wir Hilfe leiſten, nicht die geiſtige Einſtellung vergeſſen! Ein Wort und ein Blick können oft weit mehr ausrichten, als materielle Hilfe, die natürlich auch nicht fehlen darf, denn was nützen ſchließlich alle ſchönen Worte, wenn wir kein Brot und keine Wohnungen ſchaffen. Und auch mal über die Parteizäune hinwegſchauen! Das iſt doch die große Miſſion der Zentrumspartei, zu verhindern, daß unſer Volk ſich in jene zwei Lager ſpaltet, die einen Kampf auf Leben und Sterben kämpfen mit dem Ende, daß hüben und drüben deutſche Brüder ver⸗ bluten, und dann der Bolſchewismus über Euroha hereinbricht. Nur, wenn endlich anſtelle des ver⸗ hängnisvollen deutſchen Zwiſtes und des Haſſes der Parteien und der Stände wieder die Liebe einzieht in unſere Herzen und das Verſtändnis für die Lage des Mitmenſchen, wird es in Deutſch⸗ land wieder beſſer werden. Dieſe Liebe ſetzt aber voraus, daß wir uns in die Lage z. B. des Er⸗ werbsloſen verſetzen und uns einmal fragen, ob wir nicht auch an Stelle ſo manches Entwurzelten Revolutionäre wären, vielleicht noch radikaler als dieſer oder jener, deren Verzweiflung manche in ihrer Sattheit nicht ſehen oder nicht ſehen wollen. Zum Schluſſe noch ein kurzes Wort zur Ein- ſtellung der Biſchöfe zum Natio⸗ nalſozialismus. Neuerdings wird von nationalſozialiſtiſchen Blättern immer wieder be— tont, daß das Zentrum, namentlich Windthorſt, ſich nicht um kirchliche Weiſungen gekümmert hät⸗ ten, wenn ſie unbequem waren, alſo brauchten es die nationalſozialiſtiſchen Katholiken auch nicht. Demgegenüber ſei lediglich noch. nals feſtgeſtellt. daß die Biſchöfe ſich über die politiſche Seite des Nationalſozialismus niemals geäußert haben. Sie haben ſich ausſchließlich an die religiöſen und weltanſchaulichen Grundſätze gehalten, welch⸗ vom heutigen Nationalſozialismus vertreten wer den. Aus dieſen rxeligiöſen Geſichtspunkter heraus iſt der heutige Nationalſozialismus verur teilt worden. Und, wie es für einen Katholiker aus religiöſen Gründen unzuläſſig iſt, zur ſozial⸗ demokratiſchen Partei zu gehören, ebenſo iſt e für Katholiken auch unmöglich, ſich des nationalſozigaliſtiſchen Parte, anzuſchließen. einen Schluß: Unſere Zentrumsfraktion im Candtag Allgemeiner Ueberblick. Die Aufgaben der Zentrunsfraktion des im Kovember i927 gewöhl'en Landtages waten nicht leicht: Schon die Verhandlungen zur Regie⸗ rungsbildung ſtellten erhöhte Anforderungen. Die Deutſche Volkspartei glaubte in unmittelba— ren Verhandlungen mit der Sozialdemokratie ähre Aufnahme in die Regierung eher erreichen zu können, als über das Zentrum, deſſen Ein⸗ treten für eine Erweiterung der Ko a⸗ lition bekannt iſt, das ſich aber nicht durch⸗ ſetzen konnte, wie die DVP. übrigens auch nicht. da ſowohl die Sozialdemokraten als auch die De⸗ mokraten innerlich gegen eine Verbreiterung der Regierung waren— wenigſtens bis vor einem Jahre— wo der gänzliche Zerfall der De no⸗ kratiſchen Partei offenbar war und man mit dem Landbund über die Frage ſeiner Mitbeteiligung an der Regierung diskutierte, die Verhandlun⸗ gen aber ſchließlich abgebrochen wurden. Die Zwiſchenverhandlungen der DVP. die übrigens ſchließlich darauf hinaus liefen, das Zentrum aus der Koalition zu verdrängen. wie der der⸗ zeitige Vorſitzende der Fraktion der DP. im „Gießener Anzeiger“ offen zugab, kamen die hes ſiſche Verwaltung teuer zu ſtehen; ihre De⸗ mokratiſterung wurde in einem Umſange durch⸗ geführt wie nie zuvor. Maß und Umfang dieſer Demokratiſierung war in den Zwiſchenverband⸗ r t übernommen werben 48. Jahrgang lungen zwiſchen Sozialdemokraten und DVP. jeſtgelegt worden. Uns wurde in nicht mißzu⸗ verſtehender Wendung gegen die vor der Tär wartende Deutſche Volkspartei mehr als einmal entgegengehalten:„Dieſe Forderung iſt bereits von der DVP. bewilligt“. Nebenbei bemerkt iſt dies eine Verhandlungstaktik, die ſich auch die ſtärkſte Fraktion nur ein einziges Mal erlauben kann. Das Ergebnis der Verhandlungen iſt be⸗ kannt Wir verwalten ſeit vier Jahren das Finanz⸗ miniſterium und haben den Ausgleich des Budgets erreicht— eine politiſche Tat von größter Bedeutung; denn ohne ausgegliche⸗ nes Budget wäre unſer Staatskredit verlo⸗ ren geweſen und daz Land hätte in all der Kriſenzeit, die allerdings noch nicht überwun⸗ den iſt. unmöglich beſtehen können. Der Ausgleich war umſo ſchwieriger, als unſer Budget durch einen ungünſtigen inneren Finanz⸗ ausgleich, durch hohe Ausgaben auf dem Gebiete des Bildugsweſens und durch umfangreiche Bauten mit Mitteln der öffentlichen Hand ganz beſonders belaſtet iſt. Wir konnten aber auch, wie an anderen Stellen nachzuweiſen ſein wird die Steuern in ihrer Geſamtheit um einige Millionen ſenken. Steuerumbau, der ſich ſür manche Hausbe⸗ Nou Der fitzer leider ſchlimm ausgewirkt hat, wäre von uns anders geſtaltet worden. wenn uns die Reichsnotverordnung nicht die Hände gebunden hätte. Man darf alſo wohl ſagen, daß unſer Mi⸗ niſter trotz aller ſchwierigen Verhältniſſe, das Finanzminiſterium mit Erfolg ver⸗ waltet hat, wenn er auch in vieler Hinſicht andere Wege gehen mußte, als das Miniſterium früher gegangen iſt. Und in demſelben Sinne nuß weitergearbeitet werden: Es ſei nur an den erwähnten inneren Finanzausgleich gedacht der unmöglich ſo bleiben kann wie fetzt. Auch die Taktik in der heſſiſchen Frage mußte gründlich geändert werden, wenn mam nicht den Kredit des Landes vollkommen ver⸗ wirtſchaften wollte. Wir müſſen— und dieſe Haltung hat ſich durchaus bewährt— das Land als ſolches erhalten bis zu der großen allgemei⸗ nen Feldbereinigung in Deutſchland, die ja ein⸗ mal konmen muß. Nur dann, wenn wir als ſelbſtändiges Land mit den anderen Ländern die Verwaltungsreform mitberaten können, iſt uns die Möglichkeit geboten, die Intereſſen der ein⸗ zelnen zu wahren. Wie auch die Löſung aus⸗ fallen wird: Jedenfalls dürfen die Gefahren der Main⸗ linie nicht wieder heraufbeſchworen werden, und ſo geſehen iſt die heſſiſche Frage eine eminent deutſche Frage. Sie kann nur gelöſt werden von Männern, die ſich ihrer vaterländiſchen Verantwortung voll und ganz bewußt ſind. Das Zentrum darf für ſich beanſpruchen, daß es ſich dieſer Verantwortung ſdets bewußt war. Dieſe Einſtellung wurde weder vergeſſen in wirt⸗ ſchaftlichen, noch in ſozialpolitiſchen, noch in kul⸗ turpolitiſchen Angelegenheiten. Im ſchroffſten Abwehrkampf ſtand die Frak⸗ tion gegen Tannenbergbund und kommuni⸗ ſtiſche Gottloſenhünde. In der heutigen Zeit brauchen wir wirklich an⸗ deres als Störung des konfeſſionellen Friedens. Unverſtändlicherweiſe hat der Evan ge liſche Bund ſeine alten Regiſter aus den Kultur⸗ kampfzeit bei der Beratung über die Zuſam⸗ menlegung der Pädagogiſchen In⸗ ſtitute in Mainz gezogen. Jedes ſeiner„ſach⸗ lichen“ Argumente wurde zerpflückt— der groß angekündigte Gegenſtoß des Evangeliſchen Bun⸗ des mußte ausfallen— das Zähneknirſchen des Fraktionsführers der DVP war vergeblich. Es war leider init wenigen Ausnahmen nicht viel Sachlichkeit auf der bürgerlichen Seite zu finden. Sogar die katholiſchen Mitglieder der Deutſch⸗ nationalen und volksparteilichen Fraktion glaubten ihre liberale Einſtellung bei der De⸗ batte dokumentieren zu müſſen, indem ſie gegen die Zuſammenlegung der Inſti⸗ tute in das„katholiſche“ Mainz ſprachen und ſtimmten— weil nun ein nal bei dem Evangeli⸗ ſchen Bund der Verdacht einer konfeſſtonellen Behandlung der Frage beſtanden habe. Mit die⸗ ſen leeren Redensarten ſollen offenbar alle ſtaatsbürgerlichen Notwendigkeiten unmöglich gemacht werden können, die dem Evangeliſchen Bund nicht liegen. Eine eigenartige Meigung der beiden deutſchnationalen und volksparteili⸗ ſchen Katholiken! Nicht ohne Intereſſe, daß auch der Stahlhelmvertreter im Landtag. der ſich al⸗ lerdings wiederholt wenig front näßig gezeigt hat, den gleichen Standpunkt vertrat. 7c c Was würde bei einer neuen Inflation? Großer Unterſchied zwiſchen den Verhältniſſen in England und bei uns— Keichsbank hält unter allen Umſtänden an der bisherigen Währungspolitik feſt * Immer wieder iſt es die Währungs⸗ frage, die in wirtſchaftl.hen, wie überhaupt in allen Kreiſen der Oeffentlichkeit auf das ſtärkſte ventiliert wird. Wir können auf das beſtimmteſte mitteilen, daß die Reichsregierung und insbeſon⸗ dere die Reichsbank, die immer wieder dem ſtärkſten Druck von den verſchiedenſten Seiten her ausgeſetzt werden, unter gar keinen Umſtänden an eine Aenderung in der Wäh⸗ rungspolitik denken. Die Reichsbank zumal bleibt geradezu ängſtlich darauf bedacht, daß in ihrer Kreditpolitik nicht etwa eine Situation eintritt, die ſie zu einer überraſchenden Auswei⸗ tung des Kreditvolumens und damit zu einer Ent— wicklung nötigen könnte, die derjenigen des engli— ſchen Pfundes ähnlich wäre. Im übrigen wird doch wohl bei uns der Sinn und das We⸗ ſen der engliſchen Geldentwuck⸗ lung verkannt. Es handelt ſich dort nicht im geringſten um Infka⸗ tion, und es ſind auch nie inflationiſtiſche Erſchei— nungen bisher in England bekannt geworden. Was in England vor ſich ging, iſt lediglich eine Abwer⸗ tung der Preiſe in dem Ausmaß, in welchem eine Abwertung des Pfundes erfolgte. Die Preiſe ſel— ber, auch für die wahre Arbeit, alſo für Lohn und Gehälter, ſind die gleichen geblieben. Eine Ent⸗ wicklung aber, die in Deutſchland nach dem Muſter der engliſchen Pfundſenkung gemacht würde, müßte unweigerlich innerhalb allerkürzeſter Friſt, die man nach Tagen bemeſſen könnte, zu einer wirklichen Inflation führen. Dieſe zweite Inflation aber wäre um deswillen von der furchtbarſten Wirkung, weil die meiſten Schuldverpflichtungen ja nicht in Reichs⸗ mark, ſondern in Goldmark laufen, oder aber als Norm eine ausländiſche Währung, vor allem den Dollar, zur Grundlage haben. Wir wür⸗ den alſo vielleicht für acht bis vierzehn Tage, aber auch nicht länger, eine Belebung der Konſunktur haben, dann wäre aber alles mit einem Schlage aus. Niemand hätte auch nur den geringſten Vorteil von einer Inflation. Unſere Auslands⸗ und auch ein großer Teil der Inlandsſchulden müßten in Goldmark bezahlt wer⸗ den, die Effektivſchulden würden alſo bei einer In⸗ flation entſprechend dem Ausmaß einer ſolchen immer weiter ſteigen, die Löhne und Gehälter aber wären auf Grund der Erfahrungen bei der erſten Inflation gleichfalls in allerkürzeſter Friſt auf Goldbaſis oder auf Index geſtellt, und wenn auch Induſtrie und Landwirtſchaft ſofort ihre Preiſe gleichfalls auf dieſer Goldbaſis normieren würden, hätten fie bei der diesmaligen Inflation keinerlei Vorteile, in jedem Teil letzten Endes den ſchwerſten Schaden. Induſtrie und Landwirtſchaft würden ihre Schulden nicht herabmindern können, dieſe Schulden würden ſich vielmehr nur noch wei⸗ ter erhöhen, und andererſeits würden wir für un⸗ ſere induſtrielle Produktion dem Ausland gegen— über keine Abſatzmöglichkeiten mehr haben, da wir ja bei einer Anpaſſung einer in Inflation gerate— nen Mark an die Auslandswährung ſo hohe Preiſe ſtellen müßten, daß wir nicht mehr im geringſten konkurrenzfähig wären. Würden wir aber trotzdem nur, um nicht noch größere und zwar ſoziale Spannungen im Innern hervorzurufen, nach dem Ausland exportieren wol⸗ len, ſo käme das geradezu einer Verſchleu⸗ dcung der Waren und im Effekt darauf hinaus, daß wir als armes und vollkommen aus⸗ gemergeltes Land dem reichen Ausland gegenüber Rieſengeſchenke machten. Auf eine derartige, ge- radezu wahnwitzige Politik würde eine neue In— flation hinauslaufen. Den ſchlimmſten Schaden von dieſer Inflation hätten aber wieder diejenigen, die For⸗ derungen in Reichsmark ha⸗ ben, alſo die ſoliden Sparer, die ihr Geld bei den Banken und Kaſſen eingezahlt haben. Das Reich würde den allerletzten finanziellen Rück⸗ halt verlieren, wenn es die Steuern, die ohnehin ſchon ſo dürftig fließen, daß die ganze öffentliche Finanz⸗ und Verwaltungswirtſchaft jetzt ſchon in allergrößter Bedrängnis iſt, entwertet bezahlt be⸗ meinungsumſchwung „Matin“ macht in Senſation wib. Paris, 3. Nov. Stephan Lauzanne, deſſen Einſtellung Deutſchland gegenüber längſt bekannt iſt, will ſich am Allerheiligentage in Wallſtreet mit Bankiers unterhalten haben, deren Namen er ver— ſchweigt und deren Urteilsfähigkeit man infolge— deſſen nicht beurteilen kann. Sie ſollen ſich über die augenblickliche Lage in England, als auch über die Einſtellung der Finang— kreiſe von Newyork gegenüber Deutſchland ausge— ſprochen haben. Es wäre die elementarſte Pflicht der journaliſtiſchen Gepflogenheiten geweſen, daß der Vertreter die Kreiſe nannte, die ihn berechtigt haben, derartige Erklärungen abzugeben. Es werde ſich nun zeigen, welche Reaktion ſeine im— merhin ſenſationellen Aeußerungen auslöſen werde. Die Bankiers der Wallſtreet ſollen hinſicht— lich der Lage Englands erklärt haben:: Amerika wie Europa haben das Schlimmſte über- ſtanden und können jetzt eigentlich nur wieder Beſ— ſeres vorausſehen. Die engliſchen Wahlen ſeien von großer Bedeutung, nicht ſo ſehr deshalb, weil ſie den Sozialismus hinweggefegt hätten, ſondern weil ſie dem Syſtem der Arbeitsloſenunterſtützung einen tödlichen Streich verſetzt hätten, die die wahre Urſache des Unglücks Englands ſei und Amerika zu bedrohen ſchien. Wir ſchrecken vor keinem Opfer zurück, ſo erklärten die amerikani⸗ ſchen Bankiers, um die Notlage der Arbeitsloſen in Amerika zu beheben. Wir wollen Millionen, ja ſogar Milliarden an die Unterſtützungskaſſen zahlen, aber wir wollen keine ſtändige Organiſa— tion zur Unterſtützung der Faulheit. Der Arti— kelſchreiber erklärte dann, Wallſtreet habe früher von der Schulden- und Reparationsfrage nichts mehr hören wollen, aber neuerdings den Vorſchlag von Thomas Lamont in der Morgan-Bank, der dieſe Frage wieder aufrollte, günſtig aufgenom— men. Wie ſei es zu erklären, daß Präſident Hoover, der im Juni den Noungplan beinahe getötet hätte, ihm im Oktober neue Kraft einflöße? Den Grund für dieſen Stimmungsumſchwung müſſe man, ſo ſolle nach dem franzöſiſchen Jour⸗ naliſten die amerikaniſchen Bankiers geantwortet haben, in Deutſchland ſuchen. Die Bank der Konferenzen in Baſel, bei der jede Politik aus⸗ geſchloſſen geweſen ſei, und die Schuldner und Gläubiger ſich gegenüberſtanden, habe vielen die Augen geöffnet und manchen zum Nachdenken ver⸗ anlaßt. Deutſchland habe Anſprüche geſtellt und eine Verſtändnisloſigkeit bewieſen, die die ameri⸗ käme, und die Reichsbank müßte, wenn erſt ein⸗ mal wieder das bare Geld in Sachwerte angelegt würde, notgedrungen mehr und mehr Neuen druk⸗ ken, und damit würde das Uebel noch weiter ver⸗ ſchlimmert, aber diesmal würde das Ende noch bitterer und ſchlimmer ſein als bei der erſten In⸗ flation. Aber darüber hinaus muß man ſich voll⸗ kommen klar darüber ſein, daß nach einer ſolchen zweiten Inflation der Wiederaufbau des Kredits, wenn überhaupt noch, erſt in ſehr langer Zeit und unter furchtbarſten Opfern möglich ſein würde, ſicher aber würde es für mindeſtens eine Genera⸗ tion kaum mehr gelingen, den Sparſinn für die Funktionen des ganzen Wirtſchaftsorganismus nutzbar zu machen. 7 Wie die Dinge können wir uns überhaupt nur dann retten, wenn es nicht zu einer neuen Infla⸗ tion kommt. Die dahin gehende Politik der Reichsbank muß daher auf das nachdrücklichſte unterſtötet werden. al ſo liegen, in Amerika? kaniſchen Bankiers in Beſtürzung verſetzten. Ame— rikaniſche Bankiers ſeien nach ihrer Heimat zu⸗ rückgekommen und hätten ihre Beſtürzung dort nicht verhehlt. Die Lage war ſo, daß Deutſch⸗ land im Februar 1932 entweder ſeine Verpflich— tungen einhalte und man ſich dann dieſe Haltung merken werde, oder daß es ſeine Verpflichtungen nicht einhalte und dann werde ſein Kredit in Ame— rika für 25 Jahre ruiniert ſein. An der Marne habe Deutſchland ſein militä⸗ riſches Preſtige verloren. Heute laufe es Ge— fahr, ſein Finanzpreſtige zu verlieren. Zwi⸗ ſchen ſeinen Kriegsgläubigern und ſeinen Friedensgläubigern kommt jetzt eine Arbeit moraliſcher Solidarität zuſtande. Amerika und eine allgemeine Konferenz in Biarritz swb. Waſhingtun, 3. Nov. Der Meldung des „Petit Pariſien“ vom Dampfer„Ile de France“, daß im Dezember in Biarritz eine Konſerenz aller wichtigeren, an der internationalen Schuldenfrage intereſſierten Regierungen ſtattfinden werde, wird hier für durchaus wahrſcheinlich gehalten. In amt⸗ lichen Kreiſen betont man, daß Laval mit Hoover dieſe Fragen eingehend beſprochen und daß man ſich dahin geeinigt habe, im Intereſſe der Errei⸗ chung wirklich brauchbarer Reſultate den nächſten Schritt von Europa kommen zu laſſen, da nur auf dieſem Wege den amerikaniſchen Steuerzahlern der Vorſchlag größerer Opfer unterbreitet werden könne. Dieſer Vorſchlag wurde kürzlich hier be⸗ reits in privaten Beſprechungen zwiſchen der Regie⸗ rung und Parlamentariern vorbereitet, und es iſt bekannt, daß Finanzminiſter Mellon nebſt anderen Regierungsmitgliedern die Anſicht vertritt, daß eine Einbuße an Einnahmen auf Konto der alliier⸗ ten Kriegsſchulden mehr denn wettgemacht würde durch Belebung des Welthandels, die einer allge⸗ meinen Herabſetzung der internationalen Regie⸗ rungsſchulden folgen dürfte. Es ſei daher nicht ausgeſchloſſen, daß die amerikaniſche Regierung in irgend einer Form auf der Biarritzer Konferenz vertreten ſein werde, obwohl zur Zeit noch nichts darüber entſchieden ſei. Zunächſt müſſe das Er⸗ gebnis der Verhandlungen zwiſchen Paris v 5 Berlin ſowie, falls irgend möglich, die Ratifizre⸗ rung des Moratoriums durch den hieſigen Kongreß abgewartet werden. Die Ausſicht auf völligen Ver⸗ zicht auf Reparationen einſchließlich des ſogenann⸗ ten unaufſchiebbaren Teils beurteilt man hier aus pſychologiſchen und ſachlichen Gründen ziemlich ſkeptiſch. wirtſchaßtsztele der Nationalſozialiſten Reichstagsabgeordneter Feder über die wirt⸗ ſchaftspolitiſchen Ziele der Nationalſozialiſten. enb. Magdeburg, 4. Nov. In einer großen Wirtſchaftskundgebung ſprach am Dienstag⸗ abend in Magdeburg der nationalſozialiſtiſche Reichstagsabgeordnete Feder über„Die Wirtſchaftspolitik des dritten Reiches“. Die Rede war inſofern bemerkenswert, als ſie auf⸗ gebaut war auf der Vorausſetzung, daß die Na⸗ tionalſozialiſten unmittelbar vor der Ergrei⸗ fung der politiſchen Macht ſtänden. Der Red⸗ ner wies die Behauptung, die Nationalſoziali⸗ ſten wollten die Inflation, energiſch zurück. Beſonders beifällig aufgenommen wurde eine Erklärung Feders über den kommenden Staats⸗ gerichtshof. Während jetzt nur er allein Mit⸗ glied des Staatsgerichtshofes ſei, würden, ſo ſagte Feder, in den nächſten Jahren nur noch Nationalſozialiſten den Staatsgerichtshof bil⸗ den. Dieſe würden dann gerechte Richter ſein; Auge um Auge, Zahn um Zahn, ſo werde man über das ganze„November⸗Verbrechertum“ urteilen. Das Ziel der Wirtſchaftspolitik des dritten Reiches, die in dem Reichswirtſchaftsrat der nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiter partei heute ſchon vorbereitet werde, ſei ſowohl die Ueberwindung des Kapitalismus wie die des Marxismus. Feder faßte das Ziel der na⸗ tionalſozialiſtiſchen Wirtſchaftspolitik in dem Schlagwort zuſammen: Gemeinnutz vor Eigen⸗ nutz. Zur Verwirklichung der Wirtſchaftspolitik des dritten Reiches würden beſtimmte Ueber⸗ gangsmaßnahmen notwendig ſein, um die 7 Millionen Arbeitsloſe von den Straßen weg zu bekommen. Als ſolche Aebergangsmaßnahmen nannte Feder: 1. Die Arbeitsdienſtpflicht, 2. Die Ermäßigung oder den Erlaß der Haus⸗ zinsſteuer gegen die Vornahme von Repara⸗ turen an den Häuſern, 3. Ein beſonderes Geld, das geſchaffen werden müßte, aber nicht wie bei der Inflation für das Ausland, ſondern für die innere Pro⸗ duktion Dieſes Geld brauche durchaus nicht neu geſchaffen zu werden, es könne erzeugt werden durch die Schaffung von Krediten, „Importeinſchränkung. Es müſſe gelingen, daß der deutſche Boden hergibt, was zur Ernäh⸗ rung des deutſchen Volkes notwendig iſt. In die Produktionswirtſchaft ſelbſt dürfte der Staat im dritten Reich nicht eingreifen, da⸗ gegen werde er das Verkehrsweſen, die Schafſung des Geldes, die Regelung des Kredits, alſo das Bankweſen unter ſeine Obhut nehmen. Der Prozeß der Mörder des kommuniſtiſchen Bürgerſchaſts⸗ mitgliedes Henning wtb. Hamburg, 3. Nov. Vor dem Hamburger Schwurgericht hat heute der Prozeß gegen die drei Mörder des kommuniſtiſchen Hamburger Bürger ⸗ ſchaftsmitgliedes Ernſt Henning begonnen. Die Angeklagten Jenſen, Bammel und Höckmeyr gehör ten zurzeit der Tat der NSDAP. an. Der Par teivorſtand erklärte aber, daß ſich die drei Ange⸗ klagten durch den Anſchlag ſelbſt aus der Partei ausgeſchloſſen hätten. Am 15. März 1931 kehrten Henning und ſein Parteigenoſſe Cahnbley von einer Verſammlung aus Ochſenwaerder in einem Autobus zurück, als die drei jungen Nationalſozialiſten in Fünfhauſen den Wagen beſtiegen und auf Henning und ſeinen Begleiter mehrere Schüſſe abgaben. Henning wurde auf der Stelle getötet. Cahnbley und meh⸗ rere andere Paſſagiere wurden leicht verletzt. W Rampf um Rosenburg Roman von Johannes Hollſtein. 78. Fortſetzung. „Ah— wir haben es! Hier— hier ſaß der Mörder. Die Brombeeren, die ſind doch wirk- lich famoſe Sträucher.“ „Wieſo, Herr Inſpektor?“ fragte Stenglein. „Weil ſie Krallen haben und nach jedem, der in ihre Nähe kommt, greifen. Sehen Sie — ſie haben auch dem Mörder etwas abge— nommen. Fäden eines Anzuges hängen in den Ranken— der Täter muß eine braune Joppe, ein braunes Jakett getragen haben.“ Er zog eine Lupe hervor, und beäugte die Fäden, ſuchte dann weiter und fand noch ein kleines Stück Stoff in den Ränken hängen. „Brauner Anzug! Braune Joppe wahr— ſcheinlich. Das wäre ſchon ein Anhaltspunkt; vielleicht finden wir noch was.“ Aber alles Suchen war umſanſt. Das heißt, die Fußeindrücke ſtellte man noch feſt, dort wo der Mann gekniet hatte. Selle maß ſie genau, notierte die Maße. Dann ſchloß er die Unterſuchung. „Einen Anhaltspunkt hätten wir“ ſagte er befriedigt. „Das Stückchen Stoff, es iſt kaum ein hal⸗ ber Quadratzentimeter— das kann uns viel⸗ leicht den Mörder nachweiſen. Daß es der Schauſpieler war, das glaube ich nicht. Der Mörder war der Mann, der Katja aus Rache an Willfried von Kamexlingk niederſchoß! And ich habe beinahe einen Verdacht, wer das eweſen ſein kann“. 1 5 2 „Herr Oberkommiſſar, Sie werden ſich jetzt nach Roſenburg zurückbegeben und von dort Herrn Inſpektor Brucks ſofort zu einer Aus⸗ ſprache, Zeugenvernehmung, nach Schloß Ro- ſenburg laden. Sofort! Wenn er kommt, dann vernehmen Sie ihn, das heißt, unterhalten Sie ſich mit ihm wenigſtens zwei Stunden, denn ſolange habe ich auf Schloß Waslewſki zu tun.“ „Was aber— ich weiß ja nicht, was ich ihn eigentlich befragen ſoll.“ „Ganz einfach, laſſen Sie ihn alles noch einmal wiederholen. Sagen Sie, daß Sie Schaffranz verhaften wollen und Sie möchten die ſchwere Verantwortung dieſer Maßnahme nicht ſo ohne weiteres auf ſich nehmen.“ „Gewiß, Herr Inſpektor.“ Kamerlingk ſah den Inſpektor an. „And— ich, Herr Inſpektor?“ „„Herr Kommerzienrat, Sie können auch nichts weiter tun, als abwarten. Laſſen Sie mich arbeiten. Wenn ich aber Kommiſſar Stenglein nach Schloß Waslewſki bitte, dann haben Sie die Güte und ſchließen Sie ſich an.“ Er grüßte noch einmal und dann trennten ſie ſich. 9 Selle marſchierte Schloß Waslewſki zu. 1. Dort ſtellte er ſich als Agent Berliner vor, den Herr Brucks beſtellt habe. Der polniſche Diener, der ihn empfing, ſagte bedauernd:„Inſpektor iſt eben geritten nach Roſenburg.“ „Dann werde ich auf ihn warten!“ ſagte Selle freundlich und bot dem Manne eine Zigarre an. a der Verſicherung viel Geld.“ unterſuchte er die Papiere Der Diener führte Berliner nach dem Arbeitszimmer Brucks. Dort ſah ſagte:„Ein famoſes Arbeitszimmer! Bald fo wie bei den großen Herren! Alſo hier wohnt der Herr Brucks?“ ee Der Diener ſchüttelte den Kopf. „Nein— wohnt ſich Herr Brucks nicht hier! Wohnt ſich im Gartenhauſe— iſt ſich ein Pa⸗ villon— oder wie heißt! Wohnt er dort— nicht im Herrenhauſe. 5 Selle ſpitzte die Ohren. 1 „Da hat er ſich ſicher auch fein eingerich⸗ tet. Wiſſen Sie, lieber Freund, ich bin näm⸗ lich Agent von der Verſicherung— Herr Brucks will ſich beſonders verſichern laſſen! Waren doch jetzt die großen Brände! Koſten N 71 Dern Pole nickte.„Ja, ja. weiß ich! Hat ſich aber Inſpektor gedacht— iſt ſich nicht ver⸗ ſichert der Herr von Roſenburg. Hat ſich In⸗ ſpektor gedacht und geflucht!“ ö 5 Abermals horchte Selle auf. 9 4 Der Diener zog ſich dann zurück, 0 Selle blieb allein. In unauffälliger Weiſe des Schreibtiſches. Da war nichts Verfängliches darunter. Die Unterſuchung des offenen— geldleeren — Schrankes ergab nur die Geſchäftsbücher. Nirgends fand ſich ein Anhalts unkt. Selle erhob ſich und ſchritt in dem Zimmer auf und ab., Da ſtutzte er plötzlich.. e An dem Schranke rechts hing eine 3 ſich der Kriminaliſt um und Joppe. a Er trat zu der Joppe und betrachtete f Vorſichtig blickte er auf den Hof. Nichts Verdächtiges. In fieberhafter Eile unterſuchte er die Joppe. N Bis es ihm plötzlich einen Schlag gab. Hier— vorn an der Bruſt— da war ein winzig kleines Stück herausgeriſſen. Er nahm das gefundene Stoffreſtchen und hielt es an die Joppe. 1 5 Es paßte! Selle atmete tief auf. Hatte er den Mörder gefunden? War Brucks der Mörder? Gehörte ihm die Joppe? Was tun! Er mußte die Joppe in ſeinen Beſitz bekommen. Er überlegte. Wenn er ſie einpackte, drau⸗ ßen würde es auffallen, denn der Diener hat⸗ te ihn ohne Paket kommen ſehen. Da packte er die Joppe und ſchob ſie kurz entſchloſſen unter den Schrank. Wenn Brucks früher zurückkam und ver⸗ mißte die Joppe, dort würde er ſie nicht gleich finden. Als das geſchehen war, da verließ er das Zimmer und ſagte zu dem Polen, daß er einſt⸗ weilen einmal in Dorf gehen werde vielleicht laſſe ſich im Wirtshaus ein Geſchäft machen. Das Dorf hieß Kodowitz und war rein deutſch. Als der Inſpektor in die Schenke trat, fand er ſie leer. Der Wirt kam und fragte nach ſeinen Wünſchen, brachte das beſtellte Bier und ver⸗ ſuchte dann ein Geizräch mit ihm anzuknüpfen, aber es kam gar nicht zu einer Unterhaltung, nn der Wirt war noch nicht über das ſchöne tter hi gekommen, als plötzlich der Gen⸗ aus Nah und Fern Oggersheim, 2. Nov.(Motorradun⸗ glück.) Auf der Heimfahrt von der Haard ſind mehrere hieſige Handwerker mit dem Motorrad ſchwer verunglückt. Das Fahrzeug kam aus noch Unbekannter Urſache ins Schleudern. Der Lenker, ein Bauunternehmer, erlitt bei dem Sturz empfind⸗ liche Kopf⸗ und Geſichtsverletzungen, während der Soziusfahrer, ein Dachdecker und Gaſtwirt, zwei komplizierte Beinbrüche erlitt. Der Beiwagenfah⸗ rer kam mit geringfügigen Verletzungen davon. Maxdorf, 2. Nov.(Vom Auto über⸗ rannt.) An der nach Weiſenheim führenden Straßenabzweigung trug ſich am Sonntag abend gegen 9 Uhr ein Verkehrsunglück zu, bei dem der Arbeiter Jakob Maurer von hier ſchwer verletzt wurde. Maurer befand ſich zu Fuß auf dem Heim⸗ weg. Ein entgegenkommendes auswärtiges Auto ſtreifte ihn ſo hart, daß er wuchtig zur Seite ge— ſchleudert wurde. Maurer zog ſich dabei eine ſchwere Gehirnerſchütterung und ſonſtige— ver⸗ mutlich auch innere— Verletzungen zu und wurde ſofort ins ſtädtiſche Krankenhaus Frankenthal überführt. Die Schuld ſoll den Autolenker treffen der, ohne ſich um ſein Opfer zu kümmern, in ra— ſendem Tempo weiterfuhr. Bad Dürkheim, 2. Nov.(Selbſtmord eines Greiſes.) Der 73jährige in guter Verhältniſſen lebende Winzer Johannes Schmitt wurde heute nachmittag kurz nach 4 Uhr auf einer Bank bei der Schillerlinde erſchoſſen aufgefunden Zur Ausführung ſeiner Tat hat der Greis eine veraltete Piſtole benutzt, die er anſcheinend mit Pulver und Pfropfen geladen hatte. Der Lebens— müde hat ſich in den Mund geſchoſſen. Eine Ge— richtskommiſſion weilte am Tatort. Neuſtadt a. d. Hdt., 2. Nov.(Dem Stark⸗ ſtrom zu nahe gekommen.) Der in der Neumeier-Straße wohnhafte Inhaber eines Lino—⸗ leumgeſchäftes, Stein, ſtieß während der Arbeit in einem Privathaus mit dem Kopf an eine Stark ſtromleitung. Er erlitt ſchwere Brandwunden. Die Schädeldecke iſt ſtellenweiſe bis auf das Hirn durchgebrannt. Stein wurde ins Krankenhaus verbracht. Neuſtadt a. d. Hdt., 2. Nov.(Selbſt⸗ mord.) Geſtern abend hat ſich die Ehefrau des Kaufmanns Konrad Wörſter in ihrer Wohnung mit Gas vergiftet. Die Tat geſchah in Abweſen— heit ihres Mannes und ihrer beiden Kinder. Die Urſache zur Tat iſt unbekannt. Hambach, 2. Nov.(Totgeſtürzt.) Frau Marg. Scharfenberger Wwe., 69 Jahre alt, in Unterhambach wohnhaſt, ſtürzte geſtern vormittag ½10 Uhr aus dem Heuſpeicher auf das Hofpfla⸗ ſter. Die erlittenen Verletzungen waren derarf ſchwer, daß die Bedauernswerte etwa drei Stun— den ſpäter verſtarb. Bolanden, 2. Nov.(Schwer verbrannt.) Einen bedauerlichen Unfall erlitt Frau E. Strau— mann am Samstag. Die bedauernswerte Frau erlitt beim Futterkochen einen Nervenanfall, fie! zu Boden und der Keſſel mit Inhalt entleerte ſich auf den Oberkörper der Frau, wobei ſie ſchwere Brandwunden erlitt. Sie wurde ins Bezirkskran, kenhaus transportiert. ö Landau(Pfalz), 3. Nov.(Franzöſi! es Militärfluggeug über der Süd⸗ pfalz.) In den Mittagsſtunden des Dienstag überflog ein deutlich als ſolches erkennbares fran⸗ zöſiſches Flugzeug mehrere Orte der Südpfalz. Die Gendarmeriebehörden traten mit Kraftfahrzeu⸗ gen die Verfolgung an, in deren Verlauf das Flugzeug auf dem Ebenberg bei Landau landete. Es handelt ſich um ein franzöſiſches Militärflug⸗ zeug Nieuport⸗Delage Nr. R 522. Der Inſaſſe, ein franzöſiſcher Fliegerleutnant, wurde vorläufig feſftgenommen und nach der Gendarmerieſtation Landau gebracht, wo Beamte der Flugübecwa⸗ chungsſtelle erwartet werden. Soviel wir erfah⸗ ren, gab der Flieger bisher an, in Straßburg zu einem Flug nach Weißenburg aufgeſtiegen zu ſein und ſich verflogen zu haben. Das Flugzeug wurde ſichergeſtellt. Sprendlingen, 2. Nov.(Folgenſchwerer Zguſammenſtoß.) Auf der Provinzialſtraße Sprendlingen— Kreuznach ging ein Handwerks⸗ burſche von Pfaffen⸗Schwabenheim auf der rechten Straßenſeite. Der Motorradfahrer Wallhäuſer von Voſenheim, der nach Boſenheim wollte und gleich⸗ falls auf der rechten Straßenſeite fuhr, rannte den Handwerksburſchen um, ſodaß dieſer mit zerſchnit⸗ tenen Händen und ſchweren Verletzungen an den Beinen und im Geſicht liegen blieb. Er wurde in das Krankenhaus nach Alzey gebracht. Der Mo⸗ torradfahrer ſtürzte kopfüber in den Graben, wo er beſinnungslos liegen blieb. Er wurde in ein Kreuznacher Krankenhaus verbracht, ohne bisher die Beſinnung wiedererlangt zu haben. An ſei⸗ nem Aufkommen ird gezweifelt. wib. Lauban, 3. Nov.(Aufklärung de? Mädchenmordes bei Lauha.) Es iſt ge⸗ lungen, das Alibi des Arbei hard Neuman⸗ in der Mordſache Hilde Schulze ins Wanken 87 bringen. Nach ſtundenlangem Verhör und hart näckigem Leugnen legte ſchließlich Neumann unter dem Druck des gegen ihn zuſammengetragenen Be⸗ weismaterials ein umfaſſendes Geſtändnis ab. Er hatte ſich am Tage der Tat um 18.45 Uhr zum Nöllmann'ſchen Gute begeben, in der Hoffnung, dort eine alleingehende Frau oder ein Mädchen an⸗ zutreffen, wie er auch am Tage vor dem Morde eine inzwiſchen ermittelte Zeugin überfallen hatte. An dem Abend der Tat überfiel er die Schulze in der Nähe der Nöllmann'ſchen Kiesgrube. Um ihre Gegenwehr zu brechen, ſchlug er ſie nieder, ſtach mit einem Meſſer und ſchoß auf ſie. Er warf die Ermordete in den vorbeifließenden Schreiberbach. wtb. Prag, 3. Nov.(Gas exploſio n.) Eine Gasexploſion ereignete ſich heute vormittag in Brſchovie, einer Vorſtadt Prags, im fünften Stockwerk eines Hauſes, wobei das vierte und das fünfte Stockwerk dieſes und des Nachbargebäudes vollſtändig demoliert wurden. Die Häuſer weiſen große Sprünge auf. Alle Fenſter der gegenüber⸗ liegenden Häuſer und einiger nahegelegener Fa⸗ del laß en zertrümmert. Vier Perſonen wur⸗ en leicht verletzt. ö Bad Gleisweiler, 3. Nov.(Erhängtauf⸗ gefunden.) Oberamtsrichter Niederreuther aus Annweiler, der, wie gemeldet, ſeit Freitag vermißt war, wurde am Montag abend im Ge⸗ meindewald Gleisweiler erhängt aufgefunden. Immenſtadt, 3. Nov.(Falſchgeldfa⸗ brik im Keller.) In Immenſtadt verhaftete die Polizei fünf Perſonen, die Falſchgeld herſtell⸗ ten oder verbreiteten. In dem Keller des einen, des Spenglers Peter Knöchler, entdeckte man das Ma⸗ terial und die Utenſilien zur Falſchgeldherſtellung. Knöchler hatte drei Tage vor dieſer Hausſuchung erſt geheiratet. Das Falſchgeld wurde ſchon ſeit 1½ Jahren in der Immenſtädter Gegend vertrie⸗ ben und hauptſächlich in der Dämmerung abgeſetzt. Urheber und Lehrmeiſter iſt ein gewiſſer Amring, der gegenwärtig im Zuchthaus ſitzt. g Mannheim, 3. Nov.(Tödlicher Unfall.) Am Montag nachmittags gegen 2½ Uhr wurde auf dem Luiſenring K 5 der 74 Jahre alte Zollſekretär a. D. Jakob Beckenbach hier beim Ueberſchreiten der Straße von einem Straßenbahnwagen der Li— nie 2 angefahren und zu Boden geworfen. Der Verunglückte hat einen Schädelbruch davongetra— gen und iſt noch am gleichen Tage im ſtädt. Kran⸗ kenhaus geſtorben. Achern, 2. Nov.(Schweres Motor⸗ radunglück.) Geſtern nachmittag gegen 12 Uhr ſtießen auf der Landſtraße in der Nähe von Fautenbach bei einer Straßenkreuzung zwei Mo— torradfahrer zuſammen, wobei der eine Fahrer, der 28 Jahre alte Konditor Ernſt Biſchof von Ba— den⸗Lichtental, der nach Lörrach fahren wollte, ſo— fort geötet würde. Der Fahrer des anderen Motorrades, der 26 Jahre alte Kaufmann Karl Hartmann aus Achern wurde ſehr ſchwer verletzt. Sein auf dem Soziusſitz mitfahrender jüngerer Bruder Fritz trug einen Arm- und Beinbruch und andere Verletzungen davon. Nach Anlegung eines Notverbandes wurden die Verletzten in das Kran⸗ fenhaus gebracht. Man hofft, den ſchwerverletzten Motorradfahrer Karl Hartmann am Leben zu er— halten. München, 2. Novbr.(Lebendig ver⸗ brannt.) In einem Anweſen in der Landsber⸗ ger Straße hat ſich am Montag ein entſetzlicher Vorfall zugetragen. Dort fand man die 22 jährige Zigarettenmacherin Anna Würzinger, die hei Fri⸗ ſeurseheleuten in Untermiete wohnte, mit ver⸗ branntem Geſicht auf dem Boden tot auf, als die Vermieterin, die ſtarken Trandgeruch wahrgenom— men hatte, im Zimmer der Mieterin nachſchauen ließ. Der Fußboden, das Vett mit Matratze und andere Gegenſtände brannten. Die Würsinger war bereits tot; die Haut hing ihr in Fetzen weg. Die Feuerwehr löſchte den Brand. Die Un- glücksurſache iſt noch nicht feſtgeſtellt. 9 at beine Jalue und einfach gebrannte ungemälzte Gerſte iſt kein Mahzkaffee. Und irgendein Magzraffee“ iſt noch lange kein Kathreiner“ Bedenken Sie— der Gehalt machts/ Staòdtverwaltung am Gängelband der Sklareks was man den Sklareks alles bewilligte: Verlängerung des Monopolvertrages mit der Stadt Berlin— Grundſtückverkauf weit unter Wert enb. Berlin, 3. Nov. Zu Beginn der heutigen. Verhandlung im Sklarek⸗Prozeß kam der Mon o⸗ polvertrag der Firma Sklaretf mit der Stadt Berlin vom April 1929 zur Er⸗ örterung. Als die Geſchäftsräurme der Firma Sklaretk beim Durchbruch der Lindenſtraße durch die Kommandantenſtraße gekündigt werden muß— ten, richtete Max Sklarek ein Schreiben an den kommuniſtiſchen Stadtrat Gäbel, in dem er um Verlängerung des Monopolvertra⸗ ges bat, da die Firma Sklarek durch die Kündi⸗ gung der Geſchäftsräume Schaden erlitten hätte. Es ſeien damals gerade Renovierungsarbeiten für zwei Millionen Reichsmark ausgeführt worden. Weder Leo noch Willy Sklarek wollen den Brief geleſen haben. Auch die Frage des Vorſitzenden, weshalb, das Schreiben an Gäbel perſönlich ge— richtet worden ſei, konnte Willy Sklarek nicht beant⸗ worten. Im Verlaufe der Verhandlung betonte Willy Sklarek, daß bereits im Jahre 1927 Ober⸗ magiſtratsrat Schalldach erklärt habe, er werde ſich dafür einſetzen, daß die Firma Sklarek einen Ver trag auf 10 Jahre bekäme. Im weiteren Verlauf des Sklarek-Prozeſſes verlas dann der Vorſitzende den Monopolvertrag, der von Stadtrat Benecke und Stadtrat Gäbel un— terzeichnet worden iſt und den Lieferungsvertrac unwiderruflich bis zum 10. Juli 1935 verlängert Als dann der Vorſitzende weiter feſtſtellte, daf Gäbel den Vertrag durch Stadtrat Beneke unter⸗ zeichnen ließ, der gar nicht für dieſe Dinge zuſtän⸗ dig war, kam es zu heftigen Auseinanderſetzungen, in deren Verlauf Gäbel ſchließlich einen Ner- venzuſammenbruch erlitt, in Tränen aus⸗ brach und ſich in großer Erregung mit lauter Stimme gegen den Vorſitzenden wandte. Nach den Verhandlungen über den Monopol⸗ vertrag wurde im Sklarekprozeß ein anderer Ab⸗ ſchnitt der Anklage behandelt, der die Begünſtigung der Sklarels bei einem Grundſtückseinkauf durch den angeklagten Bürgermeiſter Schneider enthält. Bei dem Durchbruchsprojekt ſollten die Gebrüder Sklarek eine ſogenannte Baumaske(Reſtgrund— ſtück) erwerben, die ihnen Schneider zu einem nicht angemeſſenen Preiſe verſchafft haben ſoll. Ein Kaufangebot der Sklareks ſoll von Stadtrat Neuen⸗ dorf als zu niedrig abgelehnt worden ſein. Die Gebrüder Sklarek gaben nun heute als Grund für dieſe Ablehnung ihre Weigerung an, ein Patent Neuendorfs(„eine Zigarrenkiſte mit einem Trie— ſel“) zu finanzieren. Die„Sondervergütungen“ der Savag oder: Wie man Millionen wib. Frankfurt a. M., 3. Nov. Als erſter Zeuge des heutigen Verhandlungstages wurde der ſſeell⸗ vertretende Aufſichtsrat der Geſellſchaft, Bodenheimer, der Geſchäftsinhaber der Da⸗ natbank, über die Vorgänge bei der Kapitauerhöh⸗ ung im Jahre 1928 vernommen. Auf Antrag des Verteidigers von Sauerbrey unterblieb vorläufig die Vereidigung des Zeugen, weil, wie der Vertei⸗ diger ausführte, der Verdacht der Tatbeihilfe zum Bilanzvergehen beſtehe. Bodenheimer führte aus, daß dem Konſortium, welches die Kapitalerhöhung durchführte, eine Proviſion von 625 000 Mark zu⸗ gefloſſen ſei, ein Betrag, der ſich um 125 000 hätte verringern laſſen, wenn nicht die Favag⸗Di⸗ rektoxen darauf beſtanden hätten, die Südweſt⸗ deutſche Bank als Haus⸗Bank der Favag mit im Konſortium zu haben. Im übrigen erklärte der Zeuge, daß die Höhe der Proviſion, 69% Prozent, durch den Umfang des Riſikos gerechtfertigt gewe⸗ ſen ſei. Ueber die Gewinnbeteiligung befreunde⸗ ter Geſellſchaften ſagte der Zeuge, es ſei üblich, zunächſt die Firma und dann auch ihren verant⸗ wortlichen Leiter zu berückſichtigen um, wie er es ausdrückte, ſie ſozuſagen bei guter Stimmung zu halten. Von der Summe von 67 000 Mark, die die Diskontogeſellſchaft erhalten hat, wurden 6000 Mart an Dumke und 3000 Mark an Becker weiter⸗ gegeben, ein nicht ungebräuchlicher Vorgang, wie der Zeuge erklärte und auch nichts, was gegen das Geſetz über den unlauteren Wettbewerb verſtoße, da nach der gebräuchlichen Judikatur die Geſchäfts⸗ führer von Geſellſchaften m. b. H. oder die Vor⸗ ſtandsmitglieder von Aktiengeſellſchaften nicht als 8 im Sinne dieſes Geſchäftes anzuſehen eien. Bei der weiteren Verhandlung erklärte der üge Vodenheimer, er halte es auch für zuläſſig, zum Senſter hinauswirft daß die Tantieme unter beſonderen Vorausſetzun⸗ gen aus den ſtillen Reſerven gezahlt verde, jedoch müſſe dieſer Fall als eine Ausnahmeerſcheinung betrachtet werden. Daß ein prominentes Vor⸗ ſtandsmitglied insgeheim eine beſondere Vergütung erhalte, ſei zu billigen, ebenſo ſei die Kreditege— währung an Vorſtandsmitglieder zu einem ver— billigten Zinsſatz, ſelbſt zu dem Zweck, angebotene Aktien ihrer eigenen Geſellſchaft zu kaufen, keine ungewohnte Erſcheinung. Nach einer Aufſtellung des Angeklagten Lind— ner wurden folgende Sondervergütungen bezahlt: an Becker 919 500 Mark in etwa 30 Fällen, an Dumke 759 000 Mark in etwa 25 Fäl⸗ len, an Maedje 416 000 Mark in etwa 12 Fällen, an Schumacher 116 000 Mark in ſechs Fällen, an Lindner 17 000 Mark in vier Fällen. Nach einer anderen Zuſammenſtellung wurden innerhalb von fünf Jahren etwa 27 bis 3 Millionen Mark an Sondervergütungen gewährt. Die Frage, was zum Ruin der Favag geführt habe, wurde wegen ihrer Wichtigkeit auf einen ſpäteren Zeitpunkt zurückgeſtellt. Der Sachver⸗ ſtändige Prof. Kalveram ſtellte an den Zeugen Bodenheimer die Frage: Sind Sondervergütungen in dem Ausmaße boie bei der Favag geſetzlich zu⸗ läſſig? Der Zeuge macht eine Sondervergütung zunächſt von der Leiſtungsfähiglelt der jeweiligen Firma abhängig, weiterhin ſpiele es, ſo erklärte er, eine Rolle, ob man für ſeine Tätigkeit eine entſpre⸗ chende reguläre Entſchädigung erhalte. Eine Son⸗ dervergütung ſolle ſtets eine beſondere Vergütung für beſondere Leiſtung darſtellen, dürfe jedoch nicht zur Norm werden. Lokale Nachrichten * Wichtige Mitteilung. Die Steuer⸗ pflichtigen mit einem ſteuerpflichtigen Jahresumſatz von über 20000 Mk. haben nach der Verordnung vom 25. Juni für die Umſatzſteuer nicht mehr vierteljährlich, ſondern monatlich Voranmeldungen abzugeben und entſprechende Vorauszahlungen zu leiſten. Erſtmalig iſt von ihnen eine Monatsvor⸗ anmeldung über die Umſätze im Oktober 1931 bis zum 10. November 1931 abzugeben und gleichzei- tig die ſich danach ergebende Monatsvorauszahlung zu leiſten. Der Steuerſatz beträgt wie bisher für die allgemeine Umſatzſteuer 8,5 pro Mille und für die erhöhte Umſatzſteuer 13,5 pro Mille. *Aufklärende Artikel. Die heutige verworrene Zeit hat Unklarheiten geboren, die eine Aufklärung dringend notwendig machen. Man leſe die Artikel auf der 1. Seite in heutiger Nummer, deren Inhalt manchen Irrtum beſeitigen wird. * R. R. V. Auf den heutigen Vortrags- abend wird nochmals aufmerkſam gemacht. Da eine Aufſtellung der zur Altersrenten-Kaſſe bezahlten Beitäge zur Prüfung vorliegt, iſt das Erſcheinen aller Verbandsmitglieder von größter Wichtigkeit. * Wir marſchieren, ſo lautet der Titel eines Inſerates über einen öffentlichen Vortrag, der morgen Donnerstag Abend im„Schützenhof“ abgehalten wird. Der Vortrag behandelt die „Hypotheken⸗ und Schuldentilgung“. Intereſſenten wollen das Inſerat beachten. Perſönliches. Wie wir bereits meldeten, wurde Herr Forſtrat Gutfleiſch beim Forſtamt Lampertheim in gleicher Eigenſchaft nach Butzbach in Oberheſſen verſetzt. Als ſein Nachfolger wurde der Amtsvorſtand des Forſtamtes Langen, Herr Forſtrat Friedrich Volk, in gleicher Dienſteigen⸗ an das Forſtamt Lampertheim verſetzt. Sandblattverwiegung. Die Firma Landfried, Heidelberg, ließ heute die Sandblätter abnehmen. In langen Reihen ſtanden die Fuhr⸗ werke in den Straßen ums Rathaus, um das edle Produkt zur Verwiegung zu bringen. () Reklame⸗Flugzeug. In luftiger Höhe kreiſte geſtern und heute ein Reklameflugzeug über unſeren Ort. Der Flieger machte ſein Er⸗ ſcheinen durch Hupenſignale, gleich einer Sirene, den Einwohnern bekannt. * Einen Fuchs aus der Falle ge⸗ ſtohlen. Aus Lampertheim wird gemeldet: Hin⸗ ter den Gärten im Bruch hatte Herr Apotheker Feldhofen in ſeinem Jagdrevier eine Fuchsfalle auf⸗ geſtellt. Ein Paſſant bemerkte heute morgen, daß ſich in der Falle ein Fuchs befand und benachrich- tigte ſofort Herrn Feldhofen hiervon. Letzterer be⸗ gab ſich gleich in das Revier, um ſeine Beute in Empfang zu nehmen, mußte aber bei der Ankunft zu ſeinem größten Erſtaunen feſtſtellen, daß das Tier inzwiſchen aus der Falle geſtohlen war. In der„Q. Ztg.“ erſchien nun folgendes Inſerat: „Derjenige, der heute früh am Bruch den Fuchs aus der Falle geſtohlen hat, iſt erkannt. Anzeige erfolgt, wenn das Tier nicht bis heute abgeliefert iſt. Apotheker Feldhofen.“ Aus Lorſch wird gemeldet, daß, nachdem ein Gegenkandidat zur fällig geweſenen Bürger⸗ meiſterwahl nicht aufgeſtellt war, der ſeitherige Bürgermeiſter Herr Huba auf weitere 9 Jahre als gewählt zu betrachten iſt. Stand der Erwerbsloſigkeit in Viernheim. In unſerer Gemeinde beziehen lt. Statiſtik vom 31. Oktober 223 männliche und 66 weibliche Perſonen Arbeitsloſenunterſtützung, 419 männliche und 80 weibliche Perſonen Kriſenunterſtützung und 573 männliche und 8 weibliche Perſonen Wohl- fahrtsunterſtützung. Dieſes ſind zuſammen 1369 Perſonen. Die Unterſtützungsberechtigten erhalten für über 2000 Perſonen, Frauen und Kinder, Unterſtützungszuſchläge ſodaß man ruhig ſagen kann, daß in Viernheim ca. ½ der geſamten Einwohner ſchaſt durch Unterſtützungen erhalten wird. Die Arbeitsloſigkeit im benachbarten Lampertheim betrug am 31. Oktober 1117 Per⸗ ſonen, darunter 938 männliche und 179 weibliche. Arbeitsloſenunterſtützung beziehen 228 Männer und 63 Frauen. Kriſenunterſtützung beziehen 344 Männer und 78 Frauen. Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Geſaugverein„Liederkranz“. Heute abend pünktlich um 8 Uhr findet im Gaſthaus zum„Engel“ Bühnenprobe ſtatt. Alles muß zur Stelle ſein. * n Der Spielleiter Männergeſangverein.] Donnerstag Abend 8 ¼ Uhr Singſtunde. Keiner fehle! Der Präfſident. Schöne weiße Zähne „Auch ich möchte nicht en a nen meine größte e Anerkennung und vollſte Zufriedenheit über die „Chlorodont⸗Zahnpaſte zu übermitteln. Ich gebrauche „Chlorodont“ ſchon ſeit Jahren und werde ob meiner onen weißen Zähne oſt beneidet, die ich letzten Endes nur dürch den ſäglichen Gebrauch Ihrer„Chlorodont⸗ Zahnrafte ere h aden e dehen, Sch... Man verlange nur die echte Chlorodont⸗ dalle Tube 54 Pf. u. 90 Pf., und weſſe ſeden Erſaßz dafür zurück.