Lokale Nachrichten 8 Feueralarm. Geſtern Abend um halb 7 Uhr ertönte Feueralarm. In der Scheune des Landwirts Herrn Jakob Hook 7., Alicenſtraße 9, entſtand Kurzſchluß. Dadurch geriet ein Balken in Brand. Das Feuer wurde rechtzeitig entdeckt. Die Feuerwehr war raſch zur Stelle. Sachſchaden iſt weiter nicht entſtanden. * Erhöhung der Deckgebühren. Wie aus der Bekanntmachung in vorliegender Nummer zu erſehen iſt, ſind die Deckgebühren durch das Kreisamt mit ſofortiger Wirkung erhöht worden. 1 Kuh koſtet 4.50 Mk., 1 Ziege 1.25 Mk. Die Deckgebühren für ein Schwein mit 2,50 Mk. blei- ben beſtehen. 5 Schauſpiel „O liebe Frau Eliſabeth“. Durch Deutſchland geht ſeit Wochen die Be⸗ geiſterung: das 700jährige Gedächtnis der großen deutſchen heiligen Eliſabeth, Landgräfin von Thüringen zu feiern. Ihr Gedächtnis fällt zuſammen mit der großen Notzeit, wo Milli- onen darben und in der Sorge um das tägliche Brot ſind. Sie ſteht heute unter uns als ein leuch— tendes Vorbild, die auf die Fürſtenkrone verzichtete, um den Armen und Kranken zu dienen und ihnen heil zu ſpenden. Wir kennen ſie nur als die fromme Frau, die auf alle weltlichen Eitelkeiten Verzicht leiſtete, um den Weg zu gehen, der zu Gott führte. Sie war eine Beauftragte Gottes, und Gott hatte ihr die Macht gegeben, auf Erden in wunderbarer Weiſe zu wirken, für ſein göttliches Reich. Sie lebte und ſtarb in Armut, wie einſt der Heiland Jeſus Chriſtus. Allerorts gedenkt man in Deutſchland dieſer großen, deutſchen Heiligen und feiert das Gedächtnis ihres ſeligen Todes. Die Mar. Jungfrauen- Kongregation Viernheim konnte keinen beſſeren Griff tun, als Gedächtnisfeier den Viernheimern die Legende von der hl. Eliſabeth in ſchauſpieleriſcher Weiſe vorzuführen, deren Effekt von gewaltigem Ausmaße iſt. Das überfüllte Haus am letzten Sonntag wird beſtimmt die Ueberzeugung haben, daß das von Dilettanten vorgeführte Schau⸗ ſpiel einfach glänzend gelungen iſt Mit Bewun⸗ derung und Ergriffenheit wurde die Haupidarſtellerin, die„Eliſabeth“ aufgenommen, deren ſelbſtloſe Hin⸗ gabe von Anfang bis zu Ende ausgezeichnet wirkte. Die Beherrſchung des Ganzen gab dieſem Spiel den durchſchlagenden Erfolg. Die weiteren Dar⸗ ſteller hatten zum Teil eine ſehr gute Auffaſſung, die dem Geſamten die nötige Abrundung nicht ver⸗ miſſen ließen. Erwähnenswert iſt die Wieder⸗ ſehens⸗ und gleichzeitige Abſchiedsſeene zwiſchen den Gatten, Gräfin Eliſabeth und Graf Ludwig, die herzensbewegt endet. Sehr fein machte ſich vor allem das Auftreten der Kinder Eliſabeth und die Kinder als Tannenmännlein, Kuchenmännlein und Zuckerfräulein mit ihren eleganten Reigen. Die Maſſenſcenen der Armen dürften noch etwas bewegter ſein, einige machen ihre Sache ſehr gut. Der Ge⸗ ſamteindruck des Stückes iſt ein ganz gewaltiger und bedeutet für die Kongregation eine Leiſtung erſten Ranges. Was Dilettanten hier vorführen, ſollten ſich die Viernheimer nicht entgehen laſſen, denn ſie leiſten für Laienbegriffe Großartiges.— Am näch⸗ ſten Sonntag findet im Freiſchütz die zweite Auf⸗ führung ſtatt. Karten im Vorverkauf bei Franz Hofmann, Buchhandlung und in der„Harmonie“. Einheitspreis 50 Pfg. H.— Sport und Spiel Der Endſpielteilnehmer Neckarau be⸗ zwingt knapp die Grünen 4:3! 2. M. 3:1, 3. M. 2:1. 4. M. 12, 5. M. 1:5. Wir wollen vorerſt berichten, daß bei dieſem Spiel das ſchönſte Fußballſpiel vorgeführt wurde, das je eine Viernheimer Fußballmannſchaft zeigte. Ein Kampf der die Viernheimer begeiſterte und der ſicher ſiegreich f. V. ausgegangen wäre, wenn nicht der Goalkooper einen unglücklichen Tag gehabt hätte, wozu ſicher die Glätte des Bodens und die Schwere des Balles einen guten Teil dazutrug. Die Feld- mannſchaft kämpfte überragend, ſie war einig und geſchloſſen und lieferte ihrem großen Gegner eine Partie, daß den Neckarauer Tribünenleute einfach Sprache ausging. Sie mußten ehrlich zugeben, daß die Grünen nur mit rieſigem Pech verloren haben. Ueber den Spielverlauf will ich nicht viel berichten, denn jeder Intereſſent iſt genau orientiert. Dreimal lagen die Grünen in Vorhand und drei⸗ mal mußten ſie durch unglückliche Abwehr den Aus⸗ gleich und zuletzt die Führung von Neckarau hin⸗ nehmen. Auf jeden Fall haben die Sportvereini- gungsſpieler auf fremdem Platz bewieſen, daß ſie zur guten Bezirksligaklaſſe gehören und einen weit⸗ aus beſſeren Tabellenſtand verdienen. Das Spiel gegen 08 Mannheim ſollte doch unbedingt gewonnen, wenn der Sturm wieder ſo in Fahrt und die Hintermannſchaft glücklicher in der Abwehr iſt. Vereins⸗ u. Trainingsabende der Sport⸗ vereinigung Amicitia 09 e. v. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Läglich Betrieb. Dienstag Abend 8 Uhr: Hallentraining der 1. M. mit Erſatzleuten. nachm. 3 Uhr: Fußballtr. der 2. und 3. M. Mittwoch 3 Uhr: Jugend- und Schüler⸗Training unter der Leitung Vallendor. Abends 8 Uhr: Spielausſchuß in der Geſchäfts⸗ ſtelle. Donnerstag nachm. 3 Uhr: Fußballtraining der 1. M. mit Erſatzl. Freitag 3 Uhr: Fußballtr. der 4. und 5. Mannſch. abends 8 Uhr: Hallentraining der für Sonntag geſtellten Mannſch. und anſchließenden Mann- ſchaftsabend. Vorſchau für Sonntag, den 13. Dezember 1931 Verbandsſpiel gegen 08 Mannheim. Wochenplan der DK. Dienstag: 8 Uhr Turnſtunde. Mittwoch: 2—4 Uhr Schülertraining. 7 8½¼e Uhr Training für 1. Fußballſch. u. Jug. ½9—10 Uhr Training für die oberen Mannſch. Anſchl. Mannſchaftsabend der 2. Fußballmſchft. Donnerstag: 5¼—7 Uhr Schülerturnſtunde. 8-9 Uhr Training für 1. Handballm. und die unt. Mannſchaften. Anſchl. Mannſchaftsabend der Privatmſchft. Freitag: 8 Uhr Turnſtunde. Montag: 5¼—7 Uhr Schülerturnſtunde. Bekanntmachung. Auf Grund der Durchführung der Heſſ. Not⸗ verordnung zur Sicherung der Haushalte der Ge⸗ meinde hat das Kreisamt Heppenheim die Deckge⸗ bühren mit ſofortiger Wirkung für 1 Kuh auf 4 50 Mk. und für eine Ziege 1.25 Mk. erhöht. Die Deckgebühr für ein Schwein mit 2.50 Mk. bleibt beſtehen. Viernheim, den 5. Dezember 1931. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Vereins⸗ Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vörſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Donnerstag abend 8/ Uhr Verſammlung im Roſengarten. Um vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Klub der Geflügelzüchter 1926. Donnerstag, den 10. ds. Mts., abends 8 Uhr Vorſtandsſitzung mit Ausſtellungsleitung im Gaſthaus zur friſchen Qulle. Püntliches Erſcheinen erwartet Der Vorſitzende. Krieger⸗ u. Soldaten⸗Verein Teutonia(Schützen ⸗ abteilung). Mittwoch, den 9. Dezember, abends 8 ¼ Uhr, Zuſammenkunft im Lokal. Auch die Theaterſpieler wollen erſcheinen.(Kein Trink⸗ zwang). Der Vorſtand. Kartell der chriſtl. Gewerkſchaften. Donnerstag, den 10. Dezember, abends 8 Uhr, im Ketteler⸗ ſälchen 1. Lichtbilder⸗-Abend. Tagesordnung: 1. „Gewerkſchaftsarbeit in der Kriſe“(Koll. Vogt⸗ Mannheim), 2. Lichtbildervortrag.„Gewerk⸗ ſchaftliche Jugendarbeit“(Koll. Bell⸗Mannheim). Zu dieſer Veranſtaltung ſind alle Mitglieder und deren Angehörige herzlichſt eingeladen.(Kein Trinkzwang). Der Kartellvorſtand. Gaſtwirte⸗Verein. . 4 Hier wirler es macht unempfindlicher gegen Erkältung! 1 AAN.- v.50 Aus aller Welt Dampfer mit der Beſatzung untergegangen. Stockholm, 7. Dez. Ein 1300 Tonnen großer, Dampfer aus Kalmar iſt in der Nähe von Ato geſunken. Ein aus Hangßb zu Hilfe geeiltes Rettungsboot konnte keine Spur des Dampfers mehr entdecken, fand dagegen auf dem Meer ſchwimmende Rettungsgürtel und losgeriſſene Türen des Dampfers. Es iſt des⸗ halb mit Sicherheit damit zu rechnen, daß die geſamte Beſatzung, die aus 14 Mann und 2 Frauen beſtand, untergegangen iſt. Für den rein amerik. 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Bl. 2 große Simmer Von wem, ſagt die Morgen Mittwoch Abend 8 Uhr im„Central⸗Theater“ Lichtbilder⸗Bortrag:„Ueberblick über die Angeſtellten⸗Verſicherung 2 Nach dem Vortrag wird der Ueberwachungsbeamte, Herr Schaef aus die aus dem Publikum geſtellt werden, Mannheim über alle Fragen, Auskunft und Rat erteilen. Alle Verficherten, auch Rentenempfänger und ſonſtige Intereſſenten, ſind hierzu freundlichſt eingeladen. Eintrint frei! Die hieſigen vertrauensmänner der Reichsverſ.⸗Anſtalt für Angeſtellte. . 6 Trotz meiner bedeutend herabgesetzten Preise gewähre ich noch O0 Prozent Rabatt! Eintritt frei! Gchlafzimmer neu. Man ſollte es nicht für möglich halten, was man heute für bares Geld alles bekommen kann. Selbſt wir als gewiegte Möbel- einkäufer halten es manch⸗ mal für unmöglich und Ohuet ſagt der Verlag. Zirka 20 Zentner gutes zu verkaufen. Von wem, man meint gerade die Fabrikanten müßten das Holz ſtehlen. 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Wie wir erfahren, begab ſich der Kanzler heute abend um 6 Uhr zum Reichspräſidenten. Der Reichsprä⸗ ſident hat die Notverordnung unterzeichnet. Der Inhalt der Notverordnung. enb. Berlin, 8. Dez. Wie von unterrich⸗ teter Seite mitgeteilt wird, befaßt ſich der er ſte Teil der Notverordnung mit dem Problem der Preis⸗ und Zinsſenkung. Die gebundenen Preiſe werden ſämtlich um 10 Prozent gekürzt. Wenn dieſe Senkung nicht durchgeführt wird, ſo gelten die Vereinbarun⸗ gen als null und nichtig. Das Kabinett hat ſich aber nicht entſchloſſen, die Kartelle aufzulöſen. Der Wirtſchaftsminiſter kann über dieſe Grenze aber noch hinausgehen und den Zeitpunkt für die Herabſetzung vorſchreiben. Der Preis für Kohle und Kali wird ab 1. Januar ebenfalls um 10 Prozent geſenkt. Es iſt auch Vorſorge getroffen, daß die Herabſetzung des Kohlenpreiſes ſich im Kleinhandel auswirkt. Der Leipziger Oberbürgermeiſter Dr. Görbeler iſt zum Preisſenkungskommiſſar er⸗ nannt worden. Er hat die Aufgabe, die Durch⸗ führung zu überwachen und bei weiteſtgehenden Vollmachten unter Umſtänden Maßnahmen zu treffen, die bis zur Schließung von Geſchäften gehen. Das ſchwierigſte Problem iſt die a Zinsſenkung. Die Reichsregierung hat ſich entſchloſſen, die Zin⸗ ſen für die feſtverzinslichen Papiere zu ſenken und zwar ſowohl die Schuldverſchreibungen des Reiches ſowie der Länder und der Kommunen als auch privater Papiere dieſer Art. Die Zinsſenkung ſoll durchgeführt werden bei acht Prozent oder weniger als 6 Prozent und bei Zinslaſten von mehr als 8 Prozent im Verhältnis von 8:6. Dieſe Regelung gilt auch für Hypotheken und Pfandbriefe und es wird ausdrücklich unterſtrichen, daß die Art der Durchführung von vornherein eine Schwächung ſolcher Papiere ausſchließt. Der Reichskommiſſar für das Bankgewerbe wird ge⸗ mäß Vereinbarung mit den Spitzenverbänden eine Senkung der Debettzinſen herbeizufüh⸗ ren. In den Fällen, in denen eine Vereinbarung nicht möglich iſt, hat der Kommiſſar das Recht, von ſich aus Feſtſetzungen zu treffen. Durch Ver⸗ handlungen mit der Reichsbank iſt eine An- mähe rung des Lombardzinsſatzes an den Wechſelzinsſatz herbeigeführt worden. Die Senkung beträgt zunächſt 1 Prozent. Von beſonderem Intereſſe iſt, daß die Steuer⸗ verzugszuſchläge ab 1. Januar auf⸗ gehoben werden. Die Hauszinsſteuer soll allmählich abgebaut werden und ſie wird zu— nächſt zum 1. April um 20 Prozent geſenkt, dann ſpäter für die Jahre 1935 und 1936 auf 75 Pro⸗ zent, für die folgenden Jahre auf 50 Prozent, ſo⸗ daß ſie am 1. April 1940 ganz verſchwindet. Dieſer Abbau wird zunächſt dadurch ſichergeſtellt, daß die Hauszinsſteuer nach beſtimmten Sätzen ſofort abgelöſt werden kann. Die Mietſen⸗ kung ergibt ſich aus der Herabſetzung der Hypothekenzinſen und zwar für Alt⸗ und Neuwoh⸗ nungen. Wo die Zwangswirtſchaft nicht mehr be⸗ ſteht, iſt die Möglichkeit der einmaligen Kündigung vorgeſehen und zwar zum 1. April; dies gilt auch für gewerbliche Räume. Durch Schutzvorſchriften zugunſten der Landwirtſchaft und des Haus⸗ beſitzes kann bei der Zwangsverſteigerung von Grundſtücken im Falle einer Verſchleuderung der Zuschlag verweigert werden. Die Einführung eines Vierpfeunigſtückes ſoll den Sparbetrieb wei⸗ ter fördern. Der zweite Teil der Notverordnung behandelt in erſter Linie die Frage der Löhne und Gehälter der Arbeiter, Angeſtellten und Beamten. Es iſt vorgeſehen, daß alle Tarifverträge am Tage des Inkraft⸗ tretens der Notverordnung gekündigt werden mit der Maßgabe, daß die Lohn⸗ und Sehaltsſätze auf den Stand vom 10. Januar 1927 heruntergeſetzt werden. Die Löhne und Gehälter in Reich, Ländern und Gemeinden ſollen bei den Beamten um 9 Prozent und bei den Arbeitern um 10 Prozent geſenkt werden. Die oprozentige Kürzung der Beamtengehäl⸗ 85 2 er (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile loſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Mittwoch, den 9. Dezember 1931. eee e e Die neue Notverordnung unterzeichnet Durchgreifende preis⸗ und Sinsſenkung— weitgehende Dollmachten für den Preisſenkungskommiſſar— Herabſetzung der Töhne und Gehälter bei allgemeiner Tarifkündigung— Erhöhung der Umſatzſteuer— Steuerſteckbriefe für Kapitalflüchtlinge— Allgemeines Uniformverbot für das ganze Reich ter wirkt ſich praktiſch ebenſo aus wie die 10⸗ prozentige Kürzung der Arbeiterlöhne, da als Grundlage für die Kürzung bei den Beamten das urſprüngliche Grundgehalt genommen wird, während bei den Arbeitern vom gegen- wärtigen Lohnſtand ausgegangen wird. bal weiteres Kapitel der Notverordnung ent— ä Maſ nahmen zur Sicherung des Haushaltes. In dieſen iſt in der Hauptſache eine Erhöhung der Umſatzſteuer auf 2 Prozent und die Erhebung einer Ausgleichsſteuer für die Einfuhr⸗ waren vorgeſehen. Ausführlich beſchäftigt ſich der zweite Teil der Notverordnung noch einmal mit den Problemen der Kapitalflucht. Wenn auch nach Auffaſſung der zuſtändigen Stellen die Steuerainneſtieverordnun— gen zweifellos erfolgreich geweſen ſind und zu einigermaßen geordneten Verhältniſſen geführt haben, ſo bleibt doch die Tatſache beſtehen, daß immer noch eine Anzahl beſonders leiſtungsfähiger Steuerzahler ins Ausland gegangen iſt. Um ge⸗ gen derartige böswillige Kapitalflucht mit den ſchärfſten Mitteln vorzugehen, iſt in der Notver— ordnung eine ſog. Reichsfluchtſteuer vor⸗ geſehen. Von dieſer Steuer werden alle diejeni— gen betroffen, die in der Zeit vom 31. März 1931 bis 31. März 1933 über 200 000 Mark Ver⸗ mögen ins Ausland bringen. Die Steuer wird in Höhe von einem Viertel ihres in Deutſchland be— findlichen Vermögens erhoben. Für den Fall. daß die betreffenden Kapitalflüchtlinge auch daun noch verſuchen, die Steuer zu hinterziehen, wird ein Steuerſteckbrief erlaſſen werden. Bei ſo— fortiger Verhaftung u. Aburteilung ſind dann Ge— fängnisſtrafen vorgeſehen. Weitere Abſchnitte der Notverordnung beſchäftigen ſich dann mit der Frage der Börſenumſatzſteuer. Der letzte Teil der Notverordnung bringt Maß— nahmen zum Schutze des inneren Friedens. Neben Richtlinien gegen den Mißbrauch der Waffen ent— hält dieſer letzte Teil als zweifellos einſchneidendſte Maßnahme ein allgemeines Uniformverbot für ſämtliche Verbände. Jedes Tragen von irgend welchen Uniformen und Abzeichen iſt den Angehö— rigen politiſcher Verbände außerhalb der eigenen Wohnung verboten.“ Die durch die vierte Notverordnung dekretierte Senkung der Beamtengehälter tritt ab 1. Januar 1982 in Kraft. Der Reichskanzler im Rundfunk wtb. Berlin, 8. Dez. Reichskanzler Dr. Brü⸗ ning hielt heute Abend im Rundfunk eine Rede, in der er u. a. ausführte, am Vorabend der Veröffentlichung einer ſchickſalsſchweren Notverordnung, die ſoeben der Herr Reichsprä— ſident unterzeichnet hat, halte ich es für meine Pflicht, dem deutſchen Volke in großen Zügen Aufſchluß über die Ziele und Entſcheidungen der Reichsregierung zu geben. Die zu treffen⸗ den Maßnahmen ſind bedingt durch die Lage der Weltwirtſchaft und des Kapitlmarktes der Welt. Sie ſind bedingt durch die unerträglichen Laſten, die dem deutſchen Volke im vergange— nen Jahrzehnt auferlegt wurden. Aber ſie ge— hen andererſeits auch zurück auf Fehler, die wir ſelbſt in vergangenen Jahren gemacht haben. Tag für Tag ſchreitet die Zerrüttung der Welt⸗ wirtſchaft fort. Mit den auf deutſchen Antrag eingeleiteten Verhandlungen in Baſel über die Reparationsfragen haben geſtern die interna— tionalen Verhandlungen begonnen. Ich richte noch einmal den dringenden Appell an alle beteiligten Regierungen dafür zu ſorgen, daß die oft und von allen Seiten verkündeten Grundſätze ver⸗ ſtändnisvollen und ſolidariſchen Zuſam⸗ menwirkens ſich jetzt endlich in letzter Stunde in die Tat umſetzen. Die nächſten Wochen werden von entſcheidender Bedeutung ſein. Heute iſt die Wirtſchaft enger ineinander verknüpft denn je. Jede Erſchütte⸗ rung in einem Lande hat tiefere Rückwirkun⸗ gen auf die übrigen Länder. Jede Regierung iſt bemüht, mit von Woche zu Woche ſich än⸗ dernden Maßnahmen die Wirtſchaft zunächſt des eigenen Landes zu retten. Wenn jedes Land die Tendenz hat, ſich abzugrenzen, währungs⸗ politiſch und zollpolitiſch für ſich zu ſorgen, ſo wächſt unweigerlich das Geſamtmaß der Wirt⸗ ſchaftszerſtörung aller Länder. Alles dieſes weiſt auf die internationale Verſtändigung hin. Aber bis zu einer ſolidariſchen Löſung der Kriſe der Welt muß jede verantwortliche Regierung der Welt den Weg gehen, der aus den Lebensbe⸗ dingungen des eigenen Volkes und der eigenen Wirtſchaft ſich ergibt. Vollkommene Löſungen kann ſie allein nicht geben. Für Deutſchland, das eine ſchwere In⸗ flation erlebt hat, ſteht im Vordergrunde die Sicherung der Mährung. Dieſes Ziel zwingt die Reichsregierung nach außen zur Erfaſſung und planvoden Bewirr⸗ ſchaftung der anfallenden Deviſen, es zwingt im Innern zur unbedingten Sicherung des Etats auch mit harten Mitteln. War es möglich, bis zur Auswirkung der engliſchen Pfundkriſe wohl⸗ überlegt miteinander in Zuſammenhang ſtehen— de Maßnahmen ſchrittweiſe zu treffen, ſo iſt jetzt den Augenblick gekommen. entſcheidende Maßnahmen auf zuſammenhängenden Gebieten der Wirtſchaft und Finanzen gleichzeitig zu tref— fen. Preisſenkung, Zinsſenkung, Lohn- und Gehaltsſenkung ſowie die Senkung der Frachten, alſo Maßnahmen auf der ganzen Linie müſſen gleichzeitig erfolgen. Nur ſo kann es gelingen, zu verhindern, daß die Realkaufkraft ſinkt, die Produktion weiter zufammenſchrumpft und die Arbeitsloſigkeit ins Ungemeſſene ſteigt. Abbau und Tilgungsmöglichkeiten der Hauszinsſteuer verbunden mit der Zinsſenkung werden eine mindeſtens zehnprozentige Verringerung der Mieten ermöglichen. Abbau der Zinſen, ge⸗— rechte Berechnung der Handelsſpanne. müſſen ei⸗ ne weitere Verbilligung des täglichen Bedarfes herbeiführen. Störende Preisbindungen wer⸗ den aufgelockert. Zu gleicher Zeit wie die Lahn⸗ ſenkungen erfolgen, werden die Preiſe der gekun⸗ denen Produktion, Kohle, Eiſen, Dängemeſtel heruntergeſetzt. Frachtenſenkung in großem Ausmaße unterſtützt die Preisſenkung. Die Zn— ten der langfriſtigen Verpflichtungen mit aus⸗ nahme der ausländiſchen werden ebenſalls berun⸗ ter geſetzt. Die Produktionskoſten. nsbeſonder⸗ auch der Landwirtſchaft, auf dieſe Weiſe gemin— dert. So ſoll überall, was auf der einen Seite allen Schichten der Bevölkerung genznmen wer— den muß, auf der andern Seite ihr durch Stei— gerung des Geldes wiedergegeben werden Alles dieſes ſoll zuſammenwirken, am die Verkram— pfung am deutſchen Geldmarkt and in der deut⸗ ſchen Güterwirtſchaft zu löſen, ſoweit das durch ſtaatliche Machtnittel überhaupt geſchehen kang. Schmerzlich ſind die Opfer, die von Beamten, Arbeitern und Angeſtellten, ja darüber hinaus in beſchränktem Umfange auch von den durch Sozialverſicherungen Betreuten nun abermals verlangt werden. Wir haben lange verſucht, und alles daran geſetzt, ſie zu vermeiden, aber die Wirtſchaftsnot zwingt wegen der inneren geſetzmäßigen Zuſammenhänge dieſer Dinge auch hier zuzugreifen. Schmerzlich iſt für viele die Zinstenkung der feſtverzinslichen Wertpapiere. Wenn ſie manchen Sparer trifft, ſo möge er be⸗ denken, daß die Erleichterung des Kapitaldien⸗ ſtes ihm ſelbſt in ſeiner Lebenshaltung wieder zugute kommt und daß die erſchreckende Höhe des deutſchen Zinsniveaus eine Gefahr für die Sicherheit der Kapitalanlage ſelbſt bedeutet. De⸗ ſer Gefahr wird durch die Zinsſenkung begegnet. Alle dieſe Opfer müſſen zur Senkung der Preiſe, zur Erleichterung der Lebenshaltung führen. Hinter allen dieſen Maßnahmen ſteht als ein weiteres entſcheidendes Moment die Sicherung des Etats. Durch Erhöhung der Umſatz⸗ heuer— bei Schonung des Brotes, Mehles und Getreides als Volksnahrungs nittel— und durch die Senkung der Ausgaben iſt die Kaſſen⸗ und Etatslage geſichert, ſind die Vorausſetzungen geſchaffen, die für jeden Einzelnen das Wichtig⸗ 48. Jahrgang ſte ſind, daß nämlich die Zahlungen des Staates in den kommenden Monaten pünktlich geleiſtet werden können. Mit ſteigender Not haben ſich in ſteigendem Maße weite Volkskreiſe n Traum— bildern geflüchtet. Wunſchgebilde aber ſind kein politiſches Programm: Eine Rettung Deutſchlands iſt jetzt, wie in den vergangenen Jahren, nur möglich, wenn ſich die Leitung der deutſchen Politik nicht gleich— falls in dieſes Reich der Illuſionen begibt, ſon— dern ſich bei heißeſter Liebe zum Volk und Va— terland von nüchterner Ueberlegung, von kla— rer Einſicht in die uns nach dem Kriege verblie— benen Mittel und Möglichkeiten beſtimmen läßt. Eine Regierung, die ſich ihrer Verantwortung für Volt und Vaterland bewußt iſt, darf und wird nicht davor zurückſchrecken, einem drohenden Zer— fall der Volkskräfte mit eiſerner Energie entgegen zu treten. Sie duldet keine andere Macht als die verfaſ— ſungsmäßige. Reichspräſident und Reichsregierung verfügen allein über die Machtmittel des Staates. Sie werden mit unerbittlicher Strenge— notfalls auch unter Verhängung des Ausnahmezuſtandes— gegen alle eingeſetzt werden, die ſich unterfangen würden, in den Stunden ſtärkſter Nervenprobe den verfaſſungsmäßigen Gewalten in den Arm zu fal— len. Wenn der Parteiführer der Natio- nalſozialiſten die legalen Wege und Ziele ſeiner politiſchen Abſichten betont hat, ſo ſtehen in grellem Gegenſatz dazu die heftigen Beteuerungen ſich nicht weniger verantwortlich bietender Führer, die zum ſinnloſen Bruderkampf und zu außenpoli— tiſchen Torheiten auffordern. Wenn man erklärt, daß man— auf legalem Wege zur Macht ge— kommen— die legalen Schranken durchbrechen werde, ſo iſt das keine Legalität. Und ſie iſt es noch weniger, wenn zu gleicher Zeit im engeren Kreiſe Rachepläne verfaßt und vorgetragen wer— den. Dagegen wende ich mich als verantwortlicher Staatsmann auf das ſchärfſte. Ich werde mich weiterhin mit allen verfaſſungsmäßigen Mitteln ſolchen Parteiverſuchen entgegenſetzen, das deut— ſche Volk in dieſer ungeheuren materiellen und ſee— liſchen Not in zwei feindliche Lager zu zerreißen. Ein uralter Inſtinkt geſunder Völker ermahnt, den innerpolitiſchen Meinungsſtreit zurücktreten, ja völlig ſchweigen zu laſſen, wenn das Vaterland in entſcheidenden Stunden politiſchen Handelns ſteht. Deshalb iſt es ein dem Lande abträgliches Unterfangen, wenn mit dem Hinweis auf innen— politiſche Verſchiebungen in den Tagesmeinungen der Wähler verſucht wird, im Aus lande den Ein— druck zu erwecken, als ob es in Deutſchland in Wirklichkeit geteilte Fronten, ja eine Regierung von morgen gebe, die ſich anmaßen dürfte, für das deutſche Volk zu ſprechen. Auch künftighin wird die politiſche Führung des Deutſchen Reiches und die Vertretung der Intereſſen des Deutſchen Reiches im Auslande ausſchließlich in den Händen des Herrn Reichs⸗ präſidenten und der verfaſſungsmäßigen Regie⸗ rung liegen. 1 Um den inneren Frieden gegen Gewaltmaßnahmen und Terrorakte von jeder Seite zu ſchützen, iſt eine Verſchärfung der Beſtimmungen über den Waffengebrauch notwendig geworden. Das Tragen von Uniformen und Abzeichen politiſcher Verbände hat ſich als im⸗ mer größerer Mißſtand erwieſen. Reichspräſident und Reichsregierung haben ſich daher entſchloſſen, das Tragen von Uniformen und Abzeichen politi— ſcher Verbände allgemein und ausnahmslos für das ganze Reichsgebiet zu verbieten. Der Herr Reichspräſident hat ſich ferner ent⸗ ſchloſſen, zur Sicherung des Weih⸗ nachtsfriedens von morgen ab bis zum 3. Januar nächſten Jahres alle öffentlichen poli⸗ tiſchen Verſammlungen und Aufzüge zu verbieten, damit unſer Volk Gelegenheit bekommt, Abſtand von dem aufgeregten, lauten Tagesſtreit zu ge⸗ winnen. Ich werde nie mit Verſprechungen und Illuſionen über den wirklichen Zuſtand unſerer Lage hinweg zu täuſchen verſuchen. Die kühle Ueberlegung, das harte Rechnen mit politiſchen Möglichkeiten iſt nicht ein Mangel an tiefſtem Mitempfinden mit den Leiden des Volkes; es iſt vielmehr die ſchwere Verantwortung, die auf den Regierenden ruht und ihnen verbietet, ihr inner⸗ ſtes Gefühl anders als in der ſorgfältigen Unter⸗ ordnung unter die Pflichten ihres Amtes zu äußern. f Auftakt im Heſſiſchen Landtag Dr. werner(Natſoz.) Candtagspräſident, Weckler(Str.) 1. und i Delp(So:.) 2. Vizzpräſident— ö Noch keine Regierungsbildung— Tumultuariſcher Verlauf der Nachmittagsſitzung— Nächſte Sitzung Freitag Darmſtadt, 8. Dez. Schon am Morgen fan⸗ den ſtarke Anſammlungen von Neugierigen vor dem Landtagsgebäude in der Rheinſtraße ſtatt, in dem heute der 5. Heſſiſche Landtag zu ſeiner konſtituierenden Sitzung zuſammentrat. Die Publikumstribünen des Plenarſaales ſind über⸗ füllt. Auf der reſervierten Galerie drängen ſich einheimiſche und auswärtige Journaliſten in gro— ßer Zahl. Punkt 12 Uhr nimmt der Zentrumsabgeord⸗ nete Winter als Alterspräſident den Präſiden— tenſtuhl ein und ſetzt die elektriſche Klingel in Bewegung. Zwanglos betreten darauf die Abge- ordneten den Saal und nehmen ihre Plätze ein. Der kriegsblinde ſozialdemokratiſche Abgeordnete Dr. Gumbel wird von ſeiner Parteigenoſſin Frau Pringsheim zu ſeinem Platz geleitet. Zuletzt finden ſich die Nationalſozialiſten ein, zwar nicht uniformiert, aber zumeiſt in Reitſtiefeln oder Ga⸗ maſchen. Der Namensaufruf ergibt die Anweſen— heit von 69 Abgeordneten. Abg. Dr. Schäfer, der die Boxheimer Dokumente der Polizei übergab und deſſen Platz ſich zwiſchen Zentrum u. Sozialdemo— kraten befindet, hat ſich wegen Krankheit entſchul— digt.(Heiterkeit bei den Nationalſozialiſten). Der Reſt der bürgerlichen Mitte, DVP., Land— bund, Chriſtlich⸗Soziale und Deutſchnationale, hat ſeine Plätze oben hinter dem Zentrum. Unter ſtärkſter Spannung des Hauſes wird darauf der nationalſozialiſtiſche Abg. Prof. Dr. Werner zum Landtagspräſidenten gewählt. Er erhält 40 Stimmen. Der ſozialdemokratiſche Kandidat Delp bekommt 16, der Kommuniſt Keil 12. Ein Zettel iſt weiß. Als Werner den Präſi— dentenſtuhl einnimmt, erheben ſich die national— ſozialiſtiſchen Abgeordneten von ihren Sitzen und begrüßen ihn mit erhobener Rechten und einem einſtimmigen Heil. Die Wahl des 1. Vizepräſiden⸗ ten war im erſten Gang ergebnislos. Man hatte angenommen, daß der früheren Gepflogenheit zu— folge nunmehr der Kandidat der zweitſtärkſten Partei gewählt werden würde, doch hatte das Zen— trum einen eigenen Kandidaten benannt. Im erſten Wahlgang erhielt der Zentrumsabgeordnete Weck— ler 34, Delp(S) 283, Otto(K) 10 Stimmen, ein Zettel war weiß. In der Stichwahl wurde Weckler mit 37 Stimmen gegen den Abg. Delp und den Kom- muniſten gewählt. Zum 2. Vizepräſidenten wurde darauf Abg. Delp mit 29 Stimmen gegen 12 kommuniſtiſche Stimmen gewählt, die Nationalſozialiſten beteiligten ſich an dieſer Wahl“ nicht. Die Wahl der Schriftführer wurde nach den Vor— ſchlägen des Alteſtenrates gegen die kommuniſti— ſchen Stimmen angenommen, ebenſo erfolgte die Uebernahme der ſeitherigen Geſchäftsordnung gegen die Stimmen der Kommuniſten. Um 13,10 Uhr vertagte ſich darauf das Haus auf Wunſch des Präſidenten bis 14,30 Uhr, weil inzwiſchen die nationalſozialiſtiſche Fraktion eine politiſche Aktion vornehmen wolle. Tumulte im Heſſiſchen Landtag. wib Darmſtadt, 8. Dez. Im Heſſiſchen Land⸗ tag wurde in der heutigen Nachmittagsſitzung die Beſetzung der Ausſchüſſe, des Aelteſtenrats und der zahlreichen Kommiſſionen, in denen Landtagsmitglieder vertreten ſind, nach Ver⸗ einbarung unter den Fraktionen vom Plenum gebilligt. Die Frage der Rechtsmäßigkeit des Mandates des aus der Boxheimer Affäre be⸗ kannten Abg. Schäfer⸗Offenbach wurde dem Haushaltsausſchuß zur Prüfung überwieſen. Ein Tumult entſtand, als der ſozialdemokr. Abg. Steffan eine Erklärung des Inhaltes verlas, daß es für Republikaner eine Zumutung ſei, mit den nationalſozialiſtiſchen Abgeordneten, die durch die Boxheimer Affäre dem Volk und dem Volksſtaat gegenüber aufs ſchwerſte be⸗ laſtet ſeien, im Hauſe zuſammenzuſitzen. Anſchließend entſpann ſich eine zweiſtün⸗ dige Auseinanderſetzung zwiſchen Kommuniſten, kommuniſtiſcher Oppoſition und Nationalſozialiſten über die von dieſen drei Parteien eingebrachten ſpezialiſierten Anträge auf Gewährung von Winterbeihilfen an Erwerbsloſe uſw. Die Kommuniſten überreichten dazu ein etwa 60 Einzelforderun⸗ gen enthaltendes Programm. Als ein Zen⸗ trumsantrag verlangte, daß die An⸗ träge im Ausſchuß beraten werden ſollten, um eine ſachliche Behandlung im Intereſſe der Wohlfahrtserwerbsloſen über— haupt zu ermöglichen, ſchloſſen ſich die Nationalſozialiſten dieſem Ann⸗ trage an,„da die letzte halbe Stunde bewie⸗ ſen habe, daß die Kommuniſten dieſe Anträge nur zur Aaitation an die Tribüne ausnutzen wollten“. Von den Kommuniſten wurde dieſe veränderte Stellungnahme der Nationalſozia⸗ liſten mit lebhaften Zwiſchenrufen beantwor⸗ tet, in die auch die Tribüne einſtimmte. Als bei der Abſtimmung die Anträge dem Ausſchuß überwieſen wurden, entſtand ein ungeheurer Tumult. Präſident Dr. Werner regte an, daß die Aus⸗ ſchüſſe ſich ſofort konſtituierten. Dieſem Vor⸗ über die Entwicklung der deutſchen land) und Prof. Riſt(Frankreich) angehören. ſchlag ſtimmte das Haus zu, worauf der Prä⸗ ſident die Sitzung auf Freitag vertagte. Auch in Frankreich Politik mit Stuhlbeinen: Die Antwort auf die Zwiſchenfälle im Trocadero Störung einer franzöſiſchen nationaliſtiſchen Kundgebung— Große Schlägerei, wib. Paris, 8. Dez. Die rechtsrheiniſchen Abgeordneten Taittinger, Marnegary ſowie der Propagandiſt des„Echo de Paris“, de Kerilis, ſollten geſtern abend in Bordeaux bei einer Ver⸗ anſtaltung der Jeuneſſes Patriotes das Wort er⸗ greifen. Auf dieſe Kundgebung hatten die Ver⸗ einigung ehemaliger Frontkämpfer und mehrere ſozialiſtiſche Verbände von Bordeaux und ihrer Umgebung durch Maueranſchläge und Flugſchrif⸗ ten aufmerkſam gemacht, und aufgefordert, ſich zur Veranſtaltung einzufinden, um eine gebührende Antwort auf die kürzlichen Zwiſchenfälle im Pari⸗ ſer Trocaderoſaal zu erteilen. In dem Aufruf einer Frontkämpfer⸗Organiſation hieß es u. a.: „Arbeiter von Bordeaux— Anhänger des Frie⸗ dens! Wehrt Euch gegen die chauveniſtiſchen Na⸗ tionaliſten und die Chamelots du roi und erteilt den Hetzern und Saboteuren der Friedenskund⸗ gebung im Trocadero Eure Antwort! Kommt in Maſſen am 7. Dezember in den Verſammlungs⸗ ſaal! Nieder mit dem Krieg!“— In einem an⸗ deren Plakat hieß es:„Damit unſer Land nicht W eee die Baſeler verhandlungen Expoſé Dr. Melchiors i witb. Baſel, 8. Dez. Die heutige Vormittags⸗ ſitzung des beratenden Sonderausſchuſſes war um 1,30 Uhr beendet. Ueber den Verlauf der Sit⸗ zung wurden von Seiten des Ausſchuſſes keine Mitteilungen gemacht. Wie verlautet, hat der Ausſchuß nach Erledigung einiger techniſcher und organiſatoariſcher Fragen, die ihm durch die Be⸗ ſtimmungen des Poung⸗Planes und dem deutſchen Antrag vom 19. November zugewieſene Aufgabe in Angriff genommen. Der deutſche Vertreter Dr. Melchior erſtattete ein Expoſe über die all⸗ gemeine Wirtſchafts⸗ und Finanzlage Deutſch⸗ lands unter Berückſichtigung der neueſten Zah⸗ lungsbilanz. An dieſe Ausführungen des deut⸗ ſchen Vertreters ſchloſſen ſich Fragen einzelner Mitglieder des Ausſchuſſes an. Den Beratungen liegt das von der deutſchen Delegation dem Ausſchuß überreichte Material Wirtſchafts⸗ und Finanzlage zugrunde. Die Verhandlungen dürften ſich weiterhin im großen ganzen ſo abſpie⸗ len, daß der deutſche Delegierte die ſchriftliche Unterlage erläutert und nähere Auskünfte auf einzelne Fragen der Mitglieder des Ausſchuſſes erteilt. Der Ausſchuß hat ein Preſſekomitee eingeſetzt, dem Dr. Melchior(Deutſchland), Layton(Eng⸗ wib Genf, 8. Dez. Der Beratende Sonder- ausſchuß hat heute nachmittag ſeine Beratun⸗ gen über die wirtſchaftliche und finanzielle Lage in Deutſchland fortgeſetzt. Von Seiten des Ausſchuſſes wird über den Verlauf der Vor⸗ mittags- und Nachmittagsſitzung mitgeteilt, daß der deutſche Vertreter Dr. Melchior Erklärun— gen über das ſtatiſtiſche, dem Ausſchuß unter⸗ breitete Material gegeben habe. Darauf habe Dr. Melchior die allgemeine wirtſchaftliche und finanzielle Lage Deutſchlands in ſehr ausführ⸗ lichen Erörterungen dargelegt, wobei er die Fragen, die den Reichshaushalt betreffen, ſpäteren Erörterungen vorbehalten habe. In ſeinen Darlegungen habe Dr. Melchior ſich hauptſächlich mit der kurzfriſtigen Verſchul⸗ mehrere Oerletzte den Eindruck erweckt, vollends den Mächten des allmächtigen Militarismus ausgeliefert zu ſein, fordert die Liga der ehemaligen pazifiſtiſchen Frontkämpfer ihre Anhänger auf, mit allen Mit⸗ teln die Wiederholung von Zwiſchenfällen zu ver⸗ hindern, die alle ehrlich geſinnten Elemente ver⸗ urteilen. Die Veranſtaltung hatte bereits begonnen, als eine ziemlich große Zahl von Menſchen vor der verſchloſſenen Türe Eingang verlangte. Als dieſes Verlangen keinen Anklang fand, wurde die Saal⸗ tür gewaltſam erbrochen. Zwiſchen den Demon⸗ ſtranten und den im Saal Anweſenden entſtand eine große Schlägerei, bei der Tiſch⸗ und Stuhl⸗ beine als Waffe dienten. Mehrere Perſonen ſind nicht unerheblich verletzt worden. Die Polizei griff ſchließlich ein und hob die Verſammlung auf. Die Demonſtranten zogen unter dem Geſang der Internationalen ab und Gruppen von Perſonen durchzogen die Straßen der Stadt unter dem Rufe„Es lebe der Friede!“— Verhaftungen wurden nicht vorgenommen. Das Medaillonbild Noman von Anny v. Panhuis. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold in Braunſchweig.) 16. Fortſetzung. Heute kam es ihm nach längerer Zeit erſt wieder ſo recht zum Bewußtſein, wie grenzen— los einſam er war. Keinen Menſchen hatte er, der zu ihm gehörte, der Anteil nahm an ſeinem Wohl und Wehe. Renate fühlte ſich bei Fräu⸗ lein Sanders viel wohler als bei ihm, und er konnte es ihr nicht verübeln, denn wie we⸗ nig hatte er ſich bisher um das Kind geküm⸗ mert. Hatte ihm keine Liebe gegeben, es nur neben ſich geduldet. Er trug ſelbſt die Schuld, daß er einſam und ohne Liebe war. Er ſtellte feſt, daß er ein anderer gewor- den, ſeit er das kleine Medaillonbild nicht mehr beſaß. Es mochte ja Aberglaube ſein, aber ſeitdem ging ihm ſo vieles quer. Franz Wittenborn erhob ſich, er mußte nun fort. Er beſtieg am Küſtriner Platz ein Auto. Heute befand er ſich nicht in der Stimmung, mit der Elektriſchen zu fahren. Wenn er nicht dringend Geld gebraucht hätte, wäre er heute zu Hauſe geblieben. Das Auto fuhr den Grünen Weg hinauf über den Alexanderplatz. Plump und dunkel, wie ein breiter, wuchtiger Kaſten, lag dort das Polizeipräſidium. Unheimlich ſchien ihm heute das ſchon ſo oft geſehene Gebäude. Ihm war es, als entſende von dort eine feindliche Macht finſtere Drohungen gegen ihn. Er ſteckte ſich eine Zigarre an. Heute woll⸗ ten ſeine Nerven aber auch gar nicht parieren. Sb er nicht doch lieber umkehren ſollte? Aber er wurde erwartet. Seine Kumpane brauchten ihn für die dummen Provinzhühner, die ge⸗ rupft werden ſollten. Er zahlte von dem Ge— wonnenen dann ſeinen Tribut an den Beſitzer der Spielhölle, der ſeine eigene Wohnung in der Kantſtraße zur Verfügung ſtellte. Die rieſigen ſteineren Elefantenköpfe am Zoo erſchreckten Franz Wittenborn heute. Er lachte ärgerlich. Endlich war er am Ziele. Das Auto hielt, und Wittenborn zahlte. Das letzte Stück We⸗ ges wollte er zu Fuß gehen. Ein Stündchen ſpäter war er ganz im Banne des Spiels. Er befand ſich in einem hohen Zimmer, deſſen helle Erleuchtung ſich hinter ſorgfältig geſchloſſenen Jalouſien und ſchweren dunklen Stoffvorhängen barg, und gewann, gewann, gewann. Seine Augen leuchteten vor Genugtuung, ſeine Züge waren verjüngt in dem ſtraffen Angeſpanntſein. Ein Narr war er heute geweſen, hatte ſich in allerlei Peſſi⸗ mismus hineingeredet, und es ging doch alles ganz wunderbar, ſein Nerven folgten ihm, wie von geübter Hand bediente Maſchinchen. Immer ſorgloſer ward das Lächeln um ſeinen Mund. Aber als es am ſorgloſeſten war, erhob ſich plötzlich einer der Spieler, der heute zum er⸗ ſtenmal hier war, ſtürzte auf ihn zu, riß ihn am Arme vom Stuhl hoch und ſchrie ihm, in⸗ dem er ihn heftig dabei ſchüttelte, das Wort „Falſchſpieler!“ entgegen. Jäh war das ſorgloſe Lächeln Franz Wit⸗ tenborns weggewiſcht von ſeinem Geſicht, das plötzlich wieder älter und verlebter ausſah. Mit Entſetzen, das ſich in freche Gleichgül⸗ tigkeit kleiden wollte, ſah er auf den unver⸗ N dung Deutſchlands befaßt. Es ſei bekannt, daß die Beträge dieſer kurzfriſtigen Kredite, wie ſich aus den letzten ſtatiſtiſchen Erhebungen er⸗ gäbe, höher ſeien, als diejenigen, die ſich in dem Bericht des Wiggin⸗Ausſchuſſes befinden. Dr. Melchior habe weiter darauf hingewieſen, daß der Aktivſaldo der deutſchen Handelsbilanz im letzten halben Jahr durchſchnittlich 350 Milli⸗ onen RM betragen hab. Trotz dieſes günſtigen Saldos habe ſich die Deckung der Reichsbank weiterhin verſchlechtert. Die Reichsbank ſchätzte, daß Deutſchland in den letzten ſechs Monaten insgeſamt eine Milliarde kurzfriſtige Kredite zurückgezahlt habe. In der Nachmittagsſitzung gab Dr. Mel⸗ chior die Erklärung ab, daß die deutſche Regie⸗ rung gemäß dem Poungplan den Miniſterial⸗ direktor im Reichsfinanzminiſterium Graf Schwerin von Kroſigk ernannt habe, um dem Ausſchuß alle notwendigen techniſchen Erklä⸗ rungen bezüglich des Reichshaushaltes zu ge⸗ ben. Der Sonderausſchuß hat einen techniſchen Unterausſchuß eingeſetzt, der das von deutſcher Seite unterbreitete ſtatiſtiſche Material prüfen und mit den Beiträgen, die von anderer Seite beigebracht worden ſind, vergleichen ſoll. Die⸗ ſer Unterausſchuß, der ſchon heute abend zu⸗ ſammengetreten iſt, wird dem Sonderausſchuß ſeinen Bericht ſchon bald unterbreiten. Die nächſte Sitzung findet am Mittwoch vormittag ſtatt. Die Eiſenbahneroewerkſchaſten bei Reichsminiſter Treviranus enb. Berlin, 8. Dez. Reichsverkehrsminiſter Treviranus empfing heute Vertreter der Eiſen— bahnergewerkſchaften zu einer Ausſprache über die mit der bevorſtehenden Notverordnung zuſammen⸗ hängenden Fragen. Im Anſchluß an ausführ⸗ liche Darlegungen der Perſonalvertreter wies der Miniſter darauf hin, daß die Reichsregierung die Preisſenkungsaktion als Ganzes behandeln müſſe, und daß ſie erwarte, daß die bevorſtehenden ſtar⸗ ken Eingriffe in alle Wirtſchaftsbeziehungen zu einer der Senkung der Bezüge entſprechenden Ermäßigung der Lebenshaltungskoſten führen werde. Was die vorgebrachten Einzelwünſche an⸗ ginge, ſo ſei er gern bereit, bei freundſchaftlichen Verhandlungen mit der Hauptverwaltung(DR.) den Mittler zu machen. Weiter könne er bei der Bekannten rechtlichen Unabhängigkeit der Deut⸗ ſchen Reichsbahngeſellſchaft nicht gehen. Der Miniſter gab der Hoffnung Ausdruck, daß die allgemeine Auflockerung der Wirtſchaft, in deren Rahmen die große Tarifſenkung gehöre, im Verein mit den bekannten neueren verkehrs⸗ politiſchen Maßnahmen eine finanzielle Erleichte⸗ rung für die Reichsbahn bringen werde. Weitere intereſſante Ergebniſſe der Gemeindewahlen in Württemberg wib. Stuttgart, 8. Dez. Von den Gemeinde— ratswahl⸗Ergebniſſen am letzten Sonntag verdie⸗ nen die in den Induſtrieſtädten Schwenningen und Tuttlingen noch beſondere Beachtung. In Schwenningen erhielten die Sozialdemokraten zwei(fünf), die Demokraten 8(5), die Kom⸗ muniſten 3(1), Zentrum 1(1), die National⸗ ſozialiſten 3(—) Sitze. In Tuttlingen fielen auf das Zentrum 1(2), die Sozialdemokraten (6); Nationalſozialiſten 2(—), Bürgerliche (8), Kommuniſten 1(—), Chriſtlich⸗-Sazialer Volksdienſt 0 Sitze. In Tuttlingen ſind 16 Ge— meinderat lieder ausgetreten, aber nur 12 neugewä“ un Menſchen, auf deſſen Zügen ſich Empörung und Wut malten. „Laſſen Sie mich ſofort los!“ Franz Wittenborn verſuchte, die kräftig zu⸗ packenden Fäuſte abzuſchütteln. Der Wohnungsinhaber ſchob ſich zwiſchen die beiden. Aergerliche und ſpöttiſche Geſichter be⸗ obachteten geſpannt die Entwicklung dieſes Streites. Aber der junge Mann ſtieß den Hausherrn mit wuchtigem Stoße beiſeite. „Weg hier! Wer ſich'ranwagt, bekommt eine Maulſchelle, daß ihm Hören und Sehen vergeht! Ich habe hier nur mit dieſem Gau⸗ ner abzurechnen. Ihr andern macht lieber, daß ihr fortkommt, denn ich fühle es ſchon, der Wind weht aus dem Polizeiviertel, Herrſchaf⸗ ten, und wer von euch nicht koſcher iſt, ſollte ſich ſchleunigſt auf die Beine machen.“ Die meiſten wandten ſich ſchon der Tür zu. Er lachte ſcharf. Na alſo, weg mit euch!“ Der Hausherr hob beſchwichtigend die Hände gegen ihn. „Gehen Sie doch auch, mein Herr, ich bitte Sie dringend. Man kann nie wiſſen, wie ſo ein der Polizei.“ 5 Der junge Mann ſah ihn wütend an. „Halten Sie gefälligſt den Mund, wenn Gaunerbande!“ Bruſt. muteten Angreifer, einen jungen, ſehr großen dig zuſammengewinnen wollte.“ „Habt alle Dreck am Stecken, nicht wahr? Streit ausgeht, und ich glaube, es liegt Ihnen ſo wenig wie uns allen an Scherereien mit Sie nicht gefragt werden, Sie Oberbonze der Er ſtieß Franz Wittenborn derb vor die „Mein Geld her, Schuft, es iſt der Reſt von unterſchlagenem Geld, das ich wieder vollſtän⸗ Franz Wittenborn ſtand plötzlich eine ahn ſeiner Wohnung abgeſpielt. Faſt totgewürgt war er worden, einige tauſend Mark hatte der Angreifer mitgehen heißen und das Medaillon⸗ bild ſeiner Frau, die er ſo ſehr geliebt. Heute ließ er ſich nicht wieder würgen. Kräftig wehrte er ſich ſeiner Haut, aber er war den Fäuſten des jungen Herkules nicht gewachſen. Er fühlte ſchon, wie er matt wurde. Noch einmal ſpannte er Muskeln und Wil len aufs äußerſte an. In dieſem, dem erregteſten Augenblick de nerte es draußen gegen die Tür. Der Hause jammerte: „Die Polizei, um des Himmels willen Polizei!“ Der junge Menſch hatte plötzlich einen Ne— volver in der Rechten, in ſeinen Augen brannte Verzweiflung. Er legte auf Franz Wittenborn an, drückte ab, und augenblicklich ſtürzte der ehemalige Rechtsanwalt zu Boden. Doch mit letzter Kraft bäumte er ſich noch einmal auf. Ihm war es, als ſtehe da die ſchlanke, weißgekleidete Geſtalt ſeiner Frau mit grüßen, den Augen und winke ihm. Mit tiefem, wohligem Seufzer fiel Witten. born zurück, und ein ſeltſames Lächeln grub ſich in ſeine erſtarrenden Züge, das niemand ſah. Es blieb haften wie in Marmor einge— meißelt. Draußen donnerte es ſtärker gegen die Tür. Der junge Menſch richtete blitzſchnell die Waffe gegen ſich ſelbſt. Niemand wagte ſich an ihn heran, und auch der zweite Schuß traf gut.— N 1 f : Fortſetzung ſo liche Szene vor Augen, nur hatte ſie ſich in begriff, der es auf dem Geſicht des Toten Zum Code des Erzbiſchofs Dr. Fritz Freiburg, 7. Dez. Nachruf hat folgenden Wortlaut: Der hochwürdigen Geiſtlichkeit und den Gläu⸗ bigen machen wir tieferſchüttert die ſchmerzliche Mitteilung, daß neh Gottes unerforſchlichem Rat⸗ ſchluß unſer geliebter Oberhirte, Seine Exzellenz der Hochwürdigſte Herr Erzbiſchof und Metropolit Thronaſſiſtent Seiner Heiligkeit des Papſtes, nach kurzer ſchwerer Krankheit, ver⸗ ſehen mit den heiligen Sterbeſakramenten inmit⸗ ten aus ſeinem apoſtoliſchen Wirken und Sorgen Dr. Carl Fritz, in die Ewigkeit abberufen wurde. e Hochderſelbe entſchlief Gott ergeben heute am Vorabend des Feſtes der Unbefleckten Empfängnis Mariä nachmittags 4 Uhr im erzbiſchöflichen Pa⸗ lais unter den Gebeten der Mitglieder des erz— biſchöflichen Domkapitels und ſeiner nächſten Um⸗ gebung. Die feierliche Beiſetzung findet am Dienstag, vormittags 9 Uhr im hieſigen Münſter ſtatt. Wir laden die hochwür— diejenige der be— Beiſetzung unſeres Chorkleidung beizu— hochwürdigen Herren Geiſtlichen, die an den Beiſetzungsfeierlichkeiten ſich beteiligen, werden erſucht, um 8,30 Uhr ſich in der Konvikts— ven 15. Dezember 1931, dige Geiſtlichkeit, insbeſondere nachbarten Kapitel ein, der verſtorbenen Oberhirten in wohnen. Die kirche zu verſammeln. 8 Im„Anzeigenteil für die Erzdiözeſe Freiburg veröffentlicht das erzbiſchöf⸗ liche Dom⸗ und Metropolitankapitel einen Nachruf auf den verſtorbenen Erzbiſchof von Freiburg. Der Im Anſchluß an den Nachruf wird vom Dom⸗ kapitel u. a. verordnet, daß in jeder Pfarrlirche für die Seelenruhe des vepſtorbenen Oberhirten in der kommenden ſowohl dieſer Woche ein feierliches Seelenamt zu halten und in ſämtlichen Pfarrkir⸗ chen während der acht nachfolgenden Tage jeweils nach 12 Uhr ein Trauergeläute in drei Abſätzen zu veranſtalten iſt. Beileid der Staatsregierung. Karlsruhe, 7. Dez. hat der Staatsregierung heute telegraphiſch vom Ableben des Herrn Erzbiſchofs Dr. Karl Fritz Mitteilung gemacht. f Karlsruhe, 7. Dez. Der Staatspräſident hat an das erzbiſchöfliche Metropolitan-Kapitel zu Händen von Domdekan Exz. Burger folgendes Telegramm. gerichtet: Die Staatsregierung, tief erſchüttert über das unerwartete Ableben Sr. Exzellenz des Hochwür— digſten Herrn Erzbiſchofs, ſpricht dem Hochwürdig⸗ ſten Metropolitan⸗Kapitel die aufrichtigſte herzliche Anteilnahme aus. Erzbiſchof Karl Fritz wird in der badiſchen Landesgeſchichte fortleben als ein für ſeine Kirche in gleichem Maße wie für den Staat und die Wohlfahrt des Volkes unermüdlich tätiger Kirchenfürſt, deſſen Wirkſamkeit von rei— chem Segen begleitet war. Die Staatsregierung wird dem hohen Verblichenen allezeit ein ehrendes Andenken bewahren. Aus dem Leben des verſtorbenen Kirchenfürſten. Erzbiſchof Dr. Karl Fritz wurde am 20. Auguſt 1864 in Adelhauſen im Wieſental geboren. Nach dem Beſuch des Berthold-Gymnaſiums in Frei— burg bezog er die Univerſität Freiburg. In Frei— burg genügte er auch ſeiner Militärdienſtßpflicht beim Infanterie-Regiment 113. Am 12. Juli 1888 wurde er zum Prieſter geweiht. Von 1888 bis 1889 war der Verſtorbene Vikar in Oberkirch, 1889 bis 1896 bekleidete er die Aemter eines Vikars, Pfarrverweſers und Pfarrkurators in Mannheim. 1896 erhielt er die Pfarrei Bernau b. St. Blaſien. 1899 berief ihn Erzbiſchof Dr. Thomas Nörber als Kollegialmitglied in den Ka— tholiſchen Oberſtiftungsrat. 1911 wurde er zum Wirkl. Geiſtlichen Rat im Erzbiſchöflichen Ordi— nariat und zum Kanzleidirektor ernannt. Papſt zeichnete den verdienten Prieſter am 3. Fe— bruar 1913 durch die Verleihung der Würde eines päpſtlichen-Geheimkämmerers aus. Die Theolo— giſche Fakultät an der Univerſität Freiburg verlieh ihm die Würde eines theologiſche Ghrendoktors. Seit 1918 gehörte der Verſtorbene deu ersbiſchäf— Der lichen Domkapitel an. Eingeſandt. (Ohne Verantwortung der Redaktion.) 11. November 1931. An die Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim(eſſen) Ihren Brief vom 22. Oktober 1931, der am 27. ps. hier eintraf, wollen wir erſt heute beant- worten, da wir es vermeiden möchten, daß unſere heutigen Ausführungen während der Zeit der Wahl⸗ bewegung von politiſchen Parteien ausgeſchlachtet werden können. Wir legen Wert darauf, daß unſere heutige Stellungnahme der breiten Viernheimer Oeffentlichkeit bekannt gegeben wird, und wir bitten die Bürgermeiſterei, das Nötige veranlaſſen zu wollen. Zur Sache ſelbſt haben wir folgendes zu ſagen: Es iſt uns unverſtändlich, wieſo der Herr Bürgermeiſter und die Herren Stadtväter ſich durch unſer Schreiben vom 9. Oktober 1931 beleidigt fühlen konnten. Wir ſchrieben damals u. a.: „Es ſcheint uns, daß Sie wie immer den Ernſt unſerer Lage nicht verſtehen, wie überhaupt für induſtrielle Belange Ihrem Herrn Bürger- meiſter und Ihren Hercen Stadtvätern das nötige Verſtändnis an ſcheinend abgeht.“ In unſeren Ausführungen lag doch beſtimmt keine Beleidigung. Jedenfalls lag es uns fern, irgend jemand beleidigen zu wollen, insbeſondere in der heutigen widrigen Zeit einer Behörde gegen⸗ über, die Beſſeres zu tun haben müßte, als ſich wegen einer ſolchen Lapalie beleidigt zu fühlen. Bei der Unterredung mit dem Herrr Bürger- meiſter, die im Beiſein ſeines Sekretärs, Herrn Schmitt, geführt wurde, hat Herr Feibel betont, daß durch den hohen Kraftſtrompreis in Viernheim der Gemeinde Viernheim und auch uns ein gutes Geſchäft entgangen iſt. Wie damals mündlich aus- geführt, handelte es ſich um eine Gummiwarenfa⸗ brik, die im vergangenen Sommer ihren Betrieb mit dem unſrigen vereinigen wollte. Dieſelbe hat ſchwere Gummipreſſen, die bei einer Beſchäftigung einer großen Arbeiterzahl monatlich ca. 7000 Kwſt. Kraftſtrom verbraucht. Die Sache hat ſich durch den hohen Viern⸗ heimer Strompreis zerſchlagen. Wir überreichen Ihnen einliegend die Abſchrift eines Schreibens dieſer Firma, worin dieſelbe beſtätigt, daß ſie in den Saiſonmonaten Mk. 0.05, bis höchſtens 0.06, 9 Mk. in den ruhigen Monaten per Kwſt. bezahlt. Dagegen müſſen wir in Viernheim Mk. 0.14 ent⸗ richten, alſo mehr als das Doppelte wie jene Firma. Bei der oben angeführten Unterredung hat Herr Sekretär Schmidt überhaupt geglaubt, daß wir nur Mk. 0.12 per Kwſt. bezahlen. Mit einer Ermäßigung des Kraftſtrompreiſes um 1 Pfg. geben wir uns keineswegs zufrieden, 1 durch den hohen Strompreis, der unſere Spe⸗ ſen bedeutend erh wir gegen bedeutend erhöht, ſind wir gegen Konkurrenz⸗ firmen, die in Gemeinden mit einſichtigeren Stadt- vätern arbeiten, ſehr im Nachteil. Mit Ihrem Schreiben vom 10. Oktober 1931, das uns erſt am 15. vorigen Monats zuging, haben Sie wieder bewieſen, daß Ihre Strompreiſe für landwirtſchaft⸗ liche und nicht für induſtrielle Betriebe ausgearbeitet ſind, ſodaß unſere Vorwürfe ſich ſchon dadurch als gerechtfertigt erweiſen; denn alle Elektrizitätswerke ſind froh, wenn in den Abendſtunden nach Stillegen der meiſten Großverbraucher an induſtrielle Werke trotz des Mehrverbrauchs von Lichtſtrom noch viel Kraftſtrom verkauft werden kann. Dadurch, daß Sie den Lichtſtrom nicht ganz bedeutend ermäßigen wollen, haben wir jetzt ſchon angeordnet, daß in unſerer dortigen Fabrik möglichſt nur mit Tageslicht in den Wintermonaten, alſo kurz gearbeitet wird. Aber wir hoffen, daß Sie durch dieſe Zeilen endlich einſehen, daß Sie ſowohl bei dem Licht wie Krafſtrom uns erhebliche Nachläſſe gewähren müſſen. Wenn Sie durch Ihren eigenen Vertrag mit der O. E. G. an die hohen Sätze gebunden ſein wollten, ſo muß die Gemeinde eben dieſen Vertrag mit dem überteuerten Stromtarif aufheben. Jeden⸗ falls ſind wir nicht gewillt, fernerhin Schäden zu erleiden und durch die Nichtkonkurrenzfähigkeit zum Stillegen gezwungen zu ſein. In dieſem Falle leidet die ganze Gemeinde Viernheim Not; denn wir beſchäftigen 225 Viernheimer und haben in den vergangenen Monaten täglich faſt 1000 Mk nach dort geſandt. Wir glauben kaum, daß alle übrigen Werke dort zuſammen mitſamt der Land- wirtſchaft auf eine ſolche Auszahlungsſumme kom⸗ men. Wir fühlen uns nach den langen Jahren unſerer dortigen Tätigkeit mit der fleißigen und tüchtigen Viernheimer Einwohnerſchaft ſtark verbun- den. Wir möchten uns gerne weiter ausdehnen und bald Brot für weitere 100 Mädchen ſchaffen. Helfen Sie uns dazu! Legen Sie Ihren Kleingeiſt ab und reduzieren Sie die Strompreiſe wie die Gemeinde Meuſelwitz i/ Thür. auf die Hälfte. Wir danken Ihnen im Voraus, gleichzeitig im Namen unſerer geſamten Viernheimer Arbeiterſchaft, ergebenſt Levinger& Feibel Korſettfabrik. Aus Nah und Fern 1 Frankfurt a. M., 8. Dez. Liebesdrama. Montag abend wurden der arbeitsloſe 28jäh⸗ rige Gärtner Karl Möſer ſowie ein 19jähriges Mädchen in der Wohnung Möſers in Oberrad mit Gas vergiftet aufgefunden. Während Mö⸗ ſer bereits tot war, gab das Mädchen noch Lebenszeichen von ſich und wurde in Kranken⸗ haus gebracht. Möſer hatte vor etwa einem hal⸗ ben Jahr im Oſtpark ſeine Frau niedergeſchoſ⸗ ſen. Er kam damals mit einer verhältnismäßig geringen Strafe davon. die er ietzt antreten Weihbiſchof Dr. Burger Arbeitsloſenheer überſchreitet 5 Millionen Ende November 5057000 Arbeitsloſe— Die Zunahme dem jahreszeitlichen Charakter entſprechend wtb Berlin, 8. Dez. Die erwartete jahreszeitliche Verſchlechterung des Arbeits⸗ marktes iſt eingetreten. Die Zahl der Arbeitsloſen naym um rund 214000 zu und betrug am 30. November nach den vorläufigen Meldungen rund N 5 057 000. Die Zunahme liegt im Rahmen der Schätzungen der Reichsanſtalt. Sie beläuft ſich gegenüber dem Stande, mitte des Monats auf 4,4 Prozent. Der überwiegend jahreszeitliche Charakter ber Bewegung kommt in der Tatſache zum Ausdruck, daß die Zahl der Arbeitsloſen in den Saiſonberufen um 7,7 Prozent, in den übrigen Berichtsgruppen nur um 2,4 Prozent gegenüber dem Stande vom 15. November zugenommen hat. Seit dem ſommerlichen Tief⸗ ſtand war in dieſem wie im vorigen Jahre eine Zunahme der Arbeitsloſenzahl um etwa 1.1 Millionen zu verzeichnen. Der Stand der Arbeitsloſigkeit iſt jetzt ähnlich wie im Sommer um etwa 1,3 Millionen höher als zu den Vergleichszeiten des Vorjahres. Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger belief ſich am 30. November insgeſamt auf rund 2 772 000. Im einzelnen betrug ſie inder Arbeitsloſenverſicherung rund 1366 000. und hat ſeit Ende des Monats eine Steigerung um rund 118 000 erfahren; Hauptunterſtüt⸗ zungsempfänger in der Kriſenfürſorge wurden, nach einer Zunahme um rund 24000, Ende 3 des Monats rund 1 406 600 gezählt. ſollte“ Dieſer Umſtand ſcheint den Mann und ſeine Geliebte veranlaßt zu haben, gemeinſam aus dem Leben zu ſcheiden Frankfurt a. M., 8. Dez. Tödlicher Ver- kehrsunfall. Dienstag morgen kurz vor ſieben Uhr ereignete ſich an der Bremerſtraße, Ecke Fürſtenbergerſtraße, ein ſchwerer Ver— kehrsunfall. Ein Straßenbahnzug der Linie 17 fuhr in der Richtung zum Opernplatz und er— faßte an der Straßenkreuzung Fürſtenberger— ſtraße einen Radfahrer, der auf das Pflaſter geworfen wurde, erlitt ſchwere innere Verlet— zungen, die ſeinen Tod zur Folge hatten. Frankenthal. 8. Dez. Der Kaſſen⸗ ſchrank gefunden. Der gemeldete Kaſ⸗ ſenſchrankdiebſtahl hat inſoweit ſeine Aufklä⸗ rung gefunden, als ber Kaſſenſchrank ſowie der Handkarren im Willerſinn-Weiher bei Op⸗ pau aufgefunden worden ſind. Ob der Schran? erbrochen iſt, konnte noch nicht feſtgeſtellt wer— den, da er erſt aus dem Weiher herausge— ſchafft werden muß. Speyer, 8. Dez. Schmuggler. Geſtern nachmittag wurden der 18 Jahre alte ledige Johann Blauth und der verheiratete Eiſendre— her Johann Fritz, beide von Kaiſerslautern, hier feſtgenommen, als ſie hier und in Berg— hauſen geſchmuggeltes Zigarettenpapier auf dem Hauſierwege abſetzen wollten. Es wurde Strafanzeige erſtattet. Steinwenden, 8. Dez. In der Grube verunglückt. Auf Schacht 3 der Grube Fran— kenholz verunglückte der verheiratete Berg— mann Karl Müller von hier. Ein größeres Felsſtück löſte ſich und traf ihn in der Becken, gegend ſo unglücklich, daß er einen ſchweren Beckenbruch und Quetſchungen erlitt. Herxheim, 8. Dez. Unter ſchwerem Verdacht. Wegen Meineidsverdachts wurde dieſer Tage der Kaufmann Erwin Trauth in Haft genommen. Edigheim, 7. Dez.(Hungrige D iebe.) Diebe drangen hier in der Nacht auf Sonntag gewaltmäßig in die Anweſen der durchweg erwerbsloſen Familien Johann Ohlinger, K. Ohlinger, Adolf Mäurer und Jak. Braun 9 1 und ſtahlen aus den Haſenſtällen neun ſchlach.- reife Haſen. Die Spur der Diebe führte auf die Frankenthaler Landſtraße, ſodaß wahr⸗ ſcheinlich auswärtige Täter in Betracht Am die Meutegelung den Die Vertreter der Für Mittelſtand und Uleinwirt⸗ ſchaft Die Wirtſchaftsentwicklung der letzten Zeit hat neben vielen anderen Lehren auch die eine ge— bracht, daß das Beſtehen und Wohlergehen einer geſunden Klein- und Mittelwirtſchaft, alſo Bauernwirtſchaft, Handwerker, Handel, Kleinge— werbe uſw. unentbehrlich für die deutſche Volks— wirtſchaft iſt. So iſt es erfreulich, daß jetzt immer öfter und ſtärker von allen verantwortlichen und einſichtigen Stellen in Politik und Wirtſchaft auf die Notwendigkeit einer geſunden Entwicklung des Mittelſtandes und der Kleinwirtſchaft und und einer entſprechenden Wirtſchaftspolitik hinge— wieſen wird. Von größter Bedeutung für die Entwicklung der Klein- und Mittelwirtſchaft iſt ihre Kredit— verſorgung. Kleinwirtſchaft und Mittelſtand einerſeits, die in der gleichen Sphäre wirkenden Geldinſtitute(Sparkaſſen, Genoſſenſchaften) an— dererſeits haben dabei gegenſeitige Pflichten. Die Sparkaſſen, Genoſſenſchaften inſofern als ſie ge⸗ rade dieſen Wirtſchaftsſchichten ſtets ihre beſon⸗ dere finanzielle Unterſtützung zuzuwenden haben. Wie ſehr die Sparkaſſen dieſen Pflichten, deren Erfüllung ihnen geſetzlich und ſatzungsmäßig vor⸗ geſchrieben iſt, nachkommen, beweiſt die Tatſache, daß ſich die Geſamtzahl ausgeſprochener Klein— kreditnehmer einſchließlich der Kleinhypotheken— nehmer bei den deutſchen Sparkaſſen auf über zwei Millionen beläuft. Darum liegt es in eigenem Intereſſe der Kleinwirtſchaft, ihrerſeits die Geld— inſtitute zu fördern, die ihm beſonders helfen und in denen die örtliche Wirtſchaft einen m ei den Einfluß hat. Die Sparkaſſen verwalten iühen 1,5 Milliarden Wirtſchaftsgelder des Mittelſte des und der Kleinwirtſchaft. Je mehr ihnen das im Augenblick nicht benötigte Geld anvertraut, je weniger gehamſtert wird, umſo mehr Kredite können aufrechterhalten werden. Nach dieſer Ex— kenntnis gilt es zu handeln. Kleinwirtſchaft und Mittelſtand haben ihr Schickſal zu einem guten Teil in der eigenen Hand. Entfernung des häßlichen Zahnbelags? Ganz einfach: Man putzt die Zähne erſt mit der bekannten Chlorodont⸗Zahnpaſte und ſpült dann mit Chlorodont⸗ Mundwaſſer unter Gurgeln tüchtig nach. Tube 50 Pfg. Hüten Sie ſich vor minderwertig., billig. Nachahmungen neee 18 5 3 Länder bei den Verhandlungen im Stillhalte⸗Ausſchuß der Bank für Internationale Zahlungen in Baſel. Obere Reihe von links nach rechts: Dr. Melchior(Deutſchland), Riſt(Frankreich), Bene⸗ duce(Italien), der zum Vorſitzenden des Sonderausſchuſſes gewählt wurde.— Untere Reihe von links nach rechts: Francqui(Belgien), Steward(USA.), Layton(England).