hochwaſſer in Chemnitz und im Erzgebirge Hochwaſſer in Chemnitz und im Erzgebirge. Chemnitz, 4. 1. Im oberen Erzgebirge trat nach einem Wetterumſchlag— bei dem das Thermometer von 5 Grad Kälte auf 8 bis 10 Grad Wärme geſtiegen war— Schneeſchmelze ein, die durch einen andauernden Regen, der am Samstag abend einſetzte und den ganzen Sonntag über anhielt, noch beſchleunigt wur⸗ de. Unaufhörlich ſtürzten von den Hängen ge⸗ waltige Waſſermaſſen zu Tal, und am Sonn⸗ tag früh führten die Zſchopau, die Sehma und die Pöhla Hochwaſſer, das von Stunde zu Stunde zunahm. Der Hochwaſſerſchutz mußte aufgehoben werden. An vielen Stellen traten die Flüſſe über die Ufer und überſchwemmten die anliegenden Gärten und Fluren, die ſtel⸗ lenweiſe rieſigen Seen gleichen. Bei dieſer Ge⸗ legenheit deang das Waſſer auch in zahlreichen Häuſern ein, die dadurch erheblichen Schaden erlitten. Jeucht! die neue Loſung Rieſige Mehrheit für Abſchaffung der Prohibition in Finnland. Helſingfors, 4. 1. Die Volksabſtimmung über die Abſchaffung der Trockenlegung Finnlands hat eine rieſige Mehrheit hierfür gebracht. Für vollſtändige Aufhebung der Prohibition wur⸗ den 520 000, für Zulaſſung leichter Weine 10 300 und für Beibehaltung 206 800 Stimmen abgegeben. Es fehlen nur noch einige tauſend Stimmen, die das Geſamtergebnis nicht mehr beeinträchtigen. Die Reichsindexziffer Berlin, 2. 1. Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten(Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und„ſonſti— ger Bedarf“) beläuft ſich nach den Feſtſtellun— gen des Statiſtiſchen Reichsamts im Durch— ſchnitt des Monats Dezember auf 130.4 gegen— über 131.9 im Vormonat; der Rückgang beträgt ſomit 1.1 Prozent. An dem Rückgang ſind hauptſächlich die Bedarfsgruppen Ernährung und Bekleidung beteiligt. Die neuen Preiſe für ſlickſtoffhallige düngemittel Berlin, 3. 1. Das Stickſtoff⸗Syndikat teilt mit: Die auf Grund der vierten Notverord— nung des Reichspräſidenten vom 8. 12. 31. ge⸗ ſenkten Preiſe für ſtickſtoffhaltige Düngemittel werden nachſtehend bekanntgegeben mit Aus— nahme der Preiſe für Kalkſtickſtoff, deren Feſt⸗ ſetzung noch nicht erfolgen konnte. Die Friſt für die Bekanntgabe der neuen Preiſe für die— ſes Erzeugnis iſt bis zum 10. Januar 1932 verlängert worden, jedoch wird eine Rückwir— kung für alle Bezüge ab 1. Januar 1932 er⸗ folgen.— Die bereits im Auguſt 1931 für das Düngejahr 1931/32 erfolgte Preisermäßigung von durchſchnittlich etwa 5 Prozent wird nach der Verordnung vom 8. 12. 31 bei der Be⸗ meſſung der neuen Preiſe berückſichtigt. Die 10prozentige Senkung gegenüber 193031 iſt nicht bei allen Produkten gleichmäßig erfolgt, weil das Preisverhältnis zwiſchen den einzel— nen Erzeugniſſen von 1930—31 auf 1931—32 im Auguſt 1931 eine Verſchiebung erfahren hatte. Die neuen Preiſe berückſichtigen dieſe inzwiſchen eingetretene Verſchiebung. Sie ent— ſprechen insgeſamt, über alle Produkte gerech— net, einen 10prozentigen Abſchlag von den Preiſen des Düngejahres 193031. Temperaturumſchwunges 1 hochwaſſer, leberſchwemmungen, dammbrüche, Berkehrsſlörungen Temperalurumkehr im Schwarzwald Freiburg i. Br., 4. 1. Nachdem noch am Neu⸗ jahrsag 15 Grad unter Null gemeſſen wurden, fing es bereits in der Nacht zum Samstag an wärmer zu werden. In der Frühe des Sams⸗ tags war das Thermometer auf minus 10—11 Grad geſtiegen um bis zum Nachmittag den Nullpunkt zu erreichen. Durch das einſetzende Tauwetter und den ergiebigen Regen brachten die kleinen Schwarzwaldflüſſe große Waſſer⸗ mengen zu Tal. Das Regen- und Tauwetter hielt auch noch am Samstag an. Gegen abend fiel auf dem Feldberg die Temperatur wieder auf minus 3 Grad, nachdem am Vormittag noch 1 Grad über Null gemeſſen wurde. Am Abend herrſchte dichter Nebel. Auf dem Schau⸗ insland herrſchten noch 2 Grad Wärme, die Schneehöhe iſt auf 20 em zuſammengeſchmol⸗ zen, ſo daß die Ausübung des Winterſports ſtark beeinträchtigt wird. Auch von hier wird ſtarker Nebel und Froſt gemeldet. * Ueberſchwemmungen Freiburg, 4. 1. Der plötzliche Witterungsum⸗ ſchlag führte, durch Regenfälle vergrößert, zu einem erheblichen Anſchwellen der Schwarz⸗ waldflüſſe. Der Oberrhein iſt in den letzten 24 Stunden um über einen Meter geſtiegen. Die erſte Flutwelle hat bereits Kehl erreicht. Die Kinzig hat im Gebiet zwiſchen Offenburg und Kehl ſchon weitere Ueberſchwemmungen verur⸗ ſacht und ſüdlich von Kehl den Bahndamm unterſpült, ſodaß ſeit heute morgen der Ver⸗ kehr auf der Strecke Appenweier— Kehl unter⸗ brochen iſt. Man verſucht, den lokalen Verkehr durch Umſteigen an der Einbruchsſtelle aufrecht zu erhalten, während der Schnellzugsverkehr Appenweier—Kehl— Straßburg über Winters⸗ dorf umgeleitet wird. 1. der Kinzigdamm gebrochen Kehl, 4. 1. Montag früh 5 Uhr wurde die Feuerwehr von Kehl alarmiert, um bei einem Dammbruch in der alten Eiſenbahnlinie Hilfe zu leiſten. Die Hochwaſſer führende Kinzig hat die Dämme überflutet und war in das in Zu⸗ ſammenhang der Rheinregulierungsarbeiten errichtete neue Kinzigbett eingedrungen. Hier hatten die Waſſer an dem ſog alten Bahndamm eine Srecke von 25—30 Meter das Erdreich weggeriſſen, ſodaß die beiden Schienenſtränge frei in der Luft ſchwebten. Als der Pariſer Schnellzug die Stelle paſſiert hatte, begann das Waſſer erfolgreich den Damm zu unterſpülen, ſodaß der Zugverkehr eingeſtellt werden mußte. Gewerk smüßiger Adopllonsſchwindel Ein aller Gaunerlrick— Handel mit Kindern! Berlin, 4. 1. Einem gemeinen Gaunertrick iſt die Berliner Kriminalpolizei in Zuſam⸗ menarbeit mit den holländſchen Kriminalbe— hörden jetzt auf die Spur gekommen. Nach den Beobachtungen ſind es anſcheinend zwei Ko— lonnen, die getrennt voneinander arbeiten. Dieſe beiden Banden betreiben gewerbsmäßig den Adoptionsſchwindel. Meiſtens bedienen ſie ſich zweier Tricks. Der erſte iſt folgender: In angeſehenen hol— ländiſchen Zeitungen wird unter irgend einem Namen bekannt gemacht, daß ein deutſches Kind an Kindesſtatt zu vergeben ſei. Es wird darauf hingewieſen, daß der Vater ehemaliger Offizier geweſen ſei und die Mutter aus einer ſehr angeſehenen Familie ſtammt. Aus beſon⸗ deren Gründen dürften die Angehörigen der Eltern nichts von dem Vorhandenſein des Kin⸗ des wiſſen, die Angelegenheit müſſe ſehr dis⸗ kret behandelt werden. Durch dieſe Angaben erreichen die Gauner, daß es den ausländi⸗ ſchen Intereſſenten nicht auffällt, wenn ſie mit dem deutſchen Mittelsmann, der die Verhand⸗ lungen führt, poſtlagernd verkehren müſſen. Es iſt erſtaunlich zu beobachten, in wie großer An⸗ zahl, beſonders aus holländiſchen Familien, Anfragen nach dem Kinde eingehen. Bei Be⸗ ſchlagnahmung derartiger poſtlagernder Deck⸗ adreſſen, konnte die Kriminalpolizei feſtſtellen, daß ſich in einzelnen F len bis zu 2000 Fa⸗ milien gemeldet hatten e das deutſche Kind aufnehmen wollten. D guner ſenden ſofort Das Medaillonbild Roman von Anny v. Panhuis. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold in Braunſchweig.) (36. Fortſetzung.) Wenn Pepe Arndt ſeine Abſicht gelang, und er brachte es danach vertig, zu entwiſchen, dann würde man Heinz rielleicht für ihren Mörder halten, wenn man ſie unten in dem Hauſe erſchoſſen auffand. Bis Heinz, von dem Schuß herbeigerufen, die Treppe hinunterkam, die Situation begriff, hatte Pepe Arndt längſt das Weite geſucht. Sie were ſich mti äußerſter Verzweiflung, ſtieß ihn mit den Füßen und ſtolperte, fiel. Jetzt riß Pepe Arndt den Revolver heraus. „Stirb, Beſtie!“ Wie zerkaut ſchoben ſich die zwei Worte aus ſeinem Mund. Seine Wut überwältite ihn, ſchlug glührot über ihm zu⸗ ſammen wie ein Brand. Er mußte ein Ende machen, ganz gleich, wie es für ihn auslief! Verena wollte mit der freigewordenen Hand die Waffe erhaſchen, aber der Wütende ließ ſich nicht überrumpeln. Die Waffe berührte ſchon ihre Bruſt, da erſt öffnete Verena die Lippen zum erſtenßfilfe⸗ ſchrei, aber er ward nicht laut, denn in dieſem Augenblick ſchlug eine kraftvolle Fauſt Pepe Arndt den Revolver mit voller Wucht aus der Hand. Verena ſprang empor, aber zu ſprechen ver⸗ mochte ſie noch nicht. Pepe Arndt aber warf ſich mit aller Kraft gegen den, der ihn in der Ausübung ſeiner gehindert hatte. Wie ein Ber⸗ ſerker ſchlug er auf Heinz ein, u. unwillkürlich an alle Anfragenden eine Rückantwort. Sie erbitten darin die Ueberſendung von 10 bis 20 Gulden, die ſie für Auskünfte, Speſen uſw. berechnen müßten. Sie weiſen darauf hin, daß ein Kind ſo angeſehener Eltern nicht jedem Beliebigen anvertraut werden könne; es ſei verſtändlich, daß die Kindesmutter über die Vermögenslage unterrichtet ſein wolle. Tat⸗ ſächlich ſenden faſt 80 Prozent der anfragen⸗ den holländiſchen Familien den geforderten Vorſchuß ein. In den meiſten Fällen begnügen ſich die Gauner damit, ſtreichen das Geld ein und laſſen nie wieder etwas von ſich hören. In dieſen Fällen ſollte das Kind ohne Abfin⸗ dungsſumme übergeben werden. In anderen Fällen wird eine Abfindungs⸗ ſumme gefordert. Sie beträgt durchſchnittlich etwa 10 000 bis 20 000 RM. Die Gauner nüt⸗ zen die Not in Deutſchland aus. Für einige hundert Mark nehmen ſie armen Leuten die Kinder ab, fälſchen dann die Papiere des klei⸗ nen Erdenbürgers und bringen ſie dann ſchließlich unter hochtrabenden Namen zu ſei⸗ nen holländiſchen Adoptiveltern. Den Ueber⸗ ſchuß, der immer viele Tauſende beträgt, be⸗ halten ſie für ſich. Während der Inflations⸗ zeit„arbeitete“ eine Schwindlergruppe mit dem gleichen Trick. Sie verſchickte die Kinder nach Schweden. Seinerzeit gelang es, dieſe Leute, zwei Männer und eine Frau, feſtzu⸗ nehmen. Sie wurden zu hohen Gefängnisſtra⸗ fen verurtetlt. Mainz, 3. 1. Wie ſchon in früh neten, aber auch gefährlichen, Wallſtraße einige ſchwere Rodelunfälle, von denen einer mit dem Tode eines blühenden Menſchenlebens endete. Der zehnjährige Sohn Chriſtian des Bauar⸗ beiters Jakob Pertchen wurde während des Rodelns von einem in ſauſender Fahrt nachfol⸗ genden älteren Rodler von hinten angefahren und mit furchbarer Gewalt gegen einen Baum geſchleudert, woſelbſt der Schüler bewuſtlos nend Schwerverletzte wurde ſofort durch das Sanitätsauto ins Städtiſche Krankenhaus über⸗ führt. Die ärztliche Unterſuchung ergab eine ſchwere Unterleibsverletzung und einen Wir⸗ belſäulenbruch. Der Junge ſtarb kurz nach ſei⸗ ner Einlieferung ins Krankenhaus.— Die Po⸗ lizei ſperrte hierauf ſofort die Bahn. Am eiſernen Skakelenzaun aufgeſpießt Mainz, 4. 2. Der 17jährige Bäckerlehrling Bonifaz Müller wurde am Samstag nachmit⸗ tag mit dem Beſeitigen des Schnees vom Dache des einſtöckigen Hauſes ſeines Meiſters auf dem Flachsmarkt beauftragt. Der Lehrling benutzte eine große Leiter, um auf das Dach zu gelan⸗ gen. Auf der Höhe der Leiter angekommen, brach die Sproſſe, und der Lehrling ſtürzte mehrere Meter tief herab. Er fiel auf den ei⸗ ſernen Staketenzaun des Nachbarhauſes und wurde dort von der Spitze eines Eiſens förm⸗ lich aufgeſpießt. Glücklicherweiſe wurde er von der Eiſenſpitze nur am linken Oberſchenkel er⸗ faßt, die tief in das Fleiſch eindrang. Der Ab⸗ geſtürzte wurde durch das Sanitätsauto dem Krankenhaus zugeführt, wo eine tiefe Fleiſch⸗ wunde ohne Knochenverletzung konſtatiert wurde. 200 zahre Regenſchiem Im Jahre 1731 geſchah das denkwürdige Er⸗ eignis: Der Engländer James Harvey erfand den erſten auf- und zuklappbaren Regenſchirm. Harvey hatte viele Jahre in China gelebt und dort geſehen, daß die Bevölkerung ſich mit einer Art von kleinen aufgeſpannten Dächern aus Papier gegen die Sonne ſchützte. Die Idee erſchien ihm an und für ſich ſehr gut, aber ſie bedurfte noch einer entſprechenden Vergröße— rung. Vor allem mußte der Regen- und Son⸗ nenſchutz ſo gebaut werden, daß er jederzeit bequem mitgenommen werden konnte. So ent⸗ ſtand der erſte zuſammenklappbare Regenſchirm. Harvey verwendete an Stelle von Papier ein Stoffgewebe, da das chineſiſche Vorbild nur als Sonnenſchutz zu brauchen war; für Son⸗ nenſchirme beſtand aber in dem nebligen und regneriſchen Inſelreich wenig Bedarf. Harvey verſah ſeinen Schirm mit ſchmalen Holzſpeichen. So praktiſch dieſe Erfindung auch war, ſo fand ſie in den erſten Jahren nach ihrer Ent⸗ ſtehung wenig Verbreitung. Man kannte da⸗ mals noch keine Maſſenfabrikation von Be⸗ darfsartikeln und die Herſtellung eines Para⸗ pluies war ziemlich koſtſpielig. Erſt ſpäter, als ein engliſcher Erzeuger auf den Gedanken kam, die hölzernen Speichen durch ſolche aus Stahl⸗ draht zu erſetzen und auch die Form des Re⸗ genſchirms entſprechend praktiſcher geſtaltet wurde, begann der Schirm ſeinen Siegeszug um die ganze Welt. In ſeinen Grundzügen weiſt der Schirm auch heute noch jene Form auf, die ihm in den Anfängen ſeiner Exiſtie⸗ rung verliehen wurde. ſchoben Lichtbereich. Heinz hätte von ſeiner Waffe gebrauch ma⸗ chen können, aber nun Verena aus dem böſen Spiel ausgeſchieden, mochte er es nicht darauf ankommen laſſen, jemand zu töten. Gleich einer ſchaurigen Viſion ſah er den Körper des Falſch⸗ ſpielers vor ſich am Boden liegen, erwürgt von ſeinen Händen. Schon ein Menſchenleben hatte er auf dem Gewiſſen, mit einem zweiten durfte er es nicht belaſten. Verena befand ſich außer Gfahr, und nur für ſie hätte er noch einmal die ſchwere Schuld auf ſich geladen. Jetzt fiel ein Streif des Lichtes vom Hauſe gerade ſo auf ſie, daß die beiden Ringenden gegenſeitig ihre Züge zu erkennen vermochten, und wie von einer ſtarken Macht dazu gezwun⸗ gen, wehrte ſich Pepe Arndt plötzlich nicht mhr. Er war atemlos, keuchend hob und ſenkte ſich ſeine Bruſt. „Töten Sie mich nur, wenn Sie wollen“, zwängte er herror.„Mein Leben gehört Ihnen weil Sie es mir retteten. Damals hätte mich die Elektriſche beſtimmt erwiſcht. Sie riſſen mich mit eigener Gefahr zurück. Denken Sie an Montevideo, an die Calle Caſtroy Oſorio, durch die die Straſtenbahnlinie 47 fährt.“ Erſt jetzt erlannte Heinz Hausmann den verkommenen Menſchen. Unwillkürlich lockerte ſich der Griff ſeiner Hände, aber völlig frei gab er den anderen doch nicht. Pepe Arndts Kopf ruckte ein wenig zu⸗ rück. Es war, ais wollte er Haltung annehmen. „Machen Sie mit mir, was Sie Woll eg, Ihnen tue ich nichts, gegen Sie wehre ich mich nicht, und wenn Sie mich in Stücke reißen. Mein Leben gehört Ihnen, Landsmann!“ Verena zupfte an ihrem Kleid herum. Sie mußte ja furchtbar zugerichtet ſein. Sie ſich die beiden Körper dabei in den lauſchte, während ſie ſich äußerlich etwas zu⸗ rechtzumachen ſuchte, verwundert auf das, was Pepe Arndt ſagte. Heinz wandte ſich zu ihr, doch ohne den an⸗ dern loszulaſſen. „Geh du nur jetzt, Verena, geh ins Haus, ruhe dich aus, mein Lieb!“ In feiner Stimme ſchwang noch die Angſt mit, was geſchehen wäre, wenn ihn der Kopf⸗ ſchmerz und die unerträgliche Unruhe nicht be⸗ wogen hätten, ans Fenſter zu treten und es zu öffnen. Pepe Arndt ſchnappte ein paarmal nach Luft, japſte dann:„So iſt das alſo, ſo! Dieſer Teufel in Röcken iſt Ihre Braut, Landsmann! Und ich wollte ſie töten, Ihnen Schmerz zu⸗ fügen? Das wäre ein ſchlechter Dank geweſen! Aber ich konnte das ja nicht wiſſen, nein, das nicht!“ Seine Schultern ſchoben ſich vor, es war, als ob der breite, ungeſchlachte Menſch zuſammen⸗ kiel. „Mein Leben gehört Ihnen, ſchießen Sie mich tot, ich bin ja doch zu nichts nütze. Ich bereue jetzt, ich— ach was, ich bereue gar nichts.“ Er ſchrie laut:„Machen Sie doch ein Ende mit mir, ich bin ja zu ſchlecht, noch weiter auf der Welt herumzulaufen, bin ja jetzt doch nur ein Campoſtromer.“ Wie ein Wimmern ſchloß es ſich an:„Aber ins Gefängnis will ich nicht, nein, nur das nicht!“ „Es wird aber wohl weiter nichts übrig bleiben!“ herrſchte ihn Heinz an. Dabei fiel ihm ein, daß er damals in Montevideo, als er Pepe Arndt vor der Elek⸗ triſchen weggeriſſen, ſich eingeredet hatte, durch dieſe Rettungstat ſei ſeine eigene Schuld etwas gemildert. 1 0 Am liebſten hätte er den Menſchen laufen laſſen, aber dann ſchwebte Verena ſtändig in Gefahr. Schon damals in Montevideo hatte der ehemalige Peon von ſeinen Racheplänen geſprochen. Aber er hatte ſie nicht ſo ernſt ge⸗ nommen. Verena hatte ſich nicht entfernt, ſie war be⸗ ſorgt um Heinz. So einem Kerl wie Pepe Arndt war nicht zu trauen. Der Verkommene bettelte:„Wenn Sie mich nicht töten wollen, dann laſſen Sie mich doch laufen. Nie komme ich wieder, nie, ich ſchwöre es mit tauſend Eiden. Die Senforita iſt, ſeit ich weiß, Sie lieben ſie, vor mir ſo ſicher wie Sie ſelbſt, Landsmann.“ „Laß ihn laufen!“ ſagte Verena hart.„So einer läuft doch früher oder ſpäter auf ſein böſes Ende los!“ Sie hatte überlegt, es war das beſte ſo, ſonſt dam ihre Liebe zu Heinz vielleicht auf peinliche Weiſe an die große Glocke. Auch im Campo wohnte der Klatſch. So weit und groß die Herrgottserde iſt, böſe Mäuler ſind an keine Nation, an keinen Himmelsſtrich gebunden. Auch über die Pampas zog der vergiftete Odem des Klatſches, er war heimiſch überall. Heinz ſagte hart:„Die Senjorita, die jetzt die Macht beſäße, Böſes mit Böſem zu vergel⸗ ten, weil Sie in ihrer Gewalt ſind, will, ich ſoll Sie laufen laſſen. Alſo ſind Sie frei!“ Er ließ Pepe Arndt los.„Ich aber werde veranlaſſen daß morgen nachmittag die ganze Umgegend der Alma brava gründlich abgeſucht wird. Verſtehen Sie meine Warnung richtig: Wenn Sie dabei noch aufgeſtöbert werden, kann und will ich Sie nicht mehr vor dem Gefängnis . bewahren.“ Fortſetzung folgt. ereigneten ſich auf der zum Rodeln ſehr geeig⸗ und blutüberſtrömt liegen blieb. Der anſchei⸗ Deer meg in die ehe Allerlei Kurioſitäten Wohl in keinem anderen Gebiete der menſch⸗ lichen Beziehungen hat ſich ſoviel Symbolik entwickelt, wie gerade bei den Brautwerbungen. Nicht nur bei den Europäern, auch bei den Völ⸗ kern anderer Kontinente haben ſich hier die merkwürdigſten Sitten entwickelt und zum Teil bis auf unſere Tage erhalten. So erzählt ein Forſchungsreiſender von den Maoris(Bewohner von Neuſeeland):„Wenn einem Maori ein Mädchen gefiel, ſo ſah er ihr erſt forſchend in die Augen; lächelte ſie ihn an, ſo nahm er ihre Hand und kratzte ſie leicht auf der Handfläche; erwiderte ſie dieſes Zeichen, ſo reichte er ihr den Flachsknoten. Wenn ſie den loſen Knoten zu einem feſten zuſammenzog, ſo bedeutete dies, daß ſie bereit war, ſein Weib zu werden; löſte ſie aber den Knoten auf und warf das Flachsſtück weg, dann wußte der Be⸗ werber, daß ihm ein„Korb“ zuteil geworden war“. Bei den Chako⸗Stämmen,(das ſind Völker, die das Wald⸗ und Sumpfgebiet des mittleren Amerika bewohnen, und in vieler Beziehung eine Sonderſtellung unter den benachbarten Völkern einnehmen), iſt die Sitte verbreitet, daß der junge Mann, wenn er ein Mädchen zu ſeiner Eheliebſten auserſehen hat, vor ihrer Hütte ein Bündel Holz niederlegt. Nun muß er abwarten, ob ſie dieſes Bündel in die Hüt⸗ te hereinholt oder nicht. Geſchieht das erſtere, ſo iſt ſie bereit, die ſeine zu werden. Bei gewiſſen Indianerſtämmen Nordameri— kas ſpielt wieder die Zigarre eine weſentliche Rolle bei der Brautwerbung. Der Freier muß in die Hütte ſeiner Auserwählten gehen und um Feuer bitten, wird ihm dieſes verſagt, ſo gilt dies als Abſage. Als weitere Eigentüm⸗ lichkeit ſei eine Sitte der ſüdamerikaniſchen Huitotos(Anwohner des Amazonenſtromes) erwähnt. Hier müſſen die Mädchen, die einen Heiratsantrag erhalten, dies ſchwer büßen, ſie werden nämlich von den Eltern an einen Pfahl gebunden und erhalten eine ordentliche Tracht Prügel. Erſt dann hört man auf, ſie zu ſchlagen, wenn ſie ohnmächtig zuſammenbre— chen, dann iſt nämlich das J el erreicht: mit der Ohnmacht, ſo glauben die Huiotos, hat der Geiſt der mädchenhaften Un fe die Heirats⸗ kandidatin verlaſſen, und ſie wird nun für würdig erachtet, als erwachſene Frau zu gelten. Jede 339 deutſche Ehe wird geſchieden Das Statiſtiſche Reichsamt veröffentlicht eine Statiſtik„Die Eheſcheidungen im Deut⸗ ſchen Reich 1930“, nach der jede 339. Ehe ge⸗ ſchieden wird. Die Zahl der Eheſcheidungen hat im Jahre 1930 weiter zugenommen, nachdem ſie ſchon im Vorjahre beträchtlich angeſtiegen war. Es wurden in Deutſchland nämlich 40 722 Ehen geſchieden, d. h. 700 mehr als 1929 und 3800 oder 10 Prozent mehr als im Jahre 1923. Auf 10 000 beſtehende Ehen kamen 1930 29,5 Schei⸗ dungen gegen 29 im Jahre 1929, 27,7 int Jah⸗ re 1928 und nur 15,2 im letzten Jahr vor dem Weltkriege. Bemerkenswert iſt, daß an den An⸗ ſtieg der Scheidungshäufigkeit im Jahre 1930 in hervorragendem Maße die Eher mit einer Dauer von über 10 Jahren beteiligt werden. Die Zahl der Scheidungen von Ehen, die län⸗ ger als 15 Jahre beſtanden, hat ſogar um rund 10 Prozent zugenommen. Das ankineuritiſche Vitamin B' Prof. F. Mayer ſchreibt in der„Fkf. Ztg.“: In einer am 18. Dezember 1931 in der Sitzung der Geſellſchaft der Wiſſenſchaften in Göttin⸗ gen und F. Laquer⸗Elberfeld mit ihren Mit⸗ arbeitern über die Reindarſtellung des Vita⸗ min B', des ſogenannten antineuritiſchen Vi⸗ tamin. Bekanntlich ruft der Mangel an dieſem Vitamin, das u. a. in der Reiskleie ſich befindet, die ſogenannte Beriberi⸗Krankheit hervor, ſchwerephatologiſche Erſcheinungen, deren Feſt⸗ ſtellung leicht gelingt. f Obwohl ſeit dem Jahre 1926 verſchiedener Forſcher kryſtalliſierte Produkte dieſes Vita⸗ mins aus Reiskleie dargeſtellt haben, war die Reinheit zweifelhaft. Die Löſung der Aufgabe iſt den oben genannten Forſchern mit Präpa⸗ raten aus Hefe gelungen; überraſchend iſt, daß das Vitamin B' Schwefel im Molekül enthält, ſeine Formel dürfte wahrſcheinlich Ciz Hr NsOS ſein. Im Tierverſuch zeigte es eine erheblich größere Wirkſamkeit als alle bisher bekannten Präparate. Die Vitaminforſchung iſt ein atemraubenden Ausbau begriffen. Es iſt bemerkenswert, daß die vier jetzt bekannten Vitamine verſchiedenen Körperklaſſen der organiſchen Chemie anzuge⸗ hören ſcheinen. Es eröffnet ſich ein weites Feld für die Forſchung auf dieſem Gebiete mit un⸗ abſehbaren Folgen für die Biologie. „Die Kunſt geht nach Brol“ Ein Zeitbild Eine Kunſtausſtellung wurde inden Räumen der ſchon pleite geglaubten Porza in Berlin er⸗ öffnet. Bilder von 5—15 Mk. im Zeichen der Zeit als Zeichen der Zeit. Die Kunſt geht nach Brot. Aber das Brot iſt noch immer nicht bil⸗ lig genug.„Wir erwarten Ihre höheren Preis⸗ angebote“, So ſchreiben die Künſtler über und unter ihre mit ſichtbaren und unſichtbaren Fragezeichen und als Mindeſtpreiſe zu verſte⸗ hende Honorarſätze. Aber da kommt ein korpu⸗ lenter Mann mit Bart und Brille und ver⸗ ſichert, daß es heute in der einſt ſo blühenden Induſtrieſtadt Steyr in Oeſterreich keinen Schulunterricht und kein elektriſches Licht mehr, aber 90 Prozent unterernährte Kinder gibt. Das iſt ein Menetekel, ſagt der Mann mit er⸗ hobenem Zeigefinger und hält in der anderen Hand die böſe Zeitung vor ſich hin. Wer möchte bei einer ſolchen Lage, bei dem derartigen Prozentſatz noch Bilder kaufen? Sind unterer⸗ nährte Kinder nicht wichtiger, ſind die Sorgen Ein Evthen Von W. W. Knoeckel Der Südweſtfunk ſtellt uns den nachfolgen⸗ den Beitrag zur Verfügung: Die Feuerwehr iſt ſchon lange das Mädchen für alles. Die Wehr des Feuers tritt gar oft zurück hinter anderen Aufgaben. Da gilt es eine Katze, die ſich verklettert hat, von einem Geſimsvorſprung im 6. Stockwerk herunterzu⸗ holen. Ein Pferd iſt geſtürzt. Die Feuerwehr wird herbeigeholt und hebt es wieder auf. Und wenn Adam Müller vor der beſchleunigten Abreiſe in die Winterfriſche vergeſſen hat, den Haupthahn zur Badewanne zuzudrehen, die Feuerwehr pumpt die mit überflüſſigem Waſ⸗ ſer reichgefüllten Räume aus. Auch der Rundfunk entwickelt ſich langſam zu ſo einer Art Mädchen für alles. Die Durch⸗ gabe von Autodiebſtählen und Vermißtenanzei⸗ gen iſt ſchon zur Alltäglichkeit geworden. Meiſt führen dieſe Rundfunkſprüche zu raſchem Erfolg. Die Herren Einbrecher ſind beſonders ſchlecht auf den Rundfunk zu ſprechen. Eben hat man unter Einſatz von Mut und Kraft einen Juwe⸗ lier überfallen, eine halbe Stunde ſpäter tönt es ſchon aus zehntauſend Lautſprechern und hunderttauſend Kopfhörern:„Das und das iſt geſtohlen worden, ſo und ſo ſahen die Verbre⸗ cher aus“. Keine„Sore“ iſt mehr zu„verſchär⸗ fen“, ja die genaue Perſonalbeſchreibung treibt einem in die dunkelſten Winkel, und ſelbſt da⸗ hin verfolgt ſie einem noch und nur allzu ſchnell „geht man hoch“. Es iſt nicht mehr ſchön auf der Welt. Aber auch in anderen Dingen erweiſt ſich der Rundfunk als Retter in höchſter Not. Am erſten Weihnachtsfeiertag war im Heſſiſchen Landes⸗ theater in Darmſtadt eine Feſtaufführung der Meiſterſinger von Nürnberg angeſetzt. Felix von Weingartner war Gaſt am Dirigenten⸗ pult. Alſo eine ganz große Sache. Die Proben um ſie nicht weſentlicher als die Bilder der jungen Generation? Gibt es nicht lebenswich⸗ tigere Berufe als die der Bildhauer und Ma⸗ ler? Soll unſere Kultur zum Teufel gehen, fragt dagegen ein immer noch langmähniger Jünger Apollos, der ſein Selbſtporträt für 5 Mark in bar oder drei Pfund Butter und zwei Pfund Gänſeſchmalz verkaufen will? Der dicke Herr mit der Brille fuchtelt erregt mit ſeiner Zeitung und trinkt am Büfett einen ech⸗ ten franzöſiſchen Kognak für 1.50 Mark das Gläschen. Nur die Beruhigung. Leider exiſtie⸗ ren viel, vielzuviel von ſeiner böſen, kurzſichti⸗ gen Sorte. Sie malen den Teufel an die Wand. Was, freilich, brauchen ſie dann noch andere Bilder? wird geſucht waren erledigt. Alles klappte am Schnürchen. Sogar das Große Haus war längſt ausver⸗ kauft. Da, vier Stunden vor Beginn der Auffüh⸗ rung, wurde die Darſtellerin des Evchens plötz⸗ lich krank. Telefone raſſeln. Alle Bühnen in annähernder Reichweite werden angeklingelt. Aber überall, in Wiesbaden, Frankfurt, Mainz, Karlsruhe, Mannheim iſt gerade die Sängerin, die für das Evchen in Frage käme beſchäftigt oder beurlaubt und nicht zu erreichen. Da kommt der Intendanz eine Idee. Wie wäre es mit einem Verſuch mit dem Rundfunk? Um 5 Uhr ſoll die Vorſtellung beginnen. Es iſt jetzt halb 2. Eine ſchnelle Anfrage— es herrſcht be— kanntlich Schnellverkehr zwiſchen Darmſtadt und Frankfurt— und genau um 2,40 Uhr ertönt über die Frankfurter Welle:„Ein Ev⸗ chen wird geſucht zur Meiſterſingervorſtellung heute nachmittag 5 Uhr in Darmſtadt. Soforti⸗ ge telefoniſche Meldungen ſind erbeten an den Rundfunk Frankfurt a. M., Telefonnummer ſo und ſo, oder an die Intendanz des Heſſiſchen Landestheaters in Darmſtadt, Telefonnummer ſo und ſo“. Kaum ſind die Worte verklungen, da klingelt es ſchon beim Rundfunk an:„Hier Kapellmeiſter X! In Frankfurt iſt zurzeit eine arbeitsloſe Sängerin, die im vergangenen Jahr ein paarmal in Kaiſerslautern das Evchen ge— ſungen hat. Wäre das was für Darmſtadt“— Man telefoniert mit Darmſtadt und dort heißt es:„Natürlich, natürlich, nur herbei mit der Frau“. Gerade erwiſcht die junge Dame noch den Zug 3,50 Uhr vom Frankfurter Hauptbahnhof. Eine halbe Stunde vor Beginn der Vorſtellung iſt ſie in der Garderobe des Landestheaters. Die Meiſterſinger⸗Aufführung iſt gerettet. —— „Frankreich wird keine Reparationen mehr erhalten“ ſagk eine franzöſiſche Zeilung— Ein vernünfliges Wort, das aber bei der negierung nicht gehört werden wird Paris, 3. 1. Unter der Ueberſchrift„Die große Geſte“ veröffentlicht die bedeutendſte Provinzzeitung Frankreichs, die„Depeche de Toulouſe“ einen hochintereſſanten Artikel über die Kriegsſchulden und Reparationen, in dem zum erſten Mal in einem maßgebenden fran⸗ zöſiſchen Blatte, das zudem der größten franzö⸗ ſiſchen Partei, der Radikalſozialiſtiſchen Partei, naheſteht, der Verzicht Frankreichs auf die Re⸗ parationen gefordert wird. Einleitend ſtellt der Leitartikel des Paradoxon der Politik der eu⸗ ropäiſchen Staaten feſt. Man ſpreche von Frie⸗ den und tue alles, um den Konflikt weiter zu erhalten; man rede von Solidarität der Völker und jedes Volk ziehe ſich hinter ſeine eigenen vier Wände zurück. In dem Leitartikel wird weiter feſtgeſtellt, daß die ganze deutſche Oeffentlichkeit die wei⸗ tere Zahlung von Reparationen ablehne, und daraus folgender Schluß gezogen:„Frankreich wird keine Reparationen mehr erhalten. Wa⸗ rum alſo ſo viele Ausreden gebrauchen? Wa⸗ Hochwaſſer in Chemnitz und im Erzgebirge Chemnitz, 4. 1. Im oberen Erzgebirge trat nach einem Wetterumſchlag— bei dem das Thermometer von 5 Grad Kälte auf 8 bis 10 Grad Wärme geſtiegen war— Schneeſchmelze ein, die durch einen andauernden Regen, der am Samstag abend einſetzte und den ganzen Sonntag über anhielt, noch beſchleunigt wur⸗ de. Unaufhörlich ſtürzten von den Hängen ge⸗ waltige Waſſermaſſen zu Tal, und am Sonn⸗ tag früh führten die Zſchopau, die Sehma und die Pöhla Hochwaſſer, das von Stunde zu Stunde zunahm. Der Hochwaſſerſchutz mußte aufgehoben werden. An vielen Stellen traten die Flüſſe über die Ufer und überſchwemmten die anliegenden Gärten und Fluren, die ſtel⸗ lenweiſe rieſigen Seen gleichen. Bei dieſer Ge⸗ legenheit drang das Waſſer auch in zahlreichen Häuſern ein, die dadurch erheblichen Schaden erlitten. rum ſo viel falſch angebrachte Geſchicklichkeit? Ich ziehe eine größere Geſte vor, denn da alle Reparationen in der Tat verloren ſind, riskie⸗ ren wir nichts mehr, wenn wir den Deutſchen ihre Schuld endgültig und ganz erlaſſen. Denn Deutſchland durchläuft zweifellos gegenwärtig eine Periode unbeſtreitbarer Not. Deutſchland hat ſich ſeine Zahlungsunfähigkeit organiſiert, wie man dies oft ſagt. Wenn man Hitler das Argument nimmt, daß die Reparationszahlun⸗ gen die alleinige Urſache an dem deutſchen Elend ſind, dann wird man ihm drei Viertel ſeiner Kundſchaft nehmen. Man wird damit Deutſchland vielleicht eine Revolution erſpa⸗ ren, deren Nachwirkungen niemand vorausſe— hen kann. Zum Schluß ſtellt das Blatt feſt, daß die bisherigen Geſten Frankreichs durch ſeine un— verſöhnliche und zögernde Haltung keinerlei Vorteile und Anerkennung gebracht haben und daß Frankreich dadurch das Anſehen einer hochmütigen Nation erhalten habe. 1. hochwaſſer auch in Sachſen Dresden, 4. 1. Faſt ſämtliche ſächſiſchen Flüſ⸗ ſe und Waſſerläufe führen heute Hochwaſſer. Im Erzgebirge ſind die Flüſſe ſtellenweiſe über die Ufer getreten. Das Waſſer iſt bereits an vielen Stellen in Häuſer eingedrungen und hat Wieſen und Fluren überſchwemmt. Wie aus Aue gemeldet wird, hat dort das Schwarzwaſ⸗ ſer einen Stand erreicht, der den bei der Un⸗ wetterkataſtrophe vom 6. Juli 1931 noch über⸗ trifft. Zahlreiche Wohnungen in Aue mußten geräumt werden. Im öſtlichen Erzgebirge wur⸗ de die Schmalſpurſtrecke Heidenau Altenberg wegen Gefährdung zweier Eiſenbahnbrücken geſperrt. Die Elbe iſt bis Montagvormittag nur leicht geſtiegen, doch teilt das Elbe⸗-Stromamt mit, daß für morgen oder Mittwoch mit einem ge⸗ waltigen Anſchwellen gerechnet werden kann. Das Regenwetter dauert überall an. Die Tem⸗ peratur beträgt etwa plus 10 Grad Celſius. Mainz.(Vom Auto angefahren.) Beim Aus⸗ ſteigen aus der Elektriſchen wurde eine Fraun aus Mainz⸗Mombach von einem Auto ange⸗ fahren. Sie trug anſcheinend innere Verletzun⸗ gen davon. Mainz.(Die Füße verbrannt.) Eine junge Dame von hier wärmte ihre kalten Füße am Herde, wobei die Stiefel in Brand gerieten und die Unvorſichtige ſchwere Brandwunden an den Füßen erlitt. Mainz.(Lebensmüde.) Unter Vergiftungs⸗ erſcheinungen ins Städtiſche Krankenhaus ein⸗ gebracht wurde ein in der Schulſtraße woh⸗ nender 56jähriger Mann. Sofort angewandte Gegenmittel beſeitigten die Lebensgefahr. Weinheim.(Zugunfall.) Samstag nachmit⸗ tag iſt ein Perſonenzug im Bahnhof Laden⸗ burg beim Zurückſetzen auf die Kopframpe aufgefahren, wobei ein Poſt⸗ und vier Perſo⸗ nenwagen leicht beſchädigt wurden. Einige Reiſende erlitten leichte Verletzungen. Kreuznach.(Mord an der Ehefrau?) Unter dem Verdacht, am Tod ſeiner Frau ſchuldig zu ſein, wurde der Ehemann Balzer in Backe⸗ nau verhaftet und ins Amtsgerichtsgefängnis Kreuznach eingeliefert. Die 26jährige Frau, die aus Braunweiler ſtammt, war unter rät⸗ ſelhaften Erſcheinungen erkrankt und wenige Tage ſpäter geſtorben. Es verbreiteten ſich Gerüchte, ſie ſei keines natürlichen Todes ge— ſtorben. Die Leiche wurde kurz vor der Beerdi⸗ gung, nachdem die Trauergäſte ſich bereits ver— ſammelt hatten, beſchlagnahmt. Simmern.(Drei Verletzte bei einem Brand.) In der Frühe des Sonntag entſtand in dem Wohn⸗ und Geſchäftshaus Koblenzer⸗ ſtraße 21 Feuer. Der Brand war in dem La⸗ ger des Konfektionsgeſchäfts DePeͤKa, Inha⸗ ber Otto Blum, ausgebrochen. Die freiwillige Feuerwehr war in wenigen Minuten zur Stel⸗ le, vermochte jedoch zunächſt wegen zu ſtarker Rauchentwicklung nicht an den Brandherd her⸗ anzukommen. Der Inhaber des Konfektions⸗ geſchäfts war kurz vor dem Eintreffen der Feuerwehr noch in die Geſchäftsräume einge⸗ drungen, um die Bücher zu retten. In dem ſtarken Rauch wurde er jedoch ohnmächtig. Der Feuerwehr gelang es, ihn trotz großer Schwie⸗ rigkeiten zu retten. Bei den Rettungsarbeiten erlitten die Feuerwehrleute J. Bauer und E. Jung leichte Rauchvergiftungen, während der Inhaber des Geſchüfts ſich eine ſchwere Rauch⸗ vergiftung zuzog. Die in der Brandſtelle wei⸗ lende Sanitätskolonne brachte die 3 Verletz⸗ ten in kurzer Zeit wieder zum Bewufitſein. Inzwiſchen war es der Feuerwehr gelungen, an den Brandherd heranzukommen und das Feuer zu löſchen. Der durch den Brand verur⸗ ſachte recht erhebliche Schaden erſtreckt ſich hauptſächlich auf Waren und Mobiliar. Das Haus ſollte am 8. ds. Mts. zwangsverſteigert werden. Ludwigshafen.(Noch gut abgelaufen.) An der Weißenburgerſtraße in Landau fuhr ein Auto in die geſchloſſene Bahnſchranke des Po⸗ ſtens 401. Infolge der vereiſten Straße konnte der Führer, der die Schranke zu ſpät wahrge⸗ nommen hatte, ſeinen Wagen nicht mehr recht⸗ zeitig anhalten, ſodaß dieſer erſt auf dem Gleis Landau⸗ Zweibrücken zum Stehen kam. Das Auto wurde von dem Schrankenbaum vollſtändig durchbohrt. Der Führer des Wa⸗ gens erlitt nur geringfügige Verletzungen an der Stirn, während die Schranke leicht be— ſchädigt wurde. Der Zug konnte noch rechtzei— tig durch den Wärter geſtellt werden und er— hielt nur geringfügige Verſpätung. gelbſtmord im Krankenhaus Mainz. Der infolge Siechtums in der Heil⸗ und Pflegeanſtalt in Heidesheim untergebrach⸗ te 71jährige Invalide Adam Knödler aus Hechtsheim wurde vor einiger Zeit wegen einer Erkrankung hier im Krankenhaus unterge⸗ bracht. In einem unbeobachteten Augenblick ließ er ſich am Samstag nachmittag in ſelbſtmörde⸗ riſcher Abſicht plötzlich kopfüber vom 3. Stock des Krankenhauſes zwiſchen dem Treppenſchacht in den Hausflur hinabfallen. Die Verletzungen waren derart ſchwerer Natur, daß bei dem Un⸗ glücklichen kurz darauf der Tod eintrat. heiratsſchwindler am Werte Kirn(Nahe), 4. 2. In Martin⸗Weierbach hat ein Heiratsſchwindler ſein Unweſen getrieben. Unter dem hochtrabenden Namen eines Dr. agr. Soundſo kam ein junger Wanderburſche ins Dorf. Er logierte ſich privat ein und hatte auch bald die Gunſt der jungen Haustochter erworben. Es wurde ſchließlich Verlobung ge⸗ feiert. Die Polizei beſah ſich die Angelegenheit aber etwas näher und forſchte nach dem Vor⸗ leben des glücklichen Bräutigams. Da kam ſehr zum Leidweſen der Braut heraus, daß der fei⸗ ne Titel gar nicht beſtand, und daß der Aus⸗ erwählte ein einfacher Landarbeiter war, der ſich als Arbeitsloſer auf die Wanderſchaft bege⸗ ben hatte. Das Herzensbündnis wurde ohne weiteres gelöſt und der Bräutigam a. D. mußte halt wieder den Wanderſtab ergreifen. „ e ö 9 75 Dieses ahi kein L 1 wenn Du go u. as d 4