Dede Lierabeiner Lacriddten e täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertatze.— Bezugspreis monatl. k. frei ins Haus.— Ane wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte 1 tg latt„Sterne und Blumen“, halbjährli Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Fe koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., ich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ ö ö kanzlers begrüßte Dr. 0 namens der Reichsminiſter kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 1 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plazvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Samstag, den 2. Januar 1932. Die neujahrsempfänge beim Heichspräſidenten möchte das neue Jahr endlich befreiende Taten bringen!— Mit neuem Mut voran! wih. Berlin, 1. Jan. Anläßlich des Neu⸗ jahrstages ſanden beim Reichspräſidenten die üblichen Empfänge ſtatt, die um 10.45 Uhr durch das Aufziehen der Wache eingeleitet wur⸗ den, deren Meldung der Reichspräſident an der Tür ſeines Hauſes entgegen nahm. Die Chefs der beim Reich beglaubigten fremden divloma⸗ tiſchen Vertretungen verſammelten ſich im großen Saal des Reichspräſidentenhauſes. Um 12 Uhr trat der Reichspräſident mit ſeiner Begleitung ein. Der apoſtoliſche Nun⸗ tius Monſignore Orſenigo brachte als Doyen des diplomatiſchen Korps deſſen Glückwünſche in einer Anſprache zum Ausdruck, in der er u. a. ſagte: Unſeren Wünſchen, die der Wohlfahrt aller Nationen gelten, fügen wir freudig einen be⸗ ſonderen Wunſch für Ihre geliebte Nation hin⸗ zu. Deutſchland wurde ſchwer von der großen Weltkriſe betroffen. Aber all das hat nicht vermocht, ihm ſeine Willensſtärke zu rauben, noch ſeinen Mut zu lähmen. Wir wünſchen ihm„daß ſeine harten Anſtrengungen bald von Erfolg getrönt werden. Zugleich mit dieſen unſeren Wünſchen wol⸗ len Sie, Herr Reichspräſident, auch die in⸗ nigſten Segenswünſche entgegen nehmen, die wir an dieſem Tage— auch im Namen unſerer Staatsoberhäupter— Ihrer verehrungswür⸗ digen Perſon widmen. Der Reichspräſident antwortete hierauf u. a.: Es iſt auch mir einer große Freude, heute zu Beginn des neuen Jahres aus Ihrem Munde wieder die Wunſche des diplomaliſchen Korps für die Zukunft des deutſchen Volkes entgegen nehmen zu können. Für dieſe in ſo [warmherziger Form ausgeſprochenen Wünſche und auch für die meiner Perſon gewidmeten freundlichen Worte danke ich Ihnen auf das aufrichtigſte. Mit bankbarer Genugtuung kann ich Ihre Worte beſtarigen, in denen Sie davon ſprachen, daß die bittere Not nicht vermocht hat, dem deuiſchen Volt ſeine Wiuensſtärke und ſeinen Mut zu nehmen. Auch die hochſten Anſtrengungen des ein⸗ zelnen Voltes reichen jedoch auein nicht aus, um der kritiſchen Lage Herr zu werden. In ver⸗ tandnisvollem Zufſammenwüken müſſen von den Regierungen Löſungen gefunden werden, die der unerbntlichen Wirklichkeit Rechnung tragen und ſo die Geſunoung von Wirtſchaft und Finanzen in der Welt ermöglichen. Kein Volk kann das Ende der triegeriſchen Rüſtungen aufrichtiger und ſtärker herbei⸗ wünſchen als das deutſche Volk. Es wäre für die Welt verhangnisvou, und es darf deshalb nicht ſein, daß die Erwartungen in der Frage der Abrüſtung nochmals enttäuſcht werden. Auch auf dieſem Gebiet kann in Zukunft kein verſchiedenes Recht für die einzelnen Völker gelten, wenn das Vertrauen, die Grundlage aller Völterbeziehungen, wieder hergeſtellt wer⸗ den ſoll. Mochte das neue Jahr in allen dieſen Schick⸗ ſalsfragen endlich befreiende Taten bringen! Möchte es den Regierungen gelingen, ſich in vertrauensvoller und gerechter Solidarität zu⸗ ſammen zu finden, um die Völker aus dem Dunkel der Gegenwart einer lichteren Zukunft 1 0 0 zu führen und der Welt die endgül⸗ tige Beftiedung zu geben. Nach dem Austauſch der Anſprachen be⸗ grüßte der Reichspräsident die einzelnen Bot⸗ ſchafter, Geſandten und Geſchäftsträger und wechſelte mit Ihnen Neufahrswünſche. um 12.30 Uhr fand der Empfang der Reichsregierung g ſtalt. Als Vertteter des beurlaubten Neichs⸗ Reſchspoſtminiſter Dr. Schätze und Staatsſekretäre des Reiches den Reichs⸗ präſidenten. Der Reichspräſident erwiderte darauf u. a.: Ich bin im innerſten überzeugt, daß Deutſchland auch in Zukunft alle Gefahren überſtehen wird, wenn es nur ſ einig und treu iſt. So begrüße ich es, daß die Reichsregierung, von dem feſten Willen beſeelt, dem deutſchen Volk die notwendi⸗ gen Erleichterungen zu ſchaffen, in das neue Jahr eintritt. Möge die Arbeit der Reichsregierung und möge Ihrer aller perſönliches Wirken von Erfolg begleitet ſein! Der Reichspräſident begrüßte darauf die ein⸗ zelnen Reichsminiſter und Staatsſekretäre. Um 12,50 Uhr empfing der Reichspräſident den Reichstagspräſidenten Löbe und den Reichs⸗ tagsvizepräſidenten von Kardorff zur Ent⸗ gegennahme der Glückwünſche des Reichstages. Es folgte der Empfang einer Abordnung des Reichsrates, der preußiſchen Staatsregierung, der Wehrmacht, der Reichsbank und der Reichsbahn. Jeder denkt zunächſt an Frankreich und Ame⸗ rika. In der Tat, dort iſt viel Gold aufgeſta⸗ pelt. Dennoch ſind Frankreich und die Verei⸗ nigten Staaten keineswegs die Länder, in de⸗ nen das Gold der Erde ſeinen endgültigen Ruheplatz findet. Wohl ſind die amerikaniſchen und franzöſiſchen Banknoten übergedeckt mit Gold. Wohl ſind die Treſors der Banken dort voll von Gold. Und dennoch ſind Amerika und Frankreich nicht die eigentlichen Goldländer. In den Goldmienen der ganzen Welt wird jährlich Gold im Werte von 1280 bis 1560 Millionen Goldmark gefördert und in den Verkehr gebracht. Vor dem Kriege betrug der Wert der Goldförderung ſogar noch weit mehr, in manchen Jahren nahe⸗ zu 2 Milliarden Goldmark. Dennoch erhöht ſich der dauernde Umlauf an Gold bei weitem nicht im gleichen Maße. Wo alſo bleibt das Gold ſchließlich ſtecken? Die Antwort iſt überraſchend: In Oſtindien! In Indien gibt es ſo viel Armut und Elend wie in keinem europäiſchen Land. Und dennoch verſchluckt Indien jährlich ungeheure Goldmen⸗ gen. Wie klärt ſich dieſer Widerſpruch auf? Das Alexander⸗Hamilton⸗Inſtitut hat dar⸗ über eingehende Unterſuchungen und Nachfor⸗ ſchungen angeſtellt. Indien hat 300 Millionen Einwohner. Mag auch ziemlich jeder von den 300 Millionen für ſich arm ſein, ſo kommt doch durch die ungeheu⸗ re Zahl ein großer Reichtum zuſammen. In⸗ dien hat einen Export an Baumwolle, Jute, Getreide, Reis, Tee, Harzen, Häuten, der ſich in dem am 31. März 1930 endenden Rechnungs⸗ jahr auf 6 800 Millionen Gold belief. In der gleichen Zeit importierte es Waren für 4 800 Millionen. Das iſt ein Ueberſchuß von 2000 Millionen. Davon kann man etwa die Hälfte noch abrechnen für Zinſen auf engliſches Ka⸗ pital, Frachten⸗ und Bankproviſionen und der⸗ gleichen. Bleibt immer noch ein Plus von 1000 Millionen, alſo einer vollen Milliarde Gold⸗ mark. Und dieſe Milliarde wird jährlich in Gold(elwa 840 Millionen) und Silber ange⸗ 49 Jahrgang Hindenburgs Neujahrswunſch Die Rundfunkanſprache des Reichspräſidenten zum Jahreswechſel Berlin, 31. Dez. Der Herr Reichspräſident von Hindenburg hielt heute 21½ Uhr im Deutſchen Rundfunk folgende Neujahrsanſprache: Deutſche Männner und deutſche g Frauen! N Aus meinem Amt als Reichspräſident, und aus der Tatſache, daß ich als hochbetagter Mann einen verhältnismäßig großen Abſchnitt deutſcher Geſchichte miterlebt habe, folgere ich die Berech— tigung, heute am Abſchluß eines ſchickſalsſchweren Jahres, wenige, aber treugemeinte Worte an Sie zu richten, um Ihnen zu helfen, die Not der Zeit zu tragen. Ich bin mir voll bewußt, welche gewaltigen Opfer von jedem von uns verlangt werden, damit wir es verſuchen können, durch eigene Kraft die gegenwärtige Notzeit zu überwinden. Dem deutſchen Volk gebührt aufrichtiger Dank und hohe Anerkennung für bisher bewieſene Opferbereitſchaft und für die Geduld, mit der es in Erkenntnis der harten Not⸗ wendigkeit alle Leiden und alle Laſten getragen hat. Das ſei hier zuerſt geſagt. Woo bleibt das Gold? die Unkerſuchungen des Alexander⸗-Hamillon-Jnſlitules— Eine Milliarde Foldmark verſickerl jährlich in udien— Gold und Schmuchſachen als Schutz gegen Armul und Hungersnol— Die jährliche Ausbeute von südafrika ver⸗ ſchwindel in den indiſchen schaßkammern legt. Das iſt ungefähr genau ſo viel Gold, wie alljährlich die Ausbeute von Südafrika beträgt. Doch das Gold in Indien bleibt nicht im Umlauf. Es wird ihm zum größten Teil entzo⸗ gen. Das Gold wird angehäuft von allen Klaſ⸗ ſen der Bevölkerung. In Gold wird die Mit⸗ gift ausgezahlt. Wer es nur irgend kann, hebt ſich Gold auf, um gegen Zeiten der Hungersnot geſchützt zu ſein. Der Inder nimmt keine Lebensverſicherung auf, um für ſeine Frau zu ſorgen— er ſchenkt ihr goldene Schmuckſachen. In den Schatzkam⸗ mern der indiſchen Fürſten ſind ungeheure Werte an goldenen und ſilbernen Schmuck⸗ ſtücken und Ziergeräten aufgehäuft. Den Goldbeſitz Indiens kann man nicht berechnen, ſondern nur ſchätzen. Im Jahre 1800 veran⸗ ſchlagte man ihn auf etwas über zwei Milliar⸗ den Goldmark. Im ganzen 19. Jahrhundert betrug der Goldimport nach Indien 3270 Millionen Goldmark. Aber in den Jahren 1900 bis 1919 wurden für 4 180 Millionen Goldmark in Indien eingeführt, alſo in dieſen 20 Jahren mehr als im geſamten 19. Jahrhundert. Und der Strom des Geldes fließt Jahr für Jahr weiter nach Indien. Das iſt keineswegs eine Erſcheinung erſt des gegenwärtigen oder des vorigen Jahrhunderts. Schon bald nach Entdeckung des Seeweges nach Indien begann dieſer Goldſtrom Beſorgniſſe zu erweden. Damals beherrſchten Spanien und Portugal den Handel mit Indien. Das Mär⸗ chenland gab ſeine Schätze, und es empfing da⸗ für Gold. Obwohl dieſer Handel für Spanien und Portugal höchſt einträglich war, weckte die Goldabwanderung doch die Sorge der beiden Regierungen. Man verſuchte ihn einzudämmen, indem man die Zahl der Schiffe beſchränkte, die den Weg nach Indien nahmen. Umſonſt, der Goldſtrom war nicht abzudämmen, er ſuch te ſich neue Wege nach ſeinem alten Ziel, nach Indien. Und auch die Welt von heute hat noch kein Mittel gefunden, dieſe Flut aufzuhalten. Gold fließt nach Indien zum Golde! Und dort verſſckert es. g Aber die Größe dieſer Opfer, die wir bringen, berechtigt uns dem Ausland gegenüber gleich⸗ zeitig zu der Forderung, ſich unſerer Geſun⸗ dung nicht durch Zumutung unmöglicher Lei⸗ ſtungen entgegenzuſtellen. Auch in der Abrüſtungsfrage darf Deutſchland ſein gutes Recht nicht vorenthal⸗ ten werden. Unſer Anſpruch auf gleiche Sicherheit iſt ſo klar, daß er nicht beſtritten werden kann. Unwillkürlich denken wir zurück an Tannenberg. Unſere Lage war damals gleichfalls ſchwierig. Sehr gewagte Entſchlüſſe mußten gefaßt und hohe Anforderungen an die Truppe geſtellt werden, um des Erfolges nach Möglichkeit gewiß zu ſein. Da mag mancher innerlich Bedenken gehabt haben, aber das Band gegenſeitigen Vertrauens, treuer Kameradſchaft, inniger Vaterlandsliebe und der Glaube zu uns ſelbſt, hielten uns feſt zuſammen, ſo daß die Entſcheidung nach mehrtägigem, heißem Ringen zu unſeren Gunſten ausfiel. Auch heute rufe ich, abermals in ernſter Zeit, und zwar ganz Deutſchland auf, zu gleicher treuer, ſchickſalsverbundener Ginigkeit. Laſſcer Sie uns Hand in Hand unverzaßt der Zukunft mit ihren ſorgenſchweren Entſchei⸗ dungen entgegenſehen. Möge keiner dem Kleinmut unterliegen, ſondern jeder unerſchütter lichen Glauben an des Vaterlandes Zukunft behalten. Gott hat Deutſchland ſchon oft aus koſer Not errettet. Er wird uns auch jetzt nicht verlaſſen. Und nun wünſche ich dem deutſchen Volke in ſeiner Geſamtheit und jedem einzelnen Deutſchen aus vollem, treuem Herzen ein geſegnetes neues Jahr! Nachdem der Herr Reichspräſident ſeine Rede beendet hatte, ſpielte die Muſit das Deutſchland⸗ lied. Rommuniſtiſche Störungsverſuche enb. Berlin, 1. Jan. Die geſtrige Neu⸗ jahrsrundfuntanſprache des Reichspraſidenten hat, wie ſich bereits jetzt feſtſtellen läßt, im Reich und im Ausland ſtarten Eindruck gemacht. Die Worte Hindenburgs wurden auch überall ausge⸗ zeichnet verſtanden. Nur an einer Stelle wurde von bisher unbekannter Seite der Verſuch gemacht, die Rede durch Zwiſchenruſe zu ſtö⸗ ren. Dieſer Verſuch, der bei einem großen Teil der Hörer nicht bemerkt wurde, hat erfreulicher⸗ weiſe keineswegs vermocht, die große Wirtung der Rede zu beeinträchtigen. Wichtige Ermittlungen. enb. Berlin, 1. Jan. Die Berliner politiſche Polizei hat noch am Silveſterabend die Ermittlun⸗ gen wegen der Störung der Rundfuntrede des Reichspräſidenten aufgenommen. Im Laufe der Nacht wurde vor allen Dingen verfucht, die techn. Möglichkeiten der Störung zu klären. Zu dieſem Zweck hat auch am Vormittag des Neujahrstages eine Beſprechung mit den Sachverſtändigen der Reichspoſt ſtattgefunden. Die Unterſuchung hatte bereits das Ergebnis, daß die Art der Störung feſtgeſtellt wurde. Danach entfällt die urſprüng⸗ liche Vermutung, daß die Unterbrechung im Funk⸗ hauſe ſelbſt erfolgt iſt. Vielmehr iſt das Kabel angezapft worden, und zwar in der Gegend des Neuköllner Krankenhauſes. Mit der Ermittlung der Störungsſtelle dürfte die Polizei auch bereits die Spur der Täter aufgenommen haben, denn die Ausführung der Störung läßt kaum eineft Zwei⸗ fel darüber, daß die Täter mit dan techniſchen Bo⸗ triebsverhältniſſen vertraut ſind FEET ̃— 22ꝛ—x2 3. ee — ee Cetzte Radiomeldungen 6 500 Reichsmark aus einem Bahnpoſtwagen geraubt. wtb. Bottrop, 2. Jan. Zwei maskierte Rüu⸗ ber drangen am Donnerstag Abend in einen Bahnpoſtwagen ein, der auf dem hieſigen Bahnhof zur Abfahrt nach Eſſen bereit ſtand. Während einer von ihnen, in jeder Hand einen Revolver, die Poſtbeamten in Schach hielt, raubte der zweite einen 40 Kg. ſchweren Geld⸗ kaſten mit 56 500 RM. Die Täter flüchteten 1 ihrem Raube in einem bereitſtehenden uto. Streikbewegung im Wurm⸗Revier. wtb. Eſchweiler, 2. Jan. Die„Zentralſtreik⸗ leitung“ der Bergleute im Wurm⸗Gebiet, eine vor kurzem neu ins Leben gerufene Organi⸗ ſation, die ſich aus Bergarbeitern aller Nich⸗ tungen zuſammenſetzt, hat beſchloſſen, heute auf allen Gruben des Wurm⸗Reviers den Streik auszurufen. Als Grund wird die zehn⸗ proßentige Lohnkürzung angegeben. Die Ge⸗ meilſchaften werden an dem Streik offiziell nicht teunehmen. Vermiſchtes Die Halloren beim Reichspräſidenten. wtb. Berlin, 1. Jan. Vor den offiziellen Neu⸗ jahrsempfängen empfing dere Reispräſident eine Abordnung der„Halloren“, der alten„Salz⸗ wirker⸗Brüderſchaft im Thale zu Halle“, die zum erſten Mal ſeit dem Weltkrieg wieder dem Reichs— berhaupt nach altem Brauch Salz, Soleier und Schlackwurſt darbrachte und ihre Neujahrsglück⸗ wünſche ausſprach. Ausſchreitungen in der Sylveſternacht. Mannheim, 1. Jan. Etwa 30 Kommuniſten verſuchten, die ſich alljährlich auf dem Marktplatz bildende Menſchenanſammlung zu Demonſtratio— nen auszunutzen. Sie ſtimmten innerhalb der Menge die Internationale an, brachten Heilrufe auf Moskau aus und verſuchten Sprechchöre zu bilden. Die Demonſtranten wurden unter Anwen— dung des Gummiknüppels durch die Polizeiſtreife zerſtreut. Raubüberfall auf eine Konſumgenoſſenſchaft. wtb. Köln, 1. Jan. Zwei maskierte Räuber drangen am Sylveſterabend in die Filiale der Konſumgenoſſenſchaft„Eintracht“ am Eva-Platz in Köln⸗Poll ein. Sie erbeuteten aus der Kaſſe etwa 2—3000 Mark und entkamen unerkannt. Neues in Kürze Zum Jahreswechsel haben Reichspräſibent von Hindenburg u. der öſte rreichiſche Bundes⸗ präſident Miklas herzliche Glückwünſche aus⸗ zetauicht. * Die Stadt Helſingſors hat ſich in einer Voltsabſtimmung gegen eine Trockenlegung ausgeſprochen. Straßenbahnentgleiſung in Cüttich 1 Toter, 38 Verletzte. wtb. Lüttich, 31. Dez. Ein Straßenbahn⸗ wagen geriet ins Gleiten, ſuhr mit voller Ge⸗ schwindigkeit eine abſchüſſige Straße hinunte: und ſtürzte in einer Kurve um. 38 Perſonen wurden verletzt, ein Verletzter ſtarb im Kran, kenhaus. Ee Politiſcher Zufammenſtoß in Zoppot. Zuſammenſtoß kam es in der vergangenen Nacht in Zoppot zwiſchen Anhängern der Nationalſozia⸗ liſten und Mitgliedern des Vereins„Freunde der Sowjetunion“. Eine etwa 20 Mann ſtarke Gruppe von Nationalſozialiſten drang in ein Lo⸗ kal ein, in dem die Kommuniſten eine Silveſter⸗ feier abhielten, und gab mehrere Schüſſe ab, durch die eine Perſon tödlich verletzt wurde. Bei der da⸗ rauf folgenden Schlägerei wurden mehrere Per⸗ ſonen verletzt. Die Polizei nahm 13 Perſonen feſt. Die Nationalſozialiſten erklärten, in das Lo⸗ kal eingedrungen zu ſein, weil ſie angeblich von dort beſchoſſen worben wären. Wiederaufbau der Valikanbibliolhek Stadt des Vatikans, 30. 12. Etwa 200 Arbei⸗ ter ſind bei der Wiederherſtellung des einge⸗ ſtürzten Bibliothekstraktes beſchäftigt. Das ge⸗ waltige Gerüſt iſt bereits bis zur Höhe des er⸗ ſten Stockwerkes gediehen. Nachdem nun auch der koſtbare Kodex über die Falkenjagd, der den Staufenkaiſer Friedrich 2. zum Verfaſſer hat, geborgen iſt, dürfte von den Koſtbarkeiten nichts mehr gefährdet ſein. Der Verluſt erſtreckt ſich hauptſächlich auf den neuen Teil der Biblio⸗ theksbeſtände. Staunenswert iſt die kühne Konſtruktion Domenico Fontanas, die nur aus zwei Tongewölben von der Stärke eines Ziegels beſtand und dennoch 450 Jahre aus⸗ hielt. Ein Opfer der Wiſſenſchaft Der Tuberkuloſeſpezialiſt Leblanche an Kehl⸗ kopftuberkuloſe geſtorben. Hamburg, 31. 12. Wie erſt jetzt bekannt wird, iſt der berühmte Tuberkuloſeſpezialiſt Emil Ludwig Leblanche an Kehlkopftuberkuloſe ge⸗ ſtorben, deren Bekämpfung er ſein Leben ge⸗ widmet hatte. Leblanche war am Barmberger Krankenhaus tätig. Er hatte auf chlußreiche Aufzeichnungen hinterlaſſen, durch die verhin⸗ dert werden ſollte, daß die Kunde von ſeinem wib. Danzig, 1. Jan. Zu einem ſchweren Tod in die Oeffentlichkeit dringe, peil er n dafür gefeiert werden wollte, daß er ſein Le⸗ ben für die Rettung anderer Menſch en hingege⸗ ben habe. Jorſchung und Obſibau Ausland als Vorbild In forſchungswiſſenſchaftlichen K iſen be⸗ ſchäftigt man ſich mehr und mehr mit der Fra⸗ könne, damit er zum poſitiven Faktor der deut⸗ ſchen Wirtſchaft ausgeſtaltet werden ann. Die Fachkreiſe gehen dabei von der Ta iche aus, daß Deutſchland u. a. der zweitgri ute Apfel⸗ konſument der Vereinigten Staaten bon Ame⸗ rika iſt. Nicht weniger als 587969 dz Aepfel im Werte von rund 27,2 Millionen RM wur⸗ den im Jahre 1930 von Amerika nach Deutſch⸗ land eingeführt. Das erſcheint umſo bemer⸗ kenswerter, als die Vereinigten Staaten nur etwa doppeltſoviel tragfähige Apfelbäume be⸗ ſitzen als Deutſchland. Es hat aber ſeinen Grund darin, daß jenſeits des Ozeans wäh⸗ rend der letzten 25 Jahre planmäßig Sortenbe⸗ obachtungen durchgeführt wurden, die z. B. zur Folge hatten, daß jetzt in den Ve einigten Staaten nur noch vier Hauptapfelſort en gezo⸗ gen werden. Alles in allem gibt es drüben etwa 50 Handelsſorten, die als Ernte von rund 110 Millionen tragfähigen Apfelbäumen in Be⸗ tracht kommen. Indische kolhemdenbewegung unterdrückt Peſchawar, 30. 12.7 Behörden haben die bedrohliche Rothemden ewegung unterdrückt und ſind nunmehr vollkommen Herr der Lage. Eine Anzahl feſtgenommener Rothemden, die verſprochen haben, nicht mehr an den Unruhen teilzunehmen, ſind wieder freigelaſſen worden. Geſtern abend wurden in Peſchawar 150 Ver⸗ haftungen vorgenommen. das Werk ſtillgelegt werden muß. Sie oberselles s elen Noto igcuenſe Kündigen allen Aibeilein und Angeslelllen Blick auf das»berſchleſiſche Borſigwerk in Beuthen, Infolge des kataſtrophalen Abſatzrückganges hat die Verwaltung der oberſchleſiſchen Borſigwerk⸗ A.⸗G. allen Angeſtellten und Arbeitern ihres Hüttenwerks gekündigt, da zu befürchten ſteht, daß N ge, wie der deutſche Obſtbau veredel werden „Arme Iigeuner vor Geticht Im Mercedeswagen vorgefahren— Eine Marktes überfielen Zigeuner in einer Wixi⸗ junge Zigeunerin traf, ging der Radau los. verließ das Lokal und verſtändigte das Wies⸗ badener Ueberfallkommando. Amtsgericht Hochheim vorgeführt. Wegen Kör⸗ neun Monaten genommen. Die Kleine Straf⸗ kammer befaßte ſich mit der Sache. Die Kam⸗ von 200 RM ſofort auf freien Fuß zu ſetzen. eine der im Zuhörerraum anweſenden Zigeu⸗ nerinnen ihre Börſe und hinterlegte den Be⸗ trag beim Gericht. Daraufhin wurde der Haft⸗ befehl gegen die Angeklagten aufgehoben. Zu der Verhandlung waren Zigeuner und Zigeu⸗ nerinnen zu Pferde, zu Wagen, einer ſogar in einem hocheleganten Mercedes⸗Auto erſchienen. aufgehoben Berlin, 30. 12. Der Reichskommiſſar für den Verbänden des Schokoladehandels über die Preisſenkung. Der Verband der Schokolade⸗ fabrikanten erklärte, daß die Schokoladeinduſtrie keine Preisſenkung vornehmen kann, da be⸗ reits im erſten Halbjahr 1931 in ſtärkerem Um⸗ fange eine Verbilligung durchgeführt ſei. Mit dieſem Entſchluß fällt ab 1. Januar 1932 der Preisſchutz für die Markenartikel in der Scho⸗ koladenbranche fort. Die Preisbindung hönt auf, und Induſtrie wie Handel treten für die⸗ ſe Waren in freien Wettbewerb. Die Preis⸗ entwicklung wird vom Reichskommiſſar beob⸗ achtet werden. Deulſchlands Geburlenrückgang Im erſten Halbjahr 1931 wurden in Deutſch⸗ land 45 000 Kinder weniger geboren als in der aleichen Zeit des Vorjahres. Wie der Ge⸗ burtenrückgang zeigt auch die Zahl der Ehe⸗ ſchließungen einen ſehr ſtarken Rückgang.— Im erſten Halbjahr 1931 wurden insgeſamt 30 000 Ehen weniger geſchloſſen als im erſten Halbjahr 1930. Der geſamte Ausfall an Ehe⸗ zahlen belief ſich am 1. Juli 1931 auf über 70 000, wobei die Heiratsfähigkeit beſonders der jüngeren Männer unter 30 Jahren ſchon in den Jahren 1924—1929 dauernd unter dem Stand der Vorkriegszeit lag. Der deulſche Jchweinebeſtand Nach den Ergebniſſen der Schweinezählung vom 1. Dezember 1931 ergibt ſich ein Schweine⸗ beſtand im Deutſchen Reich von insgeſamt rund 23,8 Millionen Stück, d. i. noch um rund 339 000 Tiere oder 1,4 v. H. mehr als zur glei⸗ chen Zeit des Vorjahres. Nl Das Medaillonbild Roman von Anny v. Panhuis. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold in Braunſchweig.) 34. Fortſetzung. Niemals hatte er es ſo inbrünſtig empfun⸗ den, wie tief er gesunken, als vorhin, da der Wirt einer Kneipe in dem verrufenen Sanchez keine Bezahlung von ihm gewollt. Und für alles ſchob er Verena Saperas die Schuld zu. Ohne ſie wäre er nie der Verkommene von heute geworden.. Er ſchritt ſchneller und malte ſich aus, welche Freude er empfinden wurde, wenn es ihm ge⸗ länge, das gehaßte Mädchen zu töten. Verena Saperas, das Mannweib, durch das er bis zum Campoſtromer geſunken. * Haß hatte Pepe Arndts Fuß leicht gemacht, Haß ihn ſo ſchnell hinübergeführt in die Nähe des Herrenhauſes von Alma brava, wie es die größte Liebe nicht zuſtande gebracht hätte. Er hatte auf ſeinem Wege mit geſpannteſter Auf⸗ merkſamkeit jeden verdächtigen Laut aufge⸗ fangen und noch mehrmals Umgehungen ma⸗ chen müſſen, damit er keinem Eſtanziawächter in die Arme lief. Am vorſichtigſten hatte er in der Umgebung von Sanchez ſein müſſen, wo es einen beſonders ſtarken Polizeipoſten gab. Nun hatte er ſich ſchon beinahe bis an das Herrenhaus herangepirſcht. Ein paar erleuch⸗ tete Fenſter ſchimmerten zu ihm herüber. Er ſchob ſich neben dichtem Oleander vorwärts. Nur jetzt keinen unvorſichtigen Schritt, wieder⸗ holte er ſich in ſtändiger Mahnung immer von neuem. Weiter dachte er jetzt nicht mehr, er folgte nur den Weiſungen ſeines Haſſes, der ihm wie eine Fackel den Weg erhellte, den ein an⸗ derer mit den gleichen Geländekenntniſſen in dieſer Dunkelheit nicht gefunden hätte. Er orientierte ſich noch einmal. Jetzt befand er ſich hinter dem kleinen Häuschen, darin, ſoviel er wußte, nur Vorräte aufbewahrt wurden. Es lag vollkommen finſter da. Es war noch nicht ſehr ſpät, vor den Hun⸗ den brauchte er noch keine Angſt zu haben. die wurden erſt ſpäter losgelaſſen. Wenn er den kleinen Bau im Rücken hatte, war es nur noch einen guten Steinwurf weit bis zum Hauſe. Dann mußte er ſich aber beſonders hüten weil er dort ins Bereich heller Lampen kam. Er ſchlich weiter, ſetzte wieder vorſichtig Fuß um Fuß. Plötzlich ſtutzte er, blieb unbeweg⸗ lich ſtehen. Narrten ihn ſeine Augen, ſpiegelte ihm ſein Haß die Geſtalt von Verena Sape⸗ ras vor? Nein, es war keine Täuſchung, ſie mußte es ſein, die eben aus dem kleinen Hauſe getreten. Den ſicheren, ſelbſtbewußten Gang kannte er. Schon umſpannte ſeine Rechte den Revolver, und er folgte der hellgekleideten Ge⸗ ſtalt, die ein kleines Taſchenlaternchen trug. Pepe Arndt dachte gehäſſig: Wahrſcheinlich hatte das Weibsbild die Vorräte in dem klei⸗ nen Hauſe gezählt. So eine macht wohl alles ſelbſt, weil ſie andern nicht traut. 5 Er ſchlich hinter den niedrigen Oleandern im Bogen um die helle Geſtalt herum, er wollte ihr den Weg abſchneiden. Eine beſſere Gelegenheit, endlich ſeine Rache zu befriedigen, konnte es nicht mehr geben. Weitab lagen Scheunen und Ställe, und ſo nahe ſich auch das Herrenhaus befand, ſo konnte Verena Saperas wenn es ihm gelang, ihr den Weg abzuſchnei⸗ den, ſchon jetzt ruhig mit ihrem letzten Gebet beginnen. Im reſtloſen Aufgehen ſeiner Haßgedanken ſah er jetzt für ſich ſelbſt überhaupt keine Ge⸗ fahr. Und Verena Saperas ging leichtfüßig dahin, ohne zu ahnen, daß eine Hand ſchon die Mord⸗ waffe für ſie umklammert hielt. Sie dachte an Heinz, und ihr Herz war ganz von Zärtlichkeit für ihn erfüllt. Was ſie vordem doch nie ſo richtig überlegt, das ſtand ihr jetzt klar vor Augen. Seine Lage dem Vater gegenüber war wirklich ſehr pein⸗ lich. Doch ſie wollte dafür ſorgen, daß dieſe Un⸗ erträglichkeit bald ein Ende fand. In irgend⸗ eine beſonders gute Laune des Vaters hinein wollte ſie das Geſtändnis ihrer Liebe anbrin⸗ gen. Sie lächelte glücklich. Sie hatte Heinz Hausmann ſehr lieb, über alles lieb, es würde wunderſchön werden, wenn ſie erſt ſeine Frau war. Der Vater würde ſich darein finden, daß ſie ſich keinen Mann ihrer Heimat gewählt, dhe es ihn im Anfang vielleicht auch etwas rte. Aber Heinz Hausmann war ihm ſympathiſch er hatte ihm als dem einzigen ſeiner Leute da⸗ durch eine Art Ausnahmeſtellung gegeben, daß er ihn als Gaſt zuweilen in ſein Haus lud. Sie wußte, auch der Neid hatte ſchon dieſe Feſtſtellung gemacht. Wie gut, daß ſie ihrem ungeſtümen Verlangen nachgegeben. Wer weiß, in welche düſteren Gedanken er ſich ſonſt noch verrannt hätte. Sie zuckte zuſammen. Eine derbe, plumpe Hand legte ſich wie eine Zange um ihren Ober⸗ arm, genau dort, wo der Leinwandverband den Streifſchuß deckte. Die grobe Hand tat doppelt weh an dieſer empfindlichen Stelle. Die kleine Taſchenlaterne entfiel ihr. Vom Herrenhauſe hel krochen die Ausläufer der großen Lampen, die den Eingang flankierten. In der kargen Beleuchtung jah Verena in ein von der Natur ſchon nicht beſonders bedachtes, durch Haß aber völlig entſtelltes Männergeſicht. Sie erkannte das Geſicht ſofort. Es gehörte dem Peon, den ſie mit Schimpf und Schande fortgejagt, es ge⸗ hörte dem Elenden, der ein erkranktes Tier, das ſie ſelbſt nachher geſund gepflegt, mit dem Stiefelabſatz hatte zu Tode quälen wollen. „Laſſen Sie mich ſofort los, ſonſt rufe ich Hilfe herbei“, ſagte ſie halblaut. 7 Er lachte. Es klang wie ein Gluckſen. Ihm war zumute wie einem ſinnlos Betrunkenen. Endlich war er am Ziele, endlich war der Augenblick gekommen, den er herbeigeſehnt ſeit dem Tage, da ihn Verena Saperas mit der Peitſche ins Geſicht geſchlagen, ihn, von ihrem Laſſo umwickelt, zu ihrem Vater gebracht. Auf dem Pferde ſaß ſie, und neben ihr mußte er gehen, eingefangen in den Laſſo, wie ein Ver⸗ brecher. Jene Stunde hatte ihm das Brandmal des Haſſes ins Herz gedrückt. Nun war der Augenblick gekommen, ihr die Rechnung zu präſentieren. Mit ihrem Leben ſollte ſie zah⸗ len, was ſie ihm ſchuldete. s „Laſſen Sie mich ſofort los, Sie Schurke“, ſagte Verena noch einmal, und es klang wie ein ſcharfer Befehl. 5 1 11 8. W : Jortſezung folgt. 85 1 1 Wiesbaden, 30. 12. Während des Hochheimer ſchaft den Polizeibeamten Lenz, der Feier⸗ abend gebot. Nachdem ein Schuß aus den Rei⸗ hen der Gäſte gefallen war, der eine anweſende Der hartbedrängte Beamte, dem der Gummi⸗ knüppel entriſſen, der Revolver abgenommen werden ſollte, feuerte einen Schreckſchuß aß, Die Zigeuner wurden verhaftet und dem Schnellrichter am perverletzung und Widerſtandes wurden fünf Zigeuner in Gefängnisſtrafen von ſieben bis mer verwarf die Berufung der Angeklagten, beſchloß aber, ſie gegen Stellung einer Kaution Als dieſer Gerichtsbeſchluß bekannt wurde, zog Preisſchut in der schokoladeninduſtrie Preisüberwachung verhandelte heute mit dem Verband deutſcher Schokoladefabrikanten und ſchließungen gegenüber den normalen Heirats⸗ 1 a f e e 2. Glo 1 1 zu m vi er nh eimer Anzeiger Samstag, 10 2. Jan. 1032 Zentrum und Nationalſozialiſten Um die Regierungsbildung in Heſſen. Auf die Antwort des Zentrums an die NS Daß iſt noch keine offizielle Rückantwort erfolgt. Dafür bringt aber der Heſſenhammer 2 Artikel, der eine bereits von uns im Auszug wiedergegebene von dem Gauleiter und Fraktionsführer der NSDAP. Karl Lenz, der andere von einem Dr. Sch. gezeich⸗ net, die man beide vielleicht als eine Umſchrei⸗ bung der noch zu erwartenden offiziellen Aeuße⸗ rung anſehen darf. Beide ſtempeln die Zen⸗ trumsantwort als eine Ablehnung um und wollen dadurch dem Zentrum die Verantwortung für das Nichtzuſtandekommen einer Regierungskoalition mit der NSDAP. zuſchreiben. Sie ſehen die Ab⸗ lehnung bereits darin, daß das Zentrum den na⸗ ktionalſozialiſtiſchen Bedingungen eigene Bedingun⸗ gen entgegenſtellt und damit die Nationalſoziali⸗ ſten an den Verhandlungstiſch bruigen wird. Dr. Sch. ſpricht ſtatt von Kuhhandel und will damit jede Erörterung über die künftige Koalition zwi⸗ ſchen Zentrum und Nationalſozialiſten in den Augen von Verhandlungen der Wähler herabſetzen. Herr Lenz paſſiert dabei das Mißgeſchick, daß er in gleichem Atemzug von den 12 nationalſozialiſti⸗ ſchen Forderungen ſpricht,„die für jede chriſtlich⸗ nationale Partei von vornherein diskutabel ſein müßten“, und davon daß man in dem Schrei⸗ ben der NSDAP. an die Zentrumspartei aus⸗ drücklich betont habe,„über dieſe Punkte könne nicht diskutiert werden“. Solange die NSDAP. noch nicht über die abſolute Mehrheit im Landtag verfügt und zur Regierungsbildung noch eine andere Partei nötig hat, muß ſie ſich ge⸗ fallen laſſen, daß die andere Partei ſich nicht unter ihre Dittatur begibt. Die Zentrumspartei hat ihr eigenes politiſches Programm, und es kann ihr nicht zugemutet werden, daß ſie das Programm der NSDAP. zu eigen macht. Deshalb muß die Selbſtändigkeit beider Parteien in einer Koali⸗ tionsregierung durch Verhandlungen ſichergeſtellt werden. Eine Koalation ohne gegenſeitige Ach⸗ tung und Anerkennung der Selbſtändigkeit iſt nicht aufrecht zu erhalten. Darum kommt auch die NSDAP. nicht herum. Wenn die NSꝰDAP. behauptet, daß die 12 Forderungen gar nicht parteipolitiſcher Art wären, ſondern lediglich volklich und ſtaats⸗ 5 politiſch, ſo trifft das nicht zu. 1. An die Spitze ſtellt die NSDAP. die Forde⸗ rung eines nationalſozialiſtiſchen Staatspräſidenten. Das Zentrum hat zich mit einem Miniſter für Heſſen einverſtanden erklärt, vorausgeſetzt, daß das verfaſſungsmäßig möglich iſt und daß dieſer Miniſter überparteilich jei; das iſt volklich und ſtaatspoli⸗ tiſch, die Forderung der NSDAP. dagegen reine Partei politit. i 2. Die NSDAP. mag ihre Außenpolitik ſelbſt für die allein, richtige halten, für Nichtangehörige, der NSDalP. iſt ſie aber die Außenpolitit des Reiches und das Zentrum kann verlan⸗ gen, gerade im Intereſſe eines geſchloſſenen Auf⸗ Aretens nach außen, daß nicht jedes Land je nach der zufälligen parteipolitiſchen Zuſammenſetzung ſeiner Regierung eine eigene Außenpolitik treibt, ſondern die Außenpolitit des Reiches unterſtützt. Das iſt ebenfalls volklich und ſtaatspolitiſch, und das Zentrum ſtellt die Forderung nicht, weil der derzeitige Reichstanz⸗ ler aus dem Zentrum hervorgegangen iſt, ſondern weil das Zentrum die Außenpolitik der Reichs⸗ regierung, in der die verſchiedenen politiſchen Richtungen vertreten ſind, für richtig hält und als Verfaſſungspartei die verantwortliche Reichsregie⸗ rung, wenn irgend möglich, ſtützt. 3. Der Charakter des Zentrums als Verfaſſungsparten iſt von Herrn Lenz in Zweifel gezogen. Er hält dem Zentrum die Notverordnungen des Reichskanzlers entgegen, durch die eine dauernde Verletzung und Außer⸗ kraftſetzung der Weimarer Verfaſſung durchge⸗ führt worden ſei. In Wirklichteit ſind aber ſämt⸗ liche Notverordnungen aufgrund der Weimarer Verfaſſung erlaſſen und nicht gegen ſie. Wenn Reichskanzler Dr. Brü⸗ ning in Zeiten ſchwerſter Not von den in der Ver⸗ faſſung vorgeſehenen Notmaßnahmen Gebrauch macht, ſo berechtigt das nicht dazu, die Verfaſ⸗ ſungstreue des Zentrums anzuzweifeln. Das Zentrum kann ſich aber umgekehrt nicht be⸗ gnügen mit der eidlich erhärteten Legalitäts⸗ erklärung des oberſten Führers der NSDAP. Adolf Hitler, und zwar nicht etwa, weil es den Eid des Führers mit einem Fragezeichen vorſieht, ern weil gewiſſe Vorgänge in der Partei in genheit und Gegenwart berechtigte Zwei⸗ del entſtehen laſſen, ob der oberſte Führer ſeine Unter führer noch immer ganz in der Hand hat. Aus den beiden Artikeln hat man den deutlichen Eindruck, daß die NS Da P. die ſchwere Verantwor⸗ bung, die mit dem Eintritt in die Regierung verknüt it iſt, nicht auf ſich nehmen wird. Daß ſie ihren Wählern gegenüber das nicht wahr⸗ Haben will, verſteht ſich von ſelbſt. Bei den kom⸗ menden Preußenwahlen wird die NSDAP. ihre Agitation auch gegen das Zen ⸗ rum richten. Wenn ſie dabei in Heſſen gleich ⸗ zeitig mit dem Zentrum in Koalition ſtünde, würde das ihren politiſchen Kampf erheblich läh⸗ men und erſchweren. Es war deshalb von vorn⸗ erein zu erwarten, daß ſich in die ſem Zeitpunkt die NS Dep. mit einer ſolchen Koalition Lelaſten wird. Sie hat ihre Stärke bisher nur be⸗ wieſen, in der Organiſation und Aus- breitung der Partei. Wie weit ſie im⸗ f int, poſitive Arheit zu leiſten, dafür iſt ſie Ben dig geblieben, und ſie wird ö Schauſpieldes Ver⸗ ſa gens vor den Preußen wahlen ihren Wählern zu bieten. Dadurch unterſcheidet ſich die NSDAP. weſentlich von den italieniſchen Faſciſten, die nicht jahrelange geredet und agitiert ſondern ohne Zögern, die Zügel ergriffen und ihre Regierungsfähigkeit bewieben haben. Landwirtſchaftliche Betriebsführung und Wirtſchaftskriſe Dr. Brinckmann, Prof. für landwirtſchaftliche Betriebsführung an der Landwirtſchaftlichen Hoch⸗ ſchule in Bonn, hielt vor einiger Zeit in Aachen einen Vortrag, der ſich eingehend mit der derzei⸗ tigen Lage und den für die praktiſche Wirtſchafts⸗ geſtaltung ſich daraus ergebenden Schlußfolgerun⸗ gen auseinanderſetzte. Die Frage: Wie iſt die Betriebsführung zu geſtalten, um der Kriſe zu begegnen, beantwortete er folgendermaßen:(Wir verfehlen nicht, darauf hinzuweiſen, daß Prof. Brinckmann nur allge⸗ meine Richtlinien geben konnte und wollte; nichts⸗ deſtoweniger ſind dieſelben von Bedeutung und der Beachtung wert). 1. Stetigkeit der Betriebe muß gewahrt blei⸗ ben. Man glaubte vielfach in den vergangenen Jahren, der Landwirt müſſe beweglicher, kauf⸗ männiſch eingeſtellt ſein. Das iſt eine Gedanken⸗ loſigkeit. Eine richtige Betriebsführung iſt ſtets der Ausgleich zwiſchen Beweglichkeit und Stetig⸗ keit. Zeiten der Wirtſchaftsunruhe ſind keine Zeiten der Spekulation. Anpaſſung an die Kon⸗ junktur iſt bedenklich. Gemäß dieſem Schlagwort haben aubiele Landmirte verſucht, ſich immer auf die augenblickliche Konjunktur umzuſteuen. Verſuchung dazu iſt ja meiſtens nicht gering, viel⸗ leicht gelingt dem einen oder anderen auch einmal die Umſtellung, etwa in der Schweinezucht oder Geflügelhaltung. Tatſächlich kann heute aber niemand den Wirrwarr der Preisſchwankungen vorausſehen. Die Prognoſen des Konjunktur⸗ inſtitutes ſind kein Barometer, das uns die Ma⸗ xima und Minima anzeigen könnte.(Vielleicht nur ganz vorſichtig bei den Schweinepreiſen.) 2. Betriebsbereitſchaft: Der Betrieb muß ſtets mehrere Eiſen im Feuer haben zum Zwecke des Riſikoausgleiches. Der Landwirt weiß nicht, woher und an welcher Stelle die Angriffe auf ſei⸗ nen Vetrieb erfolgen. Darum iſt die harmoniſche Vielgeſtaltung(nicht die Verzettelung) des Be⸗ triebes das Ideal. Die vielgeſtaltete Wirtſchaft kann von der weichenden Konjunttur getroffen aber nicht vernichtet werden. Man hat uns ſtets die däniſche Landwirtſchaft vor Augen gehalter als das Ideal(nämlich die einſeitige Veredelungs wirtſchaft). Man vergaß aber, daß das eine Kriſe nur verſchärfen werde.(Siehe Pfundſturz und die Abſatzkriſe Dänemarks ſeit einigen Monaten.) Der Baconmarkt iſt dem deutſchen Landwirt als ein Abſatzgebiet nicht zu empfehlen. 3. Mittel und Wege zur Wirtſchaftlichkeit des Betriebes. Gleichgewicht in Einnahmen und Aus— gaben: Zunächſt kann man hier die Ausgaben per⸗ ſönlicher Art einſchränken. Es müſſen eben noch weitere Opfer in dieſer Hinſicht gebracht werden. Dann muß auch bei den ſachlichen Ausgaben noch geſpart werden. Gewohnte und ſcheinbar ſelbſt— verſtändliche Ausgaben ſind immer wieder zu überprüfen. Schließlich iſt die Mechaniſierung an ſich richtig, aber in ihr liegt nicht die Löſung der deutſchen Aarartriſe. Sehr oft iſt der kleine Be⸗ 2500 Delektibt ſuthen einen Mörder Ein grauſiger Mord in London— die Grauſamkeit ſelbſt in der Londoner Kriminaliſtik ſellen London, 30. 12. Nicht weniger als 320 Detektive des Scotland Yard ſuchen Tag und Nacht nach dem unbekannten Mann, der die 12jährige Vera Page beſtialiſch ermordet hat. Selten erregt in der Weltſtadt am Themſeufer ein Verbrechen ſoviel Empörung, wie die furchtbare Tragödie dieſes kleinen Schulmäd⸗ chens. Alle führenden Zeitungen Londons ſtel⸗ len feſt, daß die Detektivgruppe, die mit der Aufklärung dieſes entſetzlichen Falles betraut iſt, mehr leiſtet, als ihr die bloße Erfüllung ihrer Dienſtpflicht vorſchreibt. Es iſt undenkbar, meint man, daß es nicht gelingen ſollte, dieſer menſchlichen Beſtie habhaft zu werden. Im ganzen Viertel um die Addiſonroade herrſcht ſeither eine Art Trauerſtimmung. Die Mütter trauen ſich nicht, ihre Kinder allein in die Schule zu ſchicken, und in allen Mädchen⸗ ſchulen Londons wurde den Schülerinnen ernſt⸗ lich ans Herz gelegt, unterwegs mit keinem Unbekannten zu ſprechen und ſich durch keiner⸗ lei Geſchenke zu einem Spaziergang mit unbe⸗ kannten Männern verleiten zu laſſen. In der Notinghill⸗Schule, die die unglückliche Vera Page beſucht hatte, wurde eine Trauerfeier abgehalten, an der auch Schülerinnen aller Mädchen chulen der Umge ung teilnahmen. Die Mutter der unglücklichen Vera Page, die der Geburt eines Kindes entgegengeſehen und nach dem furchtbaren Vorfall einen Nervenſchock erlitten hatte, liegt im Sterben, und die Aerzte glauben nicht, daß es gelingen wird, ſie am Leben zu erhalten. Die Grauſamkeit, mit der der Mörder ſein unſchuldiges Opfer getötet hatte, ſteht ſelbſt in der Londoner Polizeichronik ver⸗ einzelt da und erinnert in mancher Hinſicht an die Art, wie der gefürchtete Verbrecher Jack,„der Bauchaufſchlitzer“ die unglücklichen Frauen, die ſeine Wege kreuzten, hingemordet hatte. Die Einzelheiten der polizeilichen Unterſuchung der Leiche wurden deshalb in den Londoner Blät⸗ tern nicht veröffentlicht. Sicher iſt es bloß, daß aus der Unterſuchung gefolgert werden muß, daß der Mörder uber herkuliſche Kräfte ver⸗ fügt haben muß. Und ebenſo ſteht es feſt, daß das kleine Opfer ſich verzweifelt gegen ihn gewehrt haben muß, denn die Nägel des kleinen Mädchens, der einzi⸗ gen Waffe, mit der es ſich verteidigt ha⸗ ben dürfte, waren alle abgebrochen. Die Rekonſtruktion der Tat ergibt nach den bisherigen Erhebungen folgendes Bild: Vera Page wollte nach dem Schulunterricht eine Tante, die in der Nähe der Schule wohnt und an dieſem Tage ihren Geburtstag hatte, beſuchen. Die Wohnung dieſer Verwandten iſt von der Schule bloß 300 Meter entfernt. Auf dieſem kurzen Weg muß der Verbrecher dem Mädchen bege net und auf die kleine Vera aufmerkſam geworden ſein. Sie hatte ſtets die Gewohnheit, vor den Schaufenſtern länger ſtehen zu bleiben, und da auf dieſer Strecke viel Spielwarengeſchäfte ſind, dürfte ſie wahr⸗ ſcheinlich vor einer dieſer Auslagen geſtanden ſein, als ſich der Verbrecher ihr näherte. Et⸗ wa fünf Minuten Gehweg von der Schule entfernt iſt eine Konditorei. Hier wurde die kleine Vera von einer Verkäuferin, die ſie und ihre Mutter kennt, in Geſellſchaft eines unbekannten rothaarigen Mannes geſehen. Der Mann kaufte ihr einige Süßigkeiten. Als ſie dieſes Geſchäft betraten, hatte die kleine Vera ein Paketchen unter dem Arm, offenbar gleich⸗ falls ein Geſchenk des Verbrechers. Nachdem ſie die Konditorei verließen, wurde Vera Page nicht mehr geſehen. „ Erſt achtundvierzig Stunden ſpäter fand 4, man ihre Leiche unter einem Baum eines zur Winterszeit verlaſſenen Gartens im Schnee auf. Da es nicht wahrſcheinlich iſt, daß die Tote 2 Tage lang im Garten unbemerkt gelegen ſei, wird angenommen, daß der Mörder die Tote entweder in ſeiner Wohnung oder in einer Garage verſteckt hatte und ſich erſt ſpäter entſchloß, ſie im Garten zurückzulaſſen. In eini⸗ ger Entfernung von der Fundſtelle wurde eine Kappe gefunden, die dem Mädchen gehört hatte. Die Bemühungen, einen Fingerabdruck des Mörders am Körper des Opfers zu fin⸗ den, waren vergeblich. 2..— Diſſen Sie.. In jeder Minute zerſtört Feuer Beſitztümer im Wert von 1000 Mk., in jedem Tag im Wert von mehr als 1 Mill. Mk. in jedem Jahr ein Volksvermögen von rund ½ Mil⸗ liarde Mark. Von dieſem Geld könnten jähr⸗ lich 25 000 Häuſer gebaut werden, alſo jähr⸗ lich Wohnungen für ½ Million Menſchen. Die wenigſten Feiertage von allen Ländern hat Holland, das nur 5 Tage außer den Sonntagen völlige Arbeitsruhe macht, in Griechenland dagegen man 34 Feiertage. Nicht einmal 10 1 t aller Menſchen ſterben eines natürlichen Todes. i'd näm⸗ lich 9,4 Prozent, die an 1 e ſter⸗ —— ben. 9,2 Prozent ſterben an T. erkuloſe, 15,1 Prozent an Lungenentzündung(Atmungsor⸗ gane), 9 Prozent an Krebs, 4,8 Prozent an Nervenerkrankungen, 5,5 Prozent an Herz⸗ und Blutkreis laufkrankheiten, 8,7 Prozent durch ge⸗ waltſamen Tod, 4,86 Prozent an Infektions- krankheit n. ee eee Beltfriedenskongreß in Wien Wien, 30. Dez. Das Direktionskomitee des Internationalen Friedensbüros hat beſchloſſen, den 29. Weltfriedenskongreß in der Zeit vom 5. bis 9. Septep! 1932 in Wien ok alten. — Die trieb mit Maſchinen überſetzt, während die Mecha⸗ (niſierung doch eigentlich eine Angelegenheit des Großbetriebes iſt. Es gibt arbeitsſparende, geld⸗ ſparende und ertragsſteigernde Maſchinen; aber die arbeitsſparenden ſind im Kleinbetrieb vielfach die geldfreſſenden. Aehnlich iſt es bei der Ge⸗ ſpannhaltung. Sollen wir nun extenſivieren? Die Antwort iſt ein glattes Nein. Mehr denn je müſſen wir uns heute auf alle Mittel beſinnen, um unſere Er⸗ träge zu erhöhen. Nicht etwa Höchſterträge um jeden Preis, ſondern Höchſterträge unter norma⸗ len Aufwendungen! Wir können die Unkoſten meiſt nur wenig verringern, da ſie vielfach zwangs⸗ läufig ſind, beſonders in Betrieben mit eigenen Arbeitskräften. Ein Leerlauf im Betrieb bedeutet die Erhöhung der Produktionskoſten, eine Verrin⸗ gerung des Reinertrages. Die Kürzung des akti⸗ ven Betriebsaufwandes wie z. B. Saatgut, Futter⸗ mittel, Dünger ſei ein Leerlauf. Schon aus die⸗ ſen Gründen ſind kleinbäuerliche Betriebe nicht z extenſivieren, ſondern nur zu rationaliſieren. Der Wirtſchaftserfolg hängt alſo in erſter Linie von dem Einſatz dieſes aktiven Betriebskapitals ab. Berechnungen bei der Landwirtſchaftskammer in den Jahren 1929⸗30 haben ergeben, daß der Rein⸗ ertrag bei intenſiven Wirtſchaften um 51 Mark höher war im Durchſchnitt als bei extenſiven „ſparenden“ Wirtſchaften. ——.— Sur Lage der deutſchen Schweinehaltung Der Sachverſtändigen⸗Ausſchuß beim Reichs⸗ miniſterium für Ernährung und Landwirtſchaft gibt folgendes bekannt: ö Die vorläufigen Zuſammenſtellungen des Sta⸗ tiſtiſchen Reichsamtes zeigen folgendes Ergebnis der Schweinezwiſchenzählung vom 1. Dez. 1931: Altersklaſſen 1. 12.31 1. 12. 30(Mehr() od. wenig.(—) im Dez. 31 geg. Ferkel in Millionen Stück Geſamtſchweine⸗ beſtand darunter: Schlachtſchweine ( bis 1 Jahr alt) 5,2 4,7 Jungſchweine (8 Wochen bis noch nicht ½ Jahr alt) 10,5 10,0 (unt. 8 Wochen) 5,1 5,5—6 95 trächtige Sauen 171 1,8— 15 Die Geſamtzahl der Schweine iſt zwar etwas höher als im vergangenen Jahre, die Zuſammen⸗ ſetzung des Beſtandes weiſt aber darauf hin, daß ſich die im September vorausgeſagte Wendung in Richtung einer Verkleinerung der Schweinehaltung weiter durchſetzt. Ein Vergleich der einzelnen Gruppen mit ednen des Vorjahres zeigt beſonders klar die künftige Geſtaltung des Schweinemarktes. Die Gruppe der 7 bis 1 Jahr alten Schlachtſchweine, die der Winterverſorgung dient, iſt noch 10 Prozent, die die Frühjahrs⸗ verſorgung ſtellende Gruppe der Jungſchweine 4 Prozent größer als im Vorjahre. Infolge⸗ deſſen wird das Marktangebot noch bis zum Sommer einen ſtarken Druck auf die Preiſe ausüben, umſomehr als auch die Kaufkraft der Bevölkerung ſtark geſchwächt iſt. In den Sommermonaten wird ſich aber in⸗ folge des bereits jetzt feſtgeſtellten 6 prozent. Rückganges des Ferkelbeſtandes die erwähnte Wendung in ſinkendem Marktangebot aus⸗ wirken. Während das Angebot auf dem Schweinemarkt in den letzten drei Jahren ſtän⸗ dig geſtiegen iſt und die Schweinepreiſe ge⸗ drückt hat, wird im Sommer 1932 das Ange⸗ bot zurückgehen und auf eine Hebung der Prei⸗ ſe hinwirken. Das Ausmaß der Preisbeſſerung bleibt allerdings von der Entwicklung der Kaufkra't der Bevölkerung abhängig. Da die Zahlen der trächtigen Sauen um 15 Prozent, die der Jungſauen ſogar um 27 Prozent abgenommen hat, wird der Rückgang des Angebots von längerer Dauer ſein. Um einer Verknappung vorzubeugen, kann dem Schweinehalter trotz des vorläufig noch anhal⸗ tenden Tiefſtandes der Preiſe geraten werden, den Augenblick für eine Verſtärkung der Nach⸗ zucht nicht zu verſäumen.. Darum keine Zuchtſau mehr auf den Schlacht⸗ viehmarkt. Dez. 1930. 23,8 28,4„ 1 + 10 + 4 eee een 1 HNuto gegen Triebwagen Rheindürkheim, 31. Dez. Heute Nach⸗ mittag ereignete ſich um 3.15 Uhr auf der Mainzer Landſtraße beim Bahnübergang Rheindürkheim—Oſthoſen ein ſchweres Auto⸗ unglück. Der Wagen des Wormſer Zeitſchriſ⸗ tenhündlers Büttler, der von deſſen Sohn ge⸗ ſteuert wurde, fuhr in voller Fahrt mitten auf einen Triebwagen. Herr Büttler ſenior wurde ſchwer verletzt und mußte ins Krankenhaus transportiert werden, während der Sohn mit leichteren Verletzungen davon kam. Der Wa⸗ gen wurde vollſtändig zertrümmert Auch der Triebwagen wurde an der Achſe beſchädigt und mußte von einem Hilfszug abgeſchleppt wer⸗ den. Tur großen Fabel in Eee beſochnn ine Jahrt mit einem deulſchen Kriegsſchiff hinaus auf die größter Verantwortung jeder Poſten—„ „ Blutrote Streifen und Wolkengebilde brachen durch den dieſigen Morgenhimmel. Eine ſcharfe Briſe fegte über den Jadebuſen.„Sturm in Sicht“ meinten die Fiſcher auf der Naſſaubrücke, die in hellgelben Bauchſtiefeln und mit qual⸗ menden Naſenwärmern ihre Meinung aus⸗ tauſchten, ehe ſie an ihr ſchweres, ſaures Tage⸗ werk gingen. Höhere Offiziere fanden ſich auf der Brücke ein, einige Preſſevertreter kamen hinzu.— Um den Molenkopf bog in ſchneller Fahrt eine WMotorbarkaſſe des Kreuzers„Köln“ und legte an. Schnell waren alle Plätze in ihr beſetzt. Der Bootsſteuerer, ein rundlicher Obermaat mit wettergebräuntem Geſicht, ſtand breitbeinig auf ſeinem Podeſt. Ein Matroſe ſetzte am Heck die Kriegsflagge:„Offizier an Bord!“——— Schnell verſank die Brücke hinter uns Sprit⸗ zer ſchäumten auf, feiner giſchtiger Sprühregen ſtäubte über uns hinweg. Höher und höher reckte ſich vor uns der graue Leib des Kreuzers „Köln“ aus den Fluten die allgemach anfingen, mit unſerer Barkaſſe etwas unmanierlich um⸗ zugehen. Aber als es anfangen wollte, unge⸗ mütlich zu werden, fuhr unſer ſchmuckes Boot in elegantem Bogen längsſeit und ſtoppte am Fallreep.— Oben ſtand eine größere Anzahl Offiziere, um die Gäſte zu begrüßen, den Kapi⸗ tän z. S. Maßmann, den Marine⸗Generalober⸗ arzt Dr. Lohmeyer und die Preſſevertreter, un⸗ ter ihnen zwei Schriftleiter der„Wilhelmsha⸗ vener Zeitung“, Dr. Geiß und der Unterzeich⸗ nete. a Der Kommandant des ſchönen Schiffes, Kapitän z. S. von Schröder, hieß die Männer von der Feder mit herzli— chem Handſchlag willkommen und vertraute ſie der Führung des 1. Torpedo-Offiziers, Ka⸗ pitänleutnants Dehio, an. Gleich vorweg ſei es geſagt, daß unſer Cicerone ſein nicht ganz leichtes Amt in ebenſo freundlicher und uner⸗ müdlicher, wie erſchöpfender und feſſelnder Art auszuüben wußte. Zunächſt wurden wir in der anheimelnden Offiziersmeſſe verſtaut, munterten die klammgewordenen Knochen bei einem guten Kaffee und einer Zigarre auf und traten ſodann erwartungsvoll unſere Funktionen als ſeemänniſche Schlachtenbumm⸗ ler an. Inzwiſchen war„Köln“„ankerauf“ gegan⸗ gen. Es galt für ſie, nach beendeter kurzer Werftliegezeit— ohne Rückſicht auf das Wet⸗ ter— eine forcierte Fahrt aufzunehmen und dieſe mehrere Stunden hindurch anzuhalten. Eine ſolche Erprobung der Maſchinenhöchſtlei⸗ ſtung wird alljährlich nur ein einziges Mal vorgenommen und bietet des Intereſſanten für den Seemann und den Techniker, aber auch für den Laien ſehr viel. Zum letzten Mal hatte„Köln“ gezeigt, was ſie in dieſer Beziehung zu leiſten vermag, als ſie von ihrer jüngſten großen Reiſe, aus der Biskaja kommend, unter„A. K.“ durch den Engliſchen Kanal fegte. Damals haben ſich Briten und Franzoſen— angeſichts des vorüberſauſenden Kreuzers— erſtaunt, ungläubig und ſicherlich nicht er⸗ freut— die weitaufgeriſſenen Augen gerieben. Herrgott, iſt die„Köln“ ein Schiff!— Als ich vor 4 Jahrzehnten meine ſchwarz-weiß⸗ roten Schnüre auf der alten, braven Ausfall⸗ korvette„Sachſen“ trug,— dieſem ſchornſtein⸗ quadratigen, ſchwimmenden Plätteiſen— da glaubte ich, den ſchönſten, ſtärkſten und un⸗ überwindlichſten„Pott“ unter meinen Füßen zu haben. Geſtern 1.% dieſe Anſicht gründlich korrigieren. Was ſind die 5000 PS der guten„Sach⸗ ſen“ gegen die 65 000 der„Kölner“? Wohin wir auch kamen, überall fanden wir freundliche Geſichter, offenes Weſen, herzliche Aufmerkſamkeit. Allerdings ſchielte bei dem immer mehr auffriſchenden Wetter jeder dritte Seemann erwartungsvoll nach unſeren Naſen⸗ ſpitzen, die ihm vorläufig jedoch nicht den Gefallen taten, angſtſchwitzend weiß anzulau⸗ fen!— Am Turm„Bertha“ verholten wir uns atemſchöpfend zunächſt und warfen einen Blick in das Innere dieſes auf dem Achterdeck ſtehenden Mordinſtrumentes, das mit ſeinen drei Langrohren, die elektriſch geſchwenkt und hydrauliſch gehoben werden, ſo aufgeſtellt iſt, daß es mit ſeinem, ſeitlich hinter ihm ſtehenden Schweſter⸗Drillingsturm „Caeſar“ auch über das Vordeck hinweg und voraus ſchießen kann. Ein Stückmeiſter er⸗ teilte ſeiner Mannſchaft gerade Inſtruktion, — worauf meine artilletiſtiſchen Einjährigen⸗ Erinnerungen urplötzlich recht kleinlaut wur⸗ den und ſich vorkamen, als ſtammten ſie aus der ſchönen Zeil f der„faulen Grethe“. Während in den Türmen„Kanonenſchwoof“ gebimmſt wurde, daß es nur ſo krachte, übten Signalgäſte ihre Künſte in Semaphorieren mit Winkflaggen. Eine andere Abteilung kam im Laufſchritt von vorn auf dem ſchmalen Außen⸗ gang um die Aufbauten herum nach dem Ach⸗ terdeck,— in dieſem Augenblick machte das Schiff eine Schwenkung,— eine gewaltige See brach ſich an dem ſtarren Rumpf, eine ſprühen⸗ de Giſchtwolke pritſchte über das Schiff und über die hellauflachenden Matroſen hinweg. Einige Male kamen wir an Türen vorbei, die ein„Geheimnis“ abſchloſſen. Als Warnung prangte ein blaues Kreuz darauf. Der Eintritt war ſtreng verboten.„Das iſt vernünftig! Das iſt das beſte Warnungszeichen, das es gibt. Einem„Blauen Kreuz“ geht jeder See⸗ mann aus dem Wege! Das kann er nicht ver⸗ tragen! Dafür iſt er nicht zu haben!“ Wir waren unweit von Wangerooge. Die Sonne war vorübergehend durchgebrochen, wunderbare Wolkenbilder— Bilder von Sturmwolken— jagten am Himmel. Hell und freundlich grüßten die Häuſer der Inſel,— ein Lotſendampfer zog unten vorüber. Höher und höher ging die Fahrt,— aber in gleichem Verhältnis tat das auch die See. Der Magen fing an— bei dem einen und andern—, wie ein leerer Tobaks⸗ beutel hin⸗ und herzuſchlenkern und im Halſe hochzuſteigen. Ein unangeneh⸗ mes Gefühl iſt's, wenn man fürchten muß, daß man hineinbeißen könnte!— Man verzichtete daher auf die Naturſchönheiten und ſehnte ſich nach reelleren Genüſſen. Auf dem Weg ins Innere des Kreuzers paſſierten wir zahlreiche Oertlichkeiten. Da wäre zunächſt die Mann⸗ ſchaftskombüſe zu nennen. Schade, daß die⸗ ſelbe aus militäriſchen Gründen nicht gut mit einer„Haushaltungsſchule für junge Mäd— chen“ verbunden ſein kann. Unſere„Köln“⸗ Jungens allerdings würden, entgegenkommend wie ſie ſind, vielleicht nichts dagegen einzu⸗ wenden haben! Schnelligkeit, Sauberkeit, Ein⸗ teilung, Zubereitung,— alles würden der wackere Küchen⸗Ober⸗ maat und ſeine trefflichen„Schmotts⸗ maate“ ihnen beibringen! Wenn man den verhältnismäßig kleinen Raum betritt, das appetitliche Hantieren der Köche beobachtet und— was die vorübergehenden Sa ute mit ſchnuppernden Rüſtern gleichfalls tun— eine„Naſe voll nimmt“, dann kann mah“ nicht anders, dann ſchaut man ſo intenſiv nach den brodelnden Töpfen, daß der mitlei⸗ dige Kochkünſtler einen„Schlag“ als Koſt⸗ probe verzehrt. So geſchah es auch geſtern,— und ſiehe das Eſſen war ganz ausgezeichnet! Doch Scherz bei Seite! Die Koſt iſt ſtets beſcheiden, aber von beſtem Wohlgeſchmack und— was ſehr wichtig iſt— nahrhaft, ausreichend und „immer was anderes!“ Auf dem Wege zur Offiziersmeſſe warfen wir — zum Teil auch erſt nach dem Eſſen— einen Blick in die Mannſchaftsräume. Die Backen und Banken waren ſchon aufgeſchlagen. Eini⸗ ge Leute„mulſchten“ noch etwas, andere hat⸗ ten den Löffel ſchon in der Hand und warte⸗ ten auf ihre Atzung. In einem anderen Raum ſtopften, nähten und flickten eine Anzahl tap⸗ ferer Seeleute an ihren Sachen. Ob vielleicht das Furchtbarſte bevorſteht, was ſo dem braven Seemann begegnen kann — Lumpenparade? Wer den Koch und ſeine Künſte ehrt,— der liebt auch den Bäcker, d. h. wenn er leckeren Kuchen backen kann! Ein ſolcher Mann konkurriert auf der „Köln“ mit dem„Gulaſch⸗Dichter“ im Kampf um die Popularität. Ich glaube, beide ſtehen 100:100! Sauber walzte der Schiffsbäcker in ſeiner Backſtube den Kuchenteig,— und was wir am Nachmittag beim Kaffee von ſeinen Werken vorgeſetzt bekamen, konnte jeder kriti⸗ ſchen Prüfung ſtandhalten!— Sonſt beſichtig⸗ ten wir noch die prächtigen Waſchanlagen und die Bäder für Maate, Matroſen und Heizer. Mit freundlichem Intereſſe verweilten wir in den Oberfeldwebel⸗ und Unteroffiziermeſſen, ſowie in den Schreib- und Leſezimmern für die Monnſchaften. Ueberall fanden wir ſchöne Geſchenke der Patenſtadt„Köln“, Bierhumpen, eine Bibliothek, prächtige Bilder u. a. m. In der Offiziersmeſſe empfing uns der Erſte Offizier, Korvettenkapitän Fleiſcher. In dem ſchmucken Raum herrſchte eine ſehr anſprechende Behaglichkeit. Auch hier hatte die Großzügigkeit der Stadt„Köln“ mit zur Ge⸗ mütlichkeit durch wertvolle Wandausſchmük⸗ kungen u. andere Zuwendungen beigetragen! Das gemeinſame Eſſen nahm einen ſehr har⸗ moniſchen Verlauf, nach deſſen Beendigung man noch ein halbes Stündchen beim Kaffee zuſammen blieb. Dann hieß es: „Bitte, keine Müdigkeit vorſchützen!“ Wir beſuchten das geräumige Schiffslaza⸗ rett, in deſſen hübſchen Schwebebetten einige Kranke lagen. Lazarett, Apotheke und Opera⸗ tionszimmer unterſtehen dem Stabsarzt Dr. Sanders. Man merkte es der ganzen Einrichtung an:„Wer hier eingelie⸗ fert wird, der iſt gut aufgehoben!“— Großen Wert legt das Kommando auf die geſchmackvolle Ausgeſtaltung aller Räume, na⸗ mentlich all' derjenigen, in denen ſich die Leute viel aufhalten müſſen. Um die Eintönig⸗ keit zu vermeiden, hat man deshalb immer wieder eine wechſelnde Farbenſtimmung ge⸗ wählt, ſo daß Auge und Schönheitsſinn ange⸗ nehm berührt werden. Die gute Verpflegung — auch beim Seemann geht die Liebe ein gut Stück Weges durch den Magen, die ſchöne Ausſtattung der Wohn⸗ und Ar⸗ beitsräume haben auf der„Köln“ im Verein mit der ausgezeichneten Diſziplin und der prächtigen Haltung der mit Wohlwollen und taktvollem Eingehen auf alle berechtigten Wünſche behandelten Mannſchaft ein Verhältnis der Untergebenen zu ihren Vorgeſetzten geſchaffen, das von beiderſeitigem Vertrauen getragen iſt! Mußte jedem alten Soldaten, der hier an Bord unter die„blauen Jungen“ geriet, die Offenheit, die unaufdringliche Freundlichkeit des Einzelnen und die offenſichtliche Freude an dem beim herrſchenden„Sauwetter“ gewiß nicht leichten Dienſte ohne weiteres auffallen, ſo konnte er nicht anders, als innerlich Kom⸗ mando und Beſatzung beglückwünſchen. Möge abgeheuert. Jas gꝛößte Jefiff ler deulselen Voꝛhetiegshandelsoflotte uind aus dem Bienot gexogen Der jetzige amerikaniſche Rieſendampfer„Leviathan“(frühere deutſche„Vaterland“) iſt aus dem Verkehr gezogen und auf unbeſtimmte Zeit außer Dienſt geſtellt worden. Die Beſatzung des 54 000 Tonnen großen Ozeanrieſen, des zweitgrößten Schiffes der Welt, wurde bereits Schiffsarzt, wogende dee— Jubelnde herzeusluſt im Anblick des ſtolzen Schiffes, doch eruft und voll* meer, wie biſt du gewallig— 9 Jeemannsberuf, wie biſt du hark und— schön!“ es immer und auf allen Schiffen der Flotte, bei allen Truppen des Heeres ſo ſein und bleiben! 5 Die prächtige Haltung der Leute fand Ka⸗ mentlich auch in den Keſſel⸗ und Maſchinen⸗ träumen, vor den Feuern und an den Turbi⸗ nen die größte Aufmerkſamkeit. f Gewiß, ein Heizerdienſt mit Schaufel und Pokerſtange iſt nicht von Pappe! Und die Kameraden von der„ſchwarzen Zunft“ auf der alten„Sachſen“ hätten nichts zu lachen. Aber wenn man die alten Knaben „Köln“ kommandieren könnte, ich glaube mancher würde ſagen: Ich will lieber Kohlen an die Feuer trimmen u. glühende Roſte rausreiſſen und durch neue erſetzen— als in die⸗ ſer toſenden, donnernden Hölle vor den Oelfenern und vor den Turbinen aus⸗ harren!“ Und doch lachte uns auf unſerer Stippviſite in der von zerhämmerndem Gebrüll tauſendfach erſchütterten, ölgeſchwängerten Luft dieſes ſee⸗ männiſch⸗techniſchen Hexenſabbaths aus jedem Auge ein heller Stolz entgegen:„Ich bin ein Stooker!“ Korvetten⸗Kapitän Stieringer, der leitende Ingenieur⸗Chef des Kreuzers, g der in der dumpfen, das Hirn mit un⸗ erträglichem Druck belaſtenden Atmo⸗ ſphäre des„Maſchinen⸗Leitſtandes“ die Honneurs der„ſchwarzen Zunft machte, weiß, daß ſeine Jungens ſich nie ſo wohl füh⸗ len, als wenn die Keſſel und Rohrleitungen beben und brüllen, die Turbinen ihr raſendes Lied mit Donnerſtimme ſingen, wenn Oel und ſiedendes Waſſer, grelles Feuer und heulender Dampf, aufblickende Signale und gebrüllte, nie mit dem Ohr zu verſtehende, nie zu hö⸗ rende, höchſtens aus Geſten und Gebärden zu entnehmende Befehle die Signatur der Stun⸗ de geben,— wenn die Ventilationsmaſchinen wie irrſinnig raſen u. das Schiff durch Sturm und Wogen mit höchſter Geſchwindigkeit da⸗ hinfliegt! Das iſt Kampf!— das iſt Leben! — das heißt Stooker ſein!“ Vor unſeren Augen tanzen im Maſchinen⸗ Leitſtand all die Rohre und Ventile, dit Schaltbretter mit den 100 Stöpſeln, die Tele⸗ graphen, Telephone und aufzuckende Lichtzei⸗ chen, die Manometer und Tabellen einen wir⸗ ren Tanz und trommeln gegen unſre Schädel, decken. Der„L. J.“ hielt einen ſehr intereſſan⸗ ten Vortrag dazu, aber wir ertranken faſt im Schweiß—. „Herzlichen Dank!“— Raus!— Gott fei Dank! b Ganz erſchöpft ließ ich mich in der Nähe einer auf das Achterden führenden Schotitt; auf ein nieneiges Podeſe fallen und zündote mir eine Zigarre an.— Die Kollegen ver⸗ ſchwanden ins Freie. Ueber Detk fegten ko⸗ chende Brecher, weithin war das Meer ein einziges, aufruhrgepeitſchtes, gigantiſches Bo⸗ genſpiel. Und immer heftiger wurde das„Auf und Nieder“ der„Köln“. Wer keine Seebeine hat, der fuhr zwar nicht im Auto, aber immer⸗ hin auf eigenen„Buchſtaben“ elegant längs Deck, und ein nachfolgender Brecher gab ihn den Segen dazu.— 17 Seitwärts von mir— ohne mich ſehen zu können, ſtanden zwei Obermatroſen und be⸗ mühten ſich, ihre waſſertriefenden Knöſel in Brand zu ſetzen. 0 9 „Du— meinte der eine— ob die Re⸗ dakteure wohl ſchon„geſpuckt“ haben?“ —„Ich weiß nicht— meinte der andere—. der Dicke mit der Brille—“.„Der Dicke mit der Brille ſpuckt nicht“, rief ich den beiden verlegen grinſenden Matroſen zu,„der hat vor 40 Jahren ſchon gefahren, als ihr noch nicht daran dachtet, nächſtens Säuglinge zu wer⸗ den!“ g In der Meſſe traf ich die anderen Herren bei einer Taſſe Kaffee wieder. Von der Kom⸗ mandobrücke aus, vom Fahrtleitſtand, genoſ⸗ ſen wir dann mit bewundernden Augen das herrliche Bild der ſturmgepeitſchten Nordſee. 5 Helgoland lag weit, weit hinter uns. Unſere beiden großen Turbinen waren längſt mit den zwei Marſchturbinen auf zwei Wellen zuſam⸗ mengekoppelt. Die Fahrt war allmählich mehr und mehr geſteigert worden. Rund 180 Kilo⸗ meter legten wir in drei Stunden zurück. Die⸗ ſe Fahrt in Verbindung mit dem Sturm und der gewaltigen Dünung des Meeres machten uns den„Köln“ ⸗Aufenthalt zu einem Erleb⸗ nis, an dem die Erinnerung noch lange zehren wird. Wenn man von der vorn liegenden Brücke den Blick rückwärts wandte, hatte man einen Anblick, der kaum packender gedacht wer⸗ den konnte. Ueber das Deck des ſchmalen, end⸗ los langen, ungemein„ſchnittigen“ Kreuzers brauſten immer wieder klatſchende Seen. Das 1 var umwirbelt oge 0 chtſchleiern, hinter denen ſich in wech⸗ dan ö e ee ee wogende Hügel d Täler dehnten. Seitwärts brauſten und brüllten die Waſſer heran in einer ſolch uner⸗ bittlichen Majeſtät, in einer ſolchen Hehre, daß die Herzen klopften vor innerer Ergriffenheit: „O Meer, wie biſt du gewaltig!— ö O Seemannsberuf, wie biſt du hart und f— ſchön!“ Wenn nun das gewaltige Schiff, das von der Brücke aus nicht mit dem Rad, ſondern durch Druckknöpfe geſteuert wurde, eine Schwenkung machte, war es bewundernswert zu ſehen, wie der langgeſtreckte Rumpf gegen Sturm und Wogen ſeitwärts wich und in einem kochen⸗ den, toſenden Giſchtſtrom faſt„auf der Stelle“ drehte. Allmählich wurde es dunkel. Undeut⸗ lich erkannte man noch von der Brücke aus die vier Torpedodrillinge und die neue Vorrich⸗ tung zur Abdrängung und Loslöſung veran⸗ kerten Minen.——— i Nun zog der Kreuzer, aus tauſend Bul⸗ lens blickend, in märchenhaftem Licht⸗ ſchimmer ſeine Bahn durch das allmäh⸗ Alllich ruhiger werdende Waſſer.——— Noch hatten wir die Ehre, einer Einladung des Kommandanten zum Kaffee folgen zu dürfen, wobei wir den ausgezeichneten Kuchen des Schiffsbäckers ſchätzen lernten, Kapitän von Schröder, Kapitän z. S. Maßmann, Ma⸗ rine⸗Generaloberarzt Dr. Lohmeyer, Korv.⸗ Kapitän Fleiſcher und Kapitänleutnant Dehio hatten bei dem ſich entwickelnden Plauder⸗ ſtündchen die Liebenswürdigkeit, noch ſo man⸗ che Frage eingehend zu beantworten. Inzwi⸗ ſchen war die„Köln“ auf Reede vor Anker gegangen.— Es wurde Zeit, ſich zum Abſchied zu rüſten. Dem uns freundlich vorgelegten „Gäſtebuch“ verleibten wir uns mit herzlichem Danke ein. Dann gings zur Offiziersmeſſe zum gemeinſamen Abendbrot und zu einem letzten Glaſe Bier. Hier fanden wir noch Ge⸗ legenheit, uns beim Adjutanten, Leutnant z. S. Lott, zu bedanken, der unſeren freundlichen Cicerone, Kapitänleutnant Dehio, ebenſo eifrig wie ausführlich bei unſerer Belehrung unter⸗ ſtützt hatte. Daß übrigens der Zweck, die Durchführung der„forcierten Fahrt“ glänzend gelungen war, hatten wir erfahren, als der Kommandant dem leitenden Ingenieur-Offi⸗ zier, Kapitän Stieringer, ſeine vollſte Aner⸗ kennung ausſprechen ließ. f Ein Läufer meldete: 1 e „Das Boot legt in 5 Minuten vom Fallreep ab!“ Ein wunderbares Bild empfing uns an Deck. Das rabenſchwarze Meer unter dunklem, un⸗ ſichtigem, ſternenloſem Nachthimmel rauſchte ſchäumend gegen die Flanke des Kreuzers. Grün und rot blinkten die Hafeneinfahrtslich⸗ ter. Dampfer„Eckwarden“ zog fern vorüber. Hundert Lichter grüßten von Wilhelmshaven. Der Lichtkegel von Arngaſt buſchte geſpenſtiſch über die Jade.— Rotflammend warnte die Wetterwarte:„Sturm in Sicht!“— Noch einen Händedruck dem Kommandan⸗ ten, dem Erſten Offizier, dem leitenden „Chief“, unſerem Führer, dem Adjutanten und — von dieſer Stelle aus— dem trefflichen Obermaſchiniſten⸗Maaten, der ſo ſorglich dar⸗ auf verpicht war, daß uns von den Genüſſen der Turbinen und der Oelkeſſelanlagen auch nicht ein einziger verloren ging. Ich habe ihn in Verdacht, daß er uns allen zu einer Fähnrichstaille verhelfen f. wollte. Kapitän z. S. Maßmann und der General⸗ oberarzt Dr. Lohmeyer ſtiegen mit in das Boot——— Ein kurzer Befehl— Abſchieds⸗ von wogenden, ſchäumen⸗ tuſe.— Winken———. Das Boot flog in die dunkle Nacht hinein. Wie eine Märchen⸗⸗ burg im Schimmer von zahlloſen Lichtern ver⸗ ſank hinter uns die„Köln“——. Der Alltag hatte uns wieder. Aber die (Erinnerung bleibt und ſingt in unſeren Herzen das Lied von dem Erwachen „Deutſchlands zur See“. In das Fremdenbuch der„Köln“ aber hatte ich den improviſierten Gruß eingetragen: Aus Deutſchlands Heldenflotte ragt Ein Name hell heraus, Der mahnend ſtrahlt für alle Zeit Durch Not und Wettergraus. Bei Helgoland in heißer Schlacht Ging tapfer er zum Tod, Von ſeinen Toppen wehten ſtolz Die Farben Schwarz⸗Weiß⸗Rot. Matroſen, Heizer, alle Mann', Off'ziere, Kommandant, Sie gaben ihres Herzens Blut Fürs deutſche Vaterland. Und fern von Scapa Flow her grüßt Das Meer aus tiefem Grund. Die zweite„Köln“ ſank hier hinab In hehrſter Schickſalsſtund'. Lang iſt es her,— ein drittes Schiff Fährt durch das weite Meer, Ein Schiff mit gleichem Namen ringt Für deutſche Macht und Ehr'. Der Heldengeiſt, der hat geführt Die beiden„Köln“ allzeit, Er bleibt der dritten„Köln“ getreu In Seemannsglück und Leid. Drum Heil dir,„Köln“, du Meeresbraut, Du Schiff aus deutſchem Erz, Nie zage bang an deinem Bord Je eines Seemanns Herz! Was wir geſeh'n, was wir gehört, Begeiſtert unſern Sinn Und lenkt noch oftmals unſern Geiſt Zu deinen Männern hin! Und kommen wir nach Köln am Rhein, So künden ſtolz wir da: „Es fährt die„Köln“ den rechten Kurs, Drum, Kreuzer„Köln“— hurrah!“ Hermann Heiſſing. Nimdfumk Mühlacker Sonntag, den 3. Januar 7.00 8.25: Bremer Hafſenkonzert: 11.00: Lie⸗ derſtunde: 11.30: Bach-Kant e(Aus Leipzig): 12,00: Promenadenkonzert; 13,00: Freiburg. Bet⸗ tellieder aus aller Welt; 13,45: Stunde des Landwirts; 14,15: FJeſtkonzert; 15:00: Jugend⸗ ſtunde aus Frankfurt; 16.00: Konzert aus Wies⸗ baden; 18,00: Aukorenſtunde: 18.30: Hugo Joo⸗ ſten: Unſere Kraft; 19,00: Sportbericht; ab 19.30 Uhr ſiehe Frankfurt. M entag, den 4. Januar 6.45: Gymnaſtik; 7.10: Wetter; 10,00: Schall⸗ plauen, 11.00 11.15: Nachrichten: 12.00: Wet⸗ ter; 12,05: Werbungskonzert d. Reichspoſtrekla⸗ me: 12,35: Konzert des Rundfunkorcheſters; 12,55: Nauener Zeitzeichen; 13.00: Konzertfortſetzung: 13,35: Preſſe, Programmänderungen, Wetter; an⸗ ſchl. bis 14.30 Uhr Konzert des Rundfunkorche⸗ ſters; 14,30: Svaniſch für Anfänger; 15,00 15,30: Engliſch für Anfänger; 16,30: Blumenſtunde; 17,05: Konzert(Aus München); 18,30: Zeit; 18,40: Or. Dinkel: Vom letzten Willen: juriſtiſche [Pauderei. Ab 19.05 Uhr ſiehe Frankfurt.— Schallplatten; Frankfurt Sonntag, den 3. Jaguar 7,00: Hafenkonzert aus Bremen; 8,15: Kathok. Morgenfeier; 9,30: Stunde des Chorgeſanges: 11,00:„Siegfried“, 1. Aufzug; Rundfunkorcheſter; 12,30— 13,50: Konzert(Aus Berlin): 13,50 14,05: Landwirtſchaflskammer Wiesbaden; 14,10: Stunde des Landes; 15,00: Jugendſtunde;„Das tapfere Schneiderlein“; 16,00: Konzert; 18,00: Dolf Sternberger: Kunſt und Ge ellſchaft; 18,15: Die Dämmerſtunde; 18,50: Dr. Alf. Paquet: Das Goethe⸗Jahr beginnt; 19,20: Sportnachrichten; 19,30: Unterhaltungskonzert; 20,15: Funkſpiele: 21,15:„Siegfried“; von Rich. Wagner. 1. Aufzug: 22,35: Zeit, Wetter, Preſſe, Sport; 23,00— 24,00: Tanzmu ik aus Berlin. M entag, den 4. Janſtar 6,15: Wetter, Gymnaſtik; 7,15: Welter, Konzert; 7,55: Waſſerſtand; 12,00: Zeit, Wirtſchaft; 12,05: 12,40: Preſſe, Watter; 13,00: Konzert(Aus Langenberg); 13,9: Nachrichten; 14,00: Werbekonzert; 14,45: Gießener Wetter⸗ bericht; 15,05: Zeit, Wirtſchaft; 15,20: Johann! Waeſcher: Die erſte deulſche Aerztin und die erſle deutſche Zahnärztin; 17,00: Wirtſchaftsmel⸗ dungen; 17,05: Kon jert;(Aus M inchen); 18,30: Wirtſchaftsmeld ungen: 18.0: Polizeiliche Plau⸗ derei; 19,05: Englisch far Aafän zer; 19,30: Zeit, Programm, Wetter, Wirtſchaft; 19,45: Unterhal⸗ tungskonzert; 20,45: Aus heſſiſcher Verganzen⸗ heit; 2,45: Konzert; 22,25: Zeit, Wetter, Preſſe, Short; 22,45— 23,05: Kanaliſation der Großſtabdt. München Sonntag, den 3. Januar 10,00: Evangel. Morgenfeier; 10,45: Glockhen⸗ läuten von der Frauenkirche; 11,00: Orgelkonzert: 11,40: Gedichte von Guſtav Falke und Richard Dehmel; 12,00: Konzert; 13,05. Zeit, Wetter, Programm; 13,15: Für unſere Landwirtſchaft; Otto Liedl: Die Behebung der ſübbayriſchen Schneebruchſchäden; 13,35: Bunkes Konzert— (Schallplatten): 14,30: Dr. E. Dyckhoff: Schach⸗ funk; 15,15: Konzert; 15,35: H. K. Schauer: Mein Heimatdörfl; 15,55: Konzert; 16,25: Zmoa Brettl— a g'führiger Schnee(Plauderei); 16,45: Unterhaltungskonzert; 17,45: Ludwig Eid: Pföl⸗ ziſches aus Kanada; 18,10:„Falſch verbunden“. Hörfolge von Olly Boeheim; 18,55: Vortrag; 19,20: Konzert; 19,50: Wetter, Sport; 20,00: Populäres Konzert; 23,00: Preſſe, Sport; 23,15 — 24,00: Tanzmuſik. Montag, den 4. Januar Gymnaſtik: 11.10: Marätbericht. Zeit, Wetter, Preſſe; 11,30: Werbeſtunde; 12,15: Land⸗ wirtſch. Wochenbericht; 12,35: Konzert; 13,35: Un⸗ terhaltungskonzert(Schallplatten); 14,00: Zeit, Wetter. Programm, Preſſe, Börſe, Werbenachrich⸗ ten; 14,20: Tortbildungsſtunde; 15,40: Leſeſt m⸗ de; 16,05: Zeit, Wetter, Landwirtſchaft; 16,20: Lieder von Kurt Werner, Limburgerhof; 16,45: Bücher zum Programm der Woche; 17,05: Veſper⸗ Konzert; 18,30: Zeit, Wetter, Landwirtſchafl; 18,40: Dr. Karl d'Eſter: Zeitungsweſen in Oſtaſien; 19,00: Stunde der Arbeit; 19,40: Konzert; 20,15: „Der unſichtbare Hund“(Hörſpiel); 20,40: Kam⸗ mermu lik; 22,00: Vom Nutzen der Phantaſie, ein realiſtiſches Zwiegeſpräch; 22,20: Zeit, Wetter, Preſſe, Sport. Der erſte sporkſonnkag 1932 Der erſte Sportſonntag des Jahres 1932 bringt wieder ein recht reichhaltiges Pro⸗ gramm, beſonders auf den Fußballfeldern Süddeutſchlands, wo es neben Endſpielen zur Meiſterſchaft noch rückſtändige Verbandsſpiel Pokalſpiele und wichtige Privattreffen gibt. Auch im Handball gibt es zahlreiche bedeuten de Ereigniſſe. Neben dem Fußball verdient noch der Winterſport durch Quantität und Qualität ſeiner Ereianiſſe beſondere Bedeu⸗ 6.45: tung und daneben gibt es noch im maolport und Boxen Veranſtaltungen von beſonderer Bedeutung. Im J Fußball laufen alte und neue Spielſerien nebeneinan⸗ der her. In den 1 Endſpielen zur ſüddeutſchen Meiſterſchaft ſpielen in Gruppe Nord: g SV. Waldhof— FV. Saarbrücken Fal. Pirmaſens— Wormatia Worms Gruppe Süd: Spvg. Fürth— VfB. Stuttgart FV. Raſtatt— 1. FC. Nürnberg. i In rückſtändigen Verbandsſpielen treffen ſich in Gruppe Main: Eintracht Frankfurt— VfL. Neu⸗Iſenburg Kickers Offenbach— Germania 94 Frankfurt FSV. Frankfurt— VfL. Neu⸗Iſenburg Spvg. Griesheim 02— Germania Bieber FSV. Heuſenſtamm— Rotweiß Frankfurt Gruppe Baden: FC. Rheinfelden— Phönix Karlsruhe FC. Mühlburg— FC. Villingen. Mit den ebenfalls ſehr bedeutenden Pokal⸗ ſpielen hat der Bezirk Bayern bereits an Neu⸗ jahr den Auftakt vorgenommen. Am 3. Janu⸗ ar ſpielen: 5 Bezirk Württemberg⸗Baden: 11 a SV. Feuerbach— Spvg. Schramberg Kickers Stuttgart— VfB. Karlsruhe Spfr. Eßlingen— SC. Freiburg Union Böckingen— FC. Birkenfeld; e „r Ar 9 Bezirk Bayernn Wacker München— FV. Würzburg 043 Teutonia München— VfR. Fürth N Jahn Regensburg— FC. Schweinfurt FC. Bayreuth— SSC. Ulm; Bezirk Rhein⸗Saar: Spfr. Saarbrücken— Phönix Ludwigshafen SV. 05 Saarbrücken— FC. Mannheim 08 Amic. Viernheim— Saar Saarbrücken FC. Kaiſerslautern— Sppg. Sandhofen Spvg. Mundenheim— 1. FC. Idar Boruſſia Neunkirchen— VfR. Mannheim. In Privatſpielen gaſtieren die Wiener Pro⸗ fis weiter im Süden, der W. A. C. beim FC. Pforzheim, Auſtria beim Freiburger FC. Der FC. Kaiſerslautern hat den SV. Wiesbaden zu Gaſt. Eine Reihe ſüddeutſcher Mannſchaf⸗ ten weilen in Frankreich, und zwar: der VfL. Neckarau beim Club Francais in Paris, der FC. Hanau 1893 bei der Stadtelf Lyon, die Würzburger Kickers bei SC. Montpellier und der Karlsruher FV. bei Olympique Marſeille. Aus dem Reich intereſſiert das Gaſtſpiel der Budapeſter Hungaria in Halle gegen die mit⸗ teldeutſche Auswahlelf. Im 1 Handball werden rückſtändige Spiele nachgeholt und Meiſterſchaftsſpiele fortgeſetzt. Im Bezirk Main⸗Heſſen ſpielen SV. Wiesbaden und VfR. Schwanheim um die Bezirksmeiſterſchaft, in Württemberg treffen ſich Kickers gegen VfB. Stuttgart und Pol. Stuttgart— Tübingen 03 5 — 1 * um die Gruppenmeiſterſchaft u. in den Grup⸗ pen Rhein und Heſſen werden rückſtändige Spiele nachgeholt.— Im 0 Radſport gehört der Sonntag auf deutſchen Bahnen den Amateuren. Frankfurt, Stuttgart und Köln veranſtalten Amateur⸗Rennen mit teilweiſe internationaler Beſetzung.— Groß iſt das Programm im Ate Ata Dixin Sutso Neue Ladenverkaufspreise für Henkel- Erzeugnisse persll Herell Henko G 810 Henkel's Bleichmittel das selbstlätiqe Waschmittel dis selbsttätige Waschmittel Henkels Wasch- und Bleich- Soda Henkel's Aufwasch-, Spül- und Reinigungsmittel Henkel's Scheuerpulver(fein) Henkel's Scheuerpulver(gro Henkel's Seifenpulver Henkel's Schnitzelseifenpulver —(Ä— T1212.— 68 Pfenniq das DopRelpaket 36 Pfenniq das Normalpaket 713 Pfenniq das Pakeſ 20 Pfenniq das Pakel 77 Pfenniq das Paket 18 Pfenniq die Streuflasche 13 Pfenniq das Paket 3 Pfenniq das Pakei 17 Pfenniq das Paket dle vorstehenden Preise gelten auch für packungen, dle noch mit dem früheren Preisaufdruck im Manclel sine. Sämtliche Henkel-Erzeuqnisse nach wie vor in unveränderier Güle und Vollkommenheit f Henkel& cle. A.-G., oUαο⁰,jJ! 10 f RNReufjahrsbotſchaſt der heſſ. Staatsregierung Darmſtadt, 1. Jan. Das Heſſiſche Geſamt⸗ miniſterium erläßt an die heſſiſche Bevölkerung folgenden Aufruf: g „An der Schwelle des Neuen Jahres ent⸗ bietet die heſſiſche Staatsregierung der Bevöl⸗ kerung des Heſſenlandes herzliche Wünſche für 1932. Wenn ſchon am letzten Jahreswechſel betont wurde, wie Not es tue, die furchtbaren Schwierigkeiten mit vereinter Kraft anzupak⸗ ken, aber auch allen Nöten zum Trotz ſich mil Zuverſicht zu wappnen, ſo ſind ſolche Mah⸗ nungen heute mehr wie ſe am Platze. Wir ſtehen an einem Zeitabſchnitt der deutſchen Ge⸗ schichte, wie er ernſter in der Vergangenheit nicht oft erlebt wurde. Es iſt gut, ſich in zol⸗ chen Zeitläufen zu erinnern, daß das deutſche Volk noch immer Herr wurde über die Nöte der Zeit, weil es eines nicht aufgegeben hat: Den Glauben an die unverſieglichen Kräfte der Nation. ö Auch heute müſſen wir uns, und zwar alle, die ſich verantwortlich fühlen für unſer Schich⸗ ſal, vereint zu dieſer Zuverſicht bekennen und dürfen uns nicht lähmendem Fatalismus er- geben. Aus dielem gemeinſamen Bekenntnis heraus ſollte die Kraft erwachſen, über alle Gegenſätze hinweg zu vereinten Anſtrengungen zu ge⸗ langen, um die Widrigkeiten zu überwinden. Hierzu alle Volksgenoſſen aufzurufen, iſt unſer Wunſch für das Neue Jahr. Darmſtadt, den 31. Dez. 1931. ö ö Heſſiſches Staatsmin'terium: f (gez.): Adelung, Klinbeiger, T Leuſchner.“ Aus nah und Jern Bingen(Knabe ertrunken). Der 9 Jahre alte Sohn Ernſt des Landwirts Enders⸗Waldalges⸗ heim(b. Bingerbrüch vergnügte ſich auf dem Eiſe der ſogenannten„Waſſerlöcher“ an der Landſtraße zwiſchen Weiler und Bingerbrück. Dabei wagte ſich der Junge zu weit hinaus und kam auf eine Stelle, an der das Eis von einem Steinwurf zerſchlagen und mit einer dünnen Eiskruſte überzogen war. Plötzlich verſank der Knabe vor den Augen ſeiner Spielkameraden im Waſſer. Beherzte Männer verſuchten, ihn zu retten. Sie kamen jedoch zu ſpät. Der Kleine war unter die Eisdecke geraten und ein Herz⸗ ſchlag hatte ſeinem Leben ein Ende bereitet. Bingen(Mercedes⸗Benz ſchließt ihre Pforten). Die Mercedes⸗Benz⸗Großreparaturwerkſtätte, das Unternehmen des Heinz v. Lacum, ſchließt zum 1. Januar ihren Betrieb. Dadurch werden viele Angeſtellte und Arbeiter des Ortsteils Büdesheim brotlos. Den meiſten Arbeitern war ſchon gekündigt worden, als damals Heinz von Lacum bei Dobeln verbrannte und die Wechſelſchiebungen herausgekommen waren. Ob jemals die Groß⸗Reparaturwerkſtätte wie⸗ der in Betrieb genommen wird, ſteht noch nicht feſt. 10 i Bad Ems(Ems ſenkt Gas⸗ und Waſſer⸗ preiſe). Einen nachahmenswerten Beſchluß für alle Kommunen hat die Stadt Bad Ems gefaßt. Die Preiſe für Gas und Waſſer wer⸗ den ab 1. Januar 1932 ermäßigt, und zwar wird der Gaspreis um 10 Prozent geſenkt. Der Gaspreis iſt damit innerhalb eines Jahres um 20 Prozent ermäßigt worden. Bei Waſſer wird der Preis je ebm um 2 Pfg. heruntergeſetzt. Bad reuznach.(Wieder Pferderennen). Die Kreuznacher Pferderennen, die vor dem Krieg allſommerlich gelaufen wurden und interna⸗ Honal berühmt waren, ſollen wieder ins Le⸗ ben gerufen werden. Der Nahetal⸗Rennverein hat beſchloſſen, die Rennen im Jahre 1933 wie⸗ der zur Durchführung zu bringen. Lahr.(Selbſtmorde). In Seelbach hat ſich der 38 Jahre alte Metzgermeiſter Schmieder mit einer Viehmaske erſchoſſen. Finanzielle Schmierlakeiten honen ihn in den Tod getrie⸗ ben.— In Meißenheim Nahm sig e. Sgh⸗ ſre alte Hilfsarbeiter Metzger, der ſchon ſeit langem Zeichen von Schwermut zeigte, das Le⸗ ben. Höchen(Saar)(Bergmannstod). Auf Grube Steinbach verunglückte der ledige Bergmann Amandus Sehn aus Riegelsberg durch Ab⸗ tutſchen einer Kohlenwand. Er wurde hoff⸗ nungslos ins Kranlenhaus eingeliefert, we er am nächſten Tage ſtarb. 80 1 5 8 Wieverſchopfheim.(Der älteſte deutſche In⸗ fanteriſt geſtorben). Im Patriarchenalter iſt hier Philipp Roth nach kurzer Krankheit ver⸗ ſchieden. Er hat als Infanteriſt die Feldzüge von 1866 und 187071 mitgemacht und wäre im Februar kommenden Jahres 100 Jahre alt geworden. Kaſſel.(Gemeinſame Oper für Kaſſel und Wiesbaden). Die drei amtlichen Berufsvertre⸗ tungen in Kaſſel, Handwerkskammer, Indu⸗ ftrie⸗ und Handelskammer und Landwirt⸗ ſchaftsktammer, haben gemeinſam an den preuß. Finanzminiſter ein Schreiben gerichtet, in dem ſie gegen die Schlietzung des Staats⸗ theaters proteſtleren. Das Kultusminiſterium erwägt einen anderen Plan, nach dem die Oper im Winter ſechs bis acht Wochen in Kaſ⸗ el ſpielrn, im Sommer aber in Wiesbaden ga⸗ eren öl. 100 i e, eee, cpr iemſtein, 30. Dez.(Politiſcher Ueberfall.) Der 18⸗jährige Dienſtknecht Oswald Speth, bei Landwirt Jakob Ben⸗ gel hier bedienſtet, wurde am Sonntag nacht auf dem Heimweg im hieſigen Ort von einigen Burſchen überfallen. Dabei wurde ihm ein Stich in den Oberſchenkel beigebracht, ſodaß er ſich in ärztliche Behandlung begeben mußte. Wie verlautet, ſoll der Grund zu dieſer Tat in politiſchen Meinungsverſchiedenheiten zu ſuchen ſein. Der Ueberfallene ſoll Angehöriger der SA. der NSDAP. ſein, während es ſich bei den Tätern um politiſch Andersdenkende handelt. g Ludwigshafen, 31. Dez.(Den Wirt ſchwer verletzt.) Geſtern abend gegen 7 Uhr oeriet in einer Wirtſchaft in der Max⸗ ſtraße ein 27 Jahre alter arbeitsloſer Stein⸗ drucker mit noch einigen Gäſten in Disvnt. Im Verlaufe dieſes Disputes verſetzte er dem Wirte mit einer kurzen Tabakspfeife einen Schlag in das Geſicht, wobei die Pfeife ab⸗ brach und die Hornſpitze derſelben unterhalb des rechten Auges in die Augenhöhle ein⸗ drang und ſtecken blieb. Der Wirt wurde in ſchwerverletztem Zuſtande mittels Rettungs⸗ wagen in das ſtädtiſche Krankenhaus ver⸗ bracht. Mannheim, 30. Dez.(Stadtrat des Dienſtes enthoben.) Der Landeskommiſ⸗ ſär für die Kreiſe Mannheim⸗Heidelberg⸗Mos⸗ bach hat mit dem Beirat in einem längeren Diſziplinarverfahren am 29. Dezember den nationalſozialiſtiſchen Stadtrat Dr. Orth von Mannheim ſeines Dienſtes als Mitglied des Stadtrates enthoben. Der Grund zu dieſer Dienſtentlaſſung liegt in fortgeſetzten Ver⸗ ſtößen gegen die Gemeindeordnung und gegen die Pflichten als Gemeinderatsmitglied, die Stadtrat Dr. Orth gröblich verletzt haben ſoll. Mannheim, 31. Dez.(Schwerer Stra⸗ ßenunfall.) An der Straßenkreuzung F 4 G5 geriet geſtern nachmittag ein 66⸗fähriger Taglöhner beim Ueberqueren der Straße in die Fahrbahn eines Perſonenkraftwagens. Er wurde von dem Fahrzeug erfaßt und kam zu Fall, wobei er eine Gehirnerſchütterung und eine klaffende Wunde am Kopfe erlitt. Der Kraftfahrer verbrachte den Verletzten ins ſtädtiſche Krankenhaus. Es beſteht Lebens⸗ gefahr. Mannheim, 31. Dez.(Berüchtiger Heiratsſchwindler gefaßt.) Ein be⸗ rüchtigter Heiratsſchwindler, der in den Monaten November und Dezember hier und in Heidelberg auigetaucht war, um Bekannt⸗ ſchaften mit heiratsluſticen Mädchen anzu⸗ knüpfen, konnte in der Perſon des am 8. 2. 1900 in Wattenheim geborenen Bürogehſlfen Karl Konrad ermittelt und feſtgenommen wer⸗ den. Konrad trat gewohnheitsmäßig unter falſchem Namen auf. Er gab ſich als Student und Dr. Karl Heinz Altoff aus. G. wöhnlich trieb er in größeren Städten ſein Unweſen, um ungehindert ſeinen Opfern nachzuſtellen, die er um teilweiſe anſehnliche Geldbeträge brachte. Konrad ernährte ſich eine Neihe 107 Jahren durch dieſen u. ähnlichen Schwin⸗ el. 5 Mannheim, 31. Dez.(Großes Sch a⸗ denfeuer.) Auf dem Grundſtück Fahrlach⸗ ſtraße 105, nahe dem Schlachthof, auf dem ſich der Lagerſchuppen und die Werkſtätte eines Mannheimer Zimmereigeſchäftes befinden, brach Donnerstag früh kurz nach 4 Uhr ein Brand aus, der bald den ganzen Schuppen ergriff. Die Löſcharbeiten der Berufsfeuer⸗ wehr, die mit zwei Löſchzügen alsbald anrückte, geſtalteten ſich äußerſt ſchwierig, weil die Schlauchleitungen über 200 Meter gelegt wer⸗ den mußten und das Waſſer von den weit ab⸗ gelegenen Hydranten zur Motorſpritze gepumpt werden mußte. Nach etwa einſtündiger ange⸗ ſtrengter Arbeit gelang es, das Feuer mit fünf Schlauchleitungen auf ſeinen Herd zu be⸗ ſchränken und die benachbarten Gebäude zu retten. Ein in einer anſtoßenden Garage untergebrachtes Auto konnte in Sicherheit ge⸗ bracht werden. Eine größere Anzahl Holzbe⸗ arbeitungsmaſchinen und die Holzvorräte wur⸗ den ein Raub der Flammen. Der Schuppen, deſſen Dach wegen Einſturzgefahr eingeriſſen werden mußte, iſt völlig nieder⸗, ein Büro⸗ raum ausgebrannt. Die Berufsfeuerwehr konnte nach 6 Uhr abrücken. Eine Mannſchaft der Freiwilligen Feuerwehr, die inzwiſchen alarmiert worden war, übernahm die Brand⸗ wache. Der Schaden beträgt mehrere tauſend Mark. Die Brandurſache iſt noch nicht feſtge⸗ ſtellt. Heidelberg, 31. Dez.(Verſteigerung der Münzſammlung vermieden.) Der vor kurzem verſtorbene Geheimrat Julius Vorſtandsmitglied der J. G. Farbeninduſtrie, hatte ſeine Münzsammlung, deren Wert noch vot einigen Jahren auf einige hunderttauſend Mark geſchätzt worden war, den Wohlfahrts- einrichtungen der J. G. Farbeninduſtrie in Ludwigshafen vermacht. Jetzt iſt es der J. G. gelungen, für die Sammlung einen Käufer zu finden, ſodaß die ſchön für einen Teil ange⸗ jetzte Versteigerung rückgängig gemacht wurde, da iht Ergebnis in dieſen ſchlechten Zeiten ſehr ungewiß erſchien. Kaufpreis und Käufer ſind bisher unbekannt. Heidelberg, 31. Dez.(Der Umbau am Karls to r- Bahn Bo f.] um dis leit lan- gem i Amp. Reichsbahn am Karlstor zu fördern, hat ſie jetzt die Stadtverwaltung bereit erklärt, einen Ambau ber chwebenden Pläne zun ber ſich Zuſchutz in Höhe von annähernd 200 000 Mk. zur Verfügung zu ſtellen, wenn die Reichs⸗ bahnverwaltung bald mit dem Umbau be⸗ ginnt. Heidelberg, 31. Dez.(Fahrpreis⸗ Ermäßigung der Heidelberger Straßenbahn.) Die Heidelberger Straßen⸗ bahn, deren Mehrheit bekanntlich die Stabt beſitzt, ſenkt ab 1. Januar die Fahrpreiſe für ihre Stadt⸗ und Vorortlinien dadurch, daß ſie ſtatt der bisherigen acht Fahrſcheine zu 1.50 RM. Hefte mit ſechs Fahrſcheinen für zuſam⸗ men 1.— RM. ausgibt. Das bedeutet eine Senkung um elf Prozent. Eine Herabſetzung der Tarife der ſtädtiſchen Werke ſoll in den nächſten Tagen mitgeteilt werden. Die Ver⸗ handlungen über die Höhe der Preissenkung ſind in dieſem Falle noch nicht ganz beendet. Ingelsheim, 30. Dez.(Die Nachfrage nach heſſiſchen Weinen.) Wie die „Ingelheimer Zeitung“ berichtet, zeigte ſich jüngſt hauptſächlich Intereſſe für 1930er und 1931er Weine. Bei Verkäufen aus erſter Hand wurden bezahlt für die 1200 Liter 1930er in Alsheim 400, Mettenheim 460, Dienheim 470, Uelversheim 450, Nieder⸗Saul⸗ heim(Rotwein) 430, Guntersblum 450, Ens⸗ heim 440 Mark. Im weſtlichen Reinheſſen ſtellten ſich 1930er auf 420600 Mark das Stück. Für 1929er wurden in Bechtheim 700 Mark angelegt. Der Winzerverein Pfaffen⸗ Schwabenheim verkaufte einen größeren Po⸗ ſten ſeiner 1931er Ernte zu 345 Mark die 200 Liter. Bei weiteren Abſchlüſſen von Jungweinen wurden bezahlt in Oſthofen für Weißwein 340 Mark, Rotwein 280300 Mk., Armsheim 220—240 Mark, Dorn⸗Dürkheim 280300, Dalsheim 310, Dittelsheim 260, Spiesheim 330, Hillesheim und Weinolsheim 310, Gau⸗Bickelheim 300, Partenheim 230 320, St. Johann 280-300, Gau⸗Weinheim 320, Mettenheim 280 Mark. Winnweiler, 30. Dez.(Schlingen⸗ ſteller verhaftet.) Der Brunnenmacher Gabriel Dech und ſein in den 20er Jahren ſtehender Sohn Ferdinand Dech aus Imsbach wurden im Staatswalde in der Nähe des Langheckhofes beim Nachſehen von Schlingen ertappt und feſtgenommen. Sie wurden durch die Gendarmerie in das Unterſuchungsgefäng⸗ nis nach Kirchheimbolanden gebracht. Auch wurde eine Hausſuchung vorgenommen. Bierbach, 30. Dez.(Aus dem Zug ge⸗ ſtünr zt.) Zwiſchen Bierbach u. Einöde ſtürzte ein 5jähriges Kind beim Anlehnen an die Abteiltüre aus dem fahrenden Zug vor den Augen des Vaters. Durch Ziehen der Not⸗ bremſe wurde der Zug zum Halten gebracht, worauf das aus Ormesheim ſtammende Kind mit ſchweren Verletzungen an Kopf, Arm und Beinen aufgefunden wurde. Rutsweiler, 31. Dez.(Kindesleiche gefunden.) Junge Leute aus Molfſtein fanden in der Lauter unterhalb Rutsweiler die Leiche eines neugeborenen Kindes. Die Gen⸗ darmerie iſt mit der Ermittelung der Kinds⸗ mutter beſchäftigt. Es iſt dies innerhalb kurzer Zeit der zweite Fall. wtb. Dortmund, 30. Dez.(Troſtloſe Finanzlage der Stadt Dortmund.) Die durch die ſchlechte Wirtſchaftslage u. durch die erhöhten Wohlfahrtsausgaben in den finanziellen Verhältniſſen der Stadt Dortmund eingetretenen mißlichen Kaſſenverhältniſſe zwingen die Stadtverwaltung dazu, am 1. 1. 1932 nur ein Sechſtel des Gehalts für die An⸗ geſtellten und Beamten zu zahlen. Die Stadt⸗ verwaltung hat ſich weiter in einem Schreiben an die Hypothekengläubiger gewandt und um Stundung der Zahlungen gebeten Neues aus der Medizin Von Dr. med. Lev Bonnin. Wundſtarrkrampf— nach 15 Jahren Im„Archiv für Hygiene“ berichtet Dr. Erunſt über einen Patienten, der im Jahre 1916 durch Sprengſtoffexploſionen eine Verletzung der linken Hand erlitten hatte. Die ganze Verletzung war längſt vergeſſen, als plötzlich nach 15 Jahren nach heftigem Anſchlagen der Hand an eine Maſchine furchtbare Schmerzen, Eiterungen an der Ver⸗ wundungsſtelle ſowie alle Anzeichen eines richtigen Wundſtarrkrampfes auftraten. Bei der Operation wurden aus der Hand Pappreſte des Sprengpäck⸗ chens hervorgeholt, an welchen die Starrkrampf⸗ bazillen nachgewieſen wurden. Es iſt alſo erwie⸗ ſen, daß dieſe gefährlichen Krankheitserreger ſich beinahe 15 Jahre lang im menſchlichen Körper le⸗ bendig erhalten können. Handſchriften von Kindern und Film ſtar 8. Ueber dieſes Problem berichtet Prof. Karger in der„Mediziniſchen Klinik“. Er behauptet, aus der Kinderſchrift das ganze Temperament der Kin⸗ der erkennen zu lönnen. Natürlich iſt die Kenntnis der äußeren Umſtände äußerſt wichtig. Im Zu⸗ ſtand der Ermüdung verlieren die Schriftzüge ſofort Kraft und Epaktheit, jeder Rhythmus fehlt. Sind die Kinder ermüdet, ſo reicht ihre Nerven kraft nur noch für einen kleinen Beſtandteil des Buchſtabens aus. Es entſteht die ſogenannte Zit⸗ terſchrift, die von Wort zu Wort kleiner erſcheint und auf einem Nachlaſſen der 5 Muskelbeherrſchung beruht. Schickt man ſolche üͤbermüdeten Kinder in mer einer Sucht zum Auffallen entſprichte unt daher auch ſtändig bei den vielfach zu Reklame⸗ zwecken benutzten Autogrammen der Filmſtars be⸗ obachtet wird. 5 00 Revo ver ſtatt Rezept Ein Apotheker in Jonzae im Departement Charente hatte ſich eine Anklage wegen Verkaufs von Rauſchgiften zugezogen und wurde zu einer Geldſtrafe von 100 Franes verurteilt. Er gab ohne Umſchweife zu, daß er ſich des verbotenen Verkaufs von Morphium ſchuldig gemacht habe, wies aber zu ſeiner Verteidigung darauf hin, daß die Abgabe des Giftes einen Akt der Notwehr darſtelle. Eines Morgens ſei ein Mann in ſeiner Apotheke erſchienen und habe Morphium verlangt. Als der Apotheker ihn aufforderte, ihm ein Rezept vorzulegen, zog der Beſucher ohne Wockeres einen Revolver aus der Taſche und drohte, den Apothe⸗ ker niederzuſchießen, wenn er ſeine Forderung nicht erfülle. Dem Apotheker blieb nichts ande⸗ res übrig, als ſeinem Wunſche zu willfahren. Am folgenden Tage aber war der Fremde wieder er⸗ ſchienen und hatte erneut Morphium verlangt. Diesmal begnügte er ſich aber nicht mit der Drohung mit dem Revolver, ſondern forderte außer dem Morphium noch die Zahlung von 4000 Frances. Im Weigerungsfalle drohte er mit einer Anzeige bei der Polizei wegen des Verkaufs von Rauſchgiften ohne ärztliche Verordnung. Auch diesmal übergab ihm der Apotheker das Mor⸗ phium, verweigerte aber die Geldzahlung. Der Mann begnügte ſich auch damit und iſt bald da⸗ rauf geſtorben. Auf dem Sterbebett hatte er ſeine letzte Kraft aufgeboten, um ſeine Drohung wahr zu machen und gegen den Apotheker Anzeige zu erſtatten. 2 Bunte Seitung Geſchichte aus Marolko. e 5 4 5 Eines ſchönen Tages befahl der Sultan ſei⸗ nem erſten Miniſter, die in ſeinem Reich leben⸗ den Wahnſinnigen ſtatiſtiſch zu erfaſſen und eine genaue Liſte von ihnen anzulegen. Der Vezir machte ſich unverzüglich an die Arbeit und ſtellte eine ſehr lange Liſte zu⸗ ſammen, an deren Spitze er den Namen ſeines Herrſchers ſetzte. f Der Sultan batte viel Humor und begnügte ſich, den Miniſter zu fragen, welchem Umſtand er es verdanke, unter den Wahnſinnigen als erſter aufgeführt zu werden. „Großmächtiger“, antwortete da der Vezir, „ich habe Dich auf die Liſte geſetzt, weil Du erſt vor zwei Tagen zwei Menſchen eine große Summe Geldes anvertraut haſt, um Pferde im Ausland zu kaufen. Die Leute waren Dir völlig unbekannt, und Du wirſt ſie niemals wiederſehen!“ „Ah, glaubſt Du? Und wenn ſie doch zu⸗ rückkehren?“ „Dann“, antwortete der Vezir,„werde ich den Namen Deiner Herrlichkeit ſtreichen und die zwei an ſeine Stelle ſetzen!“ d 5 Das Ende der Fliegenplage? Zwei ruſſiſche Profeſſoren in Belgrad wollen das geeignet ſein ein Mittel entdeckt haben, ſoll, die läſtige Hausfliege vollſtändig auszu⸗ rotten. Sie verſichern, in den Abfällen des Belgrader Schlachthauſes einen Schmarotzer gefunden zu haben, der die Fliegenlarven an⸗ greift und ihre Entwicklung hemmt. Es iſt den beiden Gelehrten angeblich gelungen, dieſe Paraſiten in ungeheuren Mengen du züchten und ſie über die Brutplätze der Flie⸗ gen zu verbreiten. Dieſer Larventöter ſoll übrigens ganz von ſelbſt die Brutſtätten auf⸗ ſpüren und den Larven zu Leibe gehen. Man hofft, ſchon in kurzer Zeit Belgrad, das ganz beſonders unter der Fliegenplage zu leiden hat, und im weiteren Verlauf das ganze Land von ſeinen Plagegeiſtern befreien zu können. Handel und Induſtrie Maunheimer Kleinviehmarkt. Mannheim, 91. Dez. Zufuhr und Preiſe: 956 Kälber 36—52; 5 Schafe 18— 22; Schweine 52, nicht notiert, 509 Ferkel und Läufer; Fer⸗ kel bis vier Wochen 5—8, über vier Wochen 10—13; Läufer 15-19 RM. ö Marktverlauf: Kälber mittel, geräumt; Schweine nicht notiert; Ferkel und Läufer mit⸗ tel. ö 5 Mannheimer Produktenbericht. Die Forderungen für deutſchen Weizen ſind weſentlich erhöht. Auch das Mehlgeſchäſt hat ſich entſchieden gebeſſert. Die Börſe ver⸗ kehrte in feſter Haltung. Man nannte: Wei⸗ zen 24—24,25, 75—76 Kg.; dio. 7874 Kg. 28—23,50; Roggen, inl. 21,25— 21,50; Hafer inl. 1517,50; inl. Sommergerſte 18,50— 19,50; Futtergerſte inl. 18,25—18,50; La Plata Mais 17,75—18; Weizenmehl Dez.— Jan. 33,75; Auslandsweizenmehl 35,50; füdd. Wei⸗ e Dez.—Jan. 37,75; dto. 39,50; „ Weizenbrotmehl n. 50; Roggenmehl 0—60⸗proz. Ausmahlung 29091; feine Weizenkleie 8,25; Biertreber 5 251275; Erdnußtuchen 12,75. Tendenz Heften. eee 8 ez. Jan. 25,75; Uto. Mannheim an den Planken naben der Hauptpost. Gleich zu Beginn des neuen Jablas die beliebte Kaulhelebenhel fer sparsamen Hausfrau! Montag, 4. Januar, und soweit Vorrat Dienstag rölk-Hal Roste von Seiden- u. Wollstoffen aller Art, Mantolstoff-, Wasch- Samt- U. Seidentrikot-Reste gte, Zu 2 wei Drittel, zur ktälfte und teils unter der Hä fte der regulären Preise! Reste von Welg- u. Baumwollwaren, Messel, Hemdonfuch, Cross, Boftuchstoff, Flanell, Schürzenzeug, Zephir gte. Size! Preis-NMachlas! Lokale Nachrichten Neujahr 1932. Das neue Jahr iſt angekommen. Mit Sang und Klang, Böllerſchießen und Gläſerklirren wurde es begrüßt. Erwartungs voll ſtehen wir an der Türe des Jahres 1932. Wird es alle guten Wünſche und Hoffnungen erfüllen? Alle beſtimmt nicht! Doch wir wollen ſchon zufrieden ſein wenn es nur einigermaßen die Not lindert und unſeren Volksgenoſſen das Leben annehmbarer macht. Man iſt ja ſo beſcheiden geworden.— In der Sylveſter⸗ Nacht war das Leben auf der Straße lange nicht ſo lebhaft wie in ſonſtigen Jahren. Es mag wohl das kalte Wetter hierzu beigetragen haben, aber hauptſächlich war es wohl anf die ſchlechte finanzielle Lage bei allen zurückzuführen. Am Neujahrstage erſchallte das„Proſit Neujahr“ an allen Ecken Am Abend hielt der Männergeſangverein und die Sänger⸗Einheit in ihren Vereinslokalen ihre tradi⸗ tionellen Neujahrs⸗Konzerte ab, die auch im Hin- blick auf die große Mitgliederzahl dieſer beiden Vereine, glänzend beſucht waren. Die gebotene Unterhaltung war erſtklaſſig und befriedigte die Beſucher beſtens.— Die Operetten- und Theater- geſellſchaft brachte im Kaiſerhof nochmals ihr Weih⸗ nachtsſchauſpiel„Ein Weihnachtsfeſt auf Falkenſtein“ zur Aufführung und hatte wieder einen ſchönen Erfolg zu verzeichnen. * Marian. Jünglingsſodalität. Die Vorſtands mitglieder der Jünglingsſodalität und der D. J. K. mögen das Inſerat beachten. * Aerztlicher Sonntagsdienſt. Bei Verhinderung des Hausarztes verſieht den Sonn- tagsdienſt Herr Dr. Kienle. * Evangeliſche Gemeinde. Von Sonn⸗ tag, den 3. Januar an findet wieder regelmäßig Kindergottesdienſt ſtatt. Die Kleinkinderſchule be⸗ ginnt am 4. Januar l. Js. Leben und Tod im Jahr 1931. Im letzten Jahre wurden in unſerer Gemeinde 195 Geburten, 96 Sterbefälleu 124 Eheſchließungen regiſtriert. Im Monat Dezember waren es 11 Geburten, 11 Sterbefälle und 7 Eheſchließungen. * Ein Schaltjahr. Das Jahr 1932 iſt ein Schaltjahr und hat 366 Tage. Der Monat Februar hat 29 Tage, was bekanntlich alle vier Jahre vorkommt. » Empfang der Saarbrücker Gäſte. Die Saarbrücker Fußballer des SC.„Saar“ Saar- brücken werden um 1,45 an der OEG. mit der Jeuerwehrkapelle abgeholt, worauf wir die Ein- wohnerſchoft aufmerkſam machen. * Neujahrskonzert der Sänger⸗ Einheit. Die geſtrige Neujahrsfeier der Sänger⸗ Einheit im dichtbeſetzten Freiſchützſaale nahm einen überaus guten Verlauf und übertraf ſelbſt die ge⸗— ſpannteſten Erwartungen. Unter der ſicheren Lei⸗— tung des Chorleiters, Herrn A. Sütterlin, kamen im erſten Teil der Veranſtaltung drei ernſte Chöre und zwei kleine Volkslieder ſehr wirkungsvoll zum Vortrag. Frau Marianne Keiler vom National- theater Mannheim(Sopran) ſang mit wunderbarer Stimme zwei Lieder von Schubert und mußte ſich noch zu einigen Dreingaben verſtehen. Die Klavier- begleitung der Chöre lag in den bewährten Händen von Frl. Julie Zobel. Sehr ſchön gefiel auch der von Frl. Brückmann vorgetragene Weihnachtsprolog. Mit einigen Begrüßungsworten des Vorſitzenden“ Herrn Dölcher, und der Ernennung des Herrn Philipp Stumpf zum Ehrenmitglied, fand der Kon⸗ zertteil ſeinen Abſchluß und nun folgte die Auffüh⸗ rung der Operette„Aennchen von Tharau“ von Gebh. SchätzlerPeraſini, die Glanzleiſtung des . Abends. Die Rollenbeſetzung war in allen Teilen eine glückliche und alle Mitwirkende haben ihr Beſtes gegeben und mit Hingabe geſpielt. Ueberall hin⸗ durch merkte man auch die fachmänniſche und ſichere Leitung des Dirigenten, der mit viel Mühe dieſes wunderbare Werk erſtehen ließ. Bühnenausſtattung und Koſtümierung waren großartig und wirkten bei der ſinnreichen Bühnenbeleuchtung ſehr effektvoll. Es iſt uns bei dem uns zur Verfügung ſtehenden Raum nicht möglich, auf das eine oder andere näher einzugehen, was wir uns für ſpäter vorbehalten, können aber doch unſer Urteil darin zuſammen faſſen, indem wir ſagen, die Aufführung iſt glänzend ge— lungen.— Wir können daher den Beſuch der am morgigen Sonntag, abends 8 Uhr, ſtattfindenden Wiederholung der Operette nur beſtens empfehlen. Wer ſich dieſen wahren Kunſtgenuß nicht entgehen laſſen will, ſorge ſich rechtzeitig für Eintrittskarten, die außer im Lokal zum Freiſchütz noch zu erhalten ſind bei Kaſſier Hans Laiſt, Schillerſtraße; Joſef Zöller, Bismarckſtraße. Eintrittspreis 50 Pfg. ein- ſchließlich Programm. * Arbeitsinvaliden. Auf die am mor⸗ gigen Sonntag im Gaſthaus zum Schützenhof ſtatt— findende General-Verſammlung wird aufmerkſam ge— macht. * Die„Grünen“ in Mainz. Die „Grünen“ waren am geſtrigen Sonntage in Mainz Kaſtel um das Rückſpiel auszutragen. Wie wir hören waren nur 6 Mann der erſten Mannſchaft dabei und ſo wurde das Spiel 21 verloren. Notverordnung und Lebens⸗ verſicherung. Anläßlich der in der neuen Notverordnung angeordneten Herabſetzung des Zinsfußes für Hypo- theken und feſtverzinsliche Wertpapiere wurde auch die Frage aufgeworfen, ob und in welcher Weiſe die beſtehenden Lebensverſicherungen hiervon berührt werden. Die praktiſche Folge der Zinsherabſetzung iſt natürlich eine Verminderung der Zinserträgniſſe, welche die Lebens verſicherungsgeſellſchaften aus ihren Kapitalanlagen beziehen. Dieſe Verminderung der Zinserträgniſſe kann ſich lediglich dahin auswirken, daß Ueberſchüſſe der Geſellſchaften und damit die künftigen Gewinnanteile der Verſicherten ſich er⸗ mäßigen. Dagegen iſt die Auffaſſung, daß etwa die tarifmäßigen Beiträge(Prämien), die in jeder Poliee feſtgelegt ſind, erhöht werden müßten oder gar, daß die Verſicherungsſummen herabgeſetzt werden müßten, völlig unbegründet. Die tarifmäßigen Beiträge ſind nach den geltenden geſetzlichen Beſtimmungen und den Anordnungen der Aufſichtsbehörden ſo vorſichtig und unter Zugrundelegung einer ſo niedrigen Ver— zinſung berechnet, daß auch die ermäßigten Zins- eingänge aus den Kapitalanlagen der Lebensver⸗ ſicherungsgeſellſchaften mehr als ausreichend ſein werden, um den Lebensverſicherungsunternehmungen nicht nur die Erfüllung ihrer Verpflichtungen in vollem Umfange zu ermöglichen, ſondern auch wei⸗ terhin Ueberſchüſſe zu erzielen und an die Verſicher- ten zur Verteilung zu bringen. Der ſogenannte rechnungsmäßige Zinsſatz, unter deſſen Zugrunde— legung die Tarifprämien berechnet ſind, liegt erheb- lich unter 6 Proz., ſodaß auch bei einem durch— schnittlichen tatſächlichen Zinsertrag der Kapital- anlagen von nur 6 Proz. immer noch ein recht beträchtlicher Zinsgewinn verbleibt. Zu berückſich⸗ tigen iſt dabei, daß durch die gleiche Notverord⸗ nung angeordnete Herabſetzung der Tarifgehälter der Angeſtellten und die allgemeine Preisſenkung der Unkoſtenaufwand der Verſicherungsgeſellſchaften nennenswert verringert werden wird, ſodaß auf dieſe Weiſe ein gewiſſer Ausgleich für den vermin⸗ derten Zinsüberſchuß geſchaffen iſt. Gottesdienſtordnung der katholiſchen Gemeinde V'heim 7 Uhr hl. Meſſe. 8 Uhr hl. Meſſe mit Predigt. 3/10 Uhr Hochamt mit Predigt. 11 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. 2 Uhr Andacht, darauf Verſammlung das 3. Ordens. 4 Uhr Verſammlung der Jungfrauen-Kongre— gation. In der neuen Kirche an Werktagen: Montag: ½8 Uhr 3. S.⸗A. für Eva Adler geb. Kempf. 3/8 Uhr 3. S.⸗A. für Kath. Koob geb. Dewald. Dienstag: ¼8 Uhr beſt. Amt für Joh. Pfützer, Ehefrau Kath. geb. Englert und ef Krieger Söhne Cornelius und Nikolaus. 3/8 Uhr beſt. Amt für Adam Weidner 6., Ehefrau Kath. geb. Dieter, ledig ef Tochter Kath., beiderſeitige Eltern und Angehörige. Mittwoch: ¼8 Uhr beſt. E.-A. f. Sophia Martin geb. Filbeck, in St. Avold verunglückten Sohn Jakob und Angehörige. 308 Uhr beſt. E.⸗A. für Kaſpar Sander, Ehe— frau Maria geb. Schmitt, Sohn Philipp und Tante Eva Schmitt und Angehörige. Donnerstag: ¼8 Uhr beſt. Amt f. Joh Haas 10., beide Ehefrauen Anna Maria gebor. Klee und Johanna geb. Hochſtuhl und Eliſabeth Herter und Angehörige. 3%8 Uhr beſt. E.⸗A. für Jakob Kempf 4., Eltern, Schwiegereltern und Schwager Andreas Zöller. Freitag: ¼8 Uhr beſt. Amt für Gg. Hoock 1., Ehefrau Kath. geb. Hofmann, 1 Krieger Sohn Gg. und Mich. Knapp 3., Ehefrau Kath geb. Winkenbach und beide Söhne Leonhard u. Joh ½8 Uhr geſt. hl. Meſſe für Stephan Adler, in Amerika Franz Adler und Marg Adler. 3/8 Uhr beſt. Amt für Jakob Weidner 4., Ehefrau Appollonia geb. Mandel, beiderſeitige Eltern und Schwiegerſohn Valentin Englert. Samstag: 8 Uhr beſt. Amt für Valt. Helbig 6., Eltern, Schwiegereltern und Angehörige. 7/8 Uhr geſt hl. Meſſe für Joh. Kühlwein 4., und Michael Bauer 1. 8 Uhr beſt. Amt für ledig 1 Geſchwiſter Cäcilie und Peter Roos und Großeltern. Am Montag und Mittwoch iſt bei den Engl. Fräulein, am Dienstag und Donnerstag bei den Barmherzigen Schweſtern um 7 Uhr hl. Meſſe. Am nächſten Sonntag wird das Feſt der hl. 3 Könige gefeiert. Gemeinſame Kommunion der Unterabteilung der Jünglingsſodalität und Klaſſen Frl. Becker, Rieß und Hußler. Beicht für die Kinder 2 Uhr. Am Dreikönigsfeſt iſt Kollekte für die Heidenmiſſion. Sonntag für den Caritasverband. Donnerstag von 2—5 Uhr Sprechſtunde des Arbeiter⸗Sekretärs im Freiſchütz. Kirchliche Anzeigen der Evang. Gemeinde Viernheim Sonntag, den 3. Januar 1932. Sonntag nach Neujahr. Gottesdienſt Kindergottesdienſt Jugendverein. Waldſportplatz. Die Verbands⸗Hokalſpiele beginnen am 3. Jan. 1932 im Bezirk Rhein⸗Saar! 6 Vereine der Gruppe Rhein— 6 Vereine der Gruppe Saar im Einrundenſyſtem(ohne Rückſpiele) nach Punktwertung um d. Titel d. Bezirkspokalmeiſters Die Verbandeſpiele ſind vorbei, ſofort be— ginnen die Verbandspokalſpiele in Süddeutſchland Vormittags 10 Uhr: Vormittags 11 Uhr: Abends 8 Uhr: zur Ermittelung der Bezirkspokalmeiſter, hieraus den ſüdd. Verbandspokalmeiſter, der als 3 Verein an der DFB. Runde um die Deutſche Fußballmeiſter⸗ ſchaft teilnimmt. In jedem Bezirk ſind es aus jeder Gruppe die 254612 Vereine an 3.— 8. Stelle. Die erſten 6 Spiele ſind letzten Sonntag ausgeloſt worden, hiernach hat die Sport⸗-Vgg 4 Spiele auf dem Waldſportplatz und 2 Spiele auswärts. Die 4 Spiele daheim ſind: am 3. 1. 32 gegen Saar- Saarbrücken, dann noch gegen Mundenheim, 1 Fuß- ballklub Idar und 08, Lindenhof; auswärts iſt zu ſpielen in Kaiſerslautern und Sandhofen. Es ſtehen mithin erneut ſpannende und intereſſante Verbands- kämpfe in Ausſicht, wobei in erſter Linie das Stärke verhältnis der Saar-Vereine intereſſiert. Der erſte Gegner am morgigen Sonntag, der älteſte Ver- ein des Saarlandes, des S C.„Saar“ Saarbrücken dürfte daher das größte Intereſſe weit über Viern— heims Grenzen beanſpruchen, ſteht doch„Saar“ mit an 3. Stelle in ſeinen Verbandsſpielen. Deutſche Sportler von der deutſchen Saar als Gäſte in Viernheims Mauern: Das bedeutet ein beſonders ſportliches Ereignis für die hieſige Sportwelt! Ein Maſſenbeſuch muß es werden auf dem Waldſport— platz als Zeichen für unſere Gäſte aus dem Saar- gebiet: Zu Ehren für Euch, Ihr deut ſchen Brüder aun der deut ſchen Saar! Der vielumſtrittene Remarque⸗Film „Im Weſten nichts Neues“ als gewaltigſtes Tonfilmwerk der Welt im Central⸗Film⸗Palaſt. Faft jeder hat Remarques Roman geleſen. Jeder weiß, daß er Uriegsbilder zu ſehen bekommt. Und doch, obgleich wir alle Kriegsfilme bereits in Fülle geſehen haben, ſo was haben wir noch nie ge⸗ ſeheu. Wir haben noch nie Maſſenbilder des Grau⸗ ens geſehen, die derart mit privaten, perſönlichen Er⸗ lebniſſen ausgefüllt wären. Nicht der Krieg ſelbſt wickt ſo ſtark im Buche, am ſtärkſten iſt der Eindruck des Urlaubes der Soldaten, ſeines achttägigen Aufenthalts- zu Hauſe. Sie erinnern ſich, wie Remarque in ſeinem Buche uns zeigt, wie ſein Held in ſeine Heimatſtadt kommt und wie ein Fremder ſich umſieht. Dieſe Fremdheit wird noch verſtärkt durch die Stille, die über dem Städtchen liegt, während in ſeinen Ohren, wie auch bei uns den ZFuſchauern, noch immer der Donner der Gefchütze, des unheimlichen Trommelfeuers, der Maſchinengewehre hallt. Paul wundert ſich über das Schweigen, über die Stille. Er fühlt ſich fremd, ganz fremd, und nicht allein in der Stadt, nein, er fühlt ſich fremd in ſeinem Hauſe, in ſeiner Familie. Dieſe Stimmung, die im Roman ſo meiſterhaft wiedergegeben worden iſt, ſteigt auf der Lein⸗ wand zu ungeahnter Höhe. Man ſieht, man fühlt, man hört dieſes Schweigen, dieſe Untätigkeit, dieſes Feh⸗ len jeder Notwendigkeit zur Tätigkeit. Dies alles ver⸗ wandelt das„Friedensleben“ in einen Traum, während das echte Leben dort, in den Unterſtänden und Gräben ift! Mit erſchütrernder Spannung fühlt es der Fuſchauer. .Und als Paul wieder zur Front kommt, fühlt er ſich dort zu Hau ſe, er ruht von ſeinem Urlaub aus. Noch eins. Als die Mutter ihn fragt:„Iſt es wirk⸗ lich ſo ſchlimm dort, an der Front“, beruhigt ſie der Junge:„Vein, es iſt gar nicht ſo ſchrecklich, Mutter!“ Dieſe heilige Lüge, um die arme Alte zu beruhigen, wie ſie hervorgebracht wird, das muß geſehen und ge⸗ hört werden. Dieſe„innere Seite“ des Krieges ruft eine unge⸗ heure Spannung und feſſelt viel ſtärker als die Aeußer⸗ lichkeiten des Krieges in dieſem prächtigen Film Ich habe früher gedacht, daß ein„Dokument“ viel ſtärker iſt, als alles, was man durch Spiel, durch ſchauſpiele⸗ riſche Kunſt darſtellen kann. Dieſer Film hebt die In⸗ ſzenierung zur Höhe eines Dokumentes. Der ganze per⸗ ſönliche Inhalt des Filmes iſt ſo tief, ſo einfach, ſy human, ſo menſchlich, daß er aus dem Perſönlichen ins Allgemeine wächſt. Was der Deutſche uns hier als ſein Erlebnis zeigt, kann ebenſogut als das Erlebnis eines Franzoſen, eines Engländers oder Amerikaners gelten. Ueber dieſen Film kann man nicht ſo ſprechru, wie man über irgendeinen andern Film ſpricht. Man kann nicht ſagen: die Schauſpieler„ſpielen“, denn ihr Spiel iſt derartig wahr, daß er weit über den Rahmen der Schauſpielkunſt ragt. Es iſt das Leben ſelbſt! Wer dieſen Film geſehen hat, kann ſich als vom Schickſal beglückt betrachten. 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