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Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feierta i äg vnn ge.— Bezugspreis monatl. 0 1 lat ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achlſeltige illuſtrierte nd 5 t„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ r.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzei i i 7 legra: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Hüten Sle dle Selegenheit für Ihre Welnnachts-Ceschenke Morgen, Sonntag nachmittags 2 Uhr, findet in der Goetheſchule unſere Mitglieder⸗Verſammlung s ſtatt. Um reſtloſes Erſcheinen wird gebeten. „— Der Vorſtand: Mandel. Ar. 289 a Sebhard weber. 5 5„. 4%% 3 Weihnachts-Verkauf! 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Neu eingeführt wird die Beſteuerung des Einbringens von Gegenſtänden in das Inland. Dieſe Steuer dient nur dem Aus— gleich der Belaſtung der deutſchen Waren, die eine Umſatzſteuer tragen, mit den eingeführten Gegen— ſtänden(Ausagleichsſteuer). Ausgenommen von der Ausgleichsſteuer ſollen nur beſtimmte Roh⸗ und Hilfsſtoffe werden, die für die deutſche Pro⸗ duktion erforderlich ſind und im Auslande nicht oder in nicht ausreichender Menge erzeugt werden. Neben der Aenderung des Umſatzſteuerſatzes iſt die wichtigſte Aenderung auf dem Gebiete der Umſatzbeſteuerung die dem Reichsminiſter der Fi⸗ nanzen gegebene Ermächtigung, für beſtimmte Gegenſtände die Phaſenpauſchalierung einzuführen. Dieſe bedeutet im Gegenſatz zum jetzigen deutſchen Umſatzſteuerſyſtem, das jeden ein⸗ zelnen Umſatz erfaßt.(Mehrphaſenſteuer), die Zu⸗ ſammenfaſſung der Beſteuerung mehrerer oder aller Umſätze in einer Phaſe. Dieſe Phaſenpau⸗ ſchalierung dient auch zu einer Gleichſtellung der mehrſtufigen mit den konzentrierten Betrieben und behebt ſo einen immer wieder der deutſchen Um— ſatzſteuer gemachten Vorwurf, daß ſie die Betriebs⸗ konzentration begünſtige. Es iſt beabſichtigt, die Phaſenpauſchalierung zunächſt auf dem Gebiete der Textilwirtſchaft einzuführen. In Verbindung mit dem Phaſenpauſchalierungs— ſyſtem ſteht eine Abänderung der Ausfuhrvergü⸗ tung. Sie iſt ſo vorgeſehen, daß bei Waren, bei denen die Phaſenpauſchalierung eingeführt iſt, nicht nur die letzte Umſatzſteuerquote vor der Aus⸗ fuhr vergütet wird, ſondern auch die weitere innere Vorbelaſtung an Umſatzſteuer. Bei den in Betracht kommenden Unternehmun⸗ gen wird die erhöhte Umſatzſteuer vom 1. Januar 1932 ab 2,5 Prozent betragen, jedoch für Liefe⸗ rung von Getreide, Mehl und Backwaren, wie bis⸗ her 1,35 Prozent. Von den Mehraufkommen, das auf das Jahr mit 900 Millionen Reichsmark ver⸗ anſchlagt wird, erhalten die Länder und Gemein⸗ den 30 Prozent. Das Kapitel 7 enthält ferner Vorſchriften über die Einkommenſteuer⸗ vorauszahlung. Die am 10. April 1932 fälligen Vorauszah⸗ lungen auf die Einkommenſteuer und Körperſchafts⸗ ſteuer ſollen auf den 10. März 1932 vorverlegt werden. Auch die im Rechnungsjahre 1932 fällig werdenden Vorauszahlungen ſind nach näherer Beſtimmung des Reichsfinanzminiſters entſprechend früher zu zahlen. Des weiteren berichtet das Kapitel 7 von den Vorſchriften über die Reichsfluchtſteuer. Durch dieſe ſoll nicht die volkswirtſchaftlich gerecht⸗ fertigte Auswanderungsbewegung beeinflußt wer⸗ den. Es ſollen alſo nicht die Perſonen betroffen werden, die in der deutſchen Heimat einen aus⸗ mmlichen Lebensunterhalt nicht finden und nun⸗ ehr in fremde Länder ziehen, um dort etwa als Koloniſten anſäſſig zu werden. Gbenſowenig ſol⸗ len die Deutſchen nicht davon betroffen werden, die im Intereſſe deutſcher Firmen ins Ausland Vielmehr ſollen durch die neuen Vorſchriften nur die Perſonen betroffen werden, die beſonders leiſtungsfähig ſind und aus Gründen, die volks⸗ wirtſchaftlich nicht gerechtfertigt ſind, ihren Wohn— ſitz ins Ausland verlegen. Demgemäß beſchränken ſich die Vorſchriften auf deutſche Staatsangehörige, die am 1. Januar 1928 oder am 1. Januar 1981 ein ſteuerpflichtiges Geſamtvermögen von mehr als 200 000 Mark oder im laufenden oder in den beiden vorangegangenen Steuerabſchnitten ein Ein⸗ kommen von mehr als 20 000 Mark gehabt haben. Die einmalige außerordentliche Steuer, die dieſen Perſonen auferlegt werden ſoll, iſt auf ein Viertel des geſamten ſteuerpflichtigen Vermögens bemeſſen. Nur diejenigen Deutſchen ſollen der Steuer unterliegen, die in der Zeit vom 1. April 1981 bis 31. Dezember 1932 ihren Wohnſitz ins Ausland verlegt haben oder verlegen werden. Um die Beitreibung der Reichsfluchtſteuer zu ſichern, ſind in der Verordnung Steuerſteckbriefe, die das Finanzamt gegen die Steuerpflichtigen er— laſſen ſoll, und Strafbeſtimmungen(Freiheits⸗ ſtrafe, Geldſtrafe) vorgeſehen. Im Zuſammenhang mit den Vorſchriften über eine Reichsfluchtſteuer ſind u. a. folgende Maßnahmen gegen Kapital- und Steuerflucht vorgeſehen. Leitende Angeſtellte von deutſchen Un⸗ ternehmen, wenn ſie formell ihren Wohnſitz im Ausland haben, aber trotzdem im Inlande die Geſchäfte führen, ſollen ſo behandelt werden, als wenn ſie ihren gewöhnlichen Aufenthalt im In⸗ lande haben, d. h., ſie ſollen unbeſchränkt ſteuer⸗ pflichtig ſein. Das gleiche gilt auch für die Auf⸗ ſichtsratsmitglieder, die im Auslande wohnen, aber vertragsweiſe oder vorübergehend die Geſchäfte eines Vorſtandsmitaliedes im Inlande führen. In den neuen Vorſchriften iſt ferner ausdrück⸗ lich klargeſtellt, daß Beträge für die Ueberlaſſung von literariſchen, künſtleriſchen und gewerblichen Urheberrechten ſowie von gewerblichen Erfahrungen, die an im Ausland wohnende Perſonen gezahlt werden, der deutſchen Beſteuerung unterliegen. Zur Wieder— einführung der Steuer für ſolche Wertpapierge— ſchäfte, die die Banken in ſich ausgleichen, wird u. a. ausgeführt, daß ſeit dem 1. Januar 1924, wo die Steuer außer Hebung geſetzt wurde, die Banken ihren Kunden Börſenumſatzſteuer und Mak— lergebühr auch dann berechnet haben, wenn die Auf— träge zum An- und Verkauf gleicher Papiere in ihrem Büro kompenſiert wurden. Von den Banken ſei aber weder die Steuer an das Reich noch die Curtage an den Makler abgeführt worden. Die Verordnung will dem Reiche die entgangenen Steuerbeträge wieder zuführen. Die einfache Steuer ſoll aber nur dann erhoben werden, wenn die Bank die Dienſte eines Kursmaklers in An⸗ ſpruch nimmt. Kompenſiert die Bank aber nach wie vor in ihrem Büro, ſo ſoll ſie verpflichtet ſein, eine weſentlich höhere, auch die Curtage umfaſſen⸗ de Steuer zu entrichten. Dadurch ſollen die Ban⸗ ken veranlaßt werden, die Geſchäfte an die Bör⸗ ſen zu bringen. Beſchrönkte Realſteuerſperre für notleidende Gemeinden Die Notverordnung vom 1. Dezember 1930 ſah für das Rechnungsjahr 1931 neben einer Real⸗ ſteuerſenkung auch eine Realſteuerſperre in der Weiſe vor, daß eine Erhöhung der Realſteuerſätze über den Stand vom 81. Dezember 1930 ausge⸗ ſchloſſen war. An dieſer Realſperre ſoll auch wei⸗ terhin grundſätzlich feſtgehalten werden. Im In⸗ tereſſe von Gemeinden, die infolge des Wegfalles von Einnahmen aus Grundbeſitz, Forſten uſw. notleidend geworden ſind, ſieht jedoch die Notver⸗ ordnung für das letzte Viertel des Rechnungsjah⸗ res 1931 für die Gemeinden, deren Realſteuer⸗ ſätze unter dem Landesdurchſchnitt liegen, die Mög⸗ lichkeit einer Erhöhung bis zum Landesdurchſchnitt Der neue Reichsetat Auf Grund der vorher erörterten Gtatsmaß⸗ nahmen ergibt ſich folgendes Bild: Der im Sep⸗ tember von der Reichsregierung erneut aufgeſtellte Haushalt für 1981 ſchließt im ordentlichen und außerordentlichen Haushalt auf der Ginnahme⸗ und Ausgabeſeite mit 9 150 000 000 Mark ab. 1930 betrugen die Geſamtausgab. 11985 000 000 Mark. Somit iſt der Ausgabenſtand um faſt drei Milliarden geſunken. Etwa zur Hälfte beruht dieſe Senkung auf der Verminderung der Repara⸗ tionszahlungen infolge des Hooverjahres. Bei den Einnahmen iſt mit einem Minderaufkommen von rund 850 000 o Mk. gegenüber 1930 gerechnet worden. Nach den Aufkommenergebniſſen in den Monaten September bis November muß mit einem weiteren Ausfall von rund 200 Millionen im Jahre 1981 gerechnet werden. Dazu kommt, daß angeſichts der Kapitalmarktlage der Erlös aus dem Verkauf von 150 Millionen Reichsbahnvorzugs⸗ aktien nicht aufkommen wird. Der ſich ergebende Fehlbetrag wird durch den Münggewinn und durch die Kürzung der Gehälter vom 1. Januar ab, ſo—⸗ wie durch die Erhöhung der Umſatzſteuer auf zwei Prozent und die Vorverlegung der Einkommen⸗ ſteuerzahlung his April auf den März gedeckt. So⸗ mit iſt der Haushalt des Reiches geſichert, auch wenn die für Unterſtützung der durch Wohlfahrts— erwerbsloſenlaſten beſonders betroffenen Gemein— den vorgeſehenen 230 Millionen nicht ausreichen ſollten. Die vom 1. Januar ab vorgeſehene weitere Gehalts- und Lohnſenkung bei den Beam⸗ ten, Angeſtellten und Arbeitern beträgt 10 Prozent. Der Haushalt für 1932 würde ſich, wenn die Reparationslaſt die gleiche bleibt, auf der Ein⸗ nahmeſeite auf 7830, auf der Ausgabeſeite auf 8790 Millionen belaufen. Dabei iſt davon aus⸗ gegangen, daß das Steueraufkommen gegenüber dem Iſt⸗Ergehnis von 1930 um rund 194 Mil⸗ liarde zurückbleiben wird. Der Fehlbetrag von 960 Millionen ſoll durch die Erſparniſſe infolge der Gehalts- und Lohnkürzungen in Höhe von rund 200 Millionen und durch die rund 570 Millionen aus der Erhöhung der Umſatzſteuer gedeckt werden. Der verbleibende Fehlbetrag von 60 Millionen wird durch weitere Erſparniſſe bei den ſachlichen Ausgaben gedeckt, die ſich infolge der Miets⸗Preis⸗ und Zinsſenkung erzielen laſſen. Der Etat 1932 würde damit auf Einnahme und 8580 Millionen abſchließen, das bedeutet gegenüber 1930 eine Senkung um rund 3 ½ Milliarden. Schutz des inneren Friedens Als letztes Kapitel beſchäftigt ſich das Kapitel 8 der amtlichen Verlautbarung mit den Maßnahmen zum Schutz des inneren Friedens. Im erſten Ab⸗ ſchnitt wird zu den Vorſchriften über den Waffen⸗ mißbrauch ergänzend feſtgelegt, daß in gefährdeten Vezirken die Anmeldung von Waffen aller Art und wenn nötig auch die Ablieferung der Waffen ver⸗ langt werden kann. Der Erwerb von Schußwaffen wird erſchwert, die Herſtellung von Hieb⸗ und Stoßwaffen ſowie der Handel damit iſt genehmi⸗ gungspflichtig. Gegen den verbotenen Waffen⸗ handel ſind die bisherigen Strafvorſchriften erheb⸗ lich verſchärft worden. Im zweiten Abſchnitt wird auf das Ueberhand⸗ nehmen der politiſchen Verhetzung und der damit verbundenen Ausſchreitungen hingewieſen, die häu⸗ fig durch von Privatperſonen getrag. Uniformen u. Abzeichen verurſacht wurden. Reichspräſident und Reichsregierung ſeien daher entſchloſſen, das Tra⸗ gen von Uniformen und Abzeichen politiſcher Ver⸗ bände mit ſofortiger Wirkung ohne jede Ausnahme für das ganze Reichsgebiet zu verbieten. Der dritte Abſchnitt erläutert die Vorſchriften zur Verſtärkung des Ehrenſchutzes für im öffentlichen Leben ſtehende Perſonen, einer⸗ lei, welcher politiſchen Partei ſie angehörten. Zu der neuen Notverordnung nen Beleidigungsparagraphen des Strafgeſetzbu⸗ ches verſchärft werden, indem bei leichtfertiger Behauptung nicht erweisbarer Tatſachen, die geeig⸗ net ſind, dieſe Perſonen des notwendigen äffent⸗ lichen Vertrauens unwürdig erſcheinen zu laſſen, die Mindeſtſtrafe auf drei Monate und bei ver⸗ leumderiſcher Beleidigung auf ſechs Monate feſt⸗ geſetzt wird. Außerdem ſoll auf eine Buße an die Staatskaſſe bis zu 100 000 Mark erkannt werden können. Im vierten Abſchnitt wird ſchließlich mitgeteilt, daß zur Wahrung des Weihnachtsfriedens bis zum 3. Januar 1932 alle öffentlichen politiſchen Ver⸗ ſammlungen und Aufzüge verboten ſind, ebenſo wird die Verbreitung von Plakaten und Flugblät⸗ tern politiſchen Inhalts unterſagt. Schlußdemerkung In der Schlußbemerkung wird dann u. a. aus⸗ geführt: Die Reichsregierung iſt überzeugt, daß die angeordneten Maßnahmen in ihrem unlös— lichen Zuſammenhang der Wirtſchaft Erleichterun⸗ gen bringen und eine Feſtigung ihrer Baſis, die die Opfer weit überſteigen. Das jedoch nur dann, wenn das geſamte Volk in voller Erkenntnis der unge⸗ heuren Schwere der Zeit und der unmittelbar drohenden Gefahren dem Wege folgt, den die Reichsregierung vorzeichnet. Die Verantwortung dafür, daß das Ziel erreicht wird, trifft das deut⸗ ſche Volk in ſeiner Geſamtheit und jeden Einzel⸗ nen. Er muß erkennen, daß nicht Willkür die Ve⸗ ſtimmungen diktiert, ſondern die harte Notwendig⸗ keit. Ihr muß er ſich fügen, wenn ihm auch zu⸗ nächſt daraus Opfer erwachſen. Der Schaden, der dadurch für ihn und alle entſtünde, wenn mangels verantwortungsbewußter Mitarbeit aller die Schaffung einer neuen und ſoliden Baſis für das Wirtſchaftsleben nicht erreicht würde, wäre unend⸗ lich größer als die Opfer ſelbſt. Reins-Yrozeßz enb. Berlin, 10. Dez. In der weiteren Verhandlung des Prozeſſes gegen Reins, ſeine Mutter und ſeine Schweſter wurde Frau Ida (die Mutter) vernommen. Sie beſtreitet, von der Tat ihres Sohnes gewußt zu haben. Ferner wurden die Gerichtsärzte Profeſſor Fränkel und Freiherr von Mahrenholtz ver⸗ nommen, die nach dem Obduktionsbefund die Schilderung des Angeklagten über den Her⸗ gang der Tat für möglich halten. Der Tod des Geidbriefträgers iſt durch Erwürgen einge⸗ treten; ſeine Naſe war zertrümmert. Die Leiche wies an Kopf, Geſicht und Händen Kampfverletzungen auf. In der Freitaas⸗Sitzung im Mordprozeß Reins wurden mehrere Leumundszeugen ge⸗ hört, ſo zwei Freunde von Reins, die ihn als anſtändigen und ſparſamen Menſchen ſchil⸗ derten. Als erſter Sachverſtändiger wurde Oberpoſtrat Bödke über die Perſönlichkeit des ermordeten Geidbriefträgers Schwan vernom⸗ men. Ueber die Wirkung der Arbeitsloſigkeit auf die Psychologie mancher Menſchen unter beſonderer Berückſichtigung des Falles Reins ſprachen dann drei weitere Sachverſtändige. Sklarek⸗ Prozeß Berlin, 12. Dez. Im Laufe des Sklarek⸗ prozeſſes wurde Stadtrat Beneke vernommen, der bekanntlich zunächſt gleichfalls der paſſiven Beſtechung in dieſer Affäre angeklagt, ſpäter aber außer Verfolgung geſetzt worden war. Seine Vernehmung als Zeuge endete damit, daß der Vorſitzende die Befragung als wertlos abbrach u. ihn auf Antrag der Staatsanwalt⸗ gehen, um den Export zu fördern. vor. dieſem Zweck ſollen die Strafrahmen der allgemei⸗ ſchaft wegen Verdacht der Teilnahme unver⸗ eidiat ließ. 5 N a kellen. enb. Baſel, 14. Dez. Allgemein beſteht hier der Eindruck, daß die Beratungen des Sonder⸗ ausſchuſſes, der die Zahlungsfähigkeit Deutſch⸗ Ends zu prüfen hat, jetzt in das entſcheidende Stastum gelangt ſind. Darauf deutet insbe- ſondere die rege Tätigkeit, die trotz des Wo⸗ chenendes am Samstag und Sonntag hier zu verzeichnen war. Der Ausſchuß hat zwar am Samstag und Sonntag keine Vollſitzungen abgehalten, dafür hat aber der mit der ſtati— ſtiſchen Prüfung des dem Ausſchuß vorgeleg— ten Zahlenmaterials beauftragte Unteraus⸗ ſchuß ain Samstag und Sonntag nachmittag gearbeitet. Vor allem haben aber in den bei⸗ den leiten Tagen eine Reihe von privaten Beſprechungen ſtattgefunden, in denen die unbſützlichen und entſcheidenden Fragen an⸗ geſchnitten worden ſein dürften. Die materielle Unierſuchung des Ausſchuſſes über das von Deulſchland beigebrachte Material iſt größten⸗ teils bereits durchgeführt. Es bleiben jetzt eigentlich nur noch übrig die Lage der Reichsbahn, die am Montag beſprochen wer— den wird, und vielleicht noch eine Erörterung über die allgemeine Einwirkung der Repara— lionen auf die wirtſchaftliche Kriſe in den einzelnen Ländern und in der Welt. Damit iſt der erſte Teil der Aufgaben des Auſchuſſes erledigt und es erhebt ſich nunmehr die wichtige Frage, welche Schlußfolgerungen ſich aus der Unterſuchung ergeben und in wel⸗ cher Form das Ergebnis an die Regierungen weiter geleitet werden wird. Kurz geſagt: Man ſteht jetzt vor der wichtigen Frage des Ausſchußberichtes. Dieſe Frage dürfte am Sonntag und Samstag in den privaten Beſprechungen erörtert wor— den ſein. An dieſen Beſprechungen waren die erſten Hauptdelegierten beteiligt. Am Sams⸗ lag nachmittag hatte der Vorſitzende Prof. Be⸗ neduce eine Reihe Delegierter zu ſich in ſein Hotel gebeten. Am Sonntag fand eine gemein⸗ ſame Beſprechung Riſt's(Frankreich), te⸗ warts(Amerika), Laytons(England) mit dem Vorſitzenden Prof. Beneduce ſtatt. Der deutſche Delegierte Dr. Melchior hatte gleich— falls Beſprechungen mit anderen Deegierten u. a. mit dem engliſchen Vertreter Layton. Was den Ausſchußbericht angeht, ſo ſcheint bei den meiſten Ausſchußmitgliedern die An⸗ ficht vorzuherrſchen, daß mit der Ausarbei⸗ tung um die Mitte der Woche begonnen wer⸗ den kann. Abgeſehen von der franzöſiſchen De⸗ legation, die die Formulierung des Berichtes einer zweiten Tagung des Ausſchuſſes zu An⸗ ſang des neuen Jahres vorbehalten möggte, ſcheint der Ausſchuß die Abſicht zu haben, wenn es irgendwie geht, bis zum 23. Dezem⸗ ber mit den Arbeiten fertig zu werden. Es iſt nach ſeiner Anſicht ohne weiteres möglich, bis zu dieſem Termin den Bericht fertig zu N Man ſcheint ſich bereits dahin geeinigt zu haben, die Redaktion nicht, wie im Wiggin⸗ Ausſchuß, in die Hände eines ein, gen Mit⸗ gliedes zu legen, ſondern damit ein Redak⸗ tionskomitee zu beauftragen und man ſpricht davon, daß dieſes Komitee fich aus Riſt (Frankreich), Layton(England) und Melchior (Deutſchland) zuſammenſetzen wird. Wie ver⸗ lautet, iſt der allgemeine Rahmen des Verich⸗ tes am Sonntag unverbindlich in einer Be⸗ prechung, die Riſt, Layton, Stewart und Be⸗ neduce hatten, beſprochen worden, u. es heißt, daß die drei erſtgenannten Perſonen von dem Vorſitzenden des Ausſchuſſes gebeten worden lind, ihm bis Dienstag einen Rahmenentwurf vorzulegen. e n ee g Es verdient noch erwähnt zu werden, daß Geheimrat Schmitz von den J. G. Farbenwer⸗ len, der ſich zurzeit in Baſel aufhält, als Ex⸗ 1 an den Vollſitzungen des Ausſchuſſes teil⸗ mmt. ee eee e Ne 1,5 Millionen Wohlfahrtserwerbsloſe denb Berlin, 14. Dez. Die Zahl der Wohl⸗ fahrtserwerbsloſen iſt, wie der Deutſche Städte⸗ tag mitteilt, im November wieder ſtark geſtiegen. Allein in den Städten mit mehr als 25 000 Ein⸗ wohnern betrug der Zuwachs rund 62 000, das iſt 6,5 Prozent des Standes an Ende des Vor- monats. Für die Geſamtheit der Gemeinden und Gemeindeverbände iſt demnach der Zuwachs auf mehr als 90 000 zu beziffern, ſodaß die Ge⸗ ſamtzahl der Wohlfahrtserwerbsloſen am 30. November 1931 rund 1,5 Millionen betrug. Das amerikaniſche Parlament und die Pläne der Regierung wib Waſhington, 13. Dez. In längeren Be— ſprechungen, die der Unterſekretär des Schatz⸗ amtes geſtern mi Parlamentariern abhielt, konn— te er feſtſtellen, daß ſich ihre Ovpoſition nicht ge⸗ gen das Moratorium richtet. Vielmehr verübelt man es Hoover, daß er den Kongreß nicht ſchon im Sommer zu einer Sondertagung einberufen hat, bei der das Moratorium ſofort ratifiziert worden wäre. Man will ſich daher jetzt abſicht⸗ lich Zeit laſſen und haf aus dieſem Grunde ſo— gar die Annahme einer Entſchließung abgelehnt welche feſtſtellen ſoilte 5 a rungen ihre am 15. Dezember fälligen Raten nicht zu zahlen brauchen, obwohl das Morato— rium hier noch nicht ratifiziert iſſ. Darüber hi' wib. Hamburg, 14. Dez. burger Dom, kurz vor Abſchluß des Weihnachts⸗ marktes, kam es am Sonntag Abend gegen 19 Uhr zu ſchweren Zuſammenſtößen zwiſchen Anhän⸗ gern der KPD. und einem Polizeipoſten von fünf Mann. Die Kommuniſten hatten verſucht, aus der über den Platz wogenden Menſchenmenge heraus einen Demonſtrationszug zu bilden. Auf dem Po⸗ dium vor den verſchiedenen Schauſtellerbuden er— ſchienen plötzlich Kommuniſten, die Anſprachen an die Menge hielten, Rufe gegen Brüning ausbrach⸗ ten und ſchließlich die Internationale anſtimmten. Raſch hatte ſich ein Zug von vielen hundert Per— ſonen formiert. Als die Domwache dem Zuge ent⸗ gegen trat, kam es zu Tätlichkeiten, bei denen auch Auf dem Ham⸗ daß die alliierten Regie⸗ ſer Zuſatzantrag nicht beſchloſſen werden. Außenminiſter Stimſon hat bereits angedeu⸗ tet, man erwarte nicht. U betrachten. N er 17 100 r In Regierungskreiſen hofft man zuverſichtlich daß ſich die augenblickliche Mißſtimmung in wei⸗ teren Konferenzen allmählich beſeitigen laſſen wird. Hingegen hat man ſich angeſichts der unfreundlichen Stimmung im Bundeskongreß entſchloſſen, die Frage der Errichtung einer Kriegsſchuldenkommiſſion bis nach Neujahr zu verſchieben. Cetzte Radiomeldungen Untergang eines italieniſchen Marineſchleppers. wib. Rom, 14. Dez. Der „Teſeb“ von der italieniſchen Kriegsmarine iſt in der Nähe der Küſte von Sardinien geſunken. Ein Mann der Beſatzung iſt ertrunken. Kataſtrophe bei einer Hochzeit. wib. Nerac, 14. Dez. der Feier einer Dorfhochzeit brach der Boden des Saales ein, in dem die Hochzeitsgeſellſchaft tagte. Die Hoch⸗ zeitsgeſellſchaft ſtürzte vier Meter in die Tiefe. Bei ſchwer. Blutige Suſammenſtöße auf dem Hamburger Dom Ein Toter, vier Schwerletzte loſem Zuſtande darnieder. Steine und Eiſenſtſicke gegen die Beamten geſchleu⸗ ö dert wurden. Nach einigen Schreckſchüſſen feuer— ten die Beamten ſcharf in die Menge, wobei ein Mann getötet, vier Perſonen ſchwer und eine An⸗ zahl leichter verletzt wurden. Nach etwa 1 Stunden war die Ruhe wieder hergeſtellt. Amtlich wird dazu berichtet, daß die Polizei von den Teilnehmern der Demonſtration angegriffen mit Latten geſchlagen und Steinen beworfen wur⸗ de, als ſie einen Redner feſtgenommen hatte, ſodaß die Beamten ſchließlich von der Schußwaffe Ge⸗ brauch machen mußten. Tödlich verletzt wurde der 22 Jahre alte in Altona wohnhaft geweſene Karl Wittrock. Der eine Redner und vier andere Demonſtranten konnten feſtgenommen werden. N —. N 0 N* 2 2 bis 45 2 8 Ker ELI PREIsN We ARKENVVAEEN hhõ.n 9 20 Jyermieſengdg N 0 0 5 4 %ige. 8 N N S W 8 e 8 N I peaſidenten, die neben ſchweren Laſten 195 Was die neue Notverordnung brinat Unſere Darſtellung veranſchaulicht die wichtigſten Punkte der neuen Notverordnung des Reichs⸗ Aide ch n für jede Schicht der Bevölkerung wie Senkung der Preiſe, der Gübertariſe und der Mieten, in Ausſicht ſtellt. n 5 daß die Alliierten 5 am 15. Dezember zahlen werden, und man ö werde ſie dann nicht als in Verzug befindlich Hochſeeſchlepper; Etwa 50 Perſonen wurden dabei verletzt, davon 10 der Schwerverletzten legen in hoffnungs⸗ nach dem Hoſpital gebracht werden mußte. Tagesnachrichten Orkan an der algeriſchen Küſte. wtb. Biſerta, 14. Dez. An der algeriſchen Küſte wütet ſeit Samstag ein außergewöhnlich hef⸗ ger Sturm. Ein mit ſieben Mann beſetztes ita⸗ lieniſches Seebvot kenterte, doch konnte die Beſat— zung gerettet werden. Die meiſten der im Hafen verankerten Fiſcherboote wurden beſchädigt. Drei Hänſer ſind durch den Sturm umgeriſſen worden. Der Telephonverkehr mit Tunis iſt unterbrochen Re der Eiſenbahn⸗ und Straßenverkehr Kampf zwiſchen amerikaniſcher Polizei und entſprungenen Gefangenen. wtb. Leavenworth(Kanſas), 13. Dez. Sechs Gefangene, die ſich heimlich Waffen verſchafft hat— ten, zwangen den Gefängnisdirektor, ihnen das Tor zu öffnen und entflohen in einem Auto. Die Polizeimannſchaft, die ihnen ſofort nachge— ſandt wurde, verhaftete drei der Flüchtlinge, von denen zwei beim Widerſtand gegen ihre Feſtnahme verwundet wurden. Die drei anderen fand man tot in einem Gehöft, in welchem ſie ſich verſchanzt hatten. Man nimmt an, daß ſie Selbſtmord be— gangen haben. Eine vierköpfige Familie aus Wirtſchafts⸗ ſorgen in den Tod gegangen. wib. Bremen, 13. Dez. Die Familie des Formers Reimers, beſtehend aus den beiden Ehe— leuten und zwei Kindern im Alter von 10 und 3 Jahren, wurden geſtern früh durch Gas vergiftet tot aufgefunden. Wiederbelebungsverſuche blieben erfolglos, da bereits Leichenſtarre eingetreten war. Aus hinterlaſſenen Briefen geht hervor, daß wirt— ſchaftliche Sorgen die Familie in den Tod getrieben haben. Franzöſiſches Kanonenboot vermißt. witb. Bone,(Algier), 13. Dez. Ein kleines Kanonenboot, das von einem Marineſchlepper an der algeriſchen Küſte entlang geſchleppt wurde, trieb ab, als das Schlepptau riß. Das Kanonen⸗ bvot wird ſeither vermißt. An Bord befanden ſich 13 Matroſen. Man befürchtet, daß das Schiff im Golf von Bone geſunken iſt. Eine halbe Million ſchwediſcher Krouen geraubt. witb. Stockhorm, 13. Dez. In einem Steuererhebungsbüro wurde in der vergange⸗ nen Nacht ein frecher Einbruchsdiebſtahl ver⸗ übt. Als man am Samstag Morgen den Geld⸗ ſchrant öffnete, fehlte aus einem Fach ungefähr eine halbe Million Kronen. Die Diebe haben wahrſcheinlich einen Nachſchlüſſel benutzt, da 2 1 n R i 2 1 1 l 10 2 5 N 3. Jan. VERSANAFHUNe VERBOTEN 1 0 15257 auch Erleichterungen, der Schrank keine Beſchädigungen aufwies. Von den Einbrechern fehlt jede Spur. Verleger Johann Gremm geſtorben. Mannheim, 14. Dez. Am Sonntag nachmit— tag iſt der Buchdruckereibeſitzer Joh. Gremm, Verleger des„Neuen Mannheimer Volksblat⸗ tes“, nach kurzer Krankheit infolge Herz— ſchlages verſtorben. Gremm ſtand im 70. Le⸗ bensjahr. Die Weſtfäliſche Straßenbahn Gmbh. vor dem Konkurs. ü witb. Bochum, 14. Dez. Die ſeit Beginn dieſes Jahres ſchwebenden Verhandlungen über die Sanierung der Weſtfäliſchen Stra⸗ ßenbahn GmbH. in Bochum⸗Gerthe ſind nun⸗ mehr endgültig an dem Widerſtand eines hol⸗ ländiſchen Gläubigers der Geſellſchaft, der von den als Bürgen haftenden Geſellſchaftern die volle Zahlung ſeiner Forderung am Fäl- ligkeitsage verlangte, geſcheitert. Dadurch iſt der Konkurs der Weſtfäliſchen Straßenbahn Gmbh. unvermeidlich geworden und die Ge⸗ ſchäftsführung hat ſich auch zu den vor längerer Zeit von der Stadt Bochum geſtellten Kon⸗ kursantrag entſchloſſen. An dem Weiterbe— trieb des Straßenbahnverkehrs wird duru, die Konkurseröffnung nichts geändert. Bünte Seitung Eine halbe Million Francs für vier Brief⸗ marken. In Bordeaux hat ein Briefmarkenſammler einen Fund gemacht, der ganz dazu angetan iſt, in philateliſtiſchen Kreiſen lebhaftes Inte⸗ reſſe zu erregen. Er hat nämlich vier fran⸗ zöſiſche Marken zu 1 Franc von hellroter Far⸗ be entdeckt, die im Jahre 1849 ausgegeben wurden, und deren Marktwert ſich heute um die Grenze von einer halben Million Francs bewegt. Das große Bridgeduell— Amerikas Ta gesproblem. Für viele Millionen Amerikaner ſind im Augen— blick die großen politiſchen und wirtſchaftlichen Probleme des Landes über den Plänkeleien der Entſcheidungsſchlacht zwiſchen den beiden wider— ſtreitenden Schulen des Kontraktbridges vollſtändig in den Hintergrund getreten. Sidney Lenz, der das Whiſtſpiel, aus dem das Bridge hervorgegan— gen iſt, bei den britiſchen Offizieren in Indien er⸗ lernte, ſpielt ſein Syſtem gegen das von Ely Cul⸗ bertſon, eines Sohnes des amerikaniſchen Inge— nieurs ſchottiſcher Abkunft und einer ruſſiſchen Mutter, aus, das als Kontrakt-Bridge volkstümlich geworden und von England und Amerika aus die ganze Kulturwelt erobert hat. Nach monatelangen theoretiſchen Zänkereien hat jetzt Lenz das Ange⸗ bot Culbertſons angenommen, der 3500 Dollars gegen 700 Dollars wettet, daß er bei einem Wett- ſpiel die größte Anzahl von Stichen machen wird. Der Wettbetrag ſoll zu wohltätigen Zwecken Ver— wendung finden. Culbertſons Partner iſt ſeine Gattin, während Oswald Jacoby, ein junger ame— rikaniſcher Bridgechampion, mit Lenz zuſammen ſpielen wird. Das Spiel ſoll am Abend beginnen und vier Nächte eine Woche lang bis zur vollſtän— digen Entſcheidung fortgeſetzt werden. Die Spiel⸗ protokolle werden für die Nachwelt aufbewahrt, und man wird dafür ſorgen, dem Wettbewerb die Oeffentlichkeit zu ſichern, die Preſſe und Rundfunk zu geben vermögen. Prominente können nicht zuhören. Nach den Erfahrungen, die ein junger Student der Rechte an der Univerſität Michigan gemacht hat, verlohnt es ſich für einen gewöhnlichen Sterb— lichen, dem die Ehre widerfährt, einem Prominen— ten vorgeſtellt zu werden, wahrlich nicht der Mühe, bei dieſer Gelegenheit eine Höflichkeitsfrage zu formulieren. Der Student hatte die Behauptung aufgeſtellt und durch eine Wette bekräftigt, daß Prominente garnicht hörten, was ihnen ein ge— wöhnlicher Sterblicher im Augenblick der Vorſtel⸗ lung ſage. Die Probe aufs Exempel, die den Red— ner die Wette gewinnen ließ, wurde an dem Gou— verneur von Michigan, William Brucken, gemacht, der nach Ann Arbor gekommen war, um der Er— öffnung einer Schule beizuwohnen und eine Rede zu halten. Als der Student vom Rektor der Uni⸗ verſität Brucker vorgeſtellt wurde, ſprach er, als ihm der Gouverneur die Hand reichte, laut und deutlich die Worte:„Mein Herr, ich habe heute meine Frau ermordet.“—„Freut mich, Ihre Ve— kanntſchaft zu machen“, war die verblüffende Ant— wort des Gouverneurs, während er dem jungen Mann herzlich die Hand ſchüttelte. 1951 ein ſchlechtes Haſenjuhr Es ſteht jetzt feſt, nachdem bereits eine ſehr große Anzahl von Treibjagdergebniſſen vorliegt, daß die Peſſimiſten in der Hauptſache recht behal⸗ ten: Das Jahr 1931 war kein gutes Haſenjahr, obwohl man in ſehr vielen Revieren im Hochſom⸗ ee natürlich um ein Vielfaches geringer ſein, mier und beim Aufgang der Rebhühnerjagd noch verhältnismäßig viel Haſen angetroffen hatte. Die Gründe für das Verſchwinden dieſes Wildes ſind borläufig noch vollkommen ungeklärt. Einſtweilen müſſen ſich die Jäger daher mit dieſer betrüblichen Tatſache abfinden und die richtigen Folgerungen daraus ziehen. Das iſt vielfach bereits inſofern geſchehen, als man auch dort auf die Abhaltung von Haſentreibjagden verzichtet hat und verzichten wird, wo man keine Rückſicht auf die wirtſchaft⸗ lichen Verhältniſſe der Jagdgeber und der Jagd⸗ gäſte zu nehmen braucht. Der Jäger begnügt ſich im Jul, im Dezember, wohl oder übel damit, für den eigenen Hausbedarf und zur Befriedigung der Weihnachtswünſche von Verwandten und Bekann⸗ ten noch einige„Krumme“ auf der Suche zu ſchießen, und dann diktiert er ſelbſt Schonzeit, die ja ohnedies geſetzlich um die Jahreswende eintritt, in Preußen z. B. am 15. Januar. In Jagdkrei⸗ ſen ſpricht man vielfach die Vermutung aus, das ſchlechte Haſenjahr ſei auf eine Seuche zurückzufüh⸗ ren. Dieſen Vermutungen geht man dadurch auf den Grund, daß man etwa gefundene eingegangene Haſen wiſſenſchaftlich unterſucht. Für den Jäger ſowohl wie für jeden Naturfreund iſt es nun inte⸗ reſſant zu erfahren, wer ſolche Unterſuchungen, nicht nur an Haſen, ſondern an jeglichem Fallwild, alſo an allem Wild, das verendet gefunden wird, ausführt. Da ſind zu nennen das Inſtitut für Jagdkunde in Berlin-Zehlendorf, die bakteriologiſche Inſtitute(Tierſeucheninſtitute) der Landwirt ſchaftskammern in den preußiſchen Provinzen, fer— ner in Oldenburg, Braunſchweig, Anhalt(Deſſau); das Landesſeucheninſtitut Roſtock; die Veterinär— anſtalt in Jena; das Tierhygieniſche Inſtitut der landwirtſchaftlichen Forſchungsanſtalt in Lands— berg(Warthe); die veterinärbakteriologiſchen In⸗ ſtitute der Tierärztlichen Hochſchulen in Berlin, Hannover und München; das Tierärztliche Landes⸗ unterſuchungsamt Stuttgart, die veterinärpolizei— liche Anſtalt in Schleißheim(Oberbayern). Es iſt alſo jedem Jäger Gelegenheit gegeben, an eine Anſtalt, die ihm am nächſten liegt, etwa gefunde— nes Fallwild einzuſenden, und es wäre durchaus wünſchenswert, wenn von dieſer Gelegenheit mög— lichſt viel Gebrauch gemacht würde zum Nutzen un— ſerer Wildbeſtände und damit zum Nutzen der Volkswirtſchaft. Der Geſamtwert des in Deutſch— land erlegten Wildes beträgt im Durchſchnitt in normalen Jahren 31324850 Mark. Er wird wenn Seuchen uſw. die Wildbeſtände dezimieren oder gar teilweiſe vernichten. Kennt man aber erſt die Art der Krankheiten, dann iſt hinſichtlich ihrer Be— kämpfung ſchon viel gewonnen. Untergang eines Srachtdampfers Vier Tote.— Schickſal der übrigen Beſatzung ungewiß. wtb. Bergen, 12. Dez. Dem Norſk Tele⸗ gramhyraa wird aus Ma a lo y gemeldet, daß ein deutſcher Frachtdampfer heute nacht auf Grund ge⸗ raten und beim Hindernges-Leuchtfeuer ge ſun⸗ ken iſt. Einem Floß von ſechs Mann gelang es, an Land zu kommen; vier von den ſechs Leuten waren tot. Das Schiff ſoll eine Beſatzung von 32 Mann gehabt haben, deren Schickſal noch unbe⸗ kannt iſt. Ein Motorboyt iſt nach der Unglücksſtelle ausgelaufen. wib. Bergen, 12. Dez. Der bei Hindernaes⸗ Feuerſchiff untergegangene Frachtdampfer führte den Namen„Venus“ und fuhr unter der Flagge von Panama. Der Schiffseigner, der Kapitän und ein Mann der Beſatzung ſind Deutſche. Bei dem untergegangenen Dampfer handelt es ſich um einen Frachtdampfer, der mit Ladung aus den isländiſchen Gewäſſern kam. Er hatte 18 Mann Beſatzung, von denen elf Engländer waren. D D Nee 3 TTT N N ee 17820 Ne U Die beiden geretteten Beſatzungsmitglieder ſind zwei engliſche Offiziere. Vermißt werden außer den übrigen die beiden Deutſchen, die zur Beſatzung gehörten, nämlich der Kapitän Wisnärotzky und der Matroſe Beier. Tagesnachrichten Reins zum Tode verurteilt wtb. Berlin, 12. Dez. Der Staatsanwalt beantragte gegen Ernſt Reins wegen Mordes in Tateinheit mit ſchwerem Raub die Todes⸗ ſtrafe und dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte, außerdem Einziehung des zur Tat benutzten Inſtrumentes. Gegen die Mut⸗ ter Ida Reins beantragte er wegen Hehlerei zwei Monate Gefängnis, die durch die Unter⸗ ſuchungshaft als verbüßt zu erachten ſind, und und gegen die Schweſter Sophie Reins wegen Hehlerei ſieben Monate Gefängnis, die eben⸗ falls als verbüßt zu erachten ſind. f wtb. Berlin, 12. Dez. Zu Beginn der heu⸗ tigen Sitzung war zunächſt dem Angeklagten das Wort erteilt worden, der erklärte, daß er die Tat auf das Tieſſte bereue, daß es aber nicht ſeine Abſicht geweſen ſei, den Briefträger Schwan zu ermorden. Sodann nahm Staats⸗ anwaltſchaftsrat Dr. Höfer das Wort.— Am Schluß ſeines Plaidoyers ſtellte Staatsan⸗ waltſchaftsrat Dr. Höfer ſodann die obigen Strafanträge. wtb. Berlin, 12. Dez. Das Schwurgericht 2 verurteilte nach vierſtündiger Beratung den 24⸗jährigen Maurer Ernſt Reins wegen Mordes in Tateinheit mit ſchwerem Raub und Todeserfolg zum Tode und zum Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebensdauer. Seine Schweſter Sophie wurde wegen Hehlerei zu ſieben Monaten Gefängnis, welche durch die Unterſuchungshaft verbüßt find, verurteilt. Die Mutter, Ida Reins, wurde freigeſprochen. Das proviſoriſche Moratorium. wib. Newyork, 12. Dez. Aſſociated Preßz meldet aus Washington, daß die Regierung mit den Parteiführern im Senat eine Ver⸗ ſtändigung erzielt habe, daß die Schuldenzah⸗ lungen der europäiſchen Länder, die am Dienstag fällig wurden, ſuspendiert werden ſollen, bis das Hoover⸗Moratorium ratifiziert wird. Collier, der Vorſitzende des Finanz⸗ ausſchuſſes des Unterhauſes, wird am Montag eine Vorlage über die Ratifizierung des Mo⸗ ratoriums einbringen. e 1 Eine Fünfjährige Opfer eines Wüſtlings. enb. Altona, 12. Dez. An Händen und Füßen gefeſſelt und mit einem Knebel im Munde wurde vorgeſtern abend in der Luru⸗ per Feldmark ein fünfjähriges Mädchen auf⸗ gefunden, an dem ein ſchweres Sittlichkeits⸗ verbrechen verübt worden war. Nach den An⸗ gaben des Kindes iſt es von einem 25—30 Jahre alten Mann nachmittags gegen 4 Uhr von der Luruper Hauptſtraße in die Feldmark gelockt worden. Dort hat der Fremde die Fünf⸗ jährige gefeſſelt und entkleidet, ſie dann mit einer Hundepeitſche geſchlagen und ſich ſchwer an ihr vergangen. Die Sitzung des Beratenden Sonderausſchuſſes wib. Baſel, 12. Dez. In der heutigen Sitzung des Beratenden Sonderausſchuſſes hielt der deut⸗ ſche Vertreter Dr. Melchior ein Referat über den Stand des Gold- und Deviſenvorrates der Reichs⸗ bank. Auf Wunſch des Ausſchuſſes wird die deut⸗ ſche Delegation ein Memorandum über die Schwan⸗ kungen des Reichsbankdiskontſatzes und deren Rückwirkungen auf das deutſche Wirtſchaftsleben ausarbeiten. Hierauf beantwortete Dr. Melchier einige die Liquidität der Reichsbankguthaben be⸗ treffende Fragen. Miniſterialdirektor Graf Schwe⸗ rin wurde gebeten, an der Sitzung teilzunehmen, um über den Voranſchlag für 1982⸗33 der Reichs. finanzverwaltung Aufſchluß zu geben. Die deutſche Delegation überreichte heute mor⸗ gen dem ſtatiſtiſchen Unterausſchuß, der eine Sit⸗ zung abhielt, einen Bericht über die deutſchen Guthaben im Auslande. Der Unterausſchuß ſetzt am Nachmittag ſeine Beratungen fort. Heute nachmittag und morgen, Sonntag, fin⸗ den keine Vollſitzungen des Ausſchuſſes ſtatt. Während dieſer Zeit werden zwiſchen den Vor⸗ ſitzenden und den Einzelmitgliedern Beſprechun⸗ gen abgehalten werden, um die Arbeitsweiſe für die nächſte Woche feſtzuſetzen. Vermiſchtes Empfang der Stahlhelmführer beim Reichs⸗ 6 präſidenten. tub Ber 11. Dez. Wie wir erfahren, em⸗ pfing der R. ßpräſident heute Abend die Bun- desführer des Stahlhelm zu einer längeren Aus ſprache. Die Stahlhelmfährer hatten offenbar den Wunſch, dem Reichspräſidenten re Auffaſ⸗ zung zu dem Uniformverbot darzulegen zumal der Reichspräſident von Hindenburg bekanntlich 10 vielen Jahren Ehrenmitglied des Stahlhelms iſt. Das Urteil im Diſziplinarverfahren gegen Pfarrer Eckert. Karlsruhe, 11. Dez. Heute fand die Ver⸗ handlung des kirchlichen Diſziplinargerichts zum Fall Eckert ſtatt. Sie dauerte von morgens 9 Uhr bis abend 7.30 Uhr. Das Urteil lautet: Pfarrer Erwin Eckert in Mannheim wird aus dem Kirchen⸗ dienſt entlaſſen mit der Wirkung des Verluſts der Amtsbezeichnung, des Einkommens, des Anſpru⸗ ches auf Ruhegehalt und Hinterbliebenenverſorgung ſowie des Rechts zur Vornahme von amtlichen Handlungen und hat die Koſten des Diſsiplinar⸗ verfahrens zu tragen. Lokale Nachrichten Vom Sonntag. Ein Tag voll Nebel, Dunſt und Ungemütlichkeit. Naß und kalt. So hat ſich uns der vorletzte Sonntag im kalender mäßigen Herbſt vorgeſtellt. Es war wenig ein⸗ ladend, das Haus zu verlaſſen und ſo blieb alles, ſoweit es konnte, im Heim und ſuchte die Nähe des wärmenden Ofens.— Die unentwegten Sport⸗ freunde begleiteten die„Grünen“ nach Lindenhof, um dort ihre Mannſchaft 2 Punkte holen zu ſehen. Es war kein Qualitätsfpiel und die„Grünen“ haben es dem wiedererwachten Können ihres Tor⸗ hüters zu verdanken, daß die Punkte nach Viern⸗ heim kamen.— Der Kaninchen- und Geflügelzucht verein 1916 hielt im Kaiſerhof eine Kanirchen⸗ und Geflügelſchau verbunden mit Preiskegeln ab, die viele Freunde dieſer bepelzten und gefiederten Tiere anlockte. Im Preiskegeln wurde manch ſchö⸗ ner Preis gewonnen.— Der Geſangverein Sänger⸗ treue führte im Schützenhof vor gut beſetztem Hauſe das Schauſpiel„Der Schuß im Erlengrunde“ auf und hatte hierdurch vollen Erfolg. Die eifrige Spielerſchar dieſes rührigen Vereins war auf ihrem Poſten und zeigte ein anerkennenswertes Können. — Am Abend führte die Jungfrauen⸗Kongregation im Freiſchütz nochmals das Schauſpiel„O liebe Frau Eliſabeth“ auf. Der Saal war wiederum gut beſetzt. Das Spiel wurde von den Zuſchauern dankbar aufgenommen. 1 ee Das Megallondna (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold in Braunſchweig.) 20. Fortſetzung. „So, det jenügt vorläufig“, behauptete der einem Abruzzenräuber ähnliche Wirt.„Damit müſſen Sie durch janz Montevideo kommen. Wenn ick mir nich irre, wollen Sie ſich doch een Anzug koofen. Machen Sie det man nu mit Ihre Sprachkenntniſſe. Jehen Sie in die Calle Sarandi, neben die Kathedrale, die Sie ſich boch jleich anſehen ſollten, da is det Jeſchäft wo Sie beſtimmt een paſſenden Anzug finden.“ Und Heinz Hausmann ging auch. In den erſten Tagen hatte er meiſt in ſei⸗ nem Zimmer geſeſſen. Die Fremde laſtete auf ihm wie etwas Unwirkliches, etwas, an das man ſich erſt gewöhnen muß. Er war Pablo Lopez dankbar, weil er ſich ſeiner ein bißchen annahm, ließ nicht merken, mit welcher Unruhe er unter dem Dache ſeiner enſion ſchlief. Vielleicht beſchwichtigte nun das fremdar⸗ tige Leben und Treiben der Straße dieſe Un⸗ ruhe ein wenig, die geboren war aus der ngſt, Verena Saperas dächte jetzt vielleicht don anders über ihn. Sie war jetzt wieder völlig in ihrer ge⸗ wohnten Lebensweise und ſah das, was er ihr verraten, möglicherweiſe ſchon in einer ganz anderen Beleuchtung als in der Zeit da ſie einander täglich ſahen. Vielleicht ließ ſie gar aichts mehr von ſich hören. Er ſchämte ſich dieſes Mißtrauens und hätte es Verena dennoch nicht verdacht, wenn ſie ſich nie mehr meldete. Er wollte ſich einen Anzug kaufen für das Wiederſehen mit Verena, er würde ſie ja wie⸗ derſehen, ſeine Furcht war töricht. Er fand auch die Calle Sarandi und das ihm von Pablo Lopez empfohlene Geſchäft. Er ſtand davor, doch ging er nicht hinein. Durfte er von dem Gelde, das ihm nicht gehörte, auch noch Dinge kaufen, die nicht dringend nötig waren? Er ſchwankte lange und trat dann doch ein. Wagte es mit ſeinen Sprachkenntniſſen und mit Hilfe der internationalen Zeichen⸗ ſprache. Er kaufte wunſchgemäß und ließ das Paket in die Wohnung ſchicken. Heinz Hausmann ging durch ſchöne, breite Straßen, ſah junge Mädchen und Frauen von tiefbrünetter Schönheit. Er ſetzte ſich in eine Straßenbar und muſterte die Männer und Frauen, die vorübergingen, trank ſeinen Kaf⸗ fee und hing ſeinen Gedanken nach, die immer wieder um Verena kreiſten. Ein plumper, ſtämmiger Geſell nahm am Nachbartiſch Platz. Ein rieſengroßer von Wind und Wetter arg mitgenommener Hut beſchat⸗ tete ſein breites Geſicht von etwas kalmückiſchem Ausſehen. Niemals wäre Heinz Hausmann auf die Idee gekommen, daß dieſer Menſch in irgendwelchen Beziehungen ſtehe zu Deutſch⸗ land, wenn er nicht plötzlich von ihm in deut⸗ ſcher Sprache angeredet worden wäre. „Sie ſind ein Landsmann!“ klang es breit, wie die Leute in der Provinz Poſen ſprechen, an Heinz Hausmanns Ohr.„Ich will Sie nicht anpumpen, alſo geben Sie es ruhig zu, daß Sie Deutſcher ſind wie ich.“ Heinz nickte. ö „Natürlich gebe ich es zu, auch falls ich Ih⸗ nen mit einer Landsleute im Ausland müſſen einander ja beiſtehen. Doch füge ich gleich hinzu, viel habe ich ſelbſt nicht.“ Er betrachtete jetzt den anderen genauer und fand ihn wenig vertrauenerweckend. Die etwas ſchrägliegenden Augen ſchielten ein we⸗ nig, und das ſtark vorgeſchobene Kinn deutete auf Rückſichtsloſigkeit. „Viel haben Sie ſelbſt nicht?“ nahm der andere den letzten Satz in leichtem Frageton auf und beantwortete ihn ſich ſelbſt:„Alſo ſind Sie auch ein Glückſucher wie wir alle, die wir uns als Ausländer hier in der Fremde rumtrei⸗ ben. Aber wenn es Ihnen, wie Sie eben an⸗ deuteten, nicht auf einen kleinen Freundſchafts⸗ dienſt für einen Landsmann ankommt, ich tränke gern ein paar Gläschen Cazalla, hier in der Bar gibt es nämlich eine prima Sorte. Ich ſage Ihnen, ein Rachenputzer iſt das, die Eingeweide brennt einem das Zeug aus, daß man ſich innerlich vorkommt wie chemiſch ge⸗ reinigt. Ich kann Ihnen Cazalla nur empfeh⸗ len. Auch wenn Sie Sorgen haben ſollten. Cazalla frißt die Sorgen ratzekahl weg, man vergißt alles danach.“ Heinz Hausmann wehrte ab.„Ich mag der⸗ gleichen nicht trinken. Wenn Sie aber wollen zahle ich Ihnen gern ein paar von den Schnäpſen.“ Der Nachbar gefiel ihm nicht, er wollte möglichſt ſchnell ſeinen Kaffee austrinken und dann aufbrechen. Der Andere hatte ſchon dem Kellner ge⸗ winkt; gleich darauf ſtanden zwei nicht eben kleine Gläschen eines mattmilchfarbenen Ge⸗ tränkes vor ihm. Er ſchüttete das eine Glas hinunter, rekelte ſich wohlig. 1 Kleinigkeit aushelfen ſoll. „Landsmann, das iſt freſſendes Feuer, das man ſich in die Adern gießt. Sie ſollten wirk⸗ lich koſten, wirklich.“ Heinz Hausmann lehnte entſchieden ab. Er wollte zahlen, doch der Kellner ließ ſich nicht blicken, und ſeine Sprachkenntniſſe reichten nicht aus, um ihn herbeizurufen. Eben goß ſich der Mann mit dem Kalmük⸗ kengeſicht das zweite Glas in den Mund, ſchluckte kräftig, machte begeiſtert:„Ah!“ Er ſah Heinz Hausmann zwinkernd an. „Sie ſind ein netter haben mir zwei Cazallas ſpend. will ich Ihnen auch einen guten at geben. Glauben Sie einem Menſchen, der ſich ſchon über zwanzig Jahre in Uruguay umhertreibt, daß der Rat gut iſt.“ a Er machte ein geheimnisvolles Geſicht und mann. Sie neigte ſich näher. „Ich rate Ihnen, falls Sie, wie es den Anſchein hat, hier noch Neuling ſind und Ihr Geld dazu reicht, ſofort kehrtzumachen und mit dem nächſten Dampfer wieder dorthin zu fah⸗ ren, woher Sie gekommen ſind.“ Heinz ſah ein wenig verdutzt aus und er⸗ widerte etwas ärgerlich:„Ich bin mit viel gu⸗ tem Arbeitswillen nach Uruguay gekommen, und es iſt ein ſchlechter Dank von Ihnen, wenn Sie mir die Freudigkeit nehmen wollen.“ „Na, na, na, nur langſam, lieber Herr, ich meinte es doch nur gut. Sie ſind jung und kräftig und werden in Deutſchland auch Arbeit finden, wenn Sie ſich darum bemühen.“ 1 Fortkezung folgt — und dafür » Einkehrtag des kath. Arbeiter⸗ Vereins. Der Einladung des Präſes zu einem Einkehrtag waren 66 Mitglieder gefolgt und hatten ſich geſtern im Kloſter der Engl. Fräulein ver⸗ ſammelt. Eröffnet wurde der Tag mit der heil. Meſſe um halb 8 Ubr. Die 5 Vorträge hielt der H. H. Kapuzinerpater Philibert; er führte darin die Männer zu Chriſtus, damit ſie nach ſeiner Lehre und nach ſeinem Beiſpiel ihr Tun geſtalten. In ernſter Sammlung und in Stillſchweigen waren die Männer dabei.— Die Verpflegung hatten in liebenswürdiger Weiſe die ehrw. Schweſtern über⸗ nommen. Als um ½7 Uhr der Tag der Samm- lung mit einem feierlichen Te Deum ſchloß, konnte man die dankesfrohe Stimmung heraushören. Es war ein gnadenreicher Tag, ein rechter Adventstag, an den alle im Leben freudig zurückdenken. * Grock im U. T. Filmpalaſt. Im U. T. Filmpalaſt wird heute nochmals der herrliche, 100proz. Tonfilm mit der Welt beſtem Muſikelown Grock zur Vorführung gebracht. Grock ſehen heißt den beſten Clown der Welt kennen lernen. Nie- mand darf dieſen herrlichen Film verſäumen. Da- 8 rum auf in den U. T. Filmpalaſt, das Haus der einzigartig ſchönen Filmen. Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 7 wegen Vergehen gegen die Straßen- und Verkehrsordnung und zwar we— gen Fahrens ohne Licht; 1 wegen Ueberſitz, Ver— gehen gegen die Feierabendſtunde; 1 wegen Ver- ſtoß gegen das Meldeweſen; 2 wegen Diebſtahl und 3 wegen Milchfälſchung. »Die Jünglinge und Jungmänner mögen das Inſerat im Anzeigenteil beachten. Die Verſammlung findet im Kettelerſälchen ſtatt. Sport und Spiel Fußball der Gruppe Rhein. Waldhof iſt Meiſter! 8 Mannheim— Amicitia Viernheim 01:1 Die„Grünen“ haben ſick durch ihren geſtrigen Sieg über 08 Mannheim-Lindenhof den Platz in der Mitte der Taballe geſichert und ſomit gezeigt, daß ſie auf Grund ihres Könnens bezirksligareif ſind.— Am Sonntag ſteigt das letzte Spiel gegen VfR. Mannheim. VfR. hat geſtern den neuen Rheinmeiſter Waldhof geſchlagen. Es iſt alſo in— tereſſant, wie Viernheim abſchneidet. Die Tabelle: VfR. Mannheim— Waldhof 21 Mundenheim— Neckarau 3˙2 Phönix Ludwigshafen— Sandhauſen 811 Sandhofen— Kirchheim 3.0 Stand der Tabelle vom 13. Dezember: Vereine Sp. gew. un. verl. Tore P. SV. Waldhof 17 67:16 28 VfL. Neckarau 18 43:21 27 Phönix Ludwigshafen 17 51:30 22 VfR. Mannheim 16 44 26 20 SpVgg. Mundenheim 18 39:40 20 Amicitia Viernheim 17 31:32 16 SpVgg. Sandhofen 17 23:24 15 08 Mannheim 17 24:30 13 FV. Sandhauſen 17 13 14:80 6 FG. Kirchheim 15 25:59 5 Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 309 Stück Verkauft 258 Stüc Milchſchweine das Stück 4—8 Mk. Läufer das Stück von 12— 24 Mk. Marktverlauf gut. — 8 e d e d erkennen läßt: ſorgen ſoll. Ab 16. Dezember: Bis 19. Dezember: Ab 1. Januar: Senkung der Preiſe für Eiſen⸗ Senkung der Mieten Senkung aller Zinſen für und Hypotheken. Erhöhung der Umſatzſteuer Am 5. Januar: Miete befreien wollen. Im Laufe des Januar: Senkung der Neubaumieten. 11 e eee Cardington und Howden verhandelt 4. Ergänzung ſämtlicher beſtehenden 5000 Tarifverträge im Sinne Gehaltsſenkung von durchſchnittlich 10 Prozent zum Teil 15 Prozent ab 1. Januar. Beginn der Schlichtungsverhandlungen in allen ſenkung beſondere Am 30. April: Außerkraftreten ſämtlicher Lohn- und Gehaltstarife, die durch die Notverordnung um 10 oder 15 Prozent geſenkt ſind, und die nicht vom Schlichter ausdrücklich über dieſen Termin hinaus verlängert werden. Pyon den Verſiandlungen Zr. Beltꝛeneis in London wurde. Terminkalender zur neuen Notverorönung Wie ſchnell ſich nach der Abſicht des Kabinetts die nächſte Etappe der Entwicklung abſpielen ſoll, zeigt ein Terminkalender, der zugleich den Umfang dieſer Verordnung Mit ſofortiger Wirkung treten in Kraft: Der politiſche Weihnachtsfriede, das allgemeine Uniformverbot und das Recht der Länderregierungen, Beſtimmungen gegen den Waffenmißbrauch zu erlaſſen. Beginn der Tätigkeit des Preiskommiſſars, der zunächſt für Senkung u. Fleiſchpreiſe, dann aber auch für Senkung der Preife handwerklicher Leiſtungen, der Gas-, Waſſer-⸗ u. Elektrizitätstarife der Straßenbahn— der Brot- und Kleinbahntarife Herabſetzung der Eiſenbahntarife und der bei der Binnenſchiffahrt. einer Lohn- und und Metallwaren, Bauſtoffe, Glas, Textilwaren, Kohlen und Markenwaren um 10 Prozent. Herabſetzung der Beamtengehälter um 9 Prozent, und Staatsangeſtellte um 10 Prozent. für Altwohnungen um 10 Prozent. feſtverzinsliche Wertpapiere und Hypotheken, zugleich der Beginn einer zweijährigen Kündigungsſperre für ſolche langfriſtigen Anleihen der Löhne für Staatsarbeiter auf zwei Prozent, zugleich Herabſetzung der Steuer— verzugszuſchläge, Inkrafttreten der Reichsfluchtſteuer. Reform in der Kranken- und Unfallverſicherung und Fortfall der kleinen Renten. Kündigungstermin für Mieter, die ſich bis zum 31. März von ihrer übererhöhte Fällen, in denen durch die Lohn— Härten entſtanden ſind. Von links nach rechts: Maſter of Sempill, der Pionier der engliſchen Luftfahrt, der deutſche Botſchafter in London, v. Neurath, der engliſche Flugſachverſtändige e ee 5 Hugo Gckener. In London fanden vielbeachtete Beſprechungen Dr. Hugo Eckeners mit Vertretern der engli— ſchen Luftfahrt ſtatt, in denen über eine Neuinbetriebnahme der engliſchen Luftſchiffwerften von Gckener ſoll beabſichtigen, in dieſen Werften neue Luftſchiffe für einen regelmäßigen Transozeauverkehr bauen zu laſſen. Oberſt Dedes und Dr. doch vergeblich. Aus Nah und Fern wib. Weſel, 12. Dez.(In einen Fluß gefahren.) Ein mit drei Perſonen beſetzter Kraftwagen wollte am Freitag abend gegen 8 Uhr in Crudenburg auf die Fähre fahren, um ſich überſetzen zu laſſen. Der Wagen fuhr aber über die Fähren hinweg in die Lippe. Der Wagenführer Otto Zuehlke und der Händler Luetzenkirchen, beide aus Oberhauſen konnten noch rechtzeitig die Wagentür öffnen und ſich aus dem Wagen retten. Sie wurden von Zeugen des Unglücksfalles geborgen. Dem dritten Inſaſſen, dem Händler Karl Sopha aus Oberhauſen, gelang es nicht mehr, aus dem Wagen herauszukommen. Erſt nach zwei Stunden konnte das verunglückte Auto mit der Leiche des ertrunkenen dritten Inſaſ— ſen geborgen werden. Ober⸗Jngelheim, 12. Dez.(Ertrunken.) Beim Ueberſchreiten der Selzbachbrücke verunglückte der in den 70er Jahren ſtehende Landwirt Albin— ger tödlich. Der ſchwerhörige Mann hatte vermut⸗ lich das Läuten der Bahn überhört, wollte im letz⸗ ten Augenblick überhaſtet zurück, glitt infolge des durch den Regen glatten Weges aus und fiel in elsbach Vom Zuge aus wurde der Unfall be— merkt und verſucht, dem Manne Hilfe zu bringen, Man konnte nur noch die Leiche alte Mann das die S bergen. Vermutlich hat ſich der Genick gebrochen. Haßloch, 12. Dez.(Skelettfund.) Bei Grabungen auf einem hieſigen Grundſtück wurde am Donnerstag in geringer Tiefe das Skelett eines Mädchens gefunden, das etwa 14— 15 Jahre alt geweſen ſein dürfte. Ueber die Herkunft des Ske⸗ letts iſt nichts bekannt. Die Staaksanwaltſchaſt bat eine Unterſuchung eingeleitet. Mainz, 12. Dez Verwaltungsin⸗ ſpektor Klotz vor dem Strafrichter.) ntlich der Reviſion des ſtädtiſchen Rech— brüfungsamts bei der hieſigen Stadtkaſſe im ber 1928 verſchwand plötzlich der verheira— damals 38 Jahre alte Verwaltungsinſpektor arl Klotz von hier, der als Kaſſierer bei der s tabtkaſſe tätig war. Die ſofortige Reviſion ergab as Fehlen der Tageseinnahme und des Wechſel— geldes in Höhe von 11 600 Mark. Bei der weite— ren Prüfung wurde eine Veruntreuung von 48 000 Mark feſtgeſtellt. Die polizeilichen Nachforſchungen nach dem Verbleib des Klotz verliefen ergebnislos. Anfang Juni ds. Is. ſtellte ſich Klotz, der ſich zwei Jahre in Kanada aufgehalten hatte und dorthin ſeine Familie nachkommen ließ, freiwillig der hie— ſigen Polizei. Er hatte ſich geſtern vor dem Er— weiterten Bezirksſchöffengericht wegen Untreue und Unterſchlagung zu verantworten. Aus ſeiner Ver— nehmung ging hervor, daß er, nachdem ſein Ver— mögen dem Wetteufel zum Opfer gefallen war, ſich an ſtädtiſchen Geldern vergriff. Er will nur 30—32 000 Mark veruntreut haben und beſtreitet, Fülſchungen der Bücher vorgenommen zu haben. Der Staatsanwalt beantragte zwei Jahre Gefäng— nis. Das Gericht verurteilte den Angeklagten we— gen Unterſchlagung im Amte zu zwei Jahren ſechs Monaten Gefängnis abzüglich der Unterſuchungs— haft. Mainz, 12. Dez.(Bund ſüdweſtdeut⸗ ſcher Weinhändlervereine.) Am Don⸗ derstag fand hier eine Vertreterverſammlung des Bundes ſüdweſtdeutſcher Weinhändlervereine unter dem Vorſitz des Herrn Hermann Sichel ſtatt. Sie beſchäftigte ſich hauptſächlich mit dem Eindringen der Erzeuger in den Handel und mit der Reviſion der Handelsgebräuche und Geſchäftsbedingungen im Weinhandel. 5 1 5 5260 ego. Immer weiße Zähne hat man bei ſtändigem Ge⸗ brauch von Chlorodont-Zahnpaſte(Tube 50 Pfg.) unter gleichzeitiger Benutzung der praktiſchen Ehlorv⸗ dont-Zahnbürſte(Spezialſchnitt). Verſuch überzeugt. Hüten Sie ſich vor minderwertig, billig. Nachahmungen. Das Geheimnis des Waldes Von W. Auffermann. Nun iſt es Weihnachten, aber keine Mette darf gehalten werden, keine Glocke geläutet werden. Kein Chriſtbäumchen darf brennen. Notgardiſten patrouillieren in den Straßen auf und ab. Plakate, Transparente ver⸗ künden blutrot von den Kirchtürmen, daß man„Gott zur Türe hinauswirft“, daß mor⸗ gen die Religion zu Grabe getragen wird. Wir haben nichts mehr, als ein ſchweres Herz. Bei Molodoy wachſen die tiefen Nadelwäl⸗ der. Nun habe ich eine unwiderſtehliche Sehn⸗ ſucht, den Nadelwald zu ſehn. Nichts iſt älter, ſo ehrwürdig verſchwiegen, wie die dunklen Wälder um Molodoy, die älter ſind, viel älter als unſere Stadt und die darin gelebten Generationen. Aus Ar⸗ zeiten liegt der Wald noch heute da wie einſt. Ein Bollwerk durch Jahrhunderte dem vor⸗ dringenden Bodenhunger. Kein Lenin, kein Stalin, keine Zeit, kein Unheil hat hier etwas verändert. Das iſt der Nadelwald. Jahrzehn⸗ te fluten an und ab, wie zarte Wellen im Dünenſand. Die im Winde ſingenden Bäume prahlen immer wieder mit ihrem Hellgrün des Sommers, werden immer wieder weiß, verſchneit, hart und froſtig. Zeitloſe Wälder. Lautlos und andächtig ſchreite ich die Land⸗ ſſtraße in den Wald, es iſt Froſtwetter und der Himmel voll treibendem Gewölk. Die Weite rängt ſich zuſammen. Die Seele kann tief Atem ſchöpfen, findet Gott, den Anendlichen. — [der Bäume, treiben weiße Weihn«gſtebluten: Reif und Schnee. Ich folge dem Lichtſchein meiner Laterne, kriſtallen ſchimmert es allent— halben an niederen, ſtrauchartig, kümmernden Kiefernſträuchern. Dieſe Straße wandert jetzt niemand, der nicht wandern muß. Der Boden an beiden Seiten iſt jungfräulich, gewaltiger ruſſiſcher Wald, Erſtlingsland, mitten im blutenden Land gelegen, noch unbezwungen, wie ſehr man von den Städten und Kommu⸗ nalwirtſchaften der Dörfer her ſich auch hi— neinfrißt mit Axt und Traktor. Still! Da kommt etwas die Straße gehol— pert. Ich verſtecke mich zwiſchen den Bäumen. Man weiß nie, was eine Begegnung bringen kann! Ein Wagen kommt gefahren. Ein ſchwerer Planwagen. Er rumpelt über die vereiſten Mulden und zwei trübe Later⸗ nen baumeln an der Deichſel. Das Pferde⸗ geſchirr klappert leiſe. Ohne Glöcklein iſt der Wagen. Unförmig, maſſig, ſchwankt er vor⸗ bei, ſtreift die Aeſte der Tanne, unter der ich ſtehe, reißt einen Aſt ab, der knapp neben meinen Füßen zu Boden ſinkt. Ich höre auf⸗ geregte Frauenſtimmen, die ein weinendes Kindermäulchen übertönen, brummende Män⸗ nerſtimmen. Die Pferde dampfen. So ziehen ſie vorbei, langſam, trotz ihrer ſichtbaren Eile. Und noch ein Magen kommt, drei Wagen, vier Wagen, hochbeladen mit Hausrat und Kunter⸗ bunt, mit Frauen und Kindern. Die Män⸗ ner laufen neben der Deichſe mit Schnee⸗ ſchaufeln, treiben mit verhaltener Stimme di: Pferde an, mahnen die Frauen zur Ruhe. Ziehen vorbei, vorbei, und das Geholper der Rechts und links beben ſich die ſtarren Kegel Bäume untergeht.„0 Wagen tönt ferner, bis es im Nachtgeſang der * Auswandernde Bauern. Flüchtende Bau— ern. Durch Schnee und Froſt ziehen ſie, viel— leicht noch tagelang. Bis zur Grenze, wenn's ihnen gelingt. Eine traurige Weihnacht. In dieſen ziehenden Wagen liegt eine gro— ße Frage verborgen, das blutige Geheimnis des ganzen ruſſiſchen Volkes, der ganzen Welt. Das Geheimnis eines Bauernvolkes, das heu— te die Liebe zu ſeinem Boben eingebüßt hat, keine Felder pflügt, keine Wälder und Süm— pfe urbar macht, ſondern durch die ſchweigen— den Wälder ins Weite, Zielloſe flüchtet. ſein beſtes Geſchlecht heimlich in fremde Erd— teile ſendet, wo es zerſtreut und verloren geht, wie die weißen Schneeflocken, die aus dem Himmel fallen und vom aufkommenden Wind hin und her getrieben werden.— Wie ver— wurzelt aber bleibe ich ſtehen unter meiner Tanne, über dem Chriſtbaum der ruſſiſchen Einſamkeit. Wie tief unter dem Eis der Erde, durch die Wurzel des Baumes, die Säfte bis ins letzte zitternde Zweiglein emporſteigen, ſo dringt in mich hinein, aus meiner Seele em— por, ſtill die Hingabe an Gott. Die Anbetung des Unausſprechlichen, deſſen, was über den Wipfeln der dunklen Wälder unſer wartet. Das Es iſt mir als gebe es keine Städte, keine l Menſchen, keine erbarmungsloſe Brutalität mehr. Wie einſt bei den Hirten in heiliger Nacht.— Einmal wird ein Tag kommen, wo auch uns neu die Erlöſung erſteht. Wir ſind arm, und in der Armut wurde einſt die Er⸗ löſung geboren. Die in den Städten, die Männer an der Maſchine und die Bauern am Pflug, eines Tages werden ſie ſich wieder die Hände rei⸗ chen. Denn nichts von Dauer. das willkürlich von Anfang und Ende hegt. Vann werben wir Weihnachten feiern ‚alle Glocken gegen Himmel läuten laſſen. Und alle, die uns treu geblieben, die mit uns ausgeharrt, werden wiſſen, wie heilig und freudig das Feſt iſt. Ja,... denn nun haben wir nichts als ein ſchweres Herz. Nun will ich die Straße zur Stadt. Den abgeriſſenen Tannenaſt neh⸗ me ich mit. Ich werde die Nadeln in den Gaſſen verſtreuen, vielleicht werden ſie den darüberſchreitenden Menſchen zu ſagen ſuchen, wie gut es iſt, daß die Wälder um Molodoy ſo tief und verſchwiegen ſind. zurückwandern, Japan verbietet die Golbausfuhr. web. Tokio, 13. Dez. Die Ausfuhr von Gold pied vom 14. Dezember ab verboten. Azana mit der Regierungsbildung beauftragt. wib. Madrid, 14. Dez. Der Präſident der Republik hat den bisherigen Miniſterpräſidenten Azana mit der Bildung der neuen Regierung be⸗ auftragt. Azana erklärte, er werde ſein Möglich⸗ ſtes tun, um ein ſozialiſtiſch-republekaniſches Koa⸗ litionskabinett zu bilden. N Raſtelli geſtorben. enb. Berlin, 14. Dez. Wie die Blätter mel⸗ den, iſt der berühmte Jongleur Raſtelli am Sams⸗ tag Abend in ſeinem Wohnort Bergamo in Ober⸗ italien an Gehirnblutung plötzlich geſtorben. Ra⸗ ſtelli, der Frau und drei Kinder hinterläſft, wäre am 19. Dezember 35 Jahre alt geworden. Raſtelli war einer der größten Artiſten der Jetztzeit. Be⸗ ſonders in Deutſchland, das ſeine zweite Heimat geworden war, und in Amerika feierte ſeine einzig⸗ auge Ceſcmelnigeie Teionvhe. dee