12 Lokale Nachrichten * Landesarbeiterbeirat der Heſſ. Zentrumspartei. Am kommenden Sonntag, den 29. November 1931 findet in Darmſtadt nach⸗ mittags 3 Uhr im Kolpingshaus, Rheinſtraße 48 eine Sitzung der Arbeiterbeiräte der Heſſ. Zentrums⸗ partei ſtatt. Als Tagesordnungspunkte ſind vorge⸗ ſehen: 1. Reorganiſation der Arbeiterbeiräte nach den Reichsrichtlinien, 2. Die Heſſenwahl und ihre Nutzanwendung, 3. Verſchiedenes. Zu dieſer Kon⸗ ferenz werden die bereits beſtehenden Arbeiterräte erſucht, Delegierte zu entſenden. Dieſelben müſſen dem Arbeiterſtand angehören und eingeſchriebene Mitglieder der Heſſ. Zentrumspartei ſein. Un- koſten ſollen von den örtlichen Beiräten erſtattet werden. * Die glücklichen Gewinner der Mannheimer Volkshilfelotterie. Das Auto fiel auf die Nummer 349058; der glückliche Gewinner hat ſich noch nicht gemeldet; die 1000 Mark gewann eine kinderreiche Familie und das Schlafzimmer ein erwerbsloſer Kaufmann. Das Motorrad gewann der Hauptwachtmeiſter Leidner. Eingeſandt. (Ohne Verantwortung der Redaktion.) Ein Vorſchlag. Nach dem Spiel Viernheim Waldhof. Die meiſten Viernheimer Sportfreunde haben ja den Kampf geſehen, daher iſt es unnötig die Tragödie(die 2. Halbzeit) in allen Einzelheiten wiederzugeben. Wollen wir alſo gleich dazu über⸗ gehen die Gründe die gutes und ſchlechtes Fußball- ſpiel bedingen, feſtzuſtellen. Mancher ging am Sonntag zum Waldſportplatz in der Hoffnung eine Senſation zu erleben, manch anderer rechnete mit einem knappen Reſultat und wieder andere wollten nur einen guten Fußball ſehen. Zu fragen wer guten Fußball ſpielte, wäre Unſinn. Nun warum hat Waldhof gut geſpielt? Ganz einfach. Jedermann iſt auf ſeinem Platz, und was noch wichtiger iſt, der richtige Mann am richtigen Platz. Mit dem Mittelläufer ſteigt und fällt die Leiſtung der Mannſchaft. Eine Wonne mit anzuſehen, wie Bretzing ſeine Leute dirigierte, ohne Zweifel, Bretzing iſt der dirigierente ſeiner Mannſchaft, das kann er auch nur, vom Mittel- läuferpoſten aus ſein. Daß der Dirigent der M. in den Mittellauf gehört, hat nicht nur Waldhof erkannt. Man denke z. B. an Nürnberg, Fürth, 1860 u.ſ.w. Auch mit der Viernheimer Mannſchaft wird es aufwärts gehen, wenn der Führer den Führerpoſten einnimmt. Dieſer Führer heißt nur Kiß 1. Der gute Wille, Können und Fleiß des ſeitherigen Mittelläufers in Ehren, aber der Leiſt⸗ ung eines Menſchen ſind halt doch Grenzen geſetzt. Außerdem machen einige Spieler der grünen Mann⸗ ſchaft einen müden und überſpielten Eindruck. Aus oben angeführten Gründen wäre es angebracht und ratſam die Mannſchaft der Grünen wie folgt ſtar⸗ ten zu laſſen Krug Mandel Fritz Faltermann Martin 1. Kiß 1. Ehrhardt 1.(Martin 2.) Kiß 3. Schmitt H. Vallendor Pfenning 1. Kiß 2. Begründung: Von Krug weiß jedermann, daß er mehr kann als er in den letzten 2 Spielen gezeigt hat. Auch ſteht trotz ſeines Formrückganges kein Mann zur Verfügung, der es beſſer machen würde. Mandel Fritz, ſah jeder, nach der Freigabe von Kiß 1, ungern aus der Mannſchaft ſcheiden, da er ſeinem ihm anvertrauten Poſten zu aller Zu⸗ friedenheit ausfüllte. Ueber Faltermann Ph. wäre nicht viel zu ſagen, er iſt der linke Verteidiger. Für Martin 1 gibt es nur einen Platz, das iſt rechter Läufer. Nun kommen wir zu dem Poſten, der den Umſchwung in die Mannſchaft bringen ſoll. Kiß 1 als Mittelläufer. Man muß unbedingt ein Experi⸗ ment wagen, denn wir ſehen wie Kiß 1 ſelbſt als Verteidiger durch weite Bälle auf die Flügel Auf- bautallent zeigt, iſt damit zu rechnen, daß ſeinem Verſtändnis für planvolles Spiel, auf dem Mittel- läuferpoſten, Rechnung getragen iſt. Linker Läufer wäre Ehrhardt 1, er iſt der Spieler der durch ſein faires aufopferndes Spiel ſtets das Beſte ſeiner Mannſchaft im Auge hat. Man kann ihn durch Martin 2 erſetzen, wenn man der Anſicht iſt, Ehrhardt 1 ſei momentan überſpielt. In der Annahme, daß der neue Mittel- läufer den erhofften Umſchwung bringt, ſoll der Sturm in der ſeitherigen Aufſtellung ſpielen. Es könnte ſein, daß im Spielausſchuß einige Herren Kiß 1 ungern aus der Verteidigung wegnehmen wollen, in dieſem Falle wäre nur noch die Auf⸗ ſtellung möglich, die vielleicht nur den linken Läufer⸗ poſten beſſer beſetzt finden würde Krug Mandel Fritz Kiß 1 Martin 1 Martin 2 Faltermann Ph. Sturm wie ſeitherige Aufſtellung. Martin 2 als Mittelläufer, nur weil ſein Spiel flach und genauer iſt. Uebrigens hat der Spieler * N ſchon früher ſeine Eignung für dieſen Poſten ver⸗ raten(Aufſtieg und Privatſpiele). a Am kommenden Sonntag kommt Sandhofen. Bei der Beurteikung des Stärkeverhältniſſes wird man ſehr vorſichtig ſein müſſon, denn Sandhofen hat nun auch endlich ſeinen Führer, Bayer 1, am Angelpunkt ſeiner Elf. Beim Punkteangeln gegen Phönix, BfR. u. ſ.w. hat er den Hauptanteil, be⸗ ſtimmt ſein ſchönſtes Pelry⸗Heil. Einige Sportfreunde die keinen Vorwurf, ſondern einen Vorſchlag machen wollen. D. J. K. Hand ballſport Viernheim— Weinheim 6:4(2:2) Das Spiel am vergangenen Sonntag gegen Weinheim war für die Schwarz⸗Roten eine Glanz ⸗ leiſtung. Kaum jemand glaubte an einen Sieg zu Gunſten der Schwarz Roten und doch der Mut und Siegeswiellen hat es bewieſen, daß bei ſchönem Zuſammenſpiel der ſtärkſte Gegner aus dem Feld zu ſchlagen iſt. H. J. D. Bekanntmachung. Gefunden wurden 2 Herrenfahrräder. Viernheim, den 24. Nov. 1931 Heſſiſches Polizeiamt. Kraus. Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Turngenoſſeuſchaft 1893. Donnerstag abend ½8 Uhr Turnſtunde für Turnerinnen. Sprung- ſeile ſind mitzubringen. Vollzähliges und pünkt⸗ liches Erſcheinen erwartet. Der Turnwart. Geſang⸗Verein„Liederkranz“. Heute Abend 8 Uhr Geſangprobe zur Winzerprinzeſſin im„Prinz Friedrich“. Der Spielleiter. Männergeſang⸗Verein. Donneöstag abend 8 Uhr Singſtunde für 2. Baß. Halb 9 Uhr alle Stim- men. Vollzähliges Erſcheinen erwartet. Der Präſident. bs lungen- u. Usthmakranken ist unser Kräuter- Tee Silyana von hervorragend durch- greifender 0 ihr Tee hat bei mir direkt Wunder ewirkt“ schreibt 3. W. inp.„Auswurf, Nachtschweiß, Fie- er, Husten, Atembeschwerden hörten sofort auf“.„Unser Arzt freute sich selbst, daß der Tee mit bekommi“, so lauten begeisterte Dankschreiben über glänzende Erfolge in wenigen Tagen, wo andere Kuren jahrelang vergeblich waren. Pro Paket 1 Mk. Nachn. It. Verordnung frei ver- Käufl. Silvana-Tee Vertrieb, Augsburg 814. verlängerung der Rückzahlungsfriſt für Kuſwertungshypotheken Die Aufwertung der Hypotheken und damit zuſammenhängende 1 9 ſind durch das ſog. Aufwertungsſchlußgeſetz geregelt worden. Hier⸗ nach konnten, wenn ſie rechtzeitig gekündigt wa⸗ ren, Rückzahlungen von Hypotheken ab 1. Jan. 1932 gefordert werden. In Anbetracht der ganz beſonders in letzten Jahre kataſtrophal ſich zu⸗ ſpitzenden Finanzlage iſt man an die Regierung herangetreten, noch einmal Erleichterungen zu ſchaffen, da die im vergangenen Jahre noch für erträglich angeſehene Regelung unmöglich würde durchgeführt werden können. Durch Verordnung vom 10. November ds. Is. hat der Reichspräſident dieſem Anſinnen Rech⸗ nung getragen und beſtimmt: 5 Eigentämer eines mit einer Hypothek belaſte⸗ ten Grundſtücks oder auch perſönſjche Schuldner. die den Antrag auf Bewilligung einer Zah⸗ lungsfriſt gemäß 8 6 des Geſetzes über die Fäl⸗ ligteit und Verzinſung von Auſwertungshypo⸗ theten nicht rechtzeitig geſtellt oder den geſdell⸗ ten Antrag ſpäter wieder zurückgenommen ha⸗ ben, ohne ſich mit dem Gläubiger über die Rück⸗ zahlung geeinigt zu haben, können Antrag auf Bewilligung eines Zahlungsaufſchubs noch bis zum Ablauf des 30. November 1931 ſtellen. Vorausſetzung für die Bewilligung einer ſol⸗ chen Friſt iſt, daß der Schuldner durch die Ver⸗ änderung der allgemeinen wirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe überraſcht wurde und nicht ſchon in einem früheren Zahlungsfriſtverfahren dieſe ſei⸗ ne Lage beräickſichtigt werden konnte. Die Friſt läuft alſo bereits am 30. November ds. Is. ab. Hypothekenſchuldner, die aus der Lage noch retten wollen, was möglich iſt, müſ⸗ ſen demnach ſofort handeln. Ferkel aus weltbekannten Zuchtge⸗ bieten(Weſtfalen⸗ Hannover) liefert direkt an Private jede gew. Stückzahl. Tiere ſind ſeuchenfrei, breitbucklig, langgeſtreckt mit Schlappohren, beſte Zucht⸗ und Maſt⸗ tiere, off. freibl. 6 bis 8 wöch. 5— 6 Mk. 10 bis 12„ 8-10„ 12—15„ 10—14 pro Stück ab Station. Garantie für prima Tiere, beſte Freſſer, ſowie geſunde Ankunft noch 10 Tage nach Empfang. Bei Nichtgefallen verfüge anderweitig, da⸗ her keinerlei Riſiko für Käufer. Fracht und Verp. billigſt. Tauſende Dankſchreiben und Nachbeſtellungen. 8-10 wöch. 68 Mk. 10 Viehverſand Fortkord, Schloß⸗Holte 78(Weſtfalen Vollsberein für das Maln. Deuschland Wpunmunnomnnnumunummmund Orts pruppe Viernheim alumni Am Sonntag, den 29. November findet um 4 Unr im Freischütz die diesjähr. Versammlung statt. Sie soll die Tdabein Feier. Referent: Dr. Petersen von Mannheim. (Umrahmt wird die Feier mit Liedern u. kl. Theaterstück) Die Mitglieder und alle Freunde der kathol. Sache I. A.: Frey. Kpl. sind freundlichst eingeladen. zugeſichert. von 9—12 Uhr. Kommen Sie, Hypothekenablöſung bis zu Nik. in Abſchnitten von Mk. 500.—, 1000.—, 1500.— und 2000.—, verbunden mit einer prämienfreien Lebensverſicherung zur Entſchuldung und Grün⸗ dung einer Exiſtenz, zum Kauf von Klavieren, Harmoniums und andere Sicherheiten. Zinſen werden keine gezahlt. in kurzer Zeit ausgezahlt und iſt in kleinen monatl. Raten bis längſtens 8 Jah. zurückzuzahlen. Erste U. ſtesle Zwecksparkasse in Deutscntand Sitz der Kaſſe iſt Aachen. Auf Wunſch kommen wir auch in die Wohnung. Strenge Diskretion Sprechſtunden: von 1—3 Uhr und Dienstags und Donnerstags Rathausſtraße 51, II. wir helfen Ihnen mit einem Darlehen und 20000.— öbeln, Das Geld wird verschiedene Sonntags e Urrunpolz- Versteigerung. Montag, den 30. Nov. 1931 von vor⸗ mittags 9 Uhr an wird im„Rheingold“ zu Lam⸗ pertheim der Brennholzanfall des Dürrholzes der oberen und unteren Wildbahn öffentlich, meiſtbie⸗ tend verſteigert und zwar: Scheiter, rm(geſpalten und rund): Buche 22, Eiche 133, Kiefer 35, Knüppel, rm: Buche 20, Eiche 67, Kiefer 92, Stöcke, rm: Eiche 30. Zahlungsunfähige Schuldner von Domanial gefälle ſind vom Mitbieten ausgeſchloſſen. Nähere Auskunft durch das Forſtamt und Herrn Förſter Zimmermann, Forſthaus Wildbahn. i Lampertheim, den 23. November 1931 Heſſ. Forſtamt Lampertheim. Seeed eee Jorbeuben Emeukal Beanbe ene Füge 30.50 Nustentee ee% 20% Rotwein N 12 80 Weigdwein%% 830 Gummiwärme flaschen fleber thermometer, Katzenfelle empfienlt Rathaus- Drogerie PETER MOSKOP BYD Husten u. Schnupfen mit K. K. U. Donnerstag Unterhaltungs⸗ Abend in der Vor ſtadt, wozu freundlichſt einladet. Der V. Mädchen ſucht Stelle auf 1. Dzb. Zu erfragen im Verlag. E 2 CQ—— Nählkurſus! 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M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 274 Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile loſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Juſerate und Notizen vor- mittags Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriſten bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Donnerstag, den 26. November 1931. Innenminiſter in Preußen und Heſſen gegen N. S. D. A. p. Hausſuchungen in ganz Heſſen enb. Darm ſtadt, 26. Nov. Auf Ver⸗ anlaſſung des Oberreichsanwalts fanden in Heſſen am Mittwoch Hausſuchungen bei nationalſozialiſtiſchen Führern ſtatt, ſo im Darmſtädter Braunen Haus, der heſſiſchen Geſchäftsſtelle, ferner in den Wohnungen der Sturmführer Hauptmann a. D. Waſ⸗ jung, Darmſtadt, des Gerichtsaſſeſſors Dr. Beſt, Amtsanwalt in Alzey, bei dem Land⸗ wirt Dr. Wagner, Boxheimer Hof bei Bür⸗ ſtadt und bei Kapitänleutnant a. D. von Davidſohn, Darmſtadt. Die Hausſuchungen erfolgten wegen des dringenden Verdachtes der Vorbereitung zum Hochverrat in der Leitung der NSDAP., Gau Heſſen. Die Hausſuchungen ſind ſeit 3.30 Uhr nachmit⸗ tags im Gange. Vor Mitternacht iſt kaum ein Ergebnis der Durchſicht des Materials zu erwarten. Darmſtadt, 26. Nov. Zu den Hausſuchungen bei heſſiſchen Nationalſozialiſtiſchen Führern wird gemeldet: Geſtern abend erſchienen vor dem„Braunen Haus“ in Darmſtadt etwa 40 Kriminalbeamte, zum Teil von auswärts. Sie umſtellten das Erich Joſt⸗Haus und riegelten es nach allen Seiten ab, worauf dann eine eingehende Un—⸗ terſuchung aller Behältniſſe im ganzen Hauſe vorgenommen wurde. Von nationalſozialiſti⸗ ſcher Seite wird erklärt, daß der Polizei auch nicht die geringſte Beſtätigung für den geäu⸗ ßerten Verdacht in die Hände gefallen ſein könne. Beſchlagnahmungen ſeien nicht erfolgt. Man vermutet, daß der Hintergrund der Ak⸗ tion auf eine Denunziation zurück zu führen ſei. Die Nationalſozialiſten duldeten innerhalb ihrer Führung keinerlei hochverräteriſchen Be— ſtrebungen. Darmſtadt, 26. Nov. Wie wir zu den Haus⸗ ſuchungen bei nationalſozialiſtiſchen Führern in Heſſen erfahren, iſt eine neue Verlautba⸗ rung der amtlichen Stellen vor heute(Don⸗ nerstag) vormittag 10 Uhr nicht zu erwarten. Zur Zeit(341 Uhr früh) erfolgt noch die Prüfung des Materials, das dann zunächſt dem Oberreichsanwalt in Leipzig zur Kennt⸗ nis gebracht werden wird. * Zu den angeblichen Gründen, die zu dieſer Aktion geführt haben, meldet Wolffs Telegraphenbüro folgende Einzelheiten, für deren Richtigkeit wir die Verantwor- tung dem Wolffbüro überlaſſen müſſen: Wie wir erfahren, haben das preußiſche u. das heſſiſche Innenminiſterium dem Ober- reichsanwalt ein Dokument und Beweisanga⸗ ben über ſeine Echtheit zugeleitet, das von führenden Kreiſen der NSDAP. Heſſens auf⸗ geſtellt worden ſein ſoll. Nach den Vorermitt— lungen wird die Entſtehungsgeſchichte des Do— kumentes dahin erläutert, daß Mitte Septem- ber eine geheime Beſprechung auf dem Box⸗ heimer Hof bei Lampertheim(Heſſen) ſtatt⸗ gefunden habe, an der die nationalſozialiſti⸗ ſchen Führer und jetzigen heſſiſchen Landtags- abgeordneten Hauptmanu a. D. Waſſung, Ge⸗ richtsaſſeſſor Dr. Beſt, der Gaufachberater für Landwirtſchaft, Dr. Wagner, der Wirtſchafts⸗ referent Dr. Schäfer, Kapitänleutnant a. D. von Davidſon und der Privatſekretär des Gauleiters von Heſſen, Stavinoga, teilgenom— men hätten. Es ſei ermittelt, daß, wie vergleichende Schriftproben ergaben, der Gerichtsaſſeſſor Dr. Beſt das Dokument aufgeſetzt habe. Gegen Beſt dürfte der jetzige heſſiſche Innenminiſter Leuſch⸗ ner die Amtsſuſpenſion zu erwirken verſuchen. Das Dokument ſei benannt als„Entwurf der erſten Bekanntmachung unſerer Führung nach dem Wegfall der Nia oberſten Staatsbe⸗ hörden und nach Ueberwindung der Kommune (Kommuniſten, Marxiſten uſw. die Red.) in ei⸗ nem für einheitliche Verwaltung geeigneten Ge⸗ biet. Der Entwurf enthalte dann einen Be⸗ ſehl an die geſamte Bevölkerung, wonach dieſe jeder Anordnung der SA. uſw, gleich von wel— chem Dienſtgrade erteilt, ſofort Folge zu leiſten habe.„Widerſtand“, ſo ſage der Befehl,„wird grundſätzlich mit dem Tode beſsraft“. Weiter ſehe der Befehl die Ablieferung jeder Schußwaffe binnen 24 Stunden vor. Wer dann noch im Beſitze einer Schußwaffe betroffen werde, ſolle ohne Verfahren auf der Stelle er— ſchoſſen werden. Die Todesſtrafe werde auch angedroht den Beamten, Angeſtellten und Ar⸗ beitern öffentlicher Behörden, die ihren Dienſt nicht weiterführen, ſowie denjenigen, die die zu erlaſſenden Notverordnungen verletzen. Das Dokument enthalte dann weitere Richtlinien ſür die erſten Notverordnungen, wonach alle Lebens— mittel an die Führung oder deren Beauftragte auf Anforderung ohne Entgelt abzulieſern ſeien und jeder Verkauf von Lebensmitteln verboten werde. Verbote hiergegen ſollen mit Einziehung des geſamten Vermögens, evtl. auch mit Todes- ſtrafe geahndet werden. Die Durchführung der Volksernährung ſolle nach dem Dokument durch Kollektivſpeiſung und auf Grund von Lebens— mittelkarten erfolgen, auf die Lebensmittel ohne Bezahlung geliefert werden ſollen. Ein beſon— derer Verordnungsentwurf des Dokuments„zur Sicherung des gegenwärtigen Eigentumsſtan— des“ ſpreche aus, daß die Führung„zur Rettung des Lebens der Bevölkerung“ gezwungen ſei, über den geſamten Ertrag des Volksvermögens des einzelnen Volksgeuoſſen zu verfügen.„Es gibt“, ſo ſage das Dokument an dieſer Stelle weiter,„bis zu anderweitiger Regelung kein Pri— vateinkommen mehr“. Dafür werde der gegen— wärtige Vermögensſtand geſichert durch Verbot von Zwangsvollſtreckungen, Hemmung von Verjährungsanſprüchen, Aufhebung des Zinſen— laufes für Geldforderungen und den Mietzins uſw. Ein beſonderer Verordnungsentwurf be— handle die nationale Arbeitsdienſtpflicht, die je— den Deutſchen(nicht Juden uſw.) männlichen und weiblichen Geſchlechts vom 16. Lebensjahr betreffe, ſoweit er nicht bei Behörden dient oder der SA. bezw. Landeswehr angehört. Das Do— kument ſei von dem heſſiſchen Landtagsabg. Dr. Schäfer dem Polizeipräſidium in Frankfurt a. M. äberreicht worden, weil dieſer Abgeordnete, der inzwiſchen mit der NSDAP in Differenzen geraten ſei, in ihm illegale Beſtrebungen erblickt habe, die er mit ſeinem Gewiſſen nicht habe ver— einbaren können. Die Illegalität werde erblickt in den einleitenden Bemerkungen„Nach dem. Wegfall der ſeitherigen oberſten Staatsbehörden und nach Ueberwindung der Kommune“. Es wird geſagt, daß dieſes Dokument mit ſeinen Entwürfen auch dem landwirtſchaftlichen Sach— verſtändigen bei der Reichsparteileitung der N. S. D. A. P., Dare, zur Kenntnis gebracht und ver- mutlich von dieſem gebilligt worden ſei, weil e Ve andernfalls die genaunten heſſiſchen National- plant iſt die ſozialiſſen aus der Leitung der heſſiſchen niſation das Dokument nicht aufgeſtellt würden. Chinas Forderungen an den Völkerbund wib Paris, 25. Nov. Der chineſiſche Völker⸗ bundsratsdelegierte Dr. Sze hat die zur Sit⸗ zung des heutigen Nachmittags in Paris ein⸗ gegangenen Weiſungen der Chineſiſchen Regie⸗ rung dem Völkerbundsſekretariat übermittelt. Die chineſiſche Antwort beſteht aus drei Pa— ragraphen. Erſtens verlangt die chineſiſche Re gierung vom Völkerbund, daß er wirkſame Maßnahmen zur Sicherung der Einſtellung der Feindſeligkeiten und zur Zurückziehung der japaniſchen Truppen ergreife und zwar in dem Maße, als die Sicherheit wiederhergeſtellt ſein werde. Zweitens verlangt die Nanking— regierung ein Datum, das für die Räumung feſtgeſetzt werde. Drittens wird gefordert, daß ein Ausſchuß neutraler Perſönlichkeiten die allmähliche Räumung überwache. Orga⸗ haben Nachmittagsſitzung des Rates. wtb. Paris, 26. Nov. Der geſtrige Tag iſt im Völkerbund als kritiſch bezeichnet worden. Die Auffaſſungen der beiden Parteien ſtehen einander ſcharf gegenüber. Die Ratsmitglieder traten einer einſtündigen geheimen dent Briand zuſammen. Hierauf trat der bundsrat, ohne die beiden Parteien, Sitzung zuſammen, die ſpät abends noch andaue Wie verlautet, iſt im Verlaufe der Sitzung eine chineſiſche Anregung einer neutralen Zone in worden, in der franzöſiſche, italien liſche Truppen den Schutz übernehmen ſol Sitzung Tſchin⸗ Kommunique des Völkerbundsrates. wtb. Paris, 26. Nov. Anſchluß nichtöffentliche Sitzung d itglieder geſtern abend ein Kommun Us in dem es heißt: In der Hoffnung, zu einer einſtimmig gemäf Art. 11 des Völkerbundspaktes auch von beit Parteien anzunehmenden Entſchließ gen, iſt der Entwurf einer Regelung worden, der die Zurückziehung Truppen in die Eiſenbahnzone einer internationalen Kommiſſionge delt. Beide Parteien verpflichten kommandierenden ihrer Streitkräf zu erteilen, ſich jeder Initiati neue Zwiſchenfälle heraufbeſchwörer Verluſte an Menſchenleben herb ferner die notwendigen Maßna um jede Verſchärfung der Lage zi Schaffung einer Kommiſſion, die an Krieg dem Rüſtungswahnſinn! Deutſchland und die Abrüſtungs konferenz 1932— Eine Kundgebung des Arbeitsausſchuſſes deutſcher Verbände wib Berlin, 25. Nov. Der Arbeitsausſchuß deutſcher Verbände veranſtaltete heute nach— mittag im Plenarſaal des Reichstags eine Kundgebung über das Thema:„Deutſchland u. die Abrüſtungskonferenz 1932“, wozu zahl⸗ reiche Vertreter der Reichs-, Staats- und ſtäd⸗ tiſchen Behörden erſchienen waren. In ſeiner Eröffnungsanſprache wies Gouverneur z. D. Dr. Schnee, der Präſident des Arbeitsausſchuſ⸗ ſes deutſcher Verbände, auf den Rechtsanſpruch Deutſchlands hin, daß die anderen Nationen die von ihnen übernommene vertragsmäßige Verpflichtung, ihrerſeits gleichzeitig abzurüſten, erfüllen. Die heutige Kundgebung ſolle die Stellung nahme des deutſchen Volkes, das nicht gewillt ſei, auf die Dauer den Zuſtand einſeitiger Ab⸗ rüſtung zu ertragen, zum Ausdruck bringen. Ueber den deutſchen Anſpruch auf allgemeine Abrüſtung und die Bedrohung der Sicherheit Deutſchlands, das jedem Angriff ohne die Möglichkeit einer Verteidigung ausgeſetzt ſei, ſprachen noch für die Nationalſozialiſtiſche Deutſche Arbeiterpartei Generalleutnant a. D. Ritter von Epp, für die Deutſchnationale Volkspartei der Fregattenkapitän a.D. Schei⸗ be, der beſonders die ſeepolitiſche Bedeutung der Abrüſtungsfrage erörterte, ferner für das Zentrum Reichstagsabgeordneter Dr. Vockel, für die Konſervative Volkspartei Graf von Weſtarp, für die Bayeriſche Volkspartei Reichstagsabgeordneter Graf von Quadt-⸗Isny, für das Deutſche Landvolk Reichstagsabgeord⸗ neter Dr. Gereke und für die Deutſche Staats— partei Reichstagsabgeordneter Ernſt Lemmer. In einem Schlußwort faßte Dr. Schnee noch einmal die im Rahmen dieſer Kundge⸗ bung zum Ausdruck gekommenen Gedanken zu— ſammen. Eine Reſolution, die die allge⸗ meine Abrüſtung verlangt und ſich insbeſon⸗ dere gegen die bisherige Ungleichheit der Rü⸗ ſtungen wendet, damit die Sicherung des Weltfriedens gewährleiſtet iſt, fand allgemeine Annahme. Liedervorträge, geſungen vom Ber⸗ liner Lehrergeſangverein, umrahmten die Feier. 48. Jahrgang Ort und Stelle die Lage prüfen und den Rat über alle Umſtände Bericht erſtatten ſoll, die geeignet ſind, den Frieden zwiſchen China und Japan und das gute Einvernehmen zwiſchen beiden Ländern zu bedrohen. China und Japan würden durch je einen Beiſitzer in dieſer Kommiſſion vertreten ſein. Die Bildung ſowie die Arbeiten der Kom— miſſion würden an der Verpflichtung, die japani— ſchen Truppen in die Eiſenbahnzone zurückzu— ziehen, nichts ändern.“ Amerika billigt den Entſchließungsentwurf zur mandſchuriſchen Frage. witb. Paris, General Dawes hat der Preſſe folgende Mitteilung zugehen laſſen: Die amerika— niſche Regierung billigt den allgemeinen Entwurf der Regelung des chineſiſch-japaniſchen Konfliktes, wie er in dem Entwurf der Völkerbundsentſchlie— ßung enthalten iſt. Die ameritaniſche Regierung hat China und Japan von dieſer Billigung in Kenntnis geſetzt. Die amerikaniſche Regierung hat darauf gedrungen, daß dieſe beiden Staaten ſich dem allgemeinen Plan, wie er durch die Ent— ſchließung ins Auge gefaßt iſt, anſchließen mögen. Vorläufig keine Börſeneröffnung Die amtlichen Stellen weiterhin gegen die Wieder⸗Eröffnung der Wertpapier⸗ Börſen. enb Berlin, 25. Nov. In den letzten Tagen haben eingehende Beratungen über die Wie— der⸗Eröffnung der Wertpapierbörſen zwiſchen dem preußiſchen Handelsminiſter, der Reichs— regierung und dem Reichsbankdirektorium ſtattgefunden. Die Reichsregierung und das Reichsbankdirektorium vertraten hierbei die Auffaſſung, daß eine Wieder-Eröffnung der Wertpapierbö'rſen im gegenwärtigen Zeit— punkt der geſamten wirtſchaftlichen und poli— tiſchen Lage Deutſchlands nachteilig wäre. Unter dieſen Umſtänden iſt es dem Miniſter für Handel und Gewerbe nicht möglich, einer Wiederaufnahme der Börſenverſammlungen zuzuſtimmen. Tagesnachrichten Kommuniſten fordern Einberufung des Reichstages. odz Berlin, 25. Nov. Für Donnerstag nachmittag iſt der Aelteſtenrat des Reichstags einberufen worden, In einer Aelteſtenratſit— zung werden, wie das Nachrichtenbüro des VD erfährt, die kommuniſtiſchen Vertreter die Einberufung des Reichstags für Mittwoch, den 2. 12. 1931 mit folgender Tagesordnung fordern: 1. Stellungnahme des Reichstags zur wirt— N ſchaftlichen und finanziellen Lage und zu den beabſichtigten neuen der Reichsregierung; 2. Außenpolitiſche Ausſprache, dabei im be— ſonderen Stellungnahme zum japaniſch⸗chine— ſiſchen Krieg und Deutſchlands Austritt aus dem Völkerbund. Notverordnungen Vorläufiger Abſchluß der deutſch-ſchweigeriſchen Wirtſchaftsverhandlungen. wib. Berlin, 25. Nov. In den deutſch-ſchwei— zeriſchen Wirtſchaftsverhandlungen haben die De- legationen heute ihre Arbeiten vorläufig abge— ſchloſſen, um zunächſt den beiderſeitigen Regierun— gen Gelegenheit zur Stellungnahme zu dem bis⸗ herigen Ergebnis der Verhandlungen zu geben. Hamburger Leichter geſunken. Von der 1005 köpfigen Beſatzung noch keine Spur. wib. Hamburg, 25. Nov. Im hieſigen Hafen ereignete ſich ein folgenſchwerer Zuſammen— oß. In der Höhe des Kohlenhafens wurde der Hamburger Leichter„Voßfelde“, von dem etwa 500 Tonnen großen engliſchen Dampfer„Lap⸗ wing“ gerammt. Der Leichter ging unter. Polizei⸗ fahrzeuge und Schlepper nahmen die Suche nach der 100⸗köpfigen Beſatzung auf. Ob die Nach⸗ forſchung Erfolg hat, iſt noch nicht bekannt. Zur Kolliſion im Hamburger Hafen. witb. Hamburg, 26. Nov. Der Zuſammenſtoß zwiſchen dem engliſchen Dampfer„Lapwing“ und dem Leichter„Voßfeld“ hat Menſchenleben nicht gefordert. Die Beſatzung des Schleppers, der die „Voßfeld“ im Tau hatte, hat die fünf Mann ſtarke Beſatzung des geſunkenen Leichters retten können. mitzerſolg des Wirtſchaftsbeirates Die Pflicht zur Führung und zum Handeln! Das ſechswöchige Zwiſchenſpiel des Wirt⸗ ſchaftsbeirates der Reichsregierung iſt zu Ende. Es hat gar keinen Zweck, verſchweigen oder ver⸗ ſchleiern zu wollen, daß das Ergebnis den anfangs gehegten Erwartungen nicht entſpricht. Ja, es würde auch kein zu hartes Urteil ſein, wenn man ſagen wollte, daß viele Mühe unnütz vertan wor⸗ den iſt. Herausgekommen ſind aus dieſem ſchaftsbeirat einige Leitſätze, oder weniger ſchön formuliert ſind und ein volkswirtſchaftliches Kolleg vermitteln, das aber bei weitem nicht den Anſpruch erheben kann, erſtens einmal vollſtändig zu ſein, und was noch wichtiger iſt, den gegebenen Not⸗ wendigkeiten zu entſprechen. Dieſe Leitſätze können noch nicht einmal für ſich in Anſpruch genommen nehmen, auch nur einen einzigen neuen Gedanken produziert zu haben. Es gibt nichts in ihnen an Gedanken und Anregun— gen, was nicht ſchon zuvor und vielleicht in beſſe— rer Formulierung und Zielſetzung von den maß— gebenden Stellen ausgeſprochen und als Notwen— digkeit verkündet worden wäre. Was aber für uns das Entſcheidende iſt in der Beurteilung des Ergebniſſes des Wirtſchaftsbei— rates, das iſt die Tatſache, daß das eigentliche Ziel ſeines Schaffens nicht erreicht worden iſt, ja, daß man dieſem Ziele noch nicht einmal näher ge— kommen iſt, nämlich der Proklamierung des ſozialen Friedens. Das wäre wirk⸗ lich eine Großtat geweſen, wenn es gelungen wen e, Arbeitnehmer und Arbeitgebern nicht nur an einen Tiſch zum Verhandeln zu bringen, ſondern ſie zum Abſchluß eines, wenn auch nur befriſteten Wirtſchaftsfriedens zu bewegen, während deſſen Dauer eine wirkliche Gemeinſchaftsarbeit zum Wohl des Ganzen möglich und durchführbar wäre. Wirt⸗ die mehr Is iſt koſtbare Zeit geopfert worden, die nun durch beſchleunigt zu ergreifende Maßnahmen ein— geholt werden muß. Jetzt liegt, wie der Herr Reichspräſident in ſeiner Schlußanſprache mit vollem Recht betont hat,„die Pflicht zur Führung und des Handelns bei der Reichsregierung“. Dem Nimbus der„Sachverſtändigen“-Auto⸗ rität iſt durch den Ausgang der Beratungen des Wirtſchaftsbeirates ein arger Stoß zu⸗ gefügt worden, aber andererſeits war es geradezu notwendig, daß die Probe aufs Exempel gemacht wurde, ſchon auch um deswillen, damit nicht, wie ſtets bei frühe— ren Veranlaſſungen, von Seiten der verſchiedenen Gruppen der Wirtſchaft der Einwand gemacht wer— den kann, ſie ſeien ja nicht gehört worden und man habe ihnen keine Gelegenheit gegeben, ihren Rat geltend zu machen. Schon die bisherige Arbeit der Reichsregierung hat ſich genau in der gleichen Linie bewegt, in welcher auch die Vorſchläge des Wirtſchaftsbeirates ſich bewegen und, wenn man überhaupt zu einem Ergebnis kommen will, einfach bewegen müſſen. Das gilt ſowohl für die allgemeine Preis— ſenkung, die ſich gleichzeitig und in gleicher Weiſe erſtrecken muß auf die Preiſe für die Lebenshal— tung und für Miete, aber auch für den Preis der Ware Arbeit. Eine weitere Fortſetzung der Schwächung der Konſumkraft durch eine einſeitige Lohnſenkung iſt nicht mehr zu ertragen und auch nicht mehr zu verantſvorten. Das Gelingen des großen Werkes wird davon abhängig ſein, ob es möglich iſt, mit der allgemei— nen Preisregelung auch die Regelung der Lohn— frage und der Frage des Mietßpreiſes in einheit— licher Formung zu verbinden. Es muß anerkannt werden, daß von Arbeitnehmerſeite vor allem in der Frage der Tarifverträge keine unüberwind— lichen Schwierigkeiten bereitet wurden, und es muß ebenſo anerkannt werden, daß auch von Ar— beitgeberſeite, und darin iſt vielleicht das wich⸗ tigſte Ergebnis des Wirtſchaftsbeirates zu erblik⸗ ken, den berechtigten Einwendungen der Lohn⸗ und Gehaltsempfänger Rechnung getragen wurde. Aber bei all dieſen Dingen handelt es ſich um Probleme, die nicht allein ſachlich, ſondern auch ſeeliſch gemeiſtert ſein wollen, und bei denen es einfach nicht geht, durch eine Abſtimmung mit Mehrheitsbeſchluß zuwege zu kommen. Hier ſpie⸗ len Gewiſſensfragen vielleicht die entſcheidende Rolle. Ueber allem aber muß die vernunftgemäße Betrachtung der Dinge ſtehen. Die Initiative zur Führung und zum Han⸗ deln iſt nun wieder auf die Reichsregierung übergegangen, und man kann es nur wieder⸗ holt ausſprechen, daß es gut war, daß dieſes Experiment des Wirtſchaftsbeirates, trotzdem das Ergebnis nicht in allem zufriedenſtellend iſt, gemacht wurde. Der Reichsregierung fällt nun eine ſchwere Auf⸗ gabe zu. Sie wird Maßnahmen und Anordnungen treffen müſſen, die, mögen ſie noch ſo ſorgfältig erwogen und ausgeſtaltet ſein, niemals auf eine einheitliche Zuſtimmung werden rechnen können. Wenn die Erörterungen im Wirtſchaftsbeirat zum gegenſeitigen Verſtehen und Verſtändnis inſoweit beigetragen haben, daß der wirtſchaftliche und ſo⸗ ziale Frieden nicht geſtört, ſondern zur Ueberwin⸗ dung der Notzeit gefeſtigt wird, dann iſt man trotz allem berechtigt, mit Genugtuung auf das ge⸗ ſchaffene Werk zurückzublicken, das der Reichsregie⸗ rung die Baſis für die nun unter eigener Verant⸗ wortung zu unternehmenden Maßnahmen geben ſoll. Die Studenten von Tambridge für Reviſion des Derſailler Vertrags wtb. London, 25. Nov. Auf einem öffent⸗ lichen und in der Form engliſcher Parlaments⸗ verhandlungen abgehaltenen Diskuſſionsabend der Studentenſchaft der Univerſität Cambridge ſprach, geſtern der Staatsſekretär 3. D. Herr von Rhein⸗ baben gegen die vorliegende Tagesordming, wo⸗ nach eine ſofortige Reviſion des Verſailler Ver⸗ trages eine ſchwere Gefahr für den europäiſchen Frieden bedeuten ſollte. Die Theſe Rheinbabens war, daß nicht nur als Mindeſtforderung Deutſch⸗ lands für ſeine nationale Unabhängigkeit und Freiheit, ſondern auch gerade im Intereſſe des allgemeinen Friedens folgende Reviſion des Ver⸗ ſailler Friedensvertrages im Zuge der kommen⸗ den internationalen Verhandlungen erfolgen müßte: Völliges Ende der Reparationen, gleiches Recht als Grundſatz des Rüſtungsſtandes und der nationalen Sicherheit, Reviſion der Oſtgrenzen. Nach eingehender Diskuſſion wurde auf Rhein⸗ babens Antrag, der u. a. auch von einem deutſchen Studenten in einem Referat formvollendet unter⸗ ſtützt worden war, die Reſolution mit 258 gegen 36 Stimmen abgelehnt, d. h. die überwiegende Mehrheit der Cambridger Studenten erklärt ſich mit der von dem deutſchen Politiker wirkungsvoll vorgetragenen Theſe einverſtanden. Die Verwendung der ſteuer⸗ freien Reichsbahnanleihe Für 250 millionen Kuſträge zu Gunſten der notleidenden Wirtſchafſt und der Notgebiete Tagung des Verwaltungsrats der Reichsbahn. wib Berlin, 25. Nov. Der Verwaltungsrat der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft tagte am 23. und 24. November 1931 in Berlin. Seiner Beſchlußfaſſung unterlag die Verwendung der ſteuerfreien Reichsbahnanleihe 1931, deren günſtiges Ergebnis zum guten Teil auch als der Ausdruck des allgemeinen Vertrauens in das Reichsbahnunternehmen betrachtet werden darf. Der Ertrag der Anleihe wird entſpre⸗ chend den Abmachungen mit der Reichs⸗ regierung für zuſätzliche Aufträge der Reichsbahn verwendet, um zur Linderung der Arbeitsnot nach Kräften beizutragen. Die Aufträge im Werte von 250 Millionen NM ſollen unter Berückſichtigung des Bedürf⸗ niſſes der Reichsbahn möglichſt den not le i⸗ denden Wirtſchaftszweigen und Notgebieten im Reiche zugutekom⸗ men. Bei der Vergebung wird auch darauf geachtet, daß Handwerk und Kleinin⸗ duſtrie beſondere Berückſichtigung finden. Von größeren Bauten iſt die Elektrifizierung der Wannſeebahn hervorzuheben. Der Verwaltungsrat beſchäftigte ſich ferner mit der laufenden Einnahmegeſtaltung bei der Reichsbahn. Von Jahresanfang bis Ende Ok⸗ tober würden gegenüber dem gleichen Zeit⸗ raum in 1930 rund 638 Millionen Reichs⸗ mark oder 16,5 Prozent weniger eingenom⸗ men. Mit dem Jahre 1929 in Vergleich geſetzt beläuft ſich die Mindereinnahme in 1931 auf 1,3 Milliarden Reichsmark oder 28,1 Prozent. Mit dieſen Verluſten können die Erſparniſſe bei den Perſonal- ſowie Sachausgaben nicht Schritt halten. Seit der Tariferhöhung im Oktober 1928 ſind für Sondertarifmaßnahmen allein über 150 Millionen RM aufgewandt worden. Hin⸗ zu kommen weitere Tariferleichterungen mit einem jährlichen Ausfall von rund 65 Milli⸗ onen Reichsmark. Weitere Tarifermä⸗ ßi gungen für beſtimmte Sondergebiete ſind entſprechend dem Wunſche der Reichsre⸗ gierung in Ausſicht genommen. Als notwendige Ergänzung der Kraftver⸗ kehrsordnung betrachtet der Verwaltungsrat die ſeit langem von der Reichsbahn erſtrebte Neuordnung im Speditionswe⸗ ſen. Frick über Nationalſozialismus und Sentrum enb. München, 25. Nov. Im„Völkiſchen Beobachter“ veröffentlicht Reichstagsabgeordneter Dr. Frick einen Artikel, in dem er ſich mit der Stellung ſeiner Partei zum Zentrum auseinander- ſetzt. Das Zentrum verlangte, ſo meint Dr. Frick, von den Nationalſozialiſten eine grundſätzliche Aenderung ihrer Ueberzeugung, wenn die Natio— nalſozialiſten für das Zentrum koalitionsfähig werden wollten. Darauf aber könne das Zentrum lange warten. Nicht an den Nationalſozialiſten ſei es, ſich zu ändern, ſondern am Zentrum. Es ſei jetzt fünf Minuten vor 12 Uhr. Heute ſei es noch Zeit, daß ſich das Zentrum eines beſſeren beſinne. In einigen Wochen und Monaten ſei es zu ſpät. Das Medaillonbild Roman von Anny v. Panhuis. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold in Braunſchweig.) 5. Fortſetzung. Sie fuhren zuſammen nach Bremerhaven, und Heinz Hausmann ging ein Weilchen nach Verena an Bord. Neben ihm aber ſchlich wie— der die Angſt, aufs neue fürchtete er die Ge⸗ fahr einer Verhaftung. Als ſich aber die letz— ten Formalitäten glatt erledigten und ihm wieder Verenas bräunliches Geſicht zulächelte, dämmerte die Angſt zurück; er empfand jenes Gefühl von Geborgenſein, das ihn immer in ihrer Nähe in leiſe Sicherheit wiegte. Sein Herz tat harten, ſchweren Schlag. Wie würde ihr Lächeln erſterben, ihr froher Blick, mit dem ſie ihn begrüßte, ſich in Ver⸗ achtung wandeln, wenn ſie ahnte, welch ein Verbrecher er war. Denn das war er, davon konnten ihn auch die beſonderen Umſtände, durch die er zum Verbrecher geworden, nicht freiſprechen. Einen Mord beging er, einen Diebſtahl dazu— und ein kleines Mädchen war durch ihn zur Waiſe geworden. Ob er es drüben im fremden Lande etwa vergeſſen könnte, welch furchtbare Schuld er auf ſich geladen? Ob die Fremde die Kraft be⸗ ſitzen würde, ſeinen Selbſtvorwürfen die mar⸗ ternde Schärfe zu nehmen? Mochte es der Himmel geben! Er wußte wohl, er hätte ſich freiwillig dem Gericht ſtellen müſſen, hätte ſich nicht der Ver⸗ antwortung entziehen dürfen, aber dazu hatte ſein Mut nicht gereicht. * Es war eine wundervolle Seereiſe. Heinz Hausmann nahm mit Entzücken und Begeiſte⸗ rung die maleriſchen fremdartigen Küſtenbilder in ſich auf, die ſich ſeinem Auge boten. Er bewunderte die romantiſchen Schönheiten der portugieſiſchen Ufer. Madeira tauchte auf und die Kanariſchen Inſeln, der Aequator wurde paſſiert, und immer war das Wetter herrlich klar geblieben in all den Tagen. „Nun wird bald die braſilianiſche Küſte in Sicht kommen“, erklärte ihm Verena, die viel mit ihm auf dem Dampfer beiſammen war. Aber noch ehe die braſilianiſche Küſte in Sicht kam, wühlte ein Sturm den Atlantiſchen Ozean auf, der dem Rieſendampfer einen Tanz auf den Wogen verſchaffte, an dem kei⸗ ner der Paſſagiere Freude hatte. Mit ſtummem Entſetzen hockte man in den Geſellſchaftsrääumen zuſammen. Angſt und Entſetzen ſchminkten die Geſichter grüngrau. Und es nützte nicht viel, daß die geſamte Schiffsmannſchaft, vom Kapitän abwärts bis zum jüngſten Schiffsjungen, erklärte, es ſei nicht der geringſte Grund zur Beſorgnis vor⸗ handen, ſo ein Dampfer trotzte noch ganz an⸗ deren Wettern. Ein geſchmackloſer Unglücksvogel erzählte laut von Schiffsuntergängen. Seine ſcharfe Stimme tat allen weh, die ihn verſtanden. Er ſprach ſpaniſch. Verena war froh darüber, denn Heinz Hausmann brauchte über die törichte Un⸗ glücksunke nicht noch nervöſer zu werden, als haben auch einen Mörder an Bord!“ Dr. Wellington Koo, der bekannte chineſiſche Politiker, der China lange Zeit im Völkerbund vertrat, iſt jetzt nach Nanking berufen worden, um das Amt des ſtellvbertretenden Außenminiſters zu überneh⸗ men. Maßgebende Kreiſe ſehen in dieſer Er⸗ nennung ein Zeichen für die beabſichtigte Ver⸗ ſchärfung des antijapaniſchen Kurſes. Der Krieg im Fernen Oſten Neue Kämpfe in der Mandſchurei. wtb Paris, 25. Nov. Der Korreſpondent des„Petit Pariſien“ in Schanghai meldet, daß vorgeſtern zwiſchen Chineſen und Japanern, 33 Kilometer weſtlich von Mulden, neue Kämpfe eingeſetzt hätten. Der Verkehr auf der Eiſenbahnſtrecke Peking⸗Mukden ſei wegen der Truppenbewegungen eingeſtellt worden. Tſchangſueliang kündigte an, daß er eine Armee aufſtellen und gegen die Japaner in der Mandſchurei kämpfen werde. Der bishe⸗ rige Gegner des chineſiſchen Generals Mat— ſchangſchen, General Tſchanghaiping gab ſei⸗ nerſeits bekannt, daß er gleichfalls gegen die Japaner vorgehen und Tſitſikar angreifen werde. Chineſiſche Abteilung von den Japanern zurückgeworfen. wib Mukden, 25. Nov. Wie eine japaniſche amtliche Mitteilung beſagt, hat die japaniſche Schutztruppe der Tſchuliuho-Eiſenbahn eine 350 Mann ſtarke chineſiſche Abteilung nach einem heftigen Gefecht geſtern bei Haotſiſchan zurückgeworfen. Die Chineſen ließen 60 Tote zurück. Die Verluſte der Japaner belaufen ſich auf vier Tote und neun Verwundete. Handel und Induſtrie Offizielle Deviſen⸗Notierungen in England. witb. Berlin, 25. Nov. Das Londoner Clea⸗ ring⸗Houſe hat die bekannte Bankfirma Samuel Montagu u. Co. beauftragt, offizielle Deviſen⸗ kurſe für die Banken feſtzuſetzen. Bekanntlich gab es in London, wie in Newyork nur einen telefoni⸗ ſchen Deviſenfreiverkehr und es iſt das erſtemal, daß eine Stelle offiziell beauftragt wird, Deviſen⸗ kurſe feſtzuſtellen. Im Gegenſatz zu Berlin hau⸗ delt es ſich hierbei nicht um eine einmalige Kurs⸗ feſtſtellung, ſondern alle vom Montag im Laufe des Tages bekanntgegebenen Kurſe haben offiziel— len Charakter. er ſchon war. Er tat ihr hatte ſchon längſt bemerkt, daß er etwas mit ſich herumtrug, mit dem er nicht fertig wurde, daß irgendeine große Sorge, eine Gewiſſens⸗ laſt dieſen kräftigen jungen Menſchen be⸗ ſchwerte, der ihr ausnahmd gefiel. Ja, er gefiel ihr beſſer als je ein Mann zuvor, ſie geſtand ſich das ehrlich ein. Ob ſein Kummer, ſeine Sorge irgendwie mit der blonden Schönheit auf dem kleinen Medaillonbilde zuſammenhing, das ſie damals in Hamburg gefunden und durch das ſie ſeine Bekanntſchaft gemacht hatte? Sie mochte nicht fragen, nicht dadurch vielleicht an Wunden rüh⸗ ren, die noch friſch waren und bluteten. An einem der Tiſche, wo ſich die meiſten Paſſagiere zuſammendrängten, ſaß eine ältere Dame, eine Deutſche. Sie rief ſehr erregt:„Ich habe einmal in einem Roman geleſen, daß ein großes Schiff vom Sturm zerriſſen wie ein ſchwaches Haustier von einer wilden Beſtie, weil ſich ein Mörder an Bord befand.“ Ein Berliner ſpöttelte: Meine Allergnä⸗ digſte, dann müßten viele Schiffe vom Sturme zerriſſen werden.“ Verenas Züge waren angeſpannt, ſie ſchaute Heinz Hausmann ſchärfer an. Hatte ſie ſich geirrt, oder war er vorhin bei dem Satz der deutſchen Dame zuſammengezuckt wie jemand, der ſich getroffen fühlt? Sein Blick wich dem ihren aus, ward ſcheu. Ein furchtbarer Stoß ſchien den Schiffsrie⸗ ſen von oben bis unten ſpalten zu wollen. Ein paar Frauen ſchrien laut auf, eine ver⸗ fiel in Weinkrämpfe. Die ältere, deutſche Dame kreiſchte: 8 ſo bitter leid. Sie „Wir J Verena ſah diesmal ganz deutlich das Zuſam⸗ menzucken des Mannes, der ſich krampfhaft an den Armlehnen ſeines bequemen Stuhles feſthielt. Allmählich, nach vielen Stunden, ließ det Sturm nach, die todblaſſen Geſichter der Paſſa⸗ giere bekamen wieder Farbe. Man beſchloß vor Freude, am Abend einen Ball zu feiern Heinz Hausmann ſchlich in ſeine Kabine Ihm war jämmerlich zumute, jämmerlicher als je. Die Worte:„Wir haben auch einen Mör der an Bord!“ gellten ihm noch immer in den Ohren. Wie tauſend Nadeln mit ſcharfen Wider, haken riß es an ſeinen Nerven, und dazu wal es ihm, als hätte ihn Verena ſcharf beobachtet als habe er in ihren klaren, klugen Augen das Licht des Mißtrauens aufblitzen ſehen. Er ſetzte ſich auf ſein Bett, ſtellte den rech ten Ellbogen aufs Knie und ſtützte das Kinn in der Hand. Ohne daß er es wollte, ſtiegen ihm heiße Tränen in die Augen. Mörder Dieb! Wie ein Chor von Tauſenden brüllte und tobte es unaufhörlich: Mörder! Dieb! Er horchte genau, und ein klägliches Lächeln er⸗ ſtand flüchtig um ſeinen Mund. Er mußte wieder an jene Nacht im Hauſe des Berliner Oſtens denken. Wie rührend war die Geſtalt des Kindes geweſen, das ihn ſo gläubig hatte gehen laſſen, um den Doktor zu holen. Was mochte aus dem elternloſen Mädchen geworden ſein? Ob die Kleine Verwandte hat te, die ſich ihrer angenommen? Eine ſchön Mutter hatte ſie beſeſſen. Fortſetzung folgt. 1 Aus nah und Fern Ludwigshafen, 24. Nov.(Wein und Bücher auf Pump.) Durch die Angabe, er ſei in Stellung, verſchaffte ſich der verheiratete Kaufmann Albert Heydenreich Wein und Bücher auf Kredit. Als es ans Bezahlen ging, ſtellte ſich heraus, daß H. ſtellenlos war und ſchon den Offenbarungseid geleiſtet hatte. Gegen ihn wurde auf eine Gefängnisſtrafe kannt. Oggersheim, 25. Nov. Schweres Ver⸗ kehrsunglück. Am Montag abend geriet auf der Dürkheimer Landſtraße ein Hombur⸗ ger Perſonenauto beim Ueberholen eines Fuhr⸗ werks ins Schleudern und rannte wuchtig ge⸗ gen einen Telegraphenmaſt. Bei dem Anprall riſſen die beiden Wagentüren ab, ſie flogen etwa 20 Meter weit. Der Beſitzer des Wagens erlitt einen komplizierten Knieſcheibenbruch. der Fahrer neben ſonſtigen Verletzungen ei— nen Knieſcheibenbruch. Die Verletzten wurden von einem Kraftwagen in das Ludwigshafe⸗ ner Krankenhaus verbracht. Enkenbach, 24. Nov.(Schadenfeuer.) In der vergangenen Nacht- brach in der Seilerei H. Mayer ein Schadenfeuer aus, dem die Werk— ſtätte bis auf die Grundmauern zu an Opfer fiel. Die Urſache iſt unbekannt. Frankenthal, 25. Nov.(Gefängnis für Totſchlagsverſuch.) Der 1886 geb. ver⸗ heiratete Stuhlmeiſter Rudolf Kimmel aus Lamb— recht, hatte am 19. September 1931 von einem Fenſter ſeiner Wohnung aus auf ſeinen Schwager zwei Revolverſchüſſe abgefeuert und dieſen ſchwer verletzt. Der eine Schuß blieb in der rechten Lunge ſtecken. Der Angeklagte gab die Tat zu, will aber die Schüſſe nur als Schreckſchüſſe abge— geben haben, um ſeine Mutter und ſeine Schweſter zu ſchützen. Staatsanwalt Dinges hielt die An— tlage wegen verſuchten Totſchlags aufrecht und be— antragte gegen den Angeklagten ein Jahr Gefäug⸗ nis unter Verſagung einer Bewährungsfriſt. Das Urteil lautete auf zwei Monate Gefängnis wegen verſuchten Totſchlags. Dem Angeklagten wird für die Strafe Bewährungsfriſt bis 1. Jan. 1935 zugebilligt. Oggersheim, 25. Nov.(Tragiſche To⸗ desfälle.) Ein tragiſches Schickſal traf die hieſigen Familien Thomas Huber und Haas. Die 56⸗jährige Ehefrau Eliſe Huber hatte am Montag nachmittag gegen 5 Uhr ihren Bruder beſucht. Dort, auf einen Stuhl ſich niederlaſſend, erlitt ſie einen Herzſchlag, der zum ſofortigen Tod führte. -Metzgermeiſter Karl Haas wurde am Montag in Ludwigshafen am Ludwigsplatz beim Umſteigen in die Straßenbahn von einem Radfahrer über— rannt. Er ſtürzte ſo unglücklich, daß er mit Nie— ren- und Leberquetſchungen ſchblver verletzt ſofort in das Krankenhaus verbracht werden mußte, wo er am nächſten Morgen ſtarb. Trier, 25. Nov.(Der Ruf nach We ſt⸗ hilfe.) Ein Delegiertentag der Zentrumspartei für den Regierungsbezirk Trier faßte einſtimmig eine Eutſchließung, in der er die Reichsregierung nochmals auf die wachſende Not der Grenzgebiete und die beſonders ſchlechte Lage der Landwirte, Winzer und des Mittelſtandes aufmerkſam macht und in der er es für notwendig erklärt, daß ent— ſprechend der Oſthilfe bald eine große Weſthilfe — die eine Ent- und Umſchuldung zum Ziele habe— einſetze. Der Schutz der kleinbäuerlichen Erzeugniſſe, und zwar in erſter Linie der Ver— edelungsprodukte, müſſe den Beſtand der Bauern— betriebe ſicherſtellen. Der Weinabſatz müſſe ſtär— ter als bisher gefördert werden. Zur Gründung bon Winzervereinen ſeien ſtaatliche Mittel zur Verfügung zu ſtellen. witb. Gotha, 25. Nov. Wie die Polizeidirektion mitteilt, ſind geſtern abend in Geſchwenda Anhänger der KP/D. auf Waffen durchſucht worden. Die Polizei belegte eine An zahl von Stockflinten, Revolber, Uebungshand⸗ granaten, ſowie eine große Menge verbotener Schriften mit Beſchlag. Zwei Kommuniſten wur⸗ den feſtgenommen und dem Amtsgericht in Arn⸗ ſtadt zugeführt. Gegen mehrere andere Perſonen wurde Anzeige erſtattet. thüringiſche Vereitelter Anſchlag auf das Minendepot Grauerort? wih. Stade, 25. Nov. In Bützfleth, in der Nähe von Stade, wurde geſtern abend von einem Kommando Harburger Schutzpolizei und von Be⸗ amten der politiſchen Polizei Hausſuchungen bei Mitgliedern der KPD. vorgenommen. Es ſollen Waffen beſchlagnahmt worden ſein.— Zur glei⸗ chen Zeit wurde auf der Brücke bei Hacburg⸗ Wilhelmsburg ein Laſtkraftwagen angehalten, der nach Bützfelth fahren wollte. Die Inſaſſen des Wagens, der Waffen geladen haben ſoll, wurden feſtgenommmen. Es verlautet, daß gegen das Minendepot Grauerort ein kommwalſtiſcher An⸗ ſchlag geplant geweſen ſein ſoll, 1 ——— Va von zſ§wei Monaten er⸗ In den Eisregionen des Kanchendzönga Sur Rückkehr der deutſchen Himalaja⸗Expedition— Die unge⸗ heuren Strapazen in 8000 meter Höhe München, 25. Nov. Ein Vertreter der „Wuncheger zalegramm-Zeitung“ ſprach ain Dienstag früh den Leiter der ßeben zurü⸗⸗ gekehrten deutſchen Himalaja-Expedition, No⸗ tar Bauer, um von ihm einiges über den Aus⸗ gang der Expedition nach dem Kanchendzönga zu hören.„Die Expedition, ſagt Bauet u. a., ſtand, wenn man aufs Ganze ſieht, unter kleinem günſtigen Stern. Schon rein klimamäßig hatten wir es ſchlecht getroſſen. Der Sommer düört unten war ſchlecht, erſt Re— gen und ßoter eine bösartige Kälte: 10 Grad unter Null in der Sonne, 20-39 Gr. in der Nacht. Der Kanchendzönga ſelber war mit Eis und Schnee bedeckt. Die Vechällniſſe, die wir dieſes Jahr dort antrafen, waren er⸗ heblich ſchwieriger als beim erſten Unterneh— men. Wir ſind diesmal bis zu 8000 Me⸗ tern an den Gipfel herangekom⸗ men, vor zwei Jahren bis auf 7400 Meter. Die letzten 600 Meter ſtellten uns vor unüberwindbare Schwierigkeiten, die ſchließlich auch das ganze Unternehmen zum Scheitern brachten. Vielleicht wäre es uns möglich geweſen, auch dieſe 600 Meter noch zu erklimmen, aber dieſer Verſuch wäre vollendetem Selbſtmord gleichgekommen. Außerdem befiel verſchiedene unſerer Kameraden zu jener Zeit die Berg— krankheit, Typhus, Cholera und anderes droh— ten, ſodaß wir uns, um unnötigen Verluſt von Meſchenleben zu vermeiden, zur Um- kehr entſchließen mußten. Mir ſelbſt ging es in einer Höhe von 7400 Metern bei— nahe an den Kragen. Heftige Herzbeſchwerden ſtellten ſich ein, die mich transportunfähig machten. Wahrſcheinlich dürfte dieſe zweite Kanchendzönga-Expedition die letze geweſen ſein. die von uns unternommen worden iſt. Ob der Kanchendzönga von einer anderen Ex— pedition einmal mit mehr Glück beſtiegen wer— den kann, wird beſtimmt eine Frage des Zu— falls ſein. Zuſall iſt in dieſem Falle überhaupi alles. In einem Schlußbericht, der in den nächſten Tagen in den„MN erſcheint, wol— len wir uns mit dem Problem des unbezwun— genen und wahrſcheinlich überhaupt unbe— zwingbaren Kanchendzönga noch einmal aus— führlicher auseinanderſetzen. Der Nauselgiftselmuggel· Jioxeß in Hasel Der Angeklagte Dr. Fritz Müller„ bei ſeiner Vernehmung vor dem Baſeler Gericht. In Baſel begann der Prozeß gegen den deutſchen Chemiker Dr. Fritz Müller, der beſchuldigt wird, Schmuggel von Rauſchgiften in ungeheurem Ausmaße betrieben zu haben. Der Angeklagte war früher im chemiſchen Laboratorium des Berliner 8 i N internationale Organiſation zum Schmuggel von Rauſchgiften wie Opium, Heroin ſung eine Polizeipräſidiums tätig, hat nach ſeiner Entlaſ— und Kokain aufgebaut, deren Fäden bis nach ägyptiſchen, indiſchen u. chineſiſchen Häfen reichte. In den Klauen ſadiſtiſcher „Erzieher“ Die unheimlichen Vorgänge im Erziehungsheim Waldow— Die Zöglinge waren grauenhaſten Folterqualen ausgeſetzt und wurden teilweiſe fürs Leben entſtellt Eröffnung der Vorunterſuchung gegen die Erziehungsberechtigten. enb. Berlin, 25. Nov. Staatsanwalt⸗ ſchaft hat die Eröffnung der Vorunterſuchung gegen 14 Perſonen beantragt, darunter den Direktor des Erziehungsheimes Waldow bei Temp— lin, das der Inneren Miſſion gehört, die Erzieher Franke, Förſter, Lackmann, Lefebvre, Wende, Knublauch, Schmettka und Segner, ferner gegen den Hausvater Raulf, den Wohlfahrtspfleger Teſchler und die Landwirte Stein, Küchemann und Jaap. Es handelt ſich um die bekannten Vorgänge in der Fürſorgeanſtalt Waldow im Frühjahr ds. Is., die ſeinerzeit die Stadt Berlin veranlaßten, ihre Zöglinge aus dem Heim zurück— zuziehen. Die Vorunterſuchung iſt beantragt wegen vorſützlicher einfacher und gefährlicher Körper— verletzung und fortgeſetzter Geſundheitsſchä⸗ Die digung der Zöglinge unter Anwendung von Waffen und gefährlichen Werkzeugen. Gegen Teſchler und Knublauch wird außerdem wegen fortgeſetzten Verfehlungen gegen Paragraph 175 ein Verfahren eingeleitet. In der Anſtalt ſind nach den bisherigen Ermittelungen die Zög— linge in unmenſchlicher Weiſe mißhandelt, gefo l tert und teilweiſe fürs Leben entſtellt worden. Einige Erzieher haben anſcheinend aus ſadiſtiſcher Veranlagung gehandelt. damals die Vorkommniſſe beſtritten, und die Zög— linge haben vermutlich unter Druck eine Erklärung abgegeben, wonach ſie in der Anſtalt belaſſen wer— den wollen. Die Ermittelungen ergaben nun aber ſo ſchwere Verfehlungen, daß die Einleitung der Vorunterſuchung notwendig wurde. Die In— nere Miſſion wird von ſich aus eine Unterſuchung durchführen. Die Innere Miſſion hate. Vermiſchtes Tom Mix in Hollywood vperiert. enb. Hollywood, 25. Nov. Der bekannte Film⸗ ſchauſpieler Tom Mix hat ſich einer Blindarm⸗ operation unterziehen müſſen. Nach den vor⸗ liegenden Meldungen iſt ſein Zuſtand ernſt. Amerikaniſche Friedensorganiſationen gegen Waffenſendungen. lotb. Newyork, 24. Nov. Vertreter von 41 Friedensorganiſationen haben den Präſidenten Hoover erſucht, den Kongreß aufzufordern, die Verſchickung von Waffen und Munition nach Japan und China zu verbieten. Der getreue Eckart Da war ein junger Menſch; der wollte in die weite Welt, wollte ſich den Wind um die Naſe wehen laſſen und ſeine Kräfte erproben. Aber ſeine Mutter, die die Welt kannte und Gewalt über die Unſichtbaren hatte, gab ihm einen Hüter mit. Der konnte fühlen, wenn dem Jungen Gefahr drohte. Dann ſollte er ihn nicht etwa mit Worten warnen oder ihn bitten, vorſichtiger zu ſein. Die alte Mutter war viel zu erfahren, um nicht zu wiſſen, daß Ermahnungen auf junge Burſchen eben ſoviel Eindruck machen, als ob eine Mücke einen Elefanten bei Seite ſchieben will. Sie hatte es viel klüger eingerichtet. Sobald der törichte Junge eine Dummheit vorhatte, mußte der getreue Eckart ihn tüchtig kneifen und puffen. Bald zwickte er ihm die derben Waden, daß der Burſche herumſprang, als wolle er noch einmal tanzen lernen. Bald legte er von hin— ten ihm die Arme um die Bruſt, daß der zu erſticken vermeinte. Oder er goß ihm heiße und kalte Schauer über den Leib und blies ihm ſeine friſche Jugendkraft aus den Knochen, bis er in die Knie ſank vor Mattigkeit und Elend. Sobald er aber vernünftig wurde und ſo leb— te, wie es ſich gehörte, ließ der getreue Eckart mit ſeinen wohlgemeinten Warnungspüffen nach. So merkte der tolle Burſche allmählich, worauf es ankam und wurde zum weiſen Mann. Die alte, allweiſe Mutter aber, die viele Menſchenkinder zu erziehen hat, macht es auch jetzt noch mit uns allen ebenſo; ſie erzieht und warnt uns durch den„getreuen Eckart“ der Schmerzen und der anderen Krankheitszeichen. Der Schmerz, die Atemnot, die Uebelkeit ſind niemals die Krankheit an ſich ‚ſondern immer das Warnungsſignal„Achtung“. Es will im— mer ſagen:„In deinem Körper iſt etwas nicht in Ordnung. Du haſt Fieber. Das heißt: Feinde, Giftſtoffe, ſchädliche Keime ſind ein— gedrungen. Erwehre dich ihrer! Dir iſt übel und weh: Haſt Du des Guten etwa zu viel ge— tan im Eſſen oder Trinken? Oder tut Deine Niere nicht ihre Pflicht? Scheidet ſie nicht ge— nügend aus, was im Körper nicht bleiben darf? Bohrende Schmerzen zerreißen Deinen Keib! Menſch no Menſch, gedenke Deines Blinde Armes, Deiner Gallenblaſe, der ſtein, reichen“. Und wenn gar die gealterte Frau nach länge— rer Pauſe an ſich Ausſcheidungen wahrnimmt, die nur der Jugend in geſunden Tagen zu— kommen: Bedenke, daß der getreue Eckart dei— ner natürlichen Schutzeinrichtungen Dich warnt: Sieh zu, daß Deine inneren Teile nicht dem Krebs zum Opfer fallen! So ſind Schmerz, Atemnot, Uebelbefinden nicht Feinde des Menſchen, ſondern wohlmeinende, ernſte Freunde. Der Menſch aber iſt ſein eigener, größter Feind, der quackſalbernd die unange⸗ nehmen Warnungsſignale betäuben und ver— bergen will, ſtatt ihrem Fingerzeig folgend der Krankheitsurſache nachzugeben. Die all— weiſe Mutter hat genau gewußt, weſſen ihre törichten Kinder bedürfen. Bubi iſt tüchtig! Bubi durfte Einkäufe machen.„Mutti, Mutti“, ruft er atemlos, „ich habe fünfzehn Pfennige geſpart!“— „Aber, Junge“, will Mutti ſchon losſchelten, „da haſt du doch ſicher wieder etwas vergeſſen —— du hatteſt doch abgezähltes Geld!“— „Aber, Mutti——!“— ordentlich entrüſtet ſchaut Bubi ſie an—„Vim, das feine Putz— und Scheuermittel, iſt doch billiger geworden: die große Doſe koſtet nur noch 35 Pfennig und die Normaldoſe nur noch 20 Pfennig!“— — „„ AA — 000 5—— KK