Heute Dienstag von Nachmittag 2 Uhr und Mittwoch 1a hausgemachte Seceee e νεεντεενεεανεαννεν Sum neuen Jahre empfehle Slückwunschkarten in großer Auswahl Tabensburger Mariebalender u. Lahrer Hünanter Bote Johann Schweikart Danksagung. Zurdekgekehrt vom Grabe unseres lleben, nun in Gott ruhenden unvergeßlichen Gatten, Vaters, Großvaters, Schwle⸗ gervaters, Bruders, Schwagers und Onkels, Herrn Georg Hempf 11. sagen wir für dle llebevolle Antellnahme whrend der Krank holt und belm Hinschelden, ferner für das überaus zahlreiche Aslelte zur letzten Ruhestätte und für dle große Kranz- und Slumenspende unseren tlefgefühlsten Dank. Ganz besonderen Dank der hochw. Gelstllchkelt für den trostrelchen Belstand, den ehrw. barmh. Schwestern für die viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes dien zu haben bei Martin Alter Waſſerſtraße 46. Laden und Wohnung ernheimer Tageblatt— Biernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) i täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,50 Mk. frei ins Haus gebracht.— Wee wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim llebevolle Pflege, der Freiw. Feuerwehr und dem kath. Männer- voreln für dle erwlesere letzte Ehrenbezeugung und den Stiftern von Seelenmessen. VIERNHEIM, 28. Dezember 1931. Dle trauernd Hinterbllebenen. 3 Fimmer u. Rüche mit oder ohne Laden, 2 Zimmer u. Rüche ſofort zu vermieten. Wo, ſagt die Exped. 7 Papierhandlung. 255555555559 FVV“ Ganz besonders billige Kleiderstoff.- NRESIE zu Neufahrs- Geschenken geeignet, empfiehlt Nobert Steiert. 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Nur Angeb direkt vom Beſitzer unter V. 47 an den Verlag der„Ver- miei. U. Vorkahfs-Lonirale⸗ Früaklurt g. i., Goethepl. 22 Lokale Nachrichten * Aennchen von Tharau. Wer kennt nicht dieſes ſchöne Volkslied! Weniger aber wird die Entſtehung dieſes Liedes bekannt ſein. Gebh. Schätzler⸗Peraſini hat die Legende von der Ent- ſtehung dieſes Volksliedes in der Operette„Aennchen von Tharau“ in äußerſt packender Form gebracht. Reizende Geſangsnummern und alte Volksweiſen durchziehen das Stück, und umrahmen die Handlung gleich einem Liederkranze. Wir wollen hier kurz den Inhalt des Stückes folgen laſſen: Aennchen, die Tochter des Pfarrers in Tharau, verehrt den be⸗ kannten Liederdichter Simon Dach. Dieſer ſchon in reiferen Jahren, wird nun aber von einer ſtar⸗ ken, heißen Liebe zu Anna ergriffen, die auch ein⸗ willigt die Frau des Dichters zu werden, nachdem ſie hört, daß ihr heimlich Verlobter, Jobſt von Hennewitz, im Kriege gefallen ſei. Da kommt Jobſt, ihr totgeglaubter Bräutigam zurück. In ſeinem unerſchrockenen Draufgängertum gelingt es ihm, alle Schwierigkeiten zu überwinden und ſeine Braut zurück zuerobern. Der große Kurfürſt ſelbſt ſegnet den Bund, und Simon Dach wird Rektor an der Univerſität Kö⸗ nigsberg. Das Lied aber, welches der Dichter ſelner jungen Braut und Muſe hoffnungsfroh wid⸗ mete,„Aennchen von Tharau“ wird beſtehen, ſo⸗ lange frohe Menſchen deutſche Lieder ſingen.— Dieſe beliebte Operette wird am Neujahrstage von der Sänger ⸗Einheit aufgeführt und wird zu Gunſten der Winterhilfe am 3. Januar für die Oeffentlich⸗ keit wiederholt. Der Eintrittspreis iſt ſehr niedrig gehalten, ſodaß es jedem möglich iſt, ſich dieſen ſeltenen Genuß zu verſchaffen. * Operetten⸗ u. Theatergeſellſchaft Viernheim. Wie Sie aus der geſtrigen Nummer erſehen haben, iſt unſer Weg auf der Bahn die deutſche Sprache und Kunſt zu fördern, alſo hier⸗ mit iſt unſere Arbeit als volksbildend zu betrachten. Wir haben uns nun entſchloſſen, unſer Schauſpiel „Ein Weihnachtsfeſt auf Falkenſtein“ am 1. Jan. (Reujahrstag) wieder aufzuführen. Wir bitten des⸗ halb die verehrlichte Einwohnerſchaft, die es noch nicht geſehen, am Neujahrstag unſerer Vorſtellung beizuwohnen. Keiner verſäume dieſen ſchönen Abend. (Siehe heutiges Inſerat.) * Handbballſport der D3K. Lorſch — Viernheim 0:1(0:0). Trotz der ſchlechten Platz⸗ verhältniſſe konnten die Handballer gegen den Rivalen Lorſch die Punkte einheimſen. Das Spiel war in der 1. Spielhälfte ausgeglichen, in der 2. kam die Ueberlegenheit der Biernheimer mehr in Erſcheinung. Ein ſchön geſchoſſener Strafſtoß von S. brachte in der 50. Minute den Siegestreffer. Torſchancen waren wohl gegeben, konnten aber infolge der oben erwähnten ſchlechten Platzverhältniſſe nicht ausgenützt werden. f 8 Gemeindehaſſe. Wegen Abſchlußarbeiten bleibt die Kaſſe Mitt⸗ woch vormittag geſchloſſen. Winkenbach. Bekanntmachung. Betr.: Ortslohn. Auf Grund der§§ 149 ff. der Reichs ver⸗ ſicherungsordnung hat das Oberverſicherungsamt Darmſtadt den Ortslohn gewöhnlicher Tagesarbeiter für den Bezirk des Verſicherungsamts Heppenheim vom 1. Januar 1932 an wie folgt feſtgeſetzt: Berſicherte über 21 Jahre: 10% männlich 3,90 RM., weiblich 2,80 RM. Verſicherte von 16 bis 21 Jahre: männlich 3,20 RM., weiblich 2,20 RM. Verſicherte unter 16 Jahre: männlich 1,70 RM., weiblich 1,20 RM. Die bisher geltende Feſtſetzung(ſ. Verordnungs⸗ blatt Nr. 1 v. 1930) tritt mit Wirkung vom 1. Januar 1932 außer Kraft. Heppenheim, den 21. Dezember 1931. Heſſiſches Rreisamt(Verſicherungs amt) J. V. gez.: Dr. Groß. Bekanntmachung. Betreffend: Hundeſteuer. Die Hundeſteuer f im Vo f für den 2. 20 RM. und für den 3. 30 RM. Ebenſo iſt auch die Staatsſteuer mit 12 RM. pro Hund unverändert geblieben. Bei dieſer Gelegenheit machen wir darauf aufmerkſam, daß die Hundeſteuer für d. am 1. Januar 1932 noch angemeldeten Hunde für das ganze Jahr zu bezahlen iſt. Wer daher ſeinen Hund abzu⸗ ſchaffen gedenkt, muß dieſes jetzt tun und die Ab⸗ meldung bis Ende ds. Mts. vornehmen. Viernheim, den 28. Dez. 1931. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Empfehle: Rankekesselöfen, Flelschständer Fett- Töpfe(Emalleimer 95 Pig.) Zlmmeröôöten, Ofenschlrme usw Bett- und Lelb-Wärmefleschen Kasten- und Leſterwagen Ersatzräder in allen Größen Jauchepumpen und alle Ersatztelle billigst. all. f 0 *. lotzer, Mannheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 301 Amerikas Delegationsführer bei der Abrüſtungs konferenz General Dawes, der Urheber des Dawesplanes und jetzige Botſchaf— ter der USA. in London, iſt zum Führer der ame— rikaniſchen Abordnung für die Abrüſtungskonferenz in Genf beſtimmt worden. Täglich neue Sollmauern Die engliſchen Zölle auf Gartenbauerzeugniſſe. witb. London, 30. Dez. Der Landwirtſchafts⸗ miniſter erließ geſtern Abend die erſte Verordnung aufgrund des Geſetzes über Gartenbauerzeugniſſe, die am 5. Januar in Kraft treten ſoll. Neue polniſche Einfuhr⸗- und Zollmaßuahmen. wtb. Warſchau, 30. Dez. Das geſtrige Staats⸗ geſetzblatt veröffentlicht eine neue Verordnung der polniſchen Regierung, die folgende Maßnahmen an⸗ ordnet: 1) Einfuhrverbot für beſtimmte Waren für die Dauer von einem Jahr, 2) teilweiſe Aenderung des Zolltarifs für eine Reihe von Waren, 3) Zollermäßigungen für in Polen nicht erzeugte Waren. Dieſe Maßnahme behält ihre Gültigkeit bis zum 30. März 1932, 4) bei Ausfuhr von Textilfabrikaten Zollrück⸗ vergütungen für die bei ihrer Erzeugung verwen⸗ deten, aus dem Ausland eingeführten Rohſtoffe für Spinngarn, Farbſtoffe und Chemikalien bis zum Widerruf. Sämtliche Maßnahmen gelangen ab 1. Januar 1932 zur Durchführung. Darmſtädter Gberſpielleiter Mordo friſtlos entlaſſen Darmſtadt, 20. Dez. Die Verwaltungskom⸗ miſſion des Heſſiſchen Landestheaters teilt mit, daß ſie ſich nach eingehenden Feſtſtellungen genötigt ge⸗ ſehen hat, aus wichtigen Gründen den Vertrag mit dem Oberſpielleiter Renato Mordo mit ſofortiger Wirkung zu löſen. Der Beſchluß der Verwaltungs⸗ kommiſſion iſt einſtimmig gefaßt worden. Schon ſeit einiger Zeit beſtand im Heſſiſchen Landestheater eine ſtarte Beunruhigung, die durch verſteckte Angriffe gegen den Intendanten Hartung genährt wurde. Eine Eingabe des Perſonals mit allerlei unberechtigten Vorwürfen gegen die wirt⸗ ſchaftliche Leitung des Theaters Hartung führte zu einer eingehenden Unterſuchung, die die friſtloſe Entlaſſung Mordos zur Folge hatte. Der einſtimmige Beſchluß der Verwaltungskom⸗ miſſion beweiſt, daß die Gründe für einen ſo ent⸗ ſcheidenden Schritt notwendig und dringlich waren. Mordo war ſeinerzeit der Gegenkandidat Hartungs bei der Intendantenwahl.'ejen Mitglieder der Verwaltungskommiſſton, die ſich. Zt. mit aller Energie für Mordos Wahl einſetzten, ſtimmten ö Theaterbetriebes der Entlaſſung Mordos, der vier Jahre hier tätig war, zu. Die Sinanzierungsgeſchäſte der durch Intendant Aber auch diejenigen jetzt im Intereſſe der Befriedung des Geſiag Generaldirektor Froſt auf der Anklagebank. f enb. Berlin, 29. Dez. Vor dem Schöffengericht Berlin Mitte begann heute ein mehrtägiger Prozeß, der ſich mit den Finanzierungsgeſchäften der Ge⸗ ſchäftsfinanzierungs⸗A.⸗G.(Gefiag) in Verlin⸗ Pankow befaßt. Angeklagt iſt der Gründer dieſer Firma, Generaldirektor Froſt, wegen Betrugs, we⸗ gen Konkursvergehens und wegen nicht ordnungs⸗ * Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Mittwoch, den 30. Dezember 1931. mäßiger Führung der Geſchäftsbücher. Mit ihm ſind der Kaufmann Treiſchel und der Landwirt Zöllner als Bezirksdirektor dieſes Unternehmens angeklagt. Froſt gründete ſeine Geſellſchaft im Jahre 1926 mit der Abſicht, Finanzierungen im Gaſtwirtſchaftsgewerbe vorzunehmen. Als er dann in den bekannten Aktien⸗Betrugsprozeß gegen den Kommerzienrat Lindemann mit unter Anklage ge⸗ ſtellt wurde, traten Schwierigkeiten auf. Damals verlangten die Geldgeber, meiſtens einfache Land⸗ wirte und kleine Sparer, die Rückzahlung ihrer Einlagen, und dabei ſtellte ſich die Inſolvenz der Firma heraus. Geſchädigt ſind die Einleger um zirka 300 000 Mark. Im Juni 1930 pyrrde Froſt in dem Augenblick verhaftet, als er in Hamburg mit falſchen Papieren, die auf den Namen ſeines Portiers lauteten, einen Dampfer nach Amerika beſteigen wollte. Das Urteil wird vorausſichtlich am Donnerstag geſprochen werden. „Kommuniſtiſche Arbeit an der Ruhr“ Am 2. Januar ſoll der Maſſenſtreik beginnen enb. Eſſen, 30. Dez. Die Rheiniſch⸗Weſtfäli⸗ ſche Zeitung bringt in ihrer Morgenausgabe vom 30. Dezember einen längeren Bericht über„Kom⸗ muniſtiſche Arbeit an der Ruhr“. In dieſem Ar⸗ tikel führt das Blatt u. a. aus, die kommuniſtiſche Zentrale„Kampfausſchuß der Ruhrarbeiter“ wende ſich in einem Aufruf an die geſamte Ruhrarbeiter⸗ ſchaft mit der Aufforderung, den umfaſſenden Maſſenſtreik der Betriebe auf breiteſter Baſis vorzubereiten. Auf vielen Werksanlagen hätten in den letzten Tagen Mitgliederverſammlun⸗ gen der revolutionären Organiſationen getagt, um die Vorbereitungsmaßnahmen zu treffen. Am Abend des 1. Januar ſolle eine„Alarmſitzung“ aller revolutionären Organiſationen abgehalten werden. Der eigentliche Streik werde wahrſchein⸗ lich am 2. Januar beginnen. Beſondere Aufmerk⸗ ſamkeit ſolle der Arbeit innerhalb der freien und der chriſtlichen Gewerkſchaften gewidmet, für den 1. Januar ſolle ein Mieterſtreik proklamiert wer⸗ den. Ferner komme in Frage die Bildung von ſoge— nannten„Erwerbsloſenſtaffeln“ zum Schutz der Streikenden. Auch ſei vom 2. Januar an der Be⸗ ſuch der Wohlfahrtsämter und Rathäuſer geplant. Kommuniſtiſche Flugblattverteiler in Dortmund feftgenommen. wib. Dortmund, 30. Dez. In Dortmund-Bo⸗ delſchwingk verſuchten am Montag Abend kurz nach 22 Uhr aus Anlaß des Schichtwechſels der Zeche Weſthauſen einige Kommuniſten Flugblätter zu verteilen, in denen zum Streik ab 2. Januar aufgefordert wird. Bei dieſer Flugblattverkeilung kam es zu Anſammlungen, ſodaß das Ueberfall— kommando herbeigerufen wurde, das drei Flug— blattverteiler verhaftete. Einige Kommuniſten ver— ſuchten daraufhin einen der Feſtgenommenen wie— der zu befreien. Die Beamten wurden ernſtlich bedroht und mußten ſchließlich zwei Schreckſchüſſe abgeben, um die Menge zurück zu halten. Bei den Feſtgenommenen wurde eine Hausſuchung ab— gehalten, wobei eine Anzahl Flugblätter und einige illegale Druckſchriften vorgefunden und beſchlag— nahmt wurden. Zwei der Verhafteten wurden in— zwiſchen wieder auf freien Fuß geſetzt, während der dritte dem Vernehmungsrichter zugeführt wurde. Frankreichs Werben um England „Geſchloſſene Einheitsfront der Gläubiger Deutſchlands notwendig“ enb. Paris, 30. Dez. In immer ſtärkerem Maße zeigt ſich, daß der Baſeler Bericht in franzöſiſchen offiziellen Kreiſen Zweifel hat aufkommen laſſen, ob die Stellungnahme der franzöſiſchen Regierung zum Reparations⸗ problem aufrecht erhalten werden kann. Der„Temps“ gibt das in auffallender Weiſe zu erkennen, wenn er ſchreibt, daß alle Kontroverſen, wie z. B. über den Grundſatz der Priorität der Privatſchulden, kaum noch wichtig ſeien, nachdem die Feſtſtellung des Baſeler Sachverſtändigenausſchuſſes vorliege, aber auch angeſichts der immer deutlicher wer— denden Gegnerſchaft des amerikaniſchen Kon— greſſes gegen jede Reviſion der Schuldenabkom⸗ men. Die Notwendigkeit für die Gläubiger Deutſchlands und für die Schuldner Amerikas, eine geſchloſſene Einheitsfront zur Verteidigung ihrer Lebensintereſſen herzuſtellen, beſtimme die Beziehungen und Bedingungen jeder gemeinſamen Politik, die loyal den Rechten und Inte⸗ reſſen eines jeden Nechnung trage. Es ſei für jeden aufmerkſamen Beobachter klar, daß Frankreich und England al⸗ lein durch ihr volles Einvernehmen in der Lage ſeien, der Politik zu präziſen Er⸗ gebniſſen zu verhelfen. Die zwiſchen den fran— zöſiſchen und engliſchen Sachverſtändigen ſchwe— benden Verhandlungen und andererſeits das perſönliche Schreiben Macdonalds an Laval bildeten nach dieſer Richtung hin einen guten Anfang, über den man ſich aufrichtig freuen müſſe. Zwiſchenfall im Cübeck⸗ Prozeß Zeuge Dr. von Praun wird wegen Erſcheinens in bayeriſcher Tracht witb. Lübeck, 29. Dez. In der heutigen Sitzung des Tuberkuloſe-Prozeſſes wurden an Prof. Dr. Deycke von den Sachverſtändigen eine Reihe von Fragen geſtellt. Im Verlauf dieſer Vernehmung wies Dr. Frey auf eine Ausſage Dr. Wieners hin, die dieſer vor dem Lübecker Unterſuchungsausſchuß gemacht hatte. Dr. Wiener hatte damals betont, man habe daran gedacht, daß vielleicht die Calmette⸗ Fütterung eine Rolle ſpiele und man habe des⸗ halb beim Kinde Grieſe die Drüſe herausge⸗ nommen, um Klarheit zu gewinnen. Heute konnte Dr. Wiener ſich auf dieſe Ausſage nicht mehr beſinnen. Rechtsanwalt Dr. Frey richtete dann an Dr. Wiener die überraſchende Frage, ob ihm bekannt ſei, daß ſchon im Dezember 1928 das gerügt 159 Lothar Hinz mit BCG. gefüttert worden ei. Oberſtaatsanwalt Dr. Linau nahm dieſe Frage zum Anlaß, darauf hinzuweiſen, daß die Eltern dieſes Kindes behauptet hätten, ihr Kind ſei ſchon nach ſeiner Geburt im Dezem⸗ ber 1928 gefüttert worden und erkrankt. Das Ermittlungsverfahren, das darauf von der Staatsanwaltſchaft eingeleitet worden iſt, habe eingeſtellt werden müſſen, da die Ermittlungen kein poſitives Ergebnis ergaben. Eine Be⸗ ſchwerde der Eltern beim Generalſtaatsanwalt ſei zurückgewieſen worden. Dr. Wiener bekundete, daß ihm von einer ſolchen Fütterung nichts bekannt geweſen ſei. Oberſtaatsanwalt Dr. Linau wies Dr. Wiener ferner darauf hin, daß Profeſſor Klotz bei i eee eee 48. Jahrgang ſeiner erſten Vernehmung geſagt habe, man habe bei dem Befund des Kindes Grieſe Ende Februar ſchon daran gedacht. daß möglicher— weiſe eine Fütterungserkrankung vorliege. Dr. Wiener beſtätigte das. Die Frage des Ober⸗ ſtaatsanwalts, daß es dann doch auffällig ſei, daß man Prof. Deycke nicht darauf aufmerkſam gemacht habe, beantwortete Dr. Wiener da— mit, daß er nicht mit Dr. Deycke, ſondern mit Dr. Jannaſch geſprochen habe. Dr. Jannaſch bekundete darauf auf eine diesbezügliche Frage, daß er mit Prof. Dr. Deycke ſchon im Februar über die Erkrankung des Kindes Grieſe geſprochen habe. Es kam dann zu einem ungewöhnlichen Zwiſchenfall. Dr. von Praun, ein gebürtiger Bayer, erſchien als Zeuge in oberbayeriſcher Tacht. Vorſ.: Ich möchte Sie bitten, künftig nicht im Sportanzug vor Gericht zu erſcheinen. Dr. von Praun: Das iſt kein Sportanzug, das iſt mein heimiſcher Anzug. Ich laſſe mir keine Vorſchriften über meine Kleidung ma— chen.— Vors.: Aber die Würde des Gerichts... Dr. von Praun(unterbrechend): Das iſt mir gleich. Wie ich bei der Ausübung meines Berufes erſcheine, ſo erſcheine ich auch vor Ge— richt. Vorſ.: Dem Anſehen des Gerichts zuliebe halte ich mich aber verpflichtet. Sie zu bitten, in anderer Kleidung zu erſcheinen. Dr. von Praun: Ich bin telephoniſch gela— den worden und hatte keine Zeit mehr, nach Hauſe zu gehen, um mich umzuziehen. Caval Führer der franzöſiſchen Delegation für die Reparationskonferenz. witb. Paris, 29. Dez. Nach dem„Jour⸗ nal des Debats“ wird wahrſcheinlich Miniſter⸗ präſident Laval die Führung der franzöſi⸗ ſchen Delegation für die Reparationskonferenz übernehmen. Wegen der parlamentaoriſchen Arbeiten werde er allerdings nicht wäfrend der ganzen Konferenz, ſondern nur 48 Stun⸗ den am Konferenzort bleiben, um die franzö⸗ ſiſche Theſe zu entwickeln. Davis amerikaniſcher Vertreter bei der Abrüſtungskonferenz. with. Waſhington. 29. Dez. Der ehemalige Unterſtaatsſekretär Norman Davis iſt heute zum Mitglied der amerikaniſchen Delegation für die Abrüſtungskonferenz ernannt worden. Cetzte Radiomeldungen Falſchmünzerwerkſtatt aufgedeckt. wib. Köln, 30. Dez. Auf dem Nordfriedhof entdeckte die Polizei eine Falſchmünzerwerkſtatt. Ein 36jähriger Schreiner und ein 35jähriger Arbei⸗ ter wurden feſtgenommen. Sieben falſche Fünf⸗ markſtücke und das geſamte Herſtellungsgerät wur⸗ den beſchlagnahmt. Ein dritter Beteiligter iſt von der Düſſeldorfer Kriminalpolizei feſtgenommen worden. Telegramm Gandhis an den Vizekönig von Indien. wib. Bombay, 30. Dez. Wie aus zuverlüſ⸗ ſiger Quelle verlautet, hat Gandhi an den Vizekönig ein Telegramm gerichtet, in dem er ihn fragt, vob die in Bengalen, in den Vereinigten Provinzen und in der Nordweſt⸗Provinz erlaſſenen Verordnungen den Bruch zwiſchen der Regierung und dem All⸗ indiſchen Kongreß bedeuten ſollte, und ob der Vize⸗ könig für erwünſcht halte, daß Gandhi ihn auf⸗ ſuche, um mit ihm über die künftige Entwicklung zu ſprechen. Das vermißte finniſche Rettungsboot aufgefunden. wib. Helſingfors, 30. Dez. Das Ret⸗ tungsboot, das am Montag Abend dem im Schnee⸗ geſtöber geſtrandeten finniſchen Dampfer„Orion“ zu Hilfe kam, neun Mann ſeiner Veſatzung über⸗ nahm und ſeitdem vermißt wurde, iſt aufgefunden worden. Die an Bord befindlichen 14 Perſonen 0 ſind gerettet. wo bleibt der Völkerbund? Polniſche Greueltaten Ukraine Foltermethoden im 20. Jahrhundert Der„Mancheſter Guardian“ hat einen Bericht ſeines nach Lemberg entſandten Korreſpondenten über die Greueltaten der polniſchen Polizei und Gerichte gegenüber der ukrainiſchen Minderheit veröffentlicht. Polen nimmt immer wieder die Rolle eines Verteidigers der abendländiſchen Zivi⸗ liſation gegenüber dem Bolſchewismus in Anſpruch. Aber auch der erbittertſte Sowjetgegner hat der O. G. P. U. bisher nicht ſchlimmere Terrormetho⸗ den vorwerfen können als diejenigen, die der Korreſpondent des als ernſt und ſachlich bekannten engliſchen Blattes aufzählt. Der Korreſpondent erklärt dabei ausdrücklich, daß die von ihm ange⸗ gebenen Fälle lediglich Ginzelbeiſpiele von Tau⸗ ſenden gleichgearteter Greueltaten ſeien, ja, daß darüber hinaus von polniſchen Beamten Tortur⸗ methoden angewandt würden, die man in einer Zeitung einfach nicht wiedergeben könne. Erſchwe⸗ rend ſei, daß dieſe Torturen überwiegend gegen junge Studenten und Bauernjugend angewendet würden und daß kein urkrainiſcher Jüngling dieſer beiden Kategorien auch nur einen Augenblick ſicher ſein könne, daß nicht auf völlig unbewieſene und unbeweisbare Beſchuldigungen bezüglich Zugehörig⸗ keit zur ukrainiſchen Militärorganiſation auch ihm der Prozeß gemacht würde. Ein Prozeß mit häufig jahrelanger Unterſuchungshaft ohne ordentliche richterliche Vernehmung mit unausſprechlichen kör⸗ perlichen und ſeeliſchen Torturen durch feige Po— lizeibeſtien, einer Hauptverhandlung vor partei⸗ iſchen Geſchworenen und Richtern und Aburteilung auf Grund durch Tortur erpreßter eigener Geſtänd— niſſe oder ſolcher von Mitgefangenen. Der Korreſpondent des„Mancheſter Guardian“ gibt eine Reihe von Beiſpielen, die er auf Grund von Augenzeugenberichten, eigener Anſchauung und dokumentariſcher Beweiſe zuſammengeſtellt hat. Er erklärt, die Perſonalien ſowohl der Gequälten wie ihrer Peiniger zu beſitzen. Die Opfer der Torturen ſowie die Zeugen könnten nicht mit Namen genannt werden, wegen zu befürchtender Repreſſalien. Aber ſie ſeien bereit, ihre Ausſagen vor jeder neutra⸗ len Unterſuchungskommiſſion zu wiederholen und zu erhärten. Von dieſen Beiſpielen ſeien nur drei hier wiederge⸗ geben. Das eine iſt der Fall eines ukrainiſchen Studenten, der 14 Monate lang in der Unter⸗ ſuchungshaft gehalten wurde, bis man ihn zu drei Monaten Zuchthaus verurteilte. Er wurde nicht nur am ganzen Körper geſchlagen und mit Füßen geſtoßen, ſondern er erhielt auch zu wiederholten Malen die Baſtonade, im Einzelfalle 50 Stock⸗ ſchläge auf die bloßen Fußſohlen. Bei anderen Ge⸗ legenheiten wurde er 50 mal auf die bloßen Zehen mit Knüppeln geſchlagen, dann wurde er mit dem Geſicht nach oben auf den Rücken gelegt und ihm ſo lange Waſſer in die Naſenlöcher gegoſſen, bis er mit dem Gefühl des Ertrinkens bewußtlos wurde. Dies wurde dreimal wiederholt und abgelöſt durch Schläge auf die entblößte Nierengegend. Bei einem anſchließenden Verhör verſuchte ein dem Bericht⸗ erſtatter mit Namen bekannter Polizeioffizier, die durch Baſtonade und Zehenſchläge unförmig ge⸗ ſchwollenen Füße des Gefangenen mit Gewalt in die Stiefel zu zwängen. Der Student, der ſelbſt allen Torturen wider- ſtand, wurde auf die Ausſagen eines den Qualen erliegenden Mitgefangenen hin verurteilt. Ein zweiter Fall bezieht ſich auf den aller⸗ dings des Geſetzbruches ſchuldigen Gefangenen Da⸗ cuszum, der— ähnlich wie Pilſudſki ſelbſt einſt in der Zeit der Zarenherrſchaft—„Enteignungen“ an Staatsgut vorgenommen hatte und im Anſchluß an einen Ueberfall auf einen Poſtwagen gefangen⸗ genommen wurde. Bei ihm hat man neben den bereits erwähnten Qualmethoden noch eine weitere Nee e eee in der angewandt. Man hängte ihn an den Beinen auf, tauchte ihn mit dem Kopfe in einen Waſſereimer, bis er dem Ertrinken nahe war, dann rief man ihn dure) künſtliche Atmung ins Leben zurück; dies wurde mehrfach wiederholt. Einem anderen Ge⸗ fangenen ſchließlich hat man die Finger heftig aus⸗ einandergeriſſen, dann ihm die Hände auf dem Rük⸗ bend aufgehängt, wobei man durch Stöße und Fuß⸗ tritte die Schmerzen noch verſchärfte, ſo lange, bis der Gefangene aus Mund und Naſe blutete. Dieſe Methoden ſind mit Zwiſchenräumen zur„Er⸗ holung“ drei Wochen hindurch angewandt worden. Das ſind nur einige wenige Beiſpiele, die der Be⸗ richterſtatter als typiſch für die„Gemeinplätze“ in der von den polniſchen Behörden gegen Ukrainer angewandten Methoden bezeichnet. Und dabei gibt es einen Völkerbund, der für den Min⸗ derheitenſchutz verantwortlich iſt, gibt es Völker⸗ bundsligen und dergleichen Organiſationen mehr. Aber Polen iſt ja ein Alliierter und Vaſall Frank⸗ reichs, und dem Stirnrunzeln Frankreichs, dieſem Hort der Ziviliſation, wagt keiner der Völker⸗ bundsenthuſiaſten zu trotzen. Vermiſchtes Die Gerüchte um eine Verſchiebung der Abrüſtungskonferenz. enb. Berlin, 29. Dez. Zu den immer wie⸗ der auftauchenden Gerüchten über eine Ver⸗ ſchiebung der Abrüſtungskonferenz wird von unterrichteter Seite darauf hingewieſen, daß die deutſche Regierung nach wie vor an ihrem Standpunkt feſthält. Auch wenn wegen der angeblichen Ueberſchneidung der Abrüſtungs⸗ konferenz mit der Reparationskonferenz von einer kurzfriſtigen Verſchiebung der Abrü⸗ ken gekreuzt und ihn ſo an den Handgelenken ſchwe⸗ ſtungskonferenz um etwa zwei oder drei Wo⸗ chen geſprochen wird, ſo ſieht die deutſche Re⸗ wib. Berlin, 29. Dez. Der Arbeitsausſchuß des Verwaltungsrates der Deutſchen Reichspoſt beriet heute eingehend die Vorlage, die der Reichs⸗ poſtminiſter zur Senkung wichtiger Poſt⸗ und Fern⸗ ſprechgebühren gemacht hatte. Es wurde beſchloſſen, dem Plenum des Verwaltungsrates zu empfehlen, die Vorlage der Verwaltung mit gewiſſen Modi⸗ fikationen anzunehmen. In Abweichung von der urſprünglichen Vorlage ſoll die Gebühr für die Fernpoſt⸗ karte von 8 auf 7 Reichspfennige ermäßigt werden, dafür aber die von der Verwal⸗ tung vorgeſchlagene Ermäßigung der Telegramm⸗ gebühren und der Poſtwurfſendungen unterbleiben. Unter der Vorausſetzung, daß das Plenum des Verwaltungsrats morgen dem Be⸗ ſchluſſe ſeines Arbeitsausſchuſſes zuſtimmt, werden alſo geſenkt: Die Gebühren für Druckſachen, für ge⸗ wöhnliche Pakete, für die Orts⸗ und Fern⸗ geſpräch e, ſow. für die Nebenſtellenan⸗ lagen in der vom Reichspoſtminiſterium vorge⸗ ſchlagenen Höhe und darüber hinaus die Gebühr für eine Fernſprechkarte von 8 auf 7 R.⸗Pfennige. Es ſoll dawn“ eine Regelung getroffen werden, die EE gierung keinen Grund für eine ſolche kurzfri⸗ ſtige Verſchiebung, da die einzelnen Regierun⸗ gen verſchiedene Delegierte zu den beiden Konferenzen entſenden werden. Henderſon begibt ſich in eine Klinit. wtb. London, 29. Dez.„Daily Herald“ mel⸗ det: Henderſon, der geſtern abend von Cannes nach London zurückgekehrt iſt, wird ſich heute in eine Klinik begeben, um ſich einer Röntgen⸗ unterſuchung zu unterziehen, aufgrund deren entſchieden werden ſoll, ob eine Operation notwendig iſt. Henderſon erklärte, auch wenn eine Operation notwendig werde, hoffe er doch, den Vorſitz auf der Abrüſtungskonferenz übernehmen zu können. Neues japaniſches Vorrücken in der Mand⸗ ſchurei. wtb. Tokio, 29. Dez. In den Morgenſtun⸗ den belegte ein japaniſches Flugzeug eine ſtär⸗ kere chineſiſche Abteilung bei Panſchan mit Bomben. Die Chineſen erwiderten mit Ma⸗ ſchinengewehr und Geſchützfeuer. Schließlich zogen ſie ſich zurück und ließen eine japaniſche Abteilung in Panſchan einrücken. Widerſtand gegen Verreichlichung der Waſſerſtraßen. dz. Berlin, 29. Dez. Wie das Nachrichten⸗ büro des VDZ. an unterrichteter Stelle hört, dürfte in den für den 5. Januar angeſetzten Verhandlungen des Reichsverkehrsminiſte⸗ riums mit den Ländervertretern über die völlige Uebernahme der Waſſerſtraßenverwal⸗ tung auf das Reich neben Bayern auch Preu⸗ ßen ſtarke Bedenken geltend machen. Keine Teilnahme Amerikas an der Reparations konferenz Eine Erklärung des Schatzamtsſekretärs. Waſhington, 29. Dez.(Reuter.) Der amerikaniſche Schatzſekretär Mills erklärte, die Vereinigten Staaten ſeien nicht einmal inoffi⸗ ziell zu der bevorſtehenden Reparationskonfe⸗ renz eingeladen n 9 Die Senkung der Poſtgebühren Fernpoſtkarte koſtet nur noch 7 Pfennige ſowohl der Ankurbelung der Wirtſchaft dienlich iſt, ſowie auch den Intereſſen der breiten Maſſen des Volkes, ſoweit das in den Kräften der Deutſchen Reichspoſt ſteht. * Weitere Preisſenkungen enb. Berlin, 29. Dez. Die Deutſche Reichs⸗ bahngeſellſchaft hat im Rahmen der Preisſenkungs⸗ aktion ab 1. Januar eine weitere Ermäßigung der Tierfracht⸗Tarife in Ausſicht genommen, die bis zu 15 Prozent geht, nachdem bereits am 1. Februar und am 1. November 1931 Ermäßigungen der Tierfrachten durchgeführt worden ſind. Außerdem haben eine Reihe weiterer Gewerbe⸗ zweige die Preiſe für ihre Erzeugniſſe bereits vor dem 1. Januar herabgeſetzt, ſo die Wandplatten⸗ induſtrie(Fließen) um 10 Prozent, der Feuerton⸗ bund(hygieniſche Gefäße) um 10 Prozent, die Mitteldeutſchen Gipswerkfne um 10 Prozent, der Weſtdeutſche und Süddeutſche Zementverband un 10 Prozent. Die Preiſe für Leinenzwirn und für gezogenes Dickglas ſind um 10 Prozent herabge⸗ ſetzt worden. Die Magdeburger Straßenbahnge⸗ ſellſchaft har den Erlaß der Beförderungsſteuer be⸗ antragt und erklärt, daß ſie ihren Tarif von 20 Pfg. auf 15 Pfg. herabſetzen will. Lokale Nachrichten An unſere Leſer! Der„Viernheimer Anzeiger“ trägt der rückgängigen Preisentwicklung Rechnung und ermäßigt den Bezugspreis ab 1. Januar auf 1,40 Mk. Den Wandkalender für 1932 geben wir unſerer heutigen Ausgabe bei. Wir haben keine Koſten geſcheut, um unſeren werten Leſern einen ſchönen Kalender überreichen zu können. Der Ka⸗ lender ſtellt einen prächtigen Wandſchmuck dar. Möge er für unſere geſchätzten Leſer viele glückliche und zufriedene Tage verzeichnen. 8 Das Polizeiamt weiſt darauf hin, daß nach einem Beſchluß des Geſamtminiſteriums am Samstag, den 2. Januar 1932 der Dienſt in den ſtaatlichen Amtsräumen wie an Sonntagen zu regeln iſt Es wird deshalb allen Intereſſenten, die ſtempelpflichtige Erlaubnisſcheine wie zum Bei⸗ ſpiel Tanz⸗, Konzert-, Theater- uſw. Scheine be⸗ nötigen, empfohlen, dieſe bereits am Vormittag des 31. Dezember 1931 bei dem genannten Amt, Zimmer Nr. 12, zu beantragen. »Lohnſteuer⸗Belege. Wir verweiſen auf die Vekanntmachung des Finanzamts in vor⸗ liegender Nummer bezüglich Ausſchreibung und Ein⸗ ſendung der Belege über den Steuerabzug vom Ar⸗ beitslohn(Lohnſteuerbelege) für das Kalenderjahr 31. * Fahrrad⸗Diebſtahl. Am 24. Dezem⸗ ber, nachmittags um 5 Uhr, wurde vor dem Schuh- haus Fiſcher an der Drehſcheibe ein Herrenfahrrad entwendet bezw. gegen ein altes vertauſcht. Das entwendete Fahrrad hat ein Wert von ca. 70.— Mark, iſt ein Halbrenner Marke„Preſto“. Zweck- dienliche Angaben, die zur Ermittlung des Täters führen, wollen bei der Kriminalpolizei gemacht werden; dieſelben werden ſtreng vertraulich behandelt. * Die Winzerprinzeſſin vom Rhein. Die letzte der diesjährigen Weihnachtsfeiern wird wohl die des Geſangvereins Liederkranz ſein, die nur dadurch etwas verſpätet wurde, da die von dem Verein am Kirchweihdienstag aufgeführte Operette „Die Winzerprinzeſſin vom Rhein“ in Feudenheim mit großem Erfolg aufgeführt hat und große An⸗ forderungen an die Spieler ſtellte. So hat ſich der Vorſtand entſchloſſen, mit Rückſicht auf die anderen Vereine, ſeine Weihnachtsfeier am 17. Januar, ver⸗ bunden mit der oben genannten Operette, im Frei⸗ ſchützſaale abzuhalten. Wer die Kritik in den Mann⸗ heimer ſowie in der Feudenheimer Zeitung geleſen hat, wird ſich den Genuß dieſer Operette nicht ent⸗ gehen laſſen, und ein Beſuch derſelben lohnt ſich. er Kartenvorverkauf beginnt jetzt ſchon und find dieſelben bei allen Mitgliedern erhältlich. Der Eintritt beträgt 60 Pfg. J. S. Vereins⸗Anzeiger Mäunergeſangverein. Heute abend 8 Uhr Sing ⸗ ſtunde. Um pünktliches Erſcheinen bittet Der Dirigent. Berein für Sport- u. Körperpflege 1896. Heute Mittwoch abend 8 Uhr vollzählige Uebungsſtunde der Stemmer und Ringermannſchaften und Ab⸗ wiegen der beiden Ringermannſchaften zu dem Serienkampf am Sonntag, den 3. Januar 1932 im Karpfenſaal nachmittags 3 Uhr wozu wir heute ſchon unſere Sportsfreunde aufmerkſam machen. Der Vorſtand. Sänger⸗Einheit. Die Theaterprobe beginnt heute bereits um halb 8 Uhr. Auch der Kleinchor wolle um dieſe Zeit zur Stelle ſein. J e l Das Medaillonbild Roman von Anny v. Panhuts. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold ö in Braunſchweig.) 32. Fortſetzung. Ein zorniger Laut ſprang von den Lippen des Mannes. Wie die da drinnen ſoffen und es ſich leicht und vergenügt machten, während er ſich umhertreiben mußte wie ein herrenloſes Vieh. Er hatte kein Dach über dem Kopfe, nur noch ein paar dünne Silbermünzen im Beutel, aber dafür brennenden Haß im Herzen und einen geladenen Revolver in der Taſche, einen Revolver, der heute nicht ſeine Pflicht getan, deſſen Kugel ihr Ziel verfehlt hatte. Sonſt hät⸗ te dieſer Teufel in Weibsröcken nicht mehr ſo flott reiten können. bene! Aber mit dem Mißerfolg war ſein Haß nur noch gewachſen. Er gab ſich nicht eher zufrieden, bis ſie ins Gras gebiſſen, dieſe Verena Sape⸗ ras, das Mannweib, das ſein Leben, ſeine gan⸗ ze Zukunft vernichtet. Rache zu nehmen hatte er ſich gelobt. Er würde ſein Gelöbnis halten. Nun er ſich bis in ihre Nähe durchgeſchnorrt, ließ er nicht nach, bis ſie geliefert war. Seine Augen lugten in die Wirtsſtube. Wie ausgelaſſen die Geſellſchaft war! Solange er auf Alma brava Peon geweſen, hatte er nie⸗ mals dieſe Pulperia aufgeſucht, dazu ſtand ihm ſeine Ehre zu hoch. Man kannte ihn alſo hier wohl kaum, auch war es ſchon ſo lange her, daß er zu den Leuten der Alma brava gehört. Er wollte eintreten, er war ſchon ganz matt vor Hunger und Durſt. Gleich darauf ſtand er auf der Schwelle, von vielen Augen neugierig forſchend oder ſtumpf gleichgültig empfangen. Eine Sekunde ſpäter nahm man ſchon keine Notiz mehr von ihm. Man ſah ihm ja den Camplolandſtreicher ſofort an, war das allge⸗ meine Arteil. Er beſtellte eine Copa mit Can⸗ na, ein paar Eier und ein großes Stück Brot. Ein auffallend großer Menſch mit hartem, dunklem Geſicht nahm eine Gitarre mit vielen bunten Bändern von der Wand, reichte ſie ek⸗ nem Bürſchchen mit trotzigen, kräftigen Zügen und von Fett ſpiegelndem Schwarzhaar. „Singe uns etwas, Jaime, einen Pie de gato oder eine Huella ſafada oder noch beſſer ein paar Decimas.“ Er wandte ſich an den zuletzt eingetretenen Gaſt. „Magſt du vielleicht keinen Geſang hören, Fremder? Du ſchneideſt nämlich eine Fratze, als ſei es dir unangenehm, wenn andere Men⸗ ſchen vergnügt find. Stimmt das, dann ſaufe dei⸗ nen Canna vor der Tür!“ „Singt doch und macht, was ihr wollt. Ich kümmere mich nicht um euch, braucht euch alſo auch nicht um mich zu kümmern.“ Das bildhübſche, dunkelhaarige Bedienungs⸗ mädchen, das man in der ganzen Umgebung nur La ninna de Sanchez nannte, ſetzte eben die Eier vor Pepe Arndt hin. Er fiel darüber her, ſo ausgehungert war er. „„Jaime, los, ſinge uns ein paar Decimas!“ rief der große Menſch. Jaimes Finger berührten die Gitarre, zupf⸗ ten ein kurzes Vorſpiel. Als ſeine Stimme ein⸗ ſetzte horchte Pepe Arnd trotz ſeiner Eßgier auf. Weil die Stimme ſo tief und kräftig war, wie Pepe Arndt kniff die Lippen ein, brummte: man ſie dem überſchlanken Bengel nicht zuge⸗ traut hätte. 10 ö i Jaime ſang volltönend hinaus: „Die kranke Seele von dem Schmerz zerriſſen, Mit dem Herzen, dem müden, wunden, Bin ich wie der verfluchte Baum, Der nicht Blüten, noch Früchte trägt. Tod, du milder, dich flehe ich an, Komm, du großer, allgütiger Freund, Mach ein Ende mit meinem Leben, Komm im tiefen, nächtlichen Schweigen, So ſchweigend, wie mein Schmerz zur Welt kam, Komm, du ſtiller, heimlicher Tod!“ Um Jaimes Lippen lag ein melancholiſches Lächeln. Er harfte ein Zwiſchenſpiel aus der Gitarre, und leiſe bewegten ſich die bunten Bänder. Pepe Arnd würgte Wut im Halſe, aber er ſtopfte den letzten Biſſen Brot doch hinunter. Innerlich ſchimpfte er über den blödſinnigen Kerl. Welcher normale Menſch ſang denn den Tod herbei? Er trank haſtig, ließ ſich dann ein Glas Rum geben. Aerger mußte er immer hinunterbrennen. Jaime ſang weiter, und alle lauſchten auf⸗ merkſam. ö „In Freude hat einmal mein Herz geſchlagen, Sie konnte nicht warten, die arme Kleine, Sie glaubte ſich verlaſſen, verraten, Ueber den Waſſern des weiten Plata Schimmern die Sterne von Uruguay. Mach ein Ende mit meinem Leben, Komm im tiefen, nächtlichen Schweigen, Komm, du ſtiller, heimlicher Tod!“ Auch ſie ſuchte Troſt bei dem großen Freund! 1 So ſchweigend, wie mein Schmerz zur Welt kam, Ein Weilchen herrſchte förmliche Atemloſig⸗ keit, dann aber flogen dem Sänger begeiſterte Zurufe entgegen. Man reichte ihm die gefüll⸗ ten Copas, damit er daraus trinke. Jaimes Freund, der große Mann in loſer Bluſe und den üblichen weiten Hoſen, trug eine Reihe Silbermünzen als Schmuck am Gürtel. Die Münzen hoben ſich wirkſam ab von dem flammenden Rot des breiten Gürtels. Sie klirrten leiſe, als er mit heftigem Schritt vor Pepe Arndt hintrat. „Menſch, dein Geſicht gefällt mir nicht!— Entweder ſchneide ein anderes oder ſchere dich hier weg. Verdirb frohen Menſchen, die ſich nach der Tagesmühe ein bißchen erholen wol⸗ len, nicht die Stimmung. Das darf ſich hier nur ein Stammgaſt erlauben.“ Aus Pepe Arndts kleinen Augen glomm ein tückiſcher Blick. „Ich kann nicht ſo einfach auf Beſtellun ein anderes Geſicht machen. Würdeſt genau eins ſchneiden wie ich, wenn es dir ſo jämmer⸗ lich ginge wie mir. Wem die Silbermünzen aber noch zum Schmuck dienen, weil er ſie nicht braucht, um das armſelige Leben davon zu friſten, der hat gar kein Recht, einem armen Teufel vorzuſchreiben, was für ein Geſicht en machen ſoll.“ Ein paar ſehr abgeriſſene Kerle johlten Bei⸗ fall. Det Große lachte laut und dröhnend, wie über einen guten Witz. Er ſpielte prahleriſch mit der Linken an der Münzenkette, zeigte da⸗ bei zugleich den plumpen, breiten Goldreif, den er an dieſer Hand trug. Gortſetzung folgt) —— Bekanntmachung. Betr:. zu Gunſten der Winter⸗ e. Der Geſangverein„Sänger ⸗Einheit“ hat ſich bereit gefunden, am Sonntag, den 3. Januar 32, abends 8 Uhr, im Saale des Gaſthauſes zum „Freiſchütz“ die Operette„Aennchen von Tharau“ v. Gebh. Schätzler⸗Peraſini zu Gunſten der Winter⸗ hilfe aufzuführen. Der Eintritt einſchließlich Pro⸗ gramm beträgt 50 Pfg. Wir bringen dies hiermit zur öffentlichen Kenntnis und bitten unſere Einwohnerſchaft mit Rückſicht auf den guten Zweck, um recht zahlreichen Beſuch der Veranſtaltung. Viernheim, den 29. Dezember 1931. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Swiſchen den Jahren Die Tage zwiſchen Weihnachten und Neujahr nennt der Volksmund„Zwiſchen den Jahren“. Er will damit zum Ausdruck bringen, daß er die Zeit nach Weihnachten nicht mehr voll rechnet. Weih⸗ nachten hat den Höhepunkt des Jahres gebracht und die vier oder fünf Tage des alten Jahres, die übrig geblieben ſind, ſind eine Brücke hinüber zum neuen Jahr. Auch wir empfinden dieſe Tage heute ſo. Sie ſind auch für uns moderne Menſchen anders als die übrigen Tage des Jahres und ſie stimmen uns ganz eigenartig. Wir werden von jener Schwermut erfaßt, die nicht traurig macht, die uns aber in eine Stimmung verſetzt, die man„Re⸗ chenſchaftsforderung des Selbſt“ nennen könnte. Wir blicken zurück in die Vergangenheit und ſuchen ſchon Fühlung mit dem Neuen zu nehmen. Der Abſchied wird uns ſchwer, und wir können das neue doch kaum erwarten. Kennzeichnend iſt, daß der letzte Tag dieſer Zeit den Höhepunkt der Spannung bringt. Mag das ſcheidende Jahr auch noch ſo ſchwer geweſen ſein, mag es Kummer und Sorgen, Not und Elend in reichem Maße beſchert haben, ſo hoff⸗ nungslos iſt auch heute kein Menſch, daß er nicht hofft, daß mit dem neuen Jahr ein neuer Lebensab⸗ ſchnitt beginnen müſſe. Und ſo entſprechen die Tage zwiſchen den Jahren im Leben der ganzen Menſch⸗ heit ganz und gar Lebenslagen des Einzelnen, die einen Wechſel bringen. In früheſter Kindheit ſind es die Tage zwiſchen Schulanmeldung und Schul⸗ anfang, bewußter werden uns die Tage zwiſchen Schulentlaſſung und Berufsbeginn. Aber auch ſonſt gibt es mannigfache Tage zwiſchen den„Jahren“, wir alle kennen ſie. Sie ſind bedeutungsvoll für jeden. Sie bringen Ruhepauſen im Lebenslauf und je nach dem, was ſie bedeuten, ſind ſie bitter oder ſind uns willkommen. Die Tage zwiſchen den Jahren laden zur Selbſtbeſinnung ein. Es iſt nötig, gerade in unſeren Tagen reichlich davon Ge⸗ brauch zu machen. Kurz vor Torſchlusß. pflegen manche Leute noch die wichtigſten Dinge zu erledigen, Es gibt Menſchen, die ſich den ganzen Tag über mit Nebenſächlichem beſchäftigen können, die bedeutſame Entſchlüſſe und Entſcheidungen hin⸗ auszögern, ſolange es eben geht, und die ſich dann plötzlich in die Zwangslage verſetzt ſehen, dieſe zurückgeſtellten„Poſten“ im Eiltempo zu erledi⸗ gen. Das nennt man dann treffend„Kurz vor Toresſchluß!“. Herr Maier will zum Beiſpiel verreiſen. Er packt ſeine Koffer, kauft ſich ſchon den Tag vorher die Fahrkarte, deckt ſich natürlich rechtzeitig mit der notwendigen Reiſelektüre, mit Rauchmateria⸗ lien und Eßwaren ein. Das alles vollzieht ſich mit größter Sorgſamkeit und entſprechend langſam und zeitraubend. Aber eine halbe Stunde vor Abgang des Zuges, den er ja unbedingt erreichen muß, fällt ihm„zum Glück“ noch ein, daß er eine äu⸗ ßerſt wichtige geſchäftliche oder ſonſtige Beſpre⸗ chung„nahezu“ vergeſſen hätte. Und das gibt dann eine prächtige„Hetz“. Alles geht jetzt aber— wa⸗ rum das in ſolchen Fällen immer der Fall iſt, ſcheint noch nicht geklärt zu ſein— anders, wie es normalerweiſe gehen ſollte. Nichts klappt richtig, die wichtigſte Angelegenheit wird nur unzulänglich oder ſchlimmſtenfalls garnicht erledigt. So kurz vor Torſchluß ließ ſich das eben nicht mehr machen. Und ſo wie Herrn Maier geht es all denen, die ihre Zeit nicht einzuteilen wiſſen. In den letzten Minuten, die für irgend etwas zur Verfügung ſte⸗ hen, wird alles zuſammengepreßt, ſollen dann möglichſt drei oder noch mehr Sachen auf einmal gemacht werden. Natürlich wird dabei auch die Hälfte noch vergeſſen, aber zu kurieren iſt dieſe ſchlechte Angewohnheit nur in den allerſeltenſten Fällen. Und wenn dann eben nichts richtig klappen will, wundern ſich die Leute, daß es ausgerechnet bei ihnen niemals funktioniert. Solchen Menſchen ſollte man einen Stundenplan kaufen, an den ſie ſich gewöhnen müßten. Aufounglück forderk drei Todesopfer Zmei weitere Perſonen verletzt Breslau, 28. 12. Am Sonntagmorgen gegen 3.30 Uhr, ereignete ſich auf der Chauſſee Liegnitz— Breslau ein ſchwerer Autounfall, bei dem drei Perſonen ums Leben kamen. Ein mit fünf Per⸗ ſonen beſetzter Kraftwagen, von dem Beſitzer ge— ſteuert, fuhr mit großer Geſchwindigkeit, wohl in⸗ folge Uebermüdung des Führers, in den tiefen Chauſſeegraben und überſchlug ſich. Der Führer und ein Straßenmeiſter wurden in weitem Bogen aus dem Wagen geſchleuvert, und waren auf der Stelle tot, während eine Schwägerin des Straßen⸗ meiſters unter das Auto zu liegen kam und totgedrückt wurde. Zwei weitere weibliche Inſaßen kamen dagegen mit verhältnismäßig leichten Ver⸗ letzungen davon. Es dürfte feſtſtehen, daß das Verſchulden an dem Unfall den Führer des Wa⸗ gens trifft. i Zwei hinrichlungen am zweilen Beihnachtslag Paris, 28. 12. Zwei Todesurteile wurden in Frankreich am zweiten Weihnachtsfeiertag, der nicht als geſetzlicher Feiertag gilt, vollzogen. In Paris fiel beim Morgengrauen das Haupt des 18 jährigen Mörders Gauchet unter der Guillotine. Gauchet, der einer angeſehenen Familie entſtammt, war der frühe Tod ſeines begüterten Vateers zum Verhängnis geworden; er hatte in jugenolichem Leichtſinn das geerbte Vermögen in ſchlechter Geſellſchaft durchgebracht. Als er mittellos gewor⸗ den war, hatte er einen Pariſer Juwelier ermordet und beraubt. Eine Berufung oder die Einreichung eines Gnadengeſuches hat er bis zur letzten Stunde mit der Bemerkung abgelehnt, daß er ſeine Strafe verdient habe. Das traoitionelle“ Glas Rum und die letzte Zigarette lehnte eer ab. Schweigend beſtieg er das Schafott, das von einer 3000 köpfigen Menge umſäumt war. In einem Fort bei Lyon wurde der Unterofff⸗ zier eines tuneſiſchen Schützenregiments, Achmed ben Mohammeed, erſchoſſen, der vor Jahres friſt in der Trunkenheit ein Offlzier ermordete, einen Wachpoſten und die Frau eines Serge mken ſchwer verletzte. Nach der Tat hatte er einen Selbſtmord⸗ verſuch unternommen, der jedoch nur ſeine Er⸗ blindung zur Folge hatt! Uachtgeſang Max von Seidel. Es ſchimmerten die Sterne hernieder, Ich blicke zu ihnen empor; Da klingen vergeſſene Lieder Mir leiſe klagend ans Ohr. Es rauſchen und flüſtern die Bäume. Ein ſanfter, verhallender Ton! O, all ihr ſeligen Träume, Wohin doch ſeid ihr entfloh'n? Mir iſt, als löſten die Glieder Zu ewigem Schlummer ſich ſacht, Als ſehnte die Seele ſich wieder Zu ihrer Mutter, der Nacht. Neujahrsbeſuch bei Frau Geldheraus Walter Heskes. Wie alle modernen Wahrſagerinnen empfing ſie mich nicht mehr in einer jener geheimnisvollen Höhlen, wo ſeltſam geformte Töpfe auf dem Feuer ſtehen, im Dämmerdunkel krächzende Raben flat⸗ tern und ſchaurige Brillenſchlangen über den Fuß⸗ boden kriechen. Frau Geldheraus erwartete mich in einem gut eingerichteten Zimmer, das außer ihr nur noch von einem ſtummen Papagei im Meſſing⸗ käfig bewohnt wurde; der einzige Topf, den ſie auf dem Feuer hatte, war der des Mittageſſens, das über gewöhnlichem Gas nach Kommunaltarif bro— delte und von der Zukunft herrührte. „Ich bin der einzige Menſch, der von der Zu— kunft lebt“, ſagte ſie.„Der Werktätige lebt von der Gegenwart und der Rentner von der Vergan⸗ genheit. Das iſt der Unterſchied. Bitte, was möch⸗ ten Sie wiſſen?“ „Wie arbeiten Sie?“ „Ich verabſcheue den Kaffeeſatz und die Kar⸗ ten; ein wirklich wiſſenſchaftlicher Menſch arbeitet nicht mit ſolchen Dingen, die einfach kindiſch ſind. Es dürfte Ihnen nicht unbekannt ſein, daß die Wiſ⸗ ſenſchaft ſich nur nach poſitiven Linien richten kann. Der Umſtand, daß der Kaffe heute etwas dicker und ſtärker geraten iſt als geſtern, darf und kann die Zukunft nicht beeinfluſſen?“ „Was ſteht uns im Jahre 1932 bevor?“ fragte ich zaghaft. „Dazu werde ich mich zunächſt in Trance ver⸗ ſetzen müſſen“, erklärte ſie.„Vielleicht haben Sie die Güte, vorher zu zahlen. Es gibt leider zuviel Leute, die meinen Traumſchlaſ mißbrauchen und zu zahlen vergeſſen. Falls Sie eine vollſtändige Zukunft wünſchen, ſo koſtet das zehn Mark, eine etwas oberflächlichere fünf Mark.“ „Einiges wollen wir dem Geſchick überlaſſen“, entſchied ich und legte fünf Mark auf den Tiſch, 5 fen. Sie ſchloß die Augen, und ihre Glieder zeig⸗ ten ein leiſes Zittern. Es wurde mir unheimlich, ſo daß ich ring um mich blickte; doch alles was ich an lebenden Weſen ſah, war der Papagei, der mit Ernſt und Eifer etwas unter ſeinen Flügeln ſuchte Ich ſehe, wie die Zukunft ſich gleich flüchtigem Nebel entſchleiert“, liſpelte Frau Geldheraus in ihrem zitterigen Schlafe.„Bitte, ſtellen Sie Fra⸗ gen!“ „Wie geht es mit der Kriſe?“ „Es wird im Jahre 1932 keine Kriſe mehr geben, da es als ein Zeichen ſchlechter Manieren gelten wird, noch darüber zu reden.“ „Die Röcke der Damen..“ „Der lange Rock wird ſich auch 1932 mit dem kurzen in die Herrſchaft teilen. Desgleichen wird es auch in Zukunft Frauen mit langem und kur⸗ zem Haar geben— natürlich nicht beides zugleich. Die größere Abneigung gegen die Politik, die ſich mit den langen Röcken durchgeſetzt hat, dürfte ſich auch in Zukunft noch verſtärken, wenngleich damit nicht geſagt iſt, daß der Einfluß der Frau im öf⸗ fentlichen Leben zurückgehen wird..“ „Dürfen wir mit dem erſten weiblichen Mini⸗ ſterpräſidenten rechnen?“ „Es iſt nicht ausgeſchloſſen, obwohl ich ſkeptiſch bin. Für das Frühjahr 1932 ſage ich eine noch größere Erzeugung unſerer Schriftſtellerinnen vor⸗ aus— viele Romane und vor allem Gedichte. Von den weiteren Kataſtrophen nenne ich eine. Influ⸗ enzaſeuche, die im Herbſt 1982 ausbrechen wird, drei internationale Kongreſſe, ferner einen ſehr breit veranlagten Sommerhut für Damen. Als güaſtige Vorzeichen erblicke ich das Anhalten der Tendenz zur Verleugnung der ſchlanken Linie und ein ſenſationelles Schönheitsmittel, worüber ich Näheres allerdings noch nicht mitteilen kann.“ „Und die Menſchen?“ frage ich müde. „Die Menſchen“, erwiderte ſie(wobei ich frei⸗ lich bekennen muß, daß ich nicht mehr genau weiß, ob ſie es wirklich ſagte oder ob ich es träumte), „die Menſchen werden 1932 nicht unterlaſſen, was ſie 1931 taten und waren: gut und ſchlecht, an⸗ genehm und langweilig, dumm und tüchtig. Sie werden lieben und heiraten, krank ſein und geſun⸗ den. Werden auf den Rundfunk und die Jugend ſchimpfen. Werden Vereine gründen und ſie dann halbieren und vierteilen. Werden knurren über Eiſenbahn und Poſt. Und werden ſoviel auf Ab⸗ zahlung kaufen, daß ſie alle acht Wochen durch ei⸗ nen Zahlungsbefehl erſchreckt werden. Und— na⸗ türlich— ſie werden ein Jahr älter...“ Ich muß ehrlich ſagen: die Unterhaltung war nicht weniger aufſchlußreich als manche„hochbe⸗ deutſame“ Rede und manches dicke Buch.. Was mancher nicht weiß Seit 1928 iſt das ganze deutſche ſteuerpflichtige Einkommen um ein Drittel geſunken. **** Während früher die Wirte von Gelſenkirchen durchſchnittlich in einem Monat 50 hl. Bier um⸗ ſetzten, liegt heute der Durchſchnitt unter 10 hl. Kein einziger Wirtſchaftsbetrieb Gelſenkirchens iſt heute in der Lage, Verzinſung und Amortiſation im handelsüblichen Sinne für Anlagekapital und Mietwert abzuführen. CCCVVTVTTTVTFTPTTTTTPTTfTſThTThſhſThhTTſTTTTTTTVVTſTTTſTTTTTTſVhéTCTTTTTſTTTTTTTTTTWTTTTTFTFTFTFTFTcFTTccccc Jubiläumsfeier der Fünfziger Groß war die Zahl der diesjährigen weih⸗ nachtlichen Veranſtaltungen und allen wird nachge⸗ rühmt, daß ſie einen ſchönen Verlauf nahmen. Die Glanznummer der Veranſtaltungen bildete aber un⸗ ſtreitbar das Jubelfeſt der Fünfziger, die es ſich trotz der Zeitenſchwere nicht nehmen ließen, ihr 50. Wiegenfeſt am 3. Weihnachtstage gemeinſam im engſten Kreiſe zu feiern. Und mit Recht! Je ſchwerer die Zeiten werden, deſto mehr müſſen ſich die Menſchen wieder verſtehen lernen, deſto mehr müſſen ſie ſich zum gemeinſamen Lebens⸗ kampf zuſammenſchließen. Und zu einem ſolch brüderlichen Zuſammenſchluß bot die Jubelfeier den Fünfzigern eine willkommene Gelegenheit. Der Rahmen, in dem die Feier ſtattfand, war abenſo einfach und ſchlicht wie würde⸗ und eindrucksvoll. Die Jubilare hatten das Glück, zu ihren Schul⸗ kameraden zwei geiſtliche Herren zu zählen, die es verſtanden, dem Jubelfeſte ein ganz beſonderes, wirk⸗ ſames Gepräge zu geben. Im Feſtgottesdienſt, der morgens um 8 Uhr ſtattfand und den die Jubilare vollzählig beſuchten, zelebrierte der eine Hochw. Jubilar, Herr Pfarrer Effler⸗Niederroden, die heilige Meſſe, während ſein Hochw. Amtsbruder, Herr Pfarrer BelzDietesheim, die Feſtpredigt hielt. Ihr lag das Bibelwort zu Grunde:„Lobe, meine Seele, den Herrn und vergiß nicht alle ſeine Wohltaten. Er iſt es, der dein Verlangen mit Gütern ſtillt, der deine Jugend erneuert, wie die des Adlers“ In wahrhaft herzerhebender Weiſe verſtand es Herr Pfarrer Belz, den trefflich ge- wählten Bibeltext den Jubilaren nahe zu bringen. Er führte ihnen alle bedeutſamen religibſen Mark- ſteine ihres Lebens lebendig und packend vor Augen und ſchloß ſeine eindrucksvolle Predigt mit der Mahnung an die Jubilare, in Dankbarkeit auf 7 5 Gnadenbeweiſe zurückzuſehen und hoffnungs⸗ voll und mutig vorwärts zu blicken. An die Pre⸗ mals das Wort und ermahnte eindringlich, ja recht J mi digt ſchloß ſich die gemeinſame Kommunion, wobei Herr Pfarrer Belz ſeinen Schulkameraden und Ka- meradinnen ſelbſt das Brot des Lebens reichte, und darnach eine hlg. Meſſe zu Ehren der Gefallenen zelebrierte. Ein kleines Streichorcheſter der Kapelle Hauf⸗ Blank ſpielte unter bewährter Orgelbegleitung zwei ſtimmungsvolle kirchenmuſikaliſche Stücke, die ſich in der weihevollen Stimmung prächtig einfügten. Abends ½8 Uhr fand bei Schulkamerad K. Lamberth im Deutſchen Kaiſer die weltliche Feier ſtatt. Ein inhaltsreicher Prolog, der den Jubilaren von ihrem früheren Lehrer, Herrn Rektor Mayr, eigens gewidmet war, auf's ſtimmungsvollſte vor⸗ getragen von Frl. Lydia Brückmann, bildete den Auftakt zu einem ſchönen, abwechslungsreichen, unterhaltenden Programm Der Vorſitzende, Herr Jubilar Jean Wunderle hielt eine überaus herz⸗ liche Begrüßungsanſprache, verlas die eingelaufenen Glückwunſchſchreiben, darunter auch ein ſolches des Herrn Bürgermeiſters, und gedachte der verſtorbe⸗ nen Kameraden und Kameradinnen. Von 88 aus der Schule entlaſſenen Jubilaren ſind 15 geſtorben und 10 gefallen, von 98 Jubilarinnen ſind eben⸗ falls ſchon 25 in der Ewigkeit. Verzogen find im ganzen 45. An die Begrüßungsworte ſchloß ſich eine längere Anſprache des Herrn Pfarrer Effler. Nicht eine„Feſtrede“ ſollte es ſein, ſo betonte er ausdrücklich, eine ſolche würde ſich nach der im Gottesdienſt ſtattgefundenen, tiefſchürfigen Feſtpredigt von ſelbſt erübrigen, er wollte lediglich eine Brücke ſchlagen zu den Herzen ſeiner Klaſſenbrüder, die ihm im Laufe der Jahrzehnte zum Teil fremd geworden waren. Daß es ihm tatſächlich gelang, die gemüt⸗ vollſten Herzensſaiten erklingen zu laſſen, das be⸗ ſagten die glänzenden Augenpaare der Jubilare, die in Dankbarkeit zu ihrem Geiſtl. Jubiläumsbruder aufplickten. Auch Herr Pfarrer Belz ergriff noch⸗ fleißig der Verſtorbenen und Gefallenen zu geden⸗ ken, wie es auch er in der hl. Meſſe häufig tun würde. Der Hochw. Herr Kaplan Schmitt über- brachte die Grüße und Glückwünſche des Pfarr- hauſes, betonte den Ernſt der Zeit und ermahnte zum Durchhalten in der Hoffnung auf den, der allein die Not lindern könne. Herr Rektor Mayr gab eine kleine Rückſchau auf die Schulzeit, betonte ganz beſonders dis Leiſtungen der alten Schule, die von der modernen Schule nicht überboten würde. Das Rüſtzeug, das ſich die Jubilare aus der alten Schule geholt hätten, ſei gut geweſen und wenn ſie ſich mit demſelben auch keine Miniſterpoſten erkämpft hätten, es hätte wohl ausgereicht, in ihren einfachen Berufen ganz ihren Mann zu ſtellen und den ſchweren Lebenskampf zu beſtehen. Er gab den Jubilaren als Jubiläumsgabe die zuverſichtliche Hoffnung auf den Weg, daß hinter allem Winterleide ein ferner Frühlingstag liege. ö Nochmals folgte ein kleiner Prolog, lieb und herzig geſprochen von dem Jubilarkinde Mariechen Klee. Und nun wickelte ſich das eigentliche Unter⸗ haltungsprogramm ab, das auf ernſte Stimmung, aber auch auf geſunden Humor eingeſtellt war. Im Mittelpunkt ſtand ein zweiaktiges ergreifendes Weih⸗ nachtsſchauſpiel„Des alten Geigers Weihnachts⸗ lied“, das von den Damen Frl. Hilde Wunderle und Maria Hook, ſowie von den Spielern Valt. Beikert, Bernh. Weidner, Nik. Kirchner, Aug. Sax, Heinr. Münkel und Gg. Gutperle meiſterhaft ge⸗ geben wurde und einen tiefen Eindruck hinterließ. Ein ſtimmungsvolles Zwiegeſpräch der„Fünf und Null“(Frl. Hilde Wunderle und Marie Kühlwein), eine draſtiſche, erheiternde Duoſcene„Haus und Grete“(Frl. Bab. Ringhof und Gg. Gurperle), die immer wieder gern geſehene Auseinanderſetzung zwiſchen„Stadt- und Landmädchen“(Frl. Kätha Adler und Babette Ringhof), die„philoſophiſchen“ Ergüſſe eines Schuſterlehrlings(Gg. Gutperle) und nicht zuletzt ein toller Soldatenſchwank aus der guten alten Zeit(Aug. Sax, Bernh. Weidner, Engelb. Winkler, Gg. Hofmann) waren die Gaben, t welchen ein trefflich ausgeſuchtes Spielmaterial aufwartete und eine vortreffliche Stimmung ſchuf. Im Laufe des Abends richtete noch die Jubilarin Frl. Thereſe Müller, Lehrerin in Oſterſpei, eine gemütvolle Anſprache an ihre Altersgenoſſen- und Genoſſinnen und erfreute dieſelben mit zwei präch⸗ tigen Liedergaben. Damit ſchließt der Berichter⸗ ſtatter und will durchaus nicht verraten, daß viele Jubilare und Jubilarinnen nach der Geiſterſtunde noch tanzluſtig wurden und dem Feſtleiter ſolange zuſetzten, bis er ſich erweichen ließ, die Feſtklänge der Kapelle in Tanzweiſen umwandeln zu laſſen. Und bald erlebten die alten Hoftänze„Walzer, Schottiſch, Rheinländer und insbeſondere der erſt⸗ klaſſige Salontanz„Siehſt du nicht, da kimmt er“ eine nicht geahnte Auferſtehungsfeier. Und die„Seß⸗ haften?“ Sie hatten ihre helle Freude an der höheren Tanzkunſt ihrer Kollegen und Kolleginnen. Der moderne„Foxtrott“ und der hypermoderne „Tango“ aber und wie ſie ſonſt noch heißen all die halb⸗ und ganz verrückten neuen Tänze, ſollen ſich vor Aerger in einen Winkel verkrochen und mit merkwürdig langen Geſichtern die echte, wahre Tanz⸗ kunſt der Alten ganz im geheimen bewundert haben. — Halt, noch eins! Volle Anerkennung der Mu⸗ ſikkapelle Hauf⸗Blank, die mit ihrem Rylophon⸗ künſtler Karl Blank Prächtiges leiſtete und am Ge⸗ lingen der einzig ſchönen Feier einen erheblichen Anteil hat. Volle Anerkennung auch dem Gaſtwirt, dem es tadellos gelang, über 200 Feſtgäſte quali⸗ tativ und quantitativ aufs ſchnellſte abzuſpeiſen und mit ſeinem vorzüglichen„Wachenheimer Schloßberg“ in Stimmung zu bringen. Sollte etwa ein Mitwirkender vergeſſen oder ſeine Mitwirkung nicht gebührend gewürdigt worden ſein, ſo wird gebeten, ſich direkt an die Redaktion zu wenden, die gerne bereit iſt, die Beſchwerde an den Berichterſtatter weiter zu leiten. die ſie ſogleich wegſchloß. Dann begann ſie zu ſchla⸗ f